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Erinnerungen von Ludwig Dörfler 1934 - wittneben.gmxhome.de

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Auszug aus <strong>Ludwig</strong> <strong>Dörfler</strong>s <strong>Erinnerungen</strong> aus <strong>de</strong>m Jahre 1987<br />

mit Ergänzungen <strong>von</strong> Carl-Friedrich Standke ((Text)) und Volker Wittneben //Text//, vom<br />

März-Mai 2008<br />

Seite 2<br />

Herkunft:<br />

Meine Mutter war die Tocher eines Weinbauern aus <strong>de</strong>m Elsass, in Hatten, Kreis<br />

Weissenburg. Sie war am 19. Oktober 1885 in Hatten geboren und hieß A<strong>de</strong>le Bru<strong>de</strong>r.<br />

Ihr Vater, also mein Großvater, war technischer Zeichner und kam aus Lothringen. Die<br />

Großeltern hatten neben <strong>de</strong>m Weinanbau eine Gastwirtschaft. Der Großvater starb früh.<br />

Ein Bru<strong>de</strong>r meiner Mutter wan<strong>de</strong>rte nach USA aus und lebte in Buffalo am Eriesee. Der<br />

an<strong>de</strong>re Bru<strong>de</strong>r – Onkel Emil – fiel im Krieg //erster Weltkrieg//. Die Familie Bru<strong>de</strong>r war sehr<br />

streng katholisch und ließ nicht zu, dass meine Mutter einen evangelischen Mann heiratet.<br />

Also wur<strong>de</strong> mein Vater katholisch und blieb es bis zu seiner letzten Stun<strong>de</strong>. Meine Mutter<br />

liet immer darunter, das sie zu dick war. Sie wur<strong>de</strong> früh herzkrank und starb am 13. März<br />

1932, worüber ich noch berichten wer<strong>de</strong>......<br />

Seite 3<br />

Mein Vater war <strong>de</strong>r Sohn eines „Fabrikaufsehers“, heute wür<strong>de</strong> man Werkmeister sagen.<br />

Er hatte noch eine Bru<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r <strong>Ludwig</strong> hieß. Mein Großvater war verheiratet mit einer<br />

Hebamme, die an <strong>de</strong>r Universität Marburg arbeitete, dort wur<strong>de</strong> auch mein Vater geboren.<br />

Die Ehe scheint nicht gut gewesen zu sein. Die bei<strong>de</strong>n Söhne, also Vater und Onkel<br />

<strong>Ludwig</strong> pen<strong>de</strong>lten zwischen Hannoversch-Mün<strong>de</strong>n //Heute Hann.-Mün<strong>de</strong>n//, wo <strong>de</strong>r<br />

Großvater lebte, und Marburg hin und her. Die Großmutter starb sehr früh und die bei<strong>de</strong>n<br />

Söhne, Vater und Onkel <strong>Ludwig</strong> lernten Förster im Reinhardswald //Landkreis Kassel//, <strong>de</strong>r<br />

bei Hann.-Mün<strong>de</strong>n liegt. Als mein Vater 19 Jahre alt war, starb sein 2 Jahre älterer Bru<strong>de</strong>r<br />

<strong>Ludwig</strong> an Blinddarm und 1 Jahr später sein Vater. Sein Vater war wohl ein gütiger<br />

Mensch, wie mein Vater erzählte, aber auch ein wenig Son<strong>de</strong>rling – So kaufte er sich eine<br />

alte Orgel aus einer Kirche, und weil diese in <strong>de</strong>r Wohnung keinen Platz hatte, sägte er<br />

die Decke heraus, sodass die Orgel bis unters Dach reichte. Damals eine Aufsehen<br />

erregen<strong>de</strong> Sache.<br />

Seite 4<br />

So war Vater allein und hatte die Kosten für die Beerdigung seines Vaters noch<br />

abzustottern.<br />

Er ging dann nun ganz alleinstehend, in das Elsass, das seit 1871 wie<strong>de</strong>r zu Deutschland<br />

gehörte, und war dort in Hatten Krs. Weißenburg Hilfsförster. Dort lernt er meine Mutter<br />

kennen und lieben, aber wie schon berichtet, er durfte nur heirateten, wenn er katholisch


wur<strong>de</strong>. Er tat das und sie heirateten in Jahr 1906 und gingen dann in die gegend <strong>von</strong><br />

Mag<strong>de</strong>burg zum Grafen <strong>von</strong> Alversleben. Dort blieben sie aber nicht lange und mein Vater<br />

bekam dann eine Stelle bei einem Kommerzienrat Held in Krampe, Kreis Grünberg in<br />

Schlesien. Vater erzählte mir immer wie<strong>de</strong>r <strong>von</strong> einer Kaiser-Jagd beim Grafen<br />

Alvensleben, bei <strong>de</strong>r er mit einem großen Jagdhorn zu Pfer<strong>de</strong> zu blasen hatte. Die<br />

blasen<strong>de</strong>n Reiter mussten dann gegen Schluss <strong>de</strong>r Jagd beim Kaiser Wilhelm II vorbei<br />

reiten und bekamen dann die großen Jagdhörner als An<strong>de</strong>nken geschenkt. Wir hatten<br />

Seite 5<br />

das große Jagdhorn im Lansitz über <strong>de</strong>r Tür zum Schlafzimmer hängen.<br />

Nun <strong>von</strong> 1908 wohnten meine Eltern in Krampe und zwar im Obergeschoss einer<br />

Wassermühle. Vater war Jagdaufseher beim Kommerzienrat Held, <strong>de</strong>r die Jag<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Stadt Grünberg gepachtet hatte. Der Verwalter <strong>de</strong>r städt. Forsten lernte Vater kennen und<br />

engagierte ihn für <strong>de</strong>n Forstdienst bei <strong>de</strong>r Stadt. Vater übernahm das Revier in Krampe,<br />

musste dann aber 1914 nach Ausbruch <strong>de</strong>s Krieges Soldat wer<strong>de</strong>n. Er wur<strong>de</strong> dann im<br />

Herbst 1915 bei Lublin in Russland verwun<strong>de</strong>t. Inzwischen war ich nach 9 jähriger Ehe als<br />

erstes Kind meiner Eltern geboren. Vater hatte einen schweren Kopfschuss und war 2<br />

Jahre lang gelähmt, konnte aber 1918 seinen Dienst wie<strong>de</strong>r aufnehmen. Bei seiner<br />

erreichten Dienstfähigkeit wür<strong>de</strong> mein Vater nach Lansitz versetzt und wir zogen um, und<br />

wohnten dann im Forsthaus, das einmal Inspektorenhaus <strong>de</strong>s Gutes gewesen war. Das<br />

Revier war etwa<br />

Seite 6<br />

2000 ha groß und bestand zum größten teil aus Kiefernwäl<strong>de</strong>rn und zum kleineren Teil<br />

aus Laubwald. Das Dorf Lansitz hatte 700 Einwohner. Unser Forsthaus lag gegenüber <strong>de</strong>r<br />

Schule, in <strong>de</strong>r 2 Lehrer, Jagla und Jachmann, in 2 Klassen (1.-4. und 5.-8. Schuljahr)<br />

unterrichteten.<br />

1919 wur<strong>de</strong> dann meine Schwester Luise geboren (3.Juni). 1921 kam ich in die Schule.<br />

Ich muss hier einschieben, dass wir die einzige katholische Familie im Ort waren. Mein<br />

Vater sprach mit Lehrer Jachmann und vereinbarte, dass ich am evangelischen Unterricht<br />

teilnehmen sollte, wofür ich ihm heute noch dankbar bin. Es war gar nicht einfach so als 5-<br />

jähriger in ein frem<strong>de</strong>s Dorf zu kommen und noch dazu katholisch. Damals schimpfte man<br />

kräftig aus die Katholiken, meine Teilnahme an ev. Unterricht mil<strong>de</strong>rte die Sache etwas.<br />

Ich musste für Vater oft zum Gasthof Flemming gehen,<br />

Seite 7<br />

um Zigaretten zu holen. Da hatte ich immer Angst, <strong>von</strong> <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Jungen, die mich<br />

anfangs sehr hänselten, verdroschen zu wer<strong>de</strong>n. Um das zu verhin<strong>de</strong>rn, setzte ich Vaters


Uniformhut auf. Das muss im Alter <strong>von</strong> 5-6 jahren komisch ausgesehen haben, aber ich<br />

glaubte damit wohl, ein Stück Autorität meines Vaters als Schutz zu tragen.<br />

Trotz<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> ich immer noch gehänselt, was mich damals sehr schmerzte – Ein Ruf:<br />

„Herr Lu<strong>de</strong>wick, Herr Lu<strong>de</strong>wik, Du hast <strong>de</strong>n Arsch mit Stroh geflickt“ kränkte mich<br />

schrecklich.<br />

In <strong>de</strong>r Schule war ich vom 1. -4. Schuljahr <strong>de</strong>r erste <strong>de</strong>r Klasse. Damals wur<strong>de</strong>n wir in<br />

einer Art Rangliste gesetzt. Außer<strong>de</strong>m gab es in <strong>de</strong>r Schule damals eine Läusebank. Mein<br />

erster Platz half mir etwas über die Anfangsschwierigkeiten hinweg.<br />

Im Jahr 1925 kam ich dann in das Reform-Realgymnasium in Grünberg.<br />

Ich hatte einen Schulweg <strong>von</strong> 7 km mit <strong>de</strong>m Fahrrad zu fahren und das war nicht immer<br />

einfach. Die Straße nach Grünberg war eine Chausse, wie es damals hieß – rauh und<br />

staubig. Mit mir<br />

Seite 8<br />

fuhren fas ttäglich Arbeiter, die in <strong>de</strong>r Eisenindustrie – Brückenbau Beuchelt, und in <strong>de</strong>r<br />

Textilindustrie – Deutsche Wollwarenmanufaktur – bei<strong>de</strong>s Betriebe mit je 1000 Arbeitern,<br />

arbeiteten. In Erinnerung ist mir noch folgen<strong>de</strong> kleine Gegebenheit. Meine Mutter, die mich<br />

mit großer Liebe umsorgte, wollte mich beson<strong>de</strong>rs hübsch anziehen und ich bekam einen<br />

weißen Kragen mit einer großen Schleife. Was passierte? Ich wur<strong>de</strong> <strong>von</strong> <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

Jungen ausgelacht und als ich das weinend meiner Mutter klagte, war sie ganz betroffen,<br />

aber sie zwang mich nicht, diesen Kragen noch einmal umzulegen.<br />

Im ersten Herbst gab es Zeugnisse. Die Schüler wur<strong>de</strong>n in Leistungsklassen<br />

A: Der Schüler erhbt sich über <strong>de</strong>n Durchschnitt<br />

B: Durchschnitt<br />

C: unter Durchschnitt.<br />

Ich gehörte zu A und meine Eltern<br />

Seite 9<br />

waren sehr stolz aus mich. Mein Lehrer in Lansitz, <strong>de</strong>r mich 4 jahre unterrichtet hatte,<br />

musste natürlich auch mein Zeugnis sehen und war auch sehr stolz auf sein Produkt.<br />

Im September wur<strong>de</strong> ein Schulfest gefeiert und zwar am Sedan-Tag, <strong>de</strong>m Tag, an <strong>de</strong>m die<br />

