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Wachsen - Orden der Barmherzigen Brüder Bayern

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misericordia<br />

Zeitschrift <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in <strong>Bayern</strong> · 65. Jahrgang · April 2013 · Internet: www.barmherzige.de<br />

<strong>Wachsen</strong>


Inhalt<br />

Thema: <strong>Wachsen</strong><br />

Weniger ist mehr 3<br />

Gärtnerei Reichenbach 4<br />

Außenarbeitsplätze Gremsdorf 5<br />

Kin<strong>der</strong>heim Kostenz: Erwachsen werden 6<br />

Berufliche Bildung 8<br />

Frühling in meinem Garten 10<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Neues aus dem Fortbildungsreferat 11<br />

Schwandorf: Erste Klosternacht 12<br />

Algasing: Johannes-von-Gott-Oratorium 13<br />

Algasing: Schülertag am 8. Mai 14<br />

Neuer Slogan <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe 15<br />

Provinzial übergibt Pastoralpapier 16<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit<br />

Ausbil<strong>der</strong>treffen in Kostenz 17<br />

25 Jahre Barmherzige Brü<strong>der</strong> in Manila 18<br />

Generalrat Rudolf besucht Europabüro 19<br />

Pater Stanislaus Fiala gestorben 19<br />

Krankenhaus und Gesundheit<br />

St. Hedwig: Neue Anweisung zur „Pille danach“ 20<br />

Heribert Prantl: Der Mensch als Kostenfaktor 22<br />

Serie Sport: Triathlon 23<br />

Regensburg: Neue Herzkatheteranlagen 24<br />

Kirche und Gesellschaft<br />

Papst Franziskus, ein <strong>Orden</strong>smann 25<br />

Raten und Gewinnen 26<br />

Serie Städte und Orte: Gremsdorf 28<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

in einer Predigt zur Eröffnung einer Landesgartenschau erzählte<br />

ein Bischof eine Begebenheit, die sich mir eingeprägt hat.<br />

Er berichtete von seiner kleinen Großnichte, die mit <strong>der</strong> Oma<br />

im Garten Blumensamen säte. Zunächst grub das dreijährige<br />

Mädchen ganz geduldig und behutsam kleine Löcher und legte<br />

Samenkorn für Samenkorn in die Erde. Irgendwann verlor<br />

es die Geduld und ließ die Oma alleine weiter machen. Es<br />

lief mit einer Hand voll Blumensamen los und verstreute die<br />

kleinen Körner an den verschiedensten Stellen rings um das<br />

Haus. Einige Monate später blühten auf dem ganzen Grundstück<br />

bunte Zinnien, sie schienen aus je<strong>der</strong> Ritze und an den<br />

unmöglichsten Orten zu wachsen.<br />

„<strong>Wachsen</strong>“ ist das Thema unserer <strong>Orden</strong>szeitschrift im Monat<br />

April. Bevor etwas wachsen kann, das Frucht bringt, muss<br />

Samen gesät werden. „Mit dem Reich Gottes ist es so, wie mit<br />

dem Sämann, <strong>der</strong> Samen auf den Acker wirft.“ Gerade jetzt<br />

erleben wir es wie<strong>der</strong>, dass die Natur gleichsam „explodiert“.<br />

Überall in Garten, Acker und Weinberg sind jetzt fleißige Hände<br />

am Werk, die sich um die Saat und die Pflanzen bemühen.<br />

Es genügt nicht, Samen auszustreuen o<strong>der</strong> Pflänzchen zu setzen.<br />

Je<strong>der</strong> Gärtner kann ein Lied davon singen, wie lange es<br />

dauert, bis die Saat o<strong>der</strong> die Pflänzchen Frucht tragen. Das<br />

kann einen Sommer dauern o<strong>der</strong> auch viele Jahre. Geduld und<br />

Gelassenheit sind hier gefragt. Nicht immer verhält sich die<br />

Pflanze so, wie <strong>der</strong> Gärtner es gerne möchte. Die Natur hat ihre<br />

eigenen Gesetze. So tragen Sonne, Regen, Wind und Eis dazu<br />

bei, dass wir irgendwann die reife Frucht genießen können.<br />

So ist es auch mit den Menschen, die wir gerne mit einer<br />

Pflanze vergleichen. Dressur und Beschneidung allein genügen<br />

nicht. Der Mensch braucht Sonne in Form von Liebe. Er<br />

braucht Regen und Wasser, damit er wachsen und gedeihen<br />

kann; und manchmal braucht er auch Frost und Stillstand, um<br />

wie<strong>der</strong> neue Kräfte zu sammeln.<br />

Ihr<br />

Unser Titelbild: Christian Schmatz<br />

versorgt in <strong>der</strong> Gärtnerei <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> Reichenbach Primeln<br />

mit Wasser; Menschen mit und ohne<br />

Behin<strong>der</strong>ung arbeiten hier partnerschaftlich<br />

und wertschätzend zusammen<br />

- siehe Beitrag auf Seite 4.<br />

Frater Eduard Bauer


Thema: <strong>Wachsen</strong><br />

3<br />

Weniger ist mehr<br />

Um menschlich zu wachsen, braucht es die Fähigkeit,<br />

sich korrigieren zu lassen<br />

Sehr vielfältig sind die Assoziationen,<br />

die das Wort WACHSEN hervorruft –<br />

unweigerlich kommen einem vermutlich<br />

als erstes Bil<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Natur in<br />

den Sinn – die Jahresringe eines alten<br />

Baumes, kleine grüne Pflänzchen, die<br />

nach dem Winter aus noch schneebedecktem<br />

Boden sprießen ...<br />

Ich musste gleich an eine Situation vor<br />

vielen Jahren denken, als ich nach dem<br />

Schulabschluss ehrenamtlich ein Jahr in<br />

einem Jugendzentrum in Italien mitgearbeitet<br />

habe. Ich war vorher schon in<br />

<strong>der</strong> Jugendarbeit engagiert, wollte aber<br />

die Zeit nach dem Abi nutzen, um eine<br />

„Crash-Kurs-Erfahrung“ zu machen und<br />

rund um die Uhr mit Jugendlichen aus<br />

verschiedenen Län<strong>der</strong>n zu leben, zu arbeiten<br />

und voneinan<strong>der</strong> zu lernen. Auf<br />

die Frage, warum ich das mache, gab<br />

ich damals spontan die Antwort: „Weil<br />

ich wachsen will – und zwar schnell!“<br />

Menschlich-geistiges <strong>Wachsen</strong> hat mit<br />

Zugewinn von Erfahrung, mit Entdeckung<br />

von Neuem und bisher Unbekanntem<br />

zu tun und ist nicht selten ein<br />

mühevoller Prozess. Es bedeutet auch,<br />

alte Verhaltensweisen abzulegen, neue<br />

Erkenntnisse in gewohnte Routine zu integrieren<br />

und das eigene Umfeld immer<br />

wie<strong>der</strong> mit Reaktionen zu überraschen,<br />

die eine Weiterentwicklung zeigen.<br />

Ein Nachbar von mir hat berufsmäßig<br />

immer wie<strong>der</strong> mit Persönlichkeiten aus<br />

Politik und Kultur zu tun und hat sich<br />

angewöhnt, sich im Vorfeld jeweils über<br />

die Interessens- und Wissensgebiete seiner<br />

Gesprächspartner zu informieren.<br />

Im Laufe <strong>der</strong> Zeit hat er selbst dadurch<br />

ein umfangreiches Wissen gesammelt<br />

und kann sich in seinem Verhalten und<br />

seinem Umgang oft mühelos auf ganz<br />

unterschiedliche kulturelle Hintergründe<br />

einstellen. Er lernt gern dazu, könnte<br />

Das <strong>Wachsen</strong> und Gedeihen von Menschen ist wie das von Pflanzen<br />

von den verschiedensten Faktoren abhängig.<br />

man sagen – er ist dadurch aber auch<br />

menschlich selbst gewachsen.<br />

Andrea<br />

Fleming<br />

Wirklich verblüfft hat mich vor ein paar<br />

Tagen eine Arbeitskollegin. Ich war bei<br />

einem früheren Gespräch etwas barsch<br />

und ungehalten gewesen und hatte ziemlich<br />

unverblümt Kritik geübt an einigen<br />

ihrer Entscheidungen und Verhaltensweisen.<br />

Für die etwas rüde Art wollte<br />

ich mich entschuldigen und rief sie an.<br />

Vehement wehrte sie meine Entschuldigung<br />

ab: „Wenn ich mich nicht korrigieren<br />

lasse, dann kann ich ja nicht mehr<br />

wachsen und das wäre fürchterlich!“<br />

In <strong>der</strong> Tat: Die Situationen, die ich<br />

selbst oft als „lehrreich“ empfinde, die<br />

mir neue Horizonte und Blickwinkel<br />

eröffnen und mich menschlich reifen,<br />

ja wachsen lassen, sind oft Momente, in<br />

denen ich eingestehen muss, Fehler gemacht<br />

zu haben, korrigiert werde, mich<br />

mühsam mit gegenteiligen Ansichten<br />

auseinan<strong>der</strong>setzen muss.<br />

Will man ein gutes Ernteergebnis bei <strong>der</strong><br />

Wein- o<strong>der</strong> Obstlese erzielen, muss man<br />

die Stöcke o<strong>der</strong> Bäume zum richtigen<br />

Zeitpunkt beschneiden, damit die Kraft<br />

<strong>der</strong> Nährstoffe nicht von Wildwuchs vergeudet<br />

wird. Die Übertragung auf unsere<br />

menschliche Entwicklung liegt nahe:<br />

Wenn wir ein Interesse daran haben, dass<br />

sich positive Charakter-Eigenschaften,<br />

erstrebenswerte menschliche Wesenszüge<br />

in uns entwickeln und wachsen,<br />

dann sollten wir nicht zurückzucken,<br />

wenn wir korrigiert werden. Solange<br />

wir bereit sind, dazuzulernen, wachsen<br />

wir und gewinnen dazu. Das lohnt sich<br />

nicht nur für uns selbst, son<strong>der</strong>n macht<br />

uns auch für unsere Umwelt erträglicher<br />

und liebenswerter!<br />

Andrea Fleming


4<br />

Thema: <strong>Wachsen</strong><br />

Elvira Mösbauer und Christian Schmatz<br />

(siehe auch Titel) arbeiten in <strong>der</strong> Reichenbacher<br />

Gärtnerei Hand in Hand; hier sind<br />

sie gerade bei <strong>der</strong> Aussaat von Rettich.<br />

Wertschätzung,<br />

Gleichberechtigung<br />

und Rituale<br />

Wie Menschen mit und ohne Behin<strong>der</strong>ung<br />

in einer Gärtnerei „zusammenwachsen“<br />

Dass Pflanzen, Blumen, Gemüse in<br />

einer Gärtnerei wachsen, dort gehegt<br />

und gepflegt werden, ist nun wirklich<br />

nichts Neues. So ist das natürlich auch<br />

in <strong>der</strong> Klostergärtnerei <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> Reichenbach. Allerdings<br />

ist dort in den vergangenen Jahren auch<br />

noch etwas An<strong>der</strong>es gewachsen: die Zusammenarbeit<br />

zwischen Menschen mit<br />

und ohne Behin<strong>der</strong>ung. Im Team sind<br />

19 Personen, davon zwei Auszubildende<br />

zum Fachwerker und zehn betreute<br />

Mitarbeiter.<br />

Von jungen Wilden<br />

und alten Hasen<br />

„Seit vielen Jahren begleiten wir hier<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung“, erzählt<br />

Elvira Mösbauer, die selbst seit acht<br />

Jahren in <strong>der</strong> Gärtnerei arbeitet. Eine<br />

lange Zeit, die es ihr erlaubt, die Dinge<br />

zu beurteilen, zumal sie zuvor schon in<br />

an<strong>der</strong>en Betrieben tätig war. Das Zusammenwachsen<br />

im Team kann man ihrer<br />

Meinung nach durchaus mit dem <strong>Wachsen</strong><br />

von Pflanzen vergleichen: auch sie<br />

muss man hegen und pflegen.<br />

„Es treffen natürlich ganz unterschiedliche<br />

Personen und Charaktere zusammen,<br />

‚junge Wilde und alte Hasen‘,<br />

könnte man sagen“, so Elvira Mösbauer.<br />

Zudem ist das Team immer wie<strong>der</strong><br />

einem Wechsel unterworfen: Praktikantinnen<br />

und Praktikanten kommen und<br />

gehen, nach drei Jahren ist die Ausbildung<br />

abgeschlossen. Aber das ist für das<br />

Gärtnereiteam kein Problem: „Wir führen<br />

Gespräche und klären die Probleme<br />

immer gleich, wenn sie auftauchen.“<br />

Was das Wasser für die Blumen ist, sind<br />

Strukturen, Wertschätzung und Rituale<br />

für die Zusammenarbeit. „10 Uhr in<br />

Deutschland – die Brotzeit“, lacht sie,<br />

die lässt sich wirklich keiner entgehen.<br />

Dann wird gemeinsam gegessen,<br />

geratscht und gelacht. Spätestens jetzt<br />

darf man sicher sein, das Team läuft gut.<br />

„Auch wenn in hektischen Zeiten, wie<br />

etwa mit Beginn <strong>der</strong> Beet- und Balkonsaison,<br />

schon mal deutliche Worte fallen<br />

– müssen“, da ist sie ganz ehrlich, aber<br />

auch das sei nur „saisonal stressbedingt“<br />

und normal, so wie in an<strong>der</strong>en Betrieben<br />

auch.<br />

Dass das Team so zusammengewachsen<br />

ist, liegt vielleicht auch daran, dass<br />

die Arbeiten so aufgeteilt werden, dass<br />

sie vor allem den betreuten Mitarbeitern<br />

entgegenkommen. Sie können sich<br />

ausprobieren und merken dann oft ganz<br />

schnell: Für mich kommt nur die Gärtnerei<br />

in Frage. „Wir berücksichtigen in<br />

jedem Fall die Vorlieben des einzelnen“,<br />

verdeutlicht Elvira Mösbauer. Man ist<br />

eben gleichberechtigt, egal ob mit o<strong>der</strong><br />

ohne Behin<strong>der</strong>ung.<br />

So war das auch bei Christian Schmatz,<br />

23, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Titelseite dieses Heftes zu<br />

sehen ist. Der Regensburger kommt täglich<br />

mit dem Fahrdienst in die Klostergärtnerei.<br />

Er macht eigentlich alles gern,<br />

egal ob in <strong>der</strong> Landschaftspflege o<strong>der</strong> im<br />

Gewächshaus. Dass es die Gärtnerei sein<br />

musste, war für ihn ganz schnell klar.<br />

Warum? „Hier kann ich mich bewegen<br />

und in <strong>der</strong> Natur arbeiten.“<br />

Viel Raum, Licht<br />

und Bewegung<br />

„Das ist wohl auch <strong>der</strong> Grund, warum<br />

man gerade die Gärtnerei für sensible<br />

Menschen öffnete: Die Arbeit bei uns<br />

bietet viel Raum, Licht und Bewegung“,<br />

bestätigt Elvira Mösbauer. Die schrittweise<br />

Integration und Motivation spielt<br />

dabei natürlich auch eine wichtige Rolle.<br />

Da gibt es die ersten Sicherheitsschuhe<br />

– jetzt kann ich auch alle Arbeiten machen.<br />

Da gibt es den Gerätepass – jetzt<br />

darf ich den Hubwagen fahren. Was aber<br />

am allerwichtigsten ist: Wenn das Foto<br />

an <strong>der</strong> Personal-Fotowand klebt - dann<br />

gehör’ ich zum Team.<br />

Elvira Mösbauer hat viele wichtige Aspekte<br />

für das Gedeihen und <strong>Wachsen</strong><br />

einer guten Zusammenarbeit genannt,<br />

die Christian Schmatz um einen weiteren<br />

ergänzt: „Hier versteht man sich<br />

und kann Spaß miteinan<strong>der</strong> haben.“<br />

Das spricht ganz eindeutig für Freude<br />

an <strong>der</strong> Arbeit. Und wie schon Aristoteles<br />

wusste: Freude an <strong>der</strong> Arbeit lässt das<br />

Werk trefflich geraten.<br />

Michaela Matejka


Thema: <strong>Wachsen</strong><br />

5<br />

Inklusion beim Wort genommen<br />

Beschäftigte <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> Gremsdorf<br />

