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Deutsch (10.2 MB) - Nagra

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.. 1'111/11111 111<br />

1I I<br />

nagra<br />

Nationale Genossenschaft für<br />

die lagerung radioaktiver Abfälle<br />

TECHNISCHER<br />

BERICHT 94-09<br />

8ondierbohrungen Wellenberg<br />

8B1, 8B2, 8B3, 8B4, 8B4a/v,<br />

8B4a/s und 8B6<br />

Bau- und Umweltaspekte,<br />

Bohrtechnik<br />

Textband<br />

w. Gassler<br />

H. Karsch<br />

Juli 1996<br />

Hardstrasse 73 CH-5430 Wettingen Telefon 056-1,.37 11 11


"Copyright © 1996 by <strong>Nagra</strong>, Wettingen (Schweiz) / Alle Rechte vorbehalten.<br />

Das Werk einschliesslich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ausserhalb<br />

der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der <strong>Nagra</strong> unzulässig und strafbar.<br />

Das gilt insbesondere für Uebersetzungen, Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen<br />

und Programmen, für Mikroverfilmungen, Vervielfältigungen usw. 11


- I - NAGRA NTB 94-09<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Im Rahmen ihrer Aufgabe, Endlager für radioaktive Abfälle zu planen und zu erstellen,<br />

untersuchte die <strong>Nagra</strong> verschiedene Gesteinsformationen im Hinblick auf ihre<br />

Eignung als Wirtgestein für die Endlagerung schwach- und mittelradioaktiver kurzlebiger<br />

Abfälle. An vier ausgewählten Standorten, Piz Pian Grand (GR), Oberbauenstock<br />

(NW), Bois de la Glaive (VD) und Wellenberg (NW) wurden intensivere Untersuchungsprogramme<br />

ausgeführt. Am Standort Wellenberg sollen Valanginien-Mergel<br />

auf ihre Eignung als Wirtgestein untersucht werden. Die Valanginien-Mergel weisen<br />

eine bedeutende Anzahl von Eigenschaften auf, die sie als Wirtgestein geeignet<br />

erscheinen lassen, nämlich ihre Sorptionseigenschaften, ihr plastisches Verhalten bei<br />

mechanischer Beanspruchung und insbesondere ihre geringe Wasserdurchlässigkeit.<br />

Für den Wellenberg ersuchte die <strong>Nagra</strong> am 17. Juni 1987 mit dem Sondiergesuch<br />

NSG 18 um die Bewilligung zur Durchführung eines umfangreichen Sondier- und<br />

Untersuchungsprogramms, um die Machbarkeit eines Endlagers für schwach- und<br />

mittelradioaktive Abfälle für diesen Standort abklären zu können. Der Bundesratsentscheid<br />

vom 31. August 1988 erlaubte von dem Untersuchungsprogramm denjenigen<br />

Teil der Untersuchungsphase I, der ohne Verletzung der potentiellen Endlagerzone<br />

durchgeführt werden kann. Dies umfasste sowohl Untersuchungen von der Oberfläche<br />

aus - z.B. seismische Messungen und Tiefbohrungen- als auch den Bau eines<br />

Sondierstollens. Aus bewilligungstechnischen Gründen musste der Bau des Sondierstollens<br />

zurückgestellt werden, die Untersuchungen von der Oberfläche aus konnten<br />

jedoch aufgenommen werden.<br />

Die Fortsetzung der ersten Kartierungsarbeiten und Weiterführung des hydrogeologischen<br />

Katasters leiteten die Phase I der Standortuntersuchungen ein. Sie wurden mit<br />

der Ausführung des geophysikalischen Untersuchungsprogramms, bestehend aus<br />

Reflexions- und Refraktionsseismik und Geoelektrik, in der Zeit vom 18. September bis<br />

27. November 1989 fortgesetzt. Vom 21. November 1989 bis 12. Januar 1990 ertolgten<br />

Erstellung und Ausbau von sechs Piezometerbohrungen im Engelberger Tal<br />

zwischen Dörfli und Mattli.<br />

Den Kern des Untersuchungsprogramms der Phase I bildeten jedoch die ersten fünf<br />

Sondierbohrungen. Mit dem Baubeginn der Bohrplätze Schwandrain (SB4) und<br />

Wilershöchi (8B3) am 20. November 1989 wurde die Ausführung der Sondierbohrungen<br />

in Angriff genommen. Die Bohrarbeiten selbst begannen am 15. Mai 1990 auf<br />

SB4 und endeten am 5. März 1993 mit der Fertigstellung der Bohrung Allmend (SB2),<br />

deren Bohrplatz an der späteren Portalzone anschliessend noch teilrekultiviert wurde.<br />

Der Einbau eines Packersystems in SB6 im Sommer 1993 schloss die Arbeiten dieser<br />

ersten Untersuchungsphase bis auf die noch laufende Langzeitbeobachtung ab.<br />

Basierend auf den Ergebnissen der Phase I wurde im Sommer 1994 ein weiterer<br />

Schritt zur Erkundung des Wellenbergs begonnen. Diese Phase 11 umfasste eine<br />

weitere Oberflächenseismik-Kampagne, mehrere Piezometerbohrungen und untiefe<br />

Kernbohrungen sowie die Sondierbohrung SB4a, die mit einem vertikalen und einem<br />

mit 45 Grad geneigten Bohrloch abgeteuft wurde. Mit der Versiegelung des schrägen<br />

Bohrlochs endete diese Untersuchungsphase im November 1995.<br />

Im ersten Kapitel dieses Berichts werden allgemeine Grundlagen zur regionalen<br />

Geologie, zur Zielsetzung der Untersuchungen und zum zeitlichen Ablauf genannt. Die<br />

bautechnischen Bewilligungsfragen und Auflagen sowie die Umweltschutzbelange sind


NAGRA NTB 94-09<br />

-" -<br />

im Kapitel 2 enthalten, wobei neben generellen Bau- und Betriebsaspekten auch die<br />

speziellen Lärmschutzmassnahmen beschrieben sind. Zu bohrungsübergreifenden<br />

Themen der Bohrtechnik und Ausführung der Bohrungen ist in Kapitel 3 Stellung<br />

genommen. Die Kapitel 4 bis 10 beinhalten jeweils die Ausführung einer Bohrung im<br />

Detail. Das Kapitel 11 spricht die Aufsichtsgremien und Berichterstattung an.<br />

Diese Tiefbohrungen umfassen insgesamt rund 7869 Bohrmeter, die zu 96 % als Seilkernbohrung<br />

abgeteuft wurden und davon einen Kerngewinn von 97% erreichten. Das<br />

umfangreiche erdwissenschaftliche Untersuchungsprogramm in den Bohrungen hatte<br />

die Aufgabe, die geologische Charakterisierung des Wellenbergs und als Folge eine<br />

Aussage über die Eignung dieses Standortes für den Endlagerbau zu ermöglichen.<br />

Die Resultate der ersten Sondierkampagne haben die Prognosen in allen Belangen<br />

erreicht, z.T. sogar übertroffen. Sie bilden die Grundlage für den Standortentscheid<br />

zugunsten des Wellenbergs und für die Einleitung des Rahmenbewilligungsverfahrens.<br />

Die zeitlichen Verzögerungen in den Bewilligungsverfahren für die untertägige Erkundung<br />

wurden in der zweiten Kampagne genutzt, um mit ergänzenden Untersuchungen<br />

die bisherigen Erkenntnisse zu verifizieren und zusätzliche Informationen zu erhalten.


- III - NAGRA NTB 94-09<br />

RESUME<br />

Une partie de la responsabilité générale de la Cédra consiste à trouver des moyens<br />

sûrs de stockage pour toutes les catégories de déchets radioactifs. Dans ce but, la<br />

Cédra a analysé plusieurs roches d'accueil susceptibles de convenir à l'aménagement<br />

d'un dépôt final pour déchets de faible et moyenne activité. De vastes programmes<br />

d'exploration ont été réalisés sur quatre sites - Piz Pian Grand (GR), Oberbauenstock<br />

(NW), Bois de la Glaive (VD) et Wellenberg (NW). Les marnes valanginiennes du<br />

Wellenberg possèdent un certain nombre de propriétés qui en font une formation<br />

d'accueil adaptée à la construction d'un dépôt final. On peut noter leurs propriétés de<br />

sorption, leur comportement plastique sous contrainte mécanique et, en particulier,<br />

leur faible perméabilité à l'eau.<br />

Le 17 juin 1987, la Cédra a présenté une demande d'autorisation (NSG 18) pour<br />

l'exécution d'un programme d'exploration intensif au Wellenberg, en vue de démontrer<br />

l'adéquation du site à la construction d'un dépôt final pour déchets de faible et<br />

moyenne activité. La décision du Conseil fédéral du 31 août 1988, a accordé<br />

l'autorisation d'effectuer des études ne perturbant pas la zone potentielle de dépôt<br />

final. En complément des investigations réalisées à partir de la surface, c'est-à-dire<br />

sondages sismiques et forages profonds, ces études comprennent la construction<br />

d'une galerie de sondage. A cause des délais d'obtention des autorisations, la<br />

construction de la galerie a dû être suspendue, mais les investigations réalisées à<br />

partir de la surface ont été poursuivies.<br />

Les activités initiales de la phase d'exploration 1 du programme prévoyaient aussi la<br />

poursuite des études de cartographie et des relevés hydrogéologiques. Des analyses<br />

géophysiques (sismique reflexion, sismique réfraction et géoélectricité) ont été<br />

effectuées entre le 18 septembre et le 27 novembre 1989. Dans la vallée d'Engelberg,<br />

entre Oërfli et Mattli, six forages piézométriques ont été réalisés et équipés entre le 21<br />

novembre 1989 et le 12 janvier 1990.<br />

Les investigations de la phase d'exploration 1 ont été concentrées sur les cinq premiers<br />

forages d'exploration. La première étape, commencée le 20 novembre 1989, a été la<br />

construction des sites de forage de Schwandrain (8B4) et Wilershôchi (883). Les<br />

travaux de forage actuels, commencés le 15 mai 1990 à 8B4, se sont terminés le 5<br />

mars 1993, avec le forage de Allmend (SB2). Ce dernier se situe dans la zone du<br />

portail du futur dépôt final et était en partie recultivé. A part les programmes<br />

d'observation à long terme encore en cours, les travaux de la première phase<br />

d'exploration se sont achevés par l'installation, en été 1993, d'un système<br />

d'obturateurs dans SB6.<br />

Basée sur les résultats de la phase d'exploration l, la seconde étape du programme<br />

d'analyse au Wellenberg a débuté en été 1994. La phase d'exploration Il comprend<br />

une campagne ultérieure d'études sismiques en surface, plusieurs forages<br />

piézométriques et des forages carottés peu profond. Le forage SB4a consiste en<br />

réalité en deux forages, l'un vertical et l'autre incliné à 45 degrés. La fermeture du<br />

forage incliné a clos cette phase d'exploration en novembre 1995.<br />

Le premier chapitre de ce rapport décrit la géologie régionale, les objectifs du<br />

programme d'exploration et le déroulement des opérations dans le temps. La<br />

procédure d'autorisation et les conséquences sur l'environnement sont présentés dans<br />

le chapitre 2. Ce dernier traite, à la fois, des aspects généraux de la construction et de


NAGRA NTB 94-09<br />

- IVl'opération,<br />

et des mesures spécifiques prise en matière de protection contre le bruit.<br />

Le chapitre 3 décrit les techniques de forage utilisées. Les chapitres 4 à 10 présentent<br />

chaque forage en détail. Le chapitre 11 fournit la liste des organismes de contrôle et la<br />

documentation sur le programme.<br />

Au total, pour les six sites de forage, 7869 mètres ont été forés, dont 960/0 en utilisant<br />

la technique de carottage par cable. La récupération de carotte a été de 970/0. Le large<br />

éventail d'investigations réalisées dans les forages avait pour but de préciser la<br />

géologie du Wellenberg, ainsi que de déterminer son adéquation comme roche<br />

d'accueil pour la construction d'un dépôt final.<br />

Les résultats de la première campagne de forage ont rempli tous les objectifs et, dans<br />

quelques cas, les ont même dépassé. Ils forment la base de décision en faveur du<br />

Wellenberg et pour l'engagement de la procédure générale d'autorisation. Les délais<br />

impartis par la procédure d'autorisation pour l'exploration souterraine ont été mis à<br />

profit, dans le but d'obtenir, grâce à la seconde campagne de forage, la confirmation<br />

des résultats existants, ainsi que quelques informations supplémentaires.


-V- NAGRA NTB 94-09<br />

SUMMARY<br />

As part of its overall responsibility for finding a safe means of disposal for all<br />

categories of radioactive waste, <strong>Nagra</strong> has investigated a range of potential host rocks<br />

for a repository for low- and intermediate-level waste. Comprehensive investigation<br />

programmes were carried out at four sites - Piz Pian Grand (GR), Oberbauenstock<br />

(NW), Bois de la Glaive (VD) and Wellenberg (NW). The Valanginian Marls at<br />

Wellenberg have a number of properties which make them suitable as a host<br />

formation, namely their sorption properties, their plastic behaviour under mechanical<br />

loading and, in particular, their low water permeability.<br />

On 17th June 1987, <strong>Nagra</strong> submitted an application (NSG 18) for permission to carry<br />

out an extensive exploration programme at Wellenberg, with a view to assessing the<br />

suitability of the site for construction of a repository for low- and intermediate-level<br />

waste. The decision of the Federal Council of 31 st August 1988 granted permission to<br />

carry out investigations which would not disturb the potential disposal zone. As well as<br />

investigations from the surface, i.e. seismic surveys and deep boreholes, this included<br />

construction of an exploratory drift. For licensing reasons, construction of the drift had<br />

to be put on hold but the surface-based investigations went ahead.<br />

Initial activities in Phase I of the programme included continuation of mapping studies<br />

and hydrogeological surveying. Geophysical investigations (reflection and refraction<br />

seismics and geoelectrics) were then carried out between 18th September and 27th<br />

November 1989. In the Engelberg Valley, between Dorfli and Mattli, six piezometer<br />

boreholes were drilled and equipped between 21 st November 1989 and 12th January<br />

1990.<br />

The first five exploratory boreholes formed the focal point of the Phase I investigations.<br />

The programme began, on 20th November 1989, with construction of the drillsites at<br />

Schwandrain (SB4) and Wilershochi (SB3). Actual drilling started on 15th May 1990 at<br />

SB4 and was completed on 5th March 1993 with the Allmend borehole (SB2). The<br />

latter site is located in the future repository portal zone and was partly recultivated.<br />

Apart from ongoing long-term monitoring programmes, the installation of a packer<br />

system in SB6 in summer 1993 completed the work in this first investigation phase.<br />

Building on the results from Phase I, a second stage in the Wellenberg site<br />

characterisation programme was initiated in summer 1994. Phase II included a further<br />

surface seismics campaign, several piezometer boreholes and shallow cored<br />

boreholes. Borehole SB4a consisted of both a vertical and an inclined (45 degrees)<br />

hole and sealing of the inclined hole brought this stage of investigations to an end in<br />

November 1995.<br />

The first chapter of this report discusses regional geology, the aims of the investigation<br />

programme and the timetable which was followed. Licensing and environmental issues<br />

are discussed in chapter 2, which deals both with general aspects of construction and<br />

operation and with the specific measures taken for noise protection. Chapter 3<br />

describes the drilling techniques used and chapters 4 to 10 each discuss one borehole<br />

in detail. Chapter 11 addresses supervisory bodies and documentation of the<br />

programme.<br />

The total number of metres drilled from the six sites was around 7869, of which 96%<br />

were drilled using the wire line coring technique. Core recovery was 97%. The aim of


NAGRA NTB 94-09 - VI -<br />

the wide range of investigations carried out in the boreholes was to characterise the<br />

geology of the Wellenberg site, with a view to assessing its suitability as a host<br />

formation for construction of a repository.<br />

The results from the first drilling campaign fulfilled, and in some cases even<br />

surpassed, all expectations. They formed the basis for the siting decision in favour of<br />

Wellenberg and for initiation of the general licensing procedure. Positive use was<br />

made of the time delays encountered in the licensing procedure for underground<br />

exploration by aiming the second drilling campaign at confirming existing results and<br />

providing additional information.


- VII -<br />

NAGRA NTB 94-09<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

RESUME<br />

ABSTRACT<br />

INHAL TSVERZEICHNIS<br />

VERZEICHNIS DER TABELLEN<br />

VERZEICHNIS DER BEILAGEN<br />

1 EINLEITUNG<br />

1 .1 Ausgangslage<br />

1 .2 Geologische Situation<br />

1.3 Untersuchungsziele der Bohrungen<br />

1.4 Zeitlicher Ablauf der Arbeiten<br />

2 BAU- UND UMWELTASPEKTE<br />

2.1 Einleitung<br />

2.1.1 Bewilligungsverfahren<br />

2.1.2 Behördliche Auflagen<br />

2.2 Bauarbeiten<br />

2.2.1 Grundsätze der Arbeitsvergaben<br />

2.3 Verkehrsaufkommen<br />

2.3.1 Einleitung<br />

2.3.2 Verkehrsübersicht<br />

2.4 Lärmsituation<br />

2.4.1 Einleitung<br />

2.4.2 Übersicht<br />

2.4.2.1 SB4 "Schwandrain"<br />

2.4.2.2 SB3 "Wilershöchi"<br />

2.4.2.3 SB1 "Oberrickenbach"<br />

2.4.2.4 SB6 "Büel"<br />

2.4.2.5 SB2 "Allmend"<br />

2.4.2.6 SB4a "Ried"<br />

2.5 Entsorgung<br />

2.5.1 Einleitung<br />

2.5.2 Entsorgungskonzept<br />

2.5.2.1 Häusliche Abwässer<br />

2.5.2.2 Meteorwasser<br />

2.5.2.3 Bohrspülung<br />

2.5.2.4 Wasser-Öl-Gemisch, Öischlamm<br />

2.5.2.5 Feststoffe<br />

2.6 Rekultivierung<br />

2.6.1 Ausgangslage<br />

2.6.2 Grundsätze<br />

111<br />

V<br />

VII<br />

XV<br />

XVII<br />

1<br />

1<br />

2<br />

2<br />

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14


NAGRA NTB 94-09 - VIII -<br />

2.6.3 Übersicht 15<br />

2.6.3.1 SB4 IISchwandrain li 15<br />

2.6.3.2 SB3 IIWilershöchi li 15<br />

2.6.3.3 SB1 IIOberrickenbach li 15<br />

2.6.3.4 SB6 11 Büel li 16<br />

2.6.3.5 SB2 "Allmend" 16<br />

2.6.3.6 SB4a IIRied li 17<br />

2.6.4 Schlussfolgerungen 17<br />

2.7 Grundwasserüberwachung 17<br />

2.7.1 Einleitung 17<br />

2.7.2 Überwachung der Bohrstandorte 17<br />

2.7.3 Feststellungen und Schlussfolgerungen 18<br />

3 BOHRTECHNIK 19<br />

3.1 Einleitung 19<br />

3.2 Organisatorische Aspekte 19<br />

3.3 Bohrverfahren 20<br />

3.3.1 Einleitung 20<br />

3.3.2 Sei/kernen 20<br />

3.3.3 Hammerkernen 22<br />

3.3.4 M eisselboh ren 22<br />

3.3.5 Tubex-Bohren 22<br />

3.3.6 Erweitern 23<br />

3.4 Bohrgeräte 23<br />

3.5 Verrohrungen 24<br />

3.5.1 Permanente Verrohrungen 24<br />

3.5.2 Hi/fsverrohrungen 24<br />

3.6 Preventeranlagen 24<br />

3.7 Zementationen 25<br />

3.8 Bohrspülungen 25<br />

3.8.1 Ton-Süsswasser-Spülung 25<br />

3.8.2 Klarwasser-Spülung 26<br />

3.8.3 Spülungsentsorgung 26<br />

3.9 Mess- und Testarbeiten 27<br />

3.9.1 Packertests 27<br />

3.9.2 Fluidlogging 28<br />

3.9.3 Geophysikalische Messungen 28<br />

3.9.4 Bohrlochseismische Messungen 28<br />

3.9.5 Dilatometermessungen 28<br />

3.9.6 Hyd rofractests 29<br />

3.9.7 Boh rlochverlaufsmessu ngen 29<br />

3.9.8 Temperatur-Angleichsmessungen 29<br />

3.10 Spezielle Arbeiten 29<br />

3.11 Zeitauftei/ung 30


- IX- NAGRA NTB 94-09<br />

4 SONDIERBOHRUNG SB4 31<br />

4.1 Einleitung 31<br />

4.2 Geologisches Profil und Verrohrungschema 31<br />

4.3 Technische Daten der Bohrung 32<br />

4.4 Chronologie der Bohrung 33<br />

4.4.1 Bohrlochabschnitt von 2.4 - 60.3 m 33<br />

4.4.2 Bohrlochabschnitt von 60.3 - 151.4 m 34<br />

4.4.3 Bohrlochabschnitt von 151.4 - 703.5 m 34<br />

4.4.4 Bohrlochabschnitt von 703.5 - 757.6 m 35<br />

4.5 Bohrvorgang 36<br />

4.5.1 Bohrlochabschnitt von 2.4 - 60.3 m 36<br />

4.5.1.1 Meisseln 12 1/4 11 und 9 5/8 11 Rohreinbau 36<br />

4.5.2 Bohrlochabschnitt von 60.3 - 151.4 m 36<br />

4.5.2.1 Kernen 6 1/4 11 36<br />

4.5.2.2 Erweitern 8 1/2 11 und 7 11 Verrohrung 37<br />

4.5.3 Bohrlochabschnitt von 151.4 - 703.5 m 38<br />

4.5.3.1 Kernen 6 1/4 11 und 5 11 Verrohrung 38<br />

4.5.4 Bohrlochabschnitt von 703.5 - 757.6 m 39<br />

4.5.4.1 Kernen 96 mm 39<br />

4.5.4.2 Erweitern 104.8 mm 39<br />

4.5.5 Abschlussarbeiten 40<br />

4.6 Verrohrungen und Zementationen 40<br />

4.6.1 9 5/8 11 Standrohr 40<br />

4.6.2 7 11 Zwischenverrohrung 41<br />

4.6.3 5 11 Endverrohrung 41<br />

4.7 Preventeranlage und Bohrlochverflanschung 42<br />

4.8 Bohrspülung 42<br />

4.8.1 Ton-Süsswasser-Spülung 42<br />

4.8.2 Klarwasser-Spülung 42<br />

4.8.3 Spülungsentsorgung 42<br />

4.9 Bohrwerkzeuge 43<br />

4.9.1 Kernkronen 43<br />

4.9.2 Rollenmeisselbohrung 44<br />

4.9.3 Erweiterungswerkzeuge 44<br />

4.10 Boh rlochverlauf 44<br />

4.11 Zeitaufteilung 44<br />

5 SONDIERBOHRUNG SB3 45<br />

5.1 Einleitung 45<br />

5.2 Geologisches Profil und Verrohrungsschema 46<br />

5.3 Technische Daten der Bohrung 47<br />

5.4 Chronologie der Bohrung 47<br />

5.4.1 Bohrlochabschnitt von 2.5 - 58.4 m 48<br />

5.4.2 Bohrlochabschnitt von 58.4 - 220.0 m 48<br />

5.4.3 Bohrlochabschnitt von 220.0 - 585.9 m 48<br />

5.4.4 Bohrlochabschnitt von 585.9 - 1106.3 m 49<br />

5.4.5 Bohrlochabschnitt von 11 06.3 ~ 1546.7 m 50


NAGRA NTB 94-09 - X-<br />

5.5 Bohrvorgang 51<br />

5.5.1 Bohrlochabschnitt von 2.5 - 58.4 m 51<br />

5.5.1.1 Kernen 6 1/4 11 51<br />

5.5.1.2 Erweitern 17 1/2 11 und 13 3/8 11 Verrohrung 52<br />

5.5.2 Bohrlochabschnitt von 58.4 - 220.0 m 52<br />

5.5.2.1 Kernen 6 1/4 11 52<br />

5.5.2.2 Erweitern 12 1/4 11 und 9 5/8 11 Verrohrung 53<br />

5.5.3 Bohrlochabschnitt von 220.0 - 585.9 m 53<br />

5.5.3.1 Kernen 6 1/4 11 und 101 mm 53<br />

5.5.3.2 Erweitern 8 1/2 11 und TI Verrohrung 54<br />

5.5.4 Bohrlochabschnitt von 585.9 - 1106.3 m 54<br />

5.5.4.1 Kernen 6 1/4 11 54<br />

5.5.4.2 Unterschneiden 8 1/2 11 und 5 11 Verrohrung 55<br />

5.5.5 Bohrlochabschnitt von 1106.3 - 1546.7 m 55<br />

5.5.5.1 Kernen 96 mm 55<br />

5.5.6 Arbeiten nach Erreichen der Endteufe 56<br />

5.6 Verrohrungen und Zementationen 59<br />

5.6.1 13 3/8 11 Standrohr 59<br />

5.6.2 9 5/8 11 Ankerrohrtour 59<br />

5.6.3 7 11 Zwischenrohrtour 59<br />

5.6.4 5 11 Endverrohrung 60<br />

5.7 Preventeran lagen I Boh rlochverflanschung 61<br />

5.8 Bohrspülung 61<br />

5.8.1 Ton-Süsswasser-Spülung 61<br />

5.8.2 Klarwasser-Spülung 61<br />

5.8.3 Spülungsentsorgung 62<br />

5.9 Bohrwerkzeuge 62<br />

5.9.1 Kernkronen 62<br />

5.9.2 Erweiterungswerkzeuge 62<br />

5.9.3 Sonstige Werkzeuge 63<br />

5.10 Wartung und Reparatur 63<br />

5.11 Bohrlochverlauf 64<br />

5.12 Zeitaufteilung 64<br />

6 SONDIERBOHRUNG SB1 65<br />

6.1 Einleitung 65<br />

6.2 Geologisches Profil und Verrohrungsschema 65<br />

6.3 Technische Daten der Bohrung 67<br />

6.4 Chronologie der Bohrung 67<br />

6.4.1 Bohrlochabschnitt von 3.1 - 61.0 m 67<br />

6.4.2 Bohrlochabschnitt von 61.0 - 313.5 m 68<br />

6.4.3 Bohrlochabschnitt von 313.5 - 1000.5 m 68<br />

6.4.4 Bohrlochabschnitt von 1000.5 - 1385.2 m 69<br />

6.4.5 Bohrlochabschnitt von 1385.2 - 1670.3 m 70<br />

6.5 Bohrvorgang 72<br />

6.5.1 Bohrlochabschnitt von 3.1 - 61.0 m 72<br />

6.5.2 Kernen 6 1/4 11 72<br />

6.5.2.1 Erweitern 17 1/2 11 und 13 3/8 11 Verrohrung 72


- XI - NAGRA NTB 94-09<br />

6.5.3 Bohrlochabschnitt von 61.0 - 313.5 m 73<br />

6.5.3.1 Kernen 6 1/4 11 73<br />

6.5.3.2 Erweitern 12 1/4" und 9 5/8" Verrohrung 73<br />

6.5.4 Bohrlochabschnitt von 313.5 - 1000.5 m 73<br />

6.5.4.1 Kernen 6 1/4" 73<br />

6.5.4.2 Erweitern 8 1/2" und 7" Verrohrung 74<br />

6.5.5 Bohrlochabschnitt von 1000.5 - 1385.2 m 75<br />

6.5.5.1 Kernen 6 1/4" und 5" Verrohrung 75<br />

6.5.6 Bohrlochabschnitt von 1385.2 - 1670.3 m 77<br />

6.5.6.1 Kernen 96 mm 77<br />

6.5.7 Arbeiten nach Erreichen der Endteufe 79<br />

6.5.8 Einbau des Multipackersystems 81<br />

6.6 Verrohrungen und Zementationen 82<br />

6.6.1 13 3/8" Standrohrtour 82<br />

6.6.2 9 5/8" Ankerrohrtour 82<br />

6.6.3 TI Zwischenrohrtour 83<br />

6.6.4 5" Endverrohrung 84<br />

6.7 Verfüllungszementation 85<br />

6.8 Preventeranlagen und Bohrlochverflanschung 85<br />

6.9 Bohrspülung 85<br />

6.9.1 Ton-Süsswasser-Spülung 85<br />

6.9.2 Klarwasser-Spülung 86<br />

6.9.3 Spülungsentsorgung 86<br />

6.10 Bohrwerkzeuge 87<br />

6.10.1 Kernkronen 87<br />

6.<strong>10.2</strong> Erweiterungswerkzeuge 88<br />

6.10.3 Sonstige Werkzeuge 88<br />

6.11 Spezielle Arbeiten 89<br />

6.11.1 Fangarbeit 7" Hilfsverrohrung 89<br />

6.11.2 Fangarbeit Packergarnitur 89<br />

6.11.3 Fangarbeit 3 1/2 11 Gestänge 90<br />

6.12 Wartung und Reparatur 91<br />

6.13 Bohrlochverlauf 91<br />

6.14 Zeitaufteilung 91<br />

7 SONDIERBOHRUNG SBS 93<br />

7.1 Einleitung 93<br />

7.2 Geologisches Profil und Verrohrungsteufen 93<br />

7.3 Technische Daten der Bohrung 95<br />

7.4 Chronologie der Bohrung 95<br />

7.4.1 Bohrlochabschnitt von 2.7 - 166.7 m 95<br />

7.4.2 Bohrlochabschnitt von 166.7 - 430.6 m 96<br />

7.5 Bohrvorgang 97<br />

7.5.1 Bohrlochabschnitt von 2.7 - 166.7 m 97<br />

7.5.1.1 Kernen 97<br />

7.5.1.2 Erweitern 17 1/2" und 12 1/4 11 ; 133/8 11 und 95/8"<br />

Verrohrung 98


NAGRA NTB 94-09 - XII -<br />

7.5.2 Bohrlochabschnitt 166.7 - 430.6 m 98<br />

7.5.2.1 Kernen 146 mm 98<br />

7.5.2.2 Erweitern 8 1/2" und 7" Verrohrung 99<br />

7.6 Verrohrungen und Zementationen 100<br />

7.6.1 13 3/8" Rohrtour 100<br />

7.6.2 9 5/8" Standrohr 100<br />

7.6.3 7" Verrohrung 100<br />

7.7 Preventeranlage, Bohrlochverflanschung 101<br />

7.8 Bohrspülung 101<br />

7.8.1 Ton-Süsswasser-Spü lu ng 101<br />

7.8.2 Spülungsentsorgung 101<br />

7.9 Bohrwerkzeuge 101<br />

7.9.1 Kernkronen 102<br />

7.9.2 Sonstige Werkzeuge 102<br />

7.10 Bohrlochverlauf 102<br />

7.11 Zeitaufteilung 103<br />

8 SONDIERBOHRUNG SB2 105<br />

8.1 Einleitung 105<br />

8.2 Geologisches Profil und Verrohrungsteufen 105<br />

8.3 Technische Daten der Bohrung 107<br />

8.4 Chronologie der Bohrung 108<br />

8.4.1 Bohrlochabschnitt von 3.0 - 57.7 m 108<br />

8.4.2 Bohrlochabschnitt von 57.7 - 577.0 m 109<br />

8.4.3 Bohrlochabschnitt von 577.0 - 1151.5 m 109<br />

8.4.4 Bohrlochabschnitt von 1151.5 - 1703.5 m 110<br />

8.4.5 Bohrlochabschnitt von 1703.5 - 1870.4 m 110<br />

8.5 Bohrvorgang 111<br />

8.5.1 Bohrlochabschnitt von 3.0 - 57.7 m 111<br />

8.5.1.1 Kernen 6 1/4" 111<br />

8.5.1.2 Erweitern 171/2" und 133/8" Verrohrung 112<br />

8.5.2 Bohrlochabschnitt von 57.7 - 577.0 m 112<br />

8.5.2.1 Kernen 6 1/4" 112<br />

8.5.2.2 Erweitern 8 1/2" und 12 1/4" und 9 5/8" Verrohrung 113<br />

8.5.3 Bohrlochabschnitt von 577.0 - 1151.5 m 114<br />

8.5.3.1 Kernen 6 1/4" 114<br />

8.5.3.2 Erweitern 8 1/2" und 1" Verrohrung 115<br />

8.5.4 Bohrlochabschnitt 1151.5 - 1703.5 m 116<br />

8.5.5 Kernen 6 1/4" und 5" Verrohrung 116<br />

8.5.6 Bohrlochabschnitt von 1703.5 - 1870.4 m 117<br />

8.5.7 Arbeiten nach Erreichen der Endteufe 117<br />

8.6 Verrohrungen und Zementationen 118<br />

8.6.1 13 3/8" Standrohr 118<br />

8.6.2 9 5/8" Ankerrohrtour 118<br />

8.6.3 7" Verrohrung 119<br />

8.6.4 5" Endverrohrung 121<br />

8.6.5 Verfüllungszementationen 122<br />

8.7 Preventeranlage und Bohrlochverflanschung 122


- XIII - NAGRA NTB 94-09<br />

8.8 Bohrspülung 123<br />

8.8.1 Ton-Süsswasser-Spülung 123<br />

8.8.2 Spülungsentsorgung 123<br />

8.9 Bohrwerkzeuge 123<br />

8.9.1 Kernkronen 123<br />

8.9.2 Erweiterungswerkzeuge 124<br />

8.10 Spezielle Arbeiten 126<br />

8.10.1 Nachzementation 9 5/8" Rohre 126<br />

8.<strong>10.2</strong> Fangarbeiten 128<br />

8.<strong>10.2</strong>.1 7" Hilfsverrohrung 128<br />

8.<strong>10.2</strong>.2 6 1/4" Pilotmeissel 130<br />

8.11 Boh rlochverlauf 131<br />

8.12 Zeitaufteilung 131<br />

9 SONDIERBOHRUNG SB4a/v (vertikales Bohrloch) 133<br />

9.1 Einleitung 133<br />

9.2 Geologisches Profil und Verrohrungschema 133<br />

9.3 Technische Daten der Bohrung 135<br />

9.4 Chronologie der Bohrung 135<br />

9.4.1 Bohrlochabschnitt von 2.2 - 71 .3 m 135<br />

9.4.2 Bohrlochabschnitt von 71.3 - 114.0 m 136<br />

9.4.3 Bohrlochabschnitt von 114.0 - 735.0 m 136<br />

9.4.4 Mess- und Testphase auf Endteufe und Ausbau als Pegel 137<br />

9.5 Bohrvorgang 138<br />

9.5.1 Bohrlochabschnitt von 2.2 - 71.3 m 138<br />

9.5.2 Bohrlochabschnitt von 71.3 - 114.0 m 138<br />

9.5.2.1 Kernen 6 1/4" 138<br />

9.5.2.2 Erweitern 8 1/2" und TI Verrohrung 139<br />

9.5.3 Bohrlochabschnitt von 114.0 - 735.0 m 141<br />

9.5.3.1 Kernen 6 1/4" 141<br />

9.5.3.2 Arbeiten nach Abschluss der Bohrphase 142<br />

9.5.3.3 Ausbau zum Pegel 144<br />

9.6 Verrohrungen und Zementationen 145<br />

9.6.1 9 5/8" Standrohr 145<br />

9.6.2 7" Verrohrung 145<br />

9.7 Preventeranlage und Bohrlochverflanschung 146<br />

9.8 Bohrspülung 147<br />

9.8.1 Ton-Süsswasser-Spülung 147<br />

9.8.2 Spülungsentsorgung 147<br />

9.9 Bohrwerkzeuge 147<br />

9.9.1 Kernkronen 147<br />

9.9.2 Rollenmeisselbohrung 147<br />

9.9.3 E rweiteru ngswerkzeug 148<br />

9.10 Bohrlochverlauf 148<br />

9.11 Zeitaufteilung 148


NAGRA NTB 94-09<br />

- XIV-<br />

10 SONDIERBOHRUNG SB4a/s (schräges Bohrloch)<br />

10.1 Einleitung<br />

<strong>10.2</strong> Geologisches Profil und Verrohrungschema<br />

<strong>10.2</strong>.1.1 Technische Daten der Bohrung<br />

10.3 Chronologie der Bohrung<br />

10.3.1 Bohrlochabschnitt von 3.5 - 84.6 m<br />

10.3.2 Bohrlochabschnitt von 84.6 - 178.9 m<br />

10.3.3 Bohrlochabschnitt von 178.9 - 417.4 m<br />

10.3.4 Bohrlochabschnitt von 417.4 - 858.2 m<br />

10.3.5 Arbeiten nach Erreichen der Endteufe<br />

10.4 Bohrvorgang<br />

10.4.1 Bohrlochabschnitt von 3.5 - 84.6 m<br />

10.4.2 Bohrlochabschnitt von 84.6 - 178.9 m<br />

10.4.3 Bohrlochabschnitt von 178.9 - 417.4 m<br />

10.4.3.1 Kernen 6 1/4 11<br />

10.4.3.2 Erweitern 7 5/8" und 5 1/2" Verrohrung<br />

10.4.4 Bohrlochabschnitt von 417.4 - 858.2 m<br />

10.4.4.1 Kernen 123 mm<br />

10.4.4.2 Abschlussarbeiten<br />

149<br />

149<br />

149<br />

151<br />

151<br />

151<br />

152<br />

152<br />

153<br />

153<br />

154<br />

154<br />

155<br />

157<br />

157<br />

157<br />

158<br />

158<br />

158<br />

10.5 Bohrlochversiegelung 159<br />

10.6 Verroh rungen und Zementationen 160<br />

10.6.1 273 mm Standrohr 160<br />

10.6.2 219 mm Zwischenverrohrung 160<br />

10.6.3 5 1/2" Endverrohrung 161<br />

10.7 Preventeranlage und Bohrlochverflanschung 161<br />

10.8 Bohrspülung 161<br />

10.8.1 Ton-Süsswasser-Spülung 161<br />

10.8.2 Spülungsentsorgung 162<br />

10.9 Bohrwerkzeuge 162<br />

10.9.1 Kernkronen 162<br />

10.9.2 Meisselbohrung 162<br />

10.9.2.1 306 mm und 237 mm Hammerbohrung 162<br />

10.9.2.2 9 7/8 11 Rollenmeisselbohrung 163<br />

10.9.3 Erweiterungswerkzeuge 163<br />

10.10 Bohrlochverlauf 163<br />

10.11 Zeitaufteilung 163<br />

11 AUFSICHTSKOMMISSION UND BERICHTERSTATTUNG 165<br />

11.1 Regelung der Aufsicht 165<br />

11.1.1 Zusammensetzung der Aufsichtskommission Wellenberg 165<br />

11.1.2 Tätigkeit der Aufsichtsbehörden 165<br />

11.2 Berichterstattung 165<br />

11.2.1 Zwischenberichte 166<br />

11 .2.2 14-Tage-Berichte 166<br />

11.2.3 Schlussbericht und weitere technische Berichte 166<br />

11.2.4 Orientierung der Gemeindebehörden und der Bevölkerung 166


-xv- NAG RA NTB 94-09<br />

VERZEICHNIS DER TABELLEN IM TEXT<br />

Tabelle 1: Kernboh rü be rsicht 21<br />

Tabelle 2: Seilkernsysteme 22<br />

Tabelle 3: Geologisches Profil SB4 (Planung) 31<br />

Tabelle 4: Bohrungsschema SB4 (Planung) 32<br />

Tabelle 5: Geologisches Profil SB4 (angetroffen) 32<br />

Tabelle 6: Bohrungsdaten SB4 33<br />

Tabelle 7: Kernkronen SB4 43<br />

Tabelle 8: Geologisches Profil SB3 (Planung) 46<br />

Tabelle 9: Bohrungsschema SB3 (Planung) 46<br />

Tabelle 10: Geologisches Profil SB3 (angetroffen) 46<br />

Tabelle 11: Bohrungsdaten SB3 47<br />

Tabelle 12: Kernkronen SB3 62<br />

Tabelle 13: Erweiterung mit ROllenmeissel, SB3 63<br />

Tabelle 14: Erweiterung mit Diamantkrone, SB3 63<br />

Tabelle 15: Unterschneiden, SB3 63<br />

Tabelle 16: Wartung- und Reparatur, SB3 64<br />

Tabelle 17: Geologisches Profil SB1 (Planung) 65<br />

Tabelle 18: Bohrungsschema SB1 (Planung) 66<br />

Tabelle 19: Geologisches Profil SB1 (angetroffen) 66<br />

Tabelle 20: Bohrungsdaten SB1 67<br />

Tabelle 21: Kernkronen SB1 87<br />

Tabelle 22: Nicht gekernte Abschnitte in SB1 88<br />

Tabelle 23: Erweiterungswerkzeuge SB 1 88<br />

Tabelle 24: havarierte Testgarnitur SB1 89<br />

Tabelle 25: Reparaturen SB1 91<br />

Tabelle 26: Geologisches Profil SB6 (Planung) 93<br />

Tabelle 27: Geologisches Profil SB6 (angetroffen) 94<br />

Tabelle 28: Bohrungsdaten SB6 95<br />

Tabelle 29: Kernkronen SB6 102<br />

Tabelle 30: Geologisches Profil SB2 (Planung) 105<br />

Tabelle 31: Bohrungsschema SB2 (Planung) 106<br />

Tabelle 32: Geologisches Profil SB2 (angetroffen) 106<br />

Tabelle 33: Bohrungsdaten SB2 108<br />

Tabelle 34: Kernkronen SB2 124


NAGRA NTB 94-09<br />

- XVI-<br />

Tabelle 35: Rollenerweiterungswerkzeuge, SB2 125<br />

Tabelle 36: Geologisches Profil SB4a/v (Planung) 133<br />

Tabelle 37: Bohrungsschema SB4a/v (Planung) 134<br />

Tabelle 38: Geologisches Profil SB4a/v (angetroffen) 134<br />

Tabelle 39: Bohrungsdaten SB4a/v 135<br />

Tabelle 40: Kernkrone SB4a/v 147<br />

Tabelle 41: Geologisches Profil SB4a/s (Planung) 150<br />

Tabelle 42: Bohrungsschema SB4a/s (Planung) 150<br />

Tabelle 43: geologisches Profil SB4a/s (angetroffen) 150<br />

Tabelle 44: Bohrungsdaten SB4a/s 151<br />

Tabelle 45: Kernkronen SB4a/s 162<br />

Tabelle 46: Zwischenberichte Wellenberg 166


- XVII - NAGRA NT8 94-09<br />

VERZEICHNIS DER BEILAGEN IM BEILAGENBAND<br />

Beilage 1.1<br />

Beilage 1.2<br />

Beilage 1.3<br />

Beilage 2.1<br />

Beilage 2.2<br />

Beilage 2.3<br />

Beilage 2.4<br />

Beilage 2.5<br />

Beilage 3.1<br />

Beilage 3.2<br />

Beilage 4.1<br />

Beilage 4.2<br />

Beilage 4.3<br />

Beilage 4.4<br />

Beilage 4.5<br />

Beilage 4.6<br />

Beilage 4.7<br />

Beilage 4.8<br />

Beilage 4.9<br />

Beilage 4.10<br />

Beilage 4.11<br />

Beilage 4.12<br />

Beilage 4.13<br />

Beilage 4.14<br />

Beilage 4.15<br />

Beilage 5.1<br />

Beilage 5.2<br />

Beilage 5.3<br />

Beilage 5.4<br />

Beilage 5.5<br />

Beilage 5.6<br />

Beilage 5.7<br />

Beilage 5.8<br />

Anzahl Seiten<br />

Bohrstandorte Wellenberg<br />

1<br />

8chnitt durch den Wellenberg<br />

1<br />

Zeitliche Abfolge<br />

1<br />

Bohrplatzsituation 8B4, 8B4a<br />

1<br />

Bohrplatzsituation 8B3<br />

1<br />

Bohrplatzsituation 8B1<br />

1<br />

Bohrplatzsituation 8B6<br />

1<br />

Bohrplatzsituation 8B2<br />

1<br />

Tabelle der Bohrgerätedaten<br />

1<br />

Prozentuale Zeitaufteilung<br />

1<br />

8B4, Geologisches Profil, Zeit-Teufen-Diagramm, Bohrlochbild 1<br />

8B4, Rohrliste 9 5/8"<br />

1<br />

8B4, Zementationsrapport 9 5/8"<br />

1<br />

8B4, Rohrliste TI<br />

1<br />

8B4, Zementationsrapport 7"<br />

1<br />

8B4, Rohrliste 5"<br />

2<br />

8B4, Zementationsrapport 5" 1. 8tufe<br />

1<br />

8B4, Zementationsrapport 5" 2. 8tufe<br />

1<br />

8B4, 8pülungsparameter und 8pülungsmaterialverbrauch<br />

2<br />

8B4, Kernmarschliste<br />

3<br />

8B4, Kernbohrparameter<br />

1<br />

8B4, Werkzeugeinsätze, chronologisch<br />

1<br />

8B4, Horizontal- und Vertikalprojektion<br />

1<br />

8B4, Tabelle Bohrlochverlaufsdaten<br />

3<br />

884, Zeitaufteilung<br />

1<br />

883, Geologisches Profil, Zeit-Teufen-Diagramm, 8ohrlochbild 1<br />

883, Rohrliste 13 3/8"<br />

1<br />

883, Zementationsrapport 13 3/8"<br />

1<br />

883, Rohrliste 9 5/8"<br />

1<br />

883, Zementationsrapport 9 5/8"<br />

1<br />

883, Rohrliste 7"<br />

2<br />

8B3, Zementationsrapport 7"<br />

1<br />

8B3, Rohrliste 5"<br />

3


NAGRA NTB 94-09 - XVIII -<br />

Beilage 5.9 SB3, Zementationsrapport 5" 1. Stufe 1<br />

Beilage 5.10 SB3, Zementationsrapport 5" 2. Stufe 1<br />

Beilage 5.11 SB3, Spülungsparameter und Spülungsmaterialverbrauch 5<br />

Beilage 5.12 SB3, Kernmarschliste 10<br />

Beilage 5.13 SB3, Kernbohrparameter 1<br />

Beilage 5.14 SB3, Werkzeugeinsätze, chronologisch 2<br />

Beilage 5.15 SB3, Horizontal- und Vertikalprojektion 1<br />

Beilage 5.16 SB3, Tabelle Bohrlochverlaufsdaten 3<br />

Beilage 5.17 SB3, Zeitaufteilung 1<br />

Beilage 6.1 SB1, Geologisches Profil, Zeit-Teufen-Diagramm, Bohrlochbild 1<br />

Beilage 6.2 SB 1, Schema Zementierstufe 2<br />

Beilage 6.3 SB1, Sonic-Televiewer-Darstellung 1<br />

Beilage 6.4 SB 1, Rohrliste 13 3/8" 1<br />

Beilage 6.5 SB 1 , Zementationsrapport 13 3/8" 1<br />

Beilage 6.6 SB1, Rohrliste 9 5/8" 1<br />

Beilage 6.7 SB1, Zementationsrapport 9 5/8" 1<br />

Beilage 6.8 SB1, Rohrliste 7" 3<br />

Beilage 6.9 SB 1, Zementationsrapport TI 1. Stufe 1<br />

Beilage 6.10 SB 1 , Zementationsrapport TI 2. Stufe 1<br />

Beilage 6.11 SB1, Rohrliste 5" 4<br />

Beilage 6.12 SB1, Zementationsrapport 5" 1<br />

Beilage 6.13 SB1, Zementationsrapport Verfüllung 1<br />

Beilage 6.14 SB1, Spülungsparameter und Spülungsmaterialverbrauch 7<br />

Beilage 6.15 SB1, Kernmarschliste 8<br />

Beilage 6.16 SB1, Kernbohrparameter 1<br />

Beilage 6.17 SB1, Werkzeugeinsätze, chronologisch 2<br />

Beilage 6.18 SB1, Horizontal- und Vertikalprojektion 1<br />

Beilage 6.19 SB1, Tabelle Bohrlochverlaufsdaten 3<br />

Beilage 6.20 SB1, Zeitaufteilung 1<br />

Beilage 7.1 SB6, Geologisches Profil, Zeit-Teufen-Diagramm, Bohrlochbild 1<br />

Beilage 7.2 SB6, Rohrliste 9 5/8" 1<br />

Beilage 7.3 SB6, Zementationsrapport 9 5/8" 1<br />

Beilage 7.4 SB6, Rohrliste 7" 1<br />

Beilage 7.5 SB6, Zementationsrapport 7" 1<br />

Beilage 7.6 SB6, Spülungsparameter und Spülungsmaterialverbrauch 2


- XIX- NAGRA NTB 94-09<br />

Beilage 7.7 SB6, Kernmarschliste 7<br />

Beilage 7.8 SB6, Kernbohrparameter 1<br />

Beilage 7.9 SB6, Werkzeugeinsätze, chronologisch 2<br />

Beilage 7.10 SB6, Horizontal- und Vertikalprojektion 1<br />

Beilage 7.11 SB6, Tabelle Bohrlochverlaufsdaten 2<br />

Beilage 7.12 SB6, Zeitaufteilung 1<br />

Beilage 8.1 SB2, Geologisches Profil, Zeit-Teufen-Diagramm, Bohrlochbild 1<br />

Beilage 8.2 SB2, Rohrliste 13 3/8" 1<br />

Beilage 8.3 SB2, Zementationsrapport 13 3/8" 1<br />

Beilage 8.4 SB2, Rohrliste 9 5/8" 1<br />

Beilage 8.5 SB2, Zementationsrapport 9 5/8" 1<br />

Beilage 8.6 SB2, Rohrliste 1" 3<br />

Beilage 8.7 SB2, Zementationsrapport 7" 1. Stufe 1<br />

Beilage 8.8 SB2, Zementationsrapport 7" 2. Stufe 1<br />

Beilage 8.9 SB2, Rohrliste 5" 4<br />

Beilage 8.10 SB2, Zementationsrapport 5" 1<br />

Beilage 8.11 SB2, 8pülungsparameter und 8pülungsmaterialverbrauch 5<br />

Beilage 8.12 SB2, Kernmarschliste 10<br />

Beilage 8.13 8B2, Kernbohrparameter 1<br />

Beilage 8.14 8B2, Werkzeugeinsätze, chronologisch 1<br />

Beilage 8.15 SB2, Erweiterungswerkzeuge 1<br />

Beilage 8.16 8B2, Nachzementation 9 5/8" 1<br />

Beilage 8.17 8B2, Horizontal- und Vertikalprojektion 1<br />

Beilage 8.18 8B2, Tabelle Bohrlochverlaufsdaten 5<br />

Beilage 8.19 SB2, Zeitaufteilung 1<br />

Beilage 9.1 8B4a/v, Geologisches Profil, Zeit-Teufen-Diagramm, Bohrlochbild 1<br />

Beilage 9.2 8B4a/v, Fluid-Logging, schematische Darstellung 1<br />

Beilage 9.3 SB4a/v, Pegelrohrdaten 1<br />

Beilage 9.4 SB4a/v, Rohrliste 9 5/8" 1<br />

Beilage 9.5 SB4a/v, Zementationsrapport 9 5/8" 1<br />

Beilage 9.6 SB4a/v, Rohrliste 7" 1<br />

Beilage 9.7 SB4a/v, Zementationsrapport 7" 1<br />

Beilage 9.8 SB4a/v, Spülungsparameter und Spülungsmaterialverbrauch 2<br />

Beilage 9.9 SB4a/v, Kernmarschliste 3<br />

Beilage 9.10 SB4a/v, Kernbohrparameter 1


NAGRA NTB 94-09<br />

- XX-<br />

Beilage 9.11 SB4a/v, Werkzeugeinsätze, chronologisch<br />

Beilage 9.12 SB4a/v, Horizontal- und Vertikalprojektion 1<br />

Beilage 9.13 SB4a/v, Tabelle Bohrlochverlaufsdaten 2<br />

Beilage 9.14- SB4a/v, Zeitaufteilung 1<br />

Beilage 10.1 SB4a/s, Geologisches Profil, Zeit-Teufen-Diagramm, Bohrlochbild 1<br />

Beilage <strong>10.2</strong> SB4a/s, Rohrliste 273 mm<br />

Beilage 10.3 SB4a/s, Tubexrohrschuh und Vorschweissverbinder 1<br />

Beilage 10.4 SB4a/s, Zementationsrapport 273 mm 1<br />

Beilage 10.5 SB4a/s, Rohrliste 219 mm<br />

Beilage 10.6 SB4a/s, Zementationsrapport 219 mm 1<br />

Beilage 10.7 SB4a/s, Rohrliste 5 1/2 11 1<br />

Beilage 10.8 SB4a/s, Zementationsrapport 5 1/2"<br />

Beilage 10.9 SB4a/s, Spülungsparameter und Spülungsmaterialverbrauch 2<br />

Beilage 10.10 Kernmarschliste 2<br />

Beilage 10.11 SB4a/s, Kernbohrparameter 1<br />

Beilage 10.12 SB4a/s, Werkzeugeinsätze, chronologisch 1<br />

Beilage 10.13 SB4a/s, Horizontal- und Vertikalprojektion 1<br />

Beilage 10.14 SB4a/s, Tabelle Bohrlochverlaufsdaten 2<br />

Beilage 10.15 SB4a/s, Zeitaufteilung


- 1 - NAGRA NTB 94-09<br />

1 EINLEITUNG<br />

1.1 Ausgangslage<br />

Im Rahmen ihrer Aufgabe, Endlager für radioaktive Abfälle zu planen und zu erstellen,<br />

untersuchte die <strong>Nagra</strong> an vier verschiedenen Standorten Gesteinsformationen im<br />

Hinblick auf ihre Eignung als Wirtgestein für die Endlagerung schwach- und mittelradioaktiver<br />

kurzlebiger Abfälle.<br />

Diese Standorte sind Piz Piand Grand (GR), Oberbauenstock (NW), Bois de la Glaive<br />

(VD) und Wellenberg (NW).<br />

Für den Wellenberg ersuchte die <strong>Nagra</strong> am 17. Juni 1987 mit dem Sondiergesuch<br />

NSG 18 um die Bewilligung zur Durchführung eines Sondier- und Untersuchungsprogramms,<br />

um die Realisierbarkeit eines Endlagers für schwach- und mittelradioaktive<br />

Abfälle für diesen Standort abklären zu können. Das Untersuchungsprogramm<br />

umfassfe sowohl Untersuchungen von der Oberfläche - z.B. Seismische Messungen<br />

und Tiefbohrungen- , als auch den Bau eines Sondierstollens.<br />

Der Bundesratsentscheid vom 31. August 1988 erlaubte von dem Untersuchungsprogramm<br />

denjenigen Teil der Untersuchungsphase I, der ohne Verletzung der potentiellen<br />

Endlagerzone durchgeführt werden kann.<br />

Ein wichtiges Element dieser Untersuchungsphase I waren die ersten fünf Sondierbohrungen,<br />

deren Bohrstandorte in Beilage 1.1 "Standort Wellenberg" gekennzeichnet<br />

sind und in der Zeit von Mai 1990 bis März 1993 abgeteuft wurden.<br />

Aufgrund der zeitlichen Verzögerungen in den verschiedenen Genehmigungsverfahren<br />

für Sondierstollen und Endlager wurden weitere Oberflächenuntersuchungen für die<br />

Standorterkundung möglich. Von Oktober 1994 bis November 1995 wurden<br />

8 Piezometerbohrungen, 3 untiefe Kernbohrungen und eine zweite Seismik-Messkampagne<br />

ausgeführt. Die Sondierbohrung SB4a mit ihren beiden Bohrlöchern SB4a/v und<br />

SB4a/s bildete den Hauptbestandteil der Phase 11.<br />

Die bohrtechnischen Aspekte der gesamten Sondierbohrungen mit rund 7869 m<br />

Bohrmetern und die dazugehörigen bautechnischen Belange - Baugesuche, Bohrplatzbau<br />

und -rekultivierung und Umweltschutzmassnahmen - sind in diesem Bericht<br />

zusammenfassend dargestellt.<br />

In den ersten drei Kapiteln des Berichts werden für alle Bohrungen zutreffende Bereiche,<br />

geologische Grundlagen, Bau- und Umweltschutzaspekte und bohrtechnische<br />

Grundlagen dargestellt, in den Kapiteln 4 bis 10 wird dann zu den einzelnen Bohrungen<br />

jeweils detailliert Stellung genommen.<br />

Auf die Berichterstattung und die Tätigkeit der Aufsichtskommission wird in Kapitel 11<br />

eingegangen.<br />

Die Beiträge in diesem Bericht zu Bau- und Umweltaspeken hat W. Gassier, Projekt­<br />

Ieiter Tiefbau verfasst, die übrigen Kapitel wurden von H. Karseh, Projektleiter Bohrtechnik<br />

geschrieben.


NAGRA NTB 94-09 - 2-<br />

1.2 Geologische Situation<br />

Das zu untersuchende Wirtgestein sind die Valanginien-Mergel, die bei der helvetischen<br />

Deckenbildung an der Basis der Drusbergdecke auf die Axendecke aufgeschoben<br />

wurden. Das Untersuchungsgebiet liegt auf der Ostseite des Engelbergertals<br />

zwischen Wolfenschiessen und Grafenort. Seine Grenzen ergeben sich weitgehend<br />

aus den vorhandenen topographischen Strukturen. Die Westgrenze wird durch die<br />

Westflanke des Engelberger Tals zwischen Mettlen und Wolfenschiessen bestimmt.<br />

Im Norden verläuft die Grenze über den Haldigrat zum Hoh Brisen. Als Südgrenze wird<br />

eine Linie von Mettlen über die Walenstöcke zum Bannalpsee gezogen, die Ostgrenze<br />

folgt dem SE-NW Richtung verlaufenden Grat an der Sinsgäuer-Schonegg. In der<br />

Mitte dieses Areals liegt der Wellenberg, nach dem der Standort benannt ist, obwohl<br />

der Wellenberg selbst aus den Kalken der Drusbergdecke besteht und die eigentliche<br />

Endlagerzone unter dem Eggeli-Grat liegt.<br />

Für diese Region lagen bisher nur Oberflächenkartierungen vor, sodass über die<br />

untertägigen Begrenzungen des Wirtgesteins und den Tiefgang des Mergelvorkommens<br />

keine gesicherten Angaben existierten. Nach Ausführung der Oberflächenseismik<br />

und ihrer ersten Auswertungen zeigte sich unter dem gesamten Untersuchungsareal<br />

ein Reflektionsband, das als IIBasisreflektor ll<br />

bezeichnet wurde und eine Art<br />

untere Abgrenzung bildet. Die Ergebnisse der Bohrungen der Phase I führten zu<br />

verbesserten geologischen Modellen des Untersuchungsgebietes.<br />

Gleichzeitg konnte festgestellt werden, dass das Tertiär der Axendecke, (Schimbergschiefer<br />

und Globigerinnenmergel) ebenfalls den Kriterien als Wirtgestein<br />

entsprach. Als Wirtgestein wird heute daher nicht nur der Valanginienmergel, sondern<br />

auch das Tertiär der Axendecke berücksichtigt.<br />

Mit den Untersuchungen der Phase" sollten für die optimale Planung von Sondierstollen<br />

und Enlagerlayout zusätzliche Erkenntnisse gewonnen werden.<br />

In Beilage 1.2 sind für das Profil längs des Eggeligrates die Wirtgesteinsgrenzen dargestellt,<br />

wie sie z.Z. aus der Interpretation aller Daten erwartet werden. Das Tertiär der<br />

Axendecke wird ebenfalls dem Wirtgestein zugerechnet.<br />

Der Name IIValanginien-Mergel ll ist eine veraltete chronostratigrafische Bezeichnung<br />

und wurde 1981 durch die lithostratigraphischen Begriffe Palfris-Formation und<br />

Vitznau-Mergel ersetzt, wird aber im vorliegenden Bericht aus Usanzgründen im Text<br />

und den Prognoseprofilen weiter verwendet. In der Darstellung der erbohrten Profile<br />

werden durchwegs die heutige Bezeichnungen benutzt.<br />

1.3 Untersuchungsziele der Bohrungen<br />

Aufgrund der oben genannten geologischen Situation hatten die Bohrungen die<br />

Aufgabe, sowohl die ausreichende geometrische Ausdehnung als auch die Eignung<br />

des Valanginienmergels als Wirtgestein für ein Endlager nachzuweisen.<br />

Die Ziele dieser Bohrungen waren daher Angaben über<br />

• die räumliche Ausdehnung des Wirtgesteins<br />

• den strukturgeologischen Aufbau


- 3 - NAGRA NTB 94-09<br />

• die Charakterisierung des Basisreflektors<br />

• die lithologische und petrografische Beschaffenheit<br />

• die physikalischen Eigenschaften<br />

• die hydraulischen Potentiale und Durchlässigkeiten und<br />

• die geochemischen Kennwerte für den Valanginienmergel selbst und seine<br />

Nebengesteine zu erhalten.<br />

Die dazu notwendigen Untersuchungsarbeiten der Pase I sind in den Arbeitsprogrammen<br />

NTB 89-12 und 90-47 dokumentiert, die als Bestandteile das Abteufen der<br />

Sondierbohrungen 1, 3, und 4, bzw. 2 und 6 und die in den Bohrungen vorgesehenen<br />

wissenschaftlichen Untersuchungen beschreiben. Die Untersuchungsprogramme<br />

mussten vor Beginn der Bohrungen z.T. noch neuen Randbedingungen - z.B. erste<br />

Ergebnisse des geophysikalischen Messprogramms und verschobener Baubeginn<br />

eines Sondierstollens - angepasst werden.<br />

In dem Arbeitsprogramm NTB 94-12 wurden die weiterführenden ersten Untersuchungen<br />

der Phase II definiert, zu denen auch die Bohrung SB4a gehörte.<br />

Auch während der Bohrarbeiten mussten die Arbeitsprogramme naturgemäss laufend<br />

entsprechend den angetroffenen geologischen und hydrologischen Verhältnissen<br />

überarbeitet werden. Das erzwang vielfach sehr kurzfristige Änderungen im Arbeitsablauf.<br />

1.4 Zeitlicher Ablauf der Arbeiten<br />

Für die Phase I wurden in einem ersten Untersuchungsabschnitt - gestützt auf die<br />

Bewilligung des Bundesrates - die jeweiligen Baugesuche für die Bohrungen SB1<br />

"Oberrickenbach", SB3 "Wilershöchi" und SB4 "Schwandrain" im Oktober 1988 eingereicht,<br />

die für SB3 und SB4 im Oktober 1989, für SB1 im Februar 1990 rechtsgültig<br />

wurden. Gegen das Baugesuch für SB2 "Allmend", bereits eingereicht im Dezember<br />

1988, erfolgten aufgrund der Kombination des Bohrplatzes mit dem späteren Installationsplatz<br />

für den Stollenbau Einsprachen. Erst nachdem hier eine Einigung erfolgt<br />

war, wurde im Juni 1991 die Baugenehmigung erteilt. Nach Festlegung der genauen<br />

Bohrlokation für SB6 "Büel" wurde das Baugesuch im Mai 1990 eingereicht und bereits<br />

im August rechtsgültig.<br />

Aus logistischen Gründen wurden die Bohrarbeiten mit SB4 am 15. Mai 1990 begonnen<br />

und mit dem selben Bohrgerät im Anschluss dann die Bohrung SB3 ab September<br />

1990 abgeteuft. Mit einem zweiten Bohrgerät begann die Bohrung SB1 im November<br />

1990. Da für die SB6 Teile der Infrastruktur der SB3 benötigt wurden, konnte diese<br />

Bohrung mit einem anderen Bohrgerät erst mit Abschluss der SB3 ab September 1991<br />

ausgeführt werden. Die SB2 wurde im Anschluss an die SB1 ab März 1992 abgeteuft,<br />

wobei zwar ein leistungsstärkeres Bohrgerät eingesetzt wurde, die übrigen Installationen<br />

- Spülpumpen, Tankanlage, Container etc. - jedoch von SB1 übernommen<br />

wurden. Die Bohrarbeiten der Phase I endeten mit dem Abschluss der SB2 am 7. März<br />

1993.<br />

Die Phase 11 begann 7. Juni 1994 mit der Einreichung des Baugesuchs für den Bohrplatz<br />

SB4a "Ried". Nach Erhalt der Bewilligung konnte mit dem Bohrplatzbau ab


NAGRA NTB 94-09 - 4-<br />

August 1994 begonnen werden. Die Bohrarbeiten wurden im Oktober 1994 für das<br />

vertikale Bohrloch SB4aJv aufgenommen. Mit der Fertigstellung des schrägen Bohrlochs<br />

endeten die Arbeiten am 22. November 1995. Die Rekultivierung des Platzes<br />

wurde sofort begonnen, witterungsbedingt aber erst im Frühjahr 1996 abgeschlossen.<br />

Die Beilage 1.3 stellt diese zeitliche Abfolge in einer Übersicht zusammenhängend dar.


- 5 - NAGRA NTB 94-09<br />

2 BAU- UND UMWELTASPEKTE<br />

2.1 Einleitung<br />

In diesem Kapitel wird ein Überblick gegeben über die Auswirkungen der Bauarbeiten<br />

während der Erstellung und Rekultivierung der Bohrplätze sowie über die Einhaltung<br />

der gesetzlichen Anforderungen bezüglich Raumplanung und Umwelt während der<br />

Betriebsphasen. Die Aussagen betreffend grundsätzlicher Aspekte werden für alle<br />

Bohrungen zusammengefasst. Wo nötig werden jedoch ausführlichere Angaben über<br />

spezielle Vorkommnisse oder Besonderheiten für jede einzelne Bohrung gemacht.<br />

2.1.1 Bewilligungsverfahren<br />

Mit dem Sondiergesuch NSG 18 wurde am 17. Juni 1987 beim Bund die Bewilligung<br />

zur Durchführung eines umfassenden Sondier- und Untersuchungsprogramms für den<br />

Standort Wellenberg beantragt. Das Gesuch umfasste sowohl Untersuchungen von<br />

der Oberfläche aus wie seismische Messungen, Sondierbohrungen, untiefe Piezometerbohrungen<br />

als auch den Bau eines Sondierstollens in den potentiellen Endlagerbereich.<br />

Die in diesem Bericht abgehandelten sechs Sondierbohrungen waren Teil der<br />

Bundesbewilligung vom 31. August 1988 für die Untersuchungsphase I.<br />

In einem ersten Paket wurden daraufhin am 21. Oktober 1988 die Gesuche um die<br />

baupolizeiliehe Bewilligung der drei Bohrungen SBl "Oberrickenbach", SB3<br />

"Wilershöchi" und SB4 "Schwandrain" bei der Gemeinde Wolfenschiessen eingereicht.<br />

Für die Bohrungen SB3 und SB4 wurde die Baubewilligung mit Datum vom 1. Okober<br />

1989 ausgestellt, während bei der SBl eine durch Einsprachen bedingte Projektänderung<br />

schliesslich am 19. Februar 1990 zur Bewilligung führte.<br />

Für die SB2 "Allmend" erfolgte die Baueingabe am 5. Dezember 1988 zusammen mit<br />

dem Gesuch für den unmittelbar danebenliegenden Installationsplatz des Sondierstollens.<br />

Aufgrund dieser Kombination erfolgten zwei Einsprachen, die erst durch eine<br />

leichte seitliche Verschiebung des Bohrplatzes zurückgezogen wurden und somit zur<br />

Baubewilligung vom 7. Juni 1991 führten.<br />

Die Sondierbohrung SB6 diente vor allem der Erkundung der Lockergesteinsfüllung<br />

des Engelbergertales. Die Standortfestlegung erfolgte erst aufgrund der Resultate der<br />

flachseismischen und geoelektrischen Messungen, die im Anschluss an die<br />

Reflexionsseismik-Kampagne im November 1989 durchgeführt worden waren. Die<br />

Baueingabe für den gewählten Standort "Büel", Altzellen erfolgte am 15. Mai 1990, die<br />

Baubewilligung datiert auf den 24. August 1990.<br />

Aufgrund der Auswertung der ersten fünf Tiefbohrungen ergab sich für die SB4a<br />

"Ried" eine neue Zielsetzung, was auch zu einer Verschiebung des ursprünglich im<br />

NSG 18 festgelegten Bohransatzpunktes um ca. 1.6 km in nord-östlicher Richtung<br />

führte. Gleichzeitig wurde festgelegt, diese Bohrung in einen senkrechten Ast und<br />

einen mit 45 Grad in Richtung Ost-Nordost geneigten Ast aufzuteilen. Für die SB4a<br />

erfolgte die Baueingabe am 7. Juni 1994 und bereits mit Datum vom 22. August 1994<br />

wurde die baupolizei liehe Bewilligung ausgestellt.


NAGRA NTB 94-09 - 6 -<br />

2.1.2 Behördliche Auflagen<br />

Die wichtigste umweltrelevante Auflage in der Bundesbewilligung für die Bohrplätze<br />

betraf die Lärmimmissionen, wo die Grenzwerte in bewohnten Gebäuden tagsüber mit<br />

55 dB(A) und nachts mit 45 dB(A) festgelegt wurden.<br />

In den baupolizei lichen Bewilligungen der Gemeinde Wolfenschiessen sind auch die<br />

Auflagen aus der kantonalen Bewilligung bezüglich Umweltschutz enthalten. Die wichtigsten<br />

Punkte waren:<br />

• Baulicher Gewässerschutz<br />

Obwohl die Bohrstellen nur temporär in der Grössenordnung von einem Jahr in<br />

Betrieb waren, wurden strenge Auflagen festgelegt und der Ausführung der<br />

Entwässerungsanlagen für Platzwasser wie auch häusliche Abwässer grösste<br />

Aufmerksamkeit geschenkt. So wurde für die abschliessende Bohrung SB4a<br />

nebst dem für die Ableitung des Meteorwassers üblichen Schlammabscheider<br />

erstmals ein Koaleszenzfilter zur noch besseren Ausscheidung der Kohlenwasserstoffe<br />

verlangt. Die strikte Einhaltung der Gewässerschutzbestimmungen<br />

wurde durch eine Abnahme der Anlagen vor Bohrbeginn und periodische Kontrollen<br />

während der Bohrarbeiten überprüft.<br />

• Entsorgungskonzept<br />

Für sämtliche zu entsorgenden flüssigen und festen Stoffe wie Regenwasser,<br />

häusliche Abwässer, Bohrspülung, Bohrklein und Hauskehricht wurde in enger<br />

Zusammenarbeit mit dem damaligen Amt für Umweltschutz und Planung ein<br />

Konzept erarbeitet, welches in den Bewilligungen als Auflage vorgeschrieben<br />

wurde. Dabei sind auch die möglichen Zusätze zur Bohrspülung und die Markierstoffe<br />

bewilligt worden.<br />

• Lagerung gefährlicher Stoffe<br />

Für die Lagerung umweltgefährlicher Stoffe wie Dieseltreibstoff und das als<br />

möglicher Spülungszusatz bereitsgestellte Ätznatron wurden die nötigen fachspezifischen<br />

Bewilligungen eingeholt und die Auflagen durch Kontrollen überwacht.<br />

2.2 Bauarbeiten<br />

2.2.1 Grundsätze der Arbeitsvergaben<br />

Die Bauarbeiten für Bohrplatzerstellung und -rekultivierung wurden jeweils im<br />

Amtsblatt des Kt. Nidwalden öffentlich ausgeschrieben.<br />

Die Vergabekriterien waren:<br />

• Preis<br />

• Leistungsfähigkeit<br />

• regionale Ansässigkeit


- 7- NAGRA NTB 94-09<br />

Unter Berücksichtigung dieser Punkte konnten für die sechs Bohrplätze insgesamt an<br />

sieben verschiedene Unternehmungen oder Arbeitsgemeinschaften Aufträge im<br />

Gesamtbetrag von über 2.5 Mio. Franken erteilt werden.<br />

Die jeweils in kleinerem Rahmen anfallenden Handwerkeraufträge wurden zu Konkurrenzpreisen<br />

möglichst an lokale Betriebe vergeben.<br />

Das vorstehend beschriebene Vorgehen hat sich sehr bewährt. Nicht nur ist das investierte<br />

Geld direkt der Region zugeflossen, sondern zu vernünftigen Bedingungen<br />

wurde zudem ausnahmslos sehr gute und fachmännische Arbeit geleistet.<br />

2.3 Verkehrsaufkommen<br />

2.3.1 Einleitung<br />

Im Rahmen der Baubewilligungsverfahren für die verschiedenen Bohrplätze wurde<br />

teilweise von Seiten der Bevölkerung grosse Besorgnis geäussert. Dies vor allem auch<br />

im Wissen um die nicht speziell ausgebauten Verkehrswege, besonders im Raum<br />

Grafenort-Altzellen. Die Absichterklärungen der <strong>Nagra</strong> wie Berücksichtigung der<br />

einheimischen Unternehmungen (mit ortskundigen Chauffeuren) und der nachträglichen<br />

Instandstellung der Strassen (unabhängig vom Beschädigungsgrad) konnten die<br />

Bedenken punkto Verkehrssicherheit wie auch Schadenspotential zum grössten Teil<br />

zumindest stark mindern.<br />

So sind denn auch während der ganzen beschriebenen Untersuchungsphase keine<br />

nennenswerten Unfälle vorgefallen, und die sanierten Strassenabschnitte konnten in<br />

einem durchwegs guten Zustand den Eigentümern zurückgelassen werden.<br />

2.3.2 Verkehrsübersicht<br />

Das Verkehrsaufkommen ist sehr stark abhängig von der jeweiligen Arbeitsphase.<br />

Nachstehend wird es während der drei Hauptphasen "Bohrplatzerstellung",<br />

IIBohrbetrieb" und "Bohrplatzrekultivierung ll kurz erläutert.<br />

Die Phase der BOhrplatzerstellung unterscheidet sich betreffend LKW-Verkehr nicht<br />

von einer konventionellen Baustelle mit ähnlichem Charakter wie zum Beispiel einem<br />

Strassenausbau. Das Transportaufkommen ist vor allem bedingt durch die Materiallieferung<br />

wie Wandkies für den Koffer, Mischgut für den Belagseinbau und Beton für<br />

Bohrkeller und Bohrgerätefundament. Die Transportfrequenz ist ausschliesslich beeinflusst<br />

durch den vorgesehenen Arbeitsablauf der beauftragten Bauunternehmung und<br />

ist daher zum voraus durch das Terminprogramm festgelegt.<br />

An zwei Standorten konnte durch Materialentnahmen vor Ort zumindest ein Teil der<br />

Lastwagenfahrten eingespart werden:<br />

Bei der SB1 in Oberrickenbach wurde im Einvernehmen mit der GewässerschutzsteIle<br />

des Kantons zur Austiefung des Bachbettes gegen 1000 m3 Kies und Geröll aus dem<br />

Haldibach entnommen, was zu einer Reduktion von je über 100 Hin- und Rückfahrten<br />

von Lastwagen auf der Kantonsstrasse nach Oberrickenbach führte.


