23.11.2013 Aufrufe

Das Motiv des Wahnsinns am Beispiel der Protagonisten Franz ...

Das Motiv des Wahnsinns am Beispiel der Protagonisten Franz ...

Das Motiv des Wahnsinns am Beispiel der Protagonisten Franz ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Das</strong> <strong>Motiv</strong> <strong>des</strong> <strong>Wahnsinns</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>der</strong> <strong>Protagonisten</strong><br />

<strong>Franz</strong> Woyzeck aus dem Dr<strong>am</strong>a „Woyzeck“ von Georg<br />

Büchner und Nathanael aus <strong>der</strong> Erzählung „<strong>der</strong><br />

Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann<br />

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/59/Richer_Attaque.jpg<br />

Jahresarbeit von: Anna Bommhardt<br />

Jahrgang: 0 12<br />

Schule: Freiherr – vom – Stein Schule<br />

Fach: Deutsch Leistungskurs<br />

Lehrer/in : Frau Heckmann – Schminke<br />

Ort: Bischhausen, den 15.April 2012


Glie<strong>der</strong>ung<br />

1.) Vorwort<br />

2.) Inhaltsangaben<br />

2.1. Inhaltsangabe <strong>der</strong> Erzählung „Der Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann<br />

2.2. Inhaltsangabe <strong>des</strong> Dr<strong>am</strong>as „ Woyzeck“ von Georg Büchner<br />

3.) Definition von „Wahnsinn“<br />

4.) Historischer Hintergrund <strong>der</strong> Werke und Autoren<br />

5.) Wie äußert sich <strong>der</strong> Wahnsinn <strong>der</strong> beiden <strong>Protagonisten</strong><br />

und wodurch ist er bedingt?<br />

5.1 Nathanael<br />

5.2 <strong>Franz</strong> Woyzeck<br />

6.) Nachwort<br />

7.) Literaturverzeichnis<br />

8.) Anhang<br />

1


1.) Vorwort<br />

In meiner Jahresarbeit befasse ich mich mit dem „<strong>Motiv</strong> <strong>des</strong> <strong>Wahnsinns</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Protagonisten</strong> <strong>Franz</strong> Woyzeck aus dem Dr<strong>am</strong>a „Woyzeck“ von Georg Büchner und Nathanael<br />

aus <strong>der</strong> Erzählung „<strong>der</strong> Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann.<br />

Da mich die menschliche Psyche schon lange fesselt, finde ich die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den<br />

Krankheitsbil<strong>der</strong>n und den Verhaltensweisen <strong>der</strong> <strong>Protagonisten</strong> Nathanael und Woyzeck sehr<br />

spannend.<br />

Um den Wahnsinn, <strong>der</strong> sich in beiden dieser Figuren an vielen Textstellen festmachen lässt,<br />

besser zu verstehen, werde ich mich im Verlauf meiner Arbeit zunächst mit <strong>der</strong> Definition <strong>des</strong><br />

<strong>Wahnsinns</strong> befassen, mich mit den Ursachen seelischer Erkrankungen auseinan<strong>der</strong>setzen und<br />

mich über mögliche Symptome psychischer Störungen informieren. Dieses Hintergrundwissen<br />

möchte ich auf die beiden <strong>Protagonisten</strong> beziehen um ihre Verhaltensmuster in den beiden<br />

Werken analysieren und verstehen zu können.<br />

Des Weiteren ist es mir wichtig, nachvollziehen zu können, was die beiden Autoren zu ihren<br />

Werken bewegt hat. Dies versuche ich anhand einiger Aspekte aus ihren Biografien herzuleiten.<br />

Außerdem wird hilfreich sein, einen Überblick über die Epoche <strong>der</strong> Romantik zu schaffen.<br />

Indem ich die historischen Zus<strong>am</strong>menhänge und somit die Denkmuster <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

verstehe, wird es mir leichter fallen, sich in die Autoren hineinzuversetzen.<br />

2


2.) Inhaltsangaben<br />

2.1) Inhaltsangabe von <strong>der</strong> Erzählung „ Der Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann<br />

In E.T.A. Hoffmanns romantischer Erzählung „ <strong>der</strong> Sandmann“, die 1819 erstmals erschienen ist,<br />

wird das Schicksal eines von Ängsten getriebenen jungen Mannes beschrieben, welcher letzten<br />

En<strong>des</strong> Selbstmord begeht.<br />

Die Erzählung beginnt mit einem Brief, den Nathanael an seinen Ziehbru<strong>der</strong> Lothar verfasst, jedoch<br />

irrtümlicherweise an seine Verlobte Clara adressiert.<br />

Darin berichtet <strong>der</strong> Student, dass ihn seit kurzem Unruhe plage, ausgelöst durch die Begegnung mit<br />

dem Wetterglashändler Coppola. In diesem glaubt er den Advokaten Coppelius erkannt zu haben,<br />

den er für den Tod seines Vaters verantwortlich macht.<br />

Clara führt in ihrem Antwortschreiben Nathanaels Ängste auf ein Kindheitstrauma zurück. Dieses<br />

sei durch ein Ammenmärchen aus seiner Kindheit, in dem von einem furchteinflößenden Sandmann<br />

berichtet wird, <strong>der</strong> kleinen Kin<strong>der</strong>n die Augen stielt, ausgelöst. Im Antwortschreiben an Lothar<br />

