Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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214 III. Das Zuspiel ihrer Geschichte; aber auch in dieser gelehrten Betrachtung sind noch immer, wenngleich oft kaum kenntlich, Hegelsche Gesichtspunkte leitend, ohne daB sie ihre metaphysische Tragkraft zu entfalten vermochten. Aus diesen triiben Quellen schopft dann die heutige »Philosophie« ihre »Ideen«-»begriffe« (vgl. Die Griindung, 193. Das Da-sein und der Mensch, besonders S. 314 f.). 10. Wei! Hegel mit dieser Begriindung der »Idee« als Wirklichkeit des Wirklichen die ganze bisherige, auch vorplatonische Geschichte der Philosophie in eine Zusammengehorigkeit versammelte und dieses Wissen sich als absolutes Sichselbstwissen in seinen Stufen und Stufenfolgen begriff, kam er in den Besitz einer aus dem Wesen der Seiendheit (Idee) entspringenden Notwendigkeit, dergemaB die Stufen der Geschichte der Ideen sich aufstufen muBten. Mit anderen Worten, seine aus seinem Fragen gesehene Geschichte der Philosophie war die erste philosophische Geschichte der Philosophie, die erste angemessene Geschichtsbefragung, aber auch die letzte und letztmogliche zugleich dieser Art. Was hier im Ganzen nachkommt, ist wichtige Gelehrtenarbeit, aber im Grunde, d. h. philosophisch, ein ratloses und zerfahrenes Gestammel, das seine Einheit nur bezieht aus der Aufeinanderfolge der Philosophen und ihrer Schriften oder »Probleme«. Was zum Begriff des» Idealismus« gehort* 1. Ll)ea als Anwesung des Was und ihre Bestiindigkeit (dies aber gerat unbegriffen in Vergessenheit und wird miBdeutet zum ens entium als aeternum!); 2. das VOELV (A6yo~), aber noch nicht festgemacht im »Ich«, sondern 'ljJuxi], ~CJ)i]; * vgl. Ubungen Sommersemester 1937 »Nietzsches metaphysische Grundstellung. Sein und Schein«, Erscheinung - Schein 110. Die LMa, der Platonismus und der Idealismus 215 3. gleichwohl damit vorgezeichnet: das perceptum, das Vor -gestellte, Vor-sich-bringbare, Anwesende, eines percipere, das ist ego percipio als cogito me cogitare; das Sich-mitvorstellen als das, dem vor-gestellt wird, in dessen Sicht und Angesicht das Aussehen er-scheint; 4. Vorgestelltheit als Gegen-standlichkeit und »Selbst«-(Ich) gewiBheit als Grund der Gegenstandlichkeit, d. h. der Sei endheit (Sein undDenken). * 15. 1m Sinne des streng geschichtlichen Begriffes des »Idealismus« war Plato niemals »Idealist«, sondern »Realist«, d. h. aber nicht, daB er die AuBenwelt an sich nicht leugnet, sondern die LllEa als das Wesen des ov, als realitas der res lehrte. Aber der »Idealismus« freilich ist, gerade als neuzeitlicher, Platonismus, insofern auch fur ihn die Seiendheit aus dem »Vorstellen« (VOELV), d. h. in Verkoppelung mit Aristotelischen AnstoBen aus dem A6yo~ als IlLavOELo{}m begriffen werden muB, d. h. aus dem Denken, das nach Kant ist das Vor-stellen von etwas im Allgemeinen (Kategorien und Urteilstafel; Kategorien und das Sichselbstwissen der Vernunft bei Hegel). Dberhaupt: maBgebend fur die ganze Geschichte der abendlandischen Philosophie, Nietzsche in- ./ begriffen: Sein und Denken. Obzwar Nietzsche das Seiende als Werden erfahrt, bleibt er mit dieser Auslegung als Gegner innerhalb des uberlieferten Rahmens, das Seiende wird nur anders ausgelegt, aber die Seinsfrage als solche nie gestellt. 16. Bedenken wir, daB die Herrschaft des Platonismus in den verschiedenen Richtungen und Gestalten nun auch die Auffassung der vorplatonischen Philosophie leitet (und zwar gerade bei Nietzsche), dann wird deutlich, welche Bedeutung der entscheidenden Auslegung des ovals Ll)ea zukommt und damit der Frage: was hier eigentlich vor sich ging.