pflegen in Schlüsselfeld und Adelsdorf öffentliche Plätze und Grünanlagen<br />

Der Leiter <strong>der</strong> Benedikt-Menni-Werkstatt<br />

in Gremsdorf sieht seinen primären<br />

Auftrag darin, Arbeiten für Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung zu organisieren, die<br />

auf <strong>der</strong>en Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

zugeschnitten sind. Detlev Troll sagt:<br />

„Es ist uns wichtig, dass wir für jeden<br />

einen passenden Arbeitsplatz finden, an<br />

dem die persönlichen Stärken berücksichtigt<br />

werden und somit das Selbstwertgefühl<br />

gestärkt wird.“ Dies gelte<br />

sowohl für die internen Werkstattplätze<br />

als auch für die Arbeitsstellen außerhalb<br />

von Gremsdorf. Auch <strong>der</strong> Gesetzgeber<br />

for<strong>der</strong>e Arbeitsplätze für Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung außerhalb <strong>der</strong> Wohneinrichtungen,<br />

so Troll; er freut sich darüber,<br />

dass er Partner finden konnte, die<br />

dem dringenden Wunsch nach Inklusion<br />

auch entsprechen.<br />

Öffentliche Arbeitgeber<br />

in beson<strong>der</strong>er Verantwortung<br />

Momentan finden sieben Beschäftigte<br />

regelmäßig Arbeit im mittelfränkischen<br />

Adelsdorf sowie in <strong>der</strong> oberfränkischen<br />

Stadt Schlüsselfeld. Jürgen, Sabrina,<br />

Philipp, Karl-Heinz sowie Matthias<br />

fah ren täglich zusammen mit ihrem Betreuer<br />

Jochen Engelhardt in dem eigens<br />

dafür angeschafften Kleintransporter die<br />

rund 20 Kilometer nach Oberfranken,<br />

um im Stadtpark, am Rathausplatz und<br />

in den Ortsteilen Unkraut zu jäten, Hecken<br />

zu schneiden o<strong>der</strong> Rasen zu mähen.<br />

Der Schlüsselfel<strong>der</strong> Bürgermeister Georg<br />

Zipfel sieht öffentliche Arbeitgeber<br />

in einer „beson<strong>der</strong>en Verantwortung“.<br />

An <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit den <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>n Gremsdorf schätzt<br />

er neben <strong>der</strong> sozialen und arbeitspolitischen<br />

Komponente auch durchaus die<br />

wirtschaftliche Seite. Und die Beschäftigten<br />

aus Gremsdorf finden „sehr viel<br />

Spaß“ an ihrer Arbeitsstelle und sind<br />

darüber begeistert, dass sie auf dem<br />

ers ten Arbeitsmarkt tätig sein können<br />

und „einfach draußen arbeiten dürfen“.<br />

Peter und Ralf fahren täglich die sechs<br />

Kilometer mit ihren Fahrrä<strong>der</strong>n nach<br />

Adelsdorf, um ihren Aufgaben wie<br />

Blumen und Bäume pflanzen o<strong>der</strong> auch<br />

Müll sammeln nachzugehen. Wie sehr<br />

die Beschäftigten aus Gremsdorf von ihrem<br />

Außenarbeitsplatz profitieren, zeigt<br />

eine Erzählung von Ralf, <strong>der</strong> auch immer<br />

wie<strong>der</strong> im Adelsdorfer Schlosspark<br />

tätig wird. „Dort treffe ich dann oft die<br />

Frau Gräfin, die eine sehr nette Person<br />

ist, sich mit mir unterhält und mir auch<br />

schon mal ein Cola spendiert.“<br />

Ortstermin in Adelsdorf: (von links) Ralf,<br />

Peter, Bürgermeister Karsten Fischkal,<br />

Werkstattleiter Detlev Troll und Ansprechpartner<br />

Lutz Tamaschke<br />

Mit Power<br />

an <strong>der</strong> frischen Luft<br />

Weiter meint Ralf: „Ich finde es einfach<br />

klasse, dass ich aus <strong>der</strong> Werkstatt rauskomme.<br />

In Adelsdorf habe ich einfach<br />

meine Ruhe. Außerdem bekomme ich<br />

am Morgen den Auftrag und den erfülle<br />

ich völlig selbstständig dann den ganzen<br />

Tag über.“ Und sein Kollege Peter fügt<br />

hinzu: „Ich bin da an <strong>der</strong> freien Luft und<br />

habe einfach viel mehr Power.“ Glücklich<br />

sind Ralf und Peter auch über ihre<br />

leuchtende orangefarbene Arbeitskleidung.<br />

So mancher <strong>der</strong> Gremsdorfer<br />

Beschäftigten beneide sie schon sehr,<br />

sagen sie, durchaus mit selbstzufriedener<br />

Miene.<br />

Der Mitarbeiter <strong>der</strong> Benedikt-Menni-<br />

Werkstatt, Lutz Tamaschke, ist die Verbindungsperson<br />

zwischen den <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>n Gremsdorf und <strong>der</strong><br />

Gemeinde Adelsdorf und fungiert als<br />

Dreh- und Angelpunkt in allen kleinen<br />

und größeren Anliegen. Und er weiß<br />

eines ganz genau: „Viele reden von<br />

beruflicher Teilhabe, Integration und<br />

Inklusion. Wir aber kümmern uns auch<br />

sehr aktiv darum, dass viele unterschiedliche<br />

Möglichkeiten auch in die Tat umgesetzt<br />

werden.“<br />

Sabrina (links) und Michael packen an in <strong>der</strong> Stadt Schlüsselfeld.<br />

Johannes Salomon


6<br />

Thema: <strong>Wachsen</strong><br />

Erwachsen werden<br />

Erfahrungen mit und von Jugendlichen des St. Johannes-Kin<strong>der</strong>heimes Kostenz,<br />

die in Straubing schrittweise lernen, selbständig zu leben<br />

„Vorsicht! Teenager in <strong>der</strong> Pubertät!<br />

Unzurechnungsfähig, kann alles, weiß<br />

alles, reizbar“ warnt ein wohl nicht<br />

ganz ernst gemeintes Schild neben<br />

<strong>der</strong> Haustüre <strong>der</strong> Jugendwohngruppe<br />

St. Raphael in Straubing, einer Außenwohngruppe<br />

des St. Johannes Kin<strong>der</strong>heims<br />

in Kostenz (siehe Foto unten).<br />

Derzeit leben in <strong>der</strong> Einrichtung acht<br />

Jungen und Mädchen zwischen 14 und<br />

17 Jahren, bunt zusammengewürfelt mit<br />

unterschiedlichen Vorgeschichten, individuell<br />

gelagerten Problemen und völlig<br />

verschiedener Herkunft.<br />

Eines haben die Jugendlichen aber außer<br />

dem gleichen Zuhause gemeinsam: Sie<br />

stecken mitten drin im Jugendalter, sind<br />

nicht mehr Kind, aber auch noch nicht<br />

erwachsen, leben im ständigen Spagat<br />

zwischen „selbst entscheiden wollen“<br />

und „die Verantwortung noch nicht tragen<br />

können“, bewegen sich durch die<br />

Zeit <strong>der</strong> Pubertät mit all ihren Höhen<br />

und Tiefen, auf <strong>der</strong> Suche nach einer<br />

erwachsenen Identität. Was nicht einfacher<br />

wird durch die Tatsache, dass sie<br />

diese sensible Phase nicht im Rahmen<br />

und im Schutz einer intakten Familie<br />

durchleben können. Die sechs Mitarbeiter<br />

<strong>der</strong> Wohngruppe müssen deshalb<br />

neben einer gewissen Standfestigkeit<br />

und sprichwörtlich breiten Schultern<br />

auch durchaus eine gute Portion Humor<br />

(siehe Türschild) und viel Gelassenheit<br />

im Gepäck haben.<br />

Kein Wachstum<br />

ohne gesunde Wurzeln<br />

Wie je<strong>der</strong> Gärtner bestätigen wird, ist<br />

ohne gesunde Wurzeln kein Wachstum<br />

möglich. Das gilt nicht nur in <strong>der</strong> Botanik,<br />

son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong> Jugendhilfe.<br />

Deshalb ist ein zentrales Thema für<br />

viele Jugendliche die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit dem Elternhaus, die Frage nach<br />

dem Woher, die es zu klären gilt, <strong>der</strong>en<br />

Beantwortung die Basis zur Entwicklung<br />

einer erwachsenen Identität ist.<br />

Nur wer weiß, woher er kommt, kann<br />

entscheiden, wohin er möchte, nur wer<br />

weiß, wohin er möchte, kann den Weg<br />

dorthin einschlagen.<br />

Neben <strong>der</strong> Entwicklung beruflicher und<br />

persönlicher Ziele gilt es auf dem Weg<br />

in die Selbständigkeit natürlich eine<br />

Menge weiterer Fertigkeiten zu entwickeln,<br />

zum Beispiel zu putzen, Wäsche<br />

zu waschen o<strong>der</strong> zu kochen, aber auch<br />

adäquate Problemlösungsstrategien und<br />

gute Umgangsformen zu erlernen sowie


Thema: <strong>Wachsen</strong><br />

7<br />

Kristina, 17 Jahre<br />

Ich wohnte insgesamt fast drei Jahre in <strong>der</strong> Wohngruppe. Seit drei Monaten lebe<br />

ich nun in <strong>der</strong> Außenwohnung und komme nur noch zu den Mahlzeiten in die<br />

Wohngruppe, weil die Betreuer und auch ich selbst <strong>der</strong> Meinung waren, ich wäre<br />

nun reif genug, um in die Außenwohnung umziehen zu können. Wie vielen meiner<br />

Freunde fiel mir die Entscheidung, welche berufliche Richtung ich einschlagen<br />

möchte, sehr schwer. Ich habe mich jetzt entschieden, eine Ausbildung als Kauffrau<br />

im Einzelhandel zu machen. Im September kann ich meine Ausbildung in einem<br />

Straubinger Modehaus beginnen. Meiner Meinung nach habe ich in <strong>der</strong> Wohngruppe<br />

alles bekommen, was eine Jugendliche in meiner Situation braucht. Durch die Gespräche<br />

mit den Betreuern, die Unterstützung im schulischen Bereich und die ganze<br />

Hilfe insgesamt bin ich <strong>der</strong> Mensch geworden, <strong>der</strong> ich heute bin, selbstbewusst und<br />

selbständig. Schwierig war für mich, dass mir das alles immer nicht schnell genug<br />

gehen konnte, ich wollte auf mich alleine gestellt meine eigenen Entscheidungen<br />

treffen dürfen. Meine Betreuer haben mir aber klar gemacht, dass es sinnvoller ist,<br />

einen Schritt nach dem an<strong>der</strong>en zu machen. Ich fühle mich inzwischen größtenteils<br />

erwachsen, bereit und gestärkt, um das Leben in Angriff zu nehmen, weil ich weiß,<br />

dass ich in <strong>der</strong> Lage bin, alles sorgfältig zu erledigen und keine Angst mehr haben<br />

muss, und weil meine Betreuer, wenn es drauf ankommt, voll hinter mir stehen.<br />

Ramona, 19 Jahre<br />

Ich bin vor vier Jahren in die Jugendwohngruppe gekommen und zwei Jahre später<br />

in die dazugehörige Außenwohnung umgezogen. Seit letztem Frühjahr habe ich eine<br />

eigene Wohnung. Nach meiner Ausbildung als Sozialpflegerin mache ich momentan<br />

ein Freiwilliges Soziales Jahr im Klinikum St. Elisabeth. Ab September möchte ich<br />

eine weitere Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten beginnen. Ungefähr<br />

einmal wöchentlich kommt mich meine Betreuerin besuchen o<strong>der</strong> wir unternehmen<br />

etwas gemeinsam. Oft sitzen wir einfach auch beisammen bei einer Tasse Kaffee<br />

und besprechen, was die Woche über passiert ist o<strong>der</strong> was in den nächsten Tagen<br />

so ansteht. So wirklich erwachsen fühle ich mich noch nicht, aber ich habe in<br />

puncto Selbständigkeit viel dazugelernt. Richtig erwachsen zu sein dauert wohl<br />

noch ein paar Jährchen. Es hilft mir, Unterstützung zu bekommen, vor allem bei<br />

neuen Aufgaben, die ich noch nie gemacht habe, zum Beispiel bei behördlichen<br />

Angelegenheiten. O<strong>der</strong> auch einfach, dass ich mir Rat holen kann, wenn ich ihn<br />

brauche. Am schwierigsten war für mich zu verstehen, dass ich plötzlich für mich<br />

selbst verantwortlich war. In <strong>der</strong> Wohngruppe gab es noch viele Regeln, an die ich<br />

mich halten musste, in <strong>der</strong> Außenwohnung musste ich plötzlich selbst sehen, dass ich<br />

abends zu vernünftigen Zeiten ins Bett gehe o<strong>der</strong> regelmäßig meine Wohnung putze.<br />

Auch zu lernen, mir mein Geld gut einzuteilen, war für mich nicht immer leicht.<br />

die Fähigkeit, persönliche Bedürfnisse<br />

aufzuschieben, eine gewisse Disziplin<br />

und Leistungsbereitschaft an den Tag<br />

zu legen, Kompromisse einzugehen<br />

o<strong>der</strong> ein stabiles soziales Netz aufzubauen<br />

... All dies sollte idealerweise<br />

innerhalb meist weniger Jahre geschehen,<br />

weil die Jugendhilfe in <strong>der</strong> Regel<br />

mit dem 18. Lebensjahr endet. Danach<br />

kann noch für maximal drei Jahre Hilfe<br />

für junge Volljährige beantragt werden,<br />

aber spätestens mit 21 Jahren wird die<br />

Unterstützung durch die Jugendämter<br />

eingestellt.<br />

Von <strong>der</strong> Wohngruppe<br />

über die Außenwohnung<br />

zum betreuten Wohnen<br />

In <strong>der</strong> Jugendwohngruppe wird den<br />

Bewohnern deshalb vom ersten Tag an<br />

ein hohes Maß an Selbständigkeit und<br />

Selbstverantwortung zugemutet. Die<br />

Einrichtung versorgt sich selbst, das<br />

heißt, je<strong>der</strong> Jugendliche hat von Anfang<br />

an bestimmte Pflichten und Aufgaben<br />

für die Gemeinschaft zu erfüllen und seinen<br />

persönlichen Bereich in Ordnung zu<br />

halten. Manche Jugendliche sind diesbezüglich<br />

schon sehr selbständig, an<strong>der</strong>e<br />

haben vorher in ihrem Leben noch nie<br />

eine Waschmaschine bedient, da sind<br />

die Vorkenntnisse sehr verschieden.<br />

Der weitere Weg in die Selbständigkeit<br />

führt oft über die eigens angemietete<br />

Außenwohnung im Stadtgebiet, die für<br />

maximal zwei Jugendliche konzipiert<br />

ist, ins betreute Einzelwohnen, also das<br />

Leben in einer eigenen Wohnung mit nur<br />

mehr stundenweiser Betreuung durch<br />

den ehemaligen Bezugsbetreuer.<br />

Anja Freundl, Erzieherin


8<br />

Thema: <strong>Wachsen</strong><br />

Berufliche Bildung ist mehr<br />

als geistiges Wachstum<br />

Wären sich Johannes von Gott (1495-<br />

1550) und Johann Heinrich Pestalozzi<br />

(1746 - 1827) begegnet, sie hätten Gefallen<br />

an <strong>der</strong> Arbeit des an<strong>der</strong>en gefunden.<br />

Wie Johannes von Gott für die damaligen<br />

Verhältnisse eine revolutionäre<br />

Einstellung zur Krankenversorgung hatte,<br />

indem er Kranke ohne Rücksicht auf<br />

Religion, Nation und Rasse im Krankenhaus<br />

aufnahm und Schulungen <strong>der</strong><br />

Pfleger durch den Arzt und Chirurgen<br />

einfor<strong>der</strong>te, gilt Pestalozzi als Wegbereiter<br />

<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Pädagogik.<br />

Der Schweizer Pädagoge verfolgte die<br />

Idee <strong>der</strong> Bildung für alle Menschen,<br />

egal ob jung o<strong>der</strong> alt, arm o<strong>der</strong> reich.<br />

Pestalozzi for<strong>der</strong>te eine ganzheitlich<br />

menschliche Bildung, eine Bildung mit<br />

Kopf, Herz und Hand. Die Herzensbildung<br />

stand, wie bei Johannes von Gott,<br />

für Pestazlozzi im Zentrum <strong>der</strong> Arbeit.<br />

Er betonte, „nur durch das Herz kann<br />

das Herz eines an<strong>der</strong>en Menschen geleitet<br />

werden, und die Liebe des Herzens<br />

offenbart sich in <strong>der</strong> fürsorglichen Tat.“<br />

Was ist berufliche Bildung?<br />

Bildung ist die Auseinan<strong>der</strong>setzung des<br />

Menschen mit sich und seiner Umwelt.<br />

Dabei steht das kompetente und verantwortungsvolle<br />

Handeln des Menschen<br />

im Mittelpunkt. Bildung ist dabei mehr<br />

als nur die Aneignung von Wissen und<br />

Qualifikationen. Sie stellt einen individuellen<br />

Entwicklungsprozess auf dem<br />

Weg zur Selbstbestimmung sowie <strong>der</strong><br />

Übernahme <strong>der</strong> Mitverantwortung für<br />

die Gestaltung von zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen dar.<br />