äußert Nathanael seine Verärgerung über die Verständnislosigkeit Claras und <strong>der</strong>en Zweifel über die<br />

Identität Coppelius‘ und Coppolas.<br />

Dadurch kommt es nach seiner Rückkehr in die Heimatstadt zu einem Konflikt mit Clara, in<br />

welchen auch Lothar einbezogen wird.<br />

Nach Nathanaels Rückkehr an seinen Studienort erfährt er, dass seine Unterkunft abgebrannt ist.<br />

Deshalb muss er in eine Wohnung gegenüber <strong>des</strong> Professors Spalanzani ziehen. Mithilfe <strong>des</strong><br />

Perspektivs, das er dem Wetterglashändler abgekauft hat, kann er Olimpia, die Tochter <strong>des</strong><br />

Professors, beobachten. Von ihrer Schönheit zunehmend in den Bann gezogen, verblasst in ihm das<br />

Bild seiner Verlobten.<br />

Nathanael wird zu einem Fest <strong>des</strong> Professors eingeladen. Obwohl Olimpia sich während eines<br />

gemeins<strong>am</strong>en Tanzes nur mechanisch bewegt und sie monoton immer wie<strong>der</strong> dasselbe Wort<br />

wie<strong>der</strong>holt, verliebt er sich in sie. Er trägt ihr wie<strong>der</strong>holt seine Gedichte vor und findet in ihr eine<br />

aufmerks<strong>am</strong>e Zuhörerin.<br />

Zufällig wird er Zeuge einer Auseinan<strong>der</strong>setzung zwischen Spalanzani und Coppola, die ihn<br />

vollends von <strong>der</strong> Identität Coppolas und Coppelius überzeugt.<br />

3


Als Olimpia in Folge <strong>des</strong> Konflikts zerbricht, erkennt Nathanael, dass sie eine leblose Puppe ist.<br />

Er wird daraufhin vom Wahnsinn eingeholt. Clara pflegt ihn liebevoll gesund und er scheint das<br />

Erlebte vergessen zu haben. Doch bei einer Turmbesichtigung glaubt Nathanael durch sein<br />

Perspektiv Coppelius in <strong>der</strong> Menschenmenge, <strong>am</strong> Fuß <strong>des</strong> Turmes, zu erblicken. Er wird von<br />

Sinnestäuschungen übermannt und sieht in Clara ein Holzpüppchen mit glühenden Augen.<br />

Daraufhin versucht er seine Verlobte vom Turm zu stoßen, wird jedoch von Lothar abgehalten. Als<br />

er Coppelius erneut erblickt, stürzt er sich selbst den Turm hinab.<br />

4


2.2) Inhaltsangabe von dem Dr<strong>am</strong>a „Woyzeck“ von Georg Büchner<br />

<strong>Das</strong> Dr<strong>am</strong>a „Woyzeck“ von Georg Büchner wurde als ein Bruchstück mehrerer, schwer zu<br />

entziffern<strong>der</strong> Handschriften überliefert. Deshalb findet man in unterschiedlichen Textausgaben<br />

voneinan<strong>der</strong> abweichende Szenenabfolgen. Die folgende Inhaltsangabe orientiert sich an dem<br />

H<strong>am</strong>burger Lesehefte Verlag.<br />

<strong>Das</strong> Dr<strong>am</strong>a spielt zu Beginn <strong>des</strong> 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts in einer hessischen Garnisonstadt.<br />

Woyzeck ist ein unter dem Pauperismus leiden<strong>der</strong> Soldat, <strong>der</strong> mit ehrlicher Arbeit seine Frau Marie<br />

und ihr gemeins<strong>am</strong>es Kind zu unterstützen versucht. Er dient dem Hauptmann, welcher während<br />

<strong>des</strong> Rasierens keine Gelegenheit auslässt ihn zu demütigen und auszunutzen, als Laufbursche.<br />

Während<strong>des</strong>sen beobachtet Marie eine Militärparade, bei welcher <strong>der</strong> anführende T<strong>am</strong>bourmajor<br />

bei ihr und ihrer Nachbarin Begeisterung hervorruft. Auch <strong>der</strong> Major zeigt starkes Interesse an<br />

Marie und versucht mit kleinen Geschenken ihre Zuneigung zu gewinnen.<br />

Eine weitere Einnahmequelle erhält Woyzeck durch die Teilnahme an einem Experiment bei einem<br />

Doktor. Woyzeck dient als Versuchskaninchen und darf sich über einen längeren Zeitraum<br />

ausschließlich von Erbsen ernähren.<br />

Durch den zusätzlichen Verdienst hofft er die Existenz seiner F<strong>am</strong>ilie sichern zu können.<br />

Doch Marie hintergeht Woyzeck und lässt sich auf eine Affäre mit dem T<strong>am</strong>bourmajor ein.<br />

Die Demütigung gegenüber Woyzeck spitzen sich zu, indem <strong>der</strong> Doktor und <strong>der</strong> Hauptmann Späße<br />

über den Betrug Maries mit dem T<strong>am</strong>bourmajor machen.<br />

Er beobachtet seine Frau beim Tanz mit dem T<strong>am</strong>bourmajor in einem Wirtshaus und wird daraufhin<br />

von Halluzinationen eingeholt und hört Stimmen, die ihm befehlen, Marie umzubringen.<br />