Franzosen 1871 bei Sedan geschlagen und <strong>de</strong>ren Kaiser Napoleon III gefangen<br />

genommen wor<strong>de</strong>n war. Obwohl wir ja 1925 längst Republik waren, wur<strong>de</strong> – zwar nicht<br />

offiziell – aber doch gesungen;“ Siegreich wollen wir Frankreich schlagen, sterben wie ein<br />

Held“.<br />

An diesem Schulfest marschierte die ganze Schule – Sexta bis Oberprima etwa 300<br />

Jungen – mit Musik in <strong>de</strong>n O<strong>de</strong>rwald. Vater mietete eine „Kraftdroschke“ wie die Taxen


damals hießen. Es war ein Opel-Laubfrosch, <strong>de</strong>r meine Eltern in <strong>de</strong>n O<strong>de</strong>rwald brachte.<br />

Meine Mutter erlitt dabei einen schweren Herzanfall – vielleicht Herzinfakt – und war<br />

seither sehr schwer krank bis sie am 13. März 1932 starb. Deshalb blieb mir dieses<br />

Schulfest<br />

Seite 10<br />

immer in Erinnerung. 1924 war mein Bru<strong>de</strong>r Karl geboren. Meine Mutter hatte wohl un <strong>de</strong>r<br />

Schwangerschaft schon sehr zu lei<strong>de</strong>n. Liesel und ich hatten das Unglück nur <strong>von</strong> einer<br />

sehr kranken Mutter versorgt zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Unser Dorf war ein Straßendorf mit einigen größeren Bauernhöfen und einer Reihe <strong>von</strong><br />

Kleinbauern, die aber nebenbei in <strong>de</strong>r Industrie in Grünberg o<strong>de</strong>r im Wald während <strong>de</strong>s<br />

Winters ihr Geld verdienten. Überwiegend arme Leute.<br />

Im Dorf gab es eine unsichtbare aber spürbare Hierachie. An <strong>de</strong>r Spitze stand <strong>de</strong>r größte<br />

Bauer Lehmann, <strong>de</strong>r 4 Pfer<strong>de</strong> hatte. Eine angenehme Persönlichkeit – Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Stahlhelm Ortsgruppe und im Kriegerverein und Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s „blauen“ Turnvereins –<br />

alles Deutsch- Nationale Vereinigungen. Der Gegenpol dazu war <strong>de</strong>r „rote“ Arbeiter-<br />

Radfahrverein, in <strong>de</strong>m die<br />

Seite 11<br />

meisten Arbeiter waren.<br />

Bauer Lehmann, die Lehrer, mein Vater und die Kleinbauern waren auf <strong>de</strong>r blauen Seite,<br />

obwohl gesagt wer<strong>de</strong>n muss, dass Vater <strong>von</strong> diesen Gegensätzen nichts hielt. Er war wohl<br />

damit einverstan<strong>de</strong>n, dass ich im Jung-Stahlhelm war, aber war mehr ein „christlich<br />

sozialer“ und hatte viel Verständnis für die ärmeren kleinern Leute. Er – mein Vater – hat<br />

mich eigentlich für mein ganzes Leben geprägt.<br />

Sehr oft nahm er mich nachmittags mit in <strong>de</strong>n Wald. Auf diesen Gängen, (Kontrollgängen)<br />

die er zu machen hatte, war Zeit zu fragen und Unterhaltungen, die mich sehr beeindruckt<br />

haben. Auf <strong>de</strong>r einen Seite war er sehr korrekt (das musste er sein, seiner Autorität<br />

gegenüber <strong>de</strong>n Dorfbewohnern).<br />

Die vielen armen Leute konnten keine Kohle zum Heizen kaufen und gingen gern in <strong>de</strong>n<br />

Stadtforst, um Holz zu sammeln. Das war verboten. Vater hörte oft das Brechen <strong>von</strong><br />

trockenen Ästen, die mit einem Haken <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Kiefern abgebrochen wur<strong>de</strong>n.<br />

Seite 12<br />

Wenn wir das hörten, ging es im Trab in die Richtung und oft hielt er <strong>de</strong>n Leuten eine<br />

Standpauke. Er war eigentlich gehalten, diese Holzdiebe anzuzeigen, aber er beließ es bei<br />

<strong>de</strong>r Drohung. So war er als Beamter, <strong>de</strong>r überall zu wirken hatte, äußerst korrekt, aber bei<br />

<strong>de</strong>n Leuten auch beliebt.


Im Winter waren 20-30 Waldarbeiter beschäftigt, im Frühjahr 20-30 Frauen zum Pflanzen<br />

neuer Kulturen.<br />

Die Waldarbeiter sammelten während <strong>de</strong>r Arbeit Kienzöpfe und Äste. Etwa 11 Uhr wur<strong>de</strong>n<br />

2 Männer bestimmt, die das Mittagsfeuer vorbereiteten.<br />

Um 12 Uhr war Mittag und wir saßen alle, die Waldarbeiter und wir – Vater und ich – um<br />

das Feuer herum. Da habe ich interessante Gespräche gehört. Es waren meist politische<br />

Gespräche. Da schimpften die Arbeiter auf die reichen Bauern und die Kapitalisten, die<br />

sich Sonntags sogar eine Gans leisten<br />

Seite 13<br />

konnten. Es war einfach immer wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kontrast zwischen satt und hungrig. Brot und<br />

Kartoffeln hatten sie wohl, aber Butter konnten sie sich z.T. Nicht leisten. Einige hatten<br />

eine Ziege und butterten, einige hatten auch eine Kuh, für die die Frauen das Futter mit<br />

<strong>de</strong>r Hucke (einem großen viereckigen Tuch) auf <strong>de</strong>m Rücken heran schleppten.<br />

Fleisch und Wurst hatten die Leute nur im Winter, wenn sie ein Schwein geschlachtet<br />

hatten – Kühlschränke gab es damals nicht. Es war ein beschwerliches Leben, aber trotz<br />

<strong>de</strong>r Armut und <strong>de</strong>r anschwellen<strong>de</strong>n Diskussion über <strong>de</strong>n politischen Weg waren die<br />

Menschen eigentlich recht zufrie<strong>de</strong>n.<br />

An Ereignissen gab es vor Weihnachten eine Schulweihnachtsfeier an <strong>de</strong>r wir Kin<strong>de</strong>r<br />

Theater spielen mussten. 6 Wochen vorher wur<strong>de</strong> geübt. Das war herrlich. Bei <strong>de</strong>r Feier<br />

hielt Lehrer Jagla eine Ansprache. In <strong>de</strong>r ersten Reihe saß Bauer Lehmann mit Familie<br />

und Lehrer Jachmann und Förster <strong>Dörfler</strong>. Dann kamen die an<strong>de</strong>ren Dorfbewohner.<br />

Seite 14<br />

dann gab es <strong>de</strong>n Turnerball <strong>de</strong>r „blauen“ und <strong>de</strong>n Ball <strong>de</strong>r „roten“. Bei <strong>de</strong>n Bällen waren<br />

die Säle gerammelt voll. Wir Kin<strong>de</strong>r stan<strong>de</strong>n draußen und versuchten einen Blick nach<br />

innen zu tun und wur<strong>de</strong>n immer wie<strong>de</strong>r verscheucht.<br />

Drinnen saßen in einer Ecke auf Bänken die alten Frauen, die großmütter bzw. Frauen<br />

trugen damals, wenn sie über 50 waren, meist schwarze Klei<strong>de</strong>r und schwarze<br />

Kopftücher. Auf <strong>de</strong>r Bühne war die Dorfkapelle, geführt <strong>von</strong> Windmüller Tulke. Je<strong>de</strong>r Tanz<br />

bestand aus zwei Teilen. War <strong>de</strong>r erste Teil vorbei, durfte man nicht auf seinen Platz<br />

gehen, son<strong>de</strong>rn die Tanzpaare formierten sich zu einem großen Kreis und gingen langsam<br />

im Saal herum. An einer Stelle stand die alte Frau Flemming und kassierte 10 Pfennig.<br />

Wenn sie herum waren, gab sie <strong>de</strong>r Kapelle ein Zeichen und <strong>de</strong>r zweite Teil Teil <strong>de</strong>s<br />

Tanzes begann.<br />

Seite 15<br />

Es war eine schöne Zeit – in unserer Familie überschattet durch die kranke Mutter. Wir


hatten immer ein Dienstmädchen, teils gute, teils schlechte. Liesel und Karl litten darunter.<br />

Ich hatte damals eine Schulkameradin aus <strong>de</strong>r Grundschule als Freundin. Sie wohnte<br />

hinter unserem Hof in einem kleinen Haus. Der Vater war im Krieg gefallen. Sie – Berta<br />

Karkowsky und ich waren gleich alt und saßen in <strong>de</strong>r Schule meist hinter einan<strong>de</strong>r. Oft<br />

schlich ich zu <strong>de</strong>m Haus uns pfiff, und wenn es die Mutter <strong>von</strong> Berta hörte, schimpfte sie<br />

mit ihrer heiseren Stimme und ich musste wie<strong>de</strong>r abziehen. Manchmal klappte es aber<br />

doch und dann gingen wir in <strong>de</strong>n Luschken (so hieß <strong>de</strong>r Wald <strong>de</strong>r sich anschloss)<br />

spazieren.<br />

Mit 14 Jahren schoss ich meinen ersten Hasen und war sehr stolz daraus.<br />

Vater nahm mich immer wie<strong>de</strong>r mit auf die Jagd und mit 16 schoss ich meine 2 ersten<br />

Rehböcke. Das geschah so:<br />

Seite 16<br />

Vater hatte großes Vertrauen zu mir. Er gab mir einen Bock frei und ich setzte mich an<br />

unserer Wiese in <strong>de</strong>m Luschken an. Der Bock kam prompt und ich bekam so starkes<br />

Herzklopfen, dass ich vorbei schoss. Vater schimpfte nicht und setzte mich am Tage<br />

darauf auf einen Hochsitz an <strong>de</strong>r Fuchsschonung am Plotower //bei Rothenburg// Weg.<br />

Dort sollte ich einen Knopfbock //Ein Rehbock, <strong>de</strong>r als erstes Gehörn sog. Knöpfe<br />

geschoben hat, einjähriger Rehbock// schießen. Es dauerte nicht lange und er kam. Ich<br />

blickte aufgeregt nur auf diesen Knopfbock konnte ihn klar mit <strong>de</strong>m Glas ansprechen.<br />

Entfernung etwa 50 m. Ich legte an und kam auch gut ab. Im Schuss war <strong>de</strong>r Bock weg.<br />

Ich sah im 50 cm hohen Gras nichts mehr. Ich repetierte und als ich wie<strong>de</strong>r auf die Wiese<br />

blickte, stand da (scheinbar) wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Bock. Also, ich legte an und im Schuss war er<br />

wie<strong>de</strong>r weg. Herzklopfen und 10 Min. warten, wie vorgeschrieben. Dann ging ich runter<br />

vom Hochsitz und, als ich zum Anschuss kam, lagen da zu meinem großen Schreck<br />

Seite 17<br />

2 Jährlinge etwa 3 m auseinan<strong>de</strong>r.<br />

Bei<strong>de</strong> hatten einen sauberen Hockblattschuss und waren im Schuss zusammen<br />

gebrochen. Ich brach bei<strong>de</strong> Böcke auf und schleppte sie im großen Rehbockrucksack<br />

nach Hause (etwa 3 km). Mein Vater war erschrocken, als ich bei<strong>de</strong> Böcke nebeneinan<strong>de</strong>r<br />

legte. Reaktion: Er verabreichte mir eine kräftige Ohrfeige, hielt mir eine Strafpredigt,<br />

aberd ann nahm er mich in <strong>de</strong>n Arm, überreichte mir einen Bruck?? und lobte meine<br />

sauberen Hochblattschüsse.<br />

Mutters Herzkrankheit verschlimmerte sich und sie musste immer wie<strong>de</strong>r Morphium<br />

gespritzt bekommen. Das machte Vater und er zeigte mir, wie man das tut, und sehr bald<br />

musste ich es auch tun (subcutan). Im Jahr 1932 – ich war in <strong>de</strong>r Obersekunda kam unser


