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Flugs<strong>ch</strong>rift | 124<br />
Pflanzens<strong>ch</strong>utzempfehlungen für<br />
den Rebbau 2013/2014<br />
Autoren<br />
Andreas Naef, Stefan Kuske, Werner Siegfried, Pierre-Henri Dubuis,<br />
Patrik Kehrli, Christian Linder, Christian Bohren, Santiago S<strong>ch</strong>aerer,<br />
Jean-Laurent Spring<br />
Partner<br />
Kantonale Zentralstellen für Weinbau, VITISWISS und Fors<strong>ch</strong>ungsinstitut<br />
für biologis<strong>ch</strong>en Landbau FiBL
Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt <strong>Agroscope</strong><br />
Die Pflanzens<strong>ch</strong>utzempfehlungen für den Erwerbsobstbau werden von der Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt <strong>Agroscope</strong> in Zusammenarbeit<br />
mit den Kantonalen Fa<strong>ch</strong>stellen Rebbau alle zwei Jahre neu bearbeitet.<br />
Impressum<br />
Herausgeber: Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt <strong>Agroscope</strong> Changins-Wädenswil ACW Postfa<strong>ch</strong>, CH-8820 Wädenswil, www.agroscope.<strong>ch</strong><br />
Redaktion: Andreas Naef, Stefan Kuske, Werner Siegfried<br />
Layout: Helen Weber, Graphic- und Webdesign, Druckvorstufe, CH-8800 Thalwil, Telefon 044 720 40 11, www.2gd.<strong>ch</strong><br />
Druckerei: Stutz Druck AG, Postfa<strong>ch</strong> 750, CH-8820 Wädenswil, Telefon 044 783 99 11, Fax 044 783 99 22<br />
Bezugspreis 2013/2014: CHF 16.– (inkl. Mittelliste)<br />
Ers<strong>ch</strong>einungsweise: 1 Ausgabe pro zwei Jahre<br />
Auflage: 5500, Sonderdruck<br />
Na<strong>ch</strong>druck: Au<strong>ch</strong> auszugsweise nur mit vollstän diger Qu el lenanga be gestattet. ISSN 1023-2958
Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis<br />
Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis<br />
Phänologie – Stadien na<strong>ch</strong> BBCH und Baggiolini . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
Pflanzens<strong>ch</strong>utz im Rebbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
Erläuterungen zu ÖLN und VITISWISS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
Informationen zum Fungizideinsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
Agrometeo: Prognose von Pflanzens<strong>ch</strong>utzrisiken . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
Einsatz der vers<strong>ch</strong>iedenen Fungizidgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
Pflanzens<strong>ch</strong>utz bei PIWI-Rebsorten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
Pilzkrankheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
Vergilbungskrankheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
Nützlinge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />
Tieris<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ädlinge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
Gelegenheitss<strong>ch</strong>ädlinge – Insekten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
Neuer potentieller S<strong>ch</strong>ädling (Drosophila suzukii) . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
Haupts<strong>ch</strong>ädlinge – Insekten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
Haupts<strong>ch</strong>ädlinge – Milben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
Unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Rebbergbegrünungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
Bodenpflegemögli<strong>ch</strong>keiten in der Fahrgasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />
Mögli<strong>ch</strong>keiten der Unterstockpflege und Herbizideinsatz . . . . . . . . . 35<br />
Herbizidanwendung im Unterstockberei<strong>ch</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
Entfernen von Stockauss<strong>ch</strong>lägen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />
Mangelers<strong>ch</strong>einungen und physiologis<strong>ch</strong>e Störungen . . . . . . . . . . . . 38<br />
S<strong>ch</strong>äden dur<strong>ch</strong> Witterungseinflüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />
Applikationste<strong>ch</strong>nik im Rebbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
Caliset-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />
Blattflä<strong>ch</strong>en- und Laubwandvolumen-bezogene Dosierung . . . . . . . 46<br />
Düsentabelle für Sprühgeräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
Vorsi<strong>ch</strong>tsmassnahmen im Umgang mit Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln . . . . . 48<br />
Adressen und automatis<strong>ch</strong>er Telefonwarndienst . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />
Titelbild: Blattsymptome der Esca-Krankheit. (Foto: C. Parodi)<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
3
Phänologie<br />
Phänologie – Stadien na<strong>ch</strong> BBCH (Zahlen) und Baggiolini (Bu<strong>ch</strong>staben)<br />
00 (A) Winterruhe: Augen fast vollständig von<br />
S<strong>ch</strong>uppen bedeckt.<br />
05 (B) Wollstadium: S<strong>ch</strong>uppen spreizen si<strong>ch</strong>,<br />
braune Wolle deutli<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>tbar.<br />
10 (D) Austrieb: Unentfaltete Blätter in Rosetten<br />
si<strong>ch</strong>tbar, Wolle an der Basis.<br />
13 (E) 3 Blätter entfaltet.<br />
53 (F) Erste Ges<strong>ch</strong>eine an Triebspitzen werden<br />
si<strong>ch</strong>tbar.<br />
55 (G) Ges<strong>ch</strong>eine vergrössern si<strong>ch</strong>, Einzelblüten<br />
di<strong>ch</strong>t zusammengedrängt.<br />
57 (H) Einzelblüten trennen si<strong>ch</strong> und werden<br />
si<strong>ch</strong>tbar.<br />
65 (I) Vollblüte: 50% der Blütenkäpp<strong>ch</strong>en<br />
abgestossen.<br />
73 S<strong>ch</strong>rotkorn: Beeren errei<strong>ch</strong>en 30% ihrer<br />
Grösse.<br />
75 (K) Beeren erbsengross: 50% der Beerengrösse,<br />
Traubengerüst no<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>tbar.<br />
77 (L) Beginn Traubens<strong>ch</strong>luss:<br />
Beeren errei<strong>ch</strong>en 70% ihrer Grösse.<br />
81 (M) Reifebeginn: Beginn des Farbums<strong>ch</strong>lags,<br />
Trauben werden kompakter.<br />
4 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
Einleitung<br />
Pflanzens<strong>ch</strong>utz im Rebbau<br />
Der Pflanzens<strong>ch</strong>utz ist in der Gesamtheit der Produktionsund<br />
Pflegemassnahmen im Weinbau eingebettet und muss<br />
auf sie abgestimmt werden. Dieses gesamtheitli<strong>ch</strong>e Planen<br />
und Handeln gehört zu den Kernpunkten in den Konzepten<br />
der Integrierten Produktion wie au<strong>ch</strong> des biologis<strong>ch</strong>en<br />
Landbaus.<br />
Ziel des heutigen Pflanzens<strong>ch</strong>utzes ist primär die Gesund erhaltung<br />
der Reben und des Bodens, wel<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>st<br />
ökologis<strong>ch</strong> angepasste Massnahmen wie Wahl von<br />
geeignetem Standort, geeigneten Unterlagen und Klonen,<br />
Mass halten in der Düngung (besonders beim Stickstoff)<br />
und guter Dur<strong>ch</strong>lüftung der Traubenzone (Laubarbeit) errei<strong>ch</strong>t<br />
werden soll.<br />
Erst in zweiter Linie sollen diese indirekten Pflanzens<strong>ch</strong>utzmassnahmen<br />
dur<strong>ch</strong> umsi<strong>ch</strong>tig geplante direkte Pflanzens<strong>ch</strong>utzmassnahmen<br />
ergänzt werden, um den S<strong>ch</strong>utz der<br />
Reben vor effektiven S<strong>ch</strong>äden si<strong>ch</strong>erstellen zu können. Es<br />
ist ni<strong>ch</strong>t die Hauptaufgabe des Pflanzens<strong>ch</strong>utzes, S<strong>ch</strong>äden<br />
zu beheben, die dur<strong>ch</strong> vermeidbare Bewirts<strong>ch</strong>aftungsfehler<br />
entstanden sind.<br />
In diesen Pflanzens<strong>ch</strong>utzempfehlungen wird bei der Bespre<strong>ch</strong>ung<br />
der einzelnen Krankheiten auf bewährte flankierende<br />
Kulturmassnahmen hingewiesen, die einen optimalen<br />
und sparsamen Einsatz von Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln<br />
ermögli<strong>ch</strong>en sollen.<br />
Bekämpfungsmassnahmen gegen tieris<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ädlinge werden<br />
erst bei Übers<strong>ch</strong>reiten der Toleranzgrenzen (siehe<br />
Seiten 22–31) ergriffen. Dabei muss bei der Wahl der<br />
Bekämpfungsverfahren, ihrer Selektivität und besonders<br />
dem S<strong>ch</strong>utz der Raubmilben Bea<strong>ch</strong>tung ges<strong>ch</strong>enkt werden.<br />
In diesem Sinne sind in der Liste der «Empfohlenen Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel<br />
im Rebbau» die Angaben über Nebenwirkungen<br />
und besondere Eigens<strong>ch</strong>aften der Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel<br />
zu finden.<br />
Permanente Begrünung und Einsaaten prägen seit Jahren<br />
das Bild des Osts<strong>ch</strong>weizer Rebbaus. Neben dem S<strong>ch</strong>utz der<br />
Steillagen vor Erosion und Auswas<strong>ch</strong>ung von Nährstoffen<br />
leistet die Grünbedeckung einen wi<strong>ch</strong>tigen Beitrag zur<br />
Verbesserung der Bodenstruktur, zur Artenvielfalt im<br />
Agro-Ökosystem Rebberg und wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> zur angestrebten<br />
ökologis<strong>ch</strong>en Stabilität. Dies kann dur<strong>ch</strong> alternierendes<br />
Mähen zur Si<strong>ch</strong>erstellung eines permanenten<br />
Blütenangebots gefördert werden (Seiten 32–34).<br />
Herbizide werden – wenn überhaupt – zurückhaltend und<br />
nur unter den Rebstöcken eingesetzt, wo Problemunkräuter<br />
ni<strong>ch</strong>t gemäht, gemul<strong>ch</strong>t oder dur<strong>ch</strong> Pflanzen mit niedrigem<br />
Wu<strong>ch</strong>s und guter Bodenbedeckung (z. B. Einjähriges<br />
Rispengras, Vogelmiere, Ehrenpreis-Arten, Gundelrebe,<br />
Fünffingerkraut) ersetzt werden können.<br />
In dieser Pflanzens<strong>ch</strong>utzempfehlung sind Präparate, die im<br />
biologis<strong>ch</strong>en Rebbau eingesetzt werden können, mit «Bio»<br />
bezei<strong>ch</strong>net. Die Auswahl der Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel wurde<br />
in Zusammenarbeit mit dem Fors<strong>ch</strong>ungsinstitut für biologis<strong>ch</strong>en<br />
Landbau (FiBL) in Frick erstellt.<br />
Das FiBL gibt ebenfalls jährli<strong>ch</strong> überarbeitete Pflanzens<strong>ch</strong>utzempfehlungen<br />
für den biologis<strong>ch</strong>en Rebbau heraus.<br />
Diese Anleitungen können direkt beim FiBL, PF, 5070 Frick<br />
(Tel. 062 865 72 72) bestellt werden. Für Bio-Produzenten<br />
ist die FiBL-Liste verbindli<strong>ch</strong>.<br />
Allgemeine Hinweise zum Einsatz von Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln<br />
Der Umgang mit Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln ist in der Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittelverordnung<br />
(PSMV, 2010) im Artikel 61 zur<br />
Sorgfaltspfli<strong>ch</strong>t geregelt:<br />
1 Wer mit Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln oder ihren Abfällen umgeht,<br />
muss dafür sorgen, dass sie keine unannehmbaren<br />
Nebenwirkungen auf Mens<strong>ch</strong>, Tier und Umwelt haben.<br />
2 Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel müssen sa<strong>ch</strong>gemäss verwendet<br />
werden. Sie dürfen nur zu Zwecken verwendet werden,<br />
für die sie zugelassen wurden. Diese Verwendung umfasst<br />
die Befolgung der Grundsätze der guten Pflanzens<strong>ch</strong>utzpraxis<br />
und die Einhaltung der in Artikel 18 festgelegten<br />
und auf der Etikette angegebenen Anforderungen.<br />
Wer Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel verwendet, die auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
genehmigte Grundstoffe enthalten, muss zusätzli<strong>ch</strong><br />
die Bedingungen und Eins<strong>ch</strong>ränkungen na<strong>ch</strong> Anhang<br />
1 Teil D einhalten.<br />
3 Es dürfen nur Geräte eingesetzt werden, die eine fa<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>te<br />
und gezielte Verwendung der Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel<br />
ermögli<strong>ch</strong>en.<br />
Die Vorsi<strong>ch</strong>tsmassnahmen bei Umgang, Lagerung und Entsorgung<br />
(Seiten 48–52) sind unbedingt zu bea<strong>ch</strong>ten.<br />
Aufwandmengen: Die Zulassungsversu<strong>ch</strong>e für Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel<br />
werden mit Kleinsprühgeräten (Atomiseur),<br />
praxisübli<strong>ch</strong>en Axialsprayern oder mit der Tunnelsprühte<strong>ch</strong>nik<br />
dur<strong>ch</strong>geführt. Gemäss den Ri<strong>ch</strong>tlinien für gute<br />
landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Praxis wird dabei jede Rebzeile beidseitig<br />
behandelt. Daraus resultieren Dosierung und Aufwandmenge<br />
für die heute gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Sprühgerätetypen.<br />
Nähere Angaben dazu unter Applikationste<strong>ch</strong>nik<br />
auf den Seiten 43–47.<br />
Die Reduktion der Aufwandmengen, verbunden mit einem<br />
Verkürzen der Abstände und dem Sprühen nur jeder zweiten<br />
Rebzeile ist mit guter landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Praxis ni<strong>ch</strong>t<br />
vereinbar und kann je na<strong>ch</strong> Infektionsdruck zu ungenügender<br />
Wirkung führen. Die Aufwandmenge kann mit<br />
dem neu entwickelten laubwandabhängigen Dosiermodell<br />
optimiert werden. Die Anwendung dieses Dosiermodells<br />
ist auf Seite 46 bes<strong>ch</strong>rieben. Ein interaktives Bere<strong>ch</strong>nungsmodul<br />
ist auf www.agrometeo.<strong>ch</strong> aufges<strong>ch</strong>altet.<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
5
Einleitung<br />
Warndienst<br />
Die Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt <strong>Agroscope</strong> Changins-Wädenswil<br />
ACW erarbeitet zusammen mit den kantonalen Rebbaukommissariaten<br />
regionale Prognosen für den Zeitpunkt und<br />
die Stärke des Auftretens von S<strong>ch</strong>ädlingen (Traubenwickler)<br />
und Krankheiten (Fals<strong>ch</strong>er Mehltau). ACW orientiert während<br />
der Vegetationsperiode wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong> über aktuelle<br />
Pflanzens<strong>ch</strong>utzprobleme und Empfehlungen im Wein- und<br />
Obstbau dur<strong>ch</strong> den Versand der Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteilungen.<br />
Sie enthalten ebenfalls regionale Prognosen und empfohlene<br />
Spritztermine. Aktuelle Informationen sind für<br />
Berater und Produzenten au<strong>ch</strong> unter www.agrometeo.<strong>ch</strong><br />
abrufbar.<br />
Abonnemente zum Bezug der Mitteilungen können bei der<br />
Stutz Druck AG, PF, 8820 Wädenswil, Tel. 044 783 99 11 für<br />
CHF 60.– (Post oder Fax) bzw. CHF 40.– (E-Mail) pro Jahr<br />
bestellt werden.<br />
farbige Merkblätter mit Abbildungen der S<strong>ch</strong>adsymptome<br />
sowie Kurzbes<strong>ch</strong>reibungen der Biologie ausgearbeitet worden.<br />
Diese Merkblätter und andere Beratungsunterlagen<br />
zum Pflanzens<strong>ch</strong>utz können auf der Internetseite von<br />
Agro scope auf www.agroscope.<strong>ch</strong> im Register Praxis unter<br />
Obst-, Wein- & Gemüsebau – Rebbau & Weinbereitung –<br />
Pflanzens<strong>ch</strong>utz abgerufen oder in gedruckter Form über<br />
info-d@acw.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong> bestellt werden.<br />
Beratung<br />
Für die Beratung und die Abklärung auftretender Probleme<br />
in der Praxis stehen die kantonalen Rebbaukommissäre<br />
und in den meisten Kantonen lokale Rebbauberater zur<br />
Verfügung, die bei Bedarf an die Spezialisten der Fors<strong>ch</strong>ungsanstalten<br />
gelangen. Die Kontaktadressen der kantonalen<br />
Rebbaukommissäre sind auf Seite 56 aufgelistet.<br />
Merkblätter<br />
Über die wi<strong>ch</strong>tigsten S<strong>ch</strong>ädlinge und Krankheiten im Weinbau<br />
sowie über die Lebensgemeins<strong>ch</strong>aft Rebberg sind<br />
Erläuterungen zu ÖLN und VITISWISS<br />
Ökologis<strong>ch</strong>er Leistungsna<strong>ch</strong>weis (ÖLN) und Direktzahlungen<br />
Für den ökologis<strong>ch</strong>en Leistungsna<strong>ch</strong>weis ist die Bundesverordnung über die<br />
Direktzahlungen (DVZ) an die Landwirts<strong>ch</strong>aft vom 7.Dezember 1998 massgebend.<br />
Zur Erlangung der Direktzahlungen müssen die von VITISWISS erarbeiteten<br />
Basisanforderungen für den ÖLN erfüllt werden. VITISWISS ist der<br />
s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Verband für naturnahe Produktion im Weinbau. Er besteht aus<br />
se<strong>ch</strong>s regionalen Verbänden (VS, VD, GE, trois Lacs, Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz, Tessin).<br />
Die Ri<strong>ch</strong>tlinien für den ÖLN bauen auf der Verordnung für Direktzahlungen auf.<br />
VITISWISS ist der Anspre<strong>ch</strong>partner des Bundesamts für Landwirts<strong>ch</strong>aft für die<br />
ÖLN-Ri<strong>ch</strong>tlinien im Rebbau.<br />
Die Dokumente können bei www.vitiswiss.<strong>ch</strong> eingesehen und heruntergeladen<br />
werden. Die Kontrolle und der Vollzug wird dur<strong>ch</strong> die kantonalen Landwirts<strong>ch</strong>aftsämter<br />
organisiert.<br />
Traubenzertifikat VITISWISS<br />
Zur Erlangung des Traubenzertifikats VITISWISS muss der Betrieb ni<strong>ch</strong>t nur die<br />
Basisanforderungen für den ÖLN, sondern au<strong>ch</strong> die Anforderungen für das<br />
Zertifikat sowie vier ökologis<strong>ch</strong>e Optionen erfüllen. Ökologis<strong>ch</strong>e Optionen sind<br />
zusätzli<strong>ch</strong>e Anstrengungen, die oft auf regionale Verhältnisse abgestimmt sind.<br />
Die Liste der ökologis<strong>ch</strong>en Optionen wird regelmässig überarbeitet. Zur Zeit<br />
kann der Betrieb aus 20 ökologis<strong>ch</strong>en Zusatzanstrengungen diejenigen auswählen,<br />
die am ehesten auf seinen Betrieb und seine Mögli<strong>ch</strong>keiten zuges<strong>ch</strong>nitten<br />
sind. Mindestens vier Optionen müssen erfüllt sein. Die Betriebskontrollen<br />
werden von unabhängigen, dur<strong>ch</strong> VITISWISS anerkannte Kontrollorganisationen<br />
dur<strong>ch</strong>geführt. Eine Liste der Organisationen sowie alle te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />
Dokumente können von der Internetseite www.vitiswiss.<strong>ch</strong> heruntergeladen<br />
werden.<br />
Die kantonalen Fa<strong>ch</strong>stellen für Weinbau sowie der Bran<strong>ch</strong>enverband Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizer<br />
Wein (BDW) sind die Anspre<strong>ch</strong>partner für alle te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en und<br />
organisatoris<strong>ch</strong>en Belange. Anfragen können au<strong>ch</strong> an info@weinbran<strong>ch</strong>e.<strong>ch</strong><br />
oder info@vinatura.<strong>ch</strong> geri<strong>ch</strong>tet werden.<br />
VINATURA-Label von VITISWISS<br />
VITISWISS verleiht das VINATURA-Label für Trauben und Weine, wel<strong>ch</strong>e die<br />
Ri<strong>ch</strong>tlinien von VITISWISS sowohl bei der Traubenproduktion als au<strong>ch</strong> bei<br />
der Vinifikation erfüllen. Jeder Benutzer des VINATURA-Labels unterzei<strong>ch</strong>net<br />
einen Vertrag mit der regionalen VITISWISS-Mitgliederorganisation (Regionalverband),<br />
worin er si<strong>ch</strong> verpfli<strong>ch</strong>tet, na<strong>ch</strong> den Ri<strong>ch</strong>tlinien zu arbeiten. Alle<br />
Dokumente können bei www.vinatura.<strong>ch</strong> eingesehen und heruntergeladen<br />
werden.<br />
Das VINATURA-Label ist eine eingetragene Handelsmarke des Verbands VITI-<br />
SWISS.<br />
Weitere Auskünfte erhalten Sie bei info@vinatura.<strong>ch</strong> oder telefonis<strong>ch</strong> unter<br />
031 385 36 83.<br />
6 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
Fungizideinsatz<br />
Informationen zum Fungizideinsatz<br />
Eins<strong>ch</strong>ränkungen bei der Anwendung von Fungiziden<br />
Bei den teil- oder vollsystemis<strong>ch</strong>en Wirkstoffen besteht je<br />
na<strong>ch</strong> Gruppe eine gewisse Gefahr von Resistenzbildung. Resistenzbildungen<br />
sind besonders beim E<strong>ch</strong>ten und Fals<strong>ch</strong>en<br />
Rebenmehltau sowie bei der Graufäule zu befür<strong>ch</strong>ten.<br />
Die Abs<strong>ch</strong>lussbehandlung mit Botrytiziden ist bei Beginn<br />
der Beerenreife Stadium BBCH 81 (siehe Seite 4) angezeigt.<br />
Bei späten Sorten in späten Lagen ist die Abs<strong>ch</strong>lussbehandlung<br />
mit Botrytiziden bis spätestens Mitte August (10.–<br />
20. August) vorzunehmen.<br />
Die wi<strong>ch</strong>tigsten vorbeugenden Massnahmen sind die Anzahl<br />
der Behandlungen zu reduzieren, Mis<strong>ch</strong>ungen mit<br />
protektiven Präparaten und keine Blockspritzungen von<br />
mehr als zwei Behandlungen hintereinander aus derselben<br />
Wirkstoffgruppe. Alternierender Einsatz, d. h. na<strong>ch</strong> zwei<br />
Behandlungen zu anderer Wirkstoffgruppe we<strong>ch</strong>seln. Kein<br />
Einsatz, wenn die Krankheit ausgebro<strong>ch</strong>en ist. Bewilligte<br />
Aufwandmengen einhalten.<br />
Eins<strong>ch</strong>ränkungen bezügli<strong>ch</strong> der Anzahl Behandlungen für<br />
Fungizide gegen Fals<strong>ch</strong>en und E<strong>ch</strong>ten Mehltau: Diese gesetzli<strong>ch</strong>en<br />
Auflagen sind für alle Produktionsmethoden verbindli<strong>ch</strong>.<br />
Fungizidgruppe<br />
QoI = Chinon-<br />
Aussen-Hemmer<br />
(Strobilurine)<br />
Präparate<br />
Cabrio Star, Quadris<br />
Max. Solopräparate nur in Tankmis<strong>ch</strong>ung<br />
mit Folpet: Stroby, Flint,<br />
Equation Pro, Verita<br />
Max. Anzahl<br />
Behandlungen<br />
Phenylamide Ridomil Vino, Fantic F 3<br />
3<br />
Eins<strong>ch</strong>ränkungen bezügli<strong>ch</strong> Anzahl Behandlungen für Botrytizide:<br />
Pro Saison dürfen nur zwei Behandlungen mit<br />
Botrytiziden dur<strong>ch</strong>geführt werden. Dabei darf pro Saison<br />
nur ein Produkt pro Wirkstoffgruppe (9a–9d) verwendet<br />
werden. Für die Wirkstoffgruppe MBC-Fungizide (9a) besteht<br />
ein hohes Risiko für eine Resistenzbildung.<br />
Wirkstoff- und Resistenzgruppen bei den Botrytiziden<br />
Gruppe Wirkstoffe Präparate<br />
9a MBC Cercobin, Sumico<br />
9b Anilinopyrimidine<br />
Frupica, Scala, Pyrus 400<br />
Anilinopyrimidine + Phenylpyrrol Swit<strong>ch</strong><br />
9c Hydroxianilide Teldor<br />
9d<br />
SDHI = Succinat-Dehydrogenase- Cantus, Moon Privilege<br />
Hemmer<br />
Zusätzli<strong>ch</strong>e Eins<strong>ch</strong>ränkungen bei ÖLN und Zertifikat<br />
VITISWISS<br />
Zur S<strong>ch</strong>onung der Raubmilben dürfen für das Zertifikat<br />
VITISWISS nur Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel mit der Klassierung<br />
n (= neutral) verwendet werden.<br />
Carbonsäure<br />
Amide<br />
QiI = Chinon-<br />
Innen-Hemmer<br />
SSH = Sterol-<br />
Synthese-Hemmer<br />
(Azole)<br />
i<br />
Kombinierte SSHs<br />
Forum, Forum Star, Melody Combi,<br />
Ocarina, Pergado, Pergado C, Vincare<br />
Mildicut (Empfehlung: in Mis<strong>ch</strong>ung<br />
mit Folpet)<br />
Bayfidan, Bogard, Dallas, Difcor,<br />
Duotop, Noidio Gold, Olymp Duplo,<br />
Pomstar viti, Radar, Sico, Slick,<br />
Systhane viti, Topas vino, Tenax<br />
Flica (enthält ein Azanaphthalen),<br />
Moon Experience (enthält ein SDHI),<br />
Milord (enthält ein Piperidin), Olymp<br />
Cupro (enthält Cymoxanil)<br />
3<br />
3<br />
3<br />
3*<br />
*Eins<strong>ch</strong>ränkungen für<br />
SSHs und für andere<br />
Gruppen bea<strong>ch</strong>ten!<br />
Für den ÖLN können unter Bea<strong>ch</strong>tung der Auflagen no<strong>ch</strong><br />
Präparate mit der Klassierung m (= mittel-toxis<strong>ch</strong>) gegen<br />
S<strong>ch</strong>warzfleckenkrankheit und Rotbrenner verwendet werden.<br />
Unbedingt Mittelliste bea<strong>ch</strong>ten!<br />
Fungizidgruppe Präparate Behandlungen<br />
Ditiocarbomate<br />
Dithane, Electis, Mancozeb,<br />
Policar, Mancoflo, Polyram,<br />
Antracol, Propineb<br />
1–2 = m<br />
>2= m<br />
Vers<strong>ch</strong>iedene Mapro, Ibiza 2 = n<br />
>2= m<br />
Azanaphthalene Legend, Talendo 3<br />
Acylpicolide Profiler 2<br />
Piperidine Astor, Prosper 4<br />
Phenyl-Acetamide Cyflamid 2<br />
Benzophenone Vivando 3<br />
Empfehlung: Für die kombinierten Präparate Folpet mit<br />
Cymoxanil und/oder Al-fosetyl (Amarel-F, Cyfol, Cyrano,<br />
Mikal) ist die Anzahl der Behandlungen bis jetzt no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
gesetzli<strong>ch</strong> einges<strong>ch</strong>ränkt. Wir empfehlen jedo<strong>ch</strong>, Präparate<br />
aus dieser Gruppe hö<strong>ch</strong>stens viermal einzusetzen.<br />
Abs<strong>ch</strong>lussbehandlungen: Mitte August (Zeitspanne zwis<strong>ch</strong>en<br />
dem 10. und 20. August) ist der letzte Anwendungstermin<br />
für Präparate gegen E<strong>ch</strong>ten und Fals<strong>ch</strong>en Mehltau.<br />
Kupfer: Pro Jahr und ha dürfen im ÖLN 4 kg, für das Zertifikat<br />
VITISWISS maximal 3 kg Reinkupfer eingesetzt werden.<br />
