Kleeblatt 1-2010 - Alfa Romeo Club Küssnacht am Rigi
Kleeblatt 1-2010 - Alfa Romeo Club Küssnacht am Rigi
Kleeblatt 1-2010 - Alfa Romeo Club Küssnacht am Rigi
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www.alfa-romeo-club.ch<br />
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Editorial<br />
Termine <strong>2010</strong><br />
<strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> <strong>am</strong> Ende?<br />
Vergessene Rennstrecke: Targa Florio<br />
Gran Premio Tazio Nulvolari<br />
Raduni Touring + alfa blue te<strong>am</strong><br />
Sommerausfahrt 2009 / Einladung GV <strong>2010</strong><br />
Offizielle <strong>Club</strong>zeitschrift vom <strong>Club</strong> <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> 2000 + 2600<br />
Typenreihe 102 / 106, Postfach, CH-6403 <strong>Küssnacht</strong> <strong>am</strong> <strong>Rigi</strong><br />
Redaktion: T. Suter, Bahnhofstr. 67, 6403 <strong>Küssnacht</strong> / Ausgabe 1-<strong>2010</strong>
Editorial – Trauriges, kritisches und erfreuliches<br />
Liebe <strong>Club</strong>mitglieder<br />
Beginnen wir das Editorial mit etwas Traurigem:<br />
Am 1. Januar <strong>2010</strong> ist Marlies Kessel im Alter von<br />
66 Jahren nach langem, schwerem Krebsleiden in<br />
Berlin gestorben. Im N<strong>am</strong>en des <strong>Club</strong>s sprechen<br />
wir Herbert Meerstein unser tiefstes Beileid aus.<br />
Was gibts Neues von der <strong>Alfa</strong>-<strong>Romeo</strong>-Front?<br />
❏ <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> wird dieses Jahr 100! Das ist etwas,<br />
was wir längst wissen, was aber offensichtlich<br />
noch nicht ganz in Turin angekommen<br />
ist ...! Vorbereitungen zu Junbiläumsfeiern laufen,<br />
lesen Sie Details Seite 9 in diesem Heft.<br />
❏ In Arese wurde letztes Jahr auch noch das<br />
Centro stile liquidiert. Mit Ausnahme einer riesigen<br />
Industrie-Brache und dem Museums-<br />
Komplex (der teiweise aber geschlossen ist)<br />
erinnert auf dem rund zwei Quadratkilometer<br />
grossen Gelände nichts mehr an <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong>.<br />
❏ Sergio Marchionne hat in letzter Sekunde verhindert,<br />
dass der 147-Nachfolger unter dem<br />
N<strong>am</strong>en „Milano“ zur Welt kommt. Er heisst nun<br />
„Giulietta“. Grundsätzlich nicht schlecht, aber<br />
bald gibt’s gar nichts mehr, was an die Wurzeln<br />
der einst stolzen Mailänder Marke erinnert ...!<br />
Lesen Sie in dieser Ausgabe, ob <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong><br />
kurz vor dem „aus“ steht und wie der Kanada-<br />
Italiener die Mailänder Traditions-Manufaktur<br />
umsorgt ... Details ab Seite 4.<br />
Es gibt ja glücklicherweise noch unsere alten <strong>Alfa</strong><br />
<strong>Romeo</strong>s, die und deren Geschichte uns niemand<br />
wegnehmen kann, auch ein Marchionne nicht.<br />
Halten wir uns daran fest und geniessen das Ganze!<br />
Vier Höhepunkte sind dieses <strong>Club</strong>jahr geplant:<br />
❏ Die ordentliche Generalvers<strong>am</strong>mlung im Frühling<br />
im Raum Schaffhausen mit einer Besichtigung<br />
der IWC-Uhrenmanufaktur, organisiert<br />
von Felix Meier (Details Seite 19).<br />
❏ Raduno Ticino <strong>am</strong> 29. Mai <strong>2010</strong> mit dem Treffen<br />
von 100 <strong>Alfa</strong>-<strong>Romeo</strong>-Modellen. Anmeldung<br />
individuell (www.bandcadelsempione.ch).<br />
❏ 100-Jahr-Feierlichkeiten vom 26. und 27. Juni<br />
<strong>2010</strong> in Mailand (Erfahren Sie Genaueres beim<br />
Lesen ab Seite 9, individuelle Anmeldung)<br />
❏ Sommerausfahrt vom 28. und 29. August ins<br />
Elsass, organisiert von Oskar Demuth (Ausschreibung<br />
und Anmeldetalon erfolgt im Frühjahr).<br />
Dem Präsidenten hat er das eine oder<br />
andere geplante Highlight bereits verraten,<br />
deshalb jetzt schon der Vorschlag: Das Datum<br />
unbedingt reservieren und in der Agenda rot<br />
anstreichen!<br />
Daneben ergeben sich aber sicher viele Gelegenheiten,<br />
den Oldtimer aus der Garage zu holen, sei<br />
es für ein privates Passfährtchen, eine Oldtimer-<br />
Veranstaltung oder auch etwas rennmässiges,<br />
wie beispielsweise den „Gran premio Tazio Nuvolari“.<br />
Etwas, was offensichtlich unweigerlich auf uns zu<br />
kommt, sind die MFK-Kontrollen, deren Details<br />
nicht mehr die offizielle, kantonale MFK abwickeln<br />
will, sondern an Vertreter von Markenclubs delegiert<br />
werden soll. Mario Bontempi und Bruno Benz<br />
haben im Januar ein Seminar bei Swiss Oldtimers<br />
(Schweizer Dachverband für historische MotorFahrzeuge<br />
SDHM) besucht. Sie rapportieren<br />
an der GV, wie’s weitergeht. Ich denke aber, dass<br />
unser <strong>Club</strong> in dieser Hinsicht für die Zukunft gerüstet<br />
ist.<br />
So, mir bleibt noch, Ihnen allen ein erfolgreiches,<br />
gesundes <strong>2010</strong> zu wünschen mit möglichst zahlreichen<br />
und pannenfreien <strong>Alfa</strong>-<strong>Romeo</strong>-Ausfahrten.<br />
In diesem Sinne mit einem<br />
„cuore sportivo <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong>“<br />
Thomas Suter, Präsident<br />
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
2
Vorankündigungen / Terminkalender<br />
Sommerausfahrt <strong>2010</strong><br />
Von unserer <strong>Club</strong>ausfahrt steht heute schon etwas<br />
fest - nicht viel, aber immerhin: Der verantwortliche<br />
Organisator ist Oskar Demuth und das<br />
Datum wurde wie auf das letzte August-Wochenende<br />
vom 28. und 29. August <strong>2010</strong>)gelegt.<br />
Die Abklärungen laufen, wenn alles klappt, könnte<br />
das Progr<strong>am</strong>m so aussehen:<br />
28. August (S<strong>am</strong>stag)<br />
Am Morgen Treffen in der Deutschschweiz (z.B.<br />
Pantheon in Muttenz) anschliessend gemeins<strong>am</strong>e<br />
Fahrt ins Elsass unter „Mitnahme“ des einen<br />
oder andern schönen Strässchens in den Vogesen,<br />
Stadführung in Colmar, Hotelbezug, Nachtessen,<br />
Übernachtung.<br />
29. August (Sonntag)<br />
Besuch des Musée national de l’automobile<br />
(besser bekannt unter Schlumpf-Museum) in<br />
Mulhouse oder alternativ die Besichtigung des<br />
Eisenbahnhmuseums ebenfalls in Mülhausen.<br />
Gemeins<strong>am</strong>e Rückfahrt in Schweiz <strong>am</strong> Sonntag<br />
<strong>am</strong> späteren Nachmittag.<br />
Die Anmeldeunterlagen werden im Frühjahr verschickt<br />
- das Datum kann in der persönlichen<br />
Agenda aber schon markiert werden.<br />
Termine/Veranstaltungen <strong>2010</strong><br />
8. Mai 18. ordentliche Generalvers<strong>am</strong>mlung<br />
in Schaffhausen<br />
29. Mai Raduno Ticino (Banca del Sempione)<br />
27. Juni Besuch Oldtimer Sunday-Morning-Treffen<br />
in Zug<br />
25. Juli Besuch Oldtimer Sunday-Morning-Treffen<br />
in Zug<br />
28. / 29. Aug. Sommerausfahrt Elsass<br />
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
3
Sergio Marchionne + <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong>: Das Ende eines Mythos?<br />
Seit 2004 irrlichtert Sergio Marchionne,<br />
hochgepriesener und knallharter<br />
Manager, als CEO von Fiat.<br />
Sein bisheriger Leistungsausweis:<br />
Als Verwaltungsrat der<br />
schweizerischen Grossbank UBS<br />
hat er das wirtschaftliche Debakel<br />
mit den toxischen Wertpapieren<br />
genauso mitzuverantworten wie<br />
Marcel Ospel und Konsorten.<br />
Ohne das Einschiessen von 60<br />
Milliarden Franken durch den<br />
Staat, hätte die UBS letztes Jahr<br />
zusperren können. Die neuste Entwicklung:<br />
Fiat schickt seine Belegschaft<br />
in Zwangsferien.<br />
Was hat Marchionne bis heute erreicht?<br />
Eigentlich nur gerade, dass er<br />
dauernd im Gespräch ist, nicht zuletzt<br />
wohl auch deshalb, weil er<br />
immer im Pullover auftritt und zumindest<br />
unter diesem Gesichtspunkt<br />
nicht zu den „Nieten in Nadelstreifen“<br />
gehört ...!<br />
Und sonst: Sein Gesellenstück war<br />
das Herauslösen von Fiat aus dem<br />
unsäglichen Fiat-GM-Zus<strong>am</strong>menarbeitsvertrag,<br />
das er sich von GM mit<br />
einigen Milliarden Euro hat vergolden<br />