Schulleiter, <strong>de</strong>r auch mein Klassenlehrer war, mitten in <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong> und sagte mir, mein<br />

Vater habe angerufen, ich solle sofort nach Hause kommen. Ich wusste, dass das meine<br />

Mutter betraf und fuhr Sonnabend nach Hause, wo<br />

Seite 18<br />

mein Vater am Bett meiner Mutter saß, die stark röchelte, wie immer bei ihren Anfällen.<br />

Vater gab mir die Spritze – er war scheinbar zu aufgeregt – und ich spritzte meiner Mutter<br />

das Medikament in <strong>de</strong>n Unterarm. Sie beruhigte sich langsam und wir waren sehr erfreut.<br />

Nach etwa einer Stun<strong>de</strong> hob sie <strong>de</strong>n Kopf und wollte etwas sagen. Ich hielt <strong>de</strong>n Kopf hoch,<br />

sie blickte mich an, schloss die Augen und war tot. Das war Sonntag d. 13 März 32. Liesel<br />

war 13 (am 3. Juni) Karl war 8 Jahre und ich 17 Jahre. Es war eine Katastrophe. Vater<br />

hatte die Mutter rührend gepflegt und mit allem versorgt, was möglich war. Die Familie<br />

hatte aber doch gelitten und Liesel hat es am härtesten verspürt. Karl war noch zu klein<br />

und ich hatte schon an<strong>de</strong>re Schwerpunkte so <strong>de</strong>n Stahlhelm, die Schule, die Jagd, die<br />

Freundin. Über <strong>de</strong>n Stahlhelm habe ich Reni kennen gelernt, die mit ihrer Mutter in einer<br />

kleinen Zweitwohnung in Grünberg wohnte und das Lyzeum besuchte.<br />

Seite 19<br />

Es war eine herrliche zeit. Der Stahlhelm, damals eine rechts gerichtete Organisation, zu<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Onkel <strong>von</strong> Reni, Onkel Walter Kunke, <strong>de</strong>r das Rittergut Eugenienhof besaß,<br />

gehörte. Ein etwas rabiater Mann, <strong>de</strong>r im Kriege 1942 bei Orel?? in Russland als Oberst<br />

fiel. Dieser Onkel Walter war ein Führer im Kreis Grünberg und besuchte dabei alle<br />

Stahlhelmbälle und Renis Mutter und Reni auch. Ich war daher auch immer dabei, trotz<br />

<strong>de</strong>r Tatsache, dass ich manchmal mit 50 Pfennig in <strong>de</strong>r Tasche mitmachte. Vater wollte<br />

das bremsen, aber, wie das in <strong>de</strong>m Alter ist, man hört ja nicht. Im Sommer 1932, Reni<br />

hatte das Lyzeum mit mittlerer Reife verlassen, da wur<strong>de</strong> sie für ½ Jahr zum Kochen<br />

lernen nach Soo<strong>de</strong>n-Allendorf (heute Bad Soo<strong>de</strong>n-Allendorf, bei Kassel, Landkreis:Werra-<br />

Meißner-Kreis) zu einer Freundin <strong>von</strong> Renis Mutter – Tante Fränzchen – geschickt.<br />

Dieses Jahr 1932 ( im Oktober 32 heiratete Vater wie<strong>de</strong>r) wur<strong>de</strong> für mich eine Wen<strong>de</strong>.<br />

Mutter war gestorben, ich war immer wie<strong>de</strong>r bei Reni, <strong>de</strong>ren Mutter, eine gebil<strong>de</strong>te, gütige<br />

Frau, mich immer wie<strong>de</strong>r einlud, obwohl ich ja eigentlich, <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Besitzverhältnissen her,<br />

nicht die richtige Partie für Reni war, die Erbin <strong>de</strong>s Rittergutes Malschwitz war.<br />

Als Reni nach Soo<strong>de</strong>n-Allendorf sollte, war es für uns eine schmerzliche Trennung. Die<br />

gütige Mutter <strong>von</strong> Reni meinte dann, dass sie einverstan<strong>de</strong>n sei, wenn ich während <strong>de</strong>r<br />

Ferien eine Woche zu Reni fahren wür<strong>de</strong>. Das war ein tolles Ereignis: Wir, das heisst<br />

Vater hatte kein Geld und er seufzte, als ich ihm diesen gedanken vortrug. Aber, er<br />

stimmte zu. Das fahrgeld hatte ich z.T. Durch Nachhilfestun<strong>de</strong>n verdient und nun kam die


Frage <strong>de</strong>r Kleidung. Ich musste einen Anzug haben. Vater schickte mich zu „Ju<strong>de</strong>n Tuch“<br />

so wur<strong>de</strong> das Geschäft genannt, ohne je<strong>de</strong> Verächtlichkeit, und ich kaufte auf Pump <strong>de</strong>n<br />

Anzug. Ich schrieb an Reni und teilte ihr mein Kommen mit. Tante Fränzchen hatte ein<br />

Zimmer für mich in Allendorf gemietet und, als ich ankam, stand Reni auf <strong>de</strong>m Bahnsteig.<br />

Welches Glück haben wir da empfun<strong>de</strong>n. Nun wur<strong>de</strong> ich gleich <strong>de</strong>r Pensionsinhaberin<br />

Tante Fränzchen<br />

Seite 21<br />

vorgestellt und musste dort essen.<br />

Im Anschluss daran brachte mich Reni nach Allendorf in mein Zimmer. Reni bekam je<strong>de</strong>n<br />

Tag ab 15.00 Uhr frei und ich holte sie dann ab. Wir gingen spazieren und machten Pläne<br />

für die Zukunft, die allerdings sich bald än<strong>de</strong>rn sollten. Ich wollte Arzt wer<strong>de</strong>n und wir<br />

malten uns aus, wie das gehen könnte. Diese herrliche Zeit ging schnell vorüber. Reni<br />

kam En<strong>de</strong> September vereinbarungsgemäß zurück. Renis Mutter war krank gewor<strong>de</strong>n. Sie<br />

hatte sich eine Infektion am Finger zugezogen und starb am 22. Oktober 1933 im<br />

Krankenhaus <strong>von</strong> Neusalz. Nun war Reni allein. Sie rief mich in <strong>de</strong>r Schule an und ich fuhr<br />

sofort zu ihr. Sie erwartete mich im Krankenhaus in Neusalz. Als ich ankam, stand sie<br />

weinend vor <strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>. Tante Hanni war inzwischen auch da und Onkel Walter und<br />

Tante Käte auch. Ich wur<strong>de</strong> <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Familie gut aufgenommen, obwohl ich ja noch nichts<br />

war. Reni wur<strong>de</strong> <strong>von</strong> Tante Hanni mit nach Eugenienhof genommen und wir sahen uns<br />

täglich. Wir waren nun eng zusammen gewachsen<br />

Seite 22<br />

und meine Pläne, Arzt zu wer<strong>de</strong>n, gab ich sofort auf. Wir sprachen mit Tante Hanni oft<br />

darüber, aber sie war ja nicht die Erblasserin, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Gut Malschwitz<br />

leben<strong>de</strong> Großvater (damals 86 Jahre), <strong>de</strong>r einen Generalbevollmächtigten Dr. Scholz in<br />

Breslau hatte.<br />

Reni und ich waren recht ratlos. Fest stand nur, dass ich sofort nach Schulabschuss eine<br />

Landwirtschaftslehre machen wollte, um in <strong>de</strong>r Lage zu sein, Malschwitz zu übernehmen.<br />

Renis Mutter hatte kurz vor ihrem To<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r linken Hand einen zettel geschrieben, <strong>de</strong>r<br />

uns sehr half. Der Inhalt war: „Reni und Ludwif – haltet zusammen und bleibt gute<br />

Menschen“. Das war <strong>de</strong>r Familie Standke gegenüber <strong>de</strong>r Ausweis, dass Renis Mutter mit<br />

mir einverstan<strong>de</strong>n war, und es wagte niemand, dagegen anzugehen. Dazu wäre Anlass<br />

gewesen, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r kleine Försterjunge und die Erbin <strong>de</strong>s Rittergutes war nach damaliger<br />

Einschätzung keine ebenbürtige Partie.<br />

Im Jahre 1933 besuchte Reni eine Haushaltungsschule und ich war ja auch noch Schüler.<br />

Seite 23


Mit vielen Treffen – Schule – Jagd ging das Jahr 1933 vorbei – angefüllt mit politischem<br />

Wirbel. Hitler hatte die Macht übernommen und es war dauernd etwas los. Ich war so mit<br />

Reni und unseren Plänen beschäftigt, dass ich die unglückliche Lage unserer Familie nicht<br />

genügend beachtete. Das sehe ich heute so – damals war ich, wie alle jungen Menschen<br />

in dieser verliebten Situation, unbeeinflussbar. Das Gut Malschwitz war hoch verschul<strong>de</strong>t<br />

und nahe an <strong>de</strong>r Pleite. Der Großvater Standke, dieser früher so tüchtige Mann wur<strong>de</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>de</strong>r Familie nicht mehr konsultiert. Inspektor in Malschwitz war Herr Fritz Braun <strong>de</strong>r dann<br />

seinen Bru<strong>de</strong>r Ernst auch noch hier hatte. Bei<strong>de</strong> waren Vettern Renis Mutter, <strong>de</strong>r<br />

Großvater war als <strong>de</strong>r Onkel <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Brauns. Diese hörten aber mehr auf an<strong>de</strong>re.<br />

Der Großvater Standke besaß ja auch noch das Nachbargut Krolkwitz, wo sein einziger<br />

Sohn Carl saß. Onkel Carl war nicht glücklich verheiratet und seine Frau – die Mutter <strong>von</strong><br />

Carl-Friedrich und Annemarie – drängte auf die Scheidung.<br />

Seite 24<br />

Folge: das Gut Krolkwitz wur<strong>de</strong> an eine Siedlungsgesellschaft verkauft und <strong>de</strong>r gesamte,<br />

zu Krolkwitz und Malschwitz gehören<strong>de</strong>n Kiefernwald wur<strong>de</strong> an einen Forstassessor<br />

Keetmann verkauft.<br />

Die Erlöse wur<strong>de</strong>n z. Teil zur Schul<strong>de</strong>ntilgung für Krolkwitz und zum an<strong>de</strong>ren Teil für die<br />

Erbabfindung <strong>von</strong> Onkel Carl und seiner geschie<strong>de</strong>nen Frau verwen<strong>de</strong>t. Damit schied<br />

Onkel Carl als Erbe <strong>von</strong> Großvater Standke aus und es blieb Reni als Erbin allein übrig.<br />

Reni und ich waren fest entschlossen, sobald wie möglich zu heiraten, weil wir uns liebten,<br />

aber auch, um das Gut Malschwitz nicht kaputt gehen zu lasen. Im Winter 33/34 wur<strong>de</strong><br />

das Problem in bei<strong>de</strong>n Familien z. T. Heftig diskutiert – mein guter Vater hielt tapfer für<br />

mich mit. Ich wur<strong>de</strong> vom Amtsgericht Grünberg für mündig erklärt und wir heirateten am<br />