Vor der Blüte darf Kupfer in ÖLN und VITISWISS ni<strong>ch</strong>t verwendet<br />
werden. Kupfer ist vor allem in Kombination mit<br />
organis<strong>ch</strong>en Wirkstoffen, als Mis<strong>ch</strong>präparat oder als Tankmis<strong>ch</strong>ung<br />
zu verwenden. Da Kupfer in erster Linie gegen die<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Fäulnispilze eingesetzt wird, sollen Behandlungen<br />
vor allem in die Traubenzone erfolgen. In Fäulnislagen<br />
und bei anfälligen Sorten sind zwei bis drei Behandlungen<br />
mit kupferhaltigen Präparaten in der Zeit vom<br />
Abblühen bis zum Beginn der Beerenreife empfehlenswert.<br />
Bei starkem Befallsdruck des Fals<strong>ch</strong>en Mehltaus kann eine<br />
Kupferabs<strong>ch</strong>lussbehandlung bis spätestens Ende August<br />
vorgenommen werden.<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
7
Fungizideinsatz<br />
Agrometeo: Prognose von Pflanzens<strong>ch</strong>utzrisiken<br />
Auf der Agrometeo-Plattform sind Informationen und Ents<strong>ch</strong>eidungshilfen<br />
für eine optimierte Anwendung von<br />
Pflanzens<strong>ch</strong>utzmassnahmen in der Landwirts<strong>ch</strong>aft zusammengefasst.<br />
Sie basiert auf einem Netz von über 150 Wetterstationen,<br />
die mikroklimatis<strong>ch</strong>e Wetterdaten für vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Modelle zur Vorhersage von Krankheits- und<br />
S<strong>ch</strong>ädlingsrisiken liefern.<br />
Agrometeo enthält sowohl Informationen über die Phänologie<br />
und Reife von Kulturen, über Krankheiten und S<strong>ch</strong>ädlinge,<br />
über Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel und deren Dosierung in<br />
Abhängigkeit der Laubwand als au<strong>ch</strong> ein Modul zur Bewässerung<br />
im Obstbau. All<br />
diese Informationen werden<br />
den S<strong>ch</strong>weizer Produzenten auf<br />
der Webseite www.agrometeo.<strong>ch</strong><br />
kostenlos zur Verfügung<br />
gestellt. Diese Webseite besteht<br />
aus vier Modulen: Meteorologie,<br />
Weinbau, Obstbau und<br />
Ackerbau. Jedes Modul enthält<br />
Links zu Modellen, Hilfsmitteln<br />
und Informationen. Einige allgemeine<br />
Informationen sind<br />
au<strong>ch</strong> auf der Startseite verfügbar.<br />
Die Modelle ermögli<strong>ch</strong>en eine Beurteilung der Krankheitsoder<br />
S<strong>ch</strong>ädlingsentwicklung und dienen als Ents<strong>ch</strong>eidungshilfen<br />
bei der Festlegung von Behandlungsterminen. Zurzeit<br />
sind Modelle für Fals<strong>ch</strong>en und E<strong>ch</strong>ten Rebenmehltau,<br />
Traubenwickler, Apfels<strong>ch</strong>orf und Feuerbrand verfügbar.<br />
Seit 2009 sind 5-Tage-Wetterprognosen in die Modelle integriert.<br />
Dies ermögli<strong>ch</strong>t eine e<strong>ch</strong>te Vorhersage von Risiken.<br />
Meteorologie<br />
Dieses Modul ermögli<strong>ch</strong>t den<br />
Zugang auf Wetterdaten aus<br />
dem Wetterstationsnetz, die<br />
das zentrale Element von Agrometeo<br />
darstellen. Die Nutzeroberflä<strong>ch</strong>e<br />
ermögli<strong>ch</strong>t eine Abfrage<br />
von Klimaparametern für<br />
einen definierbaren Ort und<br />
eine definierbare Zeitperiode.<br />
Die Messstationen übermitteln<br />
tägli<strong>ch</strong> Messwerte für 10-Minuten-Intervalle<br />
via GSM Protokoll.<br />
Für die ältesten Stationen<br />
rei<strong>ch</strong>en diese Werte bis ins Jahr<br />
2003 zurück. Die Nutzeroberflä<strong>ch</strong>e<br />
ermögli<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> einfa<strong>ch</strong>e<br />
Bere<strong>ch</strong>nungen wie Nieders<strong>ch</strong>lags-<br />
oder Temperatursummen.<br />
Zudem können au<strong>ch</strong> meteorologis<strong>ch</strong>e<br />
Grafiken mit<br />
einer 5-Tage-Vorhersage (Meteoblue)<br />
konsultiert werden.<br />
Modellierung<br />
Die Modelle für die Vorhersage<br />
von Krankheitsinfektionen und<br />
S<strong>ch</strong>ädlingsentwicklung basieren<br />
auf Kenntnissen über den<br />
Einfluss meteorologis<strong>ch</strong>er Faktoren<br />
auf die Biologie und Entwicklung<br />
dieser Organismen.<br />
Für die Saison 2013 wird die Webseite www.agrometeo.<strong>ch</strong> bearbeitet und modernisiert. Das Ziel ist ni<strong>ch</strong>t eine völlige<br />
Veränderung des Inhalts, sondern eine modernisierte und intuitive Präsentation, die mit den neuesten te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />
Entwicklungen kompatibel sein wird. Die Abbildung zeigt die Startseite der französis<strong>ch</strong>en Version, da die <strong>deuts<strong>ch</strong></strong>e<br />
Version beim Druck der Flugs<strong>ch</strong>rift no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t verfügbar war.<br />
8<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
Fungizideinsatz<br />
Einsatz der vers<strong>ch</strong>iedenen Fungizidgruppen<br />
Austrieb<br />
Rotbrenner<br />
1.Vorblüte<br />
2.Vorblüte<br />
Blüte<br />
Traubens<strong>ch</strong>luss<br />
Mitte August<br />
Netzs<strong>ch</strong>wefel (17)<br />
2% = 16 kg/ha<br />
Ohne Eins<strong>ch</strong>ränkungen<br />
für ÖLN und<br />
Zertifikat VITISWISS<br />
Folpet (13)<br />
Mit Eins<strong>ch</strong>ränkungen,<br />
nur in ÖLN<br />
einsetzbar<br />
Chlorothalonil (14)<br />
Delan (14)<br />
Mapro (14)<br />
Mancozeb (18)<br />
Metiram (18)<br />
Propineb (18)<br />
Folpet (13) gegen Fals<strong>ch</strong>en Mehltau mit Teilwirkung Botrytis.<br />
Netzs<strong>ch</strong>wefel (0,2%) (17) gegen E<strong>ch</strong>ten Mehltau vor allem vor der Blüte.<br />
Kombinierte mit Cymoxanil und/oder Al-fosestyl (14): Amarel Folpet, Cyfol, Cyrano, Mikal gegen Fals<strong>ch</strong>en<br />
Mehltau,Teilwirkung Botrytis. Empfehlung für alle Cymoxanil-haltigen Mittel: max. 4 Behandlungen.<br />
Profiler (14): max. 2 Behandlungen gegen Fals<strong>ch</strong>en Mehltau.<br />
Strobilurine u.ä. (Qol-Hemmer) (1) max. 3 Behandlungen. Solopräparate<br />
nur in Mis<strong>ch</strong>ung mit Folpet. Cabrio Star, Quadris max, Flint:<br />
gegen Rotbrenner, S<strong>ch</strong>warzfäule, E<strong>ch</strong>ten Mehltau und Fals<strong>ch</strong>en Mehltau,<br />
Teilwirkung Botrytis. Equation pro, Verita in Mis<strong>ch</strong>ung mit Folpet<br />
gegen Fals<strong>ch</strong>en Mehltau, Teilwirkung Botrytis.<br />
Carbonsäure Amide (8): max. 3 Behandlungen. Forum Star,<br />
Melody Combi, Pergado, Vincare gegen Fals<strong>ch</strong>en Mehltau,<br />
Teilwirkung Botrytis. Ocarina ab Blüte gegen Fals<strong>ch</strong>en Mehltau.<br />
Qil-Hemmer (7): max. 3 Behandlungen<br />
Mildicut gegen Fals<strong>ch</strong>en Mehltau. (Empfehlung: in Mis<strong>ch</strong>ung mit Folpet)<br />
Phenylamide (6): max. 3 Behandlungen<br />
Ridomil Vino, Fantic F gegen Fals<strong>ch</strong>en Mehltau.<br />
SSH-Mis<strong>ch</strong>ungen mit Folpet (2a und 2b): max. 3 Behandlungen,<br />
Olymp Duplo oder Tankmis<strong>ch</strong>ung SSH mit Folpet gegen Rotbrenner,<br />
Fals<strong>ch</strong>en Mehltau und S<strong>ch</strong>warzfäule.<br />
Kupfer (15), Kombinierte mit Kupfer (16) und<br />
Tankmis<strong>ch</strong>ungen mit Kupfer und Folpet-haltigen Präparaten:<br />
gegen Fals<strong>ch</strong>en Mehltau, Teilwirkung Botrytis.<br />
Amalie Flow: max. 3 Behandlungen, Empfehlung für<br />
alle Cymoxanil-haltigen Mittel: max. 4 Behandlungen.<br />
(Zahl)<br />
= Haupteinsatz<br />
= Mögli<strong>ch</strong>e Einsatzperiode<br />
= Wirkstoffgruppe<br />
Fungizidgruppen mit Resistenzgefahr: Gruppen alternierend<br />
einsetzen. Na<strong>ch</strong> zwei Behandlungen aus der<br />
glei<strong>ch</strong>en Gruppe die Wirkstoffgruppe we<strong>ch</strong>seln.<br />
SSH-Mis<strong>ch</strong>ungen ohne Folpet (2a und 2b): max. 3 Behandlungen,<br />
Filca, Milord, Moon Experience gegen E<strong>ch</strong>ten Mehltau und S<strong>ch</strong>warzfäule,<br />
Tankmis<strong>ch</strong>ung SSH mit anderer Wirkstoffgruppe gegen E<strong>ch</strong>ten Mehltau.<br />
Cyflamid (14): max. 2 Behandlungen gegen E<strong>ch</strong>ten Mehltau.<br />
Azanaphthalene (4): max. 3 Behandlungen,<br />
Legend, Talendo gegen E<strong>ch</strong>ten Mehltau<br />
Piperidine (3): max. 4 Behandlungen, Prosper gegen E<strong>ch</strong>ten Mehltau.<br />
Astor na<strong>ch</strong> der Blüte gegen E<strong>ch</strong>ten Mehltau (Vorsi<strong>ch</strong>t bei grosser Hitze).<br />
Vivando (14): max. 3 Behandlungen gegen E<strong>ch</strong>ten Mehltau.<br />
Pflanzens<strong>ch</strong>utz bei PIWI-Rebsorten<br />
Für die pilzwiderstandsfähigen Rebsorten werden vers<strong>ch</strong>iedene,<br />
zum Teil au<strong>ch</strong> überholte Begriffe verwendet: Hybriden,<br />
Direktträger, interspezifis<strong>ch</strong>e, pilzfeste, pilzresistente,<br />
pilztolerante oder einfa<strong>ch</strong> robuste Rebsorten. Im <strong>deuts<strong>ch</strong></strong>spra<strong>ch</strong>igem<br />
Raum hat si<strong>ch</strong> vor allem die Bezei<strong>ch</strong>nung PIWI<br />
eingebürgert. Die pilzwiderstandsfähigen Reben sind aus<br />
Kreuzungen zwis<strong>ch</strong>en Europäerreben und pilzresistenten<br />
amerikanis<strong>ch</strong>en und asiatis<strong>ch</strong>en Arten hervorgegangen.<br />
Warum ist ein reduzierte Pflanzens<strong>ch</strong>utz bei PIWI-Sorten angezeigt?<br />
Die heute im Anbau stehenden robusten Rebsorten<br />
zeigen in erster Linie eine mehr oder weniger ausgeprägte<br />
Widerstandsfähigkeit gegen E<strong>ch</strong>ten und Fals<strong>ch</strong>en<br />
Mehltau und teilweise au<strong>ch</strong> gegen Graufäule. Gegen andere<br />
Pilzkrankheiten wie zum Beispiel Rotbrenner und<br />
S<strong>ch</strong>warzfäule haben die PIWI-Rebsorten hingegen keine<br />
ausrei<strong>ch</strong>ende Widerstandsfähigkeit. Wie bei den Europäerreben<br />
gibt es au<strong>ch</strong> bei den PIWI je na<strong>ch</strong> Sorte jedo<strong>ch</strong> graduelle<br />
Unters<strong>ch</strong>iede in der Anfälligkeit. Pilzkrankheiten<br />
sind in der Lage, si<strong>ch</strong> mehr oder weniger s<strong>ch</strong>nell an veränderte<br />
Bedingungen anzupassen. Dies trifft vor allem für<br />
den E<strong>ch</strong>ten und Fals<strong>ch</strong>en Mehltau zu, die in einer Vegetationsperiode<br />
viele Infektionszyklen mit massenhafter Konidienproduktion<br />
dur<strong>ch</strong>laufen können. Hier ist die Gefahr<br />
gross, dass si<strong>ch</strong> Pilzstämme entwickeln, die die Abwehrme<strong>ch</strong>anismen<br />
der Rebe überwinden können. Dur<strong>ch</strong> ein minimales<br />
Spritzprogramm kann der Selektionsdruck bei den<br />
Pilzkrankheiten verringert werden und andere, sporadis<strong>ch</strong><br />
auftretende Krankheiten wie Rotbrenner, S<strong>ch</strong>warzfleckenkrankheit<br />
und S<strong>ch</strong>warzfäule werden mitbekämpft.<br />
Na<strong>ch</strong> den bisherigen Erfahrungen haben si<strong>ch</strong> bei den PIWI-<br />
Sorten 2 bis 4 Behandlungen mit Kupfer- und S<strong>ch</strong>wefelpräparaten<br />
bewährt. Gegen E<strong>ch</strong>ten und Fals<strong>ch</strong>en Mehltau<br />
wird in der Regel kurz vor der Blüte, beim Abblühen und<br />
vor Traubens<strong>ch</strong>luss behandelt. Bei sehr robusten Sorten<br />
und in Lagen mit geringem Infektionsdruck können au<strong>ch</strong><br />
Pflanzenextrakte und Tonerdepräparate eingesetzt werden<br />
(siehe Liste der empfohlenen Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel für den<br />
Rebbau).<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013 9
Fungizideinsatz<br />
Pilzkrankheiten<br />
S<strong>ch</strong>warzfleckenkrankheit<br />
(Phomopsis viticola)<br />
An Trieben sind die untersten Internodien<br />
s<strong>ch</strong>warz verfärbt, in der Längsri<strong>ch</strong>tung aufgerissen<br />
und verkorkt.<br />
An Blättern kleine braun-s<strong>ch</strong>warze Nekrosen,<br />
umgeben von einem gelbli<strong>ch</strong>en Hof.<br />
Besonders häufig entlang den Blattadern.<br />
Stark befallene Blätter mit Verkräuselungen.<br />
An Trauben ab Beginn der Reife blau-violett<br />
verfärbte Beeren. Die Beerenhaut ist überzogen<br />
mit zahlrei<strong>ch</strong>en kleinen, s<strong>ch</strong>warzen<br />
Pyknidien. Beerenbefall kann mit Black Rot<br />
verwe<strong>ch</strong>selt werden.<br />
Black Rot, S<strong>ch</strong>warzfäule<br />
(Guignardia bidwellii)<br />
Alle grünen Pflanzenteile können befallen<br />
werden. An den Blättern braun-s<strong>ch</strong>warze,<br />
s<strong>ch</strong>arf abgegrenzte Flecken. Anfangssymptome<br />
können mit einem Herbizids<strong>ch</strong>aden<br />
dur<strong>ch</strong> Abbrennmittel verwe<strong>ch</strong>selt werden.<br />
Im Zent rum der Nekrosen entwickeln si<strong>ch</strong><br />
oft kreisförmig angelegt kleine s<strong>ch</strong>warze<br />
Pyknidien.<br />
Befallene Beeren verfärben si<strong>ch</strong> braun-violett<br />
und s<strong>ch</strong>rumpfen zu s<strong>ch</strong>warzen Lederbeeren.<br />
Darauf entwickeln si<strong>ch</strong> die Fru<strong>ch</strong>tkörper<strong>ch</strong>en<br />
(Perithezien). Die darin gebildeten<br />
Ascosporen verursa<strong>ch</strong>en die Primärinfektionen<br />
im folgenden Jahr.<br />
Rotbrenner<br />
(Pseudopezicula tra<strong>ch</strong>eiphila)<br />
Erste Flecken gegen Ende Juni an den untersten<br />
4 bis 5 Blättern. Anfangssymptome<br />
können mit Ölflecken des Fals<strong>ch</strong>en Mehltaus<br />
verwe<strong>ch</strong>selt werden. Später starke<br />
Abgrenzung der Flecken dur<strong>ch</strong> die Blattadern.<br />
Bei starkem Befall kann es im Juli zu<br />
vorzeitigem Blattfall kommen.<br />
Bei frühem und starkem Befall verdorren<br />
ganze Ges<strong>ch</strong>eine oder Teile davon.<br />
Im Frühjahr bilden si<strong>ch</strong> auf der Blattunterseite<br />
von Blättern am Boden Fru<strong>ch</strong>tkörper<strong>ch</strong>en,<br />
die na<strong>ch</strong> Benetzung ihre Ascosporen<br />
ausstossen.<br />
10<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
Fungizideinsatz<br />
Kontrollen, vorbeugende Massnahmen<br />
Beim Rebs<strong>ch</strong>nitt im Frühjahr die Ruten auf<br />
Be fall kontrollieren. Gesundes Holz ans<strong>ch</strong>neiden.<br />
Bemerkungen<br />
Besonders anfällig ist der Riesling-Silvaner.<br />
In den letzten Jahren wurden aber au<strong>ch</strong><br />
an Blauburgunder Symptome festgestellt.<br />
Behandlungen ab Austrieb in Intervallen<br />
von 8 bis 10 Tagen bis zum Beginn der Fals<strong>ch</strong>en<br />
Mehltau-Bekämpfung. Gute Benetzung<br />
der Tragruten und des Stammkopfes<br />
notwendig. Behandlungen unmittelbar<br />
vor Nieders<strong>ch</strong>lägen. Netzs<strong>ch</strong>wefel (2%,<br />
16kg/ha) im Stadium C–D hat eine Teilwirkungen<br />
gegen Kräusel- und Pockenmilben.<br />
B C D E F G H I J L M<br />
03 05 09 11–13 53 55 57 65 73 77 81<br />
Austrieb Vorblüte Blüte Na<strong>ch</strong>blüte<br />
Kontrollen, vorbeugende Massnahmen<br />
Im Sommer Blätter und Trauben auf Befall<br />
kontrollieren.<br />
Der Pilz überdauert in mumifizierten Beeren.<br />
Befallene Trauben ni<strong>ch</strong>t auf den Boden<br />
s<strong>ch</strong>neiden, sondern aus der Anlage entfernen.<br />
Ni<strong>ch</strong>t bewirts<strong>ch</strong>aftete Parzellen können<br />
zu Befallsherden werden und sollten<br />
gerodet werden.<br />
Bemerkungen<br />
Die Krankheit tritt seit 1989 im Tessin auf.<br />
In der Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz wurde 2010 Befall<br />
in zwei Parzellen festgestellt. Grosse Infektionsgefahr<br />
während und na<strong>ch</strong> der Blüte.<br />
Behandlungen mit Strobilurinen und SSH.<br />
B C D E F G H I J L M<br />
03 05 09 11–13 53 55 57 65 73 77 81<br />
Austrieb Vorblüte Blüte Na<strong>ch</strong>blüte<br />
1. Behandlung na<strong>ch</strong><br />
Warndienst, je na<strong>ch</strong><br />
Reifeentwicklung der<br />
Fru<strong>ch</strong>tkörper<br />
Kontrollen, vorbeugende Massnahmen<br />
Im Sommer auf Blattbefall a<strong>ch</strong>ten. Reife der<br />
Fru<strong>ch</strong>tkörper<strong>ch</strong>en kann an überwinterten,<br />
von Rotbrenner befallenen Blättern beoba<strong>ch</strong>tet<br />
werden.<br />
Bemerkungen<br />
Bedeutung hat in den letzten Jahren stark<br />
abgenommen. Bekämpfung nur in Befallslagen<br />
und bei Befall im Vorjahr erforderli<strong>ch</strong>.<br />
Steht kein Warndienst zur Verfügung, erste<br />
Behandlung im 4-Blattstadium. Bei starkem<br />
Neuzuwa<strong>ch</strong>s und günstigen Infektionsbedingungen<br />
Intervalle von 8 bis 10 Tagen<br />
ni<strong>ch</strong>t übers<strong>ch</strong>reiten.<br />
B C D E F G H I J L M<br />
03 05 09 11–13 53 55 57 65 73 77 81<br />
Austrieb Vorblüte Blüte Na<strong>ch</strong>blüte<br />
1. Behandlung na<strong>ch</strong><br />
Warndienst, je na<strong>ch</strong><br />
Reifeentwicklung der<br />
Fru<strong>ch</strong>tkörper<br />
Befallsperiode Behandlung na<strong>ch</strong> Bedarf Behandlung angezeigt<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
11
Fungizideinsatz<br />
Fals<strong>ch</strong>er Rebenmehltau<br />
(Plasmopora viticola)<br />
Alle grünen Rebteile können befallen werden.<br />
An Blättern zunä<strong>ch</strong>st gelbli<strong>ch</strong>e, runde<br />
Aufhellungen (Ölflecken). Auf der Blattunterseite<br />
weisser Pilzrasen. An den Ges<strong>ch</strong>einen<br />
während und na<strong>ch</strong> der Blüte gelbli<strong>ch</strong>e<br />
Verfärbungen, Ges<strong>ch</strong>eine verdrehen si<strong>ch</strong>,<br />
werden braun und verdorren. Ab Erbsengrösse<br />
verfärben si<strong>ch</strong> die Beeren bläuli<strong>ch</strong>,<br />
werden braun und s<strong>ch</strong>rumpfen zu Lederbeeren<br />
ein.<br />
Im Herbst entwickeln si<strong>ch</strong> in befallenen<br />
Blättern am Boden Osporen, wel<strong>ch</strong>e den<br />
Winter überdauern. Von diesen Sporen<br />
gehen im nä<strong>ch</strong>sten Jahr die Primärinfektionen<br />
aus.<br />
E<strong>ch</strong>ter Rebenmehltau, Oidium<br />
(Uncinula necator)<br />
Im Winter und Frühjahr findet man auf einjährigem<br />
Holz bräunli<strong>ch</strong>-violette, netzartige<br />
Flecken. Bei starkem Vorjahresbefall entwickeln<br />
si<strong>ch</strong> in der Vorblüte Zeigertriebe<br />
mit weissli<strong>ch</strong>em Überzug.<br />
Erste Symptome an Blättern sind uns<strong>ch</strong>einbare,<br />
gräuli<strong>ch</strong>e Flecken auf der Blattunterseite.<br />
Später grauweisser, mehliger Überzug<br />
auf der Blattober- und -unterseite sowie<br />
auf den Beeren. Die befallenen Beeren<br />
reissen auf, sodass Kerne si<strong>ch</strong>tbar werden<br />
(Samenbru<strong>ch</strong>). Auf grünen Trieben gräuli<strong>ch</strong>e,<br />
verwas<strong>ch</strong>ene Flecken.<br />
Weissfäule<br />
(Coniella diplodiella)<br />
Die Symptome treten ab Beginn der Traubenreife<br />
na<strong>ch</strong> Hagels<strong>ch</strong>lag auf. Die befallenen<br />
Beeren verfärben si<strong>ch</strong> vorerst fahl gelbli<strong>ch</strong><br />
und überziehen si<strong>ch</strong> dann mit braunvioletten<br />
Pyknidien. Die Beeren verfärben<br />
si<strong>ch</strong> zunehmend bräunli<strong>ch</strong> und trocknen<br />
ein.<br />
Bei starkem Befall breitet si<strong>ch</strong> die Krankheit<br />
sehr s<strong>ch</strong>nell aus und befällt die ganze<br />
Traube.<br />
12<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
Fungizideinsatz<br />
Kontrollen, vorbeugende Massnahmen<br />
Ab Ende Mai bis Mitte Juni Ölfleckenkontrolle<br />
vornehmen.<br />
Bemerkungen<br />
Besonders gefährli<strong>ch</strong> ist die Zeit von Blüte<br />
bis Traubens<strong>ch</strong>luss. Auf www.agrometeo.<strong>ch</strong><br />
sind Infektionsrisiken für fünf vergangene<br />
und fünf kommende Tage abrufbar. Dosierung<br />
und Intervalle an die Witterung und<br />
das Wa<strong>ch</strong>stum der Laubwand anpassen.<br />
Zuwarten mit der ersten Behandlung bis<br />
zum Ers<strong>ch</strong>einen von Ölflecken oder bis<br />
zum 80%-igen Ablauf der Inkubationszeit<br />
sind Strategien mit erhöhtem Risiko, da ein<br />
Ausbru<strong>ch</strong> der Krankheit kaum abgestoppt<br />
werden kann. In diesem Fall sollte Folpet in<br />
Mis<strong>ch</strong>ung mit Kupfer in engen Spritzintervallen<br />
eingesetzt werden.<br />
B C D E F G H I J L M<br />
03 05 09 11–13 53 55 57 65 73 77 81<br />
Austrieb Vorblüte Blüte Na<strong>ch</strong>blüte<br />
1. Behandlung na<strong>ch</strong><br />
Warndienst, kurz vor<br />
oder 1 bis 2 Tage na<strong>ch</strong><br />
erster Primärinfektion<br />
unter:<br />
www.agrometeo.<strong>ch</strong><br />
Kontrollen, vorbeugende Massnahmen<br />
Beim Rebs<strong>ch</strong>nitt auf Symptome von E<strong>ch</strong>tem<br />
Mehltau an Trieben a<strong>ch</strong>ten. Ab Anfang Juni<br />
in Befallslagen regel mässige Kontrolle auf<br />
den Blattunterseiten von anfälligen Sorten<br />
wie Chardonnay und Riesling-Silvaner.<br />
B C D E F G H I J L M<br />
03 05 09 11–13 53 55 57 65 73 77 81<br />
Austrieb Vorblüte Blüte Na<strong>ch</strong>blüte<br />
Bemerkungen<br />
Eine warme Witterung im Mai und Juni<br />
begünstigt frühe, kaum si<strong>ch</strong>tbare Infektionen.<br />
In Befallslagen ist die erste Behandlung<br />
im 5-Blattstadium angezeigt. In der<br />
Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz haben si<strong>ch</strong> die ersten ein<br />
bis zwei Behandlungen mit Netzs<strong>ch</strong>wefel,<br />
kombiniert mit Fals<strong>ch</strong>er Mehltau-Behandlung,<br />
bewährt. In der besonders anfälligen<br />
Phase von Blüte bis Traubens<strong>ch</strong>luss 3 bis 4<br />
Behandlungen mit spezifis<strong>ch</strong>en Mitteln<br />
dur<strong>ch</strong>führen.<br />
Kontrollen, vorbeugende Massnahmen<br />
Begrünte Rebberge sind weniger gefährdet,<br />
da das Empors<strong>ch</strong>leudern von Bodenpartikeln<br />
und Sporen reduziert wird. Tiefstehende<br />
Trauben sind gefährdet.<br />
Bemerkungen<br />
In der Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz sehr selten. Gegen<br />
Weissfäule und zur besseren Wundheilung<br />
(Botrytis, Fals<strong>ch</strong>er Mehl tau) sofort na<strong>ch</strong><br />
Hagels<strong>ch</strong>lag Folpet einsetzen. Bei spätem<br />
Hagel (Mitte bis Ende August) nur no<strong>ch</strong><br />
Kupfer (z. B. Kupfer 50) 0.1% = 1.6 kg/ha<br />
mögli<strong>ch</strong>.<br />
B C D E F G H I J L M<br />
03 05 09 11–13 53 55 57 65 73 77 81<br />
Austrieb Vorblüte Blüte Na<strong>ch</strong>blüte<br />
Befallsperiode Behandlung na<strong>ch</strong> Bedarf Behandlung angezeigt<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
13
Fungizideinsatz<br />
Graufäule<br />
(Botrytis cinerea)<br />
Graufäulebefall an einzelnen Blättern (zum<br />
Teil au<strong>ch</strong> an Trieben) vor oder während der<br />
Blüte.<br />
An Ges<strong>ch</strong>einen: Teile davon oder ganze<br />
Ges<strong>ch</strong>eine werden braun und vertrocknen.<br />
Na<strong>ch</strong> dem Traubens<strong>ch</strong>luss Roh fäule (= Sauerfäule)<br />
an einzelnen Beeren, z. B. dur<strong>ch</strong><br />
Sauerwurmbefall. Ab Beginn der Beerenreife<br />
Befall an Beeren und Traubengerüst.<br />
Bei feu<strong>ch</strong>ter Witterung gräuli<strong>ch</strong>er Überzug<br />
auf Beeren.<br />
Kontrollen, vorbeugende Massnahmen<br />
Widerstandsfähige (lockerbeerige) Sorten<br />
und Klone pflanzen. N-Düngung reduzieren<br />
und anpassen an Boden, Unterlage und Witterung.<br />
Verletzungen an Trauben zum Beispiel<br />
dur<strong>ch</strong> Sauerwurm und Wespen ver hindern.<br />
Auslauben der Traubenzone vor Traubens<strong>ch</strong>luss-<br />
und Abs<strong>ch</strong>lussbehandlung.<br />
Bemerkungen<br />
Vor und während der Blüte gewähren Präparate<br />
mit Teilwirkung einen ausrei<strong>ch</strong>enden<br />
S<strong>ch</strong>utz vor Frühinfektionen. Botrytizide<br />
bei Traubens<strong>ch</strong>luss und beim Beginn der<br />
Beerenreife gezielt in die Traubenzone ausbringen.<br />
Kupferzusatz (z. B. 1,2 kg/ha Kupfer<br />
50) kann die Wirkung gegen Botrytis<br />
und andere Fäulnispilze verbessern.<br />
Pro Saison dürfen maximal zwei Botrytizidbehandlungen<br />
dur<strong>ch</strong>geführt werden. Pro<br />
Wirkstoffgruppe ist nur eine Behandlung<br />
zugelassen (siehe Seite 7). Die Verfahren 1<br />
bis 4 sind bei fäulnisanfälligen Sorten und in<br />
fäulnisgefährdeten Lagen empfehlenswert.<br />
Die Verfahren 5 bis 6 gewährleisten bei wenig<br />
anfälligen Sorten eine ausrei<strong>ch</strong>ende Botrytisbekämpfung.<br />
Die Abs<strong>ch</strong>lussbehandlung ist beim Beginn<br />
der Beerenreife (Wei<strong>ch</strong>werden bzw. Farbums<strong>ch</strong>lag)<br />
angezeigt. Spätester Termin ist<br />
Mitte August (10.–20. August).<br />
B C D E F G H I J L M<br />
03 05 09 11–13 53 55 57 65 73 77 81<br />
Austrieb Vorblüte Blüte Na<strong>ch</strong>blüte<br />
Fals<strong>ch</strong>e Mehltaupräparate<br />
mit Teilwirkung<br />
gegen Graufäule<br />
einsetzen<br />
Bekämpfungsstartegien gegen Graufäule<br />
Blüte bis<br />
