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Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe

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78 I. Vorblick<br />

38. Die Erschweigung<br />

79<br />

36. Das Erdenken des Seyns und die Sprache<br />

Mit der gewohnlichen Sprache, die heute immer weitgreifender<br />

vernutzt und zerredet wird, HiBt sich die Wahrheit des Seyns<br />

nicht sagen. Kann diese uberhaupt unmittelbar gesagt werden,<br />

wenn aIle Sprache doch Sprache des Seienden ist? Oder kann<br />

eine neue Sprache fur das Seyn erfunden werden? Nein. Und<br />

selbst wenn dies gelange und gar ohne kunstliche Wortbildung,<br />

ware diese Sprache keine sagende. Alles Sagen muB das Horenkonnen<br />

mitentspringen lassen. Beide mussen des selben Ursprungs<br />

sein. So gilt nur das Eine: die edelste gewachsene Sprache<br />

in ihrer Einfachheit und Wesensgewalt, die Sprache des<br />

Seienden als Sprache des Seyns sagen. Diese Verwandlung der<br />

Sprache dringt in Bereiche, die uns noch verschlossen sind, wei!<br />

wir die Wahrheit des Seyns nicht wissen. So wird gesagt vom<br />

»Verzicht der Verfolgung«, von der »Lichtung der Verbergung«,<br />

vom »Er-eignis«, vom »Da-sein«, nicht ein Herausklauben<br />

von Wahrheiten aus den Worten, sondern die Eroffnung<br />

der Wahrheit des Seyns in solchem gewandelten Sagen (vgl.<br />

Vorblick, 38. Die Erschweigung).<br />

37. Das Seyn und seine Erschweigung*<br />

(die Sigetik)<br />

Die Grundfrage: wie west das Seyn?<br />

Die Erschweigung ist die besonnene Gesetzlichkeit des Erschweigens<br />

(IJlyiiv). Die Erschweigung ist die »Logik« der <strong>Philosophie</strong>,<br />

sofern diese aus dem anderen Anfang die Grundfrage<br />

fragt. Sie sucht die Wahrheit der Wesung des Seyns, und diese<br />

Wahrheit ist die winkend-anklingende Verborgenheit (das Geheimnis)<br />

des <strong>Ereignis</strong>ses (die zogernde Versagung).<br />

* vgl. Vorlesung Sommersemester 1937 »Nietzsches metaphysische<br />

Grundstellung im abendliindischen Denken. Die ewige Wiederkehr des<br />

Gleichen« (Gesamtausgabe Band 44), SchluB und alles tiber Sprache<br />

Wir konnen das Seyn selbst, gerade wenn es im Sprung ersprungen<br />

wird, nie unmittelbar sagen. Denn jede Sage kommt<br />

aus dem Seyn her und spricht aus seiner Wahrheit. Alles Wort<br />

und somit aIle Logik steht unter der Macht des Seyns. Das<br />

Wesen der »Logik« (vgl. SS. 34*) ist daher die Sigetik. In ihr<br />

erst wird auch das Wesen der Sprache begriffen.<br />

Aber »Sigetik« ist nur ein Titel fur jene, die noch in »Fachern«<br />

denken und ein Wissen nur dann zu haben glauben,<br />

wenn das Gesagte eingeordnet ist.<br />

38. Die Erschweigung<br />

Die fremdwortliche Rede von »Sigetik« in der Entsprechung<br />

<strong>zur</strong> »Logik« (Onto-logie) ist nur uberganglich ruckblickend gemeint<br />

und keineswegs als die Sucht, die »Logik« zu ersetzen.<br />

Denn weil die Frage nach dem Seyn und der Wesung des<br />

Seyns steht, ist das Fragen noch urspriinglicher und deshalb<br />

noch weniger in ein Schulfach einzusperren und zu ersticken.<br />

Wir konnen das Seyn (<strong>Ereignis</strong>) nie unmittelbar sagen, deshalb<br />

auch nicht mittelbar im Sinne der gesteigerten »Logik« der<br />

Dialektik. Jede Sage spricht schon aus der Wahrheit des Seyns<br />

und kann sich nie unmittelbar bis zum Seyn selbst uberspringen.<br />

Die Erschweigung hat hohere Gesetze als jede Logik.<br />

Vollends aber ist die Erschweigung keine A-Iogik, die ja erst<br />

recht Logik ist und sein mochte und nur nicht kann. Wogegen<br />

der Wille und das Wissen der Erschweigung ganz anders gerichtet<br />

sind. Und ebenso wenig handelt es sich urn das »Irrationale«<br />

und urn »Symbole« und »Chiffren«, aIles dieses setzt die<br />

bisherige Metaphysik voraus. Wohl dagegen schlieBt die Erschweigung<br />

die Logik der Seiendheit ein, so, wie die Grundfrage<br />

die Leitfrage in sich einverwandelt.<br />

Die Erschweigung entspringt aus dem wesenden Ursprung<br />

der Sprache selbst.<br />

* Vorlesung Sommersemester 1934 »Dber Logik als Frage nach der<br />

Sprache« (Gesamtausgabe Band 38)

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