14.07.34 in Glogau im Schifflein Christi, so hieß die Kirche. Wir waren selig, die<br />

Verwandten machten gute Miene dazu. Nach <strong>de</strong>r Trauung in <strong>de</strong> Kirche - die<br />

Seite 25<br />

stan<strong>de</strong>samtliche war zuvor im Rathaus <strong>von</strong> Beuthen gewesen – gab es im besten Hotel<br />

<strong>von</strong> Glogau ein Essen, an <strong>de</strong>m Vater <strong>von</strong> meiner Seite und die Tanten Hanni und Käte<br />

und Onkel Walter teilnahmen. Am späten Nachmittag zogen wir uns um – eine Taxe stand<br />

bereit und wir fuhren mit <strong>de</strong>r Bahn nach Muskau, wo ein Zimmer im Hotel Grüner Baum<br />

bestellt war. Wir verbrachten <strong>de</strong>shalb da unsere kleine beschei<strong>de</strong>nen Hochzeitsreise, weil<br />

ich in Alt-Tschäpchen?? bei Muskau eine Lehrstelle als Landwirtschaftslehrling hatte. Reni<br />

fuhr wie<strong>de</strong>r nach Hause und kam mit einem kleinen Möbelwagen 2 Wochen später in Groß<br />

Särchen //Lausitz// an, ein Ort, <strong>de</strong>r 2 km <strong>von</strong> meinem Lehrgut entfernt war. Wir wohnten im<br />

schrägen Obergeschoss eines Hauses, das unten vom Polizisten <strong>de</strong>s Ortes (damals hieß


das: Gendarm) bewohnt war. Es war eine glückliche Zeit dort. Wir hatten 150 RM im<br />

Monat zur Verfügung. 50,-- RM hatte ich an <strong>de</strong>n Lehrchef zu zahlen, 100,-- RM blieben für<br />

das Leben. Reni betreute mich mit großer Liebe. Ich musste morgens um 4 Uhr auf <strong>de</strong>m<br />

Hof sein. Also stan<strong>de</strong>n<br />

Seite 26<br />

wir kurz nach 3 Uhr auf, um 3.30 Uhr tranken wir zusammen Kaffee und um 3.45 Uhr fuhr<br />

ich mit <strong>de</strong>m Fahrrad zum Gutshof. Dort musste ich um 4 Uhr Futter ausgeben. Je<strong>de</strong>r<br />

Pfer<strong>de</strong>kutscher kam mit seinem Sack und ich wog ihm das Futter für sein Gespann ab.<br />

Dann hatte ich alles aufzuschließen und um 5.30 Uhr gab es Frühstück beim Lehrchef –<br />

einem sehr tüchtigen Landwirt, <strong>de</strong>r im ersten Weltkrieg Kapitänleutnant war. Beim<br />

Frühstück wur<strong>de</strong> die Tagesarbeit besprochen und die Gespanne eingeteilt. 5.45 Uhr hatte<br />

ich die Glocke zu läuten und Punkt 6 Uhr gingen die Leute – <strong>de</strong>nen ich noch die Geräte –<br />

Hacke, Spaten Sense usw. auszugeben hatte – zur Arbeit aufs Feld. Die Gespanne zogen<br />

ebenfalls pünktlich los. Um 12 Uhr waren alle wie<strong>de</strong>r da und es war Mittagspause bis 2<br />

Uhr. Ich fuhr schnell nach Hause, wo Reni schon mit <strong>de</strong>m fertigen Essen wartete, musste<br />

aber 1.45 Uhr wie<strong>de</strong>r die Glocke läuten – viel Zeit war da nicht. Feierabend war um 6 Uhr,<br />

manchmal um 7 Uhr. Wenn dann zufällig eine Kuh sich zum<br />

Seite 27<br />

kalben anschickte, o<strong>de</strong>r eine Sau ferkelte, o<strong>de</strong>r sich dazu vorbereitete, musste ich<br />

dableiben. Telefon gab es nicht. Reni wartete <strong>de</strong>shalb oft vergeblich auf mich. Dann kam<br />

ich um 8 Uhr o<strong>de</strong>r auch mal um 12 Uhr nachts. Tagebuch hatte ich auch zu führen über<br />

Geburten <strong>von</strong> Tieren, Verkauf v. Tieren, Zugang und Abgang <strong>von</strong> Getrei<strong>de</strong>, Tätigkeit <strong>de</strong>r<br />

Gespanne u. Die sonstigen Arbeiten. Eine außeror<strong>de</strong>ntlich anstrengen<strong>de</strong>n zeit: 2 extreme<br />

Beispiele. Am ersten Tag meiner Lehre war mein Koffer noch nicht da. Der Chef ging mit<br />

mir im Hof herum und als wir am Ochsenstall waren sagte er: „Spannen Sie sich zwei<br />

Ochsen an und fahren Sie Jauche“. Ich habs natürlich gemacht mit knirschen<strong>de</strong>n Zähnen<br />

und ich spürte <strong>de</strong>utlich, wie er mich auf die Probe stellen wollte. Nie<strong>de</strong>rtracht war es, wie<br />

ich erst vermutete, nicht. Als die Jaucherinne verstopft war, ich im guten Anzug, habe ich<br />

vorsichtig daran herum gemurkst. Das musste er aus seinem Fenster gesehen haben. Er<br />

kam im Eilschritt auf mich zu, zog seine Jacke aus, krempelte sich die Ärmel hoch und<br />

packe in <strong>de</strong>n Jauchekanal. Da lief es also wie<strong>de</strong>r. Er ging<br />

Seite 28<br />

zum nächsten Wasserhahn, spülte sich die Hän<strong>de</strong> ab und kam und sagte zu mir:“Wenn es<br />

wie<strong>de</strong>r verstopft ist, rufen Sie mich, ich mach Ihnen die Rinne dann wie<strong>de</strong>r sauber“, und<br />

verschwand. Ich habe dann mit hochrotem Kopf weiter Jauche gefahren.


Zweites Beispiel: Gleich in <strong>de</strong>n ersten Tagen wur<strong>de</strong> Getrei<strong>de</strong> eingefahren und zwar fuhren<br />

4 Gespanne mit Wechselwagen. So wur<strong>de</strong> ständig auf 2 Tennen (Durchfahrten in <strong>de</strong>r<br />

Scheune) abgela<strong>de</strong>n. Auf einer Tenne lud <strong>de</strong>r Chef ab und auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren ich. Gegen<br />

Mittag – ich hatte etwa 5-6 Wagen mit <strong>de</strong>r Gabel (Spicker) abgela<strong>de</strong>n, hatte ich bei<strong>de</strong><br />

Hän<strong>de</strong> voller Blasen. Ich wickelte mit Taschentuchteile um die Hän<strong>de</strong> und ließ mir nichts<br />

anmerken.<br />

Wir lu<strong>de</strong>n um die Wette ab – Er blickte ständig zu mir, wie ich mich wohl anstellen wür<strong>de</strong>.<br />

Dann war Mittag – Reni verband meine Hän<strong>de</strong> und ich fuhr wie<strong>de</strong>r zur Arbeit und machte<br />

trotz Schmerzen weiter. Der Chef musste es doch gemerkt haben – am Feierabend als wir<br />

schweißtriefend aus <strong>de</strong>r Scheune<br />

Seite 29<br />

kamen, fragte er mich:“Na, was machen Ihre Hän<strong>de</strong>?“ Ich zeigte sie ihm und er sagte:<br />

„Donnerwetter, Anerkennung, dass Sie das durchgehalten haben.“<br />

Die Arbeit war außeror<strong>de</strong>ntlich hart und einen Tick hatte <strong>de</strong>r Chef auch. So musste ich am<br />

Abend das Tagebuch vorlegen und Hacken zusammen und mel<strong>de</strong>n:“ In <strong>de</strong>n Ställen und<br />

am Schlüsselkasten ist alles in Ordnung.“<br />

„Danke“ war seine Antwort. Und erst dann hatt eich Feierabend.<br />

Sonntags musste ich um 6 Uhr auf <strong>de</strong>m Hof sein, also ausschlafen gab es kaum. Im<br />

Monat hatte ich einen Sonntag frei. Reni und ich waren glücklich, obwohl wir recht einsam<br />

waren. Tante Hanni schickte uns je<strong>de</strong>n Monat die uns zustehen<strong>de</strong>n Zinsen (die 150,-- RM)<br />

und ab und zu ein Butterpaket, aber sonst war, mit Ausnahme <strong>von</strong> Vaters Briefen,<br />

Schweigen um uns. Im Winter 35/36 – das Datum weis ich nicht mehr - wur<strong>de</strong>n wir <strong>von</strong><br />

Dr. Scholz, <strong>de</strong>m Generalbevollmächtigten vom Großvater, zum Abschluss eines<br />

Erblassän<strong>de</strong>rungsvertrages eingela<strong>de</strong>n.<br />

Seite 30<br />

Vorher muss ich aber <strong>von</strong> Juttas Geburt berichte: Wir hatten ausgerechnet, das unser<br />

Kind bis En<strong>de</strong> Januar 1935 kommen müsste. Reni hatte gar keine Beschwer<strong>de</strong>n.<br />

Weihnachten hatte Reni in unserer kleinen Wohnung sehr schön gemacht. Als ich am<br />

Heiligabend nach <strong>de</strong>r Arbeit um 6 Uhr nach Hause kam, war alles geschmückt, die Kerzen<br />

brannten und das Essen – Bratwürdte – rochen herrlich. Gäste hatten wir keine. Es war ja<br />

auch kein Auto da, mit <strong>de</strong>m wir hätten besucht wer<strong>de</strong>n können. Dann kam<br />

Silvester //<strong>1934</strong>-1935//. Gegen Abend klagte Reni über Bauchschmerzen. Ich beruhigte<br />

sie mit <strong>de</strong>r Bemerkung, dass das Kind ja erst frühestens Mitte Januar kommen wür<strong>de</strong>. Wir<br />

gingen ins Bett und Renis Schmerzen verstärkten sich. So gegen 5 Uhr stand ich auf und<br />

fuhr zur Hebamme, die wir ja schon informiert hatten. Sie stand gleich auf und kam mit


<strong>de</strong>m Fahrrad mit. Die Geburt war schon im Gange und um 6 Uhr war Jutta da. Reni war<br />

glücklich und ich auch. Ich bat die Hebamme darum noch eine ½ Stun<strong>de</strong> da zubleiben<br />

und fuhr<br />

Seite 31<br />

zu meinem Chef, klopfte an sein Fenster, berichtete <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Geburt und bat für <strong>de</strong>n Tag,<br />

Sonntag 1. Januar 1935 um Urlaub (So hart war <strong>de</strong>r Drill). Im Frühjahr machte ich <strong>de</strong>n<br />

Führerschein und im Sommer kauften wir uns ein DKW Auto - ich glaube, es kostete<br />

damals 1700,-RM ((Reichsmark)). Wir hatten nun die Möglichkeit, 1 x im Monat nach<br />

Malschwitz und Krolkwitz zu fahren. Renis eigene Wohnung war im Obergeschoss <strong>de</strong>s<br />

Krolkwitzer Gutshauses - Sie stand ja während meiner Ausbildung und unseres Wohnens<br />

in Groß-Särchen ((Lausitz)), leer. Der Erbvertrag wur<strong>de</strong> abgeschlossen und damit<br />

festgelegt, dass Reni einzige Erbin ((<strong>von</strong> Malschwitz)) war und ich, mit ihr in allgemeiner<br />