216 III. Das Zuspiel 17. Es gilt in diesen Dberlegungen nicht eine Geschichte des Platonismus im Sinne einerAbfolge von Lehrmeinungen als Abwandlungen der platonischen Lehre, sondern einzig die Geschichte der Leitfragenbehandlung unter der wesentlichen Herrschaft des Platonismus mit der Aufgabe des Zuspiels- vom ersten zum anderen Anfang. Platonismus hiernach der Begriff von derjenigen Frage nach dem Sein, die nach der Seiendheit des Seienden fragt und das so gefaBte Sein in den Bezug stellt zum Vor-stellen (Denken). Sein und Denken der Titel fiir die Geschichte des Denkens innerhalb des ersten und anderen Anfangs. 18. Wesentlich erganzt wird diese Geschichte durch die Herausstellung der Geschichte der
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214 III. Das Zuspiel<br />
ihrer Geschichte; aber auch in dieser gelehrten Betrachtung<br />
sind noch immer, wenngleich oft kaum kenntlich, Hegelsche<br />
Gesichtspunkte leitend, ohne daB sie ihre metaphysische<br />
Tragkraft zu entfalten vermochten. Aus diesen triiben<br />
Quellen schopft dann die heutige »<strong>Philosophie</strong>« ihre<br />
»Ideen«-»begriffe« (vgl. Die Griindung, 193. Das Da-sein<br />
und der Mensch, besonders S. 314 f.).<br />
10. Wei! Hegel mit dieser Begriindung der »Idee« als Wirklichkeit<br />
des Wirklichen die ganze bisherige, auch vorplatonische<br />
Geschichte der <strong>Philosophie</strong> in eine Zusammengehorigkeit<br />
versammelte und dieses Wissen sich als absolutes<br />
Sichselbstwissen in seinen Stufen und Stufenfolgen begriff,<br />
kam er in den Besitz einer aus dem Wesen der Seiendheit<br />
(Idee) entspringenden Notwendigkeit, dergemaB die Stufen<br />
der Geschichte der Ideen sich aufstufen muBten.<br />
Mit anderen Worten, seine aus seinem Fragen gesehene<br />
Geschichte der <strong>Philosophie</strong> war die erste philosophische<br />
Geschichte der <strong>Philosophie</strong>, die erste angemessene Geschichtsbefragung,<br />
aber auch die letzte und letztmogliche<br />
zugleich dieser Art.<br />
Was hier im Ganzen nachkommt, ist wichtige Gelehrtenarbeit,<br />
aber im Grunde, d. h. philosophisch, ein ratloses und<br />
zerfahrenes Gestammel, das seine Einheit nur bezieht aus<br />
der Aufeinanderfolge der Philosophen und ihrer Schriften<br />
oder »Probleme«.<br />
Was zum Begriff des» Idealismus« gehort*<br />
1. Ll)ea als Anwesung des Was und ihre Bestiindigkeit (dies<br />
aber gerat unbegriffen in Vergessenheit und wird miBdeutet<br />
zum ens entium als aeternum!);<br />
2. das VOELV (A6yo~), aber noch nicht festgemacht im »Ich«,<br />
sondern 'ljJuxi], ~CJ)i];<br />
* vgl. Ubungen Sommersemester 1937 »Nietzsches metaphysische Grundstellung.<br />
Sein und Schein«, Erscheinung - Schein<br />
110. Die LMa, der Platonismus und der Idealismus 215<br />
3. gleichwohl damit vorgezeichnet: das perceptum, das Vor<br />
-gestellte, Vor-sich-bringbare, Anwesende, eines percipere,<br />
das ist ego percipio als cogito me cogitare; das Sich-mitvorstellen<br />
als das, dem vor-gestellt wird, in dessen Sicht und<br />
Angesicht das Aussehen er-scheint;<br />
4. Vorgestelltheit als Gegen-standlichkeit und »Selbst«-(Ich)<br />
gewiBheit als Grund der Gegenstandlichkeit, d. h. der Sei<br />
endheit (Sein undDenken).<br />
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15. 1m Sinne des streng geschichtlichen Begriffes des »Idealismus«<br />
war Plato niemals »Idealist«, sondern »Realist«, d. h.<br />
aber nicht, daB er die AuBenwelt an sich nicht leugnet,<br />
sondern die LllEa als das Wesen des ov, als realitas der res<br />
lehrte. Aber der »Idealismus« freilich ist, gerade als neuzeitlicher,<br />
Platonismus, insofern auch fur ihn die Seiendheit<br />
aus dem »Vorstellen« (VOELV), d. h. in Verkoppelung mit<br />
Aristotelischen AnstoBen aus dem A6yo~ als IlLavOELo{}m begriffen<br />
werden muB, d. h. aus dem Denken, das nach Kant<br />
ist das Vor-stellen von etwas im Allgemeinen (Kategorien<br />
und Urteilstafel; Kategorien und das Sichselbstwissen der<br />
Vernunft bei Hegel). Dberhaupt: maBgebend fur die ganze<br />
Geschichte der abendlandischen <strong>Philosophie</strong>, Nietzsche in- ./<br />
begriffen: Sein und Denken. Obzwar Nietzsche das Seiende<br />
als Werden erfahrt, bleibt er mit dieser Auslegung als Gegner<br />
innerhalb des uberlieferten Rahmens, das Seiende wird<br />
nur anders ausgelegt, aber die Seinsfrage als solche nie<br />
gestellt.<br />
16. Bedenken wir, daB die Herrschaft des Platonismus in den<br />
verschiedenen Richtungen und Gestalten nun auch die Auffassung<br />
der vorplatonischen <strong>Philosophie</strong> leitet (und zwar<br />
gerade bei Nietzsche), dann wird deutlich, welche Bedeutung<br />
der entscheidenden Auslegung des ovals Ll)ea zukommt<br />
und damit der Frage: was hier eigentlich vor sich<br />
ging.