Aufgrund seiner finanziellen Lage kann sich Woyzeck statt einer Pistole nur ein Messer für seine<br />

Mordtat leisten. Er lockt Marie kurz darauf in den Wald und ersticht sie. Da er näher kommende<br />

Personen hört, eilt er zurück in die Stadt und besucht erneut das Wirtshaus, in welchem die an<strong>der</strong>en<br />

Gäste Blutspuren auf seiner Kleidung bemerken.<br />

Er kehrt eilig zum Tatort zurück, um die Tatwaffe im Fluss zu versenken. Daraufhin wird Marie<br />

aufgefunden und von einem Gerichtsmediziner untersucht.<br />

5


3.) Definition von „Wahnsinn“<br />

<strong>Das</strong> Wort „Wahnsinn“, welches im 15. Jahrhun<strong>der</strong>t erstmals nachweisbar ist und auf die<br />

Bezeichnung „wahnwitzig“ (althochdeutsch: wanwizzi) zurückgeht, bedeutet ursprünglich „ ohne<br />

Sinn und Verstand“, wobei das althochdeutsche „wan“ als „leer, mangelhaft“ gedeutet wurde.<br />

Verschiedene Verhaltens- und Denkmuster, welche nicht <strong>der</strong> gesellschaftlichen Norm entsprachen,<br />

wurden bis Ende <strong>des</strong> 19. Jahrhun<strong>der</strong>t als Wahnsinn o<strong>der</strong> Verrücktheit bezeichnet.<br />

Als „wahnsinnig“ wurden Menschen bezeichnet, welche unter Wahrnehmungsstörungen o<strong>der</strong><br />

Epilepsie litten. Des Weiteren wurden selbstzerstörerische Handlungen einem Wahnsinnigen<br />

zugeschrieben.<br />

„Die Ursache seelischer Krankheiten liege im Gehirn als zentrales Organ “1 . Da das „Ich“ einen<br />

inneren Haushalt bildet, darf es zu keinem seelischen Ungleichgewicht kommen, da die Ordnung<br />

somit zerstört und die Krankheit erzeugt wird. Dieses bewirkt beim Menschen, dass auch seine Welt<br />

an Ordnung verliert und er auf eine Erschließung eines an<strong>der</strong>en Ordnungsmusters angewiesen ist. In<br />

diesem Zustand weiß <strong>der</strong> Betroffene die wahr genommenen Gegenstände nicht mehr von seinen<br />

eigen projizierten Phantomen <strong>der</strong> Fantasie zu unterscheiden.<br />

Der Begriff ist sowohl kultur- als auch kunstgeschichtlich schwer eingrenzbar, da er in historischen<br />

Kontexten unterschiedliche Verwendung fand. Er ist ein zum Teil wi<strong>der</strong>sprüchliches, schwer<br />

definierbares Phänomen. Menschen, welche als verrückt galten, konnten abhängig von Region, Zeit<br />

und sozialen Gegebenheiten unterschieden werden. Aus heutiger Sicht werden psychische<br />

Erkrankungen und Störungen nicht mehr unter dem Allgemeinbegriff „Wahnsinn“<br />

zus<strong>am</strong>mengefasst, son<strong>der</strong>n durch ein „Klassifikationssystem“ 2 strukturiert.<br />

Auch mögliche Symptome <strong>des</strong> Phänomens „Wahnsinn“ sind vielfältig und daher nicht eindeutig<br />

feststellbar. Des Öfteren äußert sich <strong>der</strong> Wahn durch „einen Kontrollverlust über die Affekte“ 3 .<br />

Erkenntliche Folgen sind somit ungehemmte Gefühle, welche ausgelebt werden. Folgenschwere<br />

Handlungen werden nicht bedacht, somit entsteht Wahnsinn dort, wo die „Vernunft nicht regiert“ 4<br />

o<strong>der</strong> es zu kognitiven Ausfällen kommt.<br />

Verhaltensweisen können sowohl triebgesteuert sein als auch objektiv als sinnlos betrachtet werden.<br />

Des Weiteren ist ein Realitätsverlust <strong>des</strong> Erkrankten häufiges Merkmal.<br />

1 http://de.wikipedia.org/wiki/Wahnsinn<br />

2 http://de.wikipedia.org/wiki/DSM_4<br />

3 http://de.wikipedia.org/wiki/Wahnsinn<br />

4 Ebd.<br />

6


Somit ist die Fertigkeit zur Unterscheidungen zwischen „innerer und äußerer Wirklichkeit“ 5 nicht<br />

gegeben. Außerdem kennzeichnend ist eine gestörte Kommunikationsfähigkeit, welche in Form<br />

„einer Reduktion <strong>der</strong> sprachlichen Äußerungen“ 6 erkennbar ist.<br />

4.) Historischer Hintergrund <strong>der</strong> Werke und Autoren<br />

In <strong>der</strong> Epoche <strong>der</strong> Romantik (1790-1850) führte die territoriale Zersplitterung in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

zur Wie<strong>der</strong>entdeckung <strong>des</strong> Mittelalters, da sich die Menschen in dieser Zeit im christlichen Glauben<br />

vereint sahen. Des Weiteren hatten die Menschen zu dieser Zeit einen Hang zum Mystischen und<br />

zum Aberglauben, an dem sich die Romantiker orientierten. Sie begeisterten sich nicht nur für die<br />

landschaftliche Idylle, die Sehnsucht o<strong>der</strong> Leidenschaft, son<strong>der</strong>n auch für das Unheimliche, das<br />