Gütergemeinschaft lebend, nun zur Hälfte Besitzer <strong>de</strong>s Rittergutes Malschwitz wur<strong>de</strong>, das<br />

am 1. Juli 1937 übernommen wer<strong>de</strong>n sollte. Von da an waren natürlich unsere Gedanken<br />

ganz auf Malschwitz gerichtet. Am 15.3.1936 machte ich meine landwirtschaftliche<br />

Prüfung und bestand mit 1 . Reni war mit Jutta schon Anfang März <strong>von</strong> Särchen nach<br />

Malschwitz zurückgezogen. Ich folgte am 16.3.1936. Inspektor Brauer ((Cousin <strong>von</strong> Renis<br />

Mutter Elisabeth, geb. Standke)) war Weggegangen und ich fand ein Vakuum vor ((es<br />

waren Unstimmigkeiten wegen Unzuverlässigkeit und Arbeitsweise vorhergegangen)). Die<br />

Frühjahrsbestellung musste ich sofort in die Hand nehmen.<br />

Seite 32<br />

Mit <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen Arbeitern, einem alten Vogt (Vorarbeiter) und <strong>de</strong>m<br />

Brennereiverwalter ging ich sofort an die Aufgabe ran. Wir waren ja noch nicht Besitzer,<br />

also war ich Betriebsleiter bis zur Betriebsübernahme am 1.7.1937.<br />

Der Generalbevollmächtigte Dr. Scholz in Breslau und sein Fachberater Diplom-Landwirt<br />

Busch kamen Anfang Mai, um die erfolgte Frühjahrsbestellung zu besichtigen. Viele<br />

Augen waren auch aus <strong>de</strong>m Dorf, aus <strong>de</strong>r Nachbarschaft auf mich gerichtet und ich war<br />

<strong>von</strong> früh bis spät auf <strong>de</strong>n Beinen. Wir fuhren mit <strong>de</strong>m Kutschwagen alle Fel<strong>de</strong>r ab und das<br />

Ergebnis war, dass man mir Komplimente machte und die Frühjahrsbestellung lobte. Die<br />

Saaten stan<strong>de</strong>n gut - die Kartoffeln liefen gera<strong>de</strong> auf.<br />

Nun ist zu berichten <strong>von</strong> Peters Geburt.<br />

Seite 34<br />

Seit 16. März 1937 war ich also mit Reni in Malschwitz - Reni war schwanger und wir


erwarteten Anfang Mai unser 2. Kind. Reni und ich, wir freuten uns sehr darauf. Es war ja<br />

ein Wunschkind. Reni wollte <strong>von</strong> Anfang an min<strong>de</strong>stens 5 Kin<strong>de</strong>r haben. Damals dachte<br />

man an<strong>de</strong>rs als heute. Wir glaubten doch nicht, und dachten nicht im Entferntesten daran,<br />

dass uns jemand <strong>von</strong> unserem Gut vertreiben könnte. Das hatte es ja seit 1000 Jahren<br />

nicht gegeben.<br />

Der 1. Mai war mit Hitlers Machtübernahme zum Feiertag <strong>de</strong>r Arbeit erklärt wor<strong>de</strong>n. Alle<br />

Betriebe mussten mit <strong>de</strong>n Belegschaften nach Beuthen kommen, um die Re<strong>de</strong>n über<br />

Lautsprecher zu hören. Es wur<strong>de</strong>n 2 Leiterwagen mit Brettern zum Sitzen vorbereitet und<br />

die Arbeiter und ich wollten um 10 Uhr losfahren., um um 11.00 Uhr in Beuthen zu sein.<br />

Morgens klagte Reni über beginnen<strong>de</strong> Wehen, und sie packte mit an, als wir im<br />

Eckzimmer Platz machten. Ich ließ die Leute mit Herrn Scheibel, unserem<br />

Brennereiverwalter allein fahren. Die Hebamme kam aus Neustädtel und war schon<br />

rechtzeitig vorbereitet ((unterrichtet)) und kam mit unserem Jagtwagen – um 12 Uhr war<br />

sie da. Reni war freudig erregt.<br />

Nun möchte ich über Renis Herkunft berichten:<br />

Seite 36<br />

Reni war am 19. Juli 1915 in Ehmkendorf //bei Bad Sülze// bei Rostock geboren. Ihr Vater<br />

hatte das Gut erworben, nach<strong>de</strong>m er Landwirtschaft gelernt hatte. Er war als<br />

„Einjähriger“((Damals nannte man <strong>de</strong>n mittleren Abschluss an einem Gymnasium das<br />

Einjährige, weil <strong>de</strong>r Absolvent dann nur ein – statt wie üblich zwei Jahre Wehrdienst<br />

ableisten musste. Meistens en<strong>de</strong>te die mit <strong>de</strong>r Beför<strong>de</strong>rung zum Feldwebelleutnant –<br />

soviel wie Oberfähnrich o<strong>de</strong>r Offiziersstellvertreter. Man hatte dann im Kriegsfall genügend<br />

Ersatz für das aktive Offizierskorps.)) bei <strong>de</strong>r Kavallerie gewesen und dort <strong>von</strong> einem<br />

Pferd in die Nierengegend geschlagen wor<strong>de</strong>n, sodass er dienstuntauglich wur<strong>de</strong>. Er<br />

entstammte /mütterlicherseits über Alexandrine Leverkus/ <strong>de</strong>r Chemikerfamilie Leverkus,<br />

die aus <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n nach Welmelskirchen verzogen war. Dort betrieb <strong>de</strong>r<br />

Urgroßvater ((Renis)) eine Apotheke und grün<strong>de</strong>te dann im Laufe seines Lebens eine<br />

chemische Fabrik, die <strong>de</strong>n Kern <strong>de</strong>r späteren Stadt Leverkusen bil<strong>de</strong>te, die nach <strong>de</strong>r<br />

Familie benannt wur<strong>de</strong>. Durch Heirat /<strong>von</strong> Alexandrine Leverkus/ mit <strong>de</strong>m Chemiker Otto<br />

Beringer /Renis Großvater/ kam eine Berliner Farbenfabrik in die Familie. Walter Beringer,<br />

Renis Vater wur<strong>de</strong> in Berlin geboren. (( das Haus in Berlin/Charlottenburg, Marchstrasse<br />

hat die Luftangriffe <strong>de</strong>s 2. Weltkrieges überstan<strong>de</strong>n )) Er wollte aber nicht Chemiker<br />

wer<strong>de</strong>n. (( Sein Vater Otto hatte mit <strong>de</strong>r Produktion <strong>von</strong> /Fixe-Blanc/ für die Papierindustrie<br />

)) viel verdient und konnte seinem Sohn Walter das Ehmkendorfer Gut kaufen.)) /Sein


erster Sohn wur<strong>de</strong> Chemiker und über nahm die Fabrik/. Er ((Walter)) machte mit seinem<br />

Vetter ((Alfred)) Leverkus eine gemeinsame Grönlan<strong>de</strong>xpedition, die auch in einem Buch,<br />

das irgendwo in <strong>de</strong>r Familie ist, geschil<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>. ((Eine Kopie besitzt Carl-Friedrich<br />

Standke in Rühle, Renis Vetter)). Moschusochsen und Eisbären wur<strong>de</strong>n geschossen –<br />

damals eine Sensation ersten Ranges. (( Heute ist uns -100 Jahre später- das<br />

Abschlachten um Trophäen halber nicht mehr fassbar)).<br />

Nach <strong>de</strong>r unglücklich verlaufenen Dienstzeit und Landwirtschaftslehre wur<strong>de</strong> das Rittergut<br />

Ehmkendorf bei Rostock gekauft., wo Renis Mutter Elisabeth Standke -nach ihrer Hochzeit<br />

Frau Beringer- ihre einzige Tochter Renate gebar. Die genaue Abstammung ist in einem<br />

Familienstammbaum nachweisbar.<br />

Seite 37<br />

Elisabeth Standke war das älteste <strong>von</strong> 4 Kin<strong>de</strong>rn <strong>von</strong> Großvater Carl ((Friedrich)) Standke.<br />

3 Töchter – Elisabeth -Hanni – Käte ((Katarina)) und Sohn Carl ((Ernst)).<br />

Der Großvater, <strong>de</strong>ssen letzte Jahre ich miterleben durfte, war ein außergewöhnlicher<br />

Mann. Er war (( am 03.02.1851 in Nie<strong>de</strong>r-Polkwitz //Name nach 1937= Sandhofen, heute<br />

Polkowice// bei Glogau geboren und )) in Neusalz/O<strong>de</strong>r aufgewachsen, wo sein Vater ein<br />

Fuhrunternehmen betrieb.<br />

Der Großvater Carl Standke erzählte uns <strong>de</strong>s öfteren <strong>von</strong> <strong>de</strong>n schwierigen Fahrten, die<br />

sein Vater mit Pfer<strong>de</strong>gespannen nach Königsberg in Ostpreußen machte – Wölfe und<br />

Räuber bedrohten das Unternehmen und er sagte, dass sein Vater mehrere Pfer<strong>de</strong> auf<br />

einer Fahrt verloren hätte; es waren herrliche Schil<strong>de</strong>rungen.<br />

Großvater ging nach <strong>de</strong>r Grundschule in das Gymnasium nach Glogau ((wahrscheinlich<br />

<strong>von</strong> Polkwitz aus. Später ging er in Neusalz //heute:Nowa Sól// in das Gymnasium für<br />

Jungen. Die Mährsche Brü<strong>de</strong>rgemein<strong>de</strong> betrieb eine „rang nie<strong>de</strong>re“ Schule -überwiegend<br />

für Mädchen- ganz in <strong>de</strong>r Nähe. Er erzählte seiner Enkeltochter Annamarie, die diese<br />

Schule später besuchte, dass die Jungen hinter <strong>de</strong>n Mädchen hergerufen hätten:“Die<br />

Bimmel, die Bämmel, die Mährschen Lämmel“)). In Neusalz gab es damals (Großvater<br />

war 1851 geboren) noch keine höhere Schule. Er war anfangs in Glogau in einer Pension<br />

untergebracht, und wenn es Ferien gab, musste er <strong>von</strong> Glogau nach Neusalz laufen. (das<br />

waren etwa 35 km) und bei Schulanfang wie<strong>de</strong>r zurück. Nach <strong>de</strong>m Abschluss (Einjähriges<br />

= Mittlere Reife, die damals und bis 1918 Voraussetzung für die Offizierslaufbahn war)<br />

machte er seinen Wehrdienst, ich glaube 2 o<strong>de</strong>r 3 Jahre mit eigenem Pferd.<br />

((Er diente bei <strong>de</strong>n Husaren)). Bei Kriegsausbruch mit Frankreich war er 19 Jahre, kam<br />

aber nicht an die Front. Nach Ableistung seiner Dienstpflicht war er mehrere Jahre als


Landwirtschaftslehrling ((Eleve)) und dann als „Beamter“, -so nannten man damals die<br />

Assistenten und Inspektoren-, tätig. (( Da mit <strong>de</strong>m Bau <strong>de</strong>r Eisenbahnen in <strong>de</strong>r zweiten<br />