Der beruflichen Bildung kommt seit<br />

Mitte <strong>der</strong> 1960er Jahre eine wachsende<br />

Bedeutung zu. Zum einen steht dabei<br />

die permanente Qualifizierung, im<br />

Sinne des lebenslangen Lernens, für<br />

die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Kompetenzen<br />

im Mittelpunkt. Zum an<strong>der</strong>en<br />

leistet die kontinuierliche berufliche<br />

Weiterqualifizierung jedes Einzelnen<br />

Die Ideen von Johann Heinrich Pestalozzi<br />

prägen das pädagogische Denken bis in<br />

die heutige Zeit.<br />

einen Beitrag für die Entwicklung <strong>der</strong><br />

Gesellschaft und <strong>der</strong> Wirtschaft. Mit<br />

beruflichen Kompetenzen beschreibt<br />

man die Fähigkeiten, Kenntnisse, Fertigkeiten,<br />

Einstellungen und Werte, die<br />

das umfassende fachliche und soziale<br />

Handeln einer Person in einem Beruf<br />

ermöglichen.<br />

Ein Beispiel soll die berufliche Bildung<br />

veranschaulichen: Viele Tätigkeiten in<br />

<strong>der</strong> Intensivpflege sind ohne Hightech<br />

nicht denkbar und auch nicht möglich.<br />

Die Pflegekraft ist mit technischen Problemen<br />

so beschäftigt, dass ihr Kraft und<br />

Zeit für die Zuwendung zum Patienten<br />

fehlt. Die Herausfor<strong>der</strong>ung des Arbeitsplatzes<br />

Intensivmedizin liegt darin, zum<br />

einen fachkompetent adäquat handeln zu<br />

können, zum an<strong>der</strong>en den Patienten und<br />

die Angehörigen mit ihren psychischen,<br />

sozialen und spirituellen Bedürfnissen<br />

in den Mittelpunkt zu stellen. Beide Faktoren<br />

stehen idealerweise in einer ausgeglichenen<br />

Balance zueinan<strong>der</strong>. Ist die<br />

Balance nicht mehr vorhanden, besteht<br />

die Gefahr eines Burnouts.<br />

Die berufliche Bildung unterstützt den<br />

Betroffenen, das eigene Handeln, die<br />

Einstellungen und Werte zur Arbeit<br />

aber auch die Strukturen und die Arbeitsumgebung<br />

kritisch zu reflektieren<br />

und die eigene Handlungskompetenz in<br />

beruflicher und gesellschaftlicher Verantwortung<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Wie lernen Erwachsene?<br />

Erwachsene lernen am besten, wenn das<br />

Thema für sie von Bedeutung ist. Auftretende<br />

Lernwi<strong>der</strong>stände haben nicht<br />

mit einer abnehmenden Lernfähigkeit zu<br />

tun, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Sinn und die Notwendigkeit<br />

des Lernens bzw. die Sinnhaftigkeit<br />

des Themas ist dem Lernenden nicht<br />

klar. Zudem ist die Lernfähigkeit des<br />

Erwachsenen vom eigenen Selbstvertrauen<br />

und dem eigenen Anspruchsdenken<br />

abhängig und wird auch von dem<br />

Anspruchsdenken an<strong>der</strong>er beeinflusst.<br />

Die Motivation sowie die Fähigkeit<br />

zum Lernen sind auch von den erlebten<br />

Werten, dem Lebensstil und <strong>der</strong> sozialen<br />

Schicht abhängig. Es kommt also darauf<br />

an, ob Bildung und Qualifizierung zum<br />

Lebensstil des Einzelnen dazugehört<br />

o<strong>der</strong> welche Lernstile, Umgangsformen<br />

etc. <strong>der</strong> Lernende bevorzugt. Personen<br />

mit einem Hauptschulabschluss sind<br />

stärker von Lernängsten betroffen als<br />

solche mit Abitur; auch finden Ältere<br />

mehr Freude am Lernen als dies bei Jüngeren<br />

<strong>der</strong> Fall ist.<br />

Welche Wirkung hat die<br />

berufliche Weiterbildung?<br />

Wenn von <strong>der</strong> wertschöpfenden Kraft<br />

<strong>der</strong> Weiterbildung gesprochen wird,<br />

dann wird angenommen, dass Weiterbildung<br />

Wirkungen erzeugt: Durch die<br />

berufliche Weiterbildung können neue<br />

soziale Kontakte geknüpft werden, die<br />

das Arbeits- und Privatleben bereichern.<br />

Neue Kommunikationen in Lerngruppen<br />

intensiveren die Lerneffekte.<br />

Die Arbeitskollegen lassen sich von dem<br />

Gelernten anstecken und möchten am


Thema: <strong>Wachsen</strong><br />

9<br />

Gelernten teilhaben. Das Arbeitsklima<br />

wird positiv beeinflusst. Nach einer<br />

abgeschlossenen Weiterbildung entwickeln<br />

die erfolgreichen Absolventen<br />

eine größere Arbeitsfreude, das Neue<br />

umzusetzen bzw. anwenden zu wollen.<br />

Die Arbeitgeber <strong>der</strong> Lernenden entwickeln<br />

ein positives Image als arbeitnehmerfreundliche<br />

und unterstützende<br />

Organisation.<br />

Für den Lernenden selbst vermittelt die<br />

berufliche Bildung Orientierungen und<br />

Handlungskompetenzen, welche ihn in<br />

<strong>der</strong> persönlichen und beruflichen Entwicklung<br />

för<strong>der</strong>t. Ebenso leistet sie für<br />

den Einzelnen einen Beitrag zur besseren<br />

Wahrnehmung von Interessen und<br />

befähigt ihn zur besseren Bewältigung<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Rollenanfor<strong>der</strong>ungen<br />

in einem immer kom plexer werdenden<br />

Lebenszusammenhang.<br />

Für die Betriebe bzw. den Arbeitgeber<br />

steht die ökonomische Wertschöpfung<br />

durch die Weiterbildung in Form von<br />

wirtschaftlichen Erträgen im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Die Wirkungen bestehen in <strong>der</strong><br />

Vertiefung des fachlichen Wissens, in<br />

<strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsqualität, in<br />

dem Ausbau des Führungswissens etc.,<br />

die in ihrem Zusammenwirken Produktivität<br />

und Wertschöpfung <strong>der</strong> Betriebe<br />

erhöhen.<br />

Fazit: Die berufliche Weiterbildung ist<br />

für alle ein Gewinn, sowohl für jeden<br />

Einzelnen als auch für das Unternehmen.<br />

Der Gewinn stellt sich in <strong>der</strong><br />

Zufriedenheit <strong>der</strong> Mitarbeiter und dem<br />

Team dar, die Arbeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

besser bewältigen zu können und mit<br />

den Aufgaben wachsen zu können. Sie<br />

fühlen sich vom Unternehmen unterstützt<br />

und wertgeschätzt.<br />

Für ein Unternehmen sind die Arbeitsqualität<br />

und die Zufriedenheit <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

zentrale Erfolgsfaktoren. Eine<br />

gute Arbeitsqualität in einem wertschätzenden<br />

Arbeitsklima nehmen die<br />

Patienten wahr. Zufriedene Patienten<br />

geben ihre positiven Erfahrungen aus<br />

dem Krankenhaus weiter. Eine bessere<br />

Werbung kann ein erfolgreiches Unternehmen<br />

gar nicht bekommen, denn diese<br />

Werbung ist unbezahlbar.<br />

Wir können die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft und den wachsenden<br />

Wettbewerb nur meistern, wenn wir<br />

alle gemeinsam in das Weiterlernen investieren.<br />

Jutta Brose,<br />

Fort- und Weiterbildung,<br />

Krankenhaus Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

Regensburg<br />

Den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n ist daran gelegen, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Fort- und Weiterbildungsangebote zu machen,<br />

die von einem umfassenden Bildungsbegriff ausgehen und sowohl den Mitarbeitern persönlich als auch den Einrichtungen zugute<br />

kommen. Mitunter trägt ein Ortswechsel zum Gelingen einer Fortbildung bei - hier lässt sich eine Gruppe von <strong>der</strong> idyllischen Atmos-<br />

phäre beim Tagungshaus des <strong>Orden</strong>s in Kostenz inspirieren.


10<br />

Thema: <strong>Wachsen</strong><br />

Frühling in<br />

meinem Garten<br />

Brigitte Royla<br />

Die ersten Sonnenstrahlen kitzeln und<br />

wecken die Lust nach unbeschwerten<br />

Stunden unter freiem Himmel in<br />

meinem Garten. Teils ist es noch knackig<br />

kalt, aber bei meiner ersten Gartenrunde<br />

spitzeln schon ein paar Vorboten<br />

des Frühlings aus <strong>der</strong> Erde. Christrosen<br />

brechen langsam durch die tauende<br />

Schneedecke, um bald ihre Blütenschale<br />

zu öffnen.<br />

Ich gehe durch meinen Garten, atme<br />

tief durch, rieche den Frühling und Vorfreude<br />

auf die kommende Gartenarbeit<br />

durchströmt mich. Die weißen Schneeglöckchen<br />

schieben sich empor. Der Haselnussstrauch<br />

beginnt zu blühen und<br />

ich weiß, endlich, <strong>der</strong> Winter ist vorbei!<br />

Das leuchtende Rot <strong>der</strong> Hartriegeltriebe,<br />

Kissenprimeln, die ersten Krokusse sind<br />

jetzt die Attraktionen meines Gartens.<br />

Zeigen sich unter <strong>der</strong> Fichte noch die<br />

kleinen violetten Alpenveilchen, kommt<br />

für mich nun die schönste Zeit im Garten<br />

– <strong>der</strong> Frühling.<br />

Nun kann ich es gar nicht mehr erwarten,<br />

bis die ersten Narzissen aus <strong>der</strong> Erde<br />

spitzeln. Bis ich die schützenden Tannenzweige<br />

von meinen Rosen entferne,<br />

würde ich am liebsten mit <strong>der</strong> Gartenarbeit<br />

loslegen. Wie freue ich mich, jeden<br />

Tag nach <strong>der</strong> Arbeit in mein kleines<br />

wachsendes Paradies zu gehen, um zu<br />

schauen, was wohl heute wie<strong>der</strong> erblüht<br />

ist. Wie schön ist es zu beobachten, wie<br />

alles langsam grün wird, die Sonne immer<br />

mehr Kraft hat und immer mehr<br />

Frühlingsboten blühen.<br />

Schon schmiede ich neue Pläne, wie<br />

mein, o<strong>der</strong> doch unser Garten noch schöner<br />

werden könnte. Vielleicht noch eine<br />

Sitzecke, hab doch erst vier. Mein Mann<br />

wird sich freuen, wenn ich mit neuen<br />

Ideen komme. Fürs Handwerkliche ist er<br />

zuständig, aber auch für unseren Kräutergarten,<br />

alles streng aufgeteilt, so hat<br />

je<strong>der</strong> seinen Bereich zum Garteln und<br />

Entspannen. Gemeinsam genießen wir<br />

im Sommer unsere blühende Oase. Für<br />

mich ist mein Garten wie eine Insel, hier<br />

kann ich für mich sein, abschalten und<br />

zur Ruhe kommen, Kraft und Energie<br />

schöpfen. Hier bekomme ich die Balance<br />

zu Beruf und Familie.<br />

Brigitte Royla<br />

Sebastianeum Bad Wörishofen<br />

Kneipp-Badeabteilung


Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

11<br />

Neues aus dem Fortbildungsreferat<br />

Infos zur Fortbildung<br />

Georg Deisenrie<strong>der</strong> (rechts) mit einer Gruppe bei den Kapuzinern in Brixen/Südtirol<br />

Termin: 15. bis 17. Juli 2013<br />

Referent: Georg Deisenrie<strong>der</strong><br />

Anmeldeschluss: 15. Mai 2013<br />

Anmeldung: Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

Kostenz, Fortbildungsreferat,<br />

Tel. 09965/187-116, E-Mail:<br />

fortbildung@barmherzigekostenz.de<br />

Preis: Kosten für Unterkunft<br />

und Verpflegung: 178 Euro, Kosten<br />

für Kurs: 150 Euro<br />

Zielgruppe: Offenes Angebot<br />

für alle Interessierten (nicht nur<br />

für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter)<br />

Meditationen zur<br />

Spiritualität des Leibes<br />

Fragen an den Referenten zu einem Kurs in Kostenz<br />

Georg Deisenrie<strong>der</strong>, Pastoralreferent im<br />

Referat für Pastoral und religiöse Bildung<br />

bei <strong>der</strong> Katholischen Jugendfürsorge Regensburg,<br />

bietet im Juli den Kurs „Meditationen<br />

zur Spiritualität des Leibes:<br />

Geistlich leben – göttliche Quellen erspüren<br />

– leibhaft sein“ im Tagungs- und<br />

Erholungshaus in Kostenz an.<br />

Herr Deisenrie<strong>der</strong>, was versteht man<br />

unter <strong>der</strong> Spiritualität des Leibes?<br />

„Spiritus“ kann man mit „Geist, Atem,<br />

Hauch“ übersetzen. Wie <strong>der</strong> Atem dem<br />

Körper Leben gibt, so beflügelt Gottes<br />

Geist den ganzen Leib. Das christliche<br />

Menschenbild ist leiborientiert, denken<br />

wir an die Geburt des Gottessohnes, die<br />

vielen biblischen Heilungsgeschichten,<br />

die Hingabe des Leibes am Kreuz, die<br />

leibliche Auferstehung an Ostern. Auch<br />

die meisten Sakramente sind leibbezogen:<br />

Taufen mit Wasser, Salben mit Öl,<br />

Teilen von Brot und Wein.<br />

Welche Methoden wenden Sie in diesen<br />

Besinnungstagen an?<br />

Alle Einheiten des Kurses, auch die<br />

Gebetszeiten, werden begleitet von<br />

Atem- und Entspannungsübungen. Die<br />

gedanklichen Impulse werden eher<br />

kurz gehalten. Zwischen den Einheiten<br />

gibt es Zeiten <strong>der</strong> Ruhe und Stille. Die<br />

Kursteilnehmer entscheiden für sich,<br />

an welchen methodischen Schritten<br />

sie mitmachen wollen. Das ruhig gelegene<br />

Haus <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in<br />

Kostenz bietet ideale Voraussetzungen<br />

für dieses Angebot.<br />

Wen möchte das Angebot ansprechen?<br />

Alle sind eingeladen, die mit Impulsen<br />

aus <strong>der</strong> christlichen Spiritualität dem eigenen<br />

Leib etwas Gutes gönnen wollen.<br />

Wie sind sie auf dieses Thema gekommen?<br />

In den von mir angebotenen Besinnungstagen<br />

und Exerzitien wurden<br />

immer wie<strong>der</strong> Leibübungen angefragt.<br />

Ich entdeckte in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong><br />

christlichen Spiritualität, in meinen eigenen<br />

Exerzitien viele Möglichkeiten<br />

bis hin zur von Papst Johannes Paul II.<br />

veröffentlichen Theologie des Leibes.<br />

Im Grunde genommen gebe ich als Referent<br />

nur weiter, was ich als wohltuend<br />

und heilsam erfahren habe.<br />

Wir gratulieren<br />

Interview: kl<br />

Was kann sich <strong>der</strong> Teilnehmer von<br />

diesem Angebot erwarten?<br />

Den Leib als den Ort, in dem man gerne<br />

zu Hause ist und dem Gott innewohnt,<br />

erspüren und würdigen lernen.<br />

zum 70. Geburtstag am 25. April<br />

Dr. Ernst Graf, Ehrenmitglied, Regensburg


12<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Offenheit<br />

aktiv<br />

vorgelebt<br />

Erste Klosternacht <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> am<br />