Abblühen<br />
Mit Vollwirkung gegen<br />
Graufäule:<br />
Flint (0.025%) + Folpet<br />
oder Melody Combi<br />
Mit Teilwirkung:<br />
Cabrio Star, Quadris Max,<br />
Folpet<br />
A<br />
A A B C<br />
Befallsperiode Behandlung na<strong>ch</strong> Bedarf Behandlung angezeigt<br />
Botrytizide bei Traubens<strong>ch</strong>luss<br />
und bei Beginn<br />
der Beerenreife<br />
Traubens<strong>ch</strong>luss B Wei<strong>ch</strong>werden, spätestens C<br />
jedo<strong>ch</strong> Mitte August<br />
1 Swit<strong>ch</strong> Teldor<br />
2 Teldor Swit<strong>ch</strong><br />
3 Flint (0.025%) + Folpet oder<br />
Melody Combi<br />
Teldor oder Swit<strong>ch</strong><br />
4 Cantus, Moon Privilege Teldor oder Swit<strong>ch</strong><br />
5 Teldor, Swit<strong>ch</strong>, Cantus,<br />
Moon Privilege, Frupica, Scala<br />
oder Pyrus 400<br />
6 Cabrio Star, Quadris Max,<br />
Folpet, Folpet-Kupfer<br />
Folpet-Kupfer<br />
Teldor, Swit<strong>ch</strong>, Cantus<br />
oder Moon Privilege<br />
14<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
Fungizideinsatz<br />
Esca (Phaeomoniella <strong>ch</strong>lamydospora,<br />
Phaeoacremonium aleophilum, Fomitiporia<br />
mediterranea)<br />
Symptome<br />
Von Esca betroffen sind einzelne, zufällig verteilte Stöcke, oft nur einzelne<br />
Triebe eines Stocks. Der langsame (<strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e) Krankheitsverlauf erstreckt<br />
si<strong>ch</strong> über mehrere Jahre. Die ersten Symptome zeigen si<strong>ch</strong> ab Juli an den<br />
ältesten Blättern in Form unregelmässiger, gelbli<strong>ch</strong>er oder rötli<strong>ch</strong>er Flecken,<br />
die si<strong>ch</strong> vergrössern und nekrotisieren. Das Gewebe entlang der<br />
Adern bleibt grün. An den Beeren bilden si<strong>ch</strong> vor dem Reifebeginn kleine,<br />
bräunli<strong>ch</strong>e bis s<strong>ch</strong>warze Flecken. Später s<strong>ch</strong>rumpfen die Beeren und trocknen<br />
ein.<br />
Beim s<strong>ch</strong>lagartigen Verlauf kommt es im Sommer zu einem plötzli<strong>ch</strong>en<br />
Welken des ganzen Stocks.<br />
Massnahmen: Befallene Stöcke im Sommer markieren. Abgestorbene Reben<br />
ausreissen und verbrennen. Vermeiden von grossen S<strong>ch</strong>nittstellen und<br />
Verletzungen. Grosse S<strong>ch</strong>nittstellen sofort mit Wundvers<strong>ch</strong>luss prä parat<br />
behandeln. Mögli<strong>ch</strong>st später Winters<strong>ch</strong>nitt.<br />
Gegen Esca stehen zur Zeit keine <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Bekämpfungsmass nahmen<br />
zur Verfügung. Befallene und ausgerissene Stöcke ni<strong>ch</strong>t im Freien liegen<br />
lassen.<br />
Eutypiose (Eutypa lata)<br />
Symptome<br />
Befallene Stöcke zeigen in den ersten Wo<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> dem Austrieb verkümmerte<br />
Triebe mit kurzen Internodien. Die Blätter bleiben klein, vergilben<br />
und kräuseln si<strong>ch</strong>. Ges<strong>ch</strong>eine verrieseln sehr stark und bilden kleinbeerige<br />
Trauben. Befallene Stöcke serbeln und können na<strong>ch</strong> einigen Jahren ganz<br />
absterben. Im Stammquers<strong>ch</strong>nitt erkennt man dunkelbraun verfärbte,<br />
harte Gewebezonen. Infektionen erfolgen immer über S<strong>ch</strong>nittstellen und<br />
Verletzungen am alten Holz.<br />
Massnahmen: Stark befallene Reben ausreissen und verbrennen. Vermeiden<br />
von grossen S<strong>ch</strong>nittstellen und Verletzungen. Grosse S<strong>ch</strong>nittstellen<br />
sofort mit Wundvers<strong>ch</strong>lusspräparat behandeln. Mögli<strong>ch</strong>st später Winters<strong>ch</strong>nitt.<br />
Dur<strong>ch</strong> Rücks<strong>ch</strong>nitt des Stamms bis auf etwa 20 cm über die Veredlungsstelle<br />
kann der Stock von unten neu aufgebaut werden, sofern die<br />
Krankheit no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t bis zur Veredlungsstelle vorgedrungen ist.<br />
Zeitpunkt: Erst wenn die Reben im Saft sind. Befallene und ausgerissene<br />
Stöcke ni<strong>ch</strong>t im Freien liegen lassen.<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
15
Vergilbungskrankheiten<br />
Vergilbungskrankheiten<br />
Goldgelbe Vergilbung<br />
(Flavescence dorée = FD)<br />
Die Goldgelbe Vergilbung ist eine meldepfli<strong>ch</strong>tige Quarantänekrankheit.<br />
Sie wurde bis jetzt in einigen Gebieten des Tessins festgestellt. Vergilbungskrankheiten<br />
werden dur<strong>ch</strong> Phytoplasmen (Bakterien ohne feste Zellwand)<br />
verursa<strong>ch</strong>t. Übertragung dur<strong>ch</strong> Vektoren (Zikaden) und über Pfropfung.<br />
Phytoplasmen besiedeln und s<strong>ch</strong>ädigen die Siebröhren der Pflanzen.<br />
Im Sommer werden zuerst an Blättern sektorielle Verfärbungen si<strong>ch</strong>tbar,<br />
die später das ganze Blatt erfassen. Glei<strong>ch</strong>zeitig rollen si<strong>ch</strong> die Blattränder<br />
na<strong>ch</strong> unten ein. Weisse Sorten zeigen Vergilbungen, rote Sorten dunkelbis<br />
violettrote Verfärbung (ni<strong>ch</strong>t zu verwe<strong>ch</strong>seln mit S<strong>ch</strong>äden der Büffelzikade<br />
oder von Virtosen). Triebe verholzen unregelmässig oder bleiben<br />
grün. Ges<strong>ch</strong>eine verrieseln oder trocknen ein. Bei spätem Befall stoppt<br />
die Traubenreife, die Beeren s<strong>ch</strong>rumpfen und vertrocknen. Phytoplasmen<br />
können ni<strong>ch</strong>t <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong> bekämpft werden, hingegen sind vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Massnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung mögli<strong>ch</strong>. In erster Linie ist<br />
befallsfreies Pflanzmaterial zu verwenden. FD wird dur<strong>ch</strong> die Amerikanis<strong>ch</strong>e<br />
Rebzikade (Scaphoideus titanus) von Rebe zu Rebe übertragen.<br />
Diese Zikade wurde bis jetzt (Ende 2010) nur in den Kantonen TI, GE und<br />
VD gefunden.<br />
Massnahmen: Um die Ausbreitung innerhalb eines befallenen Rebbergs<br />
oder von einer befallenen Anlage auf einen bena<strong>ch</strong>barten Rebberg zu<br />
verhindern, kann in Gebieten, wo die Krankheit und der Vektor vorhanden<br />
sind, eine <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Be kämpfung dieses Überträgers vorgenommen werden.<br />
Die Bekämpfung ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> gegen Larvenstadien und gegen Adulte.<br />
In betroffenen Gebieten erfolgt die Anweisung zur Bekämpfung über die<br />
kantonale Fa<strong>ch</strong>stelle. Um die Eins<strong>ch</strong>leppung der Krankheit zu verhindern,<br />
sollten zertifizierte oder warmwasserbehandelte (45 min. bei 50 °C) Pflanzen<br />
verwendet werden. Bei Befallsverda<strong>ch</strong>t (mehr als 5 befallene Stöcke<br />
pro Are) Meldung an kantonale Fa<strong>ch</strong>stelle. Die Krankheit kann nur mit<br />
molekulargenetis<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ungen na<strong>ch</strong>gewiesen werden. Bei positivem<br />
Befund müssen Befallsherde getilgt werden.<br />
S<strong>ch</strong>warzholz (Bois noir = BN)<br />
S<strong>ch</strong>warzholz und Goldgelbe Vergilbung können anhand der Symptome<br />
ni<strong>ch</strong>t unters<strong>ch</strong>ieden werden (vgl. oben). S<strong>ch</strong>warzholz ist in unseren Rebbergen<br />
weit verbreitet. Sie tritt oft einzelstockweise an Parzellenrändern<br />
auf. Seit 2004 ist in einigen Gebieten eine stärkere Ausbreitung zu beoba<strong>ch</strong>ten,<br />
verbunden mit erhebli<strong>ch</strong>em Ertragsausfall. Die Phytoplasmen werden<br />
dur<strong>ch</strong> die Glasflügelzikade (Hyalestes obsoletus), die kein Rebens<strong>ch</strong>ädling<br />
ist, zufälligerweise vom Unterwu<strong>ch</strong>s auf Reben übertragen. Die Zikade<br />
wird in fast allen Rebbaugebieten der S<strong>ch</strong>weiz gefunden. Brennesseln<br />
spielen eine zentrale Rolle bei der Ausbreitung von S<strong>ch</strong>warzholz, da sie<br />
den Krankheitserreger wie au<strong>ch</strong> seinen Überträger beherbergen. Daneben<br />
können au<strong>ch</strong> Winden, Pfeilkresse und andere Kräuter befallen sein.<br />
Massnahmen: Eine Bekämpfung der Überträgerzikade mit Insektiziden ist<br />
ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>, da sie si<strong>ch</strong> meistens im Boden aufhalten. Unterwu<strong>ch</strong>s im<br />
Juni und Juli ni<strong>ch</strong>t zu mähen verhindert Abwanderung der Zikaden auf<br />
Reben. Eindämmung von Brennesseln und Winden dur<strong>ch</strong> glyphosathaltige<br />
Herbizide im Spätherbst (na<strong>ch</strong> der Ernte) oder im Frühjahr. Rücks<strong>ch</strong>nitt<br />
befallener Triebe, sobald Symptome si<strong>ch</strong>tbar sind. Bei starkem Befall mit<br />
mehr als 5 befallenen Stöcken pro Are Meldung an die kantonale Fa<strong>ch</strong>stelle.<br />
16 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
Nützlinge<br />
Nützlinge<br />
Artenvielfalt erhalten<br />
Neben s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en und indifferenten findet man in den Rebbergen eine<br />
breite Palette räuberis<strong>ch</strong>er und parasitis<strong>ch</strong>er Insekten und Milben. Diese<br />
natürli<strong>ch</strong>en Feinde begrenzen – zusammen mit anderen Faktoren (Witterung,<br />
Pflanzenzustand u. a.) – die Häufigkeit der Rebs<strong>ch</strong>ädlinge. Das Auftreten<br />
und die Häufigkeit dieser Nützlinge variiert sehr stark von Anlage zu<br />
Anlage. Die Gründe sind unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>: Futtermangel (indirekter Einfluss)<br />
und Mortalität dur<strong>ch</strong> Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel (direkter Einfluss). Nützlinge<br />
leben au<strong>ch</strong> auf anderen Kulturpflanzen und insbesondere auf einer<br />
Vielzahl von Wildpflanzen. Ein gross er Teil der Arten besiedelt den Rebberg<br />
aus diesen Refugien und lässt si<strong>ch</strong> nieder, wenn genügend Futter vorhanden<br />
ist. Meist sehr langsam verläuft dagegen die Wiederbesiedlung bei<br />
ni<strong>ch</strong>t geflügelten Arten wie den Raubmilben.<br />
Die Erhaltung und Erstellung natürli<strong>ch</strong>er Lebensräume in und um Rebanlagen<br />
wie Trockenmauern, Terrassenbös<strong>ch</strong>ungen, Hecken, Magerwiesen<br />
usw. sind zu fördern. Sie helfen mit, eine rei<strong>ch</strong>e Artenvielfalt zu<br />
erhalten und unterstützen das natürli<strong>ch</strong>e Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t. Ausserdem tragen<br />
die Förderung der Artenvielfalt und die lands<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> wertvollen<br />
Elemente sowie die Respektierung der Umwelt zum guten Image des Rebbaus<br />
bei.<br />
Räuberis<strong>ch</strong>e Milben<br />
Raubmilben können die Rote Spinne und Gemeine Spinnmilbe, Kräuselund<br />
Pockenmilben sowie Thripse auf einem niedrigen Stand halten. Die<br />
wi<strong>ch</strong>tigsten Arten in den S<strong>ch</strong>weizer Rebbergen sind Typhlodromus pyri,<br />
Amblyseius andersoni, A. finlandicus und Kampimodromus aberrans. Das<br />
Auftreten der einzelnen Arten ist abhängig vom vorhandenen Futter, von<br />
mikroklimatis<strong>ch</strong>en Bedingungen, vom Umfeld (z. B. Hecken u.a.) und von<br />
einer allfälligen Ansiedlung. Raubmilben sind sogenannte S<strong>ch</strong>utzräuber.<br />
Wenn sie si<strong>ch</strong> einmal im Rebberg etabliert haben, können sie si<strong>ch</strong> dort<br />
halten, sofern eine Raubmilben s<strong>ch</strong>onende Spritzfolge eingesetzt wird<br />
(vgl. Nebenwirkungen, Seite 19 in der Beilage «Empfohlene Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel<br />
für den Rebbau»). Dur<strong>ch</strong> veränderte Pflanzens<strong>ch</strong>utzmassnahmen<br />
im Rahmen der IP und des ÖLN wurden sie ges<strong>ch</strong>ont, konnten in<br />
die Rebberge zurückkehren und si<strong>ch</strong> etablieren und die Spinnmilben weitgehend<br />
unter Kontrolle halten. Andere räuberis<strong>ch</strong>e Milben, z. B. aus der<br />
Familie der Anystidae, findet man häufig in wenig behandelten Rebanlagen.<br />
Diese Arten befallen sehr ras<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene Insekten (Thrips, Zikaden<br />
u. a.). Au<strong>ch</strong> die Bodenstreue im Rebberg beherbergt eine grosse Vielfalt<br />
von räuberis<strong>ch</strong>en Milben, wel<strong>ch</strong>e vor allem von der Bodenbearbeitung<br />
abhängig ist.<br />
Erz-, Zehr- und S<strong>ch</strong>lupfwespen<br />
Hymenopteris<strong>ch</strong>e (wespenartige) Parasitoiden aus den Familien der I<strong>ch</strong>neumoniden<br />
und Chalcidoiden spielen eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle bei der Populationsregulierung<br />
von Raupens<strong>ch</strong>ädlingen, Kleinzikaden und S<strong>ch</strong>ildläusen.<br />
Die Eier der beiden Traubenwicklerarten sind insbesondere den Eiparasitoiden<br />
Tri<strong>ch</strong>ogramma spp. ausgesetzt. Unter guten Bedingungen kann<br />
eine Parasitierungsrate bis zu 60% beoba<strong>ch</strong>tet werden. Die Zwergwespe<br />
Anagrus atomus ist bei der Regulierung der Grünen Rebzikade wi<strong>ch</strong>tig.<br />
Hier wurden Parasitierungsraten bis zu 80% errei<strong>ch</strong>t. Eulenraupen und<br />
Springwurmraupen werden öfters au<strong>ch</strong> von räuberis<strong>ch</strong>en Fliegen (Ta<strong>ch</strong>inidae)<br />
parasitiert.<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
17
Nützlinge<br />
Andere Nützlinge<br />
Spinnen sind in den Rebbergen dur<strong>ch</strong> mehrere Familien vertreten, auf den<br />
Reben selbst (Dictinidae, Salticidae u. a.) oder auf dem Boden (Gnaphosidae,<br />
Lycosidae u. a.). Sie jagen dort aktiv oder passiv (Netze) eine grosse<br />
Zahl von Insekten wie Raupen, Zikaden, Fliegen und Mücken und spielen<br />
eine grosse Rolle bei der Erhaltung des natürli<strong>ch</strong>en Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>ts. Au<strong>ch</strong><br />
räuberis<strong>ch</strong>e Wanzen wie Blumenwanzen (Anthocoriden) und Blindwanzen<br />
(Miriden) trifft man häufig in den Rebbergen, wo sie si<strong>ch</strong> vor allem von<br />
Spinnmilben und kleinen Insekten ernähren. Zu bestimmten Jahreszeiten<br />
kann man<strong>ch</strong>mal au<strong>ch</strong> ein hoher Besatz von Florfliegen beoba<strong>ch</strong>tet werden.<br />
Sie räubern effizient Eier und junge Larven von S<strong>ch</strong>metterlingen und<br />
Milben. Die Vielfalt dieser Nützlinge im Rebberg wird insbesondere von<br />
der, mögli<strong>ch</strong>st ungestörten, pflanzli<strong>ch</strong>en Vielfalt im und um den Rebberg<br />
beeinflusst.<br />
Ohrwürmer und Marienkäfer<br />
Ohrwürmer sind Allesfresser und bekannt als Räuber von Eiern und jungen<br />
Raupen des Traubenwicklers. Eine starke Präsenz in den Trauben während<br />
der Ernte führt man<strong>ch</strong>mal zu Problemen. In seltenen Fällen wurde eine<br />
Beeinflussung des Ernteguts gemeldet, jedo<strong>ch</strong> ohne dass dies eindeutig mit<br />
dem Ohrwurmbesatz in Zusammenhang gebra<strong>ch</strong>t werden konnte.<br />
Obwohl meistens in Zusammenhang mit Blattläusen gebra<strong>ch</strong>t, können vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Arten von Marienkäfern in den Rebbergen angetroffen werden,<br />
wo sie si<strong>ch</strong> von vers<strong>ch</strong>iedenen kleinen Insekten und Spinnmilben ernähren.<br />
Das Auftreten und die Ausbreitung des Asiatis<strong>ch</strong>en Marienkäfers (Harmonia<br />
axyridis) während der letzten Jahre in Europa und der S<strong>ch</strong>weiz und<br />
die damit verbundene Gefahr einer negativen Geru<strong>ch</strong>s- und Ges<strong>ch</strong>macksbeeinflussung<br />
des Weins erfordern besondere Aufmerksamkeit bei der<br />
Ernte. Dies darf aber ni<strong>ch</strong>t dazu führen, dass man den Nutzen dieser Insekten<br />
völlig vergisst.<br />
Nebenwirkungen<br />
Empfehlung<br />
Nützlinge sind willkommene, aber ni<strong>ch</strong>t immer ausrei<strong>ch</strong>ende<br />
Helfer bei der Reduktion der S<strong>ch</strong>ädlinge.<br />
Deshalb:<br />
● Bei Kontrollen auf S<strong>ch</strong>ädlinge und Nützlinge a<strong>ch</strong>ten<br />
und beide beim Ents<strong>ch</strong>eid berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />
● Nützlinge weitmögli<strong>ch</strong>st s<strong>ch</strong>onen. Deshalb unnötige<br />
Spritzungen weglassen und selektive Insektizide<br />
und Fungizide bevorzugen.<br />
● Raubmilben ansiedeln.<br />
Die vers<strong>ch</strong>iedenen Nützlingsgruppen sind unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> empfindli<strong>ch</strong> auf<br />
die vers<strong>ch</strong>iedenen Fungizide und Insektizide. Die meisten Pflanzens<strong>ch</strong>utzmassnahmen<br />
reduzieren die Nützlinge direkt (Abtötung) oder indirekt<br />
(Nahrungsentzug). Aufgrund des direkten Einflusses (direkte Mortalität)<br />
ist eine gewisse Einteilung der Wirkstoffgruppen oder einzelner Wirkstoffe<br />
in Gefahrenklassen mögli<strong>ch</strong>. Diese Einteilung ist sehr allgemein und basiert<br />
auf vers<strong>ch</strong>iedenen Untersu<strong>ch</strong>ungen und Beoba<strong>ch</strong>tungen im In- und Ausland.<br />
Bei der Einteilung werden die wi<strong>ch</strong>tigsten Nützlinge (insbesondere<br />
Raubmilben) im Rebbau berücksi<strong>ch</strong>tigt. Die Klassierungen sind in der<br />
«Nützlingstabelle» in der Liste der «Empfohlenen Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel für<br />
den Rebbau» zusammengestellt.<br />
Bei den Raubmilben basieren die Angaben i. d. R. auf Freilandversu<strong>ch</strong>en aus<br />
der S<strong>ch</strong>weiz. Die Klassen geben die Grössenordnung der S<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>keit bei<br />
Typhlodromus pyri an. Andere Raubmilbenarten können anders reagieren.<br />
Zum Beispiel ist Euseius finlandicus meistens empfindli<strong>ch</strong>er. Im Allgemeinen<br />
sind Produkte mit kurzer Wirkungsdauer weniger gefährli<strong>ch</strong> als sol<strong>ch</strong>e mit<br />
lang andauernder Wirkung. Zum Zeitpunkt der Austriebsspritzung sind<br />
Behandlungen mit demselben Präparat weniger gefährli<strong>ch</strong> als sol<strong>ch</strong>e ab<br />
Stadium 09 (D) und im Sommer. Bei hohen Temperaturen wirken si<strong>ch</strong> Behandlungen<br />
stärker aus als bei niedrigen. Wiederholte Behandlungen sind<br />
s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>er als Einzelbehandlungen. Bei den Fungiziden basiert die Einteilung<br />
auf fünf Behandlungen. Wird ein raubmilbentoxis<strong>ch</strong>es Fungizid<br />
nur ein- oder zweimal eingesetzt, ist die Auswirkung weniger ausgeprägt.<br />
Da Raubmilben ungeflügelt sind und deshalb nur eine geringe Mobilität<br />
aufweisen, hat die S<strong>ch</strong>onung dieses Nützlings erste Priorität. Man wähle<br />
deshalb mögli<strong>ch</strong>st Präparate der Gruppe N. Sofern unumgängli<strong>ch</strong>, können<br />
einzelne Behandlungen mit Mitteln der Gruppe M erfolgen.<br />
18<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
S<strong>ch</strong>ädlinge<br />
Tieris<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ädlinge<br />
Tieris<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ädlinge sind im Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizer Rebbau von<br />
geringerer Bedeutung als Pilzkrankheiten. Eine Bekämpfung<br />
ist nur bei Übers<strong>ch</strong>reiten der S<strong>ch</strong>ads<strong>ch</strong>wellen angebra<strong>ch</strong>t.<br />
Regelmässige Kontrollen der Kulturen helfen mit,<br />
Gefahren frühzeitig zu identifizieren. Für das Erkennen der<br />
wi<strong>ch</strong>tigs ten S<strong>ch</strong>aderreger im Weinbau sowie ihrer Biologie<br />
verweisen wir auf die Merkblätter von ACW (siehe S. 6).<br />
Als Ergänzung ist das Fa<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong> «Rebs<strong>ch</strong>utz-Tas<strong>ch</strong>enbu<strong>ch</strong>»<br />
(CHF 36.–) empfehlenswert (Fa<strong>ch</strong>verlag Fraund, Mainz).<br />
Eine breite Palette räuberis<strong>ch</strong>er und parasitis<strong>ch</strong>er Insekten<br />
und Milben sind in und um den Rebberg präsent (vgl. Seite<br />
17–18). Zur Bekämpfung der einzelnen S<strong>ch</strong>ädlinge empfehlen<br />
wir auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> ÖLN kompatible Wirkstoffe, wel<strong>ch</strong>e<br />
grösstmögli<strong>ch</strong>e Rücksi<strong>ch</strong>t auf die Nützlingsfauna des<br />
Rebbergs nehmen (vgl. «Liste der empfohlenen Pflanzens<strong>ch</strong>utz<br />
mittel für den Rebbau» Seite 12).<br />
Gelegenheitss<strong>ch</strong>ädlinge – Insekten<br />
Büffel- und Blutzikade<br />
(Sticocephala bisonia, Cercopis sanguinea)<br />
Die Ende 19. Jahrhundert aus Nordamerika einges<strong>ch</strong>leppte Büffelzikade<br />
oder Buckelzirpe fällt dur<strong>ch</strong> ihre typis<strong>ch</strong>e Form, den ausgeprägten Nacken,<br />
auf. Sie überwintert im Eistadium in Trieben der Rebe und diversem<br />
Gehölz. Mitte Mai bis Mitte Juni s<strong>ch</strong>lüpfen die Nymphen, wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong> auf<br />
krautigen, breitblättrigen Pflanzen (z. B. Winde) ernähren und über fünf<br />
Larvenstadien zur adulten Zikade entwickeln. Diese findet man ab Juli bis<br />
September auf Reben und diversen Gehölzen, wo sie die Eier in einjährige<br />
Triebe ablegen, was zu verkorkten Wülsten oder Eins<strong>ch</strong>nürungen führt.<br />
Dur<strong>ch</strong> die Unterbre<strong>ch</strong>ung des Saftstroms verfärben si<strong>ch</strong> die Blätter oberhalb<br />
der Eiablagestelle, was zu Verwe<strong>ch</strong>slungen mit Symptomen der Vergilbungskrankheiten<br />
führen kann (Bilder oben). Eine direkte Bekämpfung<br />
ist kaum sinnvoll, hingegen kann die Population dur<strong>ch</strong> Entfernen und Verni<strong>ch</strong>ten<br />
von Trieben mit Eiablagen im Winter und Entfernen von Futterpflanzen<br />
der Larven (insb. Winden) im Sommer stark reduziert werden.<br />
Die adulte, dur<strong>ch</strong> die leu<strong>ch</strong>tend rot-s<strong>ch</strong>warze Zei<strong>ch</strong>nung der Deckflügel<br />
auffällige Blutzikade (Bild unten) findet man man<strong>ch</strong>mal ab April bis im<br />
Sommer an Reben und vielen anderen Pflanzen oder auf dem Boden. Die<br />
Larven ernähren si<strong>ch</strong> an Wurzeln von Gräsern. Sie überwintert als Nymphe<br />
im Boden. Die Saugtätigkeit der Adulten verursa<strong>ch</strong>t an den Blättern<br />
braune Flecken, die jedo<strong>ch</strong> kaum s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong> sind. Eine Bekämpfung ist ni<strong>ch</strong>t<br />
notwendig.<br />
Unglei<strong>ch</strong>er Holzbohrer, Dickmaulrüssler,<br />
Rebsti<strong>ch</strong>ler und andere Käfer<br />
Vers<strong>ch</strong>iedene Käfer können sporadis<strong>ch</strong> an Reben auftreten. Der Unglei<strong>ch</strong>e<br />
Holzbohrer (Abb. links) bohrt si<strong>ch</strong> in die Stöcke gestresster Pflanzen ein.<br />
Dickmaulrüssler können im Frühjahr Knospenfrass, ähnli<strong>ch</strong> wie Erdraupen<br />
(Seite 24) verursa<strong>ch</strong>en. Der blau-grüne Rebsti<strong>ch</strong>ler fällt dur<strong>ch</strong> seine typis<strong>ch</strong>en<br />
Befallssymptome im Mai/Juni auf: Das Weib<strong>ch</strong>en sti<strong>ch</strong>t Blattstiele<br />
an und verursa<strong>ch</strong>t zigarrenförmige Blattwickel (Abb. re<strong>ch</strong>ts), die später<br />
verdorren. Bei Problemen mit sol<strong>ch</strong>en Nebens<strong>ch</strong>ädlingen wende man si<strong>ch</strong><br />
an die kantonalen Fa<strong>ch</strong>stellen (Adressen siehe letzte Seite).<br />
Amerikanis<strong>ch</strong>e Rebenminiermotte<br />
(Phyllocnistis vitegenella)<br />
Die Amerikanis<strong>ch</strong>e Rebenminiermotte wurde in der S<strong>ch</strong>weiz 2009 erstmals<br />
und bisher nur im Tessin beoba<strong>ch</strong>tet. Der etwa 3 mm lange Kleinfalter<br />
überwintert unter Rindens<strong>ch</strong>uppen im Rebberg. Im Frühjahr legt er seine<br />
Eier auf die ersten entfalteten Blätter, wo ab Mitte Mai die kunstvollen<br />
Miniergänge der Larven beoba<strong>ch</strong>tet werden. Sie bildet drei weitere Generationen<br />
in selben Jahr aus. Stärkerer Befall wurde im Tessin bisher nur<br />
selten und nur sehr lokal beoba<strong>ch</strong>tet – eine direkte Bekämpfung ist kaum<br />
notwendig.<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013 19
S<strong>ch</strong>ädlinge<br />
Maikäfer-Engerling<br />
(Melolontha melolontha)<br />
Larven der Maikäfer, der Juni-, Gartenlaub- und Rosenkäfer werden als<br />
Engerlinge bezei<strong>ch</strong>net. An den Reben selbst werden fast auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
und nur regional Maikäfer-Engerlinge s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>.<br />
Der Maikäferzyklus dauert in Reblagen 3 Jahre (in höheren Lagen 4 Jahre),<br />
d. h. jedes dritte Jahr fliegen die Maikäfer. Der sogenannte «Berner Flug»<br />
