Pilotstudie - Cor - Institut für Gesundheitsförderung
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Seite 13<br />
2.4 Abgrenzung zu anderen psychischen Diagnosen und ähnlichen Begriffen<br />
Da eine allgemeinverbindliche und eindeutige Begriffsfestlegung zum Konstrukt Burnout<br />
fehlt, kann keine klare Abgrenzung zu den in Folge beschriebenen Nachbarkonzepten gegeben<br />
werden (Rook, 1998, S. 99).<br />
Beispielsweise ist die Abgrenzung zum Begriff Stress unklar. Die Psychologie verwendet<br />
das Wort „Stress“ (Beanspruchung) <strong>für</strong> die auslösenden Reize, dagegen das Wort „Belastung“<br />
<strong>für</strong> die Reaktionsseite. Daraus lässt sich ableiten, dass Stress ein unvermeidlicher Teil<br />
unseres Lebens ist, dies jedoch nicht <strong>für</strong> Burnout gilt (Talbot & Lumden, 2000, S. 420).<br />
In vielen Definitionen (z. B. Enzmann/Kleiber, 1989, Cherniss, 1980) wird Burnout als durch<br />
chronischen Stress verursacht angesehen (Gusy, 1995, S. 117). Lauderdale dagegen meint,<br />
dass Stress Burnout-Prozesse intensiviere, sie jedoch nicht verursache (Burisch 2006, S.<br />
45). Darüber hinaus wird Burnout auch als eine spezifische Art von Stress gesehen. So geht<br />
Burisch davon aus, dass der Kern von Burnout immer noch gesucht werden muss, denn<br />
Burnout sei „etwas Eigenes“, auch wenn die Grenzen zu etablierten Stresstheorien verwässert<br />
sind (2006, S. IX).<br />
Schon die früheren Autoren der Burnout-Forschung hatten betont, dass die zahlreichen<br />
Erkenntnisse aus der Stressforschung <strong>für</strong> das Verständnis des Burnout-Syndroms wesentlich<br />
sind (Burisch, 2006, S. 76). Beispielsweise entsprechen die körperlichen Anzeichen des<br />
Allgemeinen Anpassungssyndroms, GAS (Selye, 1976), den drei Stadien „Alarm“, „Resistenz“<br />
und „Erschöpfung“ des Burnout-Syndroms. Gleichfalls erklärt die psychologische<br />
Stressforschung, warum die subjektiv eingeschätzte „Bedrohung“ (Lazarus, 1966) individuelle<br />
Reaktionen bewirkt. So führt nach Burisch (2006) der stressigste Beruf nicht zwangsläufig<br />
zu Burnout, jedenfalls nicht, solange keine Hilflosigkeit empfunden oder be<strong>für</strong>chtet wird<br />
(„Stress zweiter Ordnung“).<br />
Da Burnout mit seinem komplexem Beschwerde- und Leidensbild nur vage zu operationalisieren<br />
ist, wird Burnout von der Weltgesundheitsorganisation bislang nicht als eigenes<br />
Krankheitsbild oder psychische Störung klassifiziert. Der Begriff taucht lediglich als Zusatzkategorie<br />
(Z) am Ende der ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten<br />
und verwandter Gesundheitsprobleme) auf: Die Kategorien Z00-Z99 nennen „Faktoren, die<br />
den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens<br />
führen“. Der Bereich Z70-Z76 beschreibt dabei Krankheitsbilder von „Personen, die das<br />
Gesundheitswesen aus sonstigen Gründen in Anspruch nehmen“. Unter Z73.0 sind „Probleme<br />
mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“ erfasst. Dazu gehört „Aus-