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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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die Betroffenen zu verursachen, ist als hoch einzustufen. Gleichwohl kann im<br />

Einzelfall der faktische Wirkungsgrad wieder gegen null gehen, z.B. weil das<br />

Spekulationsvolumen zu gering ist, um einen Markteinfluß auszuüben.<br />

Fall 2: Bei Sachwertinvestments können die Folgen und Nebenwirkungen<br />

der Gütergewinnung und -bereitstellung (im weitesten Sinne des Begriffs)<br />

moralkonform oder moralwidrig sein. Für Sachwertinvestments in physische<br />

Rohstoffe bedeutet das beispielsweise, dass die Folgen und Nebenwirkungen<br />

des Abbaus von Rohstoffen moralisch beurteilt werden können: Geschieht<br />

der Abbau einschließlich Transport umwelt- und sozialverträglich? Sind mit<br />

der Rohstoffgewinnung hohe Umweltrisiken verbunden (wie etwa bei der<br />

Erdölförderung und -beförderung)? Oder werden bei der Rohstoffgewinnung<br />

beispielsweise die Lebensgrundlagen von indigenen Völkern bedroht (wie<br />

etwa durch die Vergiftung von Gewässern mit Quecksilber bei der Goldsuche<br />

im Gebiet der Yanomami-Indianer in Brasilien)? Auch in Bezug auf Immobilien<br />

lassen sich moralisch relevante Fragen formulieren: Wurde ein schützenswertes<br />

Naturreservoir zerstört, um dort Immobilien zu errichten? Oder<br />

wurden gesundheitsschädliche Materialien wie PVC beim Bau einer Immobilie<br />

verwendet? Das Objekt der moralischen Beurteilung von Sachwertinvestments<br />

sind also hier wiederum nicht die Sachwerte selbst, sondern,<br />

konsequenzialistisch gedacht, die Folgen und Nebenwirkungen ihrer Gewinnung<br />

und Bereitstellung. Das ist auch nachvollziehbar, denn Sachwerte an<br />

sich, verstanden als bloße Materie, können überhaupt nicht moralisch beurteilt<br />

werden; sie sind keine handlungsfähigen Subjekte, an die wir moralische<br />

Forderungen richten könnten; sie sind keine möglichen Mitglieder der moralischen<br />

Gemeinschaft, wie es Individuen oder Kollektive sein können. Doch<br />

durch die Folgen und Nebenwirkungen ihrer Gewinnung und Bereitstellung<br />

geraten sie ins Blickfeld allgemeiner menschlicher und damit auch moralischer<br />

Interessen. Wenn beispielsweise die Folgen und Nebenwirkungen ihrer<br />

Gewinnung und Bereitstellung die Bedingungen der Möglichkeit des Lebens<br />

oder Gutlebens der menschlichen Gemeinschaft gefährden, etwa weil sie<br />

signifikant umwelt- und sozialunverträglich sind und so die Handlungsspielräume<br />

jetziger oder künftiger Generationen erheblich beeinträchtigen, ist ihre<br />

Gewinnung und Bereitstellung aus moralischen Gründen zu missbilligen. Öl<br />

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