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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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dass sie moralwidrige Folgen oder Nebenwirkungen verursachen können,<br />

indem sie die moralischen Rechte von den durch die Spekulation Betroffenen,<br />

aber nicht notwendig an ihr Beteiligten, verletzen. Aus diesem Grund<br />

lässt sich gemäß dem Primat der Ethik an spekulative Investments der moralische<br />

Anspruch erheben, dass sie moralkonform sein sollten, d.h. dass sie<br />

nicht zu moralwidrigen Folgen oder Nebenwirkungen für die Betroffenen<br />

führen. 39 Die Einbeziehung von Spekulationsfolgen als Kriterium zur moralischen<br />

Bewertung von Finanzkontrakten ist dabei nicht alternativ zu dem<br />

Kriterium der Kapitalverwendung zu verstehen, sondern additiv. – Gewiss<br />

haben wir nicht alle moralisch relevante Aspekte des Spekulationsphänomens<br />

ausgeleuchtet. Doch das ist in unserem Kontext auch nicht notwendig. Was<br />

wir zeigen wollten, war, dass sich Investments – genauer: verbriefte Finanzkontrakte<br />

– unter dem Blickwinkel der Spekulation und damit unabhängig<br />

von der moralischen Beurteilung des Handelns der Investmentobjekte moralisch<br />

beurteilen lassen. Und das haben wir gezeigt.<br />

39<br />

Zu einer ähnlichen Ansicht gelangt Gabriel. Vgl. Gabriel, Klaus: Das schnelle Geld. Die<br />

Spekulation als solche und ihre ethische Bewertung. In: Eine Politik für Nachhaltigkeit.<br />

Neuordnung der Kapital- und Gütermärkte. Hoffmann, Johannes/ Scherhorn, Gerhard<br />

(Hrsg.). Geld & Ethik, Bd. 2, Erkelenz, 2009, S. 220-236. Auch Gabriel macht die wirtschaftsethische<br />

Beurteilung von Spekulation davon abhängig, „welche Auswirkungen sie<br />

auf die Gesellschaft hat“ (S. 230). Er kommt zu dem Schluss, dass, wenn „Spekulationsgewinne<br />

damit erzielt werden, dass anderen Menschen, Institutionen und Gesellschaften Schaden<br />

zugefügt wird, […] die Spekulation als solche ethisch nicht zu rechtfertigen [ist]“<br />

(S. 234). Nur eine solche Spekulation sei „ethisch verantwortbar“, die „keine schädigenden<br />

Nebenwirkungen auf andere Institutionen und Systeme, welche für das Funktionieren der<br />

Gesellschaft als bedeutsam angesehen werden können, hat“ (ibid.). Als Beispiel einer schädigenden<br />

Spekulationsfolge nennt Gabriel die „Destabilisierung des Finanzmarktes“ und der<br />

realwirtschaftliche Schaden, der vor allem durch kurzfristige Spekulationen angerichtet werde<br />

(S. 235). – Für Koslowski ist Spekulation dort „nicht gerechtfertigt“, wo sie ihre „objektive<br />

Funktion in der Wirtschaft“ nicht erfüllt, d.h. wo es ihr nicht gelingt, „Unsicherheit über<br />

die Marktfähigkeit von Unternehmensanteilen [allgemein: Wertpapieren. Anm. KS] an der<br />

Börse“ zu reduzieren und stattdessen Preisschwankungen von Wertpapieren erhöht. Vgl.<br />

Koslowski, 1999, Wiederauflage 2009, S. 296.<br />

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