Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe

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g86 IV. Der Sprung vollzogen, namlich das inbegriffliche Denken des Da-seins, in dessen Lichtung sich die Fiille der Wesung des Seyns verbergend enthiillt. Der Tad kommt hier in den Bereich der grund-legenden Besinnung nicht, urn »weltanschaulich« eine »Todesphilosophie« zu lehren, sondern um die Seinsfrage erst auf ihren Grund zu bringen und das Da-sein als den ab-griindigen Grund zu eroffnen, in den Entwurf zu riicken, d. h. ver-stehen im Sinne von »Sein und Zeit« (nicht etwa urn den Tod »verstandlich« zu machen fiir Zeitungsschreiber und SpieBbiirger). 164. Die Wesung des Seyns* Wenn das Seyende »ist«, kann das Sein nicht auch sein, es miiBte ja dann als Seiendes gesetzt werden und somit als eine Eigenschaft und Zugabe zum Seienden, und die Frage nach diesem ware damit hinter den ersten Anfang zuriickgesunken. Es ware so iiberhaupt noch nicht das Seyn in irgend einer Weise erfragt, sondern geleugnet, aber damit auch das »Seiende« verhiillt. Das Sein ist nicht und gleichwohl konnen wir es nicht dem Nichts gleichsetzen. Aber wir miissen uns andererseits dazu entschlieBen, das Seyn als das Nichts zu setzen, wenn »Nichts« besagt das Nicht-Seiende. Das Seyn aber »ist« iiber solches ~>Nichts« hinaus nun nicht wieder »Etwas«, solches, wobei als einem Vorfindlichen wir, es vorstellend, ausruhen konnten. Wir sagen: das Seyn west, und nehmen dabei doch wieder eine Nennung in Anspruch und Gebrauch, die sprachlich dem Seienden zugehort (vgl. Gewesen-An-wesen). Aber hier in diesem .AuBersten muB das Wort Gewalt brauchen, und Wesung solI nicht etwas nennen, was noch iiber das Seyn wieder hinaus liegt, sondern was sein Innerstes zum Wort bringt, das Er-eignis, jenen Gegenschwung von Seyn und Da­ * vgl. Der Sprung, Das Wesen des Seyns 165. Wesen als Wesung 287 -sein, in dem beide nicht vorhandene Pole sind, sondern die reine Erschwingung selbst. Die Einzigkeit dieses und das Unvar-stellbare im Sinne eines nur Anwesenden ist die scharfste Abwehr der Bestimmungen der Seiendheit als Ll'lEU und YEVO~, Bestimmungen, die anfanglich notwendig sind, wenn yom »Seienden« als qJ1JcrL~ her der Aufbruch ZUlli Seyn erstmals geschieht. 165. Wesen als Wesung* Das »Wesen« nicht mehr das KOWOV und YEVO~ der oucrLU und des 'tMe 'tL (EKUcr'WV), sandern Wesung als das Geschehnis der Wahrheit des Seyns und zwar in seiner vollen Geschichte, die jeweils die Bergung der Wahrheit in das Seiende einbegreift. Da aber die Wahrheit gegriindet werden muB im Da-sein, kann die Wesung des Seyns nur in der Bestandigkeit errungen werden, die das Da aussteht in dem so bestimmten Wissen. Das Wesen als Wesung ist nie nur vor-stellbar, sondern wird nur gefaBt im Wissen der Zeit-Raumlichkeit der Wahrheit und ihrer jeweiligen Bergung. Das Wesens-Wissen verlangt und ist selbst der Einsprung in das Da-sein. Daher kann es durch bloBe allgemeine Betrach- .., tung des Gegebenen und seiner schon gefestigten Auslegung nie gewonnen werden. Die Wesung liegt nicht »iiber« dem Seienden und von ihm getrennt, sondern das Seiende steht im Seyn und hat nur in ihm, hereinstehend und weggehoben, seine Wahrheit als das Wahre. In eins mit diesem Begriff der Wesung muB nun auch die »Unterscheidung« von Seyn und Seiendem angesetzt und begriffen werden und all das, was auf die Unterscheidung gegriindet wird, sofern auf die »Seite« der Seiendheit alles »)Kategoriale« und »Ontologische« fallt. * vgl. »die Unterscheidung«

