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Ralph Tegtmeier

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selten sogar gegen alle Regeln der Vernunft, so wird uns bald<br />

klar, wie klein das Reich des Verstands und des Bewußtseins<br />

doch in Wirklichkeit ist. Das erstreckt sich sogar in Bereiche,<br />

wo der Laie es am wenigsten vermuten würde. So läßt sich<br />

beispielsweise im Wirtschaftsleben, wo man herkömmlicher<br />

Erwartung nach doch eigentlich vor allem mit »kühlen Rechnern«<br />

zu tun haben sollte, beobachten, daß Personal - und sogar<br />

Geschäftsentscheidungen immer wieder nach rein emotionalen<br />

Gesichtspunkten gefällt werden. Die angeblich so kühlen Rechner<br />

reagieren mitunter höchst gefühlsbetont, wenn ihnen ein<br />

potentieller Geschäftspartner nicht zusagt, auch wenn an seiner<br />

Bonität oder seiner wirtschaftlichen Zuverlässigkeit und<br />

Leistungsfähigkeit nicht das geringste auszusetzen ist. Die<br />

falsche Krawatte, die Mitgliedschaft im falschen Club, eine als<br />

unangenehm empfundene Stimme - und schon kippen<br />

Millionenverträge! Das ist keine erfundene Horrorvision, diese<br />

Informationen stammen von einer Reihe meiner Klienten aus<br />

Topmanagement und Hochfinanz, die nicht selten unter diesem<br />

Konflikt vorgespielter Sachlichkeit und realer Emotionalität zu<br />

leiden haben. Gewiß, es wäre übertrieben zu behaupten, daß dem<br />

immer so ist, aber solche Fälle sin d keine Seltenheit. Wir<br />

erkennen daran einmal mehr, daß es sich nicht auszahlt, das<br />

Unbewußte zu unterschätzen oder so zu tun, als fände es<br />

allenfalls nachts auf der Traumebene statt. Auch unser<br />

Liebesleben wird schließlich weitgehend davon gesteuert, ja e s<br />

existiert wohl kaum ein Lebensbereich, in dem es sich nicht auf<br />

mehr oder weniger unterschwellige Weise Geltung verschafft<br />

hätte, und es gibt ganze Industrien (etwa die Werbewirtschaft<br />

oder die Kosmetikbranche), die von einer Ausbeutung dieser<br />

»irrationalen« Elemente leben.<br />

Wir haben mit unserem Beispiel vom Feueralarm im Kinosaal die<br />

negative, destruktive Seite des Unbewußten und des Instinktiven<br />

im Menschen aufgezeigt. Sie tritt vor allem dann zutage, wenn<br />

wir nicht gelernt haben, mit diesen Kräften ric htig umzugehen.<br />

Es ist freilich ein Trugschluß des Materialismus, daß ein<br />

»richtiger Umgang« lediglich darin bestehen könne, zu immer<br />

größerer rationaler Bewußtheit zu gelangen. Freud formulierte<br />

dies in seinem Votum »Wo Es war, soll Ich werden.« Dahinter<br />

steckt der implizite Glaube, der Verstand sei etwas »Besseres«<br />

als das Unbewußte. Daß er ihm im Falle der Panik unterlegen<br />

ist, haben wir allerdings bereits gezeigt. Ein Gegenbeispiel<br />

veranschaulicht freilich, daß dies auch im Bereich des<br />

konstruktiven Umgangs mit den Kräften des Unbewußten ebenso der<br />

Fall ist. Die Medien berichten immer wieder von Fällen<br />

»übermenschlicher« Kräfte, die in Situationen großer Gefahr<br />

völlig unbewußt freigesetzt werden. Da sieht eine Mutter, wie<br />

ihr Kind von einem großen Bus üb errollt wird, stürzt, ohne<br />

nachzudenken, darauf zu, hebt den Bus ohne jede fremde Hilfe<br />

empor, zieht ihr gestürztes Kind hervor - und erkennt erst<br />

danach, was für eine »unmögliche« Tat sie da eigentlich<br />

vollbracht hat! Fast jeder Kriegsteilnehmer weiß von ähnlich<br />

unglaublichen Leistungen zu berichten, die der Mensch in

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