Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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115. Die Leitstimmung des Sprungs Der Sprung, das Gewagteste im Vorgehen des anfanglichen Denkens, laBt und wirft alles Gelaufige hinter sich und erwartet nichts unmittelbar yom Seienden, sondem erspringt allem zuvor die Zugehorigkeit zum Seyn in dessen voller Wesung als Ereignis. Der Sprung erscheint so im Schein des Ruck.sichtslosesten und doch ist er gerade gestimmt von jener Scheu (vgl. Vorblick., 5. Fur die Wenigen - Fur die Seltenen, S. 14 ff.), in der der Wille der Verhaltenheit sich ubersteigt zur Instandigkeit des Ausstehens der femsten Nahe der zogemden Versagung. Der Sprung ist das Wagnis eines ersten Vordringens in den Bereich der Seinsgeschichte. 116. Die Seinsgeschichte Mit dem Anheben der Bereitschaft fur den Obergang aus dem Ende des ersten Anfangs in den anderen Anfang tritt der Mensch nicht etwa nur in eine noch nicht gewesene »Periode«, sondem in einen ganz anderen Bereich der Geschichte. Das ..;' Ende des ersten Anfangs wird noch in langer Zeit ubergreifen in den Obergang, ja sogar in den anderen Anfang. Der Obergang selbst wird, so gewiB die Endgeschichte weiterlauft und nach den Begebenheiten gemessen »lebendiger« und »rascher« und verwirrter denn je, das Fragwurdigste bleiben und vor allem das Unkenntlichste. Der Mensch wird sich, wenige und sich nicht Kennende, in den Zeit-Spiel-Raum des Da-seins vorbereiten und auf eine Nahe zum Seyn sammeln, die allen »Lebensnahen« befremdlich bleiben muB. Die Seynsgeschichte kenot in langen Zeitraumen, die ihr nur Augenblicke sind, seltene Ereignisse. Die Ereignisse als solche: die Zuweisung der Wahrheit an das Seyn, der Einsturz der Wahr
228 IV. Der Sprung heit, die Verfestigung ihres Unwesens (der Richtigkeit), die Seinsverlassenheit des Seienden, die Einkehr des Seyns in seine Wahrheit, die Entfachung des Herdfeuers (der Wahrheit des Seyns) als der einsamen Stiitte des Vorbeigangs des letzten Gottes, das Aufblitzen der einmaligen Einzigkeit des Seyns. Wiihrend die Zerstorung der bisherigen Welt als Selbstzerstorung ihre Triumphe hinausschreit ins Leere, sammelt sich das Wesen des Seyns in seine hochste Berufung: als Er-eignung dem Entscheidungsbereich liber die Gottheit der Gotter den Grund und den Zeit-Spiel-Raum, d. h. das Da-sein, in der Einmaligkeit seiner Geschichte zuzueignen. Das Seyn als das Er-eignis ist der Sieg des Unumgiinglichen in der Bezeugung des Gottes. Ob das Seiende aber sich in die Fuge des Seyns fligt; ob dem Menschen statt der Verodung in einer fortschreitenden Fortdauer die Einzigkeit des Untergangs gewiihrt ist? Der Untergang ist die Sammlung aller GroBe in den Augenblick der Bereitschaft zur Wahrheit der Einzigkeit und Einmaligkeit des Seyns. Der Untergang ist die innigste Niihe zur Verweigerung, in der sich das Ereignis dem Menschen schenkt. Der Eintritt des Menschen in die Seinsgeschichte ist unberechenbar und unabhangig von allem Fortschritt oder Niedergang der »Kultur«, solange die »Kultur« selbst die Verfestigung der Seinsverlassenheit des Seienden bedeutet und die zunehmende Verfilzung des Menschenwesens in seinem »Anthropologismus« betreibt oder gar den Menschen noch einmal in die christliche Verkennung aller Wahrheit des Seyns zuriickdriickt. 