NAGRA NTB 94-09 - 8-<br />

Bei der SB4a "Ried" wurde das kurze Zeit vorher durch ein Unwetter im Bachbett und<br />

auf den Weiden angeschwemmte Kiesmaterial für die Kofferung der Bohrplatzfläche<br />

verwendet. Damit konnte auf den Antransport von rund 2/3 des Koffermaterials<br />

verzichtet werden, was eine Einsparung von je ca. 60 Hin- und Rückfahrten von Lastwagen<br />

auf der Altzellerstrasse bedeutete.<br />

Beim Bohrbetrieb sind die Transporte zu einem grossen Teil nicht von vornherein<br />

absehbar. Sie hängen sehr stark von den angetroffenen Verhältnissen im Bohrloch ab<br />

und betreffen vor allem Materialtransporte für das Bohrgerät (Bohrgestänge, Stahlrohre<br />

für Bohrlochverrohrung sowie Spülungszusätze) und dienen der Entsorgung von<br />

Bohrspülung, Abwasser und übrigen Abfallstoffen.<br />

Auf allen fünf Bohrplätzen sind sämtliche Transporte in der Pförtnerloge registriert<br />

worden. Die Auswertung zeigt bei allen Bohrungen eine mittlere Transportfrequenz von<br />

10 bis 12 LKW-Fahrten pro Woche. Bedingt durch die Entsorgung einer grossen<br />

Spülungsmenge lag der mit Abstand grösste Maximalwert bei 37 LKW-Fahrten pro<br />

Woche bei der im Talboden liegenden SB2 "Allmend".<br />

Während der Bohrplatzrekultivierung fallen die LKW-Fahren für die Abtransporte in<br />

einer z.T. geringeren Anzahl an als bei der Bohrplatzerstellung, wird doch üblicherweise<br />

ein Teil des eingebrachten Kiesmaterials an Ort und Stelle zur Ausgleichung<br />

lokaler Bodenunebenheiten direkt verwendet.<br />

2.4 Lärmsituation<br />

2.4.1 Einleitung<br />

In der Bundesbewilligung vom 31. August 1988 für die Sondierbohrungen am Wellenberg<br />

sind für bewohnte Gebiete um die Bohrplätze die Belastungsgrenzwerte mit<br />

45 dB(A) nachts von 19:00 bis 07:00 Uhr und mit 55 dB(A) tagsüber festgelegt worden.<br />

Durch die Lage der Bohransatzpunkte in der Landwirtschaftszone sind keine eigentlichen<br />

Wohnzonen sondern jeweils nur einzelne, den Bohrplätzen am nächsten gelegene<br />

Liegenschaften durch die Lärmimmissionen betroffen worden.<br />

Bei den Sondierbohrungen SB3 "Wilershöchi", SB1 "Oberrickenbach" und SB2<br />

"Allmend" sind vor Bohrbeginn zur Festlegung des Ausgangszustandes sogenannte<br />

Null-Messungen durchgeführt worden.<br />

Dabei haben sich sehr unterschiedliche Werte ergeben. Während sich der Raum<br />

Altzellen/Grafenort (SB3) mit 32 - 35 dB(A) als ausgesprochen ruhig herausstellte, lag<br />

der Wert im Bereich der SB2 "Allmend" mit 43/44 dB(A) knapp unterhalb des Grenzwertes.<br />

Überschritten wurde dieser Wert beim Messpunkt der SB1 "Oberrickenbach ll ,<br />

bei dem durch den Geräuschpegel des Haldibach verursacht, ein Wert von 48 dB(A)<br />

gemessen wurde. Je nach Wasserführung dürfte die Lärmvorbelastung hier in der<br />

Bandbreite zwischen 45 bis 50 dB(A) liegen.


- 9 - NAGRA NTB 94-09<br />

2.4.2 Übersicht<br />

In der nachfolgenden Auflistung der Bohrungen in der Reihenfolge ihrer zeitlichen<br />

Ausführungen werden die Messresultate dargelegt, evtl. nötige zusätzliche Schutzmassnahmen<br />

kommentiert und der Endzustand der Lärmsituation festgehalten. Die<br />

behördliche Überwachung der Lärmsituation erfolgte innerhalb der monatlich tagenden<br />

Aufsichtskommission mit Vertretern von Bund, Kanton und Gemeinde, wo auch die<br />

Umsetzung der Lärmschutzauflagen bezogen auf die einzelnen Objekte diskutiert und<br />

im einzelnen festgelegt wurde. Die Lage der Messpunkte ist jeweils in den Lageplänen<br />

der Bohrplätze markiert.<br />

2.4.2.1 SB4 "Schwandrain"<br />

Die Bewohner der einzigen im Einflussbereich der Bohrung befindenden Liegenschaft<br />

Schwandrain - im Abstand von 180 m vom Bohrplatz und durch die topographische<br />

Lage leicht abgedeckt - erachteten den Bohrlärm nachts als durchaus tragbar. Trotzdem<br />

wurde vor Abschluss der Bohrung, vor allem auch im Hinblick auf mögliche<br />

Voraussagen für die SB3 nach dem Umsetzen des Bohrgerätes, in der Nacht vom 17.<br />

Juli eine Messung durchgeführt, die Werte von 45 bis 48 dB(A) erbrachten. Aufgrund<br />

der teilweise nur leicht über dem Grenzwert liegenden Messwerte ergab sich keine<br />

Veranlassung für weitere Massnahmen.<br />

2.4.2.2 SB3"Wilershöchi"<br />

An zwei Messpunkten wurden ca. 6 Wochen nach Bohrbeginn in der Nacht vom<br />

7. November 1990 Immissionsmessungen durchgeführt. Die Messwerte schwankten<br />

beim Messpunkt 1 (Liegenschaft Neu-Matt, ca. 170 m nördlich der Bohrung) zwischen<br />

45 bis 50 dB(A) und beim Messpunkt 2 (Liegenschaft Ennetbachs, ca. 220 m südöstlich<br />

der Bohrung) zwischen 46 bis 50 dB(A). Es wurden umgehend seitlich des<br />

Antriebsaggregates zwei zusätzliche Lärmschutzwände aufgebaut und deren Wirksamkeit<br />

mit einer Kontrollmessung beim Messpunkt 2 überprüft. Die gemessenen<br />

Werte lagen nun zwischen 37 bis 43 dB(A), was einer Reduktion um ca. 8 dB(A)<br />

entsprach. Der Grenzwert von 45 dB(A) wurde nun klar unterschritten. Somit drängten<br />

sich keine weiteren Massnahmen mehr auf.<br />

2.4.2.3 SB1 "Qberrickenbach"<br />

Der Messpunkt lag in der ca. 120 m östlich am nächsten zur Bohrung gelegenen<br />

Liegenschaft Rosenfels, die zudem im Gegensatz zu den übrigen Wohnhäusern in<br />

Oberrickenbach in direkter Sicht zum Bohrplatz lag.<br />

Eine erste Messung bei Bohrbeginn am 4. Dezember 1990 brachte überhöhte Werte<br />

von 56/57 dB(A). Zu diesem Zeitpunkt liefen auf dem Bohrplatz als Folge der sehr<br />

tiefen Temperaturen sämtliche Pumpen, um ein Einfrieren zu verhindern. Mit organisatorischen<br />

Massnahmen einerseits und dem Einbau weiterer Elektroheizungen, der zum<br />

Abschalten der nicht direkt benötigten Pumpen führte, andererseits wurde versucht,<br />

raschmöglichst eine Lärmreduktion herbeizuführen. Zudem wurden bei diesen tiefen<br />

Temperaturen nachts die Fenster geschlossen gehalten. Dies im Gegensatz zu den<br />

Lärmmessungen, die bei offenem Fenster durchgeführt werden müssen. Eine erneute


NAGRA NTB 94-09 - 10 -<br />

Messung am 5. März 1991 zeigte nur eine geringe Wirkung der getroffenen Massnahmen.<br />

Die Messwerte lagen noch immer mit 53/55 dB(A) weit über dem Grenzwert<br />

von 45 dB(A). Durch die umgehende Montage von zwei freistehenden Lärmschutzwänden<br />

wurden die beiden wichtigsten Abstrahlrichtungen der Hauptlärmquelle,<br />

nämlich der Hydraulikpume abgeschirmt. Dies brachte schliesslich eine verbleibende<br />

Lärmimmission von 50/52 dB(A) was mit einer dritten Messung vom 28. März 1991<br />

festgestellt wurde. In Absprache mit den direkt betroffenen Anwohnern und nach<br />

Diskussion in der Aufsichtskommission konnte auf weitere Lärmschutzmassnahmen<br />

verzichtet werden. Nach Aussage des neutralen Lärmschutzexperten hätten erstens<br />

weitere Massnahmen am Bohrplatz einen unverhältnismässig grossen Aufwand<br />

bedeutet, und zweitens wäre durch die Lärmvorbelastung durch den Haldibach je nach<br />

Wasserstand sowiso ein Immissionspegel zwischen 45 bis 50 dB(A) übrig geblieben,<br />

wie die Nullmessung vor Bohrbeginn klar gezeigt hatte.<br />

2.4.2.4 SB6 I Büel"<br />

Die Sondierbohrung SB6 IIBüel" war konzipiert als kurze Bohrung zur Erkundung der<br />

Schotterfüllung des Engelbergertals und daher lediglich auf einen Zeitraum von 3 - 4<br />

Monaten Dauer ausgelegt. Aufgrund des subjektiven Lärmempfindens der Bewohner<br />

wurde kurz nach Bohrbeginn zum Schutz der in südlicher Richtung, mit 120 m Abstand<br />

zum Bohrplatz nächstgelegenen Liegenschaft Eltschbüel vom Bohrunternehmer eine<br />

leichte Lärmschutzwand mit Abmessungen von 15 m Länge und 3.60 m Höhe provisorisch<br />

aufgestellt. Eine am 24. Oktober 1991 durchgeführte Kontrollmessung ergab bei<br />

dieser Liegenschaft den Immissionswert von 47 dB(A), beim weiteren Messpunkt,<br />

Liegenschaft Büel, in 220 m Abstand nördlich der Bohrung einen Wert von 44 dB(A)<br />

und bei der 170 m östlichen, leicht überhöht mit direktem Blick zum Bohrgerät vorhanden<br />

Liegenschaft Schlag den höchsten Wert mit gegen 52 dB(A). Trotz beträchtlicher<br />

Überschreitung des Grenzwertes von 45 dB(A) beim letztgenannten Messpunkt konnten<br />

auf weitere Lärmschutzmassnahmen verzichtet werden. Dazu gab es vor allem<br />

zwei Gründe: Erstens wären weitere Lärmschutzmassnahmen auf dem Bohrplatz in<br />

die betreffende Richtung nur mit einem unverhältnismässig grossen Aufwand möglich<br />

gewesen, und zweitens mussten die Messungen aus Auslegungsgründen bei offenem<br />

Fenster stattfinden, wogegen die betroffenen Bewohner in der kommenden Winterszeit<br />

die Fenster sowieso mehrheitlich geschlossen hielten. Die betroffenen Bewohner<br />

hatten zudem die Lärmsituation als tragbar empfunden.<br />

2.4.2.5 SB2 "Allmend"<br />

Hier wurden vor Bohrbeginn an zwei Messpunkten (MP1 und MP2) Null-Messungen<br />

vorgenommen mit folgenden Resultaten:<br />

Beim MP1, der Liegenschaft Ferienhaus Bitzi, ca. 150 m südlich vom Bohrplatz, teilweise<br />

abgedeckt durch eine Militärbaracke wurden Werte zwischen 42 und 44 dB(A)<br />

gemessen, beim MP2, der Liegenschaft Oberst Ey ca. 150 m nördlich der Bohrung<br />

(mit direktem Blick zum Bohrplatz), Werte zwischen 40 und 44 dB(A). An beiden<br />

Messpunkten lagen die Werte also teilweise nur knapp unter dem vorgegeben Grenzwert<br />

von 45 dB(A).<br />

Eine erste intensive Lärmphase ergab sich während 3 Tagen anfangs April 1992 bei<br />

der Erweiterung des Bohrlochs von 6 1/4" auf 17 1/2". Durch die zu geringe Gestänge-


- 11 - NAGRA NTB 94-09<br />

länge war es nicht möglich, den nötigen Anpressdruck auf den Meissel zu bringen, so<br />

dass die gesamte Bohranlage mitvibrierte. Die betroffenen Anwohner wurden direkt<br />

informiert, und ob der noch sehr kurzen Zeit dieses Betriebszustandes haben sie der<br />

Situation das nötige Verständnis entgegengebracht.<br />

Die ersten Kontrollmessungen fanden am 11. April 1992 statt. Während beim MP2 mit<br />

44/45 dB(A) der Grenzwert eingehalten wurde, lagen die Messwerte beim MP1 mit<br />

48/50 dB(A) darüber. Als Massnahme zur Reduktion der Lärmimmissionen in Richtung<br />

MP1 ergab sich in gemeinsamer Diskussion mit der Bohrunternehmung und mit dem<br />

mit den Messungen beauftragten Ingenieurbüro als einfachste Möglichkeit eine direkt<br />

am Kraftdrehkopf montierte Lärmschutzplatte.<br />

Die grösste Lärmimmission in der gesamten Betriebsphase der Bohrung SB2 ergab<br />

sich zu Beginn der zwischen 60 und 577 m Teufe durchgeführten Bohrlocherweiterung<br />

anfangs Juni 1992. Obwohl aus Lärmschutzgründen, und dem bedingt durch das<br />

kurze Gestänge noch immer zu geringen Anpressdruck, diese Erweiterung in zwei<br />

Etappen von zuerst 6 1/4 11 auf 8 1/2 11 und nachher auf 12 1/4 11 vorgenommen wurde,<br />

brachte die nun auf Vollast laufende, nur für die Erweiterungsstrecken benötigte<br />

grosse Spülpumpe mit Dieselantrieb eine von allen nicht erwartete Lärmemission.<br />

Sofort wurden durch die Bohrunternehmung im Bereich der dieselbetriebenen Spülpumpe<br />

provisorische Lärmschutzwände aufgestellt. Als zusätzliche betriebliche Massnahme<br />

wurde die Drehzahl des Bohrgestänges reduziert und die der Bohrspülung<br />

laufend Feststoffe entziehende Desander-Anlage über Nacht abgestellt. Nach Aussagen<br />

der Anwohner haben diese Sofortmassnahmen eine beträchtliche Verbesserung<br />

der Lärmsituation erbracht.<br />

Die zweiten Kontrollmessungen konnten am 22. Juni 1992 noch in der erwähnten<br />

Erweiterungsphase durchgeführt werden. Die Messungen bestätigten die Wirksamkeit<br />

der getroffenden Sofortmassnahmen und führten im Messbericht des Ingenieurbüros<br />

vom 24. Juni 1992 an das BUWAL zu folgendem Kommentar:<br />

• Die Pegelwerte geben das gesamte gemessene Geräusch wieder. Beim MP1<br />

wurde anlässlich der Nullmessung vor Inbetriebnahme der Bohrstelle ein Grundgeräusch<br />

(L90-Wert) von ca. 41 - 42 dB(A) gemessen. Dieses wurde vor allem<br />

durch das Bachrauschen bestimmt. Nimmt man dasselbe Grundgeräusch für die<br />

Messung vom 22. Juni 1992 an, so ergibt sich ein Immissionspegel infolge der<br />

Bohrstelle allein von unter 45 dB(A). Der Grenzwert von 45 dB(A) wird somit hier<br />

eingehalten.<br />

• Beim MP2 betrug das Grundgeräusch vor Inbetriebnahme der Bohrstelle 38 -<br />

39 dB(A). Die gemessenen Werte liegen mit 48 - 49 dB(A) deutlich über dem<br />

damaligen Grundgeräusch und auch über dem Grenzwert von 45 dB(A).<br />

• In den nächsten Tagen wird der Normalbetrieb mit Kernbohrung wieder aufgenommen<br />

werden. Es ist vorgesehen, auch diesen Zustand so rasch als möglich<br />

zu messen.<br />

Die dritten Kontrollmessungen wurden am 24. Juli 1992 vorgenommen und zeigten<br />

überraschenderweise höhere Werte als die vergleichbare erste Messung vom 11. April<br />

1992. Die Werte lagen beim MP1 zwischen 47/48 dB(A) und beim MP2 zwischen<br />

50/52 dB(A). Hier zeigte sich eindeutig (vor allem beim MP1) die Beeinflussung durch<br />

den auf der linken Talseite rauschenden Wasserfall. Bei einem durch einen Kernmarsch<br />

bedingten Unterbruch der Bohrarbeiten mit relativer Ruhe auf dem Bohrplatz


NAGRA NTB 94-09 - 12 -<br />

fiel der Lärmpegel beim MP1 lediglich um ca. 2 dB(A) auf 46 dB(A) während er im gleichen<br />

Zeitraum beim MP2 um 6 dB(A) auf 44 dB(A), also unter den Grenzwert fiel.<br />

In Absprache mit dem Ingenieurbüro wurden umgehend die folgenden weiteren Lärmschutzeinrichtungen<br />

abgesprochen und errichtet: Zur Senkung des allgemeinen Lärmpegels<br />

auch bei Phasen der Bohrlocherweiterungen wurde die Diesel-Spülpumpe mit<br />

zusätzlichen Lärmschutzwänden abgeschirmt, über der Zentrifuge wurde eine Holzverschalung<br />

mit innen liegenden Schalldämmatten errichtet, und die Seiltrol)1mel des<br />

Bohrturms wurde mit Lärmschutzmatten eingepackt. Zusätzlich wurde die Lüftungsöffnung<br />

des Haupt-Hydraulikaggregates mit einer Schallschutzwand abgeschirmt. Als<br />

spezifische Schutzeinrichtung zur Reduktion der Lärmabstrahlung durch den Kraftdrehkopf<br />

in Richtung MP2 wurde an zwei Führungsseilen ein in der Höhe verstellbarer<br />

Schallschutzvorhang von 4 m Breite und 5 m Länge montiert. Dies als Ersatz der<br />

früher montierten, aber offensichtlich zu klein ausgefallenen Schutzplatte.<br />

Die vierten Kontrollmessungen wurden am 19. August 1992 durchgeführt. Mit Messwerten<br />

von 44/46 dB(A) beim MP1 und 47/48 dB(A) beim MP2 kann dem Messbericht<br />

vom 24. August 1992 folgender Kommentar entnommen werden:<br />

• Die Wirkung des Schallvorhangs beträgt ca. 2 - 3 dB(A).<br />

• Der Grenzwert von 45 dB(A) wird beim MP2 aber immer noch überschritten.<br />

• Eine geringfügige Verbesserung um 1 - 2 dB(A) kann durch eine Vergrösserung<br />

bzw. Verbreiterung des Schallvorhangs erreicht werden (U-förmige Anordnung<br />

um Bohrkopf).<br />

• Der Bohrkopf überträgt Schall energie auf andere Teile der Anlage, die ihrerseits<br />

wiederum Luftschall abstrahlen. Die Wirkung eines Schallvorhangs dieser Art ist<br />

deshalb auf ca. 4 - 5 dB(A) begrenzt.<br />

Aufgrund obiger Aussage wurde der Schallvorhang nun seitlich schräg um je ein<br />

Element auf nunmehr 6 m Breite erweitert und damit eine zusätzliche Reduktion des<br />

Lärmpegels beim MP2 bewirkt.<br />

Die direkt betroffenen Anwohner waren über die Lärmsituaiton und die ergriffenen<br />

Massnahmen laufend orientiert worden. Im Einvernehmen mit der Aufsichtskommission<br />

ist man so verblieben, dass auf weitere Messungen verzichtet werden kann,<br />

sofern von den Direktbetroffenen keine zusätzlichen Massnahmen gewünscht werden.<br />

Dies war bis zum Ende der Bohrphase nicht der Fall.<br />

2.4.2.6 SB4a "Ried"<br />

Aufgrund der Lage unmittelbar neben der früheren Bohrstelle SB4 18chwandrain" und<br />

der vergleichbaren topographischen Verhältnisse bezüglich der nächsten Liegenschaft<br />

8chwandrain sowie der bekannten Lärmsituation aus der Bohrung SB4 konnte im<br />

Einvernehmen mit den Behörden und den direkt Betroffenen auf Lärmmessungen<br />

verzichtet werden.


- 13 - NAGRA NTB 94-09<br />

2.5 Entsorgung<br />

2.5.1 Einleitung<br />

Während der Betriebsphasen der Sondierbohrungen fielen verschiedene Arten von<br />

Flüssig- und Feststoffen an, die alle umweltgerecht im Rahmen der Gesetzgebung<br />

entsorgt werden mussten. Dabei konnte grösstenteils auf vorhandene Einrichtungen<br />

zurückgegriffen werden. Eine Ausnahme bildete die Bohrspülung, zusammengesetzt<br />

aus normalem Leitungswasser und diversen Spülungszusätzen (vor allem Bentonit)<br />

und Markierstoffen, die aber alle toxisch unbedenklich sind und zudem vom kantonalen<br />

Amt für Umweltschutz einzeln bewilligt wurden. Die anfängliche Variante mit Zwischenlagerung<br />

in einem Absetzbecken zeigte nicht die erwartete Wirkung, da erstens die<br />

Volumenreduktion durch den sehr langsamen Absetzungsvorgang nur sehr bescheiden<br />

war und zweitens für die noch relativ grosse Menge an vor allem bentonithaltigem<br />

Bohrschlamm nach diversen Versuchen keine Ablagerungsmöglichkeit mit der nötigen<br />

Kapazität gefunden werden konnte.<br />

Schliesslich gelangte für alle Stoffkategorien das nachstehend umschriebene Entsorgungskonzept<br />

zur Anwendung.<br />

2.5.2 Entsorgungskonzept<br />

Dieses wurde zusammen mit dem kantonalen Amt für Umweltschutz erarbeitet und<br />

beinhaltete die nachstehenden Stoffkategorien und deren Entsorgungswege:<br />

2.5.2.1 Häusliche Abwässer<br />

Diese wurden bei der SB1 1I0berrickenbach ll mittels Abwasserpumpwerk und bei der<br />

SB2 IIAllmend" im freien Gefälle direkt an die vorhandenen Kanalisationsleitungen<br />

angeschlossen. Im Raum Altzellen bei den Bohrungen SB4, SB3 und SB6 wurde ein<br />

dichter Stapeltank installiert und dieser periodisch mindestens einmal pro Woche in die<br />

Kanalisationsleitung bei der Parketterie entsorgt.<br />

2.5.2.2 Meteorwasser<br />

Entsprechend der befestigten Platzgrösse wurde dieses Wasser über ausreichend<br />

dimensionierte Schlamm- und Mineralölabscheider in die jeweils vorhandenen Vorfluter<br />

geleitet. Bei der SB4 IISchwandrain ll war dies ein teilweise allerdings trockenes Bachbett,<br />

bei der SB3 IIWilershöchi" der Eltschenbach, bei der SB1 1I0berrickenbach ll der<br />

Seklisbach, bei der SB6 "Büel ll<br />

das bestehende Drainagenetz und bei der SB2<br />

"Allmend ll eine separate Meteorwasserleitung, die beide in die Engelberger Aa führten.<br />

Für die SB4a IIRied ll diente das gleiche Bachbett wie bei der SB4 als Vorfluter.<br />

2.5.2.3 Bohrspülung<br />

Auf der SB1 1I0berrickenbach ll und später auf der SB2 IIAllmend" wurden der Spülung<br />

die Feststoffe entzogen, diese in stichfester Form mit Mulden in eine Inertstoffdeponie


NAGRA NTB 94-09 - 14 -<br />

gebracht, während das mechanisch klare Wasser in die Kanalisation analog den häuslichen<br />

Abwässern entsorgt wurde. Diese Art Spülungsbehandlung war sehr arbeitsintensiv,<br />

musste doch vorerst in einem grossen Rührbecken die sehr basische Spülung<br />

unter Zumischen von technischer Schwefelsäure zur besseren Reaktion mit dem<br />

Flockungsmittel neutralisiert werden. Die Trennung der Flüssig- und Feststoffe erfolgte<br />

schliesslich in einer Zentrifuge, welche mit einer konstanten Menge Spülung beschickt<br />

wurde. Dieser Spülung wurde mittels einer kleinen Dosierpumpe die aufgrund von<br />

Versuchen richtige Menge an Flockungsmitteln zugeführt.<br />

2.5.2.4 Wasser-ÖI-Gemisch, Öischlamm<br />

Rückstände aus den Mineralölabscheidern sowie anderweitige mit Kohlenwasserstoffen<br />

verunreinigte Wässer, z.B. in den Bohrkellern, wurden gemäss kantonalem<br />

Konzept einer offiziellen Ölschlammentsorgungsstelle übergeben.<br />

2.5.2.5 Feststoffe<br />

Die in verschiedenen Mulden gesammelten Sperrgutabfälle, wie auch das anfallende<br />

Bohrklein, wurden gemäss dem Muldenkonzept des Kantons Nidwalden in die jeweiligen<br />

Deponien entsorgt. Der Hauskehricht wurde jeweils der ordentlichen Kehrichtabfuhr<br />

der Gemeinde Wolfenschiessen übergeben.<br />

2.6 Rekultivierung<br />

2.6.1 Ausgangslage<br />

Die für die Bohrplätze benötigten Flächen, mit Ausnahme von SB1 "Oberrickenbach",<br />

befinden sich alle auf landwirtschaftlich intensiv genutztem Wiesen- oder Weideland.<br />

Der allgemein gute Ertrag dieser Flächen, die teilweise nur auf einer minimalen<br />

Humusschicht gründeten, war nur Dank sorgfältiger Aufwendungen durch die jeweiligen<br />

Bewirtschafter erreicht worden.<br />

Die baulichen Eingriffe und vor allem die Wiederherstellungsarbeiten hatten somit, um<br />

möglichst keinen nachhaltigen Schaden zu hinterlassen, mit grösster Sorgfalt zu erfolgen.<br />

Zur Feststellung des Ist-Zustandes und damit auch möglicher Veränderungen nach der<br />

Wiederherstellung wurden vor Aufnahme jeglicher Bauarbeiten bei der SB4<br />

"Schwandrain", SB3 "Wilershöchi" und SB2 "Allmend", unter Beizug eines Fachmannes<br />

des Schweiz. Bauernsekretariates in Brugg, Bodenprofile und eine Bewertung im<br />

Feld vorgenommen. Die Resultate sind den Bewirtschaftern zur Verfügung gestellt<br />

worden. Sie sind auch in die Weisungen betreffend Humusabtrag, Zwischenlagerungen<br />

und Wiederherstellungsarbeiten an die jeweiligen Bauunternehmer eingeflossen.<br />

2.6.2 Grundsätze<br />

Ziel der Rekultivierungsarbeiten war, die benutzten Flächen ertragsmässig und auch<br />

im Hinblick auf die Bewirtschaftung in einem mindestens ebenbürtigen, wenn möglich<br />

noch verbesserten Zustand als bei Antritt, an die Eigentümer zurückzugeben.


- 15 - NAGRA NTB 94-09<br />

Alle Betonfundamente, eingebauten Betonfertigteile und Stahlbehälter sowie die oberflächennahen<br />

Werkleitungen wurden herausgerissen, in die entsprechenden Deponien<br />

entsorgt oder zur Wiederverwendung eingelagert. Das Koffermaterial wurde grösstenteils<br />

zur Auflockerung des vielfach schweren und nassen Bodenmaterials und zum<br />

Ausplanieren von Geländeunebenheiten ohne grossen Transportaufwand an Ort und<br />

Stelle wiederverwendet.<br />

Die eigentlichen Erdarbeiten durften nur bei genügend trockener Witterung durchgeführt<br />

werden.<br />

Die Feinarbeiten, wie Vorbereitung Saatbeet und Ansaat, sollten nur durch den Bewirtschafter<br />

selber oder durch von ihm bestimmte Personen erledigt werden.<br />

Zur Sicherstellung der weiteren Langzeitbeobachtung wurden die mit Geräten bestückten<br />

Bohrkeller mittels Betonplatten, versehen mit Einstiegsöffnung, abgedeckt. Eine<br />

eingekiester Weg zum Bohrkeller soll die Zugänglichkeit jederzeit gewährleisten. Zur<br />

Speisung der Registriergeräte sowie für Heizung, Luftentfeuchtung und Beleuchtung<br />

wurde jeder Bohrkeller mit einem Elektroanschluss versehen.<br />

2.6.3 Übersicht<br />

2.6.3.1 SB4 "Schwandrain"<br />

Am 26. September 1990 begannen die Abbrucharbeiten. Mit einer Mischung aus<br />

Koffer- und deponiertem Erdmaterial wurden die benutzten Flächen ausplaniert und<br />

unter Zufuhr von zusätzlichem Humusmaterial bis Ende Oktober 1990 zur Wiederansaat<br />

roh hergerichtet. Die Ansaat erfolgte im Frühling 1991 durch den Eigentümer<br />

selber, sodass ab Sommer 1991 wieder die normale Bewirtschaftung aufgenommen<br />

werden konnte.<br />

2.6.3.2 SB3 "Wilershöchi"<br />

Die Abbrucharbeiten wurden hier am 16. September 1991 aufgenommen. Die bereits<br />

vorgängig begonnene Betonabdeckung über dem Bohrkeller erlaubte eine speditive<br />

Abwicklung der Erdarbeiten. Auch hier wurde unter Verwendung des Kieskoffers und<br />

durch Verschieben von Erdmaterial eine kleine Geländemulde zur Verbesserung der<br />

maschinellen Bewirtschaftung ausplaniert. Einzelne früher vorhandene Drainageleitungen<br />

wurden ergänzt und z.T. verlängert. Die Ansaat durch den Eigentümer erfolgte<br />

bereits am 28. September 1991. Das für die späte Jahreszeit eingegangene Risiko hat<br />

sich aber teilweise gelohnt, mussten doch im Frühjahr 1992 nur noch einige wenige<br />

Stellen nachbehandelt werden. Zusätzlich wurden an einer kritischen Stelle zu diesem<br />

Zeitpunkt auch die Drainageleitungen noch etwas erweitert.<br />

2.6.3.3 SB1 "Qberrickenbach"<br />

Hier ging es nicht um eine Wiederherstellung des früheren Zustandes, denn die Zeit<br />

der Bohrbetriebsphase wurde von der Gemeinde genutzt, um für dieses Gebiet in<br />

einem Zonenplanänderungsverfahren eine neue Nutzung zu ermöglichen. Das raum-


NAGRA NTB 94-09 - 16 -<br />

planerische und baupolizeiliche Bewilligungsverfahren konnte Mitte Oktober 1992<br />

abgeschlossen werden. In enger Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde, der Uertekorporation<br />

Oberrickenbach als Grundeigentümerin und der <strong>Nagra</strong> konnte so mit der<br />

Erstellung eines kleinen Sportplatzes und einer Forsthütte der ehemalige Bohrplatz<br />

umgestaltet und einer sinnvollen und bleibenden Nutzung für die Oberrickenbacher<br />

Einwohner zugeführt werden. An diesen neuen Anlagen hat sich die <strong>Nagra</strong> in dem<br />

Masse beteiligt, als ihr bei einer Rekultivierung sowieso Kosten entstanden wären.<br />

Der grösste Teil der Bauarbeiten wurde noch vor Ende 1992 ausgeführt. Nach dem<br />

Winterunterbruch folgten im Frühjahr noch die Umgebungsarbeiten mit der Bepflanzung<br />

und Anfang Sommer die Fertigstellung der Belagsarbeiten mit Montage der<br />

Sporteinrichtungen. Mit einer schlichten Einweihungsfeier am 29. August 1993 wurde<br />

die gesamte Anlage definitiv ihrer Zweckbestimmung übergeben.<br />

2.6.3.4 SB6 I Büel"<br />

Sofort nach Abtransport der Bohranlage und der übrigen Einrichtungen wurde Anfang<br />

März 1992 mit den Abbrucharbeiten begonnen. Parallel dazu wurde auf dem BohrkeIler<br />

die übliche Betondecke, versehen mit Revisionsöffnung und Einstiegsmöglichkeit,<br />

erstellt. Ein Zugang zum Bohrkeller blieb eingekiest, die übrigen benutzten Flächen<br />

sind mit dem Kieskoffer und deponiertem Erdmaterial ausplaniert und mit zusätzlichem<br />

Humus zur Wiederansaat hergerichtet worden. Diese konnte bereits Ende April 1992<br />

erfolgen und damit auch die Bohrplatzfläche dem Eigentümer wieder zurückgegeben<br />

werden. Im Laufe des Sommers 1993 folgten noch die Kabelzuführung und die elektrischen<br />

Installationen im Bohrkeller.<br />

2.6.3.5 SB2 "Allmend"<br />

Ein Teil des Bohrplatzes inklusive der Zufahrt von der Kantonsstrasse fällt flächenmässig<br />

zusammen mit dem Installationsplatz für den Sondierstollen, dessen Baugesuch<br />

zusammen mit der Sondierbohrung SB2 eingereicht wurde. Die Bearbeitung<br />

dieses Gesuches war bei den kantonalen Amtsstellen aus bekannten Gründen bei<br />

Drucklegung dieses Berichtes noch sistiert.<br />

Anfang Mai 1993 wurde von der <strong>Nagra</strong> ein Gesuch um Änderung der Rekultivierungsauflagen<br />

eingereicht. Es sollten nur die später für den Installationsplatz nicht<br />

mehr benötigen Flächen rekultiviert werden. Damit sollte vermieden werden, dass bei<br />

einer evtl. Bewilligung für den Installationsplatz des Sondierstollens nicht die selben<br />

Flächen kurz nach ihrer Instandstellung wieder in den gleichen Zustand wie während<br />

der Bohrung zurückversetzt werden mussten. Nach Erhalt der Bewilligung Ende<br />

August 1993 wurden die Bauarbeiten für die Teilrekultivierung, ca. die Hälfte der<br />

Bohrplatzfläche umfassend, umgehend aufgenommen. Bereits zwei Wochen später<br />

konnte die Ansaat erfolgen und diese Fläche damit wieder dem Bewirtschafter zurückgegeben<br />

werden.<br />

Der Bohrkeller mit den üblichen Einrichtungen zur Langzeitbeobachtung liegt auf der<br />

nicht rekultivierten Teilfäche des Bohrplatzes. Damit ist der Zugang über die noch<br />

vorhandene frühere Zufahrt zum Bohrplatz weiterhin gewährleistet. Der Bohrkeller<br />

selber wurde mittels Betondecke, versehen mit Revisions- und Einstiegsöffnung,<br />

verschlossen und mit den nötigen elektrischen Installationen ausgerüstet. Die Entwässerung<br />

der restlichen Belagsfläche geschieht aus Gründen des Gewässerschutzes


- 17 - NAGRA NTB 94-09<br />

nach wie vor über den im Boden belassenen, seinerzeit für den ganzen Bohrplatz<br />

installierten Mineralöl- und Schlammabscheider.<br />

2.6.3.6 SB4a "Ried"<br />

Die Abbrucharbeiten begannen am 1. Dezember 1995 mit dem Ausgraben der<br />

verschiedenen Stahltanks und der der Entwässerung dienenden Abscheideanlagen.<br />

Mit dem Erstellen der Betondecke über dem Bohrkeller der Vertikalbohrung und der<br />

Elektrozuleitung zum Bohrkeller wurden die Arbeiten Mitte Dezember infolge Wintereinbruch<br />

eingestellt. Erst nach Drucklegung dieses Berichtes, im Frühling 1996 bei<br />

trockener Witterung, sollen die Rekultivierungsarbeiten auf der SB4a mit dem Ausplanieren<br />

des seilich deponierten Aushub- und Humusmaterials und der Ansaat durch den<br />

Eigentümer abgeschlossen werden. Sichtbar bleiben wird ein Schachtdeckel Durchmesser<br />

60 cm bei der Schrägbohrung und ein Einstiegdeckel Durchmesser 80 cm in<br />

den Bohrkeller der Vertikalbohrung.<br />

2.6.4 Schlussfolgerungen<br />

Die der landwirtschaftlichen Nutzung für die Erstellung der Bohrplätze entzogenen<br />

Bewirtschaftungsflächen sind mit Ausnahme der jeweiligen Bohrkeller und deren<br />

Zufahrten sowie (z.Zt. noch) einer Teilfläche von SB2 "Allmend" wieder rekultiviert und<br />

landwirtschaftlich genutzt. Alle betroffenen Flächen zeigen sich in einem mindestens<br />

so guten Zustand wie früher, die Bewirtschaftbarkeit konnte teilweise klar verbessert<br />

werden. Die Art und Weise der Rekultivierungsarbeiten hat sich somit bewährt.<br />

2.7 Grundwasserüberwachung<br />

2.7.1 Einleitung<br />

Zur Erfassung des Ist-Zustandes vor Beginn und zur Registrierung allfälliger Veränderungen<br />

während jeglicher Sondierarbeiten am Wellenberg wurde ein hydrogeologisches<br />

Untersuchungsprogramm erarbeitet. Als erster Schritt wurde der hydrogeologische<br />

Kataster mit Inventarisierung von Quellen, Bachwasser- und GrundwasserbeobachtungssteIlen<br />

aufgenommen. Das grosse Untersuchungsgebiet wurde in drei Zonen<br />

unterteilt. Dabei interessiert für den vorliegenden Bericht nur die Zone 1 a, die den Kern<br />

des Untersuchungsgebietes mit allen geplanten Sondierbohrungen erfasst. Die Überwachung<br />

der Beobachtungsstellen erfolgte durch periodische Kontrollmessungen,<br />

mehrheitlich im Monatszyklus, teilweise auch alle zwei Monate. Die Ergebnisse der<br />

Untersuchungen über das gesamte Einzugsgebiet werden jährlich zusammengefasst<br />

und den betroffenen Gemeinden, Kantonen und andere rn interessierten Stellen zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

2.7.2 Überwachung der Bohrstandorte<br />

Für jede Bohrstelle wurde ein entsprechendes Überwachungskonzept erarbeitet,<br />

welches für ausgewählte Quellen und Oberflächengewässer während des Abteufens<br />

der Sondierbohrungen eine intensivere Überwachung vorsah. Bei diesen Kontrollmessungen<br />

wurden vor allem auch Proben genommen, um das Wasser auf spezifi-


NAGRA NTB 94-09 - 18 -<br />

sche Tracer, namentlich Uranin und m-TF<strong>MB</strong>A, die der Bohrspülung beigemischt<br />

wurden, zu untersuchen. Im Falle der Sondierbohrung SB2 "Allmend" und auch im<br />

Hinblick auf den geplanten Sondierstollen wurden im Einzugsgebiet der SB2 im Talboden<br />

der Engelberger Aa sechs Flachbohrungen abgeteuft und als Piezometer<br />

ausgebaut und somit zusätzliche KontrollsteIlen geschaffen.<br />

Die Resultate der Messkampagnen während der einzelnen Bohrungen und deren<br />

Aussagen betreffend festgestellter Beeinträchtigungen wurden in den zu Handen der<br />

Aufsichtskommission Wellenberg erstellten halbjährlichen Zwischenberichten detailliert<br />

dokumentiert und beschrieben. Nachstehend werden die Schlussfolgerungen aus<br />

diesen Berichten als Übersicht zusammengefasst.<br />

2.7.3 Feststellungen und Schlussfolgerungen<br />

In Abhängigkeit der Zeitdauer der Bohrarbeiten wurden für die SB4 "Schwandrain" 9<br />

Probennahmekampagnen, für die SB1 "Oberrickenbach" deren 13 und für die SB6<br />

"Büel" deren 6 durchgeführt. Bei keiner dieser erwähnten Probennahmen konnte ein<br />

Anzeichen von Beeinträchtigung durch die Bohrarbeiten festgestellt werden.<br />

Bei der SB3 "Wilershöchi" mit total 13 Probennahmekampagnen kam es zu zwei<br />

allerdings erklärbaren Feststellungen. Ende Oktober 1990 konnten bei der Quelle 301<br />

(Mattli) die beiden der Bohrspülung beigegebenen Tracer in schwacher Konzentration<br />

nachgewiesen werden, was aber bei einer ca. 1000-fachen Verdünnung als unbedenklich<br />

bezeichnet werden konnte. Das Auftreten der Tracer im Quellwasser war wahrscheinlich<br />

auf die hohen Spülungsverluste vom 8./9. Oktober 1990 in 108 - 114 m<br />

Teufe zurückzuführen. Dieser Streckenabschnitt wurde bald danach verrohrt und bei<br />

den folgenden Probenahmen konnte keine Beeinflussung mehr festgestellt werden.<br />

Anfang Februar 1991 gelangte über die Bohrplatzentwässerung eine begrenzte Menge<br />

Spülungsreste in den Eltschenbach, was bei der Kontrollmessung von Mitte Feburar<br />

1991 prompt beim Bachwasser selber und auch bei der vermutlich teilweise durch<br />

Bachwasser gespeisten Quelle W 163, aufgrund der Traceranalyse festgestellt wurde.<br />

Die Beeinträchtigung des Quellwassers lag im absolut unbedenklichen Bereich und bei<br />

der folgenden Probenahme Mitte März 1991 konnte keine Beeinflussung des Quellwasser<br />

mehr festgestellt werden.<br />

Die Überwachung in der SB2 "Allmend" erfolgte mit 9 Probenahmekampagnen in den<br />

eigens dafür errichteten sechs Piezometer-Bohrungen PBo1 bis PBo6. Bei der ersten<br />

Probenahme nach Bohrbeginn wurde in allen BeobachtungssteIlen der Tracer aus der<br />

Bohrspülung nachgewiesen. Die höchste Konzentration wurde in der PBo1, welche<br />

sich direkt auf dem Bohrplatz befand, verzeichnet. Talabwärts war in den übrigen<br />

Piezometern PBo2 - PBo6 eine rasche Verdünnung festzustellen. Der Grund für die<br />

Beeinflussung des Grundwassers dürfte auf die Spülungsverluste vor dem Setzen des<br />

Standrohres bei 57.7 m Teufe zurückzuführen sein. Ab Mai 1992 nahmen die festgestellten<br />

Werte der Tracerkonzentration stetig ab, bis sie Anfang September 1992 nur<br />

noch in zwei Piezometern festzustellen waren und Mitte November 1992 nur noch in<br />

der auf dem BOhrplatz gelegenen PBo1. Eine weitere Kontaminierung des Grundwassers<br />

hat also nicht mehr stattgefunden.<br />

Zusammenfassend darf festgestellt werden, dass bei keiner der fünf beschriebenen<br />

Wellenberg-Bohrungen eine massgebliche Beeinträchtigung des Quell- und Grundwasservorkommens<br />

stattgefunden hat. Die dazu eingesetzen Schutzmassnahmen<br />

hatten sich bewährt.


- 19 - NAGRA NTB 94-09<br />

3 BOHRTECHNIK<br />

3.1 Einleitung<br />

In diesem Kapitel zur Bohrtechnik soll ein Überblick über die grundsätzlichen Aspekte,<br />

die auf alle Bohrungen zutreffen, gegeben werden. Ausführlichere Angaben sind dann<br />

jeweils in den Kapiteln der einzelnen Bohrung enthalten.<br />

Für die Bohrungen war die Zielsetzung die umfassende Charakterisierung der Valanginien-Mergel<br />

am Wellenberg hinsichtlich seiner geologischen und hydrogeologischen<br />

Eignung als Wirtgestein und die geometrische Ausdehnung des Gesteinskörpers für<br />

ein Endlager nachzuweisen.<br />

Diese wissenschaftliche Zielsetzung der Sondierbohrungen stellte besondere Anforderungen<br />

an ihre bohrtechnische Ausführung. So galt es nicht nur einen möglichst vollständigen<br />

Kerngewinn zu erzielen, sondern auch für die Durchführung der geplanten<br />

Test- und Messarbeiten in den Bohrungen die jeweils notwendigen Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen. Dazu zählten z.B. die Spülungsaustausche für Fluidlogging,<br />

möglichst geringer und artmässig limitierter Einsatz von Spülungsmaterialien, zeitweilige<br />

Klarwasserspülung und besondere Anforderungen bei der Zementation einzelner<br />

Verrohrungen hinsichtlich zementierter und unzementierter Abschnitte.<br />

Alle geologischen Prognosen für diesen Standort beruhten nur auf Kartierungen der<br />

Oberfläche und waren daher mit grossen Unsicherheiten behaftet. Die jeweils geplanten<br />

Bohr- und Verrohrungsabschnitte mussten daher vielfach den angetroffenen<br />

Bedingungen angepasst werden.<br />

Durch den Bau des Seelisberg-Tunnels und die <strong>Nagra</strong>-Sondierungen am Oberbauenstock<br />

waren die hier zu untersuchenden Valanginien-Mergel in ihren Grundeigenschaften<br />

bekannt. So musste in den feingeschichteten Tonmergeln mit wechselndem Tonund<br />

Karbonatanteil mit mächtigen stark tektonisch beanspruchten Strecken und eingelagerten<br />

Malmkalkschuppen gerechnet werden. Ausserdem waren die Valanginien­<br />

Mergel als Methangas führendes Gestein bekannt.<br />

Ebenfalls als potentiell gasführend war das helvetische Tertiär im Liegenden einzustufen,<br />

so dass hierfür geeignete Sicherheitsmassnahmen zu treffen waren.<br />

3.2 Organisatorische Aspekte<br />

Für die Bohrungen SB4, SB3 und SB1 lagen die Ansatzpunkte frühzeitg fest. Die<br />

notwendigen Baugesuche konnten zügig abgewickelt und die Ausführung dieser<br />

Bohrungen angegangen werden. Die genaue Bohrlokation der SB6 wurde aufgrund<br />

von Ergebnissen der geophysikalischen Messungen festgelegt, erst dann konnte das<br />

definitive Baugesuch eingereicht werden. Für SB2 brachte die Kombination des Bohrplatzes<br />

mit dem Installationsplatz vor dem geplanten Tunnelportal durch Einsprachen<br />

Verzögerungen im Baubewilligungsverfahren mit sich.<br />

Noch während der Ausschreibungs- und Evaluationsphase für die Vergabe der Bohrarbeiten<br />

SB4, SB3 und SB1 zeigten die ersten Erkenntnisse aus den geophysikalischen<br />

Messungen, dass die SB3 statt bis auf ca. 600 m auf ca. 1100 m abzuteufen


NAGRA NTB 94-09 - 20-<br />

sein würde und auch SB1 u.U. die projektierten 1100 m deutlich überschreiten könnte.<br />

Dies hatte dann direkten Einfluss bei der Vergabe der Bohrarbeiten, da die Auswahl<br />

leistungsmässig geeigneter Bohrgeräte im Vordergrund stand. Die Bohrungen SB1,<br />

SB3, und SB4 wurden an die Foralith AG (SG) vergeben. Die Bohrung SB6 wurde<br />

durch Fehlmann Grundwasserbauten AG (BS) ausgeführt. Die Bohrung SB2 mit einer<br />

Zielteufe von 1600 m wurde ebenfalls durch die Foralith AG ausgeführt, da zum einen<br />

erhebliche logistische Vorteile damit verbunden waren, zum anderen ein Bohrgerät in<br />

der geforderten Leistungsgrösse zur Verfügung gestellt werden konnte. Die Bohrung<br />

SB4a mit einem vertikalen und einem mit 45 Grad geneigten Bohrloch wurde ebenfalls<br />

wieder an die Foralith AG vergeben, die ein für diese Aufgabe speziell geeignetes<br />

Bohrgerät besass.<br />

3.3 Bohrverfahren<br />

3.3.1 Einleitung<br />

Das weitgehend kontinuierliche Kernen der Bohrungen stellte ein wesentliches<br />

Element der wissenschaftlichen Untersuchungen dar. Als zeit- und kostengünstigstes<br />

Kernbohrverfahren für Bohrungen dieser Grössenordnung kam daher fast ausschliesslich<br />

das Seilkernen auf den insgesamt rund 6190 Kernbohrmetern zum Einsatz. Nur<br />

kurze Anfangsabschnitte im Lockergestein wurden mit anderen Kernverfahren abgeteuft.<br />

Für SB4, SB3 und SB1 war im Arbeitsprogramm vorgesehen, die Bohrungen bis auf<br />

die Standrohrabschnitte im Lockergestein durchgehend zu kernen. Da sich jedoch<br />

schon bei der SB4 zeigte, dass die Unterscheidung zwischen Lockergestein und<br />

Rutschmasse an hand des beim Meisseln anfallenden Bohrguts nicht eindeutig war,<br />

wurden die weiteren Bohrungen direkt kernend begonnen. Bei SB4a wurde auf das<br />

Kernen der ersten Abschnitte aufgrund der Nähe zu SB4 verzichtet. Als reine Meisselbohrung<br />

sind daher nur kurze Strecken am Wellenberg abgeteuft worden.<br />

Der vom Seilkernsystem vorgegebene Bohrlochdurchmesser erforderte dann noch auf<br />

insgesamt ca. 3680 m das Erweitern des Kernbohrlochs auf den für den Einbau der<br />

Verrohrungen erforderlichen Durchmesser. Ebenfalls erweitert werden mussten die<br />

letzen Bohrlochabschnitte auf 946 m Länge, um für geophysikalische Messungen den<br />

ausreichenden Querschnitt zu erlangen.<br />

Die Tabelle 1 zeigt eine Zusammenstellung von Kennwerten'" der Kernbohrarbeiten<br />

zusammengefasst für alle Bohrungen, sowie die vollgebohrten Strecken.<br />

3.3.2 Seilkernen<br />

Das Seilkernen ist ein drehendes Spülbohrverfahren, bei dem aber zum Ziehen des<br />

Kerns nicht das gesamte Gestänge wie beim konventionellen Kernbohren ausgebaut<br />

werden muss, sondern nur das Innenkernrohr mit einem am Seil eingefahrenen<br />

Fänger zutage geholt wird.<br />

Teufen- und Zeitangaben und berechnete Durchschnittswerte sind in diesem Bericht weitgehend auf eine Dezimale<br />

gerundet, die Aufsummierung von gerundeten Einzelwerten kann daher z.T. geringfügig von den Gesamtwerten<br />

abweichen


- 21 - NAGRA NTB 94-09<br />

Tabelle 1:<br />

Kernbohrübersicht<br />

SB1 SB2 SB3 SB4 SB6 SB4a/v SB4a/s Total<br />

Endteufe 1670.3 1870.4 1546.7 757.6 430.6 735.0 858.2 7868.8 m<br />

Kernbohrstrecke 1655.7 1867.4 1535.2 704.2 1378.3 249.4 663.7 683.6 6190.2 m<br />

Kernbohrzeit 1816.9 1651.4 1647.3 648.3 464.8 22.3 829.5 873.8 6251.0 h<br />

Kernlänge 1624.0 1859.7 1468.7 665.7 349.1 46.4 655.6 676.4 6013.6 m<br />

Kerngewinn 98.1 99.6 95.7 94.5 92.3 93.9 98.8 98.9 97.2 %<br />

Kernbohrfortschritt 0.9 1.1 0.9 1.1 0.8 2.2 0.8 0.8 1.0 m/h<br />

Anzahl Kernmärsche 534 651 682 206 406 37 164 133 2516<br />

Du rchsch n ittl iche 3.1 2.9 2.3 3.4 0.4 1.3 4.0 5.1 2.5 m<br />

Kernmarschlänge<br />

Vollbohrstrecke 11.5 0.0 9.0 51.1 0.2 69.1 172.0 m<br />

Bohrbeginn ab Teufe 3.1 3.0 2.5 2.4 2.7 2.2 2.6 m<br />

1 Seilkernen 2 Hammerkernen<br />

Neben dem dadurch gewonnenen enormen Zeitvorteil beim Kernziehen wird ausserdem<br />

das Bohrloch weniger beansprucht, da das Bohrgestänge seltener aus- und<br />

eingebaut werden muss. Da das Kernziehen weniger aufwendig ist, kann bei dieser<br />

Technik auch zur Optimierung des Kerngewinns mit extrem kurzen Kernmärschen<br />

gearbeitet werden, ohne allzugrossen Zeitverlust dadurch hinnehmen zu müssen. In<br />

den Lockergesteinsabschnitten der Bohrungen wurden daher vielfach Kernmarschlängen<br />

von weniger als 1 m gebohrt, um den Kerngewinn entsprechend steigern zu<br />

können.<br />

Für die Wellenberg-Bohrungen wurden vier verschiedene Seilkernsysteme verwendet,<br />

die Typen 5 1/2" GWSK, 4 1/2" GWSK und 3 1/2" GWSK der Bohrgesellschaft Rhein­<br />

Ruhr und das System SK6L von Diamond Board/Craelius.<br />

Alle vier Typen sind Doppelkernrohrsysteme, die z.T. auch als Dreifachkernrohr eingesetzt<br />

wurden. Die verwendeten Kernbohrkronen richteten sich nach den Gebirgsverhältnissen.<br />

Eingesetzt wurden bis auf wenige Hartmetallkronen (im Lockergestein)<br />

oberflächenbesetzte Diamantkronen und zwei BallaSet Kronen. Die 6 1/4" Kronen<br />

waren, abhängig von den Gebirgsbedingungen, mit etwa 100 bis 137 Karat besetzt bei<br />

Steingrössen von 4 - 6 bzw. 12 - 15 Steinen/Karat. Das Lippenprofil der Kronen war<br />

jeweils vollrund. Zum Teil wurden die Kronen mit Face-Discarge, d.h. mit Spüllöchern<br />

in der Lippe in der Moräne und der Rutschmasse eingesetzt, um einen besseren<br />

Schutz gegen das Auspülen weicher Kernteile zu erreichen.<br />

Der Einsatz dieser Technik hat sich am Wellenberg bestens bewährt. Sowohl hinsichtlich<br />

des Kerngewinns als auch in der Kernqualität wurden hervorragende Ergebnisse<br />

erzielt. Über die gesamten 6140.8 Seilkernmeter konnte ein Kerngewinn von 97.2%<br />

erzielt werden.<br />

Die Bohr- und Kerndurchmesser* der Systeme sind in Tabelle 2 zusammengestellt.<br />

Die in der Erdöl-/Erdgasindustrie übliche Bemassung von Durchmessern in Zoll(") wird auch in diesem Bericht<br />

weitgehend beibehalten. Die Seilkernsysteme stammen aber hauptsächlich aus dem Bergbau und werden daher mit<br />

metrischen Angaben bezeichnet. Die hier fett unterlegten Werte entsprechen der üblichen Standardbezeichnung.<br />

(Umrechnung: 1" = 25.4 mm)


NAGRA NTB 94-09 - 22-<br />

Tabelle 2:<br />

Seilkernsysteme<br />

51/2" GWSK 41/2" GWSK 31/2" GWSK SK6L<br />

Kernrohr 2-fach 3-fach 3-fach 2-fach 2-fach<br />

Bohrdurchmesser 159 mm 159 mm 123mm 96mm 146mm<br />

61/4" 61/4 11 4 7/8" 3 3/4 11 5 3/4"<br />

Kerndurchmesser 101 mm 94mm 74 57mm 102mm<br />

4 11 3 11/16" 2 7/8" 2 1/4" 4"<br />

3.3.3 Hammerkernen<br />

Das Kernbohren mit druckluftbetriebenem Imloch-Hammer bietet grosse Vorteile beim<br />

Kernen im Lockermaterial, da der Kern durch das Bohrverfahren nicht ausgewaschen<br />

werden kann. Das Einfach- oder Doppelkernrohr mit entsprechender Schneidlippe wird<br />

durch einen darüber angeordneten Drucklufthammer in die Formation hineingeschlagen,<br />

der Kern selbst kommt mit einer Bohrspülung nicht in Berührung. Eingesetzt<br />

wurde diese Technik im ersten Abschnitt der SB6.<br />

Die Einsetzbarkeit dieses Verfahrens ist aber bei Wasserzuflüssen und zu Nachfall<br />

neigenden Bohrlöchern stark eingeschränkt. Bei zu starkem Wasserzulauf muss das<br />

Loch jeweils erst wieder ausgeblasen werden, bevor der Hammer volle Schlagleistung<br />

erbringt, bzw. bei grösseren Tiefen wird der hydrostatische Druck gegenüber dem<br />

Pressluftdruck zu gross. Zum Kernziehen muss das Gestänge jeweils ausgebaut<br />

werden, sodass nachgefallenes Material erst überkernt werden muss und das Kernrohr<br />

zusätzlich füllt.<br />

3.3.4 Meisselbohren<br />

Der Standrohrabschnitt in SB4 und Abschnitte der SB4a wurden weitgehend ohne zu<br />

Kernen mit Meisseln gebohrt. Ausserdem wurden in SB1 bzw. SB3 zwei Strecken von<br />

10m bzw. 9 m gemeisselt, die durch Teufenfehler jeweils beim Aufbohren des Rohrschuhs<br />

zugebohrt worden waren.<br />

Mehrmals bohrte man einige Dezimeter lange Abschnitte mit Rollenmeisseln bzw.<br />

Fräsen, um die Bohrlochsohle von Metallbandresten nach Packertesten zu säubern,<br />

bevor wieder mit einer Kernkrone weitergearbeitet werden konnte.<br />

Ansonsten wurden Rollenmeissel nur zum Erweitern und/oder Nachbohren der Kernbohrstrecken<br />

sowie zum Aufbohren von Rohrschuhbereichen nach dem Zementieren<br />

eingesetzt.<br />

3.3.5 Tubex-Bohren<br />

Das Tubex-Bohrverfahren 1 ist ein druckluftbetriebenes Hammerbohrverfahren, bei<br />

dem der Hammer das Bohrloch meisselt und gleichzeitig eine Verrohrung nachzieht.<br />

1 Tubex ist Markennahme der Fa. Sandvik Rock Tools, von anderen Firmen werden praktisch gleiche<br />

Systeme unter Namen wie z.B. Stratex- oder Odex-Verfahren angeboten.


- 23- NAGRA NTB 94-09<br />

Wesentliches Merkmal ist der exzentrisch über dem Meissel angeordnete Räumer, der<br />

bei Rechtsdrehung des Hammers ausklappt und das Bohrloch für das Nachziehen der<br />

Verrohrung erweitert. Durch Linksdrehung wird der Räumer eingeklappt, sodass der<br />

Hammer mit Meissel am Hammergestänge wieder ausgebaut werden kann.<br />

3.3.6 Erweitern<br />

Der Kernbohrdurchmesser von 6 1/4" bzw. 146 mm musste für den Einbau von<br />

Verrohrungen - mit Ausnahme der 5" Rohre - jeweils auf entsprechende Durchmesser<br />

aufgeweitet werden. Ein Erweitern wurde ebenfalls für die 96 mm Bohrlochabschnitte<br />

erforderlich, da dieser Durchmesser für die FMS-Messung zu gering war.<br />

In SB6 musste für den Einbau der Hilfsverrohrungen und für geophysikalische<br />

Messungen streckenweise erweitert werden.<br />

Als Werkzeuge wurden für die Erweiterungsarbeiten verschiedene Rollen-<br />

Diamantbohrwerkzeuge eingesetzt.<br />

und<br />

Normalerweise wurden Standardrollenmeissel für das Erweitern des Kernbohrlochs auf<br />

den erforderlichen Querschnitt zum Verrohren verwendet. Um sicherzustellen, dass<br />

beim Erweitern das Kernbohrloch nicht verlassen wird, wurden aber in SB2 weitgehend<br />

spezielle Erweiterungswerkzeuge angewendet, die durch einen Pilotmeissel im Kernbohrloch<br />

geführt werden. Es wurden auf einem Abschnitt Rollenbohrwerkzeuge eingesetzt,<br />

auf einem zweiten später dann ein Diamantwerkzeug. Dieses Diamantwerkzeug<br />

konnte ebenfalls für SB4a genutzt werden.<br />

Zum Erweitern der 96 mm Kernstrecken wurden spezielle Kernbohrkronen eingesetzt,<br />

deren Schneidlippengeometrie modifiziert und auf den erforderlichen Durchmesser<br />

verbreitert war, bzw. in SB1 weitgehend Hartmetallfräsen.<br />

3.4 Bohrgeräte<br />

Für das Abteufen von Bohrungen in dieser Grössenordnung im Seilkernverfahren -<br />

bezogen auf Teufe und Durchmesser - sind hydraulische Anlagen mit Kraftdrehkopf<br />

besonders gut geeignet. Die eingesetzten Geräte waren die Typen B5R, B8F, B3A und<br />

B12 des Herstellers Wirth (D - Erkelenz).<br />

Die technischen Daten der einzelnen Bohrgeräte und die zugehörigen Komponenten -<br />

Spülpumpen, Tankanlagen etc. - sind in Beilage 3.1 "Bohrgerätedaten" aufgelistet.<br />

Aus Lärmschutzgründen wurden auf SB1 und SB2 ein elektrischer Netzanschuss<br />

genutzt, um die Bohrgeräte über elektrohydraulische Aggregate anzutreiben. Ein<br />

Umstellen auf dieselhydraulischen Antrieb bei Stromausfall war aber möglich. Die<br />

Antriebsdieselmotoren an den anderen BOhrgeräten waren schallgedämmt oder<br />

wurden noch durch zusätzliche Schallschutzmassnahmen abgeschirmt.<br />

Zusätzlich notwendige Lärmschutzmassnahmen sind in den jeweiligen Kapiteln im<br />

Detail erläutert.


NAGRA NTB 94-09<br />

3.5 Verrohrungen<br />

3.5.1 Permanente Verrohrungen<br />

Für die Verrohrungen wurden weitgehend in der Eröl-/Erdgasindustrie übliche Grössen<br />

in der Abstufung 13 3/8 11 , 9 5/8 11 , 7 11 , 5 1/2" und 5" mit Gewindeverbindern benutzt.<br />

Damit konnten für die Zementationen geeignete Ringraumverhältnisse geschaffen<br />

werden. Ausserdem war Standardverrohrungsequipment einsetzbar. Gleichzeitig<br />

konnte der noch vorhandene Rohrbestand aus dem Kristallinbohrprogramm aufgebraucht<br />

werden. Die 5 11<br />

Verrohrungen waren z.T. nur als Reserve geplant, wurden aber<br />

- ausgenommen SB6 - auch eingebaut. Die vorgesehenen Absetzteufen für die<br />

Verrohrungen mussten naturgemäss den angetroffenen geologischen Bedingungen<br />

angepasst werden, vielfach konnte man die geplanten Werte deutlich überschreiten.<br />

Einen Sonderfall bildete SB4a1s, da bei dem Einsatz des Tubex-Verfahrens Rohre<br />

nach DIN-Richtlinien mit Schweissverbindung eingesetzt werden mussten.<br />

Im Hinblick auf die zu installierenden Langzeitbeobachtungssysteme war mehrfach<br />

zusätzliches Equipment wie External-Casing-Packer, Zementierstufen und Linksverbinder<br />

in die Verrohrungen einzubauen.<br />

3.5.2 Hilfsverrohrungen<br />

Systembedingt sind beim Seilkernen nur geringe Spülraten nötig und möglich. Um<br />

einen ausreichenden Bohrkleinaustrag sicherzustellen, muss der Ringraum im verrohrten<br />

und offenen Bohrloch möglichst gleich sein, um konstante Aufstiegsgeschwindigkeiten<br />

zu erhalten. Es ist daher in den grösser verrohrten Abschnitten erforderlich, eine<br />

zusätzliche Hilfsverrohrung temporär einzubauen, die auf den Kernbohrdurchmesser<br />

abgestimmt ist. Diese Hilfsverrohrungen werden normalerweise mit Linksgewinde<br />

eingesetzt, um ein Entschrauben der Rohre durch den rechtsdrehenden Bohrstrang zu<br />

vermeiden. Wesentliche Schwierigkeiten mit einer Hilfsverrohrung traten nur in SB2<br />

auf.<br />

Bei Bohrarbeiten in unkonsolidiertem Material werden Hilfsverrohrungen auch zur<br />

temporären Sicherung des offenen Bohrlochs eingesetzt, indem sie mit einer Rohrschuhkrone<br />

bestückt etappenweise zur Bohrlochsohle hin eingebohrt werden. Dieses<br />

Vorgehen war am Wellenberg in SB6 erforderlich.<br />

3.6 Preventeranlagen<br />

Da die Bohrungen in potentiell gasführendem Gestein abzuteufen waren und auch<br />

eine Ansammlung von Gas in geklüfteten Mergelpartien oder eingelagerten<br />

Kalkschuppen möglich war, musste man entsprechende Sicherheitsvorkehrungen<br />

vorsehen, die sich an den Vorschriften der deutschen Tiefbohrverordnungen orientierten.<br />

Auf das Standrohr wurde jeweils ein Ringpreventer während der Kernphase installiert,<br />

der an Manifold, Gasabscheider und Fackel angeschlossen war.<br />

Auf die Ankerrohrtouren wurden dann Doppelbacken- und Ringpreventer aufgebaut,<br />

um allfällige Drucksituationen sicher beherrschen zu können. Sie waren ebenfalls an<br />

Manifold, Gasabscheider und Fackel angeschlossen.


- 25- NAGRA NTB 94-09<br />

3.7 Zementationen<br />

Alle permanenten Verrohrungen wurden nach ihrem Einbau im Bohrloch einzementiert.<br />

Die Zementationen mussten z.T. als Zweistufen-Zementation ausgeführt werden, um<br />

für die Langzeitbeobachtung spezielle Erfordernisse zu erfüllen. Ausgehend von den<br />

früheren <strong>Nagra</strong>-Bohrungen wurde auch hier weitgehend PCHS Sulfacem-Zement<br />

eingesetzt. Nachdem jedoch die 9 5/8 11<br />

Rohrzementation der SB2 erhebliche Mängel<br />

auswies, die u.a. zementbedingt entstanden waren, wurden in den weiteren Zementationen<br />

mehrfach spezielle Tiefbohrzementmischungen eingesetzt, die in den Kontrollmessungen<br />

bessere Zementationsqalitäten zeigten.<br />

3.8 Bohrspülungen<br />

Wie schon bei früheren <strong>Nagra</strong>-Bohrungen bestand auch hier der Konflikt zwischen<br />

Bohrtechnik und Wissenschaft über die einzusetzende Bohrspülung. Aus wissenschaftlichen<br />

Gründen sollte möglichst mit klarem Wasser gebohrt werden, um die<br />

hydrochemischen Eigenschaften der Formationswässer so wenig wie möglich zu<br />

verändern. Gleichzeitig sollte verhindert werden, dass durch einen Filterkuchen auf der<br />

Bohrlochwand die Formationspermeabilität irreversibel reduziert würde.<br />

Die bohrtechnischen Aufgaben einer Spülung wie<br />

• Austrag des erbohrten Gesteins<br />

• Kühlung des Bohrwerkzeugs<br />

• Reduzierung von Reibung zwischen Bohrgestänge und Bohrloch<br />

• Stützung der Bohrlochwand - Aufbau eines Filterkuchens zur Verringerung der<br />

Wasserabgabe<br />

• wichtiges Element zur Kontrolle von Zuflüssen<br />

lassen sich mit Wasser jedoch nur in sehr begrenztem Umfang bzw. nicht erreichen.<br />

Insbesondere die aus den Oberbauenstock-Bohrungen gewonnenen Erfahrungen<br />

liessen erwarten, dass der Valanginienmergel hydratisierbare Tonanteile enthält, die<br />

durch Wasseraufnahme sehr schnell instabil werden. Als Bohrspülung wurde daher<br />

grundsätzlich eine Tonsüsswasser- Spülung eingesetzt, in drei kurzen Abschnitten<br />

wurde jedoch auch mit Klarwasser gebohrt.<br />

Die Spülungsüberwachung und -konditionierung wurde jeweils durch Servicefirmen<br />

ausgeführt.<br />

Der Spülung wurden z.T. mehrere Tracer zugesetzt, um bei der Wasserprobennahme<br />

während Pumpversuchen den darin enthaltenen Spülungsanteil abschätzen zu<br />

können.<br />

3.8.1 Ton-Süsswasser-Spülung<br />

Die verwendete Ton-Süsswasser-Spülung wurde möglichst nur mit Bentonit und<br />

Zugabe von Polymeren bzw. Zellulosederivaten angemischt und in ihren rheologischen<br />

Eigenschaften auf die Bohrlochbedingungen (Kernen, Erweitern) eingestellt.


NAGRA NTB 94-09 - 26 -<br />

Schwerspat wurde zeitweise zugesetzt, um durch das erhöhte Spülungsgewicht<br />

Zuflüsse zu unterdrücken bzw. die Bohrlochstabilität zu verbessern. Ein Reibungsminderer<br />

wurde teilweise notwendig, um die Gestängedrehmomente zu reduzieren.<br />

Zur Feststoffkontrolle waren die Bohranlagen standardmässig mit Schüttelsieben, teilweise<br />

auch Mudcleanern ausgerüstet. Zusätzlich wurden teilweise an den Bohrungen<br />

Zentrifugen (Flottweg Z-34) installiert, die beim Kernen zur Spülungsaufbereitung<br />

eingesetzt, aber insbesondere auch zur Spülungsentsorgung genutzt wurden.<br />

3.8.2 Klarwasser-Spülung<br />

Die Klarwasserstrecken waren in SB4 der letzte Bohrlochabschnitt mit 54 m, in SB3<br />

100 m unterhalb des 7 11 Rohrschuhs und in SB1 153 m unterhalb des 9 5/8 11 Rohrschuhs.<br />

Die kurze Strecke in SB4 konnte ohne Schwierigkeiten abgebohrt werden. In den<br />

beiden anderen Bohrungen führte die fehlende Schmierwirkung der Spülung zu kräftigen<br />

Vibrationen im Bohrgestänge und stark erhöhtem Verschleiss an Bohrgestänge<br />

und Bohrwerkzeugen, sodass in SB1 das Bohren mit Wasser vorzeitig abgebrochen<br />

werden. musste.<br />

Als Fazit aus dem Vergleich der in Klarwasserstrecken ausgeführten Testarbeiten zu<br />

den übrigen Bohrlochbereichen lässt sich feststellen, dass keine signifikanten Unterschiede<br />

in den Ergebnissen des Packertestens und des Fluidloggings feststellbar<br />

waren. Da sich in diesen Bohrlochabschnitten das Kaliber jedoch deutlich verschlechterte,<br />

waren die Randbedingungen für das Fluidlogging und die Packerteste eher<br />

negativ beeinflusst. Die Aussagekraft der hydrochemischen Wasseranalysen wurde<br />

jedoch besser, da die Spülungsmaterialien durch Ionenaustauschvorgänge diese<br />

Untersuchungen beeinflussten.<br />

3.8.3 Spülungsentsorgung<br />

Anfangs war vorgesehen, Altspülung mit der Zentrifuge auf dem Bohrplatz weitgehend<br />

von ihren Feststoffen zu befreien, die Flüssigphase in einen Stapeltank in der ARA<br />

Stans zu bringen und dort dosiert der ARA zuzusetzen. Die Feststoffe sollten zusammen<br />

mit dem Bohrklein in eine Inertstoffdeponie gebracht werden.<br />

Es zeigte sich jedoch, dass der Abscheidegrad der Zentrifuge ungenügend war,<br />

sodass eine Entsorgung über die ARA Stans nur in beschränktem Mass weiterhin<br />

möglich war. Nachdem einige Male Spülung direkt in die Inertstoffdeponie gebracht<br />

werden konnte, musste anschliessend die Altspülung in Stapeltanks (aufgestellt bei<br />

Fa. Niederberger, Dallenwil und Fa. Christen, Wolfenschiessen) zwischengelagert<br />

werden. Eine mobile Zentrifuge mit Flockstation wurde versuchsweise eingesetzt und<br />

konnte die Spülung so gut trennen, dass das Zentrat in die Kanalisation eingeleitet<br />

werden konnte. Die Feststoffe kamen stichfest in die Deponie. Damit konnten diese<br />

zwischengelagerten Spülungsvolumina entsorgt werden.<br />

An der Bohrung SB1 wurden daraufhin für die Spülungsentsorgung zusätzlich zur<br />

Zentrifuge ein Stapeltank mit Rührwerk und eine Flockmitteldosierung aufgebaut. Die<br />

Altspülung wurde - nach der entsprechenden pH-Wert Einstellung durch Säurezugabe


- 27- NAGRA NTB 94-09<br />

- mit Flockmittel behandelt und zentrifugiert. Das dann klare oder z.T. leicht trübe<br />

Wasser konnte in die Kanalisation abgegeben werden. Die ausgeworfenen Feststofte<br />

wurden in die Inertstoffdeponie gebracht.<br />

Als diese Entsorgung aufgrund des langanhaltenden Frostes im Winter 92/93 nicht<br />

mehr möglich war und gleichzeitg mit Ende der SB6 grössere Spülungsmengen zu<br />

entsorgen waren, wurde erneut die mobile Anlage eingesetzt, diesmal auf dem bereits<br />

fertiggestellten Platz der SB2. Für SB2 erfolgte die Entsorgung wieder analog SB1 mit<br />

der Bohrplatzzentrifuge und Flockmitteldosierung.<br />

Für SB4a wurden auf dem noch bestehenden Bohrplatz SB2 Stapeltanks aufgestellt,<br />

in denen die Altspülung zwischengelagert und mehrmals über mobile Zentrifugenanlagen<br />

entsprechend aufgearbeitet.<br />

Diese Spülungsentsorgung wurde ebenfalls durch den Spülungsservice betreut.<br />

3.9 Mess- und Testarbeiten<br />

Wie an den Untersuchungszielen erkennbar ist, war in den Bohrungen ein umfangreiches<br />

wissenschaftliche Mess- und Testprogramm notwendig, das auch direkten<br />

Einfluss auf den Ablauf der Bohrarbeiten nahm. Soweit diese Mess- und Testarbeiten<br />

bohrtechnisch relevant waren, sind sie in diesem Bericht ebenfalls erläutert. Ausführliche<br />

Informationen zu diesen wissenschaftlichen Untersuchungen sind in den jeweiligen<br />

Fachberichten enthalten.<br />

3.9.1 Packertests<br />

Zur hydraulischen Charakterisierung des Bohrlochs und zur Gewinnung von Wasserproben<br />

wurden insgesamt 168 Einzel- und Doppelpackertests ausgeführt, die vielfach<br />

kurzfristig nach Kernbefund und/oder Spülungsbilanzmessungen angesetzt wurden.<br />

Die Einfach- oder Doppelpackergarnituren wurden an Tubingsträngen eingebaut und<br />

waren mit Drucksensoren ausgerüstet, die ein selektives Messen in den zwei bzw. drei<br />

abgepackerten Intervallen ermöglichten. Zum Spannen der Packer und zur Übertragung<br />

der Messdaten wurden aUS5en am Tubing zwei Druckleitungen (1/4" Edelstahlrohre)<br />

und ein Kabel mitgeführt, die - mit Ausnahme von SB1 - in einem "Triple-Flatpac"<br />

gemeinsam kunststoffummantelt kombiniert waren. Bei SB4a setzte man ein<br />

Flatpac mit 3 Leitungen und einem Kabel ein. Die Leitungen wurden mit Stahlbändern<br />

am Tubing fixiert. Teilweise verblieben beim Packerausbau solche Stahlbänder im<br />

Bohrloch und führten zu Beschädigungen von Bohrkronen, bzw. machten zusätzliche<br />

Roundtrips zum Säubern des Bohrloch notwendig.<br />

In den Tubingstrang war zusätzlich jeweils ein Stator einer Moineau-Pumpe mit eingebaut.<br />

Damit konnte eine Druckabsenkung in den Messintervallen entweder durch<br />

Schwappen erfolgen oder für längere Förderphasen die Moineaupumpe benutzt<br />

werden. Dazu wurde an 3/4" Pumpgestänge der Rotor eingebaut und von übertage<br />

durch einen Hydraulikmotor angetrieben und auf diese Weise kontinuierlich gefördert.<br />

In die Testintervalle wurde normalerweise vor dem Setzen der Packer getracertes<br />

Wasser einzirkuliert.


