Download deutsch - Agroscope - admin.ch
Download deutsch - Agroscope - admin.ch
Download deutsch - Agroscope - admin.ch
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Einleitung<br />
Pflanzens<strong>ch</strong>utz im Rebbau<br />
Der Pflanzens<strong>ch</strong>utz ist in der Gesamtheit der Produktionsund<br />
Pflegemassnahmen im Weinbau eingebettet und muss<br />
auf sie abgestimmt werden. Dieses gesamtheitli<strong>ch</strong>e Planen<br />
und Handeln gehört zu den Kernpunkten in den Konzepten<br />
der Integrierten Produktion wie au<strong>ch</strong> des biologis<strong>ch</strong>en<br />
Landbaus.<br />
Ziel des heutigen Pflanzens<strong>ch</strong>utzes ist primär die Gesund erhaltung<br />
der Reben und des Bodens, wel<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>st<br />
ökologis<strong>ch</strong> angepasste Massnahmen wie Wahl von<br />
geeignetem Standort, geeigneten Unterlagen und Klonen,<br />
Mass halten in der Düngung (besonders beim Stickstoff)<br />
und guter Dur<strong>ch</strong>lüftung der Traubenzone (Laubarbeit) errei<strong>ch</strong>t<br />
werden soll.<br />
Erst in zweiter Linie sollen diese indirekten Pflanzens<strong>ch</strong>utzmassnahmen<br />
dur<strong>ch</strong> umsi<strong>ch</strong>tig geplante direkte Pflanzens<strong>ch</strong>utzmassnahmen<br />
ergänzt werden, um den S<strong>ch</strong>utz der<br />
Reben vor effektiven S<strong>ch</strong>äden si<strong>ch</strong>erstellen zu können. Es<br />
ist ni<strong>ch</strong>t die Hauptaufgabe des Pflanzens<strong>ch</strong>utzes, S<strong>ch</strong>äden<br />
zu beheben, die dur<strong>ch</strong> vermeidbare Bewirts<strong>ch</strong>aftungsfehler<br />
entstanden sind.<br />
In diesen Pflanzens<strong>ch</strong>utzempfehlungen wird bei der Bespre<strong>ch</strong>ung<br />
der einzelnen Krankheiten auf bewährte flankierende<br />
Kulturmassnahmen hingewiesen, die einen optimalen<br />
und sparsamen Einsatz von Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln<br />
ermögli<strong>ch</strong>en sollen.<br />
Bekämpfungsmassnahmen gegen tieris<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ädlinge werden<br />
erst bei Übers<strong>ch</strong>reiten der Toleranzgrenzen (siehe<br />
Seiten 22–31) ergriffen. Dabei muss bei der Wahl der<br />
Bekämpfungsverfahren, ihrer Selektivität und besonders<br />
dem S<strong>ch</strong>utz der Raubmilben Bea<strong>ch</strong>tung ges<strong>ch</strong>enkt werden.<br />
In diesem Sinne sind in der Liste der «Empfohlenen Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel<br />
im Rebbau» die Angaben über Nebenwirkungen<br />
und besondere Eigens<strong>ch</strong>aften der Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel<br />
zu finden.<br />
Permanente Begrünung und Einsaaten prägen seit Jahren<br />
das Bild des Osts<strong>ch</strong>weizer Rebbaus. Neben dem S<strong>ch</strong>utz der<br />
Steillagen vor Erosion und Auswas<strong>ch</strong>ung von Nährstoffen<br />
leistet die Grünbedeckung einen wi<strong>ch</strong>tigen Beitrag zur<br />
Verbesserung der Bodenstruktur, zur Artenvielfalt im<br />
Agro-Ökosystem Rebberg und wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> zur angestrebten<br />
ökologis<strong>ch</strong>en Stabilität. Dies kann dur<strong>ch</strong> alternierendes<br />
Mähen zur Si<strong>ch</strong>erstellung eines permanenten<br />
Blütenangebots gefördert werden (Seiten 32–34).<br />
Herbizide werden – wenn überhaupt – zurückhaltend und<br />
nur unter den Rebstöcken eingesetzt, wo Problemunkräuter<br />
ni<strong>ch</strong>t gemäht, gemul<strong>ch</strong>t oder dur<strong>ch</strong> Pflanzen mit niedrigem<br />
Wu<strong>ch</strong>s und guter Bodenbedeckung (z. B. Einjähriges<br />
Rispengras, Vogelmiere, Ehrenpreis-Arten, Gundelrebe,<br />
Fünffingerkraut) ersetzt werden können.<br />
