Congreptioit der MiSSio« - Lazaristen
Congreptioit der MiSSio« - Lazaristen
Congreptioit der MiSSio« - Lazaristen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
A n n a C e n<br />
<strong>der</strong><br />
<strong>Congreptioit</strong> <strong>der</strong> <strong>MiSSio«</strong><br />
o<strong>der</strong><br />
Sammlung erOaufidjer Briefe<br />
<strong>der</strong><br />
Pricftcr dieSer Congregation und <strong>der</strong> barmherzigen<br />
Scfyweftern.<br />
Eifcheiitt jedes Vierteljahr,<br />
^aud LX. — 3al)r 1895.<br />
Perla^ <strong>der</strong> £ou$rc Ration <strong>der</strong> Zlliffton.<br />
1895.
Üm $t)l btx wmbttbaxtn<br />
xm 3afyre ^894.<br />
PrtmtiU<br />
neue gcfi ^at in ber ganjeit SBelt bie 2)anfbarfeit<br />
unb bie Siebe, bie f$on feit me^r als 60 S^ren in<br />
ben $erjen fetmten, ^u neuem ßeben ertoedt. SBirb bie £trd)e<br />
eiltet SageS bie ©rfdjeinung bur$ iljren red^t^fräftigen 3Iu3=<br />
1>rudt) betätigen? So fragte man fidj.* ®ie fanonif^e Unter?<br />
fudjung t>om 3iefie<br />
aud) auf ber ÜöJebattte bargeftettt iji ©ine grünblidje unb genaue<br />
llnterfudjung tourbefogleidj in 5Rom eingeleitet unb SDanf<br />
biefer neuen ©rfc^eimmg, meld;e nur eine SBieberljotimg unb<br />
SSefräftigung ber ©rfcfyeinung t>on 1830 getoefen mar, unb auf<br />
bie fi
— 4 —<br />
®te ©r]$eimmg loar eine SBo^ltljat für alle ©Triften<br />
unb be^alb briitft aud) bie ßlircfje ben SBBurtfd^ au3, e$ mödjten<br />
aud) Sitte ifyre SDcmf&arfeit unb greube über biefeS ^immtifd)e<br />
@efa3 bezeugen bie ganj<br />
auffattenben SBorte im liturgifdjen Officium, bie, toie 2ltte e3<br />
f>emerft ^aben, einer bringeitbcn ©inlabung gleidjfommen:<br />
.„Siefen Officium toirballen SDiöcefen unb atten Drben^obern<br />
§t\üäf)rt, bie barum anfügen tperben." J )<br />
I.<br />
Porbereitimcj-<br />
SBon allen ©eiten Würben föiraufgeforbert, ba3 djriftlieife führen mir bie ©inlabung (Invito sacro) an,<br />
tDomit ©e. ©minenj ber ^arbinal Sßaroccfyi, SSicar ©einer<br />
^eiligfeit in ber ©tabt 9iom, ficfy an bie ©laubigen ber ge*<br />
nannten ©tabt toenbet.<br />
„ßucibuS 9ttaria Harbinal $parocd)i, buron ber munberbaren<br />
•öiebaille. ©ie ift unter eudj fd)on Mannt geworben bur$<br />
bie tounberbare33efel)rung beS 2ll^on£ 9tattebonne, bie im<br />
Sa^re 1842 in ber Äirdjc Sant Andrea delle Fratte ftatt-<br />
*) £)ie £>iöcefe SßariS f>at fdjon bie ©rlau&niß erhalten, ba3 geft ber<br />
tounberöaren -äftebaiHe am 27. Stoember ju begeben. 3« ber Semaine<br />
religieuse de Cambrai es» in ber -Kummer t>om 22. 3)e&. 1894:<br />
,,£>urcf) ba§ Slefcript x>om 23. 1894 fjat ber f)l. SBater ber Siöcefe<br />
(Sambrai geftattet, ba§ geft ber nmnberbaren 9ftebatlle am 27. -Koüember<br />
ju Begeben uttb ba§ geft be3 §1. 58efenner3 2)ibacit§ auf bett 29. bes=<br />
fetben Sftonateö gu »erlegen."
fanb, unb mt> man uod) jebe£ Sa^r ba3 ©ebädjtnife an biefe<br />
Sfyatfadje feierlich begebt<br />
„Diefe fo freubenreidje unb munberbare ©rfdjeinung ber<br />
unbefleäten Jungfrau, beren $eier Seine Jßeiligfeit Seo XHL<br />
biefe^ $aljr jum erften Staate erlaubt $at, trug alle SWerfmale.<br />
eine£ übernatürlichen UrfarungeS an ftd) unb üerfiinbete ber<br />
Äird^e. eine Seit, mo tyv ©lan^ unb tljre SBirffantfett ebenfo<br />
grofj fein follte, mie bie Verfolgungen, bie fie oljme Unterlaß<br />
ausfielen muffte.<br />
„Die ©rfd)einung, ber bie bemütl)ige ©eminarfdjmefter<br />
im Futterraufe ber barmfyerjtgen ©$meftern in $pari3 im<br />
$al)re 1830 gemürbigt mürbe, fte^t in innigfter Sesie^ung<br />
311 ber bogmatif^eu ©rflärung ber unbeflecften ©mpfängmfj,<br />
meldje in ber ©efdjidjte unfereS Sa^unberö einen fo fyerfcor*<br />
ragenben $lafe einnimmt, unb bie 24 ^afyxt Kad) biefer @r=<br />
fdjeinung am 8. Dejember 1854 erfolgen follte.<br />
„Dte Haltung ber feligften Jungfrau in ber ©rfdjeinung,<br />
mie fie ben ber ©dränge mit güjjen tritt, ba3 fdjöite<br />
©ebet, ba3 bie feligfte Jungfrau felbft uns gelehrt $at unb<br />
auf i^ren Söefe^I auf ber 3ttebaiHe eingegraben ift: „D 2)?aria,<br />
oljne ©ünbe empfangen, bitte für un3, bie mir ju Dir unfere<br />
Bufludjt nehmen/' alles brüeft eine Sefyre au3, bie im inntgften<br />
©inJlange ftefyt mit ben fel)nlid)fien ©rmartungen aller fatfyo*<br />
lifdjen SSölfer; e3 mar bie feierlid^e Seftätigung einer göttlid)<br />
geoffenbarten Sßaljrljeit, bie jum ©laubenSfafee erhoben merben<br />
follte, nämlid) ber unbefledten ©mpfängnifj ÜÄariaS.<br />
„Sie ©rfMeinung, bie mir nun feftlid) begeben motten,<br />
trug auf munberbare SOBeife jur Definition biefeS ©lau*<br />
ben£fafce£ bei. Diefe Definition I)atte in ber einen<br />
ganj befonberen ©fyarafter. SBä^renb man in ber ©efdji^te<br />
ber Dogmen feine einzige ©laubeuSentf (Reibung finbet, bie<br />
nicfyt burd) irgenb eine £ärefie, ein ©
— 6 —<br />
„9ftit bet ttmnberbaren 9Jtebaitte, toeWje bag 33itb ber<br />
unbeftedften Jungfrau trägt, gugteicfy mit ber Anrufung, bte<br />
feaS Dogma au^brüdt: „D 2Jtaria, o$ne ©ünbe empfangen/'<br />
u. f. to v verbreitete ftd) audf? ber ©taube an biefe^ ©eDeimnif;<br />
in einem folgen SWa^e, baß es gu ben $eiten ber ©tauben**<br />
entfdjeibuug faft feinen einzigen Ort auf @rben gab, too man<br />
nid^t mit bem tebenbigften ©lauben, mit ber innigften 2tnba$t<br />
gu 9Karia ber unbeftedt ©mpfangeneit feine 3uflu($t genommen<br />
fyätte. Sie tounberbare ÜWebatlle Ijatte biefe 3Balj)rl)ett unter<br />
betn cfyriftttdjen 33ot!e verbreitet; San! ber ungefügen burd^<br />
bie -ättebaitte gemirften SBunber Ratten bie SBötfer gelernt, bie<br />
mafeflfofe Jungfrau angurufen. Sie £ergen 3lHer tourben burcfy<br />
. eine fftfje ©etoatt gu jener fyingegogen,bie bie Rettung unfere£<br />
3>a§r!)unbert3 werben fottte, ba3 man ja mit 3ted()t ba8 3a$r*<br />
Jjunbevt ber unbeftedten Sungfrau nennen faitn.<br />
ba3 geigt ftar bie Sßidjtigfeit biefer ®rfMeinung, gu<br />
beren toürbiger,freubenvotter geier fid) bie Einher be3 ^eiligen<br />
SSinceng vorbereiten. Sittel ba3 gereift auä) biefem «Zeitigen<br />
unb feinen beiben gamitten, ben 9fttffion3!prieftern unb ben<br />
barmherzigen ©djiveftern gum größten SKufyme unb toeifeni^nen<br />
einen 'Sßlafc unter jenen retigiöfen gamitien an, von benen<br />
IX. fetigen 3Inbenfen3 in ber Sutte Ineffabilis Deus<br />
faat, bafc fie fiel) buräj bie SSerefyrung unb 2lnbad)t gur unbeftedten<br />
(Sntpfängnijg fefyr verbient gemalt ^aben.<br />
„Sie befonbere Slufgabe, toeldje bie 3Jliffion^riefter unb<br />
bte barmfyergigen ©djtoeftern Ratten, bie tounberbare9Kebaitte,<br />
bie von 9Jtaria fetbft ber ©djjtoefter Äatfyarina Saboure anver=<br />
traut toorben ttxir,gu verbreiten, ift eine toirftid) tyimnttifdje<br />
Aufgabe. Sie Äinber beS fyt.SBinceng fönnen ftcfy beffen mit<br />
Siecfyt rühmen unb bartn eine iljrer größten SluSgeidjmungen.<br />
fe^en, fo ane fid) fdjjon früher fetiger SSater eine<br />
barau3 gemalt fyatte,mit altem ßifer bie SSere^rung gur un=<br />
beftedten Jungfrau gu verbreiten.<br />
„Sie SBeftätigung ber erhabenen ^immtifefyen Stufgäbe<br />
ftnbet ft
— 7 -<br />
64 %af)xm burdj bie tounberbare3Kebaiffe gefd&ehen, gemäfe<br />
bern 9Serfared?ert, ba£ um unfere liebevolle 3Kutter SRaria<br />
gegeben ^at<br />
„Um alfo ©ott ju banfen, beffen ßerrlidj!eit fidj am<br />
metften in ber unbefledten ©mpfängnifc seigt, unb um au
— 8 —<br />
©egenftanbeS Sle^nung tragen wollen: aber toenn fidj bie<br />
^ßrebiger beflagen, bafj fte riid^t toitrbig Don Sfflaria teben fönneu,<br />
toer möchte glauben, -Dtaria Zörbig befingen ju fönnen?<br />
Slber ©ie ift bie 9Jiutter ber 33armherjigfeit; ©te fiefyt gitäbig<br />
auf unfere Slnftrengungen Ijerab, unb nimmt tootyltyoUenbauf,.<br />
toaS tt>ir ju Sljrer ©tyre fagen. Dignare nie laudare te r<br />
Virgo sacrata."<br />
Fr. J. — 3». Sßot$ier, m. C.<br />
n.<br />
Pie feJtUdjbeiten in Paris.<br />
3m ZHutterljaufe ber IHifftonspriefter.<br />
Sn ber Capelle, bie ben beiben gamilien fo treuer ift,<br />
ba fie bie irbifd)en Überrefte beS % 3?incenj birgt, fafy man<br />
fojufagen nur ein SÄorgenrofy be£ gefteS. ©in $eber füllte,<br />
bafc baS eigentliche geft an bem Drte ber I)imtnlifdjen ©r=<br />
fdjeinung felbft ftattljaben foHte.<br />
SDie Capelle toar fel)r anmutl;ig gefcfymüdt unb Derart,<br />
itnb befonberS 30g ber Sffltar 3111er Singen auf ftdj>.<br />
5Jtit einer finblidjen Äü^n^eit hatte man fo ju fagen<br />
ben ^l. Sincenj gebeten, für eine Bett fongju &erfd;minben,.<br />
um ba3 S3ilb Scner hervortreten ju laffert, bie fiom 9Jeliquienfd)rein be£ ^eiligen bie ßampen, bie<br />
nie erlöfd^en unb balb erhob fid) an ihrer ©teile bie grofee<br />
liebliche ©tatue ber feligften Jungfrau mx ber tounberbaren<br />
9Kebaide. ©trauten gingen t>on ihren ausgebreiteten £änben<br />
au£, unb als ©ie enblidj gang beleihtet erfdjien, toar e£ toie<br />
ein Slbbilb ber ©rf^einung felbft, unb 2111er Slugen mii><br />
bergen füllten ft$ beim 3lttf chatten jur unbefledften Jungfrau<br />
3Raria jjtngejogen.<br />
SBährenb be3 XribüumS famen üiele Seute toie einem<br />
natürlid&en Antriebe folgenb herbeigeeilt, um am gufee ber
©tatue ju beten, geben Slbenb fanb fidj eine jahlreidje Qu*<br />
hßrerfdjaft ein, um in ber Sßrebigt bie SBunber greifen gir<br />
^ören, bie ©ott burch bie @r|d?eimmg feiner 9Mter unb burdj<br />
bie munberbare SDJebaille gemirft h a tt c - 2lm ©onntage $telt<br />
SJtfgr. ©roitjet ben ©otte^bienft, mo^u, angelocft burd) bie-<br />
©eremonien unb bie frönen ©efänge eine zahlreiche SSolfemenge<br />
fam; ebenfo bei ber ®ef!per mar bie f$öne groftfr<br />
Capelle ganj fcollmie an ben lüften gefttagen.<br />
Slber ba£ 2lIIe3 mar ein SBorfpiel ju einem anberen $efte„<br />
33alb bxanntm mieber bie Sampen bor ben Reliquien be£-<br />
SSincenj; unb eine nodj größere geierlichfeit follte an jenem<br />
Drte i^ren Slnfang nehmen, mo bie ©djmefter Katharina £a~<br />
boure fo glücflidj mar, bie unbefleckte Jungfrau ju flauen.<br />
III.<br />
f ept im Putteiijaufe öer barmljerjigen Sdjweplenu<br />
©3 ift Ietd)t begreiflich, ba£ in biefern £aufe unb au ber<br />
hl. ©tätte eine $immlif$e Führung fidj Sltter bemächtigte<br />
beim ©ebanlen, bafc an biefent Drte bie feligfte Jungfrau<br />
•äftaria fidj gezeigt hat.<br />
Deshalb ging e£ beim herannahen be£ gefteS im 9Jtutterhaufe<br />
ju mie in einem SBienenforbe; aber -inmitten biefer<br />
eifrigen ^hatigfeit maren Stile fo gefammelt, unb fcergafjeit<br />
Sitte auf bie Slnftrengungen, bafc man mohl fah, ba§ bie ein*<br />
jige Sriebfeber nur bie innigfte Siebe jur unbefledften 3ung=<br />
frau mar; unb auf biefe Sßeife mürben bie geringften Um*<br />
ftänbe ju neuen StuSbrüden finblicher Verehrung.<br />
Der ganje 2Beg üon ber rue du Bac ift fd)ön herge=<br />
rietet unb mit ©pheu unb ^Blumenfrauen reid) gefd)müon frifchem ©rün mit<br />
bliihenben ©hrtyfanthemen unb ©amelien. Sluf meinen gahnert<br />
ftanben bie Slnrufungett ber lauretanifdjen Sttanei unb für
— 10 —<br />
"ben Slbenb waren Venetianifd)e Satemen in ben garben 3Jtaria£<br />
Dorbereitet<br />
®ie aSorl^affe mufcte wegen be£ ^tafemangefö ebenfalls<br />
gum ißeiltgtljum einbezogen werben; 2ltfe3 war in SBeifc unb<br />
11 —<br />
cetleng ber apoftolifcfje Nuntius urtb ©eine ©minenj ber Slar*<br />
binalergbifd^of von ^ßartS wollen baS geft burd) ihre ©egen=<br />
wart verherrlichen; Shron unb Langel finb feftlid) gef^müdt.<br />
SBährenb ber VorbereitungSnovene fam ber £err ©enerat<br />
fuperior, um in ber Capelle ber 6rfMeinung bie hl- 3Keffe ju<br />
lefen, wobei einige ^lerifer als Vertreter ber ©eminariften<br />
unb ©tubenten jugegen waren.<br />
gti&ttttm.<br />
(Erfter €ag.<br />
3lm Vormittage folgte ohne Unterbrechung eine 9Jteffe ber<br />
anbern. DrbenSperfonen unb SBeltpriefter ftrömten herbei, um<br />
über ihre DrbenSfamilien, über ihre Pfarren unb über fid)<br />
fclbft bie an biefen ^eiligen Orten gefnüpften ©naben herab?<br />
'jujiehen. Äaum war bie SJteffe für unfere ©emeinbe vollenbet,<br />
als )
— 12 -<br />
frommen Steugierbe herbeigelommen Waren, gogen fidfj gang<br />
gerührt guritdf unb fagten: luufjte nid)t, ba§ biefer Drt<br />
fo Zeitig, unb bafc bie 9DtebailIe fo foftbar ift."<br />
Streiter Cag bes Criöuums.<br />
fttomurftag, ben 25. aitonember.<br />
S)te ©lodfe £atte nod) nicht gur 3ttorgenbetrachtung ge=<br />
rufen, als in ber Capelle ber ©rfcheimmg f$on bie % -Dteffe<br />
begann. SDaS Hochamt War für 7V 2 Uhr feftgefe^t, wogu<br />
fehr viele Seute h^beiftrömten. 9iadj ber Sfiefe muffte man<br />
ben auswärtigen SUlarienfinbern machen, bie aus allen<br />
Steilen ber ©tabt unb fogar aus ber Umgebung heröeige=<br />
fommen waren. Sa fte gu gasreich Waren, fonnte man von<br />
einer jeben 2lbtheilung nur eine Meine ßahl gttlaffen. ©ehr<br />
viele empfingen bie hL Sommunion, wobei alle 9Jiäbchen eine<br />
gang befonbere Sefcheibenheit an ben Sag legten.<br />
S)a fehr üiete Seute bie ©onntagSmeffe in ber Capelle<br />
anhören Wollten, fo würben noch viele -Steffen gelefen; unb<br />
bie ©eminarf^weftew fugten ben öfter wieberholten ©egen<br />
mit bem aHerheiligften ©aframente bur$ ihren ©efang mögliche<br />
feierlich gu geftatten.<br />
3llS bie Seit jur SBefyer ^erangefommen Mt*/ tnufjten<br />
bie ©laubigen wieber ber ©emeinbe Staum geben, obwohl fte<br />
fo gerne ihre ©ebete in ber Capelle fortgebt hätten. 33on<br />
ben ©chweftern mufften viele ftehen bleiben, obgleich aud) bie<br />
Vorhalle gur Capelle einbegogen war; aber -Jiiemanb fühlte<br />
Sangeweile, wenn er ben ftrahlenben Xhron ber unbefledften<br />
Jungfrau fah, unb ihr Sob fingen hörte.<br />
•Kach bem ©egen mit bem allerheiligften ©afratnente<br />
muffte bie Capelle wieber mit vieler -Stühe für baS 3Sol! freigemacht<br />
werben.<br />
3u biefer .Seit fameu bie 9Jtttglieber ber ©onferengen beS<br />
hl. 3Sinceng v. $j?aul fo gahlreich, ba§ baS grofte ©djiff ber<br />
Capelle voll War; unter ihnen fah man audj> viele ©olbaten.
Sitte tDaten von bentfelben ©lau6en befeett, von ber Siebe gu<br />
©ott unb gum 9iäd)ften. Um fie berum brängten ftdf) bie<br />
£anbwerfer unb bie Se^rlinge, bie in ifynen eine fo mäd&tige<br />
©tüfee unb fo weife Slatljgeber finben. 31 ucf) ber ©efang*<br />
verein von -Jteuiflty wollte burdj feinen ©efang bie geter beS<br />
gefiel er^ö^en.<br />
Sarauf ri^tete ber ©eneralfuperior an biefe auSerwäl)lte<br />
33erfammlung einige SBorte ber Söegliicfwünfcfyung unb beS<br />
SobeS.<br />
9tad(j bem feierten ©egen ergoft ftdfj bie SolfSmenge<br />
in bie Capelle unb bereu ßugänge, unl) na $ e er frommen<br />
©rmaljnung muftte von neuem ber ©egen mit bem 3Werfyetlig=<br />
ften gegeben werben. Sie ©laubigen fdjienen 9Kül)e gu ^abett,<br />
fidf) von biefem ^eiligen Drte loSgureiften. Sluf ber 3nnett*<br />
feite beS SßortalS, baS auf bie Strafte führte, war ein SEranS*<br />
parent aufgeteilt, fo baft bie Seute noä) vor bem Sßegge^en<br />
fi
— 14 - —<br />
fy. ©ommunion, ber au$ bie ty. 3Jleffe für bag ganje SBerf<br />
aufopferte.<br />
®er 9tadjfolger beg 33ineenj richtete an fie eine ben<br />
Umftänben angemeffene 2tnfprache unb begann mit ben SBor*<br />
ten: Vadam et videbo haue visionem inagiiam. gd) miß<br />
hingegen unb bie grofie ©rfdjeinung betrauten, fo fagte !D?ofe&<br />
mill biefe ©rfdjeimmg betrauten, fyahmfie gefagt u. f. id.<br />
2)er £err ©eneralfuperior fuhr fort: „SDiefer ©
— 15 -<br />
fegung fttieteer aud) in einer Äir
— 16 -<br />
Pas feZbß. '<br />
SDaS anbredjenbe SDtorgenroth beS 27. Stovember fanb bie<br />
Jlinber beS fettigen SSinceng in Coffein ©ifer. Sie einen lafen<br />
gleid) itacb 4 Uhr bie heilige SDieffe, bie anbeten betrachteten<br />
fnieenb baS Wetterleuchtete £eiligthum.<br />
ttnfer hochgeehrter SSater wollte felbft ben ©djweftern bie<br />
heilige ©ommunion reichen, wobei er auch bie erften ©elübbe<br />
einiger, ©chweftern abnehmen fonnte.<br />
Ohne Unterbrechung würben -Steffen gelefen bis<br />
jitr 2lnfunft ©r. ©mineng beS ©arbinals 3ti
fecit initium signorum Jesus in Gana Galilaeae. 3)ie feligftc<br />
Jungfrau war ebenfalls bei ber £o griifite, hüpfte ber<br />
lige Johannes ber Käufer vor $reubc im 3ttutterleibe auf unb<br />
tourbe mit ©nabe erfüllt. Stuf bie gürbitte Darias würbe<br />
gu Sana SBaffer in SBein verwanbett."<br />
„So geigt ftdfj fdjon von Slnbeginn bie 3tbfi
— 18 —<br />
„3$ brauche nicht weiter in bie ©ingelheiten einzugehen.<br />
®er ehrw. ©rgbifdjof von sparis, 9Jifgr. be Buelen, fetigen<br />
3lnbenfenS, erlaubte nach reiflicher ©rwägung bie Prägung ber<br />
ättebaille, bie fi
— 19 -<br />
„21m 11. Segember 1836 verfammclten fiel) gum erfiem<br />
male bie SJiitglieber ber ©rgbruberfchaft von Unferer lieben<br />
grau vom ©iege. $\vä 3a$re fpater beftättgte ^apft ©re^<br />
gor XVI. SDie ©rgbruberfchaft für bie gange 9Belt unb beim<br />
£obe beS frommen Stifters fyatttfte fchon 15,000 gweig^<br />
bruberf^aften einverleibt. ©S lebt uns noch frifd) im ©ebächtniffe,<br />
Welmen ©inbruef bie @rrid)tung ber ©rgbruberfchaft ^er«<br />
vorbra^te, bereu 3Jtitglieber als getneinfämeS Seiten beS 33er*<br />
trauenS auf SÄaria bie witnberbare 3Jiebaitfe trugen/'<br />
„•Ka
20 —<br />
fo bricht audj über bie ftol^e ©ecle ©ntmuthigung unb $er=<br />
jmeiflung h^ein unb er unterliegt ber Saft ber Seiben unb ber<br />
©itnbe, bie er fcergebenSju leugnen fudjt. SBer mirb nun bie<br />
ginfterniffe beS £odjmutheS jerftreuen, bie 2Jlenfd)en ben SBeg<br />
ber SBarmherjigfeit unb beS ^rieben» mieber fennen lehren unb<br />
fie ju genern führen, ber uns ermahnt, fanftmüt^ig unb bemüt^ig<br />
öon £erjen jit fein, um ^rieben ju finben für unfere<br />
Seelen?"<br />
„SPtaria ift e$, bie göttliche 3Jlutter, bie fidj uns einer=<br />
feüS als bie Unbefledit ©mpfangene offenbart, anbererfeitS ihr<br />
liebenbeS £erj eröffnet als eine Bufludjt ber ©iinber."<br />
„SBemt mir biefe göttlidje SKutter mit ben SBorten att*<br />
rufen: „D 3ftaria, ohne ©ünbe empfangen, bitte für uns,<br />
bie mir ju bir unfere 3«ftu
21 —<br />
gen, bie er von ©wigfeit t;er gur Verherrlichung feiner heilig*<br />
ften s $iutter Tratte. Von allen Seiten fommen bie Vifdjöfe,<br />
um am gufte beS päpftlidjen StyroneS bie Sitten beS d^rtft-<br />
U$en VolfeS niebergulegen, baS mit ©ehnfudjt bie ©laubenS*<br />
entfeheibung ber unbefledten ©mpfängmf$ .herbeiwünfdjt.<br />
„Unb am 8. Segember 1854 erflärt $iuS IX., fetigen<br />
2lnbenfenS, feierlich in ber vatteantfeheu Vafilica, auf bem ©rabe<br />
ber aipoftelfürftcn fiehenb, baft bie Sehre von ber unbefledten<br />
©mpfängnift 9DtarienS gu ben göttlich geoffenbarten SBahrheiten<br />
gehört. ®ie Erbe hüpft auf vor greube unb in allen ©prägen<br />
ber SBelt erfd)aHen Sob- unb ©anfgefänge. 2)aS gange 9JJenfd)ens<br />
gef^le^t preift bie atterheiligfte ®reifaltigfeit für bieSBunber,<br />
bie fie burd) ben göttlichen ©rlöfer gum £etle ber SBelt ge*<br />
wirft h^t, unb banft ihr, baft fie alle ©naben burd) bie ipänbe<br />
Märiens uns gttfommen läftt.<br />
„SDicfetberi Slbfid^tcn ©otteS gehen nod) immer in ©r*<br />
füllung, währenb bie feligfte Jungfrau am 11. gebruar 1858<br />
in SourbeS erf^eint, unb bie ihr von ber Äirdje erwiefene<br />
Verehrung gutheißt unb bestätigt/mit jenen 2Borten, bie mit<br />
unmiberftehli^cr ©ewalt bie ©laubigen gum gelfen von 50laf=<br />
fabieHe hingiehen. „3$ bin bie unbeflecfte ©mpfänguift."<br />
V.<br />
£)er Slugenblicf war nun gefommen, wo bie wunberbare<br />
3M>aiHe unter bem d)riftli$eit Volfe in neuem ©lange er*<br />
ftrahlen follte. ©ie war ja bie bemüthige, verborgene Duelle,<br />
aus welcher in unferem ^ahrhunberte ber ©nabenftrom ftch 5<br />
über bie gange SBelt ergieftt. -Dtan ergählt, baft ber ehrwür*<br />
bige Stifter ber ©rgbruberfchaft unferer lieben grau vom ©iege<br />
gu Zfyxm ©d)Weftern fagte, wenn biefe beim ©nabenaltar<br />
beteten: „aBarum fommen ©ie tytyzx beten? &aben ©ie<br />
nid)tj in Capelle bie Duelle aller jener ©naben, welche<br />
bie unbeflecfte Jungfrau in biefem £eiligthume fpenbet?"<br />
„Snbem ber heilige Vatec in biefem $ahre auf Sitten.<br />
beS 91a$folgerS beS fyiliqmVinceng, ihres Verehrten Vater
— 22 —<br />
©enerals, baS geft ber ©rfdfjeinung ber feligften Jungfrau von<br />
ber wunberbareit -äJiebaiffe einfette, h
,,©o wirb fich in unferett Sagen in ber ßauptftabt un=<br />
fereS SanbeS, baS immer ein ©egenftanb ber befonberen Siebe<br />
9JiarienS gewefen ift, bie tröftliche SBahrheit in ihrer ©rfüÄung<br />
geigen, bie baS heilige ©vangelium auSbrücft; ba& nämlich<br />
ber göttliche £eitanb feine ^eiligfte 9)iutter auSerfehen<br />
hat, um burcl) ihre Vermittlung in biefer SBelt atteSBunber<br />
ber ©nabe unb ber 9Jatur gu wirfen. 2lmen."<br />
9ta
— 24 —<br />
2)arauf folgte eine ©onferenz über bie Sehren, bie un£<br />
bic munberbare 9JJebaille gibt, morauf zum ©
— 25 —<br />
Unb fottte enblid) nidjt aud) einmal ber £ag fommen,.<br />
wo wir ber ©djwefter Katharina Saboure, ber Softer beS<br />
hl. Vinceng von Sßaul unb unferer -Dtttfdjwefter auf ©rben<br />
unfere ipulbigung Werben gölten fönnen, bafc fie fo glüdlic^<br />
war, gu einer fo erbebenben Verzerrtidjung ber feligfien Sungfrau<br />
auSerfehen gu werben: Beposita est hsec spes mea in<br />
sinu meo. SDiefe Hoffnung wollen wir in unferen bergen<br />
bewahren.<br />
IV.<br />
pie feftlidjlieiten in ben nerfdjieöeneit Pfarren.<br />
3Jlan fann fageit, baft an allen Drten bie ©rfdjeinuug,<br />
ber feligfteu Jungfrau auf baS fefttidjfte begangen würbe, wie<br />
eS nur bie Umftänbe geftatteten. 9ln vielen Drten übernahmen<br />
es bie Herren Pfarrer felbft, baS geft in ihrer ßirdje feierlid><br />
gu begehen.<br />
2lm 9. SDegember begann in ber $ir$e beS hl. Vinceng.<br />
in ^ßaris ein feierlt^cS SErtbuum. ®ie geräumige $ird)e A<br />
gefdjmücft mit ben $reSfeit beS unterblieben jQipJpofytuS gtan*<br />
brin, um bte gang ©uropa SßariS beneiben möchte, war grofc<br />
artig gegiert. SDer ©otteSbienft war immer fehr feierlich unb<br />
gweimal täglich Würbe von berühmten Sßrebigern baS Sob ber<br />
feligfteu Jungfrau von ber wunberbareit SKebaiHe verfünbet.<br />
ber 5ltrdj>e von ©ranb*3ttontrouge ^atte ber £err<br />
Pfarrer am gefte beS feiigen ©abriet ^$erbot;re nicht bloft W<br />
©chweftern, fonbern auch alle ©läubigen eingelaben, biefeit<br />
SDlarttyrer gu ehren. 3Wit bemfelben ©ifer aber wollten auch<br />
alle am 27. November bie unbeflecfte ©mpfängnift Verehren.<br />
®er Pfarrer felbft vertheilte au bie 3tnwefenben bie wunber=<br />
bare 3JiebaiHe unb er war gang gerührt von ber gröntntigfeit<br />
ber gahlretd? erfchieneiten ©läubigen.
— 26 —<br />
•fttttt wollen wir einiges von ber $eter beS $efteS in verfdjiebenen<br />
35iöeefen fagen:<br />
2lmienS* — £err ©i gut er, ©itperior beS großen ©eminarS,<br />
fdljrieb an ben &errn ©eneral-Superior:<br />
2ImtenS, 2. ®eaember 1894.<br />
„SBtr haben ein fd)öneS $eft erlebt. 3)a bie feligfte<br />
Jungfrau einer barmherzigen ©djwefter erfchienen ift, fo fyieU<br />
ten wir es für paffenb, baS geft tu einer ihrer Capellen ju<br />
begehen, unb wir wählten jn biefem ßwede baS £auS, wo<br />
bie Vifüatorin, ©chwefter 9?eceS weilt."<br />
„$ch brauchenden nicht ju fagen, mit welchen ©eftmtungen<br />
man fich zu biefer erhebenben geierlidjfeit vorbereitete.<br />
35aS SBilb ber feligften Jungfrau, ganz weife auf blauem<br />
©runbe, zog bie 2lugeit 2lHer anf fich; man brauste es nur<br />
aitzufehen, um fogleich lebhaft an bie @rfd)einung von 1880<br />
erinnert zu werben uttb mit Slubac^t beten ju fönnen.<br />
„5Jtfgr. Sftenou wollte felbft ber geier anwohnen; unfere<br />
ZWei ©enerakVicare, £err Sollten unb £err SDefy fanten ebenfalls<br />
unb £err SDaVeiui;, Geriefter ber Äathebrale, fang baS<br />
£o$amt; aufeerbem waren alle Pfarrer ber ©tabt ^erbeigefommen;<br />
felbftverftänblich Ratten ftch a He 3J?iffionS!priefter an<br />
biefem gefte betheiligt.<br />
2lHe barmherzigen ©(^weftern, über hunbert an ber ßaty,<br />
bilbeten mit ihren wetfeeit ßornetten zu ben güfeeu ber feligften<br />
Jungfrau gleichfam einen Siliengarten, wozu nod) über vier*'<br />
hunbert -äKarienfittber fanten."<br />
„Unfer ©etninar trug burch feinen ©efang mit ben herrlichen<br />
:picarbifd)crt ©timmen unb bur
— 27 —<br />
„Sie SDiarienftttber werben auch ein bissen ftolg gewefeit<br />
fein, wenn ich i^nen fagte, bafc bie anbern Bereine gu @hren<br />
ber feligften Jungfrau fromme Sßriefter ober Zeitige gu ©ri'mbem<br />
hatten, bafc aber ihre Stifter in bie feligfte Jungfrau<br />
felbft fei"<br />
„Um biefen frönen Sag aud; fc^ön gu ffließen, wollten<br />
©eine bifd)öflid)en ©naben felbft 42 3Rarienfinbet aufnehmen.<br />
brauche Shnen gar nicht bie greube biefer jugenbltdjen<br />
©eelen auSgubrüdeit. SBenn jebeS $at)x biefe fd^öne ßeremonie<br />
ftattfinben foHte, wirb wol;l in SltnienS ein heiliger SBettftreit<br />
entftehen, um nur ein 9D?arienfinb gu werben."<br />
„^iad) beenbigter geier fonnte matt fich nur fchwer trennen.<br />
3ftan hatte fid) einige Sage lang geiftig erqitidt unb gu<br />
ben güjseit ber feligften Jungfrau etwas von ben greuben beS<br />
Rimmels verfoftet."<br />
„©eine bifd^öftid^eri ©naben beabfichtigt, für feine gange<br />
Siöcefe um biefeS geft angufuchen."<br />
2lrraS. — 3Kfgr. äBtllieg hatte es fid) felbft vorbehalten,<br />
ben feierli^en ©egen am 27. November gu halten.<br />
©chotx lange vorher hatte fich bie Capelle mit 2lnbäd)=<br />
tigen gefüllt unb ber 2'lltar erftral;lte im herrlichen £i(^ter=<br />
glanje.<br />
s Jtodj glängenber war bie ©tatue ber @rfd)eitumg, welche<br />
vott ber Sribüne aus hell beteuertet würbe. 9Ran fonnte nicht<br />
mtibe werben, bie unbejTedte Jungfrau in ihrem ©trahlem<br />
glange gu betrauten unb gu ihr gu beten.<br />
£err Sienarb, ©eneralvicar, befteigt bie Langel uttb entwidelt<br />
guerft baS Seben ber ©(hwefter Katharina, bann bie<br />
SButtber ber 9)tebaille. Surd) feine berebten SBorte fühlen ftdj<br />
alle nod) beftärft in ihrem Vertrauen gur wunberbaren<br />
baiHe unb gu beut Meinen ©ebete: „D -Dlaria, ohne ©ünbe<br />
empfangen u. f. w."<br />
Bethune: „Ser 27. November war wirfltch ein himnt=<br />
lifd)er Sag." Sie Capelle, bie ©änge, alles war, voll 3Ken=<br />
fdjen uttb ber Borrath von SUiebaillen reifte nicht aus. —
— 28 —<br />
ßambrai. 35er Emancipateur berietet in folgenber<br />
SBeife über baS geft in biefer ©tabt: ©eftern mürbe in ber<br />
Capelle ber 3lnftalt San* ber^ 23urd) unb in ber Capelle beS<br />
großen ©etninarS baS geft ber muuberbaren 9)?ebaille mit<br />
großer 2tnba$t gefeiert. —<br />
3>n 9San=ber~33ur
„©e^r Viel Volf tarn gum £od)amte, befonberS aber gum<br />
nachmittägigen ©otteSbienfi SDie 3öglirtge beS großen ©erni*<br />
narS fangen bie Vefper. ©ie fdbäfeten fidj) glücflidh, baS Sob<br />
$ener fingen gu bürfen, bie fie als bie befoitbere Vefchüfeerin<br />
unb Königin ber ©eiftlichfeit begrüben unb bie balb barauf<br />
vom Sßrebiger als bie Königin von $ranfreicb geprtefen werben<br />
follte."<br />
„35er Pfarrer von ©t. Vtnceng beftieg nämlich bie ßangel<br />
unb begann feine SJtebe mit ben SBorten: Regnum Galliae,<br />
regnum Mariae. granfreid) ift baS 9?eich 3JiariaS."<br />
„2)er 9?ebner machte bte Vemerfung, bafs, wenn Sftom ber<br />
©t| beS heiligen Vaters, baS £aupt ber Äirdje genannt wirb,<br />
fo mtfer Vaterlanb gletchfam bereu £erg fei, von wo bie £in*<br />
gebung unb ber Opfermut^ ausgehen. @r geigte bann, wie<br />
ber Gimmel uijb befonberS SJtaria ftets eine Vorliebe für<br />
btefeS Sanb ber großmütigen 9Wchftenliebe t>egte. 3um Veweife<br />
biente ihm bie ©laubenSentldjeibung ber „Unbefledften<br />
©mpfängniß", inbem er bar an erinnerte, wie biefe ©laubeitS*<br />
Wahrheit burd) eine fpätere ©rfdfyeinung 5JiariaS in SourbeS<br />
beftätigt würbe unb wie anbererfeits bte ®rfdf)etnung im 3Kutter*<br />
häufe ber bärnthergigeu ©dfyweftew eine Vorbereitung bar*<br />
auf war."<br />
„Slaurn war bie ^rebigt beeitbigt, als ber ©efang wieber<br />
begann. $n biefem Slugenblicfe bot bte Kirche einen grofcar*<br />
tigen Slnblidf, befonberS wegen ber veranstalteten allgemeinen<br />
Beleuchtung. Sitten wirb DiefeS $eft in unvergeßlicher @rin*<br />
nerung bleiben."<br />
SDie verfdfjiebenen Verid;te h^en alle einen befonberen<br />
©^arafter. 3>tt SDieppe war es für bie ber irbifchen SJJütter<br />
beraubten SBaifen ein großer SCroft, in biefen 'Sagen fo nahe<br />
bei ihrer l;intmitten -äftutter gu fein.<br />
2)er Vericht von 3ftoulinS ffließt mit ben rührenben<br />
SBorten: „SRein ©ott, warum gehen folche gefte bodj fo fchttell<br />
vorüber!"
Sffoubun waren befonberS bie Sßriefter vom ^eiligften<br />
£erjen beftrebt, bem gefte ben größtmöglichen ©lang ju ver^<br />
leiten.<br />
2ln mannen Orten, wie in SDtefe fugten ftd) bie Einher<br />
bur$ bie rührenbften Sugenbacte auf baS geft vorzubereiten.<br />
„Unfere Knaben," fo fdhreibt man aus bem bortigen 3Baifen=<br />
häufe, „würben unterrichtet, wie wichtig eS fei, fich auf bie<br />
erfte geier biefeS $efteS gut vorzubereiten. SDefe^alb nun hiet<br />
ten fie vor<strong>der</strong> mit ber größten 2lnbacht eine Stovene unb bemühten<br />
ft$ burdh g^fe unb gute Aufführung ber feligften<br />
Jungfrau eine Keine Dpfergäbe barzubringen, einige befonberS<br />
(Srnftgefinnte legten fidh fleine 3lbtobtungen auf, j. SB. feine<br />
Saufe einzunehmen u. f. w. SDaS alles traten fie aus eigenem<br />
Antriebe, fo baß man ihrem @ifer noch ©inhalt thurt mußte."<br />
SDer (SeburtSort ber ©djwefter Katharina mußte ftdE) bei<br />
biefer geier ganz befonberS hervortun. Unb fo war eS auch,<br />
©ie barmherzigen ©
31 —<br />
Vertrauen auf biefe heilige SDiebaiHe befeelt, feierten baS Sribuurn<br />
mit einem gang aufjerorbentlichen ©lange."<br />
„2luf3erorbentlt
— 32 —<br />
2luS bettt Saufe ber barmherzigen Schmeftern von Saint<br />
'Sean in £t;on mirb berietet:<br />
„SBährenb beS SribuumS mar unfere Capelle beftänbig<br />
Dbn einer anbächtigen Voltemenge gefüllt, bie begierig mar,<br />
baS Sob -äJJaria'S ju vernehmen, unb ju hören, melche große<br />
— 33 —<br />
„SDen gangen £ag beteten gruppenweife unfere äßaifenmäbchen<br />
weiß verfdjleiert ben 3iofenfrang unb fo würbe ber<br />
•Jlame SOlariaS vom borgen bis gum Slbenbe taufenbmal von<br />
biefen unfchulbigett bergen gepriefen.<br />
„Um etn Uhr fam bie 3teihe an bie 3lrmen, Unglü
'— 34 —<br />
hatte unter [ie bie Sieber gebrudt verleiten taffen, fo bafe fte<br />
unferm gangen ©efang folgen fonnten unb befonberS beim<br />
Magnificat fdjien bie Begeiferung auf's ^ödjfte geftiegen.<br />
„2lber Was baS alles übertrifft, baS ftnb bie Befehrungen;<br />
fotd&e, bie fdjon 10, 15, 20 unb einer, ber fogar 50 3al;re<br />
nicht mehr beizten war, haben bie % ©aframente empfangen.<br />
„SDienftag in aller $rühe, gehn 3Jiinuten nach vier Ut;r<br />
öffnete idj baS ^irdjenthor, unb ich fah nun, bafc bie Slrnten<br />
fchon warteten, um gu beizten. 31 He hl. Neffen waren gut<br />
befugt von 4*^ Uhr an ben gangen Bormittag hinburch."<br />
©tue Beitung „L'Avenir de Reims" (29. 9loV. 1894)<br />
fd^reibt: „3n ^ßariS, in einer Capelle ber ©trage Reuilly<br />
befinbet fich baS ©rab einer barmhergigen ©cfjWefter, welche<br />
bie reinfte $reube unb ©enugtbuung empfunben hätte über<br />
bie $ulbigungen, bie ber urtbefledten Jungfrau gu Sheit wur=<br />
ben, bie immer ber ©egenftanb ber gärtlichften Siebe für biefe<br />
©djwefter war."<br />
„SDie Slrt unb äßeife, wie ©Ott aus biefem einfachen<br />
Sanbtnäbchen eine tyl. ©eherin machte, erinnert uns an jene<br />
fernen Seiten, wo ©Ott itt ber SBüfte Shecua fich m ü bm<br />
Birten unterhielt.<br />
„$ch habe f$on oft gefagt, bafe wir unrecht baran thun,<br />
uns immer blofj an baS Oberflächliche ber ©ef dachte gu halten,<br />
nur bie $üHe ober unfdjeinbare 2litf$enfeite gu betrauten, ohne<br />
auf baS Uebernatürlidje unb ©öttlid^e gu adfjten, baS barunter<br />
verborgen liegt.<br />
„Unb boch ift biefeS Verborgene, baS wir vemachläffigen,<br />
wofür bie 2Belt feine 3lufmerffamfeit ober nur Verachtung<br />
hat, gerabe ber Kern ber ©efdjidjte, bie wahre ©runbfage,<br />
auf ber alles ruht, bie unwiberftehtidje unb unfid^tbare Srieb=<br />
feber, bie alle ^ßläne unb Arbeiten leitet.<br />
„SBelch' anberen ©inn fonnte jenes SBort haben, baS bie<br />
gange SBeltgef deichte auSbrüdt: „£)er SJtenfch arbeitet unb ©Ott<br />
führt ihn?"
- 35 -<br />
„Sie atnte ©d)weftcr Katharina bat tri ihren @rf
— 36 —<br />
jur ^älfte thut, fo verfünbete er 24 gahre nadjher burd) feine<br />
ßtrdhe ben ©laubenSfafe von ber unbefledten ©mpfängniß unb<br />
einige Saljte fpäter ließ er in ber ©rotte von SourbeS ein<br />
armes Stäbchen bie ^immtif^e ©chönheit ber göttlichen SKutter<br />
fehen, bie ben unfehlbaren 2luSfprudj SßiuS IX. betätigte mit<br />
ben Sßorten: „$ch bin bie Unbefledte ©mpfängniß."<br />
,,©eit jener $tit hat fidj in SourbeS ganj granfreicfj $u<br />
ihren 3äißen gemorfen.<br />
„Saiten mir nun ein menig inne unb benfen mir, mie<br />
munberbar bie SßaHfahrten riac^ SourbeS ben ©lauben ber<br />
granjofen genährt unb geftärft haben, benfen mir an bie im<br />
brünftigen ©ebete, an bie ^elb'enmüt^igen Vemeife ber ©otteSliebe,<br />
an bie ungläubigen Opfer, bie man fi$ bei biefen<br />
(Gelegenheiten auferlegte, unb bann merben mir einfehen, mie<br />
tief mir nadj ber Revolution hatten finfen müffen, menn uns<br />
nidjt bie göttlidje 9Jlutter bie £anb gereift hätte.<br />
„®ie fromme Katharina ^atte alle biefe ©naben vorausgefehen.<br />
£at fie ja fdjon auf ber 9KebaiDe gelefen, meldje<br />
SBunber ber SUädhftenliebe bie 2lnbacht jum ^eitigften Herfen:<br />
hervorbringen follte! Unb burd) bie prophetifdje Vorausficht,,<br />
bie fte von ber ©riinbttng beS Vereines ber 9Jfarienfinber hatte,<br />
erfannte fie au$, melch ^eilfame ©egenmirfung barauS ent=<br />
ftehen follte gegen baS verberb liehe ©treben unferer faxt,alles<br />
ju trennen, fo baß nun jefet bem gemeinfamen, frud&tbaren<br />
SBirfen ber Vereine fein Sinberniß ntehr gelegt ift.<br />
„Sie Äird?e hat alfo junx Slnbenfen an bie ©rfcheimutg.<br />
ber munberbaren Sftebaille ein geft eingefefet, unb geftent haben,<br />
bie barmherzigen ©chmeftern biefen Jahrestag feierlid; begangen.<br />
„geh habe gefehen, melche Vorbereitungen bei biefer ©e*<br />
legenheit getroffen mürben.<br />
„SDaS ganje ©chiff ber $ird)e mar in ben garben ber<br />
feltgften Jungfrau behangen, bie ©äuleu unb bie ©tatue ber<br />
feligften Jungfrau über bem 9lttare auf's herrlichfie gefchmüdt
37 —<br />
„Vieles wäre nodj gu fagen von ber 3Jhtfif, von ben<br />
Reiben weißgefleibeter -äftäbcfjen, von ber ©d^ön^eit beS ©ot*<br />
teSbienfteS, ben 2Jtfgr. ^ßechenarb hielt; taufenbe von -ötebaillen<br />
würben vertheilt unb viele Seute empfingen bie hl. ©aframertte,<br />
befonberS famen bie 3Jtänner gahlrei$ in bie $ird)e."<br />
„®aS alles war nur eine ©rfüttung ber Vorherfagung<br />
ber ©chwefter Katharina, baß viele ©naben auSgefpenbet wer=<br />
ben foUten" it. f. w.<br />
y.<br />
pie fe|te iu Italien*<br />
(Sie Berichte über bie geierlichfeiten in anberen Sänbern ftnb<br />
unS nodj nid^t alle gugefotttmen. Sie nocfj einlaufenben 93eridfyte füllen<br />
im nächftett §efte veröffentlicht werben.)<br />
3n 3iom würbe baS geft mit großem ©lange gefeiert,<br />
©ine -Jlovene unb ein Sribuum gingen bem gefte vorher. $eben<br />
%aq beS SCribuumS hielt ein ©arbinal baS feierliche Hochamt<br />
unb 2lbenbS ben feierlichen ©egen nach ^r ^rebigt. Slrri<br />
lefeten Sag hielt ber ©arbinal--Vicar Sßarocdji felbft baS<br />
«antt unb am 31 benbe baS feierlidje Te Deum.<br />
SDer ©arbütal-Vicar unb anbere Bif^öfe erließen an ibr<br />
Bolf eigene ©inlabungen gu biefem gefte, vor allem ber hoch 5<br />
würbigfte ©rgbifdjof von ©iena. &er 3lnfünbigung ber %x\*<br />
bnuntS, baS in ber Äirdje beS hl. ^ieronpmuS im 9Jiutter-<br />
"häufe ber barmherzigen ©d)weftern abgehalten werben follte,<br />
fügte er neue Slbläffe für bie Sheilnehmer bei unb verfpradj<br />
felbft am $efttage baS &odjantt gu fingen.<br />
Bologna war eine große, reid) vergierte Slnfi'tnbigttng<br />
in ber gangen ©tabt angefd)lagen, welche befagte, baß<br />
©eine ©mineng, ©arbinal=@rgbifdj)of ©Vampa felbft bei ben<br />
barmhergigen ©djweftern ben ©otteSbienft halten werbe. SDte<br />
Slnfihtbigung lautete folgenberntaßen:
— 38 —<br />
(£ine heilige ^reube<br />
bringt ber 27. Hooember 189*<br />
ben barmherjtgen Schtr>efteru vom tfl..üincen5 v. pauL<br />
toelche in ben befcheibeneti Bäumen<br />
ihres<br />
fpijes St. 2lnna<br />
in Bologna<br />
ben hodinriirbigften (^Erjbtfd^of<br />
£arbinal Dominicus Soampa aufnehmen<br />
um 3um erftenmale<br />
mit ber erhebenbeu 2Xlajeftät ber (Eeremouieu<br />
ben 1)1. tEag3U feiern<br />
511 ertrauenst)oil<br />
auf ihre englifcheu Arbeiten<br />
bie 5iille ihrer mütterlichen Segnungen<br />
herabfielen.<br />
Sluch in ©altanifetta würbe baS $eft feierlich begangen<br />
unb ber ho
— 39 -<br />
2lm 26. fam unfer Herr Pfarrer, um bic hl. 2fteffe git<br />
lefen. SlbenbS nach ber feierlichen Vefper beftieg er bie ÄangeI<br />
unb jeigte in falbungSvollen 2Bor ten, welch' ein unerfchöpf*<br />
tiefer Schafe von SBarmhergigfeit unb ©nabe in ber 37iebaitte<br />
verborgen liege unb wie fie allvermögenb fei befonberS in ben<br />
Hänben ber Einher beS hl. SSinceng. S)en Sag fd;loß immer<br />
ein feierlicher Segen.<br />
2lm 27. war bie Statue ber feligften Jungfrau fchon um<br />
4 Uhr früh beleuchtet unb bie Schweftern wetteiferten mit<br />
einanber, fte guerft gu begrüßen. Um 4^2 U^r War bie gange<br />
©emeinbe. fchon verfammelt, unb ohne vorhergehenbe Verabrebung<br />
folgten alle bem SDrange ihres HergenS unb fangen<br />
breimal baS ©ebet: „D 3Jtaria, ohne Sünbe empfangen" u. f. w.<br />
s Jlod) oft unb oft im Saufe beS SageS würbe biefeS ©ebet au<br />
3)iaria gerichtet, unb nach bem älbenbgebete würbe eS wieber<br />
mit finblicher 93egeifterung gefungen. Sie erfte fy. -äJZefe<br />
las ber hochw. Herr Sßifitator unb SDirector ber ^roving, n>efc<br />
eher in ber ©onfereng am vorhergehenben Sonntag uns fchon<br />
auf baS geft vorbereitet hatte, inbern er uns Sdjwefter Äatha=<br />
rina als wahres SSorbtlb einer barmhergigen Sdjwefter vor=<br />
ftellte, bemiithig, einfältig, gehorfam unb abgetöbtet. 3um<br />
^ochamte famen wie in St. SagaruS alle -äftiffionäre in unfere<br />
Äirche ebenfo bei ber SSerfpcr. darnach folgte eine bem gefte<br />
entfprechenbe Sßrebigt, worauf ber hochwft, Herr @rgbif
— 40 —<br />
eine ihrer Vermanbten in unferem ^ofpitat ju befudjen. ©ie<br />
badjte babei aber an nichts Weniger als an eine Sefehrung.<br />
916er -iJlaria, bte «Suftucht ber ©ünber, erwartete fie fyitxunb<br />
früher fdjon hatte fie alles fo gefügt, baß bie grau gerabe in<br />
ben gefttagen fommeit mußte, obmoht fie fdjon mehrere 2Bod)en<br />
biefe 2lbftdfjt gehabt hatte. SllS eine ©djmefter von bem traurigen<br />
Buftanb ihrer ©eele erfuhr, bot fie ihr eine -BtebaiHe<br />
an, bie biefe aus bloßer ©efälligfeit auch annahm.<br />
2lm folgenben Sage, am 27. November, mollte fie fd)on<br />
mieber abreifen; aber man founte fie noch baju bemegen,<br />
morgens bie fettige 3Jleffe ju hören; baS mar nun ber 3lugen=<br />
blid, ben bie unbefledte SOZuter auSerfel;en hatte, um baS Herj<br />
biefeS Verirrten ©chäfleinS ju rühren. Sßelche ©ebanfen unb<br />
©efithle fie ihr eingab, meiß nur Sülaria unb bie Vefehrte.<br />
2lber mahr ift, baß fie mährenb ber Zeitigen 9Jteffe in Shräneu<br />
ausbrach unb als eine ganj anbere bie Capelle verließ.<br />
Von einer sofortigen 3lbreife mar nun feine Siebe mehr, fon=<br />
bern vor Slllem mollte fie burdE) eine gute, aufrichtige 33eid)t<br />
fidj mit bem lieben ©Ott auSföhnen. Stm folgenben Sage<br />
fehrte fie in ihre £eitnath jurüd, aber mit ganj anberen ©efinnuugen,<br />
als fie ju uns gefomnten mar. Seither führt fie ein<br />
frommes Seben uub hat bie 2tbftd)t, fobalb als mögtidj ju<br />
uns äuri'nfjufomtnen, um fich in ihren guten Vorfä|en ju be^<br />
feftigen. @hre unb ©auf fei bafür unferer unbefledten 9Jiutter<br />
unb ihrer theuren BtebaiHe!<br />
2Bir fämen an fein @nbe, moHten mir bis in'S ©injetne<br />
befdjreiben, mie biefeS geft in äffen Säufern ber piemontefifdhen<br />
^rovtnj gefeiert mürbe; überall rief biefeS Qfeft eine<br />
große Vegeifterung nid)t bloß bei ben Äinbern beS<br />
heiligen Vincenj, jonberu aud) bei ber gangen ©eiftlid&feit, befonberS<br />
bei ben Serren Pfarrern, bie fid) überall eine große<br />
greube barattS matten, baS Sribuum fo feierlich als mögltd)<br />
ju begehen. SDWt gleichem Stfer entfprachen bie ©täubigen<br />
ber ©inlabung unb an vielen Orten mirfte baS Sribuum mie<br />
eine 3)iiffion unb nodh mehr; bie Capellen unb Äird^cn mürben
41<br />
gu Hein unb befonberS ntadjten fidfj bie -äKänner bemerkbar<br />
burd) i^ren ©ifer, bie ^ßrebigten ju hören, in benen ihnen eine<br />
neue 3eit ber Barmheqigfeit angefünbigt würbe burdj bie Bermittlung<br />
-äftariaS unb ihrer theuren 3Jlebaitte. Sie $at)l jener,<br />
bte }u ben heiligen ©acramenten gingen, War aud) überall<br />
fehr groß.<br />
Sie vorher angefRafften Vorräte an 3Jtebaillen reiften<br />
nicht aus unb man mußte weitere Befüllungen madjen. 3Bie<br />
viel taufenbmal fam aus bem 9Jhtnbe ober aus bem bergen<br />
2Wer baS fd)öne ©ebet: „D 2JJaria, ohne ©ünbe empfangen"<br />
u. f. w. ©ogar bie flehten ^inber unferer 2lft;le ftammelten<br />
biefeS ©ebetlein, ohne baß wir es fie gelehrt Ratten.<br />
3)tan hätte glauben föntten, baß SUtaria gerabe jefet er*<br />
fLienen fei unb bie ©naben unb Segnungen VerfprodEjeit ha&e,<br />
um bie mit fo großem Vertrauen betete unb bie btefe<br />
gute SDtutter in biefen Sagen wirflidj in reifer gülle auS^<br />
theilte. Sa liegt eine arme grau fchwer franf barnteber unb<br />
ift bem Sobe nahe; man bringt ihr eine SDlebaiHe, man läßt<br />
in ihrem Tanten eine $erge vor ber ©tatue ber feligfteu 3ung=<br />
frau brennen unb in weniger als einer ©tunbe ift fie außer<br />
©efabr unb auf bem SBege vollfommener ©enefung. SDort<br />
befteht ein Verein von SfJJarienftnbent fchoit feit langer $eit,<br />
ohne einen Sirector ju finben; nun ftnben fie auf einmal<br />
einen Sirector voll beS ©eifteS ©otteS, ber biefen theuren<br />
Verein leiten unb erhalten will.<br />
SBir bebauern, nidjt alles erzählen gu föunen; ein jeber<br />
Beriet wäre ein Sanflieb unb ein Sobgefang auf 9Karia, bie<br />
unbeflecfte Jungfrau, welche, Wie es fdjeint, felbft bie bergen<br />
ihrer Äinber auf biefeS geft vorbereiten wollte unb, wie wir<br />
hoffen, auch bte grüßte bauernb erhalten wirb.<br />
©ine befonbere Sanfbarfeit fdjulben wir ben hochwitrbigen<br />
Ferren -DtiffionSprieftern, weldje an ben betreffenben<br />
Drten mit großem ©ifer unb mit brüberlidjer Eingebung ju<br />
biefer geier beS gefteS beigetragen haben, beffen 2lnbenfen nie<br />
unferent ©ebä^iniß entfchwütben wirb.
42 —<br />
©aS waren bie $efte in Sur in.<br />
gn Neapel Würbe baS geft mit einer geiertid^feit be=<br />
gangen, bie biefer ©tabt würbig ift, bie f$ott vom Anfang<br />
an bie Sölebaille mit fo großer Begeiftentng aufgenommen hatte.<br />
SDaS Sribuum würbe in fotgenber SBeife gehatten:<br />
„2lit jebent Sage um 10 Uhr war feierlid?eS £>ochamt,<br />
gehalten am erften Sage vom Sßater 5provinctal ber Sefuiteit,<br />
am ^weiten Sage vom ©uperior ber Dratorianer, am britten<br />
Sage vom hoch^* Bifitator ber SütiffionSpriefter. Um<br />
3V 2 Uhr -ftadjmittagS war feierliche Befper, gehalten am<br />
erften Sage Vom $ater ^rovincial ber Barnabiten, am jweiten<br />
Sage vom ^ater $ßrovinciat ber 9?ebemptoriften, am britten<br />
Sage vom ©upertor ber 9Jliffionäre im &aufe von ©t. dUco?<br />
Iaus Von Solentino. Maä) ber Befper war ^rebigt, barauf<br />
würbe baS ©ebet: „D SUtaria, ohne ©ünbe empfangen u. f. w.<br />
gefungen. ®en ©egen mit bem ältterheiligften ertheilte am<br />
erften Sage ber Sßater ^rovincial ber Sheatiner, am ^weiten<br />
Sage ber s $ater Sprovinjial ber ©colopen, am lefeten Sage<br />
naä) bem Te Deum -äJtfgr. 33ifd&of von ^u^uoli."<br />
3u bem itu ©entralbaufe ber 9Jliffionäre gefeierten geft<br />
fam baS Bolf aus ber gangen ©tabt ^erbeL ®ie Liberta<br />
cattolica f
traten auf Bento, Sß. 9fterano unb ber Somherr Sßrovitera,.<br />
welche bie (Erwartungen beS BolfeS Vottfomnten bef riebigten."<br />
lieber baS geft im ßentralhaufe ber ©
— 44 —<br />
33anbe eine s J)iebaille befeftigt war, fi
3)ie foftbaren Slugenblidfe maren Sitten ju furj, aber hoffen:<br />
mir, baß in 3111er £erjen 9ftaria einen Strahl ber ©naben<br />
hat bringen- laffen, unb baß Sitte bie frönen SBorte mieber*<br />
holen tonnten: „Sie hat ni$t mit mir gefprodhen, aber td^<br />
habe bei ihrem bloßen Slnblide SltteS verftanben."<br />
„©eine ©mineng begab fidjj bann in unfer £auS unb<br />
»erteilte an unfere ©dhmeftern mit väterlidhem SBohlmotten<br />
3Jlebaitten; er friert fich inmitten feiner fleine £erbe gang,<br />
glücfltch ju fühlen/'<br />
VI.<br />
pie JeJUidjkeiten in Spanien*<br />
iBrtjef bßß ütfltottsprtejlßrö fierni «Saturnm Katrins, an -Qerrn Ä.<br />
(Weralfttpertör.<br />
SDlabrtb, 1. ®e*ember 1894.<br />
$ochmürbiger &err unb geehrtefter Vater!<br />
geh bitte um 3§ren heiligen ©egen!<br />
Shr Strcular vom 21. September biefeS gahreS, betreff<br />
fenb baS neue $eft ber munberbaren 3Jlebaitte, hat in Sitten<br />
bie innigfte $reube machgerufen. ®ie Sefung beSfelben entgünbete<br />
Silier bergen, mie bie Zeitige ©
— 46 -<br />
®entf SDemuth unb<br />
•Kädjftenliebe erbitten.<br />
©o verging ber 25. unb 26. November. 2lm 27. war<br />
feierli^eS Hochamt unb am 3lbenb Befper unb feierlicher fyeu<br />
liger ©egen. 3ßetl unfere ^irdje in Hein ift, fonnten wir baS<br />
geft nidjt fo öffentlich begehen, als eS imfer SBunfch gewefen<br />
wäre, aber in unfern bergen hat eS bie angenehtnften ©rinnerungen<br />
surüdgelaffen.<br />
dentralljaus ber batmljerjigen Sdjiueftern.<br />
Sticht geringer als bei ben Mtffionären war bie Begeisterung<br />
bei ben barmherzigen ©djweftern unb ben bei ihnen<br />
loohnenben 5ßcrfönen.<br />
®te Bifitatorin faßte fogleidj ben ^ßlan, ein genaues Bilb<br />
ber ©rfcheimtng anfertigen ju laffen, beffen Ausführung fie
— 47 —<br />
beut berühmten 3)Zaler Sßalmeroti, bent SDirector beS fpanifchen<br />
•JtationalmufeumS übertrug. Sarauf lub fie ben l)od)toürbig=<br />
ften ©rjbifdhof von 3Jtabrib*Alcala ein, am 27. November baS<br />
Hodljamt ju halten, unb ben hodhwiirbigften Sifdjof von ©ion, 1 )<br />
bie geftrebe ju halten, was beibe gütigft jufagtcit.<br />
Sa wir in Spanien baS Privilegium haben, baS geft<br />
ber unbefledtert ©mpfängnijs in blauer garbe gu feiern, fo hielt<br />
es SSalbtvielfo, ber Affiftent unfereS HaufeS, für angemeffen,<br />
unferen ©eneralprocurator in 9tom ju befragen, ob Wir baS<br />
geft ber ©rfdheinung ber unbefledten Jungfrau von ber Wim*<br />
berbaren SKebaiHe mit berfelben garbe feiern .bürften; unb eS<br />
fam bie bejahenbe Antwort gurüd; er hatte bie Crlaubnifj von<br />
©einer Heiligfeit erhalten vivae vocis oraculo.<br />
Am 24., 25. -unb 26. faitb als Vorbereitung auf baS<br />
3?eft ein feierliches Sribuum ftatt.<br />
An bem ^lafee, ben gewöhnlich bie ©tatue ber unbefled=<br />
ten Jungfrau einnimmt, befanb fid) eine Sarftellung ber ©r*<br />
fcheinung, wie fie ©djwefter Katharina hatte, 3 m hoch, unb<br />
1 m 50 cm lang. ©S ift eine vortreffliche Arbeit unb ftellt<br />
genau bie ©rfcheinung im SRutter&aufe in $aris vor.<br />
Am 27. November wiberhaUte bie Eirdhe um 8V 2 Uhr<br />
vom harmonif
et iustum est. Saßt uns ©Ott bem £errn ®anf fagen, eS<br />
ift mürbig unb gerecht.<br />
gn großen Sügen fchilberte er bie verfchiebenartigen, tüiebereiten<br />
©rfcheinungen ©otteS, von jener angefangen, bie fich<br />
auf ber erften Seite ber 1)1 Sdjrift erjä^It finbet, in feffelm<br />
ber SBeife fprach er von ben ©rfcheinungen, mie fie 9loe,<br />
Abraham, gfaaf, gafob, 9J?ofeS u. f. to. Ratten, mit fettener<br />
33erebtfamfeit Gilberte er bie munberbarfte aller ©rfcheinungen,<br />
nämlidh jene beS göttlichen SBorteS auf feinen allermürbigften<br />
Shron ber gangen ©rbe, auf ben Slrmen 3JiariaS, „unb feit<br />
jenen Sagen/' fuhr er fort, „mechfeln bie ©rfdheinungen ber<br />
9Jlutter mit ben ©rfdjeinungen beS SohneS ab, Vt>ie es bie<br />
©efdjidjte bemeift, bis gu jenen Sagen, tt>o-äKaria ber beulte<br />
thigen, barmhergigen Sd;ft>efter Katharina Saboure erfchien<br />
unb ihr baS himmlifche 33ilb ber munberbaren SUiebaille geigte."<br />
©egen 4 Uhr -JiachmittagS mürbe bie ©omplet gefungen,<br />
vorauf ber feierliche hl- Segen folgte, .©erabe in bem Slugenblide,<br />
mo ber Segen anfangen follte, fam ber hochmürbigfte<br />
Sifchof Von Saragona an, unb mollte gleidj felbft ben Segen<br />
galten. 3lm Sdjluffe hielt er an bie Sdjföeftern eine berebte<br />
2tnfprad)e unb empfahl ihnen bie ©infalt, SDemuth unb bie<br />
anberen Sugenben ihres heiligen SerufeS.<br />
3lHe Sänger unb bie Herren ^riefter erhielten von ber<br />
Sifitatorin vor bem SBeggehen ein Slnbenfen an biefeS geft.<br />
3met Schmeftern maren an ber Pforte bamit befdjäftigt, be\t<br />
Sorbeigehenben SUtebaillen angubieten.<br />
9Serf
— 49 —<br />
äfyt de las Mercedes, im allgemeinen ^ofpitale. aßen<br />
Käufern ber barmherzigen ©chweftern würbe feierlicher ®otteS=<br />
bienft abgehalten.<br />
3Keine ©ebete mit ben ihrigen, mein hochgeehrter Vater,<br />
vereinigend verbleibe ich f-<br />
©aturnin SaniceS, i. p. c. m.<br />
Ute feftlidjkeiten im laufe Santa Sfabeh<br />
törief tereljrru* Sdjvo. flinat, an flerrn31. ch bitte um Shren heil, ©egen!<br />
Sie ©panier haben eine befonbere 3lnba
- 50 -<br />
2lm 27. -Jiovember wollte ber apoftolifdfje Nuntius felbft<br />
bie heilige Meffe feiern. 2ttte unfere SBerfe waren ba ver=<br />
treten. Sie 2lrnten, bie ©chulfinber, bie Marienfinber, bic<br />
Samen ber d)riftlid)en Siebe unb viele anbere ^erfonen, benen<br />
eS gelungen war, fid) ©intritt gu verfdjaffen.<br />
Ser ^o^toftrbigfie Nuntius bezeigte uns ein großes äBohlwollen<br />
unb fdjien fid) in ber Mitte ber Äinber beS fettigen<br />
Bincenj ganj glüdlidj ju fühlen. 3ln allen 4 Sagen würbe<br />
um 4 x / 2 Uhr baS allerheiligfte ©afratnent ausgefegt, ber<br />
9tofenfranj gebetet, eine Sßrebigt gehalten, worauf ber Zeitige<br />
©egen folgte. Sie brei Sßrebigten beS SrtbuumS hielt unfer<br />
frommer eifriger ©eelforger, £err ©aturnino SaniceS, Miffionär<br />
auS bem $aufe Von Barrio de Chamberi.<br />
Sie $prebigt am 27. hielt unfer £err Pfarrer , ber an<br />
biefern Sage au a ß btete ^Perfonen wieber<br />
umfehren mußten, ohne baß fie in bie Capelle fommen fonnten.<br />
3wifdjen ben verriebenen gotteSbienftli^en &anblungen<br />
würbe an allen 4 Sagen ohne Unterlaß ber Stofenfrang gebetet<br />
2Bir zweifeln ni
— 51 —<br />
3um ©chluffe füge id) noch eine (Erzählung ju @hren ber<br />
iounberbaren 5fflebaiHe bei.<br />
Vor einiger ftflrjtc fich bie SWuttec eine» unfcrcr<br />
©chulfinber aus ©d&mcrj über ben Sob ihres ÄinbeS vom<br />
genfter beS 3. ©tocJwerfe.S hinab, in ber 9tbfid)t, fid) ben Sob<br />
Zu geben; aber bie SÄebaitte, bie fie trug, bewahrte fie vor<br />
bem ewigen Sobe. ©ie lebte gerabe noch fo lange, baß fie<br />
ihren gehler einfeheu unb ihre fimbhafte Slbfidjt mit lauter<br />
Stimme befennen fonnte, unb fie fagte, nur ber 3KebaiHe habe<br />
fie eS-ju verbanfen, baß fie fo vor bem plöfelichen Sobe unb<br />
ber ewigen Verbammniß bewahrt worben fei.<br />
Seben Sag erfahren wir neue Veweife ber gitrforge<br />
UJiariaS, woburch baS Vertrauen auf unfere 3ftebaille ohne<br />
linterlaß zunimmt.<br />
s Mt vielen ehrfurchtsvollen ©rüßen u. f. W.<br />
©chwefter ^ßinat,<br />
u. S. b.
— 52 -<br />
Pei ben llifftonaveiK<br />
„Sie flirre ber Mtffionäre mar Wie immer bem Bolfe<br />
gugängtich, währenb unfere ^ird^e ben ©
— 53 —<br />
•gisfaner in Jürgen aber berebteu SBocten bie üerfdjieberten ©r=<br />
1 Meinungen, melche ben ©egenftanb beS $efteS bilben. ©r<br />
teufte bie Stufmerffamfett beS 23olfeS befonberS auf bie mun=<br />
berbare SDlebaitle unb auf bie gasreichen ©itaben, bereu Duelle<br />
fie gemorben ift. 2lnt -ölontag erflärte ein Sßatec 3efuit in<br />
fdjbner SBeife baS 33itb ber unbefledten Jungfrau, mie fie<br />
mit ihrem jungfräulichen gitße ben $opf ber ©c&tange ger*<br />
tritt unb ungählige ©nabeu über bie SBelt ergießt. 2lm legten<br />
Sage beS SribuumS erflärte ber SDireftor beS 3)töcefans©e~<br />
minarS ben ©täubigen bie ©innbitber auf ber Dtüdfeite ber<br />
löJebaiHe, melche fo berebt gum bergen beS Triften fprechen.<br />
3)ie ©terne um ben -ftatnenSgug SJlariaS, bie gmei tyettigfiett<br />
bergen unb alles anbere mürbe mit einfacher Serebtfamfeit<br />
auSeinanbergefefet.<br />
„9laon einer ©ruppe tion ©ngeln, melche bie<br />
©innbitber ihrer fönigtichen SBftrbe unb it;rer unbeftedten,<br />
jungfräulichen Feinheit tragen; t>on ihren gegen unfere ©rbe<br />
auSgeftredten £änben gingen ©trahten aus (fie maren gerabe<br />
^unt ^efttage aus ^SariS augefommen). Stuf beiben ©eiten<br />
ftanben auf einem Sanbe auf ©otbgrunb bie SBorte: „0 Maria<br />
sine labe originalt concepta, intercede pro nobis, qui ad<br />
• te confugiraus. SDer Stttar mar mit 33tumeu unb Sintern<br />
- 54 -<br />
jwei große SiefleEtampen bei, welche ihren Schein auf bit<br />
©tatue warfen. 9Jtan füllte fi
— 55 —<br />
aud) 5Kühe, ber feligfteu Jungfrau eine greitbe ju machen<br />
burd) fleine Sugenbafte unb burd; ihre ©ebete.<br />
,,9£od) ein Umftanb vermehrte unfere greube an biefem<br />
gefte; Wir feierten uätnltd) am 27. November juglei^ ben<br />
80. ©eburtstag unb Sauf tag unferer würbigen Vifitatorin,<br />
©d)wefter BranbtS — unb unfer aller §erjen vereinigten fich<br />
in betnfelben ©ebete jur unbeflecften Jungfrau, baß fie uns<br />
unfere würbige 3Jlutter nodj lange erhalte. ©S ging fo leidjt,<br />
an biefem Sage ju beten unb wir haben bie feligfte ^ungfrau<br />
angefleht, unfern verehrten Dbent unb ben beiben gami=<br />
lien huubertfältigen ©egen ju verleihen.<br />
3id)t bloß im ©entralhaufe, fonbern auch in allen £äu=<br />
fern unferer ©d)Weftern war baS geft fo fc^öit als inögtid).<br />
BefonberS ift ju bemerfett, baß fehr viele an biefem gnabenreichen<br />
Sage jur heiligen Sommunion gingen, unter benen<br />
auch einige Waren, bie fchon 20—30 Sahre nicht mehr bie<br />
heiligen ©aframente empfangen hatten. ©in junger Slrjt aus<br />
©raj, ber gerabe an einem Sage beS SribuumS fein ©famen<br />
ablegen foHte, unb ber mit ©runb befürchtete, babei nicht ju<br />
beftehen, nahm von unferen ©chweftern eine 9Jlebaitte an, in*<br />
bem er fragte: „£Üft benn baS auch einem $uben?" (®r<br />
war aber burchauS Sein ^ube.) 2lm nächften Sage fam er<br />
ganj freubeftrahlenb in'S ^ofpital unb auf bie grage einer<br />
unferer ©chweftern, wie es ihm ergangen fei, antwortete er:<br />
„D glänjenb, glänjenb!" ©eitbem verläßt ihn bie tbeure SDfebaille<br />
nid^t mehr; er trägt fie au feiner Uhrfette, wo liebermann<br />
fie fehen fanrt.<br />
„3n ©roßwarbetn in Ungarn hatten bie ©chweftern irt<br />
aßen vier Käufern feierliches Sribuum mit 3IuSfefeung beS<br />
aüerheiligften ©aframenteS, von 6 Uhr -BtorgenS bis 6 Uhr<br />
2lbenbS. Sie ©chwefter Sienerin ber ©t. Vinceuäfdjute fd^reiht r<br />
baß ber 2Beihbtfd)of felbft jeben Sag baS aHerheiligfte ©äfra*<br />
ment ausfegte. Von grüh bis 3Jlittag waren ohne Untere<br />
brechung heilige SKeffen unb um 9 Uhr feierliches igochamt.
