Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe

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58 I. Vorblick 23. Das anfiingliche Denken ... 59 Mutes (des gestimmt-wissenden Willens zum Ereignis) ist einzige Rettung und Erpriifung. Das anfiingliche Denken als Auseinandersetzung zwischen dem erst zuriickzugewinnenden ersten Anfang und dem zu entfaltenden anderen Anfang ist aus diesem Grunde notwendig; und in dieser Notwendigkeit zwingt es zu der weitesten und schiirfsten und standigsten Besinnung und verwehrt aIle Flucht vor Entscheidungen und Auswegen. Das anfangliche Denken hat den Anschein der voIligen Abseitigkeit und des Nutzlosen. Und dennoch, wenn schon an einen Nutzen gedacht sein will, was ist niitzender als die Rettung in das Sein? Was ist also der Anfang, daB er das Hochste aIles Seienden werden kann? Er ist die Wesung des Seins selbst. Aber dieser Anfang wird erst voIlziehbar als der andere in der Auseinandersetzung mit dem ersten. Der Anfang - anfiinglich begriffen - ist das Seyn selbst. Und ihm gemaB ist auch das Denken urspriinglicher denn Vor-stellen und Urteilen. Der Anfang ist das Seyn selbst als Ereignis, die verborgene Herrschaft des Ursprungs der Wahrheit des Seienden als solchen. Und das Seyn ist als das Ereignis der Anfang. Das anfiingliche Denken ist: 1. Das Seyn aus dem erschweigenden Sagen des begreifenden Wortes in das Seiende ragen lassen. (An diesem Gebirge bauen). 2. Die Bereitung dieses Bauens durch die Vorbereitung des anderen Anfangs. 3. Den anderen Anfang anheben als Auseinandersetzung mit dem ersten in seiner urspriinglicheren Wiederholung. 4. in sich sigetisch, in der ausdriicklichsten Besinnung gerade erschweigend. Der andere Anfang muB ganz aus dem Seyn als Ereignis und der Wesung seiner Wahrheit und ihrer Geschichte erwirkt werden (vgl. z. B. der andere Anfang und sein Verhaltnis zum deutschen Idealismus). Das anfiingliche Denken verlegt sein Fragen nach der Wahrheit des Seyns weit zuruck in den ersten Anfang als den Ursprung der Philosophie. Damit verschafft es sich die Gewahr, in seinem anderen Anfang weit her zu kommen und im bewaltigten Erbe seine hochste kiinftige Bestandigkeit zu finden und damit in einer gewandelten (gegeniiber dem ersten Anfang) Notwendigkeit zu sich selbst zuriickzugelangen. Die Auszeichnung des anfanglichen Denkens ist sein herrschaftliches Wesen, wodurch erst Auseinandersetzung im Hochsten und Einfachsten erzwungen und vollzogen wird. Anfangliches Denken ist herrschaftliches Wissen. Eine groBe Zukunft muB in sich vorausdenken und austragen, wer weit zuruck - in den ersten Anfang - gehen will. Der Anspruch des philosophischen Denkens kann niemals auf den unverziiglichen, allen gemeinen Nach- und Mitvollzug gehen. Es vertragt keine Ausniitzung. Weil solches Denken das Einzigste in seiner Befremdlichkeit denkt, das Seyn, was sonst das Gemeinste und Gelaufigste ist im iiblichen Seinsverstandnis, bleibt dieses Denken notwendig selten und fremd. Aber weil es diese Nutzlosigkeit an sich hat, muB es unmittelbar und im voraus Jene fordern und bejahen, die pfliigen und jagen konnen, handwerken und fahren, bauen und einrichten. Es selbst muB wissen, daB es jederzeit als unvergoltene Miihe gilt. 1m Bereich des anderen Anfangs gibt es weder »Ontologie« noch iiberhaupt »Metaphysik«. Keine »Ontologie«, weil die Leitfrage nicht mehr maB- und bezirkgebend ist. Keine »Metaphysik«, weil iiberhaupt nicht yom Seienden als Vorhandenem oder gewuBtem Gegenstand (Idealismus) ausgegangen und zu einem anderen erst hinubergeschritten wird (vgl. Das Zuspiel). Beides nur noch Obergangsnamen, um iiberhaupt eine Verstandigung noch einzuleiten. Welches sind die Wege und Weisen der Darstellung unci Mitteilung der Fuge des anfanglichen Denkens? Die erste Durchgestaltung der Fuge (Der Anklang - Der letzte Gott) kann nicht der Gefahr entgehen, wie ein weitlaufiges »5ystem«

