Bielersee - marina.ch - das nautische Magazin der Schweiz
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Rattenhafen, Bisenbu<strong>ch</strong>t<br />
und Eglistein<br />
Ob Segler, Motorbootfahrer, Ru<strong>der</strong>er, Paddler, Fis<strong>ch</strong>er, Surfer o<strong>der</strong> Kite-Surfer – alle fühlen si<strong>ch</strong> auf dem<br />
<strong>Bielersee</strong> daheim. Der Joran, die Petersinsel und <strong>das</strong> Tor zur Romandie gehören zu dieser Heimat.
Der <strong>Bielersee</strong> bietet allen<br />
etwas: Für die einen eine<br />
Wan<strong>der</strong>ung dur<strong>ch</strong> die Rebberge<br />
bis Neuenstadt, für die an<strong>der</strong>en<br />
eine spannende Regatta.<br />
Text: barbara siegrist<br />
Fotos: M. KOBEL, B. SIEGRIST, SWISSIMAGE<br />
Wenn <strong>das</strong> Tuten <strong>der</strong> <strong>Bielersee</strong> S<strong>ch</strong>ifffahrt wie<strong>der</strong> regelmässig<br />
ertönt und <strong>der</strong> See unter den Sonnenstrahlen<br />
silbern glitzert, gibt es kein Halten mehr: Wer ein Boot<br />
besitzt, muss raus aufs Wasser, zu lang war <strong>der</strong> Winter,<br />
zu leer <strong>der</strong> See. In den Häfen regt si<strong>ch</strong> wie<strong>der</strong> Leben,<br />
die S<strong>ch</strong>iffe sind poliert, die Segel werden gesetzt. Ende<br />
April wird alljährli<strong>ch</strong> mit <strong>der</strong> TicTac die Regattasaison<br />
eröffnet. Und wer ni<strong>ch</strong>t mitma<strong>ch</strong>t, freut si<strong>ch</strong> an den<br />
geblähten farbigen Spinnackern o<strong>der</strong> trinkt im Klubhaus<br />
des Ya<strong>ch</strong>tclub <strong>Bielersee</strong> (YCB) in Wingreis bei<br />
Twann ein Bier o<strong>der</strong> ein Glas Wein. Der YCB ist <strong>der</strong><br />
grösste Klub am See. Seine Mitglie<strong>der</strong> sind ni<strong>ch</strong>t nur<br />
Segler, die si<strong>ch</strong> in Regatteure und Cruiser aufteilen, son<strong>der</strong>n<br />
au<strong>ch</strong> Motorbootfahrer. Und nä<strong>ch</strong>stes Jahr wird<br />
einer von ihnen Präsident: Andreas Sutter ist mit Leib<br />
und Seele Wassersportler und füllt endli<strong>ch</strong> die Vakanz<br />
des Vizepräsidiums aus, um 2010 in die Fussstapfen<br />
des Präsidenten Stefano Carissimi zu treten.<br />
Aber längst ni<strong>ch</strong>t alle <strong>Bielersee</strong>-Benützer sind au<strong>ch</strong> in<br />
einem Klub organisiert. Im Gegenteil. Ums Klubleben<br />
ist es vielerorts eher still geworden. Der See gehört<br />
einem denno<strong>ch</strong> nie allein. Fast nie, einige unverzagte –<br />
vor allem Segler – lieben die raue Atmosphäre im Frühling<br />
o<strong>der</strong> Spätherbst, wenn <strong>das</strong> Wasser no<strong>ch</strong> o<strong>der</strong><br />
s<strong>ch</strong>on kalt ist und die Bise einen Hands<strong>ch</strong>uhe und<br />
Mütze anziehen lässt. Augenblicke wohliger Einsamkeit<br />
lassen si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> im Sommer an Sonntagabenden<br />
geniessen, wenn alle S<strong>ch</strong>iffe Bielwärts na<strong>ch</strong> Hause streben.<br />
Wer ein verlängertes Wo<strong>ch</strong>enende eins<strong>ch</strong>iebt o<strong>der</strong><br />
spät s<strong>ch</strong>lafen geht, erlebt, wie <strong>der</strong> See plötzli<strong>ch</strong> kahl<br />
gefegt ist und die Wellen nur no<strong>ch</strong> für ihn pläts<strong>ch</strong>ern.<br />
Geliebte «Insel»<br />
Die Rebberge am Nordufer geben dem Bieleree seine<br />
