Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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Der offentliche Titel: Beitriige zur Philosophie und die wesentliche Uberschrift: Vom Ereignis Der Offentliche Titel muB jetzt notwendig blaB und gewohnlich und nichtssagend lauten und den Anschein erwecken, daB es sich urn »wissenschaftliche« »Beitriige« zum »Fortschritt« der Philosophie handle. Die Philosophie kann offentlich nicht anders angemeldet werden, da aile wesentlichen Titel durch die Vernutzung ailer Grundworte und die Zerstorung des echten Bezugs zum Wort unmoglich geworden sind. Aber der offentliche Titel entspricht auch insofern der »Sache«, als im Zeitalter des Dbergangs von der Metaphysik in das seynsgeschichtliche Denken nur ein Versuch gewagt werden kann, aus der urspriinglicheren Grundstellung in der Frage nach der Wahrheit des Seyns zu denken. Aber selbst der gegliiekte Versuch muB gemiiB dem Grundereignis dessen, was zu er-denken ist, jedem falschen Anspruch auf ein»Werk« bisherigen Stils fernbleiben. Das kiinftige Denken ist Gedanken -gang, durch den der bisher iiberhaupt verborgene Bereich der Wesung des Seyns durchgangen und so erst gelichtet und in seinem eigensten Ereignischarakter erreicht wird. Nicht mehr handelt es sich darum, »iiber« etwas zu handeln und ein Gegenstiindliches darzusteilen, sondern dem Er-eignis iibereignet zu werden, was einem Wesenswandel des Menschen aus dem »verniinftigen Tier« (animal rationale) in das Da-sein gleichkommt. Die gemiiBe Dberschrift lautet daher Vom Ereignis. Dnd das sagt nicht, daB davon und damber berichtet werde, sondern will heiBen: Vom Ereignis er-eignet ein denkerisch-sagendes Zugehoren ZUlli Seyn und in das Wort »des« Seyns.
4< 1. Vorblick 1. Die»Beitriige« fragen in einer Bahn ... Die »Beitrage« fragen in einer Bahn, die durch den Vbergang zum anderen Anfang, in den jetzt das abendlandische Denken einriickt, erst gebahnt wird. Diese Bahn bringt den Dbergang ins Offene der Geschichte und begriindet ihn als einen vielleicht sehr langen Aufenthalt, in dessen Vollzug der andere Anfang des Denkens immer nur das Geahnte aber doch schon Entschiedene bleibt. Somit vermogen die »Beitrage«, obzwar sie schon und nur 'lorn Wesen des Seyns, d. i. yom »Er-eignis«, sagen, noch nicht die freie Fuge der Wahrheit des Seyns aus diesem selbst zu fiigen. Wenn einstmals dieses gelingt, dann wird jenes Wesen des Seyns in seiner Erzitterung das Gefiige des denkerischen Werkes selbst bestimmen. Diese Erzitterung erstarkt dann zur Macht der gelosten Milde einer Innigkeit jener Gotterung des Gottes der Gotter, aus der die Zuweisung des Da-seins an das Seyn, als der Wahrheitsgriindung fUr dieses, sich ereignet. Dennoch muB auch hier schon wie in einer Voriibung jenes denkerische Sagen der Philosophie im anderen Anfang ver 5ucht werden. Von ihm gilt: Hier wird nicht beschrieben und nicht erklart, nicht verkiindet und nicht gelehrt; hier ist das Sagen nicht im Gegeniiber zu dem zu Sagenden, sondern ist dieses selbst als die Wesung des Seyns. Dieses Sagen sammelt das Seyn auf einen ersten Anklang seines Wesens und erklingt doch nur selbst aus diesem Wesen. Gesagt wird in der Voriibung ein Fragen, das nicht ein bezwecktes Tun eines Einzelnen und keine beschrankte Berechnung einer Gemeinschaft ist, sondern vor all dem das vVeiterwinken eines Winkes, der aus dem Fragwiirdigsten kommt und diesem zugewiesen bleibt. Die LoslOsung von jedem »personlichen« Gemachte gelingt nur aus der Innigkeit des friihesten Zugehorens. Keine Grundung wird gewahrt, die nicht verbiirgt ware in solcher Loslosung. 