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S<strong>ch</strong>ädlinge<br />

Neuer potenzieller S<strong>ch</strong>ädling<br />

Kirs<strong>ch</strong>essigfliege<br />

(Drosophila suzukii)<br />

D. suzukii Männ<strong>ch</strong>en mit typis<strong>ch</strong>en<br />

s<strong>ch</strong>warzen Flecken<br />

am Flügelrand.<br />

Befallene Beeren werden um<br />

die Eiablagestelle wei<strong>ch</strong> und<br />

fallen ein.<br />

Gezähnter Eiablageapparat<br />

des Weib<strong>ch</strong>ens.<br />

Drosophila-Larven: Eine si<strong>ch</strong>ere<br />

Unters<strong>ch</strong>eidung zwis<strong>ch</strong>en<br />

D. suzukii und anderen<br />

Essigfliegenlarven ist<br />

s<strong>ch</strong>wierig.<br />

Offizielle Falle von ACW zur Essig-Rotwein-Falle zur Flugüberwa<strong>ch</strong>ung<br />

und Befallsre-<br />

Überwa<strong>ch</strong>ung von D. suzukii<br />

im Jahr 2012. Es erwies si<strong>ch</strong>, duktion von D. suzukii (Typ:<br />

dass die Farbtafel die Fänge Eigenbau aus 0.5 l Petflas<strong>ch</strong>e<br />

ni<strong>ch</strong>t erhöht.<br />

mit 2 mm Lö<strong>ch</strong>ern).<br />

Die Kirs<strong>ch</strong>essigfliege gehört, wie die besser bekannte Gemeine Essigfliege, zu<br />

den Essig- bzw. Taufliegen (Drosophilidae). Sie ist wie andere Essigfliegen<br />

etwa 2–3 mm lang, gelb-bräunli<strong>ch</strong> und hat rote Augen. Die männli<strong>ch</strong>en Fliegen<br />

haben am hinteren, äusseren Flügelrand einen dunklen Fleck, an dem<br />

man sie gut erkennen kann. Die Weib<strong>ch</strong>en unters<strong>ch</strong>eiden si<strong>ch</strong> hingegen nur<br />

dur<strong>ch</strong> den markanten und gezähnten Legeapparat von den einheimis<strong>ch</strong>en<br />

Essigfliegen. Die Kirs<strong>ch</strong>essigfliege stammt ursprüngli<strong>ch</strong> aus Ostasien, ist seit<br />

2008 in Europa und wurde in der S<strong>ch</strong>weiz erstmals im Frühsommer 2011 im<br />

Tessin gefunden. Seither hat si<strong>ch</strong> sie in der ganzen S<strong>ch</strong>weiz ausgebreitet und<br />

wurde bis Ende 2012 in den meisten Kantonen beoba<strong>ch</strong>tet.<br />

Während die Gemeine Essigfliege ihre Eier eher in überreifem oder verfaulendem<br />

Obst ablegt, bevorzugt die Kirs<strong>ch</strong>essigfliege gesunde, reife<br />

Frü<strong>ch</strong>te. Neben Kirs<strong>ch</strong>en und Beeren kann sie au<strong>ch</strong> Zwets<strong>ch</strong>ge, Pflaume,<br />

Pfirsi<strong>ch</strong>, Aprikose, Nektarine, Feige, Minikiwi, Tafel- und Weintraube sowie<br />

Wildobst, Wildbeeren und viele weitere Frü<strong>ch</strong>te befallen. Dabei zeigt sie<br />

eine Vorliebe für dunkle, dünnhäutige Frü<strong>ch</strong>te wie Brombeeren und Holunderbeeren.<br />

Mit ihrem sägeartig gezähnten Eiablageapparat raspelt sie<br />

die Fru<strong>ch</strong>thaut auf und legt oft zwei oder mehr Eier pro Fru<strong>ch</strong>t ab (insgesamt<br />

300-400 auf mehreren Frü<strong>ch</strong>ten über mehrere Tage). Ein Weib<strong>ch</strong>en<br />

lebt einige Wo<strong>ch</strong>en und pro Jahr können si<strong>ch</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz vermutli<strong>ch</strong> ca.<br />