typis<strong>ch</strong>e Kulisse, so wie die St. Petersinsel, eine Halbinsel,<br />
ihm seine Form gibt. Die «Insel», wie die Einheimis<strong>ch</strong>en<br />
sagen, bietet viele laus<strong>ch</strong>ige Ankerplätze.<br />
Während Motorboote mit Vorliebe am Steg am Südufer<br />
anlegen, zieht es die Segels<strong>ch</strong>iffe in den kleinen<br />
Rattenhafen, den man spätabends mit Ratten teilen<br />
muss – Taue rattensi<strong>ch</strong>er belegen und <strong>das</strong> Problem<br />
ist gelöst. Am Südufer empfiehlt es si<strong>ch</strong> eher abzulegen<br />
statt einzus<strong>ch</strong>lafen, denn im Morgengrauen<br />
weckt einen sonst ein übler Südwind, <strong>der</strong> unangenehm<br />
quer s<strong>ch</strong>aukeln lässt. Bei Bise kann man gut die<br />
Insel umrunden – bitte mit genügend Abstand vom<br />
Eglistein an <strong>der</strong> Ostspitze – um auf <strong>der</strong> Nordseite in<br />
<strong>der</strong> Bisenbu<strong>ch</strong>t zu ankern. Wer ausges<strong>ch</strong>lafen hat,<br />
kann si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> kurzem Mars<strong>ch</strong> im Inselhotel am<br />
Frühstücksbuffet gütli<strong>ch</strong> tun. S<strong>ch</strong>on Jean-Jacques<br />
rousseau hat es si<strong>ch</strong> dort einst gut gehen lassen.<br />
Valentin und Wein im Glas<br />
Das Südufer des <strong>Bielersee</strong>s ist fla<strong>ch</strong> und tückis<strong>ch</strong>e<br />
Sandbänke lassen au<strong>ch</strong> einheimis<strong>ch</strong>e Segler auflaufen.<br />
Dafür sind die Ankerplätze, etwa in <strong>der</strong> Mörigenbu<strong>ch</strong>t,<br />
angenehm. Das Wasser ist warm, die Sonne<br />
Was den <strong>Bielersee</strong> zur Perle ma<strong>ch</strong>t…<br />
Joran o<strong>der</strong> Bärgluft. Der Feierabendwind, <strong>der</strong> Seglerherzen höher s<strong>ch</strong>lagen lässt.<br />
Rattenhafen. Ges<strong>ch</strong>ützter kleiner Hafen auf <strong>der</strong> Südseite <strong>der</strong> Petersinsel, von Segels<strong>ch</strong>iffen bevorzugt.<br />
Bisenbu<strong>ch</strong>t. Ankerplatz auf <strong>der</strong> Nordwestseite <strong>der</strong> Insel, mit Blick auf die Ligerzer Kir<strong>ch</strong>e.<br />
Valentins Kiosk. Im Lüs<strong>ch</strong>erzer Hafen gibt es ni<strong>ch</strong>t nur eine Tankstelle, son<strong>der</strong>n beim Spanier Valentin die besten<br />
Hamburger mit Currysauce, aber au<strong>ch</strong> Zan<strong>der</strong> im Chörbli.<br />
… wovor man si<strong>ch</strong> in A<strong>ch</strong>t nehmen muss.<br />
Vor dem Joran, <strong>der</strong> im Sommer s<strong>ch</strong>on mal mit Hammerböen von bis zu 8 Beaufort einfallen kann.<br />
Vor dem Eglistein auf <strong>der</strong> Ostseite <strong>der</strong> Insel, <strong>der</strong> bei Ho<strong>ch</strong>wasser fies unter <strong>der</strong> Oberflä<strong>ch</strong>e versteckt ist.<br />
Vor den Sandbänken am Südufer, beson<strong>der</strong>s beim Einfluss des Hagneckkanals. Da stecken au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on mal Einheimis<strong>ch</strong>e fest.<br />
Vor den Hafenpolizisten in den Häfen von Lüs<strong>ch</strong>erz und Erla<strong>ch</strong>. Sie lauern mit Bussen, wenn man die Parkuhr ni<strong>ch</strong>t füttert.<br />
Länge / max. Breite / max. Tiefe 15 km / 4,1 km / 74 m<br />
Zufluss<br />
Hagneckkanal, S<strong>ch</strong>üss, Twannba<strong>ch</strong><br />
Flä<strong>ch</strong>e / Volumen 37,76 m 2 / 1,12 km 3<br />
Abfluss<br />
Nidau-Bürenkanal<br />
Ho<strong>ch</strong>wassergrenze<br />
430,35 m über Meer<br />