Unbewusste und dem Interesse an Krankheiten (Wahnsinn;...) und <strong>der</strong> Nacht. Dies führte 1793 zum<br />

Aufkommen einer Unterströmung, <strong>der</strong> schwarzen Romantik, <strong>der</strong> auch das Nachtstück „Der<br />

Sandmann“ zuzuordnen ist.<br />

In Folge <strong>des</strong>sen galten Wahnsinnige nicht mehr „als Kontrastbild zu bürgerlichen<br />

Normalitätsvorstellungen“ 7 . Sie wurden nicht mehr gemeins<strong>am</strong> mit Verbrechern inhaftiert, son<strong>der</strong>n<br />

galten als potentiell heilbar. Der französische Psychiater Phillip Pinel (1745-1826) sah Wahnsinn<br />

und Vernunft nicht im Kontrast zueinan<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n war vielmehr von „einem Übergang bei<strong>der</strong><br />

Bewusstseinsstadien“ 8 überzeugt. Eigene Beobachtungen für das Verständnis von<br />

Geisteskrankheiten bildeten das Fund<strong>am</strong>ent seiner Therapie. Der Wahnsinn wurde nun als<br />

Krankheit betrachtet, <strong>des</strong>sen Symptome auf biologische Störungen „<strong>des</strong> Gehirns o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Nerven“ 9<br />

zurückzuführen waren. Behandlungsversuche waren unter an<strong>der</strong>em Schocktherapien, Zwangsjacken<br />

o<strong>der</strong> Heilschlaf.<br />

5 http://de.wikipedia.org/wiki/Wahnsinn<br />

6 Ebd.<br />

7 E.T.A. Hoffmann „Der Sand mann“ Recl<strong>am</strong> Lektüreschlüsse S.46<br />

8 E.T.A. Hoffmann Text und Kommentar Suhrk<strong>am</strong>p Basis Bibliothek<br />

9 Ebd. S.64 Z. 25 f.<br />

7


E.T.A. Hoffmann<br />

http://upload.wikimedia.org/<br />

wikipedia/commons/f/f2/<br />

ETA_Hoffmann.jpg<br />

Auch E.T.A. Hoffmann, <strong>der</strong> <strong>am</strong> 24. Januar 1776 in Königsberg<br />

geboren wurde und aufgrund seines trinksüchtigen Vaters getrennt von<br />

seiner F<strong>am</strong>ilie, in <strong>der</strong> Obhut seines Onkels, aufwuchs, beschäftigte<br />

sich mit dem Wahnsinn als Krankheitsbild. Da er eng mit einem<br />

Nervenarzt und Leiter einer Irrenanstalt befreundet war, wurden ihm<br />

Einblicke in die Behandlung von Geisteskrankheiten gewährt. Auch in<br />

<strong>der</strong> Erzählung <strong>der</strong> „Sandmann“ versucht <strong>der</strong> Protagonist seine Ängste<br />

durch das schreiben von Gedichten zu bewältigen. Der Sprache kann<br />

infolge<strong>des</strong>sen eine therapeutische Funktion zugeordneten werden. An<br />

dieser Stelle zeigen sich Parallelen zu E.T.A. Hoffmann, denn auch er<br />

setzt sich in seinen Erzählungen mit dem, was ihn bedrängt o<strong>der</strong><br />

verängstigt, auseinan<strong>der</strong>.<br />

Die in <strong>der</strong> Epoche <strong>der</strong> Romantik aufkommende Industrialisierung führte zu einer Gesellschaft, die<br />

geprägt vom Nützlichkeitsdenken und Gewinnstreben war. Des Weiteren verursachte die neu<br />

entstandene Maschinenwelt eine Verstädterung, welche die Romantiker als grau und prosaisch<br />

erachteten.<br />

In Folge <strong>der</strong> industriellen Revolution entstand im deutschen Vormärz (1815-1848) ein neuer<br />

Zus<strong>am</strong>menschluss von Industriearbeitern. Obwohl die mittelalterliche Ständegesellschaft als<br />

aufgelöst galt, bezeichnete man sie als 4. Schicht. An Stelle <strong>des</strong> Stän<strong>des</strong>ystems rückte eine<br />

Leistungsgesellschaft, in welcher nicht mehr die soziale Situation o<strong>der</strong> Herkunft das entscheidende<br />

Kriterium war, son<strong>der</strong>n die wirtschaftliche Lage und <strong>der</strong> Besitz.<br />

Deutschland war weiterhin agrarisch geprägt , was aufgrund einer Bevölkerungsexplosion<br />

Nahrungsknappheit und somit Hungersnöte zur Folge hatte. Lohnarbeiter und Bauern vegetierten<br />

wegen <strong>der</strong> ungerechten Arbeitsverteilung <strong>am</strong> Rande <strong>des</strong> Existenzminimums, was zu Massenelend<br />

und Epidemien führte. So entstand eine „strukturell bedingte, längerfristige Armut“ 10 die auch als<br />

