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selten sogar gegen alle Regeln der Vernunft, so wird uns bald<br />
klar, wie klein das Reich des Verstands und des Bewußtseins<br />
doch in Wirklichkeit ist. Das erstreckt sich sogar in Bereiche,<br />
wo der Laie es am wenigsten vermuten würde. So läßt sich<br />
beispielsweise im Wirtschaftsleben, wo man herkömmlicher<br />
Erwartung nach doch eigentlich vor allem mit »kühlen Rechnern«<br />
zu tun haben sollte, beobachten, daß Personal - und sogar<br />
Geschäftsentscheidungen immer wieder nach rein emotionalen<br />
Gesichtspunkten gefällt werden. Die angeblich so kühlen Rechner<br />
reagieren mitunter höchst gefühlsbetont, wenn ihnen ein<br />
potentieller Geschäftspartner nicht zusagt, auch wenn an seiner<br />
Bonität oder seiner wirtschaftlichen Zuverlässigkeit und<br />
Leistungsfähigkeit nicht das geringste auszusetzen ist. Die<br />
falsche Krawatte, die Mitgliedschaft im falschen Club, eine als<br />
unangenehm empfundene Stimme - und schon kippen<br />
Millionenverträge! Das ist keine erfundene Horrorvision, diese<br />
Informationen stammen von einer Reihe meiner Klienten aus<br />
Topmanagement und Hochfinanz, die nicht selten unter diesem<br />
Konflikt vorgespielter Sachlichkeit und realer Emotionalität zu<br />
leiden haben. Gewiß, es wäre übertrieben zu behaupten, daß dem<br />
immer so ist, aber solche Fälle sin d keine Seltenheit. Wir<br />
erkennen daran einmal mehr, daß es sich nicht auszahlt, das<br />
Unbewußte zu unterschätzen oder so zu tun, als fände es<br />
allenfalls nachts auf der Traumebene statt. Auch unser<br />
Liebesleben wird schließlich weitgehend davon gesteuert, ja e s<br />
existiert wohl kaum ein Lebensbereich, in dem es sich nicht auf<br />
mehr oder weniger unterschwellige Weise Geltung verschafft<br />
hätte, und es gibt ganze Industrien (etwa die Werbewirtschaft<br />
oder die Kosmetikbranche), die von einer Ausbeutung dieser<br />
»irrationalen« Elemente leben.<br />
Wir haben mit unserem Beispiel vom Feueralarm im Kinosaal die<br />
negative, destruktive Seite des Unbewußten und des Instinktiven<br />
im Menschen aufgezeigt. Sie tritt vor allem dann zutage, wenn<br />
wir nicht gelernt haben, mit diesen Kräften ric htig umzugehen.<br />
Es ist freilich ein Trugschluß des Materialismus, daß ein<br />
»richtiger Umgang« lediglich darin bestehen könne, zu immer<br />
größerer rationaler Bewußtheit zu gelangen. Freud formulierte<br />
dies in seinem Votum »Wo Es war, soll Ich werden.« Dahinter<br />
steckt der implizite Glaube, der Verstand sei etwas »Besseres«<br />
als das Unbewußte. Daß er ihm im Falle der Panik unterlegen<br />
ist, haben wir allerdings bereits gezeigt. Ein Gegenbeispiel<br />
veranschaulicht freilich, daß dies auch im Bereich des<br />
konstruktiven Umgangs mit den Kräften des Unbewußten ebenso der<br />
Fall ist. Die Medien berichten immer wieder von Fällen<br />
»übermenschlicher« Kräfte, die in Situationen großer Gefahr<br />
völlig unbewußt freigesetzt werden. Da sieht eine Mutter, wie<br />
ihr Kind von einem großen Bus üb errollt wird, stürzt, ohne<br />
nachzudenken, darauf zu, hebt den Bus ohne jede fremde Hilfe<br />
empor, zieht ihr gestürztes Kind hervor - und erkennt erst<br />
danach, was für eine »unmögliche« Tat sie da eigentlich<br />
vollbracht hat! Fast jeder Kriegsteilnehmer weiß von ähnlich<br />
unglaublichen Leistungen zu berichten, die der Mensch in