Ausglei<strong>ch</strong>skanal Zihl (in den Neuenburgersee)<br />
90 lakeside <strong>marina</strong>.<strong>ch</strong> mai 09 mai 09 <strong>marina</strong>.<strong>ch</strong><br />
lakeside 91
In <strong>der</strong> Altstadt von Neuenstadt<br />
lässt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur <strong>der</strong> Durst<br />
lös<strong>ch</strong>en und flanieren, son<strong>der</strong>n<br />
au<strong>ch</strong> vorzügli<strong>ch</strong> dinieren.<br />
s<strong>ch</strong>eint lang. Weniger befahren ist <strong>das</strong> Südufer<br />
zwis<strong>ch</strong>en Lüs<strong>ch</strong>erz, Vinelz und <strong>der</strong> Petersinsel. Wer hier<br />
Hunger hat und si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Gesells<strong>ch</strong>aft sehnt, <strong>der</strong> sollte<br />
unbedingt im Lüs<strong>ch</strong>erzer Hafen Rast ma<strong>ch</strong>en. Hier gibt<br />
es ni<strong>ch</strong>t nur eine Tankstelle und Parkuhren für die<br />
gästeplätze son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> Valentin. An seinem Kiosk<br />
treffen si<strong>ch</strong> im Sommer <strong>das</strong> ganze Dorf und alle<br />
Touristen. Ob Hamburger mit Currysauce o<strong>der</strong> Zan<strong>der</strong><br />
im Chörbli, ein Lä<strong>ch</strong>eln von Valentin ist allemal dabei.<br />
Ents<strong>ch</strong>eidet si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Kapitän fürs Nordufer findet er<br />
die zwei grössten und komfortabelsten Marinas des<br />
<strong>Bielersee</strong>s. Biel gehört ni<strong>ch</strong>t dazu, aber davon später.<br />
In Erla<strong>ch</strong> ist die gesamte Infrastruktur vorhanden, die<br />
Hafenbeiz wird au<strong>ch</strong> von den nahen Campinggästen<br />
frequentiert. Die Parkuhren sind allerdings gierig.<br />
Dafür lädt ein feiner Kieselstrand zum Bad. Im nahen<br />
Städt<strong>ch</strong>en gibt es alles Einzukaufen, au<strong>ch</strong> eigenen<br />
Wein vom Jolimont. In <strong>der</strong> langgezogenen Bu<strong>ch</strong>t<br />
Ri<strong>ch</strong>tung Zihlkanal kann bei Westwind wun<strong>der</strong>bar<br />
geankert und überna<strong>ch</strong>tet werden. Jenseits <strong>der</strong> Zihl<br />
liegt Le Lan<strong>der</strong>on, die einzige Gemeinde am <strong>Bielersee</strong>,<br />
die zum Kanton Neuenburg gehört. Hier wä<strong>ch</strong>st au<strong>ch</strong><br />
vorzügli<strong>ch</strong>er Wein, etwa jener des Hôpital de Soleure.<br />
Die Gästeplätze sind gut ansteuerbar, die Infrastruktur<br />
und <strong>das</strong> Hafenrestaurant sind empfehlenswert. Das<br />
Gebäude wurde für die Expo.02 gebaut, im oberen<br />
Stock ist <strong>der</strong> Club Nautique de Le Lan<strong>der</strong>on (CNL)<br />
zu Hause.<br />
Le Lan<strong>der</strong>on ist für viele <strong>Bielersee</strong>-Befahrer einmal im<br />
Jahr <strong>das</strong> Tor zur Romandie und zur grossen Freiheit.<br />
Saisonauftakt<br />
Die <strong>Bielersee</strong> S<strong>ch</strong>ifffahrt (BSG) hat im April die Hauptsaison 2009 mit dem Event<br />
«Piratenüberfall auf dem <strong>Bielersee</strong>» eröffnet. Dabei wurde ein Überfall auf den<br />
weltgrössten Solarkatamaran MobiCat inszeniert.<br />
2009 wird für die BSG ein Jahr <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen – erstmals erhält sie keine<br />
Subventionen mehr. Die BSG-S<strong>ch</strong>iffe fahren seit April wie<strong>der</strong> tägli<strong>ch</strong> zu <strong>Bielersee</strong>-Rundfahrten<br />
