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Nachhaltiges Investieren - Universität St.Gallen

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dern durch die preisbeeinflussende Wirkung des Kaufs bzw. Verkaufs von<br />

Finanzkontrakten.<br />

In jedem Fall ist in Finanzkontrakte zu investieren keine moralfreie<br />

Handlung. Die moralische Beurteilung der diskutierten Investmentarten ist<br />

abhängig von der moralischen Beurteilung der Kapitalverwendung (im engeren<br />

oder weiteren Sinne) auf Ebene der Investmentobjekte. Beispielsweise<br />

stellt sich dann in Bezug auf Unternehmen die aus wirtschaftsethischer Perspektive<br />

zu beantwortende Frage: Wofür und wie wird das Kapital eingesetzt,<br />

d.h. welche Produkte und Dienstleistungen werden erzeugt, und wie werden<br />

die Produkte hergestellt bzw. die Dienstleistungen erbracht?<br />

Unsere Argumentation evoziert vielleicht zum einen den Einwand, dass<br />

wir die Ebene der Investments mit der Ebene der Investmentobjekte verwechselten:<br />

An Unternehmen und <strong>St</strong>aaten – so könnte der Einwand lauten – ließen<br />

sich eventuell moralische Ansprüche stellen, nicht aber an Investments in<br />

Unternehmen und <strong>St</strong>aaten. Man könne beispielsweise nicht sagen, dass ein<br />

Investment gegen moralische Normen verstoße, weil es einem <strong>St</strong>aat, der<br />

offenkundig ungerecht ist, einen Kredit gebe. – Es ist richtig, dass die moralische<br />

Beurteilung von Investments – handlungstheoretisch gesprochen: des<br />

<strong>Investieren</strong>s – analytisch von der moralischen Beurteilung der Handlungen<br />

der Investmentobjekte unterschieden werden muss. Doch auch das <strong>Investieren</strong><br />

in Kapitalanlagen unterliegt moralischen Ansprüchen. Das entscheidende<br />

Verbindungsglied zwischen den Investments und den Investmentobjekten ist<br />

zum einen, bei Neuemissionen, die Kapitalüberlassung an die Emittenten, und<br />

zum anderen, bei allen Finanzkontrakten, die erworbenen Eigentümer- und<br />

Gläubigerrechte. Bei Neuemissionen kann die Investitionshandlung, d.h. die<br />

Kapitalüberlassung, das unternehmerische und staatliche Handeln aktiv beeinflussen;<br />

bei allen Finanzkontrakten werden die Anleger durch Dividendenund<br />

Zinszahlungen zu passiven Nutznießern der Handlungen von Unternehmen<br />

und <strong>St</strong>aaten. In beiden Fällen führt dies zu einer moralischen Beurteilungsfähigkeit<br />

der Investments und, wie wir noch später ausführen werden, zu<br />

einer moralischen Verantwortung bzw. Mitverantwortung der Investoren. 29<br />

29<br />

Siehe Kapitel III.11.1.2.<br />

115

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