Hälfte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts die Pfer<strong>de</strong>transporte mit russischen Fällen <strong>von</strong> Königsberg<br />

nach Wien, bzw. mit ungarischem Rotwein nach Nor<strong>de</strong>n unwirtschaftlich wur<strong>de</strong>n, mussten<br />

die Pfer<strong>de</strong> abgeschafft wer<strong>de</strong>n. Sein Vater starb 1865 in Neusalz, seine Mutter 1885 in<br />

Ziebern-Vorwerk bei Glogau. Bei<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n in Neusalz begraben))<br />

Seite 38<br />

Carl Standke pachtete dort in <strong>de</strong>r O<strong>de</strong>rnie<strong>de</strong>rung ein kleines Gut und heiratete Anna<br />

Brauer. In Ziebern-Vorwerk // /BIEGNITZ/ heute: Ceber// wur<strong>de</strong> auch Renis Mutter<br />

((Elisabeth 1885) geboren. Er muss einen enormen Aufschwung genommen haben. Er<br />

pachtete dann eine Reihe <strong>von</strong> Gütern im Kreis Glogau und Kreis Grünberg (Sabor,<br />

Droschkau //Landkreis Namslau//, Drentkau //bei Grünberg, heute Drzonków // usw.); 8<br />

sollen es gewesen sein. ((zuletzt bewirtschaftete er Loos/Sabor, Gramschütz b.Glogau<br />

und Malschwitz-Krolkwitz //nach 1937 = Weißfurt , heute:Królikowice // gleichzeitig, was<br />

familiäre Meinungsverschie<strong>de</strong>nheiten hervorrief.))<br />

Im Jahre 1897 kaufte er die Rittergüter Malschwitz und Krolkwitz ((und wur<strong>de</strong> sesshaft)),<br />

die aneinan<strong>de</strong>r grenzten und etwa 3000 Morgen ((750 ha)) Fläche – halb Wald, halb<br />

landwirtschaftliche Fläche umfassten. Großvater schien ein sehr tüchtiger, aber auch sehr<br />

energischer Mann gewesen sein, <strong>de</strong>r großes Ansehen genoss. 1914, bei Ausbruch <strong>de</strong>s<br />

ersten Weltkrieges war er 63 Jahre und damals war wohl sein Höhepunkt. Die bei<strong>de</strong>n<br />

Güter waren gut in Ordnung, die ((Spiritus-))Brennerei in Malschwitz war technisch auf <strong>de</strong>r<br />

Höhe. Die vorhan<strong>de</strong>ne Stärkefabrik hatte er stillgelegt ((wahrscheinlich war schon damals<br />

die industrielle Herstellung profitabler)) .<br />

Nach <strong>de</strong>m ersten Weltkrieg heiratete Tante Hanni ihren Vetter Onkel Walter Kunke, <strong>de</strong>r als<br />

Major ((am 28.11.1942 zwischen St. Petersburg und Moskau)) fiel. ((er wur<strong>de</strong> posthum<br />

zum Oberstleutnant beför<strong>de</strong>rt, um Tante Hannis Pension zu erhöhen.))<br />

Vor seinem Tod hatte er sein Gut Eugenienhof ((bei Rothenburg)) verkauft. (( Er war mehr<br />

Jäger als Landwirt, hatte keine Kin<strong>de</strong>r, und es hatte nach seiner Einberufung kriegsbedingt<br />

erhebliche Schwierigkeiten gegeben. Deshalb war er aus <strong>de</strong>m Reservistenstatus in <strong>de</strong>n<br />

aktiven Militärdienst über gewechselt – also glaubte er versorgt zu sein)).<br />

Tante Käte heiratete <strong>de</strong>n Geheimrat am Reichsrechnungshof in Potsdam Onkel<br />

((Richard)) Lauer, <strong>de</strong>r kurz nach Kriegsbeginn ((am 18.04.1940)) starb. ((Sie hatten keine<br />

Kin<strong>de</strong>r)).


Seite 39<br />

Onkel Carl, <strong>de</strong>r einzige Sohn <strong>de</strong>s Großvaters, heiratete die Tochter eines großen<br />

Mühlenbesitzers in Neusalz, Lieselotte Kopp. Das junge Ehepaar zog in das Erdgeschoss<br />

<strong>de</strong>s Gutshauses in Krolkwitz, das um einen Anbau erweitert wor<strong>de</strong>n war. Inzwischen war<br />

<strong>de</strong>r Gesundheitszustand <strong>von</strong> Renis Vater schlechter gewor<strong>de</strong>n und er verkaufte das Gut<br />

Ehmkendorf im Jahre 1920 in <strong>de</strong>r Hoffnung, <strong>von</strong> <strong>de</strong>m Geld leben zu können. Renis Eltern<br />

zogen mit ihr in das Obergeschoss <strong>de</strong>s Krolkwitzer Gutshauses. Renis Vater starb am<br />

12.01.1921, Reni war gera<strong>de</strong> 6 Jahre alt, an einem Herz- o<strong>de</strong>r Gehirnschlag ((o<strong>de</strong>r an<br />

akutem Nierenversagen)). Nun lebte Renis Mutter mit ihr in Krolkwitz. Sie hatten 1<br />

Kutschpferd, 1 Kutscher, 1 Hauslehrer + Dienstmädchen. Die dann kommen<strong>de</strong> Inflation<br />

entwertete das – auch noch schlecht angelegte- Geld total. Renis Mutter hatte als Einziges<br />

noch <strong>de</strong>n Erbanspruch gegenüber <strong>de</strong>m Großvater. Es hatte sich folgen<strong>de</strong> Situation<br />

ergeben: Tante Hanni und Tante Käte waren schon ((aber nur zum Teil!)) abgefun<strong>de</strong>n.<br />

Onkel Carl sollte das Gut Krolkwitz erben. ((Wegen <strong>de</strong>r neuen <strong>de</strong>utsch-polnischen Grenze<br />

blieben die Getrei<strong>de</strong>lieferungen aus Posen aus und Julius Kopp musste sich mit<br />

Lieferungen aus <strong>de</strong>m revolutionsgeschüttelten Rußland begnügen. Dieses Getrei<strong>de</strong> war<br />

min<strong>de</strong>rwertig und ganze Schiffsladungen Mehl nach Berlin und Breslau wur<strong>de</strong>n nicht<br />

abgenommen. Dazu kam die Weltwirtschaftskriese; und die Neusalzer Sparkasse<br />

verweigerte neue Kredite. Da hat Carl Ernst Standke für seinen Schwiegervater Julius<br />

Kopp um Bürgschaft bei seinem Vater Carl Friedrich Standke gebeten. Das ging schief,<br />

und Vater und Sohn brachen <strong>de</strong>n Kontakt ab.)) Die Ehe mit Tante Lieselotte wur<strong>de</strong> immer<br />

schwieriger und zerbrach. Folge: Gut Krolkwitz wur<strong>de</strong> an eine Siedlungsgemeinschaft<br />

verkauft und <strong>de</strong>r Waldbesitz an einen Herrn Keetmann.<br />

Seite 40<br />

Mit <strong>de</strong>m Verkaufserlös wur<strong>de</strong>n Tante Lieselotte mit Kin<strong>de</strong>rn Carl-Friedrich und Annamarie<br />

und Onkel Carl abgefun<strong>de</strong>n. ((Onkel Carls Restfor<strong>de</strong>rung <strong>von</strong> 28.000 RM beließ er in<br />

Malschwitz, damit seine Kin<strong>de</strong>r dort Ferien machen konnten. Tante Hanni und Tante Käte<br />

beließen ihre Restfor<strong>de</strong>rungen, bzw. gegebenen Darlehen an <strong>de</strong>n Vater ebenfalls im<br />

Betrieb. Siehe Übergabevertrag <strong>von</strong> 1937)).<br />

Es blieb übrig das Gut Malschwitz mit einer Größe <strong>von</strong> 956 Morgen ((241,25 ha)) mit<br />

Brennerei, als das erbe <strong>von</strong> Tochter Elisabeth Beringer, Renis Mutter. Es war ein<br />

Erbvertrag abgeschlossen wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r <strong>von</strong> allen Beteiligten unterschrieben wor<strong>de</strong>n war –<br />

<strong>de</strong>r festlegte, dass Reni und ich in Gütergemeinschaft das Rittergut Malschwitz zum 01.<br />

Juli 1937 übernahmen. ((Durch Ehevertrag vom 27.Oktober 1940 – ist die bisher zwischen


Frau <strong>Dörfler</strong> und ihrem Ehemann bestehen<strong>de</strong> allgemeine Gütergemeinschaft aufgehoben<br />

und Gütertrennung vereinbart wor<strong>de</strong>n. Dies ist im Güterrechtsregister <strong>de</strong>s Amtsgerichts<br />

Beuthen an <strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r am 22. April 1941, unter Nr. 61 <strong>de</strong>s Güterrechtsregisters eingetragen<br />

wor<strong>de</strong>n.))<br />

Wir waren glücklich, nun am Ziel zu sein und glaubten damals, nun unsere Lebensbasis<br />

gefun<strong>de</strong>n zu haben. Es war aber ein schwieriges Unterfangen. Wir mussten alle Schul<strong>de</strong>n,<br />

die auf Malschwitz ruhten, übernehmen. Es waren etwa 150.000 RM an Hypotheken und<br />

etwa 50.000 RM Wechselverbindlichkeiten. ((laut Vertrag vom 28. Juli 1937 waren es<br />

Hypotheken+Schul<strong>de</strong>n+Altenteil = 120.473,75 RM; Tilgung <strong>von</strong> Darlehen an Tochter<br />

Katarina 7.000 RM + Schenkung an selbe 11.000 RM + Schenkung an Sohn Carl Ernst<br />

30.000 RM + Abfindung an selben für lebenslangen Gutsverwaltervertrag 28.0000 RM;<br />

Summe = 76.000 RM, Gesamt 196.473,75 RM Belastungen)).<br />

Ich habe noch im Ohr, wie <strong>de</strong>r Besitzer <strong>de</strong>s Gutes Schertendorf ((bei Rothenburg)) mir<br />

sagte:“Na – Herr <strong>Dörfler</strong>, das wird ein Ringen mit <strong>de</strong>m To<strong>de</strong>“. Ich hatte zwar die<br />

landwirtschaftliche Ausbildung mit „sehr gut“ abgeschlossen, aber <strong>von</strong> <strong>de</strong>n<br />

kaufmännischen Problemen kaum eine Ahnung. Das Gut war heruntergewirtschaftet.<br />

Großvater war 1937 – 86 Jahre alt und nicht mehr in <strong>de</strong>r Lage, <strong>de</strong>n Betrieb zu führen.<br />

Seine Neffen, die Brü<strong>de</strong>r Fritz und Ernst Brauer –<br />

Seite 41<br />

bei<strong>de</strong> waren auf ihren Gütern Pleite gegangen und ihre Ehen waren geschie<strong>de</strong>n – lebten<br />

als Inspektoren auf Malschwitz und machten, was sie wollten.<br />

Ernst Brauer war 4 Wochen vor unserer Übernahme <strong>von</strong> selbst gegangen und Fritz, <strong>de</strong>r<br />

auch Alkoholiker war, habe ich ausgeworfen, nach<strong>de</strong>m ich feststellte, dass er Eichen auf<br />

eigene Rechnung verkauft hatte. Es war ein äußerst schwerer Anfang. Die Pfer<strong>de</strong> (18)<br />

schon meistens alt und nicht mehr leistungsfähig. Ich musste also sehen, zu jüngeren<br />

Pfer<strong>de</strong>n zu kommen und kaufte im ersten Jahre 2 Stuten, Minka und Mira und dann einen<br />

ohne Namen, <strong>de</strong>r aber bald schon nicht mehr lief. Die Arbeiter auf <strong>de</strong>m Hof (8 Familien,<br />

die auf <strong>de</strong>m Hof wohnten) und 3 Arbeiter, die im Dorf wohnten, waren eine straffe Führung<br />

nicht mehr gewohnt. Der Vogt ((Vorarbeiter)) war <strong>de</strong>r alte Flieger Gustav, Vater <strong>de</strong>s<br />

Kutschers Ernst, <strong>de</strong>r auf meine Veranlassung hin <strong>de</strong>n Führerschein machte und auch<br />

unser Auto fuhr. Der Brennereiverwalter war auch gewöhnt, dass ihm während <strong>de</strong>s<br />

Sommers niemand etwas sagte, wur<strong>de</strong> <strong>von</strong> mir mit <strong>de</strong>r Hofverwaltung betraut –<br />

Schüttbo<strong>de</strong>n ((Speicher)), Vorräte usw. Es passte ihm, Herrn Scheibel zunächst nicht,<br />

aber dann machte er willig mit. (Die Brennerei arbeitete <strong>von</strong> En<strong>de</strong> Oktober bis Mitte Mai).