fand 2011 statt, und zwar im St. Galler-Rheintal, in der Bündner-Herrs<strong>ch</strong>aft<br />
und in Teilen des Kt. Thurgau. Der «Urner-Flug» folgte 2012 und konnte in<br />
Teilen des Kt. Thurgau beoba<strong>ch</strong>tet werden. 2013 wird der «Basler-Flug» verzei<strong>ch</strong>net,<br />
der jedo<strong>ch</strong> für Osts<strong>ch</strong>weizer Reblagen keine Bedeutung hat.<br />
In Maikäfergebieten sollten gefährdete Anlagen (Neupflanzungen und<br />
bestehende Anlagen) während des Flugs mit Hagelnetzen (Bodenabdeckung<br />
oder über den Reihen anstelle von Vogels<strong>ch</strong>utznetzen) abgedeckt<br />
werden. Neupflanzungen sollten mögli<strong>ch</strong>st im Jahr vor dem Flug erfolgen,<br />
damit si<strong>ch</strong> die Rebe bis zum Haupts<strong>ch</strong>adensjahr bereits etablieren kann.<br />
Es wird zusätzli<strong>ch</strong> eine gute Bodenbearbeitung direkt vor der Pflanzung<br />
(ganze Flä<strong>ch</strong>e) sowie im Frühjahr na<strong>ch</strong> der Pflanzung (in den Fahrgassen)<br />
empfohlen. Bei Pflanzungen im Flugjahr sollte die Vegetation frühzeitig<br />
entfernt werden, da offener Boden für die Eiablage weniger attraktiv ist.<br />
Voraussetzung ist, dass der Boden während des Flugs wirkli<strong>ch</strong> absolut frei<br />
von Grünbewu<strong>ch</strong>s ist (Bodenbearbeitung kurz vor Maikäferflug und vor<br />
dem Pflanzen. Vorsi<strong>ch</strong>t bei Pflanzungen auf fris<strong>ch</strong>em Wiesenumbru<strong>ch</strong>).<br />
Wenn im Jahr na<strong>ch</strong> einem Flug gepflanzt wird, reduziert eine gründli<strong>ch</strong>e<br />
Bodenbearbeitung (Fräsen) direkt vor der Pflanzung (wenn die Engerlinge<br />
bereits ho<strong>ch</strong>gewandert sind) die Engerlingspopulation deutli<strong>ch</strong>. Frühjahrsbehandlungen<br />
der Fahrgassen mit Beauveria reduzieren die Engerlingspopulationen.<br />
Bei hoher Engerlingsdi<strong>ch</strong>te kann bei der Pflanzung allenfalls<br />
ein bewilligtes Granulat unter den Humus im Pflanzlo<strong>ch</strong> gemis<strong>ch</strong>t werden.<br />
Wespen<br />
(Paravespula sp.)<br />
Wespen können sporadis<strong>ch</strong> und lokal insbesondere bei frühen Sorten und<br />
bei Tafeltrauben beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>äden anri<strong>ch</strong>ten. Bei der Tafeltraubenproduktion<br />
hat si<strong>ch</strong> deshalb die Totaleinnetzung der Anlagen bewährt – in<br />
der Weintraubenproduktion ist dies allerdings ni<strong>ch</strong>t praktikabel. Gewisse<br />
Abhaltewirkung konnte au<strong>ch</strong> bei der Hagelnetzabdeckung der Traubenzone<br />
beoba<strong>ch</strong>tet werden. Hingegen dürfen gegen Wespen keine Insektizide<br />
gespritzt werden. Der Einsatz von Wespenfallen ist aber erlaubt, die<br />
Wirkung ist jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t immer überragend. Vor allem im Berei<strong>ch</strong> der Frühsorten<br />
sind re<strong>ch</strong>tzeitig enghalsige Ködergläser oder Köderflas<strong>ch</strong>en aufzuhängen.<br />
Ködermis<strong>ch</strong>ung: Süssmost-Essig im Verhältniss 4 : 1 od. Bier-Essig-Himbeersirup<br />
im Verhältnis 3 :1:1 (allenfalls mit Wasser verdünnt). Immer einen<br />
Spritzer Abwas<strong>ch</strong>mittel oder Netzmittel zusetzen.<br />
Vögel, Mäuse, Wildverbiss<br />
Je na<strong>ch</strong> Lage des Rebbergs und seinem Umfeld können Vögel, Kleinnager<br />
oder vers<strong>ch</strong>iedene Wildarten S<strong>ch</strong>äden verursa<strong>ch</strong>en. Zu den diversen S<strong>ch</strong>aderregern<br />
sind folgende Unterlagen verfügbar:<br />
– «Alles Vernetzt», Merkblatt Nr. 404<br />
– «S<strong>ch</strong>äden dur<strong>ch</strong> Wild und kleine Säuger im Weinbau», Merkblatt Nr. 042<br />
Diese Unterlagen können bei der Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt <strong>Agroscope</strong> Chan gins-<br />
Wädenswil ACW in Wädenswil oder Nyon bestellt werden oder von der<br />
Website www.acw.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong> heruntergeladen werden.<br />
20<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
S<strong>ch</strong>ädlinge<br />
Neuer potenzieller S<strong>ch</strong>ädling<br />
Kirs<strong>ch</strong>essigfliege<br />
(Drosophila suzukii)<br />
D. suzukii Männ<strong>ch</strong>en mit typis<strong>ch</strong>en<br />
s<strong>ch</strong>warzen Flecken<br />
am Flügelrand.<br />
Befallene Beeren werden um<br />
die Eiablagestelle wei<strong>ch</strong> und<br />
fallen ein.<br />
Gezähnter Eiablageapparat<br />
des Weib<strong>ch</strong>ens.<br />
Drosophila-Larven: Eine si<strong>ch</strong>ere<br />
Unters<strong>ch</strong>eidung zwis<strong>ch</strong>en<br />
D. suzukii und anderen<br />
Essigfliegenlarven ist<br />
s<strong>ch</strong>wierig.<br />
Offizielle Falle von ACW zur Essig-Rotwein-Falle zur Flugüberwa<strong>ch</strong>ung<br />
und Befallsre-<br />
Überwa<strong>ch</strong>ung von D. suzukii<br />
im Jahr 2012. Es erwies si<strong>ch</strong>, duktion von D. suzukii (Typ:<br />
dass die Farbtafel die Fänge Eigenbau aus 0.5 l Petflas<strong>ch</strong>e<br />
ni<strong>ch</strong>t erhöht.<br />
mit 2 mm Lö<strong>ch</strong>ern).<br />
Die Kirs<strong>ch</strong>essigfliege gehört, wie die besser bekannte Gemeine Essigfliege, zu<br />
den Essig- bzw. Taufliegen (Drosophilidae). Sie ist wie andere Essigfliegen<br />
etwa 2–3 mm lang, gelb-bräunli<strong>ch</strong> und hat rote Augen. Die männli<strong>ch</strong>en Fliegen<br />
haben am hinteren, äusseren Flügelrand einen dunklen Fleck, an dem<br />
man sie gut erkennen kann. Die Weib<strong>ch</strong>en unters<strong>ch</strong>eiden si<strong>ch</strong> hingegen nur<br />
dur<strong>ch</strong> den markanten und gezähnten Legeapparat von den einheimis<strong>ch</strong>en<br />
Essigfliegen. Die Kirs<strong>ch</strong>essigfliege stammt ursprüngli<strong>ch</strong> aus Ostasien, ist seit<br />
2008 in Europa und wurde in der S<strong>ch</strong>weiz erstmals im Frühsommer 2011 im<br />
Tessin gefunden. Seither hat si<strong>ch</strong> sie in der ganzen S<strong>ch</strong>weiz ausgebreitet und<br />
wurde bis Ende 2012 in den meisten Kantonen beoba<strong>ch</strong>tet.<br />
Während die Gemeine Essigfliege ihre Eier eher in überreifem oder verfaulendem<br />
Obst ablegt, bevorzugt die Kirs<strong>ch</strong>essigfliege gesunde, reife<br />
Frü<strong>ch</strong>te. Neben Kirs<strong>ch</strong>en und Beeren kann sie au<strong>ch</strong> Zwets<strong>ch</strong>ge, Pflaume,<br />
Pfirsi<strong>ch</strong>, Aprikose, Nektarine, Feige, Minikiwi, Tafel- und Weintraube sowie<br />
Wildobst, Wildbeeren und viele weitere Frü<strong>ch</strong>te befallen. Dabei zeigt sie<br />
eine Vorliebe für dunkle, dünnhäutige Frü<strong>ch</strong>te wie Brombeeren und Holunderbeeren.<br />
Mit ihrem sägeartig gezähnten Eiablageapparat raspelt sie<br />
die Fru<strong>ch</strong>thaut auf und legt oft zwei oder mehr Eier pro Fru<strong>ch</strong>t ab (insgesamt<br />
300-400 auf mehreren Frü<strong>ch</strong>ten über mehrere Tage). Ein Weib<strong>ch</strong>en<br />
lebt einige Wo<strong>ch</strong>en und pro Jahr können si<strong>ch</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz vermutli<strong>ch</strong> ca.<br />
10 Generationen entwickeln. Die Entwicklungszeit vom Ei bis zum Adulten<br />
ist temperaturabhängig und dauert zwis<strong>ch</strong>en 15–30 Tage.<br />
S<strong>ch</strong>adpotenzial im Rebbau<br />
Die Kirs<strong>ch</strong>essigfliege hat ein sehr grosses Wirtsspektrum, wozu au<strong>ch</strong> Tafelund<br />
Weintrauben gehören. Sie wurde in der S<strong>ch</strong>weiz im Herbst 2011 erstmals<br />
au<strong>ch</strong> in Rebbergen gefangen und vereinzelt konnten au<strong>ch</strong> Eiablagen na<strong>ch</strong>gewiesen<br />
werden. Es wurde beoba<strong>ch</strong>tet, dass si<strong>ch</strong> die Kirs<strong>ch</strong>essigfliege in<br />
Weinbeeren nur vereinzelt vom Ei bis zur Fliege entwickelt, und daher wurden<br />
bis anhin au<strong>ch</strong> kaum S<strong>ch</strong>äden an den Trauben festgestellt. Dur<strong>ch</strong> ihre Fähigkeit,<br />
intakte Trauben mit dem gezähnten Eiablageapparat zu verletzen,<br />
kann sie hingegen Eintrittspforten für Sekundärinfektionen s<strong>ch</strong>affen (Essigfäule)<br />
und das Vorkommen einheimis<strong>ch</strong>er Essigfliegen fördern.<br />
Insgesamt s<strong>ch</strong>eint die Kirs<strong>ch</strong>essigfliege rote und dünnhäutige Rebsorten zu<br />
bevorzugen. Daneben sind Rebberge in der Nähe von Beerenkulturen und<br />
natürli<strong>ch</strong>em Umland stärker gefährdet. Eine Befallsüberwa<strong>ch</strong>ung ist mit Essig-<br />
oder Essig-Rotweinfallen mögli<strong>ch</strong>. Für den Eigenbau eignen si<strong>ch</strong> u.a.<br />
PET-Flas<strong>ch</strong>en mit mögli<strong>ch</strong>st vielen kleinen Lö<strong>ch</strong>ern (Ø 2 mm) im oberen Teil<br />
der Flas<strong>ch</strong>e. Anleitungen zur Überwa<strong>ch</strong>ung mittels Fallen und Identifikation<br />
der Fliege sind übers Internet abrufbar unter:<br />
www.drosophilasuzukii.agroscope.<strong>ch</strong><br />
Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfungsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
Mul<strong>ch</strong>en kann empfohlen werden, um die am Boden liegenden Trauben<br />
und Beeren (Ertragsregulierung vor der Ernte) ras<strong>ch</strong> zu beseitigen. Im Rahmen<br />
des Mögli<strong>ch</strong>en sollte darauf verzi<strong>ch</strong>tet werden, fris<strong>ch</strong>en Trester in<br />
no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t geerntete Rebparzellen auszubringen.<br />
Eine <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Bekämpfung ist im Rebbau nur bei einem sehr starken Befall<br />
angezeigt, der die Ernte gefährdet. Für den Einsatz von Insektiziden bedarf<br />
es im Rahmen der ÖLN-Ri<strong>ch</strong>tlinien und der VITISWISS Zertifizierung einer<br />
Sonderbewilligung dur<strong>ch</strong> die kantonale Pflanzens<strong>ch</strong>utzstelle. Voraussetzung<br />
ist, dass die Fliege in der betreffenden Parzelle na<strong>ch</strong>gewiesen werden konnte<br />
und glei<strong>ch</strong>zeitig Beeren befallen sind. Der präventive Einsatz von Insektiziden<br />
ist komplett unnötig und erhöht nur die Gefahr der Resistenzentwicklung,<br />
gefährdet Nützlinge und fördert das Risiko für Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittelrückstände.<br />
Aktuell sind im Rebbau zur Bekämpfung von D. suzukii nur zwei<br />
Wirkstoffe mit einer befristeten Sonderbewilligung zugelassen, diese sind in<br />
der Liste „Empfohlene Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel für den Rebbau 2013“ jedo<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t aufgeführt (für mehr Infos siehe oben erwähnte Internetseite).<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
21
S<strong>ch</strong>ädlinge<br />
Haupts<strong>ch</strong>ädlinge – Insekten<br />
Einbindiger Traubenwickler<br />
(Eupoecilia ambiguella)<br />
Es treten zwei vers<strong>ch</strong>iedene Traubenwicklerarten auf: Der Einbindige Traubenwickler<br />
ist in den Regionen SH, TG, AG, der Bekreuzte in der Bündner<br />
Herrs<strong>ch</strong>aft und im Züri<strong>ch</strong>seeraum dominant. In einigen Regionen beoba<strong>ch</strong>tet<br />
man Mis<strong>ch</strong>populationen (z. B. Bielersee, Basel). Die jungen Räup<strong>ch</strong>en<br />
der 1. Generation (Heuwurm) bohren si<strong>ch</strong> in eine Blütenknospe ein und<br />
bilden dann ein s<strong>ch</strong>ützendes Gespinst, indem mehrere Blüten zu einem<br />
«Nest» zusammengesponnen werden. Die Raupen der 2. Generation (Sauerwurm)<br />
bohren si<strong>ch</strong> in eine oder meist mehrere bena<strong>ch</strong>barte Beeren<br />
ein, wel<strong>ch</strong>e mit einem Gespinst verbunden sind. Dieser Befall begünstigt<br />
die Entwicklung der Graufäule. Beide Traubenwicklerarten haben eine<br />
ähnli<strong>ch</strong>e Biologie. Der zweite Flug ist beim Bekreuzten Traubenwickler<br />
aber etwa 7 bis 10 Tage später als beim Einbindigen. Wo eine Mis<strong>ch</strong>population<br />
beider Arten vorliegt, ist mit einem länger andauernden Flug und<br />
somit verlängerter S<strong>ch</strong>adperiode zu re<strong>ch</strong>nen.<br />
Überwa<strong>ch</strong>ung Heuwurm: Etwa 10 Tage vor der Blüte (Stad. 57 = H) auf 100<br />
Ges<strong>ch</strong>einen. Sauerwurm: Einsatz von Pheromonfallen (in verwirrten Flä<strong>ch</strong>en<br />
ist der Einsatz von Pheromonfallen ni<strong>ch</strong>t aussagekräftig) und Befallskontrolle<br />
auf 100 Trauben beim Reifebeginn (BBCH 79–81).<br />
Bekreuzter Traubenwickler<br />
(Lobesia botrana)<br />
S<strong>ch</strong>ads<strong>ch</strong>welle Heuwurm: Mehr als 30% befallene Ges<strong>ch</strong>eine. Sauerwurm:<br />
Für die Sauerwurmbekämpfung stützt man si<strong>ch</strong>, sofern keine Verwirrungste<strong>ch</strong>nik<br />
eingesetzt wurde, auf die Fänge in den Pheromonfallen ab oder<br />
auf die Stärke des Heuwurmbefalls (siehe unten). Bei sehr s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>em Flug<br />
(unter 15 Falter pro Falle und Wo<strong>ch</strong>e; Fallentyp Andermatt Biocontrol AG)<br />
kann auf die Bekämpfung des Sauerwurms verzi<strong>ch</strong>tet werden.<br />
Behandlungsstrategie gegen den Traubenwickler<br />
Vorzugsweise wird zur Traubenwicklerbekämpfung mit gutem Erfolg die<br />
Verwirrungste<strong>ch</strong>nik (VT) eingesetzt.<br />
Die Raupen der ersten Generation beider Traubenwicklerarten<br />
werden in der Praxis als Heuwurm und die<br />
Raupen der zweiten Generation im Juli als Sauerwurm<br />
bezei<strong>ch</strong>net.<br />
Die Raupen von L.botrana sind sehr bewegli<strong>ch</strong> und<br />
haben einen hellbraunen Kopf. Die Raupen von E. ambiguella<br />
sind träge und haben einen s<strong>ch</strong>warzen Kopf.<br />
Verwirrungste<strong>ch</strong>nik: Die VT mit Pheromondispensern ist für beide Traubenwicklerarten<br />
separat oder kombiniert mögli<strong>ch</strong>. Wo der Bekreuzte Traubenwickler<br />
vorkommt, muss jedes Jahr verwirrt werden. Wo auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> der<br />
Einbindige Traubenwickler auftritt, wird ebenfalls eine jährli<strong>ch</strong>e Behandlung<br />
empfohlen. Eine vorübergehende Aussetzung der Behandlung zur<br />
Kostensenkung ist nur in Ausnahmefällen (Sauerwurmbefall im Vorjahr<br />
unter 1 bis 2%) in Erwägung zu ziehen. Heuwurm- und Sauerwurmkontrollen<br />
sind immer empfehlenswert, insbesondere aber in Jahren, in denen ausgesetzt<br />
wird. Die Dispenser müssen im Stadium 09 (D) vor oder spätestens<br />
bei Falterflugbeginn ausgebra<strong>ch</strong>t werden. Die Methode ist vorbeugend<br />
nur auf grossen Flä<strong>ch</strong>en (ab 10 ha) oder in isolierten Parzellen (mind. 1 ha)<br />
einzusetzen. Sie ist nur erfolgrei<strong>ch</strong>, wenn im Vorjahr die Traubenwickler-population<br />
in der ganzen Reblage auf ein tiefes Niveau gedrückt wurde<br />
(< 5% Sauerwurmbefall). Sofern der Heuwurmbefall beim Einbindigen<br />
Traubenwickler > 10% bzw. beim Bekreuzten > 5% liegt, ist eine unterstützende<br />
Behandlung gegen den Sauerwurm einzuplanen.<br />
Wo keine Verwirrungste<strong>ch</strong>nik zum Einsatz kommt, können bei Übers<strong>ch</strong>reiten<br />
der S<strong>ch</strong>ads<strong>ch</strong>welle vers<strong>ch</strong>iedene andere Bekämpfungsmittel eingesetzt<br />
werden (vgl. S<strong>ch</strong>ema und Tabelle auf Seite 23). Man wähle mögli<strong>ch</strong>st<br />
selektive Produkte (z. B. Bakterienpräparate). Die «Liste der empfohlenen<br />
Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel für den Rebbau» gibt Auskunft über Wirkungsspektrum<br />
und Nebenwirkungen. Der Heuwurm bedarf in der Osts<strong>ch</strong>weiz wegen<br />
der hohen S<strong>ch</strong>ads<strong>ch</strong>welle (siehe oben) selten einer Bekämpfung. Der<br />
Sauerwurm ist vor allem wegen seiner fördernden Wirkung für Botrytis<br />
gefür<strong>ch</strong>tet, während der effektive Frasss<strong>ch</strong>aden dur<strong>ch</strong> die Larven meist von<br />
untergeordneter Bedeutung ist. Die Sauerwurmbehandlung ist bei allen<br />
Wirkstoffen auf die Traubenzone zu bes<strong>ch</strong>ränken (1200 l/ha).<br />
22 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
S<strong>ch</strong>ädlinge<br />
Bacillus thuringiensis (B. t.) Die Toxine, die<br />
von diesem Bakterium produziert werden,<br />
müssen von der Raupe dur<strong>ch</strong> Frass aufgenommen<br />
werden. Die Behandlung erfolgt<br />
deshalb unmittelbar bei Beginn des Larvens<strong>ch</strong>lupfes<br />
der 2. Generation und muss<br />
bei längerem Flug na<strong>ch</strong> 10 bis 14 Tagen wiederholt<br />
werden. Zuckerzusatz (1%) kann<br />
die Wirkung verbessern und ist bei einigen<br />
Produkten empfohlen.<br />
Insektenwa<strong>ch</strong>stumsregulatoren. Der Metamorphosehemmer<br />
Fenoxycarb (Insegar) hat<br />
eine gute ovizide Wirkung und ist deshalb<br />
bei Eiablagebeginn der 2. Generation einzusetzen<br />
(keine Fallenprognose mögli<strong>ch</strong>).<br />
Allenfalls na<strong>ch</strong> etwa 14 Tagen wiederholen.<br />
Blühender Unterwu<strong>ch</strong>s muss vorgängig<br />
ganzflä<strong>ch</strong>ig gemäht werden (Bienengift).<br />
Die Häutungsbes<strong>ch</strong>leuniger Methoxyfenozid<br />
(Prodigy) und Tebufenozid (Mimic) verursa<strong>ch</strong>en<br />
eine verfrühte Häutung. Sie haben<br />
keine Tiefenwirkung und müssen deshalb<br />
gegen den Sauerwurm bei Beginn des<br />
Larvens<strong>ch</strong>lupfes eingesetzt werden. Sie wirken<br />
au<strong>ch</strong> gegen den Heuwurm. Der Häutungshemmer<br />
Teflubenzuron (Nomolt)<br />
wirkt nur gegen die Larven des Bekreuzten<br />
Traubenwicklers, die bei der nä<strong>ch</strong>sten Häutung<br />
sterben. Er wird anfangs der 2. Generation<br />
eingesetzt, wirkt aber au<strong>ch</strong> beim<br />
Heuwurm. Mit der Mis<strong>ch</strong>ung B. t. + Fenoxycarb<br />
ist eine einmalige Behandlung gegen<br />
den Sauerwurm ausrei<strong>ch</strong>end. Um die Wirkungsweise<br />
der beiden Partner auszunutzen,<br />
wird es anfangs Larvens<strong>ch</strong>lupf eingesetzt.<br />
Ein Zuckerzusatz kann die Wirkung<br />
no<strong>ch</strong> verbessern.<br />
Weitere Produkte. Indoxacarb (Steward)<br />
und Spinosad (Audienz, Spintor) wirken,<br />
ohne ins Blatt einzudringen, über Kontakt<br />
und Frass auf das Nervensystem der Insekten.<br />
Anders als die Phosphorsäureester blockiert<br />
Indoxacarb die Natriumkanäle in den<br />
Nervenzellen und aktiviert Spinosad die Rezeptoren<br />
der Synapsen. Die Produkte sind<br />
bei Beginn des Larvens<strong>ch</strong>lupfes (Heu- und<br />
Sauerwurm) einzusetzen. Oft ist eine zweite<br />
Behandlung na<strong>ch</strong> 10 bis 14 Tagen notwendig.<br />
Ein Zuckersatz kann au<strong>ch</strong> die Wirkung<br />
von Spinosad verbessern.<br />
Falterflug<br />
Eier<br />
Larven<br />
1. Generation 2. Generation<br />
Heuwurm<br />
Verwirrung<br />
Mai Juni Juli August<br />
1. Flug<br />
Tebufenozid, Teflubenzuron,<br />
Methoxyfenozid<br />
Indoxacarb, Spinosad<br />
Sauerwurm<br />
Fenoxycarb<br />
2. Flug<br />
Optimale Einsatzpunkte der vers<strong>ch</strong>iedenen Produkte in in Abhängigkeit von von ihrer ihrer Wirkungsweise.<br />
Übersi<strong>ch</strong>t der Produkte zur Traubenwicklerbekämpfung<br />
Produkt<br />
Bocep Viti,<br />
Isonet-E<br />
Isonet-L, RAK 2,<br />
Isonet-L Plus<br />
Isonet-LE,<br />
RAK 1+2<br />
Bacillus<br />
thuringiensis<br />
Audienz<br />
Spintor<br />
Einsatz<br />
Bio IP 1. 2. Einb. Bekr.<br />
Bio IP x x x<br />
Bio IP x x x<br />
Bio IP x x x x<br />
Bio IP x x x<br />
Bio IP x x x x<br />
Nomolt IP x x (x) x<br />
Mimic IP x x x x<br />
Prodigy IP x x x x<br />
B. t.<br />
Mis<strong>ch</strong>ung B. t. und Fenoxycarb<br />
Generation<br />
Traubenwicklerart<br />
Behandlungszeitpunkt<br />
Flugbeginn<br />
1.Generation<br />
Flugbeginn<br />
1.Generation<br />
Flugbeginn<br />
1.Generation<br />
Beginn<br />
Einbohrungen<br />
Beginn<br />
Einbohrungen<br />
Beginn<br />
Larvens<strong>ch</strong>lupf<br />
Beginn<br />
Einbohrungen<br />
Beginn<br />
Einbohrungen<br />
Wirkungsdauer<br />
Ganze Saison<br />
Ganze Saison<br />
Ganze Saison<br />
7 Tage<br />
10 Tage<br />
14 – 20 Tage<br />
14 – 20 Tage<br />
14 – 20 Tage<br />
Insegar IP x x x Beginn Eiablage 14 – 20 Tage<br />
Steward IP x x x x<br />
Pyrinex x x x x<br />
Reldan x x x<br />
Beginn<br />
Einbohrungen<br />
Beginn<br />
Einbohrungen<br />
Beginn<br />
Einbohrungen<br />
10 – 14 Tage<br />
14 – 20 Tage<br />
10 – 14 Tage<br />
Phosphorsäureester. Produkte von dieser<br />
Gruppe werden wegen ihren Eigens<strong>ch</strong>aften<br />
zur Traubenwicklerbekämpfung kaum<br />
mehr empfohlen. Ein Einsatz ist allenfalls<br />
gere<strong>ch</strong>tfertigt, wenn mehrere S<strong>ch</strong>ädlinge<br />
zu- sammen bekämpft werden müssen.<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
23
S<strong>ch</strong>ädlinge<br />
Rhombenspanner, Erdraupen<br />
(Peribadotes rhomboidaria), (Noctua comes,<br />
Scotia spp., Phlogophora meticulosa)<br />
Ab Knospens<strong>ch</strong>wellen bis zum Grünpunktstadium<br />
fressen die Raupen dieser S<strong>ch</strong>metterlingsarten<br />
die Knospen aus und zerstören<br />
sie. Verwe<strong>ch</strong>slungsgefahr mit S<strong>ch</strong>äden<br />
des Dickmaulrüssler-Käfers. Rhombenspanner<br />
sind im Wallis stärker vertreten.<br />
Springwurm<br />
(Sparganothis pilleriana)<br />
Die jungen Raupen bohren si<strong>ch</strong> in die<br />
s<strong>ch</strong>wellenden Knospen ein. Die si<strong>ch</strong> entfaltenden<br />
Blätter weisen dann oft eine symmet<br />
ris<strong>ch</strong>e Perforation auf.<br />
Die Raupen entwickeln si<strong>ch</strong> ras<strong>ch</strong>, fressen<br />
und dur<strong>ch</strong>lö<strong>ch</strong>ern junge Blätter und spinnen<br />
sie zu Paketen zusammen.<br />
Die Triebe verdrehen si<strong>ch</strong> und verkümmern.<br />
Ein Befall an den Trauben selbst ist sehr selten.<br />
Grüne Rebzikade<br />
(Empoasca vitis)<br />
Im Juni bis August je na<strong>ch</strong> Sorte mosaikartige,<br />
rote oder gelbe Blattflecken, die<br />
dur<strong>ch</strong> Blattnerven klar abgegrenzt sind.<br />
Später verfärben si<strong>ch</strong> die Blattränder rotbraun<br />
und rollen si<strong>ch</strong> ein. Der S<strong>ch</strong>aden ist<br />
meist auf ältere Blätter der unteren Stockpartie<br />
bes<strong>ch</strong>ränkt.<br />
24 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
S<strong>ch</strong>ädlinge<br />
Kontrollen, vorbeugende Massnahmen<br />
Überwa<strong>ch</strong>ung im Stadium 01–07 (B–C) auf<br />
ausgefressene Knospen (%), mehrmals auf<br />
10 x 10 Stöcken.<br />
2–3% ausgefressene Knospen: Behandlung<br />
der befallenen und bena<strong>ch</strong>barten Stöcke.<br />
B C D E F G H I J L M<br />
03 05 09 11–13 53 55 57 65 73 77 81<br />
Austrieb Vorblüte Blüte Na<strong>ch</strong>blüte<br />
Bemerkungen<br />
Gefährdet sind insbesondere Anlagen ohne<br />
ständige Grünbedeckung und Rand reihen<br />
sowie Sorten mit verzögertem Austrieb. Bei<br />
einer allfälligen Be kämpfung sind die Stöcke<br />
allseitig gut bis zum Boden zu behandeln.<br />
Kontrollen, vorbeugende Massnahmen<br />
Überwa<strong>ch</strong>ung im Stadium 13–53 (E–G) an<br />
jungen Trieben auf 10 x 10 Stöcken.<br />
1–2 Raupen pro Stock: Behandlung angezeigt.<br />
B C D E F G H I J L M<br />
03 05 09 11–13 53 55 57 65 73 77 81<br />
Austrieb Vorblüte Blüte Na<strong>ch</strong>blüte<br />
Bemerkungen<br />
Ist in der Osts<strong>ch</strong>weiz in den letzten Jahrzehnten<br />
nie s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong> aufgetreten.<br />
Überwa<strong>ch</strong>ung des Falterflugs mit Pheromonfallen<br />
mögli<strong>ch</strong>.<br />
Bei einer Bekämpfung des Heuwurms wird<br />
der Springwurm sehr oft miterfasst.<br />
Kontrollen, vorbeugende Massnahmen<br />
Überwa<strong>ch</strong>ung vor/na<strong>ch</strong> der Blüte im Stadium<br />
57–71 (H–J) und vor/beim Traubens<strong>ch</strong>luss<br />
75–77 (K–L) auf mindestens 4 x 25<br />
Blättern pro Parzelle oder ha. Kontrolle des<br />
Flugs mit Gelbfallen (REBELL giallo). S<strong>ch</strong>ads<strong>ch</strong>welle:<br />
3–5 Larven pro Blatt oder über<br />
250 Zikaden/Falle und Wo<strong>ch</strong>e.<br />
B C D E F G H I J L M<br />
03 05 09 11–13 53 55 57 65 73 77 81<br />
Austrieb Vorblüte Blüte Na<strong>ch</strong>blüte<br />
Bemerkungen<br />
Die Population kann dur<strong>ch</strong> Eiparasitoiden<br />
insbes. Anag rus atomus, teilweise au<strong>ch</strong><br />
Stethynium triclavatum, merkli<strong>ch</strong> reduziert<br />
werden. Gewisse Produkte, die gegen den<br />
Traubenwickler (Heu- oder Sauerwurm)<br />
eingesetzt werden, wirken glei<strong>ch</strong>zeitig gegen<br />
Zikaden.<br />
Dur<strong>ch</strong> das Stehenlassen der oberen Geizen<br />
kann der S<strong>ch</strong>aden an den älteren Blättern<br />
