23.11.2013 Aufrufe

Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kontraktualismus: Nachhaltigkeit als unverbindliches Ideal<br />

Zurück zu den philosophischen Aspekten des Nachhaltigkeitskonzeptes.<br />

Bislang haben wir Nachhaltigkeit als moralische Verpflichtung zur Langzeitverantwortung<br />

definiert, wir haben diesen Verpflichtungsanspruch aber noch<br />

nicht begründet. Warum sollte es moralisch verpflichtend sein, präsentisches<br />

Handeln auch unter der Perspektive der Langzeitverantwortung zu rechtfertigen?<br />

Warum sollte das nicht nur ein Ideal sein, dessen Befolgung Lob verdient,<br />

dessen Nichtbefolgung aber keine moralische Empörung evozieren<br />

kann, weil es als ideelles Leitbild nur auf Freiwilligkeit, aber nicht auf moralischer<br />

Pflicht beruht?<br />

In der Tat muss beispielsweise der Kontraktualismus, den wir in der Fassung<br />

von Peter <strong>St</strong>emmer näher erörtert haben, 98 als autonome Moralkonzeption<br />

zu dem Schluss kommen, dass Nachhaltigkeit, verstanden als Langzeitverantwortung,<br />

nur ein „altruistisches Ideal“ (<strong>St</strong>emmer), aber nicht moralisch<br />

verpflichtend sein kann. Denn ein moralbezogener Kontrakt und damit wechselseitige<br />

moralische Rechte und Pflichten kommen aus kontraktualistischer<br />

Perspektive nur zustande, wenn die Interessens- und Machtbedingung erfüllt<br />

sind. Zwar kann man, wie wir bereits sagten, aufgrund anthropologisch konstanter<br />

Merkmale konvergierende Interessen in Bezug auf die Befriedigung<br />

vitaler Grundbedürfnisse sowohl bei heute als auch zukünftig lebenden Menschen<br />

unterstellen – obgleich wir, streng genommen, die Interessen der Zukünftigen<br />

nicht kennen können und insofern eine epistemische Asymmetrie<br />

besteht –; 99 doch offensichtlich kommt der Moralkontrakt nicht zustande,<br />

weil es unmöglich für die zukünftig Lebenden ist, Macht auf die heute Lebenden<br />

auszuüben. Was aus kontraktualistischer Perspektive fehlt, „ist die<br />

Gleichheit darin, dem anderen etwas von ihm nicht Gewolltes antun zu können.“<br />

100 Diese Gleichheit im wechselseitigen Schädigen-Können ist neben<br />

konvergierenden Interessen eine notwendige Voraussetzung für das Zustan-<br />

98<br />

99<br />

100<br />

Siehe Kapitel I.2.3.2.<br />

Vgl. <strong>St</strong>urma, 2008, S. 51.<br />

<strong>St</strong>emmer, 2000, S. 199.<br />

191

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!