NAGRA NTB 94-09 - 28-<br />

Die Tests wurden je nach Anforderungen als slug injection oder -withdrawal, pulse<br />

injection oder -withdrawal, constant rate-injection oder -withdrawal, constant-head<br />

injection oder withdrawal und dazugehöriger recovery ausgeführt. Die online übertragenen<br />

Druckdaten aus dem Testintervall ermöglichten es, abhängig von ersten Quick­<br />

Look Interpretationen den Testverlauf umzugestalten, um ihn optimal an die gegebenen<br />

Bohrlochparameter anzupassen.<br />

3.9.2 Fluidlogging<br />

Beim Fluidlogging wird durch wiederholte Temperatur- und Leitfähigkeitsmessungen<br />

im Bohrloch die Veränderung dieser Werte teufen- und zeitabhängig gemessen, um so<br />

Zufluss-Stellen qualitativ und quantitativ erfassen zu können. Da diese Messungen<br />

durch die thixotropen Eigenschaften der Tonspülung stark verschlechtert werden,<br />

wurde vor dem Logging die Spülung gegen getracertes Wasser ausgetauscht, sofern<br />

es bohrtechnisch vertretbar war.<br />

Bei den Messungen wurde teilweise durch eine gleichzeitig eingebaute Pumpe<br />

(Grundfos oder Moineau) der Spiegel abgesenkt, um die Änderung der Zuflusscharakteristik<br />

bei Druckabsenkung zu ermitteln.<br />

3.9.3 Geophysikalische Messungen<br />

Selbstverständlich gehörten umfangreiche geophysikalische Bohrlochmessungen vor<br />

dem Verrohren und nach Erreichen der Endteufen zum Untersuchungsprogramm. Bei<br />

Bedarf wurden aber auch zwischendurch einzelne Messungen vorgenommen. Die<br />

FMS-Messung, u.a erforderlich zur Orientierung der Bohrkerne, machte jeweils ein<br />

Erweitern des letzten Bohrlochabschnitts auf mindestens 104 mm erforderlich.<br />

3.9.4 Bohrlochseisrnische Messungen<br />

Mehrfach wurden Vertikal Seismik Profil (VSP)-Messungen ausgeführt, um für das<br />

weitere Vorgehen in einer Bohrung Entscheidungshilfen zu erhalten, insbesondere die<br />

Tiefenlage des Basisreflektors sollte so verifiziert werden. Dieses Messverfahren<br />

ermöglicht, in Verbindung mit Sonic-Logs in den oberen Bohrlochabschnitten, die<br />

seismischen Messungen zu kalibrieren und die Tiefenvorhersagen für erwartete<br />

Reflektoren zu verbessern.<br />

In SB1 wurde im Auftrag des Tiefengas-Konsortiums ein Walk-Away-VSP gemessen.<br />

3.9.5 Dilatometermessungen<br />

In den Bohrungen SB3, SB1 und SB4a/v wurden Dilatometermessung im Teufenbereich<br />

des späteren Endlagerniveaus ausgeführt, um felsmechanische Kennwerte des<br />

Mergels in-situ zu bestimmen. Dazu mussten die Bohrungen in dem Messintervall mit<br />

dem für das Dilatometer geeigneten Durchmesser gebohrt werden. Eine 101 mm<br />

Kernkrone mit dem 3 1/2" GWSK Kernrohr am kombinierten 3 1/2"- 5 1/2" GWSK<br />

Strang wurde zum Vorbohren dieser Abschnitte eingesetzt, die nach den Messungen<br />

mit der 6 1/4" Garnitur dann aufgebohrt wurden. Das Dilatometer wurde an einem


- 29- NAGRA NTB 94-09<br />

Tubingstrang eingebaut. Aussen am Tubing führte man eine 1/4" Druckleitung und das<br />

Messkabel mit, um das Dilatometer zu spannen und die Daten online zu erfassen.<br />

3.9.6 Hydrofractests<br />

Zur Ermittlung des Gebirgsspannungszustandes wurden Hydrofractests in SB3, SB1,<br />

SB2 und SB4a1v gefahren. Mit einer Doppelpackergarnitur am Tubingstrang wurden<br />

dazu ausgewählte Teufenintervalle eingeschlossen. Das Spannen der Packer und die<br />

Übertragung der Messwerte erfolgte über aussen mitgeführte 1/4" Druckleitung und<br />

Kabel. Durch Abdrücken des Intervalls wurden die verschiedenen Fracdrücke ermittelt.<br />

FMS-Messungen vor und nach den Fractests ermöglichten die Orientierung der<br />

erzeugten Risse.<br />

3.9.7 Bohrlochverlaufsmessungen<br />

Während der Bohrarbeiten wurde der Bohrlochverlauf regelmässig durch Single-Shotund<br />

Multi-Shot-Messungen kontrolliert, um bei unerwarteten Verlaufsänderungen<br />

notfalls reagieren zu können. Die endgültige Berechnung des Bohrlochverlaufs erfolgte<br />

soweit wie möglich an hand der zusammen mit dem FMS gemessenen Neigungs- und<br />

Richtungswerte. Der Verlauf vom letzten vorhandenen Messwert bis zur Endteufe<br />

wurde extrapoliert und zur Berechnung der Abweichungsdaten auf Endteufe herangezogen.<br />

Der Abstand zwischen Endteufe und letztem Messpunkt betrug maximal 35.2 m<br />

(SB3), z.T. nur wenige Meter.<br />

3.9.8 Temperatur-Angleichsmessungen<br />

Die in SB4a1v und SB4a1s angetroffenen hydrogeologischen Verhältnisse verlangten<br />

einen sicheren Nachweis, dass die Rohrzementationen in der Rutschmasse den<br />

subartesischen Aquifer sicher gegen de artesischen Aquifer abdichten. Als spezielle<br />

Überprüfungen erfolgten Temperatur-Angleichsmessungen. Dabei wurde ein kontinuierliches<br />

Temperaturprofil in der Bohrung gemessen, das durch Warmwasserzirkulation<br />

angehoben wurde. Aus der zeitabhängigen Änderung des Profils in der Aufheizund<br />

Abkühlphase sind Rückrechnungen auf einen Wasserfluss (= Wärmetransport)<br />

hinter der Verrohrung möglich.<br />

3.10 Spezielle Arbeiten<br />

Hier werden kurz einige Besonderheiten einzelner Bohrungen aufgeführt, die jeweils<br />

im Kapitel der einzelnen Bohrung ausführlich beschrieben sind.<br />

Die 9 5/8" Rohrzementation SB2 war aufgrund einer Kombination mehrer ungünstiger<br />

Umstände misslungen und musste saniert werden. Dazu erfolgten 5 Nachzementationen,<br />

mit denen durch 3 Perforationen der undichte Ringraum nachträglich verschlossen<br />

werden konnte.<br />

In der Bohrung SB3 musste das 6 1/4" Bohrloch für die Zementation der 5" Rohre auf<br />

zwei Strecken durch Unterschneiden auf 8 1/2" vergrässert werden, da für die Langzeitbeobachtung<br />

spezielle Anforderungen an die Zementation gestellt wurden.


NAGRA NTB 94-09 - 30-<br />

Neben mehreren kleinen Fangarbeiten, die nur geringen Zeit- und Materialaufwand<br />

erforderten, waren zwei umfangreiche Fangoperationen zu verzeichnen.<br />

In SB1 fiel beim Einbau der 105 mm Eweiterungsgarnitur der 3 1/2" GWSK-Strang<br />

durch einen Schaden an der Abfangvorrichtung durch. Es dauerte 8 Tage, bis die<br />

notwendige Fangarbeit und ihre Folgeprobleme abgeschlossen werden konnten.<br />

Für SB2 erforderte die Sanierung der in die 9 5/8" Verrohrung eingebauten und gebrochenen<br />

7" Hilfsverrohrung fast zwei Wochen, bevor der Normalbetrieb wieder aufgenommen<br />

werden konnte.<br />

Das Durchbohren der Basis der Rutschmasse führte in beiden Bohrlöchern der SB4a<br />

zu grossen Schwierigkeiten, da hier beide Male ein mit mehr als 8 bar gespannter<br />

Aquifer bei geringer Tiefe angetroffen wurde. In SB4a/v zwar nur mit mässigen<br />

Zulaufraten, aber bei extrem instabilem Bohrloch, in SB4a/s mit Zulaufraten von<br />

4001/min.<br />

3.11 Zeitaufteilung<br />

Die Aufschlüsselung der Bohrungszeit in Prozentanteilen auf die einzelnen Tätigkeitsfelder,<br />

dargestellt für alle Bohrungen im Überblick (Beilage 3.2), zeigt deutlich, dass<br />

bei allen Bohrungen der Hauptanteil von den Kernbohrarbeiten und den hydraulischen<br />

Testen in Anspruch genommen wurde.


- 31 - NAGRA NTB 94-09<br />

4 SONDIERBOHRUNG SB4<br />

4.1 Einleitung<br />

Die Bohrung ist mit einer Neigung von 20 0 aus der Vertikalen nach Azimut 150 0<br />

geplant worden, um die geologischen Verhältnisse südlich der potentiellen Endlagerzone<br />

abzuklären und möglichst auch die Deckengrenze zu erreichen. Erst nach Bohrbeginn<br />

zeigte sich, dass beim Bau des Bohrkellers und der Bohranlagenfundamente<br />

die vorgegebene Richtung nicht eingehalten worden war. Die Ausrichtung des Bohrgerätes<br />

nach den Fundamenten hatte daher einen Ansatzazimut von ca. 135 0<br />

zur Folge.<br />

Der Antransport von Bohrgerät und Ausrüstung begann am 23. April 1990. Da jedoch<br />

die Arbeitsbewilligungen für das ausländische Personal noch nicht erteilt waren, wurde<br />

nur das Entladen der Fahrzeuge bis zum 27. April 1990 gestattet, die Installationsarbeiten<br />

mussten bis zur Erteilung der Arbeitsbewilligungen ausgesetzt werden. Diese<br />

lagen am 8. Mai 1990 vor, so dass der Aufbau ab 10. Mai beginnen konnte und am 15.<br />

Mai 1990, 7.00 Uhr die Bohrarbeiten am Standort Wellenberg aufgenommen wurden.<br />

Danach lief der Bohrbetrieb im durchgehenden 24-Stunden Schichtbetrieb und die<br />

Bohrung erreichte 757.6 m Endteufe am 24. August 1990.<br />

Besondere Schwierigkeiten für die Bohrarbeiten bereitete nur die geringe Bohrlochstabilität<br />

im Gehängeschutt und der oberen Rutschmasse.<br />

Generell brachten aber die beengten Platzverhältnisse einen erheblichen Arbeitsaufwand<br />

mit sich, da der Transport von Rohren, Bohrgestänge und Tubing auf das Rohrlager<br />

sehr zeitraubend und z.T. nur von Hand möglich war. Ausserdem mussten die<br />

Tubingstränge nach den Testarbeiten und vor der Aufnahme der Bohrarbeiten jeweils<br />

wieder vom Rohrlager abgeräumt werden.<br />

Nach Einbau des Langzeitbeobachtungssystems wurde das Bohrgerät am 16. September<br />

1990 für den Umbau zur Bohrung SB3 freigegeben.<br />

4.2 Geologisches Profil und Verrohrungschema<br />

Die Sondierbohrung SB4 sollte den Bereich südlich der Endlagerzone und möglichst<br />

auch den Bereich der Deckenüberschiebung von Drusberg- und Axendecke erbohren.<br />

Es wurde das geologische Profil gemäss Tabelle 3 erwartet.<br />

Tabelle 3:<br />

bis<br />

Geologisches Profil SB4 (Planung)<br />

Formation<br />

20 m Moräne<br />

220 m Rutschmasse von Altzellen<br />

450 m Valanginien-Mergel evtl. mit Kalkschuppen<br />

500 m Helv. Tertiär, Altdorfer Sandst. oder Kalke der he Iv. Decken


NAGRA NTB 94-09 - 32-<br />

Vorgesehenes Bohrungsschema war daher It. Tabelle 4:<br />

Tabelle 4:<br />

Bohrungsschema SB4 (Planung)<br />

bis Bohrlochdurchmesser Verrohrungsdurchmesser<br />

25 m 12 1/4" 95/8"<br />

220 m 81/2" 7"<br />

450 m 61/4" 5"<br />

500 m ca.4" --<br />

Das 9 5/8" Standrohr sollte im Top Rutschmasse, die TI Verrohrung im Top Mergel<br />

abgesetzt werden, die 5" Verrohrung war als Reserve bei ca. 450 meingeplant.<br />

Das angetroffene geologische Profil ist in Tabelle 5 gezeigt.<br />

Tabelle 5:<br />

bis<br />

Geologisches Profil SB4 (angetroffen)<br />

Formation<br />

51.4 m Gehängeschutt<br />

116.6 m Rutschmasse<br />

335.3 m Palfris-Formation<br />

362.9 m Vitznau-Mergel<br />

547.0 m Schimberg-Schiefer<br />

637.1 m Globigerinenmergel<br />

644.0 m Melange<br />

708.9 m Palfris-Formation<br />

715.4 m Melange<br />

757.6 m Globigerinenmergel<br />

Die 9 5/8" Verrohrung wurde daher bei 58.2 mund 7" Verrohrung bei 144.2 m nach<br />

geologischem Befund abgesetzt. Die 5" Verrohrung bei 701.8 m wurde aus technischen<br />

Gründen und im Hinblick auf den Einbau des Langzeitbeobachtungssytems<br />

erforderlich. Das geologische Profil ist in Beilage 4.1 * enthalten.<br />

4.3 Technische Daten der Bohrung<br />

Abgesehen von der 12 1/4" Standrohrbohrung als Meisselstrecke sollte die Bohrung im<br />

Seilkernverfahren abgeteuft werden. Dementsprechend war in der Planung ab 25 m<br />

bis ca. 450 m das 5 1/2" GWSK-Seilkerngestänge, Bohrdurchmesser 6 1/4" und von<br />

450 m bis Endteufe der Typ 3 1/2" GWSK, Bohrdurchmesser 96 mm vorgesehen.<br />

Tatsächlich konnte bis 703.5 m mit dem 5 1/2" GWSK Seilkerngestänge und einem<br />

Bohrdurchmesser von 6 1/4" gearbeitet werden. Dies brachte das Bohrgerät nahe an<br />

seine Leistungsgrenze hinsichtlich des Drehmoments. Nach Einbau der 5" Verrohrung<br />

wurde mit dem 3 1/2" GWSK Kernbohrstrang weitergearbeitet.<br />

Grundsätzlich wurde in den Beilagen tür alle Darstellungen möglichst die gleiche Skalierung bei allen Bohrungen<br />

benutzt, um so die optische Vergleichbarkeit zwischen den Bohrungen zu verbessern.


- 33- NAGRA NTB 94-09<br />

Die folgende Tabelle 6 gibt eine Übersicht über wesentliche Bohrungsdaten:<br />

Tabelle 6:<br />

Bohrungsdaten SB4<br />

Koordinaten<br />

Höhe über dem Meer<br />

Bohranlage<br />

Erster Bohrtag<br />

Letzter Bohrtag<br />

Beginn Abbau<br />

Endteufe Bohrteufe<br />

Vertikalteufe<br />

Gesamtabweichung<br />

nach Azimut<br />

Verrohrung<br />

9 5/8" Standrohrtour<br />

7" Ankerrohrtour<br />

5" Endverrohrung<br />

673269.30<br />

192 107.60<br />

958.30 m<br />

Wirth B5-R<br />

15.05.1990<br />

24.08.1990<br />

16.09.1990<br />

757.6 m<br />

733.5 m<br />

185.6 m<br />

123 0<br />

bis 58.2 m<br />

bis 144.2 m<br />

bis 701.8 m<br />

Das schematische Bohrlochbild mit wichtigen Daten ist in Beilage 4.1 gezeigt.<br />

4.4 Chronologie der Bohrung<br />

Alle wesentlichen Arbeitsabschnitte sind in der folgenden Chronologie aufgeführt, der<br />

zeitliche Ablauf der Bohrung ist im Zeit-Teufen-Diagramm in Beilage 4.1 bildlich dargestellt.<br />

4.4.1 Bohrlochabschnitt von 2.4 - 60.3 m<br />

10.05.1990 Beginn Aufbau<br />

15.05.1990 - 16.05.1990 Meisselbohrung 12 1/4",2.4 - 38.4 m<br />

17.05.1990 Kernbohrung 6 1/4", 38.4 - 43.4 m<br />

17.05.1990 - 18.05.1990 Einbau 12 1/4" RM (Rollenmeissel), Spülungsarbeiten,<br />

Erweiterung bis 43.4 m, Meisselbohrung 12 1/4",43.4-<br />

58.4 m<br />

19.05.1990<br />

Kernbohrung 6 1/4", 58.4 - 60.3 m<br />

19.05.1990<br />

Roundtrip mit 12 1/4" RM<br />

19.05.1990 - 20.05.1990 Einbau und Zementation 9 5/8" Rohre<br />

20.05.1990 - 22.05.1990 Zementerhärtung<br />

22.05.1990 Einbau 8 1/2" RM, Zementkopf bei 51 m, Zement<br />

aufbohren,


NAGRA NT8 94-09<br />

- 34-<br />

22.05.1990<br />

23.05.1990<br />

Einbau TI Hilfsverrohrung, Preventer-Montage<br />

Spülungsaustausch<br />

4.4.2 Bohrlochabschnitt von 60.3 - 151.4 m<br />

23.05.1990 - 01.06.1990 Kernbohrung 6 1/4", 60.3 - 151.4 m<br />

01.06.1990<br />

Abbau Preventer, Ausbau 7" Hilfsverrohrung<br />

02.06.1990<br />

Nachbohren mit 6 1/8" RM, Spülung beschwert<br />

02.06.1990<br />

Geophysikalische Messung o. E.<br />

02.06.1990<br />

Nachbohren mit 6 1/4" RM<br />

03.06.1990<br />

Geophysikalische Messung, OLL, SP, GR, MSFL<br />

03.06.1990<br />

Nachbohren mit 6 1/4" RM<br />

03.06.1990<br />

Geophysikalische Messung, SOT-AS, AMS, FMS, 8GT,<br />

LDT, CNT, NGT<br />

04.06.1990 - 05.06.1990 Hydraulischer Test RM1<br />

05.06.1990 - 06.06.1990 Erweiterung auf 8 1/2" mit RM bis 151.4 m<br />

06.06.1990<br />

Kaliberlog<br />

06.06.1990<br />

Nachbohren mit 8 1/2" RM, Reparatur 85 Hydraulik, Fortsetzung<br />

Nachbohren<br />

07.06.1990<br />

Einbau und Zementation 7'1 Rohre,<br />

07.06.1990 - 10.06.1990 Zementerhärtung, Preventer Montage<br />

10.06.1990 Einbau 6 1/4" RM, Zementkopf bei 132 m, Aufbohren<br />

Rohrschuh, Ausbau RM<br />

4.4.3 Bohrlochabschnitt von 151.4 - 703.5 m<br />

10.06.1990 Kernbohrung 61/4",151.4 -151.9 m<br />

10.06.1990 Spülungsaustausch, Tankanlage gereinigt<br />

11.06.1990 - 14.06.1990 Kernbohrung 6 1/4", 151.9 - 204.0 m<br />

14.06.1990 - 16.06.1990 Fluid-Logging, Hydraulischer Test VM1<br />

16.06.1990 Kernbohrung 6 1/4",204.0 - 219.6 m<br />

16.06.1990 - 20.06.1990 Hydraulischer Test VM2, VM3<br />

20.06.1990 - 28.06.1990 Kernbohrung 6 1/4", 219.6 - 398.5 m<br />

29.06.1990 - 14.07.1990 Hydraulischer Test VM4, VM5, VM6, VM7, VM8, VM9,<br />

VM10<br />

14.07.1990 - 23.07.1990 Kernbohrung 6 1/4", 398.5 - 570.9 m<br />

23.07.1990 - 30.07.1990 Hydraulischer Test T1, T2<br />

30.07.1990 Roundtrip


- 35- NAGRA NTB 94-09<br />

30.07.1990 - 02.08.1990 Geophysikalische Messungen, OLL, SP, GR, MSFL,<br />

FMS, BGT, SOT-AS, AMS, LOT, CNT, NGT, CET, CCL,<br />

VSP,OVSP<br />

02.08.1990 - 09.08.1990 Kernbohrung 6 1/4", 570.9 - 703.5 m<br />

10.08.1990 - 14.08.1990 Hydraulischer Test VM11, VT1<br />

14.08.1990 - 16.08.1990 Geophysikalische Messungen, OLL, SP, GR, MSFL,<br />

FMS, BGT, AMS, SOT-AS, NGT, LOT, CNT, SABIS<br />

16.08.1990<br />

Roundtrip<br />

16.08.1990<br />

Abbau BOP, 5" Rohre umlagern, Gestängeabtransport<br />

17.08.1990 - 18.08.1990 Einbau 5" Rohre, Zementation 1. Stufe, Perforation, mit<br />

10 Schuss 504.2 - 505.0 m, Zementation 2. Stufe<br />

18.08.1990 - 20.08.1990 Zementerhärtung, Aufbau BOP<br />

20.08.1990 - 21.08.1990 Einbau 4 1/8 11 RM, Aufbohren Rohrschuh , Spülungsaustausch<br />

auf Klarwasser, Ausbau RM<br />

4.4.4 Bohrlochabschnitt von 703.5 - 757.6 m<br />

21.08.1990 - 24.08.1990 Kernbohrung 96 mm, 703.5 - 757.6 m<br />

25.08.1990 - 26.08.1990 Hydraulischer Test o.E.<br />

26.08.1990 Einbau 5" Scraper bis 703.5, Ausbau<br />

27.08.1990 Roundtrip<br />

27.08.1990 - 04.09.1990 Hydraulischer Test VM12, T3, CV1<br />

04.09.1990 - 05.09.1990 Erweiterung auf 104.8 mm<br />

05.09.1990 - 07.09.1990 Geophysikalische Messungen, OLL, SP, GR, FMS, BGT,<br />

BHC, NGT, AMS, LOT, CNT CET, CCL, OVSP<br />

07.09.1990<br />

Perforationen für LZB: 162.1 - 168.1 m 80 Schuss,<br />

515.0 - 518.0 m 40 Schuss, 552.0 - 555.0 m 40 Schuss<br />

07.09.1990<br />

08.09.1990<br />

08.09.1990<br />

Scrapermarsch bis 703.5 m<br />

Roundtrip<br />

Einbau Packer zum Spülen des Intervalls 515 - 555 m<br />

09.09.1990 - 15.09.1990 Vorbereitungen und Einbau LZB, Setzen der Packer<br />

16.09.1990<br />

16.09.1990<br />

Schwappen im Zentraltübing<br />

Beginn Abbau


NAGRA NTB 94-09 - 36-<br />

4.5 Bohrvorgang<br />

4.5.1 Bohrlochabschnitt von 2.4 - 60.3 m<br />

4.5.1.1 Meisseln 12 1/4" und 9 5/8" Rohreinbau<br />

Da bei der Bohrung kein vorgängig eingebrachtes Standrohr vorhanden war, wurde ein<br />

13 3/8" Rohr in die Kellersohle einzementiert und daran der Auslauf montiert, um den<br />

Spülungsrücklauf für die Standrohrbohrung zu gewährleisten. Ab Kellersohle, d.h. bei<br />

2.4 munter Ackersohle, begann die Meisselbohrung. Im Bereich von ca. 5 m bis 17 m<br />

traten Spülungsverluste (ca. 4.5 m 3 ) im 12 1/4" Bohrloch auf, die jedoch durch spülungstechnische<br />

Massnahmen gestoppt wurden.<br />

Da der erwartete Übergang von Schutt und Moräne in die Rutschmasse ab ca. 20 m<br />

anhand der Bohrkleinproben nicht festgestellt werden konnte, wurde bei 38.4 m Teufe<br />

das Meisseln abgebrochen. Mit Hilfe von Bestimmungskernen sollte festgestellt<br />

werden, ob die Rutschmasse schon erreicht war. Mehrere Kernbohrversuche mit<br />

verschiedenen Kronentypen bis 43.4 m zeigten aufgrund der gewonnenen Gesteinsproben,<br />

dass die Bohrung noch immer im Gehängeschutt stand. Da die lehmigen<br />

Formationsanteile durch die Spülung weitgehend ausgewaschen wurden, waren die<br />

Kerngewinne sehr schlecht. Bei den Kernbohrversuchen traten häufig Schwierigkeiten<br />

durch hohe Drehmomente und Überlasten auf.<br />

Starke Spülungsverluste, die beim Ziehen des letzten Kerns einsetzten, konnten dann<br />

nach Einbau der Meisselgarnitur durch den Einsatz von Verstopfungsmitteln gestoppt<br />

werden.<br />

Mit 12 1/4" Rollenmeissel erweiterte man die Kernbohrstrecke von 38.4 m bis 43.4 m<br />

und bohrte bis 58.4 m weiter. Der Rückgang des Bohrfortschritts ab ca. 51 m liess<br />

einen Formationswechsel vermuten und erforderte erneut den Wechsel zur Kernbohrgarnitur,<br />

um mit weiteren Bestimmungskernen das Erreichen der Rutschmasse abzuklären.<br />

Die von 58.4 m bis 60.3 m gezogenen Kerne bestätigten diese Vermutung, so dass<br />

nach einem weiteren 12 1/4" Meisselmarsch bis 58.4 m zur Bohrlochreinigung der<br />

Einbau und die Zementation des 9 5/8" Standrohrs erfolgen konnte.<br />

Nach dem Aufbohren des Zements im 9 5/8" Rohrschuh wurde das 13 3/8" Rohr<br />

entfernt und ein Bodenflansch auf dem 9 5/8" Standrohr montiert. Nach Einbau einer<br />

7" Hilfsverrohrung bis 58.2 m zur Verbesserung der hydraulischen Bedingungen tür<br />

das Seilkernen erfolgte die Installation eines Ringpreventers.<br />

4.5.2 Bohrlochabschnitt von 60.3 - 151.4 m<br />

4.5.2.1 Kernen 6 1/4 11<br />

Die Kernbohrarbeiten von 60.3 m an waren formationsbedingt stark erschwert. Der<br />

Wechsel von Mergeln, verlehmten Mergelbruchstücken und kompaktem Lehm in der


- 37- NAGRA NTB 94-09<br />

Rutschmasse verursachte immer wieder Kernklemmer, so dass die Kernbohrstrecken<br />

selten länger als 1.5 m waren. Die Kerngewinne schwankten stark und lagen im<br />

Durchschnitt bei ca. 50%.<br />

Ständige Spülungsverluste konnten durch die Konditionierung der Spülung jedoch in<br />

vertretbaren Grenzen gehalten werden.<br />

Ab ca. 88 m traten wiederholt hohe Drehmomente auf, wenn nach dem Kernziehen die<br />

Bohrlochsohle wieder angefahren wurde. Diese Probleme verstärkten sich noch ab ca.<br />

107 m. Immer wieder stand man in dieser Teufe beim Einfahren auf, verbunden mit<br />

hohen Drehmomenten, Überlasten und kurzzeitigem Festwerden bei den Nachbohrarbeiten<br />

in der Strecke von ca. 107 m bis 115 m. Beim Kernen traten weiterhin<br />

Spülungsverluste auf, während beim Kernziehen z.T. einige 100 I Spülung aus der<br />

Bohrung zurückliefen.<br />

Aus der Rutschmasse war die Bohrung bei 116.6 m in die anstehenden Valanginien­<br />

Mergel gelangt. Damit liessen diese Schwierigkeiten nach und die bisher schlechte bis<br />

mittelmässige Kernausbeute wechselte zu guten Kernen mit Gewinnen um 100 %.<br />

Bei 151.4 m wurden die Kernbohrarbeiten gestoppt, da die Bohrung nun seit über<br />

30 m in kompakten Valanginien-Mergeln stand. Damit war die Absetzbedingung für die<br />

7" Verrohrung erfüllt, welche It. Planung unterhalb der Basis der Rutschmasse<br />

(erwartet bei ca. 220 m) eingebaut werden sollte.<br />

4.5.2.2 Erweitern 8 1/2 11 und TI Verrohrung<br />

Nach Abbau des Preventers und Ausbau der 7" Hilfsverrohrung traten bei einem<br />

Roundtrip mit 6 1/8" Rollenmeissel zum Befahren des Bohrlochs vor den geophysikalischen<br />

Messungen Schwierigkeiten auf: Von ca. 68 m bis 75 m und ab 129 m musste<br />

wiederholt nachgebohrt werden, und der Bohrstrang blockierte mehrmals nach starken<br />

Drehmomentanstiegen kurzzeitig. Gleichzeitig traten erhöhte Spülungsverluste auf,<br />

und es war nicht mehr möglich, bis auf Sohle nachzubohren.<br />

Nachdem die Spülung mit Schwerspat von 1.04 auf 1.07 kg/I beschwert worden war,<br />

konnte das Bohrloch nach mehrmaligem Nachbohren mit einem 6 1/4" Rollenmeissel<br />

bis 141.8 m ohne Widerstand befahren werden. Obwohl man die fehlenden 10m bis<br />

zur Sohle nicht erfassen konnte, wurde anschliessend mit den geophysikalischen<br />

Bohrlochmessungen begonnen.<br />

Bei der zweiten Einfahrt der Mess-Sonde stand diese bei 78.2 m auf. Mit der 6 1/4"<br />

Meisselgarnitur wurde die Loggingstrecke ab ca. 78 m bis zur Bohrlochsohle (151.4 m)<br />

nachgebohrt.<br />

Nach zwei weiteren erfolgreichen Messungen stand eine Sonde neuerlich bei 110m<br />

auf und machte ein weiteres Nachbohren des Bohrlochs erforderlich. Nachfolgend<br />

konnten die restlichen Messungen problemlos bis zu einer Teufe von 147 m durchgeführt<br />

und abgeschlossen werden.<br />

Im Anschluss an einen hydraulischen Test (RM1) erweiterte man das Bohrloch mit<br />

einer 8 1/2" Meisselgarnitur in ca. 18 h von 58.2 m bis 151.4 m. Auch dabei bedingte<br />

die geringe Standfestigkeit des Gebirges ein mehrfaches Nachbohren der Strecke ab<br />

113 m, begleitet von öfterem Festwerden des Bohrstranges.


NAGRA NTB 94-09 - 38 -<br />

Eine nachfolgende Kalibermessung konnte nur ab 144.2 m gefahren werden, da die<br />

Sonde in dieser Teufe aufstand. Diese Messung bestätigte den schlechten Bohrlochzustand<br />

in den Bereichen zwischen 65 und 85 m sowie zwischen 103 und 123 m mit<br />

Auskesselungen bis zu 13 11 •<br />

Ein letztes Befahren des Bohrlochs mit der 8 1/2 11<br />

Meisselgarnitur vor dem<br />

TI Rohreinbau konnte ebenfalls nur von hohen Drehmomenten und Überlasten begleitet<br />

ausgeführt werden.<br />

Beim Einbau der 7 11<br />

Verrohrung mussten die Rohre ab 110m spülend eingebaut<br />

werden, bis sie bei 144.2 m endgültig aufstanden und in dieser Teufe zementiert<br />

wurden.<br />

Während der folgenden Zementerhärtungszeit montierte man die Verflanschung und<br />

die Preventeranlage. Mit einem 6 1/4 11<br />

Rollenmeissel wurden anschliessend ab 132 m<br />

der Zement innerhalb der Verrohrung sowie Anschlag und Rohrschuh aufgebohrt und<br />

die Strecke unterhalb des Rohrschuhes bis zur Bohrlochsohle nachgebohrt.<br />

4.5.3 Bohrlochabschnitt von 151.4 - 703.5 m<br />

4.5.3.1 Kernen 6 1/4 11 und 5 11 Verrohrung<br />

Die Kernbohrarbeiten wurden am 10. Juni 1990 wieder mit dem 6 1/4 11<br />

x 4" Kernequipment<br />

aufgenommen. Nach einem kurzen Kernmarsch (KM 82), der sicherstellte,<br />

dass sich keine Zementreste mehr im Bohrloch befanden, wurde die Tankanlage<br />

gereinigt und neue Spülung angesetzt.<br />

Mit Fortschritten von rund 1 m/h, guten Kerngewinnen und unter Spülungsverlusten<br />

von ca. 3 - 6 m 3 /Tag wurde gekernt, bis am 14. Juni 1990 bei 204.0 m (KM 96) die<br />

Kernbohrarbeiten für eine 2- tägige Testphase (Fluid-Logging, VM1) unterbrochen<br />

wurden.<br />

Die nächste Unterbrechung erfolgte nach nur 15.6 m gebohrter Strecke (KM 97 - 100)<br />

bei 219.6 m für weitere 4 Testtage bis zum 20. Juni 1990 (VM2, VM3). Anschliessend<br />

wurde die Bohrung mit guten Bohrfortschritten von ca. 1.2 m/h und hervorragender<br />

Kernausbeute und -qualität bis 398.5 m (KM 140) vertieft und am 28. Juni 1990 für<br />

eine weitere Testphase (VM2 bis VM1 0) angehalten. Ab 363.5 m stand die Bohrung im<br />

Tertär der Axendecke, das sich bohrtechnisch jedoch nicht von den Valanginien­<br />

Mergeln der Drusbergdecke unterschied. Der Unterschied Iiess sich nur mikroskopisch<br />

in Kerndünnschliffen erkennen. Nach den zweiwöchigen Testarbeiten konnte die<br />

Bohrlochsohle mit der Kernbohrgarnitur problemlos wieder angefahren werden.<br />

Da die geplante Endteufe von ca. 500 m bereits überschritten war, wurden am 23. Juli<br />

1990 bei 570.9 m die Bohrarbeiten für weitere hydraulische Tests (T1, T2) und<br />

geophysikalische und bohrlochseismische Messungen gestoppt. Aufgrund der Messund<br />

Testergebnisse wurde ein Vertiefen bis ca. 700 m festgelegt.<br />

Am 2. August 1990 konnten die Kernbohrarbeiten wieder aufgenommen werden und<br />

lieferten bei Bohrfortschritten um 1 m/h weiterhin sehr gute Kerne mit vollständigem<br />

Gewinn.


- 39 - NAGRA NTB 94-09<br />

Trotz der günstigen Gebirgs- und Bohrlochbedingungen näherte sich das Bohrgerät<br />

mit zunehmender Teufe und infolge des verhältnissmässsig grossen Bohrdurchmessers<br />

von 6 1/4" sowie der Bohrlochneigung von ca. 15° allmählich seiner Leistungsgrenze<br />

hinsichtlich des Drehmoments.<br />

Am 9. August 1990 stoppte man die Bohrarbeiten aus diesem Grund bei 703.5 m für<br />

Test- (VM11, VT1) und Messarbeiten. Die Bohrung stand seit 644.0 m in der Palfris­<br />

Formation der Drusberg-Decke, ein erneuter Wechsel in die Axen-Decke wurde erwartet<br />

und daher ein weiteres Vertiefen um ca. 50 m aus wissenschaftlicher Sicht gefordert.<br />

Weil auch tür die Installation der Langzeitbeobachtung ein Verrohren des Bohrlochs<br />

erforderlich war, fiel der Entscheid für den 5" Rohreinbau.<br />

Nach einem Roundtrip am 15. August 1990 wurde die 5" Verrohrung abgesetzt und mit<br />

einer Zweistufenzementation im Gebirge verankert. Während der Zementerhärtung<br />

und nach neuerlicher Installation der Preventeranlagen fand der Austausch des 5 1/2"<br />

GWSK- gegen den 3 1/2" GWSK-Bohrstrang statt.<br />

Die Zementstrecken innerhalb der Verrohrung, die Zementierstopfen, Anschlag und<br />

Rohrschuh wurden mit einem 4 1/8" Rollenmeissel aufgebohrt.<br />

4.5.4 Bohrlochabschnitt von 703.5 - 757.6 m<br />

4.5.4.1 Kernen 96 mm<br />

Ab 21. August 1990 setzte man die Kernbohrarbeiten mit 96 mm Bohr- und 57 mm<br />

Kerndurchmesser fort. Die Endteufe von 757.6 m (KM 203) wurde 4 Tage später<br />

erreicht, bei 715.3 m erfolgte der geologische Wechsel von Drusberg- zur Axen­<br />

Decke. Auch in diesem Bohrlochabschnitt konnte ein vollständiger Kerngewinn bei<br />

sehr guter Kernqualität erzielt werden. Dieser Abschnitt wurde mit Klarwasser als<br />

Spülung gebohrt.<br />

Da beim anschliessenden hydraulischen Test eine Packermanschette im Bohrloch<br />

beschädigt wurde, hatten ein Scrapermarsch in den 5" Rohren sowie ein Roundtrip mit<br />

96 mm Krone und zwei Räumern bis Sohle die Aufgabe, evtl. vorhandene scharfkantige<br />

Stellen im Bohrloch zu beseitigen. Danach konnte das vorgesehene Testprogramm<br />

(VM12, T3, CV1) erfolgreich abgewickelt werden.<br />

4.5.4.2 Erweitern 104.8 mm<br />

Um die geophysikalische Vermessung des Bohrlochs mit der FMS-Sonde zu ermöglichen,<br />

die einen Bohrlochdurchmesser von mindestens 101 mm erforderte, erfolgte<br />

eine Erweiterung der offenen Bohrlochstrecke von 96 auf 104.8 mm Durchmesser mit<br />

einer oberflächenbesetzten Diamantkrone mit 3.8 m/h Fortschritt ohne Schwierigkeiten.


NAGRA NTB 94-09 - 40-<br />

4.5.5 Abschlussarbeiten<br />

Bei den geophysikalischen Messungen wurde eine Sonde beim Einführen ins Bohrloch<br />

beschädigt, und Kleinteile ihrer Zentriereinrichtung verblieben im Bohrloch. Sie fielen<br />

jedoch bis auf Sohle und stellten keine Beeinträchtigung für die nachfolgenden Arbeiten<br />

dar. Ein Fangen dieser Teile erübrigte sich, da keine weitere Vertiefung der<br />

Bohrung vorgesehen war. Anschliessend an die Messungen wurde die 5" Verrohrung<br />

in drei Bereichen perforiert, so dass die vorgesehenen Beobachtungshorizonte für das<br />

Multipackersystem geöffnet waren. Um die Perforationsbereiche von Schmelzkanten<br />

zu säubern und mögliche Metallreste zu entfernen wurden abermals ein Scrapermarsch<br />

bis zum 5" Rohrschuh und ein Roundtrip mit 104.8 mm Krone bis 750 m<br />

gefahren. Nachdem noch das unzementierte Interva" hinter den 5" Rohren über die<br />

Perforationen bei 555 bis 552 mund 518 bis 515 m (Packer am Tubingstrang bei<br />

540 m gesetzt) durch Schwappen gespült worden war, begann ab 9. September 1990<br />

der Einbau des Langzeitbeobachtungssystems. Dieses wurde bis zum 16. September<br />

1990 eingebaut und anschliessend aktiviert. Nach einem Schwappen im Zentraltubing<br />

bis 400 m war die Bohrung SB4 abgeschlossen, und das Bohrgerät konnte für den<br />

Umbau zur Bohrung SB3 freigegeben werden.<br />

4.6 Verrohrungen und Zementationen<br />

Die Bohrung wurde aus einem 13 3/8" Rohr heraus angesetzt. Dieses Rohr war aber<br />

nur in der Kellersohle eingebunden und sollte den Spülungskreislauf in der Standrohrbohrphase<br />

ermöglichen. Es wurde nach der Zementation der 9 5/8 11<br />

Standrohrtour<br />

entfernt und ist daher nicht in das Verrohrungsschema aufgenommen worden.<br />

4.6.1 95/8" Standrohr<br />

Die Absetzteufe der 95/8" Standrohrtour beträgt 58.2 m und ist damit gegenüber der<br />

Planung erheblich überschritten worden. Die Rohrtour wurde mit Zentralizern bestückt<br />

eingebaut und mit Sulfacem-Zement zementiert. Die vergrösserte Absetzteufe erforderte<br />

ein fast doppelt so grosses Zementvolumen als geplant, so dass der an der<br />

Bohrung vorgehaltene Zement zwar knapp für das benötigte Volumen ausreichte, aber<br />

kein Überschussvolumen zum Ausgleich eventueller Verluste mehr zuliess.<br />

Durch das Wochenende war zusätzlicher Zement nicht verfügbar, und da der sofortige<br />

Rohreinbau mit Zementation in dem instabilen Bohrloch notwendig war, wurde bei der<br />

Zementation in Kauf genommen, dass der Zement u.U. nicht bis zutage reichen würde.<br />

Der Enddruck nach dem Zementverpumpen deutete zwar darauf hin, dass die<br />

Zementbrühe fast bis zutage stehen müsse, in einem Schlumberger-Soniclog liess<br />

sich der Zementkopf aber bei ca. 30 m erkennen. Aus dem Bohrkeller heraus wurde<br />

der Ringraum später mit Sackzement soweit möglich noch aufgefüllt.<br />

Die Rohrliste und der Zementationsrapport sind in den Beilagen 4.2 und 4.3 aufgeführt.


- 41 - NAGRA NTB 94-09<br />

4.6.2 7" Zwischenverrohrung<br />

Die 7 11<br />

Verrohrung wurde mit Rohrschuh und Anschlagventil eingebaut und mit Zentralizern<br />

bestückt. Ihr Einbau war durch die schlechte Bohrlochstabilität erheblich<br />

erschwert und konnte ab ca. 100 m nur noch spülend erfolgen. Die vorgesehene<br />

Absetztiefe von 151 m wurde nicht erreicht, da man bei 144.2 m aufstand und auch<br />

spülend keinen weiteren Fortschritt erzielen konnte.<br />

Die Zementation erfolgte mit 4 m 3 Sulfacem-Zementbrühe (SG= 1.8 kg/l). Obwohl<br />

dieses Volumen schon einen Überschuss von 90 % enthielt und auch nach Kaliberlog<br />

ausreichend bemessen war, trat bei der Zementation kein Zement zutage. Während<br />

des Verpumpens des Zements traten Verluste ins Gebirge auf.<br />

Das später gefahrene CET-Log (Cement Evaluation Tool) zeigte den Zementkopf bei<br />

ca. 97 m. Der Ringraum zwischen den TI und 95/8 11<br />

Rohren wurde soweit möglich von<br />

übertage nachzementiert.<br />

Die Rohrliste und der Zementationsrapport sind in den Beilagen 4.4 und 4.5 aufgeführt.<br />

4.6.3 5" Endverrohrung<br />

Die 5 11<br />

Endverrohrung wurde bei 701.8 m abgesetzt. Gegenüber der Planung von ca.<br />

450 m bedeutete dies eine Überschreitung um rund 55 0/0.<br />

Aufgrund der Forderung, zwischen ca. 510 mund 580 m den Ringraum 5 11 Rohre -<br />

6 1/4 11 Bohrloch unzementiert zu lassen, musste eine Zweistufen-Zementation vorgenommen<br />

werden. Daher wurde zusätzlich zu Rohrschuh und Anschlag ein External<br />

Casing Packer (ECP) bei 509 meingebaut.<br />

Die erforderlichen Pumpdrücke - insbesondere für das Setzen des ECP - machten den<br />

Einsatz eines speziellen Zementierservice notwendig. Die erste Zementationsstufe<br />

erfolgte mit 1.1 m 3 Zementbrühe (SG= 1.8 kg/l) unter Verwendung von Vor- und Nachstopfen.<br />

Nach Landen des Nachstopfens auf dem Anschlag wurde der ECP mit 86 bar<br />

aktiviert und mit 105 bar gesetzt.<br />

Nach der Perforation der 5 11<br />

Rohre zwischen 504.2 und 505.0 m mit 10 Schüssen<br />

wurden für die zweite Zementationsstufe 4.4 m 3 Zementbrühe (SG= 1.8 kg/l) mit Vorund<br />

Nachstopfen verpumpt und mit 4.4 m 3 Spülung verdrängt. Der Zement trat nicht<br />

zutage, bedingt durch Zementverluste ins Gebirge.<br />

Das später gefahrene CET-Log zeigte die erste Zementstrecke vom Rohrschuh bis ca.<br />

575 m, d.h. exakt plaziert. Der zweite Abschnitt war ab ECP bis 75 m zementiert;<br />

demgemäss zwar nicht bis zutage, aber mit einer ausreichenden Überdeckung von ca.<br />

70 m hoch in die 7 11 Rohrtour.<br />

Die Rohrliste und die Zementationsrapporte sind in den Beilagen 4.6 bis 4.8 aufgeführt.


NAGRA NTB 94-09 - 42-<br />

4.7 Preventeranlage und Bohrlochverflanschung<br />

Auf das 9 5/8 11 Standrohr schraubte man einen 95/8 11 STC x 9 11 -3000 psi Bodenflansch.<br />

Mit einem Adapterspool wurde ein 7 1/16 11 -3000 psi Ringpreventer als Diverter<br />

montiert, der über Manifold und Separator an eine Fackel angeschlossen wurde.<br />

Während der Erweiterung auf 8 1/2 11<br />

wurde ohne Preventer gearbeitet.<br />

Nach Einbau der 7 11 Rohre wurden die 9 5/8 11 Rohre auf Kellersohle geschnitten und<br />

auf das 7 11 Rohr ein 7 11 STC x 9"-3000 psi Bodenflansch gesetzt. Ein 9"-3000 psi<br />

Doppelbackenpreventer, Adapterspool und ein 7 1/16 11 -3000 psi Ringpreventer blieben<br />

dann bis zum Bohrungsende montiert.<br />

Auf dem TI Bodenflansch ist das Multipackersystem mit einem Abdeckflansch<br />

abgehängt.<br />

4.8 Bohrspülung<br />

4.8.1 Ton-Süsswasser-Spülung<br />

Die eingesetzte Spülung bestand bis einschliesslich Aufbohren der 5 11<br />

Verrohrung aus<br />

einer getracerten, leichten Tonsüsswasser-Spülung. Die Spülung wurde fast<br />

ausschliesslich durch Zugabe von Bentonit und Polymeren konditioniert. Die hohen<br />

Spülungsverluste in den ersten Bohrphasen erforderten zeitweise das Zusetzen von<br />

Verstopfungsmitteln.<br />

Zur BOhrkleinabtrennung und Spülungsaufbereitung wurden ein Schüttelsieb und eine<br />

Zentrifuge eingesetzt.<br />

Nach Aufbohren der 7 11<br />

Verrohrung mussten die Spülung ausgetauscht und die Tankanlage<br />

gereinigt werden, um für die weiteren Kernarbeiten eine einwandfreie Spülung<br />

gewährleisten zu können. Die durch die umfangreichen Nachbohrarbeiten stark mit<br />

Feststoffen belastete und durch den erbohrten Zement geschädigte Spülung wurde<br />

entsorgt.<br />

Eine Zusammenstellung der Spülungsparameter und des Spülungsmaterialverbrauchs<br />

ist in Beilage 4.9 enthalten.<br />

4.8.2 Klarwasser-Spülung<br />

Ein weiterer Spülungsaustausch erfolgte nach Aufbohren der 5 11<br />

Verrohrung, da im<br />

letzten Abschnitt nur noch getracertes Wasser eingesetzt wurde. Eine Spülungsüberwachung<br />

und -konditionierung fand in diesem Abschnitt daher nicht mehr statt.<br />

4.8.3 Spülungsentsorgung<br />

Das Entsorgungskonzept sah vor, durch Einsatz der Zentrifuge den Feststoffgehalt der<br />

zu entsorgenden Bohrspülung soweit zu reduzieren, dass die Flüssigphase in einen


- 43- NAGRA NTB 94-09<br />

Stapeltank an der ARA Stans gebracht und dort dann allmählich in das Abwasser<br />

eingeleitet werden kann. Die Feststoffe sollten in eine Inertstoff-Deponie verbracht<br />

werden.<br />

Das Zentrifugieren erbrachte jedoch nicht die notwendige Feststoffreduzierung, so<br />

dass dieser Entsorgungsweg nicht möglich war. Es wurde daher teilweise Spülung<br />

direkt in die Inertstoffdeponie verbracht, teilweise in Stapeltanks zwischengelagert. Mit<br />

einer mobilen Zentrifugenanlage mit Flockstation wurden die zwischengelagerten<br />

Mengen dann später in die Kanalisation bzw. Inertstoffdeponie entsorgt.<br />

4.9 Bohrwerkzeuge<br />

Eine Zusammenstellung aller Kernmärsche und eine chronologische Auflistung aller<br />

eingesetzten Bohrwerkzeuge ist in den Beilagen 4.10 und 4.12 enthalten. Die Übersicht<br />

der Kernbohrparameter ist in der Beilage 4.11 grafisch dargestellt.<br />

4.9.1 Kernkronen<br />

Die im ersten Abschnitt bis 60.3 meingesetzten Kernbohrwerkzeuge waren:<br />

• eine Krone mit Hartmetallbesatz<br />

• eine oberflächenbesetzte Diamantkrone<br />

• eine Hartmetall-Stiftkrone<br />

• eine Trockenkernkrone.<br />

Repräsentative Leistungsdaten können für diesen Bereich nicht angegeben werden,<br />

da die einzelnen Kernbohrversuche und Kernmärsche - insgesamt 8 - zu kurz waren.<br />

Für die Seilkernbohrarbeiten (=92 % der gesamten Bohrstecke) ab 60.3 m wurden drei<br />

oberflächenbesetzte Diamantkronen verwendet. Sie erreichten die in Tabelle 7<br />

genannten Leistungswerte:<br />

Tabelle 7:<br />

Kernkronen SB4<br />

Grässe Serien- Typ Bohr- Bohrzeit Fort- Kern- mittlere Kernnummer<br />

strecke schritt gewinn Kern- marsch<br />

marsch- Anzahl<br />

länge<br />

lI;mm m h m/h<br />

%<br />

m<br />

61/4 50334 SY 160.4 142.0 1.1 79.5 1.7 94<br />

61/4 50410 SY* 483.9 453.3 1.1 99.9 5.3 92<br />

96 21 919 SY 54.1 48.5 1.1 99.1 4.9 11<br />

TOTAL 698.4 644.0 1.1 95.2 3.5 197<br />

* mit Spüllöchern in der Lippe


NAGRA NTB 94-09 - 44-<br />

4.9.2 Rollenmeisselbohrung<br />

Die in dieser Bohrung mit 12 1/4 11<br />

gemeisselte Strecke wurde mit einem Rollenmeissel<br />

gebohrt, der auf der 51 m langen Strecke 1.79 m/h im Durchschnitt erreichte.<br />

4.9.3 Erweiterungswerkzeuge<br />

Die Erweiterung auf 12 1/4 11<br />

war nur auf wenigen Metern nötig und erfolgte mit dem<br />

zum Bohren eingesetzten Rollenmeissel.<br />

Für die Erweiterung auf 8 1/2 11<br />

setzte man einen Rollenmeissel ein, mit dem auch der<br />

9 5/8" Rohrschuh aufgebohrt worden war. Der Forschritt betrug beim Erweitern<br />

5.25 m/h.<br />

Eine oberflächenbesetzte Krone der Grösse 104.8 x 57 mm wurde für das Erweitern<br />

des 96 mm Bohrlochs eingesetzt. Mit ihr konnten 3.80 m/h erreicht werden:<br />

Zwei weitere Rollenmeissel mit 6 1/4 11 und 4 1/8 11 Durchmesser wurden zum Nachbohren<br />

und Zementaufbahren eingesetzt.<br />

4.10 Bohrlochverlauf<br />

Die Bohrung wurde mit ca. 20° Neigung aus der Vertikalen nach Azimut 150° angesetzt.<br />

In der 12 1/4 11<br />

Bohrphase war zwar ein leichter Neigungsabbau zu erwarten, aber<br />

bedingt durch die zwischengeschalteten Kernbohrarbeiten sind bis zum 9 5/8" Rohrschuh<br />

rund 5° Neigung abgebaut worden. Die Kernbohrstrecke hat dann weitgehend<br />

die Neigung gehalten und schwankt geringfügig zwischen 14.8° in 140 m, 12.9° bei<br />

400 mund 14.2° auf Endteufe.<br />

Die Bohrlochabweichung beträgt auf Endteufe 184.6 m nach Azimut 123°. Die<br />

Bohrung dreht bis 700 m beständig von anfänglich Azimut 136° auf 109° bei 700 m<br />

und dann wieder zurück bis Azimut 118° auf Endteufe.<br />

Die Beilage 4.13 zeigt eine Horizontal- und eine Vertikalprojektion des Bohrlochverlaufs.<br />

Beilage 4.14 enthält die tabellarische Auflistung der Daten.<br />

4.11 Zeitaufteilung<br />

Der geplante Zeitaufwand von ca. 138 Tagen für die Bohrung SB4 konnte um 9.5 0/0<br />

unterschritten werden, obwohl die Endteufe um rund 50 % überschritten wurde. Die<br />

Gesamtarbeitszeit von 125 Tagen setzt sich etwa zur Hälfte aus bohrtechnischem und<br />

wissenschaftlichem Zeitbedarf zusammen.<br />

Von der Gesamtzeit nahmen Kernen und Testen allein jeweils etwa 1/3 in Anspruch.<br />

Die für Nebenarbeiten benötigten Zeiten, z.B. Wartung, Reparatur und Spülungsbehandlung,<br />

sind sehr gering; Fangarbeiten fielen keine an. Eine Stundenübersicht in<br />

Beilage 4.15 schlüsselt die Zeitaufwendungen für die verschiedenen Arbeitsgruppierungen<br />

im Detail auf.


- 45- NAGRA NTB 94-09<br />

5 SONDIERBOHRUNG SB3<br />

5.1 Einleitung<br />

Entgegen der ursprünglichen Planung begannen die Bohrarbeiten am 22. September<br />

1990 bereits von der Oberfläche aus als Kern- und nicht als Meisselbohrung, um den<br />

Übergang vom Lockergestein in die Rutschmasse eindeutig zu erkennen.<br />

Die Bohrung erreichte am 8. Juli 1991 die Endteufe von 1546.7 m und wurde mit dem<br />

Abbau des Bohrgerätes am 1. September 1991 beendet. Gegenüber der nach erster<br />

Seismikauswertung festgelegten 1100 m Tiefe wurde die Bohrung damit um rund 40 0/0<br />

tiefer als vorgesehen. Auch der veranschlagte Zeitbedarf stieg von 247 auf 346 Tage<br />

um rund 40 0/0.<br />

Sowohl das Lockergestein als auch - nach Einbau des Standrohres - die Rutschmasse<br />

zu kernen erwies sich als sehr zeitaufwendig, da ein möglichst hoher Kerngewinn<br />

angestrebt wurde und formationsbedingt nur Kernmärsche von ca. 0.3 - 0.5 m Länge<br />

möglich waren.<br />

Probleme bereitete die Instabilität des Bohrloches im Bereich von 1126 m bis 1165 m<br />

in den stark tektonisierten Valanginien-Mergeln, da das Bohrloch immer wieder durch<br />

Nachfall verstopft wurde. Mehrfach mussten bei Mess- und Testarbeiten Roundtrips<br />

gefahren werden, um das Bohrloch wieder zu öffnen.<br />

Die beengten Platzverhältnisse erschwerten die Handhabung und Lagerung des<br />

Rohrmaterials, insbesondere vor dem Einbau der 5 11<br />

Verrohrung, da zu diesem Zeitpunkt<br />

sowohl rund 1200 m 5 1/2" Bohrgestänge, ca. 1180 m 5" Rohre und 1200 m<br />

2 3/8 11 Tubing auf dem Rohrlager gestapelt werden mussten.<br />

Beim Aufbohren des 5 11<br />

Rohrschuhs kam es zu einen Fehler in der Gestängeliste und<br />

daraus resultierend zu einem Teufenfehler, so dass 9.0 m unterhalb des Rohrschuhs<br />

hinzugemeisselt wurden. Dieser Fehler wurde erst nach Abschluss der Bohrarbeiten<br />

durch den Vergleich des geologischen Profils mit den geophysikalischen Logs festgestellt.<br />

Alle Bohrteufenangaben und Kerndaten ab 1106.3 m mussten daher nach Abschluss<br />

der Bohrung um 9 m korrigiert werden.<br />

Mit dem Einbau des Langzeitbeobachtungssystems wurde die Bohrung SB3 am 1.<br />

September 1991 erfolgreich abgeschlossen.<br />

Über die gesamte Bohrstrecke erreichte die Bohrung 95.0 % Kerngewinn. Rechnet<br />

man die gemeisselten 9.0 m ab, wurde über die Kernbohrstrecke ein Kerngewinn von<br />

95.7 % erzielt.


NAGRA NTB 94-09 - 46-<br />

5.2 Geologisches Profil und Verrohrungsschema<br />

Nach der Seismikauswertung erwartete man das geologische Profil gemäss Tabelle 8.<br />

Tabelle 8: Geologisches Profil SB3 (Planung)<br />

bis Formation<br />

20 m Moräne,<br />

180 m Rutschmasse von Altzellen<br />

950 m Valanginien-Mergel, evtl. mit Kalkschuppen<br />

1100 m Helv. Tertiär, Altdorfer Sandst. oder Kalke der helv. Decken<br />

Vorgesehenes Bohrungsschema war daher It. Tabelle 9:<br />

Tabelle 9: Bohrungsschema SB3 (Planung)<br />

bis Bohrlochdurchmesser Verrohrungsdurchmesser<br />

25 m 171/2 11 133/8 11<br />

180 m 12 1/4" 9 5/8 11<br />

600 m 8 1/2" 7 11<br />

950m 6 1/4" 5 11<br />

1100 m ca.4 11<br />

Damit waren die 13 3/8 11 und 9 5/8 11 Rohre nach Durchfahren von Moräne bzw.<br />

Rutschmasse einzubauen, die 7 11<br />

Verrohrung je nach Bohrlochzustand so tief wie<br />

möglich in den Valanginien-Mergeln und die 5 11<br />

Verrohrung unterhalb der Valanginien­<br />

Mergel abzusetzen.<br />

Das angetroffene Profil zeigt Tabelle 10.<br />

Tabelle 10: Geologisches Profil SB3 (angetroffen)<br />

bis Formation<br />

52.5 m Gehängeschutt<br />

199.1 m Rutschmasse<br />

1245.2 m Palfris-Formation<br />

1267.6 m Melange (Wildflysch, Palfris-Formation, Globigerinenmergel)<br />

1354.4 m Palfris-Formation<br />

1360.1 m Melange<br />

1377.0 m Öhrli-Formation<br />

1418.9m südhelvetischer Flysch, Globigerinenmergel<br />

1464.9 m Palfris-Formation<br />

1546.7 m Melange<br />

Die 13 3/8 11 Rohre wurden daher bei 58.0 m im Top der Rutschmasse und die 9 5/8 11<br />

Verrohrung bei 219.3 m nach Erreichen der Valanginien-Mergel gesetzt. Die<br />

7 11 Verrohrung baute man wie erwartet bei 584.8 m ein, das Verrohren mit 5 11 musste


- 47- NAGRA NTB 94-09<br />

aus technischen Gründen bei 1100.8 m erfolgen. Das geologische Profil ist in<br />

Beilage 5.1 dargestellt.<br />

5.3 Technische Daten der Bohrung<br />

Die Bohrung SB3 wurde durch Verdoppelung der Endtiefe zwischen erster Planungsphase<br />

und Ausführung in ihrem Arbeitsablauf beeinträchtigt. Der Bohrplatz war für eine<br />

600 m Bohrung konzipiert, dementsprechend eng wurde es während der Bohrarbeiten,<br />

da für das benötigte Gestänge, Rohrmaterial und sonstiges Zubehör kaum Lagerfläche<br />

zur Verfügung stand. Wie auf der SB4 musste auch hier das Gestängelager über der<br />

Tankanlage eingerichtet werden. Das Bohrgerät konnte die erforderlichen Tiefen mit<br />

den entsprechenden Durchmessern zwar leistungsmässig noch gewährleisten, aber<br />

z.B. das zur Verfügung stehende Spülungstankvolumen war im Verhältnis zum Bohrlochinhalt<br />

zu gering. Die umfangreichen Spülungsaustausche für das Fluid-Logging<br />

konnten nur mit erheblichen Aufwand gemeistert werden.<br />

Die folgende Tabelle 11 gibt eine Übersicht über die wesentlichen Bohrungsdaten:<br />

Tabelle 11:<br />

Bohrungsdaten SB3<br />

Koordinaten<br />

Höhe über dem Meer<br />

Bohranlage<br />

Erster Bohrtag<br />

Letzter Bohrtag<br />

Beginn Abbau des Bohrgerätes<br />

Endteufe Bohrteufe<br />

Vertikalteufe<br />

Gesamtabweichung<br />

nach Azimut<br />

Verrohrung 13 3/8 11 Standrohrtour<br />

9 5/8 11 Ankerrohrtour<br />

7" Zwischenrohrtour<br />

5 11 Endverrohrung<br />

672366.8<br />

192505.2<br />

738.0 m<br />

Wirth B5-R<br />

22.09.1990<br />

08.07.1991<br />

01.09.1991<br />

1546.7 m<br />

1543.1 m<br />

85.3 m<br />

136 0<br />

bis 58.0 m<br />

bis 219.3 m<br />

bis 584.8 m<br />

506.5 m - 1100.8 m<br />

5.4 Chronologie der Bohrung<br />

In der chronologischen Auflistung der Bohrarbeiten sind alle wesentlichen Arbeitsschritte<br />

aufgeführt. Nicht enthalten sind nur kurzfristige Unterbrechungen wie kleinere<br />

Reparaturen etc. Einen Überblick über den zeitlichen Ablauf der Bohrung zeigt das<br />

Zeit-Teufen-Diagramm in Beilage 5.1.


NAGRA NTB 94-09 - 48-<br />

5.4.1 Bohrlochabschnitt von 2.5 - 58.4 m<br />

18.09.1990 Beginn Antransport<br />

22.09.1990 - 25.09.1990 Kernbohrung 6 1/4 1 " 2.5 - 58.4 m<br />

25.09.1990 - 07.09.1990 Erweiterung auf 17 1/2" bis 58.4 m<br />

28.09.1990 - 09.09.1990 Einbau 13 3/8" Rohre und Zementation<br />

29.09.1990 - 30.09.1990 Zementerhärtung<br />

30.09.1990 - 01.10.1990 Aufbohren Rohrschuh, Preventermontage, Einbau<br />

7" Hilfsverrohrung<br />

5.4.2 Bohrlochabschnitt von 58.4 - 220.0 m<br />

02.10.1990 - 18.10.1990 Kernbohrung 6 1/4",58.4 - 220.0 m<br />

19.10.1990 Geophysikalische Messungen, OLL, SP, GR, MSFL,<br />

FMS, BGT, AMS, LOT, CNT, NGT, SOT-AS<br />

19.10.1990 Abbau Preventer, Ausbau 7" Hilfsverrohrung, Roundtrip<br />

20.10.1990 - 21.10.1990 Hydraulischer Test RM1<br />

21.10.1990 - 23.10.1990 Erweiterung auf 121/4" bis 151.0 m<br />

23.10.1990 - 25.10.1990 Getriebeschaden am Kraftdrehkopf<br />

25.10.1990 - 26.10.1990 Erweiterung auf 12 1/4" bis 220.0 m<br />

26.10.1990 Kaliberlog<br />

26.10.1990 - 27.10.1990 Einbau 95/8" Rohre und Zementation<br />

27.10.1990 - 29.10.1990 Zementerhärtung<br />

29.10.1990 Aufbohren Rohrschuh<br />

29.10.1990 - 30.10.1990 Reparatur Steuerblock<br />

30.10.1990 - 31.10.1990 Einbau 7" Hilfsverrohrung, Preventermontage<br />

5.4.3 Bohrlochabschnitt von 220.0 - 585.9 m<br />

01.11.1990 Kernbohrung 6 1/4",220.0 - 225.1 m<br />

01.11.1990 - 02.11.1990 Kernbohrung 101 mm, 225.1 - 234.2 m<br />

02.11.1990 Oilatometermessung<br />

03.11 .1990 - 04.11.1990 Kernbohrung 101 mm, 234.2 - 250.0 m<br />

04.11.1990 Oilatometermessung<br />

04.11.1990 - 05.11.1990 Kernbohrung 101 mm, 250.0 - 259.0 m<br />

05.11.1990 Oilatometermessung<br />

06.11.1990 - 07.11.1990 Erweiterung auf 6 1/4" bis 254.2 m<br />

07.11 .1990 - 14.11.1990 Hydraulischer Test VM1<br />

14.11.1990 Erweiterung auf 6 1/4" bis 259.0 m


- 49-<br />

NAGRA NTB 94-09<br />

14.11.1990 - 23.11.1990 Kernbohrung61/4",259.0-399.1 m<br />

23.11.1990 - 27.11.1990 Hydraulischer Test VM2, VM3<br />

27.11.1990 - 03.12.1990 Kernbohrung 61/4",399.1 - 504.3 m<br />

03.12.1990 Spülungsaustausch<br />

03.12.1990 - 05.12.1990 Fluid-Logging<br />

05.12.1990 - 12.12.1990 Hydraulischer Test VM4, VM5, VM6, VM7<br />

12.12.1990 - 16.12.1990 Kernbohrung 61/4", 504.3 - 585.9 m<br />

16.12.1990 - 17.12.1990 Spülungsaustausch<br />

17.12.1990 - 19.12.1990 Fluid-Logging<br />

19.12.1990 - 07.01.1991 Hydraulischer Test VM8, VM9,<br />

(23.12.1990 - 02.01.1991 Weihnachtspause, Pumptest läuft)<br />

07.01.1991 Roundtrip<br />

08.01.1991 - 09.01.1991 Geophysikalische Messungen, OLL, SP, GR, MSFL,<br />

FMS, BGT, LOT, CNT, SOT-AS, NGT, AMS<br />

09.01.1991<br />

09.01.1991<br />

Abbau Preventer, Ausbau 7" Hilfsverrohrung<br />

CET / BGT -Log<br />

09.01.1991 - 18.01.1991 Erweiterung auf 8 1/2 11 bis 585.9 m<br />

18.01.1991 Kaliberlog<br />

18.01.1991 - 19.01.1991 Einbau 7 11 Rohre und Zementation<br />

19.01.1991 - 21.01.1991 Zementerhärtung, Preventermontage<br />

21.01.1991 CET-Log<br />

22.01.1991 - 23.01.1991 Aufbohren Rohrschuh, Spülungsaustausch, Beginn Klarwasserspülung<br />

5.4.4 Bohrlochabschnitt von 585.9 - 1106.3 m<br />

24.01.1991 - 02.02.1991 Kernbohrung 6 1/4 11 ,585.9 - 686.0 m<br />

03.02.1991 - 12.02.1991 Hydraulischer Test VM1 0, VM11, Ende Klarwasser<br />

12.02.1991 - 21.02.1991 Kernbohrung 6 1/4 11 , 686.0 - 826.9 m<br />

22.02.1991 - 27.02.1991 HydraulischerTestVM12, VM13<br />

27.02.1991 - 08.03.1991 Kernbohrung 6 1/4 11 ,826.9 - 947.1 m<br />

09.03.1991 - 19.03.1991 Hydraulischer Test VM14, VM15<br />

19.03.1991 - 24.03.1991 Kernbohrung 6 1/4 11 , 947.1 - 1016.3 m<br />

24.03.1990 Fangarbeit auf durchgefallenen Strang<br />

24.03.1991 - 01.04.1991 Kernbohrung 6 1/4", 1016.3 - 1106.3 m<br />

02.04.1991 - 09.04.1991 Hydraulischer Test VM16, VM17<br />

09.04.1991 Roundtrip


NAGRA NTß 94-09 - 50-<br />

10.04.1991 - 13.04.1991 Geophysikalische Messungen, OLL, SP, GR, MSFL,<br />

FMS, ßGT, LOT, CNT, SOT-AS, NGT, OVSP<br />

13.04.1991 - 15.04.1991 Roundtrip, Spülungsaustausch<br />

15.04.1991 - 18.04.1991 Fluid-Logging<br />

18.04.1991 Kaliberlog<br />

18.04.1991 - 25.04.1991 Hydraulischer Test VM18, VM19, VM20, VM21<br />

25.04.1991 - 27.04.1991 Hydrofrac-Teste<br />

27.04.1991 FMS-Messung<br />

28.04.1991 Roundtrip<br />

29.04.1991 - 10.05.1991 Unterschneiden auf 8 1/2", 650.0 - 750.2 m;<br />

920.0 - 967.2 m<br />

10.05.1991 Kaliberlog<br />

10.05.1991 - 11.05.1991 Einbau 5" Rohre und Zementation 1.Stufe<br />

11.05.1991 Perforation 795.0 - 798.0 m, 40 Schuss<br />

11.05.1991 Zementation 2. Stufe<br />

11.05.1991 - 15.05.1991 Zementerhärtung, Gestängewechsel<br />

15.05.1991 - 17.05.1991 Aufbohren Rohrschuh, Spülungsbehandlung<br />

5.4.5 Bohrlochabschnitt von 1106.3 - 1546.7 m<br />

17.05.1991 Meisselbohrung 4 1/8",1106.3 - 1115.3 m<br />

17.05.1991 - 21.05.1991 Kernbohrung96 mm, 1115.3 -1170.0 m<br />

21.05.1991<br />

21.05.1991 -<br />

28.05.1991 -<br />

05.06.1991 -<br />

15.06.1991<br />

16.06.1991<br />

17.06.1991 -<br />

20.06.1991 -<br />

21.06.1991 -<br />

04.07.1991<br />

04.07.1991 -<br />

09.07.1991<br />

09.07.1991 -<br />

10.07.1991 -<br />

11.07.1991 -<br />

15.07.1991<br />

27.05.1991<br />

05.06.1991<br />

14.06.1991<br />

20.06.1991<br />

21.06.1991<br />

03.07.1991<br />

08.07.1991<br />

10.07.1991<br />

11.07.1991<br />

14.07.1991<br />

CET-Log<br />

Kernbohrung 96 mm, 1170.0 - 1262.6 m<br />

Hydraulischer Test VM22, VM23<br />

Kernbohrung 96 mm, 1262.6 - 1374.7 m<br />

Hydraulischer Test VM24<br />

Roundtrip<br />

Hydraulischer Test VM25<br />

Reparatur Rollenlager<br />

Kernbohrung 96 mm, 1374.7 - 1513.0 m<br />

Kaliberlog, Fluid-Logging o.E.<br />

Kernbohrung 96 mm, 1513.0 - 1546.7 m<br />

Fluid-Logging<br />

Geophysikalische Messung, VSP, SLT-S, GR, CAL<br />

Hydraulischer Test o.E.<br />

Erweiterung auf 104.8 mm<br />

Kaliberlog


- 51 - NAGRA NTB 94-09<br />

15.07.1991 - 08.08.1991 Hydraulischer Test M1, M2, M3, M4, VM26, VM27, VM28<br />

08.08.1991 - 10.08.1991 Roundtrip<br />

09.08.1991<br />

Motorschaden B5<br />

10.08.1991<br />

Geophysikalische Messungen, DLL-NGT o.E.<br />

10.08.1991<br />

Roundtrip<br />

11.08.1991<br />

Geophysikalische Messungen, DLL-NGT o.E.<br />

12.08.1991<br />

Roundtrip<br />

13.08.1991<br />

Geophysikalische Messungen, DLL-NGT, FMS (Pass 1)<br />

13.08.1991<br />

Roundtrip<br />

14.08.1991<br />

Geophysikalische Messungen, HBHC o.E., CET<br />

14.08.1991<br />

Roundtrip, Spülung beschwert und Viskosität angehoben<br />

15.08.1991<br />

Geophysikalische Messungen, HLDL, CNL,<br />

FMS (Pass 2), HBHC<br />

16.08.1991<br />

Ausbau 5" Rohre oberhalb Linksverbinder<br />

17.08.1991<br />

Perforationen für LZB<br />

228.0 - 234.0 m 80 Schuss, 237.0 - 243.0 m 80 Schuss<br />

344.0 - 350.0 m 80 Schuss, 610.0 - 613.0 m 40 Schuss<br />

639.0 - 645.0 m 80 Schuss, 848,2 - 851.2 m 40 Schuss<br />

858.1 - 863.9 m 80 Schuss<br />

17.08.1991<br />

Roundtrip mit TI Scraper bis 506.0 m<br />

18.08.1991<br />

Roundtrip mit 5" Scraper bis 1100.5 m<br />

18.08.1991<br />

Roundtrip bis ET<br />

20.08.1991 - 01.09.1991 Einbau Multipackersystem<br />

01.09.1991 - 06.09.1991 Abbau Bohranlage<br />

5.5 Bohrvorgang<br />

5.5.1 Bohrlochabschnitt von 2.5 - 58.4 m<br />

5.5.1.1 Kernen 6 1/4"<br />

Da nach den Erfahrungen aus der Bohrung SB4 der Übergang vom Gehängeschutt<br />

zur Rutschmasse anhand des beim Bohren mit Rollenmeissel anfallenden Bohrkleins<br />

nicht eindeutig feststellbar ist, wurde auf der Bohrung SB3 auch der Standrohrabschnitt<br />

mit 6 1/4" X 4" Equipment gekernt. Durch die stark inhomogene Formation,<br />

bestehend aus Kalk- und Mergelblöcken sowie losem Sand, Lehm, Kies und Holz,<br />

waren die Kernbohrarbeiten von erheblichen Schwierigkeiten begleitet. Mit dem<br />

anfangs vorgesehenen SK6L Kernsystem, welches mit einer der eigentlichen Schneidkrone<br />

vorauseilenden Stechhülse oder Vorschneidkrone speziell für Lockergesteinsformationen<br />

geeignet ist, da der Bohrkern beim Eintritt in das Kernrohr vor dem Spülstrom<br />

geschützt wird, konnten jedoch die härteren Blöcke nicht erbohrt werden. Aus<br />

diesem Grunde musste auf das 5 1/2" GWSK System zurückgegriffen werden. Trotz


NAGRA NTB 94-09 - 52-<br />

Einsatz spezieller Bohrkronen für empfindliche Gesteinstypen (Spüllöchern in der<br />

Schneidlippe) wurden jedoch weichere und lose Kernbestandteile wie Sand und Lehm<br />

teilweise bis vollständig ausgewaschen.<br />

Die Kerngewinne waren dementsprechend schlecht, obwohl nur kurze Kernmärsche<br />

von ca. 0.3 bis 0.5 m Länge abgebohrt wurden.<br />

Ab ca. 48 m war nach Kernbefund die Rutschmasse erreicht und bei 58.4 m (KM 80)<br />

wurde die Bohrung am 25. September 1990 angehalten, um das 13 3/8 11<br />

Standrohr<br />

abzusetzen.<br />

5.5.1.2 Erweitern 17 1/2" und 13 3/8" Verrohrung<br />

Bis zu dieser Teufe war der Spülungsrücklauf mit Tauchkreiselpumpen aus dem Bohrkeller<br />

in die Tankanlage erfolgt. Für das Erweitern auf einen Durchmesser von 17 1/2 11<br />

setzte man ein 18 5/8 11<br />

Auslaufrohr im Bohrkeller ein. Da dieses Rohr nach dem Standrohreinbau<br />

bis zur Kellersohle entfernt wurde, ist es nicht in das Verrohrungsschema<br />

aufgenommen worden.<br />

Das Erweitern erfolgte ohne Schwierigkeiten mit einem Bohrfortschritt von ca. 2 m/h.<br />

Beim abschliessenden Befahren des Bohrlochs traten jedoch erhebliche Bohrlochstabilitätsprobleme<br />

auf, so dass einzelne Strecken mehrfach und unter Auftreten von<br />

hohen Drehmomenten sowie kurzzeitigem Festwerden des Bohrstranges nachgebohrt<br />

werden mussten, bevor man die 13 3/8 11<br />

Rohre drehend und spülend bis 58.0 m<br />

einbauen konnte.<br />

Nach der anschliessenden Futterrohrzementation, der Zementerhärtung und nach dem<br />

Aufbohren des Rohrschuhes wurde eine 7 11<br />

Hilfsrohrtour bis 58.4 m eingebracht, um<br />

für das spätere Weiterkernen die erforderlichen geometrischen Ringraumvoraussetzungen<br />

zu schaffen. Der Ringraum zwischen den 13 3/8 11 und 7 11 Rohren wurde im<br />

Rohrschuhbereich durch Quellton abgedichtet. Die Montage eines Ringpreventers<br />

beendete diesen Bohrabschnitt.<br />

5.5.2 Bohrlochabschnitt von 58.4 - 220.0 m<br />

5.5.2.1 Kernen 6 1/4"<br />

Die Seilkernarbeiten in diesem Abschnitt verliefen ab dem 2. Oktober 1990 mit den<br />

gleichen Schwierigkeiten wie schon im oberen Abschnitt der Bohrung. Es wurden<br />

weitere 291 (!) Kernmärsche mit einer durchschnittlichen Länge von 0.48 m abgebohrt,<br />

bis man mit KM 372 die anstehenden Valanginien-Mergel bei ca. 199 m antraf. Neben<br />

dem Kernbefund bestätigte auch ein sprunghaft ansteigender Spülungsgasgehalt den<br />

Eintritt in diese Formation. Am 18. Oktober 1990 war somit bei 220.0 m die Absetzteufe<br />

für die 9 5/8 11<br />

Ankerrohrtour erreicht.<br />

Nach dem Befahren und Spülen der offenen Bohrlochstrecke und dem Gestängeausbau<br />

wurden die geophysikalischen Messungen vorgenommen. Es folgte der Ausbau<br />

der 7 11 Hilfsverrohrung und ein Befahren des Bohrlochs mit 6 1/4 11 Rollenmeissel bis zur<br />

Sohle, wobei der Bereich zwischen 164 und 220 m nachgebohrt werden musste.