Heber 300 ßommunionen würben in biefer Keinen Capelle<br />
•cjefpenbet, bie nie leer würbe unb ben gangen tag würbe laut<br />
gebetet unb gefungett. Um 6 Uhr AbenbS famen über breifeig<br />
Ißriefter unb alle Sheologen beS ©eminarS, um Maria, ber<br />
ambeflecften Jungfrau, ihre Verehrung bargubringen, unb nach<br />
ber feierli^en Sitanei Würbe baS Te Deum mit unbefchreifc<br />
li^er Begeiferung gefungen.<br />
„3n ber ©dljule gur unbefledften ©mpfängniß in berfelben<br />
©tabt war baS geft nid^t weniger fdjön urtb bie Capelle fonnte<br />
bie Menge ber ©laubigen nicht fäffen; ben gangen Bormittag<br />
bauerten bie heiligen Meffen unb Kommunionen. Mehrere<br />
IJSriefter fagten, fie hätten noch bei fetner (Gelegenheit fo viele<br />
Beidhten gehört, als an biefen heiligen tagen. Sie 3ahl ber<br />
Dertheilten Mebaillen ift unberechenbar.<br />
„3n Bubapeft, ber ^auptftabt Ungarns, würbe baS geft<br />
niä)t bloß in allen Capellen unferer Anftalten unter Bethel<br />
Ugung aller 3öglinge unb vieler Äranfen, fonbern auch auf<br />
Befehl beS BifchofS in allen $trd)en ber großen ©tabt gefeiert,<br />
wobei viele gu ben heiligen ©acramenten gingen.<br />
„(Sine junge gabrifSarbeiterin bat unfere ©djweffern um<br />
800 Mebaillen, um fie unter bie anberen Arbeiterinnen gu ver=<br />
theileit. Sie ©cäjweftern waren gang gerührt unb hoffen gu=<br />
verächtlich, baß bie feligfte Jungfrau btefe jungen, fo fehr gefährbeten<br />
©eelen befchitfeen werbe.<br />
„2>n Aitina (Ungarn), wo unfere ©chweftern ein ^ofpttal<br />
für Bergleute verfehen, fonnte ber Pfarrer erft am Borabenbe<br />
beS gefteS ben vollfommenen Ablaß verfünben, ba bie ©rlaubniß<br />
beS BifchofS nicht früher eingetroffen war; aber er fagte<br />
eS einigen ^erfonen, bie Montag bei ber heiligen Meffe waren<br />
unb bat fie, eS benAnbent mitgutheilen; gwei gfraueu wollten<br />
fogar in alle Käufer gehen, um baS geft überall befannt gu<br />
machen.<br />
„Am frühen Morgen war bie Slirche fdjoit gefüllt, unb<br />
ber Pfarrer fonnte mit feinem ^ilfspriefter faum alle ßeute
— 57<br />
Seichte prcn, bie jur Zeitigen ©ommunion geben wollten.<br />
s Jlie haben bie bortigen ©chweftern ein fchönereS $eft erlebt.<br />
„3än vielen Käufern in Ungarn War baS allerheiligfte<br />
©acrament bie ,brei Sage hrnburd), ober weuigftenS am $eft=<br />
tage ausgefegt.<br />
„3h ber SHöcefe Saibad) gab ber hodjwiirbigfte gürftbifdjof<br />
bie ©rlaubniß h^u, ohne erft barum gebeten worben ju fein.<br />
„Unfere ©chweftern aus 2Bien fchreiben, baß fie uidjt alle<br />
©naben aufnähten fönnen, bie währenb biefer Sage ihren<br />
Eranfen gu Shetl geworben ftnb.<br />
„SDer Eürje halber führen wir nur ein Beispiel an: ©in<br />
junger 9Kenfch, ber von feiner Etnbljeit an immer fern von<br />
©ott gelebt hatte, beffen 3Jtutter aber fehr fromm unb gut<br />
war, tag fchwer franf barnieber. Obwohl feine SobeSftunbe<br />
immer näher fam, wollte er bo$ Weber von ©ott nodj von<br />
Religion etwas reben hören. -Ka^bem feine arme Butter ihm<br />
vergebens jugerebet hatte, nahm fie eine wunberbare SDtebaille<br />
unb legte fie unvermerft in baS S3ett beS Äranfen. ^löfeltch<br />
wirb er ganj unruhig unb fagt ju feiner Butter: „2BaS<br />
haben ©ie benn in mein 33ett gelegt, ich finbe feine<br />
mehr?" ©eine Sffiutter fud?te ihn ju beruhigen, ohne ihm<br />
jeboch etwas von bem ©ef^ehenen ju fagen. 2lber als fie fi$<br />
für einige Augenblide entfernen mußte, fteht ber Eranfe trofc<br />
feiner großen ©djwäche auf, wirft alles aus bem SBette unb<br />
finbet enblich bie s Jflebaiffe; ba geräth er in 9Buth, nimmt baS<br />
33itb Darias, fehlest ftd) bis jur Shüre unb wirft eS hinaus<br />
mit ben SBorten: „$ch brauche fotdje ©achen nicht!" 35ie<br />
feligfte Jungfrau hatte trofc biefer unwürbigen SBehanblung<br />
3Jtitleib mit ihm unb burd; ein faft unerhörtes Sßunber ber<br />
Sarmhersigfeit ift ber Eranfe auf einmal völlig umgeänbert.<br />
@r bittet feine SJiutter, einen ^riefter ju holen, barauf beichtete<br />
er mit ber größten ßerfnirfchung unb ftarb am nä^ften<br />
Sage mit allen heiligen ©acramenten vergehen.<br />
. „3luS mehreren Säufern erhielten wir genaue Beriete über<br />
bte $eierü
— 58 —<br />
unb biefen SBrief nicht ju fehr auSbehnen motten, fo bitten mir<br />
bie t>ereb$en Dbern, biefe Meine ©rjählung von ihren ^inbern<br />
aus Defterreidj anzunehmen."<br />
VII1.<br />
fc|Hid)keiten in Amerika.<br />
(In O&ermcmtottm, rao Der Wfttator hztJÖpL «prxrohtj fcerMmintgten<br />
«Staaten reinen tjat.)<br />
igodjmftrbiger £>err unb geehrtefter 3Sater!<br />
Bitte um Sh^n heiligen ©egen!<br />
SWit großer greube empfingen mir baS Stunbfdj reiben,<br />
morin ©ie uns bie aufterorbentlidje ©nabe anzeigten, bie ber<br />
heilige SSater ben beiben gamilien beS heiligen 33incen$ von<br />
s $aul burch bi e ber ©rfdjeinung ber feligften Jungfrau<br />
von ber munberbaren -Blebaille gemährt $at.<br />
Mehrere ©rünbe treiben uns an, biefeS geft mit inniger<br />
greube ju begehen. 3"*tfi i a ^inber ber fatholifdjen<br />
£ir
— 59 —<br />
bare Mebaitte erlangten Sßunber belebte in uns bie Hoffnung,,<br />
'auch unferfeits reifliche ©naben gu erlangen. 35er babei ent~<br />
midelte ©ifer,. fid) auf baS geft vorbereiten, mar mirflid^<br />
bemunberungsmitrbig. Ser ©egenftanb unferer vorhergehenben.<br />
Sienftagconfereng maren bie Bemeggrünbe unb bie Mittel, unsauf<br />
baS bevorftehenbe tribuum gut vorgubereiten.<br />
Srei 2Bo$en vor bem tribuum begannen bie ©emina=<br />
riften mit ber AuSfdjmüdung ber Capelle. SaS gange £au&<br />
mürbe faft neu hergerichtet, um bie Sßricficr mürbig aufnehmen:<br />
gu fönnen, bie verfprod)en litten, burd; ihre ©egenmart Maria,,<br />
bie imbeflecft ©ntpfangene, gu ehren. SBeber Arbeit, noch $ät r<br />
noch Auslagen mürben gefpart, um Maria mürbig gu Verberg<br />
lid)eit. Sie berühmteften 5ßrebiger aus ber Siöcefe<br />
phia mürben eingelaben, unt baS 33oIf gur Siebe Marias gu:<br />
entflammen unb eS gu unterrichten, biefe Siebe im. SBerfe gu<br />
geigen. $aft gmeihunbert ©inlabungen mürben an bie ©eiftli^en<br />
von ^bilabelp^ia unb ber -Jlachbarbiöcefe trenton verfd;idt.<br />
-<br />
Hier ift eS am ^la^e, gu bewerfen, baß bie Verehrung,<br />
für unfern ©tifter in mehreren religiöfen ©emeinbert in ihren<br />
Mitgliebern biefelbe Begeiferung hervorruft, mie bei ben<br />
bern beS heiligen Binceng.<br />
Ser fo lang erfehnte tag fam ettblidj. Sie ©laubigen<br />
maren bei ihrem ©intritte in bie Capelle gang entgüdt über<br />
bie fd)öne AuSfchmüditng.<br />
lieber bem Hochaltar mar ein hoher thron errichtet, morauf<br />
bie ©tubenten eine große ©tatue ber feligften Jungfrau,<br />
umgeben von Valuten unb Blumen, ftettten.<br />
SaS 5]3reSbt)terium mar blau unb meiß auSgefcblagen,<br />
meil Maria in biefen garben ber ©chmefter Katharina erfdjieneu<br />
mar. Ueber beut Altare mar bie ©rfcheinung ber feligften<br />
Jungfrau in einem Bilbe bargeftettt, um fo bie ©läubigerc<br />
über Den ©egenftanb beS gefteS gu unterridjten.<br />
Um 10^2 Hhr mürbe baS tribuunt vom fyofyv.Herrn<br />
Bifüator mit bem feierlichen Hodjamte eröffnet. Herr $£allety A
— 60 -<br />
©uperior in ber Pfarre ©ermantown, follte an biefem Sage<br />
prebigen, aber eine Äranfyeit heberte ihn baran, unb £err<br />
Sunphh, einer unferer 3Kiffionäre erfefete ihn. 9Kait hätte<br />
glauben fßnnen, £err ^Sortail ober £err ^ßile ober ein anberer<br />
-aus ben erften ©efährten beS heiligen Vincenz fei es, ber baS<br />
33olf jur Verehrung unb Stebe Darias ermahnte.<br />
Sie Bö^Hnge unferer apoftolifchen ©
- 69 -<br />
3d) ge^e nod) weiter unb fage, baß bie heil* Väter nidfjt<br />
einmal fo viel guni 3Jiartyrium verlangen. Sie willige 2ln=<br />
nähme beS SobeS aus ben £änben ©otteS, um ihm baS Sehen,<br />
baS er uns gegeben hat, wieber juritdgugeben, biefc ©efinnung<br />
ift hinrei^enb für baS -äJiarttyrium; unb biefeS 3JJarttyrium<br />
follen fogar bie Seute irt ber SBelt üben. 91adh ber 3Beinung<br />
Mehrerer hat bie hl- Sherefia in biefer 3Beife ben Sitel einet<br />
SDtartyrin verbient.<br />
9iun Will idh 3h n en noch ein anbereS Startyrium nennen,<br />
weldheS jwar nid)t im wörtlichen ©inne ein foldjeS ift, aber<br />
welkes wenigftenS einige $üge ber 3lehnlichfeit bamit hat. 3dh<br />
Witt vom nioralifchen -äflarttyrium fiprechen, baS wir mehr ober<br />
weniger unter taufenb Verriebenen formen erbulben miiffen:<br />
Martyrium beS VerftanbeS, beS SergenS, beS SBißenS; von<br />
jenem SDlartyriuni, baS, mit -Dtuth ertragen, uns gur @hre ge=<br />
reicht, baS aber, wenn bie ©nabe ber 9latur unterliegt, uns<br />
vottftänbig nieberbriidt.<br />
Vor allem baS 9Äartyrium beS VerftanbeS, wenn er gequält<br />
wirb von Veängftigungen unb ©crupelit, beren Seiben<br />
nur jene fennen, bie eS felbft erfahren haben; ober wenn ber<br />
Verftanb burch ben S^eifel Verbunfelt ift, nicht bei uns, aber<br />
bei anberen; baS ift ein ebenfo fchredlidfjeS 3ftartt;rium, Wo<br />
man feine eigene ©infid)t mit $üßen treten foff.<br />
Sftartyrium beS SergenS. 3a, fie haben es alle erfahren,<br />
was eS heißt, gleidjfam über baS £erg einer Butter gu fteigen,<br />
um jum Sabernafel gu fommen; baS Sheuerfte, WaS man hat,<br />
mit $itßen gu treten, um baS $rettg gu umfaffen! 9Jiarttyrium<br />
ber Srodenheit, ber Sroftloftgfeit, wo baS £erg in ben Prüfungen<br />
wie in einem SDtßrfer mit harten ©dalägen germalmt<br />
wirb. 3n biefem ÜRartyrium nehmen wir unfer gebrochenes<br />
,§erg, bringen wir eS unfereni göttlichen ^eilanbe bar unb<br />
fagen wir ihm: „£err, mein £erg ift verwunbet, aber eS ift<br />
Sein; eS ift gebrochen, nur bamit eS Sir erhalten bleibe;<br />
für Sidh ift eS ^ingeopfert unb hingefdhlachtet worben, Su<br />
mußt es nun gu neuem Seben erweden."
— 70 —<br />
©S gibt ferner etn Martyrium beS SBittenS. ©S foftet<br />
ainftrengungen, fich einer Sftegel ju unterwerfen, mewt matt fie<br />
audj früher geliebt unb gefudjt fyat 2Bel$ ein Martyrium,<br />
immer baS, maS Mühe foftet unb mißfällt, auf ftäj ju nehmen.<br />
Sarau erfeitnt man bie ftarfen unb großmütigen ©eeten.<br />
©S ift leidet, mährenb ber ©eminarjeit feinen SSerftanb. fein<br />
^erj, feinen SBillen mit $üßen ju treten, aber man muß<br />
barüber machen, baS, maS man am Sage ber ©infleibuttg ober<br />
©elübbeablegung bahin gegeben hat, nidjt nad) unb nach mieber<br />
jurü
71 —<br />
„©ine SBatlfahrt aus Atbi nach Montmartre War für uns<br />
*twaS gang 3leueS unb mir hatten audf) für bereu ©etingen<br />
einige Befürchtungen. Aber ber ©rfotg fyatalle. unfere @r=<br />
Wartungen übertroffen.<br />
„SDaS Heiligtum am Montmartre mar baS ^auptfäd^^<br />
lidjfte, aber nidjt baS einjige ßiet unferer SBallfahrt.<br />
„Am tage unferer Anfunft in tyaxtä befugten mir ben<br />
„Saat ber Märtyrer" im ©eminare ber auswärtigen Mifftoneu;<br />
eine unbefdjreibtidje Führung bemä^tigte fich unfer.<br />
„SBir mußten teiber biefen Befuch fehr furg madjen, um<br />
atnS in bie Capelle ber MiffionSpriefter gu begeben, mo mir<br />
gum feierlichen ©egen ermartet mürben.<br />
„SBir mürben aufs hergtichfte aufgenommen, man ließ<br />
uns guerft bie Reliquien- beS feiigen Sßerbotyre fehen unb barauf<br />
mürbe eigens für uns ber 9ietiquienfchrein enthüllt.<br />
„SDa bie ^riefter in Atbi ben Binceng gum befonberen<br />
Ißatron haben, unb fU Von ben MiffionSprieftern gum priefterli$en<br />
Seben herangebilbet werben, fo fonnten wir ni
72<br />
&xiw -gomße.<br />
Brief 6es ZHifftonspriefters £)errn Dilltes, an fjerrrt<br />
21. $iat, ©eneralfuperior.<br />
Arbeiter = (feercitien.<br />
$rime*(£ontbe, 7. Sßov. 1894.<br />
«giodjwürbiger £err unb geehrt efter Vater!<br />
3>ch bitte um Shrett heil. ©egen!<br />
2)a ich weiß, wie viel ©ewidjt ©ie auf bie SBerfe legen,,<br />
bie bem ©eifte beS hl. Vincenz entsprechen, fo ertaube idj mir,<br />
Shnen etwas von unferen legten Slrbeiterejercitien ju erzählen,<br />
welche am 26., 27. unb 28. Dftober unter bem 6
73<br />
gen mit ganger Aufmerffamfeit berSefung beS^SBerfeS: „Sfafc<br />
Worten auf bie ©inWürfe gegen bie 9ieligion" von 3Jlfgr. ©egur.<br />
Mehrere aus biefen 84 Arbeitern waren fchon in bett<br />
früheren Sauren gefommen; wir fabelt fie ben neu Ange=<br />
fommenen als gührer beigegeben. Sie lefete -Jlacht, bie fte<br />
bei Unferer Sieben grau von $rime=©ombe verweilten, wölk<br />
ten Mehrere vor bem allerheiligften ©aframente anbringen.<br />
$hre Anbaut bei ber ©ommunion war eine außerorbentliche..<br />
©iner von ihnen fagte gu unS: „£eute ^be ich nach 50 Sah'<br />
ren wieber gum erftenmal eommunicirt." Ser arme Arbeiter<br />
war wirflich 50 Qahre lang nicht gu ben heil. ©aframenteit<br />
gegangen.<br />
©ineS freut mich f^r, baß nämlich bie Herren Pfarrer<br />
fagen, bie ©jercitien hätten bei einigen ihrer $Pfarrfinber<br />
SBunber gewirft unb biefe Sefehrten feien wie Wahre Apofte!<br />
in ihren Pfarren. 3
— 74 —<br />
£ottoürbiger £err unb geehrtefter SSater!<br />
3t bitte um 3l;ren heil. ©egen!<br />
•<br />
3 t Witt txid&t länger jögern, 3hflen unfere $reube mit=<br />
zuteilen. Unfer göttliter £eilanb mollte burt feine ^eitigfte<br />
Mutter unfer £ofpital ^eimfud^en unb uns burt einen<br />
meiS feiner Madjt erfreuen. ©itt Marienfinb, baS fton feit<br />
8 franf mar unb feit 6 1 / 2 galten immer im Seite<br />
liegen mußte, unb baS als Nahrung nur mehr Milt genießen<br />
fonnte, hat am 27. November ju Mittag ptßfelidj bie vollftänbige<br />
©efunbheit erlangt, ©ie ftanb auf, ging $erum unb<br />
tta^m fefte Nahrung ju fit; fie mill 3hnen felbft balb einen<br />
SBrief ftreiben. SDie SBiffenftaft miß vieHeitt nitts Ueber-<br />
natiirliteS finben in biefer Teilung einer -Jlerfcenfranfen; aber<br />
maS liegt an ber menftlit en SBijfenftaft? Unfer ©r^riefter,<br />
it unb bie Traufe fehen in biefer augenblicfliten Teilung<br />
«tmaS UebernatürliteS. SDer ©r^riefter ermahnt uns jur $lug--<br />
heit, forbert uns aber auf, eine Sanfttoüene ju halten, bie<br />
•er felbft mit ben Marienfinbern hält.<br />
©inige 3^itnngen haben fchon von bem ©reigniffe ge^<br />
Broten.<br />
3t fonnte 3hnen, mein ^od^gee^rter Sßater, noch jmei<br />
Sefehrungen burt bie munberbare MebaiUe erzählen. gmei<br />
©tminbfiittige maren fton beut £obe fehr nahe unb feiner<br />
wollte fit mit ©ott auSföhnen. ©iner von ihnen hatte uns<br />
lefeteS 3ah^ einige SSerlegenheiten bereitet; nachbem er einen<br />
"Monat bei uns vermeilt hatte, mar er mieber fortgegangen;<br />
mm ift er feit einem Monate mieber im £ofaital. ©r mar<br />
l<br />
33rtef 6er efyrm. Sdjtüefter Petit, an £)errn 2tnton $iat,<br />
©eneralfuperior.<br />
ffiintge ©nabelt, erlangt burdj bie ttmnberbare PebatUe*<br />
©ofoital Mont=be=Marfan, 29. 1894.
75<br />
fdjort im legten ©tabium ber Äraufheit, aber aud) mit feiner<br />
©eete fah e£ noch immer fdjlecht auS; er war ein Buchbru<strong>der</strong>,<br />
ber in eine flechte 3 e^im 0 fchrieb. ®er ©pitalfeetforger<br />
gab ihm in ber legten 3Bo$e eine wunberbare Mebaitte, bie<br />
er aus ©efättigfeit annahm. S^ei tage barauf bat er ben<br />
2lrgt, in feine SBohnung iiberfiebetn gu biirfen; baS that uns<br />
fehr leib, benn fein tob fonnte nidjt mehr ferne fein. 2im<br />
tage vor feinem SBeggehen um 8 Uhr 3lbenbS bat er um<br />
ben Sßriefter unb legte eine Beidjt ab. 3lm folgenben tage<br />
empfing er nach guter Borbereitung bie hl- ©ommunion, verließ<br />
barauf baS Hofpitat uttb nach ükv tagen Würbe er gu<br />
©rabe getragen.<br />
3>n ber Siebe gefu ©hrtfti unb feiner unbefledten 9Jiut=<br />
ter u. f. w.<br />
©djwefter ^Setit,<br />
u. b. ch. 8. ©. b. a.
proturt3 (Dcfterreicfy<br />
Brief 6es ZtTiffionspriefters f}errrt IViacux, an f}errn<br />
2t, $iat, ©eneralfuperior.<br />
®ob hes pifJtonsptie|terß % Sahob f oruat; feine ®ugenbeit.<br />
©tili, l. September 1894.<br />
^ochwürbiger fetxx unb geehrtefter Vater!<br />
bitte um heil. ©egen!<br />
Sange habe gewartet, ob irgenb ein Slnberer aus ben<br />
3Jiitbrübew in ben 3lnnalett einige $eilen veröffentlichen werbe,<br />
um na(^ bem ©eifte beS heiligen Vincenj baS 2lnbenfen eines<br />
SKiffionärS ju ehren, ber fich um bie ©ongregatton fo verbient<br />
gemacht hat, unb beffen Verbienfte ©eine £etligfeit fieo XIII.<br />
felbft, bie Vifdjöfe, ber Klerus unb baS Volf anerfannt haben.<br />
weine unfereu würbigen ©uperior £errn Safob &orvat.<br />
211S einer feiner innigften Vertrauten unb als üfflitglieb beS<br />
Kaufes in ©tili will idj Shnen biefe Wenigen geilen jur ge«<br />
meinfamen ©rbauung f^reiben.<br />
3luf eine telegraphifche 2lufforberung verlaffe i
77 —<br />
bigen mit Spänen in ben Augen, unb wollten ant£eid)name<br />
beS Beworbenen SRofenfrärtje unb anbere Auba
— 78<br />
9?athgeber fogar in ben Angelegenheiten unferer Siöcefe gefunben<br />
haben; ebenfo bie ©laubigen, bereu geiftigen junger<br />
er fo oft bur
79 —<br />
9iacfjbru
proüirt3<br />
Spanien.<br />
3rief ber Sdjmefter tEfyerefia Carbeur an bte fyocfygeefyrte<br />
ZHutter Camartinie.<br />
Pefudj Sljrer ptajeftiit ber Königin itt bem<br />
ffiljrifttna«<br />
plana<br />
SKabrtb, ©d&ule STOaria ©6riftina, am 14. 9?ov. 1894.<br />
3fteine hochgeehrte SÄutter!<br />
Sie ©nabe unfere« Gerrit fei dtlejeit mit uns! '<br />
Von ber ©chwefter SBijitatorin beauftragt, witt ich Shnen<br />
über ben Sefudj Shrer 3Jlajeftät berieten, Welche uns geftern,<br />
fojufagen, überraf^t hat, ba mir* fautu eine ©tunbe vor<strong>der</strong><br />
zufällig erfuhren, baß bte Königin auf urtfer £auS jufam.<br />
3war Ratten uns ihre Samen fdjon vorher ben 33efud) ange=<br />
fitnbigt, aber ohne genau ben Sag anzugeben. 3h r e SWajeftät<br />
wollte bur^auS nicht, baß man uns in Äenntniß fefee unb<br />
"bie ftinber fpielten gerabe bei ber Casa de campo, einer<br />
«großartigen fönigticheit 33efifettng, Welche von ben genftew ber<br />
Schute aus gefehen, einen herrli^en 2lnbticf gewährt; ein ^Pho'<br />
tograph hatte tutS gebeten, bie ßinber ph^tographif^ aufneh=<br />
tuen ju biirfen. 3ttS bie nahe 3tnfunft ber Königin gemetbet<br />
lourbe, änberte fich baS gange ©chaufyiet. @S war feine äWi*<br />
nute jit vertieren; gtütftidjerweife waren wir faum fünf SRiuu*<br />
im vom £aufe entfernt.<br />
Sie ®int>er verfammetten fich fogtei$ in bie ©djutjimnter,<br />
lohne eine Stauung ju haben, worum es ftch hanbte. Sie<br />
l ) Sic Stunden §a6en uorujeS Qa^r über bie Eröffnung biefes<br />
JÖaxtfeö Berichtet.
— 81 —<br />
©chmeftern manbten alle bie Augen gegen bie ,,©ngclgaffe'><br />
meldte auf Beranlaffmtg 3h* er Majeftät felbft angelegt mor^<br />
ben mar, unb burdj melche fie lei^t gu uns fommett fonnte,<br />
ohne ihr Befifethum gu Verlaffen. pö^lidj? vernahmen mir ba£<br />
©eläute ber &auSglo
— 82<br />
baS Anerbieten, ihr ben fttrgenSeridjt bariiber gu fenben;<br />
worauf fie antwortete, fie Werbe ihn mit Vergnügen lefen.<br />
SBtr Ratten fdjon baS gange £auS befiäjtigt. *er<br />
Klaffe ber großen 3Jläbdjen geigte ftdj 3h*e 3Jlajeftät öoß ©üte.<br />
©o wie früher bei ben fleinen 9Jiäbchen, fo mußte idj audj<br />
jefet bie großen fragen, ob fie Wohl wüßten, wer bie ©ante<br />
fei; bie Kleinen, in ber Situlirung noch ungeübt, gaben bie<br />
einftimmige Antwort: „Sie Königin/' Sie großen 3Käbd)en<br />
antworteten fchon in befdjeibenerem Sone: „3$re 3Waieftät,<br />
bie Königin." ©ie fah alle Aufgaben burd) unb au
3 t et I i c n.<br />
^totiittj<br />
Wcapet.<br />
€*erritien unb Jtonferenjen fiir üfdjöfe int fjaufe uon feccr.<br />
offizielle firtlite £agblatt ber Sßrovinj 2fcpulieit,<br />
Yessillo cattolico u (vont 17. Stob. 1894), berietet etmaS<br />
fehr ©rbauliteS. SDie Siftöfe biefer ^rovinj haben fit im<br />
£aufe ber 9ttiffion#priefter in Secce verfammelt, um ba vom<br />
13.—19. SRovember in ©ebet unb Setrattung bie geifttiten<br />
Uebungen ju galten. Sogleich hielten fie mehrere ©onferenjen<br />
über bie Seitung unb bie vergebenen Sßerfe ihrer SDiöcefeit.<br />
gm ©anjen maren 14 Siftöfe anmefenb, nämlit bie<br />
©rjbifchöfe von Sari, Dtranto, SCareitto; bie Siftöfe von<br />
©ravina, Secce, Sftarbo, ttgento,Molfetta, ©allipoli, jRubo,<br />
Slnbria mit feinem ©oabjutor, enblid) bie Siftöfe von ©afteU<br />
laneta unb 9Jtonopoli. ©ie hot^ürbigften Siftöfe hatten<br />
täglit 2 Sßrebigten unb von 10 — 12 Uhr hielten fie unter<br />
fit eine Äonferenj. 3h* Seiter mar ber ©uperior beS Kaufes,<br />
P. ©hieco, 1 ) melter bie Morgemmtermeifung hielt, mährenb<br />
£err bi ^alma bie Untermeifung am 2lbenb hielt.<br />
2)a3 „Vessillo cattolico" fügt not &ei: „Um nt
Wtcaxiat<br />
prot?trt3 (Efjtrta<br />
ff^e-^.<br />
Brief 6es ITtiffkmspriefters f)errn 2XlpIjons Rainer, an<br />
f)errn Bettembourg, ©eneralproeurator 6er Congre*<br />
gation 6er IHiffton.<br />
Per fttieg jtmfdjen (EJjtna unb Sapan,<br />
$eKng, 9. Dltober 1894.<br />
£od)würbiger £err unb geehrtefter SKitbruber!<br />
Sie ©nabe unfereS £errn fei atlejeit mit unS!<br />
•äJlit Ungebulb werben ©ie fdjon auf einige SRadjridjten<br />
aus ?Pefing warten. -Jtachbem i
— 85 —<br />
2)ie ©eefchlacljt an ber Münbuitg beS 3)a=tu War fdhredf-<br />
2)ie ©hwefen hatten gehn ©dbiffe, barunter jwei gangerfdjiffe<br />
mit 7000 tonnen ©ehalt; bie Japaner hatten gwölf<br />
©chiffe, worunter brei lüften = Äreuger mit gweiunbbr«ßtg=<br />
faltbrigen ßanet Kanonen bewaffnet (baS finb bie ftärfften<br />
©efchüfce, bie hier im äußerften Dften gefunben werben), gftnf<br />
©tunben lang hielten bie gwei ^panjerf^iffe baS gemeinfame<br />
„geuer ber fteben ftarfften ja^panefifc^en ©d)iffe aus, ohne ernfc<br />
lidfje Berwüftungen bavongutrageit. Bier djineftfche Skiffe<br />
würben in ben ©runb gebohrt ober in Branb geftecft; nadjj<br />
ber 2luSfage Bau HannefenS, ber mir ben Hergang ber ©djladjt<br />
•irjählte, finb auf ©eite ber Stauer ebenfalls brei ©d)tffe gu<br />
©runbe gegangen, thatfadfje ift, baß um 5 Uhr 2lbenbS bie<br />
Japaner jt
86<br />
Struppen auf ihrer glucht hieh^ fommen foHten, fönnten wir<br />
[glimme 3^ten haben: aber ber $ice*König, ber eine gute<br />
Haltung beobachtet, was immer man fagen möge, ruftet fidh<br />
gu einem fcergweifeltenSßiberftanbe. 33iS je^t genoffen wir<br />
t>ottfommene ©idherheit. SaS ©chwerfte ift bie eintretenbe<br />
Steuerung; alles foftet nun baS hoppelte ©elb unb wir werben<br />
3Jiühe ^ben, uns burdhgubringen.<br />
Alle gefte gu ©h^n ^ 60. ©eburtStageS finb abgefagt<br />
worben. Ser Spring Kong ift wieber an'S 9tuber gefontmen,<br />
unb man hofft burch ihn einen weniger nachtheiligen ^rieben,<br />
jit erlangen.<br />
39eten ©ie für uns 2ltte u. f. w.<br />
21. §at>ier, i. p. c. m.<br />
SaS oben erwähnte Secret beS KatferS gum ©cfjufee ber<br />
gtemben lautet:<br />
„Leitung m\ spefing. Am 14. Sage beS 3. 9ftonate$<br />
im 20. Sahre Koang^fiu (12. Dftober 1894).<br />
KaiferlidjeS Secret.<br />
Sie SRiffionäre aller Sänber genießen feit längerer 3?it<br />
im Umfreife ber £auptftabt fcoHe ©idherheit; unb fie müffen<br />
unter allen Umftänben nach ben Verträgen gefd^üfet werben.<br />
Keine ber europäifchen dächte hat Anteil an beut Kriege,<br />
ben wir gegen 3>apau führen; aber eS ift gu füllten, baß.<br />
unter ben Dielen SKenf^en, bie biefeS $ahr aus allen Böttingen<br />
nadh Sßefing fommen werben, unwiffettbe Seute £aß.<br />
unb $?erbäcl)tigungen erregen fönnten, unb falls irgenb eine<br />
©chwierigfeit entstehen follte, fönnten üietteid^t manche toer^<br />
bredherifche Sanbftreid^er biefeS benit^en, um bie öffentlidhe<br />
9?uhe gu ftören. Seßhalb ift es burchauS nothwenbig, 33orfidhtSmaßregeln<br />
gu treffen.<br />
Seßhalb ertheilen wir bem 3Jlilitärmanbarin fconipefing<br />
unb ben anbeten Spoligeibeamten ben Auftrag, alle ihre Untergebenen<br />
gu ermahnen, wachfam gu fein unb bie gremben gu
87 —<br />
fdjüfeen. Sie Uebelthäter, meldte Unruhen anftiften motten,<br />
f ollen fogleidO in'S ©efängniß geworfen unb ftrenge beftraft<br />
werben, $eine 9]adjfid)t fott geübt werben-/'<br />
2l$tung vor biefem ©treiben!<br />
$Lyoftolif$e* pccmat f^e-^tttttg.<br />
Brief ber Sdjtüefter H. an f). 2t. ^iat, ©eneralfuperior*<br />
Jtrankettbefud) tu ber ffibenefUa=fdjittg.<br />
^odjwürbiger £err unb geehrtefter Vater!<br />
bitte um S^xtri f)L ©egen!<br />
Äaum war eSnod) 4 Uhr in ber grüb, fo.fuhr bie.Varfe<br />
ber -Düffion fchon Von ber Vrücfe, ber fogenanuten ©ngek<br />
brü(fe, ab, um bie barmherzigen ©chweftern nach bem Innern<br />
von ^ia-fching gu bringen, wo bie guten ©hinefen einmal bie<br />
barmherzigen ©d^weftern fehei; wollten. UeberbieS hatte eine<br />
reiche, dfjriftliche gamilie, wel$e bie ©dbweftern abholte, von<br />
jwei armen Arbeitern gefprodfjen, bie bei ber ^ulverbereitung<br />
fchrecEliche SBunben bavongetragen hatten, ©nblich meinte ber<br />
würbige Uliffionär, wir fottten biefen £ag nur opfern, um<br />
biefe armen ßeute gu befuchen, bie Weber unfere ©chweftern<br />
fannten, noch auch von einem ißofpttal etwas wußten, wo<br />
man ^ranfe aufnahm. SBir reiften alfo ab unb bie Oberin<br />
blieb als Hüterin beS Kaufes jurüö.<br />
9Bie immer, fo hatte id) audj jefet barauf geartet, ba&<br />
Vilb meiner mächtigen Vefd)üfcerin mitzunehmen: baS theure<br />
Vilb ber Souife be 3)lanttac, baS ©ie, mein ho^geehrter<br />
Vater, geweiht haben, lag in meinem SReifefacS unb oft weilten<br />
meine ©ebanfen bei ihm, bamit biefer Xag zur ©hre ©o^<br />
teS gereiche.<br />
©egen 9Jiittag langten wir in bem fd)önen Sorfe<br />
an, baS ganz von Maulbeerbäumen umgeben ift, wovon bie
— 88 —<br />
^anjc ©beite unfereS SiftrifteS bebecft ift. 3Bir fliegen beim<br />
Keinen Äan-fo, ober Capelle ber ©giften, ab, tüetd^e von ben<br />
brei cbriftlicfyen Jungfrauen jener gamilie beforgt mirb, bei ber<br />
toir SBohnung nahmen. ®S märe ju lange, unfere 2lnfunft<br />
meittäufig ju erzählen, it mitl nur fagen, baß man uns, faum<br />
«art'S Sanb geftiegen, fd)on ju ben jmei verbrannten 9lrbeitern<br />
rief, von benen ber eine, nat ber 2luSfage ber Seute, fton<br />
faft tobt mar. 2Bir erfuhren fpäter, baß ber tinefifte 3lrjt<br />
fton alle Hoffnung aufgegeben hatte. SBir reiften alfo fogteit<br />
lieber fort.<br />
. ©ie fßnnen fid), mein hotgeehrter Sater, faum vorteilen,<br />
melf eine bitte SolfSmenge vor uns herlief, utn überall<br />
unfere 2lnfunft ju melben. 2BaS maren mir benn? grauen?<br />
(Seifter? SBaS benn? „@S finb d^riftli(^e Jungfrauen, melte<br />
auS ©uropa ^u uns gefommen finb, um ©uteS ju thun, um<br />
©ott ju verherrliten," antmortete unfere gäthreritt, unb bie<br />
^otattung vor uns friert immer jtt matfen.<br />
©nblidj) finb mir bei ben armen Sermunbeten angelangt,<br />
tüo fton Sermanbte, greunbe, -Jiat&arn in ängftliter ©pan=<br />
nung marteten. ©ollte man fton ben ©arg herritten unb<br />
Vorbereitungen ju ben Segräbnißfeierlitfeiten treffen, ober<br />
burfte man not einige Hoffnung haben? SDer Slrme follte<br />
im 8. Monate Hotseit halten.<br />
©ton ber bloße Slnblitf beS armen Surften auf feiner<br />
Tragbahre flößte uns tiefes Mitleib ein. 2)er ganje Äopf bis<br />
3itr Sruft mar ftmarg mie Äohle; bie Hänbe maren in gäuk<br />
niß übergegangen in golge ber Vertriebenen Heilmittel, bie<br />
man rtateinanber angemenbet hatte, ©nblit fah it feine<br />
Säugen unb futte einige SBorte aus bem UnglücEliten heraus^<br />
jubringen. SHatbem ich meine theure SBohlthäterin Souife be<br />
Marillac angerufen hatte, rittete it in meinem bergen an<br />
unferen Herrn bie Sitte, er möge mir eingeben, maS mir ben<br />
armen 3ujtauern fagen follten.- SDarauf ritte it an fie<br />
«einige SBorte ber ©rmuthigung unb fogleit hellen fit aller<br />
#efidjter vor gteube auf.
89<br />
Aber bie mitgebrachte Argnei reifte für gwei Kranfe tiic^t<br />
aus. Sen größeren Xfyxl gaben wir jenem, ber am meiften<br />
in ©efa^r fchwebte, unb forberten SBeibe auf, fich uns bringen<br />
gu laffen. -Kadjbem id) bem Kranfen eine -ättebigin gu trinfen<br />
gegeben hatte, bat ich nxeine mitleibige unb gute Butter Souife<br />
be 3Jiarittac, fie möge mir oom h^itigften bergen Sefu, baS fie<br />
fo fehr verehrte, bie ©nabe erlangen, baß bie Arzneien bis<br />
gur Anfunft ber Kranfen in unferent £aufe htnreicheitb feien.<br />
SBir fönnten faum baS £auS oertaffen, weil bie Seute<br />
gu £unberten fi$ üor ber %f)üxt angefammelt hatten. ©üblich<br />
brauen uns bie Führer 33ahn unb wir gelangten in'S greie.<br />
Sa überhäuft man uns mittragen; man bringt uns Kranfe,<br />
fttnbev, Slinbe; ein wenig weiter möchte man faft bie lobten<br />
ausgraben, bamit wir fie gum Seben erwecften. SBtr Derzeitten<br />
alles, was wir an Argneien mit hatten; aber eS war bief<br />
gu wenig, bertn wir Waren nicht gefaßt, eine foldje 9Jlenge<br />
Seute gu finben. Sie -Jtadjbarn bringen bon allen Seiten für<br />
bie gatnilte beS SSerWunbeten ©ier, Sruftbeeren u. f. w. ©ie<br />
wußten nid)t, auf weld)e SBeife fie uns ihre Sanfbarfeit begeugen<br />
foHten; barauf folgte uns bie 3Jienge Wie eine ^rogeffion<br />
nad): fie laufen burch bie gelber, fie rufen einanber mit<br />
•Kanten unb alle fühlen fich gang gliicflid).<br />
Sßir begaben uns gu ber angefebenen gamitie, bie uns<br />
eingelaben hatte. SBemt Wir ausgingen, erwarteten uns bie<br />
©hriften beS SorfeS, um uns gu grüßen, unb bie grauen bradj=<br />
ten fleine ©efchenfe. S3alb farnen auch fcieleReiben bagu.<br />
@S that uns fehr weh, feineArgneien für fie gu haben, aber<br />
wir üerfpra^en, wieber gu fommen. ©nblich mußten wir uns<br />
gur 93arfe begeben, um ben 3iücfweg angutreten.<br />
Aber was mußten wir ba fehen? SBir hatten gar nicht<br />
barau gebaut, baß im Sorfe gerabe an biefem Sage ein großes<br />
heibntfcheS ©djaufpiel gegeben werbe. $on allen umliegenben<br />
Orten waren gahtreibe ,3ufd)auer hergefommen. einem<br />
Aitgenblicfe waren bie ßufchauer fcerfchwunben,fie liefen burdh<br />
bie gelber, um unfere weißen (Kornetten gu fehen, fie wollten
— 90<br />
wiffen, wer wir feien, warum wir gefommen wären u. f. w.<br />
Siein eingigeS beleibigenbeS SBort fiel, wenn wir aud) Mühe<br />
Ratten, uns einen SBeg bis gur 93arfe gu bahnen. 2Bir Ver*<br />
taffen biefe Sörfer in ber Überzeugung, baß biefe armen Seute<br />
nun feine gurcht mehr haben werben, ftch in ihren Äranlhci*<br />
ten in'S fiofpitalgum heiligften Hetgen bringen gu laffen, wo<br />
bann bie ©nabe auch ihre ©eele Wirb heilen fßimen.<br />
Bier tage nach biefer mühevollen aber fehr tröfttidjen<br />
greife, läßt mich bie Ober in rufen, (Sitte Barfe War ange=<br />
fommen unb ich glaubte faum meinen Augen, als ich auf einmal<br />
ben früher burd) Brattbwunben fo ©ntftellten fah, an beffen<br />
Begräbniß man fchon gebaut hatte, ©r fteht mm Vor mir<br />
auf bem SBege votlftäubiger ©enefung. Sie Argnei hatte bis<br />
gu biefem tage hingereicht unb er Will nun neue holen. @r<br />
blieb 2 tage ba, um feine Heilung gu vollenben unb wußte<br />
nicht, Wie er uns feine ©rfenntlichfeit begeugen foHte. SBir<br />
benüfeten feinen Aufenthalt, um ihm bie erften äßorte über<br />
©ott gu fagen, unb im Innern meines Hägens banfte ich<br />
meiner Mutter Soutfe be Marillac, weldjje, wie id) glaube,<br />
vom heiligften Hetgen $efu einen Blid ber Barmhergigfeit auf<br />
biefe Berwunbeten herabgefleht hatte, bie nun fdjon ben djrift*<br />
liehen tarnen pretfen.<br />
Sie Heilung beS Berwunbeten aus to^fa war fdjon befannt,<br />
unb fo würben wir geftern um 11 Uhr gu einem anbereit<br />
gerufen, ber in ta^faty^e ebenfalls fdjywere Branbwunben er=<br />
litten hatte. *>er ©ile nahm tdE) einen theil meines MittageffenS<br />
in bie Barfe unb fuhr ab. Balb hätte id) in ber<br />
Überftürgung baS Bilb metner theuren Souife be Marillac ver*<br />
geffen, aber mein ©chu^engel erinnerte mich baran unb ich<br />
legte baS Bilb gu bem Berbanbgeug.<br />
Ser ©mpfang in to^fa erneuerte fid) wieber. SDcr Traufe<br />
ift 1 2t) von ben ©hrtfien entfernt. Sie Bewohner haben nie<br />
©chweftern gefehen, unb über 100 3itf$auer fielen an thür<br />
unb genfter, um bem Berbanbe gugufehen. reife wieber<br />
ab, begleitet von taufenb ©egettSWünfdjen, bie idj bem lieben
91 —<br />
©Ott aufopfere; aber ba id) ni$t genug Straelen hatte für<br />
alte, bie um Sfath fragten, fo fefyre idj nad) ßaufe jurüdf, gefolgt<br />
von vielen Seuten, toetdjein unferer 2lrmenapothefe 2lr^<br />
neien haben wollen. $$ hatte fogar bie greube, eine Traufe<br />
in unfer £ofpital gu bringen unb ein Meines 9M>d)en in bie<br />
Slrmenapothefe tragen ju laffen, baS idj unter bem Flamen Souife<br />
taufte; balb wirb baS Sftäbdjen, wie ich hoffe, im Gimmel fein<br />
unb ihrer SBohlthäterin banfen. habe ben £ag fehr gut<br />
au8genüfct. befugte bie Heine Capelle von S&ufap^pe,<br />
bie bem heil- Sincenj geweiht ift; fie ift jwar fehr reinlich,<br />
aber fo arm, baß eS einem wehe tfjut; baS Vilb unfereS heiligen<br />
©tifterS ift gut gemalt, aber alt unb ohne lähmen, fo<br />
baß ber 9?egen unb bie $eud)tigfeit es ftarf verborben haben;<br />
man Jann nicht mehr erlernten, von Welver $arbe bie Slumen<br />
einmal gewefen finb, Weber Teppiche noch 2lltartüd)er u. f. w.<br />
Sie jwei jungen frommen -äfläbchen ^o-tfeng unb<br />
tagen mir au
2lmerif cl<br />
gereinigte Staaten,<br />
3rief bes XTtifftonspriefters £jerrn O'Callagfyan, an f}errn<br />
2tnton ^iat, ©eneralfuperior.<br />
— 93<br />
ihr Sohn erhöht würbe. An Helen Orten gab eS einen<br />
fdjrecflichen Aufruhr. Überall ^atte bie ^Soliget unb bie Armee<br />
inet gu thun. Sie ©olbaten Waren fehr gufrieben, baß mit<br />
ihnen au$ einige ©$weftern reiften; biefe feien, wie fte fag*<br />
ten, baS fxcfjerfte Untetpfanb, baß bem 3uge fein ttnglücfgu*<br />
ftoßen werbe.<br />
3n tieffter Hochachtung u. f. w.<br />
9Jt. D'Sallaghan, i. p. c. m.<br />
leben bes % feit* be llnbtets^<br />
SOTifionSpriefter (1778—1820).<br />
(gortfefcung.)<br />
X. Kapitel.<br />
Das innerliche Heben fceo^errtt ÜnSteiü.<br />
•Jtachbem wir igrn. be AnbreiS in feinem fo mannigfaltigen<br />
unb bewunberungS würbigen SBtrfen nach außen fernten<br />
gelernt ha&en, ift es nun an ber Seit, gu fehen, was baS innere<br />
Sßrincip unb bie ©runblage eines fo großen ©iferS unb einer<br />
fo großen ^eiligfeit war, nämlid) fein innerliches Seben.<br />
2Bir tterftehenunter bem innerlichen Seben, jenes unabläffige<br />
©treben, womit ein Siener ©otteS bahin gu gelangen<br />
fudjt, alle Unttoßfommenheiten fconfetner ©eele gu entfernen,<br />
in ber Abficht, bem lieben ©ott baburd) immer wohlgefälliger<br />
gu werben. $err oe AnbreiS hatte fid? furg nach feiner An=<br />
fünft in Sftont Regeln beS innerlichen SebenS ntebergef Trieben,<br />
bie er audh getreu währenb feines gangen SebenS beoba^tete.<br />
Ii Am borgen fogleid) nad) bem ©rwacheit will iä) in<br />
mir eine heilige greube erweden beim ©ebanfen, baß ©ott<br />
mir wieber einen Sag gefd)enft, bamit idh für meine ©ünben<br />
JBuße thun unb ben Gimmel öerbienen fönne unb in biefem<br />
©inne Will i
— 94 —<br />
fidj in allem abgutöbten, uttb fi
\<br />
95<br />
mir nicht fchmeicheln, bie reine ©otteSliebe erlangt gu haben,<br />
wenn id) nidjt ba anfange; bie Hoffnung, auf einem anberen<br />
SBege bahin ju gelangen, wäre eine X^or^eit.<br />
3
— 96 —<br />
„Um biefen H°ttnuth ju befiegen," ftteibt ber Wiener<br />
©otteS an einer anberen ©teile, „muß idj feft überzeugt fein,<br />
baß Jene, bie mit tabetn, mir not ftmeiteln, benn fie<br />
fennen nitt einmal genug meine 2lrmfeligfeiten; fie lönnen<br />
fit vießeitt geirrt haben in bem, beffen fie mit beftulbigen;<br />
aber menn fie müßten, baß it trofe fo vieler ©rleuttungen<br />
unb ©naben gegen ©ott not immer fo treulos bin, fo müßten<br />
fie mit al§ einen 9Jlenften betrafen, ber nitt verbient, im<br />
Haufe ©otteS, inmitten feiner Wiener gu leben; fie müßten<br />
mit bavonjagen: Wer SRabe fott nitt bei ben Sauben lohnen<br />
unb ber halsftarrige ©fei fott nitt inmitten ber reit=<br />
geftmüiften S|3ferbe fielen. D, mie groß ift mein ©lenb unb<br />
mie fttoer mirb es mir, meine ©igenliebe ju jügeln!"<br />
Unter fölten Prüfungen unb kämpfen entmitfelte fit<br />
baS innerlite Seben beS Herrn be 2lnbreiS. ©S mar ben<br />
Singen ber -Jftenften voßfommen entriicft, unb mir müßten<br />
gar nitts bavon, menn er nicht ju feinem eigenen -Kuvert<br />
aufgejeitttet hätte, maS ©ott in feiner ©eele mirfte, um ihn<br />
von ber geringften 2lnhänglit?eit an bie ©ünbe ju reinigen,<br />
unb auf bem harten 3Bege ber Prüfungen ju ber reinen Siebe<br />
feines ©tßpferS ju führen.<br />
XI. Kapitel.<br />
Seine (Tttj&en&en. -- (Blavtbe, Hoffnung unö<br />
Wie Sefer haben fit fton eine SorfteHung machen fönneu<br />
von ber ^eitigfeit beS Wieners ©otteS, fei es aus feinen<br />
angeführten ^Briefen, fei es aus ben ßeugniffen mehrerer Sßrie--<br />
fter, bie ihn fehr genau fannten. SBtr motten nur in filteren<br />
gügen anführen, mie biefer heiligmäßige 3D?iffionär bie göttliten<br />
Sugenben unb bie ^arbinaltugenben im hötften ©rabe<br />
befaß, maS ja bie heilige Kirche bei jenen verlangt, bie fie<br />
als Heilige Verehrt. @r hatte einen fo feften ©lauben unb<br />
hatte von ©ott fo viele ©rleuttungen erhalten, baß er gern<br />
fein Seben hingegeben hätte, um Jene ju erleutten, bie über<br />
bie göttliten ©eheimniffe im 3^eifel ober in Ungemißheit
97 —<br />
loaren. ©r hielt fidj nicht für würbig als Märtyrer ju fter-<br />
Sben, aber fein igerj entbrannte von bem SBunfäje, für bie<br />
löertheibigung ber Sieligion in einem entfernten SBinfel ber<br />
^©rbe gu fterben. SRit welkem ©ifer prebigte er nion feinem ©i£e vertrieben war,<br />
unb wo bie heilige ©tabt in ihrem Ämtern von ben ©ottlofen<br />
burch £ärefie unb Unglauben jerfleifcht würbe.<br />
ihren Schriften leugneten biefe 3JZenfon feinem ^eimatslanbe, t>on<br />
feinen 33erwanbten/von feineu SieblingSftubien, von feinen<br />
liebgewonnenen Sefchäftigungen, ja von 9tom felbft, baS feinem<br />
.^erjen fo treuer war unb ging nach -Jiorbamerifa, weil er<br />
wußte, baß Xaufenbe feineSgleichen nod) beS SidjteS beS ©vangeliumS<br />
beraubt waren itnb im ©Ratten beS SobeS faßen.<br />
SBelch ein ©ifer verehrte ihn, als er uad) unzähligen über=<br />
ftanbenen ©efahren cnbtid^ ju ben wilben Sölfern fant, unb<br />
mit eigenen Augen fehen fonnte, baß fie ein Seben führten<br />
glei^ ben Wilben gieren, bie mit ihnen in ben Sßälbem<br />
häuften. 3Bir fönnen mit Sicherheit fagen, baß er gleich bem<br />
hl. Paulus bei feinem ©injuge in Athen ©d)merj unb SDifc<br />
leib fühlte, ©ein ©laube würbe immer lebenbiger burch bie<br />
anßerorbentlidhen ©naben, bie ©ott in reicher gaille in feine<br />
©eele ergoß. „Sie ©rleu
3BaS finb alle natürlichen Äenntniffe eines 9Jienf
99 —<br />
©ine hinaus, baß id) immer unb überall mit einer aufrichtigen<br />
unb finblidjen gärtlidjfeit mich in bie £änbe ©otteS übergeben<br />
muß, ber mein befter SSater, mein Dielgeliebter 33räuti=<br />
gam, mein Seben unb mein alles ift, um fo nach feinem 2Bil=<br />
len unb nach fetner Weifeften ©inftd)t geleitet gu Werben, ohne<br />
nach bem „wann" ober „toarum" ober „wie" gu forfdjen.<br />
Sa ich *> urc h tneine Unwiffenheit unb meine 35oSheit nidjts<br />
Weiß urtb nichts thun fann, fonbern nur fähig bin, alles gu<br />
verberben, was bleibt mir anbereS übrig, als mich 9^ng ihm<br />
hingugeben? weiß ui(ht, WaS er von mir verlangt, auf .<br />
welchen SBeg er nti
— 100 —<br />
©otteS md)t3 an fit haben bürften, baS mir nitt verftänben,<br />
als ob id) mit nitt gan^lit auf bit Verlaffen fönnte, o mein<br />
©ott! SBelf ein Unverftanb, ju benfen, baß baS ©teuerruber<br />
in meiner $anb fiterer ruhen mürbe, unb von bir 9ie(^enfd;aft<br />
ju forbern für jebe Semegung, bie Wu retts ober ItnfS thuft!<br />
s i8aS man einen irbiften ©teuermann nitt 5U fragen fid; er=<br />
fühnen mürbe, baS magt man bennot bem großen ©teuermann<br />
unb Seiter ber Seelen, bem hl. ©eifte gegenüber. @S ift mahr,.<br />
bie geheimen ©eritte ©otteS flößen mir $urtt, ja fehr große<br />
gurtt ein, ba it meiß, baß ©ott an mir mie an einem 33etfpiele<br />
jeigen fönnte, mie feine göttlite ©erettigfeit folte U<br />
geheuer beS HottnutheS unb ber Unbanfbarfeit behanbelt, mie<br />
it bin. 2lber menn biefe gurtt, fo mie es immer fein foH,<br />
t>on einer großen Wemuth unb Untermürfigfeit unter ben göttliten<br />
SBitten begleitet ift, fo mirb baburt mein Vertrauen<br />
nur um fo järtliter unb lebenbiger merben, unb meine ©eele<br />
mirb felbft in ben bitteften ginfterniffen unb größten 2Utf*<br />
regungen immer ben ^rieben genießen."<br />
Wie erbabenfte ber brei göttliten Sugenben, bie Siebe<br />
nämlit, hatte in ber ©eele beS Herrn be 2lnbreiS tiefe' SBurjeln<br />
geftlagen; mir fönnen biefe nitt beffer jeigen, als burch<br />
feine eigenen SBorte, bie er bieSbejüglit niebergeftrieben hat:<br />
„©nblit ift baS Sitt erftienen, baS bie ginfterniß um mit<br />
her jcrftreut hat, unb mir Mar gejeigt hat, mie glücftit it<br />
bin, baß mein ^uftanb ber Sollenbung entgegengeht, melte<br />
in meiner vottfommenen Reinigung befteht. 3efet habe it<br />
ben ©inn ber Sffiorte burtbntngen: Instruam te in via liac<br />
qua gradieris, „it miß bit *>en 2Beg lehren, auf bem bu<br />
manbeln foßft." Quid mihi est in coelo et a te quid volui<br />
super terram? SBaS habe ich im Himmel unb maS fute<br />
it außer Wir auf ber ©rbe? 3t erfahren, baß meine<br />
©eele einen großen ^rieben, eine große ©rleuttung genießt,<br />
fo lange ich mit 9anj ©ott überlaffe. 9lur menn it mit<br />
bem -Jtächften über gleitgiltige Winge üerhanbte, ohne fie unmittelbar<br />
auf ©ott ju begehen, bann bemättigt fit meiner
— 101 —<br />
ein fo feltfanteS unb leeres ©efühl, bann leibe ich eine fo<br />
große ©eifteSplage, Weldje bloß jene f äffen,- bie eS felbft burd^<br />
gemalt haben, @S ift wie ba§ ©efühl eines 5Jfenfd)en, ber<br />
in ©efahr fdjwebt, rftdlingS in einen bobenlofen 3lbgrunb gu<br />
ftiirgen. — SllleS in ©ott, für ©ott, mit ©Ott, nad) ber 2lb=<br />
ficht ©otteS, unb nidjts anbereS.<br />
„@S wäre für mich ein großes ©lüd, in irgenb einem<br />
2Btitfel beS Kaufes, gang vergeffen wie ein Sobter, mit<br />
manbem gu fein als mit $efuS ©hriftuS, bem gärtlichen Bräutigam<br />
meiner ©eele, unb ad baS Peinige nur feinem SDienfte<br />
gu Wethen, meine 3unge, me i n & x h meinen Seib, mein Seben<br />
unb meine 3eit..<br />
SBäl/renb ber ©j;ercitten im gabre 1810 erforf^te £err<br />
be älnbreiS bie geheimfteit Neigungen feines «öcrgenS, uttb<br />
fdjloß etwa mit folgenben SBorten: „3dj glaube mit ber ©nabe<br />
©otteS in einer folgen SSerfaffung gu fein, baß, wenn ich in<br />
meinem bergen aud; nur eine eingige $afer wüßte, bie rtidjt<br />
gang ©ott angehört, ich biefetbe fogar ausreißen würbe, unb<br />
wenn es mich auch baS Seben foften fottte; beult," fährt ei:<br />
fort: „©ott allein ift groß, ihm allein fei alle ©h re alle<br />
^errlichfeit! ©ott allein unb ntdjts SlnbereS." —<br />
„3n biefen Sagen/" fdjreibt er am 3. -Jioventber, „habe<br />
ich vom aUmä^ttgen ©ott eine foftbare ©nabe empfangen:<br />
®en frönen, aber auch unerschütterlichen SBunfd), mich ein<br />
für allemal von allen meinen gehlern unb Unvollfommenheiten<br />
gu reinigen, um Sefuiit ©hriftum angugiehen, unb fo fehr Von<br />
feiner göttlichen Siebe gu entbrennen, baß ich ^k bergen<br />
ber Anbent bantit entgünben fönne. Flammescat igne Caritas,<br />
accendat ardor proximos."<br />
SDiefe SiebeSflamme Vergehrte ihn Sag unb 9la
— 102 —<br />
©laubenSWahrheit ober von ben ©eheimniffen unferer heiligen<br />
Religion fprach; btefeS fettige SiebeSfeuer geigte fich auch in<br />
feinem Abfcheu vor ben geringften gehlern, in feiner Anbaut<br />
beim ©ebete, in feinem @tfer für bie eigene Heiligung, in<br />
feiner Sorgfalt, gute -äJtitglieber für bie Kongregation heratt=<br />
jubilben, enblid^ in feinem unerfätttichen ^Durfte, Seelen für<br />
©ott gu gewinnen. Alles baS erttfprang aus feiner innigen<br />
©otteSliebe; unb bieSbegüglich fdjrieb er am 1. 9M 1819<br />
einige „geheime Anmuthungen" nieber, wie er fie nannte, unb<br />
wir fönnen nichts BeffereS thun, als nur feine Sßorte angu=<br />
führen:<br />
„1. 3
— 103 —<br />
„4- neunte mir vor, immer mit ©ott vereint gu blei=<br />
ten, mit vottfommener ©rgebung in feinen heiligen äBittett,<br />
in aßen ©reigntffen beS Sebent, unb überzeugt gu fein, baß<br />
t>ie liebenS würbige SSorfehung alles gu meinem 33eften orbnet,<br />
ba id) ja fo viele auSbrüdflidfje Seweife feiner ©üte gegen ntich<br />
empfangen habe; ich toitt aud) ben 33lid: von allen menfdjlidjen<br />
Singen abwenben, unb mid) ber 33ewunberung, ber $reube<br />
ober bem ©chmerge nur in ©ott ober für ©ott überlaffen.<br />
„5. @S liegt mir wenig baran, wenn man mich bemüthigt,<br />
imb mir bie gröbften Seleibigungen gufügt, idlj will mich nur<br />
um fo fefter an baS Äreug halten unb mid) in ©ott freuen:<br />
Christo crucifixus sum cruci . . . mihi absit gloriari, nisi<br />
in cruce etc. ... mit ©hnftuS bin id) an'S Slreug geheftet;<br />
fem fei es von mir, mich gu rühmen, außer im Brenge u. f. w.<br />
„6. faffe ben 23orfafc, nichts gu benfen, gu wimfdjen,<br />
unb gu reben, was unmittelbar ober mittelbar meinen @tgen=<br />
willen befrtebigen fottte, aber wenn ich eS, ohne gegen ein<br />
©ebot gu fehlen, thun fann, Witt ich mich immer bemühen,<br />
gegen meine natürlidjen Neigungen gu hanbeln, unb babei auf<br />
"bie ©nabe vertrauen, bie mir babei behilflich fein wirb.<br />
„Um midfy noch inniger an baS Äreug angufd&ließen, nehme<br />
id) mir vor, allen geiftlidhen SEröftungen, fogar bi3 gu meinem<br />
£obe gu entfagen; biefeS verftehe iä) aber in folgenber SBeife:<br />
„1. geh Witt bamit fein ©elübbe ablegen unb midi) ni
- 104 -<br />
f<br />
„4. SBenn ©Ott in feiner ©üte fit mürbigt, mir geiftige-<br />
Xröftungen ju fipenben, fo »itt it mit beStvegen bemütbtgen A<br />
i^m bafür banfeit unb eine ©elegenheit futen, ebenfo viele<br />
Seiben unb Demütigungen ju erfahren, als it früher geift=<br />
lite SEröfhtngen verlofiet habe.<br />
„5. 3t karf biefe fühlbare Slnbatt nitt ju h^t ftäfeetv<br />
fonbern fie forgfältig verbergen, bie Demütigungen unb Sei*<br />
ben hingegen immer mehr liebgewinnen."<br />
3n ben @£ercitien beS 3ah*eS 1814 fügte ber Wiener<br />
©otteS feinen Sorfäfccn not folgenbe 33efräftigung bei: „3t<br />
entftließe mit ie&t, jebe $reube unb 9iuhe auf baS SßarabieS<br />
aufjufparen; unb in biefem £eben nitts anbereS ju futen,.<br />
als Arbeiten, Seiben unb 33erattung."<br />
SBenn Herr be SlnbreiS nat größeren 3lrbeiteit fit feinte,,<br />
fo meinte er bie Arbeiten für baS Heil ber (Seelen; benn bie<br />
•JJätftenliebe unb bie ©otteSliebe entfpringen aus berfelbeit<br />
SBurjel ober beffer gefagt, fie finb nur eine SEugenb, bie nat<br />
verftiebenen Dittlingen wirft, mie ein Saum, beffen obere<br />
Steige gegen Himmel ftreben, unb beffen untere Steige fit<br />
ju SBoben neigen. Dft hat unfer eifriger SDtiffionär gegeigt^<br />
baß feine Arbeiten jum Heile beS 9täd;ften nur aus feiner<br />
©otteSliebe entfprangen; er bri'nft biefeS flarer in folgenben<br />
SBorten auS:<br />
„3t bin entftloffen, in meinem üftätfien baS lebenbige<br />
33ilb ber heiligften Sreifaltigfeit ju fehen, alle -Dtenften als<br />
ftinber ©otteS unb ihre (Beelen als Sräute 3efu ©hnfti ju.<br />
betratten; unb beSl;alb miß it auf alle SBetfe ihr Heil unb<br />
ihre SSoHfommenheit ju beförbern futen. 2Bie fönnte it alfo<br />
je unterlaffen, fie ju ftärfen, ju erbauen, ju unterritten, ihnen<br />
äu bienen unb beistehen? Um gut babei ju verfahren, will<br />
it bei 2lllen ohne Unterftieb biefeS mättige Littel anwen=<br />
ben, nämlit Wemuth, ©^rfur^t unb $reunblitfeit in Sßorten<br />
unb Hanblungen, ohne jemals felbft etwas ju begehren, menn<br />
cS ber SBiffe ©otteS nitt erforbert. 3t tx>itt von allen eine
— 105 —<br />
gute Meinung haben, gebermann entfchulbigen, mit Sitten Mitleib<br />
Reiben, für Obermann Achtung hegen, gebermann ©ute£<br />
iüüitfchen. geh will nie einen Berbadjt in mir auffommeit<br />
laffen, noch über nichtige Webereien nachbenfen; fonbern ganj<br />
bitrchbrungen von bem ©lenbe unb ber Schwachheit ber ntenfcbliehen<br />
Sftatur mid ich muthig ausrufen: geh bin ber Bater aller."<br />
gn bem äBunfdje, fich Ä<strong>der</strong>t angubequemen, fuchte er na
— 106 —<br />
UnQtnSen<br />
XIL Kapitel.<br />
Gerrit &e ilnörete. - Seine (Einfalt, Hlugbeit,<br />
Starfmutl). IDemntl) uitö Sanftmutl).<br />
Sie ©infalt, weldje von vielen mit Unrecht ber UnWiffen-<br />
^eit unb ©^arafterf(^tüäc^e gleic&geftellt wirb, ift eine gewiffe<br />
SSerfaffung beS ©eifteS unb Gerzens, vermöge welker ber<br />
UJtenfch mit ber reinen unb geraben Abfidht, ©ott ju Verherrlichen,<br />
in ihm ^inftrebt; biefe Sugenb verbammt auch jebe<br />
^weibeutigfeit im Berühre mit bem Jiächften.<br />
3)a ber hl. 33incenz bie Sugenb ber ©ittfalt vor allen anbern<br />
feinen ©öhnen anempfahl, fo ftrebte aud) &err be AnbreiS<br />
mit allem ©ifer nad) berfelben. „Sd) habe burd) ©rfahrung<br />
— 107 —<br />
„Sefet begreife id), was bie götttid)e ©üte vor 16 Salden<br />
währenb ber ©eminargeit in mir gewirft hat. SDamalS fonnte<br />
id) mir nicht erflären, welken $Reig bte ©infamfeit, baS ©tUfc<br />
fchwetgen, bie ©ntbehrungen, bie ©eifteSfammlung, baS inner=<br />
lid)e Slbfterben für mid) hatten. D unenblid)e ©üte! -Jlur<br />
©ott in attert SDingen! ©r muß mein einziges 3iel fein. SBenn<br />
ich mit ben -ättenfchen fpredje unb Verfehre, muß xä) mi$ immer<br />
bemühen, jebe anbere 9lebenabfid)t auSjuffließen.<br />
„D fd)öne, liebenSwiirbige ©infalt! 2)u gehft gerabeauS<br />
gum bergen ©otteS; nte will xä) von bir abweisen, wie fehr<br />
auch bie ^öUifd^e ©Stange mid) auf ihre frumnten SBege gu<br />
loden fitd)t. SBaS gibt es für mid) im Gimmel ober auf ber<br />
©rbe, außer SDir, o mein ©Ott! Donec deficiam non recedam<br />
a simplicitate mea. ©olange ich lebe, Witt id) nie von<br />
meiner ©infalt abweisen. 3fi(^ten verfannt. ©ine fo fd)öne 3lehntidb=<br />
feit, bie id) ba gwifdfjen mir unb bem ©ottmenfd)en entbede,<br />
erfüllt mich mit ©ntgüden: Et unde hoc mihi! SBoherfommt<br />
mir biefeS!<br />
®on folgen ©efütuungen burd)brungen, war er in feinen<br />
Neigungen, 9lbfid)ten, ^anblungen unb SBorten immer fo einfältig,<br />
baß er feine ©e s anfen unb $läne nie Verbergen fonnte.<br />
©ein SSerfehr war freimütig unb aufrichtig; er fonnte eS m
— 108 —<br />
nie ging er barauf aus, feinen 9feben unb Unterteilungen einen<br />
befonberen ©tmud 311 verleihen. @S fümmerte ihn ebenfalls<br />
wenig, ob feine 3 l törer reich °ber arm / fte Ärttifer ober<br />
tiefe Wenfer waren. Unb gerabe baburch gefiel er Stilen, benn<br />
man fah beutlit, baß er feine eitlen 3iebegewanbtheiten fanute<br />
unb baß er nie ben deichen juliebe bie ©runbfäfce beS ©vangeliumS<br />
milber ausstiegen fudjte.<br />
•iftat ber SSorftnft beS Herrn vereinigte er aber mit ber<br />
©infalt bie £ugenb ber Klugheit, bie fit befonberS barin jeigte,<br />
baß er forgfältig ben falfdjen ©ifer floh, ber ftt fo oft unter<br />
bem fd)önen Wedmantel ber -Kätftenltebe verbirgt, um bann<br />
fit felbft, bie eigene Slttung unb Belohnung ju futen, fogar<br />
bann, wenn man fteinbar nur §um Heile ber ©eeten arbeitet.<br />
Was ift eine verhängttißvolle Säuftung, vor ber uns fd;on bie<br />
„9latfolge ©brifti" warnt, wenn fie fagt: Oft laffen wir uns<br />
von ber Seibenfdjaft führen unb wir glauben, eS fei ©ifer!<br />
Um ben ©tlingen biefeS falften ©iferS ju entgehen, faßte er<br />
ben s #orfa£, 2ltten 2WeS ju werben. Silber er war nitt weniger<br />
beforgt, feine Arbeit ju übernehmen, Wenn fie ihm nicht<br />
ber ©ttperior auferlegte, ober wenn ihn nitt eine offenbare<br />
•Jlothwenbigfeit baju Verkittete. „2Benn it nur eifrig an<br />
metner eigenen SServoHfommnung arbeite," fagte er, „werbe<br />
it ben anbern mehr ntt^en, als burt taufenb Sßrebigten unb<br />
ättiffioiten."<br />
©r hatte ben äußerften Slbfteu gegen bie ßlugheit beS<br />
gleifteS unb er fpritt von ihr in folgenber 2Betfe: „Wer<br />
Teufel bebient ftt ber gunge mehrerer fluger 5ßerfonen, um<br />
bie 2lnberen vom SBege beS ^reujeS unb von ber Übung ber<br />
3lbtöbtung abziehen unter bem SSorwanbe, bie ©efunbheit ju<br />
ftonen, währenb man fit bot nirgenbS beffer befinbet, als<br />
im ©tatten beS ^reujeS. St toitt aj ff° 3 U meiner früheren<br />
©ewohnheit jurüdfehren, bie ©iefta nitt mehr gu halten unb<br />
bei ber Slbenbmahljeit eine fleine Slbtöbtung ju üben!" 2tuberSwo<br />
fpritt er fotgenbermaßen:
109 —<br />
„D wie leicht fann man fid) vom Strome fortreißen laffen<br />
unb bie Strenge beS (Evangeliums lo<strong>der</strong>n, um feine Sellen<br />
ben Anfichten unb ©ebräuchen ber 2Belt anzubequemen. SBemt<br />
wir nicht eine außerordentliche SBachfamfeit barauf verweitben,<br />
werben wir balb „geinbe beS KreugeS" unb wir brüden baS<br />
©vangelium gu einem rein natürlichen ©tyftern herab, welches<br />
nur von einem leisten ©(hatten ber Religion bur
— 110 —<br />
biefe Seiben nur fdjwer begreifen, gaft aße ^eiligen Ratten<br />
ä^ntid^e Prüfungen gu befielen, befonberS bie heilige Sherefta,<br />
bie heil, äftagbalena von $aggis, bie heil* 33eronica be 3ulianiS,<br />
ber heil Sodann vom ^reuje, ber uns in feinem Budhe „bie<br />
bunfle -Kacht" ein fZauberhaftes 33ilb feiner Seiben entwirft.<br />
®a lefen wir, wie feine ©eele in bidjte ginftewiß gehüllt war,<br />
wie er in feiner Srotfenheit unb SEroftlofigfeit alle SobeSängften,<br />
alle Seiben einer in bie £öHe verftoßenen ©eele erlitt. 2tud6<br />
igerr be 2lnbreiS mußte biefe Seiben burchmachen unb gwar in<br />
einem folgen ©rabe, baß feine ©efunbheit für fein ganges Seben<br />
barunter litt. 6r fämpfte jeboch fo uiterfchrocfen gegen biefe<br />
Aengften, baß üßiemanb bamals ben ©runb feiner Äranfheit<br />
erfahren fonnte. Dft Wanbte er fidh gu ©ott unb wieberholte<br />
biefe SBorte beS gebulbigen „©elbft wenn er mid) töbtet,<br />
will ich nodh auf ihn hoffen; nach ber ginfterniß erwarte tdh<br />
baS Sicht."<br />
©nbtidh geigte fich ber ©tarfmuth biefeS SDtenerS ©otteS<br />
in feiner gangen ©röße in ber SDtiffion Slmerifa'S. SBeber bie<br />
ungewöhnlichen Slnftrengungen einer fo langen Steife, noch bie<br />
©efahr beS ©dfjipruchS, noch baä rauhe $lima, Weber junger<br />
noch ®urft, nod) ber Langel an allem gum Seben 3lothwen=<br />
bigen, noch feine' beftänbigen ^ranfheiten, nichts fonnte feine<br />
©tanbhaftigfeit erfchüttern, bie im ©egentheile bei wtberwär=<br />
tigen ©reigniffen nur gu warfen fchien. ®aS wirb ber Sefer<br />
ohne3weifel fdhon mehr als einmal aus bem bis jefet Berich'<br />
teten erfannt h
— 111<br />
fühle ich mich innerlich niebergefchlagen unb mochte faft verjagen;<br />
aber unfer fo barmherziger ©Ott fd^idte mir gur regten<br />
3eit eine @rteu
— 112 —<br />
badjt Ijätteft, ^ätteft bu feheit fönnen, baß baS tritt Semuth,<br />
fonbern nur ein ©tolg ber feinften Slrt ift. Sluf, atfo meine<br />
©eele, faffe 3Jtuth! Sogar ber % SBinceng §at in mehreren<br />
©Eercitieit bie -JJothwenbigfeit eingefehett, ä^ntid^e 33orfä£e ju<br />
faffen. Saffe bit alfo tritt burt ^eine geiler beirren, fonbern<br />
halte bit an M* Sehre beS ty. grang Von ©aleS, ber<br />
fagt: „gaffe 9Jtuth, meine ©eele! -Kimm bit bloß in Sltt,<br />
ber ©nabe nitt gu wiberftel;en unb bemühe bit, mit ihr<br />
mitguwtrfeit!"<br />
„©infpretungen, bie mir ber liebe ©ott beim heiligen<br />
^Pfingftfefte gu %1)äl werben ließ unb worüber it jeben borgen<br />
betratten fott:<br />
1. ©ott Witt unbebingt, baß ich heilig werbe.<br />
2. 3t toerbc eS nie fein, wenn it nitt bemitthig bin.<br />
3. 3t totxbt nie bemüthig fein, wenn it bie 2)emüthig~<br />
ungeit nitt auffute, wenn it fie fürchte unb fliehe, ober was<br />
not ftßntmcr wäre, wenn it mit erheben futte.<br />
4. 3t toerbe eS nie gu ©taube bringen, bie ©hren gu<br />
fliehen unb bie Demütigungen lieb gu gewinnen, wenn it<br />
nitt jeben £ag Stete biefer £ugenb übe.<br />
5. 3t toerbe nie folche Stete üben, Wenn it nitt Wäh=<br />
renb ber 9Worgenbetrattung biefelbe im vorhinein Überbenfe."<br />
„3t toiffmich befonberS auf brei Slrten Von Slcten ber<br />
®emuth verlegen:<br />
1. Slrt. 1. Slct: Daß it vor ©ott nittS bin in ber<br />
Drbnung ber Statur unb ber ©nabe, inbent it g. fyrete:<br />
„Substantia mea tamquam nihil um ante te. 9ßie ein 9iittS<br />
bin it vor bir, o ©ott." 0ßf.)<br />
2. Slct: 5Jtit unwitrbig befennen, mit meinen SDtitbrfl*<br />
bem ju fein unb mit ihnen gu verfehren wegen meiner gehler<br />
unb meiner vielen SEreuloftgfeiten;- beßhalb will it Slcte beS<br />
©rftaunenS erwetfen, baß fie mit not mit fo viel ©anftmuth<br />
unb Siebe ertragen.