1. Die» Beitriige« fragen in einer Bahn ... Die Zeit der »Systeme« ist vorbei. Die Zeit der Erbauung der Wesensgestalt des Seienden aus der Wahrheit des Seyns ist noch nicht gekommen. lnzwischen muB die Philosophie im Dbergang zum anderen Anfang ein Wesentliches geleistet haben: den Entwurf, d. h. die griindende Eroffnung des Zeit Spiel-Raumes der Wahrheit des Seyns. Wie ist dieses Einzige zu vollbringen? Hier bleiben wir ohne VorUiuferschaft und ohne Anhalt. BloBe Abwandlungen des Bisherigen, und erfolgten sie auch mit Hilfe der groBtmoglichen Durcheinandermischung historisch bekannter Denkweisen, bringen nicht von der Stelle. Und vollends steht jede Art von Weltanschauungsscholastik auBerhalb der Philosophie, weil sie nur bestehen kann aufgrund derVerleugnung derFragwiirdigkeit des Seyns. In der Wiirdigung dieses Fragwiirdigen hat die Philosophie ihre eigene unableitbare und unverrechenbare Wiirde. Aus der Wahrung dieser Wiirde und als Wahrungen dieser Wiirde fallen aIle Entscheidungen iiber ill.: Handeln. 1m Reich des Fragwiirdigsten aber kann das Handeln nur ein einziges Fragen sein. Wenn zu irgend einer ihrer verborgenen Zeiten, dann muB im Dbergang zum anderen Anfang die Philosophie sich aus der Helle ihres Wissens zu ihrem Wesen entschieden haben. Der andere Anfang des Denkens ist so genannt, nicht weil er nur andersformig ist als beliebige andere bisherige Philosophien, sondern weil er der einzig andere aus dem Bezug zu dem einzig einen und ersten Anfang sein IlluB. Aus dieser Zugewiesenheit des einen und des anderen Anfangs zueinander ist auch schon die Art der denkerischen Besinnung im Dbergang bestimmt. Das uberganglicheDenken leistet den griindenden Entwurf der Wahrheit des Seyns als geschichtliche Besinnung. Die Geschichte ist dabei nicht der Gegenstand und Bezirk einer Betrachtung, sondern jenes, was das denkerische Fragen erst erweckt und erwirkt als die SHiUe seiner Entscheidungen. Das Denken im Dbergang stellt das erste Gewesene des Seyns der Wahrheit und das auBerste Zukiinftige der 5
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1. Die»Beitriige« fragen in einer Bahn ...<br />
Die »Beitrage« fragen in einer Bahn, die durch den Vbergang<br />
zum anderen Anfang, in den jetzt das abendlandische Denken<br />
einriickt, erst gebahnt wird. Diese Bahn bringt den Dbergang<br />
ins Offene der Geschichte und begriindet ihn als einen vielleicht<br />
sehr langen Aufenthalt, in dessen Vollzug der andere Anfang<br />
des Denkens immer nur das Geahnte aber doch schon Entschiedene<br />
bleibt.<br />
Somit vermogen die »Beitrage«, obzwar sie schon und nur<br />
'lorn Wesen des Seyns, d. i. yom »Er-eignis«, sagen, noch nicht<br />
die freie Fuge der Wahrheit des Seyns aus diesem selbst zu<br />
fiigen. Wenn einstmals dieses gelingt, dann wird jenes Wesen<br />
des Seyns in seiner Erzitterung das Gefiige des denkerischen<br />
Werkes selbst bestimmen. Diese Erzitterung erstarkt dann <strong>zur</strong><br />
Macht der gelosten Milde einer Innigkeit jener Gotterung des<br />
Gottes der Gotter, aus der die Zuweisung des Da-seins an das<br />
Seyn, als der Wahrheitsgriindung fUr dieses, sich ereignet.<br />