- 53- NAGRA NTB 94-09<br />

5.5.2.2 Erweitern 12 1/4" und 9 5/8" Verrohrung<br />

Im Anschluss an einen hydraulischen Test (RM1) mit Packersitz im 13 3/8 11<br />

Rohrschuh<br />

begann am 21. Oktober 1990 das Erweitern der Strecke von 58.0 m bis 220.0 m mit<br />

12 1/4 11 Rollenmeissel, voll stabilisierter Bohrgarnitur und mit einem Fortschritt von ca.<br />

2.8 m/h. Bei Teufe 151 m wurden diese Arbeiten am 23. Oktober 1990 durch einen<br />

Lagerschaden im Getriebe des Kraftdrehkopfes unterbrochen und konnten erst nach<br />

Austausch des gesamten Kraftdrehkopfes fortgesetzt und dann beendet werden.<br />

Ein Befahren des Bohrlochs nach dem Erweitern zeigte keinen Widerstand, und auch<br />

gemäss Kaliberlog war das Bohrloch in einem besseren Zustand, als es die an hand<br />

der Kerne festgestellte Formation erwarten liess.<br />

Der Einbau der 9 5/8 11 Verrohrung und ihre Zementation erfolgten am 27. Oktober 1990<br />

ohne Schwierigkeiten.<br />

Mit dem Aufbohren des Zements, dem neuerlichen Einbau einer 7 11<br />

Hilfsverrohrung bis<br />

220.0 m und der Montage der Preventeranlage wurde diese Bohrphase abgeschlossen.<br />

Beim Gestängeausbau nach dem Zementaufbohren fielen 21.5 h Reparaturzeit<br />

an, da ein Schaden an der Hydraulikanlage des Bohrgeräts aufgetreten war und ein<br />

Ersatzteil beschafft werden musste. Diese Zeit konnte jedoch für das Reinigen der<br />

Tankanlage und einen Spülungsaustausch genutzt werden.<br />

5.5.3 Bohrlochabschnitt von 220.0 - 585.9 m<br />

5.5.3.1 Kernen 6 1/4" und 101 mm<br />

Da in diesem Bohrabschnitt drei Dilatometertests vorgesehen waren, wurden ab 1.<br />

November 1990 zuerst nur 5.1 m (KM 386, 387) bis 225.1 m mit 6 1/4 11<br />

Bohrdurchmesser<br />

gekernt. Anschliessend setzte man einen kombinierten 5 1/2 11 - 3 1/2 11 Seilkernstrang<br />

mit einer 101 x 57 mm Diamantkrone ein, um den für die Dilatometermessungen<br />

erforderlichen kleineren Bohrlochdurchmesser zu erstellen. In der Folge verliefen<br />

die Bohr- und Messarbeiten abwechselnd: In drei Schritten wurden bis 234.2 m,<br />

250.0 mund 259.0 m (KM 388 - 397) gekernt und dazwischen jeweils die Dilatometermessungen<br />

mittels Tubingstrang durchgeführt. Nachfolgend erweiterte man die mit<br />

kleinem Durchmesser vorgebohrte Strecke zwischen 225.1 und 254.2 m mit Kerngarnitur<br />

und 6 1/4 11<br />

Diamantkrone. Vom 07. - 14. November 1990 fand ein hydraulischer<br />

Test mit Wasserprobennahme (VM1) statt. Im Anschluss daran wurden die verbleibenden<br />

3.8 m Vorbohrstrecke bis 259.0 m auf 6 1/4 11<br />

erweitert und die Kernbohrarbeiten<br />

mit dem 6 1/4 11 x 4 11 Seilkernsystem fortgesetzt. Bei 399.1 m (KM 439) und 504.3 m<br />

(KM 458) wurden vom 23. - 27. November 1990 und 3. - 12. Dezember 1990 jeweils<br />

Stops für Testarbeiten (VM2, VM3 und VM4 - VM7) eingelegt. Am 16. Dezember 1990<br />

wurden 585.9 m (KM 472) erreicht und auf dieser Teufe für die über die Weihnachtstage<br />

vorgesehene Fluid-Logging- und Hydrotestphase angehalten. Gleichzeitig war<br />

damit auch die Absetzteufe für die 7 11<br />

Zwischenverrohrung erreicht.<br />

Die Bohrfortschritte lagen bei durchschnittlich 16 - 20 m pro Tag bei vollständigem<br />

Kerngewinn und bester Kernqualität. Während der Bohrarbeiten waren fast durchgehend<br />

Zuflüsse von ca. 3 - 4 m 3 /d zu verzeichnen, die auch zu Beginn der Erweiterungsarbeiten<br />

noch anhielten und eine laufende Nachbehandlung der Spülung erfor-


NAGRA NTB 94-09 - 54-<br />

derten. Am 7. Januar 1991 erfolgte nach Abschluss der Tests (VM8, VM9) ein<br />

Befahren und Spülen des Bohrlochs, bevor die geophysikalischen Messungen<br />

durchgeführt wurden.<br />

5.5.3.2 Erweitern 8 1/2 11 und 7 11 Verrohrung<br />

Nach Ausbau der 7" Hilfsverrohrung, die erst nach mehrmaligen Versuchen (fest durch<br />

die Quelltonfüllung) mit Überlast freigezogen werden konnte, wurde noch das CET -Log<br />

für die 95/8" Rohrzementation gemessen.<br />

Mit einer stabilisierten Rollenmeisselgarnitur begannen dann die Erweiterungsarbeiten<br />

des Bohrlochabschnitts von 220.0 m bis 585.9 m von 6 1/4" auf 8 1/2" Durchmesser,<br />

die vom 9. - 18. Januar 1991 dauerten. In diesem Bohrlochabschnitt wurden ständige<br />

Zuflüsse von ca. 3 - 4 m 3 /d registriert, die aus den oberen Bereichen (ca. 220 - 250 m)<br />

stammten.<br />

Ein Kaliberlog über die Erweiterungsstrecke sowie der Einbau und die Zementation der<br />

TI Zwischenverrohrung erfolgten im Anschluss daran.<br />

Nach der Preventermontage und dem Aufbohren des Rohrschuhs wurde von Tonsüsswasserspülung<br />

auf Klarwasser umgestellt.<br />

5.5.4 Bohrlochabschnitt von 585.9 - 1106.3 m<br />

5.5.4.1 Kernen 6 1/4 11<br />

Bereits auf den ersten Metern zeigte sich, dass im Bohrgestänge erhebliche Eigenschwingungen<br />

und Vibrationen auftraten, da das Klarwasser nicht die reibungsmindernden<br />

und schwingungsdämpfenden Eigenschaften der Tonsüsswasser-Spülung<br />

hat. Drehzahl und Andruck mussten daher stark reduziert werden, wodurch sich der<br />

Bohrfortschritt auf etwa 0.5 mlh gegenüber dem vorherigen Wert von ca. 1 mlh<br />

halbierte. Zusätzlich traten am Kernrohr und Bohrgestänge erheblich höherer<br />

Verschleiss, z.T. auch Beschädigungen auf.<br />

Bei 686.0 m (KM 496) wurde am 2. Februar 1991 für eine 10-tägige Hydrotestphase<br />

(VM10, VM11) zum Abschluss der Klarwasserstrecke angehalten. Beim Weiterkernen<br />

traten auf den ersten Metern kurzfristig Probleme mit Festwerden durch erhöhten<br />

Nachfall auf, obwohl die Spülung mittlerweile wieder auf TW umgestellt worden war.<br />

Weitere Unterbrechungen für Testphasen (VM12 1<br />

VM13 und VM14 1<br />

VM15) fanden bei<br />

826.9 m (KM 522) und 947.1 m (KM 544) statt.<br />

Eine Fangarbeit wurde bei Teufe 1016.3 m erforderlich. Bei einem Roundtrip trat ein<br />

Schaden an der Abfangvorrichtung auf, der Bohrstrang rutschte durch und fiel ca.<br />

150 m bis zur Sohle. Der Strang konnte sofort wieder gesund verbunden und ausgebaut<br />

werden.<br />

Bei 1106.3 m (KM 572) wurde die Bohrung am 1. April 1991 angehalten, um nach dem<br />

vorgesehenen Test- und Loggingprogramm die 5" Endverrohrung abzusetzen.


- 55 - NAGRA NTB 94-09<br />

Die Bohrfortschritte lagen bis zum Schluss bei 10 - 16 m pro Tag bei vollständigem<br />

Kerngewinn und bester Kernqualität. Mit dieser Teufe war jedoch auch die Leistungsgrenze<br />

hinsichtlich Drehmoment für das Bohrgerät erreicht, so dass ein Weiterkernen<br />

mit 6 1/4 11<br />

Durchmesser nicht mehr möglich war und damit das Absetzen der<br />

511 Verrohrung - bereits 150 m tiefer als geplant - erforderlich wurde.<br />

Vom 2. bis 28. April 1991 wurde das Mess- und Testprogramm, bestehend aus Hydrotests<br />

(VM16, VM17), geophysikalischen Messungen, Bohrlochseismik, Fluid-Logging,<br />

Hydrotests (VM18 - VM21) und Hydrofrac- Tests, durchgeführt. Zwischendurch waren<br />

zwei Roundtrips erforderlich, um Nachfall zu beseitigen und um für das Fluid-Logging<br />

Wasser einzuzirkulieren.<br />

5.5.4.2 Unterschneiden 8 1/2" und 5" Verrohrung<br />

Um bessere volumetrische Bedingungen für ein erfolgreiches Zementieren der<br />

511 Verrohrung zu schaffen, wurde kurzfristig entschieden, das Bohrloch in zwei<br />

Abschnitten von 6 1/4 11 auf 8 1/2 11 Durchmesser zu unterschneiden. Eingesetzt wurden<br />

dafür ein 5 11<br />

Unterschneider vom Typ 5 KSA Lockomatik und vier Satz Rollenarme.<br />

Nach dem Erweitern des oberen Abschnitts von 650.0 m - 750.2 m musste man das<br />

Bohrloch erst mit einem 6 1/4 11<br />

Rollenmeissel von 753.0 m bis zur Sohle nachbohren,<br />

bevor mit dem Unterschneider das untere Fenster ab 920.0 m begonnen werden<br />

konnte. Als nach einem Roundtrip zum Wechsel der Rollenarme keine Zirkulation<br />

hergestellt werden konnte, wurde das Unterschneiden bei 967.2 m (statt wie vorgesehen<br />

bei 1020.0 m) vorzeitig abgebrochen und ein letztes Mal das Bohrloch mit<br />

einem 6 1/4 11<br />

Meissel bis zur Sohle nachgebohrt.<br />

Nach einem Kaliberlog erfolgten dann der Einbau und die Zweistufen- Zementation der<br />

511 Verrohrung. In der Zementerhärtungszeit geschah neben den Verflanschungsarbeiten<br />

und der Preventermontage der Austausch des 5 1/2 11 GWSK gegen den 3 1/2 11<br />

GWSK Seilkernstrang. Mit dem Aufbohren von Zement, Anschlag und Rohrschuh bis<br />

1106.3 m mit einem 4 1/8 11 Rollenmeissel wurden die Arbeiten für diesen Bohrlochabschnitt<br />

beendet.<br />

5.5.5 Bohrlochabschnitt von 1106.3 - 1546.7 m<br />

5.5.5.1 Kernen 96 mm<br />

Beim Einbau des neuen Bohrstrangs war eine 9 m Stange nicht in der Gestängeliste<br />

enthalten, so dass beim Aufbohren des Rohrschuhbereichs 9 m unbewusst zugebohrt<br />

wurden. Der Fehler in der Gestängeliste wurde erst später bemerkt, als die Kernbohrarbeiten<br />

bereits wieder aufgenommen waren, dann aber von dem zuständigen Bohrmeister<br />

nicht korrigiert. Erst nach Abschluss der Bohrarbeiten wurde durch den<br />

Vergleich der Kerne mit den geophysikalischen Logs die durchgehende Teufendifferenz<br />

von 9 m festgestellt. Als Folge mussten die entsprechenden Bohrteufenangaben<br />

jeweils um 9 m korrigiert werden.<br />

Mit einer oberflächenbesetzten 96 x 57 mm Diamantkrone wurden die Bohrarbeiten am<br />

17. Mai 1991 wieder aufgenommen. Mit Bohrfortschritten von ca. 1 m/h bei vollständigem<br />

Kerngewinn und guter Kernqualität wurde die Bohrung bis auf 1262.6 m (KM 605)


NAGRA NTB 94-09 - 56 -<br />

vertieft und am 27. Mai 1991 für Testarbeiten (VM22, VM23) angehalten. Bei 1170.0 m<br />

(KM 585) wurde zwischendurch kurz unterbrochen und das Gestänge ausgebaut, um<br />

das CET-Log der 5" Rohrzementation zu fahren.<br />

Nach den Testarbeiten konnten die Kernbohrarbeiten wieder aufgenommen werden,<br />

nachdem von 1135 m bis Sohle 15 h lang nachgebohrt worden war.<br />

Am 14. Juni 1991 wurde bei 1374.7 m (KM 628) für Hydrotests angehalten. Da ein<br />

Packerdefekt nach dem ersten Test (VM24) auftrat - der Packer zeigte nach dem Ausbau<br />

deutliche Längsschnitte - musste das Bohrloch mit einem Roundtrip befahren<br />

werden, bevor erneut die Packergarnitur eingebaut werden konnte. Beim Umsetzen<br />

vom ersten Intervall (VM25) auf ein weiteres, tieferes Testintervall stand die Doppelpackergarnitur<br />

jedoch auf, so dass ausgebaut werden musste. Die Testarbeiten<br />

wurden daher abgebrochen und wieder mit dem Einbau der Kerngarnitur begonnen.<br />

In den Bereichen 1241.0 m bis 1254.5 mund 1295.5 m bis zur Sohle musste mit bis zu<br />

3 t Andruck nachgebohrt werden, bevor wieder gekernt werden konnte.<br />

Die Endteufe der Bohrung war inzwischen aufgrund der bisher gewonnenen Daten auf<br />

ca. 1500 m festgelegt worden. In dieser Teufe sollte dann das abschliessende Messund<br />

Testprogramm vor Einbau des Langzeitbeobachtungssystems ausgeführt werden.<br />

Die Bohrung wurde daher weiter vertieft bis 1513.0 m (KM 670) und dann für die<br />

programmgemäss vorgesehenen Arbeiten angehalten.<br />

Nach einer Multi-Shot Messung (1500 m bis 1070 m) zeigte das im Anschluss<br />

versuchte Kaliberlog bei mehreren Einfahrversuchen jedoch, dass das Bohrloch bei ca.<br />

1180 m erst verengt und anschliessend vollständig verschlossen war.<br />

Daher musste erneut das Kerngestänge eingebaut werden, um das Bohrloch wieder<br />

zu öffnen. Beim Einbau des Kerngestänges wurde aber nur geringfügiger Widerstand<br />

bei 1180 m bemerkt.<br />

Die durch den Roundtrip erzwungene zeitliche Verschiebung der vorgesehenen<br />

Messungen und die eingeschränkte Verfügbarkeit des VSP-Equipments führten zu der<br />

Entscheidung, nach dem Öffnen des Bohrlochs noch zwei bis drei Tage weiterzukernen,<br />

bis die Messeinrichtungen wieder verfügbar waren.<br />

Am 8. September 1991, 03:30 Uhr wurde mit KM 682 bei 1546.7 m Bohrteufe die<br />

Bohrung endgültig angehalten.<br />

5.5.6 Arbeiten nach Erreichen der Endteufe<br />

Nach mehrstündigem Spülen des Bohrlochs, einem Checktrip bis 5" Rohrschuh und<br />

erneutem Spülen vor Sohle wurde das Gestänge ausgebaut.<br />

Nachdem durch Einbau eines Tubing und Schwabben der Spiegel auf ca. 100 m<br />

abgesenkt worden war, um den "Tube-Wave-Effekt" bei dem VSP-Log zu verringern,<br />

erfolgten ein Kaliber- und zwei Temperatur-Leitfähigkeit-Logs, bevor dann auch die<br />

VSP-Messung und ein Sonic SLT-S erfolgreich gefahren wurden.


- 57- NAGRA NTB 94-09<br />

Beim anschliessenden Einbau einer Packergarnitur stand man jedoch bei 1114.6 m<br />

auf und musste wieder ausbauen. Da das Bohrloch für die weiteren geophysikalischen<br />

Messungen noch auf 104.8 mm aufzuweiten war, wurde, statt einen Roundtrip zu<br />

fahren, mit dem Erweitern begonnen. So konnte das Bohrloch für die hydraulischen<br />

Tests wieder geöffnet werden und gleichzeitig mit dem vergrösserten Durchmesser<br />

auch die Gefahr verringert werden, mit der Packergarnitur erneut aufzustehen bzw.<br />

fest zu werden.<br />

Die gesamte Strecke vom 5" Rohrschuh bis Sohle konnte mit ca. 7.25 m/h in 59.5 h<br />

erweitert werden.<br />

Beim Befahren des Bohrlochs bis Rohrschuh stellte man jedoch mehrfach Überlast<br />

und Widerstand fest und musste nochmals von 1146.5 m bis 1152.0 m und von<br />

1511.0 m bis zur Sohle nachbohren.<br />

Ein Kaliberlog zur Ermittlung geeigneter Packersitze leitete hydraulische Testarbeiten<br />

(M1 - M4, VM26 - VM28) ein, die insgesamt 26 Tage dauerten. Beim Ausbau der<br />

Testgarnitur verblieb eine Packermanschette bei ca. 1300 m im Bohrloch.<br />

Die abschliessenden geophysikalischen Messungen konnten nur mit grossem<br />

Aufwand ausgeführt werden, da die Instabilität des Bohrlochs immer wieder Roundtrips<br />

mit 4 1/8" Rollenmeissel erforderte:<br />

1. Roundtrip: Nachbohren von 1420 m bis zur Sohle, Bohrloch gespült, ohne Widerstand<br />

ausgebaut. (Die Packermanschette hatte sich anscheinend nicht<br />

im Bohrloch verkeilt, sondern war bis zur Sohle hinuntergeschoben<br />

worden bzw. gefallen.)<br />

Beim Roundtrip trat beim Gestängeeinbau ein Motorschaden am Bohrgerät<br />

auf, der 20 h Reparaturzeit beanspruchte<br />

1. Messrun: DLL-NGT, Sonde steht bei 1310 m auf, abgebrochen<br />

2. Roundtrip: bei 1300 m geringer Widerstand<br />

2. Messrun: DLL-NGT, Sonde steht bei 1134 m auf, abgebrochen<br />

3. Roundtrip: bei 1140 m leichter Widerstand<br />

3. Messrun: DLL-NGT von 1499.5 m bis Rohrschuh<br />

4. Messrun: FMS (Pass 1) von 1452 m bis Rohrschuh<br />

5, Messrun: FMS (Pass 2), Sonde steht bei 1135 m auf, abgebrochen, Gummipuffer<br />

der Sonde im Bohrloch verblieben<br />

4. Roundtrip: bei 1140 mund 1169 m Widerstand<br />

6. Messrun: HBHC, Sonde bei 1138 m aufgestanden, abgebrochen<br />

7. Messrun: CET für 5" Verrohrung von 1097 m bis 950 m


NAGRA NTB 94-09 - 58-<br />

5. Roundtrip: Spülung beschwert von SG 1.05 kg/I auf 1.10 kg/I und Viskosität stark<br />

angehoben, bei 1143 m kurz aufgestanden, ab 1455 m nachgebohrt,<br />

Checktrip bis Rohrschuh , ab 1500 m nachgebohrt<br />

8. Messrun: HLDL von 1458 m bis Rohrschuh<br />

9. Messrun: CNL von 1458 m bis Rohrschuh<br />

10. Messrun: FMS (Pass 2) von 1505 m bis Rohrschuh<br />

11. Messrun: HBHC von 1499 m bis Rohrschuh<br />

Als nächster Arbeitsschritt wurde der Preventer abgebaut und die 5 11<br />

Verrohrung mit<br />

einem Rohrkrebs gefasst. Wie vorgesehen, konnten die Rohre durch Rechtsdrehen im<br />

Linksverbinder bei 506.5 m entschraubt und ausgebaut werden. Danach erfolgten die<br />

Perforationen für das Langzeitbeobachtungssystem (LZB).<br />

Scraperruns mit 7 11 und 5 11 Scraper und ein Roundtrip mit 4 1/8 11 Rollenmeissel beendeten<br />

die Aktivitäten im Bohrloch vor Einbau des Langzeitbeobachtungssystems.<br />

Der unterste Packer des LZB sollte bei ca. 1260 m eingebaut werden. Da für den<br />

Einbau des LZB etwa eine Woche veranschlagt war, stellte die geringe Bohrlochstabilität<br />

im Teufenbereich um 1135 m für den erfolgreichen Einbau des Packersystems ein<br />

erhebliches Risiko dar. Um dieses Risiko - unter Umständen das gesamte Packersystem<br />

wieder ausbauen zu müssen - zu vermeiden, wurde das Packersystem kurzfristig<br />

umkonfiguriert:<br />

In den Open hole-Bereich wurden zwei Produktion-Injektion-Packer (PIP) (der zweite<br />

PIP als zusätzliche Sicherheit gegen Packerumläufigkeit) eingebaut, die über ein<br />

Kupplungselement, das ca. 9 m hoch im verrohrten Bohrlochbereich steht, mit dem<br />

Packersystem verbunden wurden. Damit konnten die PIpis an einem Tubingstrang<br />

vorweg eingebaut werden, bevor auch die weiteren Packer mit den Beobachtungs- und<br />

Druckleitungen montiert wurden.<br />

• Zum einen wurde dadurch die Zeit zwischen dem letzten Roundtrip und dem<br />

Packereinbau im Openhole erheblich verkürzt.<br />

• Zum anderen hätte ein gegebenenfalls nötiger Ausbau der PI piS, Roundtrip und<br />

erneuter Einbauversuch einfacher erfolgen können.<br />

• Ausserdem ergab sich dadurch die Möglichkeit, die für den Einbau der PI piS im<br />

Openhole zwingend erforderliche Spülung nach dem Setzen der Packer oberhalb<br />

des gelösten Kupplungselementes gegen Wasser auszutauschen.<br />

Dass diese Entscheidung richtig war, zeigte sich beim Einbau der PIpis, da man bei<br />

1240 m aufstand und erst nach mehreren Versuchen die Packer weiter bis zur Setzteufe<br />

eingebaut werden konnten. Mit dem vollständigen Packersystem wären diese<br />

Freifahrversuche nicht mehr möglich gewesen.<br />

Nach dem Lösen der Kupplung, Klarspülen des Bohrlochs und Ausbau des Setztubings<br />

konnte mit der Montage der übrigen Packergarnitur begonnen werden, wofür<br />

5 Tage erforderlich waren.


- 59- NAGRA NTB 94-09<br />

Nach abschliessendem Spülen der Beobachtungsleitungen mit getracertem Wasser<br />

und erfolgreichem Spannen der Packer wurde das Bohrgerät am 1. September 1991<br />

für den Abbau freigegeben. Am 6. September 1991 war der Bohrplatz vollständig<br />

geräumt.<br />

5.6 Verrohrungen und Zementationen<br />

5.6.1 13 3/8 11 Standrohr<br />

Das 13 3/8" Standrohr konnte aufgrund der schlechten Bohrlochstabilität nur drehend<br />

und spülend bis auf die Absetzteufe von 58.0 m eingebracht werden. Da dies vor dem<br />

Einbau schon zu erwarten stand, wurden keine Zentralizer montiert.<br />

Die Absetzteufe hatte sich gegenüber der Planung mehr als verdoppelt, und mit dem<br />

verfügbaren Equipment konnte die Zementation nur in zwei Schritten ausgeführt<br />

werden: 4 m 3 Zementbrühe (spez. Gewicht 1.8 kg/l) wurden durch den Rohrschuh<br />

verpumpt, mit weiteren 2.5 m 3 verfüllte man den Ringraum mittels Zementierlanzen<br />

von obertage aus.<br />

Die Rohrliste und der Zementationsbericht sind in den Beilagen 5.2 und 5.3 aufgeführt.<br />

5.6.2 9 5/8 11 Ankerrohrtour<br />

Die 95/8" Ankerrohrtour wurde bis 219.3 m mit Rohrschuh, Anschlag und Zentralizern<br />

bestückt eingebaut. Ihre Zementation erfolgte mit 11 m 3 Zementbrühe (spez. Gewicht<br />

1.80 kg/l) mit Vor- und Nachstopfen und unter Zuhilfenahme der Zementieraggregate<br />

einer spezialisierten Firma. Obwohl die Kaliberlogmessung ein theoretisches Zementschlämmvolumen<br />

von 10.3 m 3 ergab, traten ca. 3 m 3 Überschusszement zutage.<br />

Die Rohrliste und der Zementationsbericht sind in den Beilagen 5.4 und 5.5 aufgeführt.<br />

5.6.3 7 11 Zwischenrohrtour<br />

Die 7" Zwischenverrohrung wurde mit Rohrschuh, Anschlag und Zentralizern bestückt<br />

ohne Schwierigkeiten bis 584.8 m eingebaut. Die Zementation erfolgte durch einen<br />

Zementierservice als Zweistopfenzementation.<br />

Verpumpt wurden 5 m 3 Wasser als Waschpolster, 9.5 m 3 Zementbrühe mit einem<br />

spez. Gewicht von 1.80 kgll und 11.6 m 3 Spülung als Nachpumpvolumen. Die Mischzone<br />

Wasser-Zement trat zutage.<br />

Während der Zementerhärtung stellte man fest, dass aus dem Ringraum 9 5/8" x TI<br />

Wasser mit ca. 131/h zulief. Nach Verschliessen des Ringraums konnte auf einem<br />

Manometer am Bodenflansch ein Druckaufbau von ca. 10 bar gemessen werden.<br />

Ein daraufhin (ca. 50 h nach Zementationsende) gefahrenes CET-Log zeigte sehr gute<br />

Zementqualität vom Rohrschuh bis ca. 235 m, darüber mässige Zementqualität mit<br />

eventueller Kanalbildung bis zum Zementkopf bei ca. 68 m.


NAGRA NTB 94-09 - 60 -<br />

Eine "Reparatur" der Zementation durch Perforation und Zementverpressen wurde<br />

zumindest vorläufig nicht als notwendig erachtet und nur eine Beobachtung des<br />

Zuflusses hinsichtlich Druck und Rate vorgesehen. Doch bereits nach wenigen Tagen<br />

waren weder Zufluss noch Druckaufbau mehr feststellbar. Da der Ringraum später<br />

noch durch einen Injektionsversuch betestet wurde und keine Anzeichen mehr für eine<br />

Undichtigkeit der Zementation beobachtet worden waren, wurde eine Reparatur hinfällig.<br />

Die Rohrliste und der Zementationsbericht sind in den Beilagen 5.6 und 5.7 aufgeführt.<br />

5.6.4 5/1 Endverrohrung<br />

Für den Einbau der späteren Langzeitbeobachtung wurden an die 5" Verrohrung und<br />

ihre Zementation kurzfristig folgende Forderungen gestellt:<br />

• Die Verrohrung ist nach Abschluss der Bohrarbeiten bis zu einer Teufe von ca.<br />

500 m wieder auszubauen, um den für das Multipackersystem benötigten Querschnitt<br />

im oberen Bohrlochbereich zu erhalten.<br />

• Im Bereich von ca. 900 m bis ca. 800 m muss die Rohrtour unzementiert bleiben,<br />

da für die Langzeitbeobachtung der Aufschluss der Formation nur durch Perforieren<br />

als nicht ausreichend angesehen wird.<br />

Der Einbau der 5" Verrohrung erfolgte daher mit Rohrschuh, Collar und Zentralizern<br />

sowie einem Linksverbinder mit speziellem Einführtrichter. Der ebenfalls vorgesehene<br />

External Casing Packer (ECP mit 10ft Manschette), der die obere Zementationsstrecke<br />

zu dem Zementfenster hin abdichten sollte, konnte aufgrund von Clearanceproblemen<br />

nicht eingesetzt werden (trotz Nenndurchmesser 6" ging er nicht durch die<br />

7" Rohre (23 Ibs/ft)).<br />

Im unteren Bereich der Rohrtour sind bis 847.0 m 18 Ibs/ft-expanded HW square­<br />

Rohre, darüber 11.5 Ibs/ft-STC-Rohre eingebaut. Der Linksverbinder steht bei 506.7 m<br />

(UK) Teufe, nach dem Entschrauben und dem Ausbau der Rohre ist die Oberkante<br />

des Einführtrichters bei 506.5 m.<br />

Die Zementation durch einen Zementierservice erfolgte in zwei Stufen mit 3.3 und<br />

4.8 m 3 Zementbrühe mit Vor- und Nachstopfen, sowie jeweils 4 m 3 Wasser als Spacer<br />

vorweg. Für die Zementation der 2. Stufe wurde die Rohrtour von 795.0 m bis 798.0 m<br />

mit 40 Schuss perforiert.<br />

Die Zementstrecken wurden durch eine CET-Messung dann vom Rohrschuh bis 925 m<br />

und von 796 m bis 591 m ermittelt.<br />

Die 5" Verrohrung konnte wie vorgesehen im Linksverbinder entschraubt und ausgebaut<br />

werden. Der Kopf der 5" Verrohrung steht damit bei 506.5 m.<br />

Die Rohrliste und die Zementationsberichte sind in den Beilagen 5.8 bis 5.10 aufgeführt.


- 61 - NAGRA NTB 94-09<br />

5.7 Preventeranlagen, Bohrlochverflanschung<br />

Bis zum Einbau der 13 3/8" Rohre und später bei der Erweiterung auf 12 1/4" wurde<br />

ohne Preventer gebohrt. Für das Kernen bis zum Einbau der 9 5/8" Rohre wurde auf<br />

das 13 3/8" Standrohr ein 13 3/8"STC x 13/8 11<br />

3000psi Bodenflansch gesetzt und mit<br />

einem Adapterspool darauf ein 7 1/6" 3000psi Ringpreventer montiert. Manifold,<br />

Gasabscheider und Fackel wurden angeschlossen.<br />

Nach Einbau der 9 5/8" Rohre wechselte man auf einen 9 5/8 11<br />

STC X 11" 5000psi<br />

Bodenflansch, auf den ein 11" 5000psi Doppelbackenpreventer und ein 11" 5000psi<br />

Ringpreventer gesetzt wurden. Mit dieser Bestückung wurde bis zum Bohrungsende<br />

gearbeitet. Die 7" Rohre wurden über einen Keil im Bodenflansch abgefangen, die<br />

5" Rohre waren bis zum Wiederausbau mit einem angeschweissten Ring auf dem<br />

Kopf der 7" Rohre abgesetzt.<br />

Um für die Installation des Multipackersystems ausreichend Montagespielraum zu<br />

schaffen, ist vor dem Einbau ein zusätzlicher Spool zwischen Bodenflansch und Bohrlochverschluss<br />

gesetzt worden.<br />

5.8 Bohrspülung<br />

5.8.1 Ton-Süsswasser-Spülung<br />

Wie auf SB4 wurde auch auf der Bohrung SB3 weitgehend eine leichte (SG 1.03 -<br />

1.08 kg/l) Tonsüsswasserspülung eingesetzt. Sie wurde in ihren chemischen und<br />

rheologischen Eigenschaften permanent durch einen Spülungsservice kontrolliert und<br />

durch Einsatz des Schüttelsiebes und der Zentrifuge, bzw. durch Zugabe von<br />

Spülungsmaterialien konditioniert. Die Spülungsdaten und der Verbrauch an<br />

Spülungsmaterialien sind in Beilage 5.11 zusammengestellt.<br />

Nach Aufbohren der 13 3/8" und der 9 5/8" Verrohrungen mussten jeweils die Spülung<br />

ausgetauscht und die Tankanlage gereinigt werden, um für die weiteren Kernarbeiten<br />

eine einwandfreie Spülung gewährleisten zu können. Die durch die umfangreichen<br />

Nachbohrarbeiten und den erbohrten Zement zu stark mit Feststoffen belastete<br />

Spülung wurde abgefahren.<br />

Aufgrund der Bohrlochinstabilität im letzten Bohrlochabschnitt musste für die geophysikalischen<br />

Messungen und den Einbau des LZB die Spülung dann mit Schwerspat auf<br />

ein Gewicht von 1.11 kg/l beschwert und durch Zugabe von Bentonit, Pac-L und Pac-R<br />

in den Fliesswerten stark angehoben werden.<br />

5.8.2 Klarwasser-Spülung<br />

Im Teufenabschnitt von 585.9 m bis 686.0 m wurde mit getracertem Klarwasser<br />

gespült. Nach Aufbohren der 7" Verrohrungen musste die Spülung daher ausgetauscht<br />

und die Tankanlage gereinigt werden, um die Klarwasserspülung vorzubereiten.<br />

Bereits nach wenigen Bohrtagen hatte sich das Klarwasser jedoch durch aufgenommene<br />

tonige Formationsanteile auf ein Gewicht von ca. 1.05 - 1.08 kg/l beschwert,<br />

ohne jedoch die erforderlichen rheologischen Eigenschaften einer gleich schweren<br />

Bentonitspülung zu erreichen.


NAGRA NTB 94-09 - 62-<br />

5.8.3 Spülungsentsorgung<br />

Nur aus der Anfangsphase von SB3 wurde die Spülung (zusammen mit der von SB4)<br />

in Stapeltanks zwischengelagert und dann mit der mobilen Anlage aufbereitet. Nach<br />

Beginn der Bohrung SB1 erfolgte die Entsorgung ausschliesslich über das auf dem<br />

Bohrplatz SB1 installierte Equipment.<br />

5.9 Bohrwerkzeuge<br />

Eine Kernmarschtabelle mit den jeweiligen Daten ist in Beilage 5.12 aufgeführt,<br />

Beilage 5.13 enthält die grafische Darstellung dieser Parameter. Alle Bohrwerkzeuge<br />

sind in Beilage 5.14 mit ihren Leistungsdaten zusammengestellt.<br />

5.9.1 Kernkronen<br />

Wie oben angesprochen, bereiteten das heterogene Lockergestein und die Rutschmasse<br />

Schwierigkeiten hinsichtlich der Auswahl geeigneter Kernbohrwerkzeuge. Es<br />

wurden daher verschiedene Kronenarten an zwei Kernrohrtypen ausprobiert. Die<br />

besten Ergebnisse zeigte das 5 1/2" GWSK System mit einer oberflächenbesetzten<br />

6 1/4" Diamantkrone, mit 9 Spüllöchern im Zentrum der Schneidlippe und Fingerkernfänger.<br />

Es wurde daher mit dieser Konfiguration weitergearbeitet, bis der anstehende<br />

Fels erreicht war und normale Fangfedern genutzt wurden. Mit gutem Erfolg wurde<br />

auch eine BaliaSet Krone benutzt. Die Daten der ab 22.4 m eingesetzten Kronen sind<br />

in der Tabelle 12 aufgeführt. Bis auf die 9 gemeisselten Meter ist die gesamte Bohrung<br />

gekernt worden.<br />

Tabelle 12:<br />

Kernkronen SB3<br />

Grösse Serien- Typ Bohr- Bohrzeit Fort- Kern- mittlere Kernnummer<br />

strecke schritt gewinn Kern- marsch<br />

marsch- Anzahl<br />

länge<br />

nimm m h m/h 0/0 m<br />

61/4 50334 BV* 48.4 25.3 1.9 63.7 0.6 86<br />

61/4 50442 BV* 694.0 839.5 0.8 95.2 1.8 392<br />

61/4 50568 BaliaSet 307.6 314.0 1.0 99.8 4.8 64<br />

101 50481 BV 33.9 48.0 0.7 96.9 3.4 10<br />

96 50473 BV 431.4 414.8 i 1.0 99.1 4.0 108<br />

TOTAL 1515.3 1641.6 0.9 96.2 2.3 660<br />

* mit Spüllöchern in der Lippe<br />

5.9.2 Erweiterungswerkzeuge<br />

Zum Erweitern der Kernbohrstrecken der ersten drei Bohrabschnitt wurden Rollenmeissel<br />

eingesetzt, deren Leistungsdaten in Tabelle 13 aufgeführt sind:


- 63- NAGRA NTB 94-09<br />

Tabelle 13:<br />

Erweiterung mit Rollenmeissel, SB3<br />

Grösse 171/2" 12 1/4" 81/2" 81/2"<br />

Serien Nummer 79735 TZ 168 XE5389 275VS<br />

Typ L3A OSC1GJ DGJ R3<br />

Erweiterungsstrecke 55.9 161.6 3<strong>10.2</strong> 55.7 m<br />

Zeit 25.0 57.8 115.3 31.5 h<br />

Fortschritt 2.2 2.8 2.7 1.8 m/h<br />

Zum Erweitern des 96 mm Bohrlochs wurde eine modifizierte Kernkrone mit 104.8 mm<br />

Durchmesser eingesetzt (Tabelle 14).<br />

Tabelle 14:<br />

Erweiterung mit Diamantkrone, SB3<br />

Grösse 104.8 x 56 mm<br />

Serien Nummer 50890<br />

Typ<br />

SY<br />

Erweiterungsstrecke 431.4 m<br />

Zeit 59.5 h<br />

Fortschritt 7.3 m/h<br />

Das Unterschneiden auf 8 1/2" wurde mit einem KSA-Lockomatic Unterschneider<br />

ausgeführt, für den 4 Satz Rollenarme benötigt wurden (Tabelle 15).<br />

Tabelle 15:<br />

Unterschneiden, SB3<br />

Rollenarmsatz 1 2 3 4<br />

Unterschneidstrecke 8.8 65.2 26.2 47.2 m<br />

Zeit 4.8 30.8 9.5 24.3 h<br />

Fortschritt 1.9 2.1 2.8 2.0 m/h<br />

5.9.3 Sonstige Werkzeuge<br />

Für das Aufbohren der Rohrschuhe und Nachbohrarbeiten wurden noch weitere<br />

Rollenmeissel der Grössen 8 1/2", 6 1/4" und 4 1/8" eingesetzt, die z.T. auf SB4 schon<br />

benutzt wurden. Beim Aufbohren des 5" Rohrschuhs wurden mit dem 4 1/8" Rollenmeissei<br />

9 m zugebohrt.<br />

5.10 Wartung und Reparatur<br />

Abgesehen von einigen kleineren Wartungs- und Reparaturarbeiten mit nur 58.5 h<br />

Aufwand in fast einem Jahr fielen fünf umfangreichere Reparaturen an (Tabelle 16).


NAGRA NTB 94-09 - 64-<br />

Tabelle 16:<br />

Wartung- und Reparatur, SB3<br />

Getriebeschaden Kraftdrehkopf 23. - 25.10.1990 33.25 h<br />

Hydrauliksteuerblock 29. - 30.10.1990 21.5 h<br />

Lagerschaden Turmrolle 20. - 21.06.1991 25.5 h<br />

Antriebsmotor 08. - 09.08.1991 20.25 h<br />

Fahrseilwinde 12.08.1991 7 h<br />

5.11 Bohrlochverlauf<br />

Die Bohrung verläuft bis ca. 260 m in nordöstlicher Richtung bei ca. 1.5° Neigung aus<br />

der Vertikalen und dreht dann mit langsam zunehmender Neigung (bis max. 5.0°) in<br />

südöstliche Richtung. Ab dem letzten Messpunkt bei 1511.5 m wurde der Bohrlochverlauf<br />

bis zur Endteufe von 1546.7 m extrapoliert. Die Vertikalteufe beträgt 1543.1 m bei<br />

einer Gesamtabweichung von 85.3 m nach Azimut 136°.<br />

In Beilage 5.15 sind eine Horizontal- und Vertikalprojektion des Bohrlochverlaufs<br />

dargestellt, die Zahlenwerte sind in Beilage 5.16 aufgeführt.<br />

5.12 Zeitaufteilung<br />

Knapp die Hälfte der Bohrungszeit beanspruchten die wissenschaftlichen Arbeiten und<br />

der Einbau des Langzeitbeobachtungssystems. Die Stundenübersicht in Beilage 5.17<br />

schlüsselt den Zeitbedarf für die einzelnen Arbeitsbereiche während der gesamten<br />

Bohrung auf.


- 65 - NAGRA NTB 94-09<br />

6 SONDIERBOHRUNG SB1<br />

6.1 Einleitung<br />

Nachdem vom 27. Oktober bis 11. November 1990 Antransport und Aufbau der<br />

Bohranlage sowie Wartungs- und Reparaturarbeiten an ihr erfolgten, konnte am 12.<br />

November 1990 mit den Bohrarbeiten begonnen werden.<br />

Die weitgehend gute Standfestigkeit des Bohrlochs in den Valanginienmergeln ermöglichte<br />

es, die 9 5/8" Verrohrung ca. 100 m, die 7" Verrohrung sogar 400 m tiefer als<br />

geplant abzusetzen. Die sehr schlechte Bohrlochstabilität bei ca. 1115 m bis 1132 m<br />

erforderte den Einbau der 5" Verrohrung bei 1384.7 m. Die Endteufe von 1670.3 m<br />

wurde am 22. November 1991 erreicht.<br />

Die Instabilität der oben genannten Zone, verbunden mit ständigem Zulauf von Wasser<br />

aus Zonen ab ca. 1180 m führte zu erheblichen Schwierigkeiten, sodass das<br />

Spülungsgewicht mit Schwerspat zeitweise bis auf 1.17 kgll angehoben werden<br />

musste.<br />

Der Ablauf der Arbeiten im letzten Bohrlochabschnitt war ebenfalls gekennzeichnet<br />

durch formationsbedingte Schwierigkeiten (Nachfall und Zuflüsse) bei den Mess- und<br />

Testarbeiten und umfangreiche Fang- und Fräsarbeiten bei der Erweiterung des<br />

Bohrlochs.<br />

Im Winter kam es zu starken Behinderungen durch Frost und Schneefall, da die Temperaturen<br />

aufgrund der Tallage z.T. wochenlang unter Null blieben und der gesamte<br />

Bohrplatz immer mehr vereiste.<br />

Hervorzuheben sind für diese Bohrung ausserdem der "Gastest" und die Schwierigkeiten<br />

beim Einbau des Multipackersystems.<br />

Nach insgesamt 491 Tagen wurden am 16. März 1992 mit dem Abbau der Bohranlage<br />

die operationellen Arbeiten beendet und die Langzeitbeobachtung begonnen.<br />

6.2 Geologisches Profil und Verrohrungsschema<br />

Das erwartete geologische Profil ist in Tabelle 17 dargestellt.<br />

Tabelle 17:<br />

bis<br />

Geologisches Profil SB1 (Planung)<br />

Formation<br />

50 m Lockergestein (Bachschutt)<br />

950 m Valanginien-Mergel, evtl. mit mächtigen eingelagerten Schuppen aus<br />

Malmkalken oder Valanginienkalk<br />

1100 m Helvetische Tertiärschichten (Stadschiefer etc.) oder nordhelvetischer<br />

Flysch (Schiefer, Sandsteine etc.) evtl. auch kretazische oder<br />

mesozoische Formationen


NAGRA NTB 94-09 - 66 -<br />

Das vorgesehene Bohrungsschema ist in Tabelle 18 aufgeführt.<br />

Tabelle 18:<br />

Bohrungsschema SB1 (Planung)<br />

bis Bohrlochdurchmesser Verrohrungsdurchmesser<br />

55 m 17 1/2" 133/8 11<br />

200 m 12 1/4" 9 5/8"<br />

600 m 81/2" 7"<br />

950 m 61/4" 5"<br />

1100 m ca.4"<br />

Damit sollte das Lockergestein mit 13 3/8 11 verrohrt werden, 9 5/8 11 und TI Rohre waren<br />

abhängig von den Bohrlochbedingungen und geologischen Erfordernissen in Valanginien-Mergeln<br />

einzubauen. Die 5 11<br />

Rohre wollte man in der Basis der Valanginien­<br />

Mergel absetzen können.<br />

Das angetroffene geologische Profil ist in Tabelle 19 und Beilage 6.1 gezeigt.<br />

Tabelle 19:<br />

bis<br />

Geologisches Profil SB1 (angetroffen)<br />

Formation<br />

50.3m Bachschutt, Moräne<br />

774.9 m Palfris-Formation<br />

808.2 m Schimberg-Schiefer, Melange<br />

871.7 m Vitznau Mergel<br />

926.2 m Palfris-Formation<br />

928.1 m Schimberg-Schiefer, Melange<br />

1094.3 m Palfris-Formation<br />

1139.0 m Melange, Palfris-Formation<br />

1193.0 m Hohgant-Formation, Klimsenhorn-Formation<br />

1242.9 m Helvetischer Kieselkalk, Betlis-Kalk<br />

1310.0 m Öhrli-Formation<br />

1341.4 m G ras pass-Schichten<br />

1452.7 m Tros-Kalk<br />

1502.5 m Melange<br />

1558.6 m Nordhelvetischer Flysch, Melange<br />

1601.1 m Melange<br />

1670.3 m Nordhelvetischer Flysch<br />

Nur die 13 3/8 11<br />

Rohre wurden nach Vorgabe im Top der Valanginien-Mergel eingebaut.<br />

Die 9 5/8 11<br />

Rohre konnte man jedoch tiefer als erwartet in den Valanginien­<br />

Mergeln absetzen. Das Verrohren mit 7 11<br />

und 5" erfolgte dann jeweils so tief wie bohrtechnisch<br />

möglich, da aufgrund der unsicheren geologischen Situation hydraulische<br />

und/oder geologische Kriterien nicht herangezogen werden konnten. Insbesondere der<br />

Einbau der 5" Rohre erfolgte aus heutiger Sicht ca. 70 m zu früh, denn das Erreichen


- 67- NAGRA NTB 94-09<br />

der Melange bei 1452.7 m hätte die durch die Zuflüsse aus dem Tros-Kalk hervorgerufenen<br />

Schwierigkeiten im letzten Bohrlochabschnitt vermeiden können.<br />

6.3 Technische Daten der Bohrung<br />

Die folgende Tabelle 20 gibt eine Übersicht über die wesentlichen Bohrungsdaten:<br />

Tabelle 20: Bohrungsdaten SB1<br />

Koordinaten<br />

Höhe über dem Meer<br />

Bohranlage<br />

erster Bohrtag<br />

letzter BOhrtag<br />

Beginn Abbau Bohrgerät<br />

Endteufe Bohrteufe<br />

Vertikalteufe<br />

Gesamtabweichu ng<br />

nach Azimut<br />

Verrohrung<br />

13 3/8" Standrohrtour<br />

9 5/8" Ankerrohrtour<br />

1" Zwischenrohrtour<br />

Verfüllung<br />

5<br />

11<br />

Endverrohrung<br />

674429.8<br />

193432.4<br />

845.5 m<br />

Wirth B8<br />

12.11.1990<br />

22.11.1991<br />

16.03.1992<br />

1670.3 m<br />

1660.4 m<br />

156.7 m<br />

244 0<br />

bis 60.6 m<br />

bis 310.0 m<br />

bis 1000.3 m<br />

864.5 - 1384.7 m<br />

1495 m - ET<br />

Das Bohrlochbild in Beilage 6.1 zeigt den derzeitigen Ausbauzustand der Bohrung mit<br />

dem Langzeitbeobachtungssystem.<br />

6.4 Chronologie der Bohrung<br />

In der chronologischen Auflistung der Bohrarbeiten sind alle wesentlichen Arbeitsschritte<br />

aufgeführt, nicht enthalten sind nur kurzfristige Unterbrechungen wie kleinere<br />

Reparaturen etc. Einen Überblick über den zeitlichen Ablauf der Bohrung zeigt das<br />

Zeit-Teufen- Diagramm in Beilage 6.1.<br />

6.4.1 Bohrlochabschnitt von 3.1 - 61.0 m<br />

27.10.1990 Beginn Antransport und Aufbau<br />

12.11.1990 - 16.11.1990 Kernbohrung 6 1/4",3.1 - 61.0 m<br />

16.11.1990 - 19.11.1990 Erweiterung auf 17 1/2" bis 61.0 m


NAGRA NTB 94-09 - 68-<br />

20.11.1990 Einbau 13 3/8" Rohre und Zementation<br />

20.11.1990 - 22.11.1990 Zementerhärtung<br />

22.11.1990 - 23.11.1990 Aufbohren Rohrschuh, Einbau 7" Hilfsverrohrung,<br />

Preventermontage<br />

6.4.2 Bohrlochabschnitt von 61.0 - 313.5 m<br />

24.11.1990 -<br />

04.12.1990 -<br />

11.12.1990 -<br />

13.12.1990 -<br />

14.12.1990 -<br />

15.12.1990 -<br />

17.12.1990<br />

18.12.1990 -<br />

(22.12.1990 -<br />

03.01.1991 -<br />

04.01.1991<br />

05.01.1991 -<br />

08.01.1991 -<br />

09.01.1991 -<br />

04.12.1990<br />

11.12.1990<br />

13.12.1990<br />

14.12.1990<br />

15.12.1990<br />

17.12.1990<br />

03.01.1991<br />

02.01.1991<br />

04.01.1991<br />

08.01.1991<br />

09.01.1991<br />

11.01.1991<br />

Kernbohrung 6 1/4", 61.0 - 215.8 m<br />

Hydraulischer Test VM1, VM2, VM3, VM4, VM5<br />

Kernbohrung 6 1/4", 215.8 - 260.0 m<br />

Kernbohrung 101 mm, 260.0 - 268.5 m<br />

Oilatometermessung<br />

Kernbohrung 101 mm, 268.5 - 304.5 m<br />

Oilatometermessung o.E.<br />

Hydraulischer Test VM6, VM7, VM8, VM9, VM10<br />

Weihnachtsunterbruch, dabei Pumptest)<br />

Kernbohrung 101 mm, 304.5 - 313.5 m<br />

Oilatometermessung<br />

Erweiterung auf 6 1/4" bis 313.5 m, Spülungsaustausch<br />

Fluid-Logging<br />

Geophysikalische Messungen, OLL, SP, GR, MSFL,<br />

FMS, BGT, LOT, CNT, SOT-AS, NGT, AMS<br />

11.01.1991 Ausbau 7" Hilfsverrohrung<br />

11.01.1991 - 15.01.1991 Erweiterung auf 12 1/4 11 bis 311.0 m<br />

16.01.1991 Kaliberlog<br />

16.01.1991 Einbau 9 5/8" Rohre und Zementation<br />

17.01.1991 - 19.01.1991 Zementerhärtung<br />

19.01.1991 - 20.01.1991 Aufbohren Rohrschuh, Erweiterung auf 8 1/2" bis<br />

313.5 m, Einbau T' Hilfsverrohrung, Preventermontage<br />

6.4.3 Bohrlochabschnitt von 313.5 - 1000.5 m<br />

22.01.1991 - 23.01.1991 Einbau Kernrohr, Spülungsaustausch, Beginn<br />

Klarwasserspülung<br />

23.01.1991 - 25.01.1991 Reparatur Hebewerkskupplung<br />

25.01.1991 - 04.02.1991 Kernbohrung 6 1/4 11 , 313.5 - 435.1 m<br />

05.02.1991 - 15.02.1991 Hydraulischer Test VM11, VM12<br />

15.02.1991 - 19.02.1991 Kernbohrung 6 1/4", 435.1 - 466.9 m<br />

19.02.1991 - 22.02.1991 Spülungsaustausch, Kaliberlog, Fluid-Logging, Kaliberlog


- 69 -<br />

NAGRA NTB 94-09<br />

22.02.1991 - 01.03.1991 Hydraulischer Test VM13, VM14<br />

01.03.1991 - 03.03.1991 Reparatur 7 11 Hilfsverrohrung<br />

03.03.1991 - 10.03.1991 Kernbohrung 61/4 11 , 466.9 - 570.2 m<br />

10.03.1991 - 19.03.1991 Hydraulischer Test VM15, VM16<br />

19.03.1991 - 28.03.1991 Kernbohrung 6 1/4 11 i 570.2 - 703.7 m<br />

28.03.1991 - 07.04.1991 Hydraulischer Test VM17, VM18<br />

07.04.1991 - 17.04.1991 Kernbohrung 61/4 11 , 703.7 - 836.3 m<br />

17.04.1991 - 25.04.1991 Hydraulischer Test VM19, VM20<br />

25.04.1991 - 08.05.1991 Kernbohrung 6 1/4 11 , 836.3 - 1000.5 m<br />

08.05.1991 Kaliberlog o.E.<br />

08.05.1991 - 18.05.1991 Hydraulischer Test VM21, VM22<br />

18.05.1991 Roundtrip<br />

19.05.1991 - 21.05.1991 Geophysikalische Messungen, OLL, SP, GR, MSFL,<br />

FMS, BGT, LOT, CNT, SOT-AS, NGT, VSP<br />

21.05.1991 Roundtrip, Spülungsaustausch<br />

21.05.1991 - 23.05.1991 Fluid-Logging, Kaliberlog<br />

23.05.1991 - 25.05.1991 Roundtrip, Spülungsaustausch<br />

25.05.1991 - 06.06.1991 Hydraulischer Test VM23, VM24, VM25<br />

06.06.1991<br />

07.06.1991<br />

Roundtrip<br />

Kaliberlog<br />

08.06.1991 - 09.06.1991 Hydrofrac-Test<br />

09.06.1991 FMS-Log<br />

09.06.1991 - 10.06.1991 Ausbau 7 11 Hilfsverrohrung<br />

11.06.1991 - 12.06.1991 Reparatur Kraftdrehkopf<br />

12.06.1991 - 27.06.1991 Erweiterung auf 8 1/2 11 bis 1000.5 m<br />

27.06.1991 Kaliberlog, Perforation 9 5/8 11 Rohre,<br />

65.9 - 68.9 m 40 Schuss, 71.5 - 74.5 m 40 Schuss<br />

27.06.1991 - 28.06.1991 Roundtrip<br />

28.06.1991 - 29.06.1991 Einbau 7 11 Rohre, Zementation 1.Stufe, Perforation<br />

7 11 Rohre 498.0 - 501.0 m 40 Schuss, Zirkulationsversuche,<br />

Zementation 2. Stufe<br />

29.06.1991 - 01.07.1991 Zementerhärtung<br />

01.07.1991 - 02.07.1991 Aufbohren Rohrschuh<br />

6.4.4 Bohrlochabschnitt von 1000.5 - 1385.2 m<br />

02.07.1991 Rollenmeisselbohrung 6 1/4 11 , 1000.5 - 1010.5 m,<br />

Spü I u ngsaustausch<br />

03.07.1991 - 09.07.1991 Kernbohrung 61/4",1010.5 -1090.5 m


NAGRA NTB 94-09 - 70-<br />

09.07.1991 Geophysikalische Messungen, OLL, GR, SP, BHC<br />

09.07.1991 - 11.07.1991 Kernbohrung 61/4",1090.5 -1108.6 m<br />

11.07.1991 - 20.07.1991 Hydraulischer Test VM26, VM27<br />

20.07.1991 - 01.08.1991 Kernbohrung 6 1/4", 1108.6 - 1211.5 m<br />

01.08.1991 - 06.08.1991 Hydraulischer Test TK1, VTK1<br />

06.08.1991 - 07.08.1991 Nachbohren, Kernbohrung 6 1/4", 1211.5 - 1212.2 m<br />

08.08.1991 - 09.08.1991 Fluid-Logging o.E<br />

09.08.1991 - 10.08.1991 Nachbohren mit Kernrohr<br />

10.08.1991 Nachbohren mit 6 1/4" Rollenmeissel, Rollenmeisselbohrung<br />

1212.2 - 1212.9 m<br />

11.08.1991 - 03.09.1991 Kernbohrung 6 1/4", 1212.9 -1385.2 m<br />

03.09.1991 - 04.09.1991 Geophysikalische Messungen, OLL, GR, SP, SOT-AS,<br />

AMS, NGS, LOT, CNL<br />

04.09.1991 Roundtrip<br />

05.09.1991 - Geophysikalische Messungen, FMS, MSFL<br />

05.09.1991 Roundtrip<br />

07.09.1991 - 14.09.1991 Hydraulischer Test TQ1<br />

14.09.1991 - 20.09.1991 Fangarbeit auf Packergarnitur<br />

20.09.1991 Roundtrip<br />

21.09.1991 Einbau Gestänge mit Rohrschuhkrone<br />

22.09.1991 - 27.09.1991 Hydraulischer Test OZ1, OK1 durch Gestänge<br />

27.09.1991 Ausbau Rohrschuhkrone,<br />

28.09.1991 - 29.09.1991 Reparatur Hydrauliksystem<br />

29.09.1991 - 01.10.1991 Roundtrips, Spülungsbehandlung<br />

01.10.1991 - 02.10.1991 Einbau 5" Rohre, Zementation<br />

02.10.1991 - 04.10.1991 Zementerhärtung<br />

04.10.1991 - 07.10.1991 Gestängeaustausch, Aufbohren Rohrschuh,<br />

Spülungsaustausch<br />

6.4.5 Bohrlochabschnitt von 1385.2 - 1670.3 m<br />

07.10.1991 Kernbohrung 96 mm, 1385.2 - 1393.5 m<br />

07.10.1991 Roundtrip mit Rollenmeissel<br />

08.10.1991 CET -Log<br />

08.10.1991 - 17.10.1991 Kernbohrung 96 mm, 1393.5 - 1460.4 m<br />

17.10.1991 Geophysikalische Messungen, VSP, GR<br />

17.10.1991 - 04.11.1991 Kernbohrung 96 mm 1 1460.4 - 1632.7 m<br />

04.11.1991 - 06.11.1991 Hydraulischer Test o.E.


- 71 - NAGRA NTB 94-09<br />

06.11.1991 Roundtrip, Fräsen 96 mm, 1632.7 - 1633.0 m<br />

07.11.1991 - 12.11.1991 Hydraulischer Test MF1<br />

(11.11.1991 Gas abgefackelt)<br />

12.11.1991 - 16.11.1991 Kernbohrung 96 mm, 1633.0 - 1634.5 m<br />

(14.11.1991 Reparatur Hydrauliksteuerblock)<br />

16.11.1991 - 17.11.1991 Einbau Fräser 96 mm, Sohle reinigen, Fräsen<br />

1634.5 - 1635.0 m<br />

17.11.1991 - 22.11.1991 Kernbohrung 96 mm, 1635.0 - 1670.3 m, Krone im Loch<br />

verblieben, ET erreicht<br />

22.11.1991 - 23.11.1991 Einbau Erweiterungskrone<br />

23.11.1991 - 01.12.1991 Strang durchgefallen, Fang- und Fräsarbeiten<br />

01.12.1991 - 05.12.1991 Erweiterung auf 105 mm<br />

05.12.1991<br />

05.12.1991 -<br />

09.12.1991 -<br />

14.12.1991 -<br />

15.12.1991 -<br />

16.12.1991<br />

16.12.1991 -<br />

17.12.1991<br />

09.12.1991<br />

14.12.1991<br />

15.12.1991<br />

16.12.1991<br />

17.12.1991<br />

Kaliberlog<br />

Hydraulischer Test M1<br />

Nachbohren, Befahren des Bohrlochs<br />

Geophysikalische Messung, HOLL, HBHC<br />

Nachbohren, Befahren des Bohrlochs<br />

Geophysikalische Messung, HOLL, NGS<br />

Nachbohren, Befahren des Bohrlochs<br />

Geophysikalische Messung o.E.<br />

17.12.1991 - 19.12.1991 Nachbohren, Befahren des Bohrlochs, Einbau Gestänge<br />

mit Rohrschuhkrone bis 1603.0 m<br />

19.12.1991 Geophysikalische Messungen durch Gestänge, RR1,<br />

MS1, 003, CAL, GR, OV1<br />

19.12.1991<br />

19.12.1991<br />

Ausbau Gestänge bis 5" RS<br />

20.12.1991 - 06.01.1993 Weihnachtsunterbruch<br />

Geophysikalische Messungen durch Gestänge, 003,<br />

CAL, GR, OV1<br />

06.01.1993 - 08.01.1993 Befahren des Bohrlochs, Spülungsarbeiten<br />

08.01.1993 - 27.01.1993 Hydraulischer Test M2, MF3<br />

(16.01.1993 - 23.01.1993 Gas abgefackelt)<br />

27.01.1993 - 31.01.1993 Nachbohren, Reparatur Kupplungszylinder, Reparatur<br />

Getriebelager<br />

31.01.1993 - 01.02.1993 Geophysikalische Messung, FMS, GR, WSP, VSP<br />

01.02.1993 - 03.02.1993 Befahren des Bohrlochs<br />

03.02.1993 - 05.02.1993 Einbau Zementierstrang, Rückzementation bis 1495.0 m<br />

05.02.1993 - 06.02.1993 Ausbau 5" Rohre oberhalb Linksverbinder


NAGRA NTB 94-09<br />

- 72-<br />

06.02.1993<br />

Perforationen für LZB, 405.0 - 414.0 m 120 Schuss,<br />

517.0 - 520.0 m 40 Schuss, 565.0 - 568.0 m 40 Schuss,<br />

827.0 - 836.0 m 120 Schuss! 961.0 - 967.0 m 80 Schuss,<br />

980.0 - 986.0 m 80 Schuss<br />

07.02.1993 - 11.02.1993 7 11 Scraperrun, 5 11 Scraperruns, Roundtrips, Klarspülen<br />

der Bohrung<br />

12.02.1993 Einbau Packer, Spülen des Intervalls<br />

12.02.1993 - 13.02.1993 Einbau PIP des Multipackersystems<br />

13.02.1993 - 23.02.1993 1. Einbau Multipackersystem<br />

23.02.1993 - 26.02.1993 Stillstand<br />

26.02.1993 - 28.02.1993 Ausbau Multipackersystem<br />

28.02.1993 Borehole-Televiewer Messung<br />

28.02.1993 - 05.03.1993 Wartezeit auf Redressing des Packersystem<br />

05.03.1993 Magnetruns<br />

06.03.1993 - 15.03.1993 2. Einbau Multipackersystem<br />

16.03.1993 Beginn Abbau<br />

6.5 Bohrvorgang<br />

6.5.1 Bohrlochabschnitt von 3.1 - 61.0 m<br />

6.5.2 Kernen 6 1/4"<br />

Vor Beginn der Bohrarbeiten wurden für den Spülungsrücklauf ein 18 5/8" Rohr in der<br />

Kellersohle einzementiert und eine 7" Hilfsverrohrung darin eingebaut. Die Bohrarbeiten<br />

begannen mit dem 6 1/4 1 x4" 5 1/2" GWSK Seilkernsystem mit oberflächenbesetzten<br />

Diamantkronen, da sich in der Bohrung SB3 gezeigt hatte, dass mit dieser Garnitur<br />

in den heterogenen Lockergesteinsschichten die besten Erfolge hinsichtlich Kerngewinn<br />

zu erzielen waren.<br />

Bei 61.0 m (KM 68) wurden die Kernbohrarbeiten am 16. November 1991 für das<br />

Absetzen der 13 3/8" Verrohrung angehalten.<br />

6.5.2.1 Erweitern 17 1/2" und 133/8" Verrohrung<br />

Nach dem Ausbau der 7" Hilfsverrohrung erweiterte man das Bohrloch mit einer stabilisierten<br />

Rollenmeisselgarnitur auf 17 1/2" Durchmesser bis zur Sohle. Die 13 3/8"<br />

Standrohrtour konnte ohne Schwierigkeiten bis 60.6 m eingebaut und zementiert<br />

werden, obwohl beim Befahren des Bohrlochs nach dem Erweitern Überlast und hohe<br />

Drehmomente auftraten.<br />

Der Rohrschuhbereich wurde nach 50 h Zementerhärtung mit 12 1/4" Rollenmeissel<br />

von 42.5 m bis 61.0 m aufgebohrt. Mit der Montage der Verflanschung, dem Einbau<br />

der TI Hilfsverrohrung und der Installation eines Ringpreventers waren die Arbeiten für<br />

diesen Bohrlochabschnitt abgeschlossen.


- 73- NAGRA NTB 94-09<br />

6.5.3 Bohrlochabschnitt von 61.0 - 313.5 m<br />

6.5.3.1 Kernen 6 1/4 11<br />

Am 24. November 1990 wurden die Bohrarbeiten mit dem 6 1/4 11 x 4 11 Kernequipment<br />

wieder aufgenommen und - unterbrochen bei 215.8 m (KM 135) für Hydrotests (VM1<br />

bis VM5) - bis 260.0 m (KM 145) fortgesetzt. Aufgrund der guten Bohrlochstandfestigkeit<br />

wurde der ursprünglich bei ca. 200 m geplante Einbau der 9 5/8 11<br />

Verrohrung auf<br />

ca. 300 m abgeändert.<br />

Von 260.0 m bis 313.5 m wurde in Etappen (Stops bei 268.5 mund 304.5 m) mit einer<br />

101 x 57 mm Diamantkrone am kombinierten 3 1/2" - 5 1/2" Strang gekernt, um den<br />

für die Dilatometermessungen benötigten Bohrlochdurchmesser zu erstellen. Mit<br />

313.5 m war die Einbauteufe für die 9 5/8" Verrohrung erreicht. Der Stop bei Teufe<br />

304.5 m wurde ausserdem über Weihnachten/Neujahr für einen Pumptest genutzt.<br />

Das Bohrloch wurde von 260.0 m bis 313.5 m mit dem 6 1/4" x 4 11<br />

Kernequipment<br />

erweitert, wobei man ab 268 meine Halbschale und ab 279 m einen vollen Kern<br />

erbohrte, da das 101 mm Loch verlassen wurde. Ein Spülungsaustausch für das Fluid<br />

Logging, das Fluid Logging selbst und die geophysikalischen Messungen folgten<br />

anschliessend.<br />

6.5.3.2 Erweitern 12 1/4 11 und 9 5/8 11 Verrohrung<br />

Nachdem die 7" Hilfsverrohrung ohne Schwierigkeiten gezogen worden war, begannen<br />

die Erweiterungsarbeiten von 6 1/4 11 auf 12 1/4 11 Durchmesser. Mit einer stabilisierten<br />

Rollenmeisselgarnitur wurde bis 311.0 m mit einem Fortschritt von ca. 2.6 m/h erweitert.<br />

Nach einem Kaliberlog erfolgte der Einbau der 9 5/8 11<br />

Verrohrung bis 310.0 mund<br />

ihre Zementation bis zutage. Der Zement wurde nach Erhärtung ab 284.4 m bis<br />

313.5 m mit einem 8 1/2 11 Rollenmeissel aufgebohrt und damit gleichzeitig der Bohrlochabschnitt<br />

311.0 m bis 313.5 m von 6 1/4" auf 8 1/2" erweitert. Der Einbau der<br />

TI Hilfsverrohrung bis 313.5 m und die Montage der Preventeranlage beendeten die<br />

Arbeiten für diesen Bohrlochabschnitt.<br />

6.5.4 Bohrlochabschnitt von 313.5 - 1000.5 m<br />

6.5.4.1 Kernen 6 1/4 11<br />

Laut Planung sollte dieser Bohrlochabschnitt vom 95/8" Rohrschuh bis ca. 600 m<br />

umfassen. Da aber die 9 5/8" Verrohrung bereits tiefer als geplant eingebaut war und<br />

sich die Bohrlochstabilität im Laufe der Bohr- und Testarbeiten als erfreulich gut<br />

erwies, wurde die 7 11<br />

Verrohrungsteufe auf ca. 1000 m gesteigert um so die Möglichkeit<br />

zu schaffen, die erwartete Endteufe von ca. 1500 m mit 6 1/4" zu erbohren.<br />

Da in diesem Bohrlochabschnitt eine 200 m lange Bohrstrecke mit Klarwasserspülung<br />

unterhalb des 9 5/8" Rohrschuh vorgesehen war, wurde nach dem Einbau des Bohrgestänges<br />

das Bohrloch mit Wasser klargespült und die Tankanlage gereinigt und mit<br />

Wasser aufgefüllt. Nachdem eine Reparatur an der Hebewerkkupplung der Bohranlage<br />

63 h Verzögerung verursachte, konnte ab dem 25. Januar 1991 mit den Kernbohrarbeiten<br />

wieder begonnen werden.


NAGRA NTB 94-09 - 74-<br />

Auch in diesem Klarwasserabschnitt stellten sich sofort die gleichen Probleme mit<br />

Bohrstrangschwingungen ein, wie sie auch für die Bohrung SB3 beschrieben sind.<br />

Nach einem Teststop (VM11, VM12) bei 435.1 m (KM 182) wurde bis 466.9 m (KM<br />

188) weitergebohrt. Die wasserbedingten Schwierigkeiten waren mittlerweile jedoch so<br />

gross, dass man sich entschloss, die Spülung wieder auf eine Tonsüsswasserspülung<br />

umzustellen. Die Arbeiten mit Klarwasserspülung wurden daher mit Fluid Logging,<br />

Kaliberlog und ergänzenden Hydrotests (VM13, VM14) bei dieser Teufe vorzeitig<br />

beendet.<br />

Das Kaliberlog zeigte nicht nur ein teilweise stark ausgebrochenes Bohrloch (bis zu<br />

18 11 Durchmesser), sondern auch, dass die 7" Hilfsverrohrung im unteren Bereich<br />

(Verbindung vom letzten zum vorletzten Rohr) vollständig geteilt war. Das gemessene<br />

Kaliber erreichte den Innendurchmesser der 9 5/8 11<br />

Verrohrung auf ca. 0.30 m Länge.<br />

Nach den Hydrotests wurde die Hilfverrohrung daher ausgebaut. Man fischte das letzte<br />

Rohr mit einem Rohrkrebs und baute die Verrohrung erneut ein (siehe Kapitel 6.11.1).<br />

Die weiteren Kernbohrarbeiten bis zur Verrohrungsteufe von 1000.5 m (KM 288),<br />

wurden bei 570.2 m, 703.7 mund 836.3 m (KM 207, 232, 255) jeweils für Hydrotests<br />

(VM15 und VM16, VM17 und VM18, VM19 und VM20) unterbrochen. Mit Bohrfortschritten<br />

von durchschnittlich ca. 0.9 mlh, nach wie vor hervorragenden Kernen und<br />

vollständigem Kerngewinn verlief das weitere Abteufen dieser Strecke ohne grössere<br />

Schwierigkeiten. Z.T. mussten nach den Tests lediglich einige Meter nachgebohrt<br />

werden, bevor man wieder die Sohle erreichte.<br />

Nach den bei Verrohrungsteufe durchgeführten Hydrotests (VM21 , VM22) musste das<br />

Bohrloch von 946.5 m bis zur Sohle nachgebohrt werden, wobei hohe Drehmomente<br />

und kurzzeitiges Festwerden auftraten.<br />

Im Anschluss an die geopyhsikalischen Messungen wurde das Bohrloch befahren und<br />

von 998 m bis zur Sohle nachgebohrt, um anschliessen Klarwasser für das Fluid Logging<br />

einzuzirkulieren. Die ersten vier Messruns konnten bis zur Sohle gefahren<br />

werden. Dann wurde jedoch die Quelltonabdichtung zwischen 95/8 11<br />

Rohrschuh zur<br />

7 11 Hilfsverrohrung undicht und aus diesem Ringraum lief etappenweise Spülung in das<br />

Bohrloch. Nachdem dieser Zulauf aufgehört hatte, der anscheinend aber verstärkten<br />

Nachfall auslöste, konnten die weiteren Messruns nur bis 662.5 m gefahren werden,<br />

wo die Sonde jeweils massiv aufstand.<br />

Von 662 m bis 680 m und von 970 m bis zur Sohle musste daher noch einmal nachgebohrt<br />

werden, um die abschliessenden Doppelpackertests (VM23 - VM25) für diesen<br />

Bohrlochabschnitt fahren zu können, die am 6. Juni 1991 beendet waren.<br />

Vor der Fortsetzung des Untersuchungsprogramms mit Hydrofrac-Tests war ein<br />

Roundtrip erforderlich, bei dem von 992 m bis zur Sohle nachgebohrt werden musste.<br />

Ein Kaliberlog zur Ermittlung geeigneter Packersitze leitete die Hydrofrac-Untersuchungen<br />

ein, die nach dem Doppelpackerausbau mit einem FMS-Log abgeschlossen<br />

wurden.<br />

6.5.4.2 Erweitern 8 1/2" und TI Verrohrung<br />

Der Ausbau der 7 11<br />

Hilfsverrohrung zeigte, dass die Verrohrung einen Gewindebruch<br />

zwischen 10. und 11. Rohr hatte. Der erste Fangversuch mit Rohrkrebs auf den im


- 75- NAGRA NTB 94-09<br />

Loch verbliebenen Teil brachte dann die restlichen Rohre zutage. An den Rohren<br />

waren deutliche Verschleissspuren zu erkennen, und weitere Gewindeverbindungen<br />

waren sehr stark beschädigt.<br />

Die Erweiterung von 6 1/4" auf 8 1/2" erforderte 4 Rollenmeissel, mit denen für die<br />

Strecke von 313.5 m bis 1000.5 m 292.3 h Bohrzeit erforderlich waren. Besonders die<br />

Kalkmergel im Bereich von ca. 822 m bis ca. 934 m erwiesen sich als sehr hart und<br />

liessen sich nur mit ca. 1.8 m/h bohren, während der Durchschnitt bei ca. 2.4 mlh lag.<br />

Dann erfolgte ein Kaliberlog für den Open hole-Bereich und die Perforation der 9 5/8"<br />

Rohre von 65.9 m bis 68.9 mund 71.5 m bis 74.5 m mit jeweils 40 Schuss. Durch die<br />

Perforationen sollte eine Beobachtung der überhydrostatischen Verhältnisse im<br />

Bereich der Felsoberfläche im Ringraum 7" zu 9 5/8" Verrohrung für die Langzeitbeobachtung<br />

versucht werden (und nicht über das später einzubauende Packersystem).<br />

Vor dem Einbau der 7" Verrohrung erfolgte ein letzter Roundtrip mit 8 1/2" Rollenmeissel<br />

und Spülen des Bohrlochs. Die 7" Verrohrung konnte ohne Widerstand eingebaut<br />

und bei 1000.3 m in zwei Stufen zementiert werden.<br />

Nach Abhängen der Rohre mit Keil im Bodenflansch, Preventermontage und Aufbohren<br />

von Zement und Rohrschuh mit 6 1/4" Rollenmeissel konnten ab dem 3. Juli 1991<br />

die Kernbohrarbeiten mit dem 6 1/4" x 4" Seilkernequipment wieder aufgenommen<br />

werden.<br />

6.5.5 Bohrlochabschnitt von 1000.5 - 1385.2 m<br />

6.5.5.1 Kernen 6 1/4" und 5" Verrohrung<br />

Durch einen Rechenfehler war beim Zementaufbohren von 1000.5 m bis 1010.5 m<br />

zugebohrt worden, sodass diese 10m nicht gekernt sind. Daher erfolgten bei<br />

1090.5 m (KM 302) ausserplanmässige geophysikalische Messungen (im Anschluss<br />

an Messungen auf SB3), um den nicht gekernten Abschnitt auf mögliche Formationswechsel<br />

hin zu untersuchen.<br />

Die Bohrarbeiten wurden bei 1108.6 m (KM 307) 9 Tage lang unterbrochen, um<br />

hydraulische Tests (VM26, VM27) durchzuführen. Beim anschliessenden Einbau der<br />

Kerngarnitur musste ab 1100 m mit erheblichem Widerstand nachgebohrt werden.<br />

Beim Ziehen des mit Nachfall gefüllten Kernrohrs kamen Eisenteile (unbekannter<br />

Herkunft) zutage. Diese hatten die neu eingesetzte BaliaSet Diamantkrone so stark<br />

beschädigt, dass die Krone nach 0.1 m Kernstrecke gezogen werden musste, da sie<br />

keinen Bohrfortschritt mehr zeigte.<br />

Ab ca. 1190 m wurde Zulauf von einigen Ilmin festgestellt, nach Schliessen des<br />

Preventers stellte sich ein Kopfdruck von 4.5 bar ein (Spülung SG 1.06 kg/l). Ab dem<br />

daher vorgenommenen 6 tägigen Teststop bei 1211.5 m (KM 339) bereitete die Bohrlochinstabilität<br />

in den stark zerscherten und tonigen Partien der Melange in dem Bereichen<br />

von 1101 m bis 1130 m erhebliche Probleme. Die Packergarnitur stand bei<br />

1147 m voll auf und konnte nicht bis zur vorgesehen Teufe eingebaut werden, obwohl<br />

vor dem Packereinbau ein Checktrip bis zum 7" Rohrschuh gefahren worden war. Die<br />

vorgesehenen Testintervalle (TK1, VTK1) mussten daher abgeändert werden.