— 113 —<br />
3. Act: 9Mne Unwürbigfeit ecfennen, wenn iä) alle<br />
biefe ©efühle nifyt in meinem bergen habe nad; ben SBorten<br />
beS heiligen Auguftin: Quid miserius misero non miserante<br />
seipsum; Noverim te, noverim me u. f. W. 3BaS gibt eS<br />
©lenbereS als einen aJlenfdjen, ber nidht einmal fein eigenes<br />
©lenb einfielt — „33töd)te idh bod) erfennen, o £err, was bu<br />
bift, mßdjte ich bodh erfennen, was iä) bin!"<br />
IL Art. 1. 3tet: Sorgfältig trafen über alle ftotjen<br />
unb eitlen ©ebanfen, bie in meiner ©eele entftehen, ich will<br />
fie fogletch ausklagen unb alle bem Anfdheine nach nodh fo<br />
widrigen Sorwänbe gurütfweifen, welche bie ©igenliebe er^<br />
finben fonnte; benn baS. £erg ergoßt fich fo leidet an biefem<br />
©ift<br />
2. Act: 9tie von mir felbft fpred^en, Weber ©uteS nodh<br />
©djledhteS, wenn eS nicht unumgänglidh nothwenbig ift.<br />
3. Act: Stnmer ben legten pafc, baS lefete Amt, bie niebrigfte<br />
SBefdjäftigung wählen unb xniä) bemühen, greube barüber gu<br />
empfinben, wenn ich verfannt, vergeffen unb veradhtet werbe.<br />
in. Art. 1. Act: ©erne bie Anberen loben, befonberS bie<br />
Abwefenben, vor allem $ene, gegen bie ich eine innerliche<br />
Abneigung fühle.<br />
2. Act: s Mdh nie ohne 9iothwenbigfeit entfdhulbigen; Wenn<br />
mir aber etwas gur Saft gelegt wirb, fo muß idh erfennen, baß<br />
iä) fchutbbarer bin, als man fagt, unb midh noch tiefer bemüthigen,<br />
als eS meine Auf läger thun; mich innerlich bemüthigen<br />
unb geftehen, baß idh biefe SDemiithigungen verbient habe.<br />
3. Act: aJJoglidhft Alles fliehen, was midh in ber Adhtung<br />
Anberer heben fönnte unb mit greubeit jebe ©elegenheit gur<br />
SDemiithigung annehmen. 3dh muß mir felbft 3Wühe geben A<br />
foldhe ©elegenheiten gu finben.<br />
„SBenn iä) in ber Ausübung biefer Acte ©chwterigfeiten<br />
begegne, will idh beßwegen nidht ben SJtuth verlieren, fonbern<br />
im ©egentheile nod; großmiithigere Anftrengungen machen,-<br />
burch baS ©ebet mein Qid gu erteilen; ich will meine Un*<br />
2Tnnaten LX. n 8
114<br />
wiffeuheit unb Schwäche beweinen unb mich Bekämen beim<br />
©ebanfen an fo viele Heilige unb bei ber ©rütnerung, baß<br />
3efuS ©hriftuS, ber (söhn ©otteS, aus Siebe gu mir fich fo<br />
tief verbemiithigt hat-<br />
„3
— 115<br />
um fo beutlicher fichtbar werbe, wähjenb er au biefem tro*<br />
leiten £olge, an biefem ©efäße ber ©d^m&d^e unb Unretnig*<br />
feit arbeitet Sann wirb bie ©hre feines SBerfeS gang auf<br />
i^n gurüdfallen, ohne baß ihm 3 e M
— 116 —<br />
bem Vrobe ber Srübfat gu nähren. Vermöge biefer ©anft^<br />
muth ertrug eS Herr be AnbreiS guerft mit ©rgebung, bantt<br />
mit 9?uhe unb gulefct mit Freube, Wenn ihn bie £
— 117 —<br />
SaS war au
— 118 —<br />
übcrminbeix, fonbern überwinben wir baS 33öfe burt baS ©ute.""<br />
©ott fei gelobt, bie SBolfen haben fit nat unb nat jerftreut<br />
unb laffen ben flarften Himmel fehen. D
— 119 —<br />
unterliegen mir, benn bann verläßt uns ber gute ißirte, ber :<br />
ja feine SBölfe hüten wiff, fonbent ©
— 120<br />
ber ©nabe, obwohl idj fte gar nicht verbient habe, geh weiß,<br />
iaß bie Heiligfeit nidjt barin befteht, biefe ©nabe ju haben,<br />
fottbern barin, ben uns von ©ott beftimmten ©rab ber SCugenb<br />
31t erreichen. 2)aS ift mein bem ich Stritt für<br />
Stritt nähern foll in bem 3ttaße, als mid) ©ott bie Abfielen<br />
feiner göttlichen Borfehung erfennen läßt; ich muß beten, baß<br />
fein heiliger 3Me an mir gefd^e^e unb ich muß ihn ausführen,<br />
ohne biefe ober jene ©abe für mich ju toünfdjett:Ipse dividit<br />
singulis, prout vult. @r felbft theitt allen aus, wie eS ihm<br />
gefällt."
propirt3 Hepublif Argentinien.<br />
Brief 6es ZTtifftonspriefters £)errn f}ecf, an f)errn Union<br />
^iat, ©eneralfuperior.<br />
örbbeben in %t Soljann be (üutjo.<br />
93ueno«*atreS/ 5. Dftober 1894.<br />
£od)würbiger &err unb geehrtefter SSater!<br />
bitte um Sbren heil. ©egen!<br />
Ser Seiegraph wirb Sh^en fdjon bie traurige 9ta$ridjt<br />
von bem fchreälid)en ©rbbeben in ©an $uan gebraut haben,<br />
wo unfere 3Jtitbrüber bie Seitung beS ©eminarS haben.<br />
©amftag ben 27. Dftober, gegen 4 a / 2 Uhr Nachmittags<br />
fanb bie fdjredffidje Äataftrophe ftatt, weldje faft bie gange<br />
©tabt ©an 3>uan, bie 26,000 ©inwohner gählt, gerftörte.<br />
Sie ©rinnerung baran wirb bei Allen unauSlöfchlich im ©e=<br />
bächtniffe bleiben, ©ott hat eS jebodj in feiner ©üte fo gefügt,<br />
baß baS Unglüd währenb beS SEageS gefdjah, fonft wäre wohl<br />
bie $ahl ber lobten, bie jefet gwölf nid)t über breitet, eine<br />
Viel größere gewefen. Sie genannte giffer begieht ftdj auf<br />
bie ©tabt ©an 3uan; benn bie Saht jener, Welche in ben<br />
anbern ^heilen ber Sßroving baS Seben eingebüßt haben, ift'<br />
noch unbefannt Ser materielle ©chaben ift unberechenbar;<br />
es gibt faft fein £auS, baS nid)t gelitten hätte.<br />
3m ©emittar hat bie göttliche 33orfehung gang befonberS<br />
über bie Sttnber beS hl- 33inceng gewagt. Ser ©uperior, igerr<br />
9Mfter unb igerr 33arela waren in ber gum ©eminar gehörigen
— 122<br />
$ird)e ©t. 2luguftm mit 33eic^t^ören beschäftigt, als fie auf<br />
einmal fo ftarfe ©chwanfungen beS BobenS bemerften, baß fie<br />
in aller ©ile in ben nahen $of liefen. Sa fa^en fie nun,<br />
wie bie S^ütme berÄirdje fo bebenflt^in'S ©djwanfen geriet<br />
then, baß von einem 3lugenbli(Je auf ben aubern ber ©infturg<br />
gu befürchten ftanb. 3)aS gefchah juni ©lüde nicht, aber bie<br />
rückwärtige SDlauer ber $ira bie ©eminariften in ihrem ©chtafgimmer ni^t fidjer<br />
finb, fo haben fie mehrere dächte in bem iQofe ber gum ©eminar<br />
gehörigen ©
123 —<br />
bem ©tu&e ©otteS. 2Bir wiffen nitt, ob bie fo $eimgefu$te<br />
©tobt fton am ©übe ihrer Seiben angelangt ift, ober ob baS<br />
bloß ber Slnfang ift. Wie ©rbftßße baiiern not fort, große<br />
©palten burtfurchen ben Stoben, aus weiten neue Duellen<br />
entfprirtgen, bereu SBaffer aber meift aftfarben unb von fähigem<br />
©eftmade ift; einige biefer Duellen finb wahre Springbrunnen,,<br />
weite baS Sßaffer bis ju 1 3Keter £öhe emporwerfen. 3 m<br />
Horben ber Sßrovtnj l;at ftd; etn neuer 33ulcan gebilbet, ber<br />
3iaut unb Sava auswirft, wenn anä) in geringer Spenge.<br />
3n ber ©tabt ©an 3uan hält fit baS SSoll aus gurtt Vor<br />
ben ©rbftöfeen von jebem ©ebäube fern unb lagert unter gelten<br />
auf päfeen unb in ©arten. Wie Aufregung unb £roftlofigfeit,<br />
bie unter ben Seuten ^errftt, ift nitt ju beftteiben.<br />
SBir tröften uns mit bem ©ebanfen, baß ©ott über uns Watt<br />
unb baß nittS ohne feinen heiligen 2BtUen geftieht.<br />
3t um 3hr ©ebet, bamit ber £err bie Sage ber<br />
Prüfung abflirje unb 3)Utleib habe mit ber ©tabt ©an 3nan<br />
unb befonberS mit bem Seminar.<br />
3u ber Siebe 3efu nnb äftariaS u. f. w.<br />
©. £ed, i. s. c. m»<br />
©nahen,<br />
jßgBfrljriebeit Iber
— 124 —<br />
©ie von Herrn -Jtugent herrührenbe Beilage bringt eine<br />
$ahl wirflieh Wunberbarer ©nabenerweife, welche burdj bie<br />
§ürbitte beS ©eltgen'erlangt würben.<br />
„Sßir geben hier/' fo heißt eS ba, „einige Auszüge aus<br />
"Briefen, bie wir als Antwort auf bie Schreiben erhielten,<br />
i>ur
— 125 —<br />
©abriet auf unb begann eine Novene, um burd) feine gürbitte<br />
baS Aufhören beS UebelS ju erflehen. Am ©nbe ber Novene<br />
war bie efethafte ^ranfheit ganj verfcfjwunben unb feine ©pur<br />
mehr bavon gu finben."<br />
2. (Sine anbere ^erfon fchreibt aus 5)3enft)lvanien: „ s £or<br />
einiger 3*tt hatte mir ber theure unb verehrte £err 3Wanbine')<br />
eine Reliquie unfereS feiigen 9Jtartl;rerS gegeben, ©in junget<br />
3Jiann War an einem Uphöfen gieber erfranft unb fdjon bem<br />
£obe nahe. Sie Aerjte hatten nur geringe Hoffnung, ihn<br />
am Seben ju erhalten. 3
— 126<br />
ihm von beut £obe unb von ber 9tothwenbtgfeit, bie testen<br />
©aframente gu empfangen, fprad^. ©erabe gu biefer $eit<br />
feeging man in SHiagara ein feierliches Xribuum gu S^ren beS<br />
fetigen Johannes ©abriet ^erbotyre. , Herr Halben, SMrector<br />
ber ©eminariften, empfahl ben Bruber ihrem ©ebete unb<br />
forberte alle gu einer üftovene auf, um vom feiigen 2Jtartprer<br />
bie ©nabe gu erlangen, ben Traufen burch ben Würbigen<br />
Empfang ber ©aframente gu einem guten £obe vorbereiten<br />
px fönnen.<br />
„Am ©c^tußtage ber SßoVene würbe ber SHrector ange^<br />
ne^m überraf^t: Beim Eintritte in baS Stornier beS BruberS<br />
t>vüdte biefer ben äBunfd) aus, gu beizten unb fich auf einen<br />
guten STob vorzubereiten. 3Wan unterfudjte ben Bruber unb<br />
fanb feine ©pur von bem vorherigen ©eifteSguftanbe. ©r war<br />
ruhig in feinen SBorten unb Hanbtungen unb was nod) auffaHenber<br />
war: er geigte nun eine große 3uneigung gu religiöfett<br />
Hebungen; er bat um baS ©rucifi£ unb fügte eS mit ben<br />
Reichen rührenber Anbaut. @S würben ihm alfo bie legten<br />
©aframente gefpenbet. ©r verftanb alles, was um ihn her<br />
gefchah uitb bereitete fich auf ben Uebergaitg in bie ©wigfeit vor.<br />
„SBähtenb ber gehn £age, bie nod? bis gu feinem £obe<br />
t>erfloffen, hatte er in gewiffen Augenblicfen noch viel gu leiben,<br />
«aber feine fötagefam über feine Sippen. @r verrichtete immer<br />
nur ©toßgebete unb Acte ber ©rgebuug in ben SBiHen ©otteS.<br />
— 127 —<br />
©aint^SoitiS (ÜRiffouri). Sefehrung. ©. 151.<br />
£ofpital be la 9Jfaternite (^enfplvanien). Teilung<br />
eines frebsfranfen SlinbeS; Sefehrung eines ©ünberS. ©. 152.<br />
Kollegium ©t. Äarl (Sirginien). Teilung eines jungen<br />
©eminariften. Leitung eines gelähmten 3JtäbtenS. ©. 153.<br />
So fton; igofpttat ©arnep. Sefehrung fünf franfer $ro=<br />
teftanten (1891). Teilung jweier 6erfranfen (1892). ©. 155.<br />
ben öfttid^en ©taaten. Sefehrung einer ^roteftantin<br />
(7. Stov. 1893, am gefte beS ©eligen). ©. 156.<br />
Baltimore. Leitung burt bie SJlebaitte unb Anrufung<br />
beS ©eligen. ©. 159.<br />
3it ben Weftliteu ©taaten. 3?it
128 —<br />
9? e u * D r I c a n 8. Teilung eines unheilbaren 2lugenttbelS<br />
(1891). ©. 174.<br />
S.0naIbfonville (Souifiana). Leitung eines an ben<br />
güßeit gelähmten MnbeS burd? bie Sluflegung ber Mebaille beS<br />
©eligen (1894). ©. 175.<br />
Rubere ©naben für fieibunb ©eele. ©. 177.<br />
9ßir wollen noch einige ©naben anführen, bie in anberen<br />
ßänbern erlangt würben:<br />
,3>n XereS (Spanien). Teilung ber ©räfin SBertemati be<br />
Saffaleta. ©:paitifd)e SluSgabe ber Slnnalen II. 33anb, ©eite<br />
323 — 327.<br />
^Rambouillet. Militäit>orbereitungSfd)ule (granfs<br />
rei$). Teilung ber barmherzigen ©d)wefter SRatymonb, SBrief<br />
vom 23. ©ept 1894.<br />
3n 3) er res, bei 33runoty (granfreicb). Teilung beS £emt<br />
p(jeufcpin. — Sörief ber ehrw. ©djwefter 9t.; November 1894.<br />
3nSB er vi er S (Belgien). Teilung ber grau Margaretha<br />
SßeeterS £amtote. — Srief vom 10. November 1894.<br />
©üblich erhalten wir nod) folgenbe Slufjäblung von ©na^<br />
ben, erlangt burd) bie glirbitte beS fetigen Märtyrers.<br />
©djwefter Sourrillon, Dberin tu SMerS^retonneujr,<br />
(©omme); erlangte ©nabe. — 33rtef vom 22. Dftober 1894. ,<br />
gamilie ©eSlin, in ©egrie (©arthe). -©rlangte ©nabe.<br />
SBrief beSfelben Saturn«.<br />
StnonpmuS aus Sluteuil. Sauf beut feiigen Märtyrer<br />
Johann ©abriel, 25. Dftober.<br />
gräulein be ©erre, Pfarre ©ainte=©lotilbe, SßariS. —<br />
Teilung 27. Dftober.<br />
©djwefter Margaretha Maria, in ©aint Griene, erlangte<br />
©nabe. 6. November.<br />
©djwefter ©hevaucherie von ber unbefledten ©mpfängniß,<br />
int jgaufe ©t. Sofeph, ©aint=^ol-be=Seon. Teilung von einem<br />
typhöfen gieber. 12. November.
— 129<br />
gräulein 8. ©oggi, in Appietto ((Sorftfa). erlangte ©nabe.<br />
27. November.<br />
gräulein<br />
%... s }?ariS. Reifung vom ^rebfe. 4. Sejbr.<br />
Sie für baS SBerf ber 3Jliffionen bestimmten Almofen, juet<br />
djeS unter bem ©djufce beS feiigen Sodann ©abriel ^ßerbotyre<br />
fte^t, mögen gefenbet werben an £errn Angeli, rue de Sövres,<br />
95, SßariS.<br />
frjbntöerfdjaft<br />
von fcerScbc^angd grifft.<br />
2Bir veröffentlidjjen barüber baS folgenbe ©d)reiben beS<br />
hl. 23aterS, baS fchon in einem ber vierteljährig erfcheinenben<br />
£efte biefer ©rgbruberfchaft abgebrudt würbe. SBir würben ge=<br />
beten, auch anbere ©chriftftüde hier aufzunehmen; ©^reiben<br />
an bie 3Kitglieber, ©riefe u. f. w. Ser Umftanb, baß man<br />
uns fo bringenb barum bat, ift gewiß ein ehrenvolles S^S 5<br />
niß für unfere Annalen, aber wir müffen gugleich eine (Srfläiv<br />
ung geben.<br />
Unfere Annalen haben ihren befonberen ©egenftanb: Sie<br />
©ongregation ber -äJiiffion unb bie 3Serfamntlung ber barmher*<br />
gigen ©chweftern. Ueber anbere Vereine unb 33ruberfchaften<br />
fönnten wir fleine 33eridhte unb fonftige AuSfünfte geben. SSor<br />
allem haben wir baS gethan begüglidj ber @rgbruberf$aft Von<br />
ber £obeSangft ©hrifti unb baS wollen wir audj heute thun.<br />
— Sßir haben auch f$ on niedrere Berichte bereit liegen über<br />
anbere Vereine, weldje ben beiben gatnilien beS heiligen 9Sincertg<br />
befonberS am bergen liegen; aber aus vielfadjen ©rimbert<br />
müffen wir uns einfdjränfen. Um fo mehr, als mehrere biefer<br />
Vereine audj ihre eigenen 3 e i*fd?riften haben: wie Annalen,<br />
Berichte u. f. w.<br />
Slnnalen LX. 9
— 130 —<br />
£eo XIII. papft.<br />
Jüm xmmexvoäfyrenbexi Jlttöen&ert.<br />
3Bie unfere Vorgänger, bie römifd)en ^äpfte, immer be=<br />
müht maren, fromme Vereine jur Pflege ber Anbaut unb<br />
ftenttebe mit befonberen ®&ren unb Vorreiten auSgujetchtten,<br />
fo wollen aud) mir es thun. bie ßaty biefer nüfeltchen<br />
Vereine gehört ohne 3toetfel auch bie fromme Vruberfd>aft<br />
von ber £obeSangft ©hrifti.<br />
SDiefe SSruberfd^aft mürbe in ber Kirche Unferer Sieben<br />
grau Von Vatfleurty in ber Siöcefe Styon juerft canonifd) er=<br />
ridjtet unb in furjer Seit h at fte int SBeinberge beS Herrn<br />
fo große unb reifliche $rüd)te hervorgebracht, baß unfer feltger<br />
Vorgänger SßtuS IX. burch ein apoftolif^eS ©^reiben vom<br />
18. 3ftärg 1865 fie für bie Stöcefe Spon jum SKange einer<br />
Leo P. P. XIII.<br />
-A.d perpetuum rei ixLeiXLoriana.<br />
De more Eomanorum Pontificum Praedecessorum Nostrorum,<br />
pias sodalitates ad pietatis et charitatis opera exercenda institutas<br />
peculiaribus honoribus ac privilegiis augere et locnpletare solemus.<br />
Harum in numerum frugiferarum societatum, exploratnm<br />
apprime Nobis est atque perspectum iure recensendam esse piam<br />
Confraternitatem cui ab Agonia Domini Nostri Jesu Christi nomen<br />
factum. Haec societas in Ecclesia titulo Deiparae Virginis,<br />
loci vulgo: „Valfleury" nuncupati, in dioecesi Lugdunensi erecta<br />
primum canonice fuit, ac tantos, brevi tempore, tamque uberes<br />
nacta est in vinea Domini fructus, ut eam fei. rec. Pius P. P. IX.<br />
Decessor Noster jam inde ab Anno MDCCCLXV, per Apostolicas<br />
Litteras die decima octava Martii datas, Archisodalitatis titulo<br />
pro Lugdimensi tantum dioecesi decoraverit. Octavo postea anno<br />
sedes memoratae Archisodalitatis e praedicta Ecclesia in principem<br />
domum Presbyterorum saecularium Gongregationis Missionis<br />
Parisiis, ex Apostolica item venia, translata est, addita quidem<br />
licentia alias ejusdem nominis atque instituti societates intra fines<br />
Gallicae Reipublicae aggregandi. Nunc vero cum liodiernus ipsius<br />
sodalitii Mo<strong>der</strong>ator Nobis exponendum curaverit maxima<br />
eandem societatem superioribus annis feliciter suscepisse in Domino<br />
incrementa, ob sedulam potissimum operam religiosarum
#<br />
131<br />
©r^bruberftaft erhob. 2ld)t $ahre fpäter mürbe mit apofto^<br />
lifter ©rlaubniß ber ©ifc ber ermähnten ©rjbruberftaft aus<br />
ber genannten ©tabt in'S Mutterhaus ber 3JlifftonSpriefter<br />
nat 5ßariS verlegt itnb jugleit bie ©rlaubniß gegeben, baß<br />
bie ©rjbruberftaft aut anbere Vereine beSfelben Samens<br />
innerhalb granfreitS fit einverleiben fönne. 9tun hat unS<br />
ber jefeige Seiter biefer ©rjbruberftaft auSeinanbergefe|t, Wie<br />
in ben lefeten Sagen biefeS 2Berf große $ortftritte gematt<br />
habe, vor allem burt bie ^Bemühungen ber barmherzigen<br />
©ttoeftern unb ber MiffionSpriefter, weite in allen Sailen<br />
ber SBelt biefe ©rjbruberftaft 31t verbreiten futen, unb hat<br />
jugleit ben fehnliten SBunft auSgebrücft, bie 6rj&ruberf
— 132 —<br />
jiSfuS 9M;arb, Äarbitialerjbifd^of von $ari3, wollen Wir biefem •<br />
2Bunf
133<br />
ber Slir^e, beten; unb gwar fönnen fie von ber erften SBefper<br />
bis gum Sonnenuntergänge beS SageS baburd? einen voHfom^<br />
menen Ablaß gewinnen, an folgenben Sagen: an ben gefien<br />
beS Seibens unfereS Gerrit ©brifti, nämltd): am SDienftage<br />
nad) ©ejragefimä, am gefte ßreujetftnbung unb Äreujer^ung,<br />
am britten (Sonntage im September, am britten Sonntage<br />
nad) Dftern, am ©rünbomierftag, wo ®t)rtftu» SobeSangft<br />
litt, am fyefte beS l;l. SDiSmaS am 24. April, am gefte beS<br />
% SStnceng t>. Sßaut, am gefte ber % Scbu^engel unb am<br />
greitage nach ^r grontei^namSoctaV. UeberbieS gewähren<br />
wir ben SDiitgliebern einen üofffommenen Ablaß, wenn fie einen<br />
ffllonat hinburcl) wenigstens einmal in ber SBodje über bie<br />
SobeSangft ober baS Seiben ©hrifti ober über bie Synergen<br />
ber feligften Jungfrau minbeftenS burch eine SBiertelftunbe eine<br />
33etra
— 134<br />
3Jionat£ nadj reumütiger Beizte bie hl. (Kommunion empfangen<br />
unb in einer ber oben genannten Äirdjen auf bie Meinung ber<br />
heiligen ^trtöe beten. Äußerbem gewähren wir für immer«<br />
Währenbe Seiten ben SKitgliebern einen Ablaß von 300 £agen,<br />
fo oft fie wenigstens mit reumüthigem bergen genannter Be«<br />
trachtung obliegen unb für ben ^rieben ber heiligen 5lir$e<br />
beten ober einem ©läubigen in ber ^obeSftunbe beiftehen.<br />
Alle biefe Abiäffe fönnen aud) ben armen ©eelen im gegfeuer<br />
jugewenbet Werben.<br />
(Begeben gu SRom am 23. Suni 1894. 3m 17. ^ahre<br />
unfereS ^ontificateS.<br />
Statt Seiner ßmineug beS ÄarbxnalS Jtampolltt,<br />
Hicolattö Ittaritti*<br />
SteUoertreter für bie 23reoen.<br />
Archisodalitas rite congregati pias pro Sanctae Ecclesiae pace<br />
preces effu<strong>der</strong>int, et quoties, juxta societatis statuta, cuilibet in<br />
mortis articulo constituto Christifideli auxilium praestiterint, tercentum<br />
dies de injunctis eis seu alias quomodolibet debitis poenitentiis<br />
in forma Ecclesiae consueta relaxamus. Quas oinnes et<br />
singulas Indulgentias, peccatorum remissiones, et poenitentiarum<br />
relaxationes, etiam animabus Christifidelium quae Deo in charitate<br />
conjunctae ab hac luce migraverint per modum suffragii<br />
applicare possint in Domino elargimur. Decernentes praesentes<br />
Litteras Nostras firmas, validas, et efficaces Semper existere et<br />
fore, suosque plenarios et integros effectus sortiri et obtinere, ac<br />
illis ad quos spectat et pro tempore quomodolibet spectabit in<br />
omnibus et per omnia plenissime suffragari et irritum esse et<br />
inane si secus super his a quoquam, quavis auctoritate, scienter<br />
vel ignoranter, contigerit attentari. Non obstantibus constitutionibus<br />
et ordinationibus Apostolicis, ceterisque contrariis quibuscumque.<br />
Datum Romae apud Sanctum Petrum sub Annulo Piscatoris<br />
die XXIII. Junii MDCCCXCIV, Pontificatus Nostri Anno Decimo<br />
septimo.<br />
Pro Domino Cardinali Rampolla,<br />
Nicolaus Marini,<br />
Subst. a Brevibtis.
f)flg $t\l ter ©rfdjrinimg <strong>der</strong> mmterlmrett<br />
PttaUlt*<br />
•*S3me geftlitfeiten gur Segehung beS Jahrestages finbeit<br />
not immer einen SBiber^aü unb wir mötten nittS<br />
bavon verloren gehen laffen für alle Jene, bie ber unbefledten<br />
Mutter vom bergen jugethan finb.<br />
SBtr wollen alle Seritte, befonberS jene, bie aus fernen<br />
Säubern fontmen, fo vottftänbig als möglit wiebergeben. —<br />
$ebot ift eS flar, baß wir uns bei folgen Seritten fürjer<br />
faffen müffen, weite in benfeiben SBorten biefelben ©efütyle<br />
ber Siebe auSbrüden.<br />
I.<br />
geftlidjfeiten tu ^rmtfret^.<br />
3m nörbliten granfreit h a * Sitte einen SeWetS feiner<br />
innigen unb lebenbigen grbmmigfeit gegeben: SDaS geft in ber<br />
.Äapette beS ©entralhaufeS ber ^rovinj war mehr ein garnilienfeft,<br />
jebot foweit eS ber enge Siaum geftattete, nahmen<br />
aut Auswärtige baran theil; bie S^ftnge beS UniverfitätS^<br />
©emiuarS matten eine fromme SBaHfahrt in bie Capelle.<br />
Sitte'SBajemmeS ftäfete fit ber ^odhmürbige $err SDetant<br />
glüdlit, bie Äenntniß unb Siebe Mariä zu förbern, unb ^atte<br />
ben Sroft, baS ganze Solf wiber alles ©rwarten in großer<br />
3ahl herbeieilen zu fehen.<br />
3n ben Sergwerfen von SermelleS entfernten bie gamilien<br />
ber Sergarbeiter bem Aufrufe ihres ©eelenhirten, unb<br />
feierten bie ©rftetnung in ber $irte „zum ^S^itofo^en";<br />
auf biefe 2Beife gaben fie ihrer Siebe für bie barmherzigen<br />
2limatcn LX. 10
— 136 —<br />
©
— 137 —<br />
unb vielleicht werben wir fpäter einmal bie berebte 2lnfprad)e<br />
bringen, welche ber hochwiirbigfte £err Sormoty in ber Sapelle<br />
beS £ofpitalS über bie wunberbare 9HebaiHe hielt. 35er 9lame<br />
v biefer ©tabt erinnert un£ aud; barait, baß ber junge ©olbat,<br />
£err 3$. im Kriege von 1870 burd) bie wunberbare SUtebaille<br />
gerettet würbe; er hebt bie -JKebaitte nod? immer auf, an ber<br />
eine preußifche Sugel wie an einem ©chtlbe abgeprallt War.<br />
©benfo würbe baS geft gefeiert in SUtontreuil, QueSnop=<br />
fur-Seüle, 2ftanS, ©able, ©enevrape, $ßennautierS, 3Jlarmanbe,<br />
3KarfeiHe, ta Seppe, *5ßeau, Souloufe, SarbeS. 3lHe biefe gefc<br />
lidjfeiten waren wie bie ©trophen eines einzigen harmonifdhen<br />
Siebes. 3n ber Siöcefe Sltre in 9Jiont=be=^arfan würbe baS<br />
geft burdh ein Söunber verherrlicht, von weldjem fdjon ©rwähus<br />
ung gefdhehen ift, unb baS weiter unten ausführlicher ergäbt<br />
werben foll.<br />
3n 2llbi wollte ber ho
^vuy:<br />
— 138<br />
SDaS £auS, baS fie in £heu£ auf belgifchem ©e&tete, nahe an<br />
ber beutfdjen ©renge gegrünbet haben, gebeizt vortrefflich unb<br />
von bort erhalten wir nun bie folgenben -Jiachridhten.<br />
„$a wir als Verbannte in frembem Sanbe leben unb<br />
aufeer ber ©rjiehung ber uns anvertrauten Sugenb unb ber<br />
gewöhnltd)en priefterlichen Verdatungen feine Xhätigfeit haben,<br />
fo hatten wir Weber einen folgen 3^lauf beS 33olfeS, noch bie<br />
herrlid^e $ßra$t ber anberen Käufer aufjuweifen. ©S war<br />
mehr ein ^amilienfeft, baS aber beSWegen nicht Weniger an«<br />
bärtig uttb troftreich verlief.<br />
„93tele SQBoc^en Vorher fehnten f
— 139<br />
Seim feierfi^en £otamte, ba£ ber SDefan be ©pa hielt,<br />
famen aus ber garten Umgegenb bie Sßriefter fyxhti. ©tner<br />
unferer Mitbrüber, £err prangen, tytelt eine Sobrebe auf bie<br />
feligfte Jungfrau von ber munberbaren Mebaitte mit einer<br />
Segeifterung unb Siebe, mie fie nur ein Äinb beS tyLSinceng<br />
für unfere gute Mutter haben muß.<br />
2lut unfere ^inber füllten fton in ber grühe eine ahnlite<br />
Segeifterung, unb feiten hörten mir einen fo genau au£*<br />
geführten ©efang, mie bei ben toter*unb fe
— 140 —<br />
naten berietet wirb, wirfen bie barmherzigen S^weftern fehr<br />
fegenSreid) bei ben Sträflingen bon Vigaun; aud) biefe armen<br />
SUtenfdjen follten an ber allgemeinen $reube ihren Sheit haben.<br />
9Jlan wirb gugleidh erfehen, wie biefeS SBefferungSfpftem einen<br />
heilfanten ©tnfluß üben fömtte, wenn man ber Religion in<br />
ihrem SBirfen fein «ginberntß in ben 2Beg legte; in biefer<br />
SBeife tarn bie Religion in Vigaun ihre fegenSreidje Shätigfeit<br />
entfalten.<br />
„An allen Sagen ber bem gefte vorauSgehenben Slovene<br />
war ty. SOiefe .mit Ausfefcung beS Allerhetligften; im Saufe<br />
beS SageS würbe bie Sitanei ber unbefledten ©mpfängniß<br />
gebetet. 3Jiit großem @ifer arbeitete man an ber Verfertigung<br />
von ©turnen unb anberem Sierrat^ für bie Verfd)önerung<br />
unferer Capelle, bie von Freitag an allmählich ein gang<br />
neues AuSfehen befam. SHefe äußeren Vorbereitungen matten<br />
auf alle Vewohner unferer Anftalt einen großen ©iitbrucf.<br />
Unfere ©efangenen waren ebenfo begeiftert wie unfere Sdhweftern<br />
felbft.<br />
„£)en gangen Samftag Waren wir an ber Arbeit, um ben<br />
Altar mit §tor gu gieren, ber mit 9iofen, Vergißmeinnicht unb<br />
9ttaßliebd)eit befäet war. ®ie SRifc^c hinter bem Sabernafel<br />
War gur Aufnahme ber Statue ber unbefledten Jungfrau reich<br />
gefchntüdt worben. Ser Hochaltar würbe Sonntag fertiggeftellt.<br />
Sie Statue aus unferem ArbeitSgimmer würbe von ben<br />
2Bäd)tern mit einer gewiffett reltgiöfen ©hrfurdht auf bett ihr<br />
bestimmten afe geftellt.<br />
„2)er folgenbe Montag war auSfdjließlid) bagu beftimmt,<br />
bie Veidjten unferer 240 ©efangenen abgunehmen, wobei unfer<br />
Seelforger von gwei anbern Sßrieficrn unterfiüftt würbe, fo baß<br />
an biefem Sage noch Alles fdjneU unb mit Drbnung fertig<br />
würbe. — 3wei große SDarftellungen ber SJtebaille waren an<br />
einem blauen Vanbe über ben beiben Seitenaltären beS % Sofeph<br />
unb beS Vinceng aufgehängt unb mit ^almen, Stlien unb<br />
9tofen vergiert, wogu uns bie Silber aus bem neu erfdjienenen,<br />
furgen Veridjte über bie $lebaille gum 9Jlufter bienten.
— 141<br />
„SDie Capelle ift enblidj feftlid) gef$mü
— 142<br />
„Um a
— 143<br />
IY.<br />
geftftdjfeiten in Zeigten*<br />
®ie „Semaine catholique du diocäse de Liäge" ($atho^<br />
lifdjeS SBodjenblatt ber SDiöcefe Süttich) braute einen intereffanten<br />
Söeridjt über bie wunberbare -Blebaille. allen<br />
Käufern ber barmhergigert ©chweftern in Belgien Würbe baS<br />
gefl mit großer Segeifterung gefeiert —<br />
3u AnS, wo baS ©entralhauS ber ^roving liegt, ift bie<br />
neue Capelle gerabe im Sau begriffen, toeS^Ib man baS geft<br />
nicht barin abgalten fonnte. SWian mußte ftd) beShalb auf bie<br />
viel Heinere proviforifdje Capelle befdjränfen, wobei fo viele<br />
©laubige erfLienen, als eS nur ber enge S^aum geftattete.<br />
©djufeveretne für SJläbdjen unb Snaben, öfyriftlidje 9Jtütter A<br />
©djufefrauen: Alle famen ber SRei^e nadj, um gu beten, ©beufo<br />
feierte baS £auS ber Vorfehung fein eigenes geft. Auf Sitte<br />
fonnten bie ermuthigenben SBorte angewenbet werben, wetd?e<br />
ber hwhto- $err 2)treftor ber ^roving gu ben barmhergigen<br />
©chweftern fagte: „©rinnern ©ie fich
— 144 —<br />
tmrdj bie $ürbitte ber unbefledten Jungfrau währenb ber VorbereitungSnovene<br />
eine Sefehrung.<br />
®er in flämif^er ©praChe gebrudte 33erüber bie Wunberbare<br />
SDtebaiHe war wie ein guter ©ame, ben man ausftreut<br />
unb beffen grüßte früher ober fpäter ju erwarten finb. —<br />
y.<br />
geftlidjfeiten in ©partieit*<br />
2Btr ^ben fod)attar fteHte bie ©rfcheinung ber<br />
feligften Jungfrau bar unb ein gefchidt verteiltes Sicht ließ<br />
bie ©injelheiten beS 33ilbeS gut ausnehmen; man hätte glatte<br />
ben fönnen, fid) im -äJlutterhaufe ju befinben. 35iefe fiiße<br />
©rinnerung bemächtigte ftdj aller ^erjen.<br />
„$m Umfretfe ber Capelle flatterten blaue 33änber, worauf<br />
2luSfprüd)e ber feligften Jungfrau au bie ehrwürbtge ©d)wefter<br />
Katharina ftanben. Slußerbem ftedten viele verriebene ovale<br />
Safeln bie ©injelnheiten ber wunberbaren SJfebatlle bar.<br />
„2lm $efttage war um 10 Uhr in ber großen Capelle<br />
feierliches £od)amf, wo bie ©eremonten mit erhebenber 9ftaje=<br />
ftät vor fid) gingen. Viel trugen hieju bei ber ©efang ber<br />
•Dläbchen be£ Kaufes unb verfdjtebene -Hiufifftüde, bie von ben<br />
Jünglingen aufgeführt würben. 9?ach bem ©vangeltum fprach<br />
ein P. Somintfaner vor ben anbädjtigen 3 u^ern über bie<br />
verfdhiebenen Umftänbe ber ©rf^einung. 2lbenbS war nach<br />
ber Vefper eine zweite ^rebigt unb zum ©bluffe ein feierlicher<br />
©egen.<br />
„•Jtach Veenbigung ber fird)lid)en ©eremonten ließen bie<br />
•Diitglieber ber SDlufifacabemie im großen £ofe ihre fdjönften
ßieber fyoxm. ©ehr rührenb ift eS unter anberem, baß alle<br />
^Beamten ber Sunta bie wttnberbare Sfflebaille tragen wollten/'<br />
VI.<br />
geftlid)feitert in Italien. fömrn 9Jlonte Sitorio*<br />
2Bir fyaUnf$on von ber ©inlabung geft>ro$en, weldje<br />
©e. ©minenz ber ©arbinal $aroc$i an baS römifdje Volf<br />
ridjtete, um baSfelbe aufzumuntern, an bem gefte ber wunber=<br />
baren SDtebaille im £aufe 9Konte ©ttorio teilzunehmen, ©ie<br />
fdjon vor<strong>der</strong> beftimmte geftorbnung würbe genau eingehalten,<br />
3>ie SUienge brängte fidj jahlrei^ in ber frönen ^ird^e ber<br />
Mfftonäre unb füllten ben breiten ©ang unb bie ©äffe bis<br />
auf ben von 3Jfonte ©itorto.<br />
SDie Kirche War herrli^ gefd)müdt. gwifdjen bem Söilbe,<br />
baS ben igodjaltar überragt unb bem großen Vogen, ber baS<br />
5ßreSbhteriurn von bem ©djtffe trennt, hingen fünf Leihen Sufter.<br />
©ine auffallenbe getreue SDarftelltmg ber ©rfMeinung ber felig^<br />
ften Jungfrau madjte auf baS VoH einen lebenbigen ©inbrud<br />
Ueber bem Shore, Welches in bie via bella SUUfftone ein=<br />
münbet, befanb ft
— 146 —<br />
©ine Stovern ging bem gefte voraus. £err ^ßarobi pre*<br />
bigte jeben Sag unb gum ©tluffe ber -KatmittagSanbatt gaben<br />
©e. ergbiftöflite ©naben, Mfgr. ShomaS ©• M., ben ©egen<br />
mit bem Allerheitigften. Vor bem SBegge^en fang baS SSolf<br />
mit befonberer Anbaut bie Anrufung: „D Maria, ohne ©änbe<br />
empfangen u. f. m.", melte von bem berühmten Maeftro ©apocci<br />
in Mufif gefefet morben mar.<br />
Jeben Sag beS SribuumS maren bie ©ommunicanten<br />
außerorbentlit ga^Ireic^. ©in ^Sriefter mußte jeben Sag bei<br />
ber ©ommunionmeffe, meldte immer von einem ©arbinal gelefen<br />
mürbe, bie % ©ommunion auSfpenben ^>etferx r ober beffer<br />
gefagt, bie heilige ©ommunion mürbe immer ausgefeilt vom<br />
Morgen bis junt ^ontificalamte.<br />
3tm erften Sage celebrirte baS feierliche £otamt Mfgr.<br />
Jafob ShomaS, ©rgbiftof von Abrtanopel; bie Abenbprebigt<br />
hielt ber hochto. fierr5ßrofeffor ©ucchi, ber megen feiner übergeugenben<br />
Sßorte von ben SRömern fo gerne gehört mirb. SDeu<br />
feierliten ©egen ertheilte ber ©arbinal ©eraphin Vannutetti<br />
Am jmeiten Sage celebrirte baS feierliche £o tarnt Mfgr.<br />
©arbt, Siftof von Anagni; bie Sßrebigt hielt ber berebte<br />
feffor Jgnaj ©alvatori aus bem vatifaniften ©eminar.<br />
SDer britte Sag, als ber Jahrestag ber ©rft einung, mußte<br />
fit burt not größere Sßratt ausjeituen. Vergebene ©ollegien,<br />
Vereine von Marienfinbern nahmen jene päfee ber<br />
Äirte ein, melte von bem Volfe not freigelaffen maren.<br />
©e. ©mineng ber ©arbinal 5ßarocti, Vicar ©einer igeiligfeit,<br />
celebrirte baS ^otamt. Unter Slbfingtmg ber Antiphone Ecce<br />
sacerdos magnus jog er in bie £irte ein, Wobei ihm hunbert<br />
Älerifer in ©horröden Vorausgingen, nämlit bie apoftolifte<br />
©tule beS £errn Valentini, bie ©eminariften unb ©tubenten.<br />
91at biefen famen gehn 2)iafone in Salmatifen unb ebenfo*<br />
Viele Sßriefter in ftafein.<br />
3111er Augen maren immer auf ben celebrirenben ©arbinal*<br />
Vicar gerittet, mährenb bie ©eremonien mit ber in Monte<br />
©itorio herfömmliten ©enauigfeit vor fit gingen. 9?at bem
— 147 —<br />
©oangelium hielt ©e. ©mineng eine £omilie über baS geft<br />
ber wunberbaren SäRebattte. SDamit fefete er bem gefte gleid^<br />
fam bie Slrone auf; feine begeifterten, frommen SBorte erfüllten<br />
bie Suhörer mit ^immlif^em Sichte unb heiliger greube.<br />
3toif(^en ben t>erfd)tebenen gotteSbienftlidjen ^anblungen<br />
unb währenb ber Sftofcene fam baS Volf gahlreid) in bie ©acriftei<br />
unb bat um 3JlebaiHen unb Brofchüren.<br />
Am Abenbe rebete SDlfgr. Binceng ©arbi in gewählter<br />
unb jugletch ergreifenber ©prache über bie großen SBunber,<br />
weldje bur$ bie SUtebaille gewirft würben. SDarauf hielt unter<br />
herrlicher Beleuchtung ©e. ©mineng ber ©arbinal bi 5ßietro<br />
ben ©egen unb fd)loß fo bie freier, Weldje in allen 2ln=<br />
wefenben neue greube unb neue Siebe gur unbeflecften, liebehoffen<br />
Jungfrau 3)iaria erwedft hatte.<br />
Rom. — 3n Janta Jtaria in Capella.<br />
®ie barmherzigen ©chweftern hatten in ben fcerfchtebenen<br />
Käufern in Sföom feine genügenb große Capelle, um DiefeS<br />
geft, baS ja gang befonberS ihr geft war, gu begehen, weshalb<br />
fie fi
— 148 —<br />
bigen ermahnte, an bent gefte teilzunehmen, baS in ber Strdje<br />
ber SDliffionäre in 3Jlonte ©itorio gefeiert werben fottte unb<br />
für welkes großartige Vorbereitungen getroffen worben waren.<br />
„3>eboch ber Sag fam immer näher, bie Arbeiter matten<br />
fid) unter getiefter Leitung an'S SBerf unb in einigen Sagen<br />
ift unfere Sapelle, bie noty aus bem 12. Jahrhunbert fyet*<br />
flammt, in vollem ©ä)mu
149 —<br />
ZU befommen, wollten benfelben bis jurn lefeten Slugenbltdfe<br />
nicht Verlanen; $ene, bie braußen warten mußten, iaUn bte=<br />
felben, ihren Sßlafe i^nen einzuräumen unb fagten: ,,©ie finb<br />
fdjon lange im ^Sarabiefe gewefen, laffen ©ie jefet auch uns<br />
ju ben güßen ber ^abonna fnieen!"<br />
„2)aS war baS einzige Unangenehme biefer fdjßnen Sage.<br />
SBelch eine greube war ber 2lnblid ber Volfömenge, wel
— 150 —<br />
P. S^fuiten, barattf ©egen, ben ber ©rgbifdjof SUlfgr. gaufti<br />
ertheilte.<br />
„27. Sftofcember. SDtefer gefegnete unb ewig benfwitrbige<br />
Sag nimmt womögltdj eisten nod) feterlidjeren ©^arafter an.<br />
5Jüt ber gabt ber Befucher wäd)ft auon<br />
©r. ©mineng ©arbinal ^ampolla, ©taatsfecretär ©r. £eitigfeit<br />
unb Sßrotector unfereS ^aufeS.<br />
„SDen gangen Sag über fommen bie Seute wie in ßeftän=<br />
"biger SBaHfahrt. 2Bir fcertheilennod) ben SReft ber Beriete,<br />
ungefähr gweihunbert; bie $ahl ber oertheilten 3JlebaiIlen fönnen<br />
tüir gar nid)t angeben. SDie Sßrebigt am 9lad)mittage würbe<br />
t)on einem 5)Sater aus bem Drben ber -Dümmen, nämlich t>on<br />
bem Pfarrer ber Kirche ©ant 2lrtbrea belle gratte gehalten,<br />
jener Kirche, wo £err SRatiSbonne bie ©rfMeinung ber wunberbaren<br />
Mebaitte hatte.<br />
„SDer ©d)lußfegen Würbe fcon ©r. ©mineng ©arbinal<br />
©eraphin Bannuteiii gehalten, Wobei i^nt gwei 9Jliffionäre aus<br />
bem ßaufe in ber Via beßa croce affiftirten, wie fie eS audj<br />
bte anberen Sage gethan hatten; außerbem Waren gugegen<br />
bie ©tubenten ber ©ongregation ber Brüber t>om % Binceng.<br />
$ebo
— 151 —<br />
„9Ba3 foffen wir nun von ben ©unfterweifungen unb<br />
-©naben fagen, bie Maria Vielen hat gu Sheil werben laffen?<br />
3Bir fennen fton viele auffaffenbe Gegebenheiten, anbere werben<br />
erft befannt werben, anbere werben 'bis gunt jüngften Sage<br />
verborgen bleiben."<br />
„Sie Menge entfernte fit lang]am unb faum beamtete<br />
©iiter bie glänjenbe Veleuttung vor bem portale ber ßirte<br />
unb um ben ©arten; ein bengalifteS geuer unb in ben Stiften<br />
ftmcbenbe VaffonS ma
— 152 —<br />
war; bie barmherzigen ©chweftern, weläje bie ©orge für ba£<br />
Sofpital haben, feierten baS geft in ihrer leiber nur gu fleinen<br />
Sapelle.<br />
$ür bie ©olbaten, weldje fidj burdj eine unfidjtbare Sraft<br />
gurrt ©mpfange ber % ©aframente ^ingejogen fühlten, war<br />
baS wie eine 9Itiffion. Am gefttage trugen fie gerabefo wie<br />
bie -Dtarienfinber bie 3KebaiHe gang offen gur ©djau. Siefe<br />
Bewegung hielt awä) bie folgenben Sage an. „©hrwürbige<br />
©djwefter," fagte ein franfer ©olbat gur Dberin, nadjbem er<br />
bie l;l. ©aframente empfangen hatte, „iä) bin fo gufrieben,<br />
als wenn ich ein großer £err geworben wäre."<br />
©in aitberer ©olbat fagte mit Shränen itt ben Augen:<br />
„D fuäjen ©ie mir in biefem Vudje baS fchönfte ©ebet gur<br />
feligften Jungfrau, bamit iä) ihr bamit banfen fönne."<br />
Jn ©affari in ©arbinien Würbe bei ©elegenheit biefeS<br />
gefteS ein Altar gu ©hreit ber wuttberbaren 2JlebaiHe errietet,<br />
©ine Jnfdjrift würbe auf Pergament getrieben, von Bengen<br />
unterzeichnet unb barauf mit ben Reliquien in ben Altarftein<br />
hinterlegt. ®iefe Jnfchrift, weld)e uns ber ©uperior beS<br />
Kaufes von ©affari, £err 9Mom, mitgeteilt hat, lautet wie<br />
folgt: „Jm Jahre 1894, am 26. November, haben wir 3)is<br />
bacuS Sftarongio, ©rgbifchof von ©affari, biefen Altar gu<br />
©hren ber unbeftecften ©otteSmutter, genannt von ber wutt*<br />
berbaren SJlebaiffe, confecrirt; gugleid) würben bie 9Mtquien<br />
ber heiligen SPtartprer JnnocentiuS, VenebtctuS, Vitalis, @ugeniuS,<br />
beS feiigen Johannes ©abriel 5)3erbopre unb beS h^<br />
VefennerS Vinceng von $aul im Altarftein niebergelegt —<br />
AHen ©hriftglä'ubigen wollen 2Bir heute für ben Vefuch biefer<br />
Sir^e ein Jahr Ablaß, unb am Jahrestage ber ©onfecration<br />
40 Sage Ablaß verleihen."<br />
*) Anno MDCCCXCIV die xxvi. mensis Novembris Ego Didacus<br />
Marongio, Archiepiscopus Turritanus, consecravi altare hoc in honorem<br />
Immaculata Dei Genitricis Marise (vulgo della Medaglia Miracolosa)<br />
et reliquias Sanctorum Martyrum Innocentii, Benedict!, Vitalis,
153<br />
' 3n ©atania auf ©icilien wollte ber ho^Wiirbigfte ©apU<br />
tular^Vicar in ^Begleitung zweier Stornierten unb aller göj^<br />
linge beS ©emiuarS an bem gefte tljeilne^nxen, baS in ber<br />
Capelle • ber JDliffionäre gefeiert würbe.<br />
Vor Slllem aber würbe in ©altanifetta baS geft mit großer<br />
bracht gefeiert ©ine würbige Vorbereitung barauf War bie<br />
großartige ©inlabung (Invito Sacro), weldje ber t;od)Würbigfte<br />
Vifdjwf ©uttabauro an baS Volf richtete,<br />
2Bir wollen baS £auptfächlid)fte barauS mitteilen:<br />
„©in neues geft, weldjeS für bie ganje 2Belt eine große<br />
greube fein wirb, würbe fürjlich vom heiligen Stuhle eiligefefet,<br />
nämlid) baS geft ^u ©hren jener ©rfdjetnung ber feligfteu<br />
Jungfrau, weldje ber betnüthigen ©djwefter beS hl- Vincenj<br />
von Sßaul, ber ©djwefter Katharina Saboure, in ber Capelle<br />
beS SDtutterhaufeä in gSariS am .27. November 1830 ju Sbeil<br />
Würbe, gn biefer ©efeheinung geigte bie feligfte S^ngfrau ber<br />
frommen einfachen ©eminarf chwefter bie SftebaiUe, wie fie geprägt,<br />
geweift unb verbreitet werben follte, unb welche Wegen<br />
ber vielen burd) fie gewirften SBunber unb erlangten ©naben<br />
bie „wunberbare" genannt wirb.<br />
„SDiefeS Reichen befonberer Vorliebe ber feligfteu $ung=<br />
frau für bie gamilie beS hl- Vinceuj von $aul, womit nun<br />
3lHe ihre 3lnbacht jurn großen Vorreite ber unbefledten ©m=<br />
pfängniß auSbriiden, würbe red)tsfräftig als vom Gimmel<br />
herabgefommen anerfannt. $u beffen ©h^e nun foH in Qu*<br />
fünft alljä^rlidh am 27, November ein geft mit eigener -äfleffe<br />
unb eigenem Officium begangen werben.<br />
„9Rit greuben fünbigen wir biefeS geft ben ©läubigen<br />
unferer SDiöcefe an unb wir wollen auch für unfere SDiöcefe<br />
vom hl. ©tuhle biefeS neue geft erbitten, baS ben ^inbern beS<br />
Beati Joannis-Gabrielis Perboyre et Sancti Confessoria Yincentii a<br />
Paulo in eo inclusis. —<br />
Et singulis Chris tifidelibus hodie annum unum et in die anniversario<br />
Consecrationis huiusmodi ipsum visitantibus, quadraginta<br />
dies de vera indulgentia, in forma Ecclesiae consueta concessi. —<br />
11*
— 154 —<br />
heiligen Binceng gewährt ift Aber gang befonberS wollen Wir<br />
gu ben ©laubigen in biefer ©tabt unb in ber ©emetnbe<br />
•TOuffomeli f:pred)en, welche burch eine befonbere ©nabe ©otteS<br />
mehrere Sahre lang fchon barmherzige ©d)weftern bei' fidj<br />
haben, welche ihnen burch ihre Berufsarbeiten fo otel ©uteS<br />
thun<br />
„®ie grüchte, Welche aus biefem gefte für bie Äirdje er=<br />
warfen werben, fann man barauS erfehen, weil bie Anbacht<br />
gur unbefledten Jungfrau in ihrer wunberbaren Mebaitte fo<br />
allgemein ift Unzählige ^>erfonen tragen biefeS wunberbare<br />
Beiden auf ihrer Bruft.<br />
„©erabefo wie wir ben Sag feiern, wo Wir baS ©capulier<br />
toont Berge ©armel unb ben heiligen SRofcnfranj, biefe unterfdjetbenben<br />
SRerfmale ber Verehrer -äftaria'S, oont Gimmel<br />
erhalten haben, ebenfo fott auch in 3ufunft ber 27. -Jioüember<br />
ein Sag ber greube fein für alle Seite, welche bie heilige<br />
SJtebaitte, biefeS wunberbare ©efd)enf ber mächtigen unb gütigen<br />
^immelsfönigin in unferetn Jgahrhunberte, oerehren...."<br />
Stun folgt eine berebte AuSeinauberfe^uitg ber ©iuttbilber<br />
auf ber SRebaitte. ©arauf fährt ber ho^würbigfte Bifdjof<br />
folgenbermaffen fort: „D gliidfelige Softer beS heiligen Bin=<br />
ceng, bem begeifterten Crange ©urer helbenmüthigen Dlächftettliebe<br />
folgenb, h a^t 3h* fc^oit feit langer $eit ein erhabenes<br />
Apoftolat gu ©unften ber gangen Wenfchheit ausgeübt, inbem<br />
)x ©uch gang bent einen $iele wibmet, bie ©chmergert aller<br />
Art gu linbern. ©uer Beruf führt @u$ gu genen, weld)e mx<br />
leibli^em ©lenbe gang niebergebrüdt finb unb 3h r würbet<br />
bereu tröftenbe ©itgel. 2)aS ift eS, was baS £erg ber feligften<br />
Jungfrau gerührt hat, bie wir ja anrufen als „baS «geil ber<br />
Traufen", als „bte Sröfterin ber Betrübten", ©ie will ©ure<br />
Eingebung belohnen unb ber SBelt geigen, wie angenehm ihrem<br />
mütterlichen bergen baS Apoftolat ber chriftti^en 91ächftenliebe<br />
ift. Sie 9Jlebatffe war ©ure fdjönfte Belohnung unb )x<br />
hättet feine beffere wünfdjen fönnen. ©ie ift bie ©hre ©urer<br />
religio) en gattttlie, fie ift wie eine I;immltfcl;e ©trahlenfrotte,
— 155 —<br />
meldte fit auf.gut ^erabfenJt; fie mirb ©ure ^eiligen SBerfe<br />
iu neuem Sitte erglängen laffen.<br />
„Ja bie erhabene Mutter unfereS £eilanbeS legt ©ut<br />
mit ber Mebaitte ein mächtiges Mittel in ©ure jungfräulichen<br />
£änbe, um bie Äranfl&eiten. beS bergen« unb baS ber ©ünbe<br />
fotgenbe ©lenb gu linbern.<br />
„2Benn Jhr fie auf ber Stuft beS Äranfen befeftiget, ber<br />
im ©lauben manft, fo mirb fie in feinem bergen biefeS fofi*<br />
bare @ef
156 —<br />
gnoscant te, sicut et cognoscimus, quoniam non est Deus<br />
praeter te, Domine, innova Signa et immuta mirabilia.<br />
(Eccli. XXVI, 5.-6.)<br />
„Aber noch eine anbere Aufgabe würbe ben Softem beS<br />
^eiligen Vinceng von ber feligften Jungfrau übertragen, als<br />
fie ber ©djwefier Saboure erfdjien. $taria hielt eS nidbt<br />
unter ihrer SBürbe, fidj in menfdjlicher ©eftalt ber bemüthigen<br />
Jungfrau gu geigen, welche um biefe große ©nabe gebeten<br />
hatte, ©ie erfcheint ihr weiß gefleibet, mit einem" blauen<br />
©djleier, unb würbigt bie glttdliche ©eberin einer Vertrauli=<br />
chen Unterrebttng. Sie göttlidje Butter briicft ihr- ben SBurtfch<br />
aus, unter ihrem -Kanten einen Verein unter ben Jungfrauen<br />
gegrünbet gu fehen, ber gum ßweä hätte, in ben -ättitgliebern<br />
bie Siebe gur Feinheit unb bie ©ehnfucht nach bem Gimmel<br />
angufachett, Was bie «igimmetsfömgin bur$ baS Weiße ©ewanb<br />
unb ben himmelblauen ©cl;leier auSbriicfert wollte. Saher nun<br />
biefe unabfehbare ©d;aar djriftltdjer Jungfrauen, welche ftd)<br />
nach ben erhabenen Sugenbbetfpielen ihrer göttlichen 3Jlutter<br />
bilben, bereu -Kanten fie tragen itnb welche barm ben ©eift<br />
9JlariaS mit ben Sugenben beS ©hnftenthumS in ben djrift'<br />
lidjett Familien verbreiten.<br />
„Um bie Söelt tn fütlidjer Vegiehung gu beffern unb gu<br />
heben, gibt eS nun fein leidjtereS Littel, als baS Sßirfen ber<br />
Jungfrau, welche in ber ©djule beS ©VangeltuntS ergogen unb<br />
nach ben Vetfpielen jener gebtlbet würbe, bie ba angerufen<br />
wirb als bie gang ©d)ötte, gang Steine unb Unbefledte.<br />
„3Jföge alfo bie 3ftebaille ^JiartaS wie eine foftbare $erte<br />
glätigen auf ber Vruft ber djriftlidjen Jungfrauen; möge ftdh<br />
bie reine flamme ber ©otteSliebe in ihren bergen entgünben.<br />
2Bte bie feiigen Jungfrauen im Gimmel, weldje bem Santrne<br />
folgen, wohin eS geht unb ein neues Sieb fingen, fo mögen<br />
aitdh bie Jungfrauen auf Srben ihre ©timmen erheben gu<br />
bem neuen Soblteb ihrer maMofen Königin unb immer wie=<br />
herholen: „D 3Jtaria, ohne ©ünbe empfangen, bitte für uns,<br />
bie wir gu bir unfere 3uflud;)t nehmen!''
— 157 —<br />
3Kit biefen berebten SBorten wanbte ft
— 158<br />
3Sn allen Käufern unferer ©djweftern ^errfc^te bie gleite<br />
Begeiferung. ©o nahmen bie Spriefter in einem gang f leinen<br />
£aufe über 400 Beteten ab: ©in großer Sfyeil beS bortigen<br />
SDorfeS ging gu ben Zeitigen ©aframenten, unb bie ©eiftlichfeit<br />
beteiligte fich ffetßtgan beut $efte.<br />
vni<br />
$epd)fettett iu Elften.<br />
2lud) oon ben lüften unb ben Bergen SlfienS erheben fich<br />
Sob- unb ©anfgefänge gum Gimmel gu ©hren ber feligften<br />
Jungfrau üon ber wunberbaren -DJebaille.<br />
SluS ©mtyrna fchreibt bie ehrwürbige ©chwefter Sftairet,.<br />
Dberin im £aufe ©t. SJfaria, an ben £errn ©eneralfuperior:<br />
„@S ift unnöthig, 3h nc n,<br />
m ein hochgeehrter Bater, gu<br />
f&gett, baß ade Softer iu ©mt;rna wetteiferten, unfere<br />
urtbefledte 9ftutter in ben feftlicf) gefdjmtüdten Capellen gu<br />
ehren. 3)aS £auS ©t. SJiarta, baS ja auf befoubere SBeife<br />
ber feligften Jungfrau geweiht ift, burfte nifyt gurüdbleiben.<br />
3eber wollte gum ©$mttd ber Capelle beitragen, ©ine junge<br />
fdjtSmatifdje ©riechtn, früher Högling unferer ©djweftern, bie<br />
eine gef^idte Malerin ift, ftellte fich ben ©djweftern gur Berfitgung,<br />
unb jeben Sag fam fie weit her, um bei ber Borbereitung<br />
gu helfen. BefonberS freute eS uns, baß bie ©laubigen<br />
ooit ©mtyrna mit foldjer Anbaut gttr xtnbefledt empfangenen<br />
Jungfrau beteten. 2lm Borabenbe Waren bie Beichtftühleumlagert<br />
nidjt bloß t>on -Karienftnbern, fonbern and) toott<br />
oielen SDamen, welche ben oollfommenen Slblaß gewinnen<br />
wollten. SDer twd)Wiirbigfte ©rgbifdjof las felbft unt 7 Uhr<br />
bie heilige SReffe, wobei fehr oiele Seute commitmcirtert; bie<br />
Capelle erwies ftd) aitdj als üiel gu Hein.<br />
„Um 9 Ubr wollte ber hoigfte ©rgbifchof auf feinem<br />
Shron bem feierlichen ^od;amte anwohneu, welkes ber ©uperior<br />
beS Kollegiums celebrirte. SlbenbS War Befper unb ^rebigt;
- 159 — •<br />
am ©chluffe hielten ©e. ergbifdjöflidjen ©nabett felbft ben feier*<br />
liehen ©egen. SWit großer SBegeifterung fangen bie Sinber.<br />
2Rit greuben ftrömten bie Seute htn unb fangen von Beuern<br />
baS Te Deum, um no
— 160 —<br />
$lü
161<br />
X.<br />
geftlidjfetteu iu 9?orfc5lutertfa*<br />
Mexico.<br />
3fn SWejfico fteht ber Verein ber SDfarienftnber in ganz<br />
befonberer Vlüthe, ffianfbeS großen ©iferS ber SDtiffionäre,<br />
bie fid) bemühen, auf biefe SBetfe bie barmherzigen ©djweftern<br />
ju erfefcen, nachbem biefe burch bie revolutionäre Regierung<br />
vertrieben würben. SDiefeS neue geft ber unbefledten 3ung=<br />
frau würbe alfo mit ben größten greubenSbezeugungen aufgenommen<br />
unb gefeiert.<br />
£)ie großen unb Keinen ©eminarieu haben baran S^eil<br />
genommen. 2luS bent ©emirtar von SJteriba in ber Provinz<br />
3)ucatan wirb uns berietet:<br />
©roß war unfere greube bei ber 9tad>rt
— 162 —<br />
was in jener beoorgugten Capelle gefd)e.hen war, bilblid) bar=<br />
aufteilen.<br />
„2)ie furge Seit, bie uns pom gefte no$ trennte, würbe<br />
ju eifrigen Borbereitungen oerwenbet. Als enblich ber Borabenb<br />
beS XribuumS, ber Abenb beS 24. Stotoember anfant,<br />
fd)ien ein füßer grtebe, ein befonberer ©egen über bem S^ale<br />
St Sofepl) gu ru^en. Sittel war fertig. 2)te Söglütge beS<br />
$ßenfionateS hatten ftdj burch eine anbächtige SRobene t>or6e^<br />
reitet, 3hre Capelle mit ihrem fchonen, garten ©chmude machte<br />
einen fehr angenehmen ©inbruef. SDie fdjöne ©tatue im<br />
beitSgimnier hatte feinen anberen ©$mu(J nöthig; nur baß<br />
Oon ihren täuben ©trahlen ausgingen, unb ber SDtoub unter<br />
ben güßert ber feligften Sungfran ein fanfteS Sicht Oerbreitete.<br />
3m Seminar ift alles gef^ntadooll ^ergerid^tet, alles ift in<br />
ungewöhnti(hem geftfehmud, um jene gu begrüßen, bie allein<br />
bur$ eine unbefledte ©tnpfängniß auSgegeidjnet War. SBeiß,<br />
©olb unb Blau Weddeln in fchönfter Uebereinftintmung ab.<br />
Um bie ©rbfugel, auf ber 3Jtaria fleht, fteUt ein glor, blau<br />
unb rofenroth, bie SMorgenröthe bar, währenb oon ben Rauben<br />
ber feligften Jungfrau ©trahlen ausgehen. Auf ber rechten<br />
©eite beS Altars fteüt ein ©emätbe bie ehrwürbige ©chwefter<br />
Saboure bar, Wie fie in ber -JJadjt bie befannte ©rfMeinung<br />
hat; biefeS ©emälbe ift mit mohlriedjenben Blumen unb mit<br />
, ©olb- unb ©überblättern umrahmt. Unterhalb finb bie äßorte<br />
gu lefen, bie für uns Alle fo troftreid) finb: „$omm gu ben<br />
©tufen biefeS AltarS; ba werben ©naben herabftrönxen auf<br />
©ich unb auf alle jene, welche barum bitten werben, Arm<br />
unb 3toch." gerner lieft man in ©olbbu^ftaben, in gtiidlidjer<br />
Auswahl oertheilt, bie oerfd^iebenen AuSfprüd£)e ber felig*<br />
ften Jungfrau: „®iefe ©trahlen finb baS ©innbilb ber ©naben,<br />
wetdje bie feligfte Jungfrau allen jenen erlangt, welche fie<br />
barum bitten." gerner ein anberer AuSfprud), ber befonberS<br />
auf bie s $rooing ber Bereinigten ©taaten Begug hat, unb beS=<br />
halb unfern ©^weftern befonberS theuer ift, nämlich: „@ine<br />
religiöfe Berfammtung Wirb fid) mit ber eurigen oereinigen;
o — 163 —<br />
it wünfdje baS, urtb ©ott wirb bie Vereinigung fegnen."<br />
3luf bem gußgefieff ber ©tatue beS heiligen Jofeph itnb bie<br />
Sßorte gu lefen: Te Deum laudamus, Welte ben anberen<br />
SBorten vor ber ©tatue beS heil. Vinceng entfpreten: Laudate<br />
pueri Dominum, gerner erinnert bie Sarftellung einer tnien*<br />
ben ©eminarftwefter an unfere vielgeliebte ©ttoefter Äatha*<br />
rtna Saboure.<br />
„2lber unfere theuere Äirdje Ijat noch viel mehr Steige,<br />
jebodj wollen wtr ntdjtS mehr bavon ftreiben; auf baS ©ine<br />
Wollen wir nur not aufmerffam machen, baß fit um baS<br />
große ©tiff ein breitet, bunfelblaueS Vanb herumgieht, wel*<br />
teS einer Snfdjrift in golbenen Vutftaben alt ©runb bient,<br />
bie 18 3^11 hot ift; nämlit bie Sintiphon beS gefteS: Tota<br />
pulchra es Maria et macula non est in Te. Su bift gang<br />
ftön, o Maria, unb fein Mafel ift an Sir.<br />
„Über bem ©hör ftehen bie Sßorte: Laudate Mariam<br />
(Sobet Maria) in filbernen Vutftaben auf weißblauem ©runb;<br />
biefe SBorte foHten angeigen, baß an biefem Drte Sittel nur<br />
gum Sobe Marias beitragen foH. Qroti auSgegeitnete Warfen*<br />
fpteler vereinigten ihre Accorbe mit ben mättigen, anbättigen<br />
Sönen ber Drgel. Sie Mufif beS SribuumS fann nitt genug<br />
gerühmt werben, fei eS, was bie Süttigfeit beS ©horeS, fei<br />
eS, was bie 2tnbatt beS VolfeS betrifft. Vom begeifternben<br />
©efange beS ©horeS unwiberftehlit fortgeriffen, vereinigte eS<br />
feine ©timme mit ben ©ängeru, befonberS, wenn von $dt gu<br />
Seit baS Allen fo theuere ©ebet gefungen Würbe: „D Maria,<br />
ohne ©ünbe empfangen, bitte für uns, bie wir gu Str unfere<br />
3uflutt nehmen. 0 Maria, sine labe eoncepta, ora pro<br />
nobis, ad Te recurrentibus." SaS war ber immer Wiehes<br />
fehrenbe ©tlnß^erS, ber allein baS ©ebet beS VolfeS am beften<br />
auSbrii<strong>der</strong>t fonnte. Man erinnerte uns fogar an bie SBorte<br />
beS feiigen ©rgbtfd;ofS von Valtimore, Monftgrtore ^enrid; er<br />
pflegte namlit gu fagen, wenn er bei ben ©eremonien in<br />
unferer Äirte gugegen war: „Man rn&tteglauben, baß ©höre
von ©ngeln ba herabgestiegen feien, um uns einen 93orgef
— 165 —<br />
granfreich vor jebem anberen Sanbe gum Vaterlanbe wählen:<br />
würben.<br />
„2lber WaS ^at granfreidj getrau unb WaS t^ut eS fe|t A<br />
baß eS verbient, fo vor aßen Völfern ber ©rbe bevorzugt 31t<br />
werben? SDiefe frage fteHt fid) ber Verfaffer beS Vu$eS vott<br />
ber wunberbaren 3JJebaitte; unb biefe frage fcfywebt au
— 166 —<br />
„SDarattf Wieberl;olte ber 5)3rebiger fetnerfeits bie SBorte.<br />
beS Johannes ©uns ©cotuS, biefer unvergänglichen $ierbe<br />
ber Äirdje in Urlaub: „Dignare me laudare te, Virgo sacrata:<br />
SBürbige mid), ©td) gu loben, o heilige gungfrau!"<br />
©arauf fefete er auSeinanber, welch heÜfame Sehreu 3ftaria<br />
burd) ihre ©rfd)einung ber gangen SBelt gab, unb tote fel;r<br />
mir Alle burd) i^rc ©rfcbeimtng geehrt werben.<br />
„©ie Btfdjöfe ber Bereinigten ©taaten," fo fagte er am<br />
©djluffe, „haben bie unbefledte ©mpfänguiß gu itnferem ©d;u^<br />
fefte gewählt, bevor fie noch junt ©laubenSfafee erhoben worben<br />
war; bie folgenbe Betätigung beS, 1)1. ©tuhleS war für uns<br />
ein großer 9iuhm. SBir müffen alle Sage unfere SBibmung<br />
an unfere unbefledte -Kutter erneuern, in beftänbiger $eilig=<br />
Mt leben unb burd; unfere Anbadjt gu 3JZarta, weldje bie<br />
Feinheit felbft ift, geigen, welch einen Abfcheu wir für alle<br />
bie böfen Uebel haben, bie uns git (iberftuthen brohen, g. B.<br />
ber 5DlormoniSmuS, bie gügeHofe AuSgelaffenheit, bie facrilegif$eit<br />
©hefcheibungen.<br />
„greue bid), 2Beib, baß bein ©cfd)led)t auSerwählt würbe,<br />
ben bttrd) ben Mann angerichteten ©d?abeu wieber gut gu<br />
machen. Ahme bie Feinheit -Dlaria'S naä), rufe fie um ihren<br />
©d)u| an mit ben SBorten, welche bie feligfte Jungfrau felbft<br />
in ihrer ©rfcheinung geoffenbart hat: D 9Jcaria, ohne ©ünbe<br />
empfangen, bitte für un£, bie wir gu bir unfere gufludjt nehmen!<br />
„9Jiontag, am 26. November, celebrtrte £err Savegeri,<br />
^ifftonSpriefter, unb unfer ©eelforger. ©r fonnte nid)t bei<br />
allen unferen geierlichfeiten babei bleiben, weil gleidjgeitig<br />
auch in ©mmittsburg ein Sribuum gefeiert würbe, wo er bem<br />
Pfarrer öerrn Slavanagh T^clfeix mußte; biefer beutete bie<br />
(Gelegenheit, um unter ben ©djülerinnen von ©t. ©uphentta,<br />
bereu Seitimg unferen ©d^weftern anvertraut ift, ben Berein<br />
ber 3Jtarienfinber einguführen.<br />
„Aber ber 27. November war wahrhaft ein Sag rühren^<br />
ber unb foftbarcr ©rinnerungen, bie uns jebeSmal wieberfel;ren<br />
werben, fo oft wir biefeS geft begehen werben.