lassen. Dies ist kurzfristig der Liquidität<br />
von Fiat zu Gute gekommen und<br />
hat dazu beigetragen, dass die Fiat-<br />
Zahlen nicht von Anbeginn weg katastrophal<br />
ausschauten.<br />
Ein Konzept für den Fiat-Konzern<br />
dürfte er nicht gehabt haben. „Was<br />
die Strategie betrifft, so ist die Kooperation<br />
zwischen <strong>Alfa</strong> und Maserati ein<br />
Beispiel für intelligente Synergieeffekte“,<br />
dozierte Sergio Marchionne<br />
kurz nach seinem Stellenantritt.<br />
„Wenn unsere Rechnung aufgeht,<br />
müssen wir kein weiteres italienisches<br />
Werk schließen“, diktierte er<br />
den Journalisten in die Hefte. Alles<br />
Makulatur: Das Experiment mit Karlheinz<br />
Kalbfell scheiterte, kaum hatte<br />
es begonnen und Werke (Termini,<br />
Pomigliano d’Arco) werden geschlossen.<br />
Immerhin: Unter seiner Aegide hat<br />
sich die Verschuldung von 3.2 auf<br />
6.6 Milliarden mehr als verdoppelt.<br />
D<strong>am</strong>it läuft der Fiat-Konzern Gefahr,<br />
zu wenig Geld in eine vernünftige<br />
Zitate von und über Segio<br />
Marchionne:<br />
„Was die Strategie betrifft,<br />
so ist die Kooperation zwischen<br />
<strong>Alfa</strong> und Maserati ein<br />
Beispiel für intelligente Synergieeffekte“,<br />
doziert Sergio<br />
Marchionne. „Wenn unsere<br />
Rechnung aufgeht, müssen<br />
wir kein weiteres italienisches<br />
Werk schliessen.<br />
(Süddeutsche 11. Dez.<br />
2006)<br />
Marchionne: <strong>Alfa</strong> und Lancia<br />
ab <strong>2010</strong> profitabel<br />
Fiat will nur noch für wenige<br />
Jahre die Verluste der Konzernmarken<br />
<strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong><br />
und Lancia übernehmen<br />
und rechnet bereits in drei<br />
Jahren mit schwarzen Zahlen<br />
bei den Konzerntöchtern.<br />
Konzernchef Sergio Marchionne<br />
sagte: „Heute müssen<br />
beide von Fiat unterstützt<br />
werden. Aber bei einer<br />
Stückzahl von 300.000 werden<br />
beide profitabel sein. Im<br />
Jahr <strong>2010</strong> werden diese<br />
zwei Marken Geld verdienen.“<br />
Marchionne bestätigte,<br />
dass <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> ab<br />
2009 wieder in die USA exportiert.<br />
Die ersten Modelle,<br />
die erhältlich sind, werden<br />
der Spider, Brera und der<br />
166-Nachfolger sein. Marchionne<br />
rechnet mit einem<br />
raschen Erfolg in den USA.<br />
„<strong>2010</strong> sollten wir 20.000 Autos<br />
verkaufen können.<br />
Wichtig ist, dass wir wieder<br />
in diesen Markt gehen,<br />
auch wenn es uns in den<br />
ersten Jahren Geld kosten<br />
wird. Wir müssen erst<br />
einmal in die Marke investieren.<br />
Aber unser Ziel ist<br />
es, nach einigen Jahren so<br />
viele <strong>Alfa</strong> in den USA zu<br />
verkaufen, wie BMW das<br />
heute tut.“<br />
(<strong>am</strong>s, 5. Juni 2007)<br />
Die neue Giulietta: Nicht schlecht, aber das Egger-Originalstyling war besser<br />
Der italienische Fiat-Konzern<br />
erwägt laut einem<br />
Pressebericht eine Kooperation<br />
mit dem Autobauer<br />
BMW . Für die Auftragsproduktion<br />
von Autos der Toch-<br />
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
4
Produkteplanung, die Qualität seiner<br />
Modelle, die Vertriebswege und Markenführung<br />
zu investieren. Investitionen<br />
in diese Bereiche sind ein „must“<br />
und immer der Schlüssel zum Erfolg.<br />
Bei den Opel-Übernahme-Verhandlungen<br />
im letzten Herbst hat sich<br />
Marchionne bl<strong>am</strong>iert. Sowohl bei<br />
Kanzlerin Merkel, Wirtschaftsminister<br />
zu Guttenberg und Kurt Beck (Ministerpräsident<br />
Rheinlandpfalz) ist er<br />
durchgefallen - aus der Bedienung<br />
aus dem deutschen Subventionstopfes<br />
wurde nichts.<br />
Auf offenere Türen stiess er beim<br />
eingesetzt ...! Die Durchlaufzeit seiner<br />
Statthalter liegt bei knapp 12 Monaten.<br />
Unter dem Aspekt, dass die<br />
Entwicklung eines neuen Modelles<br />
gut 24 Monate dauert, ist es nicht<br />
verwunderlich, wenn <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> die<br />
Modelle ausgehen - ein neuer CEO,<br />
der seinen Job ernst nimmt, will hier<br />
entscheidend mitbestimmen können.<br />
Vier Kriterien machten früher einen<br />
echten <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> aus: Schönes<br />
Design, tolle Motoren, ein tadelloses<br />
Handling und Hinterrad-Antrieb. Alfisti<br />
stöhnten auf, als mit der Einführung<br />
des <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> 164 auf Frontantrieb<br />
umgestellt wurde. Vor zwei<br />
ter <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> in den USA<br />
ab 2011 könnte Fiat die<br />
Bayern als Partner auszuwählen,<br />
berichtet „Milano<br />
Finanza“ (Mittwochausgabe)<br />
unter Berufung auf Unternehmenskreise.<br />
Gestern<br />
hatte Fiat-Chef Sergio Marchionne<br />
in einem Zeitungsinterview<br />
angekündigt, Autos<br />
der Marke <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong><br />
in Nord<strong>am</strong>erika bauen zu<br />
wollen. Nach einem Partner,<br />
der die Produktion<br />
übernehmen könne, werde<br />
derzeit gesucht.<br />
(Handelszeitung 26. März<br />
2008)<br />
BMW und <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong>, die<br />
großen Rivalen der 70er,<br />
denken ernsthaft über eine<br />
Kooperation nach. Die erste<br />
Absichtserklärung ist unterschrieben.<br />
(Auto-Bild, 8. Juli 2008)<br />
Das gefällt Marchionne: Dodge-Challenger-<strong>Alfa</strong>-<strong>Romeo</strong>-Hybrid!<br />
maroden Chrysler-Konzern in den<br />
USA. Auch hier will er an die von Ob<strong>am</strong>a<br />
in Aussicht gestellten Milliarden<br />
kommen. Man darf gespannt abwarten,<br />
was zwei <strong>am</strong> Boden liegende<br />
Konzerne (Fiat und Chrysler)<br />
schlussendlich fertig bringen. Es ist<br />
kaum anzunehmen, dass Marchionne<br />
etwas schaffen wird, was den<br />
Mercedes-Managern schon nicht gelungen<br />
ist ...<br />
Mit Harald Wester, bisher für Maserati<br />
und Abarth verantwortlich, hat<br />
Marchionne Ende Januar <strong>2010</strong> den<br />
mittlerweile fünften CEO von <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong><br />
seit seinem Amtsantritt 2004<br />
Jahren wurde mit der Schliessung<br />
der Motorenabteilung in Arese ein<br />
weiterer Eckpfeiler <strong>am</strong>putiert. Und<br />
über die Qualität des Designs lässt<br />
sich seit dem Abgang von Wolfgang<br />
Egger trefflich streiten. Was ist von<br />
den vier Eckpfeilern noch übriggeblieben?<br />
Seit fünf Jahren zieht Sergio Marchionne<br />
über <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> her und j<strong>am</strong>mert,<br />
dass die Marke nur Verluste<br />
einfährt. Wer aber ist denn letztlich<br />
dafür verantwortlich? Wem laufen<br />
reihenweise bestqualifizierteste Führungskräfte<br />
davon? Wer spricht dauernd<br />
davon, die Mailänder-Firma, re-<br />
Dabei verfügen die Italiener<br />
ohnehin nicht über ein übertrieben<br />
großes Reservoir an<br />
Top-Managern - herausragende<br />
Persönlichkeiten<br />
hielten sich nie lange in Turin.<br />
Etwa der einstige Audi-<br />
Manager Herbert Demel,<br />
der bereits nach 15 Monaten<br />
seinen Chefposten bei<br />
Fiat wieder räumen musste.<br />
Auch Ex-BMW-Manager<br />
Karl-Heinz Kalbfell bek<strong>am</strong><br />
keine wirkliche Chance, seine<br />
Vorstellungen umzusetzen.<br />
Jüngstes Opfer des<br />
rauen Betriebsklimas ist der<br />
Marketing-Star Luca de<br />
Meo, der zu VW wechselt.<br />
(Spiegel online, 20. Jan.<br />
2009)<br />
Fiat sei eigentlich bereits<br />
von allen abgeschrieben<br />
worden. Allerdings: Auch<br />
Marchionne koche nur mit<br />
Wasser. «Mit dem neuen<br />
Fiat 500 – der ja vor Marchionnes<br />
Zeit entwickelt wurde<br />
– ist Fiat wirklich ein schöner<br />
Wurf gelungen», so der<br />
Professor. Mit seiner Markenstrategie<br />
sei der Manager<br />
aber weniger erfolgreich.<br />
Seine jungen Man-<br />
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
5
ger, die er voll des Lobs angekündigt<br />
hatte – seien<br />