NAGRA NTB 94-09 - 76-<br />

Zwölf Stahlbänder verblieben im Bohrloch, als die Packergarnitur wieder ausgebaut<br />

wurde. Die daraufhin eingebaute gebrauchte Diamantkrone stand bei 1113 m auf und<br />

es musste mit erheblichem Widerstand bis Sohle nachgebohrt werden. Beim Versuch,<br />

das Innenrohr nach Erreichen der Sohle zu ziehen, riss das Kernseil.<br />

Der erforderliche Roundtrip zeigte, dass auch hier die Schneidlippe zerstört war und<br />

die Krone gewechselt werden musste. Beim Einbau der neuen Krone stand man<br />

erneut bei 1104 m auf und musste bis zur Sohle nachbohren. Ein Kern von 0.7 m<br />

wurde hinzugebohrt, um eventuelle Schrottreste der Stahlbänder mit dem Innenkernrohr<br />

zutage zu bringen. Durch das bis in den TI Rohrschuh zurückgezogene Gestänge<br />

wurde dann ein Fluid Loggig versucht. Dabei stand die Sonde jedoch bei 1104 m auf,<br />

sodass die Messung erfolglos abgebrochen wurde.<br />

Erneut bohrte man ab 1104 m nach, wobei dreimal das Innenrohr voll Nachfall gezogen<br />

werden musste. Gleichzeitig wurde die Bohrspülung in ihren rheologischen Parametern<br />

stark angehoben und durch Schwerspatzugabe auf SG 1.08 kg/I beschwert. Da<br />

auf Sohle kein Fortschritt mehr erzielt wurde, musste erneut ausgebaut werden. Auch<br />

diese Krone war durch Schrott, evt!. auch Reste der BaliaSet-Schneidelemente<br />

zerstört. Es wurde daher ein 6 1/4" Rollenmeissel eingebaut. Von 1106 m bis 1212 m<br />

musste nachgebohrt werden, bevor mit dem Meissel 0.7 m zugebohrt wurden, um die<br />

Sohle zu reinigen.<br />

Das Kernrohr wurde mit neuer Krone eingebaut und wieder bohrte man ab 1104 m<br />

nach. Die Spülung wurde durch die Zuflüsse aus dem Kieselkalk während den gesamten<br />

Nachbohrarbeiten ständig stark verdünnt und musste laufend behandelt werden.<br />

Ein versuchsweise der Spülung zugesetzter Reibungsminderer zeigte gute Ergebnisse<br />

bei der Verringerung der mittlerweile sehr hohen Drehmomente.<br />

Erst sechs Tage nach Ende der Testarbeiten konnte der Kernbohrbetrieb wieder<br />

aufgenommen werden. Ein Roundtrip bei 1296.0 m wurde durch ein verklemmtes<br />

Innenrohr erforderlich und zum Kronenwechsel ausgenutzt. Beim Wiedereinbau<br />

musste von 1123 m bis 1142 m nachgebohrt werden. Die weiteren Kernarbeiten<br />

wurden durch sehr häufiges Verklemmen des Innenrohrs im Aussenrohr behindert,<br />

sodass für die restlichen 89.2 m bis zum Erreichen der Verrohrungsteufe von 1385.2 m<br />

9 Roundtrips erforderlich wurden. Die Ursache ist nicht eindeutig feststellbar, vermutlich<br />

hatte jedoch der hohe Schwerspatanteil in der Spülung wesentlichen Anteil daran.<br />

Die Schwierigkeiten mit den Nachfallzonen, Spülungsverdünnung durch Zuflüsse und<br />

die mittlerweile sehr hohen Drehmomente machten den Einbau der 5" Verrohrung<br />

erforderlich, da ein geologischer Wechsel nicht prognostizierbar war und u.U. noch<br />

einige 100 m Malmkalke anstanden.<br />

Bei 1385.2 m (KM 384) war das Gebirge nach Kernbefund als recht standfest anzusehen,<br />

so dass für den Einbau der 5" Verrohrung angehalten wurde. Nach einem<br />

Checktrip bis zum TI Rohrschuh und Beschweren der Spülung auf SG 1.12 kg/I wurde<br />

das geophysikalische Loggingprogramm abgewickelt. Zwischen den Messungen<br />

musste ein Roundtrip gefahren werden, um das Bohrloch bei 1130 m wieder zu öffnen.<br />

Der Roundtrip vor Einbau der Hydrotestgarnitur zeigte ebenfalls Widerstand ab<br />

1131 m. Beim Ausbau der Packergarnitur nach 6 Tagen Testphase (TQ1) wurde der<br />

Tubingstrang fest. Versuche, durch Fahren freizukommen, schlugen fehl. Bei 17 t<br />

Überlast trat ein Bruch im Übergang unterhalb des oberen Packers auf, sodass


- 77- NAGRA NTB 94-09<br />

Fangarbeiten (Kapitel 6.11.2) notwendig wurden, die nach 6 Tagen erfolgreich abgeschlossen<br />

waren. Der Nachfall aus den Zonen oberhalb des Fisches erforderte immer<br />

wieder Nachbohrarbeiten vor weiteren Fangaktivitäten.<br />

Mit einem 6 1/4 11<br />

Rollenmeissel wurde das Bohrloch nach Abschluss der Fangarbeit<br />

befahren und anschliessend das Gestänge mit einer Rohrschuhkrone (ab 1135 m<br />

drehend und spülend) bis 1205 m eingebaut. Damit sollte die gebräche Zone stabilisiert<br />

und weiterer Nachfall aus ihr verhindert werden.<br />

In dieser Art vor Nachfall geschützt wurde eine Doppelpackergarnitur durch das<br />

Gestänge eingebaut und nach 6 Tagen Test (OZ1, OK1) auch wieder ausgebaut.<br />

Obwohl während der Testphase über den Ringraum zwischen 5 1/2 11 -Gestänge und<br />

Bohrloch mehrfach links zirkuliert worden war, war das Gestänge fest und konnte erst<br />

nach 45 min Spülen, Fahren und Drehen freigezogen und ausgebaut werden.<br />

Anschliessend wurden ein Roundtrip und zwei Checktrips mit 6 1/4 11<br />

Rollenmeissel<br />

gefahren, um das Bohrloch für den 5 11<br />

Rohreinbau frei zu haben. Die Spülung wurde<br />

dazu auf ein Gewicht von 1.15 kg/l beschwert bei Auslaufwerten von 150 s.<br />

Die Rohre wurden mit ECP (External-Casing-Packer) und Zementierstufe erfolgreich<br />

bis 1384.7 m eingebaut und zementiert. In der Zementerhärtungszeit tauschte man<br />

den 5 1/2 11 Strang gegen das 3 1/2 11 Seilkerngestänge aus.<br />

Für das Aufbohren von Zementierstufe, Zement, Stopfen, Anschlag und Rohrschuh<br />

wurde zuerst ein 4 1/8 11<br />

Rollenmeissel bis 1376.5 m eingesetzt. Schwankendes<br />

Drehmoment erforderte den Ausbau, eine Meisselrolle verblieb im Bohrloch.<br />

Es wurde dann zuerst eine gebrauchte Krone (101 mm 00) am Kernrohr eingebaut,<br />

mit der bis 1384.2 m aufgebohrt wurde. Ein Stück der Meisselrolle und ein Zementkern<br />

wurden mit dem Innenrohr gezogen. Die nächste eingesetzte Krone (94 mm 00)<br />

durchbohrte den Rohrschuh und Zement bis Sohle und brachte Ventilteile und Zement<br />

zutage. Anschliessend wurde mit dieser Krone weitergekernt.<br />

6.5.6 Bohrlochabschnitt von 1385.2 -1670.3 m<br />

6.5.6.1 Kernen 96 mm<br />

Bei den Kernmärschen 385 und 386 mit 94 mm Krone (1385.2 m - 1393.5 m) traten<br />

erhöhte Drehmomente und kurzfristiges Festwerden im Rohrschuhbereich auf. Daher<br />

wurde der Rohrschuhbereich mit einem 4 1/8 11<br />

Rollenmeissel mehrfach befahren und<br />

das 94 mm Bohrloch bis 1386.5 m aufgebohrt. Im Anschluss daran erfolgte das CET­<br />

Log für die 5 11<br />

Verrohrung.<br />

Nach dem Aufweitern der restlichen 7 m auf 96 mm trat auch beim Weiterkernen mit<br />

der 96 mm Krone nochmals kurzzeitig Festwerden auf.<br />

Im Bereich von 1395.7 m bis 1402.3 m (KM 391-398) trat fast vollständiger Kernverlust<br />

auf, die Bohrfortschritte erreichten kurzfristig bis zu 30 cm / 5 min bei 0.5 t Andruck.<br />

Alle Versuche - geänderte Kernfangfedern, Kronenaustausch und sogar Trockenkernen<br />

- erbrachten insgesamt nur 0.2 m Kern (KM 398) auf 6.6 m Bohrstrecke. Erst<br />

mit KM 399 wurden die Kerngewinne wieder besser.


NAGRA NTB 94-09 - 78-<br />

Aus bohrtechnischer Sicht deuteten alle Anzeichen darauf hin, dass in dieser Zone ein<br />

sehr weiches Material erbohrt wurde, das beim Kernen vollständig zerrieben und<br />

weggespült wurde, bzw. die trocken erbohrten Kerne durch die Spülung beim Kernziehen<br />

ausgeschwemmt wurden.<br />

Um die Tiefenlage des Basisreflektors zu verifizieren und damit die Endteufe neu festzulegen<br />

und auch erste geophysikalische Angaben über den Kernverlust-Bereich zu<br />

erhalten, wurde bei 1460.4 m (KM 430) unterbrochen, um ein VSP-Log in der<br />

5 11 Verrohrung und ein Gamma-Ray-Log im Openhole zu fahren. Weitere Messungen<br />

waren im 96 mm Bohrloch nicht möglich. Das GR-Log zeigte jedoch keinerlei signifikante<br />

Änderung in der Kernverlustzone, auch in den später gefahrenen geophysikalischen<br />

Logs lässt sich für diesen Abschnitt keine interpretierbare Änderung der Formationsparameter<br />

gegenüber den Strecken darüber und darunter erkennen.<br />

Die vorgesehene Endteufe wurde mit Hilfe der ersten VSP-Auswertung auf ca. 1630 m<br />

neu festgelegt und später nach weiteren Auswertungen aus geophysikalischen,<br />

geologischen und hydrogeologischen Gründen auf ca. 1680 m erweitert.<br />

Die Kernbohrarbeiten bis 1632.7 m (KM 500) konnten ohne Probleme weitergeführt<br />

werden. In dieser Teufe wurde dann eine Packergarnitur für Hydrotests eingebaut.<br />

Aufgrund eines Kabelschadens musste wieder ausgebaut werden. Bei dem Ausbau<br />

verblieben 8 Stahlbänder im Loch, sodass ein Roundtrip mit Stirnfräse erfolgte, bei<br />

dem 0.3 m für die Sohlenreinigung zugebohrt wurden, bevor erneut eine Packergarnitur<br />

eingebaut wurde.<br />

Bei diesem Test (MF1) führte das Absenken des Wasserspiegels um 430 m im Testtubing<br />

zur Gasproduktion aus dem Altdorfer Sandstein. Da das Shut-In-Valve der<br />

Testgarnitur versagte und die Druckstufe der Tubingkopfverflanschung nicht<br />

ausreichte, war es nicht möglich, den Gasaustritt durch Schliessen eines Ventils zu<br />

stoppen, so dass das noch im Tubing befindliche Wasser ebenfalls mit ausgefördert<br />

wurde und die Gasproduktion weiter anstieg. Ein Wiederauffüllen des Tubings mit<br />

Wasser war aufgrund der zu grossen Fliessrate ebenfalls erfolglos, sodass aus<br />

Sicherheitsgründen das ausströmende Gas über die Fackel abgebrannt wurde, bis<br />

nach Lösen des Packers sich das Testintervall wieder mit Spülung füllen konnte und<br />

den Gaszutritt damit reduzierte. Da sich auch der Tubing der Testgarnitur durch den<br />

Druckausgleich langsam mit Spülung füllte, kam der Gaszufluss zum Erliegen und es<br />

konnte ausgebaut werden.<br />

Nach Ausbau der Testgarnitur fehlte ein Drahtnetz über den Testports, es war im<br />

Bohrloch verblieben, die Dichtsitze des Shut-In Valves waren stark angespült.<br />

Nach Einbau der Kerngarnitur konnten nur zwei Kernmärsche bis 1634.5 m gebohrt<br />

werden. Dann wurde ein Roundtrip erforderlich, da kein Bohrfortschritt mehr erzielt<br />

wurde. Die Krone war im Kaliber und in der Lippe abgeschliffen, auch das Kerngestänge<br />

und ein Stabi zeigte deutliche Schleifspuren, hervorgerufen durch Eisen im<br />

Bohrloch.<br />

Bei dem Einbau des Kernrohrs mit einer gebrauchten, aber noch gebrauchsfähigen<br />

Diamantkrone trat ein Schaden an der Anlagenhydraulik auf, der 14.75 h Reparatur<br />

erforderte.


- 79- NAGRA NTB 94-09<br />

Nach umfangreichem Nachbohren ab 1565 m wurde auf Sohle kein Fortschritt erzielt,<br />

so dass ausgebaut werden musste. Auch diese Krone war durch Eisen im Bohrloch in<br />

der Schneidfläche völlig zerstört. Daher setzte man als nächstes einen Fräser<br />

(Economill) ein, mit dem ab 1569 m nachgebohrt und anschliessend 0.5 m bis<br />

1635.0 m zugebohrt wurde, um die Sohle von Schrott zu reinigen. Nachdem mit neuer<br />

Krone wiederum ab 1590 m nachgebohrt werden musste, konnten dann die Kernarbeiten<br />

mit KM 503 wieder aufgenommen werden.<br />

Mit Tagesfortschritten von ca. 6 - 7 mund Kernmarschlängen von nur ca. 1 m Länge,<br />

hervorgerufen durch häufige Kernklemmer, wurde bis zur Teufe von 1670.3 m (KM<br />

534) gebohrt, wobei zum Schluss zweimal kurzfristig der Strang fest wurde. Da sich<br />

das Innenrohr nicht ziehen liess, musste ausgebaut werden. Dabei zeigte sich, dass<br />

die Krone und der Kernrohrübergang im Bohrloch verblieben waren. Ursache war ein<br />

Durchspüler in der dritten Stange über dem Kernrohr, wodurch die Krone nicht genügend<br />

bespült wurde und sich als Folge im Gebirge festbrannte und abgerissen bzw.<br />

abgedreht wurde.<br />

Ein weiteres Vertiefen um 10m auf die vorgesehenen ca. 1680 m wurde im Hinblick<br />

auf den dazu erforderlichen Aufwand (Wegfräsen der Krone) als nicht mehr sinnvoll<br />

angesehen, so dass mit der Teufe von 1670.3 m am 22. November 1991 um<br />

05:15 Uhr die Endteufe erreicht war.<br />

6.5.7 Arbeiten nach Erreichen der Endteufe<br />

Als nächster Arbeitsschritt war die Erweiterung des Bohrlochs von 96 mm auf<br />

104.8 mm (4 1/8 11 ) vorgesehen, um die laut Arbeitsprogramm erforderlichen geophysikalischen<br />

Messungen (insbesondere FMS) ausführen zu können.<br />

Bei dem Einbau des Bohrgestänges mit einer Diamant- Erweiterungskrone trat bei der<br />

128. Stange ein Schaden an der Abfangvorrichtung auf, und der Bohrstrang fiel durch.<br />

Dieses bildete den Anlass für Fang- und Fräsarbeiten, die insgesamt 8 Tage beanspruchten.<br />

Ihr Ablauf ist im Detail in Kapitel 6.11.3 beschreiben. Der 5. Fräser, mit dem<br />

die letzten Reste des Fisches beseitigt worden waren, wurde anschliessend zum<br />

Erweitern bis 1538 m benutzt und dann wegen fehlenden Fortschritts ausgebaut. Der<br />

Fräser hatte im Aussendurchmesser auf 96 mm abgenommen. Mit dem 6. Stirnfräser<br />

(0 104 mm) wurde ab 1454 m nachgebohrt und dann bis 1670.0 m erweitert. Dieser<br />

Fräser hatte im Aussendurchmesser auf 98 mm abgenommen. Die abrasiven Sandsteinanteile<br />

der Formation sind Ursache für diesen starken Kaliberverlust.<br />

Nach einem Kaliberlog (aufgestanden bei 1542.5 m) erfolgte der Einbau einer Doppelpackergarnitur<br />

(M1) bis 1490 m. Bei dem Versuch, die Packergarnitur für einen zweiten<br />

Test tiefer einzubauen, stand man bei 1510 m auf und musste wieder ausbauen.<br />

Einem Roundtrip mit einem Fräser (Economill 0 96 mm), bei dem nur geringfügig<br />

nachgebohrt werden musste, folgte der Einbau einer Diamant-Erweiterungskrone<br />

(0 104.8 mm), um das Bohrloch bis 1670 m aufzuweiten, da durch den Kaliberverlust<br />

der Fräsen der Durchmesser ab ca. 1500 m bis zur Endteufe kleiner als 104 mm war.<br />

(Mindestdurchmesser für die FMS-Messung) Der fehlende Bohrfortschritt erforderte<br />

den Ausbau der Krone bei 1620.2 m, die ebenfalls im Kaliber um 3 mm abgenommen<br />

hatte. Mit einem weiteren Fräser (Super-Economill 0 104.8 mm) wurde ab 1453 m bis<br />

1669.0 m nachgebohrt und erweitert (nach dem Ausbau 0 103 mm). Die Spülung


NAGRA NTB 94-09 - 80-<br />

wurde mit Schwerspat auf 1.07 kg/I beschwert und entsprechend konditioniert, um das<br />

Bohrloch für die geophysikalischen Messungen möglichst gut vorzubereiten. Die<br />

Messungen konnten dennoch nur mit Schwierigkeiten ausgeführt werden. Nachdem<br />

mit den Messonden der Fa. Schlumberger die Störungszone nicht durchfahren werden<br />

konnte, wurde mit speziellen Slim-Hole Tools der Fa. BPB durch das bis unter die<br />

Störzone eingebaute Gestänge geloggt:<br />

• Messrun HDLUNGT, Sonde steht auf bei 1573 m<br />

• Roundtrip mit Fräser (0 103 mm), bei 1570 m kurz aufgestanden, dann frei bis<br />

ET, Spülung beschwert auf 1.12 kg/I<br />

• Messrun HDLUNGT bei 1590 m aufgestanden<br />

• Roundtrip, Spülung beschwert auf 1.14 kg/I<br />

• Messrun HBHC bei 1606 m aufgestanden, teilweise fest, ziehen mit Überlast<br />

• Einbau Rohrschuhkrone bis ET, Spülen, Ausbau bis 1603 m<br />

• Messrun RR1 1603 - 1660 m durch das Gestänge<br />

• Messrun MS1 1603 - 1660 m durch das Gestänge<br />

• Messrun DD3 1603 - 1663 m durch das Gestänge<br />

• Messrun DV1 1603 - 1650 m durch das Gestänge<br />

• Ausbau Rohrschuhkrone bis 5" Rohrschuh<br />

• Messrun DD3 1384.7 - 1560 m durch das Gestänge<br />

• Messrun DV1 1384.7 - 1560 m durch das Gestänge<br />

Nach dem Abschluss der Messarbeiten wurde die Bohranlage für den Arbeitsunterbruch<br />

vom 20. Dezember 1991 bis 6. Januar 1992 stillgelegt und das Bohrloch mit<br />

Preventer und Kellyhahn eingeschlossen.<br />

Am 6. Januar 1992 wurde der Betrieb wieder aufgenommen. Nach Ausbau der Rohrschuhkrone<br />

erfolgte ein Roundtrip mit einem Fräser bis 1669 m. Vom 8. Januar 1992<br />

bis 27. Januar 1992 liefen Testarbeiten (M2, MF3), denen aufgrund der fast siebentägigen<br />

Abfackelung von produziertem Gas besondere Aufmerksamkeit zuteil wurde.<br />

Anschliessend wurde das Bohrloch in zwei Roundtrips mit Fräsern bis 1580 m nachgebohrt<br />

und befahren, wobei zwischendurch Reparaturen an der Hebewerkskupplung<br />

und am Hebewerksgetriebe 14.75 h Zeit erforderten. Vor den bohrlochseismischen<br />

Messungen für das Tiefengaskonsortium fuhr man einen FMS-Run als Ergänzung und<br />

Kontrolle der Dipmeter-Messung durch BPB.<br />

Für die Verfüllung des gasführenden Bereiches erfolgte ein letztes Befahren und<br />

Nachbohren mit Fräser bis 1669 m. Danach erfolgten der Einbau des Zementierstranges<br />

für die Bodenzementation, die Zementation selbst, der Ausbau des Zementierstranges<br />

bis 1494 m und das Abspülen. Der Zementkopf wurde 12 h später bei<br />

1495 m abgetastet.<br />

Die 5" Verrohrung konnte mit Hilfe eines Rohrkrebses nach mehrmaligem In-Spannung-Ziehen<br />

und Drehen wie vorgesehen im Linksverbinder bei 864.5 m entschraubt<br />

und ausgebaut werden.


- 81 - NAGRA NTB 94-09<br />

Für die Langzeitbeobachtung erfolgten dann die Perforationen in den 5" und<br />

7" Rohren. Es folgten Scrapermärsche in den TI und 5" Rohren und Befahren des<br />

Bohrlochs mit einem Fräser (0 103 mm) bis 1495 m. Dazu musste zwischendurch die<br />

verwässerte Spülung in ihren Fliesswerten stark angehoben werden, um eine ausreichende<br />

Tragfähigkeit zum Ausbringen des durch die Scrapermärsche gelösten Materials<br />

zu gewährleisten.<br />

Abschliessend wurde die Bohrung mit getracertem Wasser klargespült. Für das<br />

Spülen des unzementierten Ringraums hinter der TI Verrohrung baute man einen<br />

Packer bis 553.6 m ein und pumpte mit 50 bar ca. 5 m 3 getracertes Wasser durch<br />

diesen Abschnitt.<br />

6.5.8 Einbau des Multipackersystems<br />

Die Installation des Multipackersystems begann mit dem Einbau und Setzen eines<br />

PIpis (Produktions-Injektionspacker) bei 1458.7 m. Die Disconnect-Coupling stand bei<br />

1380.5 m knapp oberhalb des 5" Rohrschuhs. Nach Ausbau des Setztubingstrangs<br />

erfolgte der Wechsel von durchgehendem Schichtbetrieb auf Tagschicht bei den<br />

weiteren Vorbereitungs- und Einbauarbeiten für das Langzeitbeobachtungssystem.<br />

Am 24. Februar 1992 (9. Einbautag) stand die Packergarnitur (UK bei 1234.8 m) auf<br />

und konnte nicht weiter eingebaut werden, nachdem man schon vorher mehrfach kurz<br />

aufgestanden hatte, aber nach geringfügigem Drehen des Strangs jeweils weiter<br />

einbauen konnte. Als mögliche Ursache für das Aufstehen kamen hauptsächlich die<br />

Oberkante Linksverbinder oder die Zementierstufe in Betracht. Nach zwei Tagen Stillstand,<br />

in denen das weitere Vorgehen abgesprochen wurde, baute man das System<br />

wieder aus, da ein Setzen der Packer in der erreichten Einbauteufe keinerlei Nutzen<br />

gebracht hätte. Bei dem Ausbau wurden 4 Finger eines Federkorbes der Zementierstufe,<br />

auf Protector Couplings liegend, mit zutage gebracht. Ausserdem zeigten Kratzspuren<br />

an den Protector Couplings, dass man innerhalb der Zementierstufe festgesessen<br />

hatte.<br />

In Beilage 6.2 sind die Zementierstufe und die Situation, die zu dem Festwerden in der<br />

Stufe führte, dargestellt. Die 5" Protector Couplings konnten aufgrund ihrer Abmessungen<br />

in die (durch das Schliessen der Stufe nach der Zementation) vorhandene<br />

Querschnittsvergrösserung hineingreifen. Die zu geringe Abschrägung der Protector<br />

Couplings führte dazu, dass die Kupplungen auf den Fingern des Federkorbes knapp<br />

aufstanden und nicht daran vorbeigleiten konnten. Bei den Versuchen, die Packergarnitur<br />

weiter einzubauen, sind als Folge dann vier der Finger verbogen und abgebrochen<br />

worden.<br />

Um den Zustand der Stufe und eventuelle zusätzlich vorhandene Problemstellen in<br />

den Rohren vor dem Wiedereinbau einer Packergarnitur zu prüfen, wurde ein Sonic­<br />

Televiewerlog gefahren (Beilage 6.3).<br />

Dieses Log zeigte eindeutig, dass<br />

• in der Stufe die restlichen 12 Finger noch vorhanden waren<br />

• die Finger nicht nach innen verbogen waren<br />

• keine weiteren kritischen Engstellen (ECP, Linksverbinder) in der Verrohrung<br />

bestanden.


NAGRA NTB 94-09 - 82-<br />

Ein "Öffnen" des Bohrlochs war daher unnötig. Versuche, die restlichen Finger<br />

herauszufräsen, erübrigten sich, da Aufwand und technisches Risiko eine solche<br />

Aktion nicht gerechtfertigt hätten. Es wurde allerdings ein Zentralizer des Sonic-Televiewers<br />

beschädigt und Teile gingen verloren, sodass am Kernseil 3 Magnetruns bis<br />

auf die Disconnect-Coupling gefahren wurden. Man brachte aber keine Eisenteile<br />

zutage, das Bohrloch war jedoch bis zur Disconnect-Coupling frei, die Teile waren<br />

vorbei gefallen und stellten kein Problem mehr dar.<br />

Ab dem 7. März 1992 begann der zweite .Einbau des Multipackersystems, nachdem<br />

alle Komponenten noch einmal durch den Lieferanten überprüft worden waren. Der<br />

Abschnitt, der durch die Zementierstufe eingebaut werden musste, war so modifiziert<br />

worden, dass ein erneutes Aufstehen in der Stufe nicht mehr möglich war. Der Einbau<br />

verlief dann auch erfolgreich und konnte am 16. März 1992 mit dem Setzen der Packer<br />

abgeschlossen werden.<br />

Mit dem Abbau der Bohranlage und dem Umsetzen von Containern, Tankanlage und<br />

Pumpen zur Bohrung SB2 wurden die Arbeiten für die Sondierbohrung SB1 beendet.<br />

6.6 Verrohrungen und Zementationen<br />

6.6.1 133/8 11 Standrohrtour<br />

Das 13 3/8" Standrohr wurde bis 60.6 m eingebaut. Da beim Befahren des Bohrlochs<br />

nach dem Erweitern hohe Drehmomente und Überlast auftraten, wurden keine Zentralizer<br />

verwendet, um die Rohre notfalls auch drehend einbauen zu können. Auf Rohrschuh<br />

und Anschlag wurde verzichtet. Die Zementation erfolgte mit 5.5 m 3 Zementbrühe.<br />

Da kein Zement zutage trat, wurde der Ringraum mit 150 kg Zement vom Bohrkeller<br />

aus nachzementiert. Der Zementkopf in den Rohren wurde beim Aufbohren bei<br />

42.5 mangetroffen.<br />

Die Rohrliste und der Zementationsbericht sind in den Beilagen 6.4 und 6.5 aufgeführt.<br />

6.6.2 9 5/8 11 Ankerrohrtour<br />

Die 9 5/8" Ankerrohrtour wurde mit Rohrschuh und Zentralizern bestückt bis 310.0 m<br />

eingebaut. Die ersten fünf Rohre verschweisste man nach dem Verschrauben mit<br />

Zangenservice zusätzlich. Der Einbau wurde durch die Länge der Rohre (bis zu<br />

12.65 m) und den starken Frost (bis - 15°C) sehr erschwert. Beim Einbau standen die<br />

Rohre bei 309 m voll auf, konnten aber spülend bis auf die vorgesehene Teufe von<br />

310.0 m gefahren werden.<br />

Es wurden 1 m 3 Wasser als Spacer, 12.8 m 3 Zementbrühe mit Vor- und Nachstopfen<br />

und 11.2 m 3 Spülung verpumpt. Von der Zementbrühe waren 6 m 3 im Premixtank<br />

vorgemischt und 6.8 m 3 Zementbrühe über Hopper direkt angemischt worden. Ca.<br />

1.7 m 3 Zementbrühe traten zutage.<br />

Die Rohrliste und der Zementationsbericht sind in den Beilagen 6.6 und 6.7 aufgeführt.


- 83- NAGRA NTB 94-09<br />

6.6.3 7" Zwischenrohrtour<br />

Für den Einbau der 7 11<br />

Zwischenrohrtour war aufgrund des vorgesehenen Langzeitbeobachungssystems<br />

gefordert, die Rohre von Sohle bis ca. 600 m und ab 500 m bis ca.<br />

100 m zu zementieren.<br />

In die Rohrtour wurde daher neben Rohrschuh und Anschlag ein External-Casing­<br />

Packer (504.6 - 507.4 m) eingebaut. Beim Einbau der Rohre wurden neun Rohre, die<br />

nicht in der Rohrliste enthalten waren, zusätzlich eingebaut. Dies erforderte ein CCL­<br />

Log zur Kontrolle der tatsächlich eingebauten Rohranzahl und zur Überprüfung der<br />

korrekten Absetzteufe, bevor die Zementation erfolgen konnte. Durch diesen Fehler ist<br />

auch die Position einiger Zentralizer nicht mehr eindeutig anzugeben. Die entsprechenden<br />

Rohre bzw. Zentralizer sind in der Rohrliste markiert.<br />

Die erste Stufe wurde mit 6.2 m 3 Zementbrühe (SG 1.80 kg/l) zwischen Vor- und<br />

Nachstopfen zementiert, vorweg wurden 8 m 3 Wasser verpumpt. Der Anschlag<br />

erfolgte passend bei 20.2 m 3 nachgepumpter Spülung und der ECP (External Casing<br />

Packer) wurde mit 125 bar gesetzt.<br />

Dann perforierte man von 498.0 m bis 501.0 m mit 40 Schuss für die zweite Stufe. Es<br />

konnte sofort Zirkulation hergestellt werden, und man begann mit dem Anmischen der<br />

Zementbrühe für die zweite Stufe. Beim Einpumpen der vorgesehenen 8 m 3 Wasser<br />

als Spacer wurde nach 4 m 3 ein Druckanstieg festgestellt, der ständig zunahm. Trotz<br />

verschiedener Versuche, durch schlagartiges Druckablassen die Zirkulation wieder zu<br />

verbessern, konnte nach 7 m 3 Wasser auch mit 200 bar nicht mehr durch die Perforation<br />

zirkuliert werden. Daher wurde der Preventer geschlossen und links angepumpt.<br />

Es konnte sofort Zirkulation hergestellt werden, 10m 3 Wasser wurden bei 10 bis<br />

30 bar mit 50 bis 300 Ilmin verpumpt. Dann stellte man wieder auf Rechtszirkulieren<br />

um und 10m 3 Wasser wurden mit 800 bis 1000 Ilmin bei 15 bis 50 bar durch die<br />

Perforation gepumpt.<br />

Da der Zement zum Teil schon angemischt war und aufgrund der oben genannten<br />

Schwierigkeiten seit mehreren Stunden im Premixtank gerührt wurde, erfolgte das<br />

restliche Anmischen nur bis zu einem SG von 1.75 kgll, um die Gefahr des Zementplugging<br />

in der Perforation zu verringern. Es wurden 5.1 m 3 Brühe mit Vor- und Nachstopfen<br />

und 9.6 m 3 Wasser als Verdrängungsvolumen verpumpt.<br />

Das am 5. September 1991 gefahrene CET-Log zeigte für die erste Stufe mässigen<br />

Bond vom Rohrschuh bis ca. 875 m und guten Bond bis zum 1. Zementkopf bei ca.<br />

575 m. Für die zweite Stufe ab 505 m war der Bond laut Log auf weiten Strecken<br />

mässig bis schlecht, der Zementkopf stand bei ca. 110m. Der schlechte Bond war<br />

vermutlich durch das reduzierte Zementbrühegewicht und das Freiwasserverhalten des<br />

verwendeten PCHS-Zementes bedingt, denn dieser Ringraum war durch die oben<br />

genannten Schwierigkeiten besonders gut gespült und bot gute Zementationsbedingungen.<br />

Die Rohrliste und die Zementationsberichte sind in den Beilagen 6.8 bis 6.10 aufgeführt.


NAGRA NTB 94-09 - 84-<br />

6.6.4 5" Endverrohrung<br />

Auch an die 5" Endverrohrung wurden für den Einbau der Langzeitbeobachtung<br />

besondere Anforderungen gestellt:<br />

• die Rohre sollten von Sohle bis in den T' Rohrschuh zementiert sein<br />

• ab ca. 860 m mussten die Rohre wieder gezogen werden können.<br />

Da während der Bohrarbeiten ständig deutliche Wasserzuläufe festzustellen und<br />

ausserdem erhebliche Auskesselungen vorhanden waren, wurde folgende Massnahme<br />

getroffen, um die Rohrtour erfolgreich zementieren zu können: In die Rohrtour<br />

wurden ein External-Casing-Packer (894.5 - 897.9 m), eine Zementierstufe (879.1 -<br />

880.0 m) mit Zubehör und ein Linksverbinder (864.4 - 864.7 m) zusätzlich zum Rohrschuh<br />

und Anschlag eingebaut. Das Zubehör zur Zementierstufe, By-Pass-Baffle und<br />

Shut-Off-Baffle, wurden oberhalb des Anschlags bzw. ein Rohr höher in der Muffe<br />

eingesetzt.<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Erstens war es so möglich, die Zementation mit genügend grossem Überschuss<br />

an Zementbrühe auszuführen.<br />

Zweitens konnte durch Setzen des ECP's der Ringraum 5" x 7" abgedichtet und<br />

möglicher Wasserzulauf in den nicht abgebundenen Zement weitgehend verhindert<br />

werden.<br />

Drittens konnte durch die Zementierstufe der Überschusszement oberhalb 880 m<br />

abgespült und in den Ringraum eine leichte Bentonitspülung einzirkuliert werden,<br />

sodass nach Ende der Bohrphase die 5" Verrohrung bei 864 m im Linksverbinder<br />

entschraubt und ausgebaut werden konnte.<br />

Die Rohrtour wurde ohne Schwierigkeiten bis auf 1384.7 m eingebaut. Auf den Einsatz<br />

von Zentralizern verzichtete man jedoch weitgehend, um bei der schlechten Bohrlochstabilität<br />

die Gefahr des Festwerdens nicht zu vergrössern.<br />

Die Zementation erfolgte mit 5 m 3 Wasser als Spacer und 7 m 3 Zementbrühe SG<br />

1.85 kg/I zwischen By-Pass-Plug und Shut-Off-Plug, sowie 14.4 m 3 Nachpumpvolumen.<br />

Der ECP konnte mit 145 bar gesetzt und die Stufe nach Einwerfen der Bombe<br />

mit 62 bar geöffnet werden. Der Überschusszement (ca. 1 m 3 ) wurde abgespült, und<br />

anschliessend zirkulierte man 7 m 3 Bentonitspülung in den Ringraum und schloss die<br />

Stufe mit dem Nachstopfen wieder.<br />

Das am 8. Oktober 1991 gefahrene CET-Log zeigt, dass der Bond vom Rohrschuh bis<br />

ca. 1100 m gut war, darüber bis zur Stufe jedoch möglicherweise eine Kanalbildung<br />

stattgefunden hat.<br />

Die 5" Verrohrung konnte später erfolgreich im Linksverbinder bei 864.5 m gelöst und<br />

ausgebaut werden. Die in der Verrohrung bei ca. 880 meingebaute Zementierstufe<br />

führte zu den voher genannten Schwierigkeiten beim Einbau des Multipackers. Es ist<br />

jedoch festzustellen, dass sich die Stufe in ordnungsgemässem Zustand beim Einbau<br />

der Packergarnitur befand, das Design des Packersystems aber die Innenkonturen der<br />

Stufe nicht berücksichtigte.<br />

Die Rohrliste und der Zementationsbericht sind in den Beilagen 6.11 und 6.12 aufgeführt.


- 85- NAGRA NTB 94-09<br />

6.7 Verfüllungszementation<br />

Um den laut Testergebnissen stark gasführenden Horizont zu verfüllen, hatte eine<br />

Bodenzementation zu erfolgen. Durch einen kombinierten 1.9" NU-Tubing / 3 1/2 11<br />

GWSK-Strang wurde mit 1.5 m 3 Wasser als Spacer vorweg, 1.5 m 3 PCHS-Zementbrühe<br />

(SG=1.8 kg/l) und 5 m 3 Wasser als Nachpumpvolumen zementiert. Nach<br />

Ausbau des Zementierstrangs bis 1494 m trat beim Abspülen eine Mischzone aus<br />

Wasser und Zement zutage. Der Zementkopf wurde nach 12 h Zementerhärtung bei<br />

1495 m abgetastet.<br />

Der Zementationsbericht ist in den Beilage 6.13 aufgeführt.<br />

6.8 Preventeranlagen und Bohrlochverflanschung<br />

Der erste Bohrabschnitt bis 61.0 m wurde ohne Preventeranlage gebohrt.<br />

Nach Einbau des 13 3/8" Standrohrs wurde auf den 13 3/8" STC x 13 3/8 11 -3000 psi<br />

Bodenflansch mit Adapterspool ein Ringpreventer (11"-5000 psi) als Diverter für die<br />

Kernbohrphase installiert. Während des Erweiterns wurde kein Preventer eingesetzt,<br />

da die Kernbohrung keine Gefahr durch überhydrostatische Zuflüsse oder Gas gezeigt<br />

hatte.<br />

Der 13 3/8" Bodenflansch wurde nach Einbau der 9 5/8" Rohre entfernt. Auf die<br />

9 5/8 l1 Ankerrohrtour wurden ein 9 5/8" L TC x 11"-5000 psi Bodenflansch geschraubt.<br />

Darauf wurden ein Doppelbackenpreventer mit Gestänge- und Totalabschluss und ein<br />

Ringpreventer montiert, beide in der Grösse 11 11 -5000 psi, montiert. Mit dieser Ausrüstung<br />

wurde bis zum Ende der Bohrung weitergearbeitet.<br />

Die bis zutage zementierte 7" Verrohrung wurde nach ihrer Zementerhärtung nur im<br />

Bodenflansch abgeschnitten. Die 5" Verrohrung war temporär mit einem Keil im<br />

Bodenflanschkonus abgehängt.<br />

Die Schliessanlage, Chokemanifold, Gasseparator und Fackel vervollständigten<br />

jeweils die Preventeranlagen.<br />

Um für die Installation des Multipackersystems ausreichend Montagespielraum zu<br />

schaffen, ist vor dem Einbau ein zusätzlicher Spool zwischen Bodenflansch und Bohrlochverschluss<br />

gesetzt worden.<br />

6.9 Bohrspülung<br />

6.9.1 Ton-Süsswasser-Spülung<br />

Bis auf die Klarwasserstrecke von 313.5 m bis 466.9 m wurde mit einer leichten 2-fach<br />

getracerten Tonsüsswasserspülung gebohrt, die in ihren chemischen und rheologisehen<br />

Eigenschaften permanent durch einen Spülungsservice kontrolliert und durch<br />

Einsatz des Schüttelsiebes und der Zentrifuge, bzw. durch Zugabe von Spülungsmaterialien<br />

konditioniert wurde. Die Spülungsparameter und der Materialverbrauch sind in<br />

der Beilage 6.14 aufgelistet.


NAGRA NTB 94-09 - 86 -<br />

Zeitweise musste aufgrund der sehr schlechten Bohrlochbedingungen die Spülung<br />

besonders intensiv kontrolliert und konditioniert werden. Die ständigen Wasserzuläufe<br />

führten zum einen zur Verdünnung, sodass laufend durch Zusatz von Bentonit, Pac-L<br />

und Pac-R die Fliesswerte korrigiert werden mussten. Zum anderen wurde die<br />

Beschwerung der Spülung durch Schwerspat bis auf max. 1.17 kgll notwendig, um die<br />

Zuflüsse zu reduzieren und die Bohrlochstabilität wieder herzustellen. Insbesondere<br />

nach Test- und Messarbeiten war die Spülung jeweils stark verdünnt bis vollständig<br />

durch Formationswasser ersetzt und es musste wieder einwandfreie Spülung einzirkuliert<br />

werden.<br />

Um das zunehmend höher werdende Drehmoment reduzieren zu können, wurde ab<br />

1227 m versuchsweise ein Reibungsminderer zugesetzt. Dieser zeigte eine deutliche<br />

Reduktion des Drehmoments und ermöglichte es, die Bohrung mit 6 1/4" bis auf<br />

1385.2 m zu vertiefen, ohne das 5 1/2" GWSK Gestänge zu überlasten.<br />

Die lange Zeit durchgehend unter Null liegenden Temperaturen erschwerten das<br />

Arbeiten stark, da entweder Leitungen und Pumpen nach jedem Gebrauch vollständig<br />

zu entwässern waren oder die Spülpumpen für kontinuierlichen Kreislauf im Leitungssystem<br />

eingesetzt wurden.<br />

6.9.2 Klarwasser-Spülung<br />

Um einen Vergleich zu erhalten, inwieweit die eingesetzte Ton-Süsswasser Spülung<br />

einen Einfluss auf die hydraulischen Testergebnisse und das Fluidlogging haben<br />

könnte, sollte ab dem 9 5/8" Rohrschuh auf 200 m mit Klarwasser gebohrt werden.<br />

Aus technischen Gründen wurde dieser Versuch vorzeitig beendet, sodass die Klarwasserstrecke<br />

daher von 313.5 m nur bis 466.9 m reichte. Die mangelhafte Schmierwirkung<br />

des Wassers führte zu den in Kapitel 6.6.4.1 erwähnten Schwierigkeiten und<br />

zum vorzeitigen Umstellen auf Ton-Süsswasser Spülung.<br />

Der Nutzen des Klarwassers in wissenschaftlicher Hinsicht ist bereits in Kapitel 3.8.2<br />

kurz kommentiert.<br />

6.9.3 Spülungsentsorgung<br />

Die Altspülung wurde in einem 50 m 3 Becken gestapelt und nach Neutralisation und<br />

Flockmittelzusatz zentrifugiert. Die Flüssigphase konnte in die Kanalisation abgegeben<br />

werden, die stichfesten Feststoffe wurden in eine Inertstoff-Deponie gebracht. Auf<br />

diese Weise wurde hier auch die Spülung von SB3 und SB6 entsorgt.<br />

Die Entsorgung der durch die Zuflüsse bedingten grossen Spülungsvolumina wurden<br />

im Winter stark beeinträchtigt, da die auf dem Bohrplatz offen installierten Geräte<br />

aufgrund des Frostes nur sehr eingeschränkt beziehungsweise nicht mehr zu nutzen<br />

waren.<br />

Der Einsatz einer mobilen Zentrifugenanlage mit Flockmittelstation auf dem bereits<br />

fertiggestellten Bohrplatz SB2 ermöglichte es, die in der Schlammgrube des Bohrplatzes<br />

und in den auf einem Lagerplatz aufgestellten Tanks gestapelte Altspülung von<br />

SB1 und die beim Abschluss der Bohrungen SB6 und SB1 angefallene Spülung zu<br />

entsorgen, zusammen rund 230 m 3 .


- 87- NAGRA NTB 94-09<br />

6.10 Bohrwerkzeuge<br />

Eine Übersicht aller Kernmärsche mit ihren Parametern ist in Beilage 6.15 aufgeführt,<br />

die grafische Darstellung der Werte ist in Beilage 6.16 gegeben. Alle eingesetzten<br />

Werkzeuge sind in chronologischer Reihenfolge in Beilage 6.17 aufgelistet.<br />

6.10.1 Kernkronen<br />

Es wurden bis auf eine BaliaSet-Krone oberflächenbesetzte Diamantkronen der<br />

Grössen 6 1/4 11 x 4 11 , 101 mm x 57 mm, 96 mm x 57 mm und 94 mm x 57 mm verwendet.<br />

Zum Teil waren die Kronen schon vorher auf den Bohrungen SB4 und SB3 eingesetzt<br />

gewesen. Der Kerngewinn über die gesamte Bohrung beträgt 97.2 % , auf die<br />

Kernbohrstrecke bezogen 98.1 % (Tabelle 21).<br />

Tabelle 21:<br />

Kernkronen SB1<br />

Grässe Serien- Typ Sohr- Sohrzeit Fort- Kern- mittlere Kernnummer<br />

strecke schritt gewinn Kern- marsch<br />

marsch- Anzahl<br />

länge<br />

lI;mm m h m/h 0/0 m<br />

61/4 50410 SY* 57.9 38.9 1.5 83.6 0.9 68<br />

61/4 50547 SY* 217.1 211.3 1.0 99.5 2.6 82<br />

61/4 50607 SaliaSet 0.1 0.3 0.4 150.0 0.1 1<br />

61/4 50611 SY 376.8 445.3 0.8 100.1 5.4 70<br />

61/4 50909 SY 83.7 107.3 0.8 100.0 4.9 17<br />

61/4 50917 SY 32.1 39.8 0.8 99.7 2.7 12<br />

61/4 50927 SY 88.6 73.5 1.2 98.3 3.3 27<br />

61/4 7576 SY<br />

I<br />

460.9 613.5 0.8 99.8 4.9 94<br />

61/4 8680 SY 0.7 1.0 0.7 100.0 0.7 1<br />

101 50481 SY 53.5 49.8 1.1 99.3 4.5 12<br />

94 ohne SY 8.3 4.5 1.8 21.7 4.2 2<br />

96 I 21 919 SY 3.6 2.3 1.6 5.6 0.6 6<br />

96 50473 SY 4.7 4.5 1.0 44.7 0.8 6<br />

96 50981 SY 47.7 39.8 1.2 100.6 2.5 19<br />

96 50982 SY 183.2 154.0 1.2 98.6 2.2 83<br />

96 50987 SY 1.5 1.3 1.2 73.3 0.8 2<br />

96 81 161 SY 35.3 30.3 1.2 90.7 1.1 32<br />

TOTAL 1655.7 1816.9 0.9 98.1 3.1 534<br />

* mit Spüllöchern in der Lippe<br />

Von der Bohrungslänge von 1670.3 m wurden 1655.7 m gekernt. Die fehlenden<br />

14.6 m sind in Tabelle 22 aufgelistet.


NAGRA NTB 94-09 - 88-<br />

Tabelle 22:<br />

Nicht gekernte Abschnitte in SB1<br />

von (m) bis (m) (m)<br />

0.0 3.1 3.1 Bohrkeller<br />

1000.5 1010.5 10.0 durch Rechenfehler zugebohrt<br />

1212.2 1212.9 0.7 I<br />

1632.7 1633.0 0.3 r Bohrlochsohle mit Rollenmeissel/Fräse<br />

1634.5 1635.0 0.5 J reinigen<br />

Der relativ schlechte Bohrfortschritt für die Krone Nr. 7576 ist durch den teilweisen<br />

Einsatz in der Klarwasserstrecke bedingt, da hier mit zu geringem Andruck und zu<br />

niedriger Drehzahl gebohrt werden musste.<br />

Die geringen Kernleistungen von 0.1 mund 0.7 m wurden durch Kronenschädigung<br />

infolge umfangreichen Nachbohrens und Bohrens von Schrott auf Sohle verursacht.<br />

6.<strong>10.2</strong> Erweiterungswerkzeuge<br />

Für das Erweitern der Kernstrecken wurden die in der folgenden Tabelle 23 aufgeführten<br />

Rollenmeissel eingesetzt.<br />

Tabelle 23:<br />

Erweiterungswerkzeuge SB1<br />

Grässe Serien- Typ Erweiterungs- Fort-<br />

Nummer strecke zeit schritt<br />

11<br />

m h m/h<br />

17 1/2 79735 L3A 57.9 51.0 1.1<br />

121/4 37175 L3S 250.0 94.8 2.6<br />

81/2 NA7441 SDGH 291.7 111.0 2.6<br />

81/2 XE6267 DGHJ 228.5 93.5 2.4<br />

81/2 263570 LH2 91.8 56.0 1.6<br />

81/2 NA8751 FDGH 75.0 31.75 2.4<br />

Für die Erweiterung des 96 mm Abschnitts können aufgrund der beschriebenen Fangund<br />

Fräsarbeiten und dem starken Kaliberverschleiss an den Erweiterungswerkzeugen,<br />

- hauptsächlich bei den Fräsern, aber auch an der Diamantkrone - keine<br />

repräsentativen Daten angegeben werden.<br />

6.10.3 Sonstige Werkzeuge<br />

Neben den ROllenmeisseln, die zum Aufbohren der Rohrschuhe und für Nachbohrarbeiten<br />

eingesetzt wurden, benutzte man mehrfach Stirnfräser zum Beseitigen von<br />

Schrott.


- 89 - NAGRA NTB 94-09<br />

6.11 Spezielle Arbeiten<br />

6.11.1 Fangarbeit TI Hilfsverrohrung<br />

Nachdem die 7" Hilfsverrohrung ausgebaut war, zeigte sich, dass nicht nur das untere<br />

Rohr sich abgeschraubt, sondern auch weitere Verbindungen sich schon gelockert<br />

hatten, obwohl die Hilfsverrohrung mit Linksgewinden versehen war, die ein<br />

Entschrauben durch den Bohrvorgang verhindern sollten. Der zweite Fangversuch mit<br />

Rohrkrebs brachte das Rohr zutage, es fehlte aber noch der ca. 50 cm lange Rohrschuh.<br />

Dieser konnte bei einem dritten Fangversuch ebenfalls geborgen werden. Mit<br />

dem erneuten Einbau der Hilfsverrohrung konnten die Fangarbeiten nach 55 h erfolgreich<br />

abgeschlossen werden. Die Beschädigung der Hilfsverrohrung wird in erster Linie<br />

durch die extremen Bohrstrangvibrationen beim Kernen mit Klarwasser entstanden<br />

sein.<br />

6.11.2 Fangarbeit Packergarnitur<br />

Die Packergarnitur war im Hinblick auf die Bohrlochsituation speziell zusammengestellt<br />

worden. Das zu testende Intervall reichte von 1340.0 m bis Sohle. Die Verwässerung<br />

der Spülung durch den Zulauf von Wasser aus den Kalken während der Testarbeiten<br />

musste verhindert werden, um die zu Nachfall neigende Zone von 1101 - 1130 m nicht<br />

instabil werden zu lassen. Es wurde daher ein zweiter Packer bei 1142 m in den Teststrang<br />

aufgenommen. Aufgrund der an der Bohrung vorhandenen Tubinglängen und<br />

Übergänge wurde eine Garnitur gemäss Tabelle 24 eingebaut:<br />

Tabelle 24:<br />

havarierte Testgarnitur SB1<br />

894m 2 7/8 11 EU Tubing ,Stator Moineaupumpe, Übergang<br />

241 m 2 3/8 11 NU Tubing<br />

11 m Probe Carrier, Sicherheitsverbinder, Übergang, Top-Packer, Übergang<br />

192 m 2 7/8 11 EU Tubing<br />

2m<br />

Übergang, Bottom-Packer<br />

30 m 2 3/8 11 EU Tubing<br />

Bei den Versuchen, die Garnitur nach Testende freizuziehen, wurde der untere Übergang<br />

von Packerkörper zum Tubing aus dem Top-Packergehäuse herausgerissen. Als<br />

Fisch verblieben im Bohrloch 192 m 27/8"EU Tubing, der Bottom-Packer und 30 m<br />

2 3/8"EU Tubing, Kopf Fisch damit bei ca. 1120 m. Mit einem aus einem Stück 5 1/2"<br />

Seilkerngestänge hergestellten Fangwerkzeug konnte der Fisch bis 1315.4 m überwaschen<br />

werden. Dann traten hohe Drehmomente und Überlast beim Anfahren auf.<br />

Nach Ausbau der Fanggarnitur zeigte sich, dass die 2 7/8"EU Tubinge und der Übergang<br />

auf den unteren Packer gefischt worden waren. Auch hier war der Übergang aus<br />

dem Packerkörper ausgerissen worden. Weiterhin im Loch verblieben der untere<br />

Packer und die 2 3/8"EU Tubinge, Kopf Fisch damit bei 1310.9 m.<br />

Beim erneuten Einbau der Fanggarnitur musste ab 1120 m nachgebohrt werden, ab<br />

1131 m war kein Fortschritt mehr zu erzielen. Daraufhin wurde das Kernrohr eingebaut<br />

und mit erheblichem Widerstand von 1104 m bis 1310.9 m nachgebohrt, mehrfach<br />

wurde das Innenrohr voll Nachfall gezogen.


NAGRA NTB 94-09 - 90-<br />

Ein Overshot wurde als nächstes Fangwerkzeug eingebaut. Damit bohrte man<br />

zunächst ab 1120 m nach und schob dann ab 1310.9 m den Fisch vor sich her, bis<br />

dieser auf Sohle aufstand und von 1354.2 m bis 1357.2 m überwaschen wurde. Der<br />

Pumpendruckanstieg zeigte, dass der Packer mit dem Overshot verbunden war.<br />

Dieser Fangversuch brachte den restlichen Fisch zutage.<br />

Auch während der Fangarbeiten musste die Bohrspülung laufend behandelt werden,<br />

da die Zuflüsse ständig die Fliesswerte reduzierten und das Gewicht verringerten.<br />

6.11.3 Fangarbeit 3 1/2" Gestänge<br />

Die Fangarbeiten auf den durchgefallenen 3 1/2 11<br />

GWSK Bohrstrang ist im folgenden in<br />

Stichworten kurz aufgelistet:<br />

• An den Bohrstrang, der ca. 230 m weit bis 1388.5 m gefallen war, konnte gesund<br />

verbunden werden<br />

• Zugversuche bis 40 t ohne Erfolg, Bruch eines Gestängeverbinders bei ca. 50 m<br />

• Einbau Rohrkrebs (Bowen L&L), rutscht durch, Ausbau<br />

• Einbau Rohrkrebs (Bowen FC), Zugversuche ohne Erfolg, links abgeschraubt,<br />

als Fisch verbleiben Krone, Übergang und Kernrohrstabi = 0.62 m im Bohrloch<br />

• Einbau 1. Stirnfräser (0 104 mm) Fräsen des Fisches in 5.75 h<br />

• anschliessend Erweitern des Bohrlochs mit Fräser auf 104 mm<br />

• bei 1436.7 m schlagartig hohe Drehmomente, Gewindezapfenbruch in der 25.<br />

Stange bei ca. 220 m<br />

• Einbau Rohrkrebs (Bowen FC), Fangpunkt ca. 20 m tiefer als Bruchteufe (d.h.<br />

der Strang ist nach dem Bruch durchgefallen; das Bohrloch war in diesem<br />

Bereich stark ausgekesselt)<br />

• Zugversuche bis 40 t ohne Erfolg, bei 50 t Gewindezapfenbruch bei ca. 650 m<br />

• Einbau Rohrkrebs (Bowen FC), über den Fisch gespült mit 80 bar und 800 I/min,<br />

Zugversuche bis 40 t ohne Erfolg<br />

• Versuche, durch Linksdrehen den Fisch zu verkürzen, o. E., Ausbau Rohrkrebs<br />

• Gestänge bei 1452.0 m mit Wireline-Cutter abgeschossen<br />

• Einbau Rohrkrebs (Bowen FC), Zugversuche 15 - 40 t, nach 45 min. am<br />

Schusspunkt abgerissen, als Fisch im Bohrloch verblieben: Fräser, Übergang,<br />

Stabilisator und Gestängerest = 2.44 m<br />

• Einbau 2. Stirnfräser (0 104 mm), Fräsen bis 1453.3 m, kein Fortschritt mehr,<br />

Ausbau<br />

• Einbau 3. Stirnfräser (0 104 mm), Fräsen bis 1453.7 m, kein Fortschritt mehr,<br />

Ausbau<br />

• Einbau 4. Stirnfräser (0 104 mm), Fräsen bis 1453.8 m, kein Fortschritt mehr,<br />

Ausbau<br />

• Einbau 5. Stirnfräser (0 104 mm), Fräsen bis 1454.4 m (= Unterkante Fisch)<br />

Mit diesem Fräser wurde anschliessend das Bohrloch erweitert.


- 91 - NAGRA NTB 94-09<br />

6.12 Wartung und Reparatur<br />

Bedingt durch die lange Einsatzzeit und die hohe Belastung der Anlage hinsichtlich<br />

Drehmomenten, Hakenlasten und häufigen Ein- und Ausbauten erhöhten sich die<br />

Reparaturarbeiten gegen Ende der Bohrung.<br />

Von den 263.5 h Wartungs- und Reparaturzeit wurden allein 172.75 h für sechs<br />

umfangreichere Reparaturen benötigt (Tabelle 25). Alle anderen Arbeiten konnten<br />

kurzfristig erledigt werden. Folgenschwer war allerdings der Bruch eines Hydraulikzylinders<br />

der Abfangvorrichtung, der die obengenannten Fangarbeiten zur Folge hatte.<br />

Tabelle 25:<br />

Reparaturen SB1<br />

Hebewerkskupplung 23. - 25.01 1991 63 h<br />

Kraftd rehkopf 10. - 11.06.1991 41 h<br />

Hydraulikaggregat 28. - 29.09.1991 31.25 h<br />

Hydrauliksteuerblock 14.11.1991 14.75 h<br />

Kupplungszylinder 28. - 29.01.1992 14.75 h<br />

Getriebelager 30.01.1992 8 h<br />

6.13 Bohrlochverlauf<br />

Die Bohrung zeigt bis ca. 260 m eine Neigung von max. 1 ° aus der Vertikalen, baut<br />

nachfolgend kontinuierlich Neigung in west- südwestliche Richtung auf und erreicht bei<br />

1127 m das erste Neigungsmaximum mit 9.2°.<br />

Mit Durchteufen der kalkigen Formationen verringert sich die Neigung unter leichtem<br />

Abdrehen der Bohrung in südwestliche Richtung bis auf 7.2°, um in der komplexen<br />

Flyschzone einen weiteren Anstieg auf maximal 9.4° zu erfahren.<br />

Auf Endteufe weicht die Bohrung um 156.7 m nach Azimut 244° vom Bohrungsansatzpunkt<br />

ab. Die Vertikalteufe beträgt 1660.4 m.<br />

Der Bohrlochverlauf ist in den Beilagen 6.18 und 6.19 grafisch und tabellarisch dargestellt.<br />

6.14 Zeitaufteilung<br />

Gut ein Drittel der benötigten Gesamtzeit der Bohrung wurde für die wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen benötigt.<br />

Mit zunehmender Teufe hat jedoch der Anteil für das Kernen überproportional zugenommen,<br />

da erheblich mehr Zeit für das Kernziehen benötigt wurde, insbesondere<br />

durch vermehrt auftretende Kernklemmer. Bemerkenswert ist der doch relative grosse<br />

Zeitanteil von ca. 10 0 /0 der gesamten Bohrzeit, der durch den Arbeitsunterbruch über<br />

Weihnachten sowie den Stillstand beim Einbau des Langzeitbeobachtungssystems<br />

bedingt ist.<br />

In Beilage 6.20 ist eine grafische Darstellung der Zeitaufteilung beigefügt.


NAGRA NTB 94-09 - 92-


- 93- NAGRA NTB 94-09<br />

7 SONDIERBOHRUNG SB6<br />

7.1 Einleitung<br />

Das Erreichen der geplanten Untersuchungsziele für diese Bohrung stellte an die<br />

Bohrtechnik trotz der geringen Tiefe hohe Anforderungen. Zum einen wurden eingeschaltete<br />

Lockergesteinslagen bis ca. 450 m prognostiziert, zum anderen wurde vollständiger<br />

Kerngewinn gefordert. Insbesondere galt dies gerade für die Lockergesteinslagen,<br />

sowie in der Moräne und der Rutschmasse von Altzellen.<br />

Die Bohrarbeiten für die Sondierbohrung SB6 wurden am 2. September 1991 begonnen.<br />

Nach anfänglich erheblichen Schwierigkeiten in den unverfestigten Moränen- und<br />

Schuttlagen konnte die Bohrung erfolgreich bis auf 430.6 m Endteufe vorgetrieben<br />

werden.<br />

Zur Optimierung der Kerngewinne und -qualität wurden fast ausschliesslich Kernmärsche<br />

von maximal 1.2 - 1.6 m Länge gebohrt. Dies bedeutete zwar einen zeitlichen<br />

Mehraufwand, der jedoch durch die verbesserten Kerngewinne gerechtfertigt war.<br />

Die Bohrung wurde mit einem Kernrohr am Im-Loch-Hammer begonnen, da dieses<br />

Verfahren im Lockergestein den besten Kerngewinn erwarten lässt. Die durch<br />

Wasserzuflüsse bedingten Schwierigkeiten führten zu mehreren Wechseln des Kernsystems,<br />

bis dann ab 73.7 m im Seilkernverfahren weitergebohrt wurde.<br />

Im Gegensatz zu den anderen Sondierbohrungen am Wellenberg wurde diese<br />

Bohrung vor Erreichen der geplanten Endteufe beendet, da das geowissenschaftliche<br />

Ziel erreicht war.<br />

Das Ende der Bohraktivitäten und insbesondere der definitive Entscheid über den<br />

Endausbau der Bohrung erfolgten dadurch sehr kurzfristig.<br />

7.2 Geologisches Profil und Verrohrungsteufen<br />

Die Sondierbohrung SB6 sollte die Lockergesteinsfüllung des Engelberger Tals bis auf<br />

den anstehenden Fels erkunden. U.a. sollte durch Pollenanalysen in den einzelnen<br />

Lockergesteinslagen die zeitliche Entstehung der Talfüllung ermittelt werden. Ihr<br />

Bohrstandort wurde daher erst anhand von Auswertungen der Refraktionsseismik<br />

festgelegt.<br />

Das erwartete geologische Profil ist in Tabelle 26 aufgelistet.<br />

Tabelle 26:<br />

bis<br />

Geologisches Profil SB6 (Planung)<br />

Formation<br />

20 m Moräne<br />

60 m Rutschmasse von Altzellen<br />

450 m Valanginien-Mergel, verrutscht oder versackt, mit Quartäreinschaltungen<br />

500 m Quintner Kalk


NAGRA NTB 94-09 - 94-<br />

Als Verrohrungsabschnitte wurden daher Top Mergel für die 9 5/8" Verrohrung, so tief<br />

wie möglich im verrutschten Mergel für die 1" Verrohrung und als Reserve die<br />

5" Verrohrung im Top Quintnerkalk geplant.<br />

Angetroffen wurde in Tabelle 27 und Beilage 7.1 beschriebene geologische Profil.<br />

Tabelle 27:<br />

bis<br />

Geologisches Profil SB6 (angetroffen)<br />

Formation<br />

39.2 m Moräne<br />

67.6 m Hangschutt<br />

262.8 m Rutschmasse<br />

430.6 m anstehender Valanginien-Mergel<br />

Die 95/8" Verrohrung wurde aus technischen Gründen bei 166.4 m abgesetzt, da<br />

während der Bohrarbeiten eine Überarbeitung der seismischen Daten zeigte, dass die<br />

Basis Rutschmasse bis 400 m Tiefe reichen könne, ein Absetzen im Top Mergel war<br />

damit nicht mehr zu erreichen.<br />

Nachdem ab 266.8 m Valanginien-Mergel erbohrt wurde, der bis 430.6 m keine Anzeichen<br />

aufwies, dass es sich dabei um verrutschte oder versackte Mergelpakete<br />

handelt, war das Ziel der Bohrung erreicht, die Lockergesteinsfüllung zu durchbohren.<br />

Ein weiteres Vertiefen war daher nicht mehr erforderlich.<br />

Der Einbau der 7" Verrohrung erfolgte lediglich bis 332.1 m, um den letzten Bohrlochabschnitt<br />

für eine Langzeitbeobachtung unverrohrt stehen zu lassen. Ende Juni<br />

1993 wurde ein Kunststoff-Doppelpackersystem für hydrochemische Wasserprobennahmen<br />

eingebaut.


- 95- NAGRA NTB 94-09<br />

7.3 Technische Daten der Bohrung<br />

Die folgende Tabelle 28 gibt eine Übersicht über die wesentlichen Bohrungsdaten:<br />

Tabelle 28: Bohrungsdaten SB6<br />

Koordinaten<br />

Höhe über dem Meer<br />

Bohranlage<br />

erster Bohrtag<br />

Endteufe erreicht<br />

Beginn Abbau Bohrgerät<br />

Endteufe Bohrteufe<br />

Vertikalteufe<br />

Gesamtabweichung<br />

nach Azimut<br />

Verrohrung<br />

13 3/8" Schutzrohrtour<br />

9 5/8" Standrohr<br />

T' Verrohrung<br />

671 608<br />

191 976<br />

628.2 m<br />

Wirth B3A<br />

02.09.1991<br />

10.12.1991<br />

15.01.1992<br />

430.6 m<br />

430.2 m<br />

16.0 m<br />

307 0<br />

bis 15.0 m<br />

bis 166.4 m<br />

bis 332.1 m<br />

Das Bohrlochbild ist in Beilage 7.1 mit seinen wesentlichen Daten gezeigt.<br />

7.4 Chronologie der Bohrung<br />

Der Ablauf der Bohrarbeiten ist im Zeit-Teufendiagramm in Beilage 7.1 grafisch dargestellt.<br />

7.4.1 Bohrlochabschnitt von 2.7 - 166.7 m<br />

02.09.1991 - 17.09.1991 Kernbohrung 146/122 mm , 2.7 -73.5 m, Einbau der<br />

230 mm und 160 mm Hilfsverrohrung, Nachbohrarbeiten,<br />

Tiefersetzen, Aus- und Wiedereinbau der Hilfsverrohrungen,<br />

etc.<br />

(07.09.1991 - 09.09.1991 Unterbruch aufgrund Lärmschutz (Schlaggeräusche des<br />

Im-Loch-Hammers) am Wochenende<br />

11.09.1991 Aufbau Schallschutzwand)<br />

17.09.1991 - 18.09.1991 Fangarbeit auf gebrochenen Kernrohrkopf<br />

18.09.1991 - 29.09.1991 Kernbohrung 146 mm, 73.5 - 166.7 m<br />

29.09.1991 Fluid-Logging, Kaliberlog<br />

29.09.1991 - 06.10.1991 Hydraulischer Test RM1, RM2, RM3, RM4


NAGRA NTB 94-09 - 96 -<br />

06.10.1991 Roundtrip<br />

06.10.1991 - 07.10.1991 Geophysikalische Messungen, CAL, OLL, GR, SP, MSFL,<br />

LOT, CNT, SOT-AS, FMS<br />

07.10.1991 - 09.10.1991 Ausbau 190 mm Hilfsverrohrung, Roundtrips, Spülüngsarbeiten,<br />

Geophysikalische Messungen o.E., Ausbau<br />

230 mm Hilfsverrohrung, Roundtrip<br />

10.10.1991 Erweiterung auf 17 1/2" bis 10.9 m<br />

10.10.1991 - 12.10.1991 Einbau 13 3/8" Rohre und Zementation in mehreren<br />

Etappen<br />

12.10.1991 - 17.10.1991 Erweiterung auf 121/4" bis 166.7 m<br />

17.10.1991 - 18.10.1991 Einbau 95/8" Rohre und Zementation<br />

18.10.1991 - 20.10.1991 Zementerhärtung<br />

20.10.1991 - 21.10.1991 Aufbohren Rohrschuh, Einbau TI Hilfsverrohrung<br />

7.4.2 Bohrlochabschnitt von 166.7 - 430.6 m<br />

21.10.1991 - 23.10.1991 Kernbohrung 146 mm, 166.7 - 180.0 m<br />

23.10.1991 Preventermontage<br />

23.10.1991 - 30.10.1991 Kernbohrung 146 mm, 180.0 - 257.6 m<br />

30.10.1991 - 08.11.1991 Hydraulischer Test RM5, RM6, RM7, RM8<br />

08.11.1991<br />

Roundtrip<br />

09.11.1991 - 16.11.1991<br />

16.11.1991 - 25.11.1991<br />

25.11.1991 - 10.12.1991<br />

10.12.1991 - 16.12.1991<br />

16.12.1991 - 17.12.1991<br />

Kernbohrung 146 mm, 257.6 - 316.8 m<br />

Hydraulischer Test VM1, VM2<br />

Kernbohrung 146 mm, 316.8 - 430.6 m<br />

Hydraulischer Test VM3, VM4<br />

Geophysikalische Messungen, HOLL, SP, NGS, MSFL,<br />

CAL, GR, SOT-AS, LOT, CNT, FMS, VSP<br />

17.12.1991 - 18.12.1991<br />

18.12.1991 - 19.12.1991<br />

19.12.1991<br />

20.12.1991 - 06.01.1992<br />

06.01.1992<br />

Roundtrip mit Spülungsaustausch<br />

Fluid-Logging<br />

Roundtrip<br />

Wei hnachtsu nterbruch<br />

Abbau Preventer, Ausbau 7" Hilfsverrohrung<br />

07.01.1992 - 10.01.1992 Erweiterung auf 8 1/2" bis 333.8 m<br />

10.01.1992 - 11.01.1992 Einbau 7" Rohre und Zementation<br />

11.01.1992 - 13.01.1992 Zementerhärtung<br />

13.01.1992 - 14.01.1992 Aufbohren Rohrschuh, Roundtrip mit Klarspülen der<br />

Bohrung<br />

14.01.1992<br />

15.01.1992<br />

Kaliberlog<br />

Einbau Grundfos-Pumpe, Spiegel absenken, Ausbau<br />

Pumpe<br />

15.01.1992<br />

Beginn Abbau


- 97- NAGRA NTB 94-09<br />

7.5 Bohrvorgang<br />

7.5.1 Bohrlochabschnitt von 2.7 - 166.7 m<br />

7.5.1.1 Kernen<br />

Die Bohrarbeiten wurden am 2. September 1991 mit einem Kernrohr und druckluftbetriebenem<br />

Im-Loch-Hammer begonnen. Bei diesem Verfahren muss ständig eine<br />

Verrohrung zur Stabilisierung des Bohrloches nachgeführt werden, da eine Bohrspülung<br />

mit Stützwirkung auf die Bohrlochwand fehlt. Die übliche Vorgehensweise,<br />

abwechselnd Kernen und Hilfsverrohrung nachziehen, wurde durch einzelne Blöcke<br />

behindert, sodass die Hilfsverrohrung nicht kontinuierlich nachgeführt werden konnte.<br />

Mehrfach wurde der Einbau von Meisselgarnituren und zum Teil Ziehen der 190 mm<br />

und 229 mm Hilfsverrohrungen erforderlich, um diese Blöcke dann mit Rollenmeisseln<br />

aufzubohren. Dazu musste jeweils die Bohrung wieder mit Spülung gefüllt und nachher<br />

zum Kernen wieder ausgeblasen werden.<br />

In dem aus Gehängeschutt, Moränen und Seebodenablagerungen bestehenden<br />

Lockermaterial traten durch diese wechselnden Bohrlochbedingungen erhebliche<br />

Probleme mit Nachfall auf, verstärkt durch deutliche Wasserzuflüsse. Dies führte dazu,<br />

dass man ab 31.1 m (KM 23) versuchte, mit Seilkernrohr weiterzuarbeiten, eingesetzt<br />

wurde der Typ SK6L. Hohe Kernverluste machten jedoch den erneuten Versuch des<br />

Hammer-Kernens ab 32.2 m (KM 25) notwendig. Aufgrund des instabilen Bohrlochs,<br />

nur Nachfall im Kernrohr, musste ab 39.0 m (KM 29) dann doch mit Seilkernrohr<br />

weitergearbeitet werden.<br />

Weiterhin starke Schwierigkeiten durch Nachfall und Spülungsverluste, aber auch<br />

Wasserzulauf, sowie schlechte Kerngewinne erforderten bei 52.4 m (KM 39) Sanierungsmassnahmen,<br />

d.h. das Tiefersetzen der Hilfsverrohrungen.<br />

Erst nach mehreren Versuchen - letztendlich durch Erweitern des Bohrlochs mit einem<br />

12 1/4" (311 mm) Hole-Opener bis 25 m - konnten die 229 mm Hilfsverrohrung von<br />

14.9 bis 24.0 m und die 190 mm Hilfsverrohrung von 35.0 m bis 52.0 m zur Sicherung<br />

des Bohrlochs tiefer eingebaut werden.<br />

Erneut wurde mit Einfachkernrohr und Im-Loch-Hammer weitergekernt, da hiermit der<br />

Kerngewinn deutlich besser als mit Seilkernrohr war. Bei 63.2 m (KM 47) wurde jedoch<br />

aus technischen Gründen wieder auf das Seilkernrohr umgestellt, denn das ständig<br />

zufliessende Wasser erzeugte in dieser Teufe einen so hohen hydrostatischen<br />

Gegendruck, dass der Hammer nicht mehr genügend Leistung entwickelte. Nachdem<br />

die 190 mm Hilfsverrohrung bis auf 63.0 m nachgedreht worden war und damit durch<br />

den Gehängeschutt bis in den Top Rutschmasse reichte, führten zu hohe Kernverluste<br />

beim Seilkernen dazu, dass ab 71.6 m trotzdem erneut versucht wurde, mit dem<br />

Hammer weiterzukernen. Dabei trat nach dem zweiten Kernmarsch bei 73.5 m (KM<br />

56) ein Bruch im Übergang vom Hammer zum Kernrohr auf und das Kernrohr verblieb<br />

im Bohrloch.<br />

Erst mit dem 5. Fangversuch konnte das Kernrohr geborgen werden, 0.2 m Teufe<br />

waren bei Fangversuchen mit Überwaschrohren zusätzlich erbohrt worden.