60 I. Vorblick 25. Geschichtlichkeit und Sein 61 gelesen, d. h. zur Kenntnis genommen zu werden. Die Heraushebung einzelner Fragen (Ursprung des Kunstwerks) muB auf die gleichmiiBige Eroffnung und Durchgestaltung des ganzen Fugenbereichs verzichten. Beides in der Ergiinzung bleibt immer nur ein Notweg. Aber gibt es andere Wege im Zeitalter der Not? Welches Glucken ist hier dem Dichter aufbehalten! Zeichen und Bilder durfen ihm das Innerste sein, und die ubersehbare Gestalt des »Gedichtes« vermag je sein Wesentliches in sich hineinzustellen. Wie aber dort, wo der Begriff die Notwendigkeit und die Frage ihre Bahnen durchmessen will? 24. Der verirrte Anspruch an das anfiingliche Denken Dergleichen ist die Forderung, es solle unmittelbar gesagt werden, wo die Entscheidung liegt (ohne daB die Not ausgestanden wird); es solle angegeben werden, was zu tun sei, ohne daB der geschichtliche art fur die kiinftige Geschichte von Grund aus gegriindet ist; es solle unmittelbar eine Rettung bewerkstelligt werden, ohne daB sie auf einen weitausgreifenden Willen zu einer verwandelnden Zielsetzung stoBen kann. Die Verschiitzung in der Stellungnahme zum Denken ist eine doppelte: 1. eine Dberschiitzung, sofem unmittelbare Antworten erwartet werden fUr eine Haltung, die sich das Fragen (die Entschlossenheit zur Besinnung und dem Ausstehen der Not) ersparen will. 2. eine Unterschiitzung, indem es am gewohnlichen Vor-stellen gemessen und an ihm die Zeit-Raum griindende Kraft, der Vorbereitungscharakter, verkannt wird. Wer gar im Bereich des anfiinglichen Denkens Lehrer sein will, der muB die Verhaltenheit des Verzichtenkonnens auf »Wirkung« besitzen, der darf sich nie tiiuschen lassen durch den Scheinerfolg des Genannt- und Beredetwerdens. Das hiirteste Hindernis aber findet das anfiingliche Denken an der unausgesprochenen Selbstauffassung, die der Mensch heute von sich hat. Von den einzelnen Auslegungen und Zielsetzungen ganz abgesehen, nimmt sich der Mensch als ein vorhandenes »Exemplar« der Gattung »Menschwesen«. Das ubertriigt sich auch auf das geschichtliche Sein als ein Vorkommen innerhalb einer gewordenen Zusammengehorigkeit. VVo diese Auslegung des Menschseins (und damit auch eines Volkseins) herrscht, fehlt jede Ansatzstelle und jeder Anspruch auf eine Ankunft des Gottes, nicht einmal der Anspruch auf die Erfahrung der Flucht der Gotter. Gerade diese Erfahrung setzt voraus, daB sich das geschichtliche Menschenwesen entriickt weiB in die offene Mitte des Seienden, das von der Wahrheit seines Seins verlassen ist. Jene Verirrung der Anspruche entspringt aus der Verkennung des Wesens der Wahrheit als der lichtenden Verbergung des Da, das in der Instiindigkeit des Fragens ausgestanden werdenmuB. Aber jede Sammlung auf ursprunglichere Zusammengehorigkeit kann vorbereitet sein fur die Grunderfahrung des Da­ -seins. 25. Geschichtlichkeit und Sein Die Ge~chichtlichkeithier begriffen als eine Wahrheit, lichtende Verbergung des Seins als solchen. Das anfiingliche Denken als geschichtliches, d. h. in der sich fugenden Verfugung Geschichte mit griindendes. Die Herrschaft uber die frei (d. i. bodenlos und eigensuchtig) gewordenen Massen muB mit den Fesseln der »Organisation« errichtet und gehalten werden. Kann auf diesem Wege das so »Organisierte« in seine urspriinglichen Griinde zuriickwachsen, das Massenhafte nicht nur eindiimmen, sondern verwandeln? Hat diese Moglichkeit uberhaupt noch eine Aussicht angesichts

