Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe

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j 274 IV. Der Sprung DberalI, wo ein summum ens. Leibniz: sehlafende Monaden ~ Centralmonade. Alles in einer neuen neuplatonisehen Form der Systematik im deutsehen Idealismus. Inwiefern dies alIes auf Plato zuriiekgeht und Platonismus ist, immer nur Stufen des Seienden als versehiedene ErfiilIungen der hoehsten Seiendheit. Gibt es, von der Wahrheit des Seins als Ereignis aus gefragt, ilberhaupt Stufen dieser Art und gar Stufen des Seyns? Bedenken wir die Unterseheidung von Seyn und Seiendem als Ereignung des Da-seins und Bergung des Seienden und beaehten wir, daB hier alIes dureh und dureh gesehiehtlich ist und eine platoniseh-idealistisehe Systematik unmoglieh weil unzureiehend geworden ist, dann bleibt die Frage, wie das Lebendige, die »Natur« und ihr Lebloses, wie Zeug, Machenschaft, Werk, Tat, Opfer und ihre Wahrheitskraft (Bergungsurspriinglichkeit der Wahrheit und damit Erwesung des Ereignisses) zu ordnen sind. Jede vorstelIungsmaBige und rechnende Ordnung ist hier auBerlieh, wesentlieh nur die gesehiehtliehe Notwendigkeit in der Geschichte der Wahrheit des Seyns, deren Zeitalter anhebt. Wie steht es mit der »Machensehaft« (Technik), und wie versammelt sieh in ihr aIle Bergung bezw. zuvor, wie verfestigt sieh in ihr der Ausgriff der Seinsverlassenheit? Wesentlieh ist die gesehichtliehe, Daseins-griindende Kraft der Bergung und die Entsehiedenheit zu ihr und ihrer Tragweite fiir das Bestandnis des Ereignisses. Bleibt aber nieht trotzdem ein Weg, mindestens vorlaufig, naeh Art von »Ontologien« der verschiedenen »Bereiehe« (Natur, Geschiehte) einen Gesiehtskreis des seinsmaBigen Entwurfs zu sehaffen und so die Bereiehe neu erfahrbar? Als Obergang kann dergleiehen notig werden; es bleibt jedoch verfanglieh, sofern von da leieht das Ausgleiten in eine Systematik friiheren Stils sieh nahelegt. Aber wenn die »Ordnung« eine Fiigung ist, der Bildung der Gesehiehte und dem Austragen ihres Geheimnisses untersteht, 153. Leben so kann, ja muB diese Fiigung doeh selbst einen Bereich und Weg haben; es kann nieht beliebig irgendein Weg der Bergung (etwa die Teehnik) der Besinnung unterstelIt werden. Hier ist zu erinnern, daB Bergung immer ist die Bestreitung des Streites von Welt und Erde, daB diese weehselweise sieh iiberhohend unterlaufen, in ihrer Gegenlaufigkeit zuvor und vor alIem sieh die Bergung der Wahrheit abspielt. Welt ist »irdisch« (erdhaft), Erde ist welthaft. Erde ist in einer Hinsieht urspriinglicher als Natur, weil geschiehtsbezogen. Welt ist hoher als das nur »Gesehaffene«, weil geschichtebildend und so dem Ereignis am naehsten. Hat sonaeh das Seyn Stufen? Eigentlich nieht; aber aueh nieht das Seiende. Woher aber und welchen Sinnes die Mannigfaltigkeit der Bergung? Das laBt sich nieht erkHiren und im Nachreehnen eines Vorsehungsplanes herleiten. Aber ebensowenig gilt das bloBe vorstelIungsmaBige Hinnehmen, sondem die Entscheidung in den gesehiehtliehen Notwendigkeiten aus dem Zeitalter der Seinsgesehiehte. Was solI die Teehnik sein? Nieht im Sinne eines Ideals, sondern wie steht sie innerhalb der Notwendigkeit, die Seinsverlassenheit zu iiberwinden bezw. von Grund aus zur Entseheidung zu stelIen? 1st sie der gesehiehtliehe Weg zum Ende, zum ..., Riickfall des letzten Menschen in das technisierte Tier, das damit sagar auch die urspriingliche Tierheit des eingefiigten Tieres verliert, oder kann sie, zuvor als Bergung iibernommen, in die Da-seinsgriindung eingefiigt werden? Und so ist die Entseheidung zu jeglieher Art der Bergung lIDS fUr einen Augenblick aufgespart, bezw. Jenes, woran wir vorbeigehen und einfaeh vergehen. 153. Leben 275 Man kann, da alIes Lebendige organismiseh und d. h. leiblieh ist, dieses Leibliehe als Korper und den Karper meehaniseh be-