Pauperismus bezeichnet wurde.<br />

10 http://de.wikipedia.org/wiki/Pauperis mus<br />

8


Georg Büchner<br />

http://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/<br />

Buechner/grafik/buechner.jpg<br />

Georg Büchners Interesse an öffentlichen Verhältnissen erwachte<br />

schon in seiner Jugend, da er bis zu seinem frühen Tod unter<br />

den Missständen <strong>der</strong> Gesellschaft litt. Er bekämpfte aktiv das<br />

dafür verantwortliche Herrschaftssystem. Diese Kritik wird in<br />

seinem Dr<strong>am</strong>a „Woyzeck“ deutlich, indem sich die<br />

Wohlhabenden gegen den unter dem Pauperismus leidenden<br />

Woyzeck zus<strong>am</strong>menschließen. <strong>Das</strong> Bildungsbürgertum, welches<br />

in seinem Dr<strong>am</strong>a vom Doktor vertreten wird for<strong>der</strong>te mehr<br />

Rechte und strebte nach mehr Ansehen. Es lehnte sich gegen die<br />

herrschende Schicht auf und stand so mit dem Adel, repräsentiert<br />

durch den Hauptmann und den T<strong>am</strong>bourmajor in Konkurrenz.<br />

Aufgrund dieses Dr<strong>am</strong>as gilt Georg Büchner nicht nur als Revolutionär seiner Zeit, son<strong>der</strong>n auch<br />

als einer <strong>der</strong> bedeutendsten Schriftsteller <strong>des</strong> Vormärz. Er wurde <strong>am</strong> 17. Oktober 1813 in Golddau,<br />

einem kleinen Dorf in Darmstadt geboren und st<strong>am</strong>mt väterlicherseits aus einer F<strong>am</strong>ilie von<br />

Medizinern, während die Vorfahren seiner Mutter höhere Be<strong>am</strong>tenstellen vertraten. Seine Mutter,<br />

Caroline Büchner geb. Reuß ( 1791-1858) wird als liebenswürdig und verständnisvoll beschrieben,<br />

wohingegen <strong>der</strong> Vater die Ausbildung seiner Kin<strong>der</strong> zwar in großzügigerweise för<strong>der</strong>te, zugleich<br />

aber auch von ihnen erwartete, sich seinen Grundsätzen zu fügen. Da sein Vater als ein Verehrer<br />

Napoleons beschrieben wurde, führte die revolutionäre Gesinnung Büchners zu Konflikten mit den<br />

Eltern. Dennoch behielt Georg Büchner ein vertrautes Verhältnis zu seinem Elternhaus.<br />

9


5.) Wie äußert sich <strong>der</strong> Wahnsinn <strong>der</strong> beiden <strong>Protagonisten</strong><br />

und wodurch wird er bedingt?<br />

5.1) Nathanael<br />

Obwohl Nathanael in einer wohlbehüteten F<strong>am</strong>ilie aufwächst, nimmt er als hochsensibler Junge die<br />

Spannungen zwischen seinen Eltern war. Aufgrund <strong>des</strong> dadurch ausgelösten Zustands von innerer<br />

Anspannung flüchtet er in Fantasien und Träume und ist zugänglich für das Mystische und<br />

Unheimliche. Dies macht ihn empfänglich für das Ammenmärchen vom furchterregenden<br />

Sandmann, <strong>der</strong> kleinen Kin<strong>der</strong>n „Hände voll Sand in die Augen“ 11 werfe, „sodass sie blutig zum<br />

Kopf herausspringen“.<br />

Diesen Sandmann vermutet Nathanael hinter <strong>der</strong> Gestalt <strong>des</strong> Coppelius, <strong>der</strong> mit seinem Vater nachts<br />

heimlich alchimistische Versuche durchführt. Er ist für Nathanael, nicht zuletzt wegen seiner<br />

abscheulichen Erscheinung, <strong>der</strong> Inbegriff <strong>des</strong> Teuflischen. Da Coppelius ihn nachts bei einer<br />

heimlichen Beobachtung enttarnt und ihn daraufhin misshandelt, fantasiert Nathanael, dass<br />

Coppelius ihm die Augen habe nehmen wollen.<br />

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/82/Hoffmann_sandmann.png/220px-Hoffmann_sandmann.png<br />

11 E.T.A. Hoffmann „Der Sand mann“ Schöningh Verlag S. 7 Z. 20 ff.<br />

10


An dieser Stelle sind erste Anzeichen eines möglichen <strong>des</strong> Realitätsverlustes erkennbar. Als<br />

Nathanael schließlich beobachtet, dass sein Vater bei einem Versuch mit Coppelius tödlich<br />

verunglückt, kommt es zu einem Schockzustand, <strong>der</strong> seine Wahrnehmung gänzlich verzerrt und<br />

seinen Wahn bezüglich Coppelius noch mehr steigert. Zwar kann er im Laufe seiner Entwicklung<br />

dieses Kindheitstrauma verdrängen, jedoch erwachen die Erinnerungen beim Auftreten <strong>des</strong><br />

Wetterglashändlers Coppola, <strong>der</strong> Coppelius sowohl im äußeren Erscheinungsbild, als auch im<br />

N<strong>am</strong>en sehr ähnelt. <strong>Das</strong> unverarbeitete Kindheitstrauma fl<strong>am</strong>mt erneut auf, da Nathanael in<br />

