Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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74 I. Vorblick<br />
34. Das <strong>Ereignis</strong> und die Seinsfrage<br />
75<br />
(Quota = ltaQQuota) dar als »Temporalitat«: das Gesehehnis der<br />
Gewesend-bewahrenden und der Kunftigend-vorausnehmenden<br />
Entruckung und d. h. Eroffnung und Griindung des Da<br />
und somit des Wesens der Wahrheit.<br />
»Temporalitat« ist nie gemeint als Verbesserung des Zeitbegriffes,<br />
als landlaufige Ersetzung des rechnerisehen Zeitbegriffes<br />
dureh die »Erlebniszeit« (Bergson-Dilthey). All solehes<br />
bleibt auBerhalb der erkannten Notwendigkeit des Oberganges<br />
von der als solcher begriffenen Leitfrage <strong>zur</strong> Grundfrage.<br />
»Zeit« ist in »Sein und Zeit« die Anweisung und der Anklang<br />
auf jenes, was als Wahrheit der Wesung des Seyns geschieht<br />
in der Einzigkeit der Er-eignung.<br />
Hier erst, in dieser urspriingliehen Auslegung der Zeit, ist<br />
der Bereieh getroffen, wo Zeit mit dem Raum <strong>zur</strong> auBersten<br />
Verschiedenheit und so gerade Wesungsinnigkeit gelangt.<br />
Dieser Bezug vorbereitet in der Darstellung der Raumlichkeit<br />
des Da-seins, nieht etwa des »Subjekts« und des »Ichs« (vgl.<br />
Die Griindung, Raum).<br />
Bei der Verworrenheit und Zuchtlosigkeit des heutigen<br />
»Denkens« bedarf es einer fast schulmaBigen Fassung seiner<br />
Wege in der Gestalt gekennzeichneter »Fragen«. Niemals freilieh<br />
liegt in der mehr lehrhaften Besinnung auf diese Fragen<br />
der entseheidende denkerische Wille und Stil. Aber <strong>zur</strong> Klarung<br />
vor allem gegenuber dem Gerede von »Ontologie« und vom<br />
»Sein« gilt es zuvor folgendes zu wissen:<br />
Das Seiende ist.<br />
Das Seyn west.<br />
»Das Seiende« - dies Wort nennt nicht nur das Wirkliehe und<br />
dieses gar nur als das Vorhandene und dieses nur noeh als Gegenstand<br />
der Erkenntnis, nieht nur das Wirkliehe jeglicher Art,<br />
sondern zugleich das Mogliehe, das Notwendige, das Zufallige,<br />
alles was in irgend einer Weise im Seyn steht, sagar das Nichtige<br />
und das Nichts. Wer hier, allzu schlau sieh dunkend, sogleieh<br />
einen »Widersprueh« entdeckt, da ja das Niehtseiende<br />
nieht »seiend« sein kann, der denkt mit seiner Widerspruehs<br />
losigkeit als MaBstab des Wesens des Seienden allemal zu<br />
kurz.<br />
»Das Seyn« meint nieht nur die Wirkliehkeit des Wirkliehen,<br />
aueh nieht nur die Mogliehkeit des Mogliehen, uberhaupt nieht<br />
nur das Sein vom jeweiligen Seienden her, sondern das Seyn<br />
aus seiner urspriingliehen Wesung in der vollen Zerkluftung,<br />
die Wesung nieht auf »Anwesenheit« eingesehrankt.<br />
Die Wesung des Seyns selbst freilieh und damit das Seyn in<br />
seiner einzigsten Einzigkeit laBt sieh nieht beliebig und geradezu<br />
wie ein Seiendes erfahren, sondern offnet sieh nur in der<br />
Augenblicklichkeit des Vor-sprungs des Da-seins in das <strong>Ereignis</strong><br />
(vgl. Der letzte Gatt, 255. Die Kehre im <strong>Ereignis</strong>).<br />
Aueh fiihrt nie unmittelbar vom Sein des Seienden zum Seyn<br />
ein Weg, weil die Sicht auf das Sein des Seienden sehon auBerhalb<br />
der Augenblickliehkeit des Daseins erfolgt.<br />
Von hier aus laBt sich in die Seinsfrage eine wesentliche<br />
Unterseheidung und Klarung bringen. Sie ist niemals die Beantwortung<br />
der Seinsfrage, sondern nur Ausbildung des Fragens,<br />
Erweekung und Klarung der Fragekraft zu dieser Frage,<br />
die je nur aus Not und Aufschwung des Da-seins entspringt.<br />
Wird naeh dem Seienden als Seiendem gefragt (Bv Uov) und<br />
in dieser Ansetzung und Riehtung somit naeh dem Sein des<br />
Seienden, dann steht der Fragende im Bereieh der Frage, von<br />
der der Anfang der abendlandisehen <strong>Philosophie</strong> und deren<br />
Gesehichte bis zum Ende in Nietzsche geleitet war. Wir nennen<br />
deshalb diese Frage naeh dem Sein (des Seienden) die Leitfrage.<br />
Ihre allgemeinste Form hat bei Aristoteles die Pragung<br />
erhalten ..et 'to oV; was ist das Seiende, d. h. fur ihn, was ist Quota<br />
als die Seiendheit des Seienden? Sein meint hier Seiendheit.<br />
Darin driickt sieh zugleich aus, daB trotz Ablehnung des Gattungseharakters<br />
das Sein (als Seiendheit) immer und nur als das<br />
X.OLVOV, das Gemeinsame und so Gemeine fur jegliches Seiende,<br />
gemeint ist.<br />
Wird dagegen nach dem Seyn gefragt, so geht hier der Ansatz<br />
nieht aus vom Seienden, d. h. je diesem und jenem, aueh