1288 IV. Der Sprung 166. Wesung und Wesen* begriffen als Geschehnis der Wahrheit des Seyns. Das Seyn HiBt sich nicht zuriick-ubertragen auf die Wesung, da diese selbst zu einem Seienden wiirde. Die Frage nach dem Sein des Wesens ist nur moglich und notig innerhalb der Ansetzung des Wesens als ltOLv6v (vgl. spater die Universalienfrage). Wie immer die Frage beantwortet wird, das » Wesen« selbst wird immer herabgesetzt. Der Begriff des»Wesens« hangt ab von der Art des Fragens nach dem Seienden als solchem bezw. nach dem Seyn und in eins damit von der Art der Frage nach der Wahrheit des philosophischen Denkens. Auch in der Wahrheitsfrage drangt sich die Kehre auf: Wesen der Wahrheit und Wahrheit des Wesens. Wenn wir nach dem » Wesen« fragen in der gewohnten Fragerichtung, dann steht die Frage nach dem, was ein Seiendes zu dem »macht«, was es ist, somit nach dem, was sein Was-sein ausmacht, nach der Seiendheit des Seienden. Wesen ist hier nur das andere Wort fur Sein (verstanden als Seiendheit). Und demgemaB meint Wesung das Ereignis, sofern es sich in dem ihm Zugehorigen, Wahrheit, ereignet. Geschehnis der Wahrheit des Seyns, das ist Wesung; nicht und nie somit eine noch dem Seyn wieder zukommende oder gar uber ihm an sich bestehende Seins-weise. Wodurch muB diese Art des scheinbar echten Weiterfragens (das Seiende - dessen Sein - und wieder das Sein des Seins u.s.f.) abgeschnitten und in das echte Fragen zuruekverwiesen werden? Solange es bei der Quo[a bleibt, scheint ein Grund des Nichtmehr-in-derselben-Weise-Weiterfragens nicht auffindbar . zu sein. Es bleibt nur das Abbiegen in das ErrEltELva. Sobald das »Sein« nicht mehr das Vor-stellbare (UIEa) ist und sobald es demnach nicht mehr yom Seienden weg und »getrennt« von ihm gedacht wird (aus der Sucht, es moglichst rein und unvermischt zu fassen), sobald das Seyn als das (in einem • vgl. Vorbliek, Das anfiingliche Denken 167. Das Einfahren in die Wesung 1289 urspriinglichen Sinne des Zeit-Raumes) mit dem Seienden Gleichzeitige: als dessen Grund (nicht Ursache und ratio) erfahren und gedacht wird, gibt es selbst keinen AnlaB mehr her, nun auch noch wieder seinem eigenen »Seyn« nach zu fragen, urn es so vor-stellend noch weiter weg zu stellen. In der Richtung dieser Besinnung laBt sich zunachst die geschichtliche Folge der Wesensbegriffe erortern, die innerhalb der Geschichte der Leitfrage aufgetreten sind als Leitfaden des Fragens nach der Seiendheit: 1. die QUOtll als tl\Ell 2. Quota in der Aristotelischen Erorterung in Met. Z H e 3. die essentia des Mittelalters 4. die possibilitas bei Leibniz (vgl. Leibniz-Dbungen) 5. die »Bedingung der Moglichkeit« bei Kant, der transzendentale Wesensbegriff 6. der dialektisch-absolute idealistische Wesensbegriff bei Hegel. 167. Das Einfahren in die Wesung Wesen wird nur vor-gestellt, tllEa. Wesung aber ist nicht nur die Verkoppelung von Was und Wiesein und so eine reichere Vor- ./ stellung, sondern die urspriinglichere Einheit jener beiden. Die Wesung gehort nicht zu jedem Seienden, ja im Grunde nur zum Sein und was diesem selbst zugehort, Wahrheit. Von der Wesung des Seins her wandelt sich nun auch das friihere»Wesen«, entsprechend dem Einbezug der Leitfrage in die Grundfrage. Die Wesung jenes, worin wir einfahren mussen. Das meint hier »Erfahrung«; einfahren, urn in ihr zu stehen und sie auszustehen, was geschieht als Da-sein und dessen Griindung.