Coppola den gefürchteten Coppelius zu erkennen glaubt. Seine Wahnvorstellungen und<br />

Halluzinationen werden deutlich, als Coppola ihm seine Ware zeigt. „Immer mehr Brillen legte<br />

Coppola hin, immer wil<strong>der</strong> und wil<strong>der</strong> sprangen fl<strong>am</strong>mende Blicke durcheinan<strong>der</strong>…“ 12<br />

Die Begegnung mit dem Wetterglashändler löst in Nathanael einen Verfolgungswahn aus, den er<br />

durch das Schreiben von Gedichten zu verarbeiten versucht. Enttäuscht von <strong>der</strong> Verständnislosigkeit<br />

seiner Verlobten Clara, die diese als „wahnsinnige Märchen“ 13 bezeichnet und somit sein<br />

Selbstwertgefühl kränkt, wird er in den Bann <strong>der</strong> Olympia gezogen, die er mit dem Perspektiv <strong>des</strong><br />

Coppola beobachtet. Indem er zunächst nicht wahrnimmt, dass es sich bei Olympia bloß um ein<br />

leblose Puppe handelt, zeigt sich seine Verwirrung und eine gedankliche Flucht aus <strong>der</strong> Realität<br />

erneut. Olympia wird infolge <strong>des</strong>sen durch Nathanaels verzerrte Wahrnehmung zum Leben erweckt.<br />

Durch die Abgrenzung zu seinem sozialen Umfeld projiziert er seine Gefühle und Gedanken auf<br />

Olympia und wird zunehmend narzisstischer, sodass sie ihm als Spiegel seiner Selbst dient. Er<br />

entwickelt ein großes Maß an Zuneigung zu ihr und erkennt erst während <strong>der</strong> gewalts<strong>am</strong>en<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung zwischen Spalanzani und Coppelius, dass Olympia ein Automat ist. „Da packte<br />

ihn <strong>der</strong> Wahnsinn mit glühenden Krallen“ 14 , da er mit <strong>der</strong> Zerstörung Olympias, bedingt durch den<br />

Konflikt zwischen Spalanzani und Coppelius, seine existentielle Basis verliert. Nach langem<br />

Aufenthalt in einer Irrenanstalt gilt Nathanael zunächst als geheilt. Doch bei einem gemeins<strong>am</strong>en<br />

Ausflug mit Klara zu einem Ratsturm verliert er erneut die Besinnung. Er wird von Halluzinationen<br />

eingeholt, indem er „durch die rollenden Augen“ 15 Claras „glühende Feuerströme sprühen sieht“ 16 .<br />

Nathanael versucht Clara daraufhin vom Turm hinab zu werfen, wovon ihn jedoch Lothar abhalten<br />

kann. Während<strong>des</strong>sen spricht er Clara immer wie<strong>der</strong> mit „Holzpüppchen“ 17 an, welche „sich<br />

drehen“ solle.<br />

12 E.T.A. Hoffmann „Der Sandmann“ Schöningh Verlag S.31 Z. 5ff.<br />

13 Ebd. S. 28 Z. 2<br />

14 Ebd. S. 41 Z. 20ff.<br />

15 Ebd. S. 44 Z. 34 f.<br />

16 Vgl. S. 44 Z. 34.<br />

17 Vgl. S. 44 Z. 40<br />

11


Durch seine Affekthandlung äußert sich Nathanaels Wahn erneut, da er die Folgen seiner Handlung<br />

nicht absehen kann und sich von seinen Trieben leiten lässt.<br />

Zus<strong>am</strong>menfassend leidet Nathanael unter einer von einem Kin<strong>der</strong>trauma verursachten<br />

Geisteskrankheit, die ihn die Realität häufig nicht klar erkennen lässt und Wahnvorstellungen in<br />

seinem Kopf hervorruft. Diese Krankheitszustände gehen so weit, dass er sogar versucht, seine<br />

Verlobte von einem Ratsturm zu stoßen, ohne die schweren Folgen seiner Handlung abzusehen. Als<br />

sein Wahn, seine Angstzustände und sein Leiden aufeinan<strong>der</strong>treffen, stürzt er sich schließlich selbst<br />

in den Tod.<br />

5.2) <strong>Franz</strong> Woyzeck<br />

<strong>Franz</strong> Woyzeck darf sich wegen eines Nahrungsexperiments, <strong>des</strong> Doktors, nur einseitig ernähren.<br />

Dadurch sind Ausfallerscheinungen in Form von Ohnmachtsanfällen bei denen es ihm „dunkel“ 18<br />

wird die Folge, wodurch sein Wahn begünstigt wird. Durch den „ungleichen Puls“ 19 ,den <strong>der</strong><br />

Doktor diagnostiziert, wird Woyzecks ungesun<strong>der</strong> Zustand auch von seinem äußeren Umfelds<br />

bestätigt. Er befindet sich somit in einem Spannungsfeld zwischen den Ansprüchen <strong>des</strong> Arztes und<br />

seinen eigenen Bedürfnissen, durch welches seine innere Ordnung an Gleichgewicht verliert und<br />

sein Krankheitsbild zum Teil entsteht. Ein weiteres Merkmal von Woyzecks innerem<br />