— 167<br />
„Unfer großer ©arbinal Mfgr. ©ibbont hatte fton Bei<br />
Vielen ©elegenheiten bettriefen, weite Siebe unb weitet<br />
tereffe er für bie Äinber bet % Vinceng habe; unb aut biefet<br />
Mal, obwohl mit ©eftäften überhäuft, wollte er et nitt<br />
unterlaffen, an unferem gefte gu nehmen. Montag Abenbt<br />
fam er an, unb am folgenben £age feierte er bat ^ontifical=<br />
amt, wobei £etr Sennon, unfer Sireftor, presbyter assistens<br />
war; alle anberen Aemter würben von ben sprtefiern unb<br />
Seminartften aut bem Seminar ©t. Maria beforgt, bat unt<br />
fo fehr gugethan ift.<br />
„SBelt ein herrlitet Stauftriel bot unfere ßirte Währenb<br />
bet 5ßontificalamtet burt ben ©lang ber ©eremonien<br />
unb ben tabellot autgeführten ©efang; StUet trug bagu bei,<br />
bie ©eelen in gehobene Stimmung gu verfemen unb, fo. viel<br />
et möglit ift, bat ©lü
— 168 —<br />
„Saufenb von SDtebaiffen würben Währettb biefeS Srt=<br />
buumS verteilt, ba wir einem jeben Vefudjer eine gaben.<br />
„©egen -Btittag braute uns baS folgenbe Seiegramm bie<br />
Sßünfche beS ho$würbtgften ©rjbifdhofs Von-Sinännatt:<br />
Giucmnati (Ohio) 27. 1894.<br />
„2)ie ©chweftern vereinigen ftch mit mir unb mit allen<br />
©läubigen, um für bie SfJtebaiHe ju bauten. Empfehlen ©ie<br />
uns unferer unbeflecften 2Rutter." f 2B. & ©Iber.<br />
/r9Sie£e fromme ^ßerfonen, miteinbegriffen bie ©eminariften<br />
unb ©tubenten beS ©ollegiumS unb ©emtnarS ©t. 9Jlaria, befugten<br />
bie Kirdje ben gangen -Kachmittag hwburdh. Auch bte<br />
Knaben unb ÜJtäbchen von ©t. ©uphemia {amen in Sßroceffxon<br />
mit bem £erat Pfarrer Kavanagh, einem innigen Verehrer<br />
•Jftaria'S, an ihrer ©pifee; SCte trugen an einem blauen Sanbe<br />
bie -ättebaille, benn fie waren am SDtorgen in ben Verein ber<br />
•Jttarienfinber aufgenommen worben.<br />
„©egen ©onnenuntergang war Vefper unb feierlicher<br />
©egen. Als ber SBtberhall unfereS SieblingSgebeteS „0 Maria<br />
sine labe concepta" Verfluttgen war, fam eS unS fehr fchwer<br />
an, baß bie Sage biefeS frönen gefteS fo fdjnett vorüber ge=<br />
gangen waren; benn Wir wiffen, baß ähnliche ©nabelt feiten<br />
einem 9Jienfchen zweimal in feinem Seben ju Sheil werben.<br />
„Jnbent wir bie SBorte beS 3JtifftonSpriefterS £erw 3Wac<br />
SDermott, bte er an unfere ©chweftern tu ©aint SouiS (äftif*<br />
fourt) richtete, auch au f anwenben, fönnen wir fagen:<br />
„SDaS ift in SBahrh^it unfer Sag, ber Sag unfereS heiligen<br />
unb eblen SriumpheS. SBeldj eine ©hre, eine bemüthige, barm*<br />
herzige ©$wefter ju fein! Kann uns ber ©tanz beS ©otbeS<br />
Zu einer gleiten Sötirbe erheben? ®iefer Sag bringt uns<br />
nodh näher ber Duelle.aller Siebe, ©ott felbft"<br />
„Sfftöge bie urtbefletfte Jungfrau äftaria, ihrem Verfpredjen<br />
gemäß, ftdj unfer erinnern, ba fie bie zärtliche unb liebevolle<br />
•ättutter ber betben gamitien ift. 2Jtöge-fie nicht bloß unfere<br />
©dhufewaiterin fein, fonbern in ihrer überfließenbett 33arm*
169<br />
$erjtg!eit au
— 170 —<br />
gewährten geiftigen Vorreite gunuge gu ma^cn. SaS Sefret^<br />
in fpanifter ©prate gebrutft, würbe in ben £ageSblättent<br />
toeröffentltdjt, an ben Äir
— 171 —<br />
XII.<br />
$epd)fetten tu ©öbamerifm<br />
AuS Brafilien, aus ber Siepublif Argentinien unb 5)3eru<br />
finb uns bie erbaulidjften Beriete gugefommen.<br />
AuS Sirna (Sßeru) ftreibt ©chwefter ©aftagnet:<br />
„An jebern Sage beS SribuumS fang ein Prälat baS<br />
£od)amt. SHe BolfSmenge war fo groß, baß bie $irdje, ofc<br />
gtctd^ fehr geräumig, biefelbe nicht faffen fonnte. Am 27. 9lo--<br />
oember oeranftalteten wir eine ^Sroceffton; eS erfchienen babei<br />
alle -Jftarienfittber unferer Käufer, externe unb interne mit<br />
i^ren gähnen. SDie ^3roceffion nahm ihren SBeg burch bie<br />
Moftergänge, bur$ ben ©arten beS ©entralhaufeS unb über<br />
ben 5ßla|, ber bie $ird)e unb baS ^auS umgibt. ber<br />
SDlitte beS Kaufes ftanb ein mit Silien gefchmüdfter Altar, wo<br />
ein -Stäbchen aus ©anta 3tofa einen 9Beiheact an bie feligfte<br />
Jungfrau oorbetete. ©in anberer Altar war im ©arten er=<br />
rietet, gu Welkem eine prächtige SBeinlaube hinführte, bie im<br />
Monate November gang voll Srauben ift; ein 3M>chen aus<br />
bem $aufe ©t. AnbreaS las einen gweiten SBeiheact vor, unb<br />
her britte würbe von einem 9Käbd)en aus ©t. Anna in ber<br />
ilirche nach ber 5]3rebigt oorgebetet.<br />
„2)ie AuSfdjmücfung ber Borber feite unferer ^irdje fanb<br />
allgemeines Sob. Sit ber Kirche war bie große fdfjöne ©tatue<br />
«aufgeteilt, welche mir bie 3Jtutter £aüarb- bei meinem Auf*<br />
«enthalte ttt ^SariS gefd)enft §at, unb Weldje je|t bie gange<br />
©tabt Sitna gur BeWunberuttg hinriß.<br />
„3nt ©entralhaufe Von ©übamerifa in -äflariana (Bra^<br />
filiert) begaben fidj bie Zöglinge unb bie Sffiatfenmäbdjen auS<br />
ber Anftalt ber ©chweftern, ungefähr 200 an ber ga^l, in<br />
weißer Äleibung mit ber äRebaiHe gefdf)mü(ft, tn ^3roceffion in<br />
bie Kirche beS ©eminarS, um bem ^ochamte beiguwohnen. ©o<br />
waren bie beiben gamiliett beS hl. Binceng oereinigt, um gemeinfam<br />
bie feligfte Jungfrau in ihrer Wttnberbaren SJiebaitte<br />
gu verehren.
172 —<br />
„$ie Kapelle bot einen fehr frönen Anblid, fie fdjteu<br />
von einer weißen, geheimnisvollen SBolfe eingehüllt; benn e£-<br />
Waren ba 220 ©eminariften im ©horrod mit ber 3Jfebaiffe<br />
auf ber Vruft. S)ie Böglinge beS großen Seminars h a *teuan<br />
ihrer ©pi£e ihren ^3rofeffor ber Sfftoraltheologie, £errn<br />
©hanavat, unb bie Söglinge *>eS fleinen ©eminarS waren angeführt<br />
von zweien ihrer ^rofefforen, ben Herren ©aftalbo unb<br />
©efranceSchi- Sta^ bem ©vangelium beftieg $err ©ornagtiottobie<br />
Kandel, welker fchon feit 40 fahren baS ©eminar leitet<br />
3n einer Witnberfdhönen unb zu gleid)er Seit bo$ für Alle<br />
leicht verfiänbltdjen 5prebigt erzählte er bie ©ef dachte biefeS<br />
großartigen gefteS. ©r erinnerte fidh noch von feiner Kinbheit<br />
her an beffen Urfprung unb verfolgte beffen ©ntwidlung, biseS<br />
enblid) unter bie titurgifdjen gefte ber Kirche eingereiht<br />
Würbe, ©eine ©rzählung von verfdjiebenen SBunbern unb 33e=<br />
fehruugen entlodte vielen Subbern Shränen. 33ei ©inbruchr<br />
ber -Jlacht erfc^ien baS ©eminar auf ber Vorbereite beleuchtet;,<br />
bie 3RufiI beS ©eminarS führte verriebene heitere ©tüde auf,<br />
währenb bie zu gleicher Seit veranftalteten $euerwerfe bie all=<br />
gemeine $reube zum AuSbrude brauten.<br />
„3>n ^ortatezza in ber Provinz ©oara (Vrafilien) würbe<br />
baS $eft im £aufe ber barmherzigen ©chweftern begangen.<br />
SDie 300 -Bieter lange gront beS igaufeS war l;errlid) gef^müdt<br />
„SaS ©eminar unb bie übrigen ^auSleute Waren beim<br />
feierlichen Hochamt zugegen, aber bie Kapelle war letber viel<br />
ZU Hein. Nachmittag um 5 Uhr famen Vefudjer aus allen<br />
unferen Anftalten; bie ©ärten, bie VeranbaS, Alles war voll.<br />
3ene gSerfonen, weld)e Sutritt in bie Kapelle erlangen fonnten A<br />
wohnten ber fdjönen ^ßrebigt bei, wobei auch bie Sßroceffion ftattfanb.<br />
SDer Anblid war ein feenhafter, benn bie Nad^t begann<br />
hereinzubrechen, unb jebeS Kinb, arm unb retdj> trug eine verfdhiebenfarbige<br />
Spapierlaterne. An ben früher bejeidjneten Drten<br />
fammelten ftch bie ©ruppen. 35aS ©eminar unb bie Kinber<br />
fpaarten fidh um bie unbefledte Jungfrau unb ftimmten baS<br />
Ave maris Stella an. SDarauf folgte eine furze, warme An-
— 173 —<br />
fpradje; bevor ber Sprebiger fdjrtoß, [teilte er an baS Volf unb<br />
bie Äinber bie grage: „SBem mottet ihr euch weisen ?" 3He<br />
Stnber unb baS Volf antworteten einftimmig: „SDtarta, ber<br />
unbeflecften Jungfrau." — „SBen wollet ihr als Königin unb<br />
Herrin?" — Unb bie gange SDtenge antwortete: „SJfaria, bie<br />
unbefledte Jungfrau/' — „Steine Äinber, Wert Wollt ihr gur<br />
Butter haben?" — „3)tarta, bie unbefledte Jungfrau," war<br />
bie abermalige Slntwort. hierauf würbe baS SBethelteb ge=<br />
fungen. Unb beim immer wieberfehrenben ©d)luf$verfe „Stimm,<br />
o Jungfrau, biefe ßrone", festen gwei SDtäbcheit bie Ärone<br />
unferer unbeflecften 3Jtutter auf's igaupt.<br />
„SDarauf nahmen bie ©eminariften ben ©efang wieber<br />
auf: in einer 9teihe vorbeigiehenb empfing Seber von ihnen<br />
eine SDtebaitte, bie er mit älnbadjt füßte. Qu glei^er 3eit<br />
würben allen Seuten SDtebaillen ausgefeilt. 2)ie unabfehbare<br />
VolfSmenge, bie auf bem $ta|e ftanb, fagte, nodj nie habe<br />
man etwas ähnliches gefehen."<br />
Vahta (Vrafilien) im £aufe von ©atnpo ba polvota<br />
wnrbe baS geft in folgenber SBeife begangen:<br />
„2Bir hatten tn 2lmerifa gwar nid)t bie reiben Ornamente<br />
wie in granfreid), aber bie grömmigfeit unb ber ©laube' beS<br />
VolfeS erfefete biefen Langel. Äaum würbe baS geft in Vahia<br />
befannt, fo fprad) man überall von ben Vorbereitungen für<br />
ben 27. November, von einer feierlichen ^roceffion, von einem<br />
^onttficalamte u. f. w. 3)ie SKarienftnber, bie, ©ott fei 3>anf,<br />
hier fehr gasreich finb, betradjteten baS geft gang als baS<br />
ihrige, was ihnen aud) ber Qm ©uperior fagte, ba ja ihr<br />
Verein burdj bie ©rfdjeinung ber feligfteu Jungfrau fetne<br />
©riinbung gefunben habe. Ser hodjwürbigfte ©rgbifdwf nahm<br />
gütig unfere ©inlabung an unb hielt SDtorgenS unb 3lbenbS<br />
ben feierlichen ©otteSbienft, itnb wir hatten baS ©lüd, einen<br />
ber berühmteften 3tebner ber ©tabt, einen brafilianifdjen ^3riefter,<br />
ben Steffen 9Jtfgr'S be -fitacebo, gu hören.<br />
„SlbenbS fartb bie ^roceffion ftatt, woran bei 400 3Karien=<br />
finber theilnahmen, Stile weiß gefleibet, einen Siliengweig in
— 174 —<br />
ber iganb, einen £rang von SRofen auf bem Raupte unb mit<br />
einem blauen ©iirtel gur ©rmnerung an bie ©rfteinungen<br />
ber feligften Jungfrau. Ser $ug bewegte fit burt bit gange<br />
©tabt, et folgten ©e. ergbiftöfliten ©naben, fe^r viele ^riefter<br />
unb eine unabfeßbare Menge VolfeS. Niemals ^atte man ein<br />
folteS ©taufpiel tu ber alten ©tabt Vahia gefehen. Man<br />
war gang voll Vewunberung beim Slnblide biefer triftliten<br />
Jungfrauen, man warf ihnen SRofen unb ftöne V turnen*<br />
fträuße gu; aber nitts vermotte ihre Vefteibenhett gu ftören.<br />
©leitfam ein 9latfpiel biefeS ftönen STageS erlebten wir im<br />
^ofpitale; gegen Slbettb, wo bie nättlite ©titte alle bergen<br />
gur ©ammlung ftimmt, veranftalteten über 200 Äranfe, vene=<br />
gianifte Saternen tragenb, eine ^ßroceffion im großen ©arten,<br />
unb eS War Wirflit rührenb gu fehen, wie aut bitfz ttnglü
175 —<br />
giurnS 1 ) tu Sujan ftatt, welches bie tugenbhaften Softer beS<br />
heiligen Binceng von Sßaul mit foldjer AuSbauer unb £in=<br />
gebung leiten. @S galt näntlidEj, eine ber gasreichen ©rfcheim<br />
ungen gu feiern, bereu bie feligfte 3ungfrau baS menfd)liche<br />
&tfä)kä)t gewürbigt hat.<br />
„3)iefeS geft, Wethes gwar ni
— 176 —<br />
gerudj, ber bie Sltmofphäre reinigt, fo baß fid) fein giftiger<br />
unb töbtlicher Sßefthauch verbreiten fann. 2)aS ift ber ©runb,<br />
warum wir fo gerne unfere Slugen von ber ©itelfett unb bem<br />
©lenbe ber SBelt abwenben, um uns an biefem göttlichen ©d&au*<br />
ftriele gu wetben.<br />
„35er Jahrestag ber ©rfMeinung ber Wunberbaren Webaille<br />
mürbe jmar in befcheibener SBeife von ber geiftlichen<br />
gamilie ber barmherzigen ©
177 —<br />
Södjter hier 3fönen banfbar finb, baß fie uns biefeS $eft erwirft<br />
haben. SDie ©eiftlichfeit, baS $olf, bie 3Jtarienfinbet<br />
Waren ganj entlädt 2)er ^oc^mürbigfte §8ifd)of will, baß<br />
eine ber Kirnen als Nationalfirche ber feligften Jungfrau von<br />
ber wunberbaren 9JtebaiUe geweiht werbe."<br />
©S Würbe baju bie $farrftrd)e ber Union auSerfehen,<br />
welche unweit von ber ©tabt 3ttontevibeo liegt.<br />
„2)ie ©rridhtung beS Altars," fdjreibt bte Dberiit beS<br />
Kaufes, ©djwefter ®ufour, „verlangt eine Vergrößerung ber<br />
Kirdje unb folglich aud) große Koften. 2Bie fott baS gesehen?<br />
2>aS Weiß nur bte feligfte Jungfrau. Sie Ausführung biefeS<br />
planes wirb ein weiterer beweis für bie 3Jla
178 —<br />
itung aufgegeben gu haben. Aber fiehe, in ber Morgenbäm*<br />
merung bet 27. November war feine Sßolfe am Gimmel gu<br />
fehen, ber Morgenftem ging ftrahlenb auf, um 6 Uhr erfchien<br />
bie ©onne in ihrem vollen ©lange, unb wir hatten einen<br />
immberfchönen Sag.<br />
„Sie Kirchen unb Capellen ber beiben gamilten bet heiligen<br />
Vinceng in Montevibeo unb in ber Union fonnten bie<br />
gahlreid) herbeigefomntenen ©läubtgen nitt faffett.<br />
„3t fann nicht mit ©tillfttoeigen übergehen bie ftone<br />
Sobrebe auf bie wunberbare Mebaitte, weite Mfgr. Barette,<br />
©eneralvicar ber SDiöcefe bei Vegimt bet ^ontificalamtet bei<br />
ben barmhergigen ©ttoeftern im ©t. Vincenghaitfe hielt. @r<br />
hatte gunx £e£t bie äBorte aut bem erften Vute gSaraltyo*<br />
menon gewählt, bie im ©rabitale ber geftmeffe gu lefen finb:<br />
Becordamini memorabilium eius, quse fecit: signorum illius<br />
e.t iudiciorum oris eius. gn brei fünften entwidelte<br />
er bie brei ©lieber bet Sehtet unb manbte fie auf bat geft<br />
an, inbem er geigte 1) bie rührenben SBunber bei ber ©rfteinung<br />
Maria't, ber feligften Jungfrau. 2) Sie Matt ber<br />
MebaiHe, bie ftt in fo vielen SBunbern gegeigt hat. 3) Sie<br />
mißlichen ßehren, bie in jenen SBorten enthalten finb, bie<br />
Maria, bie unbefledte Jungfrau, felbft gebrochen unb an alle<br />
fatholifdhen ©t;riften bet ©rbfreifet gerietet hat. Viele<br />
hörer vergoffen Spänen vor Führung.<br />
„gaft gu berfetben ©tunbe verfammelten fit bie Marien*<br />
finber unb bie ©läubigen in ber Pfarre ©orbon bei ben barm*<br />
bergigen ©ttoeftern in ber ©traße ©olonia, währenb unfere<br />
Pfarre ber Union burdh bie 3lnwefenheit Mfgrt. ©tella beehrt<br />
tvurbe, ber bie Äommunionmeffe lat.<br />
„Sie barmhergigen ©chweftern vereinigten fit mit ben<br />
Miffionären, um mit ihnen gemeinfam bat geft gu begehen.<br />
Sanf ber Mühe ber barmhergigen ©chweftern Würbe unfere<br />
Äirte bem großen gefte entfpretenb geftmüdt. SBirflit ft ß n<br />
erftien bie feligfte Jungfrau auf bem mit ßilien umgebenen
— 179 —<br />
Simone uttb voll Milbe fd^ien fie auf bie ju ihren giißen<br />
fnieenben Jungfrauen herabgubliden, welche fie als ihre Mutter<br />
befennen unb im Triumph h^umtragen wollten. SDtefe front*<br />
men Vereine flößen burdb ihre feftbegrünbete Stugenb Artung<br />
ein, unb auf bie ©efellf^aft, welche mehr unb beffer civtliftrt<br />
ift als man in ©uropa glaubt, üben fie einen fo mädjtigen<br />
©influß aus, baß bie öffentlichen Ausübungen beS ©laubenS,<br />
Wie j. B. bie ^5roceffion, wieber ju Recht unb ©hren gefommen<br />
ift.<br />
„2Bir genießen in ber Union ooHe Freiheit, unb ©ivil unb<br />
3Jlilitar wibrnet uns feine Unterftü^uitg, fo oft wir barum<br />
anfügen.<br />
„©in großes fatholifd)eS Stagblatt Don Moittevibeo: EI<br />
Bien betreibt baS geft folgenbermaßen:<br />
geft ber wunberbaren Mebaille in ber Union.<br />
Auf 5000 fann man bie ber ©laubigen fd^äfeen,<br />
welche ftdj geftern jur geter biefeS gefteS verfammelten. Sie<br />
hervorragenbften gamilien waren babei oertreten, (Run folgt<br />
eine lange Reihe oon tarnen.) SDie Marienftnber auS Moittevibeo,<br />
ßorbon, Union unb Aguaba, bie meiften weiß gcfleibet,<br />
waren ebenfalls gugegen. ©egen 3 Uhr waren bie brei ©chiffe<br />
ber Äird^e bud)ftäblich voll, unb wegen Raummangel mußten<br />
itod) viele Seute in ber ©äulenhaHe, auf ber ©traße unb auf<br />
bem anftoßenben $ßla|e bleiben.<br />
„Bor Allem sogen bie Marienftnber bie Aufmcrffamfeit<br />
auf fich; um ihre reichert gähnen fnieenb waren fie wirflich<br />
ein berebteS Bilb, in welkem fid; ©laube, Unfchulb uttb reine<br />
Siebe gur feligften Jungfrau in wttnberbarer SQBeife vereinigten.<br />
10 Minuten nad) 3 Uhr hielt Mfgr. ©oler, ber Btfcfcof ber<br />
Siöcefe eine glänjenbe Aufpräge; er fchilberte bartit bie $err=<br />
lichfeit ber £imntetSfömgin, er geigte, wie itt bem Maße, als<br />
bie Anbaut gu Maria unter ben Bölfern abnimmt, auch
180 —<br />
jurüdfgehen, unb wie im ©egentheile bie Völfer groß unb ftarf<br />
<strong>der</strong>ben, wenn ihre Siebe unb Anbaut ju einer fo fettigen<br />
Uftutter junimmt,<br />
;/3um ©d^Cuffc fagte ber ^o
181<br />
„3Jiit bem feierltd)en ©egen f^loß ber ho^toürbigfte 33t=<br />
fd)of biefeS geft, Wethes in unferer reügiöfen ©efdjidjte einen<br />
neuen 3luSgangSpunft btlbet unb einen neuen UmfdjWung in<br />
unferer Stepublif fenngeidjmet, weil es bie Verehrung ber<br />
melsfönigirt ausbreitet ®en SEödjtern beS tyil SBinceng unb<br />
ben MfftonSprieftern bringen wir beß^alb unfere aufrichtigen<br />
©lüdwünfche bar/' 1 )<br />
3)er ^rop^t tub einft ade Stationen unb Völfer ber @rbe<br />
ein, ©ott gu loben: Laudate Dominum omnes gentes, laudate<br />
eum omnes populi. ^nbem wir bie Steide ber Seridjte<br />
aus allen feilen ber 2Mt fließen, fönnen Wir ebenfalls<br />
fagen, baß bei biefer ©elegenfyeit alle Stationen ©ott lobten,<br />
inbem fie feiner göttlichen -Btutter, ber unbefledten Jungfrau<br />
von ber wunberbaren SJiebatHe ihre ^ulbtgungen barbrachten.<br />
3nbulte +<br />
©urd) baS ^nbult vom 12. Stovember 1894 wirb bie<br />
©rlaubniß gewährt, jebeS gahr baS geft ber wunberbaren 5Bte=<br />
baille in einer frembert Äirdje gu feiern, wenn bie Capellen<br />
ber SJtifftonäre ober ber barmhergtgen ©chweftern nicht fyn*<br />
reid)enb finb; in biefem gatte fönnen alle ^ßrtefter in ber<br />
fremben Kirche bie SDtefe beS gefteS lefen. 2)aS folgenbe Vreve,<br />
beffen SBortlaut wir noch nidjt mitgeteilt haben, erthei.lt auiefer §8eric£)t mar fcfyon gebrutft, at§ mir neue Briefe erhielten<br />
über baö geft in
— 182 —<br />
poRkommenex Jlßfafj<br />
fann gewonnen Werben in allen Äapeflen ber Mtffionäre unb ber<br />
barmherzigen ©chweftern ober in einer anbern Strebe,Wo baS $eft<br />
ber Wunberbaren Mebaitte begangen Wirb.<br />
3US Bebingungen finb vorgetrieben ber anbächtige ©m*<br />
pfang ber tyil. ©acramertte unb Befuch einer Äird?e ober Capelle<br />
ber Miffionäre ober ber barmherzigen ©chweftern. SDiefer<br />
2tbtafi fann gewonnen werben von ber erften Befper beS gefteS<br />
bis Sonnenuntergang beS folgenben £ageS. SDiefer Ablaß<br />
fann auch ben armen Seelen im gegefeuer jugewenbet werben.<br />
Leo PP. XIII.<br />
Universis Christifidelibus praesentes litteras inspecturis salutxm<br />
et Apostolicam Benedictionem. Ad augendam fidelinmreligi<br />
— 183 —<br />
gaEtö bie Miffionäre ober barmhergigen ©chweftern feine ge=<br />
eignete Kirche haben, fönnen fie mit guftimmung bet VifdjofS<br />
bat geft irt einer anberen Äirdje ober Capelle feiern, wobei<br />
fie ebenfalls ben genannten vottfomtnenen 2tblaf$ gewinnen<br />
fönnen, ber aud) ben armen ©eelen guwenbbar ift<br />
©egeben gu Siorn am 17. 9tov. ©iltig für gehn Saljre.<br />
ISfoffmadjf,<br />
ieben Sag in ber Capelle bet Mutterfjaufet ber barmherzigen<br />
©cbtoefftrn bie 33otivmeffe ber feligften Jungfrau gu lefen.<br />
Ser «öoc^roürbigc ^err ©eneralfuperior hat an ben heiligen<br />
Vater bie Vitte gerietet, baß ein jeber ^riefter gu jeher<br />
gahreSgeit in ber Capelle bet Mutterhaufet ber barmhergigen<br />
©chweftern in Sßarit bie Votivmeffe von ber @rfd)etnung ber<br />
feligften Sungfrau von ber wunberbaren MebaiHe lefen bürfe,<br />
felbft Wenn bat SCagetfeft ein duplex wäre.<br />
Sie heil. Mtencongregation gewährte fraft ihrer vom<br />
heil. Vater erhaltenen Vollmalt biefe Vitte für alle jene 5ßrte*<br />
in eeelesiastiea dignitate constitutae munitis eadem prorsus adhibeatur<br />
fidesquae adhiberotur ipsis praesentibus si forent exkibitse<br />
vel ostensae.<br />
Datum Romae apud Sanctum Petrurn sub Annulo Piscatoris<br />
die XVII. Novembris MDCCCXCIV, Pontificatus Nostri anno<br />
deeimo septimo.<br />
Pro Domino Card. De Ruggiero.<br />
Nicolaus Marini.<br />
Concordat cum originali:<br />
_A.lefrid-u.s Milon,<br />
Secr. Congr. Miss.<br />
Congregationis Missionis.<br />
Reverendissimus dominus Antonius Fiat, Superior generalis<br />
Congregationis Missionis a Sanctissimo Domino Nostro Leone<br />
Papa Xni. Privilegium humilüme expetivit, quo cuilibet Sacerdoti<br />
in publico Oratorio Parisiensi adjecto Domui prineipi Filiarum<br />
Caritatis, Missani votivam quovis anni tempore celebrare liceat<br />
propriam de Manifestatione B. M. Y. Immaculatae a Sacro Numismate;<br />
etiamsi officium ritus duplicis oceurrat. Sacra porro<br />
Sinnalen LX. 13
— 184 —<br />
fter, weldje biefe Kapelle als SBattfahrtSort befugen wollen.<br />
Ausgenommen finb jeboch bie $efte erfter unb ^weiter Klaffe r<br />
alle 3JluttergotteS=$efte, bie prtvilegirten Sonntage, gerien,.<br />
Vtgitten unb Dctaven.<br />
®aS SDecret ift gegeben am 11, Säuner 1895 unb ift<br />
giftig für immerwährenbc Seiten.<br />
©djon mehrere SDtöcefen unb religiöfe ©emeinben haben,<br />
um baS neue Officium von ber ©rfcheinung ber feligften 3ung=<br />
frau Von ber wunberbaren 3JiebaiHe angefügt unb baSfelbe<br />
erhalten. 2Bir fönnen folgenbe SDtöcefen aufzählen: Amatft<br />
(Statten), Albi, AmienS (granfreid)), Alife (Statten), ^ariS-<br />
(granfreid)), ©iubab Sftobrtgo (©panten), ©ambrai, $erpignait A<br />
©vreu£ (granfretd)), Acireale (Statten), Dran (Algier), ^ort=<br />
au^rince (&aiti), SimogeS (granfretdh), Dria (Statten), u. f. w..<br />
Von ben verfdhiebenen ©ongregationen finb ju nennen:<br />
bie Dratorianer in Perugia, bie Kapuziner ber Sßrovinj ©avopen,<br />
ber Drben beS heil. Spannes von ©ott in ber 5)3ro=<br />
vinj granfretd?, bie 9Jtariften it. f. w.<br />
^Knfere JlttttaCen.<br />
SDaS jweite £eft ber franjöfifchen Annalen ift etwas vor<br />
ber feftgefefeten geit erfLienen; unb fo foll eS aufy in Bufunft<br />
Kituum Congregatio, utendo facultatibus ab eodem Sanctissinio<br />
Domino Nostro sibi specialiter tributis, ita precibus benigne annint,<br />
ut sacerdotibus tantum piae peregrinationis cansa illuc accedentibus<br />
et sacrum ibidem facturis expetitam Missam votivam<br />
liceat celebrare; exceptis Duplicibus primae et secundae classis,<br />
quovis fes^o Deiparae, necnon Dominicis, feriis, Vigiliis Octavisque<br />
privilegiatis: servatis Kubricis.<br />
Contrariis non ob stantibus quibuscumque. — Die 11. Januarii<br />
1895.<br />
Card. C. Aloisi-Masella, Praefecto.<br />
A. Tripepi, secretarius.<br />
Concordat cum originali:<br />
-AJLefricLu.s MÜlon,<br />
Secr. Congr. Miss.
— 185 —<br />
fern, bamit bie anbeten SluSgaben immer näher am Anfange<br />
jebeS Vierteljahres erf feinen fönnen.<br />
Sitte angefünbigten Ausgaben erfdjeinen, SDanf beS SiferS<br />
ber beiben gamüien, gang regelmäßig; unb atte 2luSgaben,<br />
englifdje, beutfdje, fyantfd^e,ttalienifihe, polnifdje haben in<br />
ihrer SluSftattung eine Vottfommenheit erreicht, bie wir aner*<br />
fennen müffen, unb welche bie Sefung nod) angenehmer ma=<br />
djen Wirb.<br />
* *<br />
*<br />
2)aS £ eben beS £errn be SlnbreiS, baS bisher in ben<br />
Slnnalen in mehreren 93rudjftii(fen erfreuen ift, wirb jefet gu=<br />
fammen in einem 33udje in Dctati (155 (Seiten) herauSge=<br />
geben. Sie wenigen (Sfcetrtplare, bie abgezogen würben, finb<br />
beim ^ßrocurator beS -BtutterhaufeS rue de S&vres 95 gu haben.<br />
äßir geben auch eine 2lufgähtung ber SebenSbefchretbungen<br />
fcon üerfdjriebenen SDtitgliebern ber ©ongregation; eS finb nur<br />
jene, bie wir gerabe bei ber £anb haben; wennuitS aber noch<br />
anbere befannt gegeben werben fottteu, werben wir biefe eben=<br />
falls gern tieröffentlichen. SDie Vrofdjüten, welche in ber fol=<br />
genben ßifte fcorfommen,finb gewöhnlidj 2luSgüge aus ben<br />
Slnnalen.<br />
Yie de M. Jean-Marie Aladel, pretre de la Mission. Paris, 1873.<br />
Un vol. in-12 de 300 p.<br />
Vie de M. Almeras, deuxieme Superieur general de la Congregation,<br />
de la Mission. Paris, 1839. Un vol. in-8 de 115 p.<br />
Life of the yery Rev. Felix de Andreis, of the Congregation<br />
of Mission. Baltimore, Kelly, 1861. Un vol. in-12<br />
de 276 p.<br />
Mgr. Jean-Henri Baldus, de la Congregation de la Mission,<br />
vicaire apostolique du Kiang-Si (par M. l'abbe J. B. Serres).<br />
Mauriac (Cantal.) Kossman- Becker , 1892. Un vol. in-18 de<br />
168 p.<br />
Eugene Bore, XV° Superieur general de la Congregation<br />
de la Mission. Notice biograpliique (par M. Pemartin). 2e edition.<br />
Paris, 1879. Un vol. in-8 de 372 p.<br />
13*
— 186 —<br />
Eugene Bore, Superieur general de la Mission et des Filles<br />
de la Charite, par Leonce de la Rallaye. Paris. Delhomme,<br />
1893. Un vol. in-8 de 300 p.<br />
Yie de Leon Brancourt, nsvice de la Congregation de la<br />
Mission. Paris, 1894. Brochure in-8 de 45 p.<br />
Notice biographique sur le Venerable Clet (par M. Vauris).<br />
Paris, 1853. Un vol. in-12 de 166 p.<br />
Vie du Venerable Frangois-Regis Clet, pretre de la Mission<br />
et martyr, par Mgr. Charles Bellet. Paris, Bloud, 1891. Un vol.<br />
in-4, illustre, de 176 p.<br />
Yie du Venerable FranQois-Regis Clet, pretre de la Mission,<br />
martyrise en Chine, par M. Demimuid. Paris, 1893. Un vol.<br />
in-8, illustre, de 435 p.<br />
Notice sur M. Narcisse Corby, pretre de la Mission, ancien<br />
superieur du petit seminaire de Montpellier. Paris, 1887. Brochure<br />
in-8 de 24 p.<br />
Notice sur M. i^ntoine Damprun, pretre de la Mission.<br />
Paris, 1889. Brochure de 26 p.<br />
Yie de Mgr. Danicourt, de la Congregation de la Mission,<br />
vicaire apostolique du Kiang-Si (Chine), par M. E.-J. Danicourt.<br />
Un vol. in-8 de 535 p. — Chez l'auteur, k Naours par Canaples<br />
(Somme).<br />
Yie de M. Th. Dazincourt, pretre de la Mission, par un de<br />
ses confreres. Paris, 1892. Un vol. in-8 de 570 p. ,<br />
Yie et apostolat de Mgr. Delaplace, vicaire apostolique de<br />
Pekin. Auxerre, 1892. Un vol. in-8 de 287 p.<br />
Un Missionnaire sedanais, M. Lambert Duchesne, par<br />
M. l'abbe Lejay. Charleville. Brochure in-8 de 34 p.<br />
II Padre Durando, della Congregazione della Missione, per<br />
Er. Martinengo. Torino, 1888. Un vol. in-8 de 340 p.<br />
Yie de M. Etienne, XIY e Superieur general de la Congregation<br />
de la Mission et de la Compagnie des Filles de la Charite,<br />
par un pretre de la Mission. Paris, 1881. Un vol. in-8<br />
de 576 p.<br />
Notice sur la vie de M. Pierre Faroux, pretre de la Mission,<br />
vicaire apostolique d'Alger et de Tunis (1705—1740), par<br />
M. l'abbe Haclin. Amiens, 1872. Un vol. in-8 de 124 p.<br />
Yida de EE. et RR. Senhor Antonio Ferreira ViQ0S0 obispo<br />
de Marianna, pelo padre Gromes Pimenta. Marianna, 1876.<br />
Un vol. in-8 de 426 p.<br />
Notice sur le Frere Joseph Gfenin, coadjuteur de la Congregation<br />
de la Mission. Paris, 1894. Brochure in-8 de 22 p.
— 187<br />
Notice sur M. Joseph Girard, pretre de la Mission, premier<br />
superieur du seminaire d'Alger. Paris, 1881. Un yol. in-8<br />
de 227 p.<br />
Un missionaire frangais en Tunisie au XVII e siecle. Notice<br />
sur M. Julien Guerin, pretre de la Mission. Paris, 1894. Brochure<br />
in-8 de 30 p.<br />
L'Abyssinie et son apotre. Vie de Mgr. Justin de Jacobis,<br />
de la Congregation de la Mission. Paris, 1866. Un vol. in-12 t<br />
de 450 p.<br />
Notice sur M. Marien Kamocki, pretre de la Mission.<br />
Paris, 1893. Brochure in-8 de 40 p.<br />
Notice sur M. Ernest Lacour. Paris, 1883. Brochure in-8<br />
de 38 pages.<br />
Eloge de M. Mace, pretre de la Mission, superieur du seminaire<br />
de la Rochelle. 1769. Brochure in-8 de 103 p.<br />
Notice sur M. Oudiette, pretre de la Mission. Angouleme,<br />
1878. Un vol. in-8 de 174 p.<br />
Vie du bienheureux Jean-Gabriel Perboyre, pretre de la<br />
Mission, martyrise en Chine (par M. Vauris). Paris, 1889. Un<br />
vol. in-8 illustre, de 473 p. — Editions en plusieurs langues.<br />
H missionario apostolico Giovanni Pinna (prete della Missione).<br />
Torino, 1873. Brochure in-18 de 84 p.<br />
Notice sur Mgr. Adrieu Kouger, de la Congregation de la<br />
Mission, vicaire apostolique du Kiang-si meridional. Paris, 1889.<br />
Un vol. in-12 de 209 p. — Traduit en italien.<br />
Notice sur M. P. L. Sabalette, pretre de la Mission. Paris.<br />
Brochure in-8 de 38 p.<br />
Breve Eagguaglio della vita del signore Carlo-Antonio<br />
Vacchetta, sacerdote della Missione, scritta dal Pr. Feiice<br />
Tempia. Torino, 1751. Un vol. in-12 de 260 p.<br />
Notice sur la vie de M. Dominique Salhorgne, XII e Superieur<br />
general de la Congregation de la Mission. Paris. Brochure<br />
in-8 de 38 p.<br />
Miroir du frere coadjuteur, comprenant la vie du Frere<br />
Alexandre Veronne, de la Congregation de la Mission, par<br />
le Frere Chollier. Paris, 1875. 200 p. in-8.<br />
Notice sur M. Eugene Vicart, pretre de la Mission, ancien<br />
superieur du College de Montdidier. Paris, 1881. Brochure<br />
in-8 de 43 p.<br />
D. Jeronimo Viladas y Lamich, de la Congregacion de<br />
la Mision, por Fernando de Casa-Nova, Habana, 1883. In-8<br />
de 47 p.
— 188 —<br />
2Btr werben fpäter von mehreren SebenSbefchreibungen<br />
beS heil. Vtucenj fprechen unb einige Semerfungen unb 33eur^<br />
theilungen beifügen.<br />
gür jefet möge eS genügen, ba§ von AbeEty Verfaßte 33udj<br />
ju erwähnen. ber Sammlung ber SBerfe be£ tyxl Vincenj,<br />
weldje gtofi'If Säitbe in Dctav umfaßt (1880—1891) nimmt<br />
eS ben erften Pafe ein. SDie ermähnten jwölf Sänbe finb:<br />
I., II., III. »anb: geben beS heiligen »inceng. ®er 3. »anb,<br />
bie Sugenben behanbetnb, Um feparat abgegeben Werben.<br />
IV., V., VI., VII. »anb: »riefe beS hl. »inceng.<br />
VIII. Sanb: ©onf erengen an bie SÖiifftonäre.<br />
IX., X. »anb: Konferenzen an bie barmbergigen ©chweftern.<br />
XI. Sanb: Anhang gu ben »riefen unb ©onf erengen.<br />
XII. »anb: SollftänbigeS »ergeid&niß über iim, toaSim geben,<br />
*in ben »riefen unb Konferenzen be$ hl. 33htceng vorfommt, betreff<br />
fenb ©reigntffe, ^erfonen unb lehrreiche unb erbaultdje ©egenftänbe.<br />
®iefe$ 3nhalt$vergeid)ni§ fteljt ben beften Arbeiten biefer Art nicht<br />
nad), unb verleibt ber gangen ©amntlung, bie an fidh fchon fo foftbar<br />
ift, nod) einen neuen äBertb.<br />
®ie bret erften Söänbe aufgenommen, finb bie anbem<br />
nur jum ©ebraudje unferer beibeit gamilien beftimmt.<br />
(SDiefe ganje (Sammlung ift nach ber frangöfifchen Abfaffung<br />
eingeteilt.)
$rartf t eicfy<br />
#*et$itien fut hie geeteute in §>aittt-§exi>an. Ptöcefe<br />
flenne*.<br />
©in lugengeuge fc^icft uns barüber folgenben intereffam<br />
ten Seridjt:<br />
®in neues SBerf gu (fünften ber $ifdjer üon Steufunblanb,<br />
baS jugleid) edjt djriftlid) unb patriotifd) ift, t>at fich f^on<br />
bie allgemeine Zuneigung erworben, unb alle wahren grangofen<br />
•entpfanbeit tiefes SDtitleib beim Slnblide fo vieler phhftf^er<br />
unb moralifcher liebet, für bie bisher fein Heilmittel gefunben<br />
war. -Dtan hat wahrhaft rührenbe ©$tlberungen entworfen<br />
t>on ben Seiben, welche bie armen ©eelente burd) lange SDionate<br />
auSftehen müffen unb im tarnen ber $Jenfchlidjfeit haben bie<br />
SMdjen burdb i^re ©:penben unb bie 3lrmen burd) ihr ©$erf=<br />
lein bie 9toth gu linbern gefugt. 1 )<br />
Silber bie djriftltdjen bergen fönnen nid)t fcergeffen,baß<br />
biefe armen gif (her vor Slllem 9Jlätmer beS ©laubenS finb,<br />
unb baS geigt fid) beutlidj in ©aint'©ert>an. SBierhunbert an<br />
t>er fanben fie fid) int £aufe bu 9{o$er ein, unter ihnen<br />
fechjig Kapitäne unb ©chiphevren, Wel$e auf bie ©inlabung<br />
ieS hochwürbtgen Herrn Selin Von allen ©eiten herbeiftrömten,<br />
*) märe §u münfdjen, utxb x»iel£etd)t nrirb ber 2Bunfd) aud) viu<br />
mirflicfyt werben, baf$ bie fran§öfifd)en ©eejolbaten mie bie englifdjen auf<br />
ifjrett jäfjrlidjen gatyrten nadj ^eufunbianb ober 33lanb von einem t)ott*<br />
ftänbig auögerüfteten
— 190 —<br />
um burch fünf Sage ben geiftlichen Hebungen ju obliegen. $n~<br />
mitten ber jefeigen traurigen Reiten War bat toirffid^ eiu<br />
frönet ©djaufpiel. $err Singer, ©uperior bet Raufet ©atnte*<br />
SRofalie rührte burch feine Warme Verebtfamfeit 3CHer ßerjea.<br />
©t machte einen wohlthueuben ©inbrudf, ju feben, wie<br />
fiel) bie $reube auf bem gebräunten Slngefidhte biefer fräftigen<br />
3Jtatrofen wieberfpiegelte, unb triebe unb 9?uhe aut ihren<br />
Slugen ftrahlte. SDiefe mutagen Seute finb nicht von 3enen,<br />
bie vor ber ©ottlofigfeit erbittern unb fidh ihret ©laubentf^ämen,<br />
fonbern mit einem Wahrhaft chriftlid;en SJiuthe paaren<br />
fie eine berbe greimüthigfeit unb Uebergeugung. Vefonbertbie<br />
Äreujweganbacht War fehr erbaulid) unb ant ben anbäd^<br />
tigen, reumütigen ©ebeten flang bie aufrichtige 9?eue unb<br />
Hoffnung einer ©eele f)txai\%, *>ie ©ott beletbigt 3Bir<br />
erwähnen j. V. bie feierltdjen ^roceffionen im ©arten, wo<br />
mit bent 3?ofenfrange in ber £anb unter ber gähne bet Vaterlanbet<br />
einherfdritten alte ©eeleute, bereu £aare vor Slnflreng=<br />
ungen fdjon gebleut waren, unb ©chifftiungen, wel§t vor<br />
Segeifterung für bat eble ©ebifft^aubwerf feine gurcht haben,<br />
vor einem vielleicht fehr nahen ©djiffbrudje. Unbefd)reibli
— 191 —<br />
„SD 3efuS, tt)lrentfagen bem ©atan, feiner $ßra
192 —<br />
Heilung ber Paria Saiiit^cnitain.<br />
2Bir glauben, baS ben Sefent ber ©emaine gemalte 23erfpredjen<br />
galten unb bie wahrhaft aufeerorbentlidhe Teilung er=<br />
gählen gu müffen, wetdje am versoffenen 27. November nad)<br />
einer Stovene gur feligften Jungfrau gef^ehen ift SBtr berieten<br />
nur ^atfadjen, bie burchauS fidjer unb vollfommen feftgeftettt<br />
finb. SBie mir ^offcn, wirb baS Vertrauen unferer Sefer auf<br />
unfere $ünmttf
— 193<br />
biefer :petnltdj>en ©tunben verlor 9Waria ©aint = ©ermain<br />
Weber ihren grieben, nod) ihre ©ebulb, nod) baS Vertrauen<br />
auf bie unbefledte Jungfrau. ©w brücfte bie wunberbare<br />
•äJtebaille an ihre Sippen unb opferte ihre fchrecflidjen ©chmep<br />
gen ©ott auf.<br />
3Jtan glaubte enblid), einen gweiten 2lrgt gu 9?atl;e gießen<br />
gu müffen, worauf mau fid) gu einer SBafferfur etttfd)lof$. 3m<br />
Sommer beS 3al)re3 1887 begab fich SDtaria gu biefem gwede<br />
nach S)aj. $ür einige £age fLienen bie betriebenen SSäber<br />
eine leiste SBefferung herbeizuführen, bie aber nicht anbauerte;<br />
unb balb getgten ft
194 —<br />
ihr nur geiftliche gfeeuben, aber feine teibltdj>e Erleichterung<br />
braute, fagte fie ju ihrem Sirectot: „9)Jir fehlte in jenem<br />
2lugenbltcfe Weber ber ©taube noch baS Vertrauen, aber ich<br />
merfte feine Streichen ber Teilung; iä) glaubte, e3 fei noch<br />
\\iä)t ber SBille ©otteS, baß icb bon meinem Seiben befreit<br />
würbe."<br />
Bon nun an nahm baS Uebel no$ ju unb bie ©chmerjen<br />
fliegen aufs-£ödjfle. ®ie Äranfe oerlor ganj ben ©ebrauch<br />
ber güße; ebenfo oerlor fte bie ©prache. SDie Ernährung mit<br />
bie allein nodh tnöglidj war, Würbe ebenfalls äußerft<br />
fd)wierig. Ser äftagen fonnte bie 3Kildj nur mit Otelen unb<br />
großen ©djmerjen oertragen. Sa3 ©djlucfen würbe fo fdjwer,<br />
baß fie bei ber Äommunion nur ein Meinet ©tücfleüt ber<br />
ßoftte nehmen fonnte, unb fo bauerte e3 bis jum 27. Sftooember<br />
fort. 3Karia, immer jtdh felbft beherrfchenb, nahm ftillfchtoefc<br />
genb biefe Seiben an unb Oerbarg fie fo oiel aU möglid), um<br />
ihrer alten 3Jiutter baS SfKitleib ju ersparen, bie währenb ber<br />
ga-njen ^ranfheit bei ihr blieb unb fte auf baS Eifrigfte pflegte.<br />
SDie Sahre 1889 unb 1890 oerfloffen, ohne eine Ber=<br />
änberung gu bringen. gut September 1891 aber oerfchlim=<br />
merte fid) baS Uebel plöfelich. 3>ie Äranfe fonnte nid)t einmal<br />
mehr einige ©($1 ud 3Jtilch nehmen. Sftur Morphin ober eine<br />
große SDojtS ©h^ral unb Ehlorofornt fonnte ihr einige Er*<br />
leid^terung OerfRaffen. SDie Blutarmut!) flieg auf« £öchfte<br />
unb ihr Enbe )ä)ien nahe. -äJlaria bat um bie legten ©acra=<br />
mente, bie fte auä) empfing. $laä) ber legten Delung Würbe<br />
fie ruhiger unb aHmählig oerfdjwanb bie ©efahr.<br />
3n ben Sahren 1892. unb 1893 lehrten bie früheren<br />
©djmerjen wieber jurftd; jebo$ waren bie $rifen fo heftig,<br />
baß fie herjföerreißenbe ©djreie auSftieß, \wtyalb ber ^attöherr<br />
ihr bie Sßohromg auffünbtgte. ®a erlangte fie nun bie 2luf=<br />
nähme ate Sßenfionäriit in'S £ofpital. ©ie bewohnte bort ein<br />
eigenes gtmmer; bie ©chweftern beS tyil Binceng pflegten fie<br />
auf« Befte, unb fte geigte ganj offen ihre $reube, in biefem<br />
195<br />
©o ging et bit ©übe bet Sekret 1894. SDa wollte ber<br />
SDoetor ffi ..., ber Ttaxia feit 1886 in Vehanblung hatte,<br />
i^reit guftanb von jweien feiner ©oHegen unterfudhen laffen.<br />
©r fefete ihnen bie verfd)iebenen ©rfdheinungtformen ber Ärant<br />
heit auteinanber unb verhehlte nidht, bafc bie Sttagnofe biefer<br />
•ftervenfranfheit äufcerft fdjmierig fCheine, ©er SDoctor © ...<br />
intereffirte ftdh lebhaft für betritt unb übernahm et, SDiaria<br />
ju behanbeln. -JZach einigen Sagen befugte er fie unb fagte<br />
ebenfo wohlwollenb alt freimütig: „Sd) h a 6e nidht bie Slbfidjt,<br />
©ie ju heilen, fonbern 3h nen ®rlet
— 196<br />
2)iefe ©tunbe fottte auch fommen. Am 27. November<br />
fottte bie Kirche gum erftenmale in feierlidher SBeife baS $eft<br />
ber wunberbaren -Dtebaitte begeben. 3n SRont* bewarf an<br />
trafen bie barmherzigen ©chweftern Anftalten, btefeS geft mit<br />
befonberem ©lange gu feiern. Ate 3ttarta ©aint=©ermain von<br />
biefen SSorbereitimgen erfuhr, fühlte fie, was fie bisher noch<br />
nicht gefühlt £atte, nämlidh ben SBunfdh, geheilt gu werben,<br />
um SJiaria, bie feligfte Jungfrau baburch gu ehren, unb bie<br />
innigfte Hoffnung, aud) Wirflidjj gefunb gu Werben. 3h 1 * Um^<br />
gebung forberte fie auf, eine üftovene gu hatten gu ©hren ber<br />
unbeftedten Jungfrau unter bem %itd ber wunberbaren SDiebaiffe.<br />
9Jiit Sanfbarfeit ftimmt fie bei, ftettt bie Slovene unter<br />
ben ©dhu£ beS ^eiligen Antonius von ^abua unb bittet bie<br />
SWatienfinber, baran Ztyil ju nehmen. 3n manchen Augeit^<br />
bliden madjte fidh ein gewiffer 3ug born Gimmel in Atter<br />
bergen fühlbar, ©ie feligfte Jungfrau hatte burch ihre wunberbare<br />
SJlebaiflc fo Viele SBunber gewirft; Warum fottte fie<br />
jefet ihrem Hinbe nidjt aud) biefe ©nabe erflehen? ®te<br />
©d)weftem aus bem ßofpitale unb aus ber ©dfjmle vereinigten<br />
fich mit ben Setenben. Eine von ihnen jebodj, bie gute ©djwe=<br />
fter 3£... hielt fich fern. ®er ©laube fehlte ihr gewi§ nidht,<br />
aber bie verlangte ©nabe f
— 197 —<br />
©eit fieben Sauren ^atte fie fo heftige SRertoenfrifen gu<br />
ü&ecfteT^en, bajg wenige 5ßerfoncn ihren 2lrt6Iicf ertragen<br />
fonnten.<br />
©eit fieben galten beftebt ihre gange Nahrung in ein<br />
wenig s JJiildj, bie fie auch nur mit großer 3Jtühe fdf)luden<br />
fann.<br />
©eit fieben Sahren fpridjt fie fein verftänblidjeS 2Bort<br />
ntebr unb muß fich burd? Seichen ober mit £ilfe einer ©chiefer*<br />
tafel verftänblidj machen, ©eit fteben ^fahren vermögen fie<br />
ihre Seine nidjt mehr gu tragen unb bie güße fönnen nidjt<br />
einmal ben 33oben berühren ohne unerträgliche ©d)mergen gu<br />
verftmren.<br />
3)aS war ber 3uftanb berÄranfen am gefte ber nnmber*<br />
baren 9JlebaiHe. Um fe$S Uhr Borgens nahm fie ein fräfc<br />
tiger Äranfenwärter in bie 2lrme unb feftte fie auf ben in<br />
ber Capelle vorbereiteten 2lrmftuhl. 9Karia wohnte ber heiligen<br />
5fleffe bei unb empfing bie heilige ©ominunion. -Wach ber<br />
heiligen 3tteffe trägt'man fie in baS ebenerbige ©prechgimmer<br />
unb ftrecft fie auf einen großen ©tuhl aus. 3hr Sirector<br />
fommt unb grüßt fie, Worauf fie fagte: „SBie glüdlid) bin ich,<br />
baß id) bei ber heiligen -ätteffe fein fonnte; eS ift fchon fo<br />
lange, baß idj biefeS ©liid nicht mehr genoffen habe! bin<br />
gwar nidjt geheilt, aber ber SBille ©otteS gefchehe, ich toill<br />
nur baS, .was er will; ja, ich f a 9 e eS nod) einmal, ich &tn<br />
heute fehr froh." SDarauf empfing fie ben Sefttdj einiger<br />
greunbiwtett unb ©chweftern aus bem igofpital. ©o öergtng<br />
ber Vormittag. ©egen Wittag gingen bie ©djweftern in'S<br />
Siefectorium unb 3Jiaria blieb allein. ©ie fühlte ftd) fehr<br />
fchwach unb fürd)tete, $ftad)nüttag nic^t bei ber SSefper fein gu<br />
fönnen unb fühlte in ihrem Snne.rn Wehmiithige fd)mergtidi)e<br />
©mpfinbungen unb ©rinnerungen; fie ba$te nur an ihr langes<br />
Seiben, an baS SJiarttyrium fo vieler 3 a hre, beffen @ttbe fie<br />
nicht voraitSfeheu fonnte; fie backte nur an ihre -Dtutter, bie<br />
ebenfalls fchwer franf war, an il;re (Entbehrungen, ihre %xau*
198 —<br />
rigfeit u. f. w.; aber auf einmal verfchwanben biefe ©ebanfen<br />
unb matten anberen- ©ebanfen bet Vertrauens unb ber iooff«<br />
nung „äBenn bie feligfte Jungfrau mid) t>ietteid^t fdhon<br />
•geseilt hätte, wenn tdf) et verfugte mich ju erheben", badete<br />
fie fidj. ©inen Slugenblid: gögerte fie; benn wenn fie fid) er=<br />
hebt, wirb fie fieser git Voben fallen, unb -JZtemanb ift ba, um<br />
ihr gu helfen... 2Bat follte bann aut ihr werben?<br />
Jft et nicht Unflugheit, Verwegenheit, einen folchen Verfudh<br />
ju madhen, von bem nadh bem gegenwärtigen guftanbe<br />
mä)t& ©itnftiget gu hoffen War? 2lber ihr ©laube fiegte über<br />
alle ihre 3toeifel. füfet mit Siebe unb Sfabadht bie wun=<br />
berbare 3JiebaiHe, bie fie bei fidfj trägt. 3tut ganger ©eele<br />
betet fie bie fo oft erhörte 3luutfimg: „D SJlaria, ohne ©ünbe<br />
empfangen...." fie ergreift bie Shürflinfe, rietet fich au f<br />
unb — welche Ueberrafdhung — bie Veine finb fräftig unb<br />
biegen ftdh nidht mehr. Sief gerührt aber gang ruhig bei aller<br />
greube fefet fie ftch wieber auf ihren ©tubl unb wartet einige<br />
Slugenblicfe. 9?ach bem SDlittagttifche fommt eine ber ©chweftern,<br />
bie „wiberfpenftige" ©dhwefter 3£., welche von ber<br />
t>ene nichtt wiffen wollte, gu ber Äranfen. ,, ©^rtoürbige ©djwefter,"<br />
fagte 3flaria, bereu ©timme, wenn audO nidht gang<br />
jurüägefehrt, aber Wenigftent gtemlich, Verftänblich war, „ich<br />
imll aufftehen unb gehen." ®ie ©dhwefter 3E., guerft aufjer<br />
gaffung, gewinnt au
unb fniet oor ber ©tatue ber feligften 3«ngfrau nieber, wo<br />
bie barmherzigen ©chweftern mit einigen 3flarienfinbent baS<br />
3JJagnificat fingen. 2lber nad^bem fie ihrer himmtifdjen SDlutter<br />
gebanft hat, will fie and) ihre leibliche Butter umarmen; fie<br />
fteigt alfo bie oielen ©tufen beS Kaufes hinauf gur grau<br />
©atnfc=©ermain, meiere feit einigen JBodjen baS Bett hüten<br />
muß, unb unmöglidj lönntcit mir nun ihre tteberrafäjungunb<br />
Führung fdhtlbern.<br />
2Bie ein Sauffeuer oerbreitete fi
— 200 —<br />
7. gebruar, hat fie ihre gewöhnliche SebenSWeife Wieber aufge*<br />
npmmen unb befdjäftigt fidj mit SBafdhen unb Sftähen.<br />
2)aS finb bie ^hatfad^en. 2Bir berieten fie mit geWiffenhafter<br />
©enauigfett, wie wir fie gefehen h^en. ©ie 2Biffenfdhaft<br />
wirb bietteidjt 2ltteS natiirlidh erflären Wollen; aber mit<br />
einem fehr bewanberten 2lrjte, ber einige Sage vor ber Teilung<br />
bie franfe -Biaria ©aint'©ermaiu befugte, fagen auch wir:<br />
„©ine fdjöne ©ur! -Kögen bte 2tergte, bie barüber nicht ftaunen,<br />
nur baSfelbe ebenfalls thun!"<br />
SBenn Wir auch eine ftuge gurüdhaltung beobachten wol=<br />
len, wie eS immer bei ber Seftätigung wuitberbarer S^^atfad^en<br />
nöthig ift, fo banfen wir bodj unfererfeits ©ott für feine ©üte,<br />
ber feligften Jungfrau für ihre mütterlidje 3ärtltdhfeit unb mit<br />
mehr Vertrauen als je beten wir: D -Diaria, ohne ©ünbe<br />
empfangen, bitte für uns, bie wir gu bir unfere ßuflufyt<br />
nehmen.
proturt3 (D^tnxeidi<br />
Brief 6es ZHifftonspriefters £)errn S$abav\ an Ijerrn<br />
2t. ^iat, (Beneralfuperior.<br />
Uetdjltdje friidjit ber Plißtoitetu<br />
©ras, am 3. gebruar 1895.<br />
^odjwürbiger &etr unb geehrtefter Sater!<br />
bitte um Sh^en hl- ©egen!<br />
Sn golge eines ©efpräd)eS mit einem unferer -äftitbrüber<br />
faßte ich ben ©ntfdjluß, Sljmen einiges über jwei SDtiffionen ju<br />
f^reiben, bie wir gehalten h^en. 3ttögen ©ie baS SBenige<br />
giitigft annehmen.<br />
2lm 8. gönnet reiften Wir, jufamtnen brei äftiffionäre,<br />
t)on SBien ab, um vier SDWfionen nad)etnanber gu hatten. 2lber<br />
©ott fyatttes aitberS befchloffeit unb wir mußten jwei bavon<br />
verhieben. SDie erfte 9Jtiffion witrbe in ©föth in ber SDiöcefe<br />
Sefsprim eröffnet. ®a baS SBetter ungünftig war, fürchteten<br />
tuir, bie SWiffton werbe Wenig befugt fein. 3In mannen ©teilen<br />
lag ber ©djnee ju beiben Seiten ber ©traße fo hoch, tote<br />
unfere Sßferbe. Unfer SBagen mußte eine $tit lang über bie<br />
gelber fahren; benn bie ©traße War unwegfam, obgleidj ^idi<br />
Arbeiter mit bem SBegfdjaitfeln beS ©d)neeS befdjäftigt waren.<br />
SDie Äätte war groß unb ber Sffinb fo ftarf, baß er eine ber<br />
Silben umftieß, in weicher verfchiebene 2lnbachtSgegenftänbe<br />
verlauft würben. Srofebem ftrömten ju unferem ©taunen bie<br />
Sente fehr jahlreid) h^tbei. ©inige ftanben in ber 9la$t um<br />
2 Uhr auf unb gingen mehrere 9Mlen weit, um jur SDZifion<br />
ju fommen, etnjig unb allein ©ott ju Siebe unb um ihre um<br />
fterbliche ©eele ju retten. Sie Kirche war immer voll. SefonberS<br />
eines war rührenb, als nämlich eine Sübin, weldje ben<br />
14*
— 202 —<br />
Unterteilungen guhörte, ant 17. Sänner, wo gerabe baS allerheiligfte<br />
©aframent behanbelt würbe, nadh ber Unterteilung<br />
ju uns fagte: „©ott fegne ©ie, hodhwiirbige Herren!" Sarauf<br />
füßte fie uns bte £anb unb wollte fogar bergen für bte Kirche<br />
laufen.<br />
muß nodj ein 3R&b
— 203 —<br />
fogar beizten, 5JJöge ber £err ihm unb atten oerirrten Brfc<br />
bern bie ©nabe ber Befehntng gewähren, unb Sitte tu ben<br />
©dmfftatt ©hrifti gurüdfithren!<br />
Ser ßerr Pfarrer, ber 72 3ahre gähtt unb 37 3ahre iit<br />
biefer Pfarrei gugebradjt Ijat, fagte uns, bie SDliffion fei bie<br />
atterfdjönfte, bie er in feiner Pfarrei je gefehen habe. Sie<br />
Bewohner fagten, fte füllten ftch in ben Gimmel oerfefet. Um<br />
Sfmen, mein ^^gee^rter Bater, eine Borftettung baoon gu<br />
{jeben, wie oiet eS auf ben -Btiffionen, befonberS aber in Bantyola<br />
gti t^un gab, genügt baS ©ine, baß wir für unfere ©ebete<br />
bie gur Erholung bestimmte $eit fcerwenbenmußten, ba bie<br />
Seute fdjon oor 4 Uhr Borgens gu unferer 2Bohmmg famen*<br />
3n ©föth unb in Bantyola comntunicirten ungefähr 2400 Seute,<br />
bie Einher nidjt miteingeredjnet.<br />
2Bir Waren fdjon gang bereit auf eine anbere SMiffion in<br />
Bafgar gu gehen, als unerwartet ein Brief beS bo^wiirbigen<br />
£errn BifitatorS unS nach gurüdrief. SaS war uns fehr ,<br />
fdjwer, aberYOX Superioris est vox Dei. Sie ©inWohner<br />
t>ott Bafgar, weldje fdjon ein -NifftonSfreug errietet hatten, er=<br />
fuhren eS itodj am fetben Sage. Biete tarnen gu uns, empfingen<br />
bie hl. ©aframente unb fragten, was gesehen fei SBir faheit<br />
fogar SDIänner weinen unb fonnten fie nur tröften, inbem wir<br />
fagten, bie SJliffioit werbe nidjt unterbleiben, fonbern fei nur hin=<br />
ausgehoben. SWit fchwerent «öergen fahen fie uns fortreifen.<br />
9Rehr als 40 BolfSmifftonen ftehen fchon für Ungarn in<br />
SluSfidjit; werben wir fie audj atte hatten fönnen? Unfere<br />
Gräfte finb fehr fdjwadj. Operarii pauci.<br />
SaS wollte idh Shnen, mein hochgeehrter Bater, in Äürge<br />
fchreiben. 3$ empfehle mich 3h r ? m ©ebete, fowie auch bw<br />
guten £errn 2)tebitS, ber feit 28 Sahren bie ©eele unferer<br />
ungartf($en SDtifftonen war, ber aber jefet wegen feiner ^ranfheit<br />
feit legten -Wooember an feiner SRiffion mehr theitnehmen fonnte.<br />
3n ber Siebe unfereS Gerrit u. f. w.<br />
3JJi(^ael ©gabari, i. p. c. m.
proütrt3<br />
Spanten*<br />
Pte ^niwdjt jum feltgen «Soljamt ©abriel ^erboijre in Seref<br />
be la frontwu 1 )<br />
3)ie ©täubigen in Jereg be la grontera haben eine befonbere<br />
Verehrung ju unferem feiigen SUlartprer. ©at betoeiflt<br />
von Beuern ein SBrief ber ©djwefter Johanna 2Iguirre, Dberin<br />
ben<br />
ber barmherzigen ©djweftern im ©anct Jofepht-3tfpt,<br />
am 8. November au £errn Satbivietfo, 9JUffiontpriefter, fd)rieb.<br />
©ie berietet, barin, baft man bei ©elegenheit bet geftet bet<br />
feiigen Joh- ©abriel (7. 9?ov.) ein Sribuum gefeiert hat, wozu<br />
bat 23olf Von Jerez in Spenge ^erbeiftröntte; viele 5ßriefter<br />
wollten bie fettige 3Jieffe an bem 3lltar bet ©eligen lefen; ben<br />
ganzen Sag War bie Capelle voll von 2tnbä$tigen, welche ju<br />
unferem feiigen -Dlartyrer beten wollten.<br />
^Betrefft bet neuen Slltart, welcher im ©t. Jofepht=2lfyt<br />
bem feiigen Johannet ©abriel errichtet würbe, fchr'eibt bie<br />
3eititng von Jerez, ©uabalete:<br />
„©eftern, ©onnerftag aut 30. Sluguft, würbe in ber ^irdje<br />
bet ©t. Jofepht=2lfyl ein 3lltar errietet, auf welkem bat Vilb<br />
bet glorreichen ^ämpfert ©^rifti, bet feiigen 3Jtarthrert Johann<br />
©abriel $erbot)re thront.<br />
„Sa bie Sage biefer wohltätigen Slnftalt eine fehr fchwierige<br />
ift, weil fie aufser ben Siebetgaben feine anbere ^ilfeleiftung<br />
hat, um 200 Sperfonen, arme zur Arbeit unfähige ©reife, alte,<br />
verlaffene grauen unb Äinber zu ernähren; unb ba biefe traurige<br />
Sage nod) fühlbarer ift wegen ber Steuerung ber Sebentmittet,<br />
fo ftaunen wir, bafc biefer neue 2lltar errietet werben fonnte.<br />
@r befteht jWar aut mehreren alten ©titcfen, bie aber von<br />
ben barmhergigen ©chweftern, bereu geiftiger Vruber ja ber<br />
*) 3 e re§ ober Beeret be la grontera, eine ©tabt in ber ^romnj<br />
(Sabij; (Slnbalufien).