kompensiert werden.<br />
Die Grüne Rebzikade ist kein Überträger<br />
von Virus- und Vergilbungskrankheiten.<br />
Befallsperiode Behandlung na<strong>ch</strong> Bedarf Biologis<strong>ch</strong>e Bekämpfung<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
25
S<strong>ch</strong>ädlinge<br />
S<strong>ch</strong>ildläuse<br />
(Eulecanium corni, Eulecanium persicae,<br />
Pulvinaria vitis)<br />
S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>ung der Pflanzen dur<strong>ch</strong> die Saugtätigkeit.<br />
Honigtau-Auss<strong>ch</strong>eidungen führen zu Russtaubefall<br />
an Blättern und Trauben.<br />
Thripse<br />
(Drepanothrips reuteri)<br />
Bräunli<strong>ch</strong>e Nekrosen auf der Blattober- und<br />
Blattunterseite, woraus oft kleine Lö<strong>ch</strong>er<br />
entstehen.<br />
Blätter kräuseln si<strong>ch</strong> und wölben si<strong>ch</strong> löffelförmig.<br />
Saugs<strong>ch</strong>äden (braune Verkorkungen) an<br />
allen krautigen Organen.<br />
Stark befallene Triebe zeigen Wa<strong>ch</strong>stumshemmungen<br />
und Zickzackwu<strong>ch</strong>s.<br />
Verwe<strong>ch</strong>slungsgefahr mit Symptomen der<br />
Kräuselmilbe und der S<strong>ch</strong>warzfleckenkrank<br />
heit.<br />
Reblaus<br />
(Daktulosphaira vitifoliae; Syn. Phylloxera<br />
vitifoliae)<br />
Auf Amerikaner-Reben, interspezifis<strong>ch</strong>en<br />
Sorten und Unterlagen: rötli<strong>ch</strong>e, gallenartige,<br />
sta<strong>ch</strong>elige Ausstülpungen auf der<br />
Blattunterseite. Kein Wurzellaus-Befall.<br />
Unveredelte Europäer-Reben sind anfällig<br />
für Wurzelläuse, wel<strong>ch</strong>e Knoten, Wu<strong>ch</strong>erungen,<br />
S<strong>ch</strong>wellungen und Verkrümmungen<br />
an den Wurzeln verursa<strong>ch</strong>en und zum<br />
Absterben der Reben führen können. In der<br />
Regel keine Blattgallen, aber ni<strong>ch</strong>t völlig<br />
auszus<strong>ch</strong>liessen.<br />
26 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
S<strong>ch</strong>ädlinge<br />
Kontrollen, vorbeugende Massnahmen<br />
Kontrolle im Winter am Holz oder im Sommer<br />
auf Blättern (5x10 Stöcke).<br />
Keine S<strong>ch</strong>ads<strong>ch</strong>welle festgelegt!<br />
Bemerkungen<br />
Allfällige Bekämpfung nur bei starkem Befall<br />
beim Austrieb (Oleorel/Oleofos) oder<br />
mit entspre<strong>ch</strong>ender Produktewahl bei der<br />
Sauerwurmbekämpfung (z. B. Fenoxycarb).<br />
B C D E F G H I J L M<br />
03 05 09 11–13 53 55 57 65 73 77 81<br />
Austrieb Vorblüte Blüte Na<strong>ch</strong>blüte<br />
Kontrollen, vorbeugende Massnahmen<br />
Im Winter: Symptome am Holz. Stadium<br />
12–14 (E–F): 10 x 10 Blätter (1 Blatt pro<br />
Stock, zweitunterstes). Im Sommer: 30–50<br />
Blätter (8.–9. Blatt); Auswas<strong>ch</strong>probe.<br />
Stadium 12–14: 60–80% befallene Blätter.<br />
Sommer: S<strong>ch</strong>welle ni<strong>ch</strong>t festgelegt, abhängig<br />
von Raubmilben.<br />
B C D E F G H I J L M<br />
03 05 09 11–13 53 55 57 65 73 77 81<br />
Austrieb Vorblüte Blüte Na<strong>ch</strong>blüte<br />
Bemerkungen<br />
Thripse sind eine willkommene Beute für<br />
viele Nützlinge (Raubmilben, räuberis<strong>ch</strong>e<br />
Thripse u. a.).<br />
Bei starkem Befall im Vorjahr: Behandlung<br />
im Frühjahr (Stadium 09 = C).<br />
S<strong>ch</strong>adensrisiko hauptsä<strong>ch</strong> li<strong>ch</strong> im Frühjahr.<br />
Das Kappen der Triebe im August/September<br />
reduziert die Populationen stark.<br />
Kontrollen, vorbeugende Massnahmen<br />
«Maigallenkontrolle» im Stad. 13–53 (E–G)<br />
auf 10 x 10 Stöcken, weitere Kontrolle im<br />
Sommer. Bei stärkerem Befall (Stöcke mit<br />
vielen befallenen Blättern) allenfalls Behandlung<br />
im folgenden Frühjahr.<br />
B C D E F G H I J L M<br />
03 05 09 11–13 53 55 57 65 73 77 81<br />
Austrieb Vorblüte Blüte Na<strong>ch</strong>blüte<br />
Bemerkungen<br />
Ein Reblausbefall an Europäer-Reben muss<br />
dem Kant. Pflanzens<strong>ch</strong>utzdienst gemeldet<br />
werden.<br />
Beim Erlesen Blätter mit Blattgallen entfernen<br />
und verni<strong>ch</strong>ten ( ).<br />
Zur Verminderung eines Populationsaufbaus<br />
sollte zwis<strong>ch</strong>en Europäer- und Amerikaner-Reben<br />
ein Abstand von mindestens<br />
100 m eingehalten werden.<br />
Befallsperiode Behandlung na<strong>ch</strong> Bedarf Andere Regulierungsmassnahme<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
27
S<strong>ch</strong>ädlinge<br />
Grüne Rebwanze<br />
(Lygus spinolaï)<br />
Kleine gelbli<strong>ch</strong>e, später bräunli<strong>ch</strong>e Punkte<br />
auf den no<strong>ch</strong> unentfalteten Blätt<strong>ch</strong>en. Daraus<br />
bilden si<strong>ch</strong> nekrotis<strong>ch</strong>e Zonen, wel<strong>ch</strong>e<br />
während des Blattwa<strong>ch</strong>stums aufreissen<br />
und Lö<strong>ch</strong>er unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Formen<br />
und Grössen bilden.<br />
Starker Befall kann zum Verrieseln führen.<br />
Auf Geizen findet man oft reihenweise angeordnete<br />
Saugstellen und es kann zu Zickzackwu<strong>ch</strong>s<br />
kommen.<br />
Haupts<strong>ch</strong>ädlinge – Milben<br />
Kräuselmilbe<br />
(Calepitrimerus vitis)<br />
Im Frühjahr: verzögerter Austrieb mit verkümmerten<br />
Trieben, verkürzten Internodien<br />
und Zickzackwu<strong>ch</strong>s. Kleine Blätter sind<br />
oft löffelförmig gewölbt. Verwe<strong>ch</strong>slung mit<br />
Befallssymptomen von Thrips, S<strong>ch</strong>warzfleckenkrankheit<br />
oder Eutypa mögli<strong>ch</strong>.<br />
Im Sommer: Gekräuselte Blätter mit hell<br />
dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>einenden Flecken und zunehmende<br />
bronzeartige, rostbraune Verfärbung.<br />
Bei starkem Befall totale Blattverbräunung<br />
sowie Braunverfärbung und Verrieselung<br />
der Trauben.<br />
Pockenmilbe<br />
(Colomerus vitis)<br />
Pockenartige, rötli<strong>ch</strong>e, teils grünli<strong>ch</strong>e Gallen<br />
auf der Blattoberseite. Weissli<strong>ch</strong>er Haarfilz<br />
auf der Blattunterseite, später bräunli<strong>ch</strong>.<br />
Bei starkem Befall kann der Haarfilz<br />
au<strong>ch</strong> an Ges<strong>ch</strong>einen beoba<strong>ch</strong>tet werden.<br />
28 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
S<strong>ch</strong>ädlinge<br />
Kontrollen, vorbeugende Massnahmen<br />
Kontrolle auf Befallssymptome im Mai/Juni<br />
auf 10 x 10 Stöcken. Eventuell Klopfproben.<br />
Bei Befallsnestern mit mehr als 5 deutli<strong>ch</strong><br />
befallenen Stöcken: Behandlung im nä<strong>ch</strong>sten<br />
Frühjahr.<br />
B C D E F G H I J L M<br />
03 05 09 11–13 53 55 57 65 73 77 81<br />
Austrieb Vorblüte Blüte Na<strong>ch</strong>blüte<br />
Bemerkungen<br />
Verwe<strong>ch</strong>slung der Symptome von Grüner<br />
Rebwanze mit Thrips, Springwurm, Kräuselmilben,<br />
Hagel oder Phytotox mögli<strong>ch</strong>.<br />
Das Auftreten ist meistens auf wenige kleinere<br />
Herde limitiert.<br />
Kontrollen, vorbeugende Massnahmen<br />
Überwa<strong>ch</strong>ung im Labor dur<strong>ch</strong> Auswas<strong>ch</strong>proben<br />
von Knospen oder Blättern. Beoba<strong>ch</strong>tung<br />
von Befallssymptomen im Sommer<br />
und Winter.<br />
S<strong>ch</strong>ads<strong>ch</strong>welle aufgrund der Symptome:<br />
Herde von 5 und mehr Stöcken (Behandlung<br />
im Frühjahr). S<strong>ch</strong>ads<strong>ch</strong>welle bei Auswas<strong>ch</strong>proben:<br />
Winter: 20 Milben/Knospe.<br />
Austrieb: 3 Milben/Knospe. Sommer: 100<br />
Milben/Blatt.<br />
B C D E F G H I J L M<br />
03 05 09 11–13 53 55 57 65 73 77 81<br />
Austrieb Vorblüte Blüte Na<strong>ch</strong>blüte<br />
Bemerkungen<br />
S<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong> insbesondere im Frühjahr (Stadium<br />
10–13). Im Sommer dagegen führen<br />
au<strong>ch</strong> grosse Populationen kaum zu S<strong>ch</strong>äden.<br />
Raubmilben helfen bei der Regulierung<br />
von Kräuselmilben mit. Deshalb nur<br />
Raubmilben s<strong>ch</strong>onende Produkte einsetzen.<br />
Junganlagen sind eher ge fährdet als<br />
ältere Ertrags anlagen. Bei der Be kämpfung<br />
ist auf eine gute Benetzung zu a<strong>ch</strong>ten.<br />
Kontrollen, vorbeugende Massnahmen<br />
Überwa<strong>ch</strong>ung ab Mai auf Befallssymptome<br />
an Blättern und Ges<strong>ch</strong>einen.<br />
Bei starkem Befall auf Ges<strong>ch</strong>einen und Trauben:<br />
Behandlung im folgenden Frühjahr.<br />
B C D E F G H I J L M<br />
03 05 09 11–13 53 55 57 65 73 77 81<br />
Austrieb Vorblüte Blüte Na<strong>ch</strong>blüte<br />
Bemerkungen<br />
Trotz augenfälliger Symptome kommt es<br />
selten zu wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>äden.<br />
Raubmilben helfen bei der Regulierung von<br />
Pockenmilben mit. Deshalb nur Raubmilben<br />
s<strong>ch</strong>onende Produkte einsetzen.<br />
Befallsperiode Behandlung na<strong>ch</strong> Bedarf Biologis<strong>ch</strong>e Bekämpfung<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
29
S<strong>ch</strong>ädlinge<br />
Rote Spinne<br />
(Panony<strong>ch</strong>us ulmi)<br />
Punktförmige Aufhellungen an Blättern, im<br />
Frühjahr bräunli<strong>ch</strong>e bis s<strong>ch</strong>wärzli<strong>ch</strong>e Verfärbungen<br />
an den Blattrandspitzen.<br />
Die befallenen Blätter werden graugrün<br />
bis graubraun, «Besenwu<strong>ch</strong>s». Im Frühjahr<br />
können stark befallene Blätter abfallen.<br />
Im Sommer bleiben die braunen Blätter am<br />
Stock. Bei starkem Befall kann die Assimilation<br />
reduziert und die Holzreife verzögert<br />
werden.<br />
Gemeine Spinnmilbe<br />
(Tetrany<strong>ch</strong>us urticae)<br />
Gelbverfärbung in begrenzten Blattzonen<br />
mit feinem Seidengespinst auf der Blattunterseite.<br />
Bei starkem Befall Blattkräuselungen, Deformationen<br />
und Blattnekrosen.<br />
Auf älteren Blättern weiten si<strong>ch</strong> die Flecken<br />
s<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>brettartig aus (je na<strong>ch</strong> Sorte gelbli<strong>ch</strong><br />
oder rötli<strong>ch</strong> und grün).<br />
In der Folge kann si<strong>ch</strong> das ganze Blattwerk<br />
verfärben und es vertrocknet, was zu reduziertem<br />
Zuckergehalt in den Beeren führt.<br />
30 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
S<strong>ch</strong>ädlinge<br />
Kontrollen, vorbeugende Massnahmen<br />
Überwa<strong>ch</strong>ung ab 3-Blattstadium auf 50 bis<br />
100 Blättern (% Blätter mit einer oder mehreren<br />
Spinnmilben besetzt). Im Winter je 2<br />
Augen an 50 Jahresruten mit der Lupe auf<br />
Eibesatz kont rollieren.<br />
B C D E F G H I J L M<br />
03 05 09 11–13 53 55 57 65 73 77 81<br />
Austrieb Vorblüte Blüte Na<strong>ch</strong>blüte<br />
S<strong>ch</strong>ads<strong>ch</strong>welle im Winter: > 70% der Knospen<br />
mit Wintereiern besetzt. S<strong>ch</strong>ads<strong>ch</strong>welle<br />
im 3-Blattstadium: > 70% der Blätter besetzt.<br />
S<strong>ch</strong>ads<strong>ch</strong>welle im Sommer: > 40% der<br />
Blätter besetzt.<br />
Bemerkungen<br />
Die Förderung und S<strong>ch</strong>onung der Raubmilben<br />
(z. B. Typhlodromus pyri) ermögli<strong>ch</strong>en<br />
eine biologis<strong>ch</strong>e Be kämpfung der Roten<br />
Spinne.<br />
Sofern Raubmilben vorhanden sind, kann<br />
auf eine Bekämpfung verzi<strong>ch</strong>tet werden,<br />
wenn der prozentuale Besatz dur<strong>ch</strong> Raubmilben<br />
glei<strong>ch</strong> gross oder grösser ist.<br />
Bei der Be kämpfung sind Raubmilben s<strong>ch</strong>onende<br />
Produkte zu bevorzugen.<br />
Kontrollen, vorbeugende Massnahmen<br />
Überwa<strong>ch</strong>ung ab 3-Blattstadium auf 50 bis<br />
100 Blättern (% Blätter mit einer oder mehreren<br />
Spinnmilben besetzt).<br />
S<strong>ch</strong>ads<strong>ch</strong>welle: über 30 bis 40% der Blätter<br />
besetzt.<br />
B C D E F G H I J L M<br />
03 05 09 11–13 53 55 57 65 73 77 81<br />
Austrieb Vorblüte Blüte Na<strong>ch</strong>blüte<br />
Sofern Raubmilben vorhanden sind, kann<br />
auf eine Bekämpfung verzi<strong>ch</strong>tet werden,<br />
wenn der prozentuale Besatz dur<strong>ch</strong> Raubmilben<br />
glei<strong>ch</strong> gross oder grösser ist.<br />
Bemerkungen<br />
Die Förderung und S<strong>ch</strong>onung der Raubmilben<br />
(z. B. Typhlodromus pyri) ermög li<strong>ch</strong>en<br />
eine biologis<strong>ch</strong>e Be kämpfung der Gemeinen<br />
Spinnmilbe.<br />
In der Osts<strong>ch</strong>weiz von geringer Bedeutung.<br />
Populationsanstieg oft na<strong>ch</strong> Herbizideinsatz<br />
in den Fahrgassen.<br />
Bei der Be kämpfung sind Raubmilben s<strong>ch</strong>onende<br />
Produkte zu bevorzugen.<br />
Befallsperiode Behandlung na<strong>ch</strong> Bedarf Biologis<strong>ch</strong>e Bekämpfung<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
31
Rebbergbegrünungen<br />
Unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Rebbergbegrünungen<br />
«Klassis<strong>ch</strong>e Hackflora»<br />
(mit Zwiebelgeophyten)<br />
Dur<strong>ch</strong> eine traditionelle langjährige Bodenbearbeitung («Hacken») entstanden.<br />
Vor allem einjährige Pflanzen und Zwiebelpflanzen gefördert.<br />
Enthält Pflanzen, die heute teilweise auf der Roten Lis te der gefährdeten<br />
Pflanzen sind. Wo no<strong>ch</strong> Zwiebelpflanzen vorhanden sind, sollen sie erhalten<br />
werden, indem die bisherige Bewirts<strong>ch</strong>aftung weitergeführt wird.<br />
Bild links: Gelbstern und Traubenhyazinte<br />
Einjährige Unkrautflora<br />
(na<strong>ch</strong> Bodenbearbeitung)<br />
Bei regelmässiger Bodenbearbeitung oder flä<strong>ch</strong>igem Herbizideinsatz kommen<br />
als Erste wieder einjährige Pflanzen auf. Bodenbearbeitung wird bei<br />
starker Konkurrenzierung der Reben dur<strong>ch</strong> die Begrünung oder bei starker<br />
Vergrasung empfohlen, flä<strong>ch</strong>iger Herbizideinsatz evtl. bei einseitiger Verunkrautung<br />
von Beständen.<br />
Um die Bodenstruktur optimal zu erhalten, sollte der Boden im Normalfall<br />
ni<strong>ch</strong>t jedes Jahr bearbeitet werden.<br />
Taube Trespe<br />
Mögli<strong>ch</strong>st nur jede 2. Fahrgasse glei<strong>ch</strong>zeitig bearbeiten, die anderen Fahrgassen<br />
frühestens im Folgejahr.<br />
Botanis<strong>ch</strong> vielfältige Dauerbegrünung<br />
Geeignet für ökologis<strong>ch</strong>e Ausglei<strong>ch</strong>sflä<strong>ch</strong>en gem. ÖLN (Typ 15). Auflagen<br />
siehe Merkblatt «Wegleitung für den ökologis<strong>ch</strong>en Ausglei<strong>ch</strong>, Version<br />
2008». Bezug bei Agridea Lindau.<br />
Viele mehrjährige Kräuter sind wertvoll für nützli<strong>ch</strong>e Insekten und Spinnentiere.<br />
Eine botanis<strong>ch</strong> vielfältige Begrünung fördert damit Nützlinge.<br />
Eine vielfältige Begrünung entsteht – je na<strong>ch</strong> Standort – mit eher extensiver<br />
Bewirts<strong>ch</strong>aftung: mögli<strong>ch</strong>st später erster S<strong>ch</strong>nitt, Mähen anstatt Mul<strong>ch</strong>en,<br />
Stickstoffdüngung, falls überhaupt, eher im Unterstockberei<strong>ch</strong> als<br />
ganzflä<strong>ch</strong>ig.<br />
Gräserdominierte Dauerbegrünung<br />
Je häufiger eine Begrünung gemul<strong>ch</strong>t wird, desto ras<strong>ch</strong>er werden Gräser<br />
gefördert und erwüns<strong>ch</strong>te Krautarten zurückgedrängt. Gräserbestände<br />
sind zwar gut befahrbar und s<strong>ch</strong>ützen den Boden gut. Sie sind aber monoton<br />
und für Nützlinge wenig wertvoll. Zudem können Gräser mit ihren<br />
di<strong>ch</strong>ten Faserwurzeln die Reben stark konkurrenzieren.<br />
Einzelne ho<strong>ch</strong> wa<strong>ch</strong>sende Gräserarten wie Fromental oder Knaulgras s<strong>ch</strong>aden<br />
zwar ni<strong>ch</strong>t, jedo<strong>ch</strong> ist ein di<strong>ch</strong>ter Filz z. B. von Gemeiner Rispe unerwüns<strong>ch</strong>t,<br />
ebenso grössere Queckenbestände.<br />
Bös<strong>ch</strong>ungen terrassierter Rebberge<br />
Geeignet für ökologis<strong>ch</strong>e Ausglei<strong>ch</strong>sflä<strong>ch</strong>en gem. ÖLN (Typ 15). Bös<strong>ch</strong>ungen<br />
sind floristis<strong>ch</strong> die wertvollsten Standorte im Rebberg: Sie sind stark<br />
sonnenexponiert, trocken und nährstoffarm und weisen dadur<strong>ch</strong> häufig<br />
die interessanten Pflanzenarten vorwiegend extensiv genutzter Wiesen auf.<br />
Mit einem 1. S<strong>ch</strong>nitt mögli<strong>ch</strong>st erst im Juni und max. 2 bis 3 S<strong>ch</strong>nitten pro<br />
Jahr sowie der Entfernung des Mähguts in die unten liegende Fahrgasse<br />
kann die erwüns<strong>ch</strong>te Vielfalt erhalten oder gefördert werden. In Anlagen<br />
mit S<strong>ch</strong>warzholz ab Mitte Juni bis Mitte August mögli<strong>ch</strong>st ni<strong>ch</strong>t mähen<br />
(vgl. dazu Seite 16).<br />
32 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
Bodenpflege<br />
Bodenpflegemögli<strong>ch</strong>keiten in der Fahrgasse<br />
Begrünte Fahrgassen<br />
Methode<br />
1) Natürli<strong>ch</strong>e Begrünung: siehe Seite 32.<br />
2) Einsaat von:<br />
● Botanis<strong>ch</strong> vielfältig zusammengesetzten Rebbergmis<strong>ch</strong>ungen<br />
● Einzelpflanzen wie Ölretti<strong>ch</strong> oder Erdklee (in speziellen Situationen)<br />
● Gräserbeständen (in Ausnahmefällen)<br />
Bemerkungen: Einsaaten nur in Spezialfällen sinnvoll (z. B. Ölretti<strong>ch</strong> bei<br />
verdi<strong>ch</strong>teten Böden). Normalerweise ist die natürli<strong>ch</strong>e, standortgemässe<br />
Flora am besten geeignet. Wasser- und Nährstoffangebot dur<strong>ch</strong> Bewirts<strong>ch</strong>aftung<br />
gezielt auf die Be dürfnisse der Rebe abstimmbar. Diese Bodenpflege<br />
ergibt das ökologis<strong>ch</strong> beste System. Die Bodenfru<strong>ch</strong>tbarkeit wird erhöht<br />
(bessere Bodenstruktur, erhöhtes Wasserspei<strong>ch</strong>ervermögen dur<strong>ch</strong><br />
erhöhten Humusgehalt, bessere Tragfähigkeit für Mas<strong>ch</strong>inen). Es entsteht<br />
ein wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere.<br />
Bodenbearbeitung in der Fahrgasse<br />
Methode<br />
Eine Bodenbearbeitung reduziert die Konkurrenzierung der Reben um<br />
Wasser und Nährstoffe dur<strong>ch</strong> Unterwu<strong>ch</strong>s ras<strong>ch</strong> und anhaltend.<br />
Na<strong>ch</strong> einigen Wo<strong>ch</strong>en begrünt si<strong>ch</strong> der Boden erneut mit jungen Pflanzen<br />
und wieder austreibenden «Wurzelunkräutern» (wie z. B. Löwenzahn oder<br />
leider au<strong>ch</strong> Quecke) – ein neuer Pflanzenbestand entsteht.<br />
Im Idealfall wird der Boden im Mai bearbeitet. Dann ist die Stickstoffmineralisierung<br />
an die Bedürfnisse der Rebe angepasst und allfällig vorhandene<br />
s<strong>ch</strong>ützenswerte Zwiebelpflanzen werden ges<strong>ch</strong>ont.<br />
Bemerkungen: Erosionsrisiko in kritis<strong>ch</strong>en Perioden. Abhängig von Hangneigung,<br />
S<strong>ch</strong>olligkeit der Bodenbearbeitung und Bodenart. Sinnvoller Einsatz<br />
zum vorübergehenden Öffnen von Begrünungen. Risiko von Spätfrösten<br />
kann bei offenen Böden höher sein. S<strong>ch</strong>ädlinge wei<strong>ch</strong>en evtl. auf die<br />
Reben aus, da Unkräuter als «Ablenkfutter» fehlen.<br />
Alternierende Bewirts<strong>ch</strong>aftung der<br />
Fahrgasse<br />
Methode<br />
Vom ökologis<strong>ch</strong>en Standpunkt aus ist eine vielfältige Bewirts<strong>ch</strong>aftung anzustreben.<br />
Dur<strong>ch</strong> die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Bewirts<strong>ch</strong>aftung bena<strong>ch</strong>barter Fahrgassen<br />
(Bild oben) stellen si<strong>ch</strong> botanis<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene Pflanzenbestände<br />
ein. Botanis<strong>ch</strong>e Vielfalt wiederum fördert die Vielfalt an Tieren inklusive<br />
nützli<strong>ch</strong>er Insekten oder Raubmilben.<br />
Bena<strong>ch</strong>barte begrünte Fahrgassen sollten alternierend, d. h. zeitli<strong>ch</strong> um<br />
etwa 2–3 Wo<strong>ch</strong>en versetzt, bewirts<strong>ch</strong>aftet werden (Bild unten). Dadur<strong>ch</strong><br />
sind ständig ungestörter Lebensraum und Nahrung (vor allem Blüten) für<br />
die Fauna vorhanden.<br />
Bemerkungen: In der Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz bewährt: Abwe<strong>ch</strong>slungsweise jede<br />
2. Fahrgasse jedes 2. Jahr mit Bodenbearbeitung öffnen, die jeweils andere<br />
begrünt lassen. So ist die Konkurrenz für jede Rebe gezielt steuerbar und<br />
es entsteht die hö<strong>ch</strong>ste Biodiversität mit einjährigen und mehrjährigen<br />
Pflanzen.<br />
Vereint Vorteile von Dauerbegrünung und Bodenbearbeitung. Unterstockbewirts<strong>ch</strong>aftung<br />
siehe Seiten 35–36.<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
33
Bodenpflege<br />
Organis<strong>ch</strong>e Abdeckungen (ganzflä<strong>ch</strong>ig)<br />
Methode<br />
In sehr trockenen Lagen, wo keine Begrünung geduldet werden kann, sind<br />
organis<strong>ch</strong>e Abdeckungen eine Alternative zu ganzflä<strong>ch</strong>iger Bodenbearbeitung<br />
oder Herbizideinsatz.<br />
Mögli<strong>ch</strong>e Materialien sind Getreidestroh, S<strong>ch</strong>ilfstroh oder Ähnli<strong>ch</strong>es, Rinde<br />
oder Kompost.<br />
Im Allgemeinen empfiehlt si<strong>ch</strong>, ni<strong>ch</strong>t zu grosse Flä<strong>ch</strong>en auf einmal abzudecken,<br />
um mit den verwendeten Materialien Erfahrungen am betreffenden<br />
Standort zu sammeln.<br />
Bemerkungen: Eine regelmässige Erneuerung ist nötig und je na<strong>ch</strong> Material<br />
in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Zeitabständen. Vor der Abdeckung ist eine Abtötung<br />
mehrjähriger Problempflanzen nesterweise und mit systemis<strong>ch</strong>em<br />
Blattherbizid sinnvoll, um sofortiges Dur<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>sen zu verhindern. Nährstoffeintrag<br />
bea<strong>ch</strong>ten (Nährstoffbilanz!). Die Wurzeln der Reben entwickeln<br />
si<strong>ch</strong> oberflä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er als bei Begrünung.<br />
Mehr Bodenwasser für die Rebe verfügbar, da keine Unkrautkonkurrenz<br />
und dur<strong>ch</strong> die Abdeckung reduzierte Verdunstung. Vorsi<strong>ch</strong>t vor Bränden<br />
bei Strohabdeckung!<br />
Eignung der vers<strong>ch</strong>iedenen Methoden<br />
Begrünte<br />
Fahrgasse<br />
Methode Boden Wasserversorgung Erziehungssystem Vitalität der Reben<br />
Bodenbearbeitung<br />
in der Fahrgasse<br />
Alternierende<br />
Bewirts<strong>ch</strong>aftung der<br />
Fahrgassen<br />
Organis<strong>ch</strong>e<br />
Abdeckung<br />
(ganzflä<strong>ch</strong>ig)<br />
erosionsgefährdet<br />
ni<strong>ch</strong>t<br />
erosionsgefährdet<br />
eher trocken,<br />
ohne<br />
Bewässerung eher feu<strong>ch</strong>t Stickelreben Drahtbau stark wü<strong>ch</strong>sig<br />
s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong><br />
wü<strong>ch</strong>sig<br />
gut<br />
mittel<br />
s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
34 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
Unterstockpflege und Herbizideinsatz<br />
Mögli<strong>ch</strong>keiten der Unterstockpflege und Herbizideinsatz<br />
Ohne Eins<strong>ch</strong>ränkungen in<br />
ÖLN und VITISWISS März April Mai Juni Juli August September<br />
Blattherbizide mit systemis<strong>ch</strong>er<br />
Wirkung (Glyphosate)<br />
Blattherbizide mit Zusatzwirkung<br />
über den Boden (Flazasulfuron)<br />
Glei<strong>ch</strong>zeitige Anwendung von<br />
(Glyphosate + Flazasulfuron)<br />
Blattherbizide mit Kontaktwirkung<br />
(Glufosinat)<br />
Mit Eins<strong>ch</strong>ränkungen in<br />
ÖLN und VITISWISS<br />
Punktuelle Anwendung, kurze Wirkungsdauer<br />
Bodenherbizide C2, E, K1, L. Keine Bedeutung in der Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz und ni<strong>ch</strong>t empfohlen<br />
Bodenherbizide, nur bis 15. Juni<br />
(z.B. Diuron, Linuron)<br />
Einsatzperiode gemäss Zulassung<br />
Empfohlener Einsatzzeitpunkt<br />
Mögli<strong>ch</strong>keiten zur Unterstockpflege (Methoden und Bemerkungen)<br />
Mähen (von Hand) oder<br />
Mul<strong>ch</strong>en (mit Unterstockmul<strong>ch</strong>gerät)<br />
Unterstock-Mul<strong>ch</strong>geräte, kombiniert mit<br />
Mul<strong>ch</strong>en der Fahrgassen. Von Hand mit Sense<br />
oder Fadenmäher in Kleinparzellen.<br />
Häufigkeit je na<strong>ch</strong> Wü<strong>ch</strong>sigkeit des Standorts. Im Stammberei<strong>ch</strong> evtl. mit der<br />
Zeit Horste. Punktspritze mit Blattherbiziden hilfrei<strong>ch</strong>. Vorsi<strong>ch</strong>t bei häufigem<br />
Mul<strong>ch</strong>en. Mit der Zeit «Vergrasung» bei häufigem Mul<strong>ch</strong>en. Vorsi<strong>ch</strong>t, keine<br />
Bes<strong>ch</strong>ädigung der Wurzelstange!<br />
Hackgeräte<br />
für den Unterstockberei<strong>ch</strong><br />