Ungleichgewicht ist sein „verhetztes“ 20 Auftreten, welches <strong>der</strong> Hauptmann, als Person seines<br />

sozialen Umfelds, bestätigt.<br />

Hinzu kommt das <strong>Motiv</strong> <strong>der</strong> Eifersucht, das seine Psychose intensiviert. Obwohl sich Woyzeck für<br />

seine Frau und ihr gemeins<strong>am</strong>es Kind aufopfert, geht Marie ein Verhältnis mit dem T<strong>am</strong>bourmajor<br />

ein, welchem Woyzeck sowohl in körperlicher als auch in gesellschaftlicher Hinsicht unterlegen ist.<br />

Darüber hinaus lässt auch <strong>der</strong> Hauptmann als Vertreter <strong>des</strong> Militärs keine Gelegenheit aus, um<br />

Woyzeck zu drangsalieren. Indem er ihn als „unmoralisch“ 21 und „abscheulich dumm“ 22 bezeichnet,<br />

lässt er Woyzeck immer wie<strong>der</strong> seine Überlegenheit spüren. Seelische Demütigungen werden <strong>des</strong><br />

Weiteren durch die sarkastische Anspielung 23 <strong>des</strong> Hauptmannes in Bezug auf das Verhältnis<br />

zwischen dem T<strong>am</strong>bourmajor und Marie deutlich. Indem er Woyzeck darauf hinweist, dass er eine<br />

18 Georg Büchner „Woyzeck“ H<strong>am</strong>burger Lesehefte Verlag S. 19. Z. 24<br />

19 Ebd. S. 19. Z. 5<br />

20 Vgl. S. 5 Z. 18<br />

21 Vgl. S. 5 Z. 30<br />

22 Ebd. S. 5 Z. 28<br />

23 Vgl. S.14 Z.34 ff.<br />

12


„brave Frau“ 24 habe und es ihm nicht „wie an<strong>der</strong>n“ 25 ginge, wird für Woyzeck schließlich „die Erde<br />

zur Hölle“ 26 . Indem er „Lust“ bekommt, einen „Kloben in den grauen Himmel hinein zuschlagen<br />

um sich daran aufzuhängen“ 27 , wird deutlich, dass er seine emotionale Sicherheit verloren hat und<br />

gedanklich immer wie<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Realität flüchtet. Er berichtet seiner Frau Marie in<br />

geheimnisvoller Weise von seinen wahnhaften Beobachtungen, wodurch sein Realitätsverlust erneut<br />

deutlich wird.<br />

In seinen Wahn hört er fremde Stimmen und fühlt er sich inmitten eines Richtplatzes von den<br />

Freimaurern bedroht und halluziniert „ein Feuer“ 28 , welches „fährt um den Himmel “ 29 .<br />

Aufgrund seiner mangelnden Sprachgewandtheit kann er seinem sozialen Umfeld seinen Wunsch<br />

nach Mitgefühl und Annerkennung nicht zum Ausdruck bringen und befindet sich somit in einem<br />

Teufelskreis seiner eigenen Ohnmacht.<br />

Woyzeck „erstickt“ 30 beim Anblick <strong>der</strong> in Selbstvergessenheit gefallen, vorbeitanzenden Marie in<br />

den Armen <strong>des</strong> T<strong>am</strong>bourmajors, woraufhin er alle seine anges<strong>am</strong>melten Aggressionen auf sie<br />

projiziert.<br />

Infolge<strong>des</strong>sen hört er Stimmen, die ihn auffor<strong>der</strong>n, seine Frau zu töten. “He was, sagt ihr? „Lauter,<br />

Lauter, stich, stich die Zickwolfin tot?“ 31 . Erneut wird aufgewiesen, dass seine Wahrnehmung<br />

gänzlich verzerrt ist und er den Bezug zur Realität verloren hat. Seine Aggressionen gegenüber<br />

Marie treiben Woyzeck zum Kauf <strong>der</strong> Tatwaffe. Dieses triebgesteuerte Verhalten ist auf seinen<br />

Wahn zurückzuführen. Man kann von einer selbstzerstörerischen Handlung ausgehen, da er sich mit<br />

dem Mord an Marie das Liebste auf <strong>der</strong> Welt nimmt.<br />

Zus<strong>am</strong>menfassen befindet sich Woyzeck in einem ewigen Gewaltzustand zwischen <strong>der</strong> Obrigkeit<br />

und dem nie<strong>der</strong>en Volk, da sich Woyzeck sowohl dem Hauptmann, dem T<strong>am</strong>bourmajor, als auch<br />

dem Arzt immer wie<strong>der</strong> unterwerfen muss. Im Gegensatz zu Nathanaels Krankheitsbild ist <strong>der</strong><br />

Wahnsinn bei Woyzeck eher durch äußere Einflüsse bedingt. Sowohl durch den psychischen Druck<br />

als auch dem physischen Verfall, dem er ausgesetzt ist, wird er zu einer Mordtat getrieben, durch<br />

welche er sich selbst die existentielle Basis nimmt.<br />

24 Georg Büchner „Woyzeck“ H<strong>am</strong>burger Lesehefte Verlag S.14 Z. 29<br />

25 Georg Büchner „Woyzeck“ H<strong>am</strong>burger Lesehefte Verlag S 14 Z. 29<br />

26 Vgl. S. 14 43 ff.<br />

27 Vgl. S.15 11 ff.<br />

28 Georg Büchner „Woyzeck“ H<strong>am</strong>burger Lesehefte Verlag S. 7. Z. 11<br />

29 Ebd. S. 7. Z. 11 f<br />

30 Georg Büchner „Woyzeck“ H<strong>am</strong>burger Lesehefte Verlag S.17 Z. 21<br />

31 Ebd. S. 18 Z. 9f.<br />

13


6.) Nachwort<br />

Indem ich mich ausführlich mit dem Begriff „Wahnsinn“ auseinan<strong>der</strong>gesetzt habe, bin ich zu <strong>der</strong><br />

