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Bertolt Brecht HYBRIS. 2. PSALM Meine Hosen riechen schamlos ...

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Unser armer Bruder That’s-all sagte von der Welt: sie macht<br />

nichts.<br />

7<br />

Wir fahren mit großer Geschwindigkeit auf ein Gestirn in der<br />

25 Milchstraße zu. Es ist eine große Ruhe in dem Gesicht der<br />

Erde. Mein Herz geht zu schnell. Sonst ist alles in Ordnung.<br />

GOTTES ABENDLIED<br />

Wenn der blaue Wind des Abends Gottvater weckt, sieht er den<br />

Himmel über sich erbleichen und genießt ihn. Sogleich werden<br />

seine Ohren durch den großen kosmischen Choral erquickt,<br />

5 dem er sich hingibt:<br />

Der Schrei überschwemmter Wälder, die am Ertrinken sind<br />

Das Ächzen alter brauner Holzhäuser, denen die Last der<br />

Möbel und Menschen zu schwer wird<br />

Das trockene Husten erschöpfter Äcker, die man ihrer Kraft<br />

10 beraubt hat<br />

Das gigantische Darmgeräusch, mit dem das letzte Mammut<br />

sein hartes und seliges Erdenleben abschloß.<br />

Die angstvolle Gebete der Mütter größer Männer<br />

Das Gletschergebrüll des weißen Himalaja, der in seiner eisi-<br />

15 gen Einsamkeit sich amüsiert und die Qual Bert <strong>Brecht</strong>s, dem es<br />

schlecht geht.<br />

Und zugleich: die verrückten Lieder der Wasser, die in den<br />

Wäldern emporkommen.<br />

Das sanfte Atmen schlafender Menschen, von alten Dielen<br />

20 gewiegt.<br />

Das ekstatische Murmeln von Kornfeldern, lange Gebetmühlen.<br />

Die großen Worte großer Männer<br />

Und die wundervollen Gesänge Bert <strong>Brecht</strong>s, dem es schlecht<br />

25 geht.<br />

<strong>Bertolt</strong> <strong>Brecht</strong>, Werke. Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe, Bd. 11, Gedichte I, (1918-1938),<br />

hrsg. Von Werner Hecht, Berlin/Weimar, Aufbau-Verlag; Frankfurt a.M., Suhrkamp, 1988, S. 17-35.

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