276 IV. Der Sprung 155. Die Natur und die Erde 277 trachten. Ja es gibt sogar gewisse Aufgaben, die eine solche Betrachtung fordern: GroBen- und Gewicht-Messungen (die freilich sogleich im Gesichtskreis einer Auslegung auf das Lebendige stehen). Aber die Frage bleibt, ob das, was man hier in solcher Weise (mechanisch) kann, jemals dahin fiihrt, was man zuerst und vor allem mufJ, gesetzt, daB ein Grundverhaltnis zum Lebendigen notwendig ist. Inwiefern trifft das zu? Was ist uns Pflanze und Tier noch, wenn wir den Nutzen und die Verschonerung und Unterhaltung abziehen? 1st das Lebendige das Miihelose, am schwersten dann zu sehen, wenn alles auf das Miihsame und dessen Oberwindung abgestellt ist und in der Machenschaft sich bewegt! Kann es »Biologie« geben, solange der Grundbezug zum Lebendigen fehIt, solange das Lebendige nicht zum anderen Widerklang des Da-seins geworden? Aber muB denn »Biologie« sein, wo sie doch nur ihr Recht und ihre Notwendigkeit aus der Herrschaft der Wissenschaft innerhalb der neuzeitlichen Machenschaft herleitet? Wird nicht jede Biologie notwendig das »Lebendige« zerstoren und das Grundverhaltnis zu ihm unterbinden? MuB nicht der Bezug zum »Lebendigen« ganz auBerhalb der»Wissenschaft« gesucht werden, und in welchem Raum soll dieser Bezug sich halten? Das »Lebendige« wird wie alles Gegenstandsfahige dem Fortschritt der Wissenschaft endlose Moglichkeiten bieten und sich doch zugleich mem: und mehr entziehen, je grundloser zugleich die Wissenschaft selbst wird. 154. »Das Leben«* eine »Weise« der Seiendheit (Seyns) des Seienden. Die beginnliche Eroffnung des Seienden auf es zu in der Verwahrung des * vgl. Der Sprung, 152. Die Stufen des Seynsj vgl. BiologisIDus, in: Das Zuspiel, 110. Die tMu, der Platonismus und der Idealismus, S. 221 f. Selbst. Die erste Erdunkelung in der Verwahrung des Selbst griindet die Benommenheit des Lebendigen, in der alle Aufregung und Erregbarkeit sich vollzieht und die verschiedenen Stufen des Dunkels und seiner Entfaltung. Die Erdunkelung und das Wesen des Instinktes. Die Verwahrung des Selbst und der Vorrang der »Gattung«, die kein »Einzelnes« als selbstisches kennt. Die Erdunkelung und die Weltlosigkeit. (Friiher als Weltarmut! MiBdeutbar. Der Stein nicht einmal weltlos, wei! sogar ohne Erdunkelung.) Erstarrung und Riickfall des Lebens aus der beginnlichen Eroffnung. DemgemaB auch keine VerschlieBung, sofern nicht das Lebendige mitzugenommen wird - »Erde« (Stein, Pflanze, Tier). Stein und Strom nicht ohne Pflanze, Tier. Wie steht und fallt die Entscheidung zum »Leben«? Die Besinnung auf »das Biologische«. 155. Die Natur und die Erde Die Natur, herausgesondert aus dem Seienden durch die Natur­ -wissenschaft, was geschieht ihr durch die Technik? Die wachsende oder besser einfach zu ihrem Ende abrollende Zerstorung der »Natur«. Was war sie einst? Die StaUe des Augenblicks der -' Ankunft und des Aufenthalts der Gouer, als sie, noch lpUI1L~, in der Wesung des Seyns selbst ruhte. Seitdem wurde sie alsbald ein Seiendes und dann gar das Gegenspiel zur »Gnade« und nach dieser Absetzung vollends herausgesetzt in die Verzwingung der berechnenden Machenschaft und Wirtschaft. Und schlieBlich blieb noch »Landschaft« und Erholungsgelegenheit und dieses jetzt auch noch ins Riesenhafte gerechnet und fiir die Massen zugerichtet. Und dann? 1st dies das Rnde? Warum schweigt die Erde bei dieser Zerstorung? Wei! ihr nicht der Streit mit einer Welt, wei! ihr nicht die Wahrheit des

