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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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signifikant geschädigt werden (z.B. können sie zu günstigen Übernahmekandidaten<br />

herunterspekuliert werden, oder ihre Finanzierungskosten über den<br />

Kapitalmarkt können sich wesentlich verschlechtern). Auch in solchen Fällen<br />

können die Investments moralisch zu missbilligen sein; jedoch nicht, weil die<br />

Unternehmen moralwidrig handelten, sondern, unabhängig von der moralischen<br />

Güte ihres Handelns, weil sie als Folge von Spekulationen moralwidrig<br />

geschädigt werden. Das unternehmerische Handeln ist in diesem Fall nicht<br />

das Objekt der moralischen Beurteilung, sondern das Objekt der moralischen<br />

Beurteilung sind die Folgen und Nebenwirkungen von Spekulationen auf<br />

Unternehmen und andere Betroffene.<br />

Das, was die moralische Beurteilung von spekulativen Investments ermöglicht,<br />

ist nicht eine Kapitalüberlassung an Emittenten oder ein Profitieren<br />

von Eigentümer- oder Gläubigerrechten, sondern der börsenpreisbeeinflussende<br />

Kauf bzw. Verkauf von Finanzkontrakten, der zu moralwidrigen Folgen<br />

oder Nebenwirkungen führen kann, wiewohl nicht dazu führen muss. Die<br />

preisbeeinflussende Spekulation ist nur dann moralwidrig, wenn ihre Folgen<br />

und Nebenwirkungen moralwidrig sind. Und das müssen sie nicht sein. Das<br />

moralische Problem bei Spekulationen, etwa in Rohstoffe, besteht darin, dass<br />

spekulativ hoch- oder heruntergehandelte Preise künstlich in dem Sinne sind,<br />

dass sie keine realwirtschaftliche Fundierung mehr haben, dass also keine<br />

bedarfsgedeckte Nachfrage besteht, und die so künstlich generierten Preise<br />

moralwidrige Auswirkungen auf die Realwirtschaft oder die Bevölkerung<br />

haben können. Dieser Punkt ist wichtig. Denn hohe Preise können auch durch<br />

eine natürliche Güterknappheit bei gleichzeitig hoher Nachfrage entstehen.<br />

Auch so können Grundnahrungsmittel für ärmere Bevölkerungsschichten<br />

unerschwinglich werden, ohne dass eine moralische Norm verletzt wird. Das,<br />

was spekulative Investments moralisch beurteilungsfähig macht, ist also ihr<br />

Potential, Börsenpreise künstlich zu beeinflussen und dadurch moralwidrige<br />

Auswirkungen auf Individuen und Kollektive zu bewirken.<br />

Der Wirkungsgrad, mit spekulativen Investments gegen moralische Normen<br />

zu verstoßen, kann jedoch gegen null gehen – und das tut er meist auch<br />

mangels preisbeeinflussender Wirkung –, er kann aber auch relativ hoch sein.<br />

Deshalb ist auch das Wirkungspotential, mit Spekulationen moralwidrige<br />

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