und zur Drei-Seen-Fahrt aus. Sonntags steht eine <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>önsten<br />
Flussfahrten <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz, die Aarefahrt, auf dem Fahrplan.<br />
Na<strong>ch</strong> vier Jahren Umstrukturierung liegt die <strong>Bielersee</strong> S<strong>ch</strong>ifffahrt erfolgrei<strong>ch</strong> auf<br />
Kurs. Die BSG hat <strong>das</strong> Betriebsergebnis in <strong>der</strong> Zeit von 2005 bis 2008 um über<br />
1,2 Mio. Franken verbessert. Die finanzielle Unabhängigkeit wurde jedo<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t errei<strong>ch</strong>t. S<strong>ch</strong>werpunkte für 2009 sind die Steigerung <strong>der</strong> Gäste-Frequenzen<br />
um 5 Prozent, ein ausgegli<strong>ch</strong>enes Ges<strong>ch</strong>äftsergebnis und <strong>der</strong> Investitionsantrag<br />
für einen S<strong>ch</strong>iffsneubau an den Kanton Bern.<br />
www.bielersee.<strong>ch</strong><br />
Beim Erla<strong>ch</strong>er Hafen tummeln<br />
si<strong>ch</strong> im Sommer viele Touristen.<br />
Der maleris<strong>ch</strong>e Hafen in Ligerz<br />
(unten) eignet si<strong>ch</strong>, um bei einem<br />
lokalen Winzer einzukehren.<br />
Von hier wird zur Croisière gestartet. Hier legt man<br />
ab und fährt in gut einer Stunde dur<strong>ch</strong> den Zihlkanal<br />
in den Neuenburgersee, wo neue Welten, Wellen und<br />
Winde zu neuen Ufern und Häfen führen.<br />
Vingelz und Feuerwerk<br />
Wer hingegen Bielwärts fährt, ist meist s<strong>ch</strong>on auf dem<br />
Heimweg. Zwar gibt es au<strong>ch</strong> in Wingreis Gästeplätze,<br />
wo man bei gutem Wetter anständig überna<strong>ch</strong>ten<br />
kann. Zuglärm und S<strong>ch</strong>well vergällen einem aber die<br />
Ruhe. Der YCB hat zudem sein Klubhaus längst ni<strong>ch</strong>t<br />
immer geöffnet, in <strong>der</strong> Regel nur während Regatten.<br />
Die Gästeplätze im Kleinboothafen in Biel sind wenig<br />
empfehlenswert. Bei stärkerem Westwind s<strong>ch</strong>ützen<br />
sie s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, die Infrastruktur ist ungenügend und die<br />
nahe Stadt (ins Zentrum muss man per Bus) lässt<br />
wenig Ferienstimmung aufkommen. Ein Geheimtipp<br />
ist <strong>der</strong> kleine Vingelzerhafen, <strong>der</strong> allerdings nur ganz<br />
wenige Gästeplätze hat. Tagesausflügler lassen si<strong>ch</strong><br />
in <strong>der</strong> Buvette Cru<strong>ch</strong>on im Ipsa<strong>ch</strong>er Hafen verwöhnen,<br />
etwa bei einem Fondue o<strong>der</strong> bei Roastbeef und<br />
Pommes frites. Motorboote können den See dur<strong>ch</strong><br />
den Nidau-Büren-Kanal verlassen, <strong>der</strong> bis Solothurn<br />
au<strong>ch</strong> von <strong>der</strong> Kurss<strong>ch</strong>ifffahrt bedient wird. Kurz na<strong>ch</strong><br />
dem Eintritt ist bei Port die S<strong>ch</strong>leuse zu befahren.<br />
Höhepunkt im <strong>Bielersee</strong>becken ist jedes Jahr <strong>das</strong><br />
grosse Feuerwerk am 31. Juli. Dann gibt si<strong>ch</strong> alles, was<br />
s<strong>ch</strong>wimmt, ein Stelldi<strong>ch</strong>ein auf dem Wasser und na<strong>ch</strong><br />
dem S<strong>ch</strong>lussbouquet wird gemeinsam getutet.<br />
92 lakeside<br />
<strong>marina</strong>@<strong>marina</strong>-online.<strong>ch</strong> • www.<strong>marina</strong>-online.<strong>ch</strong><br />
<strong>marina</strong>.<strong>ch</strong> mai 09<br />
mai 09 <strong>marina</strong>.<strong>ch</strong><br />
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