60 I. Vorblick<br />

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gelesen, d. h. <strong>zur</strong> Kenntnis genommen zu werden. Die Heraushebung<br />

einzelner Fragen (Ursprung des Kunstwerks) muB auf<br />

die gleichmiiBige Eroffnung und Durchgestaltung des ganzen<br />

Fugenbereichs verzichten.<br />

Beides in der Ergiinzung bleibt immer nur ein Notweg. Aber<br />

gibt es andere Wege im Zeitalter der Not? Welches Glucken ist<br />

hier dem Dichter aufbehalten! Zeichen und Bilder durfen ihm<br />

das Innerste sein, und die ubersehbare Gestalt des »Gedichtes«<br />

vermag je sein Wesentliches in sich hineinzustellen.<br />

Wie aber dort, wo der Begriff die Notwendigkeit und die<br />

Frage ihre Bahnen durchmessen will?<br />

24. Der verirrte Anspruch an das anfiingliche Denken<br />

Dergleichen ist die Forderung, es solle unmittelbar gesagt werden,<br />

wo die Entscheidung liegt (ohne daB die Not ausgestanden<br />

wird); es solle angegeben werden, was zu tun sei, ohne daB der<br />

geschichtliche art fur die kiinftige Geschichte von Grund aus<br />

gegriindet ist; es solle unmittelbar eine Rettung bewerkstelligt<br />

werden, ohne daB sie auf einen weitausgreifenden Willen zu<br />

einer verwandelnden Zielsetzung stoBen kann.<br />

Die Verschiitzung in der Stellungnahme zum Denken ist<br />

eine doppelte:<br />

1. eine Dberschiitzung, sofem unmittelbare Antworten erwartet<br />

werden fUr eine Haltung, die sich das Fragen (die Entschlossenheit<br />

<strong>zur</strong> Besinnung und dem Ausstehen der Not) ersparen<br />

will.<br />

2. eine Unterschiitzung, indem es am gewohnlichen Vor-stellen<br />

gemessen und an ihm die Zeit-Raum griindende Kraft, der<br />

Vorbereitungscharakter, verkannt wird.<br />

Wer gar im Bereich des anfiinglichen Denkens Lehrer sein<br />

will, der muB die Verhaltenheit des Verzichtenkonnens auf<br />

»Wirkung« besitzen, der darf sich nie tiiuschen lassen durch den<br />

Scheinerfolg des Genannt- und Beredetwerdens.<br />

Das hiirteste Hindernis aber findet das anfiingliche Denken<br />

an der unausgesprochenen Selbstauffassung, die der Mensch<br />

heute von sich hat. Von den einzelnen Auslegungen und Zielsetzungen<br />

ganz abgesehen, nimmt sich der Mensch als ein<br />

vorhandenes »Exemplar« der Gattung »Menschwesen«. Das<br />

ubertriigt sich auch auf das geschichtliche Sein als ein Vorkommen<br />

innerhalb einer gewordenen Zusammengehorigkeit. VVo<br />

diese Auslegung des Menschseins (und damit auch eines Volkseins)<br />

herrscht, fehlt jede Ansatzstelle und jeder Anspruch auf<br />

eine Ankunft des Gottes, nicht einmal der Anspruch auf die<br />

Erfahrung der Flucht der Gotter. Gerade diese Erfahrung setzt<br />

voraus, daB sich das geschichtliche Menschenwesen entriickt<br />

weiB in die offene Mitte des Seienden, das von der Wahrheit<br />

seines Seins verlassen ist.<br />

Jene Verirrung der Anspruche entspringt aus der Verkennung<br />

des Wesens der Wahrheit als der lichtenden Verbergung<br />

des Da, das in der Instiindigkeit des Fragens ausgestanden werdenmuB.<br />

Aber jede Sammlung auf ursprunglichere Zusammengehorigkeit<br />

kann vorbereitet sein fur die Grunderfahrung des Da­<br />

-seins.<br />

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Die Ge~chichtlichkeithier begriffen als eine Wahrheit, lichtende<br />

Verbergung des Seins als solchen. Das anfiingliche Denken<br />

als geschichtliches, d. h. in der sich fugenden Verfugung Geschichte<br />

mit griindendes.<br />

Die Herrschaft uber die frei (d. i. bodenlos und eigensuchtig)<br />

gewordenen Massen muB mit den Fesseln der »Organisation«<br />

errichtet und gehalten werden. Kann auf diesem Wege das so<br />

»Organisierte« in seine urspriinglichen Griinde <strong>zur</strong>iickwachsen,<br />

das Massenhafte nicht nur eindiimmen, sondern verwandeln?<br />

Hat diese Moglichkeit uberhaupt noch eine Aussicht angesichts

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