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Vergilbungskrankheiten<br />
Vergilbungskrankheiten<br />
Goldgelbe Vergilbung<br />
(Flavescence dorée = FD)<br />
Die Goldgelbe Vergilbung ist eine meldepfli<strong>ch</strong>tige Quarantänekrankheit.<br />
Sie wurde bis jetzt in einigen Gebieten des Tessins festgestellt. Vergilbungskrankheiten<br />
werden dur<strong>ch</strong> Phytoplasmen (Bakterien ohne feste Zellwand)<br />
verursa<strong>ch</strong>t. Übertragung dur<strong>ch</strong> Vektoren (Zikaden) und über Pfropfung.<br />
Phytoplasmen besiedeln und s<strong>ch</strong>ädigen die Siebröhren der Pflanzen.<br />
Im Sommer werden zuerst an Blättern sektorielle Verfärbungen si<strong>ch</strong>tbar,<br />
die später das ganze Blatt erfassen. Glei<strong>ch</strong>zeitig rollen si<strong>ch</strong> die Blattränder<br />
na<strong>ch</strong> unten ein. Weisse Sorten zeigen Vergilbungen, rote Sorten dunkelbis<br />
violettrote Verfärbung (ni<strong>ch</strong>t zu verwe<strong>ch</strong>seln mit S<strong>ch</strong>äden der Büffelzikade<br />
oder von Virtosen). Triebe verholzen unregelmässig oder bleiben<br />
grün. Ges<strong>ch</strong>eine verrieseln oder trocknen ein. Bei spätem Befall stoppt<br />
die Traubenreife, die Beeren s<strong>ch</strong>rumpfen und vertrocknen. Phytoplasmen<br />
können ni<strong>ch</strong>t <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong> bekämpft werden, hingegen sind vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Massnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung mögli<strong>ch</strong>. In erster Linie ist<br />
befallsfreies Pflanzmaterial zu verwenden. FD wird dur<strong>ch</strong> die Amerikanis<strong>ch</strong>e<br />
Rebzikade (Scaphoideus titanus) von Rebe zu Rebe übertragen.<br />
Diese Zikade wurde bis jetzt (Ende 2010) nur in den Kantonen TI, GE und<br />
VD gefunden.<br />
Massnahmen: Um die Ausbreitung innerhalb eines befallenen Rebbergs<br />
oder von einer befallenen Anlage auf einen bena<strong>ch</strong>barten Rebberg zu<br />
verhindern, kann in Gebieten, wo die Krankheit und der Vektor vorhanden<br />
sind, eine <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Be kämpfung dieses Überträgers vorgenommen werden.<br />
Die Bekämpfung ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> gegen Larvenstadien und gegen Adulte.<br />
In betroffenen Gebieten erfolgt die Anweisung zur Bekämpfung über die<br />
kantonale Fa<strong>ch</strong>stelle. Um die Eins<strong>ch</strong>leppung der Krankheit zu verhindern,<br />
sollten zertifizierte oder warmwasserbehandelte (45 min. bei 50 °C) Pflanzen<br />
verwendet werden. Bei Befallsverda<strong>ch</strong>t (mehr als 5 befallene Stöcke<br />
pro Are) Meldung an kantonale Fa<strong>ch</strong>stelle. Die Krankheit kann nur mit<br />
molekulargenetis<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ungen na<strong>ch</strong>gewiesen werden. Bei positivem<br />
Befund müssen Befallsherde getilgt werden.<br />
S<strong>ch</strong>warzholz (Bois noir = BN)<br />
S<strong>ch</strong>warzholz und Goldgelbe Vergilbung können anhand der Symptome<br />
ni<strong>ch</strong>t unters<strong>ch</strong>ieden werden (vgl. oben). S<strong>ch</strong>warzholz ist in unseren Rebbergen<br />
weit verbreitet. Sie tritt oft einzelstockweise an Parzellenrändern<br />
auf. Seit 2004 ist in einigen Gebieten eine stärkere Ausbreitung zu beoba<strong>ch</strong>ten,<br />
verbunden mit erhebli<strong>ch</strong>em Ertragsausfall. Die Phytoplasmen werden<br />
dur<strong>ch</strong> die Glasflügelzikade (Hyalestes obsoletus), die kein Rebens<strong>ch</strong>ädling<br />
ist, zufälligerweise vom Unterwu<strong>ch</strong>s auf Reben übertragen. Die Zikade<br />
wird in fast allen Rebbaugebieten der S<strong>ch</strong>weiz gefunden. Brennesseln<br />
spielen eine zentrale Rolle bei der Ausbreitung von S<strong>ch</strong>warzholz, da sie<br />
den Krankheitserreger wie au<strong>ch</strong> seinen Überträger beherbergen. Daneben<br />
können au<strong>ch</strong> Winden, Pfeilkresse und andere Kräuter befallen sein.<br />
Massnahmen: Eine Bekämpfung der Überträgerzikade mit Insektiziden ist<br />
ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>, da sie si<strong>ch</strong> meistens im Boden aufhalten. Unterwu<strong>ch</strong>s im<br />
Juni und Juli ni<strong>ch</strong>t zu mähen verhindert Abwanderung der Zikaden auf<br />
Reben. Eindämmung von Brennesseln und Winden dur<strong>ch</strong> glyphosathaltige<br />
Herbizide im Spätherbst (na<strong>ch</strong> der Ernte) oder im Frühjahr. Rücks<strong>ch</strong>nitt<br />
befallener Triebe, sobald Symptome si<strong>ch</strong>tbar sind. Bei starkem Befall mit<br />
mehr als 5 befallenen Stöcken pro Are Meldung an die kantonale Fa<strong>ch</strong>stelle.<br />
16 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013