Spezielle Geräte mit Tastarm erlauben<br />
s<strong>ch</strong>onende Hackarbeit im Unterstockberei<strong>ch</strong>.<br />
Kleinstparzellen: Hacken von Hand.<br />
Hoher Zeitbedarf. Mit modernen Geräten keine S<strong>ch</strong>äden an den Reben.<br />
Interessante «Hackflora» mögli<strong>ch</strong>. In s<strong>ch</strong>weren Böden können Hackgeräte<br />
kaum eingesetzt werden. Verunkrauten im Stammberei<strong>ch</strong> vermeiden.<br />
Blattherbizide<br />
im Unterstockberei<strong>ch</strong><br />
Applikation mit Rückenspritze, Punktspritze<br />
an Unterstockmul<strong>ch</strong>gerät oder Anbauspritze<br />
mit Herbizidbalken und grobtropfigen Düsen.<br />
1–2 Behandlungen je na<strong>ch</strong> Wü<strong>ch</strong>sigkeit des Standorts. Eventuell Einzelstockbehandlung<br />
bei Problemunkräutern. Erste Applikation ab Austrieb der Reben,<br />
um Konkurrenz zur Rebe im Mai/Juni zu reduzieren.<br />
Blattherbizide (Eigens<strong>ch</strong>aften und Einsatzmögli<strong>ch</strong>keiten)<br />
Kontaktherbizide<br />
(Glufosinat)<br />
Präparate in Mittelliste Seite 16<br />
Applikation auf s<strong>ch</strong>on aufgelaufene Pflanzen.<br />
1–2 Anwendungen, abhängig von Wü<strong>ch</strong>sigkeit<br />
des Standorts. Für Flä<strong>ch</strong>enbehandlungen<br />
im Unterstockberei<strong>ch</strong>.<br />
Nur direkt von Spritzbrühe getroffene Pflanzenteile sterben ab (darum «Ab -<br />
brennmittel»). Kurze Wirkungsdauer, mehrjährige Pflanzen treiben innerhalb<br />
weniger Wo<strong>ch</strong>en wieder aus. Nur auf trockene Pflanzen anwenden.<br />
Blattherbizide<br />
systemis<strong>ch</strong> (Glyphosate) und<br />
Blattherbizide mit Zusatzwirkung<br />
über den Boden (Flazasulfuron)<br />
Präparate in Mittelliste Seite 16<br />
Wie Kontaktherbizide. Zusätzli<strong>ch</strong> zur Bekämpfung<br />
von Einzelpflanzen oder Nestern<br />
von Problemunkräutern in Unterstock oder<br />
Fahrgasse. In Parzellen mit S<strong>ch</strong>warzholzkrankheit<br />
Brennesseln na<strong>ch</strong> der Ernte bis<br />
Ende November mit Glyphosat behandeln.<br />
Au<strong>ch</strong> mehrjährige Pflanzen werden vollständig abgetötet dank Transport der<br />
Wirkstoffe in Wurzeln und Spei<strong>ch</strong>erorgane. Bei Glyphosate Kontakt mit Rebenblättern<br />
oder fris<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>nittstellen vermeiden (S<strong>ch</strong>äden dur<strong>ch</strong> Aufnahme<br />
in Rebe, vor allem im Juli /August). Nur auf trockene Pflanzen und bei wü<strong>ch</strong>sigen<br />
Bedingungen (Temperatur > 10 °C) behandeln.<br />
Gräserherbizide<br />
(spezifis<strong>ch</strong>)<br />
Präparate in Mittelliste Seite 16<br />
Applikation auf s<strong>ch</strong>on aufgelaufene Gräser<br />
(mit genügend Blattmasse zur Aufnahme des<br />
Wirkstoffs).<br />
Gegen Hirsen und mehrjährige Gräser (inklusive Quecke). Empfohlen gegen<br />
Nester, ni<strong>ch</strong>t ganzflä<strong>ch</strong>ig anwenden. Wo keine Kräuter ges<strong>ch</strong>ont werden müssen,<br />
wirkt Glyphosate na<strong>ch</strong>haltiger (v.a. gegen Quecken) als Gräserherbizide.<br />
Bodenherbizide C1, C2, E, K1, L (Mit Eins<strong>ch</strong>ränkungen in ÖLN und VITISWISS, keine Bedeutung in der Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz und ni<strong>ch</strong>t empfohlen)<br />
Getrennte Anwendung von<br />
Blatt- und Bodenherbiziden.<br />
Präparate in Mittelliste Seite 17<br />
Bodenherbizid mögli<strong>ch</strong>st spät in mögli<strong>ch</strong>st<br />
niedriger Dosierung ausbringen. Ergänzung<br />
mit Blattherbizid na<strong>ch</strong> Bedarf vor oder na<strong>ch</strong><br />
der Bodenherbizid-Applikation.<br />
Bodenherbizide wirken im Allgemeinen ni<strong>ch</strong>t auf s<strong>ch</strong>on aufgelaufene Pflanzen<br />
– vorhandene Unkräuter mit Blattherbiziden abtöten. Blatt herbizide sind den<br />
Bodenherbiziden vorzuziehen, da sie die Umwelt weniger belasten (geringere<br />
Gefahr von Rückständen in Oberflä<strong>ch</strong>engewässern und Grundwasser).<br />
Kombinierte/glei<strong>ch</strong>zeitige<br />
Anwendung von Blatt- und Bodenherbiziden.<br />
Präparate in Mittelliste Seite 17<br />
Applikation auf s<strong>ch</strong>on aufgelaufene Pflanzen.<br />
In di<strong>ch</strong>ten Pflanzenbeständen zuerst Blattherbizid<br />
ausbringen, damit das Bodenherbizid<br />
2–3 Wo<strong>ch</strong>en später den Boden glei<strong>ch</strong>mässig<br />
errei<strong>ch</strong>t. Neu auflaufende Pflanzen<br />
bei Bedarf mit Blattherbizid bekämpfen.<br />
Bodenherbizide gemäss ÖLN- und VITISWISS-Ri<strong>ch</strong>tlinien für ganzflä<strong>ch</strong>igen<br />
Einsatz nur zugelassen in Engpflanzungen oder in trockenen Lagen mit<br />
weniger als 700 mm Nieders<strong>ch</strong>lägen pro Jahr.<br />
Bodenherbizide (Diuron, Therbuthylazin, Linuron) bis spätestens<br />
15.Juni anwenden. Weitere Eins<strong>ch</strong>ränkungen siehe Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittelliste.<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
35
Unterstockpflege und Herbizideinsatz<br />
Herbizidanwendung im Unterstockberei<strong>ch</strong><br />
Reihenabstand (m)<br />
Breite Herbizidstreifen<br />
Bere<strong>ch</strong>nungsbeispiel für 1 ha:<br />
Rebflä<strong>ch</strong>e: 1 ha<br />
Herbizidstreifen: 0.5 m<br />
Brühemenge: 500 l/ha Reihenabstand: 2 m<br />
Ges<strong>ch</strong>windigkeit: 4 km/h<br />
Roundup (360 g/l Glyphosate), bew. Menge 4–10l/ha,<br />
Empfehlung bei mittlerer Verunkrautung 7 l/ha<br />
Herbizidflä<strong>ch</strong>e: 10 000 m 2 x 0,5 m = 2500 m<br />
2<br />
2m<br />
Brühemenge: 500 l x 2500 m 2 = 125 l<br />
10 000 m 2<br />
Herbizidmenge:<br />
7 l x 2500 m 2 = 1,75 l<br />
10 000 m 2<br />
Zur Behandlung des Herbizidstreifens von 2500 m 2 pro<br />
ha Rebflä<strong>ch</strong>e brau<strong>ch</strong>t es 1,75 l Roundup (360 g/l Glyposat),<br />
ausgebra<strong>ch</strong>t mit 125 l Brühe.<br />
Herbizide werden im Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizer Rebbau vorwiegend im Unterstockberei<strong>ch</strong><br />
eingesetzt. Zur Behandlung von Problemunkräutern kann gelegentli<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> ein punktueller Einsatz in der begrünten Fahrgasse notwendig<br />
sein.<br />
Der Herbizidstreifen im Unterstockberei<strong>ch</strong> ist bei Anlagen mit einem<br />
Reihenabstand von 1.8 –2.0 m etwa 40 bis 50 cm, bei Terrassen etwa<br />
30– 40 cm breit.<br />
Bei der Herbizidanwendung ist jede Abdrift auf grüne Rebteile sowie auf<br />
bena<strong>ch</strong>barte Kulturen zu vermeiden. Deshalb nur bei windstillen Bedingungen<br />
und moderaten Temperaturen (15–20 °C) behandeln.<br />
Für eine optimale Aufnahme und Wirkung der Blattherbizide (z. B. Glyphosate)<br />
brau<strong>ch</strong>t es eine gute Benetzung. Brühemengen von 300–500 l/ha und<br />
eine Fahrges<strong>ch</strong>windigkeit von 4–5 km/h haben si<strong>ch</strong> bewährt.<br />
Düsenwahl: Empfohlen werden grobtropfige Düsen mit asymmetris<strong>ch</strong>em<br />
Spritzbild und tiefem Druck von 3–6 bar. Der 40 –50 cm breite Herbizidstreifen<br />
wird in der Regel mit einer Dur<strong>ch</strong>fahrt fertig gespritzt (siehe Bere<strong>ch</strong>nungsbeispiel).<br />
Je na<strong>ch</strong> Gerät oder Bewu<strong>ch</strong>s kann au<strong>ch</strong> eine beidseitige Behandlung<br />
des Unterstockberei<strong>ch</strong>s angezeigt sein. In diesem Fall verdoppelt<br />
si<strong>ch</strong> der Brüheverbrau<strong>ch</strong> gem. des Beispiels von 125 l auf 250 l, sofern die<br />
glei<strong>ch</strong>e Einstellung beibehalten wird. Die bere<strong>ch</strong>nete Herbizidmenge<br />
bleibt glei<strong>ch</strong>. Die passende Düse wird an Hand des bere<strong>ch</strong>neten Dur<strong>ch</strong>flusses<br />
und des optimalen Druckberei<strong>ch</strong>s der Düsentabelle unten gewählt.<br />
Düsendur<strong>ch</strong>fluss: 4 km/h x 2,0 m x 125 l =<br />
1,67 l/ Min.<br />
600 x 1 Düse Düse<br />
Asymmetris<strong>ch</strong>e Düsen für die Herbizidanwendung (Dur<strong>ch</strong>fluss l/min pro Düse)<br />
Dur<strong>ch</strong>fluss für asymmetris<strong>ch</strong>e Injektordüsen, z. B, Albuz AVI OC, Le<strong>ch</strong>ler IC, TeeJet AIUB.<br />
Druck bar 1.5 2 3 4 5 6<br />
80-02 0.80 0.91 1.03 1.13<br />
80-025 1.00 1.15 1.29 1.41<br />
80-03 1.20 1.39 1.55 1.70<br />
80-04 1.60 1.85 2.07 2.26<br />
Le<strong>ch</strong>ler IDKS, Air-Injektor S<strong>ch</strong>rägstrahldüse<br />
Dur<strong>ch</strong>fluss für Le<strong>ch</strong>ler IDKS S<strong>ch</strong>rägstrahldüsen, geeignet für Elektromembranpumpen bei 1.5 bis 3 bar.<br />
Düsen-Nr. bar 1.5 2 3 4 5 6<br />
80-025 0.56 0.65 0.80 0.92 1.03 1.13<br />
80-03 0.70 0.81 0.99 1.15 1.28 1.40<br />
80-04<br />
0.84 0.97 1.19 1.37 1.53 1.68<br />
80-05 1.12 1.29 1.58 1.82 2.04 2.23<br />
Vertretungen: Albuz: Ulri<strong>ch</strong> Wyss, Bützberg, Tel. 062 963 14 10, www.wysspumpen.<strong>ch</strong><br />
Albuz+Teejet: Fis<strong>ch</strong>er Neue GmbH, Felben, Tel. 052 765 18 21, www.fis<strong>ch</strong>er-gmbh.<strong>ch</strong><br />
Le<strong>ch</strong>ler: Kuhn Landmas<strong>ch</strong>inen AG, Dintikon, Tel. 056 624 30 20, www. klmag.<strong>ch</strong><br />
36<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
Unterstockpflege und Herbizideinsatz<br />
Entfernen von Stockauss<strong>ch</strong>lägen – manuell, me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong> oder <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong><br />
Verhinderung von Abdrift.<br />
Das Entfernen von Stockauss<strong>ch</strong>lägen wird bis jetzt mehrheitli<strong>ch</strong> manuell,<br />
glei<strong>ch</strong>zeitig mit dem Erlesen dur<strong>ch</strong>geführt. Bei Sorten mit vielen Stockauss<strong>ch</strong>lägen<br />
ist der Handarbeitsaufwand beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> und fällt in eine arbeitsintensive<br />
Zeit.<br />
Mit dem Einsatz von Stammbürsten kann die mühsame Handarbeit erhebli<strong>ch</strong><br />
reduziert werden. Das me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Stockputzen mit rotierenden Gummilappen<br />
oder Kunststoffs<strong>ch</strong>nüren wird bis jetzt in der Praxis wenig angewandt.<br />
Einerseits muss dazu ein spezielles Gerät anges<strong>ch</strong>afft werden und<br />
andererseits ist die Arbeitsqualität ni<strong>ch</strong>t immer befriedigend. Der optimale<br />
Zeitpunkt ist ents<strong>ch</strong>eidend. Die Triebe sollten etwa 10 bis maximal 20 cm<br />
lang sein. Bei zu spätem Einsatz bleiben Stummel zurück, die verholzen<br />
und aus denen si<strong>ch</strong> wiederum Stockauss<strong>ch</strong>läge entwickeln.<br />
Spritzbox Firma Sattler. (Foto Fa. Sattler)<br />
Firebird (Pyraflufen-ethyl), 2 Tage na<strong>ch</strong> der<br />
Applikation.<br />
Das <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Abbrennen von Stockauss<strong>ch</strong>lägen ist eine neue, bis jetzt in<br />
der Praxis no<strong>ch</strong> sehr wenig bekannte Methode. Neben dem seit einigen<br />
Jahren bewilligten Basta (Glufosinat) ist seit 2012 ein zweites Präparat<br />
(Firebird, Wirkstoff: Pyraflufen-ethyl) zugelassen. Basta ist ein Kontaktherbizid<br />
mit Wirkung gegen einjährige und mehrjährige Kräuter sowie gegen<br />
Gräser. Firebird hingegen hat keine ausrei<strong>ch</strong>ende herbizide Wirkung und<br />
ist nur zum Abbrennen von Stockauss<strong>ch</strong>lägen zugelassen. Zur Wirkungssi<strong>ch</strong>erung<br />
wird bei Firebird ein Zusatzstoff (Fireoil) empfohlen.<br />
Bei Abdrift auf Rebenblätter kann es bei Basta und Firebird zu starken Verbrennungen<br />
an Trieben, Blättern und Ges<strong>ch</strong>einen kommen. Deshalb wird dringend die<br />
Verwendung von abdriftmindernden Injektordüsen (= ID-Düsen), Spritzs<strong>ch</strong>irmen<br />
oder -boxen empfohlen. Das <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Abbrennen von Stockauss<strong>ch</strong>lägen<br />
muss getrennt von der Herbizidanwendung vorgenommen<br />
werden.<br />
Anwendungszeitpunkt: bei ca. 15 cm langen Stockauss<strong>ch</strong>lägen. Eine gute<br />
Benetzung (500 L/ha) ist wi<strong>ch</strong>tig und es sollte nur bei sonnigen und windstillen<br />
Bedingungen behandelt werden.<br />
Die bewilligte Aufwandmenge (Basta 5 L/ha, Firebird 1 L/ha) muss wie für<br />
die Unterstockbehandlung bei Herbiziden auf die tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> behandelte<br />
Flä<strong>ch</strong>e umgere<strong>ch</strong>net werden (siehe dazu Bere<strong>ch</strong>nungsbeispiel Herbizidanwendung).<br />
Firebird ist wie Basta ein Kontaktherbizid und hat eine Teilwirkung<br />
auf breitblättrige Pflanzen.<br />
Bere<strong>ch</strong>nungsbeispiel für 1 ha:<br />
Rebflä<strong>ch</strong>e: 1 ha<br />
Reihenabstand: 2 m<br />
Herbizidstreifen: 0.5 m<br />
effektiv zu behandelnde Flä<strong>ch</strong>e:<br />
Unterstockbürste.<br />
10 000 m 2 x 0.5 m = 2500 m<br />
2<br />
2 m<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
37
Mangelers<strong>ch</strong>einungen<br />
Mangelers<strong>ch</strong>einungen und physiologis<strong>ch</strong>e Störungen<br />
Stickstoffmangel<br />
Symptome<br />
Symptome in der Regel vor der Blüte, in Perioden mit starkem Wa<strong>ch</strong>stum<br />
si<strong>ch</strong>tbar. Kleine, hellgrüne bis gelbli<strong>ch</strong>e Blätter, rötli<strong>ch</strong>e Blattstiele. S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>es<br />
Triebwa<strong>ch</strong>stum, Trauben klein und lockerbeerig, geringer Ertrag.<br />
Ursa<strong>ch</strong>en: Ungenügende N-Versorgung, geringer Gehalt an organis<strong>ch</strong>er<br />
Substanz. Auswas<strong>ch</strong>ung dur<strong>ch</strong> starke Nieders<strong>ch</strong>läge. Verminderte Aufnahme<br />
dur<strong>ch</strong> kühle Temperaturen oder Trockenheit. Konkurrenz dur<strong>ch</strong><br />
Unterwu<strong>ch</strong>s, Bodenverdi<strong>ch</strong>tung. Wenig verrottetes organis<strong>ch</strong>es Material<br />
mit hohem C/N Verhältnis.<br />
Massnahmen: Kurzfristig; Blattdüngung mit Harnstoff 0.5% oder geeignete<br />
im Handel erhältli<strong>ch</strong>e Blattdünger. Bodendüngung; vor der Blüte,<br />
ras<strong>ch</strong> wirkender N-Dünger, z. B. Ammoniumsulfat.<br />
Langfristig: Bodenstruktur verbessern, Konkurrenz dur<strong>ch</strong> Unterwu<strong>ch</strong>s<br />
reduzieren. Gehalt an organis<strong>ch</strong>em Material bestimmen. Eventuell Zufuhr<br />
von organis<strong>ch</strong>em Material.<br />
Stickstoffübers<strong>ch</strong>uss<br />
Symptome<br />
Grosse, dunkelgrüne Blätter. Starkes, mastiges Triebwa<strong>ch</strong>stum, späte Holzreife.<br />
Grosse, kompakte und fäulnisanfällige Trauben.<br />
Ursa<strong>ch</strong>en: Zu hohe Stickstoffgaben, klimatis<strong>ch</strong> begünstigte s<strong>ch</strong>nelle Mineralisation.<br />
Zu hohe Gaben von organis<strong>ch</strong>em Material, Bodenbearbeitung,<br />
zu hoher Gehalt an organis<strong>ch</strong>em Material.<br />
Massnahmen: Keine weitere Stickstoffdüngung, keine Zufuhr von organis<strong>ch</strong>em<br />
Material. Begrünung fördern.<br />
Kalimangel<br />
Symptome<br />
Im Frühjahr glänzende Blattspreiten, Blattränder hellen si<strong>ch</strong> auf und werden<br />
später nekrotis<strong>ch</strong>. Bei trockener Witterung Ausdehnung der Nekrosen.<br />
Pflanzen sind anfälliger auf Trockenheit. Verzögerung der Traubenreife.<br />
Ursa<strong>ch</strong>en: Unterversorgung mit Kalium. In s<strong>ch</strong>weren Lehmböden wird Kalium<br />
an Tonmineralien gebunden. In sandigen, dur<strong>ch</strong>lässigen Böden starke<br />
Auswas<strong>ch</strong>ung. Wiesenumbru<strong>ch</strong> unmittelbar vor Pflanzung (Wasenbrand).<br />
Massnahmen: Blattdüngung mit Kalisulfat 0.5%ig. Bodendüngung: Kalisalz<br />
oder Kalinitrat. Eventuell Ausbringen mit Bodenlanze. Bodenanalyse<br />
und Düngungsplan erstellen.<br />
38 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
Mangelers<strong>ch</strong>einungen<br />
Eisenmangel, Chlorose<br />
Symptome<br />
Zuerst an den jungen Blättern starke Vergilbung, aus genommen die Blattnerven.<br />
Bei starkem Auftreten Nekrosenbildung. Triebe: s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>er Wu<strong>ch</strong>s.<br />
Trauben: klein, gelbli<strong>ch</strong>, verrieseln. Stark befallene Stöcke serbeln.<br />
Ursa<strong>ch</strong>en: Zu hohe Stockbelastung. Fals<strong>ch</strong>e Unterlage. Klima: Kühler, nieders<strong>ch</strong>lagsrei<strong>ch</strong>er<br />
Frühling. Boden: hoher Kalkgehalt, s<strong>ch</strong>were, undur<strong>ch</strong>lässige<br />
Böden, Verdi<strong>ch</strong>tung, zu häufige Bodenbearbeitung. Eisenmangel und<br />
Chlorose sind praktis<strong>ch</strong> nie auf einen zu tiefen Eisengehalt im Boden zurückzuführen.<br />
Massnahmen: Betroffene Stöcke kurz ans<strong>ch</strong>neiden, Reduzierung des Ertrags.<br />
Unterlagenwahl bei Neu pflanzung. Dur<strong>ch</strong>lüftung und Wasserführung<br />
des Bodens verbessern. Einsaat von tiefwurzelnden Pflanzen (Ölretti<strong>ch</strong><br />
250 g/a). Bodenbelastung dur<strong>ch</strong> Mas<strong>ch</strong>inen und Geräte reduzieren.<br />
Bormangel<br />
Symptome<br />
Je na<strong>ch</strong> Sorte gelbli<strong>ch</strong>e oder rötli<strong>ch</strong>e, mosaikartige Flecken an Blättern.<br />
Triebe: s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>er Wu<strong>ch</strong>s, gestau<strong>ch</strong>te Internodien, Absterben der Triebspitzen.<br />
Trauben: Sehr starkes Verrieseln und Deformationen. Bormangel tritt<br />
im Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizer Rebbau sehr selten auf.<br />
Ursa<strong>ch</strong>en: Auswas<strong>ch</strong>ung bei sehr lei<strong>ch</strong>ten und dur<strong>ch</strong>lässigen Böden oder<br />
Bindung bei hohem Kalkgehalt.<br />
Massnahmen: Bodenuntersu<strong>ch</strong>ung auf Bor, Totalkalk und pH vornehmen.<br />
Kurzfristig dur<strong>ch</strong> Blattdüngung mit geeigneten borhaltigen Präparaten.<br />
Einsatz von Bordüngern oder borhaltigen Mehrnährstoffdüngern. A<strong>ch</strong>tung<br />
vor Überdosierung, kann Blattdeformationen auslösen.<br />
Magnesiummangel<br />
Symptome<br />
An Blättern je na<strong>ch</strong> Sorte gelbli<strong>ch</strong>e oder rötli<strong>ch</strong>e Aufhellung der Interkostalfelder.<br />
Blattränder bleiben meis tens grün. Verfärbungen zeigen si<strong>ch</strong><br />
ab Juli zuerst auf den untersten Blättern. Jungpflanzungen sind stärker<br />
betroffen.<br />
Ursa<strong>ch</strong>en: Ungenügende Versorgung mit Magnesium (Mg) oder ein Überangebot<br />
von Kalium (Antagonismus). N-Mangel begünstigt Mg-Mangel.<br />
In s<strong>ch</strong>weren Böden und nieders<strong>ch</strong>lagsrei<strong>ch</strong>en Jahren vermehrtes Auftreten.<br />
Unterlagenwahl. Jungpflanzen eher betroffen.<br />
Massnahmen: Kurzfristig: Blattdüngung mit Magne siumsulfat (Bittersalz)<br />
1%ige Lösung (3-4 kg/ha), mehrere Behandlungen ab Blüte.<br />
Beim Mis<strong>ch</strong>en mit Fungiziden Verträgli<strong>ch</strong>keit bea<strong>ch</strong>ten.<br />
Langfristig: Bodenuntersu<strong>ch</strong>ung, Bodendüngung, K 2 O und Mg bea<strong>ch</strong>ten.<br />
Dur<strong>ch</strong>wurzelung verbessern.<br />
Neupflanzung: Unterlagenwahl bea<strong>ch</strong>ten, SO4 und 125 AA zeigen verstärkt<br />
Mg-Mangel.<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
39
Mangelers<strong>ch</strong>einungen<br />
Stiellähme<br />
Symptome<br />
Auf dem Traubengerüst zeigen si<strong>ch</strong> ab Reifebeginn kleine, längli<strong>ch</strong>e und<br />
lei<strong>ch</strong>t eingesunkene Nekrosen. Das befallene Gewebe ist s<strong>ch</strong>arf abgegrenzt.<br />
Sobald si<strong>ch</strong> die Nekrosen vergrössern und den ganzen Stielumfang<br />
erfassen, stoppt die Reife und die Beeren beginnen zu s<strong>ch</strong>rumpfen. Oft ist<br />
die Traubenspitze oder das untere Drittel betroffen. Die Symptome können<br />
in mehreren S<strong>ch</strong>üben auftreten. Je später der Befall, des to geringer sind<br />
die negativen Auswirkungen auf Ertrag und Qualität.<br />
Ursa<strong>ch</strong>en: Nährstoffversorgung: vgl. Magnesiumangel. Klima: Ungünstiger<br />
Blühverlauf mit s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter Befru<strong>ch</strong>tung kann Stiellähme fördern. Starke<br />
Witterungss<strong>ch</strong>wankungen (trocken-heiss, gefolgt von kühl-nass) unmittelbar<br />
vor und während der Reife können s<strong>ch</strong>lagartig Stiellähme verursa<strong>ch</strong>en.<br />
Zu späte Stickstoffdüngung oder Bodenbearbeitung können in der<br />
Reifephase zu Stickstoffs<strong>ch</strong>ub und Überkonzentration von Ammonium und<br />
somit zur S<strong>ch</strong>ädigung des Traubengerüsts führen. Stark wü<strong>ch</strong>sige Reben<br />
und Anlagen mit grossem Behang sind stärker betroffen. Lockerbeerige<br />
Blauburgunder-Klone zeigen mehr Befall als 2/45, 10/5 und andere.<br />
Anfällige Sorten: Cabernet-Sauvignon und andere Cabernet Kreuzungen,<br />
Gewürztraminer, Blauburgunder.<br />
Massnahmen: In Anlagen mit regelmässigem Auftreten 1 bis 2 separate<br />
Behandlungen mit Bittersalz (16–20 kg/ha). Brühemenge 600 l/ha in Traubenzone<br />
ausgebra<strong>ch</strong>t. Erste Behandlung beim Beginn der Reife (etwa 10%<br />
Farbums<strong>ch</strong>lag). Zweite Behandlung 10 bis 14 Tage später. A<strong>ch</strong>tung! Ni<strong>ch</strong>t<br />
mit Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln mis<strong>ch</strong>en!<br />
Langfristig: Ausgegli<strong>ch</strong>enes Wa<strong>ch</strong>stum und Erträge anstreben. Bodenuntersu<strong>ch</strong>ung:<br />
K, Mg, genügende Versorgung mit Mg. Stickstoff zurückhaltend<br />
einsetzen. Moderates Auslauben na<strong>ch</strong> dem Abblühen stärkt die<br />
Gerüstbildung. Teil- oder ganzflä<strong>ch</strong>ige Begrünung fördern. Ausgegli<strong>ch</strong>ene<br />
Wasserversorgung dur<strong>ch</strong> ge nügend hohen Anteil an organis<strong>ch</strong>em Material.<br />
Unterlagenwahl bei Neupflanzung. SO4 und 125 AA zeigen verstärkt<br />
Stiellähmeanfälligkeit.<br />
Traubenwelke<br />
Symptome<br />
Ab Wei<strong>ch</strong>werden ist ein Turgorverlust an Beeren festzustellen. Trauben<br />
fühlen si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>laff an. Meistens ist die ganze Traube davon betroffen. Die<br />
Reife ist verzögert, Beeren bleiben bei den roten Sorten violettfarben,<br />
s<strong>ch</strong>mecken fad oder sehr sauer. Das Stielgerüst zeigt im Gegensatz zur<br />
Stiellähme keine Symptome und bleibt lange grün. Am selben S<strong>ch</strong>oss können<br />
beide Trauben oder nur eine betroffen sein. S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>osse und<br />
Stöcke mit zu viel Behang zeigen häufiger Traubenwelke.<br />
Ursa<strong>ch</strong>en: Die Ursa<strong>ch</strong>en sind no<strong>ch</strong> weitgehend unbekannt und s<strong>ch</strong>einen<br />
sehr komplex zu sein. Starke Temperaturs<strong>ch</strong>wankungen, kühle und nieders<strong>ch</strong>lagsrei<strong>ch</strong>e<br />
Perioden, gefolgt von trockenen und heissen Abs<strong>ch</strong>nitten<br />
sowie regenrei<strong>ch</strong>e Jahre begünstigen das Auftreten. Anlagen, die sehr<br />
wü<strong>ch</strong>sig sind und einen grossen Behang aufweisen, sind häufiger von Traubenwelke<br />
betroffen. Anfällige Sorten sind Zweigelt, Gamay, Chasselas,<br />
Diolinoir und in der Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz vor allem Blauburgunder. Ein allfälliger<br />
Einfluss der Unterlagen ist no<strong>ch</strong> zu wenig erfors<strong>ch</strong>t.<br />
Massnahmen: Es gibt bis jetzt keine direkte Bekämpfungsmögli<strong>ch</strong>keit.<br />
Indirekte Massnahmen: ausgegli<strong>ch</strong>enes Wa<strong>ch</strong>stum und moderate, dem<br />
Stock angepasste Erträge anstreben. Frühes Traubenteilen kann bei anfälligen<br />
Sorten den Befall verringern.<br />
40 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
Witterungseinflüsse<br />
S<strong>ch</strong>äden dur<strong>ch</strong> Witterungseinflüsse<br />
Winterfrost<br />
Foto: Wilhelm Gärtel, BBA Bernkastel-Kues<br />
Symptome<br />
Winterfrost mit Temperaturen ab -15 bis -20 °C führt zum Erfrieren der<br />
Knospen. Betroffen sind vor allem mastige Triebe und Hauptknospen.<br />
Nebenaugen sind widerstandsfähiger. Abrupte Kälteeinbrü<strong>ch</strong>e sind gefährli<strong>ch</strong>er<br />
als kontinuierli<strong>ch</strong>er Temperaturrückgang. Bei lang andauernden<br />
Frostperioden können Triebe und Stamm ges<strong>ch</strong>ädigt werden. Stamms<strong>ch</strong>äden<br />
können zu Maukebefall (Agrobacterium vitis) führen.<br />
Frosts<strong>ch</strong>äden treten vor allem in Lagen auf, in denen si<strong>ch</strong> Kaltluftseen<br />
bilden. Natürli<strong>ch</strong>e oder künstli<strong>ch</strong>e Hindernisse verhindern das Abfliessen<br />
der Kaltluft, sodass diese über längere Zeit auf die Pflanzen einwirkt. Frosts<strong>ch</strong>äden<br />