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IV. Der Sprung<br />

DberalI, wo ein summum ens. Leibniz: sehlafende Monaden<br />

~ Centralmonade. Alles in einer neuen neuplatonisehen<br />

Form der Systematik im deutsehen Idealismus. Inwiefern dies<br />

alIes auf Plato <strong>zur</strong>iiekgeht und Platonismus ist, immer nur Stufen<br />

des Seienden als versehiedene ErfiilIungen der hoehsten<br />

Seiendheit.<br />

Gibt es, von der Wahrheit des Seins als <strong>Ereignis</strong> aus gefragt,<br />

ilberhaupt Stufen dieser Art und gar Stufen des Seyns?<br />

Bedenken wir die Unterseheidung von Seyn und Seiendem<br />

als Ereignung des Da-seins und Bergung des Seienden und beaehten<br />

wir, daB hier alIes dureh und dureh gesehiehtlich ist und<br />

eine platoniseh-idealistisehe Systematik unmoglieh weil un<strong>zur</strong>eiehend<br />

geworden ist, dann bleibt die Frage, wie das Lebendige,<br />

die »Natur« und ihr Lebloses, wie Zeug, Machenschaft,<br />

Werk, Tat, Opfer und ihre Wahrheitskraft (Bergungsurspriinglichkeit<br />

der Wahrheit und damit Erwesung des <strong>Ereignis</strong>ses) zu<br />

ordnen sind. Jede vorstelIungsmaBige und rechnende Ordnung<br />

ist hier auBerlieh, wesentlieh nur die gesehiehtliehe Notwendigkeit<br />

in der Geschichte der Wahrheit des Seyns, deren Zeitalter<br />

anhebt.<br />

Wie steht es mit der »Machensehaft« (Technik), und wie versammelt<br />

sieh in ihr aIle Bergung bezw. zuvor, wie verfestigt<br />

sieh in ihr der Ausgriff der Seinsverlassenheit?<br />

Wesentlieh ist die gesehichtliehe, Daseins-griindende Kraft<br />

der Bergung und die Entsehiedenheit zu ihr und ihrer Tragweite<br />

fiir das Bestandnis des <strong>Ereignis</strong>ses.<br />

Bleibt aber nieht trotzdem ein Weg, mindestens vorlaufig,<br />

naeh Art von »Ontologien« der verschiedenen »Bereiehe« (Natur,<br />

Geschiehte) einen Gesiehtskreis des seinsmaBigen Entwurfs<br />

zu sehaffen und so die Bereiehe neu erfahrbar? Als Obergang<br />

kann dergleiehen notig werden; es bleibt jedoch verfanglieh,<br />

sofern von da leieht das Ausgleiten in eine Systematik friiheren<br />

Stils sieh nahelegt.<br />

Aber wenn die »Ordnung« eine Fiigung ist, der Bildung der<br />

Gesehiehte und dem Austragen ihres Geheimnisses untersteht,<br />

153. Leben<br />

so kann, ja muB diese Fiigung doeh selbst einen Bereich und<br />

Weg haben; es kann nieht beliebig irgendein Weg der Bergung<br />

(etwa die Teehnik) der Besinnung unterstelIt werden.<br />

Hier ist zu erinnern, daB Bergung immer ist die Bestreitung<br />

des Streites von Welt und Erde, daB diese weehselweise sieh<br />

iiberhohend unterlaufen, in ihrer Gegenlaufigkeit zuvor und<br />

vor alIem sieh die Bergung der Wahrheit abspielt.<br />

Welt ist »irdisch« (erdhaft), Erde ist welthaft. Erde ist in<br />

einer Hinsieht urspriinglicher als Natur, weil geschiehtsbezogen.<br />

Welt ist hoher als das nur »Gesehaffene«, weil geschichtebildend<br />

und so dem <strong>Ereignis</strong> am naehsten.<br />

Hat sonaeh das Seyn Stufen? Eigentlich nieht; aber aueh<br />

nieht das Seiende. Woher aber und welchen Sinnes die Mannigfaltigkeit<br />

der Bergung? Das laBt sich nieht erkHiren und im<br />

Nachreehnen eines Vorsehungsplanes herleiten. Aber ebensowenig<br />

gilt das bloBe vorstelIungsmaBige Hinnehmen, sondem<br />

die Entscheidung in den gesehiehtliehen Notwendigkeiten aus<br />

dem Zeitalter der Seinsgesehiehte.<br />

Was solI die Teehnik sein? Nieht im Sinne eines Ideals, sondern<br />

wie steht sie innerhalb der Notwendigkeit, die Seinsverlassenheit<br />

zu iiberwinden bezw. von Grund aus <strong>zur</strong> Entseheidung<br />

zu stelIen? 1st sie der gesehiehtliehe Weg zum Ende, zum<br />

...,<br />

Riickfall des letzten Menschen in das technisierte Tier, das damit<br />

sagar auch die urspriingliche Tierheit des eingefiigten Tieres<br />

verliert, oder kann sie, zuvor als Bergung iibernommen, in<br />

die Da-seinsgriindung eingefiigt werden?<br />

Und so ist die Entseheidung zu jeglieher Art der Bergung<br />

lIDS fUr einen Augenblick aufgespart, bezw. Jenes, woran wir<br />

vorbeigehen und einfaeh vergehen.<br />

153. Leben<br />

275<br />

Man kann, da alIes Lebendige organismiseh und d. h. leiblieh<br />

ist, dieses Leibliehe als Korper und den Karper meehaniseh be-

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