205 —<br />
fetige Märtyrer war, in fel;r gtürftid^er SBeife äufammengefteüt<br />
würben. ©S ift ja Mannt, baß ber Selige jener befannten<br />
©ongregation angehörte, bie ber ^eilige Sincenj gegrünbet hat,<br />
um befonberS ben 3lrmen baS ©vangetium ju prebigen.<br />
„Srofc aller fünftterifchen Setftungen beS igerrn ©eraphin<br />
be 9Jtaria ift ber 2lttar noch nicht fertig; fott er immer fo<br />
bleiben? SDiefe ruhmvollen £ö$ter beS heiligen SSincenj von<br />
Sßaul, bie tyv gangeS Seben lang ju jeber gahreSjeit um 4 Uhr<br />
grith aufftehen (bie genaue ©inhaltung biefer Siegel wäre für<br />
einen ber größten ©itnber eine außerorbentliche SSuße, unb<br />
bod) biefe unfc^ulbigeit gungfrauen beobadjten biefe Siegel mit<br />
großer ©enauigfeit); fie gehen mandjmat erft in ber grühe<br />
jur Stühe, ba fie bei ben Äranfen wachen müffen; bie £öd)ter<br />
beS heiligen Sincenj, wetdje alle betrübten tröften, allen 9iotfy<br />
teibenbeu ju $ilfe eilen, ben Ungtüdtidjen in ben Slftylen, in<br />
ben vergebenen ^ofpitälern, in ben ©d)ulen für Äinber unb<br />
©rwadjfene fo viele SBohlthaten erwetfen; bie £ö$ter beS he^<br />
ligen 33incenj, welche auf eine fo rührenbe unb beWunberungS=<br />
Würbige SBeife bie erhabenfte Xitgenb üben, bie man ftnben<br />
fann, nämtidj bie Siebe, unb fich ^aä betrauten, WaS fie<br />
wirftid) finb, als ©tellvertreterinnen ©otteS in ber SBelt; bie<br />
Södjter beS heiligen 93incenj, wel$e an ©ott bie fd)önfte<br />
©igenfchaft nadjahmen, bte er gegen bte ©efdjöpfe geigt, näm=<br />
lidj feine SBohlthätigfeit unb ©iite, biefe frommen Snngfrauen<br />
biirfen felbft ni
206<br />
helbenmüthigen 9)iartprer erhört, ber aus Siebe gu ©ott unb<br />
um beffen @bre gu förbern vor Sprannen unb £enfern fein<br />
33Iut vergoffert hat.<br />
„Sem ©t. SofephS-Afpl gebührt bie große baS<br />
erfte §auS gu fein, meines auf einem eigenen Altar baS Silb<br />
beS glorreichen Slutgeugen verehrt<br />
„©elten fommt eS vor, baß ein ©eliger im Gimmel von<br />
ben eigenen SerwanDten, Stöbern, ßinbern u. f. V). auf ©rben<br />
verehrt wirb; jebodh tarn eS vor, baß bie $inber ber ^eiligen<br />
©lifabeth »on Ungarn ben Seib ihrer vielgeliebten SJhttter mit<br />
Slumen unb Shränen bebetfen fönnten, als fie ihn auf ben<br />
Altären gur öffentlidjen Verehrung ausgestellt fahen. Sie<br />
•äftutter beS fertigen AlopfütS von ©onjaga trug eine gähne<br />
mit bem Silbe ihres ©ol;neS, als matt beffen ©eligfpredjung<br />
feierli^ beging.<br />
„Am 11. ©eptember werben eS 54 Qahre fein, baß ber<br />
feiige Johannes ©abriet in ©^ina ben Sftartprertob erlitten,<br />
unb fein eigener Sruber, £>err $afob ^erbopre, ber ebenfalls<br />
5MffionSpriefter ift, lebt nodj; er befinbet ftdj in $ariS, wo<br />
er baS ©li'uJ hat, alle Sage auf jenem Altar bie % 9Jieffe<br />
gu lefen, wo mau bie heiligen Reliquien unb bie ättarterwerf*<br />
geuge beS SftartprerS Solennes ©abriel verehrt. 1 ) Sßir ver=<br />
ehren ihn auf ben Altären, unb mitten unter Senen, weldje<br />
fidh vor feinen glorreidjen Reliquien nieberwerfen, um feinen<br />
©chu| herabgufleheu, fnieen auch bie Äinber feines eigenen<br />
SaterS, feine eigenen ©efdhwifter.<br />
„Sie ©rrichtung beS neuen AltareS würbe burch ein feiere<br />
licheS Hochamt gefrönt, baS «gerr Salbomer be Sorengo p Seal<br />
hielt, ben man mit SKe$t ben Serbreiter ber Anbaut gu biefem<br />
glorreichen -ätartprer nennen fann."<br />
*) Qrvei ©c^raeftern be3 feiigen Märtyrers biertert aU barmherzige<br />
©djroeftern fdjon Tange ^afjre Jjinburd) ©ott unb ben Firmen; bte eine<br />
ift im ©entralfjaus ber ©chweftern in Neapel; bte anbere arbeitet in<br />
©hina, ba§ ifjr eigener trüber mit feinem tute begoflen f)dt.
ptotnrt3 '3rlart6.<br />
Brief 6es ZTtiffionspriefters t)errn patricius Boyle, 5u=<br />
perior im irifdjen Collegium in Paris, an f)errn<br />
2lnton $iat, (Beneralfuperior.<br />
m it* Pfgt\ faurettj iillolij, C. H., lifdjof von eipljtn 1 )<br />
(Srlanb).<br />
^oris, 22. Februar 1895.<br />
£od)tt)ürbiger £err unb geet;rtefter Bater!<br />
bitte um Sbren Zeitigen ©egen!<br />
2Jtfgr. Spndj f$reibt mir: „Ueberfenben ©ie bem<br />
geehrten Bater ©eneral baS betliegenbe ©$riftftü(f ...<br />
„O^ne 3*oeifel trauert er fehr über ben Berluft unfereS<br />
theuren 3JUtbruberS be£ Bif^ofS oon ©Iphin, ber burdj feine<br />
igeiligfeit unb feinen ©ifer ebenfofehr feine bifchöfliche SBitrbe<br />
als auch bie Kongregation geehrt hat, bie er ja fo innig liebte.<br />
®ie ,3eitungeit finb Oott beS SobeS über ihn."<br />
. biefer SQSeife brü
SBährenb ber testen gerieit verbrachte ich auf feinen<br />
äßunfdh 14 £age bei ihm; ba er mir ben Sßunfdj autgebrütft<br />
hatte, bat Seben bet femn ©tienne ju lefen, fRiefte idj i^m<br />
ein (Somplar, ©r bebanfte fich bafür unb fd)rieb: „Jdj war<br />
ihm (ißerrn ©tienne) fehr jugethan unb idj hoffe, baft mir bie<br />
Sefung feiner Sebentgefdhichte viel -Kuweit bringen wirb."<br />
SDa er nun nidjt mehr am Seben ift, tarn id) au$ offen<br />
*agen, baf$ er mir auch feine grofce 2ld)tung gegen ben jefeigen<br />
•Jtadjfolger bet igerrn ©tienne autgebrü
Italien,<br />
^tornttj cSotttBcttbet.<br />
Brief bes ZHiffionspriefters £)errn Caffo an f}errn 21. $\at r<br />
©eneralfuperior.<br />
®ugenbm uttb ©ob bes Piffionsprteflers Herrn ©Ijeobor ialfL<br />
Kliert, 10. gebruar 1895.<br />
£ochwitrbiger £err unb geehttefter SSater!<br />
3$ bitte um 3h*en heil ©egen!<br />
©ott h
— 210 —<br />
foftbaten Sßerfe entwidfelten unter bem Sit et: Viaggio biblico<br />
in Oriente, weldheS er mit forgfältig gegeidhneten harten<br />
bereicherte.<br />
Site SDIfgr. Sorengo ©aftalbi, ber bamalige @rgbif
— 211 —<br />
fanooa unb Sango üerlaffen habe, werbe ich ta einem 2llter<br />
oon 60 fahren ein Siener ©otteS, inbem ich ta *>ie gamtlie<br />
beS heil. Binceng eintreten fann." Sann folgen in biefen<br />
Bu^ftaben bie SBorte: „©rfter 3Konat beS 9?ooigiateS für<br />
£errtt Salfi aitfeluja 3lHeluja."<br />
3wet 3ahre fpäter, am 4. S fat 1879 fdjrteb er: „Siefen<br />
SJtorgen um 5 Uhr habe idj in unferent Oratorium bie ®e*<br />
lübbe ber Slrmutlj, ber ^eufchheit, beS ©ehorfamS unb ber<br />
Beharrlidjfeit in ber Kongregation beS heil Binceng abgelegt<br />
D Wie glüdlid) bin ich, baß mich ©ott für würbig erachtet<br />
hat, bie heil, ©elübbe abgulegen, obwohl idj erft in ber elften<br />
unb oielleidjt tu ber leiten ©tunbe gu arbeiten anfange. 3 c h<br />
habe mid; immer naü) ber SWiffion gefeint . .<br />
©r war immer bereit auf SWiffionen gu gehen unb ©fer*<br />
cüien gu halten; er prebigte, fo lange eS feine Gräfte geftatteten.<br />
Bor feiner 3lnftrengung freute er gurüd, nte gab er<br />
baS geringste Seiten oon Ungebulb ober ©rmübung, überaß<br />
hin ging er, wohin ber ©ehorfam ihn rief, gu was immer<br />
für einer Befchäftigung unb mit wem immer. gmnter heiter<br />
unb aufgelegt War er in feinen legten SEagen, ebenfo munter<br />
wie bei feinem ©tntritt. Ser ©ifer für bie ©hre ©otteS unb<br />
für baS £etl ber ©eelen war feine fenngeichnenbe SEugenb. ©S<br />
War für ihn wirflieh ein großer ©djnterg, als er, no$ fonft<br />
bei ooHen Gräften, gang baS ©ebädjtniß oerlor unb beßhalb<br />
ni
— 212 —<br />
SDie legten SBorte, in betten er mir fein igerg autfdhüfc<br />
tete, unb bie er unter Spänen fagte, waren SBorte bet 3)anfet<br />
^egen ©ott unb bieDbern, baß man ihn trofe feiner 60 Jahre<br />
in bie Kongregation aufgenommen fyaU,unb baß er no$ bei<br />
hunbert Miffionen halten unb gweitaufenb 9M prebigen fonnte.<br />
2llt er bem ihm fo teuren SBerfe ber SWiffionen entfagen<br />
mußte, bat er, von ©afale na§ wo bat ©eminar war,<br />
jurüdfehren gu bürfen; biefeS £aut war ihm gang befonbert<br />
treuer. Sa verbrachte er feine lefeten Sebentjahre, gur großen<br />
Erbauung ber ßlerifer, welche fidj an feiner $römmigfeit,<br />
feiner Siebe gum ©tlfffZweigen, feiner mit ©anftmuth gepaarten<br />
SBürbe unb an feiner Sßünftlichfett ein 33eifpiel nahmen.<br />
Site ihm einet Saget Jemanb, bie ©
21 f i e tt<br />
WtoDtnj §f)ina.<br />
SDer $rieg, ber wegen ber Oberhoheit über $orea jwifchen<br />
©hina unb ^aipan ausgebrochen ift, bauert no$ fort, mit all'<br />
ben üblen folgen, bie er mit fidj bringen muß.<br />
®er ßaifer von ©hina, ftwang=©ie,22 ftahre alt, ift<br />
feinem 3Solfe wenig befannt. ©igentlid) regiert bie Äßnigin^<br />
•KuttSr ober, Wenn wir fie fo nennen wollen, bie jWnifltn*<br />
SBittwe; fie führte bie 9tegentfd)aft vom Sahre 1881 — 1889<br />
uitb heißt SfomsJßfi. 35er Äaifer von ^apan ober SKifabo<br />
regiert felbft im ©invernehmen mit ben Kammern unb ift<br />
42 Sahre alt<br />
•Jtadj ben ©rfolgen ber Japaner bei png-jang unb an<br />
ber SJlünbung beS SMu unb barauf bei ^ort=9lrthur, beffen<br />
fie fid) bemädjtigt haben, fcheint bie ©adje ber ©binefen ver==<br />
foren. Stefe fyabtnüberbieS nodj in einem anberen Kriegshafen<br />
große SSerlufte erlitten, nämlidj in SBei=^ai=3Bei, wo fie<br />
fid) eine lang ntuthig vertheibigten. ©S brängt ftä) von<br />
felbft bie -Jtothwenbigfeit auf, ^rieben ju f fließen, aber bie<br />
Japaner ffeinen bis geling vorbringen ju wollen. Sebodj<br />
haben fdjon einige Unterhaltungen begonnen, welche ber SBiceßönig<br />
von S£ien=tfm, Xantens SHjung^fd&ang, im Tanten<br />
©hinaS führt<br />
Unfere verfd)iebenen SSicariate liegen nidjt an ber &eer?<br />
ftraße, mit 2luSnahme beS nörblidjen Xfä&ty, wo bie ^auptftabt<br />
geling liegt. SBtr wollen juerft einen Slrtifel aus einer<br />
confervativen Seitung (Le Soleil, 14. Sänner 1895) anführen,,
— 214 —<br />
weiter genau bie Sage ber autlänbifdhen ©olonie in $efing<br />
betreibt; bann (äffen wir einige Briefe bet ho^it)ürbtgen<br />
Herrn Javier unb ber barmhergigen S
— 215 —<br />
hingegen gälten bie gfranjofen ber fathoWfdjen 3Jitffton<br />
eine ©emeinbe oon ungefähr fechgig Sßerfonen. Sie Hälfte<br />
finb Sagariften, bie anbere Jßälfte barnthergige ©djweftern.<br />
Siefe Wa<strong>der</strong>en ©öhne unb Södjter beS tyil Binceng oon 5ßauf<br />
haben in Sßefing baS ©rbe ber gelehrten Sefuiten angetreten,<br />
welcbe in ©ha im achtzehnten Sahrhünberte ben Sehrftuhl<br />
für 3Jlathematif grünbeten, für baS faiferlidje DbferOatorium<br />
ftaunenSwerthe Snftrumente oerfertigten, ben Sßalafi SubwigS XV.<br />
erbauten unb im ©ommerpataft Springbrunnen einrichteten.<br />
Sie ruffifdjen 3Jiiffionäre, weldje im beften ©inoernehmen<br />
mit ben unferigen leben, finb nur oier bis fünf an ber<br />
2BaS bie proteftantifchen 5ßaftoren betrifft, bie aus ©nglanb<br />
ober aimerifa fommen unb oerfchiebeneit ©eften angehören, fo<br />
fann mau fie ferner gählen, weil fie oft Oon bem ^rebigtamt<br />
weg in ben Sienft beS ©onfutats treten ober bei ben Sottäm*<br />
tern Slnfteffung fudjen. 3Jian fann fie oiel(eid)t auf gtoangtg<br />
begiffern, unb auf fiutfgebn bie Samen, weldje fte in ihrem<br />
Slmte unterftü^en. SBcmt matt bem ©tauben fdjenfen barf,<br />
was bie gornighttp 3teoiew über „bie große $ru
—• 216 -<br />
9Zicht minber glüdlich war er, als e£ ftch barutn ^an*<br />
bette, ben Sßötang, b. h- bie ber fat^olifc^en frangöfifdhenÜJWfs<br />
fton gehörigen Sänbereien unb ©ebäube, bie ehemals an ben<br />
faiferltdjen Sßatafi ftießen, an einen anbem Drt gu verlegen;<br />
biefe Verlegung in ein attbereS Quartier unb ben 2Bteber=<br />
aufbau übernahm bie d^incfifc^e Regierung auf eigene Jlofien.<br />
©S ift auffatlenb, gu bemerfen, baß bte franjöfif^en 3Jlif=<br />
ftonäre in ©hina leben unb tiegenben SBefifc §abm bltrfen, baß<br />
fie aber aud) bie ©innigen finb, bie eS thun fönnen. SaS<br />
geflieht Sauf einer fpectellen Älaufel in bem Sertrage mit<br />
©hina. Um biefe Älaufel füntmerte fid) ©nglanb gar nidht;<br />
nur granfreich verfdfjaffte ihr ©eltung. ©o fomtnt eS nun,<br />
baß gur ©tunbe ©hina jeber fat^olifd^en -äftiffion baS Siecht<br />
ftreitig machen fann, auf dhüteftfchem Soben Sänbereien gu be=<br />
ftfcen, wenn biefe 9fliffion nidht franjöfif^ ift. 1 )<br />
SBaS für ein Seben führen benn bie adhtgig grangofen in<br />
^3efing, bie an ben ©uropäern aller anberen Sänber gu=<br />
fammeu gleichfommen? Sie bei ber ©efanbtfdhaft angeftellten<br />
grangofen finb auf europäifche 3lrt gefleibet unb nehmen an<br />
bem bewegten ©portleben theil, welkes bie ©nglänber ber<br />
djmeftfdjen S u gebracht ^ben. ©o gibt eS<br />
Sälle, garden- partys, ©chaufpiele unb fogar $ferberennen.<br />
©S gibf ba frangöfifdhen SBein unb SDttneralwäffer.<br />
Sie gur ^tiffion gehörigen grangofen aber fleiben bie<br />
SanbeStrad^t mit bem 3opf aus fallen paaren. £err Javier<br />
ift 3Jtanbariu mit bem Uamn Änopf. .SaS ungefitnbe SBBafer<br />
in Sßefing würbe ihnen viel gu leiben geben, wenn fie eS nidht<br />
nach ber bortigen ©itte nur heiß in gorm Von Shee genöffen.<br />
©ie fprechen bie ©prache beS SolfeS, bie fie mit vieler 9Wühe<br />
erlernt haben.<br />
Ser ©otteSbienft wirb im neuen ^ßetang von einem apoftolifchen<br />
Stcar, ber Stfdjof ift, fehr feierlich gehalten unb eS<br />
') 3)iefe 2Mmac£)t roirbnwf)rfcf)einlxdj auf atte anberen 2J2tfftonett<br />
ausgebest werben.<br />
(Stnmerfung ber 3ieb.)
— 217 —<br />
fommen bagu fowohl bie ©ingeborenen, Sefehrte unb Reiben<br />
>alS aud) bte ©efanbtfchaften von Oesterreich, Spanien, Stalten,<br />
Portugal, Belgien, wobei bie ©efanbtfdjaft von granfreidj<br />
immer beit ©hrenplafe hat<br />
UebrigenS leben bie frangöfifäjen ©eiftlichen unb'Säten<br />
an vollfontmener ©intradht ©ie frangöftfdjen Diplomaten haben,<br />
©ott fei ©auf, ben ©ntnbfaft ©ambetta'S beibehalten, baß<br />
•nämlich ber 2lnticlertcaliSmuS fein @£portartifel ift; unb eS<br />
ift fonberbar, wie bie von ^eftng fomntenben SBiffionäre mit<br />
banfbarer Siebe von £erm ©onftanS fpred£)eit, welker in ihrer<br />
iltrd)e bem ©otteSbienft beiwohnt, wobei ber ©elebrant einen<br />
von Subwig XVI. geteuften M
— 218<br />
Jemtfe-tang haben adjthunbert ßinber. Jn biefem Jahre<br />
müßte ein SBunber gesehen, bamit unfere gewöhnlidhen Hilftquellen<br />
autreichten. Sittel foftet boppelt fo viel alt früher^<br />
unb bat ©lenb aller 2lrt ift um't breifache geftiegen. 2Iußerorbentlidhe<br />
Mittel wären fehr wiinfchentwerth.<br />
16. ®ecember 1894.<br />
©eftern 3lbenbt erfdhien ein ueuet faiferlichet SDecret in:<br />
ber S^itung von Eßeling, beffen tteberfeftunghier folgt.<br />
Äaiferlidhe« beeret.<br />
„Jn biefem Jahre werben wegen ber ftarfen Mite viele<br />
Seilte von autwärtt nach $efing fomtnen; et ift mit ©runb<br />
ju fürdhten, baß unter biefen Seuten llebelthäter fein werben^<br />
bie einen SSorwanb fudfjen, um Unruhen gu erregen.<br />
„SBat alfo gang befonbert bie @efanbtf($aften unb bie<br />
Äirdhen angeht, fo befehle xä) bem hohen Tribunal, Jnfanteriefolbaten<br />
autgurüften unb unter bie Seitung ber geübteften 33e*<br />
fehlthaber gu ftellen, um jeben 2lufruhr gu unterbrüefen unb<br />
jeben Aufwiegler gu ergreifen. 9lllet muß in ernfter SBetfe<br />
gefdhitfet werben. SBenn alfo ein llebelthäter verfugen follte,.<br />
bie 5Ruhe biefer Stuftalten auf wat immer für eine SBetfe gu<br />
ftören, foll er fofort ergriffen unb mit größter Strenge behanbelt<br />
werben; nidhtt fott unterlaffen werben unb feine Stfadhfi$t<br />
fott für biefe Seute geübt werben. 2Btr begeigen fo von<br />
Beuern unfere greunbfdhaft für bie autwärtigen Nationen.<br />
„Sichtung vor biefem Schreiben."<br />
®ie cbinefifche Regierung geigt alfo guten SBitten, aber<br />
et fdheint/ baß bie europäifcheu Minifter bodj barauf beftehen<br />
werben, ihre Seefolbaten nach Sßefing fommen gu laffen.<br />
Hj *<br />
*
— 219 —<br />
-Brief ber etjrmürbigen Sdjmefter 3aurias an I}erm
— 220 —<br />
falb gu haben unb Wenn ihn uns ber liebe ©ott gibt, werben<br />
wir ihm vom ganjen bergen banfen.<br />
inmitten biefer SBtrren fehlt uns nidht bie ©nabe ©otteS.<br />
Unfere ©dhwefteru finb fehr muthig, alles nimmt feinen gewöhnten<br />
©ang; eS geigt fich fogar ein größerer ©ifer. 9JHt<br />
einem äßorte, unfere ©efdfjäfte gehen beffer als je; äße Sage<br />
nehmen wir mehrere Äitiber auf unb fo wirb unfere gamilie<br />
immer größer. Sie Slrmen finb nicht mehr gu gälten. Ser<br />
liebe ©ott Weiß eS unb ich ^offe, er wirb für alles forgen.<br />
©liicflicher Sßeife finb Wir alle gefuub unb iä) bitte ©ott,<br />
uns währenb biefer böfen Sage oor Jeber ^ranfheit ju be^<br />
wahren.<br />
9Jtit größter £od?achtung u. f. w.<br />
©chwefter SfauriaS,<br />
u. %. b. ä). & S. b. a. iL
protritt3 5yrtett<br />
Srief bes 2T?ifftonspriefters f)errn Clement an i}erm<br />
Jtnton ^iat, (Beneralfuperior.<br />
feft ber wunberbaren Pebaille, — i»ie tjerfdjiebenen Perke.<br />
äfbe«, 10. ©ecember 1894.<br />
£owürbiger £err unb gee^rtefter S3ater!<br />
bitte um 3h^en heiligen ©egen!<br />
will 3h*e väterliche 3lufmerffamfeit wieber einmal<br />
auf unfere fleine gamilte von 2lfbe
— 222 —<br />
Capelle gefdhmatfvoll ^ergerid^tet; fie mv ganj mit SBlumett<br />
bebedt, meldte unt bie ^atret Srappiften gütigft angeboten<br />
Ratten, gaft ade unfere ^farrfinber, Männer, grauen unb<br />
Einher empfingen bie Zeitige ©ommunion, um ben vottfom*<br />
menen 2lblaß $u gewinnen.<br />
3Jor einigen Sagen haben wir auf einmal brei ©hen ein- *<br />
gefegnet unb eine Saufe gefpenbet; bat ift bat fedjtunbjWans<br />
jjigfte Mal feit meiner «nfunft in 3tt6&. 3$ fdjretbe Jhnen<br />
ganj fdjlidjt biefe ©injelhetten, weil Jh^en bat, wie idj glaube,<br />
greube machen Wirb.<br />
SDie gamilte von 2lfb6t empfiehlt fid? mit mir 3hrem @ebete<br />
u. f. w.<br />
P. ©lernent, i. p. c. m.
21 f r i ! a<br />
&poftolif$e$ Wicaviat gtyflimen.<br />
bem an bie 9ftiffionäre genuteten ©irculare vom<br />
1. Sänner 1.895 geigte nnfer hochgeehrter SBater f$on an,<br />
wettjje SSeränberung in unferer SKiffion von Slbpfftnien ge?<br />
troffen würbe. „©ie toiffen f
gang voll. Der ^od^mürbige Herr ©oulbeauj trat vor unb<br />
führte ben ©ouverneur in bie ^ir^e; redjts Waren bte italie=<br />
uif^en ^apuginer,. linft bie franjöjifd&en Sagariften. -Jta$<br />
einem ©ebete würben in lateinif^er ©prad)e bie beiben De=<br />
crete vom 13. ©eptember unb vom 1. Dctober verlefen; burdj<br />
bat erfte Decret wirb bie apoftolifche Spräfectur ©rt;thräa errietet<br />
urtb burch bat gweite Decret wirb biefelbe ben<br />
ginern ber römtfchen Sßroving anvertraut unb P. Michael be<br />
©arbonara alt apoftolifdjer Sßräfect begeidjnet.<br />
„.Darauf wanbte fid) ber Miffiontpriefter fem ©oulbeau£<br />
gum SSolfe unb überfefete bie beiben SDecrete in bie Sigre*<br />
fpradje; ein P. ^apuginer fyüt an bie Stnwefenbert eine 3jtebe.<br />
„Darauf ergriff ber apoftolif^e ^3räfect bat 2Bort unb<br />
brücfte ben Sagariften feine Slnerfennung aut: „Jh neu fle^öxt<br />
bie ©hre," fo fagte er, „ben SBeg in biefer Miffion eröffnet<br />
unb geebnet gu haben; an unt ift et nun, aut aßen Äräften<br />
auf bem unt fdjon gebahnten SBege fortgufahren."<br />
Die Sagariften nahmen bie PP. ^apuginer mit großer<br />
©hrfurcht auf, wie fie ber Dbrigfeit gebührt, Von ber fie<br />
gefanbt Würben; fie boten ben Jtapujinem in ihrem Haufe in<br />
$eren ©aftfreunbfchaft an unb überließen ihnen fogteich bie<br />
Hälfte bet Häufet gur SBohmmg, worüber bie Äapuginer öfter<br />
fidj fehr anerfemtenb autfipradjen.<br />
* *<br />
*<br />
Ilm biefe Seit begann auf Anregung ber jübifchen unb<br />
officiellen treffe Statten« ein wahrer $rieg Verläumberifdher<br />
2lnf lagen gegen bie frangöfifdjen Miffionäre. ®abrfd)einltdj<br />
follte bat eine Vorbereitung fein gu ber fdjon befd^loffenen<br />
Maßregel, bie Miffionäre aut ber italienifdjen ©olonie aut=<br />
juweifen.<br />
Äetne biefer Auflagen war mit SSeweifen begrünbet, wie<br />
et felbft einet ber fytyitftmS3lätter bie „Tribuna" gefiehen<br />
mußte; aber baran tag wenig, wenn man nur bat er*
— 225 —<br />
r$iom heiligen 3Sinceng *>on ^Paul<br />
gegrünbeten Kongregation, bereu 5Kutterhau« in Spari« ift.<br />
Ungefähr t>or einem halben Sahrtmnbert ließ fie fich SÖtyfft 5<br />
ttien nieber unb grünbete ein apoftolifche« SSicariat mit ber<br />
SRefibeng in Äeren. ©« ift fel;r bemerfen«werth unb auffallenb,<br />
baß biefe SDUffion, obwohl gang frangöfifchen Urfputnge«, für<br />
Stalten t)oH ift Don eblen ©rimterungeu. 3JJfgr. be Scicobi«,<br />
ber eigentliche ©rünber ber erften 9)Jiffion«anftalt, lebt nodh<br />
in gang 2lbt?fftnien im heiligen Stnbenfen fort. ©urch ihn<br />
hat bie Kongregation einen großen ©influß auf bie ©ingebo=<br />
reuen erlangt. ©ie Segeifterung, bie fein -Käme noöh immer<br />
erweeft, ift fo groß, baß bie bloße Srohung, feinen Seib, ber
— 226 —<br />
in einem befcheibenen ©rabe ruht, wegzunehmen, genügt hat,<br />
bie Bewohner ber Hochebenen in Aufregung gu bringen. Stur<br />
«in 3Äatm hat einen gleiten ©influß genoffen: SJtfgr. SÄaffaia.<br />
Sie SRittel, bie ber SKifflon zu ©ebote ftehen, finb fehr<br />
fiebeutenb unb geben ihr einen großen ntoralifdfjen ©influß;<br />
fte bejtfct eine gefdjidte Drganifirung unb Seitung. 3d) be=<br />
f uchte juerft bie Ä'irdje unb baS £auS ber SUitffionäre in 9taS~<br />
läJlebur. Sie ©chweftern haben eine eigene Slnftalt mit bem<br />
URittetyiinfte in SDJaffauah- Sie Äird)e, wel$e, wie gefagt<br />
am äußerften ©übe oon 3iaS-5)tebur liegt, ift fehr einfach unb<br />
länblid). ©S ift ein weißer ©teinbau, überragt oon einer<br />
orientalifdjen Kuppel, wel$e auf ihrer ©pifee ein eiferneS Äreuz<br />
trägt, ©ie befifct nur wenigen ßwxxafy. Srei Mfftottäre<br />
(äWei Italiener unb ein ©tngeborener) Oerzen biefe Ätirdje.<br />
Sie ^ßrebtgt wirb in italienifdjer ©prad)e gehalten.<br />
3n ber Stühe ber £ir
227 —<br />
formen ber feineren ©efettfdfjaft bewahrt hat, fagte auf frattgöfifd)<br />
gu mir: „SSergeihen ©ie, mein £err, Wenn idh<br />
©pradfje nidht fpredje; fie ift wohlflingenb unb angenehm wie<br />
f^öneS Sanb, aber iä) befi^e feine ©eläuftgfeit barin.<br />
UebrigenS werben ©ie bei uns einige Sh^r SanbSleute finben/'<br />
„$n ber Shat würbe iä) ben ©chweftern borgefteHt, unter<br />
benen fid) eine ^ßiemontefin unb eine Neapolitanerin befanben,<br />
nämlich bie ©chwefter $olaro, bie Nichte beS gtei^namigen<br />
Seputirten. Sie Severe jeigte mir audh bie ©chule. SaS<br />
Socal ift fehr fdjön, reinlidh, luftig unb fehr lid)t. Sn we^<br />
nigen unferer ©lementarfdjulen finbet man einen folgen Orb*<br />
nungSgetft, eine fo gute ©rjiehung unb gefammelte ©tiUe.<br />
Sie europäif^en Sögtinge, jufammen gwanjig, finb in jwei<br />
klaffen geseilt. Am gahlreichften finb bie üalienifchen 3Ääb*<br />
ä)m. Ser Unterricht in ben ©tementarllaffen ift ben 33or^<br />
fünften beS 3JUnifteriumS entfpredjenb eingerichtet. Sie<br />
UnterridhtSfprad;e ift baS Stalienifche, außerbem wirb gran^<br />
göfifch gelehrt. $ch war bei verfchtebeiten Sefeitbungen jus<br />
gegen unb fonnte midh überzeugen. nidht bloß von bem Salente<br />
ber Sehrerin, fonbern auch von bem wahren SBerthe ihrer<br />
9Jtethobe. Sie £efte finb in voHfommener Drbnung. 9JUt<br />
Vergnügen las ich auf einem blatte, wo bie Aufgabe beS<br />
SageS bemerft war, ein fchöneS ©ebidjt ^ßrati'S an bie Nationalfahne.<br />
9Jian barf ba burchauS nidht an eine ieinterlift<br />
benfen, benn von meinem Sefuche war vorher nidfjtS befannt<br />
worben. %ä) befiele auf biefen ©ingelheiten, benn fie haben<br />
eine große 33ebeutung: eS hanbelt fich um eine franjöfifche<br />
Anftalt, weldhe verbächtigt wirb, ein $einb unferer Nationalität<br />
ju fein.<br />
„Sann befugte iä) baS Arbeitszimmer. Sie $inber A<br />
lauter eingeborene SBaifenmäbd^en, bereu ich über vierzig jählte A<br />
waren an ber Arbeit. 3>d) bewunberte ba bie große ©ebulb<br />
unb bie mütterliche Siebe biefer ©chwefter, bie ein ^eiligem<br />
f$ein djriftlid)er Nächftenliebe umgab. befidhtigte bie Arbeiten,<br />
AHeS in vollfommener Ausführung, bie 3Beiß-2Bäfdhe A
— 228 —<br />
fchön unb feft, mehrere ©tütfe Waren fünftlerifch gemerft<br />
2Benu ich an biefe armen Äinber bacfjte, bie, man Weiß nicht<br />
wo^er gefommen finb, bie einer 3^affe angehören, wo bat<br />
äöeib für nichtt'gilt, ba begriff t
229 —<br />
Meine eingeborene ©d)wefter mit geneigtem Raupte unb war<br />
ganj in anbädjtige Anbetung üerfunfen.<br />
„2luf bem Slltare eebtirfte man bie freunbtidje ©tatue ber<br />
feligfteu Jungfrau vom SKofenfranje, wie fie mitten unter<br />
SBlumen unb ftlbernen Seuchtern hervorragt ©ie heitere ©in*<br />
fad^heit, bie über irbtf che, geheitnnißüolle 3?uhe erfüllte ba« £erj<br />
mit einer fanften SÖtetand^olie. Sit biefer gang weißen Capelle<br />
an ben ©tufen be« Slltare« holen fidj bie ©chweftern im „©e^<br />
bete $raft unb SDtuth gur ©rfüllung ihrer göttlid)en Aufgabe,<br />
©ie wollen feinen irbifchen Sohn: nur bie 3lnerfennung ber<br />
©uten, bie ©anfbarfeit ber Uugtiidflichen unb ©etröfteten unb<br />
ben ©cfjufe be« Gimmel«.<br />
„33or allem verhielten bie barmherzigen ©chweftern, baß<br />
bie Regierung fte, jebe polittfche ^Rüdfi^t bei ©eite fefeenb,<br />
unterftüfee unb befd^ü^e; e« wäre fehr ungelegen, ja gefährltd),<br />
plöfeltch unfere ^Beziehungen ju ihnen abzubrechen unb ihre<br />
©ienftleiftungen jurüdguweifen.<br />
©ie geiftlidfje 3uri«biction wirb von ben frangöfifchen<br />
9Jitffionären au«geübt; in Äeren Wie in 2lfrur machen fte jahl=<br />
reiche SBefehruitgett. 3h* 3Btt!en ift gefegnet unb ein großer<br />
£heit ber Söogo«, ©entbefatt unb faft alle Dfulab^oujaty finb<br />
fatholifd).<br />
ttebrigen« tarn matt nicht leugnen, baß bte franjöftfdje<br />
3Jliffton große Sßerbienfte aufjuweifen hat 3h r ®Ianz unb<br />
ihre große 9Jta$t ftnben ihre ©rflämng in ben SBohlthaten<br />
aller 2lrt, Welche bte Mffionäre ben ©tngeborenen erwiefen;<br />
bie 3Jliffion befifct eine weife ©inrichtung unb Seitung.<br />
äBährenb ber beftehenbett hod^grabigen ©pannung ztoifdjen<br />
granfretdfj unb Italien, al« bie ^Beziehungen ju unferen 33rü*<br />
berit jenfeit« be« 9JJont=©eni« immer mehr getrübt waren, hat<br />
fid) bie ÜKiffton von 2lbtyfftnien, bie nie ihren franzöfifdjen<br />
©haracter verleugnet hat, immer in vottfontmenem ©leidiges<br />
Wieste erhalten/'<br />
* *<br />
*
— 230 —<br />
Stadfj folgert Beurteilungen folgten nun in bem Blatte<br />
wenig wohlwollenbe 2lnfpielungen, bie einfadf) auf baS eine<br />
hinaufgingen, wie oben fd;on gefagt Würbe, „baß eS ni$t an<br />
ber .geit unb mit großen ©efahren oerbunben fei, auf einmal<br />
mit ber 9Jiiffion ju bred^en". ©S ift befannt, was feitbem<br />
na
— 231<br />
omb bie ©chweftern bort SJiaffauah f
232 —<br />
bigen unb bie (Seelen gu tröfien: bat iji ihre eingige Aufgabe,<br />
©ie verlieren babei nie ben SUiuth, weil fie von niemand<br />
Anberem alt von ©ott ihren Sohn erwarten.<br />
* *<br />
Am 4. gebruar 1895 hat bie ßongregation ber ?ßropa?<br />
ganba in einer Verfammlung befdjloffen, bem Zeitigen Vater<br />
ben aJliffiontpriefter Herrn Jougla (©^Ivanut ©tephanut)<br />
gum apoftolifdjen S3icar von Abtyfftnien vorgufd?lagen; unb in<br />
ber Aubieng vom 9. gebruar nahm ©eine Heiligfeit auch<br />
biefen Vorfchtag an.<br />
Herr Jwgla ift geboren in ber Siöcefe ©arcaffonne (graut<br />
reid)) im Jahre 1854; unb Würbe im Jahre 1876 in bie<br />
©ongregation aufgenommen. jSett 15 Jahren weilt er in ber<br />
SJUffton von Abbffinien unb fennt alfo gut bie ©Uten unb<br />
bie ©prad)e biefet Sanbet.
Horbamerifa<br />
^reinigte Staaten.<br />
leben bt& Ijj. feit* be ^nbreis»<br />
2ttiffton§priefter (1778—1820.)<br />
(©cfjlufc.)<br />
XIII. Kapitel.<br />
5eitte fcttgcttöem — ÜJbtöMtmö un& Seeleneifer De* be ifrnbrei**<br />
9Bir fönnen mit Suberftd&t fagen, baß Sitte, bie mit £errn<br />
be Slnbrei« in innigem SBerfehr geftanben finb, Seugniß ab<br />
legen fönnen, baß es bie ununterbro^ene Sefd^äftigung feine«<br />
Seben« war, fich felbft abjufterben burch bie ftrengfte nnb<br />
attfeittgfte Slbtöbtung, fo enge Wollte er fieb an ba« $reuj<br />
feine« göttlichen ©rlöfer« anffließen. Seine 93orfä£e gingen<br />
ohne Unterlaß barauf hwau«, etwaige entbeefte fehlerhafte<br />
Neigungen burch 2lbtöbtung au«jurotten. Um un« eine<br />
SSotfteffung ju madjjen, in welkem ©rabe er biefe £ugenb<br />
befaß, genügt e«, feine bie«bejügli$en Vorfäfce ju lefen.<br />
„SBenn idjj meine bisherige ^anblungSWeife betrachte, fo<br />
fehe ich, baß ba« wenige ©ute, ba« ich t^ue, nur oberflächlich<br />
ift. ©« fcheint mir, baß ich feinen inneren ©ifer habe, fon*<br />
bern, baß iä) nur wie ein 33aum voll Slüten bin, bie aber<br />
nie jur grudht heranreifen, weil ber Seben«faft feine genügenbe<br />
$raft hat. 3fch thue ba« ©ute nur au« Steigung, aber niä)t<br />
au« innerer Shatfraft. 3ttit einem 2Borte, iä) fehe beutlich,<br />
baß ber alte 2lbam noch in mir lebt; er ift noä) ftarf, wie<br />
ein 9iiefe in mir, währenb Sefu« ©hriftu« in mir noch ein<br />
Äinb ift, wenn er fich überhaupt in mir finbet. %ä) muß alfo<br />
16*
234 —<br />
gegen biefen alten 3Jtenf$en tapfer fämpfen, ihn ausrotten<br />
unb Oernichten, bamit SefuS ©hriftuS in mir wohne; „Tantum<br />
proflcies, quantum tibi ipsi yim intuleris. — ©o oiel ffreitet<br />
man ooran in ber Sugenb, als man fich ©eWalt anthut."<br />
(Nachfolge ©hnfti.)<br />
golgenbe Borfäfee faßte er am heiligen grohnteichnamS=<br />
feft. Borfälse. — Befteggrünbe.<br />
1) ©ott hat mich für biefe ehrenooHe Bereinigung mit<br />
ihm berufen, inbent er mich bie ©itßigfeiten ber göttlichen<br />
Siebe Oerfofteu ließ, um mir gu helfen, mt$ ganz oon mir<br />
felbft loSjuf^älen; unb ba er fieht, baß id) nie oollenbs mit<br />
meiner ©igenliebe breche, um bie 2lbtöbtung, bie ©runblage<br />
biefer Bereinigung, zu umfaffen, fo läßt er ju, baß idj oon<br />
ben fd)werften Berfud)ungen angefodjten werbe; biefe Berfud)=<br />
ungen finb gteichfam bte Nuthen, bie feine Siebe gebraust,<br />
um mich anzutreiben, baS ju thun, was er wünfd)t D mie<br />
groß ift feine ©üte!<br />
2) Um mid) ganz oon meinen Unoollfommenheiten frei<br />
%n machen, gibt eS naä) meiner ©rfahrung fein beffereS 9Jiittel,<br />
als mich mit bem ©eifte aUfeitiger 2lbtöbtung aitSjurüfteiu<br />
3) Um in meinen 1)1 SlmtSOerrichtungen ©rfolg ju haben<br />
unb bie in meinem bergen eingewurzelten gehler auszurotten,<br />
habe ich unbebingt eine innige Bereinigung mit ©ott nöthig,<br />
ju ber id) aber ohne bie 3lbtöbtung nicht gelangen fann.<br />
< 4) 3llS ich mi$ geftern zu ben güßen ber feligften Jungfrau<br />
in ben 3uftartb ber ooHften Hingebung zu oerfefcen fud)te,<br />
bamit fie mir ben SBeg zeigte, auf bem id? aus ben ginfterniffen,<br />
bie mid? umgeben, herauSfommen unb meine ©eele<br />
retten fönne, fam eS mir Oor, als ob fie mir baS Äreuz zeigte<br />
r unb eS mir auflegte mit ben SBorten: „SDu mußt bich an baS<br />
Äreuj heften; Oer laß eS nie!"<br />
3ch faffe alfo ben Borfafe, unb baS foll ber £auptgegen~<br />
ftanb meiner geiftlichen Uebungen fein, biefe Sugeitb ber 2lbtöbtung<br />
mir anzueignen, midj an'S Kreitz zu heften unb nie
— 235 —<br />
me^r in meinem Seben herabsteigen. Unb um in'S ©injetne<br />
einzugehen, nehme idh mir befonberS folgenbe fünfte bor:<br />
Abtöbtung ber ©inbilbungSfraft unb beS ©Jebädht*<br />
niffe«: 1) Auf bie ©egenwart ©otteS benfen, aber ohne Um<br />
ruhe unb Anftrenguug; jeben unnüfeen, thörichten unb neu»<br />
gierigen ©ebanfen ausklagen.<br />
2) Seint ©ebete unb befonberS beim SSrevier Witt ich<br />
genau bie Vorfäfee in Ausführung bringen, bie ich in ben<br />
©jercitien beS Jahres 1811 gefaßt habe.<br />
Verftanb uitb UrtheilSfraft: SebeS vortonige Nad^<br />
grübeln vernteiben unb midh ruhig ber 2Mnung ber Anberen<br />
unterwerfen, fobalb baS ©ewiffen nicht verlangt, baß idh<br />
anberS fyanblt<br />
2)er Sßtlle: ©enau jeben Üjiunlt ber Negel beobachten,<br />
befonberS ben 3. Artifel beS 2. Kapitels „Ueber bie ©leidhfömtigfeit<br />
mit bem SBillen ©otteS".<br />
Sie 3unge: 1) ©tittfdhroeigen lieben unb nie<br />
fpredhen, wo bie Negel ©dhweigeit gebietet. 2) ©elbft in ber<br />
©rholuugSjeit vermetben, viel zu fyredhen.3) Ohne Noth s<br />
wenbigfeit nie von mir felbft fpre^en; wenn eS nothwenbig<br />
ift, eS nur mit Semuth unb äSorftdjt thun, bamit bie ©igen=<br />
liebe in bem, was ich fage, mehr abgetöbtet als befriebigt<br />
werbe. SaS gilt vor Allem von bem, was baS Vaterlanb, bie<br />
gteunbe, bie Verwanbten unb ähnlidhe Singe betrifft 4) Nie<br />
meine SBiffenfchaft zur ©chau tragen, baburch, baß iä) nie<br />
ohne Noth über wiffenfdhaftlidhe ober religiöfe Singe rebe;<br />
unb wenn tdh *>avon reben muß, will idh eS fo einridjten, baß,<br />
bie Semuth babei feine ©inbuße erleibet. 5) Nie Semanben<br />
veradhten ober auflagen, fonbern im ©egentheile Alle aä)Un<br />
unb entfdhulbigen unb bte Verachtung nur für midh allein<br />
auffparen.<br />
Ser ©efdhntacf: 1) %ä) wiH midh gänzlich jener ©peifen<br />
enthalten, für bie idh eine befonbere Vorliebe baS gilt<br />
von jenen, ju benen meine natürliche Neigung mit zu großer<br />
©ier midh hingeht 2) Nie bie ganze aufgetragene Portion
236 —<br />
effen, wenn et nidht bie S^ot^menbigfeit erforbert 3) ©twat<br />
von bem opfern, wat für ben ©efcbmad 5 am angenehmften ift,<br />
mit ber inneren ©eftnmmg, auch Allet unberührt gu (äffen,<br />
wenn et ber SBille ©ottet wäre. '<br />
©ehör, ©efidjt unb ©erud): Mr in biefer 33ejiehung<br />
jebe Sefriebigung fcerfagen,bie nicht nothwenbig ober wentg=<br />
ftent nid^t nüfeltdh ift; unb in biefem gatle meine Meinung<br />
auf ©ott ridhten. —<br />
£aftfi'nn unb äußere Haltung: 1) Stuf ©troh<br />
fdhlafen unb währenb bet ©djlafet eine befd;eibene Stellung<br />
einnehmen. — 2) 3Mne natürlidje Sebhaftigfeit jügeln unb<br />
üerfudjjen, langfam 511 gehen; mit ©ruft, 33efd)eibenheit unb<br />
Demuth hanbeln unb immer ben legten afe fudhen. 3) ©ebulbig<br />
bie ©ttd)e ber Jnfeften ertragen, bie midj) beläftigen<br />
unb benfen, bat fei ftatt einet SBußgürtelt. . 4) 3Jlit einem<br />
SBorte: immer Littel ftubeit, auf bie eine ober bie anbere<br />
Sßeife bat Äreuj ju tragen.<br />
Stefe SSorfäfce finb befdhwerlid), aber iä) h^ffe, baß bie<br />
Autführung mir biefelbeit erleichtern wirb, ©ott hat fie mir<br />
eingegeben, er will mir alfo auä) bie ©nabe geben, fie au&<br />
juführen unb bie feligfte Jungfrau wirb mir biefe ©nabe<br />
erflehen. 3Mnerfeitt will idh folgenbe -Kittel anwenben:<br />
1) Dft biefe SSorfäfee betrauten unb bat Seben jener Heiligen<br />
lefen, bie fich am meiften in ber Abtöbtung autgegeidjnet haben.<br />
2) 9)lidh über biefen $unft erforfdjen unb feinen gehler ohne<br />
SBuße hingehen laffen. 3) Unfern Herrn bitten, er möge mir<br />
bie Äraft geben, mein ^reuj ju tragen unb nidht julaffen, baß<br />
iä) audh nur einen Augenblitf naä) ben Steigungen ber 9?atur<br />
lebe: Fortis est ut mors dilectio „bie Siebe ©otfet ift ftarf<br />
Wie ber S£ob."<br />
Dbgleid) biefe Uebung ber Abtöbtung fchon an ber äußer=<br />
ften ©renge angelangt fd)emt, ging bod) Herr be Anbreit noch<br />
weiter, iubem er fogar jenen SEröftungen entfagte, bie er int<br />
Anfange fcottSeit gu $eit, in ber golge aber fehr häufig im<br />
SDienfte ©ottet üerfoftete. ©r fdhreibt barüber wie folgt: „ Jd)
237<br />
muß meinen ©eift von einer anberen £äuf$ung befreien, bie<br />
ixxrin heftest, baß id) mir einbilbe, idh fönne in biefem eleuben<br />
Seben auf beftänbige SDauer biefe« ©lüd: Verfoften, Welche«<br />
einem bie Uebung ber Sugenb verfchafft. SBenn bem fo Ware,<br />
iann wären bie SBorte unfere« £errn nid^t wahr, ber un«<br />
befiehlt, unfer $reug alle Xage auf un« gu nehmen unb gu<br />
tragen, baß wir nur mit großer Selbstverleugnung, burdj große<br />
Seiben in'« Himmelreich eingeben fönnen."<br />
'<br />
„©ewiffe Xröftungen gehören in ben Gimmel. SDie göttliehe<br />
©üte gibt un« manchmal vor ber 3ett in biefem Seben<br />
einige Kröpfen bavon gu verfoften, gteic^fam al« einen $or=<br />
gefd)mac! be« Gimmel«, um un« gum Seiben gu ermutigen.<br />
SBünfdjen, biefe SCröftungen motten vollfommen fein, heißt fidj<br />
ba« wimfdjjen, wa« nur im Sßarabiefe möglich ift. ©o will<br />
id) alfo 2llle« bem 2Bitten ©otte« überlaffen. 3d) habe nun<br />
-auf feine ©infpredjungen Wh wie e« mir fdjeint, folgenben<br />
SBorfafc gefaßt: SDa £te Sröftungen ©otte« ni^t ©ott felbft<br />
finb unb bie gu große ©ier nad) folgen £röftungen mid)<br />
J)iubert gu fagen: 2Mn ©ott unb mein 2We« unb mid) mit<br />
'©ott allein gu vereinigen, fo habe ich -mit vorgenommen:<br />
Meit geifttii^en greubeit bi« gutn S£obe gu entfagen. ^Darunter<br />
verftehe ich: ©ie nicht fudjjen, nid)t wfinfd&en, nidjt barum<br />
beten, fein wie immer geartete« Verlangen barnad) haben, in<br />
ber votlfommenen Uebergeugung, baß id) fotdjer ©naben un=<br />
Würbig bin."<br />
©eeleiteifer: 35a« 3*el, weldf)e« $err be 3lnbrei« bei<br />
feiner vielfeitigen 3lbtöbtung im 2luge hatte, war, befto fixerer<br />
gur innigen Vereinigung mit ©ott gu gelangen unb von jener<br />
brennenbert Siebe eutgünbet gu werben, bie nidfjt umhin fann,<br />
ihre flammen auch ben Ruberen mitgutheilen unb bereu «geil<br />
gu förbern, wenn auch mit ber vollfommenen ^inopferung<br />
feiner felbft, nad) ben SBorten be« Stpoftel«: Optabam ego<br />
ipse anathema esse a Christo pro fratribus meis. (Rom. 9.3.)<br />
„SBahrhaftig," fo fd^reibt er im 3ah*e 1814, „nie fühlt<br />
man fid) mehr gebrungen, ben 9läd)ften in gebithrenber SBeife,
— 238 —<br />
auS tetner Siebe gu lieben, als wenn man ftd) wie tobt ixt<br />
ben Hetgen ber Sffienfdjen betrachtet. Unter bem frönen ®ed*<br />
mantel Oon Siebe, ©efälligfeit, ^öflid^feit r Suoorfommenheit,.<br />
wie oiel ©troh unb wie oiete anbere -Jtebengrünbe ftnben fidh<br />
barunter! SDamit bie flamme, bie in meinem bergen brennt,,<br />
audh anbere Hergen entflammen fönne, muß fie guerft baSmeinige<br />
oergehren unb reinigen. ®aS geuer greift nid)t weiter<br />
um- fich unb verbreitet feine SBärme, Wenn eS nicht alles<br />
Brennbare unmittelbar um fich her oergehrt $at .muß.<br />
alfo meine glantnte nähren unb unterftü^en, baß fie ben alten<br />
•äftenfchen gerftßre, unb3lHeS fernhalten, was bem alten 9Jtenfd)en<br />
Äraft geben fonnte."<br />
ffienn wir über ihn nadfj ber Betreibung, bie er oon<br />
biefer göttlichen SiebeSflamnte gibt, urtheilen, müffen wir<br />
fagen, baß biefe flamme Wahrhaft in ihm brannte unb baß.<br />
fie auch fähig War, ihre SBärme einer großen 3
239<br />
ju gewinnen. barf meinem ©eifte nie geftatten, babei ju<br />
verweiten, benn baS geht mid) nichts an: Quid ad te? Tu<br />
me sequere. habe nichts AnbereS ju t^un, als 3cfu<br />
©hrifto in bem erhabenen Amte nachzufolgen, ju bem er mid)<br />
berufen hat, unb idh uß jene 2Borte als au mich gerietet<br />
betrauten, weldje ber £err zu ©inem fagte, ber juerft feinen<br />
Vater begraben unb bann erft ihm folgen wollte: „Saß bie<br />
Sobten ihre lobten begraben, bu aber gehe unb verfünbe baS<br />
Neid) ©otteS!" D mein ©ott! weld^ eine ^errlidhe SBeftimmung:<br />
(Seelen ju erwerben, mit bem 3ftenfd)enfohne, bem<br />
©obite ©otteS mitzuarbeiten, benfelben Veruf mit ihm jti<br />
haben, baS Neich ©otteS auszubreiten unb baS Neid) beS<br />
SeufelS unb ber ©ünbe gu gerfiören; ©eelen zn ©Ott zu belehren,<br />
fie auf ben SBeg ber @ered)tigfeit unb beS. feiles jurü(fzuführen,<br />
fie zu t^rer erften ©runburfadje unb zu ihrem<br />
legten Stele zu bringen! D mein ©ott! et unde hoc mihi?<br />
2BaS hat ber Allmächtige in meiner ©eele nidht Alles gethan,<br />
um midh Z u e i ner f° eblen Aufgabe fähig zu machen. SBäre<br />
eS nidht eine ©d)anbe für ©inen, ber zn einem fo hohen Amte<br />
berufen ift, fidh ber ©itelfeit unb ben greubeit ber SBelt zu<br />
überlaffen, als ob er nichts zu t^un hätte, als ben trbifchen<br />
©hren nachzulaufen ober Spinnengewebe ju famntelu? Duo<br />
in altum, duc in altum et mitte retia in capturam —<br />
non in capturam auri yel argenti, sed in capturam anL<br />
marum!"<br />
Saraus fönnen wir uns erflären, wie £err be AnbreiS<br />
als ©tubent unb als ^rieftet fo viel Anftrengungen unb<br />
Arbeiten auf fich nahm unb wie er trofc feiner zarten ©efunb=<br />
heit -Blühen unb ©efahren beftanb, bte ihm bem Aufweine<br />
nad) baS Sebeit hätten foften müffen. „Fortis est ut mors<br />
dilectio," fo fd)rieb er, „ftarf Wie ber Sob ift bie Siebe; bie<br />
Siebe ift nicht jufrieben, wenn fie fidh nidht mit bem Sobe<br />
nteffen fann. Ser ©igenbünJel unb bie iQoffart finb enger<br />
mit ber ©eele verwachfen, als bte £aut mit bem gleifche, unb<br />
fidh int ©eifte Völlig loSzufchälen, ift ebenfo fd)wer als bie
— 240 —<br />
4}aut Vom Seibe ju ^ie^en; jeben Sag muß man fterben."<br />
SDann fügt er bei: „Saufenb Jahre ftttb bor beinen Augen,<br />
o mein ©ott, lote ber geftrige Sag, ber nt
— 241<br />
XIV. Kapitel.<br />
^ortfctoritte öer fatuoltfdjen Religion in Den bereinigten 5ta«ten' t<br />
befonbere in fouiftana feit Ünfang biefe* 5al?rl?ttnbert0 bte ?um<br />
2at)X.e 1860* — ZDie Werfammluttg öer Scbroeftern, gejtiftet oon<br />
iraii t)on 5etott trnrö mit öer Perfammlung öer barmherzigen<br />
Sdjweftcm uereiiit^t-<br />
SDiefe« ©apitel wirb bie Seben«gefdji$te be« £errn<br />
be Slnbret« vervollftänbigen, benn e« ift flar, baß bie gort*<br />
f^ritte ber Religion in ben öftlidj>en bereinigten ©taaten gum<br />
größten Steile ibm unb feinen -BWfftonären, beren ©uperior<br />
er war, gu verbauten finb.<br />
3u älnfang biefe« $al;rl)unbert« gab e« in biefem Sanbe<br />
nur gwet Sifdjßfe. 3Jtfgr. Sodann ©aroH, gebürtig au« üfar^<br />
taub, von pu« VI. gum erften Stfd)ofe Von Baltimore ernannt<br />
am 6. November 1789 unb 9ttfgr. Soui« SßenalverX) ©arbena«,<br />
gum erften 33ifd;ofe von 9?eu=£)rlean« ernannt im ^afyxc 1793;<br />
beibe geidjmeten fid) au« bur$ Talent, ©ifer unb $römmig=<br />
feit. 3nt ©übweftert genoffen bie Slat^olifen ben religiöfen<br />
SBeiftanb einiger frangöfifdjer ^riefter unb einiger weniger fpa*<br />
nifc^er granci«faner; im Dften, Horben unb Storbweften wirften<br />
einige frangöfifdje ober ettglifdje ^rtefter, unter benen mehrere<br />
Sefuiten waren. gwet 2Sifd)öfe unb einige eifrige ^riefter<br />
follten alfo ben geiftlidjen Söebürfniffen eine« unermeßlidjen<br />
Sanbe« genügen, ba« mehrere fyunberttaufenbDuabratmeilen<br />
umfaßte.<br />
3m gabre 1801 würbe 3Jtfgr. Sßenalver auf ben 3Jietros<br />
politanfife Von ©uatemala in ©entral=3lmerifa erhoben, unb<br />
für s JJeu=Drlean« würbe im 3al)re 1802 in 3lom ein anberer<br />
SHfdjof geweift, ber aber balb barauf ftarb, otyne je feinen<br />
bifdjöflicfyen ©ift eingenommen gu fyaben.Sbte 2lbwefen^eit<br />
be« Dberbirten itnb ber häufige 3iegieriing«wed)fel trugen viel<br />
bagu bei, bie gort)dritte ber Religion in Souifiana gu Vergögern,<br />
ja fogar gu fdjäbigen.<br />
©rft nad? ber SBiebereroberung be« Sanbe« bur§ bie gran=<br />
jofen unter ^efferfon im Saljre 1803 würbe 5Kfgr. ©aroll ca*
— 242 —<br />
nonifch mit ber Berwaltung ber Siöcefe -Keu'DrteanS betraut<br />
Herr Dlioier, bamalS Beid)toater int Slofier ber Urfulinerinnen<br />
biefer ©tabt, würbe ju feinem ©eneral-Btcar befteHt unb mit<br />
ben äuSgebehnteften Bollmadjten auSgerüftet. Sief er auSge*<br />
jeid^nete ^riefter ftarb im ga^re 1810; wie man glaubt, folgte<br />
i^m Herr ©ibourb ebenfalls in ber ©igenf^aft als ©enerat<br />
Bicar nach, bis tm $ahre 1812 Herr Subourg ernannt würbe.<br />
Siefer blieb jwei 3al)re hiubur^ 2lbminiftrator ber Stöcefe.<br />
©£ fdjeint, baß fogar f
— 243 —<br />
Sazariften als apoftolifdjer Vicar nadh Sega« gefd^icft. Salb<br />
barauf fam er nach VarrenS juriid unb &err Dbtn aus ber*<br />
felben ©ongregation nahm feinen ^lafe ein. 2lnt 6. aJlärg 1842<br />
würbe Sefeterer jum Vifchof in partibus geweift unb für ben<br />
Vifchoffife von ©alvefton beftimmt. bemfelben 3a^rc mürben<br />
brei neue Söifd^offtfee errietet: Albane, Vuffalo unb Stevelanb.<br />
©a ftch anbere ©ebiete mit ber Union vereinigten, be?<br />
famen auch bie weftlidhen Territorien ihre Vifdhöfe; fo 9leS=<br />
quafy, ©anta^e unb ©aint^aul im ga^re 1850. bemfelben<br />
$ahre würbe auch 2B^eeIing zum Vtfdhoffifee erhoben<br />
unb in ben gelfengebirgen ein apoftolifcheS Vicariat eingerichtet.<br />
$m Sa^re 1853 folgte bie Srridjtung ber ViSthümer Vrooffyn,<br />
Vurlington, NatchitodjeS unb -äJionterety unb im $ahre 1855<br />
sßortlanb. Alton unb gort 2M;ne befamen im $ahre 1857<br />
eigene Vifchöfe; in bemfelben $ahre auch würben $loriba unb<br />
©aut-©ainte-3)larie bie ©ifee zweier apoftolifcher Vtcare, beibe<br />
Vifchöfe in partibus. ©aSfelbe gefdjah "in NebraSfa im<br />
Sa^re 1859.<br />
bem 9Kaße, als bie ftaty ber Vifdhöfe ftteg, brauste<br />
man audj mehr ^riefter, Sirdhen, religio je ©enoffenfdjaften,<br />
©eminarien, ©ollegien, unentgeltliche ©d)ulen, ^oftritäler,<br />
SBaifenpufer unb fromme Vereine. 25ie Cat^olifd^en Vüdjjer,<br />
weldhe int Anfange biefeS Sahrhunberts fe^r treuer unb fehr<br />
fetten waren, vermehrten fidh aHmählid); beute fyatbte fatholifd^e<br />
treffe einen großen ©influß unb trägt nidht wenig zur<br />
©ntwicflung ber SBiffenfchaft unb Siteratur bei.<br />
@S Wäre fdjwer im SDurdhfdhnitte bie jä^rtid^e Zunahme<br />
ber fatholifd^en Vevölferung in ben Vereinigten Staaten anjugeben;<br />
mau fam fich jebod; eine Vorftetlung bavon madhen<br />
burdh *>ie jährliche Vermehrung ber Vifdjoffifee unb burdh bte<br />
jahlreidhen fatholifdhen AuSWanberer aus Seutfchlanb unb<br />
lanb, weld;e ihre Religion, ihr ©ewerbe unb einen Sheil ihrer<br />
Vefi^thümer nad) Amerifa mitbringen.<br />
©dhon vor bem $ahre 1847 erhielt ber würbige<br />
bifdhof von ©aint=SouiS baS ^alltum; Valtimore war früher
— 244 —<br />
bat einzige ©rgbitthum in ben bereinigten ©taaten. Jm<br />
Ja^re 1850 würben fünf anbere errietet: Sftew^Drleant, 9lew*<br />
2)orf, ©incimtati, Oregon unb ©an gräncitco. ©b würben<br />
aut ber einen Äirdhenproving Baltimore fteben gebilbet; nodj<br />
anbere Böttingen würben tu ber golge abgetrennt. Der 9le*<br />
ligion gab biefe neue ©intheilung in biefem Sanbe einen neuen<br />
Sluffdjwung. ©amatt war in jenen Drten ber ßatholicitmut<br />
faum Mannt, wenn Wir Von Souifiana unb 3Jlar^)tanb ab<br />
fehen; unb ber bifchof von Baltimore mit fünftmbgwangig<br />
Sßrieftern follte nun ben geiftli^eit bebürfniffen ber auf bem<br />
gangen SBetttheile gerftreuten ßatholifen entfpredjen.<br />
kommen wir jefet auf Souifiana guritd. Dat fo genannte<br />
Sanb umfaßte urfprüngltch bat unermeßlidhe Territorium, welebet<br />
jefet gu ben bereinigten Staaten gehört unb fidh<br />
SDttffijftypi gum ©tiHen Deean erftredt. ©t befam feinen Sias<br />
men im Jahre 1632 gu ©hren bet ^önigt Subwig XIII. von<br />
granfreich. 9ladh ben wahrfdheinlichften 33erid^ten tpar gerbinanb<br />
be ©oto ber erfte, ber im Jahre 1541 hMfarn. Die<br />
erfte -Jliebertaffimg würbe von £arviffe gegrünbet, ber im<br />
Jahre 1699 von ©artaba fam. bor bem Jahre 1763 gehörte<br />
biefet Territorium gu granfretch.<br />
Die SKiffifftppigefeUfdhaft befaß einen guten Ztyil biefet<br />
Sanbet, ber ihr gefchenft worben War; aber ihre ©peculationen<br />
Waren ni$t glüdlich. 9laü) bem Kriege ber grangofen in<br />
Slmerifa würbe Souifiana englifche befifeuttg unb balb barauf<br />
ging et in bie Häitbe ber ©panier über. Jm Jahre 1800<br />
fam et wieber an granfreid) unb würbe im Jahre 1803 von<br />
ben bereinigten ©taaten um 60 Millionen gfranfen gefauft.<br />
Die Diöcefe Souifiana umfaßte auöh gtoriba, weichet im<br />
Jahre 1496 burch ©abot ober noch wahridjeinlidjer im Jahre<br />
1512 burdj $once be Seon entbedt würbe, ©r nannte et<br />
gloriba, weil bat Sanb gerabe barnalt mit ber iippigften hegetation<br />
bebedt war. 1 )<br />
*) Ober meintest* befall), roeUbiefeS Sanb am ^ahnfonntag (nadj<br />
bem fran$öftfcf)en Päques fleuries, „Müljenbe Dftern") entbetft mürbe.
— 245 —<br />
ßraft eine« Vertrage« mit ©paniert fant gloriba im<br />
1821 an bie bereinigten Staaten.<br />
3ftan wirb fich eine borftellung von bem traurigen 3 U?<br />
[ianbe be« $atholici«mu« in Souifiana ttnb gloriba mad^en<br />
fönnen, Wenn man weiß, baß im 1820 faum jwanjig.<br />
Dftercommuntonen in -Keto-DrleanS gejagt würben.<br />
9Jifgr. SDubourg, ber, wie gefagt, im Sahre 1812 ba^infam,<br />
erfannte ben geiftiicfycn 9lothftanb be« Sanbe«. 311« er<br />
im Sa^re 1815 SBifdjof von 9leu~Drlean« Würbe, ging er nach<br />
3tom, um einige ^ßriefter ju befontmen, bie ihm bei 33ear~<br />
beüuitg be« geiftigen SBeinberge« Reifen follten. SDie<br />
ber Äirchen in ber 35iöcefe war fehr Mein; SReu-Driean« ^atte<br />
nur eine einjige ^irdje; Saint^Soui« hatte nur eine Äapette<br />
für bie anglo-amertfanifchen ^atholifen nebft ber Capelle be«-<br />
Urfulinerinnen^lofter«. 2lber al« biefer SÖifdjof mehrere ^rtefter<br />
erhalten hatte, fonnte er balb feiert, wie bie Äirdjjen fi
— 246<br />
28. $ebruar 1855 würbe baS Seminar burd) einen Branb<br />
jerftört, aber burdj bie Bemühungen beS Herrn SelcroS würbe<br />
ein anbereS in Sefferfon-Eiti; aufgebaut unb ben ©öhnen beS<br />
heiligen Binceng übergeben, weldje auch fd)on bie ßeitung ber<br />
Pfarre hatten. 3ah r e 1858 würbe ber Kongregation ber<br />
URiffion auä) nofy bie Pfarre unb baS Hoftrital ©t. Sofeph<br />
übertragen.<br />
gm Sahre 1829 hatten bie ©chweftern ber grau ©eton<br />
baS 3BatfenhauS ^SopbraS unb baS ßofpital de la charite<br />
übernommen. 3 m Saht* 1844 grünbeten biefe ©chweftern<br />
eine Kteberlaffung in Sonalbfonoille, wo fie nod) immer ein<br />
SBaifenhauS unb eine ©djmte leiten. 3m gahre 1851 über*<br />
nahmen fie bie Srrenheilanflalt, wo fie audj oerblieben, als<br />
biefe im 3l unb 1860 fam gu ihren gahlreidjen<br />
Slnftalten in biefer ©tabt noch eine anbere ©chule h^SU.<br />
©eit 1850 arbeiten aud) bie SRebentptortften mit ©rfolg am<br />
•Heile ber ©eelen unb ihr apoftolifdjer ©ifer hat in bem ihnen<br />
•anoertrauten Siftrict Safapette fdjon bie reichlichften grüßte<br />
heroorgebradjjt. Sie in Keu^DrleanS anfäffigen 3 e f u^n thun<br />
iurdj bie 3 u 9enbergiehung unb ihre pfarrlidje ©eelforge oiel<br />
•©uteS. Äurj, man fann fagen, baß in bem 9Jtaße, als bie<br />
©laubigen fid) mehrten, auch Hirzen, ©djulen, fromme unb<br />
-wohltätige Bereine gunahmen.<br />
SllS Herr be SlnbreiS mit feinen SWitbrfibern in Saint*<br />
fiouiS auf am, gab eS nur eine hölgerne Capelle, unb ein in<br />
.gloriffant refibirenber ^riefter fam oon $eit j U ßeit hieher.<br />
Sie ©inwohner beliefen fiel) auf oiertaufenb ©eelen, faft alle<br />
^atholifen, aber eher bem Kamen nadh als in SBahrheit. ©ang<br />
Dber=ßouifiana, welkes im 3ah?e 1826 bie Siöcefe Saint*<br />
SouiS bilbete, hatte nur fieben fleine hölgerne Kapellen, tiier<br />
Ißriefter unb achttaufenb-Äatholifeu; bie Capellen waren in
— 247<br />
©aint-SoutS, ©ainte=®eneviöve, KaSfaSfia, gloriffant, ^rairte<br />
bu Nocher, ©ahofia unb Neu?9Jtabrib. Von ben biet Sßtieflertt<br />
waren brei fdh.on fehr alt unb ftarben in furjer geit; ber vierte,<br />
:§err Dtibier, jog fich nadh VarrenS jurütf, wo er ©eftcht unb<br />
©ehör verlor unb in feinem ©reifenatter bie ffünften Vei?<br />
fpiele ber ©rbauung gab. ^n biefer Surüägejogenbeit verbrämte<br />
er jwßlf Sa^re, bis er int Sa^re 1840 ftarb. 2Bährenb<br />
mehrerer Sahre waren nun bie Sazariften unb bte Sefuiten<br />
bte einzigen ^ßriefter tu ©aint?SoutS. Von ben ßefeteren finb<br />
Zu nennen P. Van be Velbe, fpäter Vifchof von Natd^ej,<br />
P. ©let unb anbere, welche ber Kirche große Sienfte erwiefen.<br />
©rft nadh bieten Sahren fanten neue Sßriefier tynp,.<br />
£err Nofati, ber fyätereVifchof von ©ainkSoutS, baute<br />
bie Kirche neu auf unb mietete ein bequemeres 2BohnhauS,<br />
wo er mit feinem ©leruS ein gemeinfchaftlidheS Seben führte. Ser<br />
gute Vtfdjjof hatte nodh bie greube, fyätereine Kathebrale zn<br />
bauen, bie er im gatyre 1834 mit großer geierlid)feit einweihte.<br />
9Wan fann eS fidh faum erftären, Wte 2Jlfgr. Nofati<br />
bie SWittcl fanb, ein fo großartiges ©ebäube aufzuführen, be?<br />
fonberS wenn man bebenft, baß ber Arbeitslohn zu jener 3eü<br />
außergewöhnlich ^ar. ©lüdflicher äBeife ftanb ihm ber<br />
Saienbruber Oliva aus ber ©oitgregation ber s Mffion znr<br />
©eite, welcher, felbft ein ausgezeichneter Vaumeifter unb SBtlb*<br />
hauer, zum großen Sheil ben Vau ber g^abe ber Kirche<br />
leitete. StefeS großartige ©ebäube, weldheS nicht bloß baS<br />
fdhönfte Senfmal ber ©tabt, fonbern audh bte fdhönfte Kirche<br />
im ganzen SBeften war, bot ben Katholifen ©efegenbeit, bem<br />
©otteSbienfte beizuwohnen unb bie Unterweifungen in franjö*<br />
fifdher, englifdher unb beutfdjer ©pradhe zu ^oren. Sie Sßrote?<br />
•flauten fatnen, fei eS aus Neugierbe, fei eS aus religiöfer<br />
©eftnnung, befonberS an großen geften herbei, um bie ©ere?<br />
monien mit anzufehen unb unter bem ©iufluß ber ©nabe<br />
fudhten fte aus ben Unterweifungen Nufeen zu ziehen unb nahmen<br />
ben wahren ©tauben an. Sie beutfchen Katholifen würben<br />
Steilen LX. 17
— 248 —<br />
immer gahlreidher unb bie 5Ur$e 6t. 3ftaria, im Jahre 1839<br />
angefangen, fonnte im Jal;re 1843 vollenbet werben.<br />
Die Drbentfrauen vom ^eiltgften fielen begannen im<br />
Jahre 1835 in ©atnkßouit ben Sau ihrer Anftalt auf einem<br />
©runbftüd, welket ihnen von bem Stifter 3Ruffartph9 jur<br />
©rridfjtung einet ^$enfionatet gefchenft toorbenwar. günfunbgwangig<br />
Jahre lang leiteten fie auch bie Anftalt von gloriffant,.<br />
wel$e h eu * e *> cn Jofeph 2 ©$toeftern gehört.<br />
Die barmhergigen ©chweftern ber grau ©eton ließen fidh<br />
im Jahre 1827 in ©aint-Souit nieber. Der f
fdjritt ift wahrhaft außerorbenttid) unb unferer 33ewunberung<br />
würbtg, benn in feiner früheren $eit, an feinem Drte ber SBelt<br />
fehen wir eine fo fQuelle 3lu«breitung be« fatholifdf)en ©lau=<br />
ben«. @« gegiemt fi
250<br />
Subourg, ein ttnoergletchltcher 3ftann, wirb, ben fünftigen<br />
Reiten als -äJtufter bienen. ©r finbct Arbeiter uttb Hilfsquellen<br />
im Ueberfluß; er oerfdjwfft ©elb, er fdjidt uns überall gum<br />
redeten Spanne; er bereitet ben 3ßeg, er befeittgt bie £inber*<br />
niffe, unb währenb er in granf reich ift, leitet er 2MeS fo<br />
iouitberbar, baß wir hier in 2lmerifa mit gesoffenen Slugen<br />
nur feinen 9lnweifungen gu folgen brausen, ©ein ©influß,<br />
fein angenehmes Sßefen gewinnen bie Hergen fdjon im Bor=<br />
hinein für ftd) ttnb feine Mitarbeiter. ®iit feiner ©mpfehlung<br />
reifen wir burch biefeS unermeßliche Sanb unb finben überall<br />
bie hergli(^fte Aufnahme."<br />
„Sßenn wir/' fo fd;rie6 Herr be SlnbreiS noch im gahre 1819,<br />
„ein Kollegium haben für bie ©rgiehung ber $ttgenb, ein ^ett*<br />
fionat unter ber Seitung Oon Mofterfrauen für bie jungen<br />
•äJtäbcfyen, ein ©eminar für bie ©lertfer, eine Äatl;ebrale, wo<br />
wir balb ben ©otteSbienft werben fetern fönnen, fo oerbanfen<br />
wir baS 2lHeS feinem erleudjteten unb unerfchrodenett ©ifer.<br />
©r prebigte in einem fort, englifd) ober frangöfifch, mit einem<br />
©rfolge, wie fonft itiemanb. Sie gasreichen Befehrungen, mit<br />
einem SBorte 2WeS, was ©uteS geflieht unb baS ift, ©ott fei<br />
Sanf, fehr oiel, geht ooit ihm aus. 5Jtan ftnbet ihn au$<br />
überall: er prebigt, hört Söeid)te, er tauft unb fließt ©hen;<br />
er befugt bie Traufen, er ift alles auf einmal, Hauptmann<br />
unb ©olbat. ©itten berKacht benüfet er bagu, ben auS<br />
©uropa ober auS ben oerfchtebenen Sheilen Slmerifa'S fomtnen=<br />
ben Briefen gu antworten; eine unermeßlid)e Siöcefe nimmt<br />
feine ©orge in 3lnfpruch. 3ttöge ihm ©ott feine ©efunbl/eit<br />
bewahren uttb bann fönneit wir oon einem folgen apoftolifd)en<br />
3Jiann fo.oiel ©uteS erwarten, baß eS jebe Borftettung überfteigt.<br />
Sie Hanb ©otteS begleitet ihn fi^tlich, unb fie allein<br />
fann ihm feinen gebührenben Sohn geben; notum est Domino<br />
opus eius."<br />
SBir bürfen nicht übergehen, welchen 3Cntt;eit $tfgr.<br />
Subourg bei ber ©rünbung ber barmhergigen ©chweftern in<br />
ben Bereinigten Staaten hatte, ©r lernte grau ©eton in
— 251<br />
Ncw-2)orE im Sahre 1806 lennen. ©dhott bamals machte er<br />
ihr ben Vorfdhlag, für bie Vereinigten ©taaten eine Verfamm?<br />
tnng von ©dhweftern gu ftiften unb fo ihrem SBunfdje nach?<br />
gufontmen, ©ott in einer religiöfen ©emeinbe gu bienen. ©r<br />
war eS audh, ber f^äter für grau ©eton unb ihre 3Jtitfchwe?<br />
ftern in Valtimore ein §auS erwarb. @r würbe Von 9flfgr.<br />
©aroll, bem ©rgbtfdhofe biefer ©tabt, gum erften ©uperior<br />
biefer entftehenben Verfantmlung ernannt unb fc^rieb auch bie<br />
erften Regeln für biefelften nieber. Siefer foftbare ©ame,<br />
ben feine gefdjicfte £anb bem noch nidht bur
— 252 —<br />
fammlung, ber auch über ihre Regeln wachen follte, gab bem<br />
klarte bet Deluot feine volle 3uftimmung. 2Jtfgr. ©hauce,<br />
SSifd^of von-Jlatdheg, befugte unmittelbar vor feiner ©infdhiffung 1<br />
nach ©uropa Baltimore; nach' einer Unterrebuitg mit bem<br />
©uperior biefer neuen Berfantmlung übernahm er et bereite<br />
Willig, mit £mrt J. 33. ©tienne, bem bamaligen ©eneralfuperior<br />
ber üDJiffiontpriefter unb ber barmhergigen ©dhweftem,<br />
über biefe Bereinigung gu verhanbeln.<br />
3uerft gab feixx ©tienne" einen Befdjeib, welcher einer<br />
abf^lägigen Autwort gleichfam, aber bat fdjrecfte ben Würbigen<br />
Bifd^of nicht ab. -Jlad) einigen Augenbliden ber Ueberlegung<br />
begann er wieber folgenbermaßen: „ s J)ietn Herr, wenn bat ber<br />
äöitte ©ottet wäre, baß biefe Bereinigung vor fich ginge,<br />
würben ©ie fid) bann noch weigern?" „Dhne Zweifel nein/'<br />
antwortete Herr ©tienne, „aber ich fel;e nicht, baß bat ber<br />
SßiHe ©ottet fei." — „SBelchen Beweit wollen ©ie, um fid)<br />
gu itbergeugen, baß ©ott biefe Bereinigung will?'' „1) Die<br />
©chweftern müffen bie Bereinigung wünfehen, unb biefet ber*<br />
langen burd) ein anttlid)et ©^reiben ihrer ©uperioren aut*<br />
brüden. 2) Daß ber Bifdjof von Baltimore unb bie -ütehrgahl<br />
ber Bifchöfe, in bereu Diöeefen bie genannten ©chweftern finb,<br />
ihre ßuftimmuug bagu geben. 3) ©nblid), baß bie ©chweftern<br />
bie Regeln unb bie Reibung ber barmhergigen ©chweftern in<br />
©uropa annehmen." Darauf geigte ihm 9)ifgr. ©hauce fogleich<br />
ben Brief, ben femDeluol au ihn getrieben ^atte, um ihm<br />
biefe Angelegenheit gur Berhanblung gu ilberlaffen, unb er<br />
fügte noch bei, er fei ber affgemeinen guftimmung aller Bifdjöfe<br />
fid)er, ba er fchon mit einigen barüber gefprodjen hcibe. SBat<br />
bie brei Bebingungen betreffe, fo fehe er biefelben alt eine nattte<br />
lidje Folgerung an," bie nad) ber vollftänbtgen Bereinigung<br />
nicht autbleiben Werbe. Alt fetvx ©tienne bat vorgelegte<br />
©chriftftücf gelefen hatte, ^iett er et nidjt für genügeub unb<br />
forberte ein Weiteret amtlichet ©djriftftüd: von ©eite ber<br />
©chweftern. ©r wollte fid) and; nodj Seit gönnen, um nad^<br />
jubenfett unb ©ott um 9tath gu fragen.