In dieser Pflanzens<strong>ch</strong>utzempfehlung sind Präparate, die im<br />
biologis<strong>ch</strong>en Rebbau eingesetzt werden können, mit «Bio»<br />
bezei<strong>ch</strong>net. Die Auswahl der Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel wurde<br />
in Zusammenarbeit mit dem Fors<strong>ch</strong>ungsinstitut für biologis<strong>ch</strong>en<br />
Landbau (FiBL) in Frick erstellt.<br />
Das FiBL gibt ebenfalls jährli<strong>ch</strong> überarbeitete Pflanzens<strong>ch</strong>utzempfehlungen<br />
für den biologis<strong>ch</strong>en Rebbau heraus.<br />
Diese Anleitungen können direkt beim FiBL, PF, 5070 Frick<br />
(Tel. 062 865 72 72) bestellt werden. Für Bio-Produzenten<br />
ist die FiBL-Liste verbindli<strong>ch</strong>.<br />
Allgemeine Hinweise zum Einsatz von Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln<br />
Der Umgang mit Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln ist in der Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittelverordnung<br />
(PSMV, 2010) im Artikel 61 zur<br />
Sorgfaltspfli<strong>ch</strong>t geregelt:<br />
1 Wer mit Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln oder ihren Abfällen umgeht,<br />
muss dafür sorgen, dass sie keine unannehmbaren<br />
Nebenwirkungen auf Mens<strong>ch</strong>, Tier und Umwelt haben.<br />
2 Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel müssen sa<strong>ch</strong>gemäss verwendet<br />
werden. Sie dürfen nur zu Zwecken verwendet werden,<br />
für die sie zugelassen wurden. Diese Verwendung umfasst<br />
die Befolgung der Grundsätze der guten Pflanzens<strong>ch</strong>utzpraxis<br />
und die Einhaltung der in Artikel 18 festgelegten<br />
und auf der Etikette angegebenen Anforderungen.<br />
Wer Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel verwendet, die auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
genehmigte Grundstoffe enthalten, muss zusätzli<strong>ch</strong><br />
die Bedingungen und Eins<strong>ch</strong>ränkungen na<strong>ch</strong> Anhang<br />
1 Teil D einhalten.<br />
3 Es dürfen nur Geräte eingesetzt werden, die eine fa<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>te<br />
und gezielte Verwendung der Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel<br />
ermögli<strong>ch</strong>en.<br />
Die Vorsi<strong>ch</strong>tsmassnahmen bei Umgang, Lagerung und Entsorgung<br />
(Seiten 48–52) sind unbedingt zu bea<strong>ch</strong>ten.<br />
Aufwandmengen: Die Zulassungsversu<strong>ch</strong>e für Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel<br />
werden mit Kleinsprühgeräten (Atomiseur),<br />
praxisübli<strong>ch</strong>en Axialsprayern oder mit der Tunnelsprühte<strong>ch</strong>nik<br />
dur<strong>ch</strong>geführt. Gemäss den Ri<strong>ch</strong>tlinien für gute<br />
landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Praxis wird dabei jede Rebzeile beidseitig<br />
behandelt. Daraus resultieren Dosierung und Aufwandmenge<br />
für die heute gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Sprühgerätetypen.<br />
Nähere Angaben dazu unter Applikationste<strong>ch</strong>nik<br />
auf den Seiten 43–47.<br />
Die Reduktion der Aufwandmengen, verbunden mit einem<br />
Verkürzen der Abstände und dem Sprühen nur jeder zweiten<br />
Rebzeile ist mit guter landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Praxis ni<strong>ch</strong>t<br />
vereinbar und kann je na<strong>ch</strong> Infektionsdruck zu ungenügender<br />
Wirkung führen. Die Aufwandmenge kann mit<br />
dem neu entwickelten laubwandabhängigen Dosiermodell<br />
optimiert werden. Die Anwendung dieses Dosiermodells<br />
ist auf Seite 46 bes<strong>ch</strong>rieben. Ein interaktives Bere<strong>ch</strong>nungsmodul<br />
ist auf www.agrometeo.<strong>ch</strong> aufges<strong>ch</strong>altet.<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
5