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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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sind sie nie, denn sonst könnten sie nicht mit moralischen Normen<br />

konfligieren und befänden sich außerhalb des Raumes der Moral. In der Moral<br />

sind die meisten Pflichten Regeln zur Unterlassung von bestimmten<br />

Handlungsweisen, d.h. negative Pflichten. Es ist daher zu vermuten, dass sich<br />

auch die meisten investmentspezifischen moralischen Normen auf Unterlassungen<br />

und weniger, wie im Falle des Transparenzgebotes, auf positive<br />

Pflichten beziehen. Noch ist allerdings nicht hinreichend klar geworden,<br />

welche moralischen Normen nicht verletzt werden dürfen, damit ein Investment<br />

als moralkonform gelten kann. Im Zuge der späteren Thematisierung<br />

des Nachhaltigkeitskonzepts werden die Inhalte der investmentspezifischen<br />

moralischen Normen jedoch deutlicher werden. 43<br />

Dass Investments prinzipiell moralwidrig sein können, ist kein überraschendes<br />

Ergebnis. Es entspricht unseren Intuitionen. Und vor dem Hintergrund<br />

des Ansatzes der integrativen Wirtschaftsethik ist es sogar ein vorhersehbares<br />

Ergebnis: Denn in Kapitalanlagen zu investieren ist eine wirtschaftliche<br />

Handlung, die zunächst dem ökonomischen Rationalitätsprinzip der<br />

Effizienz gehorcht und damit, wie prinzipiell jede wirtschaftliche Handlung,<br />

mit moralischen Normen konfligieren kann und daher moralisch legitimiert<br />

werden muss. Doch über die intuitive Einsicht hinaus, dass Investments moralwidrig<br />

sein können, war nicht von vornherein klar, aus welchen Gründen<br />

dies so ist. Es war beispielsweise nicht klar, welcher Weg von der moralischen<br />

Beurteilungsfähigkeit der Investmentobjekte zur moralischen Beurteilungsfähigkeit<br />

der ihnen korrespondierenden Investments führt. Unsere Analyse<br />

hat für alle Investmentarten (nebst den beiden Fällen von Investments<br />

über den Primärmarkt und über den Sekundärmarkt) diejenigen Sachverhalte<br />

herausgearbeitet, die eine moralische Beurteilung von Investments überhaupt<br />

ermöglichen; die es also ermöglichen, dass Investments als moralkonform<br />

oder moralwidrig beurteilt werden können: Die entscheidenden Sachverhalte<br />

sind die Kapitalüberlassung im Rahmen von verbrieften Primärmarktinvestments<br />

und unverbrieften Finanzkontrakten (die in ihrer Folge die moralisch<br />

beurteilbare Kapitalverwendung durch die Kapitalnehmer beeinflussen kann);<br />

43<br />

Siehe Kapitel II.8.2.<br />

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