an Tragruten und am Stamm können unter Umständen erst im<br />
Vorsommer si<strong>ch</strong>tbar werden. Vorbeugende Massnahmen wie eine ausgegli<strong>ch</strong>ene<br />
Nährstoffversorgung, zurückhaltende Stickstoffdüngung und<br />
moderate Erträge erhöhen die Widerstandskraft der Reben. Bei starken<br />
Frosts<strong>ch</strong>äden erst beim Austrieb der Knospen s<strong>ch</strong>neiden.<br />
Frühjahrsfrost<br />
Foto: Josef V.Herrmann, LWG Veitshö<strong>ch</strong>heim<br />
Symptome<br />
Im Frühjahr erfrieren s<strong>ch</strong>wellende Knospen oder junge Triebe je na<strong>ch</strong> Feu<strong>ch</strong>tigkeitszustand<br />
bei Temperaturen ab -1 °C. Bei trockenen Bedingungen<br />
nehmen Knospen, die no<strong>ch</strong> in der Wolle sind, S<strong>ch</strong>aden bei Temperaturen<br />
ab -3 °C. Oft sind nur die Hauptknospen betroffen, während die no<strong>ch</strong> weniger<br />
entwickelten sekundären Knospen unbes<strong>ch</strong>adet austreiben. Nasse<br />
Triebe können bereits bei 0 °C ges<strong>ch</strong>ädigt werden. Von der Triebspitze her<br />
verfärben si<strong>ch</strong> Blätter und Triebe braun und vertrocknen. Ges<strong>ch</strong>eine welken<br />
und fallen später ab. Lei<strong>ch</strong>ter Frost hemmt das Triebwa<strong>ch</strong>stum und die Blätter<br />
kräuseln si<strong>ch</strong>. Kühle Witterung führt zu einem starken Verrieseln der<br />
Trauben. Jungreben und Anlagen mit geringer Reservestoffeinlagerung<br />
sind besonders frostanfällig.<br />
Massnahmen: Tallagen mit Kaltluftseen meiden. In frostgefährdeten Lagen<br />
keine früh austreibenden Sorten pflanzen. Mit dem Rebs<strong>ch</strong>nitt zuwarten,<br />
bis keine starken Fröste mehr zu erwarten sind. Ges<strong>ch</strong>nittene und angebundene<br />
Reben sind anfälliger; in frostgefährdeten Lagen hat si<strong>ch</strong> das<br />
Stehenlassen von Frostruten bewährt. Junganlagen erst im März s<strong>ch</strong>neiden.<br />
In gefährdeten Lagen ist die Begrünung mögli<strong>ch</strong>st kurz zu halten.<br />
Bodenabdeckungen mit Stroh oder anderem organis<strong>ch</strong>em Material sowie<br />
das Bearbeiten des Bodens sind während der Periode der Spätfröste zu vermeiden,<br />
da sie die Wärmeabstrahlung des Bodens beeinträ<strong>ch</strong>tigen.<br />
Direkte Frostbekämpfung mittels Frostberegnung, Frostmatten, Beheizen<br />
oder Luftumwälzung mit Ventilatoren wird im Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizer Rebbau<br />
aus Kostengründen ni<strong>ch</strong>t mehr praktiziert.<br />
Wind<br />
Symptome<br />
Heftige Windstösse führen zum Abbre<strong>ch</strong>en oder Abdrehen ganzer Triebe.<br />
Während der Wa<strong>ch</strong>stumsphase im Frühjahr sind die Triebe sehr anfällig und<br />
bre<strong>ch</strong>en lei<strong>ch</strong>t an der Ansatzstelle ab. Permanenter Wind stresst die Reben;<br />
sie entwickeln si<strong>ch</strong> langsamer, zudem können Reibs<strong>ch</strong>äden an Trieben<br />
entstehen. Der Wind trägt ebenfalls zur unerwüns<strong>ch</strong>ten Verbreitung von<br />
Krankheitserregern (Pilze, Bakterien), Insekten, Samen und Pollen bei. In<br />
vielen Gebieten hat der Föhn im Herbst einen positven Einfluss auf den<br />
Reifeverlauf.<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
41
Witterungseinflüsse<br />
Hitzes<strong>ch</strong>äden und Sonnenbrand<br />
Symptome<br />
Hitzes<strong>ch</strong>äden und Sonnenbrand können bei sehr hohen Temperaturen und<br />
starker Sonneneinstrahlung im Juli und anfangs August an den no<strong>ch</strong> unreifen<br />
Trauben entstehen. Betroffen sind in erster Linie die Beeren, vereinzelt<br />
au<strong>ch</strong> das Stielgerüst. Sonnenbrand und Hitzes<strong>ch</strong>äden haben eine gewisse<br />
Ähnli<strong>ch</strong>keit mit Befall des Fals<strong>ch</strong>en Mehltaus (Lederbeeren). Bei den<br />
Nord-Süd ausgeri<strong>ch</strong>teten Rebreihen treten die S<strong>ch</strong>äden vor allem auf der<br />
Westseite auf. Zwis<strong>ch</strong>en dem Zeitpunkt und der Stärke des Auslaubens und<br />
dem Auftreten der S<strong>ch</strong>äden besteht ein Zusammenhang. Wird unmittelbar<br />
vor einer Hitzeperiode ausgelaubt, so ist die Gefahr für S<strong>ch</strong>äden besonders<br />
gross. Im Jahr 2007 traten Sonnenbrands<strong>ch</strong>äden vor allem an Riesling-Silvaner<br />
und abges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> an Räus<strong>ch</strong>ling auf. PIWI-Rebsorten hingegen<br />
waren kaum betroffen.<br />
Dur<strong>ch</strong> frühzeitiges (ein bis zwei Wo<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> dem Abblühen) und moderates<br />
Auslauben der Traubenzone können starke S<strong>ch</strong>äden vermieden werden.<br />
Die Trauben haben länger Zeit um si<strong>ch</strong> «abzuhärten» und bilden eine<br />
dickere Beerenhaut und Wa<strong>ch</strong>ss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t aus. Pflanzens<strong>ch</strong>utzbehandlungen<br />
ni<strong>ch</strong>t während der Hitzeperioden dur<strong>ch</strong>führen. Vorsi<strong>ch</strong>t beim Zumis<strong>ch</strong>en<br />
von Blattdüngern. In der gefährdeten Zeitspanne sollte darauf verzi<strong>ch</strong>tet<br />
werden.<br />
Hagel<br />
Massnahmen na<strong>ch</strong> Hagels<strong>ch</strong>lag (Weissfäule siehe Seiten 10 und 11)<br />
Zeitpunkt<br />
Intensität des S<strong>ch</strong>adens<br />
Stadium lei<strong>ch</strong>t mittel bis s<strong>ch</strong>wer sehr s<strong>ch</strong>wer<br />
13–55<br />
(E bis G)<br />
Einzelne Triebe und Blätter verletzt<br />
und wenige Triebspitzen abgebro<strong>ch</strong>en.<br />
Massnahmen: Keine besonderen Massnahmen<br />
nötig.<br />
Zahlrei<strong>ch</strong>e oder alle Blätter und Triebe<br />
mehr oder weniger verletzt; viele oder alle<br />
Triebe abgebro<strong>ch</strong>en.<br />
Massnahmen: Sofern letzte Behandlung<br />
gegen Fals<strong>ch</strong>en Mehltau eine Wo<strong>ch</strong>e<br />
oder länger zurückliegt, nä<strong>ch</strong>ste Behandlung<br />
vorziehen. Präparate mit Teilwirkung<br />
gegen Botrytis verwenden.<br />
Totals<strong>ch</strong>aden: Blätter, Triebe und<br />
Ges<strong>ch</strong>eine völlig zerhackt.<br />
Massnahmen: Alles stehen lassen, kein<br />
S<strong>ch</strong>nitt, kein Ausbre<strong>ch</strong>en. Zum S<strong>ch</strong>utz<br />
der Holzwunden sofort Behandlung mit<br />
Folpet-haltigen Präparaten.<br />
Sobald Blattentwicklung einsetzt, weitere<br />
Behandlung mit Folpet-haltigen Präparaten.<br />
57–69<br />
(H bis I)<br />
Massnahmen: Keine besonderen Massnahmen<br />
nötig.<br />
Massnahmen: Gefahr von Botrytis sowie<br />
E<strong>ch</strong>ten- und Fals<strong>ch</strong>en Mehltau. Nä<strong>ch</strong>ste<br />
Behandlung so bald wie mögli<strong>ch</strong> vornehmen.<br />
Präparate mit guter Teilwirkung<br />
gegen Botrytis.<br />
Totals<strong>ch</strong>aden: Blätter, Triebe und<br />
Ges<strong>ch</strong>eine völlig zerhackt.<br />
Massnahmen: Siehe oben. Ziel ist, mögli<strong>ch</strong>st<br />
viel Blattmasse für die Reservestoffbildung<br />
zu erhalten.<br />
71–81<br />
(J bis M)<br />
Wie Stadien E bis G sowie vereinzelte<br />
alle Trauben verletzt.<br />
Wie Stadien E bis G sowie zahlrei<strong>ch</strong>e oder<br />
verletzte Trauben.<br />
Totals<strong>ch</strong>aden: Blätter, Triebe und<br />
Ges<strong>ch</strong>eine völlig zerhackt.<br />
Massnahmen: Gegen Weissfäule, Botrytis sowie E<strong>ch</strong>ten und Fals<strong>ch</strong>en Mehltau so bald wie<br />
mögli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> dem Unwetter mit Captan oder Folpet behandeln. Ist eine Bortrytis-Behandlung<br />
fällig, kann diese vorgezogen und kombiniert mit Folpet dur<strong>ch</strong>geführt werden.<br />
Massnahmen: Siehe oben. Ziel ist, mögli<strong>ch</strong>st<br />
viel Blattmasse für die Reservestoffbildung<br />
zu erhalten.<br />
Na<strong>ch</strong> Mitte August<br />
Winter<br />
Kupferbehandlung bis spätestens Ende August mögli<strong>ch</strong>. Na<strong>ch</strong> starkem Hagel ganze Laubwand behandeln, z.B. Kupfer 50 1.6 kg /ha.<br />
Bei geringeren S<strong>ch</strong>äden nur Traubenzone, z.B. Kupfer 50 1.2 kg /ha. Hohe Kupfermengen können Phytotox an Blättern auslösen.<br />
Winters<strong>ch</strong>nitt: Bei starken Holzs<strong>ch</strong>äden ein gut ausgereiftes Wassers<strong>ch</strong>oss als Tragrute ans<strong>ch</strong>neiden. Erfahrungen haben gezeigt, dass<br />
sie genügend fru<strong>ch</strong>tbar sind.<br />
42<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
Applikationste<strong>ch</strong>nik<br />
Applikationste<strong>ch</strong>nik im Rebbau<br />
Brühe- und Präparatmengen in Abhängigkeit von Applikationste<strong>ch</strong>nik, Phänologis<strong>ch</strong>em Stadium, Reihenabstand (2 m), bei Drahtrahmenerziehung<br />
Phänologis<strong>ch</strong>e<br />
Stadien na<strong>ch</strong><br />
Baggiolini und<br />
BBCH-Zahlencode<br />
A S<strong>ch</strong>lau<strong>ch</strong> und Rückenspritzen,<br />
vertikale Balkenspritzen und<br />
Basisbrühmengen.<br />
B Sprühgeräte (axial, radial,<br />
querstrom) und Rückennebelblaser.<br />
C Pneumatis<strong>ch</strong>e Sprühgeräte,<br />
Einzeilen- und Überzeilengeräte.<br />
D Gun, Ho<strong>ch</strong>druckspritze<br />
(ca. 40 bar).<br />
Dur<strong>ch</strong> Abs<strong>ch</strong>reiten der Reihe<br />
und beidseitige Behandlung<br />
entstehen feintropfige, regelmässige<br />
Spritzbeläge. Die in<br />
Bewilligungen, Empfehlungen<br />
und Packungen angegebenen<br />
Anwendungskonzentrationen<br />
(in %) ergeben mit den unten<br />
aufgeführten Basisbrühemengen<br />
die erforderli<strong>ch</strong>en Präparatmengen<br />
in kg oder l/ha<br />
für Sprühgeräte.<br />
Empfohlene Brühemenge je na<strong>ch</strong><br />
Entwicklungsstadium zwis<strong>ch</strong>en<br />
150–400 l/ha. Die Präparatmenge<br />
erre<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> anhand<br />
der Anwendungskonzentration<br />
(in%) und der unter A angegebenen<br />
Basisbrühemengen. In<br />
der Regel ergibt si<strong>ch</strong> eine 4-<br />
fa<strong>ch</strong>e Brühekonzentration. Das<br />
Auslassen von Fahrgassen (jede<br />
2.Reihe behandeln) führt bei<br />
den meisten Geräten zu ungenügender<br />
Wirkstoffanlagerung<br />
und Belagsbildung.<br />
Wenig verbreitet in der<br />
Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz. Gebläse mit<br />
hoher Luftaustrittsges<strong>ch</strong>windigkeit.<br />
Zerstäubung hydraulis<strong>ch</strong><br />
mit Düsen oder pneumatis<strong>ch</strong><br />
dur<strong>ch</strong> Abreissen der Tropfen.<br />
Hoher Anteil an driftgefährdeten<br />
Feintropfen. Geräteeinstellung<br />
zum Teil sehr aufwändig.<br />
Nur für Steillagen und s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
ers<strong>ch</strong>lossene Parzellen. Hohe<br />
Brühemengen notwendig. Die<br />
Verteilung der Brühe ist unregelmässig<br />
und führt zu grossen<br />
Abtropfverlusten.<br />
Stadium Bere<strong>ch</strong>nung der Präparatmengen in kg oder l/ha am Beispiel eines Präparats mit der Anwendungskonzentration von 0.1%<br />
Austrieb: S<strong>ch</strong>warzfleckenkrankheit<br />
00–09 (A–C)<br />
800 l/ha =<br />
0.8 kg/ha<br />
ungeeignet *<br />
(400 l/ha)<br />
0.8 kg/ha<br />
ungeeignet<br />
ungeeignet,<br />
hoher Verlust<br />
Rotbrenner<br />
11–13/51 (E–F)<br />
600 l/ha =<br />
0.6 kg/ha<br />
150 l/ha =<br />
0.6 kg/ha<br />
100 l/ha =<br />
0.6 kg/ha<br />
1000 l/ha =<br />
1.0 kg/ha<br />
1. Vorblüte<br />
55 (G)<br />
800 l/ha =<br />
0.8 kg/ha<br />
200 l/ha =<br />
0.8 kg/ha<br />
100–150 l/ha =<br />
0.8 kg/ha<br />
1200 l/ha =<br />
1.2 kg/ha<br />
2. Vorblüte<br />
57 (H)<br />
1000 l/ha =<br />
1.0 kg/ha<br />
250 l/ha =<br />
1.0 kg/ha<br />
150–200 l/ha =<br />
1.0 kg/ha<br />
1500 l/ha =<br />
1.5 kg/ha<br />
Blüte<br />
61–69 (I)<br />
1200 l/ha =<br />
1.2 kg/ha<br />
300 l/ha =<br />
1.2 kg/ha<br />
150–200 l/ha =<br />
1.2 kg/ha<br />
1800 l/ha =<br />
1.8 kg/ha<br />
Na<strong>ch</strong>blüte<br />
71–81 (J–M)<br />
1600 l/ha =<br />
1.6 kg/ha<br />
400 l/ha =<br />
1.6 kg/ha<br />
200–250 l/ha =<br />
1.6 kg/ha<br />
2000 l/ha =<br />
2.0 kg/ha<br />
Traubenzone,<br />
Sauerwurm, Botrytis<br />
77–81 (L–M)<br />
1200 l/ha =<br />
1.2 kg/ha<br />
300 l/ha =<br />
1.2 kg/ha<br />
150–200 l/ha =<br />
1.2 kg/ha<br />
ungeeignet<br />
*Wenn trotzdem mit einem Sprühgerät behandelt wird, grosstropfige Düsen verwenden und Gebläse stark reduzieren. Für eine gute Wirkung gegen S<strong>ch</strong>warzflecken, Kräusel- und Pockenmilben<br />
ist beim Austrieb eine gute Benetzung (400 l/ha) der Tragrute und des Rebenkopfs erforderli<strong>ch</strong>.<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
43
Applikationste<strong>ch</strong>nik<br />
Sprühgeräteeinstellung mit der Caliset-Methode<br />
Für den Erfolg einer Pflanzens<strong>ch</strong>utzbehandlung ist die<br />
Applikationste<strong>ch</strong>nik von ents<strong>ch</strong>eidender Bedeutung. Bei<br />
der Anwendung von Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln geht es immer<br />
um ein Maximum an Ausbringgenauigkeit und Umwelts<strong>ch</strong>utz.<br />
Um diese Anforderungen zu erfüllen, müssen die<br />
Sprühgeräte jedes Jahr bei Saisonbeginn neu eingestellt<br />
und überprüft werden (Caliset-Methode). Nur mit einwandfrei<br />
funktionierenden und auf die Kultur eingestellten<br />
Sprüh ge räten ist eine gezielte, umwelts<strong>ch</strong>onende<br />
Applikation mögli<strong>ch</strong>. Während der Saison sind die Düsen<br />
laufend auf Vers<strong>ch</strong>mutzung und Vers<strong>ch</strong>leiss zu prüfen.<br />
Düsensiebe und Filter sind regelmässig zu reinigen. Na<strong>ch</strong><br />
jeder Behandlung wird das Gerät gründli<strong>ch</strong> gespült.<br />
Die Brühe- und Präparatmenge muss der Blattflä<strong>ch</strong>e der<br />
Rebanlage angepasst werden. Die Blattflä<strong>ch</strong>e wird indirekt<br />
über das Messen des Laubwandvolumens bestimmt.<br />
Die Caliset-Methode wurde von Syngenta in Zusammenarbeit<br />
mit der Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt <strong>Agroscope</strong> Changins-<br />
Wädenswil ACW entwickelt.<br />
Die wi<strong>ch</strong>tigsten Punkte der Caliset-Methode<br />
1. Überprüfung der Fahrges<strong>ch</strong>windigkeit<br />
Die abgemessene Strecke im Feld dur<strong>ch</strong>fahren und die<br />
Zeit in Sekunden stoppen. Gangabstufung und Motorendrehzahl<br />
notieren.<br />
gefahrene Strecke (m) x 3,6 = km/h<br />
Zeit (in Sekunden)<br />
2. Dur<strong>ch</strong>fluss der Düsen messen<br />
1. Die S<strong>ch</strong>läu<strong>ch</strong>e über die Düsenkörper stülpen.<br />
2. Den erforderli<strong>ch</strong>en Druck am Manometer einstellen.<br />
3. An jeder Düse eine Minute lang Wasser auffang en<br />
(Messbe<strong>ch</strong>er und Stoppuhr).<br />
4. Die aufgefangene Wassermenge jeder Düse notieren<br />
und mit der vorher bere<strong>ch</strong>neten Menge verglei<strong>ch</strong>en.<br />
5. Sind alle Einzelwerte zu ho<strong>ch</strong> oder zu tief, den Druck<br />
neu einstellen und no<strong>ch</strong> mals auslitern.<br />
6. Bei starken Abwei<strong>ch</strong>ungen von Düse zu Düse (> 15%)<br />
überprüfen, ob die Düsen oder der Filter verstopft,<br />
ausges<strong>ch</strong>lagen oder ob fals<strong>ch</strong>e Düsen montiert sind.<br />
Bere<strong>ch</strong>nung: Dur<strong>ch</strong>fluss Einzeldüse l/min/Düse<br />
Ges<strong>ch</strong>windigkeit (km/h) x Reihenabstand (m) x Brühemenge (l/ha)<br />
600 x Anzahl offene Düsen<br />
Bere<strong>ch</strong>nung: Brühemenge l/ha<br />
Einzeldüsenausstoss (l/min/Düse) x Anzahl Düsen x 600<br />
Ges<strong>ch</strong>windigkeit (km/h) x Reihenabstand (m)<br />
44 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
Applikationste<strong>ch</strong>nik<br />
3. Dur<strong>ch</strong>fluss aller Düsen bestimmen<br />
Der 2-Minutentest: Eine Alternative, wenn das Auslitern der<br />
Einzeldüsen ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> ist.<br />
1. Das Fass bei laufendem Rührwerk und bei Standgas<br />
mit Wasser randvoll füllen.<br />
2. Den erforderli<strong>ch</strong>en Druck am Manometer einstellen.<br />
3. Während zwei Minuten mit allen Düsen spritzen.<br />
4. Mit dem Messeimer und dem Mess be<strong>ch</strong>er, das Fass<br />
wieder randvoll na<strong>ch</strong>füllen. Die na<strong>ch</strong>gefüllte Wassermenge<br />
notieren und dann mit der vorher bere<strong>ch</strong>neten<br />
Menge verglei<strong>ch</strong>en.<br />
5. Ist der Dur<strong>ch</strong>fluss zu ho<strong>ch</strong> oder zu tief, den Druck neu<br />
einstellen und no<strong>ch</strong>mals auslitern.<br />
Bere<strong>ch</strong>nung: Dur<strong>ch</strong>fluss aller Düsen l/2 min<br />
Ges<strong>ch</strong>windigkeit (km/h) x Reihenbreite (m) x Brühmenge (l/ha) x 2 min<br />
600<br />
Bere<strong>ch</strong>nungsbeispiel<br />
4km/ha x 2.0 m x 400 l/ha x 2 min<br />
600<br />
= 10.7 l/2 min<br />
4. Einstellen der Luftleitble<strong>ch</strong>e und der Düsen an die<br />
Laubwand<br />
1. Das Sprühgerät in die Rebreihe stellen.<br />
2. Mit dem Doppelmeter die beiden obersten Leitble<strong>ch</strong>e<br />
eine Handbreite unter der Laubwandhöhe einstellen.<br />
3. Die beiden untersten Leitble<strong>ch</strong>e auf die untersten<br />
Blätter ri<strong>ch</strong>ten.<br />
4. Die Düsen und die restli<strong>ch</strong>en Leitble<strong>ch</strong>e regelmässig<br />
auf die Laubwand verteilen.<br />
5. Das Gebläse eins<strong>ch</strong>alten und dann dünne Plastikbänder<br />
oder Wollfäden an die Düsen anbringen. Anhand<br />
der Fäden kann die Luftführung und die Düseneinstellung<br />
kontrolliert werden.<br />
5. Überprüfung der Einstellung mit wassersensitivem<br />
Papier<br />
Wassersensitive Papier<strong>ch</strong>en auf zwei s<strong>ch</strong>male Holzlatten<br />
heften und links und re<strong>ch</strong>ts unmittelbar an die Laubwand<br />
in die Rebzeile stellen.<br />
Bezug wassersensitiver Papier<strong>ch</strong>en: Fis<strong>ch</strong>er Neue GmbH,<br />
Tel. 052 765 18 21.<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
45
Applikationste<strong>ch</strong>nik<br />
Blattflä<strong>ch</strong>en- und Laubwandvolumen-bezogene Dosierung von Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln<br />
B (m)<br />
H (m)<br />
Reihenabstand (m)<br />
Dosierung<br />
Die Dosierung der Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel im Weinbau wird<br />
beim bisherigen Dosiersystem dem phänologis<strong>ch</strong>en Entwicklungsstadium<br />
der Rebe angepasst. Sie ist in erster Linie<br />
gültig für Rebanlagen mit Drahtrahmenerziehung und einem<br />
Reihenabstand von 2 m. In den vers<strong>ch</strong>iedenen Anbaugebieten<br />
gibt es jedo<strong>ch</strong> eine grosse Variabilität bezügli<strong>ch</strong><br />
Erziehungssystemen und Pflanzabständen. Dies führte immer<br />
wieder zu Diskussionen und Unsi<strong>ch</strong>erheiten bezügli<strong>ch</strong><br />
der optimalen Dosierung. In Zusammenarbeit mit Syngenta<br />
und den Weinbauinstituten Freiburg, Neustadt und Geisenheim<br />
wurde ein neues System entwickelt, bei dem die Dosierung<br />
an die Blattflä<strong>ch</strong>e angepasst wird.<br />
H=1.2 m x B = 0.6 x 10 000 m 2 = 3600 m 3 /ha<br />
2m<br />
Praktis<strong>ch</strong>e Vorgehensweise<br />
1. Die Laubwandhöhe vom untersten Blatt bis zur Triebspitze<br />
und die maximale Laubwandbreite auf Höhe der<br />
Traubenzone an mindestens 5 repräsentativen Stöcken<br />
grosszügig messen.<br />
2. Die Mittelwerte der Messungen, den Reihenabstand und<br />
die Parzellengrösse in das interaktive Dosiermodell auf<br />
www.agrometeo.<strong>ch</strong> eingeben.<br />
3. Anwendungskonzentrationen von bis zu 3 Präparaten<br />
auswählen.<br />
4. Das Modell bere<strong>ch</strong>net die Präparatmenge in Abhängigkeit<br />
vom Laubwandvolumen und von der zugelassenen<br />
Hö<strong>ch</strong>stmenge der Präparate für Na<strong>ch</strong>blütebehandlungen.<br />
Diese zugelassene Hö<strong>ch</strong>stmenge bezieht si<strong>ch</strong> auf<br />
ein Laubwandvolumen von 4500 m 3 /ha.<br />
5. Die Brühemenge an den Entwicklungszustand der Rebe<br />
und des Gerätetyps anpassen (siehe Tabelle Seite 39).<br />
Untersu<strong>ch</strong>ungen zeigten, dass die Blattflä<strong>ch</strong>e sehr gut mit<br />
dem Laubwandvolumen korreliert ist. Mit der Messung des<br />
Laubwandvolumens vor einer Pflanzens<strong>ch</strong>utzbehandlung<br />
kann die Blattflä<strong>ch</strong>e genügend genau ermittelt werden<br />
und erlaubt, die Dosierung an die Blattflä<strong>ch</strong>enentwicklung<br />
anzupassen. Die Publikation zum neuen Dosiermodell<br />
kann bei www.agrometeo.<strong>ch</strong> (Rubrik Weinbau, Dosierung)<br />
heruntergeladen werden.<br />
An wen ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> das neue Dosiermodell?<br />
Derzeit können Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel na<strong>ch</strong> der alten oder<br />
neuen Dosiermethode eingesetzt werden. Für ÖLN ist na<strong>ch</strong><br />
wie vor die phänologiebezogene Dosierung massgebend.<br />
Das neue Modell figuriert seit 2007 als ökologis<strong>ch</strong>e Option<br />
in den Ri<strong>ch</strong>tlinien für das Zertifikat VITISWISS. Die bisherigen<br />
Praxiserfahrungen sind dur<strong>ch</strong>wegs positiv. Das neue<br />
System stellt jedo<strong>ch</strong> hohe Anforderungen an Betriebsleiter<br />
und Sprühgerätete<strong>ch</strong>nik. Sprühgeräte müssen exakt na<strong>ch</strong><br />
Caliset kalibriert sein und die Vorgaben für eine gute Applikation<br />
sind unbedingt einzuhalten (Brühemenge 300–<br />
400 l/ha, Fahrges<strong>ch</strong>windigkeit maximal 5 km/h, jede Gasse<br />
befahren, Gebläse auf die Kultur eingestellt, mögli<strong>ch</strong>st<br />
windstill, Behandlung frühmorgens oder abends bei Temperaturen<br />
< 24 °C).<br />
46 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
Applikationste<strong>ch</strong>nik<br />
Düsentabelle für Sprühgeräte (Dur<strong>ch</strong>fluss l/min pro Düse)<br />
In dieser Tabelle sind Düsen mit einem Spritzwinkel von 80°– 95° aufgeführt. Düsen mit Spritzwinkel von 110° sind ni<strong>ch</strong>t zu empfehlen.<br />
Der Düsenausstoss muss dur<strong>ch</strong> Auslitern der einzelnen Düsen überprüft werden.<br />
* Düsen-Nr. und ISO-Farbcode = identis<strong>ch</strong>er Düsenausstoss bei glei<strong>ch</strong>em Druck<br />
= Optimaler Druckberei<strong>ch</strong><br />
Was bedeutet die Düsennummer: Sprühwinkel = 80° 80015 015 = Düsengrösse bzw. Düsenausstoss<br />
Air-Injektordüsen (= Antidriftdüsen = ID-Düsen), optimaler Druck 10–15 bar, Spritzwinkel 80°– 95° (Albuz AVI 80° Fla<strong>ch</strong>strahl, Albuz TVI 80° Hohlkegel,<br />
Le<strong>ch</strong>ler ID 90° Fla<strong>ch</strong>strahl, Le<strong>ch</strong>ler IDK 90° Kompakt-Fla<strong>ch</strong>strahl, Le<strong>ch</strong>ler ITR 90° Hohlkegel, TeeJet AI-EVS 95° Fla<strong>ch</strong>strahl).<br />
Tropfengrösse: gross Abdriftgefahr: gering Belagsbildung: gut, Runoff bea<strong>ch</strong>ten<br />
*Düsen-Nr. bar 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16<br />
8001 orange 0.5 0.6 0.6 0.7 0.7 0.7 0.8 0.8 0.8 0.9 0.9 0.9<br />
80015 grün 0.8 0.9 0.9 1.0 1.0 1.1 1.2 1.2 1.3 1.3 1.3 1.4<br />
8002 gelb 1.0 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.5 1.6 1.7 1.7 1.8 1.9<br />
Fla<strong>ch</strong>strahldüsen, abdriftmindernd (Le<strong>ch</strong>ler AD 90°, TeeJet-DG 80° VS).<br />
Tropfengrösse: mittel Abdriftgefahr: mittel Belagsbildung: gut bis sehr gut<br />
*Düsen-Nr. bar 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16<br />
80015 grün 0.7 0.8 0.8 0.9 0.9 1.0 1.1 1.1 1.2 1.2 1.3 1.3 1.4<br />
8002 gelb 0.9 1.0 1.1 1.2 1.3 1.4 1.4 1.5 1.6 1.7 1.7 1.8 1.8<br />
8003 blau 1.4 1.5 1.7 1.8 1.9 2.0 2.2 2.3 2.4 2.5 2.5 2.6 2.7<br />
8004 rot 1.8 2.0 2.2 2.4 2.6 2.7 2.9 3.0 3.1 3.3 3.4 3.6 3.6<br />
Standard-Düsen, neue Farbcodierung (Le<strong>ch</strong>ler-Hohlkegel TR 80°, TeeJet-Fla<strong>ch</strong>strahl XR 80°, ConJet-Hohlkegel TX 80).<br />
Tropfengrösse: klein Abdriftgefahr: mittel bis gross Belagsbildung: gut bis sehr gut<br />
*Düsen-Nr. bar 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16<br />
800050 lila 0.2 0.3 0.3 0.3 0.3 0.3 0.3 0.4 0.4 0.4 0.4 0.4 0.4<br />
800067 olive 0.3 0.3 0.4 0.4 0.4 0.4 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.6 0.6<br />
8001 orange 0.5 0.5 0.6 0.6 0.7 0.7 0.7 0.8 0.8 0.8 0.9 0.9 0.9<br />
80015 grün 0.7 0.8 0.8 0.9 1.0 1.0 1.1 1.1 1.2 1.2 1.3 1.3 1.4<br />
8002 gelb 0.9 1.0 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.5 1.6 1.7 1.7 1.8 1.8<br />
8003 blau 1.4 1.5 1.7 1.8 1.9 2.0 2.2 2.3 2.4 2.5 2.5 2.6 2.7<br />
8004 rot 1.8 2.0 2.2 2.4 2.6 2.7 2.9 3.0 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6<br />
Standard-Düsen, alte Farbcodierung (Albuz-Hohlkegel 80° ATR, Albuz-Fla<strong>ch</strong>strahl APE 80°). A<strong>ch</strong>tung: alte Farbcodierung, Düsenfarbe und Dur<strong>ch</strong>fluss bea<strong>ch</strong>ten.<br />