g86<br />

IV. Der Sprung<br />

vollzogen, namlich das inbegriffliche Denken des Da-seins, in<br />

dessen Lichtung sich die Fiille der Wesung des Seyns verbergend<br />

enthiillt.<br />

Der Tad kommt hier in den Bereich der grund-legenden Besinnung<br />

nicht, urn »weltanschaulich« eine »Todesphilosophie«<br />

zu lehren, sondern um die Seinsfrage erst auf ihren Grund zu<br />

bringen und das Da-sein als den ab-griindigen Grund zu eroffnen,<br />

in den Entwurf zu riicken, d. h. ver-stehen im Sinne von<br />

»Sein und Zeit« (nicht etwa urn den Tod »verstandlich« zu<br />

machen fiir Zeitungsschreiber und SpieBbiirger).<br />

164. Die Wesung des Seyns*<br />

Wenn das Seyende »ist«, kann das Sein nicht auch sein, es<br />

miiBte ja dann als Seiendes gesetzt werden und somit als eine<br />

Eigenschaft und Zugabe zum Seienden, und die Frage nach<br />

diesem ware damit hinter den ersten Anfang <strong>zur</strong>iickgesunken.<br />

Es ware so iiberhaupt noch nicht das Seyn in irgend einer Weise<br />

erfragt, sondern geleugnet, aber damit auch das »Seiende«<br />

verhiillt.<br />

Das Sein ist nicht und gleichwohl konnen wir es nicht dem<br />

Nichts gleichsetzen. Aber wir miissen uns andererseits dazu entschlieBen,<br />

das Seyn als das Nichts zu setzen, wenn »Nichts« besagt<br />

das Nicht-Seiende. Das Seyn aber »ist« iiber solches<br />

~>Nichts« hinaus nun nicht wieder »Etwas«, solches, wobei als<br />

einem Vorfindlichen wir, es vorstellend, ausruhen konnten. Wir<br />

sagen: das Seyn west, und nehmen dabei doch wieder eine Nennung<br />

in Anspruch und Gebrauch, die sprachlich dem Seienden<br />

zugehort (vgl. Gewesen-An-wesen).<br />

Aber hier in diesem .AuBersten muB das Wort Gewalt brauchen,<br />

und Wesung solI nicht etwas nennen, was noch iiber das<br />

Seyn wieder hinaus liegt, sondern was sein Innerstes zum Wort<br />

bringt, das Er-eignis, jenen Gegenschwung von Seyn und Da­<br />

* vgl. Der Sprung, Das Wesen des Seyns<br />

165. Wesen als Wesung<br />

287<br />

-sein, in dem beide nicht vorhandene Pole sind, sondern die<br />

reine Erschwingung selbst.<br />

Die Einzigkeit dieses und das Unvar-stellbare im Sinne eines<br />

nur Anwesenden ist die scharfste Abwehr der Bestimmungen<br />

der Seiendheit als Ll'lEU und YEVO~, Bestimmungen, die anfanglich<br />

notwendig sind, wenn yom »Seienden« als qJ1JcrL~ her der<br />

Aufbruch ZUlli Seyn erstmals geschieht.<br />

165. Wesen als Wesung*<br />

Das »Wesen« nicht mehr das KOWOV und YEVO~ der oucrLU und des<br />

'tMe 'tL (EKUcr'WV), sandern Wesung als das Geschehnis der Wahrheit<br />

des Seyns und zwar in seiner vollen Geschichte, die jeweils<br />

die Bergung der Wahrheit in das Seiende einbegreift.<br />

Da aber die Wahrheit gegriindet werden muB im Da-sein,<br />

kann die Wesung des Seyns nur in der Bestandigkeit errungen<br />

werden, die das Da aussteht in dem so bestimmten Wissen.<br />

Das Wesen als Wesung ist nie nur vor-stellbar, sondern wird<br />

nur gefaBt im Wissen der Zeit-Raumlichkeit der Wahrheit und<br />

ihrer jeweiligen Bergung.<br />

Das Wesens-Wissen verlangt und ist selbst der Einsprung in<br />

das Da-sein. Daher kann es durch bloBe allgemeine Betrach- ..,<br />

tung des Gegebenen und seiner schon gefestigten Auslegung<br />

nie gewonnen werden.<br />

Die Wesung liegt nicht »iiber« dem Seienden und von ihm<br />

getrennt, sondern das Seiende steht im Seyn und hat nur in<br />

ihm, hereinstehend und weggehoben, seine Wahrheit als das<br />

Wahre.<br />

In eins mit diesem Begriff der Wesung muB nun auch die<br />

»Unterscheidung« von Seyn und Seiendem angesetzt und begriffen<br />

werden und all das, was auf die Unterscheidung gegriindet<br />

wird, sofern auf die »Seite« der Seiendheit alles »)Kategoriale«<br />

und »Ontologische« fallt.<br />

* vgl. »die Unterscheidung«

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