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Auf solchen Reisen begegnet er oft Geistern und<br />
Schutzgottheiten, aber auch Teufeln und Dämonen, vereint er<br />
sich mit Tiergestalten und führt magischmystische Rituale<br />
durch, eben alles, was für die Ausübung seiner Funktion<br />
erforderlich ist. Die Geist - oder Visionsreise, denn um eine<br />
solche handelt es sich dabei, dient also sowohl der<br />
praktischen, angewandten Heilkunde als auch der Inspiration,<br />
der Sinnfindung für das persönliche Leben sowie der<br />
Erschließung dessen, was wir heutzutage als »paranormale« oder<br />
Psi - Fähigkeiten bezeichnen.<br />
Die schon erwähnten Mysterien der europäischen Antike ließen<br />
die Element - Reise auf sehr plastische, körperliche Weise<br />
stattfinden: Der Einzuweihende mußte beispielsweise durch reale<br />
Höhlen wandern, ein Wasser durchwaten, ein Feuer überspringen<br />
oder ähnliches, um schließlich wieder, geläutert und durch die<br />
Elemente gereinigt, an die Erdoberfläche emporzusteigen.<br />
Die Technik des Ordens der Goldenen Dämmerung dagegen<br />
entspricht eher den älteren Vorgehensweisen des Schamanismus,<br />
die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mindestens<br />
60.000 Jahre alt sind, möglicherweise sogar noc h sehr viel<br />
älter, indem nämlich auf rein geistige, also nichtphysische<br />
Weise gereist wird. Zwar begab sich der Adept, wie der Schamane<br />
oft auch, an einen besonderen »heiligen« Ort, nämlich den<br />
Tempel, doch bestand dieser »Tempel« häufig nur aus einer<br />
Zimmerecke, die seinen magisch - mystischen Übungen und<br />
Arbeiten vorbehalten war. Die eigentliche Reise hingegen fand<br />
ausschließlich im Geiste statt, und alle äußerlichen<br />
Gegenstände beziehungsweise Reize (zum Beispiel Weihrauch,<br />
Kerzenbeleuchtung und dergleichen) waren reine Hilfsmittel, auf<br />
die mit zunehmender Praxis verzichtet werden konnte.<br />
Wir erkennen an diesen historischen Tatsachen, daß sowohl die<br />
geistige Reise als auch das Strukturprinzip der Elemente<br />
uraltes menschliches Wissensgut ist. Der Schluß li egt nahe, daß<br />
beide im Aufbau unseres Gehirns und unseres Geistes begründet<br />
liegen.<br />
Wir wollen uns nun kurz mit modernen Bewußtseinsmodellen<br />
befassen, die zum Teil unbewußt auf diesen alten schamanischen<br />
Praktiken aufbauen oder sie — im modernen Gewand —<br />
wiederentdeckt haben.<br />
Tattwas und moderne Bewußtseinsmodelle<br />
Spätestens seit der Beschäftigung mit der Hypnose im 19.<br />
Jahrhundert und der Entstehung der Psychologie als akademische<br />
Wissenschaft ist das allgemeine Interesse an der Struktur des<br />
menschlichen Geistes salonfähig geworden. Die Psychoanalyse<br />
Sigmund Freuds (der übrigens von der Hysterie - und<br />
Hypnoseforschung herkam) bewirkte eine Revolution des modernen<br />
Menschenbilds. Seine Auseinandersetzung mit dem Traumleben, die<br />
in Träumen, etwas verkürzt formuliert, symbolhafte, sinnvolle<br />
Mitteilungen des Unterbewußtseins sah, gab den Anstoß zu einer<br />
umfangreichen Untersuchung der »irrationalen« Seite des<br />
menschlichen Geistes. Dies war mehr als eine bloße Mode, denn