NAGRA NTB 94-09 - 98-<br />

Der erneute Versuch, mit Hammer weiterzukernen, schlug fehl, und es wurde ab<br />

73.7 m endgültig auf Seilkernen umgestellt. Mit Kurzkernmärschen konnte dann doch<br />

ein weitgehend vollständiger Kerngewinn bis 166.7 m (KM 166) erreicht werden, da die<br />

Rutschmasse mit zunehmender Teufe besser konsolidiert und standfester wurde.<br />

Dann wurde für das Absetzen der 9 5/8" Verrohrung gestoppt.<br />

Nach zwei Temperatur-Leitfähigkeit-Logs und einem Kaliberlog folgten Hydrotests<br />

(RM1 - RM4). Vor den geophysikalischen Logs wurde noch das Bohrloch bis Sohle<br />

befahren.<br />

7.5.1.2 Erweitern 171/2 11 und 12 1/4 11 ; 133/8 11 und 95/8 11 Verrohrung<br />

Nach dem geophysikalischen Logging von 63 m bis Sohle baute man die 190 mm<br />

Hilfsverrohrung aus und erweiterte das Bohrloch von 24.0 m (Rohrschuh 229 mm<br />

Hilfsverrohrung) bis 83.0 m auf 7 7/8" mit Ro"enmeissel. Ziel dieser Arbeit war es, den<br />

Bereich von 24 m bis 63 m (vorheriger Rohrschuh 190 mm Hilfsverrohrung) ebenfalls<br />

geophysikalisch vermessen zu können.<br />

Da aber auch trotz mehrfachem Befahren und Nachbohren das Bohrloch ständig<br />

wieder kollabierte, konnte das Logging nicht durchgeführt werden. Bei den Nachbohraktivitäten<br />

zeigte sich, dass die 229 mm Hilfsverrohrung bereits hinterspült und<br />

auch der Bohrke"er immer mehr unterspült wurde. Nach dem Ausbau der 229 mm<br />

Hilfsverrohrung und vor dem Erweitern auf 12 1/4" waren daher Massnahmen zum<br />

Schutz gegen weiteres Unterspülen des Bohrke"ers notwendig.<br />

Nach Befahren/Erweitern mit 17 1/2 11<br />

Rollenmeissel bis 10.9 m erfolgte der Einbau<br />

einer 13 3/8" Verrohrung bis 15.0 m ohne Widerstand, die dann massiv aufstand und<br />

auch drehend nicht mehr tiefer einzubauen war. Die Rohre wurden durch einen 1.9 11<br />

Tubing, eingebaut hinter den 13 3/8" Rohren, in mehreren Etappen mit 8.5 m 3<br />

Zementbrühe zementiert.<br />

Erst dann konnte mit dem Erweitern auf 12 1/4" begonnen werden. Die Erweiterungsarbeiten<br />

wurden ebenfalls durch Nachfa" erschwert und erforderten mehrere Roundtrips,<br />

bis mit dem Einbau der 9 5/8" Verrohrung begonnen werden konnte. Die Rohre<br />

wurden bei 166.4 m mit 7.5 m 3 Zementbrühe zementiert. Nach Zementerhärtung und<br />

Aufbohren des Rohrschuhbereichs mit 8 1/2" Rollenmeissel erfolgte der Einbau der 7 11<br />

Hilfsverrohrung bis 166.7 m und die Vorbereitungen für die Preventermontage.<br />

7.5.2 Bohrlochabschnitt 166.7 - 430.6 m<br />

7.5.2.1 Kernen 146 mm<br />

Die Bohrarbeiten wurden mit dem SK6L-Kernrohr wieder aufgenommen und mit Kurzkernmärschen<br />

weitergeführt. Kernqualität und Kerngewinn wurden mit zunehmender<br />

Teufe gut bzw. vollständig. Für die Montage des Preventers wurde bei 180.0 m (KM<br />

191) kurz unterbrochen.<br />

Bei 257.6 m (KM 297) fand ein 8-tägiger Unterbruch für Hydrotests (RM5 - RM8) statt.<br />

Ein Roundtrip mit 5 5/8" Rollenmeissel, mit dem das Bohrloch von 216 m bis Sohle


- 99- NAGRA NTB 94-09<br />

nachgeräumt wurde, erfolgte vor dem Wiedereinbau der Kerngarnitur. Bei Kernmarschlängen<br />

von 1.2 - 1.6 m Länge konnten vollständiger Kerngewinn und gute<br />

Kernqualität erreicht werden. Ein Unterbruch für Hydrotests (VM1, VM2) dauerte 10<br />

Tage ab dem 16. November 1992 bei 316.8 m (KM 361).<br />

Die Absetzteufe für die TI Verrohrung war inzwischen bei ca. 430 m vorgesehen.<br />

Daher kernte man nach Abschluss der Testarbeiten weiter bis 430.6 m (KM 443). In<br />

dieser Teufe lief dann das vorgesehene Test- (VM3, VM4) und Messprogramm ab.<br />

Zusätzlich erfolgte jedoch auch noch eine VSP-Messung, um für das weitere Vorgehen<br />

Entscheidungsgrundlagen zu erhalten.<br />

Ein Roundtrip mit Spülungsaustausch für das Fluid Logging und das Fluid Logging<br />

selbst folgten. Während des Fluid-Loggings wurde an hand der VSP-Auswertung<br />

beschlossen, die Bohrung nicht weiter zu vertiefen, d.h. die 430.6 m stellten die<br />

Endteufe dar. Das Ziel der Bohrung, die Lockergesteinsfüllung des Engelberger Tals<br />

zu durchteufen, war bereits erfüllt. Für eine Langzeitbeobachtung sollte das Bohrloch<br />

mit einem 3-Zonen-Zementpackersystem komplettiert werden.<br />

Am 19. Dezember 1991 waren die Messarbeiten beendet. Nach dem Einzirkulieren<br />

von Spülung legte man die Bohrung für die Weihnachts- und Neujahrszeit still, das<br />

Bohrloch wurde mit Preventer und Kellyhahn eingeschlossen.<br />

7.5.2.2 Erweitern 8 1/2" und 7" Verrohrung<br />

Am 6. Januar 1992 wurden die Arbeiten mit dem Ausbau der 7" Hilfsverrohrung wieder<br />

aufgenommen, und es begannen die Erweiterungsarbeiten auf 8 1/2" Durchmesser mit<br />

einem Rollenmeissel. Der grössere Durchmesser gegenüber dem 146 mm Kernbohrloch<br />

sollte die Einbaubedingungen für das Zementpackersystem verbessern.<br />

Noch während der Erweiterungsarbeiten wurde als alternativer Ausbau vorgeschlagen:<br />

• nur bis ca. 330 m zu erweitern, bis dahin verrohren und die unteren 100 mohne<br />

weitere Einbauten als offenes Bohrloch bestehen lassen.<br />

Zeitweilig mussten daher beide Ausbauvarianten vorbereitet werden, um den kontinuierlichen<br />

Ablauf der Arbeiten sicherstellen zu können, bis der Entscheid zugunsten der<br />

zweiten Variante fiel.<br />

Bei 333.8 m stoppte man folglich das Erweitern und baute die 7" Verrohrung bis<br />

332.1 m ein. Nach der Zementation wurde der Rohrschuh mit einem 6" Rollenmeissel<br />

aufgebohrt und anschliessend das Bohrloch mit einem 5 7/8" Rollenmeissel bis zur<br />

Sohle befahren und mit getracertem Wasser klargespült.<br />

Als letzte Aktivitäten erfolgten noch ein Kaliberlog im Open hole- Bereich und der<br />

Einbau einer Grundfos-Pumpe bis 153 m, mit der der Wasserspiegel ca. 115 m abgesenkt<br />

wurde.<br />

Am 15. Januar 1992 wurde nach Ausbau der Pumpe die Bohranlage für den Abbau<br />

freigegeben und innerhalb einer Woche abtransportiert.


NAGRA NTB 94-09 - 100-<br />

7.6 Verrohrungen und Zementationen<br />

7.6.1 133/8" Rohrtour<br />

Die 13 3/8" Rohrtour war als mögliche Reserve zur Sicherung des obersten Bohrlochabschnitts<br />

eingeplant gewesen. Ihr Einbau bis 15.0 m wurde erforderlich, da das<br />

weitere Unterspülen des Bohrkellers beim Erweitern auf 12 1/4" für den 95/8" Rohreinbau<br />

verhindert werden musste.<br />

Zwei Rohre wurden ohne weiteres Zubehör eingebaut, unterhalb des Rohrschuhbereichs<br />

eine dicke Bentonitspülung einzirkuliert und dann über Zementierlanzen im<br />

Ringraum zementiert. Die Zementation erfolgte in 6 Schritten, da das erforderliche<br />

Zementvolumen unbekannt war. Statt des theoretischen Volumens (17 1/2" Bohrloch<br />

zu 13 3/8 11<br />

Rohren) von ca. 970 I wurden ca. 8.7 m 3 benötigt, bis der Zement bis<br />

zutage zu stehen kam. Es wurde anfangs PCHS-Sulfacem Zement, später normaler<br />

Bauzement verwendet, angemischt jeweils auf ein Brühegewicht von 1.80 kgll.<br />

Die Verrohrung wurde nach der Zementerhärtung auf Kellersohlenniveau geschnitten.<br />

Ein Zementaufbohren war nicht erforderlich, da aus dem Ringraum kein Zement ins<br />

Bohrloch gelaufen war.<br />

Eine Rohrliste und Zementationsbericht wurden nicht erstellt.<br />

7.6.2 95/8" Standrohr<br />

Das 9 5/8 11<br />

Standrohr wurde bei 166.4 m mit Rohrschuh und Collar eingebaut. Auf den<br />

Einsatz von Zentralizern musste verzichtet werden, da die Bohrlochstabilität zu gering<br />

war. Die Zementation erfolgte mit 7.5 m 3 Zementbrühe (SG 1.84 kg/l) mit Vor- und<br />

Nachstopfen. Obwohl mit gut 40 % Überschuss zementiert wurde, trat nur eine Mischzone<br />

zutage. Der Rohrschuhbereich wurde ab 152 m mit 8 1/2 11<br />

RM aufgebohrt.<br />

Die Rohrliste und der Zementationsbericht sind in den Beilagen 7.2 und 7.3 enthalten.<br />

7.6.3 7" Verrohrung<br />

Die 7" Verrohrung wurde zentriert und, mit Rohrschuh und Anschlag bestückt, ohne<br />

Schwierigkeiten bis 332.1 m eingebaut. Die ersten vier Verbindungen waren nach dem<br />

Verschrauben zusätzlich verschweisst worden.<br />

Die Zementation erfolgte als Zweistopfenzementation mit 6 m 3 PCHS-Sulfacem<br />

Zementbrühe, die im Premixtank vorgemischt wurde. Nach Verpumpen von 1.5 m 3<br />

Wasserspacer, der Zementbrühe und 6.6 m 3 Spülung als Nachpumpvolumen wurde<br />

der Anschlag passend erreicht. Es traten ca. 0.5 m 3 Zementbrühe als Überschuss<br />

zutage.<br />

Die Rohrliste und der Zementationsbericht sind in den Beilagen 7.4 und 7.5 enthalten.


- 101 - NAGRA NTB 94-09<br />

7.7 Preventeranlage, Bohrlochverflanschung<br />

Nach Einbau der 9 5/8" Verrohrung wurde auf die eingebaute 7" Hilfsverrohrung eine<br />

Preventeranlage aufgebaut. Sie bestand aus einem 7 1/16" x 3000 psi Ringpreventer<br />

mit Manifold, Separator und Fackel.<br />

Mit einem Blindflansch auf dem 1" Bodenflansch wurde das Bohrloch nach Bohrungsende<br />

verschlossen, ein Hahn und ein Manometer waren in die Gewindeanschlüsse<br />

montiert worden.<br />

Anstelle des Blindflansches wurde später ein Flanschdeckel aufgesetzt, in dem die<br />

Doppelpackergarnitur aus Kunststoff abgehängt ist.<br />

7.8 Bohrspülung<br />

7.8.1 Ton-Süsswasser-Spülung<br />

Die Bohrung wurde mit einer leichten 2-fach getracerten Tonsüsswasserspülung abgeteuft,<br />

die durch einen Spülungsservice ständig kontrolliert und konditioniert wurde. In<br />

den Bereichen der Hammerbohrstrecken wurde Druckluft beim Kernen als Spülung<br />

verwendet, zum Nachbohren / Erweitern jeweils wieder Tonsüsswasser-Spülung.<br />

Zu Schwierigkeiten führten Wasserzuflüsse vor Einbau der 9 5/8" Verrohrung, die eine<br />

ständige Verdünnung und Verschlechterung der rheologischen Parameter zur Folge<br />

hatten. Bis zur Preventermontage erfolgte der Spülungsrücklauf in den Bohrkeller, aus<br />

dem eine Tauchpumpe die Spülung zum Schüttelsieb förderte, danach über eine<br />

normale Auslaufrinne. Zur Feststoffkontrolle war zusätzlich eine Desandereinheit auf<br />

der Tankanlage installiert.<br />

In Beilage 7.6 sind die Spülungsparameter und der Materialverbrauch aufgelistet.<br />

7.8.2 Spülungsentsorgung<br />

Die alte Spülung wurde mit Saugwagen auf den Platz der Sondierbohrung SB1 beziehungsweise<br />

SB2 gebracht und dort entsorgt.<br />

7.9 Bohrwerkzeuge<br />

Von den 430.6 m Teufe ist bis auf eine Strecke von 2.9 m (2.7 m Bohrkeller, 0.2 m bei<br />

Fangarbeit) alles gekernt worden. Der durchschnittliche Kerngewinn liegt bei 92.5 0/0<br />

über die Kernstrecke, bei 91.8 % für die gesamte Bohrung. Alle Kernmärsche mit ihren<br />

Daten sind in Beilage 7.7 tabellarisch aufgeführt, eine grafische Darstellung der Parameter<br />

ist in Beilage 7.8. enthalten. Alle eingesetzten Werkzeuge sind in Beilage 7.9<br />

chronologisch aufgelistet.


NAGRA NTB 94-09 - 102 -<br />

7.9.1 Kernkronen<br />

Eingesetzt wurden für das Hammerbohren Warzenkronen mit Bohrdurchmessern von<br />

146 mm und 122 mm. Die Seilkernarbeiten erfolgten mit Hartmetall-Stiftkronen<br />

(WIDIA) und oberflächengesetzten Diamantkronen mit 146 mm Durchmesser.<br />

Zum Kernen wurden die Hartmetall-Hammerkronen auf 49.4 m Kernstrecke eingesetzt.<br />

Auf 204.4 m konnte mit Hartmetall-Stiftkronen gearbeitet werden, auf 173.9 m wurden<br />

oberflächen besetzte Diamantkronen verwendet (Tabelle 29).<br />

Tabelle 29:<br />

Kernkronen SB6<br />

Grösse Serien- Typ Sohr- Sohr- Fort- Kern- mittlere Kernnummer<br />

strecke zeit schritt gewinn Kern- marsch<br />

marsch- Anzahl<br />

länge<br />

mm m h m/h % m<br />

146 71460000 HM 3,5 2 1,8 54,3 1,2 3<br />

122 ohne HM 45,9 20,3 2,3 96,9 1,4 34<br />

146 60783067 WIDIA 21,4 14,4 1,5 57,2 1,1 19<br />

146 60783068 WIDIA 104,8 97,4 1,1 91.9 0,8 132<br />

146 607836070 WIDIA 92,6 89,6 1,0 93,8 0,7 132<br />

146 8805023 SV 154,7 256,5 0,6 97,5 1,4 114<br />

146 9109404 SV 3,3 5,1 0,7 71,2 0,6 6<br />

146 ohne SV 1,5 1,9 0,8 30,7 0,5 3<br />

TOTAL 427.7 487.2 0.9 92.5 1.0 443<br />

7.9.2 Sonstige Werkzeuge<br />

Für das Nachbohren und Erweitern der Kernstrecken waren verschiedene Rollenmeissei<br />

im Einsatz, die Durchmesser waren 55/8", 6", 63/4", 77/8", 8 1/2", und<br />

17 1/2", sowie ein 12 1/4" Hole-Opener. Eine Benennung von charakteristischen Bohrparametern<br />

ist aufgrund der kurzen Einsätze nicht sinnvoll.<br />

7.10 Bohrlochverlauf<br />

Die Bohrung dreht gleichmässig aus anfangs westlicher Richtung nach Nordwesten<br />

ab. Nach einem Neigungsanstieg auf 2.7 0<br />

bis ca. 100 m schwankt die gemessene<br />

Neigung (Messgenauigkeit infolge Bohrlochwandausbrüchen) zwischen 2.4 und 3.2 0 ,<br />

um ab ca. 320 m auf 1.3 0<br />

abzunehmen. Auf Endteufe beträgt die Gesamtabweichung<br />

vom Ansatzpunkt 16.0 m nach Azimut 307.6 0<br />

(extrapoliert ab letztem Messpunkt bei<br />

420 m). In Beilage 7.10 ist der Bohrlochverlauf grafisch dargestellt, Beilage 7.11<br />

enthällt die tabellarische Darstellung.


- 103- NAGRA NTB 94-09<br />

7.11 Zeitaufteilung<br />

Die benötigte Zeit für Verrohrung, Zementation und Zementerhärtung hat bei dieser<br />

Bohrung einen höheren Anteil als bei den bisherigen WLB-Bohrungen. Zum einen<br />

erforderte der Ein- und Ausbau der Hilfsverrohrungen beim Hammerbohren grossen<br />

Aufwand. Zum anderen hatte nach dem Einbau der 13 3/8 11<br />

Rohre deren Zementation<br />

in mehreren Etappen erhebliche Wartezeiten zur Folge. Die Stillstandszeit ist zusammengesetzt<br />

aus der Zeit für den Weihnachtsunterbruch und eineinhalb Tagen<br />

Betriebsruhe am 7. und 8. September 1991 aus Lärmschutzgründen. Ein Diagramm in<br />

Beilage 7.12 zeigt die Zeitanteile im Überblick.


NAGRA NTB 94-09 - 104 -


- 105 - NAGRA NTB 94-09<br />

8 SONDIERBOHRUNG SB2<br />

8.1 Einleitung<br />

Auch für diese Bohrung musste aufgrund der grossen Unsicherheiten in der geologischen<br />

Prognose damit gerechnet werden, dass die Endteufe möglicherweise die Zielteufe<br />

von 1600 m deutlich überschreiten könnte.<br />

Mit der am 26. Januar 1993 erreichten Endtiefe von 1870.4 m ist die Sondierbohrung<br />

SB2 die tiefste Bohrung im Standortgebiet Wellenberg. Am 5. März 1993 wurden mit<br />

dem erfolgreichen Einbau des Multipackersystems die bohrtechnischen Arbeiten<br />

abgeschlossen, und die Bohranlage konnte zum Abbau freigegeben werden.<br />

Die gesamte Bohrung war nach 346 Tagen abgeschlossen und blieb damit noch<br />

knapp innerhalb der geplanten Zeitdauer, obwohl für die 9 5/8" Nachzementation und<br />

die Schwierigkeiten mit der TI Hilfsverrohrung rund 28 ausserplanmässige Tage benötigt<br />

wurden und über Weihnachten eine 14-tägige Betriebsruhe eingeschaltet war.<br />

Die eigentlichen Kernbohrarbeiten wurden mit hervorragender Kernqualität bei praktisch<br />

vollständigem Kerngewinn ausgeführt.<br />

Als weitere Besonderheit gegenüber den bisherigen Bohrungen sind die Bohrlocherweiterungen<br />

für den Einbau der 9 5/8" und der 7" Verrohrung mit Spezialwerkzeugen<br />

ausgeführt worden.<br />

8.2 Geologisches Profil und Verrohrungsteufen<br />

Die Sondierbohrung SB2 sollte den strukturellen Aufbau der Drusbergdecke im Norden<br />

des Endlagerbereiches erkunden und die lithostratigrafische Identifizierung des auch<br />

hier in der Seismik vorhandenen "Basisreflektors" ermöglichen.<br />

Das erwartete geologische Profil ist in Tabelle 30 genannt.<br />

Tabelle 30:<br />

Geologisches Profil SB2 (Planung)<br />

bis I Formation<br />

60 m Lockergestein<br />

200 m Kieselkalk<br />

230 m Mergel der Kieselkalkbasis<br />

270 m I Valanginienkalk<br />

470 m i Valanginien-Mergel<br />

1100 m Kalke der Drusbergdecke (vermutlich liegende Synklinalstruktur mit der<br />

I Abfolge Val.-Kalk, Kieselkalk-Komplex, Val.-Kalk)<br />

1300 m I Valanginien-Mergel (ev. auch ultrahelvetischer Flysch)<br />

1450 m Nordhelvetischer Flysch (Sandstein-Dachschiefer-Komplex)


NAGRA NTB 94-09 - 106 -<br />

Das vorgesehene Bohrungsschema ist in Tabelle 31 genannt.<br />

Tabelle 31:<br />

Bohrungsschema SB2 (Planung)<br />

bis Bohrlochdurchmesser Verrohrungsdurchmesser<br />

70 m 17 1/2" 133/8"<br />

300m 12 1/4" 95/8"<br />

1120 m 81/2" 7"<br />

1450 m 61/4" --<br />

Die 13 3/8" Verrohrung sollte im Top Kieselkalk, die 9 5/8" Verrohrung im Top der<br />

Valanginien-Mergel abgesetzt werden. Je nach Standfestigkeit des Bohrlochs sollte die<br />

7" Verrohrung so tief wie möglich (wieder in Valanginien-Mergeln) eingebaut werden,<br />

um die Endteufe möglichst mit 6 1/4" erbohren zu können (Einsetztbarkeit spezieller<br />

geophysikalischer Mess-Sonden). Bei vorzeitigem Verrohren mit TI stand dann noch<br />

eine 5" Verrohrung als Reserve zur Verfügung.<br />

Das angetroffene geologische Profil ist in Tabelle 32 und Beilage 8.1 gezeigt.<br />

Tabelle 32:<br />

Geologisches Profil SB2 (angetroffen)<br />

bis<br />

Formation<br />

18.7 m Quartärer Bachschutt<br />

448.4 m Oberer und Unterer Kieselkalk, Kieselkalkschiefer<br />

493.0 m Graue Mergelschiefer<br />

602.4 m Diphyoideskalk<br />

755.0 m Palfris-Formation<br />

822.5 m Diphyoideskalk<br />

833.7 m Äquivalent der Gemsmättli-Schicht<br />

898.9 m Graue Mergelschiefer<br />

904.4 m Palfris-Formation<br />

913.1 m Sichelkalk<br />

934.5 m Palfris-Formation<br />

1021.7 m Sichelkalk<br />

1034.8 m Äquivalent der Gemsmättli-Schicht<br />

1079.9 m Graue Mergelschiefer<br />

1217.7 m Sichelkalk<br />

1250.4 m Äquivalent der Gemsmättli-Schicht<br />

1398.4 m Sichelkalk<br />

14<strong>10.2</strong> m Äquivalent der Gemsmättli-Schicht<br />

1496.8 m Sichelkalk<br />

1870.4 m Palfris-Formation<br />

Die 13 3/8" Verrohrung wurde daher bei 55.9 m abgesetzt, als feststand, dass sich die<br />

Bohrung nicht in einem verrutschten Block, sondern im anstehenden Fels befindet.


- 107- NAGRA NTB 94-09<br />

Obwohl der Kieselkalk deutlich mächtiger als erwartet war, konnte die 9 5/8" Verrohrung<br />

doch im Valanginien eingebaut werden - obwohl sich die Absetzteufe fast<br />

verdoppelt hatte -, da keine Bohrlochprobleme auftraten.<br />

Die 7" Verrohrung wurde bei 1151.2 m in den grauen Mergelschiefern des Valanginien<br />

aus sicherheitstechnischen Gründen abgesetzt, nachdem eine laut Seismik erheblich<br />

höher erwartete Störzone (Formationswechsel?) bisher ausgeblieben war, die noch<br />

durch die TI Verrohrung abgedeckt werden sollte.<br />

Der Einbau der 5" Verrohrung bei 1703.5 m wurde ebenfalls aus technischen Gründen<br />

und im Hinblick auf den Einbau des Langzeitbeobachtungssystems erforderlich.<br />

8.3 Technische Daten der Bohrung<br />

Die mögliche Endteufe in Verbindung mit den Erfahrungen aus der Sondierbohrung<br />

SB1 liessen es ratsam erscheinen, für diese Bohrung eine leistungsstärkere Bohranlage<br />

vom Typ Wirth 812 einzusetzen. Hinzu kam, dass aufgrund der notwendigen<br />

Revision der Bohranlage Wirth B8 von SB1 vor einem erneuten Einsatz einige Wochen<br />

zusätzliche Zeitverzögerung für den Beginn der Sondierbohrung SB2 entstanden<br />

wären.<br />

Es wurde daher nur das 80hrgerät selbst ausgetauscht, die gesamte Infrastruktur wie<br />

Spülungstanks, Spülpumpen, Container usw. konnte von der Bohrung SB1 übernommen<br />

werden. Zusätzlich ist die 812 mit einem Gestängemanipulator ausgerüstet, der<br />

den Ein- und Ausbau des Bohrgestänges erheblich erleichterte.<br />

Die folgende Tabelle 33 gibt eine Übersicht über die wesentlichen 8ohrungsdaten:


NAGRA NTB 94-09<br />

- 108-<br />

Tabelle 33:<br />

Bohrungsdaten SB2<br />

Koordinaten<br />

Höhe über dem Meer<br />

Bohranlage<br />

erster Soh rtag<br />

Endteufe erreicht am<br />

Freigabe für den Abbau<br />

Endteufe Bohrteufe<br />

Vertikalteufe<br />

Gesamtabweich u ng<br />

nach Azimut<br />

Verrohrungen 13 3/8 11 Standrohrtour<br />

9 5/8 11 Ankerrohrtour<br />

7 11 Rohrtour<br />

5 11 Rohrtour<br />

Verfüllung<br />

672245.45<br />

193580.60<br />

532.2 m<br />

Wirth B12<br />

25.03.1992<br />

26.01.1993<br />

05.03.1993<br />

1870.4 m<br />

1865.45 m<br />

116.0 m<br />

bis 55.9 m<br />

bis 575.2 m<br />

bis1151.2 m<br />

1008.2 bis 1703.5 m<br />

1739.1 m - ET<br />

8.4 Chronologie der Bohrung<br />

In der chronologischen Auflistung der Sohrarbeiten sind alle wesentlichen Arbeitsschritte<br />

aufgeführt, nicht enthalten sind nur kurzfristige Unterbrechungen wie kleinere<br />

Reparaturen etc. Einen Überblick über den zeitlichen Ablauf der Bohrung zeigt das<br />

Zeit-Teufen-Diagramm in Beilage 8.1.<br />

8.4.1 Bohrlochabschnitt von 3.0 - 57.7 m<br />

18.03.1992 Antransport<br />

25.03.1992 - 31.03.1992 Kernbohrung 6 1/4 11 ,3.4 - 57.7 m<br />

31.03.1992 Geophysikalische Messungen, RES, Sonic, NN, GR, CAL<br />

31.03.1992 - 01.04.1992 Ausbau 7 11 Hilfsverrohrung<br />

01.04.1992 - 04.04.1992 Erweiterung auf 17 1/2 11 bis 55.9 m<br />

04.04.1992 Einbau 13 3/8 11 Rohre und Zementation<br />

04.04.1992 - 06.04.1992 Zementerhärtung<br />

06.04.1992 - 07.04.1992 Aufbohren Rohrschuh, Erweiterung auf 12 1/4 11 bis 57.7 m<br />

07.04.1992 Verflanschungsarbeiten, Einbau 7 11 Hilfsverrohrung,<br />

Preventer Montage


- 109 - NAGRA NTB 94-09<br />

8.4.2 Bohrlochabschnitt von 57.7 - 577.0 m<br />

08.04.1992 - 13.04.1992 Kernbohrung 6 1/4 11 , 57.7 - 112.6 m<br />

13.04.1992 - 19.04.1992 Hydraulischer Test KK1<br />

19.04.1992 - 05.05.1992 Kernbohrung 6 1/4 11 , 112.6 - 358.2 m<br />

05.05.1992 - 09.05.1992 Hydraulischer Test KK2<br />

09.05.1992 - 23.05.1992 Kernbohrung 6 1/4", 358.2 - 577.0 m<br />

23.05.1992 - 28.05.1992 Hydraulischer Test VK1, VK2<br />

28.05.1992 - 29.05.1992 Roundtrip mit Spülungsaustausch<br />

29.05.1992 - 31.05.1992 Fluid-Logging, Flowmeter-Messung<br />

31.05.1992 Roundtrip<br />

31.05.1992 - 01.06.1992 Geophysikalische Messungen, OLL, SP, GR, MSFL, LOT,<br />

CNT, SOT-AS, NGS, FMS<br />

01.06.1992 Ausbau T' Hilfsverrohrung<br />

01.06.1992 - 12.06.1992 Erweiterung mit Masterdriller auf 8 1/2" bis 577.0 m<br />

12.06.1992 - 23.06.1992 Erweiterung mit Masterdriller auf 12 1/4" bis 508.4 m<br />

23.06.1992 - 24.06.1992 Fangarbeit auf Meisselrolle<br />

24.06.1992 - 27.06.1992 Erweiterung mit Masterdriller auf 12 1/4" bis 577.0 m<br />

27.06.1992 - 28.06.1992 Einbau 9 5/8" Rohre und Zementation<br />

28.06.1992 - 29.06.1992 Zementerhärtung<br />

29.06.1992 - 17.07.1992 Gas im Ringraum 9 5/8" x 133/8" Rohre, Sanierungsarbeiten<br />

für 9 5/8" Rohrzementation<br />

17.07.1992 - 20.07.1992 Ourchkernen Rohrschuh mit 6 1/4", Aufbohren Rohrschuh<br />

auf 8 1/2 11<br />

20.07.1992 - 21.07.1992 Einbau 7" Hilfsverrohrung, Preventermontage<br />

8.4.3 Bohrlochabschnitt von 577.0 - 1151.5 m<br />

21.07.1992 - 28.07.1992 Kernbohrung 6 1/4", 577.0 - 707.9 m<br />

28.07.1992 - 10.08.1992 Sanierungsarbeiten 7" Hilfsverrohrung, dabei in Etappen<br />

Kernbohrung 6 1/4", 707.9 - 732.1 m<br />

11.08.1992 Kaliberlog<br />

11.08.1992 - 16.08.1992 Hydraulischer Test VK1, VK2<br />

16.08.1992 - 10.09.1992 Kernbohrung 6 1/4", 732.1 - 1151.5 m<br />

10.09.1992 - 15.09.1992 Hydraulischer Test KK3, VKK1<br />

15.09.1992 - 16.09.1992 Roundtrip, Spülungsaustausch<br />

16.09.1992 - 17.09.1992 Fluid-Logging, Kaliberlog<br />

17.09.1992 - 24.09.1992 Hydraulischer Test KK4, GMS1<br />

24.09.1992 Roundtrip


NAGRA NTß 94-09 - 110 -<br />

25.09.1992 - 26.09.1992 Geophysikalische Messungen, OLL, NGS, SP, MSFL,<br />

GR, LOT, CNT, SOT-AS, FMS, CAL<br />

26.09.1992 - 27.09.1992 Hyd rofrac-Tests<br />

27.09.1992 - 28.09.1992 Ausbau 7" Hilfsverrohrung<br />

28.09.1992 Roundtrip<br />

29.09.1992 - 30.09.1992 FMS-Log, VSP-Messung<br />

30.09.1992 - 09.10.1992 Erweiterung auf 8 1/2" bis 904.7 m<br />

09.10.1992 - 11.10.1992 Fangarbeit auf 6 1/4" Pilotmeissel<br />

11.10.1992 - 17.10.1992 Erweiterung auf 8 1/2" bis 1151 .5 m<br />

17.10.1992 Kaliberlog<br />

17.10.1992 - 19.10.1992 Roundtrip, Spülungsarbeiten<br />

19.10.1992 - 20.10.1992 Einbau TI Rohre und 2-Stufen Zementation<br />

20.10.1992 - 22.10.1992 Zementerhärtung<br />

22.10.1992 - 23.10.1992 Aufbohren Rohrschuh<br />

23.10.1992 CET-Log<br />

8.4.4 Bohrlochabschnitt von 1151.5 - 1703.5 m<br />

23.10.1992 - 09.11.1992 Kernbohrung 6 1/4", 1151.5 - 1420.3 m<br />

09.11.1992 - 17.11.1992 Hydraulischer Test GMS2<br />

17.11.1992 - 13.12.1992 Kernbohrung 6 1/4", 1420.3 - 1703.5 m<br />

13.12.1992 - 18.12.1992 Hydraulischer Test VM3<br />

18.12.1992 - 19.12.1992 Roundtrip<br />

19.12.1992 - 20.12.1992 Geophysikalische Messungen, OLL, SP, GR, MSFL, LOT,<br />

PEF, CNT, SOT-AS, NGS, FMS, CAL<br />

20.12.1992 Gestängeeinbau bis 7" Rohrschuh<br />

21.12.1992 - 04.01.1993 Weihnachtsunterbruch<br />

04.01.1993 - 05.01.1993 Roundtrip mit Spülungsaustausch<br />

05.01.1993 - 07.01.1993 Fluid-Logging<br />

07.01.1993 Roundtrip<br />

08.01.1993 - 10.01.1993 Einbau 5" Rohre, Zementation<br />

10.01.1993 - 12.01.1993 Zementerhärtung<br />

12.01.1993 - 13.01.1993 Aufbohren Rohrschuh<br />

8.4.5 Bohrlochabschnitt von 1703.5 - 1870.4 m<br />

13.01.1993 - 23.01.1993 Kernbohrung 96 mm, 1703.5 - 1853.5 m<br />

23.01.1993 - 26.01.1993 Erweiterung auf 108 mm bis 1853.5 m<br />

26.01.1993 - 27.01.1993 Kernbohrung 108 mm, 1853.5 - 1870.4 m


- 111 -<br />

NAGRA NTB 94-09<br />

27.01.1993 - 02.02.1993 Hydraulischer Test VM4, VM5<br />

02.02.1993<br />

03.02.1993<br />

Roundtrip<br />

Fluid-Logging<br />

03.02.1993 - 04.02.1993 Geophysikalische Messungen, DLL, SP, GR, HLDT, PEF,<br />

CNT, NGS, BHC, FMS, CAL<br />

04.02.1993 - 11.02.1993 Hydraulischer Test VM6, VM7<br />

11.02.1993 Roundtrip<br />

12.02.1993 Fluid-Logging, VSP-Messung<br />

12.02.1993 - 21.02.1993 Hydraulischer Test VM8, VM9, VM1 0<br />

(15.02.1993 Gas abgefackelt 4 h lang)<br />

21.02.1993 - 23.02.1993 1. und 2. Rückzementation<br />

23.02.1993 - 24.02.1993 Ausbau 5 11<br />

Rohre oberhalb Linksverbinder<br />

24.02.1993<br />

Perforationen, 675.0 - 678.0 m, 40 Schuss,<br />

680.0 - 683.0 m, 40 Schuss, 965.0 - 971.0 m, 79 Schuss,<br />

1415.0 - 1420.9 m, 80 Schuss<br />

24.02.1993 - 27.02.1993 Scraperruns in TI und 5 11 Rohren, Roundtrip, Klarspülen<br />

der Bohrung<br />

27.02.1993 - 05.03.1993 Einbau Multipackersystem<br />

05.03.1993 Beginn Abbau<br />

8.5 Bohrvorgang<br />

8.5.1 Bohrlochabschnitt von 3.0 - 57.7 m<br />

8.5.1.1 Kernen 6 1/4 11<br />

Da auch hier ab Kellersohle gekernt wurde, begannen die Bohrarbeiten in den Lockergesteinen<br />

der Talsohle mit einem Trockenkernrohr (0 160 mm). Bei 10.9 m (KM 13)<br />

bereitete Nachfall so grosse Schwierigkeiten, dass der Einbau einer Hilfsverrohrung<br />

notwendig wurde. Das Bohrloch musste dazu mit einem 8 1/2 11<br />

Rollenmeissel bis<br />

10.9 m erweitert werden. Die TI Hilfsverrohrung stand bei dem ersten Einbauversuch<br />

zu hoch auf und konnte erst durch Nachbohren mit Rollenmeissel beim zweiten<br />

Versuch bis auf 10.9 m eingebaut werden.<br />

Durch die Hilfsverrohrung war das 160 mm Trockenkernrohr nicht mehr einsetzbar,<br />

sodass mit einem SK6L-Kernrohr mit 146 x 102 mm Hartmetall-Stiftkrone weitergekernt<br />

wurde. Bei 16.1 m (KM 28) erzwang ständiger Nachfall ein Tiefersetzen der<br />

Hilfsverrohrung. Nach Ausbau der Hilfsverrohrung konnte sie mit einer dann angesetzten<br />

Rohrschuhkrone bis auf 15.8 meingebohrt werden. Es erfolgten dann mehrere<br />

Wechsel zwischen verschiedenen Kernsystemen (Doppelkernrohre SK6L und 5 1/2 11<br />

GWSK, 5 1/2 11<br />

Einfachkernrohr), bis ab ca. 19.5 m (KM 43) der anstehende Fels<br />

erreicht wurde. Danach wurde mit dem 5 1/2 11 GWSK Kernrohr mit 6 1/4 x 4 11 Diamantkrone<br />

gekernt.


NAGRA NTB 94-09 - 112 -<br />

Bei 57.7 m wurde die Bohrung gestoppt, um das 133/8" Standrohr abzusetzen. Da<br />

mittlerweile ca. 27 m im anstehenden Kieselkalk erbohrt waren, wurde ein reduziertes<br />

Logging zur Charakterisierung des Felses ausgeführt.<br />

8.5.1.2 Erweitern 17 1/2 11 und 13 3/8 11 Verrohrung<br />

Das Erweitern des Bohrlochs auf 17 1/2 11<br />

erfolgte mit einem Warzenmeissel an einer<br />

Garnitur mit Bitstabilizer, Stringstabilizer, 8 11 und 6 11 Schwerstangen.<br />

Das Bohren der Gerölle und des anstehenden Felses führte zu erheblichen Erschütterungen<br />

des gesamten Bohrgerätes mit entsprechender Lärmemission. Bei 55.9 m<br />

wurde daher Freitag abends um 19.00 Uhr aus Lärmschutzgründen das Erweitern<br />

gestoppt. Diese Teufe reichte für den Rohreinbau aus.<br />

Trotz der ungünstigen Verhältnisse beim Erweitern - bei nur geringer Meisselbelastung<br />

harten Fels bohren zu müssen - konnten im Mittel ca. 0.9 mlh Fortschritt erreicht<br />

werden. Es folgte der Einbau des 13 3/8 11<br />

Standrohrs bis 55.9 m und seine Zementation.<br />

Nach der Zementerhärtung bohrte man mit einem 12 1/4" Warzenmeissel den<br />

Zement auf und erweiterte die restlichen 1.8 m bis zur Kernteufe von 57.7 m.<br />

Als Abschluss dieser Bohrphase wurden die TI Hilfsverrohrung eingebaut, im Rohrschuhbereich<br />

durch Quellton abgedichtet und ein Ringpreventer als Diverter auf dem<br />

13 3/8" Bodenflansch montiert.<br />

8.5.2 Bohrlochabschnitt von 57.7 - 577.0 m<br />

8.5.2.1 Kernen 6 1/4 11<br />

Die Kernbohrarbeiten wurden mit dem 5 1/2" GWSK Kernrohr mit 6 1/4 x 4" Diamantkrone<br />

fortgesetzt. In dem zum Teil sehr klüftigen Kieselkalk traten stetig Spülungsverluste<br />

von rund 15 - 20 m 3 , max. 30 m 3 pro Tag auf. Bei 112.6 m (KM 99) erfolgte ein 7-<br />

tägiger Unterbruch für einen hydraulischen Test (KK1) und Wasserprobennahme.<br />

Das Weiterkernen geschah mit rund 12 - 20 m Fortschritt pro Tag bei ungefähr<br />

gleichbleibenden Spülungsverlusten bis 358.2 m (KM 243). Die steilstehende Klüftung<br />

des Kieselkalkes und eine Störungszone bei 182.3 - 183.4 m verursachten häufig<br />

Kernklemmer. Die vorgesehene Absetzteufe für die 9 5/8 11<br />

Ankerrohrtour von 300 m<br />

war aufgrund der geologischen Prognosen im Top der Valanginienmergel festgelegt<br />

worden. Da die Bohrung jedoch immer noch im Kieselkalk stand und auch weiterhin<br />

Kieselkalk zu vermuten war, wurde bei diesem Unterbruch ebenfalls nur ein hydraulischer<br />

Test (KK2) mit Wasserprobe auf die frisch erbohrten klüftigen Bereiche ausgeführt<br />

und danach weitergebohrt.<br />

Ab ca. 448 m zeigte sich dann, dass man aus dem Kieselkalk in die grauen Mergelschiefer,<br />

die zum Valanginien gehören, kam. Die Kernbohrarbeiten wurden bis<br />

577.0 m (KM 331) fortgesetzt, ohne dass der Valanginienmergel erreicht war. Da<br />

aufgrund des Schichteinfallens ein Erreichen des Valanginienmergels nicht zu prognostizieren<br />

war, wurde bei dieser Tiefe endlich die Ankerrohrtour abgesetzt. Die<br />

Spülungsverluste hielten sich bisher immer noch auf einem Niveau von ca. 10 -<br />

20 m 3 /d.


- 113 - NAGRA NTB 94-09<br />

Die vorgesehenen hydraulischen Tests (VK1, VK2), das Fluid Logging und die<br />

geophysikalischen Messungen wurden ausgeführt. In dieser Test- und Messphase<br />

erfolgten zwei Roundtrips, einmal für das Einzirkulieren von Spülung für das Fluid<br />

Logging, zum anderen, um das durch Nachfall bei ca. 200 m zugegangene Bohrloch<br />

für die Messungen wieder zu öffnen.<br />

8.5.2.2 Erweitern 8 1/2" und 12 1/4" und 95/8" Verrohrung<br />

Nach Abschluss der Mess- und Testarbeiten in diesem Bohrlochabschnitt wurden die<br />

Vorbereitungen für das Erweitern des 6 1/4" Kernbohrlochs auf 12 1/4" getroffen. Dazu<br />

mussten der Preventer demontiert, die 7" Hilfverrohrung ausgebaut und die Spülungsrinne<br />

neu installiert werden. Um der Gefahr vorzubeugen, auf dieser langen Erweiterungsstrecke<br />

in hartem Gebirge mit einem Schichteinfallen von ca. 25 - 30° ein neues<br />

Bohrloch anzuschneiden, wurde das Erweitern nicht wie bisher mit normalen Rollenmeisseln,<br />

sondern mit speziellen Erweiterungswerkzeugen ausgeführt. Es waren keine<br />

Werkzeuge verfügbar, die von 6 1/4" auf 12 1/4" in einem Arbeitsgang aufweiten,<br />

daher musste in zwei Durchgängen zuerst auf 8 1/2" und dann auf 12 1/4" erweitert<br />

werden. Zur Reduzierung der lärmintensiven Erschütterungen des Bohrgerätes und<br />

zur Schonung der Werkzeuge wurden Stossdämpfer zwischen Werkzeug und<br />

Schwerstangen eingebaut.<br />

Die Erweiterung auf 8 1/2" erfolgte mit durchschnittlich 2.4 mlh in 11 Tagen, die Erweiterung<br />

auf 12 1/4" mit 2.1 mlh dauerte 14 Tage.<br />

Bei 504.8 m wurde eine Rolle des 12 1/4" Erweiterungswerkzeugs verloren. Nach zwei<br />

erfolglosen Fangversuchen mit einem Trockenkernrohr konnte sie im dritten Versuch<br />

mit einem (inzwischen angelieferten) 8 3/8 11<br />

Schrottkernrohr gefangen werden.<br />

Während der Erweiterung waren anfangs unwesentliche, später überhaupt keine<br />

Spülungsverluste mehr festzustellen.<br />

Da für die erforderliche Spül rate die 6 3/4" x 12 11<br />

Spülpumpe mit voller Leistung benötigt<br />

wurde, ergaben sich Lärmprobleme durch den Antriebsdieselmotor trotz der schon<br />

vorhandenen Kapselung. Durch eine weitere Abschirmung von Pumpenmotor und<br />

Pumpe mit Lärmschutzwänden wurde dieses Problem behoben.<br />

Am 27./28. Juli 1992 konnte die 9 5/8 11<br />

Ankerrohrtour eingebaut werden. Die Zementation<br />

erfolgte als Gestängezementation bis zutage und war ihrem Ablauf nach als<br />

erfolgreich anzusehen.<br />

Bei Brennarbeiten am Standrohr kam es am 29. Juli 1992 zu zwei Verpuffungen. Es<br />

zeigte sich, dass aus dem Ringraum 13 3/8 11<br />

x 9 5/8" Gas entwich. Eine Messung<br />

ergab Methan mit Konzentrationen von 3 - 5 Vol 0/0.<br />

Die danach eingeleiteten erfolgreichen Massnahmen zur Sanierung der Zementation<br />

sind im Abschnitt 18.10.1 Nachzementation 9 5/8 11<br />

Rohre l beschrieben.<br />

Zuletzt erfolgten für diesen Bohrlochabschnitt noch der Einbau der TI Hilfsverrohrung<br />

und die Preventermontage.


NAGRA NTB 94-09 - 114 -<br />

8.5.3 Bohrlochabschnitt von 577.0 - 1151.5 m<br />

8.5.3.1 Kernen 6 1/4 11<br />

Am 21. Juli 1992 konnten die Kernbohrarbeiten mit 6 1/4" x 4" Diamantkrone wieder<br />

aufgenommen werden. Mit guten Bohrfortschritten, zum Teil über 20 mld wurde bis<br />

707.9 m (KM 377) gekernt.<br />

Die laufend vorgenommenen Neigungsmessungen zeigten aber, wie schon im vorherigen<br />

Bohrlochabschnitt, eine aufbauende Tendenz, sodass man bei 707.9 m zum<br />

Umstabilisieren des Kernrohrs am 28. Juli 1992 das Bohrgestänge ausbaute.<br />

Dabei wurde das Gestänge bei 386 m in der 7" Hilfsverrohrung fest und musste mit bis<br />

zu 22 t Überlast drehend nach oben freigefahren werden. Nachdem der Strang 3 m<br />

höher wieder frei war, stand man nach unten voll auf. Da nur eine Beschädigung der<br />

Hilfsverrohrung als Ursache in Frage kam, musste die Hilfsverrohrung zur Kontrolle<br />

ausgebaut werden.<br />

Die daraus resultierenden Fang- und Fräsarbeiten und ihre Folgeprobleme konnten<br />

erst - nach zwischenzeitlichen Kernarbeiten - mit einem letzten Roundtrip mit Sedimentrohr<br />

und Fangmagnet am 10. August 1992 als abgeschlossen angesehen<br />

werden. Diese Arbeiten sind im Abschnitt 8.<strong>10.2</strong>.1 'Fangarbeiten 7" Hilfsverrohrung'<br />

erläutert.<br />

In der zu diesem Zeitpunkt erreichten Teufe von 732.1 m (KM 391) fanden dann<br />

hydraulische Testarbeiten ( VM 1, VM2) statt.<br />

Ab dem 16. August 1992 konnte der reguläre Kernbohrbetrieb wieder aufgenommen<br />

werden. Die gewählte Stabilisierung des Bohrstranges brachte jedoch nicht den<br />

gewünschten Erfolg, statt abzunehmen baute die Neigung bis 877.8 m von ca. 4.9 0<br />

am<br />

9 5/8" Rohrschuh bis auf 6.3 0 weiter auf, so dass ein Roundtrip zum Umstabilisieren<br />

vorgenommen wurde. Auch danach baute die Neigung bis 933.6 m bis auf ca. 7.2 0<br />

weiter auf, so dass ein erneuter Roundtrip zum Kronenwechsel und Umstabilisieren<br />

erfolgte. Es kam eine Krone mit verkürzter Räumkante und verringertem Besatz zum<br />

Einsatz. Mit dieser Garnitur wurde dann bis zur 7" Verrohrungsteufe von 1151.5 m (KM<br />

505) auch ein Abbau der Neigung auf ca. 4.7 0 erreicht.<br />

Im gesamten Intervall von 732.1 m bis 1151.5 m konnte mit sehr guten Bohrfortschritten<br />

von 15 - 22 mld hervorragende Kernqualität und vollständiger Kerngewinn erzielt<br />

werden.<br />

Für die Absetzteufe der 7" Verrohrung war als Ziel vorgesehen, eine prognostizierte<br />

Überschiebungszone möglichst noch mit dieser Verrohrun9. zu überdecken. Diese<br />

ursprünglich ab ca. 850 m (gemäss. Geophysik) erwartete Uberschiebungszone war<br />

aber bis ca. 1150 m noch nicht im Kernbefund feststellbar. Die auftretenden Drehmomente<br />

waren trotz Beigabe eines Reibungsminderers inzwischen so hoch, dass keinerlei<br />

Sicherheitsreserv~. mehr bestand. Besonders der Umstand, dass die Mächtigkeit<br />

und Ausbildung der Uberschiebungszone und die darin eventuell auftretenden bohrtechnischen<br />

Schwierigkeiten ein erhebliches Risiko darstellten, führten zum<br />

Entschluss, die Bohrung bei 1151.5 m im Sichelkalk zum Verrohren anzuhalten.


- 115 - NAGRA NTB 94-09<br />

Nach einem Checktrip bis zum 9 5/8" Rohrschuh wurde das Bohrgestänge am 10.<br />

September 1992 für die programmgemässen Test- und Messarbeiten ausgebaut.<br />

Auf die ersten hydraulischen Packertests (KK3, VKK1) folgte ein Roundtrip, um die<br />

Bohrspülung im Bohrloch und im Ringraum (9 5/8" Verrohrung zu 7" Hilfsverrohrung)<br />

gegen ca. 40 m 3 getracertes Klarwasser auszutauschen. Das Fluid Logging und<br />

weitere Doppelpackertests (KK4, GMS1) wurden ausgeführt. Ein weiterer Roundtrip<br />

wurde vor den bohrlochseismischen und geopyhsikalischen Messungen und den<br />

Hydrofrac-Versuchen gefahren. Nach dem Ausbau der 7" Hilfsverrohrung und einem<br />

Roundtrip zum Austausch des Wassers gegen Spülung wurden als letztes nochmals<br />

Messungen mit dem Formation Micro Scanner (FMS) ausgeführt.<br />

8.5.3.2 Erweitern 8 1/2" und 7" Verrohrung<br />

Am 30. September 1992 konnte mit dem Erweitern des Bohrlochs von 6 1/4" auf 8 1/2 11<br />

begonnen werden.<br />

Da auch bei dieser Erweiterung das Bohrloch auf keinen Fall verlassen werden durfte,<br />

wurde ebenfalls mit einem im Kernbohrloch geführten Erweiterungswerkzeug gearbeitet.<br />

Die weniger guten Erfahrungen hinsichtlich Standzeiten aus dem ersten Erweiterungsabschnitt<br />

von 57.7 m - 577.0 m mit Rollenwerkzeugen - im Gegensatz zu den<br />

guten Standzeiten der Kernbohrkronen - führten zu dem Entschluss, diesmal ein<br />

diamantbesetztes Erweiterungswerkzeug einzusetzen.<br />

Mit durchschnittlich 1.75 mlh Fortschritt konnte mit einem Werkzeug die 574.4 m lange<br />

Bohrlochstrecke erweitert werden. Unterbrechungen traten nur durch einen Roundtrip<br />

zur Werkzeugkontrolle (bei 806.3 m wegen schlechten Fortschritts) und durch eine<br />

Fangarbeit auf den Pilotmeissel (bei 904.7 m, siehe Kapitel 8.<strong>10.2</strong>.2, 6 1/4" Pilotmeissel)<br />

auf.<br />

Während der Erweiterungsarbeiten und nach ihrem Abschluss wurden jeweils einmal<br />

Leak-Off-Tests gefahren, um für die Zementationsplanung das Druckverhalten des<br />

Bohrlochs zu prüfen, da die aus den Hydrofrac-Tests gewonnenen Daten eine geringe<br />

Druckstabilität erwarten liessen.<br />

Nach einem Kaliberlog erfolgte ein letztes Befahren des Bohrlochs. Dabei wurde ein<br />

Schrottkernrohr eingesetzt, um eventuell noch vorhandene Reste des gefischten<br />

Meissels und der beim letzten hydraulischen Test verlorenen zwei Stahlbänder fangen<br />

zu können. Es wurde jedoch nur Nachfall zutage gebracht. Gleichzeitig konnten so die<br />

letzten 0.6 m 6 1/4" Bohrloch aufgeweitet werden.<br />

Der Einbau der 7" Verrohrung und ihre Zementation in zwei Stufen konnten trotz<br />

Schwierigkeiten durch Festwerden der Rohrtour und zum Teil totalen Spülungsverlusten<br />

beim Spülen und Zementieren erfolgreich ausgeführt werden, wie sich in dem<br />

aufgrund der Schwierigkeiten sicherheitshalber umgehend gemessenen CET-Log<br />

(Cement Evaluation Tool) zeigte. Das Aufbohren der Packerstufe und des Rohrschuhbereichs<br />

erfolgte in zwei Etappen, zuerst mit einem 6 1/4" Rollenmeissel bis 1149.3 m,<br />

um das CET-Log fahren zu können, anschliessend von 1149.3 m mit der 6 1/4" x 4"<br />

Kerngarnitur, um den Übergang vom Zement zur Formation zu erhalten. Dabei wurde<br />

ein Teufenunterschied von 0.7 m (= 0.06 % der Bohrteufe) zwischen letzter Kernteufe<br />

(1151.5 m) und Formationsoberkante festgestellt.


NAGRA NTB 94-09 - 116 -<br />

8.5.4 Bohrlochabschnitt 1151.5 - 1703.5 m<br />

8.5.5 Kernen 6 1/4" und 5" Verrohrung<br />

Die Kernbohrarbeiten konnten mit durchschnittlich 18 mld bei hervorragender Kernqualität<br />

und vollständigem Kerngewinn bis 1420.3 m fortgesetzt werden, wobei teilweise<br />

Schwierigkeiten dadurch auftraten, dass auch mit 6 t Zug der Kern im Sichelkalk<br />

nur nach vielfachen Versuchen von Sohle abgerissen werden konnte.<br />

Ein Teststop für einen Packertest (GMS2) wurde nach deutlichen Spülungsverlusten<br />

auf wenigen Metern und gleichzeitig grossen offenen Klüften im Kern bei 1420.3 m<br />

(KM 557) eingelegt und am 16. November 1992 beendet.<br />

Bei der Wiederaufnahme der Kernbohrarbeiten mit einer 6 1/4" x 4" Krone traten<br />

anfänglich Spülungsverluste von ca. 6 - 10 m 3 /d auf, von denen ein Teil beim Kernziehen<br />

wieder aus dem Bohrloch zurückfloss. Nach etwa 4 Tagen stellte sich ein Zustand<br />

ein, bei dem während des Kernmarsches anfangs 1 - 3 m 3 Spülung verlorengingen,<br />

dann aber voller Umlauf bestand und der Tankstand konstant blieb. Beim Ziehen des<br />

Innenrohrs nach Abschluss des Kernmarsches lief dann die verlorene Spülung fast<br />

vollständig aus dem Bohrloch wieder zurück (mit z.T. mehr als 100 Ilmin.). Dieses<br />

Zurückfliessen der Spülung im Bohrloch erfolgte naturgemäss durch den grossen<br />

Gestängequerschnitt und nicht durch den im Verhältnis dazu sehr viel kleineren Ringraum.<br />

Der dabei auf das Innenkernrohr wirkende Druck führte zu Problemen beim<br />

Entriegeln und Ziehen des Innenkernrohrs. Ausserdem wurde Bohrklein zwischen<br />

Aussen- und Innenrohr gespült, wodurch ein Festklemmen des Innenrohres verursacht<br />

wurde. Eine für das Kernseil angefertigte Stopfbuchse (zur Erzeugung eines Gegendruckes<br />

im Gestänge während der Kernrohrentriegelung) konnte nur teilweise Abhilfe<br />

schaffen.<br />

Vielfach musste das Gestänge zur Kernentnahme ausgebaut werden, so dass die<br />

Tagesleistungen oft nur wenige Meter betrugen. Dieses Phänomen nahm mit zunehmender<br />

Bohrteufe immer mehr ab, da sich die für dieses Verhalten ursächliche<br />

Verlustzone (ca. 1420 m) wahrscheinlich langsam durch Bohrklein zusetzte und<br />

zusätzlich der Abstand zwischen Bohrkrone und Verlustzone grösser wurde.<br />

Trotz Einsatz von Reibungsminderer und der Reduktion von Drehzahl und Andruck<br />

stieg das Gestängedrehmoment bis auf das vertretbare Maximum an. Ein Weiterbohren<br />

mit diesem Durchmesser musste daher als nicht vertretbares Risiko abgelehnt<br />

werden, so dass am 13. Dezember 1992 bei 1703.5 m (KM 619) die Bohrarbeiten<br />

gestoppt wurden. Der längst erwartete Basisreflektor war noch immer nicht im Kernbefund<br />

erkennbar. Nachdem man aus wissenschaftlicher Sicht ein weiteres Vertiefen der<br />

Bohrung als notwendig erachtete, wurde der Entscheid für den Einbau der<br />

5" Verrohrung gefällt und eine Vertiefung um 150 m festgelegt, um zu versuchen,<br />

unter der Palfris-Formation doch noch das Liegende identifizieren zu können. Der Einbau<br />

der 5" Verrohrung bedeutete zugleich für das zu installierende Langzeitbeobachtungssystem<br />

deutliche Vorteile.<br />

Vom 13. bis 19. Dezember 1992 erfolgten Test (VM3), geophysikalische Messungen<br />

und Roundtrips. Anschliessend wurde das Gestänge bis zum 7" Rohrschuh eingebaut 1<br />

das Bohrloch eingeschlossen und die Bohranlage für den Weihnachtsunterbruch vom<br />

21. Dezember 1992 bis 4. Januar 1993 stillgelegt.


- 117 - NAGRA NTB 94-09<br />

Nach dem Unterbruch erfolgte am 4. Januar 1993 das Einzirkulieren von ca. 50 m 3<br />

getracertem Wasser für das Fluid Logging. Am 8. Januar 1993 wurde ein Roundtrip<br />

zum Einzirkulieren der Spülung gefahren und danach mit dem Einbau der<br />

5" Verrohrung begonnen. Die Verrohrung wurde bis 1703.5 m eingebaut und bis in den<br />

TI Rohrschuh zementiert. Während der Zementerhärtung wurde das 5 1/2" GWSK<br />

gegen das 3 1/2" GWSK Seilkerngestänge ausgetauscht. Die Zementierstufe und der<br />

Rohrschuhbereich wurden mit einem Fräser bis 1701.0 m aufgebohrt.<br />

8.5.6 Bohrlochabschnitt von 1703.5 - 1870.4 m<br />

Mit einer gebrauchten Erweiterungskrone (104 x 57 mm) durchkernte man den Rohrschuh<br />

und die anschliessende Formation bis 1704.5 m (KM 621), bevor mit einer<br />

neuen Krone (96 x 57 mm) der reguläre Kernbohrbetrieb am 14. Januar 1993 wieder<br />

aufgenommen wurde. Mit sehr guten Bohrfortschritten (max. 22.8 m/d) waren am 23.<br />

Januar 1993 die 150 m zugebohrt, das heisst 1853.5 m (KM 648) erreicht.<br />

Die Kerngarnitur wurde ausgebaut und mit einer Erweiterungskrone der Grösse 108 x<br />

57 mm wieder eingebaut, um die 150 m Bohrlochstrecke für das FMS-Logging auf<br />

108 mm aufzubohren.<br />

Da sich nach dem Kernbefund auf den letzten Metern ein Formationswechsel anzukündigen<br />

schien, wurde kurzfristig entschieden, mit der Erweiterungsgarnitur im<br />

Anschluss an das Erweitern noch einige Meter hinzuzukernen. Nach dem Erweitern<br />

(37.5 h) konnten mit 3 Kernmärschen in 24 h weitere 16.9 m zugebohrt werden, sodass<br />

die Endteufe von 1870.4 m am 26. Januar 1993 erreicht war. Der vermutete<br />

Formationswechsel hatte sich nicht bestätigt.<br />

8.5.7 Arbeiten nach Erreichen der Endteufe<br />

Als nächstes erfolgten Packertests (VM4, VM5), ein Roundtrip, Fluid Logging,<br />

geophysikalisches Logging und weitere Packertests (VM6, VM7).<br />

Mehrmals traten Packerprobleme auf, da sich die Packer nur ungenügend entspannten<br />

und dadurch beim Umsetzen auf das nächste Testintervall beziehungsweise beim<br />

Ausbau beschädigt wurden und nur mit Überlast gezogen werden konnten.<br />

Nach einem Roundtrip wurden am 12. Februar 1993 die bohrlochseismischen<br />

Messungen ausgeführt, denen weitere Packertests (VM8, VM9, VM10) bis zum 21.<br />

Februar 1993 folgten. Bei mehreren Tests wurde auch Gas produziert, aber nur am 15.<br />

Februar 1993 so viel, dass ein freies Aussträmenlassen (wie bisher praktiziert) aus<br />

Sicherheitsgünden nicht mehr vertretbar war und für etwa 4 h Gas abgefackelt werden<br />

musste.<br />

Ebenfalls aus Sicherheitsüberlegungen hinsichtlich der Langzeitbeobachtung wurde<br />

eine Verfüllung des Bohrlochs bis ca. 1740 m nach Abschluss der Testarbeiten gefordert.<br />

Diese Verfüllung musste in zwei Zementationsschritten durchgeführt werden, da<br />

nach der ersten Zementation der Zementkopf bei 1759.5 m zu tief stand. Nach der<br />

zweiten Zementation lag der Zementkopf in 1739.1 m Teufe.


NAGRA NTB 94-09 - 118 -<br />

Das Abschrauben und Ausbauen der 5 11<br />

Verrohrung konnte erst nach einem Back-Off­<br />

Schuss im Linksverbinder ausgeführt werden, nachdem vorherige Entschraubversuche<br />

erfolglos waren.<br />

Das Perforieren der 7 11<br />

und 5" Verrohrung, ein 7" und ein 5" Scrapermarsch und ein<br />

letztmaliges Befahren des Bohrlochs bis 1739.1 m (= Sohle) sowie ein Klarspülen mit<br />

getracertem Wasser und der Abbau der Preventeranlage bildeten die letzten Vorbereitungen<br />

für den Einbau des Langzeitbeobachtungssystems.<br />

Das System konnte ohne Schwierigkeiten innerhalb von 6 Tagen eingebaut werden,<br />

sodass die Bohranlage ab dem 5. März 1993 zum Abbau freigegeben werden konnte.<br />

Da der nächste Bohrplatz für die Bohranlage jedoch noch nicht bezugsbereit war,<br />

wurde die Anlage erst zwischen dem 15. und 23. März 1993 abgebaut und abtransportiert.<br />

8.6 Verrohrungen und Zementationen<br />

8.6.1 13 3/8 11 Standrohr<br />

Das 13 3/8" Standrohr wurde mit Rohrschuh bis 55.9 m eingebaut. Die Zementation<br />

erfolgte mit 6.7 m 3 Zementbrühe. Es trat kein Zement zutage, sodass der Ringraum<br />

vom Keller aus nachzementiert werden musste.<br />

Die Rohrliste und der Zementationsbericht sind in den Beilagen 8.2 und 8.3 aufgeführt.<br />

8.6.2 9 5/8 11 Ankerrohrtour<br />

Die 9 5/8" Ankerrohrtour wurde bei 575.2 m abgesetzt, fast doppelt so tief wie in der<br />

Planung mit ca. 300 m vorgesehen. Die Rohre wurden mit Zangenservice verschraubt<br />

und zentriert mit Anschlag und Rohrschuh eingebaut. Zur besseren Einbindung der<br />

ersten zwei Rohre in den Zementstein wurden diese mit 12 Scratchern bestückt. Nach<br />

dem Einbau wurde in die Rohre ein 2 7IB"EU Tubingstrang bis 556 mals Zementierstrang<br />

eingelassen.<br />

Die hohen Spülungsverluste, die hauptsächlich im stark geklüfteten Kieselkalk bis ca.<br />

230 m begründet sind, mussten für die Zementation berücksichtigt werden, auch wenn<br />

bei den Erweiterungsarbeiten praktisch keine Spülungsverluste mehr festzustellen<br />

waren.<br />

Daher wurde diese Zementation als Gestängezementation mit Spezialzementierkopf<br />

anstelle einer Stopfenzementation ausgeführt. Bei dieser Technik muss nicht ein definiertes<br />

Zementvolumen (z.B. nach Kaliber ermittelt) vorgegeben werden, sondern es<br />

kann so lange Zementbrühe angemischt und verpumpt werden, bis die Zementbrühe<br />

zutage tritt beziehungsweise der Zementvorrat aufgebraucht ist.<br />

Mit den auf der Bohrstelle im aufgestellten Drucksilo bereitgestellten 40 t PCHS­<br />

Sulfacem-Zement standen daher (abhängig vom spez. Zementgewicht) ca. 35 m 3<br />

Brühevolumen zur Verfügung. Das entspricht etwa dem zweifachen des theoretisch


- 119 - NAGRA NTB 94-09<br />

benötigten Volumens, und so hätten mit dieser "Reserve" auch Verluste bis ca. 15 m 3<br />

während der Zementation ausglichen werden können. Noch grössere Verluste standen<br />

nicht zu erwarten beziehungsweise wären mit einfachen Mitteln sowieso nicht mehr zu<br />

kontrollieren gewesen.<br />

Die Zementation erfolgte mit 5 m 3 Wasser als Spacer, 21 m 3 Zementbrühe (SG<br />

1.83 kg/I) und 2 m 3 Wasser als Nachpumpvolumen bei normalem Druckverlauf ohne<br />

erkennbare Zirkulationsverluste. Die Zementbrühe wurde beim Zementieren kontinuierlich<br />

im Premixtank vorgemischt und verpumpt, bis die Mischzone zutage trat. Dann<br />

wurden das Anmischen gestoppt und der Restinhalt aus dem Premixtank sowie das<br />

Wasser noch nachgepumpt, sodass nach der Mischzone ca. 2 m 3 Zementbrühe als<br />

Überschuss zutage traten.<br />

Als etwa 1 h nach Zementationsende das Standrohr über der Kellersohle geöffnet<br />

wurde, stellte man fest, dass der Zementspiegel unter das Kellersohlenniveau abgefallen<br />

war. Dies ist jedoch als Setzungseffekt durchaus normal.<br />

Bei Vorbereitungen für die Verflanschungsarbeiten wurde einen Tag später der Gaszutritt<br />

durch eine Verpuffung festgestellt. Die Sanierungsarbeiten, welche 3 Perforationen,<br />

5 Nachzementationen und mehrere CET/CBL-Messungen umfassten, dauerten<br />

vom 29. Juni bis zum 17. Juli 1992. (Kapitel 8.10.1)<br />

Als wesentliche Ursache für den Gasdurchbruch sind die lange Versteifungszeit, starkes<br />

Sedimentationsverhalten und ein zu hoher Freiwassergehalt (während des Abbindens<br />

freigesetzter Wasseranteil) des verwendeten PCHS-Sulfacem-Zements zu<br />

vermuten. In der Zeitspanne, in der der Zement anfängt zu vergelen und abzubinden,<br />

wird der hydrostatische Druck der Zementsäule durch diese Versteifung bis auf Null<br />

reduziert. Ist die Zeitspanne zwischen einsetzendem Versteifen und komplettem<br />

Abbinden zu lang, haben Formationsfluide (Wasser, Gas) aufgrund ihres jetzt nicht<br />

kompensierten Formationsdruckes die Möglichkeit, sich Wegsamkeiten durch den sich<br />

bildenden Zementstein zu schaffen, insbesondere dann, wenn durch Freiwasserbildung<br />

und Sedimentation die Zementschlämme inhomogen geworden ist.<br />

In diesem Fall trafen<br />

• zementspezifische Eigenschaften<br />

• relativ starke Gasführung trotz geringer Teufe<br />

• geringe Gebirgstemperatur aufgrund der geringen Teufe und damit<br />

• langsames Abbinden des Zements<br />

so ungünstig zusammen, dass sich das Gas Wegsamkeiten bis zutage schaffen<br />

konnte.<br />

Die Rohrliste und der Zementationsbericht sind in den Beilagen 8.4 und 8.5 aufgeführt.<br />

8.6.3 7" Verrohrung<br />

Die 7" Verrohrung wurde bei 1151.2 m abgesetzt. Neben dem üblichen Zementierequipment<br />

wie Zentrierung, Anschlag und Rohrschuh ist eine Packerstufe in den<br />

Rohrstrang eingebaut. Beim Betätigen einer solchen Packerstufe wird zuerst ein


NAGRA NTB 94-09 - 120 -<br />

Packer im Ringraum gesetzt, bevor die oberhalb des Packers befindlichen Zirkulationsöffnungen<br />

freigegeben werden.<br />

Die mit Zangenservice kraftverschraubten Rohre konnten ohne Schwierigkeiten bis ca.<br />

1 m über Sohle eingebaut werden. Danach wurde spülend (900 Ilmin, 12 bar) die<br />

Sohle abgetastet und passend angetroffen. Überlast bis 40 t, Pumpendruckanstieg auf<br />

ca. 50 bar und totale Spülungsverluste traten auf, als versucht wurde, die Rohre um<br />

ca. 0.5 m wieder auf die Absetzteufe anzuheben. Nur millimeterweise gelang es, die<br />

Rohre wieder hochzufahren, während bei wechselnden Pumpraten zum Teil normaler<br />

Umlauf, aber auch teilweise und volle Verluste auftraten.<br />

Nachdem mit ca. 400 I/min und 8 bar stabile Zirkulationsverhältnisse herrschten, wurde<br />

mit der Zementation begonnen.<br />

Um die bei der 9 5/8 11<br />

Zementation aufgetretenen Schwierigkeiten ausschliessen zu<br />

können, wurden bei dieser Zementation spezielle Tiefbohrzementrezepturen eingesetzt.<br />

Die Druckfestigkeit des Gebirges hatte sich bei den Leak-Off-Tests als gering erwiesen.<br />

Nach den Ergebnissen der Hydrofrac-Tests musste dieser druckschwache<br />

Bereich noch unterhalb von ca. 1000 m liegen.<br />

Die anfangs geplante Einstufenzementation mit einem leichteren Standardzement im<br />

Bereich der 9 5/8 11<br />

Verrohrung und einem speziellen Expanding-Zement im offenen<br />

Bohrloch musste daher auf eine Zweistufen-Zementation geändert werden, um den<br />

hydrostatischen Sohlend ruck während der Zementation in vertretbaren Grenzen zu<br />

halten.<br />

Dazu wurde die 7 11 Packerstufe bei 570.6 m - 571.7 m knapp oberhalb des 9 5/8 11<br />

Rohrschuhs eingebaut.<br />

Die Zementation der ersten Stufe erfolgte mit 10m 3 Wasser als Spacer, 14 m 3<br />

Expanding-Zement SG 1.83 kg/l und 23 m 3 Spülung als Nachpumpvolumen. Während<br />

des Verpumpens war der Spülungsrücklauf anfangs wechselnd, teilweise nur noch<br />

gering, dann wieder schwallweise sehr stark, stabilisierte sich aber nach ca. 10m 3<br />

Nachpumpen. Bei den letzten ca. 2 m 3 traten dann schlagartig wieder totale Verluste<br />

auf. Der Druckverlauf zeigte jedoch den erwarteten Anstieg durch das Umsteigen des<br />

Zements in den Ringraum; der Enddruck betrug 110 bar.<br />

Es wurde dann der Freifallstopfen zum Betätigen der Packerstufe eingeworfen. Der<br />

Packer wurde gesetzt und die Stufe geöffnet. Beim Abzirkulieren traten ca. 5 m 3<br />

Wasser und ca. 2 m 3 Mischzone Wasser- Zement (SG 1.3 kg/I) zutage.<br />

Dann konnte die zweite Stufe mit 9 m 3 Wasser als Spacer, 10m 3 Zementbrühe SG<br />

1.72 kg/l und 11.7 m 3 Spülung als Nachpumpvolumen zementiert werden. Es traten<br />

1.5 m 3 Überschuss zutage.<br />

Nach 48 h Zementerhärtung wurden die Stopfen der Packerstufe und der Rohrschuhbereich<br />

bis 1149.3 m mit Rollenmeissel aufgebohrt. Das dann gefahrene CET zeigte<br />

für die erste Stufe sehr guten Zementbond bis zum Zementkopf bei ca. 630 m, das<br />

heisst, der Zement war zwar nicht bis zur gewünschten Teufe, aber angesichts der<br />

Verlustsituation dennoch weit genug hochgestiegen.