Krankenhaus St. Barbara<br />

Schwandorf<br />

Pater Leodegar beim Wortgottesdienst<br />

Unter dem Motto „Dem <strong>Orden</strong> ein<br />

Gesicht geben“ gestalteten Pater Leodegar<br />

sowie die Fratres Eduard, Karl,<br />

Seraphim, Thomas und Magnus am<br />

6. März die erste Klosternacht <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> am Krankenhaus<br />

St. Barbara Schwandorf mit. In verschiedenen<br />

Workshops stellten sie ihre<br />

Arbeit und ihre Berufung vor und bewiesen<br />

damit den rund 60 Besuchern,<br />

dass die <strong>Orden</strong>sbrü<strong>der</strong> ihre Offenheit<br />

gegenüber den Mitmenschen nicht nur<br />

predigen, son<strong>der</strong>n auch aktiv leben.<br />

Nach dem Wortgottesdienst mit Pater<br />

Leodegar in <strong>der</strong> stimmungsvoll illuminierten<br />

Krankenhauskapelle konnten<br />

sich die Gäste <strong>der</strong> Klosternacht entscheiden,<br />

in welcher Form sie mehr über die<br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> erfahren wollten:<br />

Zur Wahl standen unter an<strong>der</strong>em Filmvorführungen,<br />

Gesprächskreise, das<br />

Basteln eines Holzkreuzes o<strong>der</strong> ein<br />

Singworkshop, bei dem Lie<strong>der</strong> für das<br />

gemeinsame Abschlussgebet einstudiert<br />

wurden.<br />

Großer Besucherandrang<br />

Frater Seraphim und Besucher<br />

beim gemeinsamen Musizieren<br />

Ein Infostand informierte darüber hinaus<br />

über die Symbolik und Herkunft<br />

des Granatapfels, <strong>der</strong> Frucht im Logo<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>. Das Quiz, bei<br />

dem es drei Flaschen Granatapfellikör<br />

zu gewinnen gab, lockte die Teilnehmer<br />

zusätzlich an den Stand.<br />

So verbrachten <strong>Orden</strong>sbrü<strong>der</strong> und Besucher<br />

einen informativen und kurzweiligen<br />

Abend und ließen sich zum<br />

Abschluss noch gemeinsam die Mitternachtssuppe<br />

schmecken.<br />

Marion Hausmann<br />

Frater Magnus präsentiert den Granatapflellikör als Quizgewinn.


Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

13<br />

Mezzosopranistin Reinhild Buchmayer<br />

vor Orchester und Chor<br />

Ein Glanzpunkt<br />

des Jubiläumsjahres<br />

Aufführung des Johannes-von-Gott-Oratoriums in Algasing<br />

Der voll besetzte Saal<br />

Zum Hochfest des heiligen Johannes<br />

von Gott und anlässlich des Jubiläums<br />

150 Jahre Barmherzige Brü<strong>der</strong> in Algasing<br />

wurde am 8. März unter <strong>der</strong> Leitung<br />

von Ernst Bartmann das Oratorium<br />

„Das Leben und Werk des Johannes<br />

von Gott“ aufgeführt. Der ansprechend<br />

geschmückte Festsaal war bis auf den<br />

letzten Platz gefüllt.<br />

Geschäftsführer Günter Ducke hieß die<br />

Gäste willkommen und Provinzsekretär<br />

Frater Eduard Bauer führte das Auditorium<br />

in den musikalischen Abend ein.<br />

Das Oratorium des bekannten, 2010<br />

verstorbenen Kirchenmusikers Wolfram<br />

Menschick wurde 2007 in Regensburg<br />

uraufgeführt, <strong>der</strong> Text stammt von dem<br />

Regensburger Journalisten Siegfried<br />

Höhne. Ein Oratorium sei eine dramatische,<br />

mehrteilige Vertonung einer<br />

meist geistlichen Handlung, verteilt auf<br />

mehrere Personen, mit dem Wechsel erzählen<strong>der</strong>,<br />

gesanglicher und instrumentaler<br />

Momente.<br />

Frater Eduard stellte zu dem Bild des<br />

sterbenden Johannes von Gott auf <strong>der</strong><br />

Einladung die Fragen: Können uns das<br />

Kreuz und die Liebe heute noch erreichen?<br />

Welche Schatten nehmen uns den<br />

Blick auf den Glauben? Der Festabend<br />

solle Anlass bieten, „den Glauben und<br />

die Liebe zu unseren Mitmenschen in<br />

unsere Lebensmitte zu rücken“.<br />

Das Oratorium stellte durch die brilliante<br />

Besetzung mit Reinhild Buchmay er<br />

(Mezzosopran), Martin Summer (Bariton),<br />

dem Kirchenchor Dorfen und dem<br />

Salzburger „viva musica orchester“<br />

unter <strong>der</strong> Leitung von Ernst Bartmann<br />

einen Glanzpunkt des Algasinger Jubiläumsjahres<br />

dar. Die Zuhörer brachten<br />

dies mit viel Applaus zum Ausdruck.<br />

Pater Prior Bernhard Bin<strong>der</strong> überreichte<br />

abschließend den Künstlern Blumen mit<br />

den Worten: „Ein wun<strong>der</strong>bares Erlebnis<br />

zu Ehren unseres <strong>Orden</strong>sstifters“.<br />

Gerda Guillery<br />

Bariton Martin Summer


14<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in <strong>Bayern</strong> und<br />

Österreich sowie <strong>der</strong>en Lehrkräfte sind<br />

– wie alle drei Jahre – zu dem gemeinsamen<br />

Erlebnistag eingeladen. Nicht<br />

das Lernen soll dabei ausnahmsweise<br />

im Vor<strong>der</strong>grund stehen; <strong>der</strong> <strong>Orden</strong> will<br />

den Berufsstartern einen Tag außerhalb<br />

des Schulalltags bieten und so die Verbundenheit<br />

sowohl untereinan<strong>der</strong> als<br />

auch mit dem Arbeitgeber för<strong>der</strong>n.<br />

„Do schau’g her!“<br />

Am 8. Mai findet in Algasing <strong>der</strong> Schülertag<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> statt<br />

Schön doppeldeutig wie so mancher<br />

Ausdruck im Bayerischen ist das Schülertagsmotto<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>:<br />

„Do schau’g her!“ Soll sich da jemand<br />

etwas anschauen? O<strong>der</strong> ist das Ausdruck<br />

des Staunens und <strong>der</strong> Verwun<strong>der</strong>ung?<br />

Beide Effekte erhoffen sich die Organisatoren<br />

beim Schülertag in Algasing am<br />

8. Mai 2013. Zusammen mit Schülern<br />

und Mitarbeitern aus <strong>der</strong> Bayerischen<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz haben sie ein Programm<br />

zusammengestellt, das die Teilnehmer<br />

zum Lachen und zum Staunen bringen<br />

soll: mit Auftritten hochkarätiger Künstler<br />

am Vormittag und einem kunterbunten<br />

Workshop-Angebot am Nachmittag.<br />

Dabei soll’s um Spaß und Humor in <strong>der</strong><br />

sozialen Arbeit gehen. Denn nur mit einer<br />

gewissen Gelassenheit und Spaß an<br />

<strong>der</strong> Sache lassen sich die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

in diesem Berufsfeld meistern.<br />

Knapp 1.000 angehende Heilerziehungspfleger,<br />

Altenpfleger, Krankenpfleger,<br />

Erzieher und gewerbliche Auszubildende<br />

aus den Ausbildungsstätten<br />

Gogol & Mäx treten beim Schülertag auf.<br />

Lustig und unterhaltsam soll’s also<br />

zugehen. Dafür sorgen am Vormittag<br />

Dr. Pello und Gogol & Mäx – ersterer<br />

ein Clown und Therapeut aus <strong>der</strong><br />

Schweiz, <strong>der</strong> den Teilnehmern gleich<br />

zu Anfang in einem Zirkuszelt einige<br />

wirkungsvolle Humorinjektionen verabreichen<br />

wird. Letztere bieten parallel<br />

dazu im Algasinger Festsaal eine Musikakrobatikshow<br />

vom Feinsten: „Humor<br />

in Concert“ heißt das preisgekrönte Programm<br />

von Gogol & Mäx, das für größte<br />

Heiterkeit und ungläubiges Staunen in<br />

Theatersälen und Konzerthäusern quer<br />

durch Europa sorgt. Freilich sollen alle<br />

Teilnehmer in den Genuss bei<strong>der</strong> Shows<br />

kommen, daher werden sie nach dem<br />

Frühstück im „Wirtshauszelt“ in zwei<br />

Gruppen eingeteilt und nacheinan<strong>der</strong> zu<br />

den „Locations“ geführt.<br />

Für einige „Do schau’g her!“-Momente<br />

haben die Teilnehmer ihrerseits schon<br />

gesorgt, nämlich bei den Anmeldungen<br />

zu über 50 Workshops, die am Nachmittag<br />

in und um Algasing herum „zum Ausspanna“,<br />

„zum Mitmacha“, „zum Fitwerdn“,<br />

„zum Selbermacha“ und „zum<br />

Zuhörn“ einladen. Einen Riesenrun haben<br />

dabei die sportlichen und Wellness-<br />

Angebote erlebt. 86 Interessierte wollen<br />

das „fernöstliche Geheimnis Ayurveda“<br />

erkunden; sage und schreibe 78 haben<br />

sich zum Zumba-Kurs angemeldet; und<br />

über 50 Schüler möchten gerne „hoch<br />

hinaus“ beim Kletterkurs. Aber auch die<br />

Anmeldungen zur Brauereibesichtigung<br />

und zum Crashkurs „Gebärdensprache“<br />

haben die Erwartungen weit übertroffen,<br />

so dass die Algasinger nun all ihr<br />

Organisationstalent aufbieten müssen,<br />

um möglichst allen Wünschen gerecht<br />

zu werden.<br />

Überhaupt wird die Ausrichtung des<br />

Schülertags ein gewaltiger Kraftakt für<br />

die Behin<strong>der</strong>teneinrichtung werden. Der<br />

Vorbereitungsmotor läuft schon seit geraumer<br />

Zeit auf Hochtouren. Aber mit<br />

Spaß und Humor, gepaart mit langjähriger<br />

Erfahrung im Feiern, werden die<br />

Algasinger die Aufgaben stemmen, so<br />

dass am Ende hoffentlich alle Teilnehmer<br />

sagen: „Do schau’g her!“<br />

Susanne Grundner


Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

15<br />

„Wo’s mir gut geht“<br />

Behin<strong>der</strong>tenhilfe <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> wirbt mit neuem Slogan<br />

Ob Briefkopf o<strong>der</strong> Einrichtungsbroschüre,<br />

ob Internetauftritt o<strong>der</strong> Festschrift,<br />

die Barmherzige Brü<strong>der</strong> gemeinnützige<br />

Behin<strong>der</strong>tenhilfe GmbH wirbt künftig<br />

mit einem neuen Slogan. „Wo’s mir gut<br />

geht“ – auf dieses Motto einigte sich das<br />

Auswahlgremium <strong>der</strong> vier Geschäftsführer<br />

aus Algasing, Gremsdorf, Reichenbach<br />

und Straubing sowie Frater Eduard Bauer<br />

von den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n und Petra<br />

Hartz, Geschäftsführerin <strong>der</strong> Nürnberger<br />

Werbeagentur „petitio“.<br />

Angela Lorz gewinnt mit<br />

„Weil je<strong>der</strong> zählt“ Wettbewerb<br />

Gleichzeitig war auch ein Wettbewerb<br />

unter den Mitarbeitern <strong>der</strong> bayerischen<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz ausgeschrieben, an dem<br />

sich 115 Frauen und Männer beteiligten.<br />

Unter den eingereichten Vorschlägen<br />

waren viele aussagekräftig<br />

und durchaus treffend, so dass es <strong>der</strong><br />

Jury nicht leicht fiel, ihre endgültige<br />

Wertung vorzunehmen.<br />

Als bester Slogan wurde „Weil je<strong>der</strong><br />

zählt“ von Angela Lorz aus Gremsdorf<br />

prämiert. Sie hat ein Wochenende<br />

für zwei Personen im Kneippianum<br />

Bad Wörishofen gewonnen. Auch<br />

<strong>der</strong> zweite Platz ging nach Gremsdorf,<br />

an Katrin Heinz-Karg. Sie hatte<br />

den Spruch „Heimat für Menschen“<br />

eingeschickt. Heinz-Karg darf mit<br />

einer Begleitperson ein Wochenende<br />

im nie<strong>der</strong>bayerischen Erholungshaus<br />

Kostenz verbringen.<br />

20 weitere Preise<br />

unter Einsen<strong>der</strong>n verlost<br />

Einen großen Präsentkorb mit Spezialitäten<br />

aus den Regionen <strong>der</strong> vier verschiedenen<br />

Einrichtungen bekam Jörg<br />

Memmel von den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n<br />

Reichenbach. Sein Spruch lautete:<br />

„menschlich-kompetent-engagiert“. Daneben<br />

wurden aus allen Einsendungen<br />

20 weitere Preise verlost<br />

Die Juroren haben letzten Endes aus <strong>der</strong><br />

Vielzahl <strong>der</strong> Vorschläge einen weiteren<br />

Slogan – „Wo’s mir gut geht“ – kreiert,<br />

<strong>der</strong> schließlich von den Geschäftsführern<br />

für ihre GmbH bestimmt wurde.<br />

Johannes Salomon<br />

Gewinnerinnen, Gewinner und Geschäftsführer: (von links) Katrin Heinz-Karg (Gremsdorf, 2. Preis), Geschäftsführer Günter Ducke<br />

(Algasing), Angela Lorz (Gremsdorf, 1. Preis), Geschäftsführer Hans Emmert (Straubing), Jörg Memmel (Reichenbach, 3. Preis), Geschäftsführer<br />

Roland Böck (Reichenbach) und Geschäftsführer Günther Allinger (Gremsdorf)


16<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Nach einem gemeinsamen Gottesdienst stellten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer <strong>der</strong> Zusammenkunft in <strong>der</strong> Johannes-von-Gott-<br />

Kapelle im Regensburger Krankenhaus Barmherzige Brü<strong>der</strong> zu einem Gruppenbild auf.<br />

Seelsorge im Stil des<br />

heiligen Johannes von Gott<br />

Bei einem Treffen in Regensburg wurde das neue Pastoralpapier des <strong>Orden</strong>s übergeben<br />

Es war <strong>der</strong> Tag des Papst-Rücktritts, an<br />

dem Seelsorgern und Pastoralräten <strong>der</strong><br />

Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> das neue Grundsatzpapier<br />

