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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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Nutzen aus den Zahlungsströmen aus ihren Investments ziehen, die durch<br />

moralwidrige Handlungen seitens der Investmentobjekte erwirtschaftet wurden.<br />

Allerdings kann man hier nicht davon sprechen, dass sie eine moralische<br />

Verantwortung für die Handlungsfolgen ihres <strong>Investieren</strong>s übernehmen können;<br />

man kann aber vermutlich sagen, dass sie in jedem Falle für ihre Haltung,<br />

so oder so zu investieren, Verantwortung übernehmen und Rechenschaft<br />

ablegen können. Ihre moralische Integrität als Investoren steht auf<br />

dem Spiel. 56<br />

Investments können auch idealkonform sein. Es besteht aber keine moralische<br />

Pflicht, dass sie einem moralischen Ideal entsprechen. Wenn ein Investment<br />

nicht idealkonform ist, wenn es also idealnonkonform ist, oder, wie<br />

man etwas weniger gestelzt sagen könnte, wenn es idealfrei ist, kann es dennoch<br />

moralkonform sein; es kann dann aber auch moralwidrig sein. Hingegen<br />

ist ein idealkonformes Investment immer auch zugleich moralkonform in der<br />

Hinsicht, in der es auch moralkonform ist; denn moralische Ideale – und nur<br />

auf diese beziehen sich unsere Überlegungen im Bereich der Ideale – sind<br />

moralisch gut, aber nicht moralisch verpflichtend. Weil sie nicht allgemein<br />

verpflichtend sind, kann man durch Investments auch nicht gegen moralische<br />

Ideale verstoßen, so wie man gegen moralische Normen verstoßen kann. Aus<br />

Sicht der Moral ist es daher nur wünschenswert, aber nicht zwingend erforderlich,<br />

idealkonform zu investieren. Wer idealkonform investiert, tut es,<br />

wenn er es willentlich tut, auf freiwilliger Basis. Folglich kann man gegenüber<br />

einem Anleger nicht moralisch empört sein, der idealfrei investiert.<br />

Doch ein Anleger, der uneigennützig ideell orientiert investiert, verdient<br />

moralisches Lob. Er handelt dann supererogatorisch. Unsere Vermutung ist,<br />

dass nachhaltiges <strong>Investieren</strong> als eine supererogatorische Handlung zu verstehen<br />

ist. 57<br />

Investoren können durch ihre Investments aktiv ideelle Handlungen auf<br />

Ebene der Investmentobjekte beeinflussen – dies ist der Fall einer „aktiven<br />

Idealförderung“ – oder sie werden durch ihre Investmentrechte lediglich<br />

56<br />

57<br />

Zur Frage der moralischen Verantwortung von Investoren siehe Kapitel III.11.1.2.<br />

Diese These werden wir später diskutieren. Siehe Kapitel III.11.1.4.<br />

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