— 253 —<br />
3)arauf fd)rieb $err ©tienne am 5. 2tprit 1849 an £errn<br />
URaller, Bifüator ber Kongregation ber -JJtiffton in ben Ber=<br />
einigten ©taaten, unb bat ihn, fich mit bem ©rjbtfchof von<br />
Baltimore ju befpredjen, ba« &au« ©t Sofeph (in ©rnmitt«-<br />
bürg ju befugen, bte ©d?weftern jn befragen, unb ihm bann<br />
perfönlid) barüber beriet ju erstatten. -Jtadjbem £err SJtaHer<br />
ba« 2lße« getrau hatte, machte er fi$ auf ben SBeg nach ^3ari«.<br />
3u berfelben machte £err ©eluol, int Begriffe,* fidj nach<br />
©uropa einschiffen, feinen legten 33efud^ im ißaufe ©t. Sofeph<br />
unb fprach ju ben ©chweftern in ben väterlichften ©efinmmgen<br />
von ber geplanten Bereinigung. Balb barauf fam er in 5|3ari«<br />
an, um bie Bittfchrift in aller $ornt ju überreifen, £err<br />
©tienite gab feine 3ufttmmung, baß $err aKaller bie Seitung<br />
"ber ©chweftern in ben bereinigten ©taaten übernehme; bte<br />
völlige Bereinigung fanb ftatt am 25. 9Jiärj 1850, an Welchem<br />
Sage bte neu aufgenommenen ©chweftern bie ©elitbbe in ber<br />
t)on bent hl. Bincen^ für bie barntheräigen ©chweftern beftimmten •<br />
fjornx ablegten.<br />
Sie Äletbung würbe nicht überall auf einmal veränbert;<br />
bie Dbern hielten e« für geraden, fie nad) unb nach einju=<br />
führen, unb jwar nur in jenen Käufern, bie barum baten.<br />
3nt Anfange jog bte Steuerung in ber Äletbung bie Slufmerffamfeit<br />
be« Bolfe« auf fich, toeldjeSttodj nie fo etwa« gefehen<br />
hatte, aber balb fanb man fie für fdjöner unb ben Arbeiten<br />
ber ©djweftern, befonber« bem Äranfenbienfte für mehr angepaßt.<br />
Uebrigen« ift bie SC^atfadje, baß 300 ©djweftern bie anbere<br />
Äleibung amtahmen, ohne baß nur eine einzige ihren Beruf<br />
verloren hätte, vielleicht eine in ber $irchengefd)icbte ^ingig<br />
baftehenbe, unb ein ebenfo berebte« 3 eu 0ttiß fifr ben guten<br />
©eift, ber bie ©chweftern in SImerifa befeelte. ©ott fegnete<br />
254<br />
©o lange Herr be 2lnbreiS lebte, mar er bie ©eele aller<br />
platte Mfgr. Subourg'S, fein regier 2lrm unb fein eifrigfter<br />
Mitarbeiter bei alP bem ©uten, baS er in feiner Siöcefe that,<br />
3lußerbem mar er ber erfte ©uperior unb ber ©rfinber ber<br />
Slnftalten ber Miffionäre in 2lnterifa. ©eine Untermeifungen<br />
unb feine Beispiele bilbeten ausgezeichnete Männer heran; er<br />
felbft nannte fte „ßngel an Sttgenb". JDurch biefe feine<br />
©djüler nahm bie Religion in llnter^Souiftana einen fo mintber<br />
baren 2luff$mung, b aß man auf fein Seben bie SBortc ber<br />
hl ©$rift antoenben fann: „$n furjer $eit oollenbet, hat er<br />
otele 3ahre erregt." ©eine SebenSgef Richte ift bafiir ein<br />
beutlicher Beweis. Uttb oießeidjt muß man feinen Berbiettften<br />
unb feiner gürbitte einen größeren %f)til ber ©rfolge jufchrei*<br />
ben, als allen Arbeiten Sener, bie nach ihm gefommen finb.<br />
©ott hat für bie Äird?e 2lmerifa'S baSfelbe gethan, was mir<br />
oon bem Tempel ©alomonS unb oon bem himmtlfdhen Sern-<br />
• falem lefen: @r oerbarg in feinen ©rttnbntauern ©aph^e A<br />
Sopaje unb alle Arten foftbarer ©teine — nämlich Männer<br />
oon feltener Heiligfeit unb heroifcher Sugenb.<br />
jl tt $ a tt g<br />
über bie ZHitbrüber bes ^errn be Aubreis unb bie erften<br />
2lnftalten ber (Congregation ber XTCifion in ben Pereinigteu<br />
Staaten.<br />
©S mirb ni$t ohne 91n|en fein, über bie geiftlichen ©ohne<br />
beS Herrn be AnbreiS uttb über ihre hau:ptfä$lid;ften SBerfe<br />
einige Auffdjliiffe ju geben. Ser gute ©eift, ben er ihnen<br />
währenb ihres Aufenthaltes im ©eminar oon ©aint=£outS<br />
einflößte, bie meifen 3?athf cfyläge, bie er ihnen beim Antritte<br />
ihrer apoftolifchen Saufbahn gab, bie ermuthigenbeu Briefe,<br />
bie er ihnen mährenb ihres fd)mierigen Amtes fchrieb, oerfehlten<br />
nid)t, heilfame SBirfungen heroorjubringeit, fo baß 5ßriefter<br />
unb Bolf ben heiligen ©influß beS ©eifteS ©otteS fühlten,
— 255 —<br />
ber i^nen burdh bie ©djttfer biefeS SienerS ©otteS mitge=?<br />
theilt würbe.<br />
3n einem anberen Kapitel h^en wir gefagt, baß iperr<br />
SRofati im $ahre 1818 nach SarrenS gefdhicft würbe, um bort<br />
baS ©eminar ©t. SRaria einzurichten; bie ©inwohner beS DrteShatten<br />
600 Acres Sanb hergegeben jum Unterhatte eines SßriefterS.<br />
Aber bie fpäterert ©reigniffe übertrafen alle ihre 33or?<br />
ausfielen; beim SarrenS würbe nach einigen fahren ber Aus?<br />
gangSpmtft einer großen 3 a^ boit Sprieftern, ja es würbegleichfam<br />
bie Alma Mater für viele gute SBürger unb eifrige<br />
Katholifen.<br />
£err 9iofati Würbe mit feinen -Btitbrübern von ben Bewohnern<br />
auf baS h.e^lichfte empfangen unb fie genoffen bie<br />
©aftfreunbfchaft ber grau £at;beu, einer frommen Katholifin,<br />
bereit ©ohn in bie Kongregation ber SKiffion eintrat. Sie<br />
erfte ©orge war, eine ziemlich große hölzerne Kapelle zu errichten,<br />
weldhe bie vierzig fatholifdhen gamilien beS DrteS<br />
faffen fönnte. SaS 93olf gab fid) mit großem ©ifer bagu her A<br />
bie nothwenbigen Materialien vorzubereiten, unb baS ©ebäube<br />
Würbe balb fertig geftedt. £err Sftofati nahm unter Affiftenz,<br />
ber Herren ©ahmen," ©aretti unb gerrari bie ©iuweihung mit<br />
großer geierlidbfeit unb unter ben: Subet ber SeVötferung<br />
vor. 3u gleicher 3eit würbe eine tyiljerne £ütte erridhtet A<br />
25 guß lang unb 28 guß breit,Wo bie ^riefter, bie ©emi?<br />
nariften unb ber SBatber Slanca wohnten. Siefe glitte war<br />
Kapelle, ©chlafzimmer, ©tubierzimmer, Küdf)e, •KecreationSfaal,<br />
©chneiberwerfftätte, AHeS zugleich; aber AHeS ^atte feine be?<br />
ftimmte 3 c ü unb feinen beftimntten Alles gefdhah mit<br />
fo großer Drbnung, als wenn eS baS wohleingerichtetfte ©e?<br />
minar gewefen wäre, ©ie -ttächftenliebe, bie grömmigfeit unb<br />
bie Arniuth herrschten ba in füßer ©intradht, unb biefe fo<br />
ärmlichen Anfänge, Welche für bie ©ngel ein anziehenbeS ©d)au?<br />
fpiel fein müßten, erfüllten baS Volf beS SanbeS mit ©rbau?<br />
ung. Sa fonnte man zu gleicher 3eit fehen, wie £err gf} 0 fati<br />
auf ber einen ©eite einer fleinen ©ruppe ©eminariften Sheo?
— 256 —<br />
togie bortrug, währenb auf ber aubereu ©eite ber Bruber<br />
ba« beffetbene s Mttageffen zubereitete, £err ©effiui war mit<br />
l>em Uebertünfen be« £aufe« beffäfttgt, unb um ba« maleriffe<br />
Bilb ju vervollftäubigen, ftecfte eine tyren Äopf<br />
burf bie Satire, um in unbeffeibener Sßeife einen 3lntheil<br />
an bem 5ftahle ju verlangen.<br />
Sa bie glitte febr roh gebaut unb nof ff lef ter gebecft<br />
war, fo geffah e« in ben erften SBintern, baß ber Siegen,<br />
nof mebr aber ber ©fnee Durf unzählige Deffnungen ein=<br />
brang. -Kehrmal« fam e« vor, baß am borgen bie Süffel-<br />
^äute unb bie SDecfett, unter weifen bie ßeute ff tiefen, mit<br />
einer bcfen Sage ©fnee bebecft waren. SDa ihre Sirmut<br />
nift gemattete, @la«fenfter anjuff äffen, fo erfefcte man btefelbett<br />
burf Rapier ober weißen -Dtuffelin. SBein fannte man<br />
mir von ber heiligen 3Jieffe her, unb biefer war nur ber &&<br />
tract au« wilben Trauben, bie in ber ttmgegenb würfen. Db*<br />
gleif feiner von ben 9Jiiffionären früher eine $ad;e ge^anb^abt<br />
hatte, fonbern im ©egentheil ade eine feine ©rjiehung genoffen<br />
Ratten, mußten fte jeftt bof Bäume fällen unb ba« jum Äof en<br />
unb ^eijen nöftge ffnetben. gfolgenbe Shatfafe gibt<br />
un« einen Begriff von ihrer Sirmut Sin einem Dfterfefte,<br />
uafbem man ba« geft fo feierlich at« mögltf begangen hatte,<br />
mit ©efang, £ofamt unb Sßrebigt, fanb man al« gefteffen<br />
•auf bem Siffe nift« SInbere«, al« einen Setter geföfter<br />
Bohnen unb f riffe« Sßaffer. 35er arme &err ©eüini, ber fehr<br />
ewtübet war, weit er, ben feierlichen ©otte«bienft abgeref net,<br />
auf viele Beif ten gehört unb Saufen gefpenbet hatte, fonnte<br />
•e« nift verhinbern, baß ihm einige ©eufger entfflüpften.<br />
9lber ba ein jeber guten Slppetit hatte, waren bie Bohnen balb<br />
Derffwunben. Srofebem waren Sitte glüdltf; unb währenb<br />
ber folgenben $ahre erinnerte man ftf nof lange Seit mit<br />
greuben biefer Slugenblide, weife man „bie guten alten<br />
ten" nannte.<br />
©a aber bie gamilie immer anwitf«, würbe bie ^ütte<br />
,ju fleüt unb man begann mit bem Bau eine« £aufe«. £err
— 257 —<br />
©elacroig entwarf ben $lan gu einem ©ebäube fünfgig<br />
lang unb breißig guß breit, mit gwei ©todwerfen. Ser $ßlan<br />
überftieg aber bie 3Jtittel gur Ausführung. Jebodj rna^teman<br />
fidh WS 2Berf, unb nadf) einiger $eit war bat ©ebäube be=<br />
wohnbar. Obgleich feine gimmerbetfe ba .war, gog man bodh<br />
ein, um etoaS mehr ^31 afe gu haben, alt in ber H^te. Herr<br />
(SeHini übernahm et, ben Simmern bie 35eiffe fefcte fie in ben<br />
©taub, ben ©laubigen in ben vertriebenen SCheilen ber SDiöcefe<br />
Seiftanb gu (elften. Jm Jahre 1822 traten fem Dbin,<br />
SDiacon, unb im Jahre 1823 H^r Stimon, noch einfacher<br />
©tubent, in bie gamilie bet heiligen Binceng ein. Der ©rftere<br />
Würbe @rgbifd)of von SReu^Drleant, unb ber Sefctere Bifdhof<br />
von Buffalo.<br />
Jm Jahre 1826 würbe fem SRofati gum Bifdjofe geweiht<br />
unb gum ßoabjutor von -Jiew^Drleant ernannt, ©o<br />
fonnte er nidht mehr in Barrent bleiben, behielt aber bennodh<br />
feine ©teile alt ©uperior ber 9)tiffionäre bit gur Slnfunft bet<br />
Herrn J. B. Sornatore im Jahre 1830 bei. Jn ber 2lb=<br />
wefenl;eit bet Bifdfjoft vertrat Herr be Meiere feine ©teile<br />
alt ©uperior.<br />
,3u biefer $eit famen viele Jtaliener, grangofen, Deutfche,<br />
©panier unb Belgier h^bei, benen aßen fembe liefere ©ou=<br />
ferengen in ihrer eigenen ©prache ^iett, bie ihm fehr geläufig<br />
waren. Da aber burdh biefe Arbeiten feine ©efunbheit ge=<br />
fchwächt Würbe, fdhiefte man ihn nach Souifiana, wo er einige
258<br />
$eit oerblieb. Aud) Herr ©ellini war in biefen Xfyil ber<br />
Siöcefe gefd)idt Werben.<br />
SBährenb biefer $eit ^atte bie Beoölferung oon Barrens<br />
beträchtlich ^genommen nnb eine größere Äird)e würbe immer<br />
nothwenbiger. ©S Würbe ihnen ber Pan ber Kirche oon<br />
Monte ©itorio oon -Mom aus jugefchidt, unb Bruber Dlioa<br />
fottte nun ben Bau aufführen. Allein bie Ausführung biefeS<br />
planes in allen feinen feilen hätte bie Mittel weit über*<br />
fteigen müffert, weßhalb bie ©rößenoerhältniffe ber Kirdje fehr<br />
oerrtngert würben. Sa unterbeffen auch bie ^riefter, ©tu*<br />
beuten, ©eminariften unb Qtylinqt an gahl jugenominen hatten,<br />
würbe auä) ein £auS aus Siegeln gebaut. 3n Äurjem War<br />
baS ©ollegium fertig, währenb jebodj bie Arbeiten ber Kird)e<br />
auS Mangel an Mitteln langfamer vorangingen.<br />
Siefer Umftanb bewog Herrn Dbin im $ahre 1833 nad)<br />
©uropa ju reifen, unt eine ©ammlung gu oeranftalten. ©eine<br />
Einfalt, StebenSwürbigfeit, fein geminnenber Umgang oerfahre 1835 fogleidj mit ihm gingen, waren Herr<br />
©anbolfo, ^ßriefter; Herr ©imoniit, ©ubbiacon; bie Herren<br />
©tubenten ©iuftiniani, Sßarobi, gigari, ©hanbp unb Robert;<br />
alle waren Mitglieber ber ©ongregation. Siefen Waren fd?on<br />
oorauSgegangen bie Herren Slolanbo, Mignarb unb Sft'aho.<br />
ihnen folgten noch bie Herren Bnrfe, 9iing unb ©oHinS.<br />
Als um biefelbe Seit bie 9feoolutton bie Miffionäre aus<br />
©panien oertrieben hatte, Würben bie Herren Armengol, Ala*<br />
bau unb Somened) in bie Bereinigten ©taaten gefdjidt, benen<br />
im 3 a h^e 1835 Hetr Simon in ber ©igenfd)aft eines ©upe*<br />
riorS ber Miffionäre in biefem Sanbe an ©teile beS Hetrit<br />
Sornatore na^folgte. Sa nun reidje Berftärfungen eingetroffen
— 259<br />
waren, fonnte ber neue ©uperior anbere Arbeiter auf bie Mif?<br />
fionen fenben.<br />
Sie sperren Vouittter unb Vorgno würben in bie alten<br />
Minen gefdjicft unb beforgten gugleidh 9ftd)Woob unb ?potoS.<br />
£err Vouiller baute im Sahre 1835 großenteils aus<br />
feinem eigenen Vermögen bie Kirche unb baS SßfarrhauS in<br />
ben alten Minen. 3m 3Jaf)re 1840 begann er ben Vau ber<br />
jefeigen Kirche von Sonalbfouville, welche im $ahre 1842 be?<br />
enbigt unb in bemfelben $ahre burd) Mfgr. Vlanc confecrirt<br />
Würbe, ©benfo legte &err VouiHier ben ©runb gu bem £aufe<br />
ber barmhergigeit ©dhweftern.<br />
Sie Herren SRoIanbo unb ©anbolfo foHten 9Zeu?Mabrib<br />
unb bie umliegeuben ©egenben Befugen Sie Herren VranbS<br />
unb ©irnonin gingen.nach ArfanfaS, wo fie Viele Äinber tauf?<br />
ten unb vielen Katholifen ©elegen^eit boten, bie heil, ©afra?<br />
mente gu empfangen, was biefe bis gur Anfunft ber Miffio?<br />
näre in biefem ßanbe nic^t mehr hatten thun fönnen.<br />
$err Simon fam nach ©uropa, unb fo ^atte ber ©eneral?<br />
©uperior ber ©ongregation gum erftenniale ben Sroft, einen<br />
amerifanifchen Miffioitär im Mutterhaufe von ^JariS gu fehen.<br />
SBährenb Jgerr Simon ba verweilte, traf man bie nötigen<br />
Anftalten, bie Kongregation in ben Vereinigten ©taaten gu<br />
einer regelrechten Sßroving gu errieten, bereu erfter Vifitator<br />
£err Simon würbe. Vei feiner Jiütffehr in bie Vereinigten<br />
©taaten würbe ber Vau ber Kirche in VarrenS mit neuem<br />
©ifer betrieben. Sie alte hölgerne Ktr^e fiel buchftäblid) in<br />
Srümmer unb mußte Von allen ©eiten geftü^t werben.<br />
©in fleiner fomifcher 3wifchenfall ereignete ftch am ©har?<br />
famftag 1837. SBäbrenb &err Simon bie SBethe beS Sauf?<br />
brunnenS vornahm, fanb ber SWegen burdh bie gasreichen Deff?<br />
nungen ©ingang unb fiel unangenehmer SBeife gerabe auf ben<br />
&errn Vifitator. ©ang barauf vergeffenb, baß bie genfter ber<br />
Kirdhe fein ©las hatten, bat er bie itmftehenben ©eiftlichen,<br />
bie genfter gu fdhließen. Man fonnte fich bei biefer Auffor?<br />
berung eines SächelnS nidht erwehren. Um ihn alfo vor bem
— 260<br />
Siegen ju ffü^en, hielt man über ibn bie Slermel ber<br />
röcfe ausgebreitet. Befonber« in ben testen 3eiten vor bem<br />
Stieberreißen biefer Äirfe mußten Bolf unb ©eiftlif feit währenb<br />
be« ©otte«bienfte« oft ben ©firm gebraufen. ©nblif mar<br />
bof bie neue $trf e fertig unb würbe im Dctober 1887 von<br />
3Jifgr. 9lofati confecrirt.<br />
Sie ^atfyolifen von ©t. ©enovefa Ratten auf Slntrieb<br />
iljre« eifrigen ©eelenfyirten, be« £errn Säumen, ebenfatt« ben<br />
Bau einer ff önen fteinernen Äitf e ju ©tanbe gebraf t, beren<br />
©onfecration 3Kfgr. Slofati im November be«felben $abre«<br />
vornahm.<br />
3n bemfelben eröffnete fif für bie Kongregation<br />
nof ein anbere« Slrbeit«felb. ®« würbe ber Bau be« ©emi=<br />
nar« be ta gourf e in Souiftana in Singriff genommen, beffen<br />
Seitung ben Herren Slrmingol, G^anbty unb einigen anbeten<br />
anvertraut Würbe. Sie Herren Boutttier itnb ©iuftiniani Wur= ><br />
ben naf Sonalbfonvitte geffi
— 261 ~~<br />
Herr Sßarobi war ein außerorbentlidh frommer unb eifriger<br />
Spriefter. ©eine Siebe ju ben Ernten war fo groß, bafc<br />
er i^nen oft feine eigene $leibung unb feine Nahrung gab,,<br />
fo baß enblidh feine SBohlthäter i^nt leine Äleibung mehr geben,<br />
fonbern nur leihen wollten. 9llt eine arme grau mit<br />
ihm ihr Brob geseilt hat<br />
unb 5Jt. Herbid.<br />
Jn bemfelben Jahre befam audh ©ap=©irarbeau einen<br />
ftänbigeit s $riefter, nämlich H^nt Branbt, währenb et bither<br />
nur non 3eü ju 3 e ü tinm ?ßricfter aut Sarrent befudht
— 262<br />
lourbe. ©inige beoor man noch biefen Ort befugte,<br />
-hatte eine bortige proteftantifdfye Same, grau SBatfon, in ihrer<br />
langen Kranfheit heftige Bmeifel über bie Sieligion. $n ihrer<br />
Unruhe bat fte inftänbig gu ©ott um ©rleudjtung, morattf fie<br />
in einen tiefen ©djlaf Oer fiel. Sa fah fie nun einen ehrmitr*<br />
bigen Mann in meißen Kleibern; gugleich oernahnt fie eine<br />
©timme, bie ihr fagte, fie folle alles thun, maS biefer Mann<br />
ihr fagen merbe, bann merbe fie aud? gur ©rfenittniß ber<br />
SBahrheit gelangen. Sie grau ermatte, ergählte ihren greintben<br />
ben Sraunt unb brü(fte ben 2Bunfd) aus, biefen Mann,<br />
ben fie im Sraume gefehen hatte, fennen gu lernen. -iftad)<br />
ihrer Befcfjreibmtg glaubten einige, baS fönne nur eilt fatho*<br />
lifcher ^riefter fein. Unt fie gitfrteben gu ftellen, h°^e man<br />
Herrn Simon, ber fie uadjj einigen Unterrebungen auf bie<br />
^eilige Saufe vorbereitete, ©obalb fie ihn im ©horrode<br />
mit ber ©tola fah, bradj fie in Shränen aus unb rief: „SaS<br />
ift ber Mann, ben xä) gefehen habe; ©ott fei gepriefen!" Herr<br />
Simon mar fehr erftaunt, als er oon ihr bie ©rgählung beS<br />
geheintuißOollen SraumeS hörte unb fragte fie, maS fie benn<br />
•gethan habe, um eine fb große ©nabe gu oerbtenen. 3luS ihren<br />
Antworten erfah er, baß biefe gute grau gegen bie Armen<br />
immer milb unb freigebig gemefen mar. grau äßatfon lebte<br />
itodf) bis 1860 in berfelbert ©tabt unb oft ergählte fie mit<br />
ben lebhafteren ©efinnungen ber Sanfbarfeit bie große ©nabe,<br />
bie ihr ©ott burch jenen Sraum ermiefen hatte.<br />
Surdj mehrere $ahre mürbe in ©aps©irarbeau baS heilige<br />
Meßopfer nur in einer Keinen H^ähü*te bargebrad^t,-bie<br />
früher als SBagettfdjuppen gebient hatte, $nt ^ahre 1837<br />
mürbe mit bent Bau einer großen fteinerneit Kir
— 263<br />
3m Dctober 1838 fani eine neue ©d)ar von Miffio?<br />
nären aus ©uropa au unb gwar bie Herren S. Antat, fpäter<br />
Sifchof t>on los Angeles in Kalifornien; MaSnou, ©alvo,<br />
©ercofs, g. Surlanbo unb £err be Marerr Maller, ©areta unb ^ßaScual nach Anterifa;<br />
i^nen folgten in verriebenen 3wifchenräunten bie Herren<br />
^3enco, Soglioli, SRoata, Sarbier, grafi, 93errina, Anthony<br />
Knowb unb anbere. Um biefelbe geit traten audh bie Herren<br />
Anbrieur unb Mac ©errty in bie ©ongregatton ein. Sa bie<br />
3ahl ber Miffionäre nun geftiegen war, wollten bie ©upe?<br />
rioren auch neue Arbeiten übernehmen; fo übernahmen fie baS<br />
©eminar ©aint = ©barleS in ^S^ilabetp^ia. ©S würben bafür<br />
beftimmt bie Herren Maller unb Surfe, benen fpäter bie Herren<br />
^ßenco, gfrafi unb Siolattbo beigegeben würben. 3m 3 a hte 1841<br />
würben ber ©ongregation brei anbere ©eminare anvertraut,<br />
Saint^ShomaS in Sarbftowit, jenes von gapette?ViHe in Ohio<br />
unb jenes von 91eW?2)orf. Sie Miffionäre leiteten biefe Seminare<br />
aber nur einige 3a$rc.<br />
3m £erbfte 1841 würbe $err Dbtn gum apoftolifdhen<br />
Vicar von SejraS ernannt unb verließ ©alvefton in Segleitung<br />
beS £emt ©alvo unb eines anberen MiffionärS. SBährenb<br />
er auf bem Miffiffippi in ber £öhe von ^atchej fuhr, jer?<br />
ftörte eine fchrecfliche Sßafferhofe bie genannte ©tabt unb riß<br />
alle Säume aus, bie fie auf bem SBege fanb. ©te erfaßte<br />
audh mehrere Sampffchiffe unb baS ©chiff, worauf bie ©5hne<br />
beS heiligen Sincenj fuhren, fam gerabe gurecht, um bie ©chiff?<br />
brühigen aufzunehmen, bie von ben gluthen fortgeriffen Würben.<br />
Von SarrenS aus befugten bie Miffionäre mehrere ©ta*<br />
tionen, nämlidh: SoiSbrüte?Sottom, ©ainte^Mar^S Sanbing,<br />
toolen LX. 18
— 264<br />
^flanning'«, Slpple ©reef u. f. w. 25iefe. lefete ©tation ift eine<br />
©olonie vier leiten fübweftlif von Barren«; in bem ßaufe<br />
eine« SDeutffen, eine« ebrwiirbigeit ©reife«, tarnen« ©nor=<br />
bufh, würbe gum erftenmale ba« heilige Meßopfer bargebraf t<br />
ttnb ba genoß auf ber ^riefter ©aftfreunbff aft. 3 U biefem<br />
3wecfe riftete man einen alten ©fUppen fo ein, baß hinter<br />
bem 9lltare ein fleiner 9taum al« (Sacriftei unb ©flafäimmer<br />
für ben -Kifftonär biente. 3ln einem ©amftage im £erbfte 1840<br />
würbe ber Sßriefter, ber gerabe borthin fam, von einem furfU<br />
baren Ungewttter überraff t. Äeine menff lif e SBohuung war<br />
in ber Slcfe. Ohne an eine ©efahr ju benfen, flüftete ber<br />
"äJltffionär unter einen Baum. Balb barauf ff lug ber Bit 8<br />
jehn guß von ihnt ein, gerffmetterte beit Baum, ohne aber<br />
bem 3)iiffionär unb bem ^ferbe ein ßeib ju thun. -Jftft«befto=<br />
weniger mußte er mit ganj burf näßten Kleibern feinen 9Beg<br />
fortfefeen; aber faum in ber Station angefomntett, befiel ibn<br />
eine ftarfe £eiferfeit unb barauf ein gieber. ©anj allein in<br />
ber Meinen ©acriftei, ohne jeglif e 3lrjnei, Voll Kummer, fein<br />
3lmt nift au«üben ju fönnen, erinnerte er fif, baß er in<br />
ben ©atteltaffen nof einige ©rbäpfel habe. ©r ließ fie<br />
fofen, jerbrüdte fte in einem 2lntict (fonft hatte er feine<br />
Seintoanb bei ber £aub), legte fif ba« ^ßflafter auf ben £al«<br />
unb ff lief ein. 2lm borgen war er vottftänbig geheilt, ba«<br />
gaeber war verffWunben: er fonnte ba« £ofamt halten, pre=<br />
bigett, taufen, Beifthören, ohne ba« minbefte Unbehagen ju<br />
verfpüren.<br />
Um biefelbe &xt begann ber gute beutffe ©rei«, ff ott<br />
fteBgtg 3ahre alt, faft gan-j allein, bie 3Jlauern ber fteinernen<br />
Äirfe aufjuführen, bie int $ahre 1860 nof ftanb unb weife<br />
gegen ©übe 1841 benebicirt würbe.<br />
3m $ahre 1840 würbe in ©ap^©irarbeau ber 3lnfang<br />
ju einem fleinen ©eminare gemaf t. ©inige Knaben au« £oui=<br />
fiana unb -üliffourt unb einer au« Sßhtfabelphta würben tut<br />
«Öaufe be« SPiiffionär« aufgenommen unb £err Somenef, fpä=<br />
ter Biff of Von ptt«burg (SDecember 1860.V mit jtoei anberen
265<br />
Mitbrübern ^ingefc^idft. Ser Berfuch gelang unb bie<br />
linge beS Keinen ©eminarS vermehrten ftd) fo fehr, baß baS<br />
HauS gu Kein mar. Sarauf lourbe ber Bau eines ©ollegiumS<br />
in Angriff genommen unb im ^ahre 1842 oollenbet. H^her<br />
oerlegten bann bie ^riefter, BM^e, ©eniinariften unb bie<br />
Brüber aus Barrens ihren SBohnfifc, loährenb Herr Somenedj<br />
mit feinen Söflingen na( § Barrens ging. SiefeS Keine ©e=<br />
minar gebieh prä^tig unb gab ber Kirdje oiele Miffionäre<br />
unb SBeltpriefter.<br />
3m ^aljre 1842 lourbe auf Bedangen beS ©rjbifchofS<br />
oon ©aint-Souls baS große ©eminar in biefe ©tabt oerlegt,<br />
©in Keines Socal lourbe baju beftimmt unb eine proviforif che<br />
Kapelle gebaut, loo bie Amerifaner uttb bie Seutfdjen in ihrer<br />
eigenen ©prache bie Unterioeifungen anhören fonnten. giir<br />
biefeS £auS mürben beftimmt bie Herren Simon, Bifttator;<br />
Herr Amat, ©uperior beS ©eminarS; bie Herren Sioho,<br />
Sßaquin unb ©ahmen. Sa befdjäftigten fie fid; auch mit bem<br />
Baue einer ©t. Binceng=Kirc&e, melche aud) am 15. 9loV. 1843<br />
burch Mfgr. Kenrief confecrirt mürbe. SaS ©eminar mar<br />
fchon früher in ein H ai^ neben ber Kirche oerlegt morben, mo<br />
eS bis 1848 blieb, in meinem 3ahre eS naü) ©aroubelet fam<br />
unb anberen 5ßrofefforen übergeben mürbe.<br />
3m $af)xt 1846 fam Herr SelcroS auS ©uropa unb<br />
mürbe in baS ©eminar oon P)ilabelphia gefcfyidt, bann nadh<br />
SonalbfonoiHe unb ertblid) nadh Boubignp, mo er bie heute<br />
nodj beftehenbe Kirche baute unb oiele Befehrungen mirfte.<br />
Am 11. 3uni 1858 hatte fid) biefer miirbige Miffionär<br />
auf bem Satnpfer „^ewtfploania" eingefdjifft, um nadj ©aint^<br />
SouiS gu fahren. ber Höhe von Memphis fiel in bem<br />
Sampffeffel burch bie 9ladjläffigfeit beS Mafdjiniften baS<br />
SBaffer gu tief unb gegen 4 Ul;r Morgens erfolgte eine f^red-<br />
Ud)e @£plofton. Sie Hälfte beS Dbcrbedes ging in Srümmer<br />
unb bie meiften Sieifenben mürben in bie Suft gefd^leubert<br />
Balb bemerfte man, baß Herr .SelcreS fehle. Sa baS ©$iff<br />
in flammen ftanb, maren bie überlebenben Sieifenben auf ein<br />
18*
— 266<br />
anberet ©djiff gegangen, bat ihnen burch göttliche ^ügung gu<br />
Hilfe gefomuten war. 9?adh einiger $eit bemerfte man auf<br />
ben SBellen einen umherfchwimmenben ©egenftanb; et war<br />
Herr Delcrot. ©t war uubegreiflid), wie er fich ba befanb<br />
unb wie er in feiner Stellung ober bem SBaffer geblieben<br />
war. Dhne S^M ^attc il;n ©Ott nodfj für ein 3Berf ber<br />
Barmhergigfeit am Seben erhalten. Der ©(^iffbritc^ige würbe<br />
aufgenommen unb möglich bequem gebettet. 2Bie bie 2ln=<br />
bereu, hatte auch er fchredlidje Sranbwunben bavongetragen;<br />
allein ohne ftdh um feine ©chntergen gu fümmern, fragte er,<br />
ob irgenb ein fterbenber Äatbolif ba fei. 2llt bie $rage bejaht<br />
würbe, ermahnte er biefelben, einen 9leueact gu erweden unb<br />
verfprad) ihnen bie Sotfpredjmng gu geben. ©r bat bethalb<br />
eine barmherzige ©chwefter, bie ©d;wefter 9)taria feihwa,<br />
welche allein unverfehrt bavongefommen war, feinen 2lrm gu<br />
ftüfeen, bamit er. mit erhobener fianbbat £reitggeid)en machen<br />
unb babei bie 2Borte ber Stbfolution fprechen fönne. ©inige<br />
©tunben fpäter fagte mau ihm, er habe nidht mehr lange gu<br />
leben, benn ber eingeatmete Dampf habe ihn inueriid) Derlefet<br />
s J)iit vernehmbarer Stimme machte er einen 3lct ber ©r=<br />
gebung, famutelte fidh bann juin ©ebete unb ftarb gwei ©tunben<br />
barauf. Herr 33errina folgte ihm alt ©uperior im ©enünare<br />
von Bouligul; unb alt Pfarrer nadh.<br />
3m Jahre 1847 verloren bie SDiiffiouäre von Sinterifa<br />
ihren vielgeliebten Bifitator Herrn Simon, ber gum Bifchof<br />
von Suffalo ernannt würbe, fem SOiaHer folgte ihm alt<br />
SSifitator, weldhet 3lmt $Penco übernahm, alt bem ©rftereu<br />
bie Seituug ber barmhergigen ©chweftern anvertraut würbe.<br />
Jm SDtärg 1853 reifte Herr SJJatter alt Sifitator ber 9ftifftonäre<br />
unb Director ber barmhergigen ©djweftern nadh 33raftlien, um<br />
fo ber bifdhöflichen SBiirbe gu entgehen, bie man ihm anbot,<br />
©ein 9Jad)folger in ©t. Jofeph in ©mmitttburg war fem<br />
Burlanbo, ber einen SWouat fpäter bort eintraf unb lange<br />
Jahre hinburdh bie Seüung ber barmhergigen ©chweftern behielt,<br />
©inige früher hatte fem Sßenco aut ©alvefton
— 267<br />
Sfynd; gut Seitutig beS ©emtnarS in SarrenS unb $errn<br />
£enneffp gut Seitung beS ©ollegtumS in ©ap ©trarbeau Be?<br />
rufen. Unter bem Sefeteren würbe baS Kollegium vergrößert<br />
unb bie Kirdje bagu gebaut Aber feine fdjon in SejraS<br />
.gefdjwädjte ©efunbljeit war balb gang erfdjöpft unb um bte<br />
Mitte beS Jahres 1853 ftarb er; £err MaSnou würbe für<br />
feine ©teile beftimmt.<br />
Unterbeffen reifte §err ^Senco nadj ©uropa. 3m Sunt<br />
1855 würbe £err MaSnou gum
— 268<br />
wo er gum ©oabjutor be« Biffof« von Toronto in ©anaba<br />
ernannt würbe. SDa ber Sitularbiff of 3Jtfgr. ©harbomtel feine<br />
©teile nieberlegte, überließ er SUJfgr. Stynf bie gange ©orge<br />
be« btfföfltfen 2lmte«. 311« ©uperior be« ©eminar« von<br />
•Jttagara folgte ihm 3^ann D^eiHp naf.<br />
3m November 1858 würbe ber Kongregation bie Pfarre<br />
St. S^feph in SReu^Drlean« übertragen unb £err ßapben gum.<br />
©uperior ernannt.<br />
3m 3a^re 1859 erlitt bie 3lnftalt von Kap ©irarbeau<br />
eine wiftige Beräuberung. Quin großen Bebauern vieler<br />
greuitbe, weife burf 33 ga^re bie glüdlifen ©rfotge be«<br />
Seminar« beobaftet Ratten, würbe ba« Seminar aufgelaffen,<br />
ba man ein ^rovinjialfeminar für geeigneter hielt, weifet<br />
auf mit Uebereinftimmuug be« ©rgbiffof« von Saint * Soui«<br />
unb feiner Suffragane in ber genannten Stabt am 1. September<br />
1859 eröffnet würbe, ßtod 3a$re fpäter Waren in<br />
bemfelben 60 ©eminariften au« Verffiebenen Siöcefeu ber<br />
Bereinigten ©taaten aufgenommen.<br />
©iefe wenn auf oberfläf lif erzählten ©ingelheiten geigen<br />
ffon, wie bie Arbeiten ber ©ongregation, burf £>errn be<br />
Slnbrei« in fo bemütl;iger unb anfpruf«lofer SOBeife begonnen,,<br />
viel beigetragen haben, bie wahre Religion in 2lmerifa gu<br />
verbreiten.<br />
SBir fönnen biefe« Kapitel nift ff ließen, ohne einige<br />
Sßorte über ben ©füler unb ©efcfrten be« £errn be 3lnbret«<br />
in allen feinen Unternehmungen gu fagen, nämlif über SDtfgr.<br />
3tofati, erftem Biffofe von ©aint^Soui«. 3lu« bem, wa« in<br />
ben früheren Kapiteln nur nebenbei gefagt würbe, fann man<br />
ffon erfehen, wie große Satente unb Sitgenben in ihm ver~<br />
borgen lagen.<br />
©eine trefflifen ©igenffafteit bewogen auf igerrn be<br />
Slnbrei«, fif benfelben im 3ah^ 1815 gum ©efährten tu ben<br />
amerifaniffen SUUfxonen gu erbitten. 3lu« bemfelben ©runbe<br />
übertrug er ihm fpciter (1818) ben Bau unb bie Seitung be«<br />
©eminar« von Barren« unb begeifnete ihn (1820) al« feinen
269<br />
Siadjfolger im Amte eines ©uperiorS ber Miffionäre in Amerifa..<br />
©eine grömmigfett, fein ©ifer, feine Klugheit unb SBiffenfdjaft<br />
bewogen au$ Mfgr. Subourg, benfelben int Sahre 1842 gu<br />
feinem ©oabjutor gu bestimmen. AuS bem gleiten ©runbe<br />
beforgte biefer feine ©rhebung auf ben bifchöflidjen ©tuhl unbübergab<br />
ihm Dber-Souiftatta, nadjbem er im gahre 1827 oom<br />
^apfte Seo XII. erwirft hatte, baß ©aint-SouiS ein eigener<br />
Bifchoffi^ würbe. @r oertraute ihm auä) bis gum gahre 1829<br />
bie Verwaltung oon Unter^Souifiana an. Mfgr. Stofati mußte<br />
fich mi'theoollen Arbeiten unterziehen, ba fein ©ebiet fich nac^<br />
Horben über ben fdjiffbaren Sauf beS Miffiffipi h^auS unfr<br />
nach SBeftert über bie Duellen beS Mifftffipi erftredte unb weil<br />
mit Ausnahme oon 15 btS 20 Dörfern, wo Abföntmlütge Ooa<br />
grangofen, Spaniern unb einige Amerifaner wohnten, Alles<br />
nur ein unermeßli^er SBalb war, wo bie Snbianerftämme ihre<br />
Sager aufgefplagen hatten. Ade biefe Arbeiten unb ©ntbehrungen,<br />
bie ihm auf feinen langen unb gefahrvollen Steifen nie<br />
fehlten; bie Hinberniffe, bie er in ber Ausübung feines Amteä<br />
gu Überfeinheit hatte; enbltdj alle ©djwierigfeiten, benen er in<br />
ber zweijährigen Seitung gweier großer SDiöcefen begegnete,<br />
Alles baS finb ebenfooiele ©elegenheiten gum Berbienfte, beffen.<br />
©röße mau erft im Himmel fennen wirb, wo fie ihre Belohnung<br />
gefunben haben.<br />
Als ein treuer ©ohn beS hl- Binceng beobachtete er bie<br />
Stegein unb ©ebräuche ber ©ongregation auch na d) fetner ©r^<br />
hebung gur bif(höflt(hen SBürbe. Sur^brungen oon ber Ber=<br />
antwortlidjfeit, bie auf einem Bifdjofe ruht unb übergeugt,.<br />
baß im Berhältniffe gur ©ritte bie Saht ber Arbeiter fehr<br />
gering war, betete er ohne Unterlaß gu ©ott, er möge ihm<br />
neue eoangelifd;e Arbeiter f
— 270<br />
ton ©aint^SouiS ift, bte ju jener Seit als ein SBunber ber<br />
Vaufunft aitgeftaunt würbe, ©r grünbete gWet ©ollegien gur<br />
-©rgiehung ber Sugenb, baS Kollegium vom % grang Xaver<br />
amb baS Marien=6oltegium in VarrenS; ferner brei ©rgiehungS?<br />
3lnftalteit für Mahlert, eine in ©aint?8outS, eine gweite itt<br />
KaSfaSfia unb bie britte in ©arottbelet. 35aS Sofpital von<br />
• ©aint?SouiS unb baS 2BatfenhauS finb ebenfalls Beugntffe<br />
feines ©iferS unb feiner Sftädjftenliebe. . Beitraume von<br />
fedhgehn fahren fonnte er allen Vebürfniffen ber SDtöcefe gerecht<br />
werben unb fogar noch für bie Brunft Mittel herbeifRaffen.<br />
©r hatte in hohem ©rabe bie UnterfchetbungSgabe, bie<br />
ftch bei mehreren mistigen ©elegenheiten gu erfennen gab,<br />
g. V. in ber Sßahl beS £errn -ftefere, ben er gum -Kadjfotger<br />
beS Mfgr. SDubourg auf ben bifchöflichen ©tul;t von 9?eu*<br />
Orleans auSerfah, unb in ber SBa^t feines eigenen ©oabjutorS,<br />
beS heutigen ©rgbifdjofS Von ©aint=SouiS, Mfgr. ^etruS ^idjarb<br />
Keitrid;, welker vollftänbig in bie Abfluten feines Vorgängers<br />
eingehenb, bem KatholtciSmuS in feiner Siöcefe fo großen<br />
Vorfdjub geleiftet hat, baß ©aint^SouiS heute fprichwörtlicb<br />
„baS amertfamfche 9tom" genannt wirb.<br />
Voll ©hrfurcht unb voll Siebe für bie Beerbe beS heilig?<br />
ibuntS, trug er ©orge, baß bie Kirchen trofe ihrer 2lrmuth<br />
würbig gefd)mücft würben unb baß ber ©otteSbienft mit aller<br />
©htfurcht unb mit möglidhfter geterlichfeit begangen würbe.<br />
©0 groß war feine £ergeuSgüte unb feine Seutfeligfeit, baß<br />
er fich fogleidj baS Vertrauen $ener erwarb, bie ihn feinten<br />
lernten, gür einen Seben hatte er bie Siebe, bie ©hrfurcht,<br />
baS Sßohlwoßen eines Vaters. 2BaS bte heiligen SBtffeit?<br />
fdfyaften betrifft, war er eilt ausgezeichneter Sheologe unb aß?<br />
-gemein als eilt foldjer geartet. 2luS biefem ©runbe h^tte er<br />
audh einen großen ©inftuß in ben Vefchlüffen ber ^Srovingial?<br />
©oncilien. Mehrere ©t;nobalbriefe waren fein SBerf. Unter<br />
anberer %b bie an bie ©rgbifdjöfe von Köln unb ^ßofcn<br />
geridhteten Schreiben Würbig eines heiligen 9tmbrofütS unb<br />
sineS heiligen ©tyiprtanuS.
— 271<br />
2lm 25. Slpril 1840 trat er bie $eife nach Mom an.<br />
$Papft ©recjor XVI. nahm ihn mit ber größten 2ldjtung auf<br />
unb ernannte ihn gum Nuntius für bie 9*epublif Haiti Bebor<br />
er fidh an feinen Beftimmungtort begab, fehrte er in bie Ber*<br />
einigten Staaten gurütf, fam am 18. 9fabember 1841 in<br />
Bofton an unb balb barauf confecrtrte er in<br />
feinen ©oabjutor 3Jifgr. Äenrtd. Die 3iepublif Haiti nahm<br />
ihn mit aller ©hrfurdht, mie fie feinem 2lmte unb feiner $erfoit<br />
gebührte, auf. 1842 fehrte er nadh granfreidh jurüdf. Ju<br />
9tom, mo ihn ber Zeitige Bater auf bat äßohlwoffenbfte auf=<br />
genommen hatte, mürbe er haut SHadh feiner Sßieberherftellung<br />
trat er mieber bie 9ieife nadh Haiti an, fam aber nur bit<br />
^Sarit. ©in SRidEfal beftimmte bie 2lergte, ihn nadh Jtalien<br />
gurücfgufchtdfen, mo er am 25. September 1845 ftarb. Der<br />
heilige Bater, ber bie autgegeidhneten ©igenf haften biefet<br />
mürbigen Bifchoft fehlte, wollte ihn felbft auf feinem Schmergentbette<br />
befudhen, alt man ihm fchon beffen Sob melbete.<br />
©r mar immer ein mahrer 3JUffionär, ein autgegeidhneter Su=<br />
perior unb ein autgegeidhneter Bifdhof. SDttt einem SBorte, er<br />
rechtfertigte bollftänbig ben 2lutfprudh bet femn be Slnbreit,<br />
baß er mit gang befonberen ©igenfdhaften begabt fei unb baß<br />
(Sott große Dinge mit ihm borhabe.<br />
©übe.
dmtralamcrifa<br />
^UpjtßfilL go datiert.<br />
Brief bes 2Ttiffionspriefters £j>errn Vrautnrig an fjerrn<br />
2lnton ^iat, ©eueralfuperior.<br />
Simon (®oftarica), 26. Sejember 1894.<br />
£of würbiger £err unb gee^rtefter Bater!<br />
$f bitte um Zeitigen Segen!<br />
Unfere neue Heine gamilie beftnbet fif §kx gang VÜO^L<br />
3f war im Saufe be« September fehr franf, fühle mif<br />
jebof \i%\ gang ^ergeftettt. Bi« jefet arbeiten wir au« allen<br />
Gräften. gtotiz breimal habe if ffon bie große Pfarrei<br />
burf reift; überaß haben bie in großer Berlaffenheit lebenben<br />
Stafolifen großen Stufen barau« gebogen unb bie ©efahr, in<br />
bie Sf lingen ber s $roteftqnten gu fallen, ift nun für fie befet=<br />
tigt. 9ßir h a & en f$ on ^n ^xä Capellen geplant.<br />
@« gibt mehrere ßauptftfce ber ^atholifen, weife if faum<br />
einmal im ÜWonate alle befufen fanit. 2Bir finb in ummterbrofeuer<br />
Sptigfeit.<br />
Dft fomnten ^nbianer Gittert, if fotle fie befufen<br />
unb taufen. Sefete 2Bofe famen vier Jünglinge unb heute<br />
famen gwei anbere von einem anberen gluffe. 3f fürfte<br />
fehr, baß. fie ben Sßrotefianten in bie £änbe fallen, bie eine<br />
große Shätigfeit entwtdeln. 3Jlir fut ba« §erg Wehe, Wenn<br />
if biefe ©rnte gleiffam vor ber 3#ttre fehe, ohne fie ein=<br />
hetmfen gu fönnen. SJtfgr. wünfft e« fehr, unb Sie,<br />
hofgeehrter Bater, haben mif baju hetgeffidt, aber e« ift
273<br />
unmöglich, Wenn wir nicht noch einige Miffionäre aus Sheu£<br />
befommen. $u 3^eien fönnen wir nid)t zugleich ben SBilben<br />
unb unferer Pfarre geniigen. SBir wollen hoffen.<br />
3$ bin u. f. w.<br />
KrautWig, i. s* c. m.<br />
©ttlti>C$t,<br />
jugefctyrteben ber Fürbitte bes fei. Stoljamreg ©abrißt ^erbo^re.<br />
Brief ber barmljerjigen S
— 274<br />
geseilt fei Diefer aber gibt bie unabänberiidhe älntmort, man<br />
müffe marten, um ftcber gu fein, baß bat Uebet nidht Wiehes<br />
fomme. reiflidher Prüfung ^at er bat 3^gniß autgeftellt,<br />
meldet ich Jhuen mit $reuben fdhidfe, ba id) enblid)<br />
meinem Besprechen na^fommen fann, bie Leitung in ben<br />
2lnnalen gu veröffentlichen.<br />
Jdh verbleibe u. f. m.<br />
©djNuefter $oi;eton,<br />
U. X. b. £. D. b. 21. Ä.<br />
Rubere crfangtc ^naben.<br />
2llcamo (©icilien). Drei Heilungen. Brief ber ©dfjmefter<br />
üttagbalena, 31. Dftober 1894.<br />
Sßarma (Stallen); ©ivils©pital. Teilung. Brief ber<br />
©chtoefter Baudfjiero, September 1894.<br />
©irgenti (©icilien). Teilung. Brief ber ©dhtoefler Biala,<br />
11. Degember 1894 unb 16. Jänner 1895 mit Betätigung<br />
bet ©püalfaplant vom 14. Jänner 1895.<br />
©Ibeuf ($ranfreidh). Teilung. Brief vom 18. Jänner 1895.<br />
ße 9Jtant (granfreidh). ©ine befonbere ©nabe. Brief<br />
vom 28. Jänner 1895.<br />
Neapel. Heilung einet ©lerifert ber ©ongregation ber<br />
9Jliffion B. Jtatola. Brief Vom 25. Jänner 1895. ßeugniß<br />
bet Domherrn 2ltoit ©offrebi unb ber barmhergigen ©chmefter<br />
Philomena 2lntoneEi, 12. Janner 1895.
Dev portiunMa^Maf.<br />
Sn Kraft beS fotgenben Vrebe'S tarn ber $ßortiunfula?Abtaß<br />
in allen Anftalten gewonnen werben, bie entWeber ben<br />
barmherzigen ©dhweftern gehören ober unter ihrer Seitung<br />
ftehen. (23. 3uni 1893; für 3 $ahte.)<br />
£eiligfter Vater!<br />
SDer ©enerafcprofurator ber Kongregation ber Miffton,<br />
niebergeworfen ju ben güßen @w. $eitigfeit, bittet um bie<br />
fernere ©ittigfeit jenes Vrefce'S, fraft beffen am 20. $uli 1887<br />
in allen Kapellen ber barmherzigen ©dhweftern ber Sßortumfula?<br />
Ablaß gewonnen Werben fann. @r wünfdht, baß biefe Söe=<br />
günftigung allen SieconüaleScenten zu gute fornme, fowte $enen,<br />
wetdje in ben £ofpitätern, wo barmherzige ©dhweftern finb,<br />
angeftettt finb, fowie allen 3enen, welche in ben Armenhäufew<br />
ber barmherzigen ©dhweftern aufgenommen werben.<br />
Beatissimo Padre!<br />
II Procuratore generale della Congregazione della Missione<br />
prostrato al baeio del piede, implora la proroga dell'estensione<br />
del Breve dell'Indiilgenze della Porziuncola, accordato il 20. Lnglio<br />
1887 per le cappelle delle Figlie della Carito. L'estensione si<br />
domandö pei convalescenti, inservienti ed addetti agli ospedali,<br />
dove sono le Figlie della Caritä, nonche pei ricoverati delle Case<br />
di mendicitä, da esse assistite.<br />
Che della grazia ecc.<br />
Vigore specialium faeultatum a Sanctissimo D. N. Leone P. XIII.<br />
tributarum, S. Congregatio Indulgentiis Sacrisque Eeliquiis praeposita<br />
benigne annuit pro petita prorogatione ad aliud triennium<br />
Slnnalen LX. 19
— 276<br />
Sie heilige ©ongregatton für bie 2lbläffe unb Reliquien<br />
gewährt bte Verlängerung auf 3 3
Äranfreicfr<br />
$) a r i<br />
gribuuttt füt bie §xpebitiott nad) 2ftabagasßat. ^fefl iet<br />
^lefiqttienußerttajjung De$ ßeif. ^tttcenj *ott ^auf.<br />
©e. ©mineng ber ©arbinal SKcfyarb, ©rgbifdjof von SßariS,<br />
hat einige ©ebete angeorbnet für baS ©elingen ber ©jpebition<br />
nadj> MabagaSfar, tueld^e auf biefer großen $nfel bie burch<br />
Sahrhunberte ererbten Stechte granfrei^S gurü<strong>der</strong>obern foff;<br />
für baS bei biefer ©elegenheit gu ^altenbe Sribuum geruhte<br />
ber hodjmiirbigfte ©rgbifdjof bie Kirdje ber Miffion in SßariS<br />
gu beftimmen.<br />
einem ©treiben oom 18. April 1895 gibt ©e. ©mineng<br />
bie ©rünbe an, bie ihn t>agu bewogen, für biefe ©ebete<br />
gerabe jene Kird)e gu mähten, mo bie ^Reliquien beS heil. Btn=<br />
ceng oon Sßaul ruhen, golgenbe finb feine SBorte:<br />
„@irte ©rinnerung muß uns befonberS in SßariS theuer<br />
fein. SDer Mann, ber fich guerft für bie $riftlid)e ©ioilifirung<br />
MabagaSfar'S intereffirte, mar ber heilige Binceng oon Sßaul,<br />
ber in biefen legten ^ahrhunberten am meiften bem frangöfifd)en<br />
BoHe angehörte.<br />
„Als bie Drientgefettfchaft unb fpäter bie oftinbifche ®efedf^aft<br />
Hanbelsoerbinbungen anfniipften unb befonberS bie<br />
3?othmenbigfeit beS religiöfen ©lementeS erfannten, manbten<br />
fie ft
— 278<br />
far eröffnen." Dat toar bat erfte SBort bet heil. Binceng,<br />
alt er erfuhr, baß bie göttlidhe Borfehung ihn gu biefer Arbeit<br />
berufen habe. -Jlichtt ift rührenber gu fehen alt bie Siebe<br />
biefet bewunberungtwürbigen Sßrieftert, ber ben SCob feiner<br />
ber Slrbeit unterliegenben SDiiffionäre beweinte, unb bennoch<br />
mit einer heiligen ^artnädigCeit biefet SBerf immer mehr lieb<br />
gewann.<br />
„granfreidh gab feine Sßläne begüglidh -äftabagatfar't auf.<br />
Die ©öhne bet ^eiligen Bineeng mußten fidh gurü
— 279<br />
„Körnten wir baS nidjt aud) von ber ©d?ufeherrfchaft granf?<br />
reidjS über biefe große afrifanifdje $nfel ^offen? SDiefe ©dhufe?<br />
heryfdjaft fott ftch borthin ansbehnen, wo ber ©clavenhanbel<br />
fid) noch ferner aufregt erhalten Witt, granfreid) wirb audh<br />
ba bem SBerfe ber Antifclaverei mädhtigen 33orfd)ub leiften,<br />
baS ja Von Seo XIII. gefegnet nnb von bem feiigen ©arbinal<br />
Savigerie fo einbringt^ geprebigt würbe.<br />
„SBir fyabmalfo als grattgofen ünb als Stiften ganj<br />
befonbere ©rünbe, für bie in ben Krieg jiehenbe Armee ju<br />
beten. 5ftadj bem ©efagten wirb es ©udh f$on flar fein,<br />
warum wir unfere ©olbaten gang befonberS unter ben ©djufe<br />
beS heiligen Vincenj von Sßaul in ber Siöcefe SßariS ftetten<br />
wollen.<br />
„©onntag ben 28. April wirb bort baS $eft ber lieber?<br />
tragung feiner ^Reliquien gefeiert Siefem gefte wirb in ber<br />
Kirche ber 3JliffionSpriefter ein Sribuum vorangehen, um ben<br />
©egen ©otteS auf bie ©Epebition nad) MabagaSfar herab?<br />
Rieben.<br />
„•Jlachbem wir alfo mit unferen ehrwürbigen Srübern,<br />
bem SDefan, ben Somherren unb bem ©apitel unferer 9Retro?<br />
politanfirche gefprodjen haben, haben wir nach Anrufung beS<br />
Samens ©otteS golgenbeS angeorbnet:<br />
I. Artifel. Am 25 t , 26. unb 27. April wirb in ber üirdhe<br />
ber MiffionSpriefter ein Sribuum für bie mabegafjtfdhe %pe?<br />
bition abgehalten werben, ©tue ftiffe heilige Sflefe mit ©efang<br />
wirb um 8 V 2 Uhr gelefen.<br />
Ser ©egen mit bem Allerheiligften wirb jeben SRadhrntttag<br />
um 5^2 Uhr gegeben.<br />
Außer ben gewöhnlichen ©ebeten wirb audj bie laureta?<br />
nifdhe ßitanei gefungen werben.<br />
n. Artifel. ©onntag ben 28. wirb jum ©dhluß beS<br />
SribuumS um 9 Uhr tu ber Äirdhe ber MiffionSpriefter ein<br />
feierliches ^ontificalamt gehalten.<br />
„SBir werben um 2*/ 2 Uhr ber SSefper beiwohnen unb<br />
nadh ber Sßrebigt ben ©egen mit bem Allerheiligen geben.
— 280<br />
2luf an biefem Sage, wie an ben gtoei vorhergehenben wirb<br />
bie Sitanei ber feligfteu Jungfrau gefungen.<br />
„Stefe« Unfer ©f reiben foH bei ber Sßrebtgt währenb ber<br />
Sßfarrmeffe am ©onntage Quasimodo (21. 2tyril) Veröffent*<br />
lift unb in allen ©enoffenffaften unb religiöfen Slnftalten<br />
ber SDiöcefe beriefen werben." v<br />
©egeben ju $ßari« u. f. w.<br />
f Svanimw ©arbmal Midtjarb,<br />
— 281<br />
hörerfdhaft jenes SageS als Siebner fehr beliebt ift, hielt bie<br />
Sßrebigt. Sie ©eremonien in ihrer genauen Ausführung, bie<br />
©efänge, fowohl bie liturgifdjen als auch bie übrigen trugen<br />
Viel gur geftlidhfeit beS SageS bei.<br />
©e. ©mineng geruhte ben gangen Sag im Mutterhaufe<br />
gu bleiben, unb nadj ber Meffe empfing er im ©aale ber<br />
Reliquien bie gange ©emeinbe; im Tanten.aller legte ihm ber<br />
©enerak©uperior bie ©efinnungen ber innigften ©rgebung gu<br />
$üßen, worauf ber ehrwürbige Prälat mit rührenber ©üte<br />
unb oäterliäjem Sßohlwotlen antwortete.<br />
•Jlad) bem Mittageffen ging ©e. ©mineng in Begleitung<br />
beS Soctor gerranb, ber ebenfalls unfer ©aft fein wollte, gu<br />
ben Kranfen, um fie gu tröften unb gu fegnen.<br />
Beim AbenbgotteSbienfte fam baS Bolf gasreicher als je<br />
herbei, fo baß bie Kirche gu flein würbe. Mehr als eine<br />
©tunbe oor ber Befper fanb eine Same, bie alle Hebungen<br />
beS SrtbuumS mitgemacht hatte, feinen mehr, ©ie fam<br />
alfo in baS HauS unb bat inftänbig, man möge ihr boch in<br />
ber Kapelle einen 5ßlafe oerfdjaffen: „Qd) habe BerWanbte in<br />
MabagaSfar/ 1 fagte fie; ein Saienbruber oermochte es ni$t,<br />
ihr in bie Kapelle ©ingang gu oerfRaffen, bis enbftdj ein<br />
Sßriefter, ber mit ber Orbnung währenb ber ©eremonien betraut<br />
war, ihr Stritt oerfchaffte. ©ine anbere ^erfon geigte<br />
einen Brief unb fagte: „3$ habe einen ©ohn tu MabagaS*<br />
far; fehen ©ie, ba ift ein Brief, ben er mir getrieben h a *-"<br />
Obwohl fchon alles gebrängt ooU War, fo Oerftanb.eS fidj bod)<br />
oon felbft, baß man unter fo rührenben Umftänben noch einige<br />
^piäfee finben mußte.<br />
Um ben ©täubigen mehr -Kaum gu laffen, hatten bie<br />
barmbergigen ©chweftern aus bem Mutterhaufe in ber rue du<br />
Bac baS große Opfer gebraut, unb waren nidjt wie anbere<br />
Sahre gu bem ©otteSbienfte gefommen, ber oor bem ^Reliquien*<br />
fchreine beS heil. Binceng abgehalten würbe* ©rft am folgern<br />
ben Sage farneu fie, um ber Meffe beiguwohnen, weld)e ber
— 282<br />
Herr ©eneral=Superior lat, ber ihnen babei audh bie heilige<br />
©ommunion reichte.<br />
SBährenb ber auf bat geft folgenben SKobene, fanben bie<br />
ähli'dhen SBallfahrten ju ben Reliquien bet ^eiL Bineeng ftatt.<br />
Befonbert finb gu nennen:<br />
Sfflontag um 7 Uhr: bie ©ongregation ber Brüber bom<br />
heit. Bineeng bon $aul. 2Baifenhaut unb Stubierenbe.<br />
Dienftag um 6 Uhr: bat Seminar Saint=Sulpicfc<br />
SJlittmodh uni 6 Uhr: bat Seminar ber Jrlänber. 9tad^<br />
mittag um 2V 2 bat Seminar bon Jff9, Stubierenbe ber Vßfo<br />
lofophie.<br />
Donner ftag um 9 Uhr: affgemeine Berfammlung ber<br />
aRitglieber bet ÄinbheteJefu^Bereinet unter bem Borfifce bet<br />
3ftgr. ©ourmont, apoftolifdhen Bicart bon $angibar.<br />
Freitag: bat Seminar ber auttoärtigen s Mffionen; bar*<br />
auf bie Damen ber christlichen Siebe, in bereu Berfammlung<br />
ber ©arbinal*@rgbifdj)of bon 5ßarit felbft ben Borftfe führte,<br />
melier an biefem Sage audh bor ben Reliquien bet heil. Bin*<br />
cenj bie heil. 3Jteffe gelefen hatte.<br />
Samftag um 6 Uhr: bie polnifchen SBaifenfinber.<br />
Sonntag um 7 Uhr: bie Einher aut bem Haufe bon<br />
©nghien. Um 9V 2 bie auttoärtigen 9Jlarienfinber, ungefähr<br />
1500; Stadhmittag um 57 2 bat fleine Seminar bon $arit.<br />
3Kontag um 8 l / 2 bie internen SUiarienfinber ungefähr 1500.<br />
2lm 4. Sonntag nadh Dftern abermalt Berfammlung ber<br />
autmärtigen -äJiarienfinber ungefähr 1800. SRadhmittag bie<br />
©Ifaß -Sothringer.<br />
Reifung,<br />
jugefdjrieben ber fürbttte bes IjeiHgen Pincenj t>. |faul; erlangt<br />
im Putterljaufe ber lajariften am 22. Hpril 1894 aar bem<br />
fteUquien=$djrßtne beö Heiligen.<br />
2Bir haben folgenben Beriet bariiber erhalten:<br />
2We Jahre am 4. Sonntag nadh Oftern unternehmen bie<br />
SDiitglieber ber beutfdhen 3lnftalt, genannt bon ber heil, ©lifabeth<br />
i
— 283<br />
von SEIjürütgen (Voulebarb b'^talte 50 in SßariS), eine SBaff?<br />
fa^tt gu ben Reliquien beS heil. Vtnceng bon Sßaul.<br />
Sitte jene, weldhe bie ans ihrem Sanbe vertriebenen unb<br />
nun tu biefer unermeßlidhen£auptfiabt gerftreuten @lfaß=Sothrin?<br />
ger auf ihrer SBattfahrt fehen fönnten, haben audh bemerft,<br />
toeld^eS Vertrauen fie auf bie $firbitte beS heil. Vinceng von<br />
5ßaul fefeen, wie fehr fie ben Patron ihrer Anftalt, ben greunb<br />
ber Arbeiter unb Vater ber Armen ehren unb lieben.<br />
SDie SBattfahrt biefeS Jahres würbe nun burdh eine £eil=<br />
ung gefenngeidhnet, welche felbft bie Männer ber SBiffenfdhaft<br />
als 2Bunber erflärt hüben.<br />
SBir veröffentlichen ben Vericht in ben Annalen, um bem<br />
auSbrütflidfjen SBrntfChe beS hodhwürbigen £errn giat, ©eneral?<br />
©uperiorS ber Kongregation ber Mtffion nadhgufommen.<br />
Sm vergangenen SBinter würbe ber neunjährige $nabe<br />
Sofeph ©v ©ohn beS SBilhelm ©., eines ©IfäfferS, von einem<br />
eben fo unbefannten als fdhmerghaften Setben befallen, welches,<br />
wie eS fdhten, von einer Vlutgerfefeung herrührte. Alle Steile<br />
beS Körpers waren von fchwärglidjen Veulen bebedt. Aber SDanf<br />
ber eifrigen pflege ber ©Itern unb burch eine energifche Se?<br />
hanblung trat eine verhältnismäßig fQuelle Teilung ein.<br />
SDie $reube in ber gamilie beS SBilhelm ©. war groß,<br />
aber leiber fottte fie nur von furger Sauer fein. Qn ber<br />
%f)at, faum waren einige äBodjen berfloffen, als baS Äinb<br />
eine anbere Äranfheit befarn, bie noch btel fdhredflicher war<br />
als bte erfte. ©ie redete ©eite beS gangen Körpers vom ^opf<br />
bis gu ben güßen war gelähmt. S)ie ©liebmaffen Waren gang<br />
leblos unb für jebe SDienftleiftung untauglidh. Man fann fidh<br />
bie £roftloftgfeit ber ©Itern benfen. ©djmerg mußte um<br />
fo größer fein, ba eS fich um ein Äinb hanbelte, beffen natür?<br />
lidhe ©igenfdhaften gu ben fünften Hoffnungen berechtigten.<br />
Man rief bie berühmteren ©pecialiften herbei; aber alle<br />
famen barin überein, baß ber $all fehr fdjwer, unb bie IgtiU<br />
ung mehr als zweifelhaft fei, wenn fie audh bamit nidht fagen<br />
wollten, fie fei gang unmöglich.
— 284<br />
Sie ©Itern toanbtenviele SBofen hwburf äße möglifen<br />
Heilmittel an, aber umfonft: ber traurige 3uftanb be« Knaben<br />
blieb, immer berfelbe. Sof ber arme Bater ließ feineu<br />
Sag vorüber gehen ohne ben Siöfenfrang unb ba« ©ebet gum<br />
heil. Binceng mit bem franfen gofeph unb feinen gwei jüngeren<br />
Brübertt gu verrieten; alle beteten mit überau« großer<br />
3lnbaft.<br />
„Sa bie irbiffen 2lergte nift« mehr vermögen/' fagte<br />
ber friftlif e Bater, „muß man um fo vertrauensvoller gu<br />
ben ^inxmlifd^etx feine .gufluft nehmen: unfere Sßa^<br />
trone, ber feiige 3)tartyrer ©abriel ^erbopre, unfere liebe<br />
heil, ©lifabeth trnb befonber« ber große $etl. Binceng von Sßaul:<br />
if bin feft überzeugt, baß biefe meinen armen Steinen Sofeph<br />
heilen werben."<br />
Sener, ber fo fpraf, war ein einfacher Slrbeiter, aber<br />
ein fefter ©harafter unb ein übergeugung«treuer Äatholif. Seben<br />
STOotgen fuft er, wenn möglif, eine heftige 9Jleffe gu hören.<br />
Seben Sag verrietet er auf feine ©ebete gum feiigen go*<br />
hanne« ©abrief gur ^eiligen Sanbgräfin von Shüringen unb<br />
befonber« jurn ^eil. Binceng von $paul, gu bem er ff on feit<br />
langer $eit befonbere 2lnbaft hatte, SBie oft rief er<br />
nift au«: „5D glücffelige Beffüfcer unfere« SBerfe«, if bin<br />
ein armer ©ünber; wenn ffou meine ©ebete nift ©rhörmtg<br />
verbienen, fo höret bof menigften« auf bie ©ebete meiner<br />
unffulbigen Äinber; gebet meinem armen Sofeph bie ©efunbheit<br />
wieber. SBenn e« mif auf nof fo viel foftet, if will<br />
ihn fo erjiehen, baß ihr eure wohlwollenbe gürfpraf e nift<br />
werbet gu bereuen h^en. ©o betete ber fromme Arbeiter<br />
bi« gum Sage ber SBaHfahrt.<br />
2lm 22. älpril begab fif ©freiber biefer Seilen gu SBagen<br />
in bie Äirf e ber ßagariften rue de S&vres 95 in Begleitung<br />
be« armen Äranlen unb beffen Bater«.<br />
SBährenb ber gangen gahrt beobafteten bie brei 5fteifen=<br />
ben voKfiänbige«: ©tillff Weigen unb beteten innerlif. Sßtßfc*<br />
lif erhebt ber gute Arbeiter fein £aupt unb fagt in einem
— 285<br />
ferner gu befdjreibenben Sone: „Hod)toürbiger Herr, ich 1)aU<br />
bem lieben ©ott ein Besprechen gemalt für ben gatt, baß<br />
ber heil. Binceng ^eute meinen Sofepb heilt." lJnb nach einer,<br />
furgen Sßaufe fagte er toieber: „SDer heil. Binceng ttrirbbiefen<br />
•Jlad&mittag einen BetoeiS feiner 9tta$t geben . . . . ©ie toer*<br />
ben feiert! . . . ."<br />
WS man bei ber Ktr$e angefommen mar, führte 3BiU<br />
heim ©. ben Keinen gelähmten Sofeph unb feine gtoei Brüber<br />
gum ©rabe beS Märtyrers Johann ©abriet, um ihn nod) ein*<br />
mal um bie Heilung gu bitten.<br />
@S begannen nun bie für bie SBaUfahrt beftimmten ©ebete*<br />
P. 9ti£ S. J. führte ben pilgern in einer marmen 3lnfpradje<br />
bie het^orragenben 3ü0e aus bem Sehen beS heiligen<br />
Binceng, biefeS SlpoftelS ber Siebe, oor Singen unb ermahnte<br />
alle, mit Bertrauen gu feinen heiligen Reliquien hinzutreten<br />
unb ihre SBünfche bort niebergulegen.<br />
Kaum hatten bie Seute begonnen ber SReihe naü) oor ben<br />
Reliquien gu beten, fo ioaren fdjon bie ©Itern beS Keinen<br />
Kranfen ba, ber mehr getragen als Oon ihnen geführt gu ben<br />
heil. Reliquien gelangte, bie, toie befannt, in einer gegriffen<br />
©ntfernung hinter bem ^odhaltare fidh befinben.<br />
S)a marf fidj nun bie fromme gamtlte auf bie Kniee<br />
nieber; ber Bater nahm fogleidj feinen ©ohn, hob ihn bis gu<br />
bem Sieliquienfdhreine empor unb ließ ihn benfelben mehr*<br />
malS füffen unb mit bem gelähmten 3lrm berühren; unter<br />
%f)tänen fdjütteten bann bie armen Seute ihr Herg in innigem<br />
©ebete aus.<br />
SDa fommt ber ©acriftan berKirdfyc: ,,©ute Seute/' fagt<br />
er, „eS ift 3eü/ ih* mfifjt eudj.gurüdgiehen,"<br />
©onberbar! ®er gelähmte $ofeph ift ber erfte, ber auf*<br />
fteht unb gioar, ohne baß ihm jemanb hilft.<br />
©r ift geheilt! geften ©drittes begibt er fich mit ben<br />
©einigen in ben fogenannten 3?eliquienfaal, fnieet nieber gu<br />
ben güßen ber ©tatue beS feiigen 3oh an ueS ©abriel, too bie<br />
glücflid)e Familie noch lange 3eit im ©ebete oermeilt.