<strong>der</strong> Generalkommission für Pastoral<br />

vorgestellt wurde. Und so wurde auch<br />

die feierliche Überreichung des fast 200<br />

Seiten starken Werkes in <strong>der</strong> Johannesvon-Gott-Kapelle<br />

im Regensburger<br />

Krankenhaus <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

in eine beson<strong>der</strong>e Atmosphäre getaucht.<br />

Provinzial Frater Emerich Steigerwald<br />

überreichte allen Teilnehmern ein Exemplar<br />

des Pastoralpapiers.<br />

Um 9.30 Uhr trafen sich dort 18 Delegierte<br />

aus allen Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

zu einer Eucharistiefeier<br />

mit Pater Johannes von Avila Neuner,<br />

<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Erinnerung an zwei Bil<strong>der</strong> im<br />

alten Refektorium des Krankenhauses<br />

in den Gottesdienst einführte: Das eine<br />

zeigte Augustinus, dem ein Junge mit<br />

einer Muschel, mit <strong>der</strong> er das Meer ausschöpfen<br />

wollte, die Unerklärbarkeit des<br />

dreifaltigen Gottes nahebrachte, das an<strong>der</strong>e<br />

Johannes von Gott, dem ein Junge<br />

den Weg nach Granada wies, indem er<br />

ihm einen Granatapfel mit einem Kreuz<br />

überreichte. Diese beiden Säulen des<br />

<strong>Orden</strong>s sollten gleichsam als Portal den<br />

Weg des Grundsatzpapieres „Pastoral im<br />

Stil des heiligen Johannes von Gott“ in<br />

die Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz eröffnen.<br />

Provinzial Frater Emerich Steigerwald<br />

erläuterte den Werdegang <strong>der</strong> Schrift<br />

und ihre theologische Bedeutung für<br />

das Leben und das pastorale Wirken in<br />

den Einrichtungen des <strong>Orden</strong>s und überreichte<br />

vor dem Segen jedem <strong>der</strong> Anwesenden<br />

ein Exemplar. Das Dokument,<br />

das laut Provinzial auch die Handschrift<br />

des Reichenbacher Pastoralreferenten<br />

Uli Doblinger trägt, wurde im Anschluss<br />

von Uli Doblinger, Luit gart Bie<strong>der</strong>er-<br />

Wutsios und Pater Johannes vorgestellt<br />

– sie waren auch in Rom bei <strong>der</strong> Endabstimmung<br />

des Textes dabei. Im weiteren<br />

Verlauf beschäftigte sich die Konferenz<br />

dann mit den Grundsatzthesen des Papiers.<br />

Peter Jankowetz aus Gremsdorf<br />

verglich das Pastoralkonzept in seiner<br />

Bedeutung mit Konzilstexten, die oft<br />

erst Jahre später Auswirkungen zeigten.<br />

Die Veranstaltung klang aus mit einem<br />

Rückblick von Frater Seraphim Schorer<br />

über das Generalkapitel in Fatima,<br />

an dem er selber teilgenommen hatte.<br />

Dabei berichtete er auch über die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Fokusgruppen,<br />

an denen Mitarbeiter aller<br />

Einrichtungen beteiligt waren und die<br />

im Hinblick auf das Generalkapitel neue<br />

Fel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hospitalität erarbeitet haben.<br />

Organisatorische Hinweise zum Missionstag<br />

im Herbst, ein Rückblick auf den<br />

letzten Ministrantentag in Schwandorf<br />

und Infos aus einzelnen Einrichtungen<br />

schlossen die Versammlung ab. Die Zusammenkunft<br />

war ein hoffnungsvoller<br />

Aufbruch: Kirche, die ihren Weg im<br />

Licht des Heiligen Geistes weitergeht<br />

– auch wenn gerade <strong>der</strong> Papst zurückgetreten<br />

ist.<br />

Gerhard Kaiser, Pastoralreferent,<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> Straubing


Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit<br />

17<br />

Interprovinzielles Treffen <strong>der</strong><br />

<strong>Orden</strong>sausbil<strong>der</strong> in Kostenz<br />

Vom 13. bis 16. Februar 2013 versammelten sich in Kostenz neun Barmherzige Brü<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Polnischen, Österreichischen<br />

und Bayerischen Provinz, die in <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sausbildung und Berufungspastoral tätig sind. Das Treffen<br />

diente dazu, über Provinzgrenzen hinweg Erfahrungen in <strong>der</strong> Ausbildung von <strong>Orden</strong>smännern auszutauschen und<br />

miteinan<strong>der</strong> neue Ideen zu entwickeln.<br />

Die Sitzung <strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong> begann mit<br />

dem Bericht <strong>der</strong> Postulanten-, Novizenund<br />

Scholastikermeister über die Begleitung<br />

<strong>der</strong> auszubildenden <strong>Orden</strong>skandidaten<br />

und -brü<strong>der</strong>. Dabei zeigte sich,<br />

dass es nicht nur junge Männer sind, <strong>der</strong>en<br />

Weg in unseren <strong>Orden</strong> führt, son<strong>der</strong>n<br />

auch ältere, die in ihrem Leben schon<br />

eine Wegstrecke hinter sich haben. In<br />

den verschiedenen Etappen des <strong>Orden</strong>slebens<br />

spielt neben <strong>der</strong> fachlichen und<br />

spirituellen Bildung auch eine einfühlsame<br />

menschliche Begleitung eine immer<br />

wichtigere Rolle.<br />

An die Berichte schloss sich <strong>der</strong> Austausch<br />

über die Aktivitäten in <strong>der</strong> Berufungspastoral<br />

an. In <strong>der</strong> Bayerischen<br />

Provinz gibt es <strong>der</strong>zeit nur wenige <strong>Orden</strong>sinteressenten,<br />

obwohl zahlreiche<br />

Anfragen den <strong>Orden</strong> erreicht haben.<br />

Auch in den beiden an<strong>der</strong>en Provinzen<br />

ist ein Rückgang an Interessenten zu<br />

verzeichnen, auch wenn dort, insbeson<strong>der</strong>e<br />

in den osteuropäischen Län<strong>der</strong>n,<br />

immer wie<strong>der</strong> junge Männer kommen,<br />

die den <strong>Orden</strong> kennenlernen wollen.<br />

In <strong>Bayern</strong> unterstützt eine Kommission<br />

aus Brü<strong>der</strong>n und Mitarbeitern die Arbeit<br />

des Verantwortlichen für die Berufungspastoral,<br />

Frater Karl Wiench.<br />

Am zweiten Sitzungstag ging es um<br />

Ziele, Methoden und Inhalte <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sausbildung<br />

und Berufungspastoral.<br />

Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Überlegung<br />

stand ein Ausbildungsleitfaden, <strong>der</strong> im<br />

deutschsprachigen Raum bisher für das<br />

Noviziat vorhanden ist. Gewünscht wurde<br />

außerdem eine geordnete Informationsweitergabe<br />

über die auszubildenden<br />

<strong>Orden</strong>sbrü<strong>der</strong> von einem Ausbil<strong>der</strong> zum<br />

nächsten. Es wurden weitere Vorschläge<br />

erarbeitet, die den Provinzleitungen<br />

präsentiert werden.<br />

Geleitet wurde die Sitzung vom Vorsitzenden<br />

<strong>der</strong> deutschsprachigen Ausbil<strong>der</strong>,<br />

Frater Joachim Mačejovský (Graz).<br />

Die Übersetzung übernahm in bewährter<br />

Weise Grzegorz Waberski (Krakau).<br />

Frater Magnus Morhardt<br />

Die in <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sausbildung tätigen Brü<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Polnischen, Österreichischen und Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz


18<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit<br />

Der Konvent <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Manila – in <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>en Reihe zweiter von links: Frater Giuseppe Magliozzi<br />

25 Jahre Barmherzige Brü<strong>der</strong> in Manila<br />

Am 22. Februar begannen in Manila die<br />

Feierlichkeiten zur 25-jährigen Tätigkeit<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> auf den Philippinen.<br />

Die Römische Provinz unter<br />

<strong>der</strong> damaligen (wie heutigen) Leitung<br />

von Provinzial Frater Pietro Cicinelli<br />

errichtete auf Einladung von Kardinal<br />

Jaime L. Sin 1988 in Manila einen Konvent,<br />

ein zweiter folgte 1990 in Amadeo.<br />

Der <strong>Orden</strong> bietet hier soziale und<br />

medizinische Dienste an und betreibt<br />

För<strong>der</strong>schulen.<br />

Bei einem Gottesdienst mit dem emeritierten<br />

Erzbischof von Manila, Gaudencio<br />

B. Rosales, gedachten die <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> gemeinsam mit den Hospitalschwestern<br />

vom Heiligen Herzen<br />

Jesu, die zur gleichen Zeit mit ihren<br />

Diensten auf den Philippinen begannen,<br />

ihrer Ankunft vor 25 Jahren. Nach<br />

dem Gottesdienst wurde eine Wan<strong>der</strong>-<br />

Ausstellung mit Fotos aus zweieinhalb<br />

Jahrzehnten eröffnet. Generalprior Pater<br />

Jesús Etayo dankte in einem Schreiben<br />

Das Logo des Festjahres auf den Philippinen<br />

an die gesamte Familie des heiligen Johannes<br />

von Gott Brü<strong>der</strong>n und Mitarbeitern<br />

<strong>der</strong> Römischen Provinz für ihren<br />

Einsatz.<br />

Mann <strong>der</strong> ersten Stunde war 1988 Frater<br />

Giuseppe Magliozzi, Prior in Manila,<br />

<strong>der</strong> leidenschaftlich gerne Texte schreibt<br />

und viele Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Familie des<br />

heiligen Johannes von Gott regelmäßig<br />

mit aktuellen und historischen Informationen<br />

versorgt. Frater Giuseppe<br />

berichtet, dass er vor seiner Abreise nach<br />

Manila am 28. Januar 1988 an einem<br />

Gottesdienst mit Papst Johannes Paul II.<br />

in dessen Privatkapelle teilnehmen<br />

durfte und dass <strong>der</strong> Heilige Vater seinen<br />

Segen für den Auftrag <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> und<br />

Schwestern erteilte.<br />

Das „Römische“ verkörpert Frater<br />

Giuseppe ja, wie er mit einem Augenzwinkern<br />

bemerkt, gleich in mehrfacher<br />

Hinsicht: als römischer Katholik, als<br />

waschechter gebürtiger Römer und noch<br />

dazu als jemand, dessen zweiter Taufname<br />

auf „Romano“ lautet. Dank <strong>der</strong><br />

Mitteilungsfreude von Frater Giuseppe<br />

wird die Familie des heiligen Johannes<br />

von Gott auch künftig über die Situation<br />

des <strong>Orden</strong>s auf den Philippinen und<br />

vieles mehr gut unterrichtet sein.<br />

js


Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit<br />

19<br />

Pater<br />

Stanislaus<br />

Fiala gestorben<br />

Treffen in Brüssel: (von rechts) Generalrat Frater Rudolf Knopp, Professor Vittorio Prodi,<br />

Dr. Carlo Galasso und Nikolaus Mutschlechner<br />

Generalrat Frater Rudolf<br />

besuchte Europabüro<br />

Vom 18. bis 20. Februar besuchte Generalrat<br />

Frater Rudolf Knopp, Vorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Europakommission <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>, das Büro des <strong>Orden</strong>s im<br />

Gebäude des interdiözesanen Zentrums<br />

<strong>der</strong> Belgischen Bischofskonferenz in<br />

Brüssel. Die Visite nutzte er für eine<br />

Vielzahl von Gesprächen, bei denen<br />

ihn Büroleiter Dr. Carlo Galasso und<br />

Klaus Mutschlechner, Mitarbeiter <strong>der</strong><br />

Generalkurie, begleiteten.<br />

Frater Rudolf traf sich mit den Europaabgeordneten<br />

Professor Vittorio Prodi<br />

(dem Bru<strong>der</strong> des ehemaligen italienischen<br />

Ministerpräsidenten und Präsidenten<br />

<strong>der</strong> Europäischen Kommission<br />

Romano Prodi) und Heinz Becker aus<br />

Österreich. Mit Prodi sprach er über<br />

Forschung in Medizin und Psychiatrie,<br />

mit Becker beispielsweise über die Reaktionen<br />

<strong>der</strong> Krankenhäuser auf den demographischen<br />

Wandel. Begegnungen<br />

gab es unter an<strong>der</strong>em auch mit <strong>der</strong><br />

Beraterin des EU-Kommissionspräsidenten<br />

für Beziehungen zu den Kirchen,<br />

Dr. Katharina von Schnurbein, mit dem<br />

Präsidenten <strong>der</strong> Europakommission <strong>der</strong><br />

Jesuiten, Pater John Dardis, und mit<br />

dem Vizesekretär <strong>der</strong> Europäischen Bischofskonferenz,<br />

Michael Kuhn.<br />

js<br />

Direktor <strong>der</strong> Vatikanapotheke<br />

sprach mit scheidendem Papst<br />

Nach <strong>der</strong> Ankündigung seines Rücktritts<br />

hat Papst Benedikt XVI. bei <strong>der</strong> Audienz<br />

am 13. Februar persönlich mit dem Direktor<br />

<strong>der</strong> Vatikanapotheke gesprochen,<br />

die von den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n geführt<br />

wird. Benedikt XVI. brachte Frater<br />

Rafael Cenizo seine Wertschätzung und<br />

Dankbarkeit für den wertvollen Dienst<br />

<strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> und Mitarbeiter in <strong>der</strong> Vatikanapotheke<br />

zum Ausdruck. Frater<br />

Rafael versicherte seinerseits dem Heiligen<br />

Vater, dass die Brü<strong>der</strong> und Mitarbeiter<br />

<strong>der</strong> Apotheke auch in Zukunft<br />

immer für ihn da sein werden.<br />

www.ohsjd.org<br />

Von 1992 bis 2004 war er Provinzial<br />

<strong>der</strong> Böhmisch-Mährischen Provinz –<br />

am 2. März ist Pater Stanislaus Fiala in<br />

Boskowitz/Tschechien gestorben, einen<br />

Monat vor seinem 83. Geburtstag. Am<br />

16. März wurde in Lettowitz das Requiem<br />

für den Verstorbenen gefeiert,<br />

anschließend wurde er in <strong>der</strong> Krypta<br />

<strong>der</strong> Klosterkirche beigesetzt<br />

Pater Stanislaus trat dem <strong>Orden</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> 1947 in Prag<br />

bei. Mit dem Eintritt in das Noviziat<br />

in Brünn stellte er einen Antrag für die<br />

Studien <strong>der</strong> Medizin und Theologie. Das<br />

Medizinstudium wurde im Jahr 1950 abgelehnt,<br />

aber das kommunistische Re-<br />

Pater Stanislaus Fiala<br />

gime bot ihm das Studium <strong>der</strong> Theologie<br />

unter <strong>der</strong> Bedingung an, den <strong>Orden</strong> zu<br />

verlassen. Dieses Angebot lehnte er ab.<br />

1959 erlebte er im Konvent Proßnitz die<br />

gewaltsame Vertreibung <strong>der</strong> kirchlichen<br />

<strong>Orden</strong> durch die Kommunisten. Er wurde<br />

nach Welehrad versetzt, um sich dort<br />

um Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung<br />

zu kümmern. Nach einer<br />

Ausbildung zum Krankenpfleger konnte<br />

er ab 1968 in Olmütz doch noch Theologie<br />

studieren und wurde 1972 dort zum<br />

Priester geweiht. In den Folgejahren<br />

wirkte er an verschiedenen Orten, bis<br />

die politische Wende 1989 eine Wie<strong>der</strong>belebung<br />

des <strong>Orden</strong>s ermöglichte.<br />

Quelle: www.barmherzige-brue<strong>der</strong>.at


20<br />

Krankenhaus und Gesundheit<br />

Klinik St. Hedwig än<strong>der</strong>t<br />

Anweisung zur „Pille danach“<br />

Interview mit Frater Thomas Väth vom Ethikrat <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Zum Abschluss ihrer Frühjahrsvollversammlung erklärten die deutschen katholischen Bischöfe, dass sie im Falle einer<br />

Vergewaltigung den Einsatz von bestimmten Formen <strong>der</strong> „Pille danach“ erlauben und die von sexualisierter Gewalt<br />

betroffenen Frauen „selbstverständlich menschliche, medizinische, psychologische und seelsorgliche Hilfe“ erhielten.<br />

In <strong>der</strong> Klinik St. Hedwig <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Regensburg stellte sich ebenfalls die Frage zum Umgang mit<br />

