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1. Kapitel<br />
Geschichte und Konzept der Tattwa - Arbeit und ihre<br />
psychologischen Grundlagen<br />
Die Lehre von den Tattwas und ihr Ursprung<br />
Bevor wir uns mit dem geschichtlichen Ursprung der Tattwas und<br />
ihrer Anwendung in Therapie und Prophylaxe befassen, sollten<br />
wir uns vergegenwärtigen, daß eine solche historische<br />
Betrachtungsweise zwar manches veranschaulichen kann, daß sie<br />
aber auch ihre Grenzen hat. So können wir beispielsweise<br />
feststellen, daß sich eine gezielte Arbeit mit de n Tattwas<br />
selbst im Abendland erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts<br />
nachweisen läßt, doch die Struktur, mit der wir es dabei zu tun<br />
haben, ist weitaus älter.<br />
Im Jahre 1875 wurde in Amerika die Theosophische Gesellschaft<br />
(TG) durch die russische Okkultist in Helena Petrovna Blavatsky<br />
(1831 - 1891) gegründet. Dieses Ereignis sollte die<br />
geistesgeschichtliche Entwicklung des gesamten westlichen<br />
Okkultismus entscheidend prägen, denn schon bald hatte der Bund<br />
sich über die ganze Welt ausgebreitet und gewann imme r mehr an<br />
Einfluß. Dazu trugen vor allem die Persönlichkeit und die Werke<br />
der Blavatsky bei, auf die wir hier allerdings nicht weiter<br />
eingehen wollen. Wichtig ist in unserem Zusammenhang, daß die<br />
Theosophische Gesellschaft es sich zum Anliegen gemacht hatt e,<br />
vor allem östliches Gedankengut mit dem des Westens zu<br />
verschmelzen, wobei der Schwerpunkt auf dem indisch -<br />
tibetischen Kulturkreis lag. Dies äußerte sich unter anderem<br />
darin, daß die Zentrale der Gesellschaft schon bald ins<br />
indische Adyar verlegt wurde, von wo aus ihr Einfluß immer<br />
größer wurde.<br />
Das Konzept der Tattwas ist nicht neu, die indischen<br />
Philosophien, die zahlreichen verschiedenen Yoga - und Tantra -<br />
Systeme kennen den Begriff »Tattwa « oder zumindest die<br />
Prinzipien, für die er hier stehen so ll. Im Sanskrit hat das<br />
Wort tattwa unterschiedliche Bedeutungen; seit der Übermittlung<br />
durch die Theosophie jedoch wird es im Westen so gut wie<br />
ausschließlich im Sinne von »Element« beziehungsweise<br />
»elementarer Schwingungszustand« verwendet. Diese Element e sind<br />
im (theosophischen) Sanskrit das Prithivi - , das Apas - , das<br />
Tejas - , das Vayu - und das Akasha - ~Tattwa.<br />
Das Verdienst der TG besteht nicht so sehr darin, die<br />
Grundstruktur der fünf Elemente in die abendländische<br />
Geisteslehre eingeführt zu haben, denn diese war schon seit<br />
langem bekannt. Bereits die Antike verwendete diese<br />
Grundprinzipien, formulierte doch der griechische Philosoph<br />
Empedokles (490 - 430 v.Chr.) die Lehre von den vier Urkräften<br />
Erde, Wasser, Feuer und Luft (oder Äther). Sie spiel ten seit<br />
jeher eine große Rolle in der Astrologie und natürlich auch in<br />
der Alchemie, wenngleich sie im Laufe der Zeit manche<br />
Veränderung durchlaufen mußten. So wurde nicht nur ihre<br />
Bedeutung gelegentlich verändert; aus den ursprünglich vier<br />
Elementen wurde später durch Hinzufügung des Äthers (oder,<br />
genauer, durch seine Auskopplung aus dem Element Luft) eine