teilweise bereits wieder abgesprungen.<br />
«Bestes Beispiel<br />
ist Luca de Meo, der<br />
zuerst Super-Manager bei<br />
Fiat war, dann zu <strong>Alfa</strong> wechselte<br />
und jetzt bei VW<br />
wirkt», fügt Dudenhöffer an.<br />
(20min. 29. Jan. 2009)<br />
Fiat/Opel/Chrysler: Hochzeit<br />
aus Verzweiflung<br />
(Focus April 2009)<br />
Laut „Autobild“ könnte der 159er-Nachfolger „Giulia“ heissen<br />
spektive, das, was davon überiggeblieben<br />
ist, zuzusperren? Es ist Marchionne<br />
gelungen, Lancia definitiv an<br />
die Wand zu fahren - dasselbe<br />
Schicksal wird <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> in nächster<br />
Zeit wohl auch erleben. Dann geht<br />
aus einem 100jährigen Krieg zwischen<br />
Turin und Mailand der Agnelli-<br />
Clan als Sieger hervor, der ungeliebte<br />
Mitbewerber verschwindet. Vielleicht<br />
wäre es 1986 besser gewesen,<br />
der d<strong>am</strong>alige Präsident der Staatsholding<br />
IRI, Romano Prodi, hätte <strong>Alfa</strong><br />
<strong>Romeo</strong> nicht nach Turin (wobei unsicher<br />
ist, ob Fiat die geschuldete<br />
Summe überhaupt jemals bezahlt<br />
hat) sondern nach Detroit an Ford<br />
verkauft. Denn wie sagte einst Henry<br />
Ford respektvoll: „Jedes Mal wenn<br />
ich einen <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> sehe, ziehe ich<br />
meinen Hut“. Sergio Marchionne<br />
geht auch dieses Quentchen Respekt<br />
völlig ab ... Henry Ford war<br />
aber jeweils auch anständig gekleidet<br />
und k<strong>am</strong> nicht wie ein Randständiger<br />
im Pullover daher!<br />
Eine unerfüllte Marchionne-Vision:<br />
der neue Mar (Mini-<strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong>)<br />
Als Sergio Marchionne vor sechs<br />
Jahren seinen Job in der Turiner<br />
Konzernzentrale angetreten hatte,<br />
fand er bei <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> ein lückenloses<br />
Typensortiment vor.<br />
Dem 147er wurde gerade ein flottes<br />
up-date verpasst, der 159, Nachfolger<br />
des erfolgreichen 156ers stand in<br />
den Startlöchern und im <strong>Alfa</strong>-<strong>Romeo</strong>eigenen<br />
Centro Stile in Arese wurde<br />
munter <strong>am</strong> 166er-Nachfolger, einem<br />
SUV und dem kleinen Sportwagen<br />
„Diva“, einem kleinen Spider und<br />
dem 8C Competizione als Basis für<br />
grosse Sportwagen gewerkelt. Der<br />
„Junior“, aus dem dann der „Mito“<br />
hervorging und der 149er, aus dem<br />
die Giulietta“ wurde, standen Vorserienmodelle<br />
(mit deutlich attraktiverem<br />
Original-Egger Styling) bereit.<br />
Mit einem „go“ von Marchionne und<br />
der Voraussetzung, dass er genügend<br />
Gelder für die Modelleinführung<br />
hätte freimachen können, wäre die<br />
Kontinuität garantiert gewesen. Ausserdem<br />
gab es bei <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> 2004<br />
noch eine intakte Motorenabteilung,<br />
die so wunderbare Triebwerke wie<br />
den V6 3.2-Liter-GTA herstellte (auf<br />
dem Prüfstand liefen Versuchsreihen<br />
mit noch potenteren Motoren, die Ingenieure<br />
versuchten sich auch an einer<br />
Kombination aus Diesel-+ Otto-<br />
Motor). Marchionne fand ein gut bestelltes<br />
Feld vor, auf dem er die Ernte<br />
hätte einfahren können.<br />
Sergio Marchionne ist einer<br />
der typischen Vertreter jener<br />
Schicht von Finanzmanagern,<br />
die Industrieunternehmen<br />
in einer Art und<br />
Weise leiten wie Hedgefonds,<br />
das heisst: Unternehmen<br />
kauft, umkrempelt<br />
und wieder verkauft, um die<br />
Verschuldung der ihm anvertrauten<br />
Investmentfonds<br />
auszubalancieren und den<br />
Reichtum seiner Geldgeber<br />
zu vergrößern. Das Leben<br />
der arbeitenden Bevölkerung,<br />
ihre Sorgen und Existenznöte<br />
interessieren ihn<br />
nicht.<br />
(wsws.org, 8. Mai 2009)<br />
Fiat / Chrysler<br />
VW-Chef Ferdinand Piëch<br />
drückte dies jüngst sinngemäss<br />
so aus: Auch wenn<br />
sich viele Fusskranke zus<strong>am</strong>mentun,<br />
laufen sie nicht<br />
Weltrekord.<br />
(NZZ 16. Mai 2009)<br />
Vorstandschef Sergio Marchionne<br />
räumte <strong>am</strong> Montag<br />
in Detroit allerdings ein,<br />
dass <strong>Alfa</strong> von allen Fiat-<br />
Marken zurzeit die meisten<br />
Fragen aufwerfe. <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong><br />
könne nicht allein von<br />
seiner stolzen Geschichte<br />
leben. «Wir müssen Autos<br />
verkaufen und nicht über<br />
Geschichte sprechen»,<br />
sagte Marchionne.<br />
(Baz, 12. Jan. <strong>2010</strong>)<br />
<strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> muss zittern<br />
Die Autokrise sucht weitere<br />
Opfer. <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> steht vor<br />
der vielleicht letzten Bewährungsprobe.<br />
Auf der Motor-<br />
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
6
nadier - ist es so, dass die Knutschkugel<br />
auf Kiel gelegt wurde, bevor er<br />
im Fiat-Konzern anheuerte.<br />
Die Markteinführung war zwar erst im<br />
Jahr 2007, die Modellentwicklung begann<br />
aber vor der Marchionne-Zeitrechnung<br />
bei Fiat.<br />
Im Jahre 2000 verkaufte <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong><br />
206’000 Autos. Marchionne schaffte<br />
es, innerhalb von fünf Jahren nach<br />
seinem Amtsantritt die Zahlen auf<br />
109’000 herunterzufahren. Bei sei-<br />
Und mit einer unwahren Legende<br />
muss endlich aufgeräumt werden:<br />
Sergio Marchionne gilt als grosser<br />
Retter von Fiat, dem mit dem „Cinquecento“<br />
ein genialer Streich gelungen<br />
ist. Leider - für den Italo-Kashow<br />
in Detroit kündigte<br />
Fiat-Chef Marchionne eine<br />
gründliche Neubewertung<br />
der italienischen Sportwagen-Marke<br />
<strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> an.<br />
Grund: 180.000 verkaufte<br />
Autos fehlen <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong>,<br />
um in die schwarzen Zahlen<br />
zu kommen. Und die Konkurrenz<br />
mit BMW und Audi<br />
ist hart.<br />
(Handelsblatt online, 13.<br />
Jan. <strong>2010</strong>)<br />
Marchionnes Geschenk an die Alfisti<br />
Was hat er daraus gemacht? Er liquidierte<br />
als erstes die Motorenpalette<br />
und liess Opel-Vectra-Motoren (2.2<br />
Liter Vierzylinder) und Holden (3.2 Liter-Sechszylinder)<br />
implantieren.<br />
Dann wurden die ges<strong>am</strong>ten Modellpaletten<br />
gekippt und heute j<strong>am</strong>mert<br />
er, <strong>Alfa</strong>-<strong>Romeo</strong>-Modelle liessen sich<br />
nicht mehr verkaufen. Spitzenleute<br />
wie Wolfgang Egger, Luca de Meo<br />
(beide im Volkswagenkonzern),<br />
Chefingenieur Carlo Fugazza (heute<br />
bei Ferrari), Antonio Baravalle und<br />
viele andere, verliessen frühzeitig die<br />
Mailänder Marke, weil sie deren Zukunft<br />
nicht mehr gesichert sahen.<br />
Quelle: Autobild Nr. 49/2009<br />
„CarMen“ wie Herbert Demel oder<br />
Karlheinz Kalbfell wurden kurzerhand<br />
auf die Abschussr<strong>am</strong>pe gestellt.<br />
Fünf Jahre nach dem kläglichen<br />
Scheitern des Experimentes<br />
mit der Zus<strong>am</strong>menlegung von Abarth,<br />
Maserati und <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> versucht<br />
es derjenige, der diesen desolaten<br />
Zustand der Mailänder Marke<br />
zu verantworten hat, mit der Ernennung<br />
von Harald Wester erneut,<br />
nachdem er es vorher nicht auf die<br />
Reihe gekriegt hat.<br />
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
7
sem Modell um ein Fahrzeug, das seinerzeit Mercedes-Benz<br />
beisteuerte und auf der E-Klasse aus<br />
den 90er Jahren basiert! SU<br />
Die <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong>-Philosophie<br />
Was Sergio Marchionne nicht begreift oder begreifen<br />
will, sind die Worte des <strong>Alfa</strong>-<strong>Romeo</strong>-Übervaters<br />
Orazio Satta Puliga (Bild links) aus den 50er Jahren,<br />
dessen Charakterisierung zu <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> in der Eingangszone<br />
des Centro Stile in Arese an die Wand<br />
