Pilotstudie - Cor - Institut für Gesundheitsförderung
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schen an ihren Arbeitsplätzen festhielten, die ihre Bedürfnisse nicht befriedigten (Kleiber &<br />
Enzmann, 1986).<br />
Andersherum werde der Burnout-Tendenz entgegengewirkt, wenn das berufliche Ausmaß an<br />
Autonomie und Selbständigkeit, z. B. bei der Beteiligung an Entscheidungen, hoch sei<br />
(Karasek et al., 1988; Lee et al., 1996).<br />
Hinzu komme beim schwerfälligen Informationsfluss in Organisationen die Rollenunsicherheit,<br />
die den Burnout-Prozess begünstige. Deshalb würden sowohl Rollenkonflikte, als auch<br />
Rollenambiguitäten relevant (Pfennig & Hüsch, 1994). Zu Rollenkonflikten kommt es, wenn<br />
im Rahmen der Berufstätigkeit gegensätzliche Anforderungen erfüllt werden müssen. Die<br />
Rollenambiguität tritt auf, wenn es keine ausreichenden Informationen darüber gibt, wie der<br />
Job gut zu erledigen ist, bzw. wenn keine klaren Aufgabenfelder definiert sind. Fehle es<br />
zudem an sozialer Unterstützung und Feedback über die Qualität der geleisteten Arbeit,<br />
erhöhe sich die Burnout-Gefahr (Lee et al., 1996). Dagegen gelte soziale Unterstützung als<br />
entscheidender Faktor bei der Vorbeugung von Burnout (Jenkins & Elliott, 2004).<br />
Doch auch Ein-Mann-Betriebe seien <strong>für</strong> den Burnout-Prozess prädestiniert, da die Arbeitssituation<br />
häufig von Überlastung, Mangel an Anerkennung und Rückhalt begleitet sei<br />
(Burisch, 2006, S. 218). So scheitere der prototypische aktive Ausbrenner insbesondere an<br />
selbstgesetzten Zielen bei nichtentfremdeter Arbeit (Levine, 1982).<br />
Die Stressbelastung und damit das Burnout-Risiko nehme nur ab, wenn ein Ausgleich<br />
zwischen erbrachten Leistungen und Gegenleistungen, wie Entwicklungsmöglichkeiten,<br />
Arbeitsplatzsicherheit und Gehalt, wahrgenommen werde (Siegrist et al., 2004; Rösing,<br />
2003). Werde Engagement nicht ausreichend honoriert, erhöhe sich das Burnout-Risiko um<br />
das Zwei- bis Dreifache (Siegrist et al., 2004).<br />
Die Arbeitsunzufriedenheit konnte jedoch nur 33% der Varianz von Burnout erklären (Grunder<br />
& Bieri, 1995). Burisch bot mehrere Möglichkeiten zur Erklärung an (1994, S. 99 ff.):<br />
Erstens würden Ausbrenner dazu neigen, den Prozess als Zeichen eigenen Versagens zu<br />
interpretieren. Zweitens könnten die Auslöser von Burnout-Prozessen eher in einzelnen<br />
Aspekten, als in der gesamten Arbeit liegen. Und drittens könnten Burnout-Faktoren auch<br />
außerhalb des Arbeitsbereiches liegen. Eine aktuelle Studie bekräftigte beispielsweise den<br />
Einfluss der Familieneingebundenheit auf Burnout bei Mitarbeitern (ten Brummelhuis et al.,<br />
2008). Als Kriterium <strong>für</strong> die Familieneingebundenheit wurde die Struktur der Familie (Partner,<br />
Anzahl und Alter der Kinder) sowie familiären Aufgaben (z. B. Stunden, die mit Hausarbeit<br />
zugebracht werden) ausgewählt. Für die Stichprobe mit 1046 Mitarbeitern von 30 nieder-