117. Der Sprung Die »fundamentalontologische« Besinnung (Grundlegung der Ontologie als we Dberwindung) ist der Ubergang aus dem Ende des ersten Anfangs zum anderen Anfang. Dieser Dbergang aber ist zugleich der Anlauf fUr den Sprung, durch den 117. Der Sprung allein ein Anfang und zumal der andere, als stiindig iiberholter vom ersten, anfangen kann. Hier im Dbergang bereitet sich die urspriinglichste und deshalb geschichtlichste Entscheidung vor, jenes Entweder - Oder, dem keine Verstecke und Bezirke des Ausweichens bleiben: entweder dem Ende verhaftet bleiben und seinem Auslauf und d. h. erneuten Abwandlungen der »Metaphysik«, die immer grober und grund- und zielloser werden (der neue »Biologismus« und dgl.), oder den anderen Anfang anfangen, d. h. zu seiner langen Vorbereitung entschlossen sein. Nun aber muB, da der Anfang nur im Sprung geschieht, auch diese Vorbereitung schon ein Springen sein und als vorbereitend zugleich herkommend und abspringend aus der Auseinandersetzung (Zuspiel) mit dem ersten Anfang und seiner Geschichte. Das ganz Andere des anderen Anfangs gegen den ersten HiBt sich verdeutlichen durch ein Sagen, das scheinbar nur mit einer Umkehrung spielt, wiihrend in Wahrheit sich alles wandelt. 1m ersten Anfang wird das Sein (die Seiendheit) erdacht (durch das VOELV und AE"{ELV), ersehen und in das Offene seines Waltens gesetzt, damit das Seiende selbst sich zeige. In der Folge dieses Anfangs wird dann das Sein (die Seiendheit) die iJl1:6{l-EOL~, genauer das aVU1t6il'E'toV, in dessen Licht alles Seiende / und Nicht-seiende anwest. Und so waltet das Seyn um des Seienden willen. Dieser Grundbezug aber erfiihrt nun zwei Deutungen, die sich dann verkoppeln und vermischen: das »Sein« als summum ens wird causa prima des Seienden als ens creatum; das Sein als essentia, idea wird das a priori der Gegenstiindlichkeit der Gegenstiinde. Das Sein wird das Gemeinste und Leerste und Bekannteste und zugleich das Seiendste als jene Ursache, »das Absolute«. In allen Abwandlungen und Verweltlichungen der abendliindischen Metaphysik ist dieses wieder zu erkennen: das Sein im Dienste des Seienden, auch wenn es als Ursache scheinbar die Herrschaft hat. 229
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heit, die Verfestigung ihres Unwesens (der Richtigkeit), die<br />
Seinsverlassenheit des Seienden, die Einkehr des Seyns in seine<br />
Wahrheit, die Entfachung des Herdfeuers (der Wahrheit des<br />
Seyns) als der einsamen Stiitte des Vorbeigangs des letzten<br />
Gottes, das Aufblitzen der einmaligen Einzigkeit des Seyns.<br />
Wiihrend die Zerstorung der bisherigen Welt als Selbstzerstorung<br />
ihre Triumphe hinausschreit ins Leere, sammelt sich das<br />
Wesen des Seyns in seine hochste Berufung: als Er-eignung<br />
dem Entscheidungsbereich liber die Gottheit der Gotter den<br />
Grund und den Zeit-Spiel-Raum, d. h. das Da-sein, in der Einmaligkeit<br />
seiner Geschichte zuzueignen.<br />
Das Seyn als das Er-eignis ist der Sieg des Unumgiinglichen<br />
in der Bezeugung des Gottes. Ob das Seiende aber sich in die<br />
Fuge des Seyns fligt; ob dem Menschen statt der Verodung in<br />
einer fortschreitenden Fortdauer die Einzigkeit des Untergangs<br />