(Bild unten) gemalt war und lautet:<br />
nen Auftritten fabulierte er immer von 300’000 Einheiten,<br />
die <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> auf den Markt werfen sollte -<br />
sein Wirken ging genau in die entgegengesetzte<br />
Richtung. Heute beklagt er sich, dass die Ziele<br />
nicht erreicht werden - intern unternimmt er alles,<br />
dass dies nie gelingen kann.<br />
„<strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> ist nicht einfach ein Automobilhersteller:<br />
Ein <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> ist mehr als ein auf traditionelle<br />
Art hergestelltes Auto. <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> besitzt eine besondere<br />
Art und Weise, ein Automobil zu erleben<br />
und zu fühlen. Das, was <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> wirklich ist, widersteht<br />
jeglicher Definition. Es kann mit jenen irrationalen<br />
Regungen des Geistes verglichen werden,<br />
für die es unmöglich ist, eine logische Erklärung zu<br />
finden. Wir befinden uns in der Sphäre der Gefühle,<br />
der Leidenschaften, der Dinge, die viel mehr mit<br />
dem Herzen der Menschen als mit Ihrem Verstand<br />
zu tun haben.“<br />
Auf dem Detroiter Autosalon im Januar stellte Marchionne<br />
einen Lancia Delta mit lieblos aufgepflastertem<br />
Chrysler-Emblem auf den Fiat-Chrysler<br />
stand und verkündete die Zukunft des neuen Konzerns.<br />
Für <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> bricht eine harte Zeit an.<br />
Marchionne drohte d<strong>am</strong>it, dass ein 166er-Nachfolger<br />
auf der Plattform eines Chrysler 300 geplant<br />
sei. Eine tolle Innovation, handelt es sich bei die-<br />
Verkaufszahlen<br />
(Europa)<br />
Fiat<br />
<strong>Alfa</strong><br />
2,000,000<br />
1,800,000<br />
1,600,000<br />
1,400,000<br />
1,200,000<br />
1,000,000<br />
800,000<br />
600,000<br />
400,000<br />
200,000<br />
0<br />
1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2006 2007 2008<br />
Fiat 1,456,3791,725,5861,666,930 1,040,8521,405,9181,446,2001,265,937 766,900 943,266 1,023,069 911,745<br />
<strong>Alfa</strong> 104,400 201,145 219,571 146,000 222,198 156,000 206,836 139,000 157,794 151,751 109,418<br />
Bei Fiat schaffte es Marchionne kurzfristig, die Talfahrt zu stoppen. Der Peak wurde 2007 erreicht, seither geht’s wieder runter.<br />
Anders bei <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong>: Seit Amtsantritt haben sich die Verkaufszahlen halbiert!<br />
(Zahlen Automobil Revue, Bern)<br />
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
8
Offizielle Jubiläumsfeierlichkeiten 100 Jahre <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong><br />
sich um dieses historische Datum und haben „Centenary<br />
<strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong>“ schnöde auf das Wochenende<br />
vom 26. und 27. Juni kurzerhand in die Hauptstadt<br />
der Lombardei, Milano, verlegt.<br />
Skulptur vom Centro Stile und Agostino Bonalumi<br />
100 Jahre <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> ist nicht nur eine Geschichte<br />
über die Mailänder Manufaktur - diese 100 Jahre<br />
sind auch eng mit der Geschichte Italiens verwebt,<br />
nichts dokumentiert hier deutlicher die südliche Art<br />
besser als das ständige „auf“ und „ab“ von <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong>.<br />
Geplant ist die Grundsteinlegung einer Plastik aus<br />
dem Centro Stile von <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong>, die mit dem<br />
Künstler Agostino Bonalumi entwickelt wurde, <strong>am</strong><br />
S<strong>am</strong>stag ein Corso beim Castello Sforzesco, und<br />
<strong>am</strong> Sonntag ein Corso auf dem Autobahnring um<br />
Mailand (!). Und dann? Fertig! Trotzdem - mit der<br />
Teilnahme an den Festlichkeiten dokumentieren<br />
Auch die Feierlichkeiten sind geradezu symtomatisch<br />
für die Verfassung der Marke, die ohnehin näher<br />
als je <strong>am</strong> Abgrund steht: Obwohl die Wurzeln -<br />
um nicht zu sagen die Seele - in Arese, Balocco<br />
und Monza liegt, vermeiden die offiziellen Organisatoren<br />
alles, um diese geschichtsträchtigen Orte<br />
in die Jubiläumsfeiern einzubinden.<br />
Aus einem zweitägigen Workshop, der im letzten<br />
Juni in Balocco stattfand und der von knapp 50 Alfisti<br />
aus der ganzen Welt (selbst Malaysia, USA<br />
und Australien fehlten nicht!) besucht wurde, ist ein<br />
enttäuschendes Progr<strong>am</strong>m entstanden. Der Widerwille<br />
aus Turin, überhaupt etwas machen zu müssen,<br />
ist deutlich spürbar. Der notarielle Gründungsakt<br />
von <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> wurde <strong>am</strong> 24. Juni 1910<br />
um 14.00 Uhr vollzogen. Die Veranstalter foutieren<br />
die Alfisti ihre Verbundenheit mit der Mailänder-<br />
Marke (pardon: Turiner-Marke) und zeigen, dass<br />
sie etwas gegen den schleichenden Tod haben,<br />
den Turin eingeleitet hat. Die Details sind unter<br />
www.alfisti.com zu erfahren. Einloggen und anmelden.<br />
Die Kosten sind marginal. Bei frühzeitiger Anmeldung<br />
kostet das „Rundum-Zufrieden-Paket“ mit<br />
einer Übernachtung, Frühstück, Essen und Getränke<br />
€ 110.--.<br />
SU<br />
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
9
Targa Florio - vergessene Rennstrecke in Sizilien<br />
Waren es Helden oder Wahnsinnige, die sich jedes<br />
Jahr nach Sizilien auf die Jagd nach Ruhm und<br />
Ehre aufmachten? „Kinder und Haustiere einsperren!“<br />
lautete die überlebenswichtige Aufforderung<br />
in den Tagen der legendären „Targa Florio“. Ende<br />
der sechziger, anfangs der siebziger Jahre, also in<br />
der Hochblüte der Sportwagenrennen , donnerten<br />
Rennwagen vom Schlage eines <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> 33,<br />
Ferrari 512 und 312 oder eines Porsche 908 über<br />
die Strassen der Madonie, einer heute unter Naturschutz<br />
stehenden Region im Hinterland des sizilianischen<br />
Städtchens Cefalù. Die 72 km lange Runde<br />
gehörte zum härtesten, was eine Strecke einem<br />
Rennfahrer abverlangen konnte. „Und du bist nie<br />
sicher, ob nicht hinter der nächsten Kurve trotzdem<br />
ein Eselskarren die Strasse versperrt, wenn du voll<br />
<strong>am</strong> Limit unterwegs bist“, schilderte seinerzeit Jo<br />
Siffert die Risiken eines schnellen Rennfahrers.<br />
Und dann die Dorfdurchfahrten: Zuschauer bildeten<br />
lebendige Leitplanken, Rennwagen donnerten<br />
mit wenigen Zentimetern Abstand, die Ideallinie suchend,<br />
vorbei. Da nimmt sich ein heutiges Rennen<br />
auf einer der unseligen Retortenstrecken wie eine<br />
Kaffeefahrt aus!<br />
Targa Florio – ein Rennen, das im gleichen Atemzug<br />
wie Le Mans, Nürburgring oder Mille Miglia genannt<br />
werden muss. Das 1000-Kilometer-Rennen<br />
in Sizilien trennte „Buben“ von „Männern“. Nur sehr<br />
wenige Cracks schafften es, die anspruchsvollen<br />
72 Kilometer auswendig zu lernen. Einer der wenigen<br />
ist der Lokalmatador Nino Vaccarella, in erster<br />
Linie sizilianisches Rennfahreridol, dann mit 77<br />
Jahren pensionierter Rektor des Gymnasiums von<br />
Palermo und drittens, quasi als Dreingabe dreifacher<br />
Targa-Florio-Gewinner, „die ich eigentlich<br />
mindestens fünf Mal hätte gewinnen müssen, wenn<br />
mir Fortuna besser beigestanden wäre,“ wie er<br />
gerne zu Protokoll gibt. „Als Sizilianer hatte ich natürlich<br />
den Vorteil, dass die Strecke vor meiner<br />
Türe lag und ich sie trainieren konnte“, erklärt er<br />
trocken. Wenn er in den Erinnerungen kr<strong>am</strong>t, kommen<br />
im nur gerade eine Handvoll weiterer Cracks<br />
Die Strecke für durch landschaftlich einmalige Gebiete - 1000 Höhenmeter mit über 900 Kurven pro Runde mit 72 km<br />
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
10
Die Tribünen und Boxen zerfallen: der Ruhm verbleicht<br />
in den Sinn, die sich die Strecke einprägen konnten:<br />
Siffert, Rodriguez, Kinnunen, Marko, Elford<br />
und der italienische Asphalt-Cowboy Merzario.<br />
„Regazzoni, Ickx und Bell hatten ihre liebe Mühe,<br />
