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Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe

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1. Vorblick<br />

stimmung des Menschen, sofern er aus seinem Grunde, d. h. aus<br />

dem Da-sein, begriffen wird, welches Da-sein kehrig dem <strong>Ereignis</strong><br />

als dem Wesen des Seyns ereignet ist und nur kraft dieses<br />

Ursprunges als Griindung des Zeit-Raumes (»Temporalitiit«)<br />

instiindlich werden kann, urn die Not der Seinsverlassenheit<br />

zu verwandeln in die Notwendigkeit des Schaffens als der<br />

Wiederbringung des Seienden.<br />

Und fiigend in die Fuge des Seyns stehen wir den Gottern<br />

<strong>zur</strong> Verfiigung.<br />

Das Suchen selbst ist das Ziel. Und das bedeutet: »Ziele«<br />

sind noch zu vordergriindlich und stellen sich immer noch vor<br />

das Seyn - und verschiitten das Notwendige.<br />

Zur Verfiigung den Gottern - was meint dies? Wenn die<br />

Gotter das Unentschiedene sind, weil erst noch das Offene der<br />

Gotterung versagt bleibt? Jenes Wort meint: <strong>zur</strong> Verfiigung<br />

fiir das Gebrauchtwerden in der Eroffnung dieses Offenen. Und<br />

am hiirtesten gebraucht sind jene, die erst die Offenheit dieses<br />

Offenen vorbestimmen und die Stimmung auf sie leisten miissen,<br />

indem sie das Wesen der Wahrheit erdenken und in die<br />

Frage heben. Zur»Verfiigung den Gottern« - dies meint: weit<br />

weg und drauBen - auBerhalb der Gelaufigkeit des »Seienden«<br />

und seiner Deutungen - stehen; zu den Fernsten gehi::iren, denen<br />

die Flucht der Gotter in ihrer weitesten Entziehung das<br />

Niichste bleibt.<br />

Wir bewegen uns schon, obzwar erst iibergiinglich, in einer<br />

anderen Wahrheit (im urspriinglicher gewandelten Wesen von<br />

»wahr« und »richtig«).<br />

Die Griindung dieses Wesens freilich fordert eine Anstrengung<br />

des Denkens, wie sie nur am ersten Anfang des abendlandischen<br />

Denkens vollzogen werden muBte. Diese Anstrengung<br />

ist fiir uns befremdlich, wei! wir nichts ahnen von dem,<br />

was·die Bewaltigung des Einfachen verlangt. Die Heutigen<br />

gar, die kaum in einer Abkehr von ihnen erwahnenswert sind,<br />

bleiben yom Wissen des denkerischen Weges ausgeschlossen;<br />

sie fliichten sich in »neue« Inhalte und geben und verschaffen<br />

5. Fur die Wenigen - Fur die Seltenen<br />

sich mit der Anbringung des »Politischen« und »Rassischen«<br />

einen bisher nicht bekannten Aufputz der alten Ausstattungsstiicke<br />

der Schulphilosophie.<br />

Man beruft sich auf die flachen Wasserlachen der »Erlebnisse«,<br />

unfiihig, das weite Gefiige des denkerischen Raumes<br />

auszumessen und in solcher Eroffnung die Tiefe und Hi::ihe des<br />

Seyns zu denken. Und wo man sich dem »Erlebnis« iiberlegen<br />

glaubt, geschieht dies als Berufung auf einen leeren Scharfsinn.<br />

Woher aber solI die Erziehung zum wesentlichen Denken<br />

kommen? Aus einem Vor-denken und Gehen der entscheidendenPfade.<br />

Wer z. B. geht den langen Pfad der Griindung der Wahrheit<br />

des Seyns mit? Wer ahnt etwas von der Notwendigkeit des<br />

Denkens und Fragens, jener Notwendigkeit, die nicht der<br />

Kriicken des Warum und nicht der Stiitzen des Wozu bedarf?<br />

Je notwendiger das denkerische Sagen yom Seyn, umso unumganglicher<br />

wird das Erschweigen der Wahrheit des Seyns<br />

durch den Gang des Fragens.<br />

Leichter als andere verhiillt der Dichter die Wahrheit in das<br />

Bild und schenkt sie so dem Blick <strong>zur</strong> Bewahrung.<br />

Wie aber birgt der Denker die Wahrheit des Seyns, wenn<br />

nicht in die schwere Langsamkeit des Ganges seiner fragenden<br />

Schritte und ihrer gebundenen Folge? Unscheinbar wie auf<br />

einsamem Feld unter dem groBen Himmel der Samann schweren,<br />

stockenden, jeden Augenblick verhaltenden Schrittes die<br />

Furchen abschreitet und im Wurf des Armes den verborgenen<br />

Raum alles Wachsens und Reifens durchmiBt und gestaltet.<br />

Wer vermag dieses im Denken noch zu vollziehen als das Anfanglichste<br />

seiner Kraft und als seine hochste Zukunft?<br />

Wenn eine denkerische Frage nicht so einfach und so vor­<br />

-ragend ist, daB sie den Denkwillen und den Denkstil von Jahrhunderten<br />

bestimmt, indem sie ihnen das Hochste zu denken<br />

aufgibt, dann bleibt sie am besten ungefragt. Denn sie vermehrt<br />

- bloB hergesagt - nur den unablassigen Jahrmarkt der<br />

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