gewiihrt ist? Der Untergang ist die Sammlung aller GroBe in<br />
den Augenblick der Bereitschaft <strong>zur</strong> Wahrheit der Einzigkeit<br />
und Einmaligkeit des Seyns. Der Untergang ist die innigste<br />
Niihe <strong>zur</strong> Verweigerung, in der sich das <strong>Ereignis</strong> dem Menschen<br />
schenkt.<br />
Der Eintritt des Menschen in die Seinsgeschichte ist unberechenbar<br />
und unabhangig von allem Fortschritt oder Niedergang<br />
der »Kultur«, solange die »Kultur« selbst die Verfestigung<br />
der Seinsverlassenheit des Seienden bedeutet und die<br />
zunehmende Verfilzung des Menschenwesens in seinem »Anthropologismus«<br />
betreibt oder gar den Menschen noch einmal<br />
in die christliche Verkennung aller Wahrheit des Seyns <strong>zur</strong>iickdriickt.<br />
117. Der Sprung<br />
Die »fundamentalontologische« Besinnung (Grundlegung der<br />
Ontologie als we Dberwindung) ist der Ubergang aus dem<br />
Ende des ersten Anfangs zum anderen Anfang. Dieser Dbergang<br />
aber ist zugleich der Anlauf fUr den Sprung, durch den<br />
117. Der Sprung<br />
allein ein Anfang und zumal der andere, als stiindig iiberholter<br />
vom ersten, anfangen kann.<br />
Hier im Dbergang bereitet sich die urspriinglichste und deshalb<br />
geschichtlichste Entscheidung vor, jenes Entweder - Oder,<br />
dem keine Verstecke und Bezirke des Ausweichens bleiben:<br />
entweder dem Ende verhaftet bleiben und seinem Auslauf und<br />
d. h. erneuten Abwandlungen der »Metaphysik«, die immer<br />
grober und grund- und zielloser werden (der neue »Biologismus«<br />
und dgl.), oder den anderen Anfang anfangen, d. h. zu<br />
seiner langen Vorbereitung entschlossen sein.<br />
Nun aber muB, da der Anfang nur im Sprung geschieht,<br />
auch diese Vorbereitung schon ein Springen sein und als vorbereitend<br />
zugleich herkommend und abspringend aus der Auseinandersetzung<br />
(Zuspiel) mit dem ersten Anfang und seiner<br />
Geschichte.<br />
Das ganz Andere des anderen Anfangs gegen den ersten HiBt<br />
sich verdeutlichen durch ein Sagen, das scheinbar nur mit einer<br />
Umkehrung spielt, wiihrend in Wahrheit sich alles wandelt.<br />
1m ersten Anfang wird das Sein (die Seiendheit) erdacht<br />
(durch das VOELV und AE"{ELV), ersehen und in das Offene seines<br />
Waltens gesetzt, damit das Seiende selbst sich zeige. In der<br />
Folge dieses Anfangs wird dann das Sein (die Seiendheit) die<br />
iJl1:6{l-EOL~, genauer das aVU1t6il'E'toV, in dessen Licht alles Seiende /<br />
und Nicht-seiende anwest. Und so waltet das Seyn um des Seienden<br />
willen. Dieser Grundbezug aber erfiihrt nun zwei Deutungen,<br />
die sich dann verkoppeln und vermischen: das »Sein«<br />
als summum ens wird causa prima des Seienden als ens creatum;<br />
das Sein als essentia, idea wird das a priori der Gegenstiindlichkeit<br />
der Gegenstiinde.<br />
Das Sein wird das Gemeinste und Leerste und Bekannteste<br />
und zugleich das Seiendste als jene Ursache, »das Absolute«.<br />
In allen Abwandlungen und Verweltlichungen der abendliindischen<br />
Metaphysik ist dieses wieder zu erkennen: das Sein<br />
im Dienste des Seienden, auch wenn es als Ursache scheinbar<br />
die Herrschaft hat.<br />
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