ganz zu schweigen von den Formel-1-Weltmeistern<br />
Fangio, Surtees oder Hill“, schmunzelte das sizilianische<br />
Rennfahrer-Idol. Und Vaccarella ist in<br />
der Lage, Piloten aus einer 20 Jahre dauernden<br />
Aera beurteilen zu können, seine aktive Laufbahn<br />
dauerte von 1956 bis 1975.<br />
Zu seinen Lieblingsrennwagen für die Targa Florio<br />
zählt Vaccarella den <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> T33/3 von 1971,<br />
mit er den zweiten Ges<strong>am</strong>tsieg einfuhr. „Der 33er<br />
hatte ein ausgezeichnetes Handling. Und als Pilot<br />
musste man nicht soviel leiden, wie in den Jahren<br />
zuvor“, führte er aus und blickte vielsagend auf sei-<br />
Die Strecke ist an vielen Orten in desolatem Zustand<br />
ne Hände. „Arme und Hände wurden <strong>am</strong> meisten<br />
malträtiert, nach der Zieldurchfahrt hatte ich<br />
meistens blutige Hände, herrührend vom Lenkrad,<br />
das fast nicht zu halten war“, erklärte er. Auf den 72<br />
km gab es einen einzigen Streckenabschnitt, auf<br />
dem sich ein Pilot etwas erholen konnte, und dies<br />
Durchfahrt durch Cerda: Kinder + Tiere einsperren!<br />
Dorfdurchfahrt von Vaccarella in C<strong>am</strong>pofelice<br />
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
11
ei über 300 km/h, im fünften Gang voll, immer kurz<br />
vor dem Drehzahlbegrenzer: Die rund sechs Kilometer<br />
lange Gerade von Buonfornello, die zum<br />
Städtchen Cerda führt. Drei Runden musste ein Pilot<br />
bis zum Fahrerwechsel absolvieren. Gleichzeitig<br />
wurde aufgetankt und die Reifen gewechselt.<br />
„Bremsen wurden nur im Notfall gewechselt, obwohl<br />
sie stark beansprucht wurden. 1970 musste<br />
ich mit nachlassenden Bremsen mit meinem Ferrari<br />
512 schon nach zwei Runden an die Boxen – wir<br />
verloren soviel Zeit, dass ich keine Chance mehr<br />
auf den Sieg hatte,“ blickte Vaccarella zurück.<br />
Die Targa Florio geht ins Gründungsjahr 1906 zurück.<br />
Der Adlige Vincenzo Florio suchte sich für die<br />
d<strong>am</strong>alige Zeit etwas Verrücktes und k<strong>am</strong> auf die<br />
Idee, im sizilianischen Hinterland ein Autorennen<br />
zu veranstalten. Beim ersten Start waren gerade<br />
mal 10 Fahrzeuge <strong>am</strong> Start, gefahren wurden drei<br />
Runden auf dem d<strong>am</strong>als doppelt so langen Kurs<br />
(148 km / Runde) und die Siegerzeit betrug 9 Stunden<br />
und 32 Minuten. Für dieses Rennen hatte Florio<br />
die Summe von 50’000 Lire ausgesetzt, d<strong>am</strong>als<br />
ein stattliches Vermögen.<br />
Im Laufe der Jahre etablierte sich die Veranstaltung<br />
zu einem der wichtigsten Rennen im Kalender<br />
und alles, was Rang und N<strong>am</strong>en hatte, seien es<br />
Piloten oder aber auch Werke, pilgerten einmal im<br />
Jahr nach Sizilien. Die Sieger-Liste der Targa-Florio<br />
ist denn auch ein richtiges „who is who“ von<br />
Rennfahrer-Berühmtheiten. Nuvolari ist im Buch<br />
der Sieger ebenso eingetragen wie Varzi, Moss,<br />
Bonnier, Mairesse, Siffert oder Herbert Müller,<br />
zweimaliger Sieger und Nino Vaccarella mit drei<br />
Erfolgen. Die Zeit machte auch vor der Targa Florio<br />
keinen Halt. Das Rennen wurde zunehmend gefährlicher<br />
und schliesslich 1977 verboten.<br />
Achille Varzi auf Rekordfahrt 1930<br />
Eine Besonderheit war das Startprozedere. Aufgrund<br />
der engen Strassenverhältnisse wurde auf<br />
einen Massenstart verzichtet. Die Fahrer wurden<br />
im 20-Sekunden-Abstand auf die Strecke geschickt.<br />
Für den Lokalmatador „Nino Nazionale“<br />
Vaccarella war die Targa Florio etwas, das er nie<br />
auf die leichte Schulter nahm, Einheimischen-Bonus<br />
hin oder her. „Das Risiko fuhr immer mit und<br />
ein Abflug hätte im schlimmsten Falle mit dem Tod<br />
geendet“, analysierte er die Umstände. „Ich versuchte<br />
immer, mit einem kalkulierten Risiko zu fahren,<br />
zügig, aber nicht voll <strong>am</strong> Limit“, war seine Taktik.<br />
Aber was heisst schon, nicht <strong>am</strong> Limit, bei Rundenschnitten<br />
von 128 km/h?<br />
Im Vergleich zu heute meint Vaccarella auch, seien<br />
Streckenimpressionen mit Nino Vaccarella / Toine Hezema<br />
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
12
die Strassen in einem besseren Zustand gewesen.<br />
Heute gibt es Abschnitte, bei denen die eine Fahrbahnhälfte<br />
bis einen halben Meter abgerutscht ist.<br />
„Es wäre unmöglich gewesen, mit einem Rennwagen<br />
ohne schweren Unfall einen solchen Abschnitt<br />
zu fahren“, gibt er zu Protokoll. Sein potentestes<br />
Auto war 1970 ein Ferrari 512 S mit über 550 PS<br />
und knapp 850 Kilogr<strong>am</strong>m Gewicht. „Ein echtes<br />
Geschoss, in den engen Dorfdurchfahrten zwar<br />
nicht gerade ideal, dafür hatte ich Zeit, den Applaus<br />
der Zuschauer zu geniessen“, schmunzelte der Sizilianer,<br />
der auf der Buonfornello-Geraden bei einer<br />
Geschwindigkeit von über 325 km/h ausruhen<br />
konnte ...!<br />
Jo Siffert: kannte die Strecke auswendig<br />
Den Rundenrekord hält Leo Kinnunen (Te<strong>am</strong> Rodriguez<br />
/ Kinnunen), gefahren 1970 mit einem Porsche<br />
908 in 33’36’’. Dies bedeutet, dass rund 1000<br />
Höhenmeter und 900 Kurven mit einem Schnitt von<br />
128 km/h gefahren wurde. Trocken meinte Vaccarella:<br />
„Eigentlich hätte es noch schneller gehen sollen,<br />
aber keiner der Piloten kann wirklich behaupten,<br />
dass ihm jemals eine perfekte, fehlerlose Runde<br />
gelungen sei ...“. Für ihn ist klar, dass mit den<br />
Sportwagen der 70er Jahre eine Zeit unter 30 Minuten<br />
hätte möglich sein sollen.<br />
Ach ja, und hier noch die Frage nach der erfolgreichsten<br />
Marke? Nein, nicht <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong>. Die Mailänder<br />
Marke totalisierte 10 Siege und wurde von<br />
Porsche mit 11 Erfolgen knapp geschlagen. Ferrari<br />
schaffte 7 Siege, Mercedes nur gerade deren 3.<br />
Heute erinnern kurz vor dem Städtchen Cerda die<br />
Boxenanlagen und die Tribünen bei Start und Ziel<br />
an die glorreichen Zeiten - allerdings verfallen die<br />
Gebäulickeiten in schöner Langs<strong>am</strong>keit. Hinter der<br />
Tribüne, im abgesperrten Teil, steht zu Ehren des<br />
Gründers Vincenco Florio eine Büste - eigentlich<br />
ein Wunder, dass die im Lande der Mafiosi nicht<br />
schon längst geklaut wurde. Vielleicht kann die<br />
heutige Generation mit dem allem nicht mehr viel<br />
anfangen. Obwohl: Auf Stützmauern entlang der<br />
Strecke sind immer noch vergilbte Schriftzüge wie<br />
„Nino Nazionale, Forza Vaccarella“ und ähnliches<br />
auszumachen.<br />
ns (<strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> T33/3), Sieger 1971<br />
Und der Betrachter fährt in seinem Fiat Punto Diesel<br />
bei wenig Gegenverkehr zügig, aber entspannt<br />
über die engen Strässchen und die Haarnadelkurven,<br />
weicht den unzähligen Schlaglöchern und andern<br />
Strassenschäden aus und denkt unentwegt:<br />
Ein Schnitt von 128 km pro Stunde ist doch gar<br />
nicht möglich ...? Waren die d<strong>am</strong>aligen Piloten nun<br />
Helden oder Verrückte?<br />
Thomas Suter<br />
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
13
Raduno Registro Touring Superleggera 2009<br />
Die Italiener wissen einfach, wo’ schön ist. Zugegeben:<br />
Sie haben auch eine riesgie Auswahl. Das Registro<br />
Touring Superleggera wählte für den Raduno<br />
2009 die Umgebung von Lerici.<br />
Im Vordergrund stand für einmal nicht das Fahren<br />
mit den alten Autos, sondern Besichtigungstouren<br />
ins Marine-Museum und in Städtchen in der Umgebung.<br />
Dass dabei die Gaumenfreuden nicht zu kurz<br />
k<strong>am</strong>en, versteht sich von selbst.<br />
Rund 30 Autos nahmen <strong>am</strong> Wochenende vom 16.<br />
bis 18. Oktober <strong>am</strong> Raduno teil, der eben von den<br />
Italienern nicht bloss als „Raduno“ tituliert sondern<br />
unter „Le Touring nell’estremo Levante Ligure“ angekündigt<br />
wurde.<br />
SU<br />
Auch von Touring: Prototyp Fiat 124 Cabriolet<br />
Immer schön: Altes Blech vor historischem Gemäuer<br />
