Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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434 VIII. Das Seyn 259. Die Philosophie 435 Bahn der Seinsfrage herausgefallen und zugleieh erwiesen, daB ein Titel fur sieh niehts vermag, wenn die Anstrengung und das Wissen fehIt, ihn zum mindesten in seiner Absieht zu deuten. Doeh dieses Wissen kann nie mitgeteiIt und verbreitet werden wie die Kenntnisse vom Vorhandenen. Schon im Dbergang mussen jene gehen, die es einander zubringen, indem sie, Entseheidungen ahnend, aufeinander zukommen und sieh doeh nieht treffen. Denn der zerstreuten Einzelnen bedarf es, um die Entseheidung reifen zu lassen. Aber diese Einzelnen bringen noeh das Gewesene der verborgenen Seinsgesehiehte mit, jenen Umweg, wie es seheinen moehte, den die Metaphysik uber das Seiende nehmen muBte, um das Sein nicht zu erreiehen und so an ein Ende zu kommen, das stark genug ist fUr die Not ZUlli anderen Anfang, der zugleich in die Urspriingliehkeit des ersten Anfangs zuriiekhilft und das Vergangene in das Unverlorene verwandeIt. Allein, der Um-weg ist kein Um-weg in dem Sinne, als hatte er einen unmittelbaren Weg und einen kurzeren zum Seyn verfehIt. Der Um-weg fUhrt ja doch erst in die Not der Verweigerung und in die Notwendigkeit, das zur Entseheidung zu erheben, was erstanfanglieh nur der Wink eines Gesehenkes war (
436 VIII. Das Seyn 259. Die Philosophie 437 anderen Anfangs und lediglich als eine soleke Folge wahrhaft zu bewaltigen. Der andere Anfang ist die urspriinglichere Obemahme des verborgenen Wesens der Philosophie, das selbst aus dem Wesen des Seyns entspringt und gemaB der jeweiligen Reinheit des Ursprungs dem Entscheidungswesen des Denkens »des« Seyns naher bleibt. Eine Folge erst der LoslOsung ist dann die notwendige Umgewohnung im Vorstellen dessen, was Philosophie eben im Umkreis des immer bestiindigen alltiiglichen Meinens ist: kein Gedankengebaude mehr, sondem die scheinbar zufallig abgestiirzten Blocke eines Steinbruchs, in dem Urgestein gebrochen wird und die Brecher und Brecheisen unsichtbar bleiben. Sind die Blocke verschlossene Gestalten oder ungefiige Tragstiicke einer unsichtbaren Brucke, wer vermag dies zu wissen? Die Philosophie im anderen Anfang fragt in der Weise des Erfragens der Wahrheit des Seyns. Aus dem Gesichtskreis der ausdriicklich gewordenen Unterscheidung von Seiendem und Sein her gesehen und historisch vergleichend auf die Metaphysik und ihr Ausgehen yom Seienden verrechnet, mochte das Fragen im anderen Anfang (das seynsgeschichtliche Denken) als eine einfach und d. h. hier grobe Umkehrung erscheinen. Aber gerade das seynsgeschichtliche Denken weill vom Wesen der bloBen Umkehrung, daB in ihr die harteste und verfanglichste Versklavung sich geltend macht; daB sie nichts iiberwindet, sondem in der Umkehrung nur das Umgekehrte erst zur Macht bringt und ibm seine bisher fehlende Verfestigung und Vollstiindigkeit verschafft. Das seynsgeschichtliche Erfragen des Seyns ist nicht Umkehrung der Metaphysik, sondern Ent-scheidung als Entwurf des Grundes jener Unterscheidung, in der sich auch noch die Umkehrung halten muB. Mit solchem Entwurf kommt dieses Fragen iiberhaupt ins AuBerhalb jener Unterscheidung von Seiendem und Sein; und sie schreibt deshalb auch das Sein jetzt als »Seyn«. Dieses solI anzeigen, daB das Sein hier nicht mehr metaphysisch gedacht wird. Das seynsgeschichtliche Denken kann aus seiner Notwendigkeit in der Vordeutung vierfach fragwiirdig gemacht werden: 1. Von den Gottem her. 2. Yom Menschen aus. 3. 1m Riickblick auf die Geschichte der Metaphysik. 4,. Als das Denken »des« Seyns. Diese vier Hinsichten lassen sich nur scheinbar in der Abtrennung voneinander verfolgen. Zu 1. Von den Gottem her das Denken des Seyns zu begreifen erscheint sogleich als willkiirlich und »phantastisch«, sofern einmal iiberhaupt geradehin vom Gott-haften ausgegangen wird, als sei das »gegeben«, als sei jedermann damber mit jedem im Einverstandnis; absonderlicher aber noch, sofem zum anderen von »Gottern« ausgegangen und ein »Polytheismus« als »Ausgangspunkt« der »Philosophie« angesetzt wird. Doch die Rede von den »Gottern« meint hier nicht die entschiedene Behauptung eines Vorhandenseins einer Vielzahl gegeniiber einem Einzigen, sondem bedeutet den Hinweis auf die Unentschiedenheit des Seins der Gotter, ob eines Einen oder Vieler. Diese Unentschiedenheit begreift in sich die Fragwiirdigkeit, ob iiberhaupt dergleichen wie Sein den Gottem zugesprochen ./ werden darf, ohne alles Gotthafte zu zerstoren. Die Unentschiedenheit, welcher Gott und ob ein Gott welchem Wesen des Menschen in welcher Weise noch einmal zur auBersten Not erstehen werde, ist mit dem Namen »die Gotter« genannt. Aber diese Unentschiedenheit wird nicht als leere Moglichkeit von Entscheidungen nur vor-gestellt, sondern als die Entschei dung im voraus begriffen, aus der sich Entschiedenes oder vollige Entscheidungslosigkeit ihren Ursprung nehmen. Das Vor-denken als Vorhalt in diese Entscheidung solcher Unent schiedenheit setzt nicht irgendwelche Gotter als vorhanden Yoraus, sondem wagt sich in einen Bezirk jenes Fragwiirdigen, dafiir die Antwort nur aus diesem selbst, aber nie yom Fragen den her kommen kann. Sofem im voraus »den Gottern« das Seyn ab-gesagt wird in solchem Vordenken, wird gesagt, daB
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Doeh dieses Wissen kann nie mitgeteiIt und verbreitet<br />
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nieht treffen. Denn der zerstreuten Einzelnen bedarf es, um die<br />
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Aber diese Einzelnen bringen noeh das Gewesene der verborgenen<br />
Seinsgesehiehte mit, jenen Umweg, wie es seheinen<br />
moehte, den die Metaphysik uber das Seiende nehmen muBte,<br />
um das Sein nicht zu erreiehen und so an ein Ende zu kommen,<br />
das stark genug ist fUr die Not ZUlli anderen Anfang, der zugleich<br />
in die Urspriingliehkeit des ersten Anfangs <strong>zur</strong>iiekhilft<br />
und das Vergangene in das Unverlorene verwandeIt.<br />
Allein, der Um-weg ist kein Um-weg in dem Sinne, als hatte<br />
er einen unmittelbaren Weg und einen kurzeren zum Seyn verfehIt.<br />
Der Um-weg fUhrt ja doch erst in die Not der Verweigerung<br />
und in die Notwendigkeit, das <strong>zur</strong> Entseheidung zu erheben,<br />
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