10 Generationen entwickeln. Die Entwicklungszeit vom Ei bis zum Adulten<br />

ist temperaturabhängig und dauert zwis<strong>ch</strong>en 15–30 Tage.<br />

S<strong>ch</strong>adpotenzial im Rebbau<br />

Die Kirs<strong>ch</strong>essigfliege hat ein sehr grosses Wirtsspektrum, wozu au<strong>ch</strong> Tafelund<br />

Weintrauben gehören. Sie wurde in der S<strong>ch</strong>weiz im Herbst 2011 erstmals<br />

au<strong>ch</strong> in Rebbergen gefangen und vereinzelt konnten au<strong>ch</strong> Eiablagen na<strong>ch</strong>gewiesen<br />

werden. Es wurde beoba<strong>ch</strong>tet, dass si<strong>ch</strong> die Kirs<strong>ch</strong>essigfliege in<br />

Weinbeeren nur vereinzelt vom Ei bis zur Fliege entwickelt, und daher wurden<br />

bis anhin au<strong>ch</strong> kaum S<strong>ch</strong>äden an den Trauben festgestellt. Dur<strong>ch</strong> ihre Fähigkeit,<br />

intakte Trauben mit dem gezähnten Eiablageapparat zu verletzen,<br />

kann sie hingegen Eintrittspforten für Sekundärinfektionen s<strong>ch</strong>affen (Essigfäule)<br />

und das Vorkommen einheimis<strong>ch</strong>er Essigfliegen fördern.<br />

Insgesamt s<strong>ch</strong>eint die Kirs<strong>ch</strong>essigfliege rote und dünnhäutige Rebsorten zu<br />

bevorzugen. Daneben sind Rebberge in der Nähe von Beerenkulturen und<br />

natürli<strong>ch</strong>em Umland stärker gefährdet. Eine Befallsüberwa<strong>ch</strong>ung ist mit Essig-<br />

oder Essig-Rotweinfallen mögli<strong>ch</strong>. Für den Eigenbau eignen si<strong>ch</strong> u.a.<br />

PET-Flas<strong>ch</strong>en mit mögli<strong>ch</strong>st vielen kleinen Lö<strong>ch</strong>ern (Ø 2 mm) im oberen Teil<br />

der Flas<strong>ch</strong>e. Anleitungen zur Überwa<strong>ch</strong>ung mittels Fallen und Identifikation<br />

der Fliege sind übers Internet abrufbar unter:<br />

www.drosophilasuzukii.agroscope.<strong>ch</strong><br />

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfungsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />

Mul<strong>ch</strong>en kann empfohlen werden, um die am Boden liegenden Trauben<br />

und Beeren (Ertragsregulierung vor der Ernte) ras<strong>ch</strong> zu beseitigen. Im Rahmen<br />

des Mögli<strong>ch</strong>en sollte darauf verzi<strong>ch</strong>tet werden, fris<strong>ch</strong>en Trester in<br />

no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t geerntete Rebparzellen auszubringen.<br />

Eine <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Bekämpfung ist im Rebbau nur bei einem sehr starken Befall<br />

angezeigt, der die Ernte gefährdet. Für den Einsatz von Insektiziden bedarf<br />

es im Rahmen der ÖLN-Ri<strong>ch</strong>tlinien und der VITISWISS Zertifizierung einer<br />

Sonderbewilligung dur<strong>ch</strong> die kantonale Pflanzens<strong>ch</strong>utzstelle. Voraussetzung<br />

ist, dass die Fliege in der betreffenden Parzelle na<strong>ch</strong>gewiesen werden konnte<br />

und glei<strong>ch</strong>zeitig Beeren befallen sind. Der präventive Einsatz von Insektiziden<br />

ist komplett unnötig und erhöht nur die Gefahr der Resistenzentwicklung,<br />

gefährdet Nützlinge und fördert das Risiko für Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittelrückstände.<br />

Aktuell sind im Rebbau zur Bekämpfung von D. suzukii nur zwei<br />

Wirkstoffe mit einer befristeten Sonderbewilligung zugelassen, diese sind in<br />

der Liste „Empfohlene Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel für den Rebbau 2013“ jedo<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t aufgeführt (für mehr Infos siehe oben erwähnte Internetseite).<br />

SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />

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