Idyllische Aussicht aus dem Hotel auf den Hafen von Lerici<br />
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
14
Raduno <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> 1900 mit dem <strong>Alfa</strong>blue-Te<strong>am</strong> 2009<br />
An Pfingsten 2009 lud das <strong>Alfa</strong> Blue Te<strong>am</strong> zur<br />
traditionellen 1900er Ausfahrt. Der eintägige<br />
„Raduno“ führte von Mailand an den nahegelegenen<br />
Orta-See, dort wurde endlich das Geheimnis<br />
um die <strong>Alfa</strong>-<strong>Romeo</strong>-Depandence im 2.<br />
Weltkrieg gemacht: Alles Wertvolle, inklusive der<br />
Rennwagen wurde an den Orta-See ausgelagert!<br />
Vom Orta-See wurde an den Lago Maggiore gewechselt,<br />
dort wurde ein stilgerechtes kleines<br />
„Zwieri-Buffet“ aufgefahren: Mit dem clubeigenen<br />
Lieferwagen wurden die Leckereien inklusive<br />
Stühle und Tische (wenn schon, denn schon)<br />
herangekarrt! SU<br />
Oberhalb von Orta: <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong>-Depandence<br />
Alles mit Stil: <strong>Alfa</strong> Blue Te<strong>am</strong><br />
Mittagshalt im Zentrum des Städtchens Orta<br />
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
15
Gran premio Nuvolari 2009<br />
Die Sommersaison noch ein bisschen<br />
in den Herbst verlängern, alles<br />
mit einer schönen Portion „Italianità“<br />
angerichtet, schöne Strecken,<br />
Pasta, Vino, Gelati e Espressi?<br />
Doch dies gibt’s – alles kein Traum!<br />
Es heisst „Gran Premio Tazio Nuvolari“,<br />
zu Ehren des grossen Mantovaner-Rennfahrers,<br />
führt von Mantua<br />
nach Rimini, über eine Toskaner-Runde<br />
<strong>am</strong> zweiten Tag wieder<br />
zurück nach Rimini und endet mit<br />
der dritten Etappe Rimini-Mantua<br />
<strong>am</strong> Sonntag Nachmittag.<br />
Das ideale Auto für diesen verlängerten<br />
Sommer in der zweiten September-Hälfte<br />
ist rot, offen und<br />
möglichst italienischer Provenienz. Es muss aber<br />
nicht zwingend so sein: Die zweieinhalb Tage an<br />
dieser Rallye, die auf eine Streckenlänge von 950<br />
km ausgetragen wird und keinesfalls eine Kaffeefahrt<br />
ist – dafür Sorgen 60 Sonderprüfungen – nahmen<br />
300 Te<strong>am</strong>s aus 15 Nationen auf 40 unterschiedlichen<br />
Automarken unter die Räder. Qualitativ<br />
kommt man d<strong>am</strong>it in die Nähe der Mille Miglia,<br />
Streckenführung und Härte sind aber bewusst etwas<br />
moderater als bei der Rallye aller Rallies. Und<br />
schliesslich soll’s ja auch ein Saisonausklang sein<br />
...<br />
aus dem Museums-Fundus und<br />
doppelte mit einem 6C 1750 aus<br />
dem Jahre 1930 für Giovanni Moceri<br />
nach. Die Rechnung der Museen<br />
ging nicht auf, doch davon später ...<br />
Traditionelles Prozedere im Vorfeld<br />
des GP Nuvolari: Am Freitag Morgen<br />
stehen die „Verifiche Sportive“<br />
und „Verifiche Tecniche“ auf dem<br />
Progr<strong>am</strong>m. Piloten und Co-Piloten<br />
warten <strong>am</strong> Freitag Morgen in den<br />
heiligen Hallen des Palazzo Té in<br />
Mantua geduldig, ohne zu murren,<br />
ohne zu drängen, dafür nicht minder<br />
erwartungsfroh: Nach rund einer<br />
Stunde wurde man mit allen Un-<br />
Die Museen öffneten die Tore, setzten prominente<br />
Chauffeure ins Tafelsilber, um beim Ges<strong>am</strong>tsieg<br />
ein ernsthaftes Wörtchen mitreden zu können.<br />
Giuliano Canè (9-facher Sieger der Mille Miglia, 6<br />
mal als Sieger beim GP Nuvolari abgewunken)<br />
wurde vom Audi-Museum ein Wanderer W25K<br />
Roadster anvertraut, Stefano Agazzi vom <strong>Alfa</strong>-<strong>Romeo</strong>-Museum<br />
holte mit einem <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> 6C 1500<br />
für Luciano Viaro (3 Mille-Miglia-Siege, 2 Erfolge<br />
beim GP Nuvolari) noch ein acht Jahre älteres Auto<br />
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
16
terlagen bedient, die zu einer Teilnahme <strong>am</strong> Gran<br />
Premio Tazio Nuvolari berechtigten. Ein Arzt bescheinigte<br />
die volle Zurechnungsfähigkeit (die<br />
allerdings in Frage zu stellen ist, wenn man freiwillig<br />
an einer solchen Rallye teilnimmt), körperliche<br />
und geistige Unversehrtheit und nahm jedem für<br />
die Aushändigung einer temporären Lizenz dreissig<br />
Euro (wie war’s mit der geistigen Unversehrtheit<br />
...?) ab, es erfolgte noch die verifiche tecniche, die<br />
sich darauf beschränkte zu schauen, ob <strong>am</strong> Objekt<br />
der Begierde (gemeint ist der Oldtimer) auch alle<br />
vier Räder montiert sind.<br />
Dann brach auf der Piazza Sordello, dem traditionellen<br />
Startort, emsiges Treiben aus. Die Bistro-<br />
Stühle an der Piazza waren lückenlos besetzt,<br />
Roadbook, Karten und Taschenrechner breiteten<br />
sich auf den zu kleinen Tischchen aus. Sonderprüfungen<br />
wurden berechnet, Uhren synchronisiert –<br />
kurz: alles wurde vorbereitet, d<strong>am</strong>it pünktlich um<br />
13.30 Uhr das erste Auto über die Startr<strong>am</strong>pe rollen<br />
konnte.<br />
Bis Rimini, Ziel der ersten Etappe, erreicht war, galt<br />
es aber noch einiges an (Lenk-) Arbeit zu leisten.<br />
Die Entschädigung waren unterwegs die beiden<br />
Rennstrecken von Imola und Misano, hart wurde<br />
es bis zum Eindunklen. Dies aus zwei Gründen. So<br />
lange es hell war, wurde über normale Strassen<br />
durch die Emilia Romagna gefahren, landschaftlich<br />
nicht gerade herausragend und zumindest für die<br />
Autos eine Herausforderung, den Freitag-Abend-<br />
Feierabend-Verkehr im Stau und in zermürbendem<br />
Stop-and-Go zu fahren. Als die Dunkelheit dann<br />
den Nuvolari-Tross überzog k<strong>am</strong>en endlich die engen,<br />
kurvigen Nebenstrassen mit landschaftlich attraktiveren<br />
Gebieten, die man aber nur mehr erahnen<br />
konnte.<br />
Am S<strong>am</strong>stag wurde die Hauptetappe von Rimini<br />
nach Siena und zurück gefahren. Schöne Landschaften,<br />
abwechslungsreiche Strassen mit Kurven<br />
und Kurven und Kurven, langen Geraden und<br />
Carabinieri <strong>am</strong> Strassenrand, die oftmals auch die<br />
Hühneraugen zudrückten, wenn’s anders nicht<br />
mehr ging, waren der Lohn der Anstrengung. D<strong>am</strong>it<br />
dem Rasen etwas Einhalt geboten werden konnte,<br />
hatte der Organisator eine Vielzahl von Audi Q7 als<br />
Pacecars eingesetzt. Wer seinen Geschwindigkeitsdrang<br />
nicht zügeln konnte und ein Pacecar<br />
überholte, wurde im wahrsten Sinn des Wortes aus<br />
dem Verkehr gezogen. Exzesse konnten vermieden<br />
werden, bis auf einen kleinen Vorfall (der leicht<br />
hätte schlimmer ausgehen können), als ein Lancia<br />
B24-Spider-Fahrer lieber die Flugbahn eines Helikopters<br />
verfolgte und dafür nach einem in extremis<br />
ausgeführten Ausweichmanöver im Strassengraben<br />
landete.<br />
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
17
Das Wetter machte mit, sonnig und<br />
warm war’s. D<strong>am</strong>it es nicht langweilig<br />
wurde, hatte der Veranstalter unzählige<br />
Spezialprüfungen mit<br />
„Schlauchwertung“ eingebaut. Wie<br />
seriös die Auswertung erfolgte, bleibe<br />
dahingestellt: Oftmals liess es<br />
sich nicht vermeiden, dass der „normale“<br />
Strassenverkehr in die Zeitmessung<br />
hineinfuhr...! Der Höhepunkt<br />
der Etappe, die Querung des „C<strong>am</strong>po“ in Siena,<br />
musste kurzerhand gestrichen werden. Die Politik<br />
hatte den Sport eingeholt: Aufgrund eines Taliban-Attentates<br />
in Afghanistan, dem Soldaten aus<br />
Siena zum Opfer fielen, liess der Bürgermeister<br />
alle auf den S<strong>am</strong>stag und Sonntag terminierten<br />
Anlässe streichen.<br />
Wo blieben die Stars?<br />
Ein Auto aus dem Museums-Fundus bedeutet<br />
noch längst nicht, dass es schliesslich zu einem<br />
Sieg reicht. Diese Erfahrung mussten dieses<br />
Jahr auch die drei Musketiere Cané, Moceri<br />
und Viaro machen, wobei es den Wanderer-Piloten<br />
<strong>am</strong> ärgsten traf: Ein Hinterachs-Differential<br />
Schaden <strong>am</strong> S<strong>am</strong>stag bedeutete das definitive<br />