<strong>der</strong> „Pille danach“ bei Patientinnen nach sexualisierter Gewalt. Dazu beriet Frater Thomas Väth mit Dr. Thomas<br />

Binsack im Rahmen seiner Tätigkeit im Ethikrat <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> die Klinik<br />

St. Hedwig. Im folgenden Interview erklärt er die wichtigsten Punkte im Umgang mit postkoitalen Kontrazeptiva.<br />

Anfang Februar hat die Klinik St.<br />

Hedwig eine neue Verfahrensanweisung<br />

zur „Pille danach“ herausgegeben.<br />

Wie stehen die <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> zur Verschreibung postkoitaler<br />

Kontrazeptiva, <strong>der</strong> sogenannten<br />

„Pille danach“ nach sexualisierter<br />

Gewalt?<br />

Die Position <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

hat sich in Bezug auf postkoitale Kontrazeptiva<br />

nach sexualisierter Gewalt nicht<br />

verän<strong>der</strong>t, aber die wissenschaftliche<br />

Forschung über diese postkoitalen Kontrazeptiva<br />

hat sich weiterentwickelt. Die<br />

ganze Zeit konnte die Pharmazie nicht<br />

eindeutig nachweisen, dass es orale postkoitale<br />

Medikamente gibt, die eine rein<br />

Eisprung verzögernde Wirkung haben.<br />

Son<strong>der</strong>n es wurde gesagt, es kann sein,<br />

dass sie auch nidationshemmend sind,<br />

abtreibend wirken. Vor kurzem kam eine<br />

neue Studie raus, die jetzt auch von Gynäkologieverbänden<br />

aufgegriffen wurde<br />

und die eindeutig klarstellt, dass es orale<br />

Wirkstoffe gibt, die unter medizinisch<br />

gut diagnostizierbaren Umständen eine<br />

nur Eisprung verzögernde Wirkung<br />

haben. Und somit sind wir nicht mehr<br />

bei einer abtreibenden, son<strong>der</strong>n bei einer<br />

verhütenden Wirkung und dies ist im<br />

Falle von vorausgegangener sexueller<br />

Gewalt nach katholischem Verständnis<br />

möglich.<br />

Was hat sich zur bisherigen Regelung<br />

verän<strong>der</strong>t und was waren die<br />

ausschlaggebenden Gründe dafür?<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Stellungnahme des Kölner<br />

Kardinals Joachim Meisner zur Pil-<br />

Frater Thomas Väth<br />

le danach infolge des Vorfalls in Köln,<br />

bei dem eine junge Frau nach einer<br />

Vergewaltigung von zwei katholischen<br />

Krankenhäusern ohne Behandlung und<br />

Spurensicherung abgewiesen wurde,<br />

wünschte Frau Beiser, Geschäftsführerin<br />

<strong>der</strong> Klinik St. Hedwig, eine Beratung<br />

durch den Ethikrat. Es sollte geklärt<br />

werden, wie die Ärzte künftig in solchen<br />

Fällen vorgehen sollen, in denen Frauen<br />

Opfer von sexualisierter Gewalt wurden<br />

und im Rahmen <strong>der</strong> Behandlung die<br />

„Pille danach“ möchten. In <strong>der</strong> Klinik<br />

St. Hedwig gibt es schon seit einigen<br />

Jahren dazu eine Verfahrensanweisung,<br />

die beinhaltet, dass wir alle Patientinnen<br />

aufnehmen, behandeln und auf Wunsch<br />

forensische Untersuchungen durchführen<br />

sowie die Polizei, ebenfalls auf<br />

Wunsch, verständigen. Die bisherige<br />

Regelung sah vor, dass eine Patientin,<br />

die die „Pille danach“ wünscht, an den<br />

ärztlichen Bereitschaftsdienst o<strong>der</strong> an<br />

einen ansässigen Gynäkologen verwiesen<br />

wird. Jetzt, durch die neuen wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse zur Wirkung<br />

<strong>der</strong> Medikamente kam die Frage auf,<br />

ob wir selbst die oralen postkoitalen<br />

Kontrazeptiva geben dürfen. Dr. Binsack<br />

und ich sind in Absprache mit<br />

Professor Seelbach-Göbel, Ärztliche<br />

Direktorin und Chefärztin <strong>der</strong> Klinik<br />

St. Hedwig, die uns medizinisch beraten<br />

hat, zu dem Ergebnis gekommen, dass<br />

in diesem Falle das Rezept ausgestellt<br />

werden kann.<br />

Wie wirkt die Pille danach?<br />

Es gibt in Deutschland zwei zugelassene<br />

orale postkoitale Kontrazeptiva,<br />

die die Ovulation, also den Eisprung,<br />

verzögern und somit eine verhütende<br />

Wirkung haben. Diese beiden Medikamente<br />

werden eben auch als die „Pille<br />

danach“ bezeichnet und sind nicht mit<br />

den Mifepriston-Präparaten (RU 486)<br />

zu verwechseln, die eine abtreibende<br />

Wirkung haben und auch als „Abtreibungspillen“<br />

bekannt sind. Wir sprechen<br />

nur von den beiden Medikamenten, die<br />

eine den Eisprung verzögernde Wirkung<br />

haben. Sie haben nicht die Wirkung, die<br />

befruchtete Eizelle an <strong>der</strong> Nidation zu<br />

hin<strong>der</strong>n, eine eingenistete Eizelle abzustoßen<br />

o<strong>der</strong> eine Blutung auszulösen.<br />

Bestehen Gefahren für die Frau bei<br />

Einnahme <strong>der</strong> Pille danach?<br />

Es gibt Nebenwirkungen wie Übelkeit,<br />

Erbrechen, Blutungsstörungen wie bei<br />

an<strong>der</strong>en hormonellen Präparaten auch.


Krankenhaus und Gesundheit<br />

21<br />

Schwerwiegende gesundheitliche Gefahren<br />

für die Patientin gibt es nicht.<br />

Welche Leistung bekommt heute eine<br />

Frau, die nach sexueller Gewalt in<br />

das Krankenhaus <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> kommt?<br />

Das ist nicht pauschal zu beantworten.<br />

Wir unterscheiden natürlich, ob eine Patientin<br />

volljährig o<strong>der</strong> nicht volljährig<br />

ist. Dies hat auch rechtliche Aspekte,<br />

ob Eltern, Jugendamt usw. eingeschaltet<br />

werden müssen. Grundsätzlich ist<br />

zu sagen, dass eine Spurensicherung<br />

vorgenommen wird, wenn die Patientin<br />

dies wünscht. Wenn eine Patientin eine<br />

Befundsicherung und Anzeige ablehnt,<br />

besteht die ärztliche Schweigepflicht,<br />

das heißt, die Polizei wird nicht verständigt<br />

und es besteht auch keine Anzeigepflicht<br />

für den Arzt. Alle Patientinnen<br />

bekommen immer eine HIV- und Hepatitis-Aufklärung.<br />

Die Daten werden,<br />

soweit gewünscht, bei uns archiviert, um<br />

bei einer späteren Zeugenaussage des<br />

Arztes vor Gericht verwendet werden<br />

zu können. Des Weiteren wird bei je<strong>der</strong><br />

Patientin eine Zyklusanamnese erhoben<br />

und <strong>der</strong> kontrazeptive Status erfragt. Es<br />

gibt natürlich für jede Patientin auch<br />

die Möglichkeit, mit einem Seelsorger<br />

zu sprechen, und bei Bedarf erhält sie<br />

weiterführende Informationen. Das Ziel<br />

ist, <strong>der</strong> Patientin zu helfen und zur Seite<br />

zu stehen. Mit dem neuen Stand <strong>der</strong><br />

Wissenschaft haben wir nun auch die<br />

Möglichkeit, die Patientin nicht mehr an<br />

einen zweiten Arzt verweisen zu müssen,<br />

son<strong>der</strong>n ihr das Rezept für die „Pille<br />

danach“ auszustellen.<br />

Gilt die Stellungnahme für alle<br />

drei Gynäkologien, also auch in<br />

Schwandorf und Straubing?<br />

Diese Verfahrensanweisung gilt für<br />

die Klinik St. Hedwig, Regensburg.<br />

Ich war auch mit den Geschäftsführern<br />

<strong>der</strong> Krankenhäuser in Straubing und<br />

Schwandorf in Kontakt, wo es ebenfalls<br />

Abteilungen für Frauenheilkunde und<br />

Geburtshilfe gibt. Gerade in <strong>der</strong> Absprache<br />

mit den Geschäftsführern war ein<br />

wichtiger Punkt, dass wir in allen Häusern<br />

den Patientinnen in gleicher Art und<br />

Weise entgegenkommen. Schwandorf<br />

und Straubing orientieren sich an dieser<br />

Vorgehensweise und es liegt in ihrer<br />

Zuständigkeit, eigene Verfahrensanweisungen<br />

zu erstellen. Wir vom Ethikrat<br />

können nur sagen, was ethisch machbar<br />

ist o<strong>der</strong> wovon Abstand zu nehmen ist.<br />

Wir haben eine beratende Wirkung, aber<br />

keine normativ eingreifende.<br />

Interview: kl<br />

Krank wegen<br />

psychischer<br />

Ursachen<br />

Immer mehr Krankschreibungen in<br />

Deutschland haben psychische Ursachen.<br />

Nach Ende Februar veröffentlichten<br />

Berichten <strong>der</strong> Krankenkassen DAK<br />

und TK haben die Fehlzeiten aufgrund<br />

psychischer Diagnosen 2012 einen<br />

neuen Höchststand erreicht. Der bundesweite<br />

Krankenstand sei hingegen nur<br />

geringfügig gestiegen. Im vergangenen<br />

Jahr waren statistisch gesehen 3,88<br />

Prozent aller Erwerbspersonen krankgeschrieben,<br />

so die TK. Psychisch bedingte<br />

Arbeitsunfähigkeit steige seit<br />

Jahren an, 2012 allein gab es eine Steigerung<br />

um 5,7 Prozent.<br />

Erwerbspersonen waren in Deutschland<br />

im vergangenen Jahr durchschnittlich<br />

14,2 Tage lang krank, davon 2,5 Tage<br />

mit einer psychischen Erkrankung.<br />

„Depressive Episoden, zu denen auch<br />

die Erschöpfungsdepression Burnout<br />

gehört, stehen damit auf Platz eins <strong>der</strong><br />

Haupt ursachen von Krankschreibungen,<br />

noch vor Rückenschmerzen und Erkältungserkrankungen“,<br />

so Gudrun Ahlers<br />

von <strong>der</strong> TK.<br />

Die Krankenkasse DAK for<strong>der</strong>te eine<br />

„ehrliche und sachliche Debatte“ zur<br />

Bewertung dieser Entwicklung. Laut<br />

DAK-Report haben zwischen 1997 und<br />

2012 die Fehltage durch Depressionen<br />

und an<strong>der</strong>e psychische Krankheiten um<br />

165 Prozent zugenommen. Frauen waren<br />

dabei fast doppelt so häufig betroffen<br />

wie Männer.<br />

Handelspräparat <strong>der</strong> „Pille danach“ mit dem Wirkstoff Ulipristal, wie sie auch in <strong>der</strong> Klinik<br />

St. Hedwig Frauen nach sexualisierter Gewalt verschrieben werden kann.<br />

Die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung<br />

(DPtV) beklagte, dass sich<br />

die Haltung <strong>der</strong> Bevölkerung wenig<br />

geän<strong>der</strong>t habe. Es gebe nach wie vor<br />

Stigmatisierung gegenüber psychisch<br />

Kranken. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Krankenkassen<br />

verlangten einen Ausbau <strong>der</strong><br />

psychotherapeutischen Versorgung. Das<br />

deutsche Gesundheitswesen sei immer<br />

noch viel zu stark körperlich orientiert,<br />

es werde viel Geld für Psychopharmaka<br />

ausgegeben.<br />

KNA


22<br />

Krankenhaus und Gesundheit<br />

Heribert Prantl referierte in<br />

<strong>der</strong> Reihe „Regensburger<br />

Gespräche zur Medizinethik“<br />

Der Mensch<br />

als Kostenfaktor<br />

Prof. Dr. Heribert Prantl, Mitglied<br />

<strong>der</strong> Chefredaktion <strong>der</strong> Süddeutschen<br />

Zeitung, hielt am 28. Januar<br />

im Krankenhaus Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

Regensburg ein Plädoyer gegen<br />

die Ökonomisierung des Gesundheitswesens.<br />

Die Ethikkommission des Krankenhauses,<br />

die den Journalisten im Rahmen<br />

<strong>der</strong> „Regensburger Gespräche zur Medizinethik“<br />

eingeladen hatte, traf damit<br />

den Nerv <strong>der</strong> Zeit: Fast 400 Besucher<br />

drängten sich im Krankenhaus-Hörsaal,<br />

saßen auf den Treppen und Gängen o<strong>der</strong><br />

hörten sich den Vortrag per Videoübertragung<br />

in einem benachbarten Konferenzraum<br />

an.<br />

Mit sehr persönlichen Worten erzählte<br />

Prantl, wie vor zehn Jahren sein Vater im<br />

Regensburger Krankenhaus <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> im Sterben lag. Während<br />