Erkenntnis gekommen, dass sowohl Nathanael als auch Woyzeck vom Wahnsinn eingeholt wurden,<br />

da sich grundlegende Symptome <strong>der</strong> geistigen Erkrankung in dem Krankheitsbild bei<strong>der</strong><br />

Hauptpersonen wie<strong>der</strong> finden.<br />

Zwar ist bei beiden <strong>Protagonisten</strong> eine Entwicklung <strong>des</strong> psychischen Verfalls erkennbar, die<br />

Ursache ist jeweils jedoch unterschiedlich bedingt. Grundlegend für Nathanaels Geisteszustand ist<br />

sein Kindheitstraumata, welches ihn erst im Verlauf <strong>der</strong> Erzählung in den Wahnsinn treibt.<br />

Woyzecks geistige Erkrankung hingegen wird durch äußere Einflüsse bedingt.<br />

Um mich intensiver in Nathanaels und Woyzecks Psyche hinein versetzen zu können, erstellte ich,<br />

bevor ich mit <strong>der</strong> Beantwortung meiner letzen Fragestellung begann, Bil<strong>der</strong>, die jeweils die innere<br />

Welt von Nathanael und Woyzeck wie<strong>der</strong> spiegeln sollen.<br />

In dem Bild „Woyzecks innere Welt“ (siehe Anhang) verwendete ich, um die äußeren Einflüsse<br />

Woyzecks darzustellen, bunte Bindfäden. Diese sind mit einem zerbrechlichen Holzstück in <strong>der</strong><br />

Mitte <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> verbunden, welches den <strong>Protagonisten</strong> darstellen soll. Die angespannten Bindfäden<br />

ziehen das Holzstück auseinan<strong>der</strong> bis es in seiner Ges<strong>am</strong>theit vollends zerstört ist. Dies soll die<br />

äußeren Einflüsse beschreiben, denen Woyzeck machtlos ausgesetzt ist.<br />

In <strong>der</strong> zweiten Abbildung „ Nathanaels innere Welt“ (siehe Anhang) benutze ich, um Nathanaels<br />

Kindheitstrauma darzustellen, durch welches sich sein innerer Wahnsinn entwickelt, sowohl Rot-,<br />

als auch Schwarztöne. Durch die weiße Watte soll die verzerrte Wahrnehmung <strong>des</strong> <strong>Protagonisten</strong><br />

und <strong>des</strong>sen Realitätsverlust beschrieben werden. Die Person Nathanaels habe ich anhand <strong>des</strong><br />

Drahtes darzustellen versucht.<br />

14


7.) Literaturverzeichnis<br />

Bücher:<br />

1. Georg Büchner „Woyzeck“ vom H<strong>am</strong>burger Lesehefte Verlag 148. Heft<br />

2. Georg Büchner „Woyzeck“, Königserläuterungen und Materialien<br />

3. Georg Büchner „Woyzeck“ Lektüreschlüssel, Recl<strong>am</strong><br />

4. E.T.A. Hoffmann „Der Sandmann“, Einfach Deutsch, Schöningh<br />

5. E.T.A. Hoffmann Text und Kommentar, Suhrk<strong>am</strong>p Basis Bibliothek<br />

6. E.T.A. Hoffmann Lektüreschlüsse, Recl<strong>am</strong><br />

7. Henriett Lindner „Schnöde Kunststücke gefallene Geister“ E.T.A. Hoffmanns Werk im<br />

Kontext <strong>der</strong> zeitgenössischen Seelenkunde, Königshausen& Neumann<br />

8. Gerhard Weinholz E.T.A. Hoffmann – Dichter – Psychologe – Jurist , Die blaue Eule Hessen<br />

9. Georg Reuchlein „ Bürgerliche Gesellschaft, Psychiatrie und Literatur, Zur Entwicklung <strong>der</strong><br />

<strong>Wahnsinns</strong>thematik in <strong>der</strong> deutschen Literatur <strong>des</strong> späten 18. und frühen 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts,<br />

Wilhelm Fink Verlag<br />

10. Claus J. Gigl Abitur-Wissen Deutsch, „Deutsche Literaturgeschichte“, Stark Verlag<br />

Internetquellen:<br />

1. http://de.wikipedia.org/wiki/Wahnsinn<br />

2. http://www.artikel32.com/geschichte/1/soziale-situation-im-vormrz.php<br />

Bil<strong>der</strong>quellen:<br />

1. http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f2/ETA_Hoffmann.jpg<br />

2. http://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/Buechner/<br />

3. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Hoffmann_sandmann.png&filetimest<strong>am</strong>p=2<br />

0071004014414<br />

15


8.) Anhang<br />

„Woyzecks innere Welt“<br />

„Nathanaels innere Welt“<br />

16

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!