„aus“. Etwas moderater meinte es das<br />
Schicksal mit den beiden <strong>Alfa</strong>-<strong>Romeo</strong>-Piloten.<br />
Giovanni Moceri gelang es erstmals, in einer<br />
Rangliste vor Luciano Viaro aufzutauchen<br />
(Platz 6.), Viaro knurrte <strong>am</strong> Ziel etwas von „bin<br />
mit mir selbst unzufrieden, hätte vieles besser<br />
machen können,“ bevor er noch meinte, „dass<br />
mit dem dritten Gang etwas nicht in Ordnung<br />
gewesen sei.“<br />
Reisen bildet<br />
Am Sonntag Morgen wurde die letzte Etappe von<br />
Rimini nach Mantua gefahren. Die Route führte der<br />
Po-Ebene entlang über schöne und wenig befahrene<br />
Nebenstrassen (wieso ist das auf der 1. Etappe<br />
<strong>am</strong> Freitag Nachmittag nicht auch möglich?). Eine<br />
Vielzahl von Zuschauern erwarteten die über dreihundert<br />
Autos in der Altstadt von Mantua. Bevor es<br />
auf die Zielr<strong>am</strong>pe auf der Piazza Sordello ging,<br />
wurde der Tross in diversen Schlaufen und zur<br />
Gaudi der Zuschauer durch die engen Gassen der<br />
Altstadt geführt. Ein unbeschreibliches Gefühl: Applaudierendes<br />
und jubelndes Volk<br />
<strong>am</strong> Strassenrand, dazu der von den<br />
Altstadthäusern widerhallende Motorensound!<br />
Der Gran Premio Tazio Nuvolari<br />
blieb auch 2009 fest in italienischer<br />
Hand. Die Vorjahressieger Passanante<br />
/ Messina sind auch die aktuellen<br />
Ges<strong>am</strong>tsieger, Ferrari / Ferrari<br />
auf einem Bugatti 37 wurden relativ souverän auf<br />
Distanz gehalten. Und klar ist: Next year s<strong>am</strong>e<br />
place, s<strong>am</strong>e procedure as every year! SU<br />
Resultate:<br />
1. Passanante / Messina (I), Fiat 508. 2. Ferrari /<br />
Ferrari (I), Bugatti 37. 3. Vesco / Guerini (I), Fiat<br />
Ballila Sport. 4. Di Pietra / di Pietra (I), Fiat 600. 5.<br />
Sisti / Bernini (I), Lancia Aprilia. 6. Moceri / Derosa<br />
(I), <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> 6C 1750 GS. 7. Viaro / Aiolfi (I), <strong>Alfa</strong><br />
<strong>Romeo</strong> 6C 1500 SS. 8. Cibaldi / Costa (I), Gilco<br />
Fiat 1100 Sport. 9. Di Bona / Margotta (I), <strong>Alfa</strong><br />
<strong>Romeo</strong> 1900 SS Touring. 10. Lenzi / Cadoppi (I),<br />
<strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> 1900 TI. – Ferner: 27. Müller / Manetsch<br />
(CH), Jaguar SS 100. 39. Feierabend / Feierabend<br />
(D), BMW 328.<br />
Interessantes unter www.gpnuvolari.it<br />
Wer sagt denn, eine Rallye sei sinnloses dahinrasen<br />
und bringe bildungsmässig nichts? Das<br />
Gegenteil stimmt, und beim GP Tazio Nuvolari<br />
gibt’s doch mindestens ein „Bildungshiglight“<br />
anzumerken. Am Sonntag Morgen war Lugo<br />
Etappenort, parkiert wurde entlang der Piazza<br />
Mazzini. Was vielen Teilnehmern entgangen<br />
ist: Auf der danebenliegenden Piazza dei Martini<br />
steht die Statue von Francesco Baracca,<br />
Kriegspilot im 1. Weltkrieg. Das auf seinem Flieger<br />
aufgemalte „cavallino r<strong>am</strong>pante“ überlies er<br />
grosszügigerweise seinem Freund Enzo Ferrari<br />
– seit diesem Zeitpunkt<br />
schmückte das springende<br />
Pferd die Autos der<br />
Scuderia Ferrari.<br />
Moceri ist erstmals vor<br />
Viaro klassiert<br />
Baracca-Statue<br />
in Lugo<br />
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
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Generalvers<strong>am</strong>mlung <strong>2010</strong> - Einladung + Traktanden<br />
Liebe Alfisti<br />
Felix Meier hat das „Drumherum“ der diesjährigen<br />
Generalvers<strong>am</strong>mlung organisiert - zum 17. Mal<br />
treffen wir uns, um die Geschäfte unseres <strong>Club</strong>s<br />
abzuarbeiten.<br />
Felix Meier hat als Rahmenprogr<strong>am</strong>m zur GV eine<br />
Besichtigung der weltberühmten Uhrenmanufaktur<br />
„IWC“ organisiert. Dies bringt ein kleines Erschwernis<br />
mit sich: Die Teilnehmerzahl der Führungen ist<br />
auf 20 Personen beschränkt - aufgrund der GV-<br />
Beteiligung müssen wir uns also in zwei Gruppen<br />
aufteilen. Bitte den untenstehenden Anmeldetalon<br />
deshalb genau ausfüllen (Gruppe 1 oder Gruppe 2<br />
ankreuzen). Falls es Verschiebungen geben würde<br />
(vielleicht wollen ja alle in die 2. Gruppe), erfolgt an<br />
die Betreffenden eine briefliche Info. Das Ticket<br />
kostet Fr. 10.-- / Person.<br />
Nebst IWC und Munot fällt einem zu Schaffhausen<br />
natürlich spontan das Gourmet-Restaurant „Fischerzunft“<br />
von Gault-Millaut-20-Punkte-Koch André<br />
Jaeger ein. Wer die Gelegenheit nützen will,<br />
kann sich ein Gourmet-Menue in der Preiskategorie<br />
ab Fr. 160.-- / Person einverleiben, wer das<br />
Geld lieber für <strong>Alfa</strong>-<strong>Romeo</strong>-Ersatzteile ausgibt,<br />
kann in der wesentlichen günstigeren Dependance<br />
„vin opium“ tafeln. Details dazu lassen sich unter<br />
(www.vinopium.ch) finden.<br />
Zeitablauf<br />
12.50 Gruppe 1 Treffpunkt vor IWC,<br />
13.50 Gruppe 2 Treffpunkt vor IWC<br />
anschl. geführte Besichtigung durch IWC<br />
15.30 ordentl. GV <strong>2010</strong> Restaurant „Güterhof“,<br />
Freier Platz 10, Schaffhausen, anschliessend<br />
Zvieriteller offeriert vom <strong>Club</strong><br />
Wir sind ja nicht nur für Besichtigungen und Gaumenfreuden<br />
nach Schaffhausen gereist. Die 17. ordentliche<br />
Generalvers<strong>am</strong>mlung findet um 15.30<br />
Uhr im Restaurant Güterhof, Freier Platz 10, in<br />
Schaffhausen statt. Im Anschluss an die GV offeriert<br />
die <strong>Club</strong>kasse einen kleinen „Zvieriteller“.<br />
Von den Distanzen her ist alles zu Fuss machbar.<br />
Bitte An-/Abmeldung bis zum 15. April <strong>2010</strong> retournieren!<br />
P1<br />
P2<br />
P3<br />
IWC<br />
Parkhaus Herrenacker<br />
Parkhaus Herrenacker Süd<br />
Parkhaus Stricki<br />
Güterhof<br />
Traktanden GV vom 8. Mai <strong>2010</strong><br />
1. Begrüssung, Wahl der Stimmenzähler<br />
2. Protokoll der 16. GV in Muttenz<br />
3. Jahresberichte (Präsident, Vorstandsmitgl.)<br />
4. Kassabericht / Revisorenbericht / Budget<br />
5. Dechargéerteilung<br />
6. Tätigkeitsprogr<strong>am</strong>m<br />
7. Anträge / Diverses<br />
An- / Abmeldung Generalvers<strong>am</strong>mlung <strong>2010</strong><br />
N<strong>am</strong>e / Vorn<strong>am</strong>e<br />
Adresse<br />
Ich nehme an der GV teil ❏ Ich kann leider nicht teilnehmen ❏<br />
Ich bin in Begleitung von ... Personen<br />
IWC: Ich nehme teil ❏ 1. Gruppe 12.50 Uhr ❏ 2. Gruppe 13.50 Uhr<br />
Ort, Datum, Unterschrift<br />
Einsenden oder Fax 041 / 850 15 91 oder e-mail: ts@suterarchitekten.ch bis zum 15. April <strong>2010</strong><br />
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
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<strong>Club</strong>-Sommerausfahrt Tessin und Comersee 2009<br />
Es waren die letzten heissen Tage im August, als<br />
uns Thomas Suter zur Sommerausfahrt 2009 lud.<br />
Die Temperaturen lagen noch über 30 Grad und es<br />
brauchte Mut, um aus dem Schatten herauszutreten.<br />
Auch wenn als eigentlicher Treffpunkt der S<strong>am</strong>stag<br />
um 11.00 Uhr im bereits bekannten Restaurant Nuova<br />
Pergola in Quartino angegeben war, beschlossen<br />
doch einige Teilnehmer wohlweislich, bereits <strong>am</strong><br />
Freitag über die Alpen zu fahren. Sogar unser <strong>Club</strong>mitglied<br />
Herbert Meerstein und seine Marlies hatten<br />
sich in mehrtägiger Anfahrt von Berlin her aufgemacht,<br />
um dabei zu sein. Auch wir – natürlich die<br />
Pensionierten mit ihrem Zeitprivileg – reisten bereits<br />
<strong>am</strong> Freitag Richtung Süden und erklommen die 2108<br />
m der Gotthardpasshöhe mit unserem 2600 problemlos.<br />
Die Uebernachtung in einem etwas „grünen“<br />
Hotel oberhalb Capriasca erinnerte uns ein wenig<br />
an die legendäre Ausfahrt nach Varese vor zwei<br />
Jahren.<br />
So oder so trafen sich doch die Meisten <strong>am</strong> vereinbarten<br />
Ort in Quartino. Wir selber, die bereits ennet<br />
dem Ceneri waren, begaben uns auf 1400 Uhr nach<br />