- 121 - NAGRA NTB 94-09<br />

Für die zweite Stufe ist der gemessene Zementbond schlecht, obwohl unter den hier<br />

vorhandenen Zementationsbedingungen - zwischen zwei Verrohrungen, mit Wasser<br />

gespült und Überschuss zutage - ein kompakter Zementstein im Ringraum besteht.<br />

Der Rohrschuh selbst wurde kernend aufgebohrt.<br />

Die Rohrliste und die Zementationsberichte sind in den Beilagen 8.6 bis 8.8 aufgeführt.<br />

8.6.4 5" Endverrohrung<br />

Die ursprünglich als Reserve bei maximal ca. 1500 meingeplante 5" Verrohrung<br />

musste nun bis 1703.5 m eingebaut werden. Da der Entscheid über den Einbau der<br />

Rohre erst wenige Arbeitstage vor dem Verrohren erfolgte, mussten zu den langfristig<br />

vorbestellten und daher vorhandenen Rohren kurzfristig 200 m weitere Rohre (15 Ibs/ft<br />

Rohre mit Omega-Verbinder) beschafft werden.<br />

Weil auch in dieser Bohrung für die Installation des Langzeitbeobachungssystems ein<br />

Wiederausbau der Verrohrung ab ca. 1000 m verlangt wurde, waren nur ca. 150 m<br />

Überlappung zwischen der 7" und der 5" Verrohrung vorgegeben. Deshalb mussten<br />

zusätzlich zum Rohrschuh und Anschlag wiederum ein External-Casing-Packer (ECP)<br />

und eine Zementierstufe unterhalb eines Linksverbinders eingebaut werden. Dies<br />

ergab eine zuverlässige Abdichtung des Ringraums innerhalb der Überlappung bei<br />

gleichzeitig unzementierten Rohren oberhalb des Linksverbinders.<br />

Bis zum Linksverbinder wurden die Rohre mit Zentralizern bestückt, danach ohne<br />

Zentrierung eingebaut. Das Kraftverschrauben erfolgte durch einen Zangenservice mit<br />

optimalen Verschraubmomenten. Dennoch wurde bei der Zementation eine Verbindung<br />

bei ca. 350 m im Gewinde abgestreift. Die kombinierte Zug- und Innendruckbelastung<br />

lag jedoch noch mehr als 20 % unter dem Sollwert, so dass als Ursache nur<br />

eine fehlerhafte Verschraubung oder ein nicht einwandfreies Muffen- oder Zapfengewinde<br />

in Frage kommen konnte, da sonst eine der obersten Verbindungen mit den<br />

höchsten Zugbelastungen hätte versagen müssen. Nach dem späteren Wiederausbau<br />

der Rohre waren am betreffenden Gewinde keine abnormen Beschädigungen erkennbar.<br />

Das Entschrauben der Rohre am 23. März 1993 im Linksverbinder gelang erst nachdem<br />

ein Back-Off-Schuss im Linksverbinder vorgenommen wurde. Mit Rücksicht auf<br />

den bei der Zementation abgestreiften Verbinder waren die Entschraubversuche<br />

vorher nur mit mässiger Überlast und geringem Drehmoment vorgenommen.<br />

Nach den guten Erfahrungen mit einem Expanding-Zement in der ersten Stufe der<br />

1" Zementation wurde auch hier dieser Zementtyp, angepasst an die höhere Bohrlochtemperatur,<br />

eingesetzt. Bei der Ermittlung des benötigten Brühevolumens wurde<br />

zu den nach Kaliberlog ermittelten 5.5 m 3 für Openhole und 1 m 3 zwischen den<br />

Rohren für die Verlustzone bei 1420 m ein Zuschlag von weiteren 3.5 m 3 eingerechnet,<br />

so dass 10m 3 Zementbrühe eingesetzt wurden. Der Zement wurde durch den<br />

Zementierservice trocken verblendet mit Silowagen angeliefert und im Premixtank<br />

angemischt.<br />

Für die Zementation wurden 10m 3 Wasser als Spacer vorweg, die 10m 3 Zementbrühe<br />

(SG 1.83 kg/I) und 17.3 m 3 Spülung zum Nachpumpen eingesetzt. Das Landen<br />

des Indicating-Plug erfolgte passend. Nach kurzer Druckkontrolle wurde der Druck


NAGRA NTB 94-09 - 122 -<br />

langsam auf den maximal notwendigen Setzdruck für den ECP von ca. 180 bar aufgepumpt.<br />

Bei 178 bar kam es zu einem schlagartigen Druckabfall. Es zeigte sich, dass eine<br />

Verbindung der 5" Verrohrung bei ca. 350 m abgestreift worden war. Die Rohre liessen<br />

sich wieder "gesund verbinden" , so dass der Freefall-Plug eingeworfen, die Zementierstufe<br />

geöffnet und der Überschusszement , ca. 1 m 3 , abgespült werden konnten. Um<br />

weitere Manipulationen an der Rohrtour und damit weitere Belastungen für die kritische<br />

Rohrverbindung zu vermeiden, solange der Zement in der Abbindephase war,<br />

wurde ca. 10 h abgewartet, bis der Zement abgebunden hatte. Anschliessend wurden<br />

10m 3 neu angesetzte Bentonitspülung in den Ringraum der 5" x 7" Verrohrung einzirkuliert<br />

und mit dem Closing-Plug die Zementierstufe wieder verschlossen.<br />

Das später gefahrene CET-Log zeigte jedoch entgegen den Erwartungen auf mehreren<br />

Strecken sehr schlechten Bond, insbesondere in den Bereichen 1673 - 1629 m,<br />

1561 -1434 mund 1229 - 1078 m (ECP). In den anderen Streckenabschnitten zeigte<br />

sich überwiegend sehr guter Bond. Auch die 18 m oberhalb des ECP bis zur Stufe<br />

wiesen guten Bond auf, so dass für die "schlechten" Abschitte formationsbedingte<br />

Einflüsse - zum Beispiel einmigriertes Gas - als Ursache zu vermuten sind.<br />

Die Rohrliste und der Zementationsbericht sind in den Beilagen 8.9 und 8.10 aufgeführt.<br />

8.6.5 Verfüllungszementationen<br />

Einige Packertests im letzten Bohrlochabschnitt unterhalb ca. 1750 m zeigten eine<br />

deutliche Gasführung. Diese gasführenden Bereiche sollten vom letzten Beobachtungsintervall<br />

der Langzeitüberwachung abgetrennt werden, um Sicherheitsrisiken<br />

durch möglicherweise starken Gaszutritt beim Einbau und späterem Wiederausbau<br />

des Multipackers oder bei Packerdefekten während der Langzeitbeobachtung zu<br />

vermeiden.<br />

Dazu forderte man die Verfüllung des Bohrlochs von Endteufe bis etwa 1740 m. Ca.<br />

1.8 m 3 Zementbrühe wurden mit einem Zementierstrang ins Bohrloch einzirkuliert, der<br />

Zementierstrang bis 1740 m ausgebaut und dann der Überschuss abgespült, wobei<br />

einige 100 I Überschuss zutage traten. Nach ca. 12 h wurde der Zementkopf abgetastet<br />

und bei 1759.5 m angetroffen. Das bedeutete, dass der Zement um etwa 20 m<br />

abgefallen war. Aus diesem Grund wurden nochmals 0.5 m 3 Zementbrühe eingepumpt<br />

und bei 1739 m abgespült, wobei eine Mischzone zutage trat. Der später abgetastete<br />

Zementkopf stand bei 1739.1 m.<br />

Eingesetzt wurde beide Male PCHS Sulfacem-Zement unter Zugabe von 2 %<br />

und einem spezifischen Gewicht der Zementbrühe von 1.82 kg/1.<br />

Bentonit<br />

8.7 Preventeranlage und Bohrlochverflanschung<br />

Der erste Bohrabschnitt bis 57.7 m wurde ohne Preventeranlage gebohrt.<br />

Nach Einbau des 13 3/8" Standrohrs wurde ein Ringpreventer (13 5/8"-3000 psi) als<br />

Diverter für die Kernbohrphase auf dem 13 3/8" STC x 13 5/8"-3000 psi Bodenflansch


- 123 - NAGRA NTB 94-09<br />

installiert. Während des Erweiterns wurde kein Preventer eingesetzt, da die Kernbohrung<br />

keine Gefahr durch überhydrostatische Zuflüsse oder Gas gezeigt hatte. Die<br />

13 3/8" Rohre wurden nach Einbau der 9 5/8" Rohre auf Kellersohle abgeschnitten.<br />

Auf die 9 5/8"Ankerrohrtour wurde ein 9 5/8 11<br />

L TC x 11"-5000 psi Bodenflansch<br />

geschraubt, darauf ein Spool, ein Doppelbackenpreventer mit Gestänge- und Totalabschluss<br />

und ein Ringpreventer montiert, alles in der Grösse 11"-5000 psi. Mit dieser<br />

Ausrüstung wurde bis zum Ende der Bohrung weitergearbeitet.<br />

Die TI Verrohrung wurde im Bodenflansch mit einem Keil abgesetzt. Die 5" Verrohrung<br />

war temporär mit einem angeschweissten Ring auf den 7" Rohren abgehängt worden.<br />

Die Schliessanlage, Chokemanifold, Gasseparator und Fackel vervollständigten<br />

jeweils die Preventeranlagen.<br />

8.8 Bohrspülung<br />

8.8.1 Ton-Süsswasser-Spülung<br />

Auch diese Bohrung wurde in gleicher Art wie die anderen WLB- Bohrungen mit einer<br />

Bentonit-Polymer-Süsswasserspülung abgeteuft. Zusätzlich wurde ab ca. 900 m zeitweise<br />

ein Reibungsminderer der Spülung zugesetzt. Die Spülungsüberwachung und<br />

-konditionierung erfolgte durch einen Spülungsservice. Zur Spülungsbehandlung konnten<br />

Schüttelsieb, Mudcleaner und Zentrifuge eingesetzt werden.<br />

Die Spülungsdaten und -materialverbräuche sind in Beilage 8.11 aufgeführt.<br />

8.8.2 Spülungsentsorgung<br />

Die Entsorgung alter Spülung erfolgte mit Hilfe der vorhandenen Zentrifuge, einem<br />

50 m 3 Stapeltank und einer Flockmitteldosiereinrichtung. Die Spülung wurde im<br />

Stapeltank durch Zugabe von Schwefelsäure im pH-Wert reguliert und unter Zudosierung<br />

von Flockmittel zentrifugiert. Das Zentrat konnte in die Kanalisation abgeleitet<br />

werden, die Feststoffe wurden in eine Inertstoffdeponie verbracht.<br />

8.9 Bohrwerkzeuge<br />

Eine Liste aller Kernmärsche ist in Beilage 8.12 enthalten, eine grafische Darstellung<br />

der Bohrparameter zeigt die Beilage 8.13. Alle Werkzeugeinsätze sind chronologisch<br />

in Beilage 8.14 aufgeführt (ausgenommen Werkzeugeinsätze während der Sanierung<br />

der 9 5/8" Zementation).<br />

8.9.1 Kernkronen<br />

Die Kernbohrarbeiten (Tabelle 34) wurden hauptsächlich mit oberflächenbesetzten<br />

Diamantkronen der Dimension 6 1/4" x 4" an dem 5 1/2" GWSK Kernrohr ausgeführt.<br />

In den oberflächennahen Geröllen wurden zusätzlich verschiedene Stiftkronen und


NAGRA NTB 94-09 - 124-<br />

hartmetallbelegte Kronen mit dem SK6L-Kernrohr eingesetzt. Mit drei oberflächen besetzten<br />

Diamantkronen wurde im letzten Bohrlochabschnitt ab 1703.5 m gekernt.<br />

Dabei wurden eine gebrauchte 104 mm x 57 mm Krone zum Durchkernen des Rohrschuhs<br />

und für 1.0 m Gebirge eingesetzt, mit einer 96 mm Krone der Hauptteil erbohrt<br />

und mit der 108 mm Erweiterungskrone letztlich noch 16.9 m zugekernt.<br />

Die Kronen Nr. 51 322 und 51 323 waren gegenüber den anderen Kronen mit einer<br />

verkürzten Räumkante und mit reduziertem Diamantenbesatz in der Schneidlippe<br />

gefertigt. Damit wird einerseits die Richtungsstabilität der Krone verringert, andererseits<br />

kann bei konstantem spezifischem Andruck (N/Diamant) die Kronenbelastung<br />

verringert werden. Allerdings ist dadurch auch die Standzeit einer solchen Krone<br />

gegenüber einer normal besetzten reduziert.<br />

Die gesamte Kernbohrung SB2 erreichte einen Kerngewinn von 99.6 % bei 6.7 m<br />

Kernverlust.<br />

Tabelle 34:<br />

Kernkronen SB2<br />

Grösse Serien- Typ Sohr- I Sohrzeit I Fort- Kern-n mittlere I Kernnummer<br />

strecke i I schritt gewin Kern- i marsch<br />

marsch-I Anzahl<br />

länge<br />

"/ mm m h m/h 0/0 m<br />

61/4 51 165 I SV 396.5 I 363.3 I 1.1 99.6 2.1 186<br />

61/4 51 166 I<br />

SV 83.5 I 107.7 0.8 98.0 1.7 49<br />

6 1/4 51 199 I BV 133.7 115.0 1.2 99.7 2.6 51<br />

61/4 51 322 SV 329.7 289.5 1.1 99.9 4.6 71<br />

61/4 51 323 SV 494.2 427.8 1.2 99.8 4.7 105<br />

61/4 876713 BV 47.2 63.4 0.7 98.7 1.2 40<br />

61/4 9601-1 SV I 168.9 150.5 1.1 100.1 2.8 61<br />

6 1/4 9601-2 BV 33.6 I 30.3 1.1 98.8 1.5 23<br />

96 I 51 485 I SV 149.0 I 98.3 1.5 99.8 5.5 27<br />

104 50890 SV 1.0 1.0 1.0 100.0 0.5 2<br />

I<br />

108 I 51 495 SV 16.9 I 16.3<br />

I<br />

1.0 100.0 I 5.6 3<br />

146 Hartmet.1 I<br />

0.2 I 0.5 i 0.4 I 100.0<br />

I<br />

0.1 I 2<br />

146 i Stift I<br />

i<br />

1 70.6<br />

!<br />

0.3 18<br />

160 I<br />

Stift I I 7.9<br />

! 5.1 I 4.4 1.2 I<br />

I<br />

I<br />

! 2.8 I 2.82 i 100.0<br />

I 0.6 I 13<br />

TOTAL 1867.4 I 1670.7 I 1.1 99.6 2.9 I 651<br />

I<br />

8.9.2 Erweiterungswerkzeuge<br />

Für Nachbohr- und Erweiterungsarbeiten auf den ersten Metern wurden gebrauchte<br />

Rollenmeissel der Grössen 8 1/2" und 6 1/4" eingesetzt.<br />

Das Erweitern auf 17 1/2" bis 55.9 m und bis 57.7 m auf 12 1/4" erfolgte mit neuen<br />

Warzenmeisseln.


- 125 - NAGRA NTB 94-09<br />

Für das Erweitern von 57.7 m - 577.0 m wurden spezielle Werkzeuge eingesetzt, um<br />

sicherzustellen, dass das Kernbohrloch nicht verlassen wird. Da keine Werkzeuge<br />

lieferbar waren, die von 6 1/4 11 auf 12 1/4 11 in einem Arbeitsgang aufweiten, musste in<br />

zwei Durchgängen zuerst auf 8 1/2 11 und dann auf 12 1/4 11 erweitert werden. Die eingesetzten<br />

"Masterdriller ll<br />

(Beilage 8.15) haben drei feste Arme mit Warzenmeisselrollen<br />

auf einem Grundkörper. Unten wird ein Rollenmeissel als Pilot angesetzt, der das<br />

Werkzeug im vorhanden Bohrloch zentrisch führt. Die Arme selbst sind auswechselbar,<br />

für die Grösse 12 1/4 11<br />

auf der Bohrstelle durch das Lösen von Bolzen, für die<br />

Grösse 8 1/2" allerdings nur beim Hersteller, da diese Arme verschweisst sind.<br />

Die Standzeiten (Tabelle 35) der Meisselrollenlager erforderten für die Erweiterung von<br />

jeder Grösse jeweils 4 Satz Rollenarme, die bei der Grösse 8 1/2" mit drei, bei der<br />

Grösse 12 1/4 11<br />

mit zwei verschiedenen Körpern eingesetzt waren. Bei 504.8 m wurde<br />

eine Rolle (für 12 1/4") durch Lagerverschleiss verloren und musste gefangen werden.<br />

Als Pilotmeissel wurden jeweils gebrauchte Rollenmeissel der Grösse 6 1/4", beziehungsweise<br />

8 1/2 11<br />

eingesetzt. Aufgrund des Pilotmeissel wurden die letzen 0.4 m<br />

jeweils nicht erweitert.<br />

Tabelle 35:<br />

Rollenerweiterungswerkzeuge, SB2<br />

Rollenarm-Satz Grösse m h<br />

1 121/4" 68.4 37.5<br />

2 12 1/4" 244.5 118.5<br />

3 12 1/4" 134.2 53.5<br />

4 I 12 1/4" 72.2 42.3<br />

Total I 12 1/4" 518.7 I 251.8<br />

1 81/2" 83.4 39.5<br />

2 8 1/2" 163.7 72.5<br />

3 8 1/2" 97.9 40.0<br />

4 8 1/2" 173.7 67.8<br />

Total 8 1/2" 518.7 219.8<br />

m/h<br />

1.8<br />

2.1<br />

2.5<br />

1.7<br />

2.1<br />

2.1<br />

2.3<br />

2.4<br />

2.6<br />

2.4<br />

Die Erweiterungsgarnituren bestanden aus:<br />

6 1/4" Rollenmeissel 8 1/2" Rollenmeissel<br />

8 1/2 11 Erweiterungswerkzeug 12 1/4" Erweiterungswerkzeug<br />

6 1/4 11 Stossdämpfer<br />

Bit-Stabilisator<br />

6" Schwerstangen (8 Stück) 9" Stossdämpfer<br />

5 1/2" Gestänge<br />

8 11 Schwerstangen (5 Stück)<br />

6 1/4" Stossdämpfer (zeitweise)<br />

6" Schwerstangen (10 Stück)<br />

5 1/2 11 Gestänge<br />

Für die Erweiterung von 577.0 m - 1151.5 m wurde ein speziell angefertigtes diamantbesetzes<br />

Werkzeug eingesetzt, das aus einem Körper und einer darübergeschraubten,<br />

auswechselbaren Hülse mit der diamantbesetzten konischen Schneidfläche<br />

besteht (Beilage 8.15).


NAGRA NTB 94-09 - 126 -<br />

Unterhalb wird ebenfalls ein Rollenmeissel als Pilot angeschraubt. Eine Fangarbeit<br />

beim Erweitern wurde durch den Pilotmeissel verursacht (Kapitel 8.4.4.2.), ansonsten<br />

erfüllte dieses Erweiterungswerkzeug die Erwartungen hinsichtlich Standzeit und<br />

Bohrfortschritt, der bei ca. 1.75 mlh lag.<br />

Die Erweiterungsgarnitur bestand aus:<br />

6 1/4" Rollenmeissel<br />

8 1/2 11 Erweiterungswerkzeug<br />

6" Schwerstangen (14 Stück)<br />

5 1/2 11 Gestänge<br />

8.10<br />

Spezielle Arbeiten<br />

8.10.1 Nachzementation 9 5/8 11 Rohre<br />

Der Gaszutritt im Ringraum 13 3/8" x 9 5/8" Rohre machte Sanierungsarbeiten erforderlich.<br />

Diese erfolgten in einem ersten Schritt durch zwei Perforationen, deren Position<br />

anhand der CET/CBL-Messungen festgelegt wurden. Über dieses Intervall konnte<br />

Zirkulation hergestellt und Zement in den Ringraum verpresst werden. Danach war der<br />

Gaszutritt gestoppt. Um weitere Bereiche des Ringraums abzudichten, erfolgte eine<br />

dritte Perforation. Alle Perforationen wurden so lange durch Druckzementationen<br />

behandelt, bis sie einem Kopfdruck von 100 bar standhielten. Die Zementationen<br />

erfolgten über das Bohrgestänge mittels RTTS-Packer (Retrievable-Test-Treat­<br />

Squeeze Packer) bzw EZSV-Packer (Drillable-Squeeze Packer) ausgeführt. Die letzten<br />

5 m Zement im Rohrschuh wurden durchkernt, um die Qualität des Zements im<br />

Rohrschuhbereich feststellen zu können. Dabei war ein deutliches Entgasen des<br />

Zements bei der Kernentnahme festzustellen. Unter dem Rohrschuhventil war ein<br />

deutlicher Hohlraum (faustgross) vorhanden, aus dem der Zement durch eine Gasansammlung<br />

in der Abbindephase verdrängt worden war.<br />

Der Ablauf der wichtigen Arbeitsschritte ist im Folgenden in Stichworten aufgelistet:<br />

• Bei Brennarbeiten am Standrohr traten zwei Verpuffungen in Ringraum 13 3/8" x<br />

9 5/8" auf, brennbares Gas im Ringraum, Gasmessungen ergeben 3 bis 5 0/0<br />

Methan, im Ringraum ist eine deutliche Entgasung durch Blasenaufstieg erkennbar<br />

• 1. CET-Messung durch Zementreste in den 9 5/8" Rohren beeinflusst, Klarspülen<br />

der 9 5/8 11<br />

Rohre mit Wasser, 1. CBL-Messung<br />

• Verflanschungsarbeiten, RR 13 3/8 11 zu 9 5/8" abgedichtet, Hydril-Preventer auf<br />

die 9 5/8 11<br />

Rohre montiert<br />

• 1. Perforation 501.4 - 502.0 m, 2. Perforation 426.0 - 426.6 m mit je 8 Schuss<br />

• Abdrückversuche und Injektionstests mit RTTS-Packer auf Rohrschuh und<br />

Perforationsstrecken, Zirkulation durch das Perforationsintervall mit Waschflüssigkeit,<br />

Setzen eines EZSV-Packer bei 432.3 m<br />

• 1. Druckzementation, 6.4 m 3 Zementbrühe (verflüssigt), SG 1.91 kg/l,<br />

Zementüberschuss bei 409.6 m abgespült


- 127 - NAGRA NTß 94-09<br />

• kein Gas mehr im Ringraum festzustellen, Zementkopf bei 426.6 m abgetastet,<br />

Abdrückversuche und Injektionstests auf 2. Perforation<br />

• 2. Druckzementation mit 5 m 3 Zement (SG 1.85 kg/l), 2.5 m 3 Zement (SG<br />

1.85 kg/l) mit 2 % CaCI 2 beschleunigt, 3 Steps zu 3 m 3 Zement (SG 1.85 kg/l)<br />

und 1.3 m3 Wasser, Maximaldruck beim Squeeze 156 bar<br />

• Temperaturlog von 0 - 386 m (Zementkopf), ohne Aussagekraft über Zement<br />

hinter den Rohren<br />

• Injektionsversuch überkopf auf Ringraum 13 3/8 11 x 9 5/8 11<br />

• Zementaufbohren von 386.5 - 429.0 m, Drucktests auf 2. Perforation, Druckabfall<br />

auf 60 bar<br />

• 3. Druckzementation mit 0.9 m 3 Zementbrühe (SG 1.91 kg/l) verflüssigt<br />

• Zement aufgebohrt von 419.8 m bis 429.8 m, Abdrückversuch auf 2. Perforation<br />

mit 100 bar LO.<br />

• Zement und EZSV-Packer aufbohren von 429.8 m bis 570.0 m<br />

• 9 5/8" Scraperrun mit Sedimentrohr bis 570.0 m<br />

• drucktest auf Rohrschuh mit 100 bar LO.<br />

• Abdrückversuche auf 1. Perforation, Druckabfall ab 30 bar<br />

• 2. CET und 2. CBl, teilweise deutliche Verbesserung der Ringraumzementation<br />

erkennbar<br />

• 4. Druckzementation mit 4 m 3 Zementbrühe (SG 1.87 kg/l) verflüssigt, Abspülen<br />

des Zements bei 417.7 m<br />

• 3. Perforation bei 405.0 - 405.6 m mit 8 Schuss<br />

• Abdrückversuche auf 3. Perforation<br />

• 5. Druckzementation mit 7 m 3 Zementbrühe (SG 1.84 kg/l)<br />

• Zement aufgebohrt von 260.7 m bis 417.0 m, Drucktest auf 3. Perforation mit<br />

100 bar, i.O.<br />

• 9 5/8 11 Scraperrun bis 417.0 m, Bohrloch klargespült<br />

• 3. CET Messung, teilweise weitere deutliche Verbesserung der Ringraumzementation<br />

• Zement aufbohren von 417.0 m bis 501.9 m, weiter eingebaut bis 570.0 m<br />

• Abdrückversuch auf 1. Perforation mit 100 bar, LO.<br />

• Vorbereitung Einbau 5 1/2" GWSK mit Kernrohr, Rohrschuh kernend aufgebohrt<br />

Damit waren die Sanierungsarbeiten abgeschlossen.<br />

Die eingesetzten Zementrezepturen und der jeweilige Materialverbrauch sind in der<br />

Beilage 8.16 enthalten:


NAGRA NTB 94-09 - 128 -<br />

8.<strong>10.2</strong> Fangarbeiten<br />

8.<strong>10.2</strong>.1 7" Hilfsverrohrung<br />

Als Hilfsverrohrung waren auf dieser Bohrung wie auf den vorhergehenden Wellenbergbohrungen<br />

Rohre mit einem Trapez-Linksgewinde eingesetzt. Das Linksgewinde<br />

verhindert ohne zusätzliche Sicherungsmassnahmen, dass die Rohre durch das sich<br />

darin rechts drehende Bohrgestänge auseinander geschraubt werden.<br />

Da die 95/8" Verrohrung erheblich tiefer als erwartet abgesetzt worden war, mussten<br />

zu den eingeplanten ca. 300 m neuen Linksrohren zusätzlich gute gebrauchte Rohre<br />

aus den anderen Bohrungen eingesetzt werden. Ausserdem wurden 6 Stück IInormale"<br />

Rechtsgewinderohre erforderlich, um auf die notwendige Gesamtlänge zu kommen.<br />

Dies stellte jedoch kein Risiko dar, da diese Rohre zuoberst eingebaut wurden und der<br />

axiale Zug in den Gewinden ein Entschrauben verhinderte.<br />

Nachdem bei einem Gestängeausbau eine Beschädigung der Hilfsrohrtour festgestellt<br />

wurde, begannen Fangarbeiten mit einem 7" FC- Spear. In 5 Versuchen konnten die<br />

Rohre bis auf das unterste Rohr ausgebaut werden.<br />

Das Schadensbild der geborgenen Rohre zeigte dann auch, dass die Beschädigung<br />

schrittweise von unten nach oben aufgetreten war, indem einzelne Verbindungen der<br />

Hilfsverrohrung sich überschraubt hatten und anschliessend abgestreift wurden.<br />

Ob dieses Überschrauben durch das Zusammenwirken von<br />

• zu hohen Reibkräften zwischen Gestänge und Rohren aufgrund der Neigung,<br />

• schwingenden Beanspruchungen der mit Zentralizern eingebauten Hilfsverrohrung,<br />

• geringem Gewindeverschleiss an den gebrauchten Rohren<br />

verursacht wurde, lässt sich nicht eindeutig klären.<br />

Da das letzte Rohr bei Fangversuchen nicht freigezogen werden konnte, musste es<br />

durch Fräsen beseitigt werden. Die dabei im Bohrloch verbliebenen Eisenreste und<br />

Frässpäne führten jedoch kurz darauf erneut zu Problemen.<br />

Als Ersatz für die Hilfsverrohrung standen so kurzfristig nur die bereits im <strong>Nagra</strong>-Lager<br />

vorhandenen 7 11<br />

Rohre für den permanenten Einbau zur Verfügung.<br />

Diese Rohre mit Rechtsgewinde mussten daher gegen ein Entschrauben der Rohre im<br />

Schuhbereich gesichert werden. Dazu wurden bei den ersten 14 Rohren (100 m) die<br />

Muffen verschweisst und die Gewinde beim Einbau verklebt. Die weiteren Verbindungen<br />

sollten durch die axiale Zugbelastung genügend gegen ein Entschrauben<br />

geschützt sein. Alle Rohre wurden durch einen Zangenservice mit optimalem<br />

Drehmoment verschraubt.<br />

Dass trotzdem gerade die oberste Verbindung, das heisst die mit der höchsten axialen<br />

Belastung, kurz darauf entschraubt hat, kann durch folgenden Umstand begründet<br />

sein:


- 129 - NAGRA NTB 94-09<br />

Beim Nachbohren mit Diamantkrone beziehungsweise Fräser wurden Eisenreste<br />

durch die Spülung bis in den Preventer hinaufgetragen. Dort vergrössert sich der<br />

Fliessquerschnitt konstruktionsbedingt sehr stark, so dass die bis hierhin hochgespülten<br />

Schrottreste nicht mehr weiter ausgetragen wurden. Beim Abstellen der Zirkulation<br />

zum Nachsetzen oder Kernrohrziehen sind diese Eisenteile wieder einige Meter<br />

zwischen Rohre und Gestänge zurückgefallen. Beim Weiterbohren führte diese<br />

Anhäufung von scharfkantigen Eisenteilen zu so hohen Reibkräften zwischen Rohren<br />

und Gestänge, dass die Verschraubung zwischen erstem Rohr (im Bodenflansch<br />

abgehängt) und zweitem Rohr gelöst wurde.<br />

Die starken Verschleissspuren in den ersten Rohren, erkennbar in dem Kaliberlog vom<br />

5. August 1992 erhärten diese Vermutung.<br />

Zusätzliches Bespülen des Preventers und Einsätze von speziellen Magnetwerkzeugen<br />

(Chipcatcher) konnten in der Folge Abhilfe schaffen.<br />

Der Ablauf der wichtigen Arbeitsschritte ist nachfolgend in Stichworten aufgelistet:<br />

• Kernen bis 707.9 m mit 6 1/4 11 Krone und 5 1/2 11 GWSK ohne erkennbare<br />

Probleme hinsichtlich Drehmoment etc., beim Ausbauen schlagartig Überlast bei<br />

386 m, fest in den 7 11 Rohren, mit Drehen und Ziehen (bis 22 t Überlast) nach<br />

3 m nach oben frei, nach unten steht der Strang auf<br />

• mit 1. - 5. Fangversuch bis auf das 1. Rohr die Hilfsverrohrung zutage gebracht<br />

• 6. Fangversuch, ohne Erfolg, 7. Fangversuch, Ziehversuche bis 62 t und Drehversuche<br />

ohne Erfolg, Ausbau, Wartezeit auf Fang- und Fräswerkzeuge<br />

• Einbau Fräsgarnitur Spez. Piranha Mill, Fräsen von 570.0 m bis 577.0 m in<br />

7.25 h, Ausbau, Einbau 8 1/2 11 RM, ca. 0.5 m gebohrt, Ausbau<br />

• Einbau 6 1/4 11 Krone, Versuch, in das 6 1/4 11 Bohrloch zu kommen ohne Erfolg,<br />

Ausbau<br />

• Einbau Fräsgarnitur Spez. Piranha Mill, Fräsen von 577.0 m bis 577.8 m,<br />

Ausbau, am Fräser wird ein Teil der T' Rohrschuhkrone zutage gebracht<br />

• Einbau neue T' Hilfsverrohrung, die ersten 14 Rohre verschweisst bzw. verklebt,<br />

Rohre im Keil abgesetzt<br />

• Nachbohren mit 6 1/8" Tapermill, von 577.8 m bis 583.0 m<br />

• Einbau 6 1/4" Krone, nachgebohrt von 583.0 m bis 705.8 m, Eisenstück im Kernrohr,<br />

Versuche tiefer zu kommen ohne Erfolg, Ausbau, ein Eisenstück klemmt in<br />

der Krone<br />

• Einbau 6 1/4 11 Stirnfräser, nachgebohrt von 705.8 m bis 707.9 m, teilweise hohe<br />

Drehmomente und kurzfristiges Festwerden, Ausbau<br />

• Beim Ausbau der drittletzten Bohrstange wird ein 7 11 Rohr im Preventer sichtbar,<br />

Gestänge fertig ausgebaut, T' Rohr mit Krebs ausgebaut, dieses Rohr war aus<br />

der Muffe des 2. Rohrs entschraubt, leichte Abstreifspuren im Gewinde, Rohrkrebs<br />

eingebaut und volles Stranggewicht der 7 11 Rohre gefangen, 7 11 Rohre<br />

hochgezogen, abgefangen, Rohrmuffe ausgetauscht<br />

• Kaliberlog, alle Rohre noch miteinander verschraubt


NAGRA NTB 94-09 - 130 -<br />

• Einbau neues TI Rohr, Absetzen der Rohre mit Rohrkrebs auf Sohle mit ca. 6 t,<br />

Nachverschrauben der Rohre mit Nennmoment nicht möglich, TI Rohre 0.5 m<br />

angehoben und im Keil abgefangen<br />

• 6 1/4" Krone spülend eingebaut, gekernt von 707.9 m bis 709.2 m (KM 378 -<br />

380), immer wieder Eisenteile im Kernrohr, Ausbau<br />

• 3 x Roundtrip mit 2 St. 5 7/8" Chipcatcher (Magnet) bis Sohle, Eisenteile bis ca.<br />

25 mm 0 zutage<br />

• Einbau 6 1/4" Krone, gekernt von 709.2 m bis 710.7 m (KM 381, 382), Eisenteile<br />

im Kernrohr, hohe Drehmomente und Überlast<br />

• Roundtrip mit Fangmagnet, Sedimentrohr und Chipcatcher, Eisenteile bis 20 mm<br />

Durchmesser zutage<br />

• Einbau 6 1/4" Krone, nachgebohrt ab 605 m, gekernt von 710.7 m bis 732.1 m<br />

(KM 381 - 391), anfangs hohe Drehmomente und Überlast beim Fahren, langsam<br />

geringer werdend, Bohrloch gespült, hochviskose Pille durchzirkuliert,<br />

Checktrip bis in den TI Rohrschuh ohne Widerstand<br />

• Roundtrip mit 6 1/4" RM, Sedimentrohr und Chipcatcher, Ausbau<br />

• Kaliberlog für Packersitzbestimmung, Bohrloch im Open hole mit z.T. starken<br />

Ausbrüchen, TI Hilfsverrohrung in Ordnung<br />

• Beginn Einbau Testgarnitur<br />

Bei den in dieser Hilfsverrohrung gefahrenen beiden Kaliberlogs wurde eine Längendifferenz<br />

von ca. 2.5 m gegenüber der Rohrliste festgestellt. Eine Überprüfung des<br />

Teufenzählwerks der Winde deutete auf einen Fehler in der Rohrliste hin. Das Nachmessen<br />

der wieder ausgebauten Hilfsverrohrung zeigte, dass beim Ausmessen der<br />

Rohre mit stark verschlissenem Bandmass der Längenfehler entstanden war.<br />

8.<strong>10.2</strong>.2 61/4" Pilotmeissel<br />

Bei dem Erweitern mit dem Diamant-Erweiterungswerkzeug wurde im Abstand von<br />

einigen Metern jeweils das Bohrloch drehend befahren, indem man den Bohrstrang<br />

hochgezogen und dann wieder abgesenkt hat. Nach einem solchen Befahren war kein<br />

Bohrfortschritt mehr zu erzielen und gleichzeitig war der Pumpendruck geringfügig<br />

gefallen. Zur Werkzeugkontrolle musste daher ausgebaut werden. Dabei stellte man<br />

fest, dass sich der Pilotmeissel entschraubt hatte und im Loch verblieben war.<br />

Beim Erweitern läuft der 6 1/4" Rollenmeissel als Pilot im vorhandenen Bohrloch und<br />

wird nur durch seitliche Belastungen, Vibration und Schläge, beansprucht. In den<br />

immerhin 171 h Erweitern bis zum Verlust muss sich die anfangs ordnungsgemäss<br />

gekonterte Verbindung losgerüttelt haben. Solange der Meissel im 6 1/4" Loch gelaufen<br />

ist, wurde ein Abschrauben durch die Reibung im Bohrloch verhindert, beim Befahren<br />

des Bohrlochs kam der Meissel jedoch in den 8 1/2" Bereich, so dass durch die<br />

Strangvibration die Verschraubung gelöst wurde, der Meissel abgefallen ist und sich im<br />

Übergang vom 8 1/2" zum 6 1/4" Loch verklemmt hatte.<br />

Es wurden mit einem umgebauten Trockenkernrohr, einem Magnet und nochmals mit<br />

dem Trockenkernrohr Fangversuche gefahren, bis ein 8 3/8" Schrottkernrohr eingetroffen<br />

war. Mit diesem konnte der Meissel dann gefangen und zutage gebracht werden.<br />

Der Zeitaufwand für die Fangarbeit betrug insgesamt 38.25 h.


- 131 - NAGRA NTB 94-09<br />

8.11 Bohrlochverlauf<br />

Die Bohrung dreht von anfangs ca. 330° Azimut bis zu einer Tiefe von etwa 350 m<br />

kontinuierlich nach rechts bis auf 52° ~ wobei sich die Neigung relativ konstant zwischen<br />

1.0 0 und 1.7° hält (der im Anhang erkennbare anfängliche Verlauf in südlicher Richtung<br />

ist durch magnetische Beeinflussung des ersten Messpunkts durch das Standrohr<br />

bedingt).<br />

Ab ca. 350 m dreht die Bohrung dann nach links auf ziemlich gen au nördliche Richtung.<br />

Erst auf den letzten 100 m dreht sie leicht nach Nordwesten ab. Der Richtungswechsel<br />

und ein gleichzeitig einsetzender Neigungsaufbau deckt sich mit einem<br />

Absinken des Schichtungsfallwinkels von 0 bis 40° (von der Vertikalen) in den Kalken<br />

ab 365 m.<br />

Nach Einbau der 9 5/8" Rohre verringert sich zwar die Aufbaurate, die Neigung nimmt<br />

aber bis auf 7.2° bei 937 m zu. Erst mit Einsatz der Kronen mit verkürzter Räumkante<br />

und verringertem Diamantenbesatz sowie einer geänderten Stabilisation konnte ab<br />

950 m die Neigung wieder abgebaut werden. Sie ist bis Endteufe auf 1.9 0 zurückgegangen.<br />

Die Gesamtabweichung ist mit 116.0 m nach Azimut 5.0° geringer als es der anfängliche<br />

Neigungsaufbau der Bohrung erwarten liess. Der Teufenverlust beträgt nur 5.0 m.<br />

Der Bohrlochverlauf ist in Beilage 8.16 grafisch dargestellt, Beilage 8.17 enthält die<br />

tabellarische Auflistung.<br />

8.12 Zeitaufteilung<br />

Die reinen Kernbohrarbeiten liegen mit 38 % der Gesamtzeit im vergleichbaren<br />

Rahmen zu den anderen Sondierbohrungen im Standortgebiet Wellenberg. Der Zeitaufwand<br />

für die Mess- und Testzeiten sowie für den Einbau des Langzeitbeobachungssystems<br />

ist mit 24.8 0;0 geringer als bei den anderen Bohrungen. Verursacht<br />

wird dies einerseits durch den geringen Aufwand an Tests während der Bohrarbeiten,<br />

andererseits durch den schnellen Einbau des Langzeitbeobachtungssystems. Deutlich<br />

höherer Zeitaufwand wurde für das Erweitern benötigt, da die Erweiterungsstrecken<br />

erheblich länger waren und das Erweitern auf 12 1/4" in zwei Etappen erfolgte.<br />

In Beilage 8.18 ist eine Aufschlüsselung des Zeitbedarfs dargestellt.


NAGRA NTß 94-09 - 132 -


- 133- NAGRA NTB 94-09<br />

9 SONDIERBOHRUNG SB4a/v (vertikales Bohrloch)<br />

9.1 Einleitung<br />

Die Bohrung SB4a war die 6. Tiefbohrung am Wellenberg, die erst in der 11. Phase der<br />

Oberflächenuntersuchungen ausgeführt wurde. Die Zielsetzung für diese Bohrung<br />

basierte auf der Auswertung der vorherigen Bohrungen. So sollten zum einen weitere<br />

geologische und hydrologische Daten erhoben werden. Andererseits war ein wesentliches<br />

Ziel, steilstehende Störzonen zu durchörtern, die ungefähr parallel zum Eggeligrat<br />

verlaufend vermutet wurden. Da mit einem Bohrloch nicht alle Ziele erfasst<br />

werden konnten, wurde die Bohrung SB4a mit 2 Bohrlöchern abgeteuft. Eines vertikal<br />

bis auf 735 m und eines bis auf 858 m mit 45° Neigung nach Azimut 65° gerichtet.<br />

Der Bohrplatz wurde entsprechend mit zwei Bohrkellern und Fundamenten für die<br />

Aufstellung des Bohrgerätes hergestellt.<br />

Das eingesetzte Bohrgerät war eine Wirth 85R der Foralith AG (SG), die auch die<br />

Bohrarbeiten als Auftragnehmer ausführte. Dieser Anlagentyp war bereits auf der S84<br />

und der SB3 eingesetzt worden. Das verwendete Gerät verfügte über einen speziell<br />

ausgerüsteten zweiten Mast für das Bohren mit 45° Neigung.<br />

Das Tubex-Bohrverfahren mit Drucklufthammer und direkt nachgezogener Verrohrung<br />

für die oberflächen nahen Lockergesteine im schrägen Bohrloch wurde von der <strong>Nagra</strong><br />

erstmals eingesetzt und hat sich ausgezeichnet bewährt.<br />

Im Unterschied zu den bisherigen Bohrungen am Wellenberg wurde hier mit einem<br />

Dreifachkernrohr gekernt, d.h. in das Innenkernrohr war ein zusätzliches Kunststoffrohr<br />

(Liner) eingesetzt. Der Kern wurde bei der Entnahme in einem Stück in diesem<br />

Liner aus dem Innenrohr entnommen und lag dann nach Aufschneiden des Liners<br />

zusammenhängend vor. So konnten auch stark gestörte Zonen praktisch unversehrt<br />

aus dem Kernrohr entnommen werden.<br />

Grosse Schwierigkeiten bereitete in dieser Bohrung die Basis der Rutschmasse, die<br />

aus völlig instabilem sandig-, siltig-, tonigem Material bestand. Diese Zone war zudem<br />

stark wasserführend und mit ca. 8 bar artesisch.<br />

9.2 Geologisches Profil und Verrohrungschema<br />

Anhand der nur ca. 140 m entfernten SB4 wurde für das vertikale Bohrloch ein geologisches<br />

Profil gemäss Tabelle 36 erstellt.<br />

Tabelle 36:<br />

Geologisches Profil SB4a/v (Planung)<br />

bis<br />

Formation<br />

50 m Gehängeschutt und Moräne,<br />

130 m Rutschmasse von Altzellen<br />

740 m I Valanginien-Mergel evt. mit Fremdgesteinseinschlüssen


NAGRA NTB 94-09 - 134-<br />

Die Bohrung sollte durch Hangschutt und Moräne als 12 1/4 11<br />

Meisselbohrung bis in die<br />

Rutschmasse gebohrt und dann mit 9 5/8 11<br />

Durchmesser verrohrt werden. Nach Einbau<br />

einer TI Hilfsverrohrung war mit 6 1/4" Bohrdurchmesser bis in den anstehenden Fels<br />

zu kernen, dann auf 8 1/2 11<br />

zu erweitern und mit Ti zu verrohren. Mit 6 1/4" Bohrdurchmesser<br />

war bis zur Endteufe zu kernen, die Endteufe sollte minimal ca. 550 m,<br />

max. ca. 740 m betragen. Der Ausbau hatte als Pegel mit zwei Beobachtungszonen zu<br />

ertolgen. Das vorgesehenes Bohrungsschema ist in Tabelle 37 gezeigt.<br />

Tabelle 37:<br />

Bohrungsschema SB4a/v (Planung)<br />

bis Bohrlochdurchmesser Verrohrungsdurchmesser<br />

60 m 12 1/4" 9 5/8"<br />

140 m 8 1/2"<br />

I<br />

7 11<br />

740 m 61/4" -<br />

Die Tabelle 38 zeigt das angetroffene geologische Profil.<br />

Tabelle 38:<br />

Geologisches Profil SB4a/v (angetroffen)<br />

bis<br />

Formation<br />

43.0 m Gehängeschutt<br />

104.4 m Rutschmasse<br />

426.1 m Palfris-Formation<br />

441.5 m Palfris-Formation, Vitznau-Mergel<br />

461.6 m Melange (Palfris-Formation,Vitznau-Mergel, Schimberg Schiefer)<br />

I<br />

500.3 m I Schimberg Schiefer<br />

630.4 m I G lobigeri nenmergel<br />

630.5 m I Melange<br />

735.0 m Palfris-Formation


- 135 - NAGRA NTB 94-09<br />

9.3 Technische Daten der Bohrung<br />

Die folgende Tabelle 39 gibt eine Übersicht über wesentliche Bohrungsdaten.<br />

Tabelle 39: Bohrungsdaten SB4a/v<br />

Koordinaten<br />

Höhe über dem Meer<br />

Bohranlage<br />

Erster Bohrtag<br />

Letzter Bohrtag<br />

Beginn Umbau<br />

Endteufe Bohrteufe<br />

Vertikalteufe<br />

Gesamtabweich u ng<br />

nach Azimut<br />

Verrohrung 9 5/8"<br />

7"<br />

Pegelzonen 1.<br />

2.<br />

Standrohrtour<br />

Ankerrohrtour<br />

Filterrohr<br />

Filterkies<br />

Filterrohr<br />

Filterkies<br />

673249.3<br />

192218.2<br />

942.3 m<br />

Wirth B5-R<br />

22.10.1994<br />

28.02.1995<br />

03.05.1995<br />

735.0 m<br />

734.6 m<br />

19.5 m<br />

191 0<br />

bis 71.2 m<br />

bis 112.5 m<br />

712.4 - 715.5 m<br />

699.5 - 735.0 m<br />

433.5 - 436.5 m<br />

429.5 - 441.5 m<br />

Das schematische Bohrlochbild mit wichtigen Daten ist in Beilage 9.1 gezeigt.<br />

9.4 Chronologie der Bohrung<br />

Alle wesentlichen Arbeitsabschnitte sind in der folgenden Chronologie aufgeführt, der<br />

zeitliche Ablauf der Bohrung ist im Zeit-Teufen-Diagramm in Beilage 9.1 dargestellt.<br />

9.4.1 Bohrlochabschnitt von 2.2 - 71.3 m<br />

22.10.1994 - 25.10.1994 Meisselbohrung 12 1/4",2.2 -71.3 m<br />

25.10.1994 - 26.10.1994 Einbau 9 5/8" Rohre und Zementation<br />

26.10.1994 - 28.10.1994 Wartezeit auf Zementerhärtung<br />

28.10.1994 Aufbohren Rohrschuh, Einbau 7" Hilfsverrohrung


NAGRA NTB 94-09 - 136 -<br />

9.4.2 Bohrlochabschnitt von 71.3 - 114.0 m<br />

29.10.1994 - 05.11.1994 Kernbohrung 6 1/4", 71.3 - 114.0 m, ab 95 m Schwierigkeiten<br />

durch Zuflusszone, Beschweren der Spülung bis<br />

max. SG 1 .51 kg/I<br />

05.11.1994 Kaliberlog (71.2 - 101.7 m)<br />

05.11.1994 - 06.11.1994 Roundtrip<br />

06.11.1994 - 07.11.1994 Hydraulischer Test RM1<br />

07.11.1994 - 08.11.1994 Roundtrip, Spülungsaustausch<br />

08.11.1994 Fluid-Logging<br />

08.11.1994 Ausbau 7" Hilfsverrohrung<br />

08.11.1994 - 10.11.1994 Erweiterung auf 8 1/2" bis 114.0 m<br />

10.11.1994 Geophysikalisches Logging o.E.<br />

10.11.1994 - 11.11.1994 Spülung beschwert auf SG 2.0 kg/I, Bohrloch nachgebohrt<br />

11.11.1994 Geophysikalisches Logging NGS, FMS, GR, SDT-AS<br />

11.11.1994 - 19.11.1994 Bohrloch mehrfach nachgebohrt, 6 Zementationen zur<br />

Stabilisierung der Zuflusszone, Spülung zum Schluss<br />

SG 2.0 kg/l<br />

19.11.1994 - 20.11.1994 1. Einbau 7" Rohre, Rohre zweimal fest, 88.2 mund<br />

102 m, Ausbau bis 71 m<br />

20.11.1994 - 22.11.1994 Spülung auf SG 2.05 kg/l beschwert, Bohrloch mit 6 1/4"<br />

Rollenmeissel nachgebohrt bis 114 m<br />

22.11.1994 2. Einbau 7" Rohre und Zementation<br />

22.11.1994 - 24.11.1994 Zementerhärtung, Zulauf aus Ringraum 9 5/8" zu 7",<br />

Beginn Preventermontage<br />

24.11.1994 Zementinjektion in den Ringraum<br />

24.11.1994 - 26.11.1994 Zementerhärtung, Preventermontage<br />

26.11.1994 Rohrschuh aufgebohrt<br />

9.4.3 Bohrlochabschnitt von 114.0 - 735.0 m<br />

26.11.1994 - 30.11.1994 Kernbohrung 6 1/4",114.0 - 149.9 m,<br />

Spülungsverluste bis 20 m3/d<br />

30.11.1994 - 04.12.1994 Hydraulischer Test VM1, VM2<br />

04.12.1994 CET-GR, CBUVDL-Messung<br />

04.12.1994 - 05.12.1994 Temperaturangleich-Messung<br />

05.12.1994 - 06.12.1994 Einsatz Verstopfungsmaterial<br />

06.12.1994 - 15.12.1994 Kernbohrung 6 1/4", 149.9 - 295.0 m<br />

15.12.1994 - 22.12.1994 Hydraulischer Test VM3, VM4, VM5 (Wasserprobe)<br />

22.12.1994 - 03.01.1995 Wei hnachtsu nterbruch


- 137 - NAGRA NTB 94-09<br />

04.01.1995 - 12.01.1995 Kernbohrung 6 1/4 11 ,295.0 - 400.0 m,<br />

Spülungsverluste 4 - 8 m3/d, bei 317.1 m Verstopfungsmaterial<br />

eingesetzt.<br />

12.01.1995 - 18.01.1995 Hydraulischer Test VM6, VM7, VM8<br />

19.01.1995 - 20.01.1995 Kernbohrung 101 mm, 400.0 - 409.0 m<br />

20.01.1995 Kaliberlog, Oilatometermessungen<br />

21.01.1995 - 22.01.1995 Erweiterung auf 6 1/4 11 von 400.0 - 409.0 m<br />

22.01.1995 - 29.01.1995 Kernbohrung 6 1/4 11 , 409.0 - 520.0 m,<br />

Spülungsverluste 4 - 8 m3/d<br />

29.01.1995 - 05.02.1995 Hydraulischer Test Ti, T2, VMT1<br />

06.02.1995 - 12.02.1995 Kernbohrung 6 1/4",520.0 - 620.0 m,<br />

Spülungsverluste 4 - 6 m3/d<br />

12.02.1995 - 20.02.1995 Hydraulischer Test T3, T 4, T5<br />

20.02.1995 - 28.02.1995 Kernbohrung 6 1/4", 620.0 - 735.0 m, Endteufe,<br />

Spülungsverluste 2 - 4 m3/d<br />

28.02.1995 - 08.03.1995 Hydraulischer Test VM9, VM1 0, VM11<br />

9.4.4 Mess- und Testphase auf Endteufe und Ausbau als Pegel<br />

08.03.1995 Roundtrip<br />

09.03.1995 - 10.03.1995 Geophysikalisches Logging UBI, NGS, FMI, GR,<br />

SOT-AS, LOT, CNT, SAS<br />

10.03.1995<br />

11.03.1995<br />

Roundtrip bis Endteufe, Spülungsaustausch bei 503 m<br />

Fluid-Logging, Mess-Serie 1<br />

11.03.1995 - 12.03.1995 Einbau PIP und Setzen bei 381.3 m<br />

12.03.1995 - 15.03.1995 Fluid-Logging, Mess-Serie 2, Wasserprobennahme mit<br />

Sam pier<br />

15.03.1995 Ausbau PI P<br />

15.03.1995 - 16.03.1995 Roundtrip<br />

16.03.1995 - 24.03.1995 Hydraulischer Test T6<br />

24.03.1995 Roundtrip<br />

24.03.1995 - 26.04.1995 HydraulischerTestT7, VM12, VM13, VM14<br />

26.04.1995 - 27.04.1995 Roundtrip<br />

27.04.1995 - 29.04.1995 Hydro-Frac-Tests, FMI-Log<br />

29.04.1995 Roundtrip, Bohrloch klargespült<br />

30.04.1995 - 04.05.1995 Ausbau der Bohrung mit 2 Pegelzonen<br />

1. Zone: 735.0 - 699.5 m,<br />

2. Zone: 441.5 - 429.5 m


NAGRA NTB 94-09 - 138 -<br />

9.5 Bohrvorgang<br />

9.5.1 Bohrlochabschnitt von 2.2 - 71.3 m<br />

Der Antransport der Bohranlage begann am 17. Oktober 1994. Die Bohrarbeiten<br />

wurden am 22. Oktober 1994 mit einer 12 1/4 11<br />

Rollenmeisselgarnitur aufgenommen.<br />

Bereits ab ca. 30 m setzten Spülungsverluste ein, die durch den Einsatz von Verstopfungsmaterialien,<br />

bestehend aus Glimmer und Celloflakes reduziert werden konnten.<br />

Da der Wasserzulauf aus dem Wasserreservoir nicht ausreichte, musste zusätzlich<br />

Wasser mit Tankwagen aus dem Tal antransportiert werden. Nachdem der langzahnige<br />

Rollenmeissel auf einem Felsblock keinen Bohrfortschritt mehr erzielte, wurde ab<br />

43.9 m ein gebrauchter Warzenmeissel mit Erfolg eingesetzt.<br />

Die gleichzeitig laufenden Seismikmessungen erforderten dreimal mehrstündige<br />

Unterbrechungen der Bohrarbeiten.<br />

Anhand der Spülproben und des Bohrfortschritts wurden der Übergang vom Gehängeschutt<br />

zur Rutschmasse bei ca. 50 m festgestellt, die Bohrarbeiten daraufhin bei<br />

71.3 m für den 9 5/8" Rohreinbau gestoppt und die Verrohrung eingebaut und zementiert.<br />

Nach der Zementerhärtung wurde der Rohrschuh mit einem 8 1/2 11<br />

Rollenmeissel<br />

aufgebohrt und eine 7 11<br />

Hilfsverrohrung bis 71.2 meingebaut.<br />

9.5.2 Bohrlochabschnitt von 71.3 - 114.0 m<br />

9.5.2.1 Kernen 6 1/4 11<br />

Am 29. Oktober 1995 begannen die Kernbohrarbeiten mit dem 5 1/2" GWSK-System<br />

und Dreifachkernrohr (Bohrdurchmesser 6 1// bzw. 159 mm, Kerndurchmesser<br />

94 mm). Anfangs konnte mit Kurzkernmärschen weitgehend vollständiger Kerngewinn<br />

erzielt werden. Aufgrund starker Spülungsverluste von 4 - 10 m 3 /d musste mehrmals<br />

Verstopfungsmaterial eingesetzt werden, gleichzeitig waren weitere Wassertransporte<br />

erforderlich, da das Wasserreservoir nicht genügend Zulauf hatte.<br />

Während des Kernmarsches 30 von 96.0 - 97.1 m traten hohe Drehmomente und<br />

Pumpendrücke auf, der Strang wurde mehrmals kurzzeitig fest. Nach der Kernentnahme<br />

(27 % Kerngewinn) traten beim Versuch, die Bohrlochsohle wieder zu erreichen,<br />

erneut hohe Drehmomente und Pumpendrücke auf, und es setzte Zufluss ein.<br />

Da kein Preventer installiert war, konnte erst nach dem Ausbau des Gestänges das<br />

Bohrloch mit einem provisorischen Kopf eingeschlossen werden. Von anfänglich<br />

25 Ilmin ging der Zulauf in einer Stunde auf ca. 12 Ilmin zurück. Nach Einschliessen<br />

des Bohrlochs wurde ein maximaler Druck von 3 bar registriert, der dann in 2 h auf<br />

Null abfiel. Beim anschliessenden Gestängeeinbau musste ab 95 m erneut mit hohen<br />

Drehmomenten und hohem Pumpendruck nachgebohrt werden. Beim Abbohren des<br />

nächsten Kernes (KM 31, 97.1 - 98.2 m, KG 180/0) setzte erneut Zulauf bis ca. 30 Ilmin<br />

ein und das Gestänge wurde mehrfach fest. Der Versuch, durch das bis vor Sohle<br />

eingebaute Gestänge eine Probe des zufliessenden Wassers zu nehmen, scheiterte<br />

jedoch, da bei stehendem Gestänge der Zulauf versiegte.


- 139 - NAGRA NTB 94-09<br />

Nachdem erneut erst nach mehreren Stunden Nachbohren der nächste Kernmarsch<br />

(KM 32, 98.2 - 100.2 m, KG 75%) abgebohrt werden konnte bei Zuflussraten bis<br />

501/min, wurde das Gestänge ausgebaut und das Bohrloch eingeschlossen. Mit<br />

Schwerspat wurde das Spülungsgewicht auf 1.4 kg/l angehoben und nach Einbau des<br />

Gestänges die beschwerte Spülung einzirkuliert. Wie bisher musste nachgebohrt<br />

werden, bevor der KM 33 (100.2 - 101.2 m, KG 10 % ) ohne erkennbaren Zufluss abgebohrt<br />

werden konnte. Weitere 2 h Nachbohren waren notwendig l um erneut auf Sohle<br />

zu kommen. KM 34 (101.2 - 101.7 m) erbrachte keinen Kerngewinn. Beim Kernen und<br />

Nachbohren verdünnte die Spülung und das Gewicht sank, gleichzeitig setzte wieder<br />

Zulauf ein. Durch weiteren Schwerspateinsatz wurde das Spülungsgewicht auf<br />

1.51 kgll angehoben, ohne dadurch jedoch den Zulauf stoppen zu können. Nach dem<br />

Gestängeausbau wurde das Bohrloch wieder eingeschlossen und baute bis 5.2 bar<br />

Kopfdruck auf.<br />

Ein Weiterkernen mit akzeptablem Kerngewinn war unter diesen Umständen nicht<br />

möglich. Es wurden daher Vorbereitungen getroffen, das 5 1/2" Gestänge als temporäre<br />

Schutzverrohrung einzusetzen und mit dem 3 1/2" System weiterzukernen, bis die<br />

Bohrung den anstehenden Fels und damit die Absetztiefe für die T' Verrohrung erreichen<br />

würde, evtl. nach wenigen Metern, oder aber auch erst nach einigen 10 Metern.<br />

Nachdem jedoch alle beteiligten Parteien damit einverstanden waren, ohne Rücksicht<br />

auf einen Kerngewinn bis zur Erreichung der Felsoberfläche zu bohren, baute man das<br />

5 1/2" Kernsystem wieder ein. Die Bohrspülung wurde nicht aufbereitet. Nur mit<br />

Wasser unter ständigem Zulauf bohrte man erst nach und dann weiter. Bereits bei<br />

104.2 m musste man jedoch das Kernrohr ziehen, da aufgrund eines Kernklemmers<br />

kein Fortschritt mehr erzielt wurde (Kerngewinn ca. 250/0). Erneut musste 5 h lang<br />

nachgebohrt werden, bevor man von 98.8 m wieder bis auf Sohle (104.2 m) kam und<br />

weiterkernen konnte. Mit weiteren 4 Kernmärschen (KG jeweils 100%) wurde bis<br />

114.0 m weitergekernt, wobei jedesmal längeres Nachbohren zwischen den einzelnen<br />

Märschen nötig war. Der Kernbefund zeigte, dass ab 104 m die anstehenden Valanginien-Mergel<br />

erbohrt und damit das Absetzkriterium für die 7" Verrohrung erfüllt war.<br />

Die Zulaufraten betrugen zum Schluss bis zu 65 Ilmin.<br />

Ein Kaliberlog von 102 m bis zum Rohrschuh zeigte Auskesselungen bis zu 43 cm<br />

Durchmesser im Bereich 94 - 99 m. Nach einem Befahren und Nachbohren bis Sohle<br />

begann der erste Packertest. Ein Packerschaden erforderte einen Packerwechsel,<br />

bevor der Test ausgeführt werden konnte.<br />

Für das anschliessende Fluid Logging konnte das Bohrloch nur mit umfangreichem<br />

Nachbohren bis 106 m befahren werden und Wasser - in der Leitfähigkeit mit Ätznatron<br />

verändert - einzirkuliert werden. Nach dem Ausbau des Gestänges bis zum 9 5/8"<br />

Rohrschuh wurden durch das Gestänge die ersten Messungen gefahren, weitere folgten<br />

nach vollständigem Gestängeausbau.<br />

9.5.2.2 Erweitern 8 1/2" und 7" Verrohrung<br />

Die Erweiterung von 6 1/4" auf 8 1/2" erfolgte mit einem von der Bohrung SB2 noch<br />

vorhandenen Diamantwerkzeug, durch einen Pilotmeissel im 6 1/4" Bohrloch geführt.<br />

Als Spülung wurde nur Wasser eingesetzt, wobei beim Erweitern anfangs zeitweise<br />

Spülungsverluste auftraten, aber ab ca. 90 m wieder Zulauf einsetzte. Den Bereich von<br />

102 - 107 m bohrte man dabei mehrfach nach.


NAGRA NTB 94-09 - 140-<br />

Der anschliessende Versuch, das geophysikalische Logging auszuführen, musste<br />

abgebrochen werden, da bereits bei der ersten Einfahrt die Sonde bei 86 m aufstand.<br />

Die Spülung wurde auf ein Gewicht von 2.0 kgll beschwert und nach Einbau eines<br />

8 112" Rollenmeissels einzirkuliert. Nach längerem Nachbohren erreichte man die<br />

Sohle wieder, ohne dass dabei Spülungsverluste oder Zulauf auftraten.<br />

Das geophysikalische Logging konnte in reduziertem Umfang bis ca. 108 m gefahren<br />

werden. Gegen Ende des Loggings setzte erneut Zufluss ein, der bis auf 701/min<br />

anstieg.<br />

Es wurde wieder schwere Spülung einzirkuliert und das Bohrloch mit 8 1/2" Rollenmeissel<br />

bis Sohle nachgebohrt.<br />

Um die Zuflusszone und das in ihr ständig nachfallende bzw. nachdrückende Gebirge<br />

unter Kontrolle zu bringen und den Einbau der 7" Verrohrung zu ermöglichen, war die<br />

Behandlung des Bohrlochs durch Zementationen beschlossen worden.<br />

Das Gestänge wurde daher nach Ausbau des Rollenmeissels mit einer Zementierkrone<br />

bis 106 m eingebaut. Man verpumpte 3 m 3 Zementbrühe (SG 1.9 kgll,<br />

beschleunigt), baute bis 71 m aus und spülte den Überschuss ab. Nach vollständigem<br />

Ausbau wurde das Bohrloch mit 3 bar Druck für die Zementerhärtung eingeschlossen.<br />

Bereits nach dem Öffnen des Bohrloches setzte erneut Zufluss ein; der Zementkopf<br />

wurde bei 74 mangetroffen.<br />

Als 2. Zementation wurden dann 3 m 3 Wasser vorweg und 3 m 3 Zementbrühe über<br />

Kopf bis 69 m verpumpt mit max. 150 Ilmin und 4.5 bar.<br />

Nach der Zementerhärtung wurde der Zement aufgebohrt, bis bei 98.4 m hohe<br />

Drehmomente und kurzfristiges Festwerden auftraten, wobei ab 95 m bereits wieder<br />

Zulauf einsetzte.<br />

Es folgte die 3. Zementation, wieder über Kopf mit 3 m 3 Zementbrühe (beschleunigt)<br />

und max. 4.8 bar. Nach dem Aufbohren des Zementes von 72 - 97 m setzte wieder ab<br />

95 m Zulauf ein, so dass die 4. Zementation über Kopf mit 2.9 m 3 Zementbrühe<br />

erfolgte.<br />

Erneut wurde von 81 - 99 m aufgebohrt, bis wieder hohe Drehmomente und kurzfristiges<br />

Festwerden bei gleichzeitig geringem Zulauf auftraten.<br />

Für die 5. Zementation wurden 9 m 3 Zementbrühe, unter Zusatz von Verstopfungsmaterial<br />

in den letzten 3 m 3 , mit max. 11 bar verpresst. Beim Zementaufbohren traten ab<br />

95 m bis 97.5 m wieder die bereits bekannten Schwierigkeiten mit Festwerden und<br />

Zulauf auf.<br />

Für die 6. Zementation wurde ein Injektionspacker an 2 3/8" Tubing bis 70.5 m eingebaut<br />

und gesetzt. Durch den Packer wurden 4.5 m 3 Zementbrühe mit einer Pumprate<br />

von ca. 15 - 20 Ilmin injiziert. Bei einem maximalen Kopfdruck von 25 bar wurde abgebrochen<br />

und der Packer ausgebaut. Auch diesmal traten beim Aufbohren ab 97.3 m<br />

die gleichen Schwierigkeiten auf.


- 141 - NAGRA NTB 94-09<br />

Da sich die Zuflusszone auch durch das mehrfache Zementieren nicht stabilisieren<br />

liess, wie die Versuche gezeigt hatten, wurde ein anderes Vorgehen erforderlich. Als<br />

Alternative blieb nur der Versuch, mit einer auf ein Gewicht von mindestens 2 kg/I<br />

beschwerten Spülung die Zuflusszone soweit unter Kontrolle zu bringen, dass der<br />

Einbau der 7" Rohre möglich wurde. Nach dem Beschweren der Spülung konnte dann<br />

das Bohrloch bis 114 m nachgebohrt werden, wobei jedoch im Teufenbereich von 97 -<br />

104 m mehrfach nachgebohrt werden musste, bis sich das Bohrloch mit der Meisselgarnitur<br />

frei befahren liess.<br />

Der Einbau der 7" Rohre und ihre Zementation war mit grossen Schwierigkeiten<br />

verbunden, die in Kapitel 19.6.2 TI Verrohrung l<br />

im Detail beschrieben sind. Die Zementation<br />

der Rohre erfolgte bis zutage. Allerdings führten die stark artesischen Verhältnisse<br />

zu einem Wasserdurchbruch durch den Zementmantel, der erst mit einer weiteren<br />

Zementinjektion beseitigt werden konnte.<br />

In der daran anschliessenden Zementerhärtungsphase wurde die Preventeranlage<br />

installiert.<br />

Mit einem 6 1/4 11<br />

Rollenmeissel wurde von 75 - 92 meine Zementmischzone aufgespült<br />

und dann bis 110m Zement aufgebohrt. Eine alte Krone setzte man zum Durchkernen<br />

des Rohrschuhs ein. Die alte Spülung wurde abgefahren, die Tankanlage<br />

komplett gereinigt und eine neue Spülung angesetzt und einzirkuliert.<br />

9.5.3 Bohrlochabschnitt von 114.0 - 735.0 m<br />

9.5.3.1 Kernen 6 1/4 11<br />

Der Bohrlochabschnitt von 114.0 m bis Endteufe konnte ohne nennenswerte bohrtechnische<br />

Schwierigkeiten abgeteuft werden. Nachdem die ersten 0.8 m zusammen<br />

mit dem Aufbohren des Rohrschuhs mit einer 6 1/4 11 x 4 11 Krone gekernt worden waren,<br />

wurde ab 114.8 m wieder die 6 1/4 11<br />

x 94 mm Krone und das Dreifachkernrohr bis zur<br />

Endteufe eingesetzt.<br />

Eine Ausnahme bildete nur der Abschnitt von 400.0 - 409.0 m für die Dilatometermessungen.<br />

Nachdem mit einer gebrauchten 104 mm x 57 mm Krone und Übergang<br />

3 1/2 11 auf 5 1/2 11 GWSK Gestänge 0.1 m lang zentrisch die Sohle angebohrt worden<br />

war, kernte man mit einer 101 mm x 57 mm Krone und einem 3 1/2 11<br />

GWSK- Kernrohr<br />

am kombinierten 3 1/2 11 /5 1/2 11 Bohrstrang bis 409.0 m.<br />

Nach Abschluss der Dilatometermessungen erfolgte das Erweitern auf 6 1/4 11<br />

Kernkrone mit anschliessender Fortsetzung der Kernbohrarbeiten.<br />

mit der<br />

Schon wenige Meter unterhalb der TI Verrohrung hatten beim Kernen erneut<br />

Spülungsverluste eingesetzt, die bei ca. 123 m bis auf 17 I/min, resp. ca. 20 m 3 /d als<br />

Maximum anstiegen. Bei 149.9 m wurde daher für hydraulische Tests und Messungen<br />

unterbrochen. Nach Durchführung der Packertests zur hydraulischen Charakterisierung<br />

der Formation und einer Wasserprobennahme wurden noch Messungen ausgeführt,<br />

die die Qualität der TI Rohrzementation überprüfen sollten. Es galt sicherzustellen,<br />

dass keinerlei Wasserzirkulation hinter den Rohren aus der Hochdruckzone in die<br />

subartesiche Zone erfolgt.


NAGRA NTB 94-09 - 142 -<br />

Zuerst wurden CBL und CET -Messungen in der T' Verrohrung gefahren. Als weitere<br />

Messung wurde eine Temperatur-Angleichungsmessung ausgeführt. Dazu baute man<br />

PVC-Pegelrohre (0 75 mm) bis 101.5 m ein. Im Ringraum zwischen den 7" Rohren<br />

und den PVC-Rohren war ein Lichtleiter-Temteratursensorkabel installiert. Auf etwa<br />

30°C erwärmtes Wasser zirkulierte man ca. 6 h lang durch den Tubing. Mit Hilfe des<br />

Sensorkabels konnte sowohl in der Aufheizphase als auch in der anschliessenden<br />

Abkühlphase die BOhrlochtemperatur quasi kontinuierlich gemessen und als Temperaturprofil<br />

zeit- und teufenabhängig aufgezeichnet werden.<br />

Die Auswertung der Messungen zeigte eine gute Zementationsqualität in den<br />

entscheidenden Teufenabschnitten, bzw. liess die Temperaturmessung keinen Rückschluss<br />

auf eine Wasserzirkulation zu.<br />

Weitere Unterbrechungen für hydraulische Tests fanden bei 295.0 m, 400.0 m,<br />

520.0 m 620.0 mund 735.0 m statt, wobei meistens drei Singlepackertests mit ca.<br />

20 m, 50 mund 100 m Testintervallen ausgeführt wurden.<br />

Der Stop bei 735.0 m stellte auch gleichzeitig das Erreichen der Endteufe dar.<br />

Direkt nach dem Erreichen der Endteufe fanden die drei vorgesehenen Singlepackertests<br />

statt. Eine Wasserprobennahme war aufgrund der geringen Durchlässigkeit nicht<br />

möglich.<br />

Die Endteufe war im Arbeitsprogramm minimal auf Kote 390 m und maximal auf Kote<br />

200 m, resp. mit 552 m bzw. 742 m Bohrteufe, vorgegeben worden. Abhängig von den<br />

angetroffenen geologischen und hydrogeologischen Verhältnissen sollte in diesem<br />

Intervall die Bohrung dann angehalten werden. Die verschiedenen Hydrotests hatten<br />

das Bohren bis zur maximal vorgesehenen Tiefe notwendig werden lassen. Der<br />

Abbruch wenige Meter vor der Maximaltiefe war dadurch begründet, dass mehrere<br />

potentiell wasserführende Klüfte ab 727.7 m angetroffen wurden und versucht werden<br />

sollte, mit einem möglichst kurzen Testintervall eine Wasserprobenentnahme durchzuführen.<br />

9.5.3.2 Arbeiten nach Abschluss der Bohrphase<br />

Nach einem Roundtrip, bei dem ab 622 m drehend und spülend eingebaut werden<br />

musste, konnten die geophysikalischen und bohrlochseismischen Messungen erfolgreich<br />

ausgeführt werden.<br />

Der nächste Roundtrip wurde damit abgeschlossen, dass ab 503 m die Spülung gegen<br />

Wasser für das Fluid Logging ausgetauscht wurde. Der erste Messabschnitt umfasste<br />

einen Messrun, den Einbau einer Grundfosspumpe an 2 3/8" Tubing bis 101 mund<br />

weitere Runs zwischen 110 und 500 m mit abgesenktem Wasserspiegel.<br />

Nach dem Ausbau der Grundfosspumpe und Ausfahren der TL-Sonde (Temperatur­<br />

Leitfähigkeit) erfolgte der Einbau eines PIP (Produktion-Injektion-Packer) am 5 1/2"<br />

Bohrgestänge. Für den zweiten Fluid Logging-Abschnitt sollte das Bohrloch ab 381 m<br />

mit dem Packer unterteilt werden, um das bereits geloggte, stärker durchlässige,<br />

obere Intervall von dem geringer durchlässigen, unteren Intervall abzutrennen. Um<br />

auch im unteren Bohrlochbereich die Spülung noch auszutauschen, wurde der PIP<br />

zuerst bis Sohle eingebaut. Bei dem Versuch, die Spülung auszutauschen, wurde der


- 143 - NAGRA NTB 94-09<br />

Packer allerdings vorzeitig gesetzt. Nach Entspannen des Packers konnte zwar der<br />

Austausch erfolgen, dann musste aber noch einmal komplett ausgebaut und der<br />

Packer für das erneute Setzen vorbereitet werden, bevor der Packer auf Setzteufe<br />

gebracht und ordnungsgemäss gespannt werden konnte.<br />

Die TL-Sonde wurde durch das Gestänge und den Packer eingefahren und ein erster<br />

Messrun ausgeführt.<br />

Beim Einbau des Drucksensors (Triple-Probe) und der Moineau-Pumpe am 23/8"<br />

Tubing in das 5 1/2" Bohrgestänge wurde durch den zu gering kalkulierten Sicherheitsabstand<br />

zwischen der Unterkante des Drucksensors und dem Übergang auf den<br />

Packer das Messkabel an dieser Stelle gequetscht und beschädigt. Man musste daher<br />

die Tubinggarnitur wieder ausbauen und die TL-Sonde ausfahren, um das Messkabel<br />

reparieren zu können. Nach dem Wiedereinfahren der Sonde und dem Einbau der<br />

Tubinggarnitur konnte dann die Messung erfolgreich ausgeführt werden.<br />

Eine schematische Darstellung der Untertage-Installation für das Fluid Logging ist in<br />

Beilage 9.2 gezeigt. Um zu verhindern, dass der Tubingstrang durch den Betrieb der<br />

Moineau-Pumpe innerhalb des 5 1/2" Gestänges schlagen konnte und Triple-Probe,<br />

Messkabel oder Flat-Pack dadurch beschädigte, wurden die drei Zentralizer in diesem<br />

Bereich eingesetzt.<br />

Nach Abschluss der Messungen, dem Ausbau der Tubinggarnitur und dem Ausfahren<br />

der Sonde nahm man noch durch zwei Einfahrten mit einem Kuster-Sampler eine<br />

Wasserprobe im Bereich der grössten Zuflussstelle. Der PI P konnte ohne<br />

Schwierigkeiten gelöst und ausgebaut werden. Beim anschliessenden Roundtrip<br />

musste ab 721 m bis Sohle nachgebohrt werden.<br />

Nach dem Abschluss des Fluid Loggings wurden hydraulische Doppelpackertests auf<br />

markanten Anomalien des Fluid Loggings ausgeführt.<br />

Beim Umsetzen der Doppelpackergarnitur vom Test T6 auf T7 traten Schwierigkeiten<br />

beim Lösen des unteren Packers auf, so dass die Garnitur ganz ausgebaut werden<br />

musste. Ein weiterer Roundtrip erfolgte vor dem erneuten Packereinbau. Stellenweise<br />

musste bei diesem Roundtrip drehend und spülend eingebaut werden.<br />

Die anschliessenden Doppelpackertests T7, VM12, VM13 und VM14 wurden mit einer<br />

speziell zusammengestellten Testgarnitur ausgeführt, um für die Gasinjektion zur<br />

Messung das Testintervall entleeren zu können. Unterhalb der Doppelpacker wurden<br />

30 m 4 1/2" NU-Tubing als 'Auffangbehälter', eingebaut, um über ein Shut-in-Tool und<br />

entsprechende 1/4" Leitungen exakt kontrolliert das zwischen den Packern eingeschlossene<br />

Wasservolumen ablassen zu können.<br />

Technische Probleme (Kurzschluss in der Datenübertragung durch eingedrungenes<br />

Wasser, Leckage der Gas-Injektionsleitung) erforderten den zweimaligen Aus- und<br />

Wiedereinbau der Garnitur während dieser Testphase.<br />

Bei dem sich an dieser fast 5 Wochen dauernden Testperiode anschliessenden<br />

Roundtrip musste ab 377 m drehend und spülend eingebaut werden. Hohe Pumpendrücke<br />

erforderten ab 480 m den Ausbau des Gestänges. Ein abgerissenes Stück<br />

Packergummi hatte sich zwischen Innen- und Aussenkernrohr gesetzt. Danach konnte<br />

der Roundtrip erfolgreich bis 735 m gefahren werden,


NAGRA NTB 94-09 - 144-<br />

Als letztes Messprogramm wurden die Hydrofrac-Messungen ausgeführt, wobei eine<br />

entsprechende Doppelpackergarnitur am 2 3/8" Tubing eingebaut wurde. Nach<br />

Durchführung der 15 Tests fand eine abschliessende FMI-Messung statt, die die<br />

Orientierung der erzeugten Fracs ermöglichte. Gleichzeitig wurde dabei ein abschliessendes<br />

Kaliberlog mitgemessen.<br />

9.5.3.3 Ausbau zum Pegel<br />

Der Ausbau der Bohrung erfolgte als Pegel mit 2 Beobachtungszonen. Abweichend<br />

von der ursprünglichen Planung im Arbeitsprogramm wurden diese Zonen aufgrund<br />

der hydraulischen Testergebnisse mit tieferen Intervallen eingerichtet.<br />

Mit einem letzten Roundtrip wurde das Bohrloch befahren und anschliessend mit<br />

getracertem Wasser klargespült. Die Beilage 9.1 zeigt den fertigen Ausbau der<br />

SB4a/v, Beilage 9.2 enthält die Daten der Pegelrohre. Die Arbeitsschritte zum Ausbau<br />

sind in der folgenden Zusammenstellung kurz beschrieben:<br />

• Einschütten von 400 kg Quarzsand (0 2-3 mm), Einbau des ersten Filterrohrs an<br />

1.315" Tubing, Einschütten von 550 kg Quarzsand (0 2-3 mm) sowie 50 kg<br />

Quarzsand (0 0.3-0.9 mm) als Stützfilter und 25 kg Duranit Tonpellets (0 11-<br />

13 mm)<br />

• Einbau 23/8" NU-Tubing als Zementierstrang mit speziellem Spülübergang bis<br />

695 m, Zementation mit 3 m 3 PCHS-Sulfacem Zementbrühe (SG 1.83 kg/l),<br />

Ausbau Tubing bis 543.9 m, Zementation mit 3 m3 PCHS-Sulfacem Zementbrühe<br />

(SG 1.85 kg/l), Ausbau Tubing bis 440.5 m, Überschuss abspülen und<br />

nach Einwurf eines Stopfens radiales Bespülen der Bohrlochwand von 440 -<br />

430 m zum Säubern von Zementresten, Ausbau Tubing, Zementerhärtung<br />

• Einbau zweites Filterrohr an 1.315" Tubing, Einschütten von 300 kg Quarzsand<br />

(0 2-3 mm) sowie 50 kg Quarzsand (0 0.3-0.9 mm) als Stützfilter und 25 kg<br />

Duranit Tonpellets (0 11-13 mm)<br />

• Einbau 23/8" NU-Tubing als Zementierstrang bis 424 m, Zementation mit 2.5 m 3<br />

PCHS-Sulfacem Zementbrühe (SG 1.85 kg/l), Ausbau Tubing, Zementerhärtung<br />

• Einschütten von 3525 kg Duranit Tonpellets (0 11-13 mm) und 2775 kg<br />

Compactonit-Tonpellets (08-20 mm), Tonschüttung zutage<br />

Der Versuch, mit Hilfe einer Berstscheibe die Tubingstränge nach dem Einbau auf<br />

Dichtigkeit hin abdrücken zu können, schlug fehl. Ursache war die praktisch nicht<br />

vorhandene Belastbarkeit der Berstscheibe entgegen ihrer eigentlichen Druckrichtung.<br />

Die 'Scheibe' ist eine Metallfolie I Membrane, die kuppelförmig in Druckrichtung vorgewölbt<br />

ist (Nennbelastung ca. 40 bar, Berstdruck ca. 70 bar). Beim ersten Tubingeinbau<br />

fiel der Druck bei einem Abdrückversuch nach Einbau der ersten 40 Tubinge<br />

(aufgefüllt alle 5 Tubinge) bei 27 bar schlagartig ab. Es zeigte sich nach dem Ausbau<br />

der Tubinge, dass die Wölbung der 'Membran' mehrfach hin- und hergesprungen war<br />

und dadurch der Nennbelastung nicht mehr widerstehen konnte. Beim Wiedereinbau<br />

mit einer neuen Berstscheibe wurde daher jeder Tubing nach dem Einbau aufgefüllt,<br />

um die Druckdifferenz auf die 'Membrane l<br />

so gering wie möglich zu halten. Dennoch<br />

brach diese 2. Scheibe von selbst nach dem Einbau von 46 Tubingen, auf ein Abdrükken<br />

musste daher verzichtet werden.