— 286<br />
Von ber 5lirdhe ber MiffionSpriefter bis gum väterlichen<br />
£aufe blieb ein 2Beg von brei Vtertelftunben gu madhen. SDer<br />
munberbar ©ereilte legte biefe ©tredfe in ^Begleitung feiner<br />
©Itern unb feiner jüngeren Vrüber gu guß gurü
— 287<br />
fammt beffen Bater in einem Befuge empfangen unb fie bor<br />
bem SBeggehen fegnen unb hergtidh beglüdfariinfchen. 1 )<br />
$arit, 29. Jänner 1895.<br />
Äreufeer, i. s. c. m.<br />
SDiefer Beriet geigt bie SBahrheit ber SBorte, meldhe einer<br />
ber berühmteften ©ef
— 288<br />
ber ©rfd)einung ber Wunberbaren Mebaitte im $ahre 1830<br />
2)iefeS Soppetfeft ^>atte gabtreidjeS Bolf, barunter au$ ^tete<br />
Hodfjgeftettte itt's Hotel Baulierre gelocft Mgr. Karl Bettet,<br />
ber Berfaffer beS frönen „Sebent beS ehrw. grangiSfuS ©let",<br />
jeigte ben ttmftänbengemäß in einer angiehenben Siebe ben<br />
©praeter beS ©hriftenthumS, melier gang Siebe unb 3luf=<br />
Opferung ift; Siebe für alles ©roße unb Heilige; Aufopferung<br />
bei jebem Seiben, Mangel unb ©lenbe.<br />
©r erinnerte baran, wie baS SBerf für bie Armen bur
— 289<br />
allein biefe ftellten fif naf einigen Sagen mit großer Heftig*<br />
Seit ein. Äopf würbe fo empftnblif, baß fte nift ein*<br />
mal ben $uß auf ben 83oben fefeen burfte; fobalb bie gerfe<br />
ben Boben berührte, füllte fie im Ääpfe einen ffmerglifen<br />
SBiberhaH.<br />
Ser Slrgt, ben man barüber befragte, hielt bie« für ein<br />
©effwür unb mafte einen ©inffnitt; e« floß aber nur 33tut<br />
herau«. Sie Deffnung ffloß fif fogleif wieber unb bie<br />
©f mergen begannen auf« neue mit erneuter ^eftigfeit»<br />
•Jlaf weiteren vierzehn Sagen mafte man Wieberum einen<br />
©inffnitt, ber ebenfall« bie ©f mergen nur fteigerte. 3lft<br />
Sage barauf folgte ein neuer ©fnitt, bie«mal ein Äreug*<br />
ffnitt viel breiter unb tiefer. Sie arme Patientin war gang<br />
erfföpft, bie ©f mergen nahmen ftetig gu; e« war wirflif<br />
ein 3Karthrium. Ser 2lrgt, ber auf« neue gu Statte gegogen<br />
würbe, erflärte bte«mal, baß bie Traufe ben $nof enfraß habe.<br />
91un würbe bie ©fwefter in'« 9Jlutterhau« geffidt, Wo fie<br />
in einem bemitleiben«werthen Sufianbe am 1. $ebruar 1892<br />
arifarn. ©ie fonnte nift einmal aufreft ftehen, ja hatte nift<br />
einmal bie $raft, eine ©tritferet gu haften. 2frgt be«<br />
SDiutterhaufe« erflärte, e« fei nothwenbig, ben $nofen abgu*<br />
fragen, wa« vorau«fefeen ließ, baß ^r berfelben 2lnfift wie<br />
ber 2lrgt von SRouen fei.<br />
9Zun würbe entff ieben, bie Traufe in ihre Heimath naf<br />
Hagebroud gu ffitfen, wo fie am 6. gebruar in einem be*<br />
flagen«werthen Suftanbe anlangte. 9Jian mußte fie Mi Traufen*<br />
gimmer tragen, ©ie fonnte fogufagen Weber ftehen nof liegen><br />
nof einen $uß auf bie ©rbe fefeen unb wußte nift, wo fie<br />
ihren von ©f rnerggepeinigten ßopf ftüfeen fönnte.<br />
Ser Slrgt be« Drte« gab feine entff eibenbe Antwort, ©r<br />
begnügte fif neue ©inffnitte gu mafen, reft«, linf«, ein<br />
wenig höher, ein wenig tiefer unb War erftaunt über bie heftigfeit<br />
ber ©f mergen. ©r ftecfte ©harpie in ben ©inffnitt,<br />
bamit fif bie SBunbe nift ff ließen fönnte.
290<br />
©anf ber ^eimat^Ii(^en Suft unb ber forgfältigen Pflege<br />
hatte bie firanfe bodh etmaS Gräfte gewonnen. Man braute<br />
fie beßhalb nadh Sitte, um einen berühmten ©pecialiften, Herrn<br />
©uret, gu befragen. ©iefer erflärte, eS fei ein SupuS, ber aus<br />
Unfenntniß nicht recht behanbelt morben märe, unb eS fei nun<br />
megen feiner AuSbehnung eine Operation nöt^ig. ©iefe mürbe<br />
fogleidh vorgenommen, aber ad), bie ©dhmefter füllte bavon<br />
ebenfo menig ©rleichterung, als bei ben früheren ©infdhnitten.<br />
©ie ©dEjmergen begannen von neuem unb gmar mit ungemohn?<br />
ter £eftigfeit unb bie Sßunbe fdhloß fidh nidht mehr, ©er<br />
berühmte ©octor fagte, eS fei mahrfdjeintich bie SBunbe nicht<br />
gang entleert, unb nahm eine neue Operation vor, bie aber<br />
gleichfalls nur bie ©chmergen vergrößerte, ©ie Äranfe mar<br />
nach £agebrou
— 291<br />
gerte. 2Bir litten fdhon viele Ebenen gehalten; jefet aber<br />
mußten wir fein 3J!ittel mehr.<br />
Dft, fehr oft, alt id) ben lieben ©ott bat, mir ein SKittel<br />
einjugeben, fam mir ber ©ebanfe: „Unfere gute 3Jlutter muß<br />
me^r alt jeber anbere miffen, ob bie ©chwefter fiir unfere<br />
Keine Berfammlung geeignet ift. Sßenn fie an ihr bie noth*<br />
menbigen ©igenfdhaften finbet, Wirb fie biefelbe Wohl heilen<br />
fönnen unb fo audh unfere Slnbadht zu ihr mehr entflammen.<br />
Jd) fagte bann Zu mir felbft: Ja, fie müffen wir bon nun<br />
of 9Jiuth unb Vertrauen fpradh tch babon<br />
ju meinen 3Kitfchweftern.<br />
Slnt 6. 3Jtärz begannen wir eine -ftobene ju unferer ehr*<br />
mürbigen Sölutter, mit bem feften Borfafee, folange fortzufahren,<br />
bit bie Traufe geheilt fei; jugleidh hatten wir aber benSßunfdh<br />
unb bie Hoffnung, baß biet am 15. 9Jlärg, bem Jahrettage<br />
ihret foftbaren S£obet gefdhehen werbe. SBir beteten mit<br />
großer 2lnbacht, benn bie Schmerzen waren fdhretflidh, ber 3u*<br />
ftanb ber Slranfen fehr berhängnißboH.<br />
3lm 12. SDtärj, einem ©onntage, war ©dhwefter ®ecoop=<br />
man febr erftaunt, alt fie beim ©rwachen feinen ©chrnerj<br />
fühlte. 2lm Borabenbe 'hatte fie mit bieler SJfühe einfdhlafen<br />
fönnen, obwohl fidh ber ©djjlaf, ber ihr über ein Jahr lang<br />
faft unbefannt war, erft gegen eilf Uhr eingeteilt hatte.<br />
SDarot f^lief fie ohne Unterbrechung bit zum 3Jlorgen unb<br />
beim ©rwadhen fühlte fie gar feine ©djmerzen. ©ie fonnte<br />
aber bodh nidht glauben, baß ihre Heilung wirfltdh fdhon er*<br />
folgt fei. SDen gangen £ag ftanben ihr bie Spänen in ben<br />
äugen; unb boll gurdht unb B^eifel, ob bie ©dhmerjen fidh<br />
mieber etnftetten würben, fagte fie ju unt: „2lber ich fühle<br />
feinen ©dhmerj mehr!..<br />
©eitbem hat fie nichtt mehr berfpürt; fie fteht um bier<br />
Uhr auf unb berrichtet mehrere gang berfdhiebene Arbeiten, wie<br />
SBafdhen, Bügeln ü. f. w.<br />
Ueber fünfzehn 9Jtonate fühlt nun ©dhwefter Secoopman<br />
feinen ©d^merj mehr, unb ber ®oetor 2Kahieu, zu beut ich<br />
Slnnalen LX. 20
— 292<br />
bie ©$wefter führte, betätigte, baß bie Heilung Ooffflänbig<br />
fei, baß fie aber unmöglich ben Hilfsmitteln ber SBiffenfdjaft<br />
jugef^rieben werben fönne.<br />
Möge Maria, bie unbefledte Jungfrau, bie Mutter unferer<br />
ehrwürbtgen Mutter, geftatten, baß biefe £f)atfad)e jur 93erherrlidhung<br />
jener beitragen fönne, weldje eine fo treue<br />
ahmerin ihrer 9tä$ftenliebe War."<br />
Sie ehrwürbige ©$mefter Secoopman betätigte biefen<br />
Beriet in biefen SBorten:<br />
habe biefen Bericht gelefen, worin bie ©chwefter<br />
©ienerin bie ©üte hatte, meine Heilung ju ergäben, unb idh<br />
fann bezeugen, baß alles ber Sßahrheit gemäß ifi @hre fei<br />
bafür bem lieben (Sott unb unferer frommen ehrwürbigen<br />
©tifterin."<br />
©egeidjmet: ©
— 293<br />
©tief ber ehrmürbigen ©ftoefter ©ufe, Bifitatorim<br />
ber barmherzigen ©f loeftern in Sitle^<br />
Sie Operationen, von benen in bem Berichte über bte<br />
Heilung ber ©ftoefter Secoopman bie Siebe ifl, tourben in<br />
unferem Haufe vorgenommen. 2Btr toaren 3eugeit ber ff retf*<br />
lifen ©fmergen biefer guten ©ftoefter, unb loie alle Sßer*<br />
fönen, melf e fie bamal« fahen, maren auf nur ber Meinung,<br />
ihre ^ranfheit fei unheilbar. -Dtuth unb ihre ©tanbhaf*<br />
tigfeit inmitten fo vieler Seiben hatten mir bie Ueberjeugung<br />
gegeben, baß ein um einen folfen Sßrei« erfaufter Beruf erhalten<br />
toerben müffe, unb if ff% mif glüdlif, in ber<br />
Heilung ber ©f toefterSecoopman einen Betoei« ber göttlif en<br />
©üte ju fehen, ben er un« auf bie gürbitte unferer ehrtoür*<br />
bigen 3Kutter hin gegeben hat.<br />
Stile, 22. Sluguft 1894.<br />
©egeifnet: ©ftoefter 3«. ©uf e,<br />
u. X. b. f. 2. 3X b. a. St.<br />
"Zßefotxbevex<br />
jlugefdjrteben ber wunberbaren Pebatlle*<br />
2lus3ug aus bem Brief einer Sd)tr>efter r>on ben Cöcfytern<br />
ber göttlichen ZDeisfyeit in Cljolet (2Tiaine=et=£oire) an bie<br />
SdjtDefter 2T£ontesquiou am £)ftober<br />
3Kittoof Slbenb« um 11 Uhr fuhren totr plö^lif au«<br />
bem ©flaf empor, benn ftrirhörten ben Stuf: $euer, geuer.<br />
6« mar nift bei un« au«gebrofeit, aber e« brohte auf unfer<br />
Hau« ju ergreifen, ©tue Sagemühle, bei toelfer fif für<br />
80,000 granlen H^lj befanben, unb groei ©afthäufer, tooman<br />
für ba« fommenbe $ahr ben Borrath an Heu untergebraf t<br />
hatte, ftanben in glammeit, unb gtoar gang neben unferem<br />
©arten. Unfer H^ljffUppen ftieß faft an bie ©ägemühle.<br />
SBir ftiegen eilenb« hinab, um gu helfen. 3Jlan hatte bie<br />
20*
— 294<br />
geuermehr nodh nidht gerufen, unb außerbem gab eS fojufagen<br />
nirgenbS SBaffer als bei uns. SBir Bitbeten alfo eine Mte,<br />
um ju töfd^en, bis bie geuermehr anfarn. Sefet erft gemährten<br />
mir bie ©efafyr, bie uns brohte, benn große glühenbe Pohlen<br />
fielen ju unferen güßen.<br />
SDa erinnert fich meine gute ©uperiorin an bie Stflebail?<br />
len, bie i
—<br />
Herr Seon $afob, ein berühmter 2lbt>ocat, feit rnebrals<br />
breißig Sauren Sßenfionär in ber Anftalt für ®pileptifcbe iu<br />
Sa Seppe bei Sain, bat nad) einer furgen Kranfbeit feine<br />
f
— 296 -<br />
2lfblt; er war bamalt 33 Jahre alt. ©eine ungewöhnlichen<br />
gähigfeiten, feine Kenntniffe alt Slböocat fteßte er ber Oberin<br />
gang gur Verfügung, unb trug aut allen Gräften gur rnate*<br />
rieffen unb fittlichen Hebung bet Häufet bei, unb gtoar mit<br />
folget Sefdheibenheit, baß et ben 2lnfd)ein hatte, alt ob er<br />
felbft gum Sienft fcerpflidhtetfei, unb nicht, baß er ben 3lnbern<br />
bie größten ©ienfte leiftete. ©o habe ich ihn gefunben, alt<br />
idh öor fed^ehn Jahren hier anfam. ©r mar bie ©tüfce, ber<br />
Sroft meiner Vorgängerinnen; er blieb et auch für midh unb<br />
-feine Hilfe ift wir unfdhäftbar gewefen.<br />
„®urdj feine feltene Klugheit, ©üte unb ©anftmuth<br />
rfeffelte er3lDCe an fich wtb er mar et auch, ber baburch in<br />
Sa Seppe biefen edfjten $amitiengeift gur Blüthe braute. @r<br />
fanb in feinem innigen ©lauben unb in ber häufigen ©orn*<br />
munion btefe ©eelenftärle, biefe Hoheit ber ©efihnungen, vermöge<br />
meldher er ©ott bafür greifen fonnte, ber ihn mit biefer<br />
Äranfbeit gefdfjlagen hatte; unb wenn er audh geheilt mürbe,<br />
wollte er boch nid)t mehr ben Ort tierlaffen,mohin ihn biefe<br />
Prüfung ©ottet geführt hatte, fonbern er banfte nur ©ott<br />
bafür, baß er fidh noch wehr bem Sttenfte ber -DUtmenfchen<br />
meihen fonnte. ©eine Sebent weife in Sa Seppe ridhtete er fo<br />
ein, baß er burch feine Sienftleiftungen einer ber Hauptwohl*<br />
thäter bet Häufet mürbe.<br />
„2llt Sßräfibertt ber im Slftyl unter ben Sßenfionären er*<br />
ridhteten 33ineeng*©onfereng, meldhe ben gmed hatte, bie Slrmen<br />
fcon Xain unb Umgebung gu unterftüfcen, entfaltete er einen<br />
unermüblichen ©ifer, eine Siebe, bie fidh burch feine Hinber*<br />
niffe abfchreäen ließ, um allem ©lenbe, t>on bent er erfuhr,<br />
abguhelfen. ©ott allein fannte feine ©üte unb feinen ©eelen*<br />
reifer, mit benen er feine materiellen Hilfeleistungen begleitete.<br />
2ludj bie wichtigften Sefdhäfttgungen fonnten ihn nidht<br />
jurüdEhalten, ben Uranien in ber ©rholungtgeit einige<br />
ftreuung gu fcerfdjaffen,bamit fie ihre Setben leichter ertrügen,<br />
©r wußte fidh 2Öfem angupaffen: geuerweh^Hauptmann, Xheater*<br />
birector, SDirigent ber ganfara, allet war er; alle biefe Unter*
— 297<br />
Haltungen hatte er unter ben Äranfen eingeführt, weife ja fo<br />
fehr nöthig h a^n, in ihrer gelungenen Trennung von ihrer<br />
gamilie fif auf biefe SBeife gu entff äbtgen unb bie ©ittlif*<br />
feit aufreft gu erhatten. Herr Seon geigte fotoiet guneigung,<br />
foviel Sftaffift in ber Behanblung biefer jungen Seute, baß<br />
fie Stile an ihm hingen unb ftch i^nt tüitttg unterwarfen. @r<br />
war bie ©eele biefer Berfammlungen unb ber gamilienfefte,<br />
bereu Soften er immer gerne felbft trug. 333er von Senen,<br />
bie ihn gehört h a &en, erinnert fif nift an bie furge aber<br />
anmuthige 9lnfprafe, weife er an bie hof geehrte 3Jiutter<br />
Havarb rif tete, um fie bei ihrem Befuf im gahre 1891 wiK*<br />
fommen gu heißen, ©eine grömmigfett, feine ehrfurftövolle<br />
3uvorfommenheit, fein ©eift ber Brüberliffeit, alle« ba«<br />
geigte fif in jenen wenigen äöorten, in benen er fein gange«<br />
innere« geoffenbart hatte.<br />
Slm 16. gebruar von einer Sungenentgünbung befallen,<br />
war er gleif von ber ©efcfrliffeit feiner Äranfheit über*<br />
geugt unb brafte ba« Opfer feine« Seben« bar. SBährenb<br />
feiner ftebentägigen ßranfheit ließ er feine $lage, fein Be*<br />
bauern vernehmen, fonbem brücfte nur feine Bnfriebenheit<br />
unb fein ©lüd au«, baß ihm ber Uebergang in bie ©wigfeit<br />
burf bie Sröftungen ber ^Religion fo leift gemaft würbe,<br />
gm tiefften ^rieben gab er feine ©eele ©ott gurücf, Freitag<br />
am 22. gebruar um 17 2 Uhr 9Zaf mittag«.<br />
„SBemt if auf in biefen geilen fein voUftänbige« Btlb<br />
be« Herrn Seon entwerfen fann für jene, benen if biefen<br />
ffwafen Bewei« meiner Sanfbarfeit ffulbig wäre, fo fann<br />
if bof fagert, baß wir einen wftrbigen 2lbriß hören fonnten<br />
von feinem Seben in Sa Seppe, von feiner Hingebung, bie<br />
er an ben Sag legte, unb von ber Srauer, bie fein unerfefe*<br />
lifer Berluft verurfafte. SBir beftfcen biefen 2lbriß in ber<br />
3iebe be« Herrn be Saruage, erftgeborenen ©ohne« jene« 2Bohl=<br />
thäter«, ber ba« Slfpl gegrünbet hatte; biefe SRebe hielt er<br />
naf ber firflifen Seif enfeierlif feit, al« bie theure Hüffe be«<br />
Beworbenen in bie Familiengruft übertragen werben follte.
©eine aus bem bergen fommenben SBorte gingen audh Affen<br />
gu Hergen unb beftärften uns in ber Hoffnung, baß Herr Seon<br />
audh im Himmel nodh ber ©dhüfeer unb greunb ber teuren<br />
gamilie in Sa Seppe fein mirb, ber er fo biet ©uteS ermiefen<br />
unb bie Veifpiele ber jdhönften Sugenben ^interlaffen hat.<br />
*fßevxc§t<br />
über<br />
£eo iKrancourf,<br />
Glerifer ber ßongregaifon ber .SRiffiott; geftorbeu im 5ltter tum<br />
21 fahren am 20. Wuguft 1864.<br />
SDie ttnentfdhiebenhettbegügtidh ber gu mählenben SebenS=<br />
bahn übt oft einen peinlidben tähmenben ©influß auf bie<br />
fd^önften ©igenfchaften auS; bie tlngebulb in Seiben unb Sßrilf?<br />
ungen raubt uns ©chäfee von Verbtenften unb fühlt ben @ifer<br />
Sener ab, melche ben ©dhmerg linbern möchten.<br />
SaS Seben beS jungen Seo Vrancourt, ber mie ein heiliger<br />
AloifiuS von ©ongaga unb ein heiliger ©taniSlauS $ojifa<br />
in ber Vlüthe ber $ahre bahingerafft mürbe, fann ber $ugenb<br />
gum Mufter bienen, fomohl in ber Serufsmahl als audj in<br />
ber SDarbringung jener Opfer, melche ©ott bon feinen greunben<br />
verlangt.<br />
(Erfieö Cajritel.<br />
geflutt. — awtfle unb ^inb^ett £eo'$.<br />
Seo ©bmunb Vrancourt mürbe gu ©halanbr^, einer ©e~<br />
meinbe im Vegirfe 6rect)?fur?©erre im Departement Aifne, am<br />
10. 3 uni 1842 geboren. 6r mar baS vierte unter fünf Rixi*<br />
bern, von benen gmei fchon im garteften Alter nodh t>ot Seo<br />
fiarben.<br />
©ein Vater Sucian glorentin entftammte einer gamilie,<br />
melche gmölfÄinber gählte unb ebenfo burdh i$ re ©teHung mie<br />
burdh ihren ®fouben fehr angefehen mar. ©eine Mutter hiefc<br />
Maria Anna Surquin.
— 299<br />
Seo hatte oon feinen eitern gugleid) bie Bartheit beS<br />
©ewiffenS unb einen helbenmüthigen opfergeifi ererbt; mit ber<br />
Saufgnabe mürbe ihm aud) bie innigfie guiteigung gur ©itten*<br />
teinheit, grömmigfeit unb ©otteSliebe eingegoffen.<br />
Um ni$tS in ber SBelt hätte biefeS feiner 9Zatur nach<br />
fo garte unb fdjmadje Kinb feine ©ebete untertaffen motten.<br />
SBenn er manchmal am Abenb begierig mar, bem ©efpräche<br />
ernfter 5ßerfonen guguhören, fonnte er fidj niä)t entffließen,<br />
gur SRuhe gu gehen, ©eine Mutter, melche als mahre ©h*i=<br />
ftin bem Kinbe eine h°he Borftettung oon fernen ^flidjten<br />
gegen ©ott geben unb es gum ©ehorfam ergiehen mottte, brauste<br />
bann ni^ts anbereS gu fagen, als, wenn er nic^t fogleidj ge=<br />
hor$e, bi'trfe er fein ©ebet nidjt oerrichten; baS Kinb ant*<br />
mortete bann mit einer gemiffen Angft, bie ficher bom heiligen<br />
©eifie fam: „Mutter, iä) bitte ©ie, laffen ©ie midj gum<br />
lieben ©ott beten, idj merbe fogleidj gehörten."<br />
Außer biefer übernatürlidjen grömmigfeit gab ihm ©ott<br />
au
— 300<br />
fe^r befriebigenbe gortffritte. Ser junge ©füler ^atte ben<br />
Bortheil, jeben 3lbenb zu feinem Dnfel gehen zu fönnen.<br />
Siefer Sßriefter, ebenfo em:pfehten«merth burf feine $röm=<br />
migfeit al« burf feine SBiffenffaft, vertoanbte alle ©orge<br />
barauf, bie ©eele feine« fleinen ©amuel jum innigen Ber*<br />
fehre mit ©ott vorzubereiten, bi« ju bem fo erfernten Sage<br />
ber erften heiligen ©ommunton. Siefe fo finblif e unb reine<br />
•Jlatur hatte eine wmtberbare Befähigung, jene Sehren in fif<br />
aufzunehmen, bte ©ott nur ben kleinen offenbart, um fte fo<br />
bie prüfte ber göttlifen Rührung unb bie ben reinen Herzen<br />
vorbehaltene göttlife 3lnffauung genießen zu laffelt.<br />
Sftei gahre naf feiner erften heil, ©ommunion, weife<br />
er am 22. Quni 1856 empfing, ffrieb er an feine ©f Wefter,<br />
bei ©elegenheit ihrer erften heiligen ©ommunton:<br />
3Jteine liebe ©fwefter!<br />
ttnmöglif fann if einen fo ffönen Sag vorüber gehen<br />
laffen, ohne Sir mein ©lü
301<br />
Siefen 3Korgen hat mein Bruber auf Seine Meinung<br />
bie ^eilige SQiefe gelefen, unb id) habe i^mbabei gebient. ©t<br />
hat mich fehr gefreut, fo meine ©ebete mit ben feinigen ber*<br />
einigen gu fönnen. 3Köchten fie bodh bor ©Ott mftrbig genug<br />
fein, erhört gu merben, möge ©ott in Sir eine fd)öne SBohn*<br />
ung finben, mo er immer bleiben fönnte. Seit einiger Seit<br />
habe idh fdhon gang befonbert für Sidh gebetet: Safür hoffe<br />
ich, baß Su mich auch nicht bergeffett mirft, in jenem 2lugen*<br />
bli
— 302<br />
Seitung biefeS gef$i
- , 303<br />
Siathff lägen eine« guten greunbe« unb in ber Hilfe ©otte«<br />
eine rnäftige ©tfifce gu finben mußte.<br />
3m $ahre 1857 erfuhr Seo auf mahrhaft mmtberbare<br />
SBeife ben befonberen ©fufe ber feligfteu Jungfrau, meiner<br />
Umftanb fein Bertrauen gur Himmel«fönigin unb feine 9ieig*<br />
ung gur grömmigfeit nof erhöhte.<br />
3m Wtonati 3luguft begleitete er gu Sßagen feinen Bater<br />
naf ©oiffon«. 2luf bem SBege mürbe ba« $ferb ff eu, brängte<br />
ben 2Bagen bi« an ben 3ianb ber ©traße gurüä, melfe fif<br />
ba gmölf bi« fünfgehn guß hof erhob; barauf mafte SS einen<br />
©prung, unb ber äßagen mürbe umgemorfen. Seo mürbe<br />
einige 3Jleter meit fortgeffleubert, unb ber 2Bagen ging über<br />
feinen Äörper. ©ein Bater mar halbtobt vor ©freden, al«<br />
er ihn auf ber ©rbe au«geftrecft liegen fab, unb fürftete, nur<br />
mehr eine Seife aufguheben. Iber balb ftanb ber Änabe von<br />
felbft auf; e« mar ihm nift« geffehen. ©r hatte fif Unferer<br />
Sieben grau von ©alette anempfohlen, ©eit biefem Sage ge*<br />
lobte er feiner Befreierin beftänbige Saufbarfeit unb Siebe,<br />
bie auf nie bei ihm abnahm.<br />
2lffe Sahre mafte er in ben gerien ein* ober gmeimal<br />
gu guß bie 15—16 km. lange Mfahrt naf Sieffe. Siefe<br />
SBaHfahrt mar für ihn ein große« geft. Sen gangen 2Beg<br />
betete er unaufhörlif. Bei feiner 9tü
— 304<br />
wenn idj Sir aud) für biefe ©üte gegen mid) überaus banf*<br />
bar bin, fd&äfee iä) miä) gtüdlidfj, toor Sir ^ute mein £erg<br />
gu eröffnen. Su weißt eS, baS metnige ift Sir gang offen,<br />
SDu femtft eS bis in bie fleinften galten; falls eS nid)t fo<br />
fein follte, wäre baS ni
— 305<br />
nicht ab; benfe an ben$med biefet 9ieife; beute, baß id) mein<br />
£eben Uuferer Sieben grau bon Sa ©alette berbanfe."<br />
©ein würbiger ©ruber gab ihm alt Antwort SRathfdhläge<br />
boller SBeitheit unb Klugheit, inbem er ihm bie unüberminb*<br />
lidfjen ©dhwierigfeiten geigte, bie ftdfj feiner Steife entgegen*<br />
festen. Sarauf fdhrieb ibm Seo abermatt:<br />
7. Februar 1860.<br />
Siebfter unb ttyeuerfter Bruber!<br />
„Sein Brief ^t einen lebhaften ©inbrud auf midh ge~<br />
rnad&t. Jdh ftreibe Sir nodh immer mit Spänen in ben<br />
Slugen; benn alt iä) biefen Brief, mürbig einet wahren Bruber*<br />
hergent, lat, benefcte ich ihn mit meinen Shränen, aber mit<br />
aufrichtigen Spänen.<br />
„Heute^ famt iä) nodh einige ©injelheiten nachtragen, bie<br />
idh int lefeten Briefe autgelaffen habe. SBenn iä) naä) Sa<br />
©alette gehen will, Ifabe idh nodh eine anbere 2lbficht. Sort<br />
in ber Sftähe wohnt ber heiligmäßige Pfarrer bon 9lrt. Jdh<br />
will bei ihm eine ©eneralbeidfjte über mein ganget Seben, mit<br />
aller möglichen ©enauigfeit unb Slufridhtigfeit meinet Hergent<br />
ablegen. will audh ben lieben ©ott bitten, er möge midh<br />
aut feinem 3Jlunbe erfahren laffen, ob et für meinen Beruf<br />
unb für meine ©eligfeit nü|lid§ fei, wenn idh in Me große<br />
Karthaufe gehe. Senn iä) glaube, ©ott will, baß iä) midh<br />
ihm ohne Siüdhalt hingebe, unb 2Wet bei ©eite taffe,< mat<br />
gur SBelt gehört. %ä) mödhte gang ©ott angehören; iä) feufje<br />
nur nach bem 3lugenblid, wo ich ntidfj nur mehr mit ©ott<br />
werbe gu befdjäftigen brauchen, wo iä) für meine ©ünben merbe<br />
Buße thun fönnen.<br />
„Jdh mödhte gewiß nidht in ber Karthaufe bleiben. Jdh<br />
will bem lieben ©ott nidht mtgeborfant fein, inbem ich bent<br />
SBillen meiner ©Item gumiberhanble. Jdh mödhte bloß einige<br />
Sage bort bleiben unb mir bam ben Sfieg bereiten. * 2Benn<br />
midh ©ott gu einem fo hohen Berufe beftimmt, glaube iä),<br />
baß idh leidet 2Wet auf ber SBelt berlaffen fönnte. Sat eine
— 306<br />
\<br />
wäre mir nodh fdfjwer, meine gamilie gu verlaffen; aber ©ott<br />
ift über Sittel Sitte ihn, baß er midh bagu berufe; eS liegt<br />
wenig baran, wo idh fei, wenn idh midh nur mit ihm befdhäfc<br />
tigen unb meine ©ünben beweinen fann; mit einem SBorte, idh<br />
toitt bort fein, wo er midh haben will. Sitte ©ott befonberS,<br />
er möge mir eine vollfommene ©elbftverleugmmg verleihen."<br />
©iefer fromme Jüngling bon adhtgehn 3ah?en war ein<br />
anberer heil. AloifiuS, ber ebenfalls über feine ©ünben meinte<br />
unb nur an baS eine badhte, ftdj gang ©ott gu weihen.<br />
©einem Briefe fügte er nodh folgenbe $eilen boll 5Ber=<br />
trauen unb ©elehrigfeit bei: „3dh hoffe bon ©einer ©üte, baß<br />
©u mir in jebem Briefe bis Dftern bie jeweilig nötigen<br />
Anweifungen geben wirft; ich werbe fie bei mir tragen, unb<br />
fie foffen meine Mdhtfdhnur fein."<br />
©ein Sruber fdhrieb ihm, um ihm noch einmal bie<br />
©dhmierigfeiten, ober beffer gefagt, bie Unmöglichfeit biefer<br />
Sieife bor Augen gu ftellen, unb Seo antwortete barauf mit<br />
erbaulidher Unterwürfigfeit.<br />
„Sieber Söruber!<br />
3öenn idh nidht bie Abfidht gehabt hätte, meinen SBillen<br />
beiner Unterfdheibung gu unterwerfen, bann hätte idh flarnidht<br />
nöthig gehabt, bir meine ©ebanfen mitgutheilen. unter=<br />
werfe midh alfo wie bem SBitlen ©otteS, unb von nun an<br />
benfe idh mehr baran. Aber ben widrigen Sßunft Will<br />
idh toergeffen, nämlidh, AHeS gu verlaffen unb SBuße gu<br />
thun. ©er liebe ©ott müßte in mir eine große Seränberung<br />
bewirfen, Um biefen SBorfafe in SSergeffenheit gu bringen.<br />
©er fromme ©iener Maria'S entfdhäbigte fidh für feine<br />
geplante Steife, inbem er auf feine Soften ber feligften 3ung=<br />
frau eine $rone anfchaffen wollte. @r bat ben ©ireftor ber<br />
marianifdhen (Kongregation, biefe $rone für feine gute f)imm*<br />
lifdhe Mutter angunehmen, audh gugleidh baS tieffte ©tittfchtoek<br />
gen barüber gu beoba^ten. ©inige Sage fpäter würbe wirflieh<br />
in ©egenwart ber Mitglieber nadh einer SorbereitungSceremonie
— 307<br />
bie geweifte ßrone ber ©tatue a^aria'« auf ba« Haupt gefefet<br />
2lm 31. Segentber 1859 feilte Seo feiuem Sruber fein Opfer<br />
mit. ,,©r hatte/' wie er fagte, „gum (Entgelt um ein 3Kemo*<br />
rare unb ein 2lve 9Jiaria gebeten. Sa« Uebrige," fügt er bei,<br />
„überließ if ber ©roßntuth be« Herrn Sirector«. Sitte ©ebete<br />
werben auf meine Meinung verriftet; aber if will, wie bu<br />
gar nift gweifeln wirft, baß bie ©naben fif befonber« über<br />
meine ©Itern ergießen. 3ft e« notfywenbig, baß man e« weiß?<br />
3f glaube nift. Sie feligfte Jungfrau fennt meine Meinung<br />
unb fie wirb felbft beffer bie ©naben vertheilen, al« wir e«<br />
fömtten."<br />
Hier ift e« wieber am Sßlafce, baran gu erinnern, baß bie<br />
Äirf entehrer bie 2lnbaf t gur feligfteu Jungfrau al« ein Seifen<br />
ber Borherbeftimmung für eine ©eele anfehen, unb al« ein<br />
fifere« Unterpfanb, ben befonberen ©fufe biefer göttlifen<br />
•Dlutter gu genießen.<br />
3Jlaria, weife ben hl- Johanne« auf ben ©alvarienberg<br />
geführt hat, bamit er bort bie ©eheimniffe ber alle« über*<br />
treffenben SBiffenffaft, ber Siebe $efu ©hrifii, betraften<br />
fönnte, führt bie f riftlif en ©eeleit gum atlerheiligften ©afra*<br />
mente, weife« biefe« Sßunber ber Siebe im heil. Sfteßopfer<br />
unb in ber heil, ©ommunion immer erneuert.<br />
2Bir haben ffon gefehen, wie Seo, nof gang jung, feiner<br />
©fwefter bei ©elegeifeit ihrer erften 'heil, ©ommunion ba«<br />
geuer mittheilt, ba« ihn felbft entgünbete, ©eine- SBaHfahrten<br />
gu Unferer lieben grau von Sieffe fflößen immer mit ber<br />
heil, ©ommunion. ©r mafte biefe SBaHfahrten, wenn auf<br />
in früher -Btorgenftunbe, gu guß unb nüftern, um bann com*<br />
municiren gu fönnen..<br />
Seo begegnete eine« Sage« einem Drben«manu, ber ihm<br />
gegenüber feine Sanfbarfeit gegen ©ott au«brü
— 308<br />
©enüge leiften. 3liä)t bamit gufrteben, ficf; felbft mit biefem<br />
himmlifd&en Brobe gu fättigen, fudjte er auch bei feinen Mit*<br />
fdjülern, befonberS aber bei ben Mitglie<strong>der</strong>n ber marianifchen<br />
©ongregation biefe heil. Uebung gu oerbreiten. Kann benn<br />
baS geuer feine ©tuth gurftcf halten? SBaren ja audj bie Mif*<br />
fionSpriefter, welche baS Heine ©eminar leiteten, immer beftrebt,<br />
bie häufige ©ommunion gu ©hren gu bringen, WaS ja fo fehr<br />
ben Abfluten beS heil. Binceng entfpract;.<br />
SefuS ©hriftuS im Sabernafel empfing aud) fehr oft bie<br />
Befuge beS frommen ©tubenten. 3n ber Krppta ber prä$*<br />
tigen Äir$e ©aint*£eger würbe baS allerhetligfte ©aframent<br />
aufbewahrt. SDort matten bie Mitglieber ber marianifdhen<br />
©ongregation furge, aber häufige Befud)ungen; befonberS that<br />
fich unter ihnen Seo heroor. Am Anfange unb am ©nbe ber<br />
©rholungSgeit, nach ber ©chule war er ber erfte, ber fam,<br />
unb ber lefete, ber fortging; nur fdjwer fonnte er fein Auge<br />
oom Sabernafel trennen, oon wo aus unfer göttlicher Heilanb<br />
ihm feine ©infpredjungett unb ©naben gu Sheil werben ließ.<br />
SDer heiligen Meffe beiwohnen.war für ihn eine greube;<br />
bem ^Sriefter beim Altare bienen War ihm baS Allerliebfte.<br />
©ang jung würbe er fd^on oon feinem Dnfel unb feinem Bruber,<br />
welche beibe ^riefter waren, gu biefem Amte herangebilbet.<br />
©ine große greube war eS auch für ihn, ben Altar gu gieren;<br />
bie ©eremonien entgücften ihn. UebrigenS hatte er oon SRatur<br />
auS ein ftattli^eS AuSfehen, eine gefammelte unb ernfte Haltung.<br />
„©ure Befcheibenheit werbe allen Menfdjen funbj benn<br />
ber Herr ift nahe," fo fprad) ber heil. SßauluS gu ben erften<br />
©hrifteu. Seo fühlte biefe ©egenwart ©otteS in fidj, weßhalb<br />
fich auch bie lieblichfte Befcheibenheit auf feinem ©efi$te<br />
ausprägte.<br />
3n ber heil, ©ommunion fdjöpfte er biefe Hingebung unb<br />
Siebe, bie ihn gu einem großen ©ifer für bie ©hre ©otteS<br />
unb gu einer großen ©anftmuth gegen feine Mitfdjüler antrieb,<br />
©r war fehr geneigt, gu geben, $u leihen, fidj felbft gu be*<br />
rauben, um Anberen greube gu machen, ©r nahm Alle fo
— 309 -<br />
Zutraulich auf, baß felbft Jene gerührt waten, bie ihn zum<br />
erften 3ftale fahen.<br />
„Set „gute Seo", wie man ihn nannte, war alfo bereit,<br />
mit folgen ©igenfdjaften autgeriiftet, bat Slpoftolat ber Siebe<br />
gu üben in einet Bincenz 5 ©onfereng, bon ber wir nun fpredjen<br />
wollen.<br />
drittes ÄapiteL<br />
£co tritt im ^etninar von goiffonz bet ^iitcens-^onferenj tot.<br />
Jnt Jahre 1858 würbe bat große Seminar-unb im folgenben<br />
Jahre auch bat Keine Seminar bon Soiffont bon<br />
9ftfgr. be ©arfigniet ben SDliffiontprieftern anbertraut. Sie<br />
Sireftoren mußten mit gfreuben Slllet förbern, wat bem ©eifte<br />
ihret feiigen Batert angemeffen war. Jn ber %f)at hatte ber<br />
Superior bet Keinen Seminart, Herr 9luguftin Supup, beuttheilen<br />
fönnen, wie biel ©utet burch bie Bineenz*©onferenzen<br />
gef^ah, wenn er einerfeitt bie 3Jlitglieber unb bie Slugenjeugen<br />
ihret eifrigen äBirfent unb anbrerfeitt bie 2lrmen betrachtete,<br />
©r war feft überzeugt, baß ein mädjtiget Hilfsmittel %um<br />
©uten bie ©rrichtung einer ©onferenz unter ben SMiugen bet<br />
Seminart fein werbe, bie auch toitflichint Anfange bet Jähret<br />
1860 errietet würbe. Sie ©inberleibung würbe bom ©eneral*<br />
rath in $Parit ohne Sßgern gewährt. Sie ©onferenz=9ftitglteber<br />
aut ber Stabt machten fich eine grenbe baraut, bie neuen<br />
•üJtitglieber im Befudj ber ftranlenzu unterweifen. Sie her*<br />
borragenbften ^erfönlidhfeiten ber Stabt, wie be Sahune, be<br />
Blabette, be la ^rairie, Branche be glabignty fChloffen fiel) alt<br />
•JJlitgtieber ben jungen Stubenten an.<br />
Siefe Beifpiele bon Siebe, Semnth unb Brüberlichfeit<br />
bon Seiten ber erfahrenen unb h^Ch angefebenen ©onferenz*<br />
•äJlitglieber bemirften, baß auch ber junge -Jlachwucht ber Keinen<br />
Konferenz bie Siegel unb ihre SRathfChläge praftifCh autüben<br />
erlernten.<br />
SRiCht unterrichtet fo gut wie bat Beiftriel; unb nidhtt<br />
ift fo praftifch alt bat nothwenbigerweife thätige Seben einer.<br />
Bincenz*©onfereng.<br />
21*
— 310<br />
©ie gwei erften Mitglieber ber neuen ©onferenj waren<br />
jwei Sönglinge aus ber erften klaffe. 35er eine ftubirte fpäter<br />
Mebigin unb ftarb in ber Stütze feiner ©er groeite,<br />
von ©ott auf toahr^aft wunberbaren SBegen geführt, würbe<br />
fpäter 33ifchof. 2Bie fein greunb hatte auch er ben 23orfa&<br />
gefaßt, in SßariS Mebijin ju ftubiren; aber ©ott gab ihm ju<br />
verftehen, baß es außer ber leiblidhen Pflege nodh ein anbereS<br />
erhabeneres Amt gebe, närhlidh bie ©eelen ju leiten. Alle<br />
Sage nadh Mittageffen war er mit feinem greunb bamit<br />
befchäftigt, bie übrig gebliebenen ©peifen unter bie Armen ju<br />
verketten, welche in baS ©emfnar famen. gerner begannen<br />
fie bie Armen in ihren Häufern aufjufuchen. ©ie s Jiächften~<br />
liebe, biefe göttliche glamrne, Welche unfer felbft auf bie<br />
@rbe brachte unb mit ber er alle Herjen entjünben wollte,<br />
theilte fich audh balb ben jungen MitgÜebern mit.<br />
3n furger Seit fchloß ficb audh Seo biefer ßonferenj an.<br />
Mit großer greube theilte er bieS feiner gamilie mit. An<br />
feine ©dhwefter Maria fdhrieb er folgenben S3rief:<br />
Meine theure ©chwefter!<br />
„Sdh töeiß, baß ©u ein gutes Herj für bie Armen Ijaft;<br />
oft habe idh gefehen, wie ©u gegen fte baS innigfte Mitleib<br />
gejeigt haft. ©iefer ©ebanfe brängt midh, ®i r Näheres über<br />
ein Heines 2Berf ju erzählen, burdh weldheS bie Abbitber 3>efu<br />
(Shftftt getröftet unb ihr @lenb erleichtert werben fott.<br />
©iefeS 2Berf ift eine fleine Sincen^ßonferenj, bie im<br />
©eminar errichtet würbe. ®u weißt ftcher, was eine SSincenj*<br />
©onferenj ift. ©u mußt fdhon oft von jener fyrechengehört<br />
haben, welche in ©aint-Duentin befteht. -Kun gut, im Seminar<br />
ift bie ©onferenj nach benfelben ©runbfä^en, Regeln<br />
unb ju bemfelben ©nbgwed errietet. Kun wirft bu midh<br />
fragen: Aber Womit gibft bu benn Atmofen? ©iefe Herren<br />
aus ber ©tabt finb reich! Aber ihr ©eminariften, worüber<br />
fönnt ihr verfügen?
311<br />
„@« ift Wahr, unfere Hilfsquellen finb fpärlif, unfer<br />
Kapital ift nift groß. Slber unfer teurer ©uperior, ein<br />
©oljn be« ^eiligen Bincenz von Sßaul, lehrt un«, wie wir,<br />
Wie biefer Heilige bie -Jtäfftenliebe üben müffen, felbft in ber<br />
3lrmuth; benn, fagt er, wenn ihr 2lHe« bei ber H^nb hättet,<br />
wenn man euf ba« ©elb in bie H
— 312<br />
feine ftnben. Sa fteht er mit fünf Äinbern ohne ade Hilfe,<br />
nur feine grau erwirbt fi$ fed)S ©ouS tägtid^. SOBie t)iel<br />
fönnten biefe ttnglüdlidfjen beim lieben ©Ott Oerbienen, wenn<br />
fie i^re Seiben re
— 313<br />
ge^en, bem fchredlichften ©türme autgefefet. ©t mar ©efahr,<br />
mit bem geit(i
— 314<br />
mit äußeren äßerfen ber -Jlädhftenliebe befchäftigen müffen,<br />
ettnaS, was mit einem britten Drben eine Slehnlichfeit hätte;<br />
fte fuchen eine 3lrt Sftegel, welche ihnen bie StnbadhtSübungen<br />
unb anbere Mittel angibt, um gu einer größeren Heiligfeit<br />
gelangen gu fönnen.<br />
2)te s Jlegel ber Sanct SSinceng * ©onferengen entfpricht<br />
biefem SBunfdhe. Sie fefet ein wahrhaft dhriftlidheS Seben<br />
voraus unb trifft für alle Dpfer SBorforge, bie man im SDienfte<br />
ber 3lrmen Igefu ©hrifti bringen muß. fehr fluger Sffieife<br />
würbe beut ©tfer ber Mitglieber freier Spielraum gelaffen.<br />
2llS eines ber wirffamfien Mittel, in ber SßoHfommenheit voranguffreiten,<br />
müffen bie allgemeinen ©jercitien angefehen<br />
werben, welche feit einigen Sahren in völliger 2lbgefdhiebenheit<br />
von aller SBelt gehalten werben. Saburch wirb am befien<br />
bem frommen unb berechtigten SBunfdhe, fidh felbft gu heiligen,<br />
Siedhmmg getragen. Ser heilige SSinceng hatte fdhon gu feiner<br />
3eit in ©anct SagaruS biefe ©jercitien eingeführt.<br />
S)aS ©treben nadh einer h^eren SCugenb«, nadh einem<br />
voHfommeneren ©taube, baS wir bei ben SBeltleuten finben,<br />
jeigt fich aber noch lebhafter in jenen Vereinen, bie ftch aus<br />
djriftlichen Sönglingeit gttfammenfe&en.<br />
©S fühlte audh Seo biefen übernatürlichen 3ug; er badjte<br />
fogar an bie SMfommenheit beS DrbeitSlebenS. SDaSfelbe hei ?<br />
lige geuer brannte audh im Hergen anberer Mitglieber ber<br />
jungen ßonfereng, aus ber gasreiche 3lpoftel hervorgingen,<br />
©iner bon ihnen ging jenen SBeg, ben fchon ber heilige grang<br />
Xaver int ©inne hatte, unb leitet jefet als Sifdhof ein 33icariat<br />
in 5tiang*fi'. ©in anberer grünbete in ©üb^nterifa ein großes<br />
unb ein Meines Seminar. 3fn einem Sftachbarftaate hielt ein<br />
Ruberer bie fegenSreichften Miffionen. Muß man nicht audh<br />
mit ©hrfurdht jenen heroifdhen Miffionär begrüßen, ber fidh<br />
am guße beS AltareS als Dpfer barbot, um baS llnglüd ber<br />
S3ombarbirung Von ber Stabt SlleEanbrien abguwenben?<br />
3n ber Hauptftabt beS türfifdhen 3?eidheS leitet ein am<br />
bereS Mitglteb biefer ©onfereng baS fatholifdhe ©oHegtum ber
— 315<br />
•äKtffion; ein anbetet ift im Kollegium ber Sßropaganba in<br />
©nttyma thätig.<br />
SBie Biete fönnten mir nof aufgäben, weife in fremben<br />
Sänbern vom Stbanon bis gu ben Slnben ba« Sif t be« Kvan*<br />
getium« gugleif mit bem -Kanten unb bem Kiitfluß granf*<br />
reif« verbreiten.<br />
Ueber breißig Sölitglieber biefer Konferenz fyabmftf bem<br />
Drben«leben unb befonber« in ber gamilie be« heil. Binceng<br />
ben -JRiffionen ober bem ttnterrif te ber Sugenb gewibmet.<br />
Unter biefen nun wollte auf unfer Seo fein.<br />
211« er im Dctober 1861 wieber in'« Kollegium gurüd*<br />
gefehrt war, erhielt er am 21. Dctober von einem fetner<br />
•Btitff i'tler, weif er in ben Drbeit be« heiligen Sominicu« ge=<br />
treten war, einen Brief, worin fotgenbe ©teile vorfommt: „3f<br />
habe erfahren, mein theurer greunb, baß ©ie gum ^ßräfecten<br />
ber marianiff en Kongregation erwählt worben finb." Siefer<br />
Site! allein geigt, ffon, baß Seo in ben Slugen fetner 9Jlit=<br />
ffüler, bereu SBahl ihn getroffen h
— 316<br />
Als er am 7. gebruar oon feinem Borhaben fprach, eine<br />
SBadfahrt nadh Sa ©alette gu machen, hatte er ben SBunfdh<br />
auSgebrüdft, audj in bie große Äarthaufe gu gehen, niä)t um<br />
ba gu bleiben, fonbern um einige Sage bort gugubringen unb<br />
bann,bie SBege gu bereiten, menn ©ott ihn gu einem fo heiligen<br />
Seben beriefe.<br />
@r mußte noch nicht, ju melier ©enoffenfchaft er feine<br />
Schritte lenfen follte, aber er hatte fd^on einige Buneigung<br />
gu ben Miffionen gefühlt, ©o fchrieb er im Qahre 1859 an<br />
feinen Bruber: „3$ wödjte etmaS Bestimmtes über meinen<br />
Beruf miffen; bann mürbe ich äffe meine Hanblungen auf<br />
biefeS giel hinrichten. 3lnbererfeitS begreife ich, *>aß überall<br />
©ebulb, oor Allem aber Klugheit nothmenbig ift. Sßenn Su<br />
mir baS Seben beS Mfgr. Borie, Bifd&of oon AcanthuS, OerfRaffen<br />
fönnteft, märe ich Sir fehr banfbar; iä) brause etmaS<br />
SerartigeS, um mid) gu ermutigen. biefem Augenblide<br />
hätte ich eine Neigung, Sominifaner gu merben, benn biefer<br />
Drben befdjäftigt fidh aud) mit Miffionen. bitte Sich alfo,<br />
mir biefeS Seben gu fdjidfen; idj glaube, eS mirb für midj<br />
fehr nüfelidj fein; iä) merbe barauS lernen fönnen, meld)' große<br />
Opfer man babei bringen muß unb melden Sroft man babei<br />
ftnben fann."<br />
3n einem anberen Briefe fdjreibt er:<br />
„Mein guter Bruber, eS fdjeint mir, eS märe für mtdh<br />
ein großes ©lü
— 317<br />
meinen Borfafe gu änbern unb ich münfche, baß et auch immer<br />
fo bleibe."<br />
3lut feinen zahlreichen Briefen erfieht man, baß fein Beruf<br />
nidjt einfach bie golge einer lebhaften ©inbilbungtlraft mar.<br />
©r mar übrigent t>on Statur ant fehr nadjbenfenb unb fpradh<br />
fich nicht eher über eine ©adhe aut, bebor er fie nidht reiflich<br />
überlegt hatte.<br />
^Fünftes tapitel.<br />
^ittberniffe, wefc^e £eo itßmtrfnben fyatte,ntn fld) beut reftgtofm<br />
318<br />
hanbeln, fchrieb ihm gurücf: „$dh Verftehe fe^r gut, baß ©u<br />
mir räthft, nidht nadh Sieffe gu gehen, um bort geiftlidhe Uefc<br />
uugeu gu halten. unterwerfe midh born gangen Herjen<br />
©einer ©ntfcheibung. Aber ich bitte ©ich, wenigftenS mir gu=<br />
guhoren, wenn idh ®ir meine Armfeligfeiten aufgärten Witt/'<br />
©arauf fe|t er ihm nun bie ©eelenfämpfe auSeinanber, bon<br />
benen wir früher gebrochen haben.<br />
3u biefer inneren Prüfung gefeilte fich nodh eine anbere<br />
fehr fdhmergtidhe. 21m ©übe feines SriefeS vom 17. $nli 1860<br />
hatte er hinzugefügt: „Sitte redht für midh, idh brause es<br />
mehr als je. ©£ hanbelt fich um meinen Seruf; vor bem<br />
©übe ber geriert muß idh eine ©ntfdheibung getroffen haben."<br />
©ein würbiger Dnfel, ber ho^toürbige Herr £urquüt,<br />
weldher bie geiftlidhe Seitung ber DrbenSfrauen born heiligen<br />
Äreug in ©ainkQuentin hatte, unb für weldhen Seo eine große<br />
Adhtung hegte, wollte feinen Seruf prüfen, unb fchrieb ihm<br />
einen taugen Srief, um ihn von feinem Sorhabett abgubrin^<br />
gen. ©inen ähnlichen Srief hatte ihm fein geliebter Sruber<br />
getrieben, ber ihn fdhon feit feiner ^inbheit leitete.<br />
©er junge Seo nahm bemüthig alle Semerfungen an unb<br />
fudjte Hiffe int ©ebete, um bie ©timme beS Hornels von ber<br />
irbtfdhen gu unterfReiben.<br />
©ann fragte er feinen ©tcector um Sftath.<br />
©ein Srttber rieth ihm in einem neuen Sriefe, baS ©übbiaconat<br />
abguwarten, unt fidh in biefer wichtigen Angelegen^<br />
heit gu entfdheiben. Seo antwortete in aller ©infalt fotgenber=<br />
maßen: ,,©u fagft mir: „SBarurn nicht baS ©ubbiaconat ab=<br />
warten?" ^dh habe ©ir fd)on bie Antwort barauf gegeben,<br />
als wir einmal über biefen ©egenftanb fprad^en. 2Bie viele<br />
Seifpiele von Jünglingen fönnteft ©u mir nidht aufgäben,<br />
welche ihren 33eruf verloren haben, weit fte bem 9lufe ©otteS<br />
nidht fi^neff gotge leifteten? 3Jlan fieht, baß nur wenige ©ub=<br />
biacone in einen religiöfen Drben eintreten, noch weniger ©ia=<br />
eone unb . nodh t>tel weniger ^ßriefter. 3>n einem gewiffen Alter,<br />
wo man fdhon feine ©emohnheiten hat, foftet e£ viel, fidh einer
319<br />
ftrengercn Sieget gu unterwerfen. ®lan wartet ein bi« gwei<br />
Sahre, man wartet immer. älter man übrigen« ift, befto<br />
ffwerer fann man fif auf fügen."<br />
©in junger ©füler ber ^p^ilofop^ie ift e«, ber ein fo<br />
gereifte« Urzeit hatte.<br />
äBoher ff öpfte er benn biefe 2Bei«heit? 2lu« bem ©van*<br />
gelium; benn. er fügte nof hwgu:<br />
,,©f ließlif maft man e« gerabe fo wie jener junge<br />
5SJtenff, bem unfer Herr ben 9iath gab, alle« gu verlaufen<br />
unb ihm nafgufolgen. ©« war ein Siath, biefer junge SRenff<br />
fonnte gerettet werben, ohne ihn in feiner gangen Strenge gu<br />
beobaften. 2lber weif eine hintmliffe ©lorie, wie viele<br />
©nabenff äfce hätte er fif verbient, wenn er biefen Siath befolgt<br />
hätte!"<br />
Seo ff toß mit folgenben SBorteu: „2)u h# mix währenb<br />
be« SBinter« gefagt: „„Sie ©timme be« Sirector« ift<br />
bie ©timme ©otte«."" 3f will alfo biefe ©timme fcören.unb<br />
ihr gu gehorfen fufen."<br />
©nblif im Sänner 1862 ffrieb er an feinen Bruber<br />
tu einem lateiniffeit, fehr ffön abgefaßten Briefe, ben wir<br />
hier überfein: .... „Sftein Sirector hat gefprofen; unb<br />
if habe gu ©ott gefagt: Siehe, hier bin if; if bin übergeugt,<br />
baß ©ott mif gum Drben«teben beruft; aber if weiß<br />
nof nift, in weif e religiöfe ©emeinbe; if habe nof aft<br />
3ftonate Seit, um ©ott barüber gu befragen; if hoffe, baß<br />
er gu mir fprefen wirb, inbem er in mir burf meinen Sirector<br />
ober burf einen anbern erfahrenen -Kann eine befonbere 9leig=<br />
ung erwecfen wirb.<br />
Ser Sob meine« geliebten Bater« beftärft mif nof in<br />
meinem Borhaben; ber Sob meine« greunbe« Seftrumelle hat<br />
meinen ©ntffluß nof fefter gemaft."<br />
3n ber Shat hatte Seo furge Seit vorher feinen Bater<br />
verloren, unb biefer Berluft hatte auf feine garte ©eele großen<br />
©tnbrucf gemaft, tnbem er fif nof mehr von ber ©rbe lo«=<br />
trennte, bie fo viel Bitterfeit unb Sraurigfeit aufguweifen hat.