Comano, wo wir mit weiteren Teilnehmern zus<strong>am</strong>men<br />
trafen. Da gemäss dem Zeitplan aber keine weiteren<br />
<strong>Alfa</strong>s auszumachen waren, retteten wir uns vor<br />
der unbarmherzigen Sonne in eine schattige Gartenbeiz,<br />
wo wir bei kühlem Bier erfuhren, dass sich der<br />
ganze Tross erst in Ponte Tresa befand und so konnten<br />
wir stresslos unser Bier austrinken, bis die Gesellschaft<br />
um gegen 15.30 Uhr vollständig<br />
beis<strong>am</strong>men war.<br />
Axel Marx hiess uns in seinem „bescheidenen“ Anwesen<br />
herzlich willkommen und führte uns in sein<br />
Reich. Als „unechter“ Alfista, war für mir nur schon<br />
das Schauen eine Augenweide, doch die Ausführungen<br />
zu den einzelnen der 24 in der Halle blitzsauber<br />
und jederzeit einsetzbaren Exponate lehrte mich,<br />
dass es nicht einfach <strong>Alfa</strong>s gibt. Um keine Fehler zu<br />
begehen, verweise ich auf das Einladungsschreiben<br />
von Thomas Suter: „Für einen echten Alfista ist es<br />
ein Gang in den automobilen <strong>Alfa</strong>-<strong>Romeo</strong>-Himmel:<br />
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
20
Vom <strong>Alfa</strong> <strong>Romeo</strong> 6C 1500 über 6C 2500 zu unterschiedlichen<br />
Derivaten der 1900er Baureihe, zu<br />
Giulietta- und Giulia-Modellen bis hin zu Montreal<br />
und Rio ist ein repräsentativer, hochwertiger Querschnitt<br />
zu sehen. Und Höhepunkte hat es viele, ist es<br />
der 6C 1750 GS, das 6C 2300 Cabrio, ein Giulietta-<br />
Zagato-Coupé oder ein TZ1-Coupé oder gar der<br />
neue 8 Competizione mit der Serienummer 1/500?“.<br />
Dass auch an Kinder gedacht wurde bei <strong>Alfa</strong>-<strong>Romeo</strong>,<br />
zeigte seine kleine S<strong>am</strong>mlung Tret-<strong>Alfa</strong>s. Den Abschluss<br />
der Besichtigung bildete ein kleines Quiz mit<br />
der Frage von Axel Marx, an welchen Fahrzeugen<br />
der anwesende ehemalige <strong>Alfa</strong>-<strong>Romeo</strong>-Designer<br />
Wolfgang Egger vermerkt sei. Es gewann Franz<br />
Rupf: er zählte als drittes Fahrzeug das vorwiegend<br />
aus Carbon gefertigte Fahrrad mit. Er erhielt zwei<br />
<strong>Alfa</strong>-Miniaturen als Preis. Anschliessend in Marxens<br />
Garten mit Blick auf Lugano und den herrlichen See<br />
verwöhnte uns Dominque Marx mit selbstgebackener<br />
Fruchtwähe, vielen verschiedenen Häppchen<br />
und Getränken. Herzlichen Dank an die F<strong>am</strong>ilie Marx<br />
für die Grosszügigkeit und liebenswürdige Betreuung.<br />
Der Zeitdruck nach der Besichtigung war enorm, hatten<br />
wir doch einigen Zeitverlust gutzumachen. Im<br />
Corso durch Lugano wühlten wir uns durch den Abendverkehr<br />
Richtung Gandria und weiter nach Menaggio,<br />
wobei – nach italienischen Muster- nicht<br />
immer die Geschwindigkeitslimiten eingehalten wurden.<br />
Im Hotel Rusall in Tremezzo war unser Nachtlager<br />
vorbestellt und nach dem Zimmerbezug war<br />
der Aperitif im herrlichen Garten mit Sicht auf den<br />
See erst bei einsetzender Dämmerung möglich.<br />
Dennoch genossen wir den aus der <strong>Club</strong>kasse gesponserten<br />
Prosecco und weiterer Tranks<strong>am</strong>e, um<br />
endlich stressfrei Smalltalk betreiben zu können.<br />
Beim gemeins<strong>am</strong>en Nachtessen wurden die Erlebnisse<br />
des Tages nochmals durchgecheckt. Die laue<br />
Spätsommernacht genossen wir noch bis Mitternacht<br />
im lauschigen Park bei Rotwein aus der Region<br />
und Sprüchen und Witzen aus der Deutschschweiz.<br />
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
21
Den Wecker auf 07.00 Uhr gestellt, begann der<br />
Sonntag doch relativ früh, zumal die Abfahrt bereits<br />
auf 08.30 Uhr anberaumt war. Es hiess, die Fähre so<br />
früh wie möglich nach Bellagio zu kriegen, da eine<br />
Progr<strong>am</strong>mänderung angesagt war. Entgegen der<br />
Wettervorhersage hatte Nieselregen eingesetzt und<br />
zwang uns, die Dachlucke zu schliessen. Nachdem<br />
alle übergesetzt hatten, wurde verkündet, dass uns<br />
Signora Daniela, die Enkelin von <strong>Alfa</strong>-Gründer Nicola<br />
<strong>Romeo</strong> noch zum Apero einladen möchte, zufolge<br />
des eingesetzten Regens aber das Buffet ins Haus<br />
verfrachten müsse, weshalb wir uns noch etwas gedulden<br />
möchten. So präsentierten wir unsere <strong>Alfa</strong>s<br />
an der Riviera von Bellagio in Einerkolonne, wo man<br />
das Herz mancher der interessierten Italiener fast<br />
schlagen hörte. Nach geraumer Wartezeit machten<br />
wir uns auf nach Magreglio, ein hoch über dem Comersee<br />
liegendes Städtchen. Serpentinenhaft führte<br />
die schmale Strasse hinauf, wobei die Fahrt stets<br />
durch Hobby-Radrennfahrer behindert wurde,<br />
mindestens von unserer Warte aus so empfunden.<br />
Des Rätsels Lösung: Die Kirche „Madonna del Ghisallo“<br />
gilt als Pilgerort für Radrennfahrer, zumal<br />
daneben ein Museum für den Radrennsport gebaut<br />
wurde, wo Rad und Utensilien des legendären Fausto<br />
Coppi bewundert werden können. Im angrenzenden<br />
Friedhof aber befindet sich die Grabstätte der<br />
F<strong>am</strong>ilie <strong>Romeo</strong>, zu der wir zu pilgern gedachten. Nicola,<br />
der Mitbegründer der legendären Automarke,<br />
liegt dort in der tempelartigen Grabstätte seit 1938.<br />
Dass aber seine Enkelin, Signora Daniela noch<br />
immer Fan dieser Marke ist, bezeugte sie mit einer<br />
Einladung an uns. Obwohl unsere Fahrzeuge eigentlich<br />
gut auf dem Kirchenparkplatz stationiert waren,<br />
war es ihr ureigenster Wunsch, den Park mit <strong>Alfa</strong>s zu<br />
füllen. So erfüllten wir ihren Wunsch und verschoben<br />
unsere Autos in den Park hinter der Villa, wo noch<br />
mehr als unsere 25 <strong>Alfa</strong>s Platz gehabt hätten. Tat-<br />
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
22
sächlich war es eine tolle Show, soviel tolle Oldies<br />
auf dem grünen Rasen unter den prächtigen Bäumen<br />
aufgestellt zu sehen. Herzlichst mit ihrer F<strong>am</strong>ilie<br />
und Freunden wurden wir auf der grossen Treppe<br />
empfangen und ins Haus gebeten, wo uns alte italienische<br />
Schlager entgegenschallten. Signora Daniela<br />
hatte nicht nur für unser leibliches Wohl vorgesorgt,<br />
sondern auch zwei Musiker engagiert, die uns musikalisch<br />
in die 60er Jahre zurückversetzten mit „Volare<br />
- cantare“ und weiteren Gassenhauern von<br />
d<strong>am</strong>als. Verschiedenste Sorten und Arten von Häppchen<br />
und Brötchen lockten zum Zugreifen, die ganze<br />
Atmosphäre war so ergreifend freundlich und<br />
man spürte ihr Bedürfnis, uns etwas zu bieten. Der<br />
ganze Anlass schien aber auch in Magreglio bekannt<br />
geworden zu sein, wurden wir sogar von der Bürgermeisterin,<br />
Signora Arrigoni persönlich beehrt. Da<br />
nicht alle die italienische Sprache beherrschten, wurden<br />
ihre An- und Zusprachen von Wolfgang Egger<br />
simultan übersetzt, der uns während des ganzen Tages<br />
begleitete. Die Zeit drängte und so mussten wir<br />
uns doch etwas wehmütig verabschieden, um noch<br />
rechtzeitig zum Mittagessen im Restaurant Silvio in<br />
Bellagio zu sein. Da das Restaurant nicht nur von<br />
uns frequentiert wurde, gab es etwas Gerangel, so<br />
dass sich einige Teilnehmer bereits unverpflegt auf<br />
die Heimreise machten. Wir selber entschlossen<br />
uns, um 14.30 Uhr mit der Fähre nach Varenna überzusetzen,<br />
um von dort die Rückfahrt via Chiavenna<br />
und dem Splügen anzutreten. Ein geplatzter Wasserschlauch<br />
nötigte uns kurz vor der Passhöhe zu<br />
einem Zwischenhalt, doch Albert Schmid und Felix<br />
Meier konnten das Leck fachmännisch und gekonnt<br />
reparieren.<br />
Die gefahrenen 665 km für diese tolle Ausfahrt, mit<br />
ihren Höhepunkten bei Axel Marx und Daniela <strong>Romeo</strong><br />
im Sommerhaus von Nicola <strong>Romeo</strong>, werden unvergesslich<br />
bleiben. Herzlichen Dank dem Organisator<br />
Thomas Suter. Eugen Fritz<br />
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
23
<strong>Kleeblatt</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
24