dieser Zeit sei er oft am Bildnis des<br />

Frater Eustachius Kugler vorbeigegangen,<br />

mit dessen Wirken Prantl seit seiner<br />

Kindheit vertraut ist.<br />

Kuglers Anordnung zur „klassenlosen“<br />

Krankenpflege, welche die Bedürftigen<br />

und Schwerkranken in den Mittelpunkt<br />

rückte und nicht den sozialen Status,<br />

imponierte Prantl schon damals. Und<br />

so sinnierte Prantl, welche Anweisung<br />

<strong>der</strong> <strong>Orden</strong>smann wohl heute den Ärzten<br />

geben würde. „Würde er seine Ärzte<br />

auffor<strong>der</strong>n, nicht auf das Alter als Behandlungsmaßgabe<br />

zu starren?“, fragte<br />

sich Prantl. Denn: „Nach aktuellen Untersuchungen<br />

entfallen ein Viertel <strong>der</strong><br />

medizinischen Kosten eines Lebens auf<br />

das letzte Lebensjahrzehnt. Es gibt daher<br />

Ökonomen, darunter Wirtschafts-Nobelpreisträger<br />

Gary Becker, die for<strong>der</strong>n, die<br />

Gesundheitsausgaben gegen Ende des<br />

Lebens zu begrenzen.“ Becker sei <strong>der</strong><br />

Auffassung, es könne Millionen kosten,<br />

den Tod ein paar Monate hinauszuzögern,<br />

und er glaube auch, die Mediziner<br />

wollten ungeachtet eines sinnvollen<br />

Kosten-Nutzen-Verhältnisses alles Gelernte<br />

und Mögliche anwenden.<br />

Patienten als Melkkühe<br />

und arme Hunde?<br />

Dies stellte Prantl in Frage, indem er<br />

auf den Punkt brachte: „Ist <strong>der</strong> Wert des<br />

Menschen abhängig vom Alter? (…)<br />

Wenn ein Mensch mit zwanzig stirbt,<br />

hat er unter Umständen mehr Kosten<br />

verursacht, als ein Mensch, <strong>der</strong> mit<br />

neunzig stirbt. Die Kosten fallen eben<br />

nur früher an.“<br />

Prantl knüpfte im Lauf des Vortrages an<br />

die Aussage von Pflegekritiker Claus<br />

Fussek an, dass Pflege und Krankheit<br />

nicht börsen- und renditefähig seien.<br />

Lei<strong>der</strong> lehre die Praxis etwas an<strong>der</strong>es,<br />

denn private Klinikketten seien an <strong>der</strong><br />

Börse notiert. Und die Aktionäre wollen<br />

Geld sehen. Die Krankenhauslandschaft<br />

sei im Umbruch. Doch Prantl warnte und<br />

nahm auch den Staat in die Pflicht: „Wo<br />

bleibt die Daseinsvorsorge (…), wenn<br />

Angebot, Nachfrage und Rentabilität<br />

angepasst werden? Wo bleiben Arme,<br />

Alte und chronisch Kranke?“<br />

US-amerikanische Gesundheitsmanager<br />

würden sogar zwischen Kranken als<br />

„cash cows“ (deutsch: Melkkühe) und<br />

Kranken als „poor dogs“ (deutsch: arme<br />

Hunde) unterscheiden – also danach, ob<br />

mit den Kranken Gewinne zu erzielen<br />

seien o<strong>der</strong> ob die Kliniken draufzahlen<br />

müssten. Auch in Deutschland werde<br />

immer mehr auf das Geld geschaut:<br />

2003 wurden bundesweit die so genannten<br />

Fallpauschalen abhängig von <strong>der</strong><br />

Erkrankung eingeführt und <strong>der</strong> frühere<br />

Krankenhaustagessatz abgeschafft.<br />

Würde im Leben und Sterben<br />

Prantl führte den Bogen zurück zu Eustachius<br />

Kugler: „Würde er sein Krankenhaus-Management<br />

davor warnen, die<br />

Gewinnerzielung zur allein handlungsleitenden<br />

Kategorie zu machen?“ Prantl<br />

war sich sicher: Wahrscheinlich würde<br />

Kugler vor dem Verlust des Mitgefühls<br />

warnen. Als politischer Journalist und<br />

Jurist bezog sich Prantl schließlich auf<br />

Artikel 1 des Grundgesetzes: „Die Würde<br />

des Menschen ist unantastbar.“ Das<br />

Krankenhaus sei einer <strong>der</strong> wichtigsten<br />

Orte, an dem sich <strong>der</strong> Eingangssatz des<br />

Grundgesetzes bewähren müsse. Denn<br />

<strong>der</strong> Artikel 1 des Grundgesetzes dürfe<br />

hier im Krankenhaus auch einmal ganz<br />

körperlich verstanden werden: Wo sonst<br />

würde so viel angetastet und abgetastet<br />

wie im Krankenhaus? Das Krankenhaus<br />

dürfe deshalb keine Fabrik sein, um<br />

Geld zu machen, son<strong>der</strong>n ein Haus, in<br />

dem geheilt wird und in dem <strong>der</strong> Mensch<br />

im Leben und im Sterben geachtet wird.<br />

Svenja Uihlein


Krankenhaus und Gesundheit<br />

23<br />

Serie Sport: Triathlon<br />

15 Stunden trainieren pro Woche<br />

Dr. Gábor Galamb (33), Assistenzarzt<br />

<strong>der</strong> Unfallchirurgie, Orthopädie<br />

und Sportmedizin am Krankenhaus<br />

St. Barbara Schwandorf, hat sich<br />

2005 mit dem Virus „Triathlon“ infiziert.<br />

Seitdem ist diese Sportart neben<br />

Familie und Beruf zu einem festen<br />

Bestandteil seines Lebens geworden.<br />

Wie sind Sie zum Triathlon gekommen?<br />

Ich habe 2005 spontan bei einem XTER-<br />

RA (Cross-Triathlon mit 1200 Metern<br />

Schwimmen, 40 Kilometern auf dem<br />

Mountainbike und 10 Kilometern Laufen<br />

– alles in bergigem Gelände) mitgemacht.<br />

Ich konnte mich damals nur<br />

mit Müh und Not über Wasser halten,<br />

und ich war ein lausiger Radfahrer, aber<br />

dachte, laufen kann ja je<strong>der</strong>. Gleich<br />

am Anfang bin ich in <strong>der</strong> reißenden,<br />

eiskalten Donau fast ertrunken. Dann<br />

schob ich mein Fahrrad stundenlang<br />

bergauf und bergab, weil ich entwe<strong>der</strong><br />

zu schwach o<strong>der</strong> zu ängstlich war, um<br />

aufzusitzen. Bei <strong>der</strong> dritten Disziplin<br />

kam für mich die Überraschung: Laufen,<br />

beson<strong>der</strong>s im Gelände, ist doch nicht so<br />

einfach wie gedacht. Trotz allem hat es<br />

mir riesigen Spaß gemacht, und ich fing<br />

an zu trainieren.<br />

Welche <strong>der</strong> drei Disziplinen liegt Ihnen<br />

am meisten?<br />

Das Laufen. Man kann immer laufen –<br />

bei Tag und Nacht, im Schnee o<strong>der</strong> im<br />

Regen. Auf geeignetem Gelände braucht<br />

man nicht einmal Schuhe. Man braucht<br />

Dr. Galamb auf dem Fahrrad<br />

sich nicht um technische Probleme wie<br />

beim Radfahren zu kümmern. Und wenn<br />

es weh tut, schließt man einfach die<br />

Augen und denkt an die Ziellinie. Ein<br />

Schritt nach dem an<strong>der</strong>en geht immer.“<br />

Wie oft trainieren Sie?<br />

Es ist schwer, neben Arbeit und Familie<br />

Zeit für den Sport zu finden. Vor ein paar<br />

Jahren wohnte ich 75 Kilometer von<br />

meinem Arbeitsplatz entfernt. Das war<br />

ideal. Denn wenn ich mit dem Fahrrad<br />

hin- und zurückfuhr, hatte ich schon genug<br />

Training für den Tag. Und wenn ich<br />

es zu wenig fand, bin ich kurzerhand die<br />

20 Kilometer zu meinen Eltern gelaufen,<br />

die auf dem Weg zur Arbeit wohnten.<br />

Dort folgte ein schneller Wechsel auf<br />

das Rad. So habe ich damals 20 bis 30<br />

Stunden pro Woche trainiert. Heute sind<br />

es nur noch zehn bis 15 Stunden, aber<br />

seitdem ich eine Familie habe, ist mir<br />

diese wichtiger.<br />

Was waren bislang Ihre sportlichen<br />

Höhepunkte?<br />

Beson<strong>der</strong>s stolz bin ich auf meinen<br />

zehnten Platz beim ungarischen Ironman<br />

2011. Mein größter internationaler<br />

Erfolg ist <strong>der</strong> Vizeweltmeistertitel bei<br />

<strong>der</strong> Weltmeisterschaft <strong>der</strong> Ärzte und<br />

Apotheker 2010. Ich freue mich aber<br />

auch über meinen vierten Platz beim<br />

Schwandorfer Firmenlauf letztes Jahr,<br />

bei dem ich mit an<strong>der</strong>en guten Sportlern<br />

und Kollegen unseres Hauses gemeinsam<br />

laufen durfte.<br />

Worauf sollten Anfänger aus medizinischer<br />

Sicht achten?<br />

Triathlon ist grundsätzlich eine Sportart<br />

für je<strong>der</strong>mann. Ich habe Bekannte, die<br />

mit 50 Jahren mit dem Triathlon-Training<br />

angefangen haben. Der Weltmeister<br />

von 2011 im Zehnfach-Ironman begann<br />

erst mit 42 zu trainieren. Also: Alter ist<br />

kein Hin<strong>der</strong>nis. Nicht einmal körperliche<br />

Einschränkungen. Ich habe zum<br />

Beispiel einen Freund, <strong>der</strong> ohne linken<br />

Unterarm zur Welt kam. Auch er macht<br />

Triathlon. Unter medizinischer Aufsicht<br />

und in vernünftigen Grenzen ist Vieles<br />

machbar.<br />

Dr. Gábor Galamb kommt beim Ironman<br />

2011 in Nagyatád/Ungarn als zehnter ins Ziel.<br />

„Das Faszinierende am Triathlon<br />

ist, dass es aus drei Sportarten besteht,<br />

die <strong>der</strong> menschlichen Natur<br />

am nächsten liegen: Schwimmen<br />

im nassen Element ist unser Ursprung;<br />

Laufen ist die einfachste<br />

Form <strong>der</strong> Bewegung, seitdem unsere<br />

Füße auf festem Grund und<br />

Boden stehen; und Radfahren ist<br />

ein Spiel – und Spiele braucht <strong>der</strong><br />

Mensch in einer ernsten Welt.“<br />

Dr. Gábor Galamb<br />

Was liegt Ihnen bei dieser Sportart<br />

noch am Herzen?<br />

Wenn jemand diesen Sport über ein<br />

reines Hobby hinaus betreibt, kommt<br />

er ohne die Hilfe von Familie o<strong>der</strong><br />

Freunden nicht aus. Alles, was ich bislang<br />

in diesem Sport erreicht habe, habe<br />

ich auch meiner Frau zu verdanken.<br />

Sie hat mich bei den Wettkämpfen und<br />

beim Training unterstützt. Ihre Ausdauer,<br />

Hartnäckigkeit und Fürsorge sind für<br />

mich von großer Bedeutung – sowohl<br />

bei Wettkämpfen als auch im Alltag.<br />

Interview: Marion Hausmann


24<br />

Krankenhaus und Gesundheit<br />

Zwei neue Herzkatheteranlagen<br />

in Regensburg<br />

1,2 Millionen Euro investierte das<br />

Krankenhaus Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

Regensburg in zwei hochmo<strong>der</strong>ne<br />

Herzkatheteranlagen neuester Generation.<br />

Zudem erfuhren die Überwachungs-<br />

und Wartebereiche für die<br />

Herzkatheterpatienten eine großzügige<br />

bauliche Erweiterung.<br />

Mitte Februar konnte das Krankenhaus<br />

Regensburg zwei weitere neue volldigitale<br />

Herzkatheteranlagen in Betrieb nehmen.<br />

Die Klinik für Kardiologie verfügt<br />

nun über eine sogenannte Zwei-Ebenen-<br />

Anlage sowie zusätzlich über eine Ein-<br />

Ebenen-Anlage. Mit <strong>der</strong> Zwei-Ebenen-<br />

Anlage können die Herzspezialisten<br />

Herzgefäßverengungen o<strong>der</strong> Herzinfarkte<br />

so beurteilen und behandeln, dass<br />

dies für den Patienten deutlich sicherer<br />

und schonen<strong>der</strong> als bisher ist. Die neue<br />

Ein-Ebenen-Anlage wird vor allem für<br />

das Einsetzen von Herzschrittmachern<br />

und Defibrillatoren benötigt. Die Neuanschaffung<br />

<strong>der</strong> Geräte war notwendig<br />

geworden, da die alten Anlagen nicht auf<br />

die stark gestiegene Anzahl von circa<br />

3.000 Herzkatheteruntersuchungen im<br />

Jahr ausgelegt waren. In <strong>der</strong> Klinik für<br />

Herzrhythmusstörungen hält das Krankenhaus<br />

schon zwei vergleichbare Zwei-<br />

Ebenen-Anlagen vor.<br />

Kardiologie-Chefarzt Privatdozent<br />

Dr. Peter Sick erläutert: „Die Zwei-Ebenen-Anlage<br />

ist in <strong>der</strong> Lage, dem Kardiologen<br />

zeitgleich zwei Aufnahmen eines<br />

Herzgefäßes aus zwei verschiedenen<br />

Blickwinkeln zu liefern und dem Arzt<br />

damit gewissermaßen eine dreidimensionale<br />

Vorstellung des Gefäßverlaufs<br />

zu geben. Dadurch können wir mit<br />

deutlich weniger Röntgenkontrastmittel<br />

arbeiten. Der geringere Einsatz von<br />

Kontrastmittel ist weniger belastend<br />

für die Patienten, wovon insbeson<strong>der</strong>e<br />

Kardiologie-Chefarzt Privatdozent<br />

Dr. Pe ter Sick bei einer Herzkatheteruntersuchung<br />

mit Hilfe <strong>der</strong> neuen Zwei-Ebenen-<br />

Anlage<br />

Patienten mit akutem Herzinfarkt o<strong>der</strong><br />

einer Nierenschwäche profitieren.“ Die<br />

neuartige Technologie verkürze außerdem<br />

die Untersuchungszeit für die Patienten<br />

und setze sie einer geringeren<br />

Strahlenbelastung aus. Die Erweiterung<br />

<strong>der</strong> Überwachungs- und Wartebereiche<br />

für die Patienten optimiert die Abläufe<br />

innerhalb des Herzkatheterlabors.<br />

Svenja Uihlein<br />

Buchhinweis<br />

Worte überwinden Grenzen<br />

„Barrieren überwinden“,<br />

so lautete<br />

das Motto<br />

eines Literatur-<br />

Wettbewerbs,<br />

<strong>der</strong> 2011 vom<br />

Verband Caritas<br />

Behin<strong>der</strong>tenhilfe<br />

und Psychiatrie<br />

(CBP)<br />

ausgeschrieben<br />

wurde. CBP-Geschäftsführer Thorsten<br />

Hinz hat die drei preisgekrönten Beiträge<br />

und eine Reihe weiterer Einsendungen<br />

nun in einem Buch herausgegeben.<br />

Der Band versammelt Kurzgeschichten,<br />

Essays, Novellen, Märchen<br />

und Gedichte unterschiedlichster Art.<br />

Gemeinsam ist den Werken, dass sie aus<br />

vielfältigen Blickwinkeln das Leben von<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung zum Thema<br />

haben und so die Leserinnen und Leser<br />

gewissermaßen spielerisch an Themen<br />

wie Selbstbestimmung, Teilhabe und<br />

Inklusion heranführen.<br />

Der Gewinner des Wettbewerbs, Tom<br />

Liehr, etwa schil<strong>der</strong>t die Beziehung<br />

eines Sohnes zu seinem nach einem<br />

Unfall schwerst pflegebedürftigen Vater.<br />

Katja Herrmann erhielt für ihre Geschichte<br />

„Sascha kann das schon“ den<br />

dritten Preis – es geht darin um einen<br />

geistig behin<strong>der</strong>ten jungen Mann, <strong>der</strong> eine<br />

Werkstätte für behin<strong>der</strong>te Menschen<br />

besucht, und versucht, sein Leben ohne<br />

seine Mutter zu meistern, die plötzlich<br />

nichts mehr für ihn tun kann (mehr sei<br />

an dieser Stelle nicht verraten).<br />

Beschäftigte aus den Werkstätten<br />

St. Josef <strong>der</strong> Katholischen Jugendfürsorge<br />

in Straubing steuerten einen<br />

„Werkstatt-Rap“ mit dem Titel „Hey<br />

Leute, werdet wach!“ bei, in dem es<br />

unter an<strong>der</strong>em heißt:<br />

Ihr denkt, „Normalo-Arbeit“<br />

ist so wichtig<br />

und unsre sei dagegen nichtig.<br />

Doch schaut uns Werkstattgänger an,<br />

was je<strong>der</strong> von uns leisten kann.<br />

Insgesamt ein lohnendes Lesebuch, in<br />

dem man immer mal wie<strong>der</strong> schmökern<br />

kann. Dem Lektorat hätte man an mancher<br />

Stelle etwas mehr Mut zur Korrektur<br />

gewünscht, zum Beispiel bei <strong>der</strong><br />

Zeichensetzung.<br />

js<br />

Thorsten Hinz (Hg.), Worte überwinden<br />

Grenzen. Geschichten aus dem<br />

Leben von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

und psychischer Erkrankung, Freiburg<br />

(Lambertus-Verlag) 2012, 294 Seiten,<br />

19,90 Euro


Kirche und Gesellschaft<br />

25<br />

Ein <strong>Orden</strong>smann<br />

auf dem Stuhl Petri<br />

Selbst nicht gerade als kirchennah bekannte<br />

Zeitungen lobten den neuen<br />

Papst Franziskus für die Demut, die er<br />

bei seinem ersten Auftritt auf <strong>der</strong> Loggia<br />

des Petersdoms ausgestrahlt habe. Für<br />

die meisten überraschend wurde Jorge<br />

Mario Bergoglio, seit 1998 Erzbischof<br />

von Buenos Aires (Argentinien), seit<br />

2001 Kardinal, am 13. März zum Oberhaupt<br />

<strong>der</strong> katholischen Kirche gewählt.<br />

Für den <strong>Orden</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

gibt es eine ganze Reihe von Berührungspunkten<br />

mit dem ersten Papst aus<br />

Südamerika. Er ist <strong>Orden</strong>smann – seit<br />

1958 gehört er dem Jesuitenorden an<br />

und war von 1973 bis 1979 Provinzial<br />

<strong>der</strong> argentinischen <strong>Orden</strong>sprovinz. Sein<br />

Einsatz für die Armen trifft sich mit dem<br />

Engagement des Hospitalordens für<br />

hilfsbedürftige Menschen.<br />

Diese Haltung drückt Franziskus nicht<br />

nur dadurch aus, dass er sich nach Franz<br />

von Assisi benennt; durch seine bescheidene<br />

Lebensführung hat er schon als<br />

Erzbischof von Buenos Aires gezeigt,<br />

dass er sich nicht als Kirchenfürst versteht,<br />

son<strong>der</strong>n als Hirte und Seelsorger<br />

nahe bei den Menschen sein will. Er<br />

lebte in einer kleinen Wohnung und<br />

fuhr lieber mit Bus und Bahn als sich<br />

chauffieren zu lassen. Typisch für ihn<br />

ist wohl auch, dass er seine Landsleute<br />

aufrief, nicht zu seiner Amtseinführung<br />

nach Rom zu reisen, son<strong>der</strong>n stattdessen<br />

für die Armen zu spenden und zu Hause<br />

zu bleiben.<br />

In seiner Ansprache beim ersten Angelusgebet<br />

am 17. März bekannte Papst<br />

Franziskus sich ausdrücklich zur Barmherzigkeit<br />

als Grundakzent <strong>der</strong> Kirche:<br />

„Etwas mehr Barmherzigkeit verän<strong>der</strong>t<br />

die Welt; es macht sie weniger kalt und<br />

mehr gerecht.“<br />

Die Provinz des Unteren Südamerika<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> hat ihren Sitz<br />