Seite 42<br />

Wir hatten 50.000 Liter Brennrecht und dazu brauchte man 10.000 Zentner Kartoffeln (500<br />

to) und dafür waren mit an<strong>de</strong>ren Verwendungszwecken (Saatgut, Speisekartoffeln,<br />

Schweine usw.) 130 – 150 Morgen nötig. Die hohe Schul<strong>de</strong>nlast (ca. 200.000 RM) zwang<br />

uns, neue Wege zu gehen, wenn ein Konkurs vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n sollte. Die Ausstattung<br />

<strong>de</strong>s Inventars war miserabel. Im Dorf, die Bauern hatten alle elektrisches Licht und<br />

Kraft((Strom)) – das Gut hatte keinen Stromanschluss, wir lebten alle im Haus und in <strong>de</strong>n<br />

Ställen mit Petroleumlampen. Als erstes ließ ich Licht legen – ein teures Unterfangen;<br />

gleichzeitig baute ich <strong>de</strong>n Kuhstall um. Bis dahin was es ein Tiefstall, <strong>de</strong>r Schweizer<br />

((Melker)) musste die Schlempe ((Abfall bei <strong>de</strong>r Spiritusbrennerei)). Eimer für Eimer <strong>de</strong>n<br />

Kühen <strong>von</strong> Hand ein schütten. Auf <strong>de</strong>n Fel<strong>de</strong>rn musste <strong>de</strong>r Ertrag verbessert wer<strong>de</strong>n. Ich<br />

fing an, Mais anzubauen. (damals bei uns ein Novum). Ich riskierte gleich 100 Morgen und<br />

es klappte. Damals war Vogelfutter (Glanzhirse) knapp, wegen <strong>de</strong>r Devisenknappheit. Ich<br />

beschaffte mir Literatur und sprach mit Professoren <strong>de</strong>r Breslauer Universität und bestellte<br />

das Saatgut für sibirische Kolbenhirse bei <strong>de</strong>r Hamburger Firma ( August Völker) aus<br />

Rußland!<br />

Ich riskierte gleich 50 Morgen. Nachbarn schmunzelten misstrauisch zu diesem<br />

Experiment. Ich aber hatte Erfolg – es wur<strong>de</strong> ein gutes Geschäft.<br />

Seite 43<br />

Außer<strong>de</strong>m baute ich Kürbisse, auch in <strong>de</strong>r Großfläche 20 Morgen an, die in die<br />

Konservenfabrik in Freystadt geliefert wur<strong>de</strong>n. Auch das klappte und so konnten wir <strong>de</strong>n<br />

Schul<strong>de</strong>nberg abbauen. Einen neuen Deutz-Schlepper konnte ich kaufen und dazu<br />

Gummiwagen – alles neuartig und unsere Existenz schien uns immer sicherer zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine Schweinezucht hatte ich eingerichtet mit 20 Sauen und die Schafher<strong>de</strong> verkleinert.<br />

Wir hatten dann 8 Fohlenstuten und eigenen Nachwuchs für die Ackerpfer<strong>de</strong>. Reni und ich<br />

waren eine Einheit. Alles wur<strong>de</strong> gemeinsam besprochen – wir zogen also immer an einem<br />

gemeinsamen Strang. 1937, am 13. August wur<strong>de</strong> Helga geboren und 1938 am 09.<br />

Oktober Ute. Nun hatten wir schon 4 Kin<strong>de</strong>r und waren sehr stolz auf unsere Familie. Die<br />

Verwandten, die uns zunächst abwartend gegenüberstan<strong>de</strong>n, kamen; die Nachbarn, <strong>von</strong><br />

Kessel, <strong>von</strong> Strachwitz, usw. lu<strong>de</strong>n mich zu <strong>de</strong>n Treibjag<strong>de</strong>n ein. Unser Ansehen war also<br />

dadurch, dass wir Erfolg hatten, gewaltig gestiegen.<br />

1937 habe ich 15 italienische Gastarbeiter für <strong>de</strong>n Sommer eingestellt, um die intensivierte<br />

Feldarbeit zu schaffen. Auch das ging gut. Ich musste zuerst mit ihnen mit Hän<strong>de</strong>n und


Füßen re<strong>de</strong>n, aber auf Grund meines Schul-Latein habe ich nur wenige Wochen<br />

gebraucht, um italienische Anweisungen zu geben.<br />

Seite 44<br />

Dann wur<strong>de</strong> die politische Spannung immer größer. Unsere Pfer<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n <strong>von</strong> <strong>de</strong>r<br />

Wehrmacht gemustert, und am 1. September ((1939)) früh 5 Uhr wur<strong>de</strong>n meine besten 8<br />

Pfer<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Polenkrieg requiriert. Aber auch diese Schwierigkeiten wur<strong>de</strong>n<br />

überwun<strong>de</strong>n. Reni war nun wie<strong>de</strong>r schwanger und am 29. September 1939 wur<strong>de</strong> Karin<br />

geboren. Wie<strong>de</strong>r eine große Freu<strong>de</strong>, die allerdings durch <strong>de</strong>n Krieg getrübt wur<strong>de</strong> – er<br />

hatte am 1. September 1939 begonnen – Polen war nach 18 Tagen besiegt und durch<br />

Vertrag zwischen Stalin und Hitler geteilt. England und Frankreich hatten uns <strong>de</strong>n Krieg<br />

erklärt und das lastete auf uns sehr. Ich stand nun immer bereit, Soldat zu wer<strong>de</strong>n. Ich<br />

wäre natürlich gern Offizier gewor<strong>de</strong>n, aber als Vater mit drei und mehr Kin<strong>de</strong>rn, kam ich<br />

nicht an die Front. Bis kurz vor <strong>de</strong>m 01. April 1940. Ein Fohlen mit Namen Peter hatte mir<br />

einen Schlag verpasst und traf mein Kinn. 2 Zähne musste ich ausspucken und zum<br />

Zahnarzt. Da kam mein Einberufungsbefehl zum 1.4.1940. nach Neustadt/Oberschlesien.<br />

Einen Tag vor <strong>de</strong>m 1.4.1940 bekam ich einen Stiftzahn rein und fuhr ab. Mammi brachte<br />

mich mit <strong>de</strong>r Kutsche zum Bahnhof nach Beuthen.<br />

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Wir trennten uns tränen<strong>de</strong>n Auges. Alle Zukunft war ungewiss. In <strong>de</strong>r Kaserne wur<strong>de</strong> ich<br />

berittener Fernsprechsoldat. Gott sei Dank hatten Reni und ich alles gemeinsam gemacht.<br />

So war sie sofort in <strong>de</strong>r Lage, sofort weiterzumachen. 2 Monate später – genaues Datum<br />

weis ich nicht ((30.08.1940)) heirateten Liesel und Hannes ((<strong>Ludwig</strong>s Schwester und<br />

Renis Vetter)). Ich bekam keinen Urlaub; die Eltern <strong>von</strong> Hannes waren dagegen und<br />

kamen auch nicht; nur eine alte Tante <strong>von</strong> Hannes nahm teil. Reni hatte die Hochzeit<br />

ausgerichtet. Ich kenne nur Fotos da<strong>von</strong>. Liesel zog dann nach Beuthen – Hannes war<br />

Referendar beim Amtsgericht Glogau und wur<strong>de</strong> dann auch eingezogen ((Auf <strong>de</strong>m<br />

Hochzeitsfoto trägt er aber bereits Uniform)). Am 18. Januar 1941 brannte unser schönes<br />

Haus (im Volksmund Schloss genannt) ab. Ich bekam oft Wirtschaftsurlaub und war im<br />

Januar zu Hause. Mammi, die Kin<strong>de</strong>r und ich schliefen im Obergeschoss. Mammi rüttelte<br />

mich plötzlich wach und zeigte auf die Tür – dort war ein Feuerschein zu sehen. Ich<br />

sprang auf, rannte zur Tür, und sah zu meinem Entsetzen Feuer in <strong>de</strong>n<br />

gegenüberliegen<strong>de</strong>n Räumen. Löschversuche waren aussichtslos. Das erste war: Die<br />

Kin<strong>de</strong>r runter. Jutta und Peter konnten ja laufen, die Kleinen nahmen wir auf <strong>de</strong>n Arm und


in die unteren Räume.<br />

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Dann rannte ich zu Scheibel, <strong>de</strong>r Brandmeister war, <strong>de</strong>r auch gleich Alarm schlug. Dann<br />

habe ich Flieger Ernst geweckt und ihn beauftragt, <strong>de</strong>n Großvater aus seinem Zimmer zu<br />

holen. Die Flammen schlugen schon aus <strong>de</strong>m Dach, die ganze obere Etage brannte.<br />

Inzwischen waren die Feuerwehren aus <strong>de</strong>n Nachbarorten (Neustädtel // heute Nowe<br />

Miasteczko //, Pfaffendorf / /Dreidorf heute: Popowo//, usw.) mit Pfer<strong>de</strong>n da, was schwierig<br />

war, wegen 18 Grad Frost und Schneewehen. Der Wallgraben war zugefroren, es<br />

mussten Löcher ins Eis gehackt wer<strong>de</strong>n, um an Wasser zu kommen. Aus <strong>de</strong>m oberen<br />

Geschoss war nichts mehr zu retten. Aus <strong>de</strong>m unteren Geschoss konnten die<br />

wesentlichen Möbel und Teppiche gerettet wer<strong>de</strong>n, auch unser Flügel. Die <strong>de</strong>cken<br />

stürzten erst gegen Morgen ein. Reni mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn war zunächst bei Gembik, <strong>de</strong>r<br />

Großvater bei Fliegers. Ich hatte sofort <strong>de</strong>n Schäfer gebeten, in die leerstehen<strong>de</strong><br />

Wohnung <strong>von</strong> Flieger Gustav zu ziehen und wir zogen noch am gleichen Tage in die<br />

Schäferwohnung im Beamtenhaus. Eine schlimme Situation. Der Assistent, <strong>de</strong>r auch im<br />

Inspektorenhaus wohnte, zog ebenfalls noch am gleichen Tage aus und zu seinen<br />

Schwiegereltern (En<strong>de</strong>-Hoffmann).<br />

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Für Großvater haben wir das beste Zimmer eingerichtet. Er hat <strong>de</strong>n Schreck scheinbar gut<br />

