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- Therapie aufweist, wie wir sie hier behandeln werden.<br />
Durch einen Umschwung der Ethnologie, fort von einem<br />
überheblichen Eurozentrismus, der in fremden Naturvölkern nur<br />
»primitive Wilde« zu sehen vermochte, hin zu einer<br />
wertfreieren, ja respektvollen Betrachtung ihrer Kulturen,<br />
richtete sich das Augenmerk west licher Bewußtseinsforscher vor<br />
allem nach dem Zweiten Weltkrieg immer mehr auch auf<br />
»exotische« Praktiken des Schamanismus. Die dadurch gewonnenen<br />
Erkenntnisse fanden schließlich auch Eingang etwa in die<br />
moderne Humanistische und die Transpersonale Psychol ogie. Die<br />
Beschäftigung mit den umstrittenen Praktiken der Senoi in<br />
Malaysia wurde durch Autoren wie Patricia Garfield und vor<br />
allem Strephon Kaplan Williams zusammen mit Ansätzen der Schule<br />
C. G. Jungs in einer neuen Form der Traum - Therapie<br />
verarbeitet, die weitgehend mit Trancereisen oder zumindest<br />
trancereiseähnlichen Techniken arbeitet.<br />
Überhaupt erwies sich die Tiefenpsychologie als äußerst<br />
fruchtbarer Anstoß für zahlreiche Forscher, die sich auf oft<br />
sehr unterschiedliche Weise mit der bewußten Tranc earbeit<br />
befaßten, sei es unter dem Aspekt der »Astralreise« oder der<br />
»außerkörperlichen Erfahrung« (Lischka, Monroe, Zurfluh,<br />
Wälti), der Bewußtseinserweiterung durch Drogen (Gelpke, Leary,<br />
Alpert, Lilly, Grof), der Psychotherapie (Perls, Masters,<br />
Houston), der Sterbeforschung und Reinkarnationstherapie<br />
(Kübler - Ross, Dethlefsen) und so weiter.<br />
Die Tattwa - Arbeit steht also keineswegs im luftleeren Raum<br />
und kann sogar auf eine relativ lange Tradition zurückblicken.<br />
Und doch erstaunt es auf den ersten Blic k, daß im Orden der<br />
Goldenen Dämmerung anscheinend nicht therapeutisch mit Tattwas<br />
gearbeitet wurde. Vielmehr diente die Tattwa - Reise dort<br />
vornehmlich, wie schon erwähnt, dem magischen und mystischen<br />
Wissenszuwachs, der Einweihung und seelischen Läuterun g und der<br />
magischen Praxis, nicht jedoch (zumindest besitzen wir keine<br />
Dokumente, die auf das Gegenteil hinweisen) der gezielten<br />
Behandlung von Erkrankungen. Dies steht im Zusammenhang mit<br />
einem ganz allgemeinen mangelnden »therapeutischen Bewußtsein«<br />
der damaligen Zeit. Wiewohl man den Geist im Abendland schon<br />
seit Jahrtausenden als »Herrscher des Körpers« ansah, war doch<br />
über die tieferen Beziehungen zwischen Psyche und Physis sehr<br />
wenig Genaues bekannt. Wohl hatte Messmer schon Ende des 18.<br />
Jahrhunderts mit seinem Magnetismus auch als Therapeut<br />
europaweit Furore gemacht, doch geriet diese Heilkunde schon<br />
bald ins medizinische Abseits, und auch die therapeutischen<br />
Möglichkeiten der Hypnose harrten noch ihrer Entdeckung. Erst<br />
Freud mit seinem differenzierten Bewußtseinsmodell und Georg<br />
Groddek, der Begründer der psychosomatischen Medizin, verhalfen<br />
der Auffassung zum endgültigen Durchbruch, daß ein Großteil der<br />
körperlichen Leiden und Erkrankungen auf seelische Ursachen<br />
zurückzuführen ist. Bis sich jedoch au ch der Umkehrschluß, daß<br />
man nämlich körperliche Symptome durch Behandlung ihrer<br />
seelischen Ursachen beheben kann, allgemein durchsetzte, mußten<br />
noch einige Jahrzehnte vergehen. Ja nicht einmal heute wird