Pilotstudie - Cor - Institut für Gesundheitsförderung

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23.11.2013 Aufrufe

Seite 74 sich von 80% auf 29%, wenn nur die komplette Teilnahme an der Befragung von Männern und Partnerinnen gewertet wird. Das entspricht einem „normalen“ Rücklauf, der jedoch durch die persönliche Vorstellung oder Untersuchungen vor Ort verbesserungsfähig wäre. Die Fragebögen erhoben anonym persönliche Daten, drei Skalen des unveröffentlichten aber standardisierten HBI, sechs selbstformulierte Skalen sowie offene bzw. sonstige Fragen. Für die Fremdrater wurde der Fragebogen verkürzt, so dass nur sieben Skalen und teilweise andere offene bzw. sonstige Fragen zu beantworten waren. Die Stichprobe bestand demnach überwiegend aus Männern mittleren Alters mit höherem Bildungsabschluss, die in einer Partnerschaft lebten. Alles in allem traten in den Gruppen zu den drei verschiedenen Messzeitpunkten keine bemerkenswerten Abweichungen auf. Die einzigen Ausnahmen zeigten sich bei der deskriptiven Beschreibung zu den Arbeitsunfähigkeitstagen sowie zur probierten und praktizierten mentalen Entspannung. Im Vergleich zur Ausgelaugtheit der Teilnehmer mit den 740 Führungskräften der Bertelsmann-Studie zeigten sich Ähnlichkeiten. Diese lassen mit Vorsicht darauf schließen, dass die kleine Stichprobe dieser Befragung repräsentativ für eine größere sein könnte. Die drei Skalen des HBI zeigten, dass die Gruppe der Teilnehmer aus stark belasteten Männern bestand: Im Vergleich zur Normstichprobe gehörten sie vor Seminarbeginn bei der „Emotionalen Erschöpfung“ („EE“) zu den oberen 5%, bei der „Hilflosigkeit“ („Hilfl“) zu den oberen 25% und bei der „Selbstüberforderung“ („SÜF“) zu den oberen 50%. Zwei Monate nach dem Seminar verbesserte sich die Kategorie bei der Einteilung in die Skala „EE“ auf die oberen 25%, während es bei den Skalen „Hilfl“ und „SÜF“ bei einer Verbesserung innerhalb der Kategorie blieb. Danach wäre eine Auseinandersetzung weiterhin zu empfehlen, um die Gefahr eines tieferen Burnout-Prozesses zu verhindern. Das Seminarkonzept könnte entsprechend Follow-up-Termine für die Zukunft einplanen oder zur Entstehung von Selbsthilfegruppen animieren. Die Varianzanalyse zeigte, dass das Seminar am wirksamsten in der Skala „negative Gedanken und Gefühle zur eigenen Person“ („negPers“) war: Die Mittelwerte der Skala sanken zu jedem Messzeitpunkt weiter in die gewünschte Richtung. Die Varianzanalyse fiel auf dem 0,1%-Niveau hoch signifikant aus, wobei 41,0% der Varianz aufgeklärt wurden. Bei paarweisen Vergleichen ergaben sich eine Signifikanz auf dem 5%-Niveau vom ersten zum zweiten Messzeitpunkt und eine auf dem 1%-Niveau vom ersten zum dritten Messzeitpunkt. Es lag vom ersten zum zweiten bzw. dritten Zeitpunkt jeweils ein mittlerer Effekt vor. Zurück-

Seite 75 zuführen ist dieser Erfolg wahrscheinlich auf die gemeinsame Reflektion von schwierigen Lebensthemen, wie sie durch die Bearbeitung von individuellen Glaubenssätzen geschah. Die anderen Skalen wurden zwar teilweise ebenfalls per Varianzanalyse signifikant. Doch die paarweisen Vergleiche zeigten nur zwischen dem ersten und zweiten Messzeitpunkt für die Skala „Gesundheit“ („Gesund“) eine Signifikanz auf dem 5%-Niveau. Die Selbstwirksamkeit, auf die Matthaei in ihrer Diplomarbeit (2008) zum Vorläufer dieses Seminarkonzeptes fokussiert war, und die ein wichtiger Faktor für Burnout sein soll, wurde in dieser Evaluation weder in der selbstformulierten Skala „SW“ noch in dem Item „Ich bin überzeugt, dass ich alles schaffen kann, was ich mir vornehme“ per Varianzanalyse signifikant. Diese enttäuschenden Ergebnisse sind vermutlich auf die sehr geringe Stichprobengröße zurück zu führen, denn es traten schwache bis mittlere Effekte in den drei HBI-Skalen sowie zur „Selbstwirksamkeit“ („SW“) und zur „Schlafstörung“ („Schlaf“) auf. Entsprechend ist davon auszugehen, dass bei einer etwas größeren Stichprobe auch bei den paarweisen Vergleichen in diesen Skalen signifikante Unterschiede in den Mittelwerten aufgetreten wären. Des Weiteren ist zu berücksichtigen, dass sich die Mittelwerte der entsprechenden Items überwiegend im Mittelfeld der siebenstufigen Skalen bewegten. Es ist nicht zu erwarten gewesen, dass sich die gemittelten Skalenwerte in extremere Bereiche verändern, da Störungen in jedem Leben vorkommen. Darüber hinaus entwickelten sich die Mittelwerte von sechs Skalen zum zweiten Messzeitpunkt in die gewünschte Richtung und zum dritten Messzeitpunkt etwas rückläufig, ohne jedoch den Ausgangswert wieder zu erreichen. Nur in den Skalen „SÜF“ und „negPers“ verstärkte sich die positive Entwicklung zu jedem weiteren Messzeitpunkt. Einzige Ausnahme von einer insgesamt positiven Entwicklung bildeten die Mittelwerte der Skala „klare Ziele“ („Ziele“), wenngleich die negative Veränderung minimal war und per Varianzanalyse keinen signifikanten Unterschied ergab. Dieser Einzelfall überrascht dennoch, da ein Seminarbaustein der Verbesserung der klaren Zielvorstellung galt. Zu erklären ist die Abweichung damit, dass den Teilnehmern vor dem Seminar gar nicht bewusst war, wie unklar ihre Zielvorstellungen waren. Da die Skala „Ziele“ aus den Items „Ich habe klare Vorstellungen von meinen beruflichen Zielen“ und „Ich habe klare Vorstellungen von den Zielen in meinem persönlichen Leben (außerhalb des Berufs)“ gebildet wurde, könnte die unterschiedliche Dynamik der Mittelwerte in den Items einen Hinweis zur Verbesserung des Seminarkonzeptes liefern: Insbesondere das letztere Item verhinderte den nachhaltigen Anstieg der Mittelwerte. Daher sollte der Baustein „persönliche Ziele“ im Seminarkonzept überarbeitet werden.

