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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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in Nachhaltigkeitsberichten der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. 96 Auf<br />

diese Weise wurde das Nachhaltigkeitskonzept in eine Art von Managementkonzept<br />

übersetzt. – Allerdings ist kritisch anzumerken, dass Praxisnähe und<br />

Operationalisierbarkeit häufig mit einer definitorischen Unschärfe in Hinblick<br />

auf das Verständnis von nachhaltiger Entwicklung und ihrer Themenfelder<br />

einhergehen. So besteht nicht selten die Tendenz, unter dem Begriff<br />

der Nachhaltigkeit auch solche problematischen, durchaus moralischen,<br />

Handlungsfelder zu subsumieren, die nicht fernfolgenrelevant sind, sondern<br />

Fragen der Verteilung und Chancengleichheit vornehmlich unter heute Lebenden<br />

betreffen. 97 Unabhängig davon muss weiterhin konstatiert werden,<br />

dass sich die globalen Probleme seit Veröffentlichung des Brundtland-<br />

Berichts eher verschärft haben. Das hängt u.a. damit zusammen, dass die von<br />

den <strong>St</strong>aaten unterzeichneten Nachhaltigkeitserklärungen weitestgehend politisch<br />

unverbindlich und damit unwirksam waren bzw. sind. Das normative<br />

Leitbild der nachhaltigen Entwicklung hat keinen nennenswerten Eingang in<br />

die Gesetzgebung von <strong>St</strong>aatenverbünden oder Nationalstaaten gefunden; es<br />

blieb politisch und juristisch weitgehend folgenlos. Diese politische Unverbindlichkeit<br />

ändert zwar nichts am moralischen Verbindlichkeitsanspruch des<br />

Leitbildes, aber sie zeigt, dass nachhaltige Entwicklung politischinstitutionell<br />

überwiegend ein „zahnlosen Tiger“ geblieben ist.<br />

96<br />

97<br />

In systematischer Hinsicht mustergültig verfährt beispielsweise der von der Deutschen<br />

Bundesregierung ins Leben gerufene Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE). 2002 wurde<br />

vom Nachhaltigkeitsrat zunächst eine Nachhaltigkeitsstrategie formuliert. Es wurden vier<br />

übergeordnete Nachhaltigkeitsthemenfelder benannt (Generationengerechtigkeit, Lebensqualität,<br />

sozialer Zusammenhalt sowie internationale Verantwortung) sowie 21 Schlüsselindikatoren<br />

identifiziert und für diese empirisch messbare Zielwerte festlegt (beispielsweise<br />

sind die Indikatoren für Generationengerechtigkeit: 1. Ressourcenschonung, 2. Klimaschutz,<br />

3. Erneuerbare Energien, 4. Flächeninanspruchnahme, 5. Artenvielfalt, 6. <strong>St</strong>aatsverschuldung,<br />

7. Wirtschaftliche Zukunftsvorsorge, 8. Innovation und 9. Bildung). Alle zwei Jahre<br />

wird die Erreichung der Zielwerte für die einzelnen Indikatoren überprüft und in einem<br />

Indikatorenbericht zur Lage der nachhaltigen Entwicklung in Deutschland publiziert und so<br />

der Öffentlichkeit transparent gemacht. Vgl. <strong>St</strong>atistisches Bundesamt: Nachhaltige Entwicklung<br />

in Deutschland. Indikatorenbericht 2010. Wiesbaden, 2010, sowie Bundesregierung der<br />

Bundesrepublik Deutschland: Perspektiven für Deutschland. Unsere <strong>St</strong>rategie für eine nachhaltige<br />

Entwicklung. Berlin, 2002. Zum Nachhaltigkeitsrat vgl. www.nachhaltigkeitsrat.de.<br />

In dieser Hinsicht kritisiert Ekhardt die Enquete-Kommission des 13. Deutschen Bundestages<br />

„Schutz des Menschen und der Umwelt“. Ekhardt, 2005, S. 30.<br />

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