Tropfengrösse: klein Abdriftgefahr: mittel bis gross Belagsbildung: gut bis sehr gut<br />
alte Codierung<br />
bar 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16<br />
lila 0.3 0.4 0.4 0.4 0.5 0.5 0.5 0.5 0.6 0.6 0.6 0.6 0.7<br />
braun 0.4 0.5 0.5 0.6 0.6 0.6 0.7 0.7 0.7 0.7 0.8 0.8 0.9<br />
gelb 0.7 0.7 0.8 0.9 0.9 1.0 1.0 1.1 1.1 1.2 1.2 1.2 1.3<br />
orange 0.9 1.0 1.1 1.1 1.2 1.3 1.3 1.4 1.5 1.5 1.6 1.6 1.8<br />
rot 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8 1.9 2.0 2.1 2.2 2.2 2.3 2.5<br />
grün 1.6 1.8 1.9 2.1 2.2 2.3 2.4 2.6 2.7 2.8 2.9 2.9 3.2<br />
Bezug von Düsen:<br />
Albuz: Ulri<strong>ch</strong> Wyss, Bützberg, Tel. 062 963 14 10, www.wysspumpen.<strong>ch</strong><br />
Albuz+Teejet: Fis<strong>ch</strong>er Neue GmbH, Felben, Tel. 052 765 18 21, www.fis<strong>ch</strong>er-gmbh.<strong>ch</strong><br />
Le<strong>ch</strong>ler: Kuhn Landmas<strong>ch</strong>inen AG, Dintikon, Tel. 056 624 30 20, www. klmag.<strong>ch</strong><br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
47
Umgang mit Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln<br />
Vorsi<strong>ch</strong>tsmassnahmen im Umgang mit Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln<br />
Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel sind im modernen Erwerbsobstbau<br />
notwendig. Sie müssen aber sorgfältig unter strenger Bea<strong>ch</strong>tung<br />
aller Anwendungsvors<strong>ch</strong>riften und Vorsi<strong>ch</strong>tsmassnahmen<br />
eingesetzt werden. Damit können Unfälle und<br />
S<strong>ch</strong>äden gegenüber der Umwelt und gesundheitli<strong>ch</strong>e Folgen<br />
beim Anwender vermieden werden. Zudem besteht<br />
die Gewähr, dass das Erntegut den Vors<strong>ch</strong>riften der eidgenössis<strong>ch</strong>en<br />
Lebensmittelverordnung entspri<strong>ch</strong>t und für den<br />
Konsumenten einwandfrei ist.<br />
Untersu<strong>ch</strong>ungen zeigten, dass die grösste Gefährdung für<br />
Umwelt und Anwendergesundheit vor der eigentli<strong>ch</strong>en<br />
Spritzarbeit (60,7%) bei der Herstellung der Spritzbrühe<br />
und na<strong>ch</strong> Beenden (16,6%) der Spritzarbeit (z.B. fahrlässiger<br />
Umgang mit Brüheresten) besteht. Diese Art von<br />
Gefährdung ist unbedingt zu verhindern, indem alle mögli<strong>ch</strong>en<br />
Massnahmen getroffen werden.<br />
Kennzei<strong>ch</strong>nung mit neuen GHS Symbolen<br />
Die Vereinten Nationen (UN) haben das Globally Harmonized<br />
System (GHS) eingeführt, ein weltweit einheitli<strong>ch</strong>es<br />
System für die Einstufung und Kennzei<strong>ch</strong>nung von <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en<br />
Produkte. Ab dem 1.12.2012 erhalten neu bewilligte<br />
Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel eine Etikette mit neuen GHS Symbolen.<br />
Produkte mit Etiketten mit den europäis<strong>ch</strong>en Gefahrensymbolen<br />
dürfen no<strong>ch</strong> bis 31.5.2018 in den Verkauf gebra<strong>ch</strong>t<br />
und bis 31.10.2020 eingesetzt werden. Mit den<br />
neuen Gefahrensymbolen werden die bisherigen R- (Risiko)<br />
und S- (Si<strong>ch</strong>erheits) Sätze dur<strong>ch</strong> H- (Hazard) und P- (Precaution)<br />
Sätze ersetzt. Weitere Informationen sind verfügbar<br />
auf www.<strong>ch</strong>eminfo.<strong>ch</strong>.<br />
HOCHGIFTIG<br />
Kann s<strong>ch</strong>on in kleinen<br />
Mengen zu s<strong>ch</strong>weren<br />
Vergiftungen und zum<br />
Tod führen.<br />
GESUNDHEITSSCHÄ-<br />
DIGEND<br />
Kann bestimmte Organe<br />
s<strong>ch</strong>ädigen. Kann zu<br />
sofortiger und langfristiger<br />
massiver Beeinträ<strong>ch</strong>tigung<br />
der Gesundheit<br />
führen, Krebs<br />
erzeugen, das Erbgut,<br />
die Fru<strong>ch</strong>tbarkeit oder<br />
die Entwicklung s<strong>ch</strong>ädigen.<br />
Kann bei Eindringen<br />
in die Atemwege<br />
tödli<strong>ch</strong> sein.<br />
ÄTZEND<br />
Kann s<strong>ch</strong>were Hautverätzungen<br />
und Augens<strong>ch</strong>äden<br />
verursa<strong>ch</strong>en.<br />
Kann bestimmte<br />
Materialien auflösen<br />
(z.B. Textilien). Ist<br />
s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong> für Tiere,<br />
Pflanzen und organis<strong>ch</strong>es<br />
Material aller<br />
Art.<br />
VORSICHT<br />
GEFÄHRLICH<br />
Kann die Haut irritieren,<br />
Allergien oder Ekzeme<br />
auslösen, S<strong>ch</strong>läfrigkeit<br />
verursa<strong>ch</strong>en.<br />
Kann na<strong>ch</strong> einmaligem<br />
Kontakt Vergiftungen<br />
auslösen. Kann die<br />
Ozons<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>ädigen.<br />
GEWÄSSERGEFÄHR-<br />
DEND<br />
Kann Wasserorganismen<br />
Wasserinsekten<br />
und Wasserpflanzen in<br />
geringen Konzentrationen<br />
akut oder<br />
dur<strong>ch</strong> Langzeitwirkung<br />
s<strong>ch</strong>ädigen<br />
Kennzei<strong>ch</strong>nung mit no<strong>ch</strong> gültigen europäis<strong>ch</strong>en Gefahrensymbolen<br />
T+ T Xn C Xi N<br />
Sehr giftig<br />
Chemikalien, die bereits<br />
in sehr geringen<br />
Mengen s<strong>ch</strong>were<br />
Gesundheitss<strong>ch</strong>äden<br />
hervorrufen oder zum<br />
Tode führen können.<br />
Giftig<br />
Chemikalien, die in<br />
geringen Mengen zu<br />
ernsten Gesundheitss<strong>ch</strong>äden<br />
oder zum<br />
Tode führen können.<br />
Gesundheitss<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong><br />
Chemikalien, die zu<br />
Gesundheitss<strong>ch</strong>äden<br />
oder in grösseren<br />
Mengen zum Tode<br />
führen können.<br />
Ätzend<br />
Chemikalien, die zu<br />
einer ausgeprägten<br />
S<strong>ch</strong>ädigung der Haut,<br />
Augen und S<strong>ch</strong>leimhäute<br />
führen können.<br />
Reizend<br />
Chemikalien, die<br />
bei Be rührung mit der<br />
Haut, den Augen<br />
oder S<strong>ch</strong>leimhäuten<br />
Rötungen oder<br />
Entzündungen hervorrufen<br />
können.<br />
Umweltgefährli<strong>ch</strong><br />
Chemikalien, die eine<br />
Gefahr für die Umwelt<br />
zur Folge haben können.<br />
48 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
Umgang mit Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln<br />
Zulassung von Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln<br />
Es dürfen nur Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel in Verkehr gebra<strong>ch</strong>t<br />
und eingesetzt werden, wenn sie offiziell (dur<strong>ch</strong> das BLW<br />
unter Beibezug von BAG, BAFU und seco) zugelassen sind.<br />
Die Zulassung, die Kennzei<strong>ch</strong>nung und der Umgang mit<br />
Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln werden in der Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittelverordnung<br />
(SR 916.161), in der Chemikalienverordnung<br />
(SR 813.11) und in der Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung<br />
(SR 814.81) geregelt.<br />
Die Liste aller bewilligten Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel mit den Details<br />
der Zulassung (Indikationen, Aufwandmengen usw.),<br />
die Liste der importierbaren Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel und eine<br />
Übersi<strong>ch</strong>t über Ausverkaufs- und Verwendungsfristen findet<br />
man unter www.blw.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong> > Themen > Produktionsmittel<br />
> Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel > Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittelverzei<strong>ch</strong>nis.<br />
Anwendung<br />
Ergänzende Informationen und Dokumentationen:<br />
Vers<strong>ch</strong>iedene Zusatzinformationen können auf den Internetseiten<br />
der Kantonalen Fa<strong>ch</strong>stellen, von AGRIDEA<br />
(z. B. Merkblatt «Sprayen erlaubt – aber ri<strong>ch</strong>tig») und<br />
den vers<strong>ch</strong>iedenen Bundesämtern BLW, BAG, BAFU und<br />
seco abgerufen werden.<br />
Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel dürfen nur im Rahmen der Bewilligung verwendet<br />
werden. Für die berufli<strong>ch</strong>e und gewerbli<strong>ch</strong>e Verwendung von Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln<br />
ist zudem eine Fa<strong>ch</strong>bewilligung notwendig. Anwendungsgebiet,<br />
Konzentration (%) bzw. Aufwandmenge (kg oder l / ha), Anwendungszeitpunkte<br />
und Wartefristen sind genau einzuhalten. Die Spritzungen<br />
sind mit einem geeigneten und gut eingestellten und gewarteten Gerät<br />
dur<strong>ch</strong>zuführen.<br />
Lagerung<br />
●<br />
●<br />
●<br />
●<br />
●<br />
Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel dürfen nur in ihren Originalpackungen aufbewahrt<br />
werden.<br />
Sie sind für Kinder und Haustiere unzugängli<strong>ch</strong> und getrennt von anderen<br />
Stoffen in einem abs<strong>ch</strong>liessbaren Kasten oder Raum zu lagern.<br />
Packungen sind vers<strong>ch</strong>lossen, trocken und frostsi<strong>ch</strong>er aufzubewahren.<br />
Die Produkte sind vorteilhaft na<strong>ch</strong> ihrer Anwendung zu sortieren (Fungizide,<br />
Insektizide, Herbizide ...). S<strong>ch</strong>were Produkte werden unten gelagert,<br />
lei<strong>ch</strong>te oben. Flüssige Mittel sind unten und in Auffangwannen<br />
einzuordnen.<br />
Über Lagerbestände, Kauf und Verbrau<strong>ch</strong> der Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel<br />
wird Bu<strong>ch</strong> geführt.<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
49
Umgang mit Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln<br />
S<strong>ch</strong>utz des Anwenders<br />
Mit allen Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln muss sauber und sorgfältig gearbeitet<br />
werden, damit akute Vergiftungen (dur<strong>ch</strong> Aufnahme einer grossen Dosis)<br />
und <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>äden (dur<strong>ch</strong> wiederholte Aufnahme kleiner Mengen)<br />
vor, während und na<strong>ch</strong> den Spritzarbeiten verhindert werden. Dur<strong>ch</strong> vorsi<strong>ch</strong>tiges<br />
Arbeiten und angepasste S<strong>ch</strong>utzmassnahmen soll die Aufnahme<br />
giftiger Stoffe dur<strong>ch</strong> die Haut, über die Atemwege oder dur<strong>ch</strong> den Mund<br />
mögli<strong>ch</strong>st vermieden werden. Besondere Vorsi<strong>ch</strong>t ist beim Arbeiten mit<br />
Konzentraten (Abmessen, Vorbereiten der Spritzbrühe) angezeigt. Ein<br />
grosser Teil der Belastung des Anwenders (dur<strong>ch</strong> Einatmen oder Hautkontakt)<br />
passiert bei dieser Tätigkeit.<br />
Für die Arbeiten trage man geeignete S<strong>ch</strong>utzkleider, die häufig gewe<strong>ch</strong>selt<br />
und gewas<strong>ch</strong>en werden müssen, und verwende gutes S<strong>ch</strong>uhwerk, Hands<strong>ch</strong>uhe,<br />
Brille und eine Kopfbedeckung. Das Einatmen von Spritznebeln<br />
vermeide man dur<strong>ch</strong> einen Gesi<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>ild, eine Gesi<strong>ch</strong>tsmaske oder ges<strong>ch</strong>lossene<br />
Traktorenkabinen. Bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung<br />
in der Landwirts<strong>ch</strong>aft (BUL, Picardierstr. 3, 5040 S<strong>ch</strong>öftland; www.bul.<strong>ch</strong>,<br />
Tel. 062 739 50 40) sind geeignete S<strong>ch</strong>utzkleider und Masken und entspre<strong>ch</strong>ende<br />
Informationen erhältli<strong>ch</strong>.<br />
Während der Arbeit mit Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln darf ni<strong>ch</strong>t gegessen, gerau<strong>ch</strong>t<br />
oder Alkohol konsumiert werden. Na<strong>ch</strong> der Spritzarbeit sind die<br />
Kleider zu we<strong>ch</strong>seln und Hände und Gesi<strong>ch</strong>t gründli<strong>ch</strong> zu was<strong>ch</strong>en.<br />
Bei Unwohlsein ist die Spritzarbeit sofort einzustellen. Bei Verda<strong>ch</strong>t auf<br />
akute Vergiftungen wende man si<strong>ch</strong> sofort an einen Arzt. Auskünfte erteilt<br />
au<strong>ch</strong> das S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Toxikologis<strong>ch</strong>e Informationszentrum Züri<strong>ch</strong>,<br />
Tel.145 bzw. 044 251 51 51, E-Mail: info@toxi.<strong>ch</strong>.<br />
S<strong>ch</strong>utz der Na<strong>ch</strong>bargrundstücke<br />
Bei Wind kann Spritznebel auf Na<strong>ch</strong>bargrundstücke verweht werden, was<br />
zu Belästigungen, zu unerlaubten Rückständen, zu Bienen- und Fis<strong>ch</strong>vergiftungen<br />
u.a. führen kann. Spritzungen sind deshalb in angemessener<br />
Distanz von der Grenze und nur bei windstillem Wetter dur<strong>ch</strong>zuführen. Gemäss<br />
Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung dürfen Pflanzen s<strong>ch</strong>utzmit<br />
tel zudem ni<strong>ch</strong>t verwendet werden: in Naturs<strong>ch</strong>utzgebieten, in Riedgebieten<br />
und Mooren, in Hecken und Feldgehölzen und im Wald und in<br />
einem 3 m breiten Streifen entlang dieser Elemente.<br />
50 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
Umgang mit Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln<br />
Wasser und Gewässers<strong>ch</strong>utz<br />
Im Berei<strong>ch</strong> von Quell- und Grundwasserfassungen sind Gewässers<strong>ch</strong>utzzonen<br />
ausges<strong>ch</strong>ieden. Im engeren Fassungsberei<strong>ch</strong> (SI) ist die Anwendung<br />
von Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln verboten. In den weiteren S<strong>ch</strong>utzzonen (S II und<br />
S III) dürfen Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel im Rahmen der Bewilligung verwendet<br />
werden, mit Ausnahme einiger speziell gekennzei<strong>ch</strong>neter Produkte.<br />
Gemäss der Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung (ChemRRV) dürfen<br />
Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in oberirdis<strong>ch</strong>en Gewässern angewendet<br />
werden, zudem ist bei ihrem Einsatz ein Mindestabstand von 3 m Breite<br />
gegenüber Oberflä<strong>ch</strong>engewässern einzuhalten. Gemäss Direktzahlungsverordnung<br />
(DZV) ist für ÖLN-Anlagen (Neuanlagen na<strong>ch</strong> 1. 1. 2008) gegenüber<br />
Gewässern ein Abstand von 6 m einzuhalten. Aufgrund der Gefährli<strong>ch</strong>keit<br />
einiger Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel für Wasserlebewesen sind für<br />
sol<strong>ch</strong>e Produkte grössere Abstände festgelegt als in der ChemRRV (3m)<br />
vorges<strong>ch</strong>rieben. Die Breite dieser Zone wird auf der Etikette im Si<strong>ch</strong>erheitssatz<br />
Spe 3 erwähnt: «Zum S<strong>ch</strong>utz von Gewässerorganismen eine<br />
unbehandelte Pufferzone von 6 m (bzw. 20 oder 50 m) zu Oberflä<strong>ch</strong>engewässern<br />
einhalten». Diese Distanz kann beim Einsatz von driftmindernden<br />
Massnahmen gemäss den Weisungen des BLW reduziert werden. Sol<strong>ch</strong>e<br />
Massnahmen sind der Einsatz von driftreduzierenden Düsen und/oder<br />
die Abtrennung der Anlage und des Gewässers mit einer mindestens glei<strong>ch</strong><br />
hohen Hecke. Mit einer Massnahme kann die Distanz von 20 auf 6 m und<br />
beim Einsatz beider Massnahmen von 50 auf 6 m reduziert werden. Wir<br />
empfehlen weiterhin für den Rebbau mögli<strong>ch</strong>st einen Abstand von 10 m zu<br />
Oberflä<strong>ch</strong>engewässern einzuhalten. Im Weiteren ist zu bea<strong>ch</strong>ten, dass<br />
kleine und stehende Gewässer stärker gefährdet sind als fliessende und<br />
grosse Gewässer.<br />
S<strong>ch</strong>utz vor Bienenvergiftungen<br />
Die S<strong>ch</strong>onung der Bienen liegt im Interesse der gesamten Landwirts<strong>ch</strong>aft,<br />
da die Bienen für eine gute Bestäubung und damit bei vielen Kulturen für<br />
die Ertragsbildung von grösster Bedeutung sind. Blütenspritzungen dürfen<br />
nur mit bienenungiftigen Produkten erfolgen und nur dort, wo es wirkli<strong>ch</strong><br />
unumgängli<strong>ch</strong> ist. Au<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e Spritzungen sollten ni<strong>ch</strong>t während des<br />
stärksten Bienenflugs dur<strong>ch</strong>geführt werden. Die meisten bewilligten Fungizide<br />
sind für Bienen ungiftig. Einige Insektizide sind aber bienengiftig<br />
(in der Liste der empfohlenen Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel mit einem entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Symbol bezei<strong>ch</strong>net). Besondere Vorsi<strong>ch</strong>t ist angezeigt bei bienengiftigen<br />
Produkten, die z. B. in Terrassenanlagen mit einem grossen Blütenangebot<br />
zum Einsatz kommen (z. B. Fenoxycarb, Spirodiclofen). Bei<br />
ihrem Einsatz ist darauf zu a<strong>ch</strong>ten, ein allfälliges Blütenangebot unmittelbar<br />
vor der Behandlung zu entfernen (Mul<strong>ch</strong>en). Spritznebel kann aber<br />
mit dem Wind au<strong>ch</strong> auf andere attraktive Bienenpflanzen in der Na<strong>ch</strong>bars<strong>ch</strong>aft<br />
(z. B. Weissklee, Löwenzahn, bena<strong>ch</strong>barte Raps- oder Bohnenfelder<br />
mit Blattlausbefall und Honigtau) vertragen werden.<br />
Bienentränken müssen vor Spritznebel ges<strong>ch</strong>ützt werden (während der<br />
Behandlung abdecken). Spritzungen in Anlagen mit einer grossen Bienenaktivität<br />
sollten während des Bienenflugs mögli<strong>ch</strong>st vermieden und wenn<br />
mögli<strong>ch</strong> frühmorgens oder spätabends dur<strong>ch</strong>geführt werden.<br />
Wer Bienenvergiftungen verursa<strong>ch</strong>t, haftet für S<strong>ch</strong>äden und ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> zudem<br />
strafbar.<br />
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
51
Umgang mit Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln<br />
S<strong>ch</strong>utz vor Vieh- und Mil<strong>ch</strong>vergiftungen<br />
Es darf kein Gras verfüttert werden, das Verunreinigungen von Spritzmitteln<br />
aufweist. Sol<strong>ch</strong>es Gras ist ni<strong>ch</strong>t nur ges<strong>ch</strong>mackli<strong>ch</strong> beeinträ<strong>ch</strong>tigt, sondern<br />
au<strong>ch</strong> hygienis<strong>ch</strong> und gesundheitli<strong>ch</strong> bedenkli<strong>ch</strong>.<br />
Soll Gras aus Rebbergen genutzt werden, so ist es unmittelbar vor der Behandlung<br />
zu mähen und zu entfernen, falls es grün verfüttert werden soll.<br />
Muss über na<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>ossenes Gras gespritzt werden, so darf dies weder<br />
grün verfüttert no<strong>ch</strong> geweidet werden; es darf frühestens drei Wo<strong>ch</strong>en<br />
na<strong>ch</strong> der Spritzung gedörrt oder siliert werden.<br />
Zubereitung der Spritzbrühe<br />
Spritzbrühen sind am Tage ihrer Herstellung zu verwenden. Die benötigte<br />
Menge ist im Voraus mögli<strong>ch</strong>st genau zu bestimmen – Spritzbrühereste<br />
sind zu vermeiden. Bei der Zubereitung der Spritzbrühen sind besondere<br />
Vorsi<strong>ch</strong>tsmassnahmen zum S<strong>ch</strong>utz des Anwenders und zur Vermeidung von<br />
Unfällen gegenüber der Umwelt am Platz.<br />
Beseitigung von Resten<br />
● Na<strong>ch</strong> der Spritzarbeit sollte ledigli<strong>ch</strong> ein kleiner, te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> unvermeidbarer<br />
Spritzbrüherest vorhanden sein. Allfällige grösser Reste sind in<br />
den Kulturen aufzubrau<strong>ch</strong>en. Keinesfalls dürfen sol<strong>ch</strong>e Reste auf den<br />
Boden, in Gewässer oder Kanalisationen gelangen, au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in eine<br />
Jau<strong>ch</strong>egrube oder auf einen Miststock.<br />
● Leere Gebinde sind der Kehri<strong>ch</strong>tabfuhr zu übergeben.<br />
● Es sind ni<strong>ch</strong>t mehr Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel einzukaufen, als im selben Jahr<br />
benötigt werden. Unbrau<strong>ch</strong>bare Reste von Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln müssen<br />
von Lieferanten zurückgenommen werden (Kleinmengen unentgeltli<strong>ch</strong>).<br />
Reinigen der Spritzgeräte<br />
Die Reinigung der leeren Spritze hat auf dem Feld zu erfolgen. Mit Wasser<br />
aus dem Spülwassertank (ab 2011 für Geräte mit mehr als 350 l Inhalt obligatoris<strong>ch</strong>)<br />
wird die Innenreinigung vorgenommen. Das Spülwasser ist auf<br />
die behandelte Kultur (na<strong>ch</strong> dem Abtrocknen des Belags und ohne Luftunterstützung)<br />
oder in der behandelten Kultur (auf bewa<strong>ch</strong>senem Boden)<br />
auszubringen. Die Aussenreinigung kann ebenfalls im Feld erfolgen oder<br />
allenfalls auf einem befestigten Was<strong>ch</strong>platz mit Ans<strong>ch</strong>luss an die Jau<strong>ch</strong>egrube.<br />
Im Wallis gibt es speziell eingri<strong>ch</strong>tete Was<strong>ch</strong>plätze für Spritzgeräte<br />
(Bild). Spülwasser und Reinigungswasser dürfen ni<strong>ch</strong>t in die Kanalisation<br />
gelangen.<br />
52 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
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SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013<br />
53
54 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013
Rubriktitel<br />
Adressen und automatis<strong>ch</strong>er Telefonwarndienst<br />
Kantonale Rebbaukommissariate E-Mail Telefon Telefax<br />
AG Peter Rey peter.rey@ag.<strong>ch</strong> 062 / 855 86 30 062 / 855 86 90<br />
Landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Zentrum Liebegg<br />
Weinbau, 5722 Gräni<strong>ch</strong>en<br />
BE Jürg Maurer, Inforama Oes<strong>ch</strong>berg juerg.maurer@vol.be.<strong>ch</strong> 034 / 413 70 25<br />
Fa<strong>ch</strong>stelle für Rebbau, 3425 Koppigen<br />
BL Andreas Buser andreas.buser@bl.<strong>ch</strong> 061 / 552 21 29 061 / 552 21 55<br />
Landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Zentrum Ebenrain, 4450 Sissa<strong>ch</strong><br />
GR Hans Jüstri<strong>ch</strong> hans.juestri<strong>ch</strong>@plantahof.gr.<strong>ch</strong> 081 / 257 60 60 081 / 257 60 27<br />
Fa<strong>ch</strong>stelle Weinbau, Plantahof 081 / 257 61 28<br />
Kantonsstrasse 17, 7302 Landquart<br />
LU Beat Felder beat.felder@edulu.<strong>ch</strong> 041 / 914 30 09 041 / 914 30 71<br />
Dienstelle Landwirts<strong>ch</strong>aft und Wald<br />
Spezialkulturen & Pflanzens<strong>ch</strong>utz<br />
Sennweidstrasse 35, 6276 Hohenrein<br />
SG Markus Hardegger markus.hardegger@lzsg.<strong>ch</strong> 058 / 228 24 28 058 / 228 24 01<br />
Landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Zentrum SG<br />
Fa<strong>ch</strong>stelle Weinbau, Rheinhofstrasse 11, 9465 Salez<br />
SH/TG Markus Leumann markus.leumann@ktsh.<strong>ch</strong> 052 / 674 05 22 052 / 672 86 32<br />
Landwirts<strong>ch</strong>aftsamt des Kantons S<strong>ch</strong>affhausen,<br />
Fa<strong>ch</strong>stelle Weinbau SH/TG<br />
Postfa<strong>ch</strong> 867, Charlottenfels, 8212 Neuhausen a. R.<br />
SZ Konrad Gmünder konrad.gmuender@sz.<strong>ch</strong> 055 / 415 79 26 055 / 415 79 10<br />
Amt für Landwirts<strong>ch</strong>aft, Beratung und Weiterbildung<br />
Postfa<strong>ch</strong> 76, 8808 Pfäffikon<br />
ZH Andreas Wirth andreas.wirth@strickhof.<strong>ch</strong> 058 / 105 91 20 058 / 105 91 21<br />
Strickhof, Rebbaukommissariat<br />
Riedhofstr. 62, 8408 Winterthur-Wülflingen<br />
FL Friedri<strong>ch</strong> von Falz-Fein friedri<strong>ch</strong>.falz-fein@llv.li 00423 / 236 66 02 00423 / 236 66 09<br />
Amt für Umwelt<br />
Abteilung Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />
Dr. Grass-Strasse 12, Postfa<strong>ch</strong> 684, FL-9490 Vaduz<br />
CH Agridea (ehemals LBL) vorname.name@agridea.<strong>ch</strong> 052 / 354 97 00 052 / 354 97 97<br />
Es<strong>ch</strong>ikon 28, 8315 Lindau<br />
Fors<strong>ch</strong>ungsinstitut für biologis<strong>ch</strong>en Landbau (FiBL) andreas.haeseli@fibl.<strong>ch</strong> 062 / 865 72 72 062 / 865 72 73<br />
Ackerstrasse, Postfa<strong>ch</strong>, 5070 Frick<br />
Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt <strong>Agroscope</strong> Changins-Wädenswil ACW vorname.name@acw.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong> 044 / 783 61 11 044 / 780 63 41<br />
S<strong>ch</strong>loss, Postfa<strong>ch</strong>, 8820 Wädenswil<br />
Station de re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>e <strong>Agroscope</strong> Changins-Wädenswil ACW vorname.name@acw.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong> 022 / 363 44 44 022 / 362 13 25<br />
Route de Duillier, Case postale 1012, 1260 Nyon 1<br />
Bran<strong>ch</strong>enverband Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizer Wein (BDW) info@weinbauverband.<strong>ch</strong> 044 / 783 61 01 044 / 780 61 02<br />
c/o Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt <strong>Agroscope</strong> Changins-Wädenswil ACW<br />
S<strong>ch</strong>loss, Postfa<strong>ch</strong>, 8820 Wädenswil<br />
= automatis<strong>ch</strong>er Telefonwarndienst<br />
56 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU | NR. 2 | 2013