im Großraum Buenos Aires; insgesamt<br />

betreibt <strong>der</strong> <strong>Orden</strong> in Argentinien vier<br />

Häuser. Auf <strong>der</strong> Facebook-Seite <strong>der</strong><br />

Provinz wurde wenige Stunden nach<br />

<strong>der</strong> Papstwahl ein Foto veröffentlicht,<br />

das Kardinal Bergoglio in einem Stadtbus<br />

zeigt – dem dazugehörigen Text ist<br />

als Motto vorangestellt: „Vom Bus ins<br />

Papamobil“. Provinzial Frater Luis Alberto<br />

Mojica Paz berichtet, dass Erzbischof<br />

Bergoglio häufig in die Kliniken<br />

des <strong>Orden</strong>s kam, um kranke Priester und<br />

<strong>Orden</strong>sleute zu besuchen. „Dabei bat er<br />

uns und das Personal stets, kein Aufhebens<br />

um ihn zu machen.“<br />

Als eines von fünf Kin<strong>der</strong>n eines italienischstämmigen<br />

Eisenbahners wird <strong>der</strong><br />

neue Pontifex in Rom keine Sprachprobleme<br />

haben. Übrigens spricht er auch<br />

Deutsch, 1985 hat er ein Semester an <strong>der</strong><br />

Hochschule seines <strong>Orden</strong>s in Frankfurt<br />

am Main verbracht.<br />

Zu schaffen machen könnte Papst Franziskus<br />

sein Alter und seine Gesundheit<br />

– immerhin ist er schon 76 und ihm wurde<br />

in jungen Jahren ein Teil <strong>der</strong> rechten<br />

Lunge entfernt. Aber bestimmt wird die<br />

von den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n betriebene<br />

Vatikanapotheke auch während des<br />

neuen Pontifikats alles in ihren Kräften<br />

Stehende tun, um den Heiligen Vater in<br />

gesundheitlicher Hinsicht bestmöglich<br />

zu versorgen.<br />

js<br />

Papst Franziskus bei seiner ersten Fahrt<br />

im Papamobil anlässlich seiner Amtseinführung<br />

am 19. März


26<br />

Rätsel<br />

Rätsel: Pflanze gesucht<br />

Bitte schicken Sie eine Postkarte o<strong>der</strong><br />

eine E-Mail mit dem Lösungswort des<br />

unten stehenden Kreuzworträtsels und<br />

Ihrer Adresse an<br />

Die Lösung aus dem letzten Heft:<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Postfach 20 03 62<br />

80003 München<br />

bzw. an redakteur@barmherzige.de<br />

Zu gewinnen gibt es eine nette Überraschung<br />

im Wert von bis zu 25 Euro, die<br />

einen Bezug zu <strong>der</strong> gesuchten Pflanze<br />

hat. Einsendeschluss ist <strong>der</strong> 15. April<br />

2013.<br />

Zweite Chance: Bei <strong>der</strong> Jahresziehung<br />

wird unter allen richtigen Einsendungen<br />

des Jahrgangs 2013 ein Wochenende für<br />

zwei Personen im Kneippianum, Bad<br />

Wörishofen, mit verschiedenen Anwendungen/Angeboten<br />

ausgelost.<br />

Gewonnen hat<br />

Adelheid Watzl, Regensburg<br />

Wir gratulieren!<br />

Eine Beschreibung des Veilchens finden<br />

Sie auf Seite 27!<br />

Karl Tobias hat die Gewinner-Karte gezogen. Der 58-Jährige ist bereits seit Oktober<br />

1984 im Altenheim St. Augustin in Püttlingen als Hausmeister tätig. Seine<br />

hilfsbereite Art und seine stets gute Laune machen ihn zu einem allseits beliebten<br />

Mitarbeiter und Kollegen. In seiner Freizeit fährt er gerne Ski und interessiert sich<br />

für Fußball.


Rätsel<br />

27<br />

Impressum<br />

Herausgeber und Verlagsinhaber:<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz KdöR<br />

Südliches Schloßrondell 5<br />

80638 München<br />

Postfach 200362, 80003 München<br />

Telefon: 089/1793-100<br />

Telefax: 089/1793-120<br />

E-Mail: provinzial@barmherzige.de<br />

Internet: www.barmherzige.de<br />

Pflanze des Monats<br />

Das Veilchen<br />

Das wohlriechende Veilchen (Viola<br />

odorata) ist ein Vertreter <strong>der</strong> Veilchengewächse<br />

(Violaceae). Weitere Namen<br />

sind Duftveilchen, Heckenveilchen,<br />

Marienstengel, Märzveilchen, Oeschen,<br />

Osterchen, Osterveigerl und Schwalbenblume.<br />

Es wächst bevorzugt in schattigen<br />

Laubwäl<strong>der</strong>n und unter Gebüschen<br />

im größten Teil Europas sowie im Nahen<br />

Osten bis Mittelasien. Blütezeit ist März<br />

bis Mai.<br />

Die Heilkraft des Veilchens war in <strong>der</strong><br />

Antike sehr geschätzt, sei es wegen<br />

seiner Wirkung gegen Alkohol, zur Besänftigung<br />

von Ärger o<strong>der</strong> als breiige<br />

Auflage bei Gastritis und Mastdarmvorfall.<br />

Hildegard von Bingen (1098–1179)<br />

weist in ihren Schriften noch auf die gute<br />

Wirkung von Veilchenzubereitungen hin<br />

und empfiehlt sie bei „Feurigen Augen“,<br />

„Dreitägigem Fieber“, Sehstörungen<br />

und Augentrübungen. Anschließend<br />

geriet das wohlriechende Veilchen jedoch<br />

in Vergessenheit. Erst im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

wurde es von Sebastian Kneipp<br />

aus <strong>der</strong> Versenkung geholt, <strong>der</strong> es bei<br />

Husten und generell bei Erkrankungen<br />

<strong>der</strong> Atemwege einsetzte.<br />

Wie alle Pflanzen, die unmittelbar nach<br />

<strong>der</strong> kalten Jahreszeit blühen, verheißt<br />

das Veilchen Jugend und Hoffnung. Im<br />

christlichen Kontext wurde das Veilchen<br />

im Mittelalter zu Maria in Beziehung<br />

gesetzt, die in geistlichen Lie<strong>der</strong>n als<br />

„Veilchen <strong>der</strong> Demut“ gepriesen wurde.<br />

Das Bild <strong>der</strong> Demut hat sich bis in<br />

die heutige Zeit erhalten. In manchen<br />

Poesiealben ist folgen<strong>der</strong> Reim zu finden:<br />

„Sei wie das Veilchen im Moose,<br />

bescheiden, sittsam und still, und nicht<br />

wie die stolze Rose, die immer bewun<strong>der</strong>t<br />

sein will.“<br />

Aufgrund von Saponinen – pflanzlichen<br />

Stoffen mit seifenähnlicher Wirkung –<br />

liegt beim Veilchen eine schleimlösende<br />

und auswurfför<strong>der</strong>nde sowie antimikrobielle<br />

Wirkung vor. Teemischungen<br />

können bei chronischer Bronchitis,<br />

Halsentzündungen und Keuchhusten<br />

verwendet werden. Für Krautextrakte<br />

wurde ein fiebersenken<strong>der</strong> Effekt nachgewiesen.<br />

Bei Hautkrankheiten kann die<br />

Wurzeldroge innerlich sowie äußerlich<br />

zur Hautwaschung eingesetzt werden. In<br />

<strong>der</strong> Volksmedizin wird die Wurzeldroge<br />

auch bei Rheuma <strong>der</strong> kleinen Gelenke<br />

sowie nervöser Überreizung und Schlaflosigkeit<br />

angewendet. Sebastian Kneipp<br />

empfahl einen Absud in Essigwasser für<br />

Umschläge bei einem Gichtanfall am<br />

Großzehengrundgelenk.<br />

Siegfried Bäumler<br />

Oberarzt im Kneippianum<br />

Bad Wörishofen<br />

Redaktion:<br />

Frater Eduard Bauer (verantwortlich)<br />

koordinator@barmherzige.de<br />

Johann Singhartinger<br />

redakteur@barmherzige.de<br />

Kerstin Laumer<br />

kerstin.laumer@barmherzige.de<br />

Anschrift wie Herausgeber<br />

Redaktion <strong>der</strong> Hauszeitschriften: Die<br />

Mise ricordia erscheint zum Teil mit den<br />

Hauszeitschriften unserer Einrichtungen,<br />

die für <strong>der</strong>en Inhalt selbst verantwortlich<br />

sind.<br />

Grund-Layout: Astrid Riege - grafica<br />

Fotos: Gemeinde Adelsdorf (5 oben),<br />

altrofoto.de (2), Archive Barmherzige<br />

Brü<strong>der</strong> (18-19), Karin Bühler (14), Georg<br />

Deisenrie<strong>der</strong> (11), Dr. Gábor Galamb (23),<br />

Ursel Haaf (3), Katrin Heinz-Karg (28),<br />

Kin<strong>der</strong>heim Kostenz (6-7), KNA-Bild (21,<br />

25), Bärbel Kosok (26), Michaela Matejka<br />

(Titel, 4), Frater Magnus Morhardt (17),<br />

Brigitte Royla (10), Johannes Salomon<br />

(15), Stadt Schlüsselfeld (5 unten), Claudia<br />

Seitz (12), Simone Stiedl (9, 20), Svenja<br />

Uihlein (16, 22, 24 oben), Franz Wieser<br />

(13), Wikimedia commons/Fritz Geller-<br />

Grimm (27).<br />

Verlag: Johann von Gott Verlag<br />

Anschrift wie Herausgeber<br />

Bayerische Hypo- und Vereinsbank<br />

Konto Nr. 3 960 071 831<br />

Bankleitzahl 700 202 70<br />

Druck: Marquardt<br />

Prinzenweg 11 a, 93047 Regensburg<br />

Erscheint zehn Mal jährlich.<br />

Jahresabonnement: 15,00 Euro


28<br />

· Arbeits- und Lebenswelt Heime<br />

Serie Städte und Orte<br />

Die Gremsdorfer Pfarrkirche<br />

Im Bauernkrieg des Jahres 1525 wurde<br />

<strong>der</strong> Klosterhof in Gremsdorf eine Beute<br />

aufgebrachter Bürger und Bauern<br />

aus dem Nachbarort Höchstadt. Erst<br />

200 Jahre später haben die Bamberger<br />

Benediktinermönche ein neues, hufeisenförmiges<br />

Amtsschloss errichtet. Die<br />

Jahre <strong>der</strong> Säkularisation bedeuteten für<br />

Gremsdorf die Auflösung aller klösterlichen<br />

Besitzungen. Im Jahr 1895 erfenzucht.<br />

Aischgrün<strong>der</strong> Spiegelkarpfen<br />

in allen Variationen sind die beson<strong>der</strong>en<br />

Attraktionen <strong>der</strong> Gastwirtschaften. Ende<br />

des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts haben die<br />

Gremsdorfer ein neues Industriegebiet<br />

ausgewiesen, auf das sich unter an<strong>der</strong>em<br />

IMO, ein führen<strong>der</strong> Hersteller von Großwälzlagern,<br />

nie<strong>der</strong>gelassen hat.<br />

Klosterdorf Gremsdorf<br />

Mit den örtlichen Vereinen haben die<br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> Gremsdorf eine<br />

enge Verbindung. So spielt die Blaskapelle<br />

regelmäßig bei Veranstaltungen<br />

<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>teneinrichtung auf. Bewohnerinnen<br />

und Bewohner sind immer<br />

wie<strong>der</strong> beim Fischereiverein eingeladen,<br />

ihre Angelkünste unter Beweis zu stellen,<br />

und beim örtlichen Sportverein<br />

SC Gremsdorf sind etliche Bewohner<br />

Mitglie<strong>der</strong>. Ob nun Sommerfest beziehungsweise<br />

Straßenfest <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> o<strong>der</strong> diverse Dorffeiern,<br />

man besucht sich gegenseitig – und dies<br />

ohne Berührungsängste. Immerhin wirbt<br />

Gremsdorf mit dem Slogan „barrierefreie<br />

Gemeinde“.<br />

Der Chronist Willi Salomon nennt seine<br />

Dorfgeschichte „Gremsdorf – Klosterdorf<br />

– Klosteramt“. Der Autor gibt damit<br />

bereits einen wichtigen Hinweis darauf,<br />

dass die Geschichte von Gremsdorf<br />

immer sehr eng mit Klöstern und ihren<br />

<strong>Orden</strong>sgemeinschaften verbunden war.<br />

Erste zuverlässige Quellen über Gremsdorf<br />

gibt es unmittelbar nach <strong>der</strong> Gründung<br />

des Benediktinerklosters Michaelsberg<br />

in Bamberg im Jahr 1015 durch<br />

Kaiser Heinrich II. Verwaltungsbeamte<br />

aus dem Amtsschloss in Gremsdorf<br />

berichten von verschiedenen Gütererwerbungen<br />

in und um das Dorf für das<br />

Bamberger Kloster.<br />

warb Provinzial Frater Cajetan Pflügel<br />

für 25.500 Mark das stattliche Anwesen.<br />

Und am 17. März 1896 zogen die ersten<br />

drei <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> ein.<br />

Heute bildet Gremsdorf zusammen mit<br />

drei Nachbargemeinden eine Verwaltungsgemeinschaft<br />

mit Sitz in Höchstadt<br />

a.d. Aisch. Zusammen mit den Ortsteilen<br />

Buch, Poppenwind und Krausenbechhofen<br />

hat Gremsdorf rund 1550 Einwohner.<br />

Als herausragende Baudenkmäler<br />

nennt die Ortsgeschichte unter an<strong>der</strong>em<br />

eine Schäferei aus dem 17. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

sowie eine sich noch heute in Betrieb<br />

befindliche Getreidemühle an <strong>der</strong><br />

Aisch. Natürlich führen alle Ortsbeschreibungen<br />

an erster Stelle die Einrichtung<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

Gremsdorf an.<br />

Südlich <strong>der</strong> Gemeinde Gremsdorf erstreckt<br />

sich ein weitläufiges Naturschutzgebiet<br />

mit vielen Fischweihern.<br />

Davon profitieren auch die Störche auf<br />

dem Dach <strong>der</strong> Klosterkirche. Einen Teilerwerb<br />

<strong>der</strong> Landwirte bildet die Karp-<br />

Johannes Salomon<br />

Die Getreidemühle an <strong>der</strong> Aisch - für das<br />

Mehl aus dem Familienbetrieb begeisterte<br />

sich kürzlich Hans Gerlach im Magazin<br />

<strong>der</strong> Süddeutschen Zeitung (Nr. 48/2012).<br />

Das ehemalige Gremsdorfer Schulgebäude<br />

dient heute als Rathaus.

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