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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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man kann zwar gegen eine moralische Norm verstoßen, aber nicht gegen ein<br />

moralisches Ideal. Man kann ein moralisches Ideal nicht verletzen, weil es<br />

keine Pflicht gibt, ideell zu handeln. Der Begriff des Verletzens und Verstoßens<br />

setzt in unserem Kontext die Pflicht voraus, so oder so zu handeln, und<br />

diese besteht bei moralischen Idealen nicht. Es gibt kein Primat der Idealität.<br />

Man kann zwar sinnvollerweise sagen, jemand handelt nicht gemäß einem<br />

bestimmten Ideal, aber damit ist nicht viel gesagt, weil es keine Verpflichtung<br />

gibt, ideell zu handeln. Deshalb gibt es im Deutschen auch kein eigenständiges<br />

Adjektiv für ein Handeln, das nicht einem Ideal entspricht. Es ist<br />

sinnvoll zu sagen, jemand handelt „unmoralisch“, aber nicht, jemand handelt<br />

„unideell“ oder „idealwidrig“. Man könnte vielleicht sagen, jemand handelt<br />

„idealnonkonform“, um zu bezeichnen, dass eine Person nicht gemäß einem<br />

bestimmten Ideal handelt. Doch das ist eine künstliche Redeweise für eine in<br />

der Alltagspraxis irrelevante Unterlassung, die gegen nichts verstößt und die<br />

nichts verletzt und für die es deshalb keinen Begriff in unserer Alltagssprache<br />

gibt. Folglich kann man auch mit Investments weder aktiv noch passiv gegen<br />

Ideale verstoßen; denn man kann prinzipiell nicht gegen moralische Ideale<br />

verstoßen.<br />

Hingegen ist es möglich, mit Investments ideelles Handeln, etwa auf<br />

Ebene der investierten Unternehmen, zu beeinflussen (wahrscheinlicher zu<br />

machen, evtl. zu initiieren oder zu bewirken). Von einer „aktiven Idealförderung“<br />

sprechen wir, wenn Anleger auf Ebene der Investmentobjekte ideelle<br />

Handlungen als Folge oder Nebenwirkung des Investitionsvorgangs beeinflussen<br />

können. Es lässt sich dann immer sagen: Hätten die Anleger nicht<br />

investiert, wäre es zu diesen ideellen Handlungen auf Ebene der Investmentobjekte<br />

nicht oder nicht in dem aufgetretenen Maß gekommen. Diese Investments<br />

wirken daher wie eine Spritze in einen Organismus: sie bewirken etwas;<br />

sie ermöglichen bzw. erleichtern ideelle Handlungen auf Seiten der<br />

Investmentobjekte. Ob dies durch die Investoren auch beabsichtigt ist oder<br />

nicht, ist an dieser <strong>St</strong>elle nicht von Relevanz. Die Idealförderung kann auch<br />

nur eine vom Anleger nicht intendierte Nebenwirkung des <strong>Investieren</strong>s gewesen<br />

sein. Wie auch bei der aktiven Moralförderung, ist die zugrunde liegende<br />

Kausalbeziehung zwischen der Investitionshandlung einerseits und den<br />

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