überstan<strong>de</strong>n. Reni und ich bemühten uns um ihn, was er sehr dankbar zur Kenntnis nahm.<br />

Im April 1941 wur<strong>de</strong> er etwas wackelig. Tante Käte war zu Besuch da. Da rief mich <strong>de</strong>r<br />

Großvater und sagte:“ <strong>Ludwig</strong>, bestelle meinem Sohn Carl, mit mir geht es zu En<strong>de</strong>“.<br />

((Vielleicht wollte er in Frie<strong>de</strong>n schei<strong>de</strong>n!)). Er ging aber noch je<strong>de</strong>n Tag raus. Onkel Carl<br />

kam. Ich sehe die Szene noch heute vor meinen Augen: Großvater saß in <strong>de</strong>r einen Ecke<br />

im Sofa und begrüßte Onkel Carl, <strong>de</strong>n ich in das Zimmer geleitet hatte, und sagte,<br />

nach<strong>de</strong>m er Onkel Carl eine Zigarre angeboten hatte und sich selbst eine angesteckt<br />

hatte:“ Carl, ich wollte Dich noch einmal sehen, mit mir geht’s zu En<strong>de</strong>.“ (Er war 90 Jahre<br />

gewor<strong>de</strong>n). Er sprach ganz normal. Onkel Carl fuhr am nächsten Tag wie<strong>de</strong>r. Der<br />

Großvater blieb im Bett liegen und stand zum ersten mal nicht auf. Tante Käte ging zu ihm<br />

rein und rief mich gleich – Großvater röchelte und starb, ohne etwas gesagt zu haben. Ein<br />

großartiger Mann, <strong>de</strong>r in seinem Leben großartiges geleistet hat, <strong>de</strong>r lei<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Kontakt zu<br />

seiner eigenen Familie verlor ((zu seinem Sohn)). Ich habe während <strong>de</strong>r 5 Jahre, die wir<br />

zusammen wohnten,


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ein wun<strong>de</strong>rschönes Verhältnis zu ihm gehabt, worüber sich die Malschwitzer Leute<br />

wun<strong>de</strong>rten, die ihn für unnahbar hielten. Ich habe dann eine große und würdige<br />

Beerdigung organisiert. Großvater wur<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m ausgebrannten Haus aufgebahrt, <strong>de</strong>r<br />

ganze Weg durch <strong>de</strong>n Wildgarten bis zum Grab mit weißem Sand bestreut. ((Carl-<br />

Friedrich jun. Lieh sich vom Schäfer eine Sense, die dieser schweren Herzens hergab,<br />

und mähte auf <strong>de</strong>m Gelän<strong>de</strong> wuchern<strong>de</strong> Brennesseln ab. Tante Hannis Mann, Onkel<br />

Walter, war Bataillonskomman<strong>de</strong>ur in Freystadt und konnte nicht kommen, weil in<br />

Richtung Rußland mobil gemacht wur<strong>de</strong>. Er schickte einen Riesenkranz mit wun<strong>de</strong>rbaren<br />

Magnolien.))<br />

Ganz Malschwitz und viele Nachbarn nahmen teil, ich im geliehenen Anzug (Mammis und<br />

meine guten Sachen waren ja verbrannt.) Im Mai 1941 wur<strong>de</strong> uns ein Junge //<strong>Ludwig</strong> jun.//<br />

geboren, <strong>de</strong>r aber mit 7 Monaten an <strong>de</strong>r Ruhr verstarb. ((Die französischen<br />

Kriegsgefangenen waren zu <strong>de</strong>n Bauern verteilt wor<strong>de</strong>n, wo sie relativ frei arbeiteten; nur<br />

Marcel und ein zweiter Franzose durften bei uns im Kuhstall weiter arbeiten. Die zum<br />

Ersatz gebrachten 22 russischen Gefangenen hatten wohl die Krankheit übertragen)). Wir<br />

hatten Einquartierung und waren infiziert. Karin hatte auch Ruhr bekommen und war ganz<br />

schwer erkrankt, so dass wir große Sorge um ihr Leben hatten. Im folgen<strong>de</strong>n Jahr wur<strong>de</strong><br />

am 14.08.1943 Renate geboren.<br />

Inzwischen muss folgen<strong>de</strong> Entwicklung geschil<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n: Onkel Walter Kunke hatte<br />

etwa 1942 das Gut Eugenienhof ((Mit Vorwerk Elisenhof 2500 Morgen = 625 ha)) an<br />

einem Herrn Kestner verkauft., weil er stark verschul<strong>de</strong>t war. (( Ausschlaggebend waren<br />

sicher nicht die Finanzen, <strong>de</strong>nn es waren lediglich etwa 13.000 RM Hypothek bei einer<br />

Dresdner Rechtsanwaltswitwe und etwas über 10.000 RM Kleckerschul<strong>de</strong>n. Das war bei<br />

<strong>de</strong>r Größe und bei etwa 200 Stück Rindvieh und zwei Schafher<strong>de</strong>n mit etwa 500 Schafen<br />

tragbar. Entschei<strong>de</strong>nd waren: Abgabe <strong>de</strong>r besten Pfer<strong>de</strong> an die Armee, keine Ersatzteile<br />

für die überwiegend amerikanischen Maschinen (John Deere), und viel zu geringe<br />

Treibstoffzuteilung – hin und wie<strong>de</strong>r 200 Liter, und die Abwesenheit <strong>de</strong>s Eigentümers.<br />

Vogt Drews und Brenner Pfuhl und Carl Ernst Standke – <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m Verkauf <strong>von</strong><br />

Krolkwitz bei seinem Vetter Walter die Buchführung machte – genügten nicht <strong>de</strong>n<br />

Ansichten Onkel Walter Kunkes. Siehe auch Ausführungen oben über Dienstgrad.)) Er war<br />

als Oberst((leutnant)) an <strong>de</strong>r Ostfront; und kam, was man <strong>von</strong> ihm nicht gewöhnt war,<br />

ganz <strong>de</strong>primiert auf Urlaub, mit <strong>de</strong>r Bemerkung: „Wir verlieren <strong>de</strong>n Krieg“.


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Tante Hanni bekam noch für einige Zeit Wohnrecht dort //auf Eugenienhof//. Aber bald ließ<br />

sie erkennen, dass sie doch gern in Malschwitz leben wür<strong>de</strong>. Noch ehe das realisiert<br />

wur<strong>de</strong>, kam die Nachricht, dass Onkel Walter ((am 28.11.1942)) gefallen sei. Sein Adjutant<br />

kam (selbst verwun<strong>de</strong>t)) zu Tante Hanni und brachte die letzten Habseligkeiten und<br />

erzählte ihr, dass Onkel Walter bewusst ohne Schneehemd aus <strong>de</strong>m Schützengraben<br />

gestiegen sei und dort, wie voraussehbar gewesen sei, sofort <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Russen getroffen<br />

wur<strong>de</strong>. (( Im Sommer hatte er seinem 14-jährigen Neffen Carl-Friedrich jun. <strong>von</strong> <strong>de</strong>m<br />

unmenschlichen Kampf mit <strong>de</strong>n Partisanen erzählt. „Das war das schlimmste Vierteljahr<br />

meines Lebens!“ Von Drews und Pfuhl hat er sich verabschie<strong>de</strong>t: „ Ich komme nicht<br />

wie<strong>de</strong>r!“)). Wir haben dann für Tante Hanni im Inspektorenhaus eine kleine Wohnung<br />

freigemacht und sie zog zu uns. Schön war es, mit ihr zu leben. ((Kestner hatte noch<br />

58.000 RM „persönliche“ Schul<strong>de</strong>n bei Tante Hanni – Gewehre, Möbel, Kutscherlivree<br />

usw.; in einem Testament hat sie dies Reni, Annemarie und Carl-Friedrich überlassen.))<br />

Im Sommer 1944 kam ich zu einer Fel<strong>de</strong>inheit und mit ihr im Juli nach Griechenland, war<br />

eine Zeit in Korinth und machte dann <strong>de</strong>n Rückzug durch Albanien, Jugoslawien bis<br />

Zagreb mit und kam am 10. Mai 1945 in jugoslawische Kriegsgefangenschaft.<br />

Die Gefangenschaft <strong>von</strong> Mai 1945 bis 2. Januar 1948 war schlimm. Ich hatte während<br />

dieser Zeit Flecktyphus, im übrigen aber einigermaßen Glück, durchzukommen. Von <strong>de</strong>n<br />

110.000 Deutschen, die in Gefangenschaft gerieten, kamen etwa 50.000 zurück. Der Rest<br />

verstarb während dieser Zeit. Näheres möchte ich nicht schil<strong>de</strong>rn. (( <strong>Ludwig</strong> hat Carl-<br />

Friedrich jun. Einiges darüber berichtet.<br />

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Am 02. Januar 1948 kam ich in Lockhausen an – Die reise war <strong>von</strong> Belgrad – Budapest,<br />

Wien, Prag, Bad Schandau, Leipzig – Bielefeld gegangen, großenteils in Güterwagen.<br />

In Bielefeld erreichte ich einen Bus, <strong>de</strong>r bis in die gegend <strong>von</strong> Lockhausen fuhr. Dort fragte<br />

ich mich durch – es war Nacht – und fand Westervimmen, <strong>de</strong>n Ritterschen Hof. Eine<br />

überwältigen<strong>de</strong> Freu<strong>de</strong>. 1944 hatte ich Reni und die Kin<strong>de</strong>r zum letzten Mal gesehen.<br />

Das Übrige ist Euch aus <strong>de</strong>r Erinnerung bekannt:<br />

Eine Woche in Hoffmann Stärkefabrik Maschinen geschmiert, dann bis 1. August<br />

landwirtschaftliche Proben genommen, ab 1. September bei <strong>de</strong>n Englän<strong>de</strong>rn im Werk<br />

Brackwe<strong>de</strong> als Cost clark, ab 1. Januar 49 Bürokraft bei Ruhrstahl – ab 1.1.1950<br />

Angestellter, ab 1.1.1952 Sozialleiter, 1.4.60 Prokurist.<br />

Am 2.4.64 starb Reni – Sie war seit langem krank und zwar an Bluthochdruck. Am Abend<br />

<strong>de</strong>s 1.4.1964 hatten wir noch zusammen Fern gesehen. Werner Schrier „Es darf gelacht


wer<strong>de</strong>n“. Wir gingen normal ins Bett. Mammi stand kurz vor 4 Uhr auf, ohne Licht an<br />

zumachen, <strong>de</strong>r Mond schien ins Zimmer, als sie <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Toilette kam, fragte ich, was ist<br />

<strong>de</strong>nn? Sie sagte „Nichts, ich danke Dir für Deine Güte“.<br />

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Sie legte sich wie<strong>de</strong>r hin. Nach einigen Minuten, hörte ich tiefe Seufzer – ich wartete<br />

einige Minuten, stand auf und ging an ihre Seite machte Licht. Sie war tot.<br />

Das schlimme Schicksal hat sie zerbrochen. Ihre unentwegte liebevolle Fürsorge um uns,<br />

<strong>de</strong>r Jammer um <strong>de</strong>n Verlust <strong>de</strong>r Heimat hat ihre Kraft aufgezehrt.<br />

Sie war ein unvergleichlicher Mensch <strong>von</strong> seltener Größe.<br />

Alles Weitere kennt Ihr aus eigener Anschauung.<br />

Ich hoffe, Euch bald Kopien schicken zu können. Gott möge Euch behüten.<br />

Euer Vater 23.12.1987

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