KALEIDOSKOP Wie konnte das nur passieren? Risikomanagement in Projekten 32 connect 2/<strong>2013</strong> | Das Geschäftsreisemagazin von <strong>Carlson</strong> <strong>Wagonlit</strong> <strong>Travel</strong>
KALEIDOSKOP Nicht nur beim Reisen gilt es, Risiken in Schach zu halten, sondern auch im Projektmanagement. Von einem Projekt ohne Risiko sollte man sogar die Finger lassen. Denn nur wenn ein Projekt ein gewisses Risiko birgt, bringt es auch die entsprechenden Chancen mit sich. Um diese tatsächlich nutzen zu können, ist es wichtig, Projektrisiken von Beginn an zu identifizieren, richtig zu bewerten und konsequent zu managen. Wer ein Projekt startet und sich mit dem Satz beruhigt: „Das klappt schon irgendwie!“, läuft Gefahr, dass es das Budget sprengt, den Zeitrahmen überschreitet oder Ergebnisse liefert, die nicht der geforderten Qualität bzw. den Kundenwünschen entsprechen. Ganz allgemein können Projektrisiken als Ereignisse definiert werden, die sich negativ auf die Projektergebnisse auswirken. Das Problem dabei: Sie liegen in der Zukunft. Niemand kann verlässlich vorhersagen, ob sie eintreten oder nicht – es sind nur Aussagen über die Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens möglich. Identifizieren, bewerten, planen, überwachen Wie man mit Risiken im Projekt umgeht, ist eine Frage des Risikomanagements. Sein Ziel ist es, verschiedene Maßnahmen zu entwickeln bzw. zu initiieren, die die Projektrisiken minimieren bzw. möglichen Schaden abwenden. Ein entsprechender Risikomanagement-Prozess sollte immer aus vier Stufen bestehen: Risiken identifizieren: Spüren Sie alle Risiken auf – dafür gibt es viele Methoden, von Fragebögen über Checklisten und Brainstorming bis hin zur strukturierten Auswertung abgeschlossener Projekte. Hilfreich ist es, die Risiken in Kategorien aufzuteilen: Kosten-, Termin-, Qualitäts- und Ressourcenrisiken sowie rechtliche Risiken, beispielsweise. Dokumentieren Sie die identifizierten Risiken am Ende in einer Risikotabelle. Identifizierte Risiken bewerten: Bewerten Sie ein Risiko immer danach, wie wahrscheinlich es ist, dass es eintritt. Zum Beispiel: sehr wahrscheinlich, möglich, möglich unter gewissen Voraussetzungen, unwahrscheinlich; aber auch eine Abstufung in Prozent ist denkbar. Bewerten Sie auch die aus dem Risiko entstehenden Auswirkungen: Wie hoch ist der entstehende Schaden, wenn das Risiko tatsächlich eintritt? Maßnahmen zur Risikominimierung planen: Wie kann ich das Risiko verringern? Was muss ich tun, um die Eintrittswahrscheinlichkeit des Risikos bzw. dessen Konsequenzen zu reduzieren? Und, sehr wichtig: Was kosten diese Maßnahmen? Sind die Kosten vertretbar? Risiken laufend überwachen und steuern: Es ist nicht damit getan, sich nur zu Projektbeginn Gedanken um die Risiken zu machen – dies muss ein kontinuierlicher Prozess sein. Prüfen Sie laufend, ob die bereits ermittelten Risiken noch aktuell und welche hinzugekommen sind und wie sich die Eintrittswahrscheinlichkeit verändert hat. Risikomanagement muss ein kontinuierlicher Prozess sein. Verdrängen gilt nicht! Entscheidend ist, die Risiken immer im Team zu ermitteln und zu analysieren. Auch eine externe Sicht schadet nicht. Wenn Sie auf den ersten Blick keine Risiken finden, kann das auf zweierlei hinweisen: Entweder Sie brauchen für Ihr Vorhaben nicht die Form eines Projekts – oder Sie haben nicht intensiv genug nach den Risiken gesucht. Bleiben Sie hartnäckig und blenden Sie auch vermeintlich abwegige Szenarien nicht aus – sie kommen häufiger vor, als man denkt! Die wichtigste Regel ist jedoch: Verdrängen Sie die möglichen Risiken nicht. Sicher: Am Beginn eines Projekts will in der herrschenden positiven Stimmung meist niemand etwas davon wissen – zumal das auch immer bedeutet, sich mit den eigenen Unzulänglichkeiten bzw. den Schwächen des Teams zu beschäftigen. Das ist unbequem. Der unverstellte Blick auf die Tatsachen ist jedoch unerlässlich, will man sein Projekt vor dem Scheitern bewahren. Buchtipp: Tom de Marco, „Bärentango. Mit Risikomanagement Projekte zum Erfolg führen“, Hanser, 19,90 Euro Nicht ohne Netz: Mit einem strukturierten Risikomanagement vermeiden Sie Abstürze w w w. c a r l s o n w a g o n l i t . c o m 33