Pilotstudie - Cor - Institut für Gesundheitsförderung
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Sie entwickeln sich deshalb auf dem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum eher in Richtung<br />
Gesundheit (Blättner, 2007).<br />
Diese Erkenntnisse stammen aus Antonovskys Studie über Frauen aus unterschiedlichen<br />
ethnischen Gruppen. Es zeigte sich, dass unter den teilnehmenden mitteleuropäischen<br />
Frauen, etwa 300 (29%) waren, die während des Nationalsozialismus Konzentrationslager<br />
überlebt hatten, sich ein neues Leben in Israel aufgebaut hatten, dort drei Kriege erlebt<br />
hatten und trotz dieser Erfahrungen eine gute psychische und physische Gesundheit aufwiesen<br />
(Blättner, 2007).<br />
Das Kohärenz-Gefühl wird durch die folgenden drei Komponenten erreicht (Blättner, 2007):<br />
● Verstehbarkeit: Von den Lebenserfahrungen geht eine gewisse Beständigkeit aus, d. h.,<br />
was einer Person widerfährt, ist durchschaubar und vorhersagbar und kann damit richtig<br />
interpretiert werden.<br />
● Handhabbarkeit: Aus der Lebenserfahrung heraus ist anzunehmen, dass über Ressourcen<br />
verfügt werden kann, d. h. eine Person kann sich handlungsfähig fühlen, weil sie<br />
überzeugt ist, die Anforderungen bewältigen zu können.<br />
● Bedeutsamkeit/Sinnhaftigkeit: Die Lebenserfahrung zeigt, dass die Teilhabe an sozial<br />
Anerkanntem wichtig ist, d. h. eine Person kann Anforderungen bewältigen, weil diese<br />
eine wertvolle und sinnvolle Erfahrung <strong>für</strong> ihr Leben und ihren Alltag darstellen.<br />
Da insbesondere die Komponente Bedeutsamkeit über die Weiterentwicklung des Kohärenz-<br />
Gefühls entscheide, empfehle sich <strong>für</strong> jede Intervention die Mitgestaltung und die Teilhabe<br />
an zentralen Entscheidungen. Dennoch könne das Kohärenz-Gefühl nach dem Modell der<br />
Salutogenese durch die Veränderung von allen drei Lebenserfahrungen beeinflusst werden.<br />
Ein starkes Kohärenz-Gefühl bilde sich dann heraus, wenn die Bewältigungsstrategie jeweils<br />
äußerst flexibel die situativen Bedingungen berücksichtige und nicht mit bestimmten Bewältigungsstrategien<br />
vorgegangen werde (Blättner, 2007).<br />
Um den Kohärenzsinn zu messen, konstruierte Antonovsky einen aus 29 Items bzw. als<br />
Kurzform aus 13 Items bestehenden Fragebogen, der die testtheoretischen Gütekriterien der<br />
Objektivität, Reliabilität und Validität erfüllt. Statt nach Gefühlen werden darin Einstellungen<br />
abgefragt (Antonovsky, 1997). Den Unterschied zu stabilen Persönlichkeitseigenschaften<br />
sah Antonovsky (1990) darin, dass sich das Kohärenz-Gefühl erst in Belastungssituationen<br />
zeige. Dennoch sprechen empirische Befunde eher <strong>für</strong> einen Generalfaktor als <strong>für</strong> die drei<br />
Komponenten (Bamberger, 2001).