Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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Wahrheit ist lichtende Verbergung, die geschieht als Entriickung<br />
und Beriickung. Diese, in ihrer Einheit sowohl wie im<br />
ObermaB, geben das umsteIlte Offene fiir das Spiel des Seienden,<br />
das in der Bergung seiner Wahrheit als Ding, Zeug, Machenschaft,<br />
Werk, Tat, Opfer seiend wird.<br />
Entriickung und Beriickung aber konnen auch in einer<br />
GleichgUltigkeit sich verfestigen, und dann wird das Offene fiir<br />
das gemeinhin Vorhandene gehalten, was den Anschein erweckt,<br />
das Seiende, wei! das Wirkliche, zu sein. Von dieser selbst<br />
verborgenen Gleichgiiltigkeit der scheinbaren Entriickungsund<br />
Beriickungslosigkeit her erscheinen Entriickung und Beriickung<br />
als Ausnahmen und absonderlich, wo sie doch Grund<br />
und Wesen der Wahrheit zeigen. Jene Gleich-giiltigkeit ist<br />
auch der Bereich, in dem aIles Vor-steIlen, Meinen, aIle Richtigkeit<br />
sich abspielt (vgl. Die Griindung: iiber den Raum).<br />
Jenes Wesen der Wahrheit aber, die entriickend-beriickende<br />
Lichtung und Verbergung als Ursprung des Da, west in seinem<br />
Grunde, den wir als Er-eignung erfahren. Die Naherung und<br />
Flucht, Ankunft und Ausriicken, oder einfaches Ausbleiben der<br />
Gotter; fiir uns im Herr-, d. h. Anfang und Herrschaftsein iiber<br />
dieses Geschehen, welche anfangliche Endherrschaft als der<br />
letzte Gott sich zeigen wird. In seinem Winken wird das Sein<br />
selbst, das <strong>Ereignis</strong> als solches, erstmals sichtbar, und dieses<br />
Leuchten bedarf der Griindung des Wesens der Wahrheit als<br />
Lichtung und Verbergung und ihrer letztmaligen Bergung in<br />
den veranderten Gestalten des Seienden.<br />
Was man sonst und bisher iiber Raum und Zeit gedacht hat,<br />
die in diesen Wahrheitsursprung <strong>zur</strong>iickgehoren, das ist, wie<br />
schon Aristoteles in der »Physik« erstmals ausgefiihrt zeigt,<br />
bereits eine Folge des schon festgelegten Wesens des Seienden<br />
als ouota und der Wahrheit als Richtigkeit und aIles dessen, was<br />
sich von da als »Kategorien« ergibt. Wenn Kant Raum und<br />
Zeit als »Anschauungen« kennzeichnet, dann ist das innerhalb<br />
dieser Geschichte nur ein schwacher Versuch, iiberhaupt das<br />
Eigenwesen von Raum und Zeit zu retten. Aber Kant hat kei<br />
70 I. Vorblick<br />
n. Das <strong>Ereignis</strong>. Ein entscheidender Durchblick . .. 71<br />
nen Weg zum Wesen von Raum und Zeit. Die Ausrichtung auf<br />
»Ich« und »BewuBtsein« und das Vor-steIlen verlegt ohnehin<br />
jeden Weg und Steg.<br />
Wahrheit*<br />
Was dariiber gelegentlich der Vortrage iiber das Kunstwerk<br />
angedeutet wurde und als »Einrichtung« begriffen wurde, ist<br />
bereits die Folge der Bergung, die eigentlich das Gelichtet-Verborgene<br />
verwahrt. Diese Verwahrung gerade laBt erst das Seiende<br />
sein und zwar das Seiende, das es ist und sein kann in der<br />
Wahrheit des noch ungehobenen Seins und der Art, wie diese<br />
Wahrheit entfaltet ist. (Was als seiend gilt, das Anwesende, das<br />
Wirkliche, darauf nur erst Notwendiges und Mogliches bezogen,<br />
das gelaufige Beispiel aus der Geschichte des ersten Anfangs.)<br />
Die Bergung selbst voIlzieht sich im und als Da-sein. Und<br />
dieses geschieht, gewinnt und verliert Geschichte, in der instandlichen,<br />
im voraus dem <strong>Ereignis</strong> zugehorigen, aber es kaum<br />
wissenden Be-sorgung. Diese nicht von der Alltaglichkeit her,<br />
sondem aus der Selbstheit des Daseins begriffen, halt sich in<br />
mannigfachen, unter sich sich fordemden Weisen: Zeuganfertigung,<br />
Machenschaftseinrichtung (Technik), Werke schaffen,<br />
staatsbildende Tat, denkerisches Opfer. In aIlem je verschieden<br />
die Vor- und Mitgestaltung von Erkenntnis und wesentlichem<br />
Wissen als Griindung der Wahrheit. »Wissenschaft« nur ein<br />
entfemter Ableger einer bestimmten Durchdringung der Zeuganfertigung<br />
u. s. f.; nichts Eigenstandiges und niemals in Zusammenhang<br />
zu bringen mit dem wesentlichen Wissen des Erdenkens<br />
des Seins (<strong>Philosophie</strong>).<br />
Die Bergung aber halt sich nicht nur in den Weisen der<br />
Hervorbringung, sondem ebenso urspriinglich in der Weise der<br />
Obemahme der Begegnung des Leblosen und des Lebendigen:<br />
Stein, Pflanze, Tier, Mensch. Hier geschieht die Zuriickgenom<br />
* vgl. Die Griindung