Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
240<br />
IV. Der Sprung<br />
In dieses Au13erste mu13 das Seyn hinausgedacht werden.<br />
Aber so lichtet es sich als das Endlichste und Reichste, Abgriindigste<br />
seiner eigenen Innigkeit. Denn niemals ist das Seyn eine<br />
BesJ:immung des Gottes selbst, sondern das Seyn ist Jenes, was<br />
die G6tterung des Gottes braucht, urn doch und vollends davon<br />
unterschieden zu bleiben. Weder ist das Sein (wie die Seiendheit<br />
der Metaphysik) die h6chste und reinste Bestimmung des<br />
th::iov und Deus und des »Absoluten«, noch ist es, was zu dieser<br />
Auslegung geh6rt, das gemeinste und leerste Dach flir jegliches,<br />
was nicht nicht »ist«.<br />
Ais Verweigerung aber ist das Seyn nicht der blo13e Rlickund<br />
Abzug, sondern im Gegenteil: Verweigerung ist Innigkeit<br />
einer Zuweisung. Zu-gewiesen wird in der Erzitterung die<br />
Lichtung des Da in seiner Abgriindigkeit; das Da wird zugewiesen<br />
als zu Griindendes, als Da-sein.<br />
So wird durch die Wahrheit des Seyns (denn das ist diese<br />
zugewiesene Lichtung) der Mensch urspriinglich und anders<br />
in Anspruch genommen. Der Mensch wird durch diesen An<br />
-spruch des Seyns selbst ernannt zum Wachter der Wahrheit<br />
des Seyns (Mensch-sein als »Sorge«, gegrlindet im Da-sein).<br />
Die Verweigerung ist die innigste N6tigung der ursprlinglichsten,<br />
wieder anfanglichen Not in die Notwendigkeit der<br />
Not-wehr.<br />
Die wesentliche Notwehr solI der Not nicht wehren, urn sie<br />
zu beseitigen, sondern mu13, ihr sich erwehrend, sie gerade bewahren<br />
und in den Austrag ausspannen gema13 der Erbreitung<br />
der Erzitterung.<br />
So ist das Seyn als die zuweisende Verweigerung die Er-eignung<br />
des Da-seins.<br />
Diese Er-eignung aber hat den Zug ins Eigene als Er-zitterung<br />
des G6tterns, das den Zeit-spiel-raum flir seine eigene<br />
Entscheidung braucht.<br />
Die Wachterschaft des Menschen aber ist der Grund einer<br />
anderen Geschichte. Denn sie vollzieht sich nicht als blo13es Im<br />
Auge-behalten eines Vorhandenen, sondern dieses Wachen ist<br />
124. Der Sprung<br />
ein griindendes. Es mu13 die Wahrheit des Seyns einrichten und<br />
bergen im »Seienden« selbst, das so erst wieder - einrlickend in<br />
das Seyn und dessen Befremdung - die beriickende Einfachheit<br />
seines Wesens entfaltet und aIle Machenschaft libergeht und<br />
dem Erleben sich entzogen hat in die Errichtung einer anderen<br />
Herrschaft, d. h. ihres Bereiches, den sich der letzte Gott er<br />
-eignet hat.<br />
Nur durch gro13e Ein- und Umstiirze des Seienden kommt<br />
das in die Machenschaft und das Erleben verzwungene und<br />
zum Unseienden schon erstarrte Seiende ins Weichen vor dem<br />
Seyn und damit in dessen Wahrheit.<br />
Jedes schwachliche Vermitteln und Retten verfangt das Seiende<br />
nur noch mehr in die Seinsverlassenheit und macht die<br />
Seinsvergessenheit <strong>zur</strong> einzigen Form der Wahrheit, namlich<br />
der Unwahrheit des Seyns.<br />
Wie sollte da die Ahnung noch den geringsten Raum gewinnen,<br />
daf3 die Verweigerung die erste hochste Schenkung<br />
des Seyns, ja dessen anfangliche Wesung selbst ist. Sie ereignet<br />
sich als der Entzug, der einbezieht in die Stille, in der die<br />
Wahrheit ihrem Wesen nach neu <strong>zur</strong> Entscheidung kommt,<br />
ob sie als die Lichtung flir das Sichverbergen gegriindet werden<br />
kann. Dies Sichverbergen ist das Entbergen der Verweigerung,<br />
das Zugehorenlassen in das Befremdliche eines anderen<br />
Anfangs.<br />
124. Der Sprung<br />
Die Wesung des Seyns ins begreifende Wort heben, welches<br />
Wagnis liegt in solchem Entwurf?<br />
Dieses Wissen, solche unscheinbare Klihnheit, kann nur in<br />
der Grundstimmung der Verhaltenheit ausgestanden werden.<br />
Dann aber weiB es auch, da13 jeder Versuch, das Wagnis von<br />
au13en her und somit nicht aus dem, was es wagt, zu begriinden<br />
und zu erklaren, hinter dem Gewagten <strong>zur</strong>lickbleibt und es<br />
241<br />
./