- 145 - NAGRA NTB 94-09<br />

Die Schütthöhe der jeweiligen Ausbauabschnitte wurde durch Abtasten mit den Filtersträngen<br />

und dem Zementiertubing bzw. durch Kabellotungen jeweils kontrolliert und<br />

ergab sehr gute Übereinstimmungen. Auch der Einbau des Zementiertubings auf<br />

695 m neben den ersten Pegel, bzw. auf 425 m neben beide Pegelrohre, verlief<br />

absolut problemlos.<br />

9.6 Verrohrungen und Zementationen<br />

9.6.1 9 5/8 11 Standrohr<br />

Die 9 5/8" Rohre konnten problemlos bis 71.2 m eingebaut werden. Sie waren mit<br />

6 Zentralizern bestückt, auf ein Rohrschuhventil wurde verzichtet. Die Zementation<br />

erfolgte mit 3 m 3 Zementbrühe PCHS Sulfacem, SG 1.9 kgll, bis zutage. Nach 48 h<br />

Zementerhärtung wurde der Rohrschuh mit einem 8 1/2" Rollenmeissel aufgebohrt.<br />

Die 9 5/8" Rohrliste und der Zementationsbericht sind in den Beilagen 9.4 und 9.5<br />

gezeigt.<br />

9.6.2 TI Verrohrung<br />

Für den Einbau der 7" Rohre war mit Schwierigkeiten zu rechnen. Das erste Rohr<br />

wurde mit einer Zackenkrone versehen und auf die Verwendung von Zentralizern<br />

verzichtete man, um die Rohrtour notfalls Iieinbohren" zu können.<br />

Beim Einbau der Rohre wurde man bei 88.2 m während des Nachsetzens fest und<br />

konnte die Rohrtour auch mit 55 t (Ausnahmelast) nicht freiziehen. Die Anzeichen<br />

liessen "differential sticking" als Ursache des Festwerdens vermuten, d.h. die Rohre<br />

wurden im Bereich der Verlustzone bei ca. 75 - 85 m durch die schwere Spülung und<br />

die daraus resultierende Druckdifferenz zwischen Bohrloch und Formation in den<br />

Filterkuchen an der Bohrlochwand gepresst. Um die Rohre wieder frei zu bekommen,<br />

wurde Wasser anstelle der schweren Spülung einzirkuliert. Damit sollte zum einen die<br />

Druckdifferenz verringert und zum anderen der vorhandene Filterkuchen weggespült<br />

werden. Dies war auch erfolgreich, da nach einiger Zeit die Rohre nach Dreh- und<br />

Ziehversuchen wieder frei wurden. Allerdings setzte auch wieder der Zulauf ein.<br />

Da die Rohre ab ca. 95 m nur noch drehend und spülend eingebaut werden konnten<br />

und der Zulauf deutlich stärker geworden war, wurde schwere Spülung einzirkuliert,<br />

um die Zuflusszone wieder zu stabilisieren. Die deutlich grössere Tragfähigkeit der<br />

Spülung setzte dann jedoch soviel Material im Ringraum in Bewegung, dass der<br />

Ringraum sich zusetzte. Es kam zu totalen Verlusten bei ca. 18 bar Pumpendruck und<br />

gleichzeitigem Festwerden. Nach längeren Zug- und Drehversuchen konnte die Zirkulation<br />

wieder hergestellt und die Rohrtour wieder freigefahren werden. Da die<br />

Schwerspatvorräte aufgebraucht waren und die Spülung durch den Wassereinsatz und<br />

das zugelaufene Formationswasser nur noch ein Gewicht von etwa 1.3 kgll besass,<br />

war ein Weitereinbau der Rohre unter diesen Bedingungen nicht möglich. Die Rohre<br />

wurden daher bis 71 m (Rohrschuh 9 5/8") wieder ausgebaut.<br />

Der vollständige Ausbau der Rohre wurde aus zwei Gründen nicht vorgenommen:<br />

• Die ersten Rohre hatten kurzes API-Rundgewinde, dass mehrfache Verschrauben<br />

mit dem Kraftdrehkopf des Bohrgerätes lies die Gefahr von Gewindeschä-


NAGRA NTB 94-09 - 146 -<br />

den zu gross werden, insbesondere, da die Rohre bei den Freifahrversuchen mit<br />

maximal zulässigem Drehmoment nachgekontert worden waren.<br />

• Beim erneuten Einbau der Rohre kann die Zeitspanne zwischen dem Zirkulationsende<br />

beim Nachbohren und dem Erreichen der kritischen Tiefe mit den<br />

Rohren stark verkürzt werden, damit ist ein Verwässern der Spülung durch zutretendes<br />

Formationswasser deutlich reduziert.<br />

Nachdem die Spülung auf ein Gewicht von 2.05 kgll beschwert und in ihrem Filtratverhalten<br />

optimal konditioniert war, wurde ein 6 1/4" Rollenmeissel an 3 1/2 11<br />

GWSK<br />

Gestänge durch die 7" Rohre hindurch eingebaut bis 94.4 m. Nach erfolgtem<br />

Spülungsaustausch im Bohrloch wurde dann bis 114 m nachgebohrt und anschliessend<br />

das Bohrloch mehrfach befahren, wobei zwischen 102 und 105 m mehrmals<br />

starker Widerstand auftrat.<br />

Bei dem Nachbohren traten weder Spülungsverluste noch Zulauf auf, es wurden aber<br />

grosse Mengen an Zementcuttings und -brocken (z.T. faustgross) und Formationsmaterial<br />

ausgetragen.<br />

Nach Ausbau des 6 1/4" Rollenmeissels wurde erneut mit dem Einbau der Rohre<br />

begonnen, die bis 102 m ohne Widerstand, ab da aber nur noch drehend und spülend<br />

eingebaut werden konnten. Ab 104 m musste man die Rohre regelrecht einbohren, der<br />

Fortschritt lag zum Schluss bei ca. 5 cm I 15 min. Es konnte jedoch die vorgesehene<br />

Tiefe von 112.5 m erreicht werden.<br />

Die Zementation der Rohre erfolgte dann mit 6 m 3 Zementbrühe (SG 1.85 kg/l) unter<br />

Zugabe von 2% CaCI 2 als Beschleuniger und 2 m 3 Wasser vorweg. Mischzone und<br />

Zement traten zutage. Etwa 1 h nach Zementationsende begann das Bohrloch überzulaufen,<br />

zuerst trat ein Gemisch Zement I Spülung aus dem Ringraum zwischen 9 5/8"<br />

und 7" Rohren zutage, dass immer mehr mehr verwässerte. Nach einer halben<br />

Stunde kam nur noch Wasser mit ca. 70 Ilmin.<br />

Ein solcher Wasserdurchbruch war als wahrscheinlich angesehen worden. Als<br />

Gegenmassnahme wurde während der Zementerhärtung im Keller an das 9 5/8"<br />

Standrohr ein 2" Abgang mit Schieber angeschweisst und der Ringraum darüber mit<br />

einem Blechring zugeschweisst. Nach dem Schliessen des Schiebers baute sich bis zu<br />

8 bar Druck auf. Durch diesen Anschluss wurden nach der Zementerhärtungszeit für<br />

die eigentliche Rohrzementation 4.5 m 3 Zementbrühe mit einem Enddruck von 40 bar<br />

injiziert, um den Zuflusskanal aufzufüllen und abzudichten.<br />

Das später gemessene CET-Log und die Temperaturangleichsmessung zeigten, dass<br />

eine dichte Ringraumzementation erreicht worden war. Die Rohrliste und der Zementationsrapport<br />

sind in den Beilagen 9.6 und 9.7 enthalten.<br />

9.7 Preventeranlage und Bohrlochverflanschung<br />

Der Einsatz eines Preventers erfolgte nach Einbau der T' Verrohrung. Es wurden ein<br />

9" x 3000psi Doppelbackenpreventer und ein 7 1/16" x 2000psi Ringpreventer mit<br />

entsprechendem Adapterspool auf den T' Bodenflansch montiert. Schliessanlage,<br />

Manifold, Gasseparator und Fackel vervollständigten die Ausrüstung.<br />

Nach Abschluss der Bohrarbeiten wurden die Rohre über der Kellersohle geschnitten.


- 147 - NAGRA NTB 94-09<br />

9.8 Bohrspülung<br />

9.8.1 Ton-Süsswasser-Spülung<br />

Wie bei allen Bohrungen wurde auch hier wieder eine Bentonit-Süsswasser-Spülung<br />

verwendet, der CMC zugesetzt wurde. Die Spülungsüberwachung und -konditionierung<br />

wurde durch einen Service-Ingenieur vorgenommen. Neben Schüttelsieb und DesiItereinheit<br />

war zeitweise eine Zentrifuge an der Bohrung aufgestellt. Sie konnte aber<br />

nur wenig genutzt werden und wurde daher nach ca. 2 Monaten wieder abgebaut.<br />

9.8.2 Spülungsentsorgung<br />

Zur Spülungsentsorgung wurden auf dem noch bestehenden Teil des Bohrplatzes SB2<br />

Stapeltanks aufgestellt. In diesen Tanks wurde die mit Saugwagen abgefahrene<br />

Altspülung zwischengelagert. War die Lagerkapazität erschöpft, wurde mit mobilen<br />

Zentrifugenanlagen die Spülung aufgearbeitet. Die anfallende Flüssigphase konnte<br />

über den bestehen Kanalanschluss abgelassen werden, die Feststoffe wurden in eine<br />

Deponie entsorgt.<br />

9.9 Bohrwerkzeuge<br />

9.9.1 Kernkronen<br />

Bis auf die Dilatometerbohrstrecke und dem Meter nach Durchkernen des<br />

7" Rohrschuhs wurde die gesamte Bohrung mit einer Krone (Tabelle 40) gekernt. Da<br />

ein Dreifachkernrohr eingesetzt wurde, war die Schneidlippe verbreitert, bzw die<br />

Schneidfläche um 90/0 gegenüber den bisher eingesetzten Kronen vergrössert. Der<br />

durchschnittliche Bohrfortschritt reduzierte sich dadurch deutlich von 1.1 m/h in SB4<br />

auf 0.8 m/h in SB4a/v. Zur Schonung des Kerns vor Anspülung war die Krone mit<br />

Spüllöchern in der Schneidlippe ausgestattet. Die Kernmarschtabelle ist als<br />

Beilage 9.8 beigefügt.<br />

Tabelle 40:<br />

Kernkrone SB4a/v<br />

Grösse Serien- Typ Bohr- Bohrzeit Fort- Kern- mittlere Kernnummer<br />

strecke schritt gewinn Kern- marsch<br />

marsch- Anzahl<br />

länge<br />

";mm m h m/h 0/0 m<br />

6 1/4 60021 BV 663.7 829.5 0.8 98.8 3.9 164<br />

9.9.2 Rollenmeisselbohrung<br />

Nur der 12 1/4" Bohrabschnitt war als Meisselbohrung geplant. Er wurde mit einem<br />

Zahnmeissel begonnen. Aufgrund der geringen Teufe und damit ungenügender<br />

Meisselbelastung konnte mit dem grobzahnigen Meissel auf einem Block kein Fortschritt<br />

mehr erzielt werden. Ein noch vorhandener Warzenmeissel (V527) löste dieses


NAGRA NTB 94-09 - 148 -<br />

Problem. Aufgrund der geringen Einsatzdauer ist eine Angabe von repräsentativen<br />

Werten für diesen Bohrlochabschnitt nicht sinnvoll.<br />

9.9.3 Erweiterungswerkzeug<br />

Für die Erweiterung des 6 1/4 11 Kernbohrlochs auf 8 1/2 11 wurde das bereits in SB2<br />

verwendete Dia-Werkzeug benutzt. Für die Erweiterung sind ebenfalls keine repräsentativen<br />

Werte anzugeben, da aufgrund der schlechten Bohrlochstabilität ein häufiges<br />

Befahren und Nachbohren erforderlich war.<br />

9.10 Bohrlochverlauf<br />

Die Bohrlochverlaufsmessungen zeigen bis 113 m eine nördliche, danach eine südliche<br />

Richtung. Dieser IISprungll ist dadurch bedingt, dass das Bohrloch bei den<br />

Messungen in dem oberen Abschnitt in sehr schlechtem Zustand war und noch die<br />

umfangreichen Nachbohrarbeiten anschliessend stattfanden. (Bei einer Neigung von<br />

ca. 1 0<br />

aus der Vertikalen ist die Bestimmung des Azimutes sehr ungenau, da bereits<br />

geringste Exzentrizität des Messgeräts zu grossen Azimutschwankungen führt.) Die<br />

repräsentativen Messwerte ab 114 m zeigen einen sehr geradlinigen Bohrlochverlauf,<br />

wobei die Bohrung ganz leicht Neigung in südliche Richtung aufbaut. Die<br />

Gesamtabweichung der Bohrung beträgt 19.5 m nach Azimut 191 0 (Beilagen 9.10<br />

und 9.11).<br />

9.11 Zeitaufteilung<br />

Deutliche Zeitverzögerungen entstanden durch die Schwierigkeiten mit der Zuflusszone,<br />

die Weihnachtspause und die erheblich verlängerten Testarbeiten nach Erreichen<br />

der Endteufe. Die Bohrarbeiten im 3. Abschnitt haben durch den entgegen der<br />

Planung geringeren Bohrfortschritt rund 10 Tage zusätzlich beansprucht. Insgesamt<br />

dauerte die Bohrung rund 7 Wochen länger als geplant, die Zeitverteilung für die<br />

einzelnen Arbeiten ist in Beilage 9.12 gezeigt.


- 149 - NAGRA NTB 94-09<br />

10 SONDIERBOHRUNG SB4a/s (schräges Bohrloch)<br />

10.1 Einleitung<br />

Das Umsetzen des Bohrgerätes und der Austausch des Vertikal- gegen den Schrägbohrmast<br />

erfolgte unmittelbar nach dem Abschluss der Ausbauarbeiten am vertikalen<br />

Bohrloch. Alle anderen Bohrplatzinstallationen konnten praktisch unverändert bleiben.<br />

Aufgrund der besonderen Situation, mit 45° Neigung in Hangschutt und Rutschmasse<br />

bohren zu müssen, wurde hier auf das Tubex-Bohrverfahren zurückgegriffen, anfangs<br />

war es nur für den ersten Abschnitt geplant. Später wurde es aber auch für den zweiten<br />

Verrohrungsabschnitt erforderlich.<br />

Die Schwierigkeiten beim Erbohren der Basis der Rutschmasse waren auch hier<br />

wieder zu erwarten. Die ursprüngliche Planung, nach Einbau der ersten Verrohrung<br />

(im Top der Rutschmasse) bis in den anstehenden Fels zu kernen und die Strecke<br />

anschliessend für den Rohreinbau zu erweitern, wurde vor Bohrbeginn geändert.<br />

Die wissenschaftlichen Untersuchungen im Bereich der Rutschmasse liess man entfallen,<br />

um die Bohrung möglichst schnell und unter bohrtechnisch optimierten Parametern<br />

bis in den Fels mit Rollenmeissel bohren und verrohren zu können, unter Einsatz<br />

einer entsprechend beschwerten Spülung. Die hier angetroffenen Verhältnisse, gleiche<br />

artesische Druckhöhe bei geringerer vertikaler Teufe und fünffache Zulaufrate bereiteten<br />

jedoch sehr grosse Schwierigkeiten. Mit dem Tubex-Verfahren konnte jedoch<br />

erfolgreich weitergearbeitet und die Bohrung bis in den anstehenden Fels verrohrt<br />

werden.<br />

Die weiteren Bohrarbeiten verliefen störungsfrei, die Richtungsstabilität der Bohrung<br />

erforderte nur einmal ein Umstabilisieren zur Neigungskorrektur.<br />

Aufgrund ihrer Lage wurde in dieser Bohrung erstmalig eine abschliessende<br />

Bohrungsversiegelung nach den Kriterien einer minimalen Nuklidfreisetzung aus einem<br />

potentiellen Endlagergebiet bzw. einer Endlagerzone realisiert.<br />

Die intensiven Planungs- und Konzeptionsarbeiten sowie die diesbezügliche behördliche<br />

Prüfung (Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen HSK) verliefen parallel<br />

zur Vorbereitung und dem Abteufen der Bohrung, sodass bereits einen Tag nach der<br />

behördlichen Bewilligung die Ausführungsarbeiten zur Versiegelung begonnen werden<br />

konnten<br />

<strong>10.2</strong> Geologisches Profil und Verrohrungschema<br />

Aufgrund der Hanglage und Neigung wurde das geologische Profil der vertikalen<br />

Bohrung teufenmässig angepasst (Tabelle 41).


NAGRA NTB 94-09 - 150-<br />

Tabelle 41:<br />

Geologisches Profil SB4a/s (Planung)<br />

bis<br />

Formation<br />

55 m Gehängeschutt und Moräne,<br />

140 m Rutschmasse von Altzellen<br />

850 m Valanginien-Mergel evtl. mit Fremdgesteinseinschlüssen<br />

Das ursprünglich vorgesehene Bohrungsschema ist in Tabelle 42 genannt.<br />

Tabelle 42:<br />

Bohrungsschema SB4a/s (Planung)<br />

bis Bohrlochdurchmesser Verrohrungsdurchmesser<br />

65 m 306 mm (12 1/16") 273 mm ( 10 3/4")<br />

150 m 9 7/8" 7 5/8"<br />

427 m 6 3/4" 51/2"<br />

851 m 123 mm --<br />

Mit dem Tubex-Verfahren sollte die 273 mm Verrohrung bis in den Top der Rutschmasse<br />

eingebaut werden. Nach dem Kernen bis in den Fels wäre anschliessend für<br />

den Einbau einer 7 5/8" Verrohrung mit 9 7/8" Bohrdurchmesser erweitert worden.<br />

Ebenfalls auf maximal mögliche 6 3/4" wollte man das Kernbohrloch des nächsten<br />

Abschnitts erweitern für den Einbau der 5 1/2" Verrohrung, um dann mit 123 mm bis<br />

Endteufe zu kernen.<br />

Die aufgetretenen Schwierigkeiten in der vertikalen Bohrung erzwangen jedoch eine<br />

Änderung des Programms. Die Tubex-Verrohrung sollte so tief wie möglich eingebracht<br />

werden, um zumindest den subartesischen Hangschuttbereich damit verrohrt zu<br />

haben. Mit entsprechend beschwerter Spülung wollte man dann nur mit 9 7/8" Rollenmeissei<br />

bis in den anstehenden Fels bohren und ohne irgendwelche wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen die 7 5/8" Rohre so schnell wie möglich einbauen.<br />

Die angetroffenen Probleme erzwangen im Ablauf der Arbeiten eine weitere Abänderung<br />

des Programms, wie sie in Kapitel 10.3.2 beschrieben ist.<br />

Das angetroffene geologische Profil ist in Tabelle 43 gezeigt.<br />

Tabelle 43:<br />

bis<br />

geologisches Profil SB4a/s (angetroffen)<br />

Formation<br />

115.0 m Hangschutt und Rutschmasse<br />

579.3 m Palfris-Formation, Vitznau-Mergel<br />

599.1 m Melange (Palfris-Fm., Vitznau-Mgl., Schimberg-Sch., Wildflysch-Komp.)<br />

624.1 m Schimberg-Schiefer<br />

809.2 m Globigerinenmergel<br />

810.9 m Melange<br />

858.2 m Palfris-Formation


- 151 - NAGRA NTB 94-09<br />

<strong>10.2</strong>.1.1 Technische Daten der Bohrung<br />

Die folgende Tabelle 44 gibt eine Übersicht über wesentliche Bohrungsdaten:<br />

Tabelle 44: Bohrungsdaten SB4a/s<br />

Koordinaten<br />

Höhe über dem Meer<br />

Bohranlage<br />

Erster Bohrtag<br />

Letzter Bohrtag<br />

Beginn Abbau<br />

Endteufe Bohrteufe<br />

Vertikalteufe<br />

Gesamtabweichung<br />

nach Azimut<br />

Verrohrung 273 mm Verrohrung<br />

219 mm Verrohrung<br />

5 1/2" Endverrohrung<br />

Versiegelung<br />

673251.8<br />

192213.1<br />

942.3 m<br />

Wirth B5-R<br />

10.05.1995<br />

27.09.1995<br />

22.11.1995<br />

858.2 m<br />

609.6 m<br />

603.5 m<br />

64.5 0<br />

bis 84.4 m<br />

bis 178.3 m<br />

bis 416.0 m<br />

ab 365.6 m<br />

Das schematische Bohrlochbild mit wichtigen Daten ist in Beilage 4.1 gezeigt.<br />

10.3 Chronologie der Bohrung<br />

Alle wesentlichen Arbeitsabschnitte sind in der folgenden Chronologie aufgeführt, der<br />

zeitliche Ablauf der Bohrung ist im Zeit-Teufen-Diagramm in Beilage 4.1 bildlich dargestellt.<br />

10.3.1 Bohrlochabschnitt von 3.5 - 84.6 m<br />

10.05.1995 - 13.05.1995 Hammer-Bohrung von 3.5 m - 84.6 m, Bohrdurchmesser<br />

306 mm, Verrohrung 273 mm (Tubex-Systemgrösse 240)<br />

13.05.1995 Gamma-Ray-Log, Kaliberlog<br />

13.05.1995 - 14.05.1995 Aufbau Schieber, Spülungsrinne und Arbeitsbühne<br />

14.05.1995 9 7/8" Stirnfräse eingebaut, Tubex-Schuh abgetastet,<br />

Fräse ausgebaut<br />

14.05.1995 - 17.05.1995 Einbau Injektionspacker, 0.6 m3 Zementbrühe verpresst,<br />

Wartezeit auf Zementerhärtung, Wasserzulauf 2 I/min,<br />

Druckaufbau bis 8.5 bar in 20 h


NAGRA NTB 94-09 - 152 -<br />

10.3.2 Bohrlochabschnitt von 84.6 - 178.9 m<br />

17.05.1995 Orientierungskernen 6 1/4", 83.2 - 87.9 m<br />

17.05.1995 - 20.05.1995 Spülung SG 2.3 kg/l angemischt, Meisselbohrung 9 7/8"<br />

von 84.6 - 95.6 m, schlagartig einsetzender Zulauf mit ca.<br />

400 Ilmin, Ausbau Garnitur, Bohrloch eingeschlossen,<br />

Kopfdruck baut auf bis 6 bar, Spülung abgefahren, Einbau<br />

Garnitur, Meisselbohrung 9 7/8" von 95.6 - 120.7 m<br />

mit Wasser unter Zulauf, Checktrip, LO., wieder auf Sohle<br />

fest, Bohrstrang in 14 h freigefahren, ständiger Zulauf<br />

20.05.1995 - 22.05.1995 Wartezeit und Vorbereitung für Weiterbohren mit Tubex­<br />

System 190, Bohrdurchmesser 237 mm, Verrohrung<br />

219 mm<br />

22.05.1995 - 26.05.1995 Oruckluft-Hammerbohrung bis 178.5 m, ständiger Zulauf<br />

26.05.1995 Gammy-Ray-log<br />

26.05.1995 - 01.06.1995 Einbau Injektionspacker, 1.7 m3 Zementbrühe verpresst,<br />

Wartezeit auf Zementerhärtung, weiterhin Wasserzulauf<br />

400 I/min im Ringraum 273 mm zu 219 mm Verrohrung,<br />

Oruckzementation auf Ringraum (1.8 m3 Zementbrühe<br />

mit max. 18 bar), Wartezeit auf Zementerhärtung, Ringraum<br />

läuft mit ca. 0.1 I/min, Oruckaufbau bis 8 bar<br />

01.06.1995 - 03.06.1995 Einbau 7 5/8" Rollenmeissel, Zement aufgebohrt bis<br />

174.2 m, Ausbau, Einbau Fräser, Tubex-Rohrschuh aufgefräst,<br />

Bohrloch dabei vertieft bis 178.9 m, Ausbau,<br />

Einbau 7" HV bis 178.0 m, Preventermontage<br />

10.3.3<br />

Bohrlochabschnitt von 178.9 - 417.4 m<br />

- 13.06.1995<br />

- 18.06.1995<br />

03.06.1995<br />

13.06.1995<br />

19.06.1995<br />

Kernbohrung 6 1/4" von 178.9 - 332.2 m<br />

Hydraulischer Test VM 1, VM2<br />

Oruckzementation auf RR 273 mm zu 219 mm<br />

Verrohrung mit 150 I Zementbrühe<br />

19.06.1995<br />

26.06.1995<br />

03.07.1995<br />

- 26.06.1995<br />

- 03.07.1995<br />

- 05.07.1995<br />

Kernbohrung 6 1/4" von 332.2 - 417.0 m<br />

Hydraulischer Test VM3, VM4<br />

Abbau Preventer, Ausbau 7" HV, Roundtrip mit<br />

6 1/4" RM, fest in 390 m, mit 22 t Überlast freigezogen,<br />

Roundtrip beendet, eine Meisselrolle mit lagerzapfen<br />

abgebrochen und im loch verblieben, Einbau 6 1/4"<br />

Kernrohr, 0.4 m gekernt, Meisselrolle mit Kern zutage,<br />

Ausbau Kernrohr<br />

05.07.1995 - 06.07.1995 Spülungsaustausch, Fluid-logging<br />

06.07.1995 - 07.07.1995 Geophysikalisches logging, Oll, SP, NGS, MSFl, GR,<br />

lOT, CNT, OSI, FMI, CET, CCl<br />

07.07.1995 - 09.07.1995 1. Temperatur-Angleichsmessung 0 -170 m


- 153 - NAGRA NTB 94-09<br />

09.07.1995 - 17.07.1995 Wartungsarbeit am Bohrgerät. Wartezeit auf Erweiterungswerkzeug<br />

und Erweiterung von 6 1/4" auf 7 5/8"<br />

von 178.6 - 417.0 m<br />

17.07.1995 - 21.07.1995 Einbau und Zementation 5 1/2" Verrohrung, Zementerhärtung,<br />

Preventermontage, Zement und Rohrschuh<br />

aufgebohrt<br />

10.3.4 Bohrlochabschnitt von 417.4 - 858.2 m<br />

21.07.1995 - 28.07.1995 Kernbohrung 123 mm von 417.4 - 532.6 m<br />

28.07.1995 - 09.08.1995 Hydraulischer Test VM5, VM6, VM7, VM8<br />

09.08.1995 - 10.08.1995 2. Temperatur-Angleichsmessung 0 - 170 m<br />

10.08.1995 - 14.08.1995 Hydraulischer Test VM9<br />

14.08.1995 - 20.08.1995 Kernbohrung 123 mm von 532.6 - 617.3 m<br />

20.08.1995 - 29.08.1995 Hydraulischer Test T1, VMT1, VMT2<br />

29.08.1995 - 08.09.1995 Kernbohrung 123 mm von 617.3 - 740.0 m<br />

09.08.1995 - 19.09.1995 Hydraulischer Test T2, T3, T 4<br />

19.09.1995 - 27.09.1995 Kernbohrung 123 mm von 617.3 - 858.2 m, Endteufe<br />

10.3.5 Arbeiten nach Erreichen der Endteufe<br />

27.09.1995 - 07.10.1995 HydraulischerTestVM10, VMT3, VMT4<br />

07.10.1995 - 08.10.1995 Roundtrip<br />

08.10.1995<br />

08.10.1995<br />

09.10.1995<br />

Geophysikalisches logging, ohne Erfolg<br />

Roundtrip<br />

Geophysikalisches logging, MSFl, NGS, SOT -AS, FMS,<br />

09.10.1995<br />

10.10.1995<br />

12.10.1995<br />

13.10.1995<br />

14.10.1995<br />

15.10.1995<br />

16.10.1995<br />

17.10.1995<br />

18.10.1995<br />

08.11.1995<br />

08.11.1995<br />

08.11.1995<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

10.10.1995<br />

12.10.1995<br />

13.10.1995<br />

14.10.1995<br />

15.10.1995<br />

16.10.1995<br />

17.10.1995<br />

18.10.1995<br />

08.11.1995<br />

10.11.1995<br />

SAS, GET, GGl, GR<br />

Roundtrip<br />

Fluid-logging<br />

3. Temperatur-Angleichsmessung 0 - 170 m<br />

Roundtrip<br />

Fluid-Logging<br />

Roundtrip<br />

Geophysikalisches Logging, SlT, GR, SBTI, Oll<br />

Roundtrip<br />

Hydraulischer Test VM11 - VM16<br />

Roundtrip<br />

Kaliberlog<br />

Roundtrip, Bohrloch klargespült


NAGRA NTB 94-09 - 154 -<br />

10.11.1995 - 12.11.1995 1. Verfüllungszementation 858.2 - 667.0 m, Zementerhärtung,<br />

Zement aufgekernt bis 680.0 m<br />

12.11.1995 - 13.11.1995 1. Tonschüttung 680.0 - 645.0 m<br />

14.11.1995 - 15.11.1995 2. Verfüllungszementation 645.0 - 510.8 m, Zementerhärtung<br />

15.11.1995 - 19.11.1995 Schwerspat-Sedimentbett 510.8 - 453.0 meingebracht,<br />

Sedimentationszeit, aufgespült bis 456.9 m,<br />

19.11.1995 2. Tonschüttung 456.9 - 429.2 m<br />

19.11.1995 - 21.11.1995 3. Verfüllungszementation 429.2 - 354.6 m, Zementerhärtung,<br />

Zement aufgekernt bis 366.0 m<br />

21.11.1995 Bridge Plug 365.6 - 365.9 m gesetzt, Perforation von<br />

357.0 - 363.0 m mit 122 Schuss<br />

10.4 Bohrvorgang<br />

10.4.1 Bohrlochabschnitt von 3.5 - 84.6 m<br />

Der erste Abschnitt dieser Bohrung wurde als Druckluft-Hammerbohrung mit dem<br />

Tubex-Verfahren abgeteuft. Das Nachsetzen und Verschweissen, bzw. Verschrauben<br />

der ca. 8.5 m langen Rohre (0273 mm) mit eingeschobenem Gestängerohr war nach<br />

kurzer Lernphase ohne Probleme möglich.<br />

Die erwarteten Vorteile dieses Verfahrens haben sich dabei voll und ganz bestätigt. In<br />

Hangschutt und Rutschmasse konnten die Richtung und Neigung exakt eingehalten<br />

werden, die inhomogene Formation mit Blöcken und Geröllen bereitete keine bohrtechnischen<br />

Schwierigkeiten. Bis zum Erreichen des Grundwasserspiegels trat aber<br />

eine erhebliche Staubentwicklung auf.<br />

Bei 84.4 m Tubex-Rohrschuhteufe fiel das Werkzeug schlagartig um ca. 0.2 m durch,<br />

ohne die Rohre nachzuziehen. Als Ursache waren entweder ein durchgeschlissener /<br />

durchgeschlagener Hammerschuh oder der Bruch einer Schweissnaht anzunehmen.<br />

Nach Ausbau des Hammers erfolgte eine Gamma-Ray-Messung, um Informationen<br />

über das durchbohrte Gebirge zu erhalten, da die Cuttingprobennahme praktisch nicht<br />

möglich gewesen war. Allerdings ergab diese Messung keine sichere Korrelation zur<br />

vertikalen Bohrung.<br />

Im Anschluss an diese Messung erfolgte ein Kaliberlog zur Kontrolle, ob eine der<br />

Schweissverbindungen gebrochen sei. Es ergab keine diesbezüglichen Anzeichen. Es<br />

konnte jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass der ganze Schlagschuh abgerissen<br />

war. Die für das Ausfräsen des Tubex-Rohrschuhs vorhandene Fräse (0 256 mm)<br />

wurde daher eingebaut, um die Sohle abzutasten. Das Fräsen / Bohren vor Sohle gab<br />

keinen Hinweis auf einen abgerissenen Schlagschuh. Man muss daher annehmen,<br />

dass der Schlagschuh durch den Hammer durchgeschliffen worden war. Nach<br />

Auskunft des Tubex-Lieferanten stellte die erreichte Teufe mit 45° Neigung einen<br />

neuen Tiefenrekord für diese Systemgrösse dar.


- 155 - NAGRA NTB 94-09<br />

Der Wasserspiegel in den 273 mm Rohren stand bei ca. 75 m, dies entspricht etwa<br />

52 m vertikaler Teufe. Das stimmte auch mit dem in der Pegelbohrung gemessenen<br />

Spiegel inetwa überein.<br />

Zur Zementation der Rohre wurde ein Injektionspacker am 2 3/8 11<br />

Tubing bis 80 m<br />

eingebaut und gesetzt. Der Wasserspiegel im Tubing fiel nach dem Auffüllen sofort ab,<br />

ein Zeichen dafür, dass entlang der Rohre noch eine Verbindung zum subartesischen<br />

Aquifer bestand.<br />

Nach Injektion von ca. 660 I Zementbrühe (max. 6 bar Druck) wurde der Tubing<br />

geschlossen. Nach Lösen und Ausbau des Packers 10 h später setzte geringer Zulauf<br />

mit ca. 2 Ilmin ein, nach Einschliessen des Bohrlochs baute sich in 20 h ein Druck von<br />

8.5 bar auf.<br />

Damit war davon auszugehen, dass die Kommunikation in den subartesischen Aquifer<br />

zwischen Rohren und Bohrloch durch die Zementation abgedichtet worden war, da<br />

ansonsten kein Druckaufbau hätte stattfinden können. Andererseits zeigte sich damit,<br />

dass die im vertikalen Bohrloch angetroffene Hochdrucksituation auch hier bestand<br />

und im nächsten Bohrabschnitt zu bewältigen war.<br />

10.4.2 Bohrlochabschnitt von 84.6 - 178.9 m<br />

In vier Kernmärschen mit dem 6 1/4 11<br />

x 4" Equipment wurde versucht, einen Hinweis<br />

auf das anstehende Gebirge zu erhalten. Nur einige faustgrosse Mergelbrocken mit<br />

Tonresten konnten gewonnen werden und zeigten, dass man auf alle Fälle noch nicht<br />

den Fels erreicht hatte.<br />

Um die zu erwartende Hochdruckzone durchbohren und verroh ren zu können, wurde<br />

die Bohrspülung mit Schwerspat auf ein spezifisches Gewicht von 2.3 kgll beschwert.<br />

Eine 9 718" Rollenmeisselgarnitur mit Bitstabilisator, 6 11<br />

Schwerstange, Stringstabilisator<br />

und weiteren Schwerstangen wurde eingebaut. Nach Aufbohren des Zementes<br />

konnte bis 95.6 m ohne Zulauf oder Verluste vertieft werden. Schlagartig einsetzender<br />

Zulauf von mindestens 400 Ilmin machte ein Weiterbohren jedoch unmöglich. Die<br />

Spülungstanks liefen nach wenigen Minuten über, die Spülung verwässerte. Um ein<br />

Überfluten des Bohrplatzes und der angrenzenden Weiden durch Spülung zu verhindern,<br />

mussten die Bohrarbeiten abgebrochen werden. Schon kurz nach Ende der<br />

Spülungszirkulation kam praktisch klares Wasser aus dem Bohrloch, das direkt in das<br />

in der Nähe befindliche Bachbett abgeleitet werden konnte. Nach Ausbau des Gestänges<br />

wurde das Bohrloch mit dem auf 2 m Tiefe gesetzten Injektionspacker eingeschlossen.<br />

Sofort stellte sich ein Kopfdruck von 5.2 bar ein, der in 2 h bis auf 7 bar<br />

aufbaute, mit weiter steigender Tendenz. Bei 96 m Bohrtiefe, d.h. ca. 67 m Vertikalteufe<br />

war ein solcher Kopfdruck bei gleichzeitig dermassen grosser Zuflussrate<br />

spülungstechnisch nicht mehr zu beherrschen.<br />

Da u.U. nur noch wenige Meter Bohrstrecke bis in den anstehenden Fels fehlten,<br />

wurde versuchsweise die Garnitur (ohne Stringstabilisator) wieder eingebaut. Bei stetigem<br />

Zulauf konnte man die Bohrlochsohle problemlos anfahren und bohrte mit Klarwasser<br />

weiter. Mit z. T. extremen Bohrfortschritten von 4 minlm erreichte man ohne<br />

Probleme 120.7 m. Auch ein dann gefahrener Checktrip verlief einwandfrei. Als man<br />

danach jedoch wieder vor Sohle stand, wurde der Strang schlagartig fest, eine Zirkulation<br />

war ebenfalls nicht mehr möglich. Der Ringraum lief jedoch konstant mit den ca.<br />

400 I/min weiter.


NAGRA NTB 94-09 - 156 -<br />

In rund 14 h gelang es, die Garnitur mit extremen Drehmomenten, Überlast und nur<br />

teilweise möglicher Zirkulation (ab 110m volle Zirkulation) bis in den Rohrschuh rückwärts<br />

freizubohren. Die bohrtechnischen Anzeichen, Bohrfortschritt und Art des<br />

Festwerdens, deuteten noch nicht darauf hin, dass schon der anstehende Fels erreicht<br />

war.<br />

Da unter diesen Bedingungen ein Erreichen der Felsoberfläche und ein erfolgreicher<br />

Rohreinbau ausgeschlossen waren, musste als Ausweichlösung wieder auf das<br />

Tubex-System zurückgegriffen werden, in diesem Fall auf die Grösse 190 mit 219 mm<br />

Verrohrung und 237 mm Bohrdurchmesser.<br />

Nach leichten Verzögerungen beim Antransport des Tubex-Equipments wurden die<br />

ersten Rohre bis 84 m eingebaut und der Hammer am 5 1/2" Seilkerngestänge eingefahren.<br />

Es bestand die Gefahr, dass sich der Ringraum Bohrloch I 219 mm Rohre bzw.<br />

zwischen beiden Verrohrungen zusetzen könnte, und sich dann der gesamte Zulauf<br />

innerhalb der 219 mm Rohre hochdrücken würde. Ein Anschweissen des nächsten<br />

Rohres wäre dann unmöglich gewesen. Man liess daher drei Paar Zapfen- und<br />

Muffenvorschweissverbinder anfertigen und bestückte damit die nächsten drei Tubex­<br />

Rohrverbindungen, um auch unter Zulaufbedingungen nachsetzen und die kritische<br />

Zone so abdecken zu können.<br />

Mit einigen Anfangsschwierigkeiten beim Durchörtern der bereits mit der Meisselgarnitur<br />

gebohrten Strecke konnte die Bohrung dann in zwei Tagen (59.9 und 34.0 m/d) bis<br />

178.3 m vertieft werden. Während auf den ersten Metern noch grosse Mengen an<br />

schlammigem, tonigen Material in dem durch die Druckluftspülung mitgeförderten<br />

Wasser vorhanden waren, traten ab ca. 130 m nur noch klares Wasser und splitförmige<br />

Mergelcuttings zutage, Anzeichen dafür, dass der anstehende Fels erreicht war.<br />

Nach wie vor hatte die Bohrung eine Schüttung von ca. 400 Ilmin.<br />

Ein Gammy-Ray-Log bestätigte die Vermutung, dass man ab ca. 130 m sicher im<br />

anstehenden Fels gebohrt hatte. Die Auswertung der später noch gefahrenen<br />

geophysikalischen Logs lies jedoch nur den Schluss zu, dass die Felsoberfläche<br />

bereits bei ca. 115 m liegen muss.<br />

Mit Injektionspacker am 2 3/8 11<br />

Tubing erfolgte anschliessend die Zementation der<br />

Rohre mit 1.7 m3 Brühe (bei max. 20 bar Pumpendruck), entsprechend mehr als 60 m<br />

Steighöhe im Ringraum. Nach der Zementerhärtung und Ausbau des Packers war kein<br />

Zulauf innerhalb der Rohre festzustellen, der Ringraum lief jedoch unverändert. Mit<br />

einem speziellen Zementierkopf, der auf die 273 mm Rohre geschraubt wurde, konnten<br />

überkopf in einem zweiten Versuch 1.8 m3 mit max. 18 bar in den Ringraum injiziert<br />

werden.<br />

Nach der Zementerhärtung wurde der Zementierkopf abgenommen, mit ca. 0.1 /Imin<br />

produzierte der Ringraum noch. Der Ringraum wurde mit einer Manschette<br />

verschweisst und ein Manometeranschluss angebracht. Der Druckaufbau innerhalb<br />

von 5 h betrug 7 bar, aufgrund der geringen Rate wurde der Zulauf erst später abgedichtet.<br />

Der Zement im Rohrschuhbereich wurde mit einem 7 5/8 11<br />

Rollenmeissel von 174.2 m<br />

bis 178.0 m aufgebohrt. Anschliessend baute man eine Fräse ein, mit der der restliche<br />

Zement gebohrt, der Tubex-Rohrschuh aufgefräst und bauartbedingt dabei das Bohrloch<br />

bis auf 178.9 m vertieft wurde. Der Einbau der 7 11<br />

Hilfsverrohrung und die Montage<br />

der Preventeranlage beendeten diesen Bohrabschnitt.


- 157 - NAGRA NTB 94-09<br />

10.4.3 Bohrlochabschnitt von 178.9 - 417.4 m<br />

10.4.3.1 Kernen 6 1/4 11<br />

Die ab 178.9 m beginnenden Kernbohrarbeiten mit dem 6 1/4" x 94 mm Dreifachkernrohr<br />

verliefen störungsfrei mit fast vollständigem Kerngewinn bei bester Kernqualität.<br />

Es wurden Tagesleistungen von ca. 15 m/d erreicht. Bei 332.2 m erfolgte ein Unterbruch<br />

für Hydrotests. Mit Singleshot-Messungen erfolgte laufend eine Kontrolle auf<br />

Neigung und Richtung der Bohrung. Da die Neigung mit 42 bis 43 Grad zwar geringfügig<br />

unter dem Soll von 45 Grad lag, aber praktisch konstant blieb, wurden keine<br />

Korrekturversuche durch Umstabilisieren vorgenommen.<br />

Bei 417 m Bohrtiefe war die Absetzteufe für die 5 1/2" Verrohrung erreicht, die gemäss<br />

Verrohrungsplan bis Kote 640 m (= 100 m über Endlagerniveau) eingebaut werden<br />

sollte.<br />

Nach ersten Hydrotests erfolgte der Abbau des Preventers und der Ausbau der<br />

TI Hilfsverrohrung. Bei dem danach gefahrenen Roundtrip mit 6 1/4" Rollenmeissel<br />

wurde der Bohrstrang beim drehenden und spülenden Einbau auf 390 m schlagartig<br />

fest. Mit 22 t Überlast konnte der Strang wieder freigezogen und nachfolgend der<br />

Roundtrip zuende gefahren werden. Nach dem Ausbau zeigte sich, dass eine Meisselrolle<br />

samt Lagerzapfen abgebrochen war. Zum Fangen der Rolle wurde das Kernrohr<br />

eingebaut und 0.4 m zugekernt, die Rolle konnte so zutage gebracht werden.<br />

Anschliessend erfolgte der Einbau des 2 3/8" Tubings bis Sohle, der Spülungsaustausch<br />

für das Fluid-Logging und der Ausbau des Tubings bis 70 m. Durch den Tubing<br />

konnte dann die TL-Sonde für die ersten Messruns ins Bohrloch eingefahren werden.<br />

Für das Absenken des Spiegel montierte man eine 4" Grundfoss-Pumpe aussen am<br />

Tubing und baute wieder bis auf 150 m ein. Das Stromkabel der Pumpe und ein<br />

1 1/4" PE-Rohr als Steigleitung wurden aussen am Tubing befestigt, die TL-Sonde<br />

wurde weiterhin durch den Tubing gefahren.<br />

Als nächster Schritt erfolgte nach dem Fluid-Logging das geophysikalische Logging.<br />

Zur Kontrolle der Ringraumabdichtung zwischen der artesischen und subartesischen<br />

Zonen wurde auch hier eine Temperatur-Angleichsmessung bis 170 mausgeführt.<br />

Nachdem keine eindeutige der Auswertung dieser Messung möglich war, wurden zwei<br />

weitere Kontrollmessungen vorgesehen, eine kurz nach Einbau der 5 1/2" Rohre, eine<br />

letzte nach Abschluss der Bohrarbeiten.<br />

10.4.3.2 Erweitern 7 5/8 11 und 5 1/2 11 Verrohrung<br />

Für die Erweiterung war für einen bereits vorhandenen Werkzeugkörper eine neue<br />

diamantbesetzte Hülse mit entsprechenden Abmessungen angefertigt worden. Mit<br />

durchschnittlich 35 - 40 mld konnte das 6 1/4" Bohrloch bis 417 m auf 7 5/8" Durchmesser<br />

aufgeweitet werden.<br />

Der anschliessende Einbau der 5 1/2" Rohre und die Zementation erfolgten problemlos.<br />

Während der Zementerhärtung fand die erneute Preventermontage und der<br />

Austausch des 5 1/2" GWSK gegen den 4 1/2" GWSK- Bohrstrang statt. Mit einem<br />

4 3/4" Rollenmeissel bohrte man den Zement im Rohrschuhbereich bis 416.2 m auf.


NAGRA NTB 94-09 - 158 -<br />

10.4.4 Bohrlochabschnitt von 417.4 - 858.2 m<br />

10.4.4.1 Kernen 123 mm<br />

Mit dem 4 1/2 11<br />

GWSK Seilkernsystem, ebenfalls mit 3-fach Kernrohr, wurden mit<br />

123 mm Bohr- und 74 mm Kerndurchmesser die Bohrarbeiten fortgesetzt. Bei 617.3 m<br />

änderte man erfolgreich die Stabilisierung des Kernrohrs, um den geringfügigen, aber<br />

stetigen Neigungsaufbau der Garnitur zu beenden. Durch diesen Einsatz eines Stabis<br />

bei 3 m im Aussenkernrohr kam es anfangs zum Mitdrehen des Innenrohres. Der<br />

dadurch im Durchmesser verringerte Kern konnte mit der gleichfalls starkem<br />

Verschleiss ausgesetzten Kernfangfeder nicht gehalten werden. KM 93 wurde<br />

komplett verloren und musste überbohrt werden. Der dadurch aufgetretene Kernverlust<br />

betrug ca. 1.7 m. Mit dem Austausch der vor Ort angefertigten 3 m Aussenkernrohrteile<br />

gegen Neuteile war das Problem behoben.<br />

In dem Bohrabschnitt fanden bei 532.6 m, 617.3 m, und 740.0 m Unterbrechungen für<br />

Hydrotests statt. Der erste Stop wurde ebenfalls genutzt, um die zweite Temperatur­<br />

Angleichsmessung (0 - 170 m) auszuführen.<br />

Bei durchschnittlich 14 - 16 mld Fortschritt konnte die Bohrung ohne bohrtechnische<br />

Schwierigkeiten bis auf 858.2 m vertieft werden. Mit dieser Tiefe war die Forderung,<br />

die Kote 340 m zu erreichen, sicher erfüllt. Beim Ein- und Ausbau des Bohrgestänges<br />

oder der Packergarnituren waren keinerlei Probleme mit Überlast oder Aufstehen<br />

aufgetreten.<br />

10.4.4.2 Abschlussarbeiten<br />

Nach Erreichen der Endteufe erfolgten wie in der Bohrphase zuerst Singlepackertests.<br />

Nach einem einwandfreien Befahren des Bohrlochs traten dennoch grosse Schwierigkeiten<br />

beim geophysikalischen Logging auf. Das Tool stand mehrfach auf, bei 578 m<br />

wurde man fest und konnte nur mit 6 t Überlast die Sonde wieder freiziehen. Ein<br />

Roundtrip brachte einige faustgrosse Nachfallbrocken zutage. Auch beim zweiten<br />

Loggingversuch standen die verschiedenen Tools vielfach auf: MSFL I NGT bei 616 m,<br />

SCT/NGT bei 705 m, FMS/NGT Pass1 bzw. 2 bei 705 m bzw. 598 m. Nur die Checkshot-Messung<br />

konnte ab Endteufe durchgeführt werden. Ein CET-Log für die 5 1/2"<br />

Rohrzementation schloss die Messserie ab.<br />

Ein weiterer Roundtrip erfolgte vor dem Einbau des 2 3/8" Tubings, mit dem auch der<br />

Spülungsaustausch für das Fluid-Logging stattfand. Anschliessend baute man den<br />

Tubing bis 400 m aus und versuchte den ersten Messrun. Elektronikprobleme mit dem<br />

TL-Tool verzögerten den Messablauf. Vor dem zweiten bzw. dritten Messrun wurde der<br />

Wasserspiegel durch Schwappen auf 80 bzw. 350 m abgesenkt. Weitere Toolprobleme,<br />

evtl. mitverursacht durch Nachfall im Bohrloch, konnten nicht behoben werden.<br />

Darauf brach man die Messung ab und führte zunächst die dritte Temperatur­<br />

Angleichsmessung (0 - 170 m) erfolgreich aus.<br />

Ein Roundtrip mit teilweisem Spülungsaustausch bildete den Anfang für einen weiteren<br />

Versuch, das Fluid-Logging auszuführen. Nach dem ersten Run, aufgestanden bei<br />

525 m, baute man den Tubing bis 400 m zum Schwappen ein. Mit 50 m bzw. 329 m<br />

Absenkung wurden die Runs 2, 3 und 4, bzw. 5 und 6 bis jeweils ca. 585 m gemessen.


- 159 - NAGRA NTB 94-09<br />

Nach einem Roundtrip, bei dem wieder Spülung einzirkuliert wurde, und einem Checktrip<br />

erfolgten geophysikalische Messungen mit Slim-Hole-Tools. Das BHC-GR und der<br />

Slimhole-Televiewer konnten ab Sohle, das OLL ab 525.6 m gemessen werden.<br />

Vor dem Einbau der Doppelpackergarnitur für die abschliessenden Packertests wurde<br />

das Bohrloch nochmals befahren.<br />

Die Bohrlochstabilität bereitete entgegen den Problemen bei den Loggingarbeiten<br />

keine Schwierigkeiten für die Doppelpackertests, die noch einmal rund 3 Wochen<br />

dauerten.<br />

10.5 Bohrlochversiegelung<br />

Mit der Wellenberg-Bohrung SB4a/s wurde erstmals eine <strong>Nagra</strong>-Bohrung nach den<br />

Kriterien einer minimalen Nuklidfreisetzung aus dem Wirtgestein eines vorgesehenen<br />

Endlagergebietes versiegelt. Dazu wurden ein bohrungsspezifisches Versiegelungskonzept<br />

und ein Versiegelungsprogramm erarbeitet und von der Aufsichtsbehörde<br />

bewilligt. Die Versiegelung basiert auf einem redundanten Mehrkomponentensystem,<br />

bestehend aus sieben hintereinandergeschalteten Einzelbarrierezonen. Ihre Gesamtlänge<br />

beträgt 492.6 m und überdeckt den offenen Bohrlochbereich ab Sohle (858.2 m)<br />

bis in den verrohrten Bereich (365.6 m). Als Materialien kamen Quellzement, Ton,<br />

Schwerspat sowie ein mechanischer Packer zum Einsatz. Vor ihrem Einsatz wurden<br />

die Materialien intensiv auf ihre Eigenschaften, Kennwerte und ihre erzeugende<br />

Dichtwirkung im Labor unter in situ Bedingungen getestet. Die Ausführungsarbeiten<br />

nahmen insgesamt 14 Tage in Anspruch und konnten programmgemäss sowie ohne<br />

grössere Schwierigkeiten durchgeführt werden.<br />

Ein Roundtrip mit anschliessendem Kaliberlog (nur bis 550 m) leitete die Arbeiten zur<br />

Versiegelung der Bohrung ein. Dabei wurden je nach Arbeitsschritt entweder das<br />

4 1/2" Kerngestänge oder der 2 3/8" Tubingstrang eingesetzt.<br />

Nach dem Klarspülen der Bohrung mit Bohrgestänge erfolgte durch den Tubingstrang<br />

die erste Zementation mit Quellzement von Sohle bis 667 m. Nach Aufkernen des<br />

Zements bis 680 m brachte man eine erste Quelltonschüttung bis 645 m ein. Das<br />

Einbringen und Abtasten der Tonschüttung konnte nach Wechseln der Kernkrone<br />

gegen eine glatte Rohrschuhkrone und dem Einsatz eines unten verschlossenen<br />

Innenrohrs in mehreren Etappen erfolgreich ausgeführt werden. Eine weitere Zementation<br />

erfolgte von 645.0 - 510.8 m. Als nächste Zone wurde ein Schwerspat-Sedimentbett<br />

von 510.8 - 456.9 meingebracht. Aufgrund der Schwierigkeiten beim<br />

Abtasten der Schwerspatoberkante wartete man 3 Tage, bevor die 2. Tonschüttung<br />

von 456.9 - 429.2 m eingebracht wurde. Die letzte Zementation erfolgte von<br />

429.2 - 354.6 m. Der Zement wurde bis 366 m aufgekernt, bevor der abschliessende<br />

Bridge Plug von 365.9 - 365.6 m am Wireline gesetzt wurde. Für die Langzeitbeobachtung<br />

erfolgte noch die Perforation der 5 1/2" Rohre von 363.0 - 357.0 m mit 122<br />

Schuss in 2 Runs.<br />

Nach der Demontage von Preventer und 7" Bodenflansch wurde ein Normflansch an<br />

die 5 1/2" Rohre geschweisst und mit einem Blindflansch verschlossen. Mit einem<br />

Flanschrohr erfolgte bei der Rekultivierung die Verlängerung bis zum Geländeniveau.<br />

Damit waren die Arbeiten an der Bohrung SB4a/s abgeschlossen, nur 4 Tage später<br />

war die Bohranlage mit Zubehör komplett abtransportiert.


NAGRA NTB 94-09 - 160-<br />

10.6 Verrohrungen und Zementationen<br />

10.6.1 273 mm Standrohr<br />

Die ursprünglich nur bis Top Rutschmasse vorgesehenen 273 mm Tubex-Rohre<br />

wurden aufgrund der Probleme mit der Rutschmasse im vertikalen Bohrloch so tief wie<br />

möglich eingebaut. Mit 84.4 m war aufgrund des ausgeschliffenen Hammerschuhs die<br />

Maximaltiefe erreicht. Die Rohre wurden beim Einbau gemäss der Einbauanweisung<br />

für das Tubex-Verfahren mit Wurzel- und Decknaht verschweisst.<br />

Die Zementation der Rohre erfolgte mit ca. 660 I Zementbrühe (PCHS-Sulfacem), SG<br />

1.9 kgll mit Hilfe eines Injektionspackers am Tubing. Aufgrund des Ringrauminhalts<br />

von ca. 15 11m kann von einer Steighöhe von mindestens 25 m ausgegangen werden.<br />

Damit ist im It. Gamma-Ray-Log tonigen Bereich eine sichere Abdichtung erreicht. Die<br />

Rohrliste und der Zementationsrapport sind in den Beilagen <strong>10.2</strong> und 10.4 enthalten.<br />

10.6.2 219 mm Zwischenverrohrung<br />

Die vorgesehene 7 5/8" Verrohrung konnte, bedingt durch die im Kapitel 10.3.2<br />

beschriebenen Bohrlochverhältnisse, nicht eingesetzt werden. Das eingesetzte Tubex­<br />

System führte zum Einbau von Rohren mit 219 mm (8 5/8") Durchmesser. Diese<br />

Rohre wurden ebenfalls grossenteils nach Einbauanweisung verschweisst. Für drei<br />

Verbindungen setzte man speziell gefertigte Vorschweiss-Gewindeverbinder<br />

(Beilage 10.3) ein, um auch unter potentiell möglichem Wasserzufluss nachsetzen zu<br />

können. Über die Gewindeverbindung wurde anschliessend ebenfalls eine Schweissnaht<br />

gelegt.<br />

Die erste Zementation erfolgte auch hier mit Injektionspacker am Tubing. Es wurden<br />

1.7 m3 Zementbrühe (PCHS-Sulfacem), SG 1.90 kgll, mit max. 30 bar verpresst.<br />

Als 2. Zementation wurden mit Hilfe einer spezielle Abdichtung überkopf 4 m3 in den<br />

Ringraum 273 mm zu 219 mm Rohre verpresst. Durch das Platzen der Abdichtung<br />

wurden sie weitgehend wieder durch den Zufluss ausgefördert. In einem weiteren<br />

Versuch konnten dann 1.8 m3 mit max. 18 bar in dem Ringraum verpresst werden.<br />

Nach der Zementerhärtung trat ein Zulauf von 0.1 I/min auf, der nach Einschliessen bis<br />

7 bar Druck aufbaute. Da sich dieser Zulauf bis zum nächsten Teststop auf ca.<br />

2.5 I/min erhöht hatte, erfolgte eine Injektion von 150 I Zementbrühe bei max. 20 bar<br />

Druck. Danach war der Ringraum dicht.<br />

Das CET zeigt für den unteren Abschnitt von 110 - 170 m sehr guten Bond, im Bereich<br />

110 - 95 m keinen und darüber mässigen Bond an.<br />

Eine zusätzliche Überprüfung der Zementationen auf die sichere Abdichtung zwischen<br />

dem artesischen Aquifer und dem subartesischen Hangschutt erfolgte durch eine<br />

1. Temperatur-Angleichsmessung vor Einbau der 5 1/2" Verrohrung. Da diese<br />

1. Messung noch gewisse Fragen offen lies, erfolgte beim ersten Teststop nach<br />

Einbau der 5 1/2" Rohre eine 2. Messung und nach Abschluss der Bohrarbeiten eine<br />

3. Messung. Die Auswertung der drei Messungen bestätigte dann, dass kein Wasserfluss<br />

über den kritischen Bereich erfolgte, Die Rohrliste und der Zementationsrapport<br />

sind in den Beilagen 10.5 und 10.6 enthalten,


- 161 - NAGRA NTB 94-09<br />

10.6.3 5 1/2 11 Endverrohrung<br />

Die 5 1/2 11<br />

Endverrohrung konnte mit Rohrschuh und Anschlag bis auf 416 m eingebaut<br />

werden. Aufgrund der dichten Zentralizerbestückung mussten die Rohre auf den<br />

letzten 50 m ins Bohrloch geschoben werden, da die Schleiflast zu hoch wurde. Zur<br />

besseren Einbindung des Rohrschuhs waren die ersten drei Rohre zusätzlich mit<br />

Scratchern besetzt. Bis einschliesslich des sechsten Rohres waren die Verbindungen<br />

zusätzlich verschweisst. Das Verschrauben der Rohre erfolgte mit optimalem<br />

Drehmoment durch das Bohrgerät.<br />

Die Zementation führte eine Servicefirma aus. Der Zement wurde trocken verblendet<br />

im Silowagen angeliefert und im Premixtank vorgemischt. Es wurden 10.8 m 3 Zementbrühe<br />

(SG 1.75 kg/I) mit 4 m3 Wasserspacer vorweg und 4.9 m 3 Nachpumpmenge<br />

eingesetzt. Der Überschuss trat zutage.<br />

Das später gefahrene CET zeigt weitgehend sehr guten Bond ab Rohrschuh bis ca.<br />

170 m, darüber praktisch gar keinen mehr. Die Temperatur-Angleichsmessungen<br />

können hierfür die Ursache sein, die genau über diesen Bereich ausgeführt wurden.<br />

Die durch die Temperaturwechsel entstandenen wärmebedingten Materialausdehnungen<br />

können eine Mikroringraumbildung hervorgerufen haben.<br />

Die Rohrliste und der Zementationsbericht sind in Beilage 10.7 und 10.8 gezeigt.<br />

10.7 Preventeranlage und Bohrlochverflanschung<br />

Auf die 273 mm Verrohrung wurde ein Plattenschieber (DN 400, PN 25) montiert, der<br />

als Absperrorgan bei ausgebautem Gestänge genutzt werden sollte. Aufgrund der<br />

Einbaulage mit 45° Neigung hakte beim Gestängeeinbau die Rollenmeisselgarnitur im<br />

Schiebergehäuse und die Schieberplatte wurde beschädigt. In der Zufluss-Situation<br />

war der Schieber daher nicht mehr funktionsfähig, ersatzweise wurde der Injektionspacker<br />

am Tubing auf ca. 5 m Teufe als Absperrorgan genutzt.<br />

Ein Doppelbackenpreventer (9" x 3000psi) und ein Ringpreventer (7 1/16" x 2000psi)<br />

waren im dritten Bohrabschnitt während der Kernbohrphase montiert. Der<br />

7" Bodenflansch war dafür auf die Hilfsverrohrung gesetzt und mit einem Adapter an<br />

die 219 mm Verrohrung geschweisst. Für die Erweiterung wurde auf eine Preventeranlage<br />

verzichtet. Nach Einbau der 5 1/2" Verrohrung bis zum Abschluss der Bohrarbeiten<br />

war die Preventeranlage wieder installiert, ebenfalls wieder mit Übergang auf die<br />

5 1/2" Rohre und verschweisst mit den 219 mm Rohren. Düsenmanifold, Degasser<br />

und Fackel waren jeweils an die Preventeranlage angeschlossen.<br />

10.8 Bohrspülung<br />

10.8.1 Ton-Süsswasser-Spülung<br />

Für die Bohrarbeiten wurde wie bisher eine Bentonit-CMC-Süsswasserspülung eingesetzt,<br />

die jedoch mit einem Polymer (Alcomer 60) zusätzlich konditioniert wurde. Die<br />

Filtratwerte und der Filterkuchen konnten dadurch bei verringertem Bentonit- und<br />

CMC-Einsatz deutlich verbessert werden, zusätzlich wurde eine Reduktion der<br />

Gestängereibung im Bohrloch erzielt. Die Spülungsüberwachung und -konditionierung<br />

erfolgte durch einen Spülungsservice.


NAGRA NTB 94-09 - 162 -<br />

10.8.2 Spülungsentsorgung<br />

Die 8pülungsentsorgung geschah wie bisher durch den Transport mit 8augwagen in<br />

die 8tapeltanks auf dem Bohrplatz 8B2, Hier wurde bei Bedarf wieder eine mobile<br />

Zentrifuge zur Aufarbeitung eingesetzt und die Entsorgung in Kanalnetz bzw. Deponie<br />

ermöglicht.<br />

10.9 Bohrwerkzeuge<br />

10.9.1 Kernkronen<br />

Für die Kernbohrarbeiten mit 6 1/4 11<br />

Bohrdurchmesser wurde die bereits im vertikalen<br />

Bohrloch eingesetzte Krone weiter benutzt. Der 123 mm Kernbohrabschnitt konnte<br />

ebenfalls mit einer Krone abgebohrt werden. Die Leistungsdaten beider Kronen sind in<br />

der folgenden Tabelle genannt. Beide Kronen wurden jeweils mit Dreifachkernrohren<br />

eingesetzt. Für die Kernmärsche 1 - 4 (die Orientierungskerne 83.2 - 87.9 m) und 50<br />

(die Fangarbeit auf die Meisselrolle 417.0 - 417.4 m) gelangte eine gebrauchte<br />

6 1/4 11 x 4" Krone mit Doppelkernrohr zum Einsatz. Für diese Einsätze können keine<br />

repräsentativen Werte angegeben werden. Die Kernmarschliste ist in Beilage 10.10<br />

enthalten.<br />

Tabelle 45:<br />

Kernkronen 8B4a1s<br />

Grösse Serien- Typ Bohr- Bohrzeit Fort- Kern- mittlere Kern-<br />

00 nummer strecke schritt gewinn Kern- marsch<br />

10 marsch- Anzahl<br />

länge<br />

m h m/h % m<br />

61/4 11 60021 BY* 238.1 324.3 0.73 99.8 5.3 45<br />

94mm<br />

123 mm 60334 BY 440.8 545.0 0.86 99.4 5.3 83<br />

74mm<br />

TOTAL 678.9 869.3 0.78 99.6 5.3 128<br />

* mit Spüllöchern in der Lippe<br />

Im Vergleich mit der Bohrung 8B4 zeigt sich deutlich, dass der mittlere Bohrfortschritt<br />

durch die breitere Kronenlippe von 1.1 m/h auf 0.8 m/h zurückgegangen ist, d.h. der<br />

Einsatz des Dreifachkernrohrs den Bohrfortschritt um rund 20% reduziert hat.<br />

10.9.2 Meisselbohrung<br />

10.9.2.1 306 mm und 237 mm Hammerbohrung<br />

Die ersten beiden Abschnitte wurden jeweils mit einem Tubex-Hammer mit Meissel<br />

und exzentrischem Räumer gebohrt. Die Bohrparameter waren 0.5 - 2 t Andruck bei<br />

10 - 15 U/min. Als Hammer waren die Typen 80-8 bzw, 80-6 eingesetzt worden. Für<br />

den Antrieb der Imlochhämmer und als 8pülmedium wurde Druckluft eingesetzt, die<br />

von zwei, bzw. einem Kompressoren geliefert wurde, mit ca. 20 Nm3/min bei 14 -


- 163 - NAGRA NTB 94-09<br />

16 bar pro Kompressor. Als Hammergestänge wurde das 5 1/2" Seilkerngestänge<br />

eingesetzt, zwischen Hammer und Gestänge war im ersten Abschnitt zusätzlich ein<br />

Stossdämpfer eingebaut.<br />

10.9.2.2 9 7/8" Rollenmeisselbohrung<br />

Der Versuch, den zweiten Abschnitt als Rollenmeisselbohrung abzuteufen, musste<br />

aufgrund der geologisch-hydrologischen Schwierigkeiten aufgegeben werden. Eingesetzt<br />

worden war ein 9 7/8" Rollenmeissel mit Bit-Stabilisator, 6" Schwerstange,<br />

Stringstabilisator (nur anfangs) und weite rn 5 Stück 6" Schwerstangen. Mit der<br />

Schwerspülung konnte ein Fortschritt von 2 mlh erreicht werden. Das Weiterbohren<br />

unter Wasserzufluss erfolgte zeitweise mit 6 m/h.<br />

10.9.3 Erweiteru ngswerkzeuge<br />

Eine Bohrlocherweiterung wurde nur für den Einbau der 5 1/2" Rohre erforderlich.<br />

Dazu benutzte man den bereits vorhanden Körper mit einem neuen diamantbesetzten<br />

Erweiterungselement, das von 6 1/4" auf 7 5/8" aufweitete. Als Pilot wurde wiederum<br />

ein 6 1/4" Rollenmeissel eingesetzt.<br />

10.10 Bohrlochverlauf<br />

Der gewünschte Bohrlochverlauf konnte mit aussergewöhnlich guter Genauigkeit<br />

eingehalten werden. Die 6 1/4" Kerngarnitur baute zwar geringfügig Neigung ab, aber<br />

ein Korrigieren war nicht erforderlich. Mit der 4 1/2" Kerngarnitur konnte die Neigung<br />

wieder aufgebaut und nach Umstabilisieren dann gehalten werden. Eine Richtungskorrektur<br />

war nicht erforderlich.<br />

Der Durchstosspunkt der Bohrungsachse durch die Ebene auf Kote 340 m ist nur um<br />

rund 8 m vom geplanten Zielpunkt entfernt.<br />

In Beilagen 10.13 und 10.14 sind die Vertikal- und Horizontalprojektion der Bohrung<br />

und die Verlaufsdaten enthalten<br />

10.11 Zeitaufteilung<br />

Ziemlich genau die Hälfte der Gesamtzeit der Bohrung SB4aJs wurde von den wissenschaftlichen<br />

Mess- und Testarbeiten in Anspruch genommen. Eine Darstellung der<br />

Zeitverteilung auf die unterschiedlichen Arbeitsschritte ist in Beilage 10.15 gezeigt.


NAGRA NTB 94-09 - 164-


- 165 - NAGRA NTB 94-09<br />

11 AUFSICHTSKOMMISSION UND BERICHTERSTATTUNG<br />

11.1 Regelung der Aufsicht<br />

Als Aufsichtsbehörden wurden mit der Bundesratsbewilligung vom 31. August 1988<br />

bezeichnet:<br />

• Bundesamt für Energiewirtschaft (BEW), vertreten durch die Hauptabteilung für<br />

die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) für die Beurteilung der Sicherheit eines<br />

allfälligen Endlagers,<br />

• Bundesamt für Umweltschutz (BUS, heute BUWAL) für die Einhaltung der auferlegten<br />

Gewässer- und Immisionsschutzvorschriften.<br />

Vorbehalten blieben die Befugnisse der Aufsichtsbehörden gemäss Artikel 19 der<br />

Verordnung über vorbereitende Handlungen, sowie die Befugnisse der kantonalen und<br />

kommunalen Aufsichtsbehörden.<br />

Zur Koordination und Sicherstellung der gegenseitigen Information bildeten Vertreter<br />

der Aufsichtsbehörden des Bundes und der Kantone Obwalden und Nidwalden eine<br />

Aufsichtskommission. Ihre Leitung und Sekretariat oblagen der HSK.<br />

11.1.1 Zusammensetzung der Aufsichtskommission Wellenberg<br />

Diese gemäss der Bundesbewilligung gebildete Aufsichtskommission setzte sich<br />

zusammen aus höchstens vier Vertretern des BEW und BUS/BUWAL, einem der KNE,<br />

dreien des Kantons Nidwalden und einem aus dem Kanton Obwalden, wobei die<br />

Kantone auch Vertreter der Gemeinden oder Talschaften benennen durften. Zur<br />

Unterstützung konnten weitere Experten hinzugezogen werden. Die Aufsichtsbefugnisse<br />

standen nicht der Aufsichtskommission als solcher zu, sondern den einzelnen<br />

Aufsichtsbehörden nach Massgabe der für sie geltenden Rechtsvorschriften.<br />

11.1.2 Tätigkeit der Aufsichtsbehörden<br />

Neben der Berichterstattung zuhanden der Bundesbehörden umfasste die Tätigkeit<br />

der Aufsichtskommission die Genehmigung von Arbeitsprogrammen und allfälligen<br />

Programmänderungen, die Beaufsichtigung der Bohrungen durch Besuche und<br />

Besprechungen und die Abnahme der Bauarbeiten bei Erstellung und Rekultivierung<br />

der Bohrplätze.<br />

11.2 Berichterstattung<br />

Die Berichterstattung über den Stand der Arbeiten erfolgte auf den regelmässig stattfindenden<br />

Aufsichtskommissionssitzungen, bei denen durch <strong>Nagra</strong>-Vertreter über den<br />

aktuellen Stand berichtet und zu allfälligen Fragen Stellung genommen wurde.


NAGRA NTB 94-09 - 166 -<br />

11.2.1 Zwischenberichte<br />

Zuhanden der Aufsichtskommission wurden ebenfalls die halbjährlichen Zwischenberichte<br />

durch die <strong>Nagra</strong> erstellt, die folgende Zeiträume umfassten:<br />

Tabelle 46:<br />

Zwischenberichte Wellenberg<br />

Zwischenbericht von bis<br />

NZB WLB 90-01 31.05.1990<br />

NZB WLB 90-02 01.06.1990 17.11.1990<br />

NZB WLB 91-01 18.11.1990 31.05.1991<br />

NZB WLB 91-02 01.06.1991 15.11.1991<br />

NZB WLB 92-01 16.11.1991 31.05.1992<br />

NZB WLB 92-02 01.06.1992 15.11.1992<br />

NZB WLB 93-01 16.11.1992 31.05.1993<br />

NZB WLB 95-01 01.06.1995 30.04.1995<br />

NZB WLB 95-02 01.05.1995 21.11.1995<br />

11.2.2 14-Tage-Berichte<br />

Auf Wunsch der Gemeinde Wolfenschiessen wurden ab 20. Juni 1990 alle 14 Tage<br />

erscheinende Kurzberichte über den Stand der Arbeiten an die Gemeinde und betroffene<br />

kantonale Behörden versandt, solange die Feldarbeiten ausgeführt wurden.<br />

11.2.3 Schlussbericht und weitere technische Berichte<br />

Weitere Informationen zu den jeweiligen Fachgebieten wurden sowohl in internen<br />

Berichten als auch in <strong>Nagra</strong> Technischen Berichten (NTB), insbesondere in den jeweiligen<br />

Schlussberichten zur Geologie und zu hydraulischen Testen, zusammengefasst<br />

und dokumentieren die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser Bohrungen.<br />

11.2.4 Orientierung der Gemeindebehörden und der Bevölkerung<br />

Neben den oben genannten 14-Tage-Berichten fanden eine Reihe von Informationsveranstaltungen<br />

auf den Bohrplätzen und in den Gemeinden für die Behörden und die<br />

ansässige Bevölkerung statt. Für interessierte Besuchergruppen wurden eine Vielzahl<br />

von Führungen durchgeführt.<br />

In den <strong>Nagra</strong> Publikationen "<strong>Nagra</strong> Aktuell" bzw. "<strong>Nagra</strong> Report" und "<strong>Nagra</strong> Informiert"<br />

sowie durch Pressemitteilungen wurden die Arbeiten ebenfalls dargestellt.

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