Dennoch muB auch hier schon wie in einer Voriibung jenes<br />
denkerische Sagen der <strong>Philosophie</strong> im anderen Anfang ver<br />
5ucht werden. Von ihm gilt: Hier wird nicht beschrieben und<br />
nicht erklart, nicht verkiindet und nicht gelehrt; hier ist das<br />
Sagen nicht im Gegeniiber zu dem zu Sagenden, sondern ist<br />
dieses selbst als die Wesung des Seyns.<br />
Dieses Sagen sammelt das Seyn auf einen ersten Anklang<br />
seines Wesens und erklingt doch nur selbst aus diesem Wesen.<br />
Gesagt wird in der Voriibung ein Fragen, das nicht ein bezwecktes<br />
Tun eines Einzelnen und keine beschrankte Berechnung<br />
einer Gemeinschaft ist, sondern vor all dem das vVeiterwinken<br />
eines Winkes, der aus dem Fragwiirdigsten kommt und<br />
diesem zugewiesen bleibt.<br />
Die LoslOsung von jedem »personlichen« Gemachte gelingt<br />
nur aus der Innigkeit des friihesten Zugehorens. Keine Grundung<br />
wird gewahrt, die nicht verbiirgt ware in solcher Loslosung.<br />
1. Die» Beitriige« fragen in einer Bahn ...<br />
Die Zeit der »Systeme« ist vorbei. Die Zeit der Erbauung der<br />
Wesensgestalt des Seienden aus der Wahrheit des Seyns ist<br />
noch nicht gekommen. lnzwischen muB die <strong>Philosophie</strong> im<br />
Dbergang zum anderen Anfang ein Wesentliches geleistet haben:<br />
den Entwurf, d. h. die griindende Eroffnung des Zeit<br />
Spiel-Raumes der Wahrheit des Seyns. Wie ist dieses Einzige<br />
zu vollbringen? Hier bleiben wir ohne VorUiuferschaft und<br />
ohne Anhalt. BloBe Abwandlungen des Bisherigen, und erfolgten<br />
sie auch mit Hilfe der groBtmoglichen Durcheinandermischung<br />
historisch bekannter Denkweisen, bringen nicht von<br />
der Stelle. Und vollends steht jede Art von Weltanschauungsscholastik<br />
auBerhalb der <strong>Philosophie</strong>, weil sie nur bestehen<br />
kann aufgrund derVerleugnung derFragwiirdigkeit des Seyns.<br />
In der Wiirdigung dieses Fragwiirdigen hat die <strong>Philosophie</strong><br />
ihre eigene unableitbare und unverrechenbare Wiirde. Aus der<br />
Wahrung dieser Wiirde und als Wahrungen dieser Wiirde fallen<br />
aIle Entscheidungen iiber ill.: Handeln. 1m Reich des Fragwiirdigsten<br />
aber kann das Handeln nur ein einziges Fragen<br />
sein. Wenn zu irgend einer ihrer verborgenen Zeiten, dann<br />
muB im Dbergang zum anderen Anfang die <strong>Philosophie</strong> sich<br />
aus der Helle ihres Wissens zu ihrem Wesen entschieden<br />
haben.<br />
Der andere Anfang des Denkens ist so genannt, nicht weil<br />
er nur andersformig ist als beliebige andere bisherige <strong>Philosophie</strong>n,<br />
sondern weil er der einzig andere aus dem Bezug zu<br />
dem einzig einen und ersten Anfang sein IlluB. Aus dieser Zugewiesenheit<br />
des einen und des anderen Anfangs zueinander<br />
ist auch schon die Art der denkerischen Besinnung im Dbergang<br />
bestimmt. Das uberganglicheDenken leistet den griindenden<br />
Entwurf der Wahrheit des Seyns als geschichtliche Besinnung.<br />
Die Geschichte ist dabei nicht der Gegenstand und Bezirk<br />
einer Betrachtung, sondern jenes, was das denkerische<br />
Fragen erst erweckt und erwirkt als die SHiUe seiner Entscheidungen.<br />
Das Denken im Dbergang stellt das erste Gewesene<br />
des Seyns der Wahrheit und das auBerste Zukiinftige der<br />
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