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sich von 80% auf 29%, wenn nur die komplette Teilnahme an der Befragung von Männern<br />

und Partnerinnen gewertet wird. Das entspricht einem „normalen“ Rücklauf, der jedoch durch<br />

die persönliche Vorstellung oder Untersuchungen vor Ort verbesserungsfähig wäre.<br />

Die Fragebögen erhoben anonym persönliche Daten, drei Skalen des unveröffentlichten aber<br />

standardisierten HBI, sechs selbstformulierte Skalen sowie offene bzw. sonstige Fragen. Für<br />

die Fremdrater wurde der Fragebogen verkürzt, so dass nur sieben Skalen und teilweise<br />

andere offene bzw. sonstige Fragen zu beantworten waren.<br />

Die Stichprobe bestand demnach überwiegend aus Männern mittleren Alters mit höherem<br />

Bildungsabschluss, die in einer Partnerschaft lebten. Alles in allem traten in den Gruppen zu<br />

den drei verschiedenen Messzeitpunkten keine bemerkenswerten Abweichungen auf. Die<br />

einzigen Ausnahmen zeigten sich bei der deskriptiven Beschreibung zu den Arbeitsunfähigkeitstagen<br />

sowie zur probierten und praktizierten mentalen Entspannung. Im Vergleich zur<br />

Ausgelaugtheit der Teilnehmer mit den 740 Führungskräften der Bertelsmann-Studie zeigten<br />

sich Ähnlichkeiten. Diese lassen mit Vorsicht darauf schließen, dass die kleine Stichprobe<br />

dieser Befragung repräsentativ <strong>für</strong> eine größere sein könnte.<br />

Die drei Skalen des HBI zeigten, dass die Gruppe der Teilnehmer aus stark belasteten<br />

Männern bestand: Im Vergleich zur Normstichprobe gehörten sie vor Seminarbeginn bei der<br />

„Emotionalen Erschöpfung“ („EE“) zu den oberen 5%, bei der „Hilflosigkeit“ („Hilfl“) zu den<br />

oberen 25% und bei der „Selbstüberforderung“ („SÜF“) zu den oberen 50%. Zwei Monate<br />

nach dem Seminar verbesserte sich die Kategorie bei der Einteilung in die Skala „EE“ auf die<br />

oberen 25%, während es bei den Skalen „Hilfl“ und „SÜF“ bei einer Verbesserung innerhalb<br />

der Kategorie blieb. Danach wäre eine Auseinandersetzung weiterhin zu empfehlen, um die<br />

Gefahr eines tieferen Burnout-Prozesses zu verhindern. Das Seminarkonzept könnte entsprechend<br />

Follow-up-Termine <strong>für</strong> die Zukunft einplanen oder zur Entstehung von Selbsthilfegruppen<br />

animieren.<br />

Die Varianzanalyse zeigte, dass das Seminar am wirksamsten in der Skala „negative Gedanken<br />

und Gefühle zur eigenen Person“ („negPers“) war: Die Mittelwerte der Skala sanken zu<br />

jedem Messzeitpunkt weiter in die gewünschte Richtung. Die Varianzanalyse fiel auf dem<br />

0,1%-Niveau hoch signifikant aus, wobei 41,0% der Varianz aufgeklärt wurden. Bei paarweisen<br />

Vergleichen ergaben sich eine Signifikanz auf dem 5%-Niveau vom ersten zum zweiten<br />

Messzeitpunkt und eine auf dem 1%-Niveau vom ersten zum dritten Messzeitpunkt. Es<br />

lag vom ersten zum zweiten bzw. dritten Zeitpunkt jeweils ein mittlerer Effekt vor. Zurück-

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