320<br />
Aber anbererfeits hatte ber Sob feines BaterS ihn nodh<br />
gärtlidher gegen feine Mutter, feinen Bruber unb feine ©chmefier<br />
geftimmt, unb biefe 3ä?ttichfeit follte noch nxe^r gunehnten<br />
burch ben ©djmerg ber Trennung.<br />
SaS ©tubienjahr ging feinem ©nbe entgegen, unb nun<br />
fottte fidh Seo entf (Reiben, ob er in baS große ©eminar ober<br />
in einen Drben treten follte. Waty inbrünftigem ©ebete theilte<br />
er feinem Sirector bie ©ntfcheibung mit, in bie ©ongregation<br />
ber Miffion einzutreten.<br />
Ser Sirector mollte immer bie Mahnung beS heiligen<br />
Binceng beobachten, bie er feinen 5)3rieftern gab, nichts gu<br />
tt;un, um jemanben gum (Eintritt in bie ©ongregation gu be*<br />
rnegen, unb hatte bisher eine große gurüdbaltung beobadfjtet.<br />
Sie Ueberfieblung Seo's an einen anbern Drt follte feinen<br />
nahen Sob nicht abmenben. Aber hatte ber Sob nid^t feinen<br />
beften greunb Seftrumelle in feiner Heimath bahin gerafft?<br />
Unb war baS Seben beS heil. AlopfiuS oon ©ongaga unb<br />
eines heil. ©taniSlauS $oftfa int Stooigiate ber ©efellfdhaft<br />
3efu nicht ein ©emütn für fie unb für bie 3ugenb, bereit<br />
Borbilb fie nun finb, obmohl fie beibe in ber Blüthe ihrer<br />
Sahre ber ©rbe entriffen mürben?<br />
tajutcl.<br />
£eo 9 $ fintritt in ba* §emtnar ber gongre^ation ber ^tiflrion. —<br />
«Sein im neuen Berufe.<br />
Am $6. September 1862 oerließ Seo baS Pfarrhaus oon<br />
gluguiöreS (Aifne), mo fein Bruber, ber biefe Pfarre unter ftd)<br />
hatte, mit feiner Mutter unb fetner ©d)mefter oerfammelt maren.<br />
©inige ber ©efühle, melche ihm bie Abreife oerurfad&te,<br />
finben mir auSgebriidft in einem Briefe, melden er an einen<br />
Better, einen fehr frommen Mann fd^rieb:<br />
. . . . „©eit Beginn ber gerien habe idjj immer biefe<br />
lefcte Srennung Oor Augen, unb ich mödfjte meiner Mutter<br />
baS ©chmergtiche berfelben fooiel als mßglidh erleichtern, ©eit<br />
acht Sagen mußte fie, baß idj abreifen follte. Als bie ©tunbe
321<br />
fam, hatte fie fogufagen bat Opfer in ihrem $ergen fdhon<br />
gebradht. Jebodh wirft Su mich entfdhulbigen, menn idh nidht<br />
nadh Seinem SBunfdh ben folgenben £ag bort blieb; baburdh<br />
hätte idh ih*en Kummer unb ihre ränett vermehrt; unb Wat<br />
midh betrifft, fo fürchte ich biefe Spänen einer SDtutter, meldhe<br />
fidh<br />
trennt, um ihn ©ott gu übergeben. Jch<br />
weiß wohl, toat in mir borging, alt idh ®ud) alle umarmte;<br />
aber et fdhien mir, baß ©ott midh rief, unb baß mich feine<br />
©nabe in biefem 3lugenbli
— 322 -<br />
xo'ofynt. 3f bin rul^ig unb glücflif. 3f banfe bem lieben<br />
©ott bafür; if bete für ©ie alle in befpnberer Sßeife.<br />
„3n biefem erften ga^re be« SRovigiate«, weife« man ba«<br />
„innere ©eminar" nennt, habe if nur ba« ©ine gu thun:<br />
aßeine geiler verbeffern, ba« Seben be« heil. Binceng, be«<br />
©tifterS unferer ©enoffenffaft, ftubieren, getoiffe 2lnbaft«;<br />
Übungen verrif ten, bie Sßrebigttocife lernen, bie heil. ©frift<br />
unb bie beil. Bäter ftubieren; hier finb. wir Stile Stoiber unb<br />
mafen un« gegenfeittg glücflif. 3f empfehle mif Seinen<br />
©ebeten, bamit mir ©ott bte Beharrliffeit Oerleibe."<br />
$n feinem erften Brief an feinen Bruber unb feine ©ftoefter<br />
beffreibt er ba« ©lücf, ba« er in feinem Berufe verfoftet.<br />
Dctober 1862.<br />
* 3h* toiffet *>, baß if feit ©amftag ben 27. ©eptember<br />
in ^ari« bin. 3lm folgenben Sienftag erhielt if ba«<br />
Äleib ber -Dliffionäre, fo baß if jefet fo glücflif bin, unter<br />
bie 3a$l ber -Jlovigen, bie man hier ©eminariften nennt, gu<br />
gehören. 3f fyabeoft fagen hören, baß ber liebe ©ott hunbertfaf<br />
bie Opfer belohnt, bie man für ihn bringt. Sjefct begreife<br />
if bie SBahrheit biefe« SBorte«; benn if bin in $ßari« ttrirf=<br />
lif glücflif. 3f wiinffe nur mehr ©ine«, nämlif bie Beharrliffeit.<br />
biefer 3Jleinung empfehle if mif mehr al«<br />
je ©uren ©ebeten. 3f bin gugleif mit vier $rlänbern<br />
gefontmen, unb feübem finb nof gtoei anbere Säuglinge au«<br />
SHittelfranfreif bagu gefommen. bin froh, gerabe gu biefer<br />
Seit abgereift gu fein/<br />
Srei Sttonate finb verfloffen feit ben erften greuben, bie<br />
©ott eine ©eele verfoften läßt, bie fif gängltf hingibt.<br />
Seo ift immer gang gufriebeit. Hören ^ @i n tge^ au«<br />
feinem Briefe, ben er im Jänner 1863 an feine 9ftutter ff rieb.<br />
kleine liebe Butter!<br />
„Sa« %at)x ift nift« anber« al« bie Seit, in ber fif bie<br />
gum ?leujahr«tage gemaf ten SBünff e erfüllen follen, ©eftatten<br />
©ie, baß if Ehrten heute von Jieuem au«brüde, wie innig
— 323 -<br />
meine Siebe gu ^mn ift, unb wie fie nodh immer mehr gu=<br />
.nehmen wirb, je mehr idh bie ©röße 3h^r SBohlthaten unb<br />
Dpfer einfehe, bie ©ie fidh für midh auferlegt haben. 3$<br />
werbe 3h^en in ©wigfeit bafür banfbar fein, befonberS aber<br />
baftir, baß ©ie midh in fo großmütiger SBeife bem lieben<br />
©ott übergeben haben.<br />
„3dh begreife eS, baß biefeS Dpfer ©ie mehr als alte<br />
anbern gefoftet hat. Aber nur Muth, meine liebe Mutter,<br />
feien wir nidht geigig gegen ben lieben ©ott, unb ©r wirb fidh<br />
in ©roßmuth nidht übertreffen laffen; oft belohnt ©r fchon in<br />
biefem Seben foldhe großmütige Hanblungen.<br />
„2BaS midh betrifft, fo banfe idh ©ott für bie Sßohlthat<br />
meines SerufeS; iä) bitte 3hn, ©ie reidhlidh gu entfchäbigen<br />
unb. mir bie Seharrlichfeit gu verleihen. $dh bin hier immer<br />
fehr glüdflidh unb fehr gufrieben. 3
— 324<br />
finb $ene, bie eS nityt oerfudfjen motten. ©ie miffen Alles<br />
baS beffer als ich, aber ich fprad) mit $f)nm gerne barüber,<br />
meil iä) beffer einfehe, mie unglttcflid) Sene finb, bie ©ott<br />
nidht bleuen* Sft eS nidfjt mahr, baß mir auf unferen 2BaH=<br />
fahrten gu Unferer lieben grau oon ßieffe eine reinere unb<br />
füßere greube oerfoftet haben, als mir in ber glängenbften ©e*<br />
fettfchaft hätten genießen fönnen? Sa ©ie noch äußerlich<br />
3h*e Anbad&t gu Unferer lieben grau oon ßieffe geigen fönnen,<br />
banfen ©ie ihr auch in meinem -Kamen für bie ©nabe meines<br />
Berufes. Bitten ©ie Unfere liebe grau, baS SBerf gu ooHenben,<br />
baS fie begonnen hat, unb mir bie hl. Beharrlidhfeit gu oerleihen.<br />
„AuS bem, maS iä) Sljmen oor meiner Abreife gefagt<br />
habe, miffen ©ie fd&oit, melier Art baS ßeben ift, baS ich<br />
jefet führe. AUeS ift fo, mie iä) eS mir fdfjon früher in ©e=<br />
banfen oorgefteHt habe, unb meine Hoffnungen finb eher über*<br />
troffen als getäufcht morben; baS heißt fooiel als: $dfj bin<br />
glüdlidh, gufrieben ... Sa, mein theurer Better, ber Beruf<br />
gum geifttid)en ßeben ift eine fehr große ©nabe. Sa finbet<br />
man geifttidhe Hilfsmittel in Ueberfluß, Man fieht nur gute<br />
Beispiele, man befdfjäftigt fidf) nur mit folgen Arbeiten, meldte<br />
ben 3mecf haben, uns gu heiligen, unb mit frommen ©tubien...<br />
Aber meldje ftrenge 3ied)enf
— 325<br />
ber ©anct Sinceng=©onfereng befeelte, verließ ihn audh in feinenr<br />
neuen ©tanbe nidht, fonbern begleitete ihn bis in bie ©title<br />
feiner ©infamfeit.<br />
©r fchrieb alfo an feinen theuren Sruber, welcher in<br />
einer inbuftriereichen ©egenb Pfarrer war, unb in feiner Sßfajre<br />
einen frommen Serein gegrimbet hatte, golgenbeS:<br />
„ 3dh hoffe, baß Sein Serein gut gebebt unb batb<br />
anfangen wirb, grüßte gu bringen. Aber eS ift wahrfcheintidh,<br />
baß Su bei beffen ©rrichtung unb ©rhattung Schwierigfeiten<br />
gu überwinben gehabt haben wirft. 3
— 326<br />
„Jdj fehe ihn noch in feiner lefeten Krankheit, wie er<br />
ben gelreugigten £eilanb füffenb, ftirbt; idh erinnere midh, wie<br />
idh mit ber ©terbelerge in ber £anb, bei feinem Kopfpolfter<br />
fttieenb, ihn betrachtete. Unb biefe gute 3Wutter hat nadj allen<br />
biefen hetben Prüfungen ihrer Siebe gu ©ott unb gu ihrem<br />
Kinbe noch bie Krone aufgefefet, inbem fie batfelbe freiwillig<br />
unb aut gangem bergen ©ott barbradhte, meil bat bem aöBilct<br />
©ottet gemäß gu fein fchien. Stein, eine folche großmütige<br />
£anblung tarn nidht unbelohnt bleiben! 3lber Wenn ich nach<br />
allen biefen Opfern, bie ©ie ftch meinetwegen auferlegte, nicht<br />
bat thäte, wat ©ott bon mir will, unb wat ©ie mit SWedht<br />
bon mir ermarten, bann wäre iä) wohl fehr fdjulbbar.<br />
„O idh befchwöre ©ie, beten ©ie für mich. Jdh bitte<br />
©ie barum bei berfelben ©üte unb Suneigung, meldjje mir in<br />
Jhnen einen anberen Bater, eine anbere SKutter gegeben hat,<br />
fo baß ©ie mich fo gebnlbig ertragen. Bergenen ©ie mir<br />
allen Kummer, ben iä) Jhnen gemacht habe u. f. w.<br />
3h* banfbarer Sieffe<br />
Seo."<br />
©eine Sanlbarleit befdhränfte fidh auf ben engen<br />
Kreit feiner gamilie, bat £erg biefet autgegeidhneten Jüng=<br />
lingt bergaß Stiemanben, Weber feinen früheren ehrwürbigen<br />
Pfarrer in ber £eimath, nodh feine früheren Sehrer im flehten<br />
©emütar.<br />
$at religiöfe Seben ift ja weit entfernt babon, bie ©e*<br />
fühle ber SDanfbarfeit, ßuneigung unb ©rgebung gegen bie<br />
gamilie gu erftidfen; et reinigt unb erhebt fie nur; et heiligt<br />
bie finbtiche ober brüberliche Siebe unb bie Banbe ber<br />
greunbfdljaft.<br />
Seo wibmete fich währenb ber ©eminargeit faft gang<br />
bem midhtigen Sßerle ber ©etbftheiligimg; er war ber Slnfidht,<br />
biefe 2lrbeit berlange einen gang befonberen gleiß: „©lanbe<br />
nidht," fo fdhrieb er, „baß man heilig fei, meil man einen<br />
heiligen ©taub angetreten hat, in bem £aut, wo man ift.<br />
Sticht ber Ort macht einen ^eiligen, fonbern bie 2lrt unb
— 327<br />
Sßeife gu leben." SDarauf beff reibt er feine Seben«wetfe fol*<br />
genbermaßen.: „2Bir fufen nift« anbere« gu lernen unb gu<br />
wiffen al« ©ott, un« felbft, bie Beifyiele ber Heiligen unb<br />
%e Sugenben." ®a ber heilige Binceng ber ©rünber ber<br />
©enoffenff aft War, in ber er fif gur Berfünbigung be« ©Vau*<br />
gelium« heranbilben wollte, fo ff rieb er: „SDtein angelegen^<br />
liffte« ©tubium ift e«, ben heiligen Binceng gu ftubieren,<br />
mif gu beffern unb naf ihm gu Silben." ©inern feiner<br />
gremtbe ff rieb er: „9Jlir fagt gang befonber« SRobrigueg gu.<br />
©ein Buf „Bon ber friftlif en Botlfommenheit" gefällt mir<br />
feht. 3f ftaune, baß ©ie nie mit mir baüon gefprofett<br />
haben. SBemt ©ie e« nift haben, wa« faum glaublif ift,<br />
ffaffen ©ie fif ba«felbe an unb lefen ©ie e«."<br />
$üx ben jungen ©eminariften beftanb bie 2lrbeit ber<br />
eigenen Umbilbung nift bloß in ber greube, fif mit ©ott<br />
gu unterhalten unb geiftlife Büfer gu lefen; er befliß fif<br />
auf, fif felbft gu überwinben unb im ©eifte ber 3lbtöbtung<br />
gugunehmen.<br />
,,2)a« genteinfame Seben," fo ff rieb er an feine ©f wefter,<br />
„ift bagu beftimmt, bie ©habere abguffleifen, gu mäßigen<br />
unb abgurunben, Wie ba« SBaffer be« ©ießbaf« bie Wiefel<br />
glättet unb abrunbet."<br />
Sil« ihn fein Dnfel unb fein Bruber befufte, ff rieb er<br />
barauf an feine SJiutter:<br />
„Sötern Bruber unb mein Dnfel haben Shnen ergäbt,<br />
wie glüdlif unb gufrieben if bin; ©ie haben feinen ©runb,<br />
gu fürf ten, e« mßfte nift fo gut gehen, al« ©ie e« wünfften.<br />
„D if weiß e«, ber ©fmerg ber Trennung bauert immer;<br />
if habe e« gefühlt, if ftfhle e« nof. gür bie -Jtatur ift'bie<br />
Trennung ff merglif, aber hoffen wir, baß fie ©ott angenehm<br />
fein wirb, unb feien wir iibergeugt, baß bie greuben be«feim*<br />
mel« un« überreiflif bie wenigen Slugenblide be« Seben«<br />
oergelten, bie Wir ihm gum Dpfer gebraf t haben. Bereinigen<br />
wir unfer Herg i n t>iefeir Hoffnung. Bitten wir bie feligfte<br />
Jungfrau ref t fehr, fie möge un« 2llle gu fif tu ben Hintmel
— 328<br />
führen. Sort werben mir «uferen guten Bater feiert, bort<br />
toerben mir Ade jufammen gtüdElid^ fein."<br />
Sie religtöfen geierlichfeiten hatten für ihn eine befon*<br />
bere AnjiehungSfraft, ba er oon 9?atur aus fehr gur grömmigfeit-<br />
geneigt mar. Mit einer offenfunbigen greube betrieb<br />
«er Anberen bie Zeremonien, benen er betmohnen fonnte.<br />
Ate er baS geft ber Sfteliquienübertragung bei Zeitigen<br />
Binceng mitgemacht hatte, fdjrieb er an feine Mutter: „An<br />
biefem Sage hätte idjj Sh^en bie großartigen (Zeremonien, bie<br />
ich f^h/ fcorStogenführen motten, unb ©ie hätten biefelben<br />
uur mit ©efühlen ber grömtnigfeit unb greube anfehen tönneu.<br />
glaube, baß es für baS oerhärtetfte Herg hinreisen müßte,<br />
•einer folgen geierlidljfeit beigumohnen, um ftch 9 a ng ©ott<br />
jhingugeben."<br />
©in anbereS Mal rührten ihn fo fehr bie (Zeremonien<br />
einer Drbination; fpäter bie Sßroceffton am ©dhluffe beS Mai=<br />
monats, ober bie Sßroceffton mit bem Atterheiligften, an benen<br />
»er im ©arten ber barmherzigen ©chmeftern theitgenommen hatte.<br />
„gür bie ^roceffion mit bem Atterheiligften/' fdjrieb er,<br />
„finbe ich feine SBorte, um bie ©efühle beS ©laubenS,<br />
i>ie fie mir einflößte, gu fSilbern. Um 3h n en ein fleineS Bilb<br />
t)ott biefem gefte gu geben, ftetten ©ie fi$ oor, über 50 ^rieftet<br />
mit ben fünften gJaramenten befleibet, gahlreidfje Siafone<br />
unb ©ubbiafone in Salmatifen, bann bie übrigen Mitglieber<br />
ber ©enoffenfchaft, ©tubenten, ©eminariften im ©horrod u. f. m.<br />
An ben äßänben unb Bäumen maren meiße Süd)er mit Btu=<br />
men überfät, mit Snfchriften u. f. m. D metd)e ©nabe hat<br />
mir ©ott ermiefen, baß ich ihm in einer religiöfen ©emeinbe<br />
bienen fann.<br />
„Helfen ©ie mir ber feligften Jungfrau banfen, meldte<br />
Alles baS für mich gethan hat."<br />
Ser Beruf gum 3ieltgtofen bringt mit fich ben tnnigften<br />
Söunfch, fidh gu einem fruchtbringenden apoftolifdhen SBtrfen<br />
herangubtlben, unb biefeS Apoftolat fefet SBiffenfcpaft ooraus.<br />
Aus biefem ©runbe unterbrechen bie ©eminariften nicht einmal
329 -<br />
währenb ber ©etninargeit baS ©tubium. ©o ftubierte ber<br />
junge Seo bie ^eilige ©djrift, bte ^eiligen Säter, bte ©runte<br />
regeln ber Sßrebigtweife.<br />
3>a er fehr f^arffinnig war, madhte er in biefen ©tubien<br />
große gortfdritte. $n ber Sfacreation, auf beut Spaziergange<br />
fragte er gerne bie ©eminariften, bie ihre Stubien fdhon vollenbet<br />
Ratten. 3>nt ©eminar finb oft auch Sßriefter, welche<br />
fchon baS priefterliche Amt ausgeübt haben, ober im Unter*<br />
ricfjtsfach thätig waren unb fich nun auf baS reltgiöfe Seben<br />
verlegen. SDlefer Umgang mit 9Jiännern, bie burch ©rfahrung<br />
fdhon gereift finb, unb bereu ©eift mit verriebenen Äenntniffen<br />
bereidhert ift, übt einen heilfamen ©tnfluß aus auf bie geiftige<br />
- ©ntwicfelung ber ©eminariften. Seo wußte barauS ben größten<br />
•JJufeett gu jiehen.<br />
^tee lapitel.<br />
£eo fdjfiefjt fburd) baz etfie ?&öttb, bur
— 330<br />
äBir ^aben gefeiert, mie feine SDemuth bie ©egenborftel*<br />
lungen feinet Brubert unb feinet Dnfelt gegen feinen Beruf<br />
nur sunt gortfdhritt in ber Sugenb autgunitfeen berftanb. Sange<br />
3eit War er bon bem ©ebanfen oerfu^t, für feine ©ünben<br />
Buße au ttyrn. »ott Mißtrauen auf fidh felbft, flehte er »tte<br />
um i^r ©ebet an, um bie heilige Beharrltdhfett gu erlangen<br />
unb bie ©naben ©ottet nidht gu mißbrauchen. Site geigte fidh<br />
auf feinem Slntlifce ©tolg ober ©elbftgufriebenheit, nodh in<br />
feinen 2Borten, nodh in feinen äußeren £anbluugen. @t war<br />
für ihn ein Bebitrfniß, fidh bor ben Slnbern gu bemüthigen<br />
unb fie um ben Siebetbienft gu bitten, ihn auf feine gehler<br />
aufmerffam gu machen.<br />
©r war bon Statur aut fehr fanftmüthig unb mitfühlenb.<br />
2)at fam theilweife bon feinem Temperamente tyx unb geigte<br />
fidh nt feinem milben Bltdf 5 ; feine blaffe ©efidhttfarbe geigte<br />
bon einer garten unb fchmädjlidhen ©efunbheit; feine ruhigen<br />
3üge ließen nie eine Aufwallung ber Seibenfdhaften bemerfbar<br />
werben. Seo brauchte fich, toteet fehlen, nicht biel anguftren*<br />
gen, bie ©anftmuth ju erwerben, aber er bemühte ftch, bie*<br />
felbe ebenfo wie feine Dffenhergigfeit ftanbhaft gu bewahren.<br />
SBir glauben nicht, baß er je gegen Jemanben gürnte. ©r hatte<br />
ein gutet £erg unb geigte fich bienftfertig gegen Jebermann.<br />
SBegen feiner garten ©efunbheit follte er fich, wie et<br />
fchien, fronen, unb bodj machte er in feiner frühen Jugenb<br />
fchon bie SBattfahrten gu Unferer lieben grau bon Sieffe gu<br />
guß. Bon bem ©eifte ber Buße bur^brungen, weit entfernt<br />
eine ©rleidhtenmg gu fu^en, wählte er nach bem Betfpiele<br />
bet heiligen Btnceng lieber bat, wat ihm unbequem war unb<br />
feine Statur abtöbteu fonnte. ©te Stegein beobachtete er mit<br />
gewiffenhafter ©enauigfeit, unb nie ließ er fie außer Sldht.<br />
31m ©bluffe feiner ©tubien erhielt er ben ©hrenpreit alt Be*<br />
lohnung für feine SBtffenfdhaft, mufterhafte Aufführung unb<br />
bat fleißige erfolgreiche- ©tubium. Jm ©entinar betrachtete<br />
er bie Stegein alt gewöhnliche Uebnng ber Slbtöbtung. Aber<br />
er fügte mit ©rlaubniß bet Sireetort nodh anbere 3lbtöbtungen
331<br />
unb ©trengheiten ^inju, weif e er von ganzem Hergen unferem<br />
Herrn barbrafte gum Beiden feiner Siebe unb gum SDanfe<br />
für ba« anbetung«würbige D:pfer am ^alvarienberg unb auf<br />
beut 2lltar.<br />
3Jian fann fagen, baß bie größte Seibenffaft Seo'« ber<br />
©ifer für ba« Heil ber ©eelen mar. 311« er währenb feiner<br />
claffiffeit ©tubien Sßräfibent ber' marianiffeit ©ongregation<br />
unb bann -JJiitglieb ber Bincengconfereng war, würbe er Von<br />
feinen 3Jiitffülern mehr at« jeber anbere fähig eraftet, ben<br />
SBerfen ber -Jiäfftenlifcbe unb be« ©eeleneifer« Borffub gu<br />
leiften. Um biefem Eintrieb ©otte« gu geworfen, wollte er<br />
auf SUliffionär werben. ©« ffien, baß er in feinen Briefen<br />
unb Sieben auf ben anberen ba« göttlif e $euer mitreiten<br />
wollte, ba« i^n vermehrte. S)a er währenb ber ©eminargeit<br />
nift« für ba« Heil ber ©eelen thun fonnte, fufte er biefe<br />
Unthätigfeit burf eifrige« ©ebet unb Bußübungen gu erfefeen.<br />
@r betete befonber« für bie 9Hiffionäre, weife in ben au«-<br />
wärtigen -äJiiffionen arbeiteten.<br />
35iefe« beftänbige ©treben naf ber Sugenb ließ ihn<br />
feinen Obern würbig erffeinen, ba« erfte Berfprefen, „ben<br />
guten Borfafe" abgitlegen, b. h- ©oit feinen feften SBunff<br />
au«gitbrücfen naf einem gweiten ©eminarjahre bie ©elübbe<br />
ber Slrmuth, ber Sleuffheit, be« ©ehorfam« unb ber Beftän*<br />
bigfeit im SDienfte ber Slrmen abgulegen.<br />
Bei biefer ©elegenheit ff reibt er an feine -Kutter:<br />
... „©ott hat mir am 27. ©eptembeu, bem ©terbetage<br />
be« heiligen Binceng, eine neue ©nabe guSheil werben laffen.<br />
SBenn if mif burf ben guten Borfafe auf nof nift un*<br />
wiberrufltf ©ott geweiht habe wie burf bie heiligen ©elübbe,<br />
fo ift e« bennof naf ben heiligen ©elübben ba« feierlif fte<br />
Berfprefen. 3f beffwöre ©ie, banfen wir gufammen bem<br />
lieben ©ott, baß er fo gut gegen mif tft. Bitten ©ie ihn<br />
für mif um bie ©nabe ber Beharrliffeit unb ber Sreue in<br />
meinem Berfprefen. D ja, ift e« nift ba« größte ©lü
— 332<br />
hie deichen ihre ©djäfce, bie $aifer ihre Sprotte behalten,<br />
mir genügt mein Beruf, i
— 333 -<br />
fte au« ber religiöfen ©leif giltigfeit herausreißen unb ju ©ott<br />
jurücfführeit.<br />
Sa ber junge ©eminarift fo feine Sehrjett ffon in ber<br />
Bincenjconferenj burf gemaft hatte, war e« jefet fein größter<br />
SBuitff, an ba« $xd feiner ©tubien ju gelangen, um fif<br />
ganj bem SBerfe ber SWifftonen wibmen 311 fömten.<br />
Jleuntcö üajntel.<br />
itranßlictf unb tob.<br />
211« Seo fein 3weite« Prüfung«jähr vottenbet hatte, trat<br />
er ju beit Stubenteu über. Sie Sßraft be« 2Beihnaft«fefte«<br />
hatte thn ganj entlieft. 3m Secember 1863 ff rieb er an<br />
feine 3Jlutter unb ffloß ben Brief mit folgenben SBorten:<br />
„Beten ©ie, baß wir aide jufammen im £intmel vereinigt<br />
werben." 3ßar ba« vielleift eine 3lhnung? — gaft in allen<br />
Briefen be« frommen ©eminauften fieht man, wie fein ®e*<br />
baufe unb feine ©ehnfuft jurn Gimmel erhoben, unb wie ba«<br />
ber ©egenftanb feiner häuftgfien Slnmuthungen fein mußte,<br />
©etn SBunff fottte balb in ©rfüüung gehen, ©ott wollte<br />
biefe fo reine ©eele jtt einer nof höhten ^eiligfeit empor?<br />
heben unb gwar auf bem SBege, ben er ben beften gfreunben<br />
feine« göttlifen ©ohne« vorbehalten hat, burf ba« Seiben.<br />
Ser eifrige ©eminarift ertrug mit unüberwinbtif ent -Btuth bie<br />
©f merjen ber Äranfheit, bie ihn befiel.<br />
3m gebruar 1864 ff rieb er an einen feiner Berwaubten:<br />
„©« ift ffon lange her, baß if 3hreit Brief erhalten habe;<br />
e« finb ffon brei 3Konate; if hatte mir ffon eine Seit fefc<br />
gefegt, um mif mit S^en ju unterhalten , aber ©ott Woßte<br />
mir biefen Sroft nehmen, ©r hat mir ein ^mer^i^e« Bierens<br />
leiben geffitft, unb einige Sage fpäteu geigte fif bie von Sitten<br />
334<br />
©ott gu banfen, benn mit ©runb fonnte man bermuthen, baß<br />
et nicht fo gut autgehen merbe."<br />
Jn ber That toar bie Kranfheit fehr ferner unb man<br />
fürchtete für bat Seben bet jungen ©eminariften. Sie Kraut*<br />
heit gog fidh hinant, fo baß er nadh toei Monaten nodh immer<br />
im Kranfengimmer mar. ©egen SDtitte Slpril jebodh fdhien er<br />
auf bem SBege völliger ©enefnng gu fein; et blieben aber an<br />
ben güßen einige ©efdhmüre guriid, meldhe man faft täglidh<br />
fdjneiben unb brennen mußte. Siefet Uebel teiftete allen £eil*<br />
mittein SBiberftanb, methalb bie 2lergte bie Bäber bon Bourbon*<br />
rSlrdhambautt empfahlen. Stuf Befehl bet ©eneral*©uperior£<br />
begab er fich bahin in Begleitung bet autgegeidhneten Kraulen*<br />
martert, bet Brubert Berntere, ber ihn aud) mährenb feiner<br />
langen Kranfheit gepflegt hatte. Seo reifte am 8. Juni ab.<br />
Sie erften brei SBodhen herliefen fehr glüdflid). Sie SBunben<br />
trodfneten; 9lHet fdhien eine mahre, boHftänbige Teilung an*<br />
guffinbigen, alt ihn plö^ltd) ber Tpphut mit mehreren anberen<br />
Kranfheiten befiel. 3Jtan beniifete einen ruhigen Tag, ben ber<br />
Kranfe hatte, um ihn nad) 5ßarit jurüdfjubringen, mo er am<br />
23. Juli eintraf. 2lm 4. Sttuguft bradhte feiner gamilie ein<br />
Brief bie Stadhridht, baß heftige ©rbredhen ihm alle Kräfte<br />
raubten unb große ©efahr borhanben fei. ©t fdhien, alt mollte<br />
©ott burch biefe Bermehrung ber Seiben feinem bielgeliebten<br />
Siener eine größere 2lehnlichfeit mit bem leibenben £eilanb<br />
berleihen.<br />
©eine -äftutter, feine Tante unb fein Bruber eilten herbei.<br />
Ser Kranfe hatte fchon mit rührertbfter grömmigfeit bie hei=<br />
ligen ©terbefatrainente empfangen. Beim SBieberfehen feiner<br />
gamilie fdhien bat fchon berlöf^enbe Seben mieber aufgufladfem.<br />
Um bie SJtutter in ihrem ©chmerge gu tröften, ergählte er ihr,<br />
mie augenehm bat Seben in ©t. Sagarut fei, mie glüdflid?<br />
man fidh fühle inmitten biefer SJiitbrüber, umgeben bon ber<br />
järtlichften Sorgfalt. Bor bem ©mpfang ber heiligen ©terbe*<br />
faframente mar er fo glücflidh, bie heiligen ©elübbe ablegen
— 335<br />
gu bürfen; baS war für il)n eine große greube, bte er aut<br />
in liebenSWürbiger, ^ergtid^er äBeife nat Außen geigte.<br />
SBährenb einer $rife reifte ihm ber 33ruber Äranfen*<br />
toärter baS ©elübbefreug unb ermahnte ihn, fidh ©ott<br />
hingugeben. „©teilen ©ie baS 33tlb meines lieben £eilanbeS<br />
Vor meinen Augen auf," fagte er, „baS wirb mir ©tärfe.<br />
geben"; unb fein 93Itd blieb unberwanbt auf bem ©etreugigten<br />
haften, mit bem er fein eigenes Seiben vereinigte, ©ein<br />
Srttber, ber ihn nidht verlaffen hatte, ermahnte ihn gum ®ebete.<br />
„D," fagte er, „tue eS aut für mit, idh faft<br />
nidhtS als leiben."<br />
Ser SJlittWot toar nodh fdhredflidher für ihn. SaS @r*<br />
bredhen begann wieber unb wieberholte fidh bon ©tunbe gu<br />
©tunbe bis gegen Abenb. Sie Anstrengung war fehr groß;<br />
ber h^tborbredhenbe ©tweiß unb bie ausgepreßten ©eufger<br />
geigten an, wie viel er leiben müffe. @S War jebeSmal ein<br />
herggerreißenber Anblid. Äaum War bie $rife vorüber, fo<br />
fteltte fidh auf feinem Antlifee ber frieblite, lädhelnbe AuSbrudE<br />
wieber ein. Unb von ben Äranfenwärtew fagte er: „2Bie fie<br />
mit pflegen! ©ie verftehen eS mit Traufen umgugehen; ba<br />
hat man feine gurdht, unb eS geht beffer." ©ang folgfam<br />
gegen feinen ^ranfenwärter unterwarf er fidh gang 9 ar<br />
feinen SBorf triften.<br />
©o fehr von ber ^ätftenliebe befeelt, fümmerte er fidh<br />
mehr um bte anbern als um fit felbft. @r fragte feine 83e=<br />
futer um AHeS, was fie nur intereffiren fonnte. Sa er fürttete,<br />
fein Sruber, ber ^riefter war, fönne ftt su fehr ermüben,<br />
fagte er gum Äranfenwärter: „SBenn fit baS<br />
breten einfteilt, fott man meinen SBruber fortftiden; baS thut<br />
tm gu weh;" unt) bann fügte er not hingu: „SBenn it fter=<br />
ben fottte, geben fie ihm biefe Reliquie beS wahren Brenges,<br />
bie it immer bei mir trage."<br />
AIS am gefte SKariä Himmelfahrt fein Sruber gu ihm<br />
fagte: „Sßenn bte feligfte Jungfrau ©ie an biefem Sage heilte,<br />
fo wäre baS für ©ie eine große ©nabe," antwortete ber ^ranfe:
— 336<br />
„3e na
— 337 -<br />
^eiliger Seo, bitte für mif; ade ^eiligen *be« Rimmels, bittet<br />
für mif"<br />
Unter folf en ^eiligen ©ebanfen unb innigen Anrufungen<br />
Raufte er feine fföne ©eele au«, ©amftag beit 20. 2luguft<br />
11 Uhr 50 Minuten 2lbenb«. Sie feligfte Jungfrau wollte<br />
ihren treuen Siener gewiß bte lefeten geftflänge ihre« Gimmel*<br />
fahrt«fefte« oernehmen laffen.<br />
3lm 22. würbe für fn ein feierlif eS ©eelenamt gefungen.<br />
•Dfigr. ©paccapietra, ©rjbiff of von ©mpma, ber ihn währenb<br />
feiner Äranfheit befuft unb ihm feinen ©egen gegeben hatte,<br />
wollte bem ©otte«bienft felbft beiwohnen. 3taf bem ©otte«=<br />
bienft ließen fein Bruber unb fein Dnfel bie fterblif en Ueber*<br />
refte naf ©halanbrp in ba« Familiengrab übertragen.<br />
3Bie ba« 9Kutterhau« in Sßari«, nahmen auf alle Seute<br />
in feiner £eimath Sheil an bent ©fmerj, ben ber Berluft<br />
eine« fo au«gejeifneten Jüngling« hervorrufen mußte. 2lft<br />
$riefter unb mehrere ©eminariften waren beim Begräbniffe<br />
zugegen. Ser Secan von ©recp übernahm e«, biefe allge=<br />
meine Stimmung jum 2lu«brucf ju bringen, unb riftete an<br />
bie Slnwefenben einige SBorte, bie wir hier wiebergebeit fönneu;<br />
fie ftnb ein treue« 3lbbilb biefe« vielgeliebten ©fftler« be«<br />
heiligen Binceus, unb ein 3eugniß ber £of af tung, bie er in<br />
feiner £eimath gettoß.<br />
„Srauern ©te ntf t, wie jene, bie feine Hoffnung haben.<br />
„Sa« finb bie troftvoHen SBorte, weife biefer fromme<br />
Sevit, beffen fterblif e igiiHe ©ie mit folf er Siebe unb Sratier<br />
umftehen, an fie riftet. ©ie werben ihn nift mehr auf biefer<br />
SBelt fehen; bie ßirfe fann fif nift feiner Berbienfte er*<br />
freuen, obgletf er burf feinen frühen ©ifer uttb feine großen<br />
Salente berufen ffien, viel in ber Äirfe ju arbeiten, unb<br />
feine gamilie wirb fif nift mehr an feinen foftbaren ©igen*<br />
ffaften erfreuen fönnen.<br />
„Unvermögenb, feine 3 u friebeuheit in fif verff loffeit ju<br />
halten, fagte er mir vor einigen -JJlonaten, wie glüdlif er in<br />
feinem Berufe fei, unb ba« fagte er mit einer heil. Begeifter*
338 -<br />
ung, mie fie nur ber ©laube einem von Siebe entbrannten Her*<br />
gen mitreiten fann.<br />
„3n feiner frommen Segeifterung badete er an Seiben,<br />
Verfolgungen unb 3Hartt;rium für bie ©hre feines göttliten<br />
s JKeifterS. ®iefe Sufunft, bie ihm vor Augen f^toebte, ermecfte<br />
in feiner ©eele eine greube, bie fit aut in feinem Angefit te<br />
miberfpiegette, unb feinen liebtiten $ügen gleitfam einen<br />
©trahlenfrang verlieh/ tvelter feine große ©üte not beutliter<br />
hervortreten ließ.<br />
„©agen mir mit bet heil, ©trift: 25aS Seben ift nur<br />
ein- $aut, bie blühenbfte ©efunbheit ift nur eine SBlume, bie<br />
ftnett verhelft, ©ott mottte fit mit feinem guten SBitten<br />
begnügen, unb natbetn er ihm hienieben bie greuben einer<br />
©eele hatte Verfoften laffen, bie treu mit ber ©nabe mittoirft,<br />
mollte er ihn ben Säuftungen unb ben traurigen 2Birflit s<br />
feiten beS SebenS entreißen, ©r ift fo gtüätit, eine fo lange<br />
Seit burtlebt gu haben, bie mohl hinreitenb ift, baS 33er=<br />
bienft feiner Unftnlb gu fammeln, aber nitt h^eitenb ift,<br />
um eine nienftlite ©t^äte in bie anbere SBelt hinüber gu<br />
nehmen, bie er jefet abbüßen müßte.<br />
„SBenn bei biefer ftmergliten Srennung bie Statur ihre<br />
9tette verlangt, fo nehmen ©ie bie Sröftungen beS ©laubenS<br />
an. 3$ r e Shränen follen heilig fein, gereinigt burt bie t^ft 5<br />
lite Hoffnung unb mürbig eines Jünglings, beffen Seben unb<br />
©terben ttrie baS eines Vorherbestimmten mar.<br />
„SDiefer fo liebenStoürbige ©ohn, biefer liebenbe Sruber,<br />
biefer Vermanbte, biefer greunb, mürbig jeher Steigung, er<br />
ift Shneit nitt genommen. SDte 33anbe, bie ©ie mit bem*<br />
felben verbinben, finb nitt gerriffen; er lebt not, er mirb<br />
immer leben im Himmel, eingereiht unter jene jungen Sevi=<br />
ten, beren anmuthigenbe Sugenben er auf ©rben nat geahmt<br />
hat; unb eines SageS merben ©ie ihn alle nriberfeheit ohne<br />
gurtt bor einer neuen Srennung.<br />
f /6^riftlid^e ©Itern, bie ©rinnerung an biefeS $inb möge<br />
3hneu fiiß bleiben, mie ber füße SBohtgerut, ber 3h*e Sraurig-
339<br />
feit Itnbert unb heiligt, unb ber £shr Seben mit feinen SCugen*<br />
ben fdhntüdft.<br />
„Unb ©ie alle, meine Brüber, galten ©ie fidh mit neuer<br />
Siebe an ben ©laubett, ber fo mächtig ift in feinen ©tnfpredh*<br />
ungen, fo troftbringenb in feinen Hoffnungen, unb berbtenen<br />
©ie fidb burdh bie Feinheit 3hret Sebent einen Anteil an<br />
jener ewigen 9iuhe unb an jener ewigen ©liicffeligfeit, welche<br />
ber Herr biefem liebentwtirbigen Jünglinge gewähren möge,<br />
beffen Slnbenfen immer in unferem Hergen fortleben wirb."<br />
SDie ©riunerung an biefet tugenbhafte Kinb, biefen front*<br />
men ©eminariften, biefet eifrige 3Jtitglieb ber Bineeng=ßon*<br />
fereng, wirb bei allen, bie ihn gelaunt haben, fortleben; berat<br />
er hinterläßt bei allen ben Sftuf einet Heiligen, @in ©emi*<br />
narift, ber bei feinem Begräbniß gugegen war, würbe fpäter<br />
bon bem ©Treiber biefet gefragt, ob er ftdh nodh an Seo<br />
Braneourt erinnere: „D ja," antwortete er, „bat war Wirflid)<br />
ein Heiliger."<br />
"Staaten LX. 23
promrt3 (Defterreicfy<br />
ber erften Hälfte bet SDtonatt April würben inOefterreich<br />
biele ©rbftöße berfpürt, befonbert in SBien, ©r% ©tHi<br />
unb Saibadj. ben folgenben Briefen finben fich einige<br />
©ingelheiten, weldhe ein fchwadfjet Bilb bon biefer Heimfudhung<br />
©ottet geben.<br />
Srief 6er Scfymefter £eopol6ine Branbis, Pifttatorin, an<br />
fjerm 21. ^iat, ©eneralfupertor.<br />
©ras, 17. SWai 1895.<br />
Hodhwürbiger Herr unb geehrtefter Bater!<br />
$
— 341 — %<br />
©eftern fpät AbenbS fam bie erfehnte Antmort unferer<br />
©djmefteru. @S heißt: „Sie ©
— 342 -<br />
Beim erften ©toße ftcmben wir auf, fleibeten un« an<br />
unb gingen mit bem fierm ©uperior in ben 9iecreation«faal,<br />
um bort bie Sitanei unb anbere vom Rituale für biefen galt<br />
vorgeffriebene ©ebete ju beten. Sort blieben wir bi« ungefähr<br />
2 Uhr naf 3Jiitternaf t. SDa« Sittern ber ©rbe bauerte<br />
immer fort, unb ba« Sollen ließ fif mehreremale vernehmen,<br />
ungefähr 20—40mal an biefem Sag.<br />
SBelfe Berwirrung unb weif er ©f reden herrffte in<br />
ber ©tabt! Um bie erffredten ©inwohner ju beruhigen, burfeilte<br />
ber hof würbigfte Biff of um SJlitternaf t mit jwei Somherren<br />
bie ©tabt unb geigte fif überaß. Unfere ©fweftern<br />
unb bie Slranfenjungfrauen trugen bie Äranfen in ben ©arten.<br />
Keife ©inwohner flüfteten mit ihrer gamilie auf SBagen au«<br />
ber ©tabt. Ungefähr 300 Sßerfonen, 9R4nner unb grauen<br />
begaben fif auf ben Bahnhof, um in ben SBaggon« ju ff lafen;<br />
ba«felbe that ber Saube«präftbent von Ärain. ©o enbete<br />
bie ffredlife 5Raft vom 14. auf ben 15. 3lprtl.<br />
Saibaf, bie igauptftabt von ^rain, ift jefct faft leer.<br />
$eute ift ber 17. Sag naf ber ßataftrophe; aber ba« ©rfc<br />
beben 4 hört nift auf; immer wieber hört man ba« Kotten,<br />
wenn auf nift fo ftarf. 2Bir ff liefen einige Seit außer<br />
bem £aufe unter ber Beranba, unb bie ©fweftern in einer<br />
Barade im ©arten be« ©pital«.<br />
Sa« ©rbbeben hatte ffredltfe folgen für Saibaf. Sie<br />
©tabt ift übel jugeriftet. Wan ff äfet ben ©f aben auf fünf<br />
•JJUffionen ©ulben. ©ine Slnjahl von Käufern ift eingefüllt,<br />
über jweihunbert müffen niebergeriffen werben. Sie tneiften<br />
$irfen finb ebenfatt« ftarf beffäbigt; man wirb fieganj ober<br />
theilweife nieberreiffen müffen. 3ltte Äirfen, mit 3lu«nahme<br />
ber Somftrfe, finb geffloffen. Sie heiligen 3Jieffen werben<br />
auf bem 3Jiarfte ober in einer fteinen gelbfapette gelefen.<br />
Sie ©fweftern befifeen in Saibaf fef« älnftalten; aber<br />
feine ift fo ftarf beffäbigt al« ba« ©pital unb bie bajtt gehörige<br />
$irfe. äftan hat ffon mit ber Semolirung berfelben<br />
begonnen. Bom faiferlifen £ofe in SBien würben in biefen
— 343<br />
Sögen sehn Ingenieure nat ßaibat geftidt, um über bie<br />
©täben unb bie ©efahr ju urteilen. ©in Ingenieur fam<br />
gefitem, um unfer £auS unb unfere Äirdje befittigen. SaS<br />
©rgebniß mar, baß baS HauS not erhalten ift unb nitt<br />
viel gelitten hat; aber bie Äirte mürbe geftloffen. Sie Pfarrer<br />
vom Sanbe haben fit SBohnungen gemietet, unb biefeS Sah*<br />
gibt eS feinen -Dtarienmonat, feine $prebigten, feine Hotämter;<br />
©ott felbft hat geprebigt.<br />
3Bir halten jebot immer not SKiffionen, befonberS in<br />
jenen Pfarren, bereu Äirten nitt beftäbigt finb. Sergan*<br />
genen Montag ben 2. 2lpril bin it üon einer SDiifjton gurüd*<br />
gefehrt, unb toemt ©ott toill, toerbe it am 4. 9Jiai auf eine<br />
jmeite gehen.<br />
2Bolten ©ie uns, mein hotgeehrter Sater, ben ©ebeten<br />
3h*er ©emeinbe empfehlen. A flagelloterrae motus, libera<br />
nos Domine.<br />
Urban üftezmah,<br />
i. s. c. m.<br />
©S folgen not einige anbere -Jlatritten, mitgeteilt von<br />
ben barmherzigen ©ttoeftern.<br />
Unfere mürbige Sifitatorin, ©ttoefter Seopolbine Sran*<br />
bis, münftte fehr unfere armen ©ttoeftern in Saibat ju<br />
befuten unb )u tröften, tveßhalb fte am 6. 3Jtai von ©raj<br />
abreifte, ©ie verbratte bie 9iatt bei unferen ©ttoeftern in<br />
©tili, mo baS ©rbbeben ebenfalls einige Sermüftungen, menn<br />
aut ttitt fo beträttlite an gerittet hatte. Um 4 Uhr SUlor*<br />
genS fefete fie bie SKeife fort unb langte um 6 Uhr in ßaibat<br />
an, mo bie ©tabt einen fehr traurigen 2lnbtid barbietet unb<br />
in Srümmer ju ftürjen broht; aber unfere ©ttoeftern ftnb><br />
©ott fei Sauf, fehr muthig unb eifrig. Sie Dberiit beS af=<br />
gemeinen ©pitalS, ©ttoefter Hoppe, führte bie Sifitatorin ju?<br />
erft in baS HaitS in ber Sorftabt Ubmat, foelteS, foeilganj<br />
neu, nitt fo ftarf beftäbigt ift; menigftenS fann man ohne<br />
©efahr barin toohnen. Sa hörten mir aut bie heilige SKeffe,
nadh weldher unfere würbige aSifitatorin bie einzelnen Häufer<br />
her ©dhmefteru, bie Kranfen unb Kinber befugte, um fie gu<br />
ermutigen unb gu tröften. üftach bem SDlittageffen mußte man<br />
fich beeilen, in bat ©pital gu fo muten; benn um 2 Uhr be*<br />
gann tu ben Straßen ber SBagenberfehr wegen ber Stnfunft<br />
bet Kaifert, melier, feine Steife nach Sßola unterbredhenb,<br />
felbft bie uitglüdlidhen Bewohner tröften unb wirffam unter*<br />
ftiifcen mollte. ©eit langer 3eit war et nadh biefem UnglüdE<br />
bat erftemal, baß bie Bewohner bie greube hatten, ihren<br />
vielgeliebten 5Jlonardhen bei ftch ju feheit.<br />
©er erfte Befudh bet Kaifert galt bem ©pital. ©ie Slergte<br />
nnb Beamten bet ©pitalt, mehrere Herren unb ©amen aut<br />
ber 3iettungtgefefl[fchaft üom rothen Kreug (melche unentgeltlidh<br />
bie Baradfen für bat ©pital geliefert hatte), unfere ©dhwefter<br />
Bifitatorin mit ber ©dhwefter Oberin unb mehrere anbere<br />
©chweftern, bie eben fcontKranfenbienfte frei waren, warteten<br />
im ©arten auf bie Slnfunft ©einer SRajeftät. ©egen 3^2 Uhr<br />
er Kaifer mit einem großen ©efolge, mit bem Kriegtminifter<br />
unb mehreren -Dtarfdhäffen unb anberen hohen ^erfönlidhfeiten<br />
Jtiegeit in bem befdheibenett ©arten ab. ©eine 3Jlajeftät fpradh<br />
eine furge 3eit mit ben 2tergten in fehr leutfeliger SBetfe unb<br />
fragte, mo bie Kraulen untergebracht feien, ob Memanbem<br />
ettpat gefchehen fei, unb ob bie berfprodhenen Baradfen aut*<br />
retdhen mürben, ©arauf manbte er fidh gu unferer mürbigen<br />
Bifitatorin, unb in einem fehr liebentmürbigen Tone fagte er:<br />
freue midh fehr, ©ie wieber gu fehen." 3luf bie ©rmiber*<br />
ung, baß wir unt glücflidh fehlten über bie ©unft, bie ©eine<br />
aiiaieftät unt erjeige, antwortete er: „$dh habe erfahren, wie<br />
ntuthig unb unerfdhrocfen bie ©dhweftern in fo furger 3eit ihre<br />
tränten gerettet haben." Unb bann gur ©dhwefter Oberin<br />
fidh toenbenb,fragte er: „SBo wohnen benn • jefct- bie ©dhwe*<br />
ftem?" — „3n Baradfen, @w. SRajejWt.* — „316er fie haben<br />
bie 9tadht audh f^on im freien gugebradht, unb fogar mehrere<br />
SWale, nidht wahr?"
345<br />
Samt fprach ber ^atfer noen SRepräfentanten ber 9lettungSgefetIf
- 346<br />
2Bagett, ging gerabeau« auf eiu $elt ju, unb fogleif umringteu<br />
ihn biefe armenSeute unb erjagten ihm ihrUnglüc!;<br />
auf von ben anberen Sutten ftrötnten bie Seute herbei, unb<br />
©eine SUtajeftät tröftete fie wie ein guter Bater, ber ben ©f merj<br />
feiner $tnber mitfühlt<br />
Um 6V 2 Uhr befufte ber Äaifer nof ba« ©holeraftrital<br />
itnb fagte ju ben bortigen ©fweftern, er fei fehr befriebigt<br />
über bte bort herrffenbe Drbnung unb Keinliffeit. Um<br />
7 Uhr fefete er feine Keife naf Sßola fort, naf bem er ver*<br />
fprofen hatte, fo wirffant* al« mßglif gu helfen.<br />
Unfere witrbige ©fwefter Bifitatorin befufte am fol=<br />
genben Sage nof mehrere Käufer ber ©fweftern unb trat<br />
am Kafmittag bie Küdreife an.<br />
Sie ©fweftern ff rieben auf, baß ©onntag ben 12. SJtai<br />
ber hoftoürbigfte gürftbiffof eine allgemeine Sproceffion an=<br />
orbnete, um bie göttlife Barmherjigfeit über bie ©tabt her=<br />
abjuflehen. gtaft aHe Bewohner nahmen baran Sheil, 3ebcr<br />
in feiner Pfarre. Um 2V 2 Uhr hatten fif Sitte vor ihren betreffenben<br />
Sßfarrfirf en verfammelt; bet Pfarrer von ©t. Sßeter<br />
trug ba« Äfferheiligfte, unb aHe Sßroceffionen festen fif in<br />
Bewegung, inbem Sitte ihre ©f ritte ju einer Heineu Capelle<br />
ber feligfteu Jungfrau, weife auf einer SBiefe liegt, lenften;<br />
e« würbe bie Slllerheiligen=Sitanei gefungen; ber hof würbigfte<br />
Btffof fam mit bem Somcapitel unb mit ber ganzen ©eiftliffeit<br />
ber ©tabt. @« braufte eine ©tmtbe, bi« alle ^)3rocef=<br />
jtonett fif vereinigt hatten.<br />
Bet ber Capelle würbe ber ff merghafte Kofenfrang gebetet,<br />
barauf bie Sitanei ber feligfteu Jungfrau gefungen, unb naf<br />
jeher britten Anrufung fang ba« Bol! folgenbe« ©ebet: „D<br />
•äflaria, gu bir rufen wir Slrme, Berlaffene, gu bir feufgen<br />
wir weinenbe -ßtotber ©va'« in biefem Shränenthal!" Sarauf<br />
würbe laut ber Keueact vorgelegen; Sitte weinten babei.<br />
Sann würbe ein feterlife« ©elübbe gemaft. 1) Sitte<br />
Sahre wirb am Dfterfonntag eine feierlif e Sßroceffion gehalten.
347<br />
2) Auf tmmermäbrenbe Seiten werben fünf Neffen geftiftet.<br />
Samt folgten bie firdjliten ©ebete gegen bie ©eifcel beS @rb*<br />
bebend; ber ^od^toiirbigfte Vtfdbof erteilte bann mit bem<br />
AKerheiligften ben ©egen, rnoraufalle 5ßrocefftonen jufammen<br />
baS Affert;eiligfte in bie ßirte ©t. $eter begleiteten. SDort<br />
tourbe not einmal ber ©egen erteilt, unb alle Sßrocefftonen<br />
jogen mieber betenb unb fingenb in iljre Pfarren juritdf;<br />
mar ein ergreifenbeS ©tauftriel unb Viele mürben bis ju<br />
tränen gerührt.<br />
3Jlßge bie feligfte Jungfrau bei trem göttliten ©o^ne<br />
gürbitte einlegen unb i^rem armen Volfe in ^rain ju ^ilfe<br />
fommen.
prot>irt3 Spanien.<br />
Jl n t i n e<br />
2tuf ber Snfel ©uba ^aben fidh mehrere ©paaren Slufftäitbifter<br />
gegen bie ^Regierung erhoben. ®ie Regierung ber<br />
Hauptftabt hat unter bem Sefeht beS ©enerals 3Jiartineg ©ampoS<br />
Gruppen auSgefdhidft, um ben 2lufftanb gu unterbrüden.<br />
Brief bes ZTCiffionspriefters Xaimunb ©uell an f}errn<br />
2tnton ^iat, ©eneralfuperior.<br />
Santiago be ©uba, 27. Slpril 1895.<br />
Hochtoürbiger Herr unb geehrtefter Vater!<br />
3dh bitte um Sbren heiligen ©egen!<br />
©S toirb3h n eu gemiß greube machen, ettoaS über unfere<br />
Sage gu hören.<br />
SBir haben in unferem Haufe 450 von ©panien ange=<br />
fommene ©olbaten aufnehmen müffen. SDie Äafernen maren<br />
für eine fotdhe 3Wenfdhenmenge ungureidhenb, unb bie Häufer<br />
in ber ©tabt viel gu Hein, fo baß bie armen ©olbaten auf<br />
ben öffentlidhen 5ßläfeen hätten fdjjtafen müffen. ©3 ift gerecht,<br />
baß man einige Opfer für baS Vatertanb bringe, befonberS,<br />
ba eS feine ©öhne herfchicft, um baS gu vertheibigen, maS<br />
redhtmäßiger SQBeife ermorben mürbe.<br />
Oft habe idh midh baran erinnert, baß ber heil. Vinceng<br />
in ©t. SagaruS ©olbaten aufnahm. 2Bollte ©ott, baß mir<br />
audh feine -Jiächftenliebe unb feine ©ammtung in biefer 2tuf=<br />
regung betoahren fönnten. SSir bemohnen ein abgefonberteS<br />
©ebäube, too mir nur burch ben ©arten mit ben Gruppen
- 349 —<br />
gufammenfommen fönnen, maS mir aber fo oiel als möglid;<br />
oermeiben. Solange ber Krieg banert, merben mir auch, fo<br />
glaube tdj, Solbaten bei uns beherbergen müffen; baS mirb<br />
aber lange begehen, trofe ber gasreichen Sruppen, melche<br />
Spanien fd^on hergefdjidt hat unb noch herfer Krieg auf biefe Sßrooing befdjränft; aber man<br />
fürchtet, baß er fich auch in bie anberen SßroOingen oerbreiten<br />
mirb. Möge ©ott ftch unfer erbarmen.<br />
SaS Militärfpital muß immer mehr Kranfe unb Ber=<br />
tounbete aufnehmen, unb bie barmherzigen ©^meftern finb mit<br />
Arbeit Übertaben, obmohl fie größtentheilS fdjon alt unb f
v prot>in3 3rlart6-<br />
Jlndjridjten über lernt Soljanti fmk*, Piffionßjmefbr.<br />
— X 351 —<br />
.©ifer ben SBerfen be« I)eiL Binceng, unfere« feiigen Bater«,<br />
fif wetzen.<br />
biefem berühmten ©eminare begann £err Burfe feine<br />
priefterlifen ©tubien. ©r hatte ffon gmei Sahre ^ß^ilofo^ie<br />
unb ein Rheologie ftubiert, al« er in fif ben Kuf<br />
fühlte, in bie ©ongregation einzutreten. Sie Aufnahme tourbe<br />
ihm gemährt, tooraufman ihn naf $ari« ffidte, um bort<br />
im 3Jlittterhaufe fein ©eminar gu mafen. Sa entmidelten<br />
fif nun feine trefflif en ©igenff aften Von Sag gu Sag; burf<br />
feine grünblife, aber ungegtoungeue grßmmigfeit gereifte er<br />
allen ©eminariften gur Bettnmberung. ©eine fütblif e ©infalt,<br />
verbunben mit einem flaren Berfianbe entgüdte Alle, bie mit<br />
ihm verfehrten. Befonber« feine Beffeibenheit mafte bei<br />
Alletu einen angenehmen unb tiefen ©tnbrud. Kaf vielen<br />
fahren erinnerten fie fif nof baran mit großer ©rbauung<br />
unb ergählten von ihm fföne fttyt.<br />
•Jtaf verfloffener ©eminargeit lehrte £err Burfe naf<br />
Urlaub guriid, too er naf BoHenbung feiner theologiffen<br />
©tubten bie Sßrieftermethe empfing unb ftf bann mit ruhigem,<br />
aber au«harrenbem ©ifer ben ihm angetoiefenen priefterlif en<br />
Berriftungen ttibmete.<br />
©r ttmrbeguerft Sßrofeffor im ©ollegium von ©aftlefnod.<br />
Sa er immer au«gegeifuet ftubirt hatte, mar er bagu fehr<br />
geeignet.<br />
Am ©onntage mürbe er in bie ^farrfirfe geffidt, um<br />
ben Äinberu beit Slatefi«mu« gu erflärett ober bi«toeilen ben<br />
©läubigen gu prebigen. ©eine 5prebigten maren einfaf, aber<br />
forgfälttg au«gearbeitet unb oft voll mahrer Berebtfamfeit. Sie<br />
Bergleif e unb Beifpiele, bereu er fif bebiente, toarenglüdlif<br />
getoählt, balb au« ber heiligen ©f rift, balb au« ber Eirf en=<br />
geff ifte, balb au« ber SBeltgeffifte. Sa er in ben Bätern<br />
fehr bezaubert mar unb ein gute« ©ebäftniß befaß, brafte<br />
er in feinen Sßrebigten oft unverfehen«, aber immer fehr geff<br />
idt ihre SBorte mteber.
— 352 -<br />
©r ^tte gu biefer 3eit ein fo jugenbliteS AuSfehen, baß<br />
nadh einer feiner ^3rebigten ein Sauer fagte, er habe nodh nie<br />
einen Sßrebiger gehört, ber fo röhrenb fpredhen fömte, wafö<br />
biefer Enabe, ber ^riefter fei", nämlidh Herr Surfe.<br />
Sange blieb er auf biefem 5ßoften. 3« jener 3eit toaren<br />
bie 2J!iffionen in Urlaub äußerft mühfam, fte erforberten eine<br />
große 5Chatfraft unb einen ©ifer, ber fit nidht entmutigen<br />
läßt ©r befaß nun biefe ©igenftaften, unb feine Arbeiten<br />
maren bon foltern ©rfotge gefrönt, baß ^riefter unb Solf,<br />
bei beiten er arbeitete, fit not lauge baran erinnerten. Oft<br />
trug ihm ber ©ehorfam auf, ben Sßrieftern ©^ercitien gu halten,<br />
metter Aufgabe er fit toegenfeines bielfeitigeu SBiffenS,<br />
feiner einfältigen, miirbigen unb erbauliten grömmigfeit mit<br />
großem ©rfotge unterzog, ©in burt fein SBiffen unb feine<br />
Serebtfamfeit berühmter ^Sriefter fagte einmal nat foiten<br />
©jercttien, eS fei mirflit intereffant unb ftaunenerregenb,<br />
Herrn Surfe gu hören, mie er, obmohl not gang jung, fo<br />
glüdftit in ber SBahl ber SäterfteHen fei<br />
Ser bantalige ©rgbiftöf bon Sublin, 9Jlfgr. 9Jhtrrap, gab<br />
feine boHe 3 u ftimmung gur ©rrittung gmeier ^nftitute für<br />
Saubftumme in feiner ©rgbiöcefe, baS eine für Änaben, baS<br />
anbere für 3ttäbten. Aehnlite Anftalten maren bisher in<br />
Urlaub, ©nglanb unb ©tottlanb unbefannte Singe. Ser<br />
©ebanfe baran mar von unferm oerehrten 2ftitbruber Herrn<br />
9)tac Samara gefaßt unb gur Sleife gebratt morben. ©r<br />
hatte fit ber H^fe einiger mitbthätiger unb einflußreiter<br />
Saien fcerfitert. Auf feine Sitte übernahmen bie Somini^<br />
fanerinnen bie 3Räbten, bie ©tutbrüber bte Knaben; beibe<br />
Anftalten empfingen bie ©utbeißung unb ben ©egen beS ©rg=<br />
biftofS..<br />
Herr Surfe trug für biefeS SiebeSmerf baS lebhaftefte<br />
3ntereffe. Um babei aut praftift mitgumirfen, benüfete er<br />
bie menigen Augenblidfe feiner SDlußegeit, bte 3eitenfprate<br />
ber •Xaubftummen gu erlernen. Aber bamit biefeS SBerf aut<br />
Seftanb hätte, mußte man eS in gang Srtanb befamtt maten
— 353<br />
unb unterftüfeen. 3 U biefem gmede bat man Herrn Burfe,<br />
oon ©tabt gu ©fabt gu gehen, um gu ©unften biefer mohl 5<br />
thätigen ©inridjtung ©onferengen gu halten. Stad) erhaltener<br />
©rlaubniß ber Oberen unterzog er fid) auä) botl ©ifer biefer<br />
Aufgabe.<br />
Auf biefer 9lunbreife begleiteten ihn gmei Heine Saufe<br />
ftumme. @r fpradj vor gasreicher Buhörerfdjaft unb ber ergleite<br />
©rfolg mar über atte ©Wartung glängenb.<br />
Um biefeS SBerf gu förbent, mürben reichliche Almofen<br />
gefpenbet. S^uit fönnen im Afyle für Saubftumme Otele folcher<br />
Kinber aufgenommen metben, meldte man früher, fei eS megen<br />
ihrer eigenen Unfähigfeit, fei es auS -Jtadjläffigfeit oon ©eiten<br />
Sener, melche für fie hätten forgen fotten, herumlaufen ließ<br />
iu oollftänbiger Unmiffenheit über bie nothmenbigften ©laubenS*<br />
mahrheiten. SDa erhalten fie nun forgfältigen Unterricht ni^t<br />
bloß in ber Religion, fonbern auä) für baS gefellfdjaftli
— 354<br />
Memanbent mittheilte; idh habe mir nämlidh eine Siegel<br />
baraut gemacht, nie etwa« gu verlangen unb nie etmat aut*<br />
jufchlagen. 2Bemt meine Obern mir bat angeraten hätten,<br />
mat ©ie mir fagen, hätte tdh et gethan; aber ba fie et nicht<br />
für gmedfotäßig hielten, biet gu thun, fo glaubte idh audh nidht<br />
barum bitten gu foHen."<br />
©ie Arbeiten bet Hetnt Surfe maren im ©eminare ber<br />
Srfänber bon großem Erfolge begleitet. ©er ©dhreiber biefet<br />
weiß et bon guberläffiger ©eite unb aud) aut eigener ©rfahr*<br />
ung, baß ben Beworbenen nur bie äußerfle Befdjeibenheit baran<br />
hinberte, bielleidht nidht aHet gu leiften, mat man bon ihm er*<br />
martete.<br />
Herr Surfe lehrte bie 3Koral burd) bierunbgwangig Sahre.<br />
Alt er bereüt ftebengig gahre wählte, glaubte man ihn einet<br />
fo mühfamen Amtet entheben gu müffen. ®erabe gu biefer<br />
$eit braudhte man einen erfahrenen 3Jiifftonär, um ben ©irector<br />
ber barmhergigen ©dhweftern im ©entralhaufe ber englifdhen<br />
Ströbing, bat im SBetdhbilbe Sonbont, in 9Jttff*Hitt, liegt, hilfreich<br />
jur ©eite gu flehen, fem Surfe mar bagu bom Bifita*<br />
tor, Herrn SDtorriffeh auterfehen alt ein 3Jlann, ber bie für<br />
biefen Soften nötigen ©tgenfdhaffen befaß. 3Kit greuben nahnt<br />
er biefen Borfdhlag an.<br />
@t gemährte ihm ftett bat größte Bergnügeit, ben barm*<br />
bergigen ©dhweftern irgeitb einen ©ienft gu ermetfen. Sei feiner<br />
Anfunft in 9KilI*HtlI fagte er gu bem femn ©irector, ohne<br />
gu bermuthen, Wte wahr er fpradh: „Haec reqtiies mea, hic<br />
habitabo! ©at ift meine 9tuhe, ba Witt idh wohnen/'<br />
@r fügte bei, bat fei feine größte Belohnung, baß man<br />
ihm geftatte, ben 3ieft feiner SEage guut SBohle ber barmher*<br />
gigen ©chmeftern gu berwenben.<br />
©rei Sahre blieb Herr Surfe auf biefem frudhtbaren<br />
Arbeittfelbe gum großen -Jlufeen aller ©eeten, bie gu ihm famen,<br />
unb er gerieth nidht bloß ben 3Kitgliebern ber Berfammlung,<br />
fonbern audh ben Autmärtigen gu großer ©rbauuitg.
— 355<br />
Sie. ©ftoeftern im ©eutralhaufe betoahren nof immer<br />
eine banfbare ©rinnerung an £errn Surfe unb fönnen naf<br />
eigenem ©eftänbniß nift vergeffen, mit melfem ©ifer er<br />
i^nen gu Sienften ftanb. ,,©ie unterhalten fif/' fo heißt e«<br />
in einem Briefe, „nof immer fehr gern über bie erbaulifen<br />
Beifpiele, bie er hinterlaffen hat ©eine garte $römmigfeit,<br />
feine aHumfaffenbe Käfftenliebe, befonber« gu ben Armen,<br />
feine Semuth, feine vollfommene unb finblife ttntermürfig*<br />
feit unter bie geringften SQBönffe feiner Oberen finb für aHe<br />
ein Beifpiel. ©ie betraften ba«felbe al« eine befonbere<br />
©nabe, bie ihnen gu Sheil mürbe unb ihnen bie Au«übung<br />
ber Sugenben ihre« Berufe«, movon ber miirbige SDliffionär fo<br />
oft fpraf, leifter mafte/'<br />
Bei ber Kaf rif t von beut Sobe be« £errn Burfe äußerten<br />
ade ihre ©hrfurft, bie fie gegen ihn hatten, fottrie auf<br />
ihren ©fmerg, ihn verloren gu haben, ^atholtfen fotoohl al«<br />
^Protestanten, 5ßrtefter unb Saien, bie mit ihm verfehrt hatten.<br />
Am 7. Auguft 1894 empfing er voll Bertrauen bie lefeten<br />
heiligen ©acramente, um barauf be« Sohne« feiner langen unb<br />
t>ielen Arbeiten theilhaft gu merben. ©ein Sob mar mie fein<br />
Seben ein Beispiel für alle.<br />
fierr Burfe toar ein mürbiger ©ohn be« heil. Binceng.<br />
©r befaß bie Sugenben feine« feiigen Bater« in einem mehr<br />
al« getoßhnlifen 3Jlaße, einige Sugenben fogar in außer*<br />
orbentlifem 3Jtaße. -Kiemanb fonnte auf nur einige Augen*<br />
blidfe in feiner ©efeHffaft gubringen, beni nift feine lieben«-<br />
mürbige ©infalt aufgefallen märe. Aber bie Sugenb, bie ihn<br />
befonber« fenngeifnete unb alle anbeten in fif gu begreifen<br />
ffien, mar ber ©ehorfam. SBahrhaft rührenb mar e«, mit<br />
toelf er ©elehrigfeit er ben geringften SBünfferi feiner Oberen<br />
uaffommen mollte. ©r ffien gu beabfiftigen, baß aHe feine<br />
£anblungen, felbft bie geringfügigen, ben ©tempel ber Semuth<br />
unb be« ©ehorfam« trügen.<br />
©r befaß eine überau« gärtlif e Anbaf t gur unbefledten<br />
Jungfrau Sötaria. 9laf bem Beifpiele be« heiligen Alphon«,<br />
«nitalen LX. 24
356<br />
mollte er ihren -Kamen bem feinigen beifügen unb nannte fit<br />
immer Sodann -Btaria Surfe, ©eine grömmigfeit hatte aber<br />
bei aller ßärtlitfeit nitt« AffeftirteS. .<br />
(Sbenfo mie feine 2tnbatt gur feligften Jungfrau mar aut<br />
feine Stnbatt gum atter^eitigfteri ©aframente auffaHenb. ©elten<br />
rittete er an eine Serfammtung einige 2Borte, ohne nitt<br />
aut feine gmei SieblingSanbatten hineingubringen, unb er<br />
tat eS mit foltern 2tu£bru
3 t alten.<br />
o ttl.<br />
ffiimtmljuttg ber Capelle im $t. Uiticenjljaufe ber barmljerjigen<br />
SdjweJtent.<br />
Weber biefe fromme ©eremonie finb uns folgenbe ©injel-<br />
Reiten gugegängen:<br />
Sie Capelle beS heil. Sincenj mar fton feit mehreren<br />
SBoten fertig nnb martete nur mehr not auf bie äfofunft<br />
beS göttliten ©afteS, ber bisher in einem profciforiften SEaber*<br />
nafel feine SBohnung nehmen mußte.<br />
©eine ©minenj ber ©arbinalbifar, metter fton oerfpro^<br />
ten hatte, fie eingu^eten, mar gerabe ju biefer 3eit feh*<br />
leibenb unb lonnte alfo ber ©inlabung nitt golge leiften,<br />
toeßhalb auf feine Sitte 3Jtgr. Sertucca tu bertrat.<br />
2lnx 19. SDiärg, am gefte beS heil. Sofeph, um 5 Uhr<br />
SlbenbS, fanb bie Senebiction in aller ©infatheü unb häu£*<br />
liter ©tiHe ftatt. 2lHe ©ttoeftern Sienerinnen bon Slom<br />
hatten fit mit mehreren 3JUtft*oeftern in bem allen fo teueren<br />
SSincenjhaufe eingefunben.<br />
3Bie mürbe ba gebetet um ©nabe unb ©egnungen für<br />
unfere oerehrten Oberen, für bie teuere Serfammlung, beren<br />
•Dtitglieber alle tu finbtiter Siebe beitrugen jum Slnfauf beS<br />
HaufeS unb jur 2luSftmü
358<br />
Sie erfie heilige SUtefe mürbe am folgerten Sage um<br />
fieben Uhr gelefen. Ueber oierjig ©
Protnrt3<br />
polen,<br />
Brief bes ZTtiffionspriefiers f}errn Soubieille an £)erm<br />
2t. 2Ttilon, ©eneralfecretär ber (Congregation.<br />
Tralau, 20. SKärg 1895.<br />
$of ftntrbiger £err unb theuerfier SUtitbruber!<br />
Sie ©nabe unfere« £errn fei altejeit mit un«!<br />
Sie naf ftetyenben ©ingelbeiten merben 3$nen eine Meine<br />
SorfteHung geben fönnen von ben Arbeiten unferer SDtitbrüber<br />
auf ben 9JUffioneu. SBir fönnen nift aHe unfere Gräfte auf<br />
bie SKiffionen Vertoenben, benn mir ^ben fyzx ba« innere<br />
©eminar, ©fulen für bie jungen ©tubenten unb für bie<br />
©lerifer, bie ©orge für bie ©fmeftern unb ihre ©fulen,<br />
femer bie ©orge für bie ©efäitgniffe unb ©pitäler. Sei<br />
biefen äBerfett finb alfo viele Spriefter beffäftigt.<br />
Unfere apoftofiffen Arbeiten finb gmeifafer Art: Ar*<br />
beiten für ben SBinter unb für ben ©ommer.<br />
3m SBinter geben toir in unferem £aufe tu Ärafau @j;er*<br />
citien für bie Sanbleute, bte überallher fommen, au« ©aligien,<br />
rufftff Sßolen unb befonber« au« Greußen, SBBir braufen<br />
un« nift viel bemühen, Seute gu ben ©sercitien herbeigu*,<br />
giehen, im ©egentheile müffen ttrir bahin ftrirfen,baß bie<br />
ÜJtenge nift gu fehr antoaffe; benn man muß für aHe SBohn*<br />
ung ff äffen unb ihre Seifte abnehmen, baju ttriHnof faft<br />
ein jeber eine ©eneralbeift ablegen, unb bie« nur bei einem<br />
SffUffionär.
— 360<br />
©iefet Jahr begann bie Steide ber ©jercitien mit bem<br />
14. Sftobember unb enbigte mit ber SBodhe ©esagefttnä. SBäh*<br />
renb biefer britthalb SKonate nahmen 4470 ^erfonen, bar*<br />
unter 1400 SUlänner an ben ©^ercitien<br />
3Kan berfährt babei folgenbermaßen: 3Kan labet bieSeute<br />
na^ ben ©täuben ein: gamilienbäter, gamilienmütter, 3üng*<br />
linge unb Jungfrauen.<br />
©ie ©jereitien bauem immer bon 9Jlontag Abenbt bit<br />
Freitag, mo bie ©eneralfommunion ftattftnbet, unb mo in bie<br />
berfdjiebenen Bereine -ättitgtieber aufgenommen merben, mie<br />
in ben SJläßigfeittberein, in bie ©capulierbruberfdhaft unb<br />
anbere Bereine.<br />
SCäglidh finben ftdh a ße um fünf Uhr früh in ber Kird^e<br />
ein. ©a folgt nun bat SJWorgengebet unb barauf eine 3lnrebe<br />
bet ©fercitienleitert. — Um 5V 2 Uhr beginnen bie heiligen<br />
•äKeffen; bie Seute fingen bie Saggeiten ber Unbeftedten ©m*<br />
pfängniß unb anbere Sieber. — Um 7 x / 2 Uhr bertä&t man<br />
bie Capelle, morauf bat grühftüd folgt; jebodh bleiben bie<br />
meiften nüchtern.<br />
Um adht Uhr wirb in ber Kirche bon einem ©jercitanten<br />
aut einem ßatedhitmut, ber bie fathotifdhen ©laubentmahr*<br />
heiten erllärt, borgelefen. ©arauf folgen berfchiebene ©ebete<br />
unb bon neuem Sefung über bie ©laubentmahrheiten. Bon<br />
Seit gu Seit unterbridht ber ©£ercitienleiter bie Sefung, meift<br />
auf bie äßidjtigfeit bet eben ©elefenen hin unb ermecft mit<br />
ben Subbern berfdhiebene lügenhafte.<br />
atte mit<br />
Unt 11V 2 Uhr Mten kern SWiffionär ein Sßarti*<br />
cularesamen über gemiffe fünfte, bie für fie ein befonberet<br />
Jntereffe hüben. 3* 1 SDWtag berlaffen alle bie $irdhe unb neb*<br />
men ihr befdheibenet SUtittagmabl ein. Dft ift et bie eingige<br />
3JIahlgeit bet Saget.<br />
Bor gmei Uhr berfamnteln fidh alle mieber tu ber &it
— 361<br />
@o ge^t eS bis fed)S Uhr 2lbenbS, too eine große Sßrebigt<br />
ift. ©er ©egen mit bem3Werheiligften fdjließt ben Sag; bann<br />
jiehen fie fidh cm bie ihnen angetoiefenen Drte gurüd Sie<br />
Miffionäre müffen ihnen ihre eigenen Stöume überlaffen. äßenn<br />
eS grauen finb unb ihre 3ahl S« ift-, fommen uns bie<br />
©djtoeftew gu Hilfe, um für biefelben Unterfunft gu finben.<br />
3lm gtoeiten Sage Beginnen bie fyil Seilten; ba heißt<br />
eS ben gangen. Sag arbeiten, ohne eine Minute gu oerlieren.<br />
Um in biefer furgen 3eit 4—500 ©eneratbeid>ten gu hßten,<br />
muß man angeftrengt arbeiten, ©inige befreunbete 5ßriefter<br />
leiften uns babei Hilfe.<br />
2lber bie grüßte biefer ©^ercitien belohnen uns reiflich<br />
für alle Mühen. 9tadh ber 2luSfage einiger bringen biefe<br />
©jercitien einen größeren unb bauernberen Sftufeen hertoor als<br />
bie Miffionen. 3ebo(h finb unfere Miffionen, oon toelchen<br />
ii^ Shuen ein anbermal fdjreiben mW, ebenfalls fehr gefegnet.<br />
3n ber Siebe 3efu unb Maria u. f. xo.<br />
©oubieille, i. s. c. m.
prot>trt3 £fytrta-<br />
- Sie folgenben 33riefe Serben ein 33ilb geben von ber<br />
Sage, melte ber ßrieg giften ©hina unb $apan für bie<br />
•JJiiffionäre unb bie barmherzigen ©ttoeftem geftaffett hat<br />
3h*e Anftalten befinben fit toohl nitt auf bem ^riegSftau^<br />
ptafce, jebot finb bie folgen beS Krieges überall fühlbar.<br />
93efmg, #au$ ber Unbeflecften ©mpfangnig, 12. 9Warg 1895.<br />
3t fann nur baS UnglücE beftreiben, baS mir felbft<br />
fehen. Unfer HauS ift fehr groß, unb bot ift eS überfüllt,<br />
befonberS bon fleinen ^inbern. Sie armen Seute fterben vor<br />
Hunger, fte entlebigen fit t^er Äinber, von benen viele bent<br />
£obe anheimfallen, unb unglücflitermeife oft ohne heil. Xaufe.<br />
Srei bis vier folter Äinber führt uns bie göttlite Sorfefc<br />
ung täglit ju. 2Bir haben fton ungefähr fiinfhunbert btefer<br />
Meinen ©ngel bei Ammen untergebradjt unb ebenfoviete bei<br />
uns im Haufe. AHe finb nun Äinber ©otteS; fie aufnehmen,<br />
heißt ihnen ben Himmel erftließeit, fie gurinfmeifen, hieße<br />
benfelben ben Himmel emig verftließen, unb bagu habe it<br />
nitt ben 3Jluth. 3t ^eiß, baß~ bie uitS angemiefenen SDtittel<br />
nitt hinreiten werben, aber it hoffe, baß bie göttlite SSorfehuitg<br />
bem Langel abhelfen toirb. Ser liebe ©ott meiß<br />
mobl, baß biefe armen verlaffenen Äinber ihm angehören, unb<br />
baß mir fie nur beßhatb lieben unb retten motten.<br />
SaS ©lenb ift hier fo allgemein, baß man felbft erftaunt,<br />
baß eS in ber ©tabt not feine Unruhe gegeben hat; eS ift<br />
aber jefet fehr gu fürtten. Siefer ungtüdlite $rieg gieht fit
— 363<br />
in bie Sänge; man fteht fein ©übe vorau«, obmohl man immer<br />
barauf hofft.<br />
2Bir müffen ©ott unb unferer unbefledten 3Jhitter nur<br />
banfen, baß fie un« ben gangen SBinter hinburf fo beffüfet<br />
unb un« bie ©nabe verliehen hat, mährenb be« Kriege« auf<br />
unferem Soften gu bleiben. 3f hoffe, baß mir unfere lieben<br />
kleinen nift merben im ©tif e laffen müffen.<br />
©fmefter Sauria«,<br />
u. S. b. f. S. S. b. a.,St.<br />
Sff eng=ting=fou, 15. .Jänner 1895.<br />
©« mürben bö«miHige ©eritf te unb Berläumbungen gegen<br />
bie aJliffionäre unb bie barmhergigen ©f meftem au«geftreut,<br />
unb am britten Sage be« gmölften 3Ronbe« toolltenvorbei*<br />
giehenbe ©olbaten in ba« £au« ber barmhergigen ©f toeftern<br />
einbrefen. 3lm folgenben Sage, einem ©onntage, famen fie<br />
in nof größerer 3
— 364<br />
tag beS 3ahr.eS verging ohne gemeiufchaftilgen ©otteSbienft,<br />
um baS BoII bur
— 365<br />
f^ott fett einem -üionat an ihren SBimbeit leiben, bie bei<br />
•Mehreren gefährlich finb. Sa fie bis je|t gar feine Pflege<br />
genoffen haben, ift ihr ßuftanb ein erbarntungSmürbiger. Sie<br />
Reiften haben nur fleine SBunben, aber fie finb bon ben An*<br />
ftrengungen ganj erftöpft unb mir ftäfeen uns glüdflit, ihnen<br />
eine fleine (Erleichterung gu oerftaffen.<br />
9Kan fragte uns, ob mir nitt mehr 1ßla| hätten, aber<br />
unfere anberen Äranfen mitgeretnet ift baS ©pital bolt. Sa<br />
bie 3Kiffion einige Minuten bon hier auf frangöfiftem Soben<br />
mehrere Häufer hat, fo haben iirir oor, bort eine fleine Arn^<br />
bufänj ju erritten unb bie Sertounbeten ju pflegen. SBenn<br />
in einigen Sagen ber Äampf in SEa^fouin bei Sien4fin mieber<br />
beginnt, merben mir uns mitten unter ben SBirren beftnben.<br />
3lber menn mir nur junt Heile einiger armer ©olbaten beitragen<br />
fönnen, merben mir für unfere blühen reitlit ent=<br />
ftäbigt fein.<br />
Sie burtjiehenben ©olbaten erregten in ^ftemtin^fou<br />
einen Aufruhr. Aus Sorfitt ftidte beßhalb 9Jlfgr. Srugutere<br />
6 ©ttoeftern ju uns. ©ie finb not iefet bei uns unb helfen<br />
uns bie aSermunbeten pflegen, ©te hoffen, baß ber ßrieg<br />
nitt ju lange bauem mirb, unb fie münften fehnlitft beit<br />
^rieben herbei, um in ihre teure 3Ktffion juritdffehren ju fönnen.<br />
©ttoefter 9Jt. Sereu,<br />
u. b. t. & b. a. St.<br />
Surt ben Vertrag ju ©imonofafi mttrbe smiften ©h^a<br />
uitb Sapan ^rieben geftloffert, toobeiSapan bie Sebtngungen<br />
ftettte. Aber bie folgen beS Krieges, H^ger, SRoth unb ©lenb<br />
merben fit not lange fühlbar maten.
- 366 —<br />
$erid)t Met bie iHiflrionen<br />
xjjott flerrn ßzttzmbonx^ ^jemralprcucnratjor ber GDmgregattom<br />
1894.<br />
(gortfefcung.)<br />
Bicariat nörbl.<br />
Um einen Ueberblidf über bie mahre Sage unb bie äBid|js<br />
tigfeit ber SKlffion in geling ju geben, fann idh nidhtt Sefferet<br />
t^un, ate bat Berjeichniß ber geiftiidjen ©rfolge im borigen<br />
Sabre (1893) ju geben.<br />
1. Drtfdjaften,Wo ©hriften Wohnen, Welche einmal iäljr*<br />
liih bon ben üDfiffionären befudjt Werben . . 460<br />
2. Slnnabernbe 3abt ber ©hriften 38.639<br />
o o-^r^ / beibnifd&er Äinber . . . . . 1.618<br />
3. Saufen { emad)fcne r . . . _ . L197<br />
4. Äatedjumenen, welche gegrünbete Hoffnung auf 33e*<br />
febritng geben 2.304<br />
5. gtrmungen 1.530<br />
6. Sabretbeicbten 26.696<br />
©onfitge Seilten . 36.825<br />
7. Dftercommunionen . . . . . . . 21.847<br />
©onftige Kommunionen 52.244<br />
8. gefete Gelungen 621<br />
9. ©befdjtiefmngen 317<br />
große ^irdjen mit 5Hefibena für bie äWif*<br />
fionare . . . . . . . 25<br />
10. Äirc&en Heine ®ir$en ober öffentliche Capellen . 160<br />
11. äßiffion^riefter<br />
12.<br />
{<br />
euro^äifcfyeS:<br />
Sethaufer, wo bie ©hriften fidh berfarnmein<br />
Europäer<br />
©hinefen<br />
euro^äifche Saienbritber<br />
©ingebonte SEBeltyriefter<br />
«Söglinge .<br />
franco=d&inefifdjet: Zöglinge .<br />
dhinefifd&eS: «äöglinge<br />
106<br />
23<br />
13<br />
4 51<br />
11<br />
28<br />
150 f248<br />
70
— 367<br />
13. Srowiflett, ©uro»äer t ' ' • „<br />
{KT: : : Zr<br />
14. Sie fletnen Srüber 9Karia'« . . . . 18<br />
15. ©ro§e ©emtnarten; Zöglinge . . . . 21) __<br />
steine ©eminarten; Glinge . . . . 42 / 63<br />
nationale ©fule: . . ... . 10<br />
für Snaben ,71<br />
— ©fitler . . . . . . 1.003<br />
für 2Käbfen 70<br />
— ©f ülerutnen 1.305<br />
Äatef umenate 25<br />
®atefumenen, melf e gum ©tubieren ge*<br />
fommen finb . . . . . 779<br />
16. ©fulen<br />
{<br />
Sarnfergige ©ftoeftern . . . . . 36<br />
©t. 3ofepb«fftoeftern, alle ©ingeborne . . 50<br />
Jungfrauen, toelcbein ben gamtüen leben . . 342<br />
18. fromme ^erfonen, melfe im Saufe be« Jahre« in<br />
oerffiebene Sruberff aften aufgenommen mürben . 1.391<br />
19. Sranfe in ben brei ©pitälern ber barrnb. ©fweftern 4.021<br />
20. Slrme unb ®ranfe, in ben 3 9lrmenapotbefen verpflegt 105.332<br />
21. ©reife in ben £ofptaen 73<br />
22. ©jercitien tourbengehalten 182<br />
Stefe 2lufgählung ber SBerfe unb ©rfolge bietet bie freu*<br />
bigften 2lu«fiften. Jf fönnte nof viel fpref en Von bem<br />
©uten, ba« geffieht, von bem ©influß, ben bie 3Jliffionäre<br />
unb bann mittelbar auf bie Sieligion bei ben finefiffen<br />
SBürbenträgern unb bei ben SRepräfentanten ber europätffen<br />
Nationen, feien fie Äatholifen ober 3lnber«gläubige, genießen.<br />
2Ba« ba« 2Berf ber aJiiffionen betrifft, fo enttoidelt e«<br />
fif immer mehr, fagt SUifgr. ©arthou in feinem Serift, bett<br />
if h^r miebergebe.<br />
„Sie Sahl ber Ungläubigen, toelfe in ben ©fooß ber<br />
heiligen 5lirf e eingehen, nimmt gu; unb menn bie Spla<strong>der</strong>eien<br />
unb ©treitigfeiten von Seiten ber engliffen, amerifaniffen,<br />
beutffen unb ffmebtffen proteftantiffen 3Jtinifter nift mären,<br />
mürben fif nof viele ©hinefen unferen SReubefehrten anff ließen.<br />
Siefe Serfünbiger be« Sorthum« arbeiten aber inbirect für un«;
— 3.68 -<br />
in bem einen ober cmbern unferer Siftricte fönnen mir jebeS<br />
Satyr einige Belehrungen biefer 9latur jum KatholiciSmuS auf?<br />
Zeichnen; einige tyunbertbiefer Häretifer flehen auf ber Sifte<br />
unferer Katedjumenen. Ungliicftidjermeife erregen bie anbern<br />
Sßroteftanten Berfolgungen gegen fie unb flagen fie Oor ben<br />
Manbarinen an; jebod) tyaben einige Maubarine f$on bie<br />
gehäfftgen Sögen entbetft unb entfc^ciben ju ©unften ber Kathoüfen.<br />
Um mit mehr ©rfolg fämpfen ju fönnen, brausten<br />
mir mehr Mittel. Srofebem biefe nicht ba finb, behaupte iä)<br />
aber bennodjj, baß mir oor ben $ßroteftanten ni$t fapituliren.<br />
©eit Saugern fdjon befaßen fie in Sien-tfin eine fefte lieber?<br />
laffuttg, mo fie für bie europäifchen Ktttber, meift Sprotefianten,<br />
eine 2lrt Kollegium eröffnet tyatten. Unfere fleinen Brüber<br />
Marian mußten fi
— 369<br />
„Sie auswärtige ©chule yxfyt gegenwärtig 160 Einher<br />
ober junge 2ftäbten, Welte ganj auf Soften beS HaufeS fommen;<br />
fie Reißen Auswärtige (@£terne), weit fie nteifi befannten<br />
triftliten gamitien angehören, bie größtenteils fehr arm<br />
finb unb nichts für ihre ^inber jaulen. Sie Äinber fehren<br />
erft in bie gamitie gurütf, wenn fie fit bereiten wollen.<br />
Siele junge ©hriftinnen, bie bei ihren ©Itern feine ©elegen*<br />
heit ^ben, fit in ber Religion }u unterritten, unb bie fogar<br />
ben gewöhntiten tägtiten 9teiS nitt haben, fönnen im kp<br />
ternate nitt aufgenommen werben, weit bie SKittet nitt aus*<br />
reiten.<br />
„Sie ArmemApothefe, wohin jährtit etwa 30,000 Eranfe<br />
fommen, trägt biet bagu bei, bie Sorurtheile ber Ungläubigen<br />
ju jerftreuen unb fie ben ©hriften näher ju bringen; mehrere<br />
bon ben armen Traufen fommen gerne in eines ber fatholiften<br />
Hofpitäter, Wo fie mit ber heiligen Saufe fterben; anbere befehren<br />
fit, unb ju ihrer $amtlte jurücfgefehrt, führen fte aut<br />
biefe sunt wahren ©tauben.<br />
„SaS Äatetumenat, Weltes von ©ha=la=eul in baS HauS<br />
ber unbefledten ©mpfängniß verlegt würbe, ift für tinefifte<br />
grauen unb SBitwen geöffnet. ©S finb ungefähr 40 Sßerfonen<br />
bort, ju bereu Seherbergung man 2 ©äte herritten mußte.<br />
Nahrung unb Hebung ift wohl fehr teuer, aber unbebingt<br />
uothwenbig; felbft einSheil ber Kleiber muß ihnen unentgelt<br />
lit gegeben werben, weil wir von ben Häuptern beS SiftrieteS<br />
feine Sergütung forbern. 16 fönnten gur heiligen Saufe gu*<br />
gelaffen werben; ber einzige ©runb, ber bie Sßeiterentwicflung<br />
biefeS SBerfeS hinbert, finb bie befttänften Hilfsmittel.<br />
Sieariat weftliteS Sfte4p.<br />
Sßewt aut biefeS Sifariat nitt fo wittig ift wie ^efing,<br />
fo ift im Allgemeinen bot feine Sage nitt meniger günftig<br />
unb ausfittsvotl. SieS geigt bie Ueberfitt über bie verriebenen<br />
SBerfe:
— 370<br />
1. Slmtübernbe ber ©brtften<br />
©rtoacfyfener<br />
2. Saufen { üon ^ated&umcnen .<br />
3. Strien . '.<br />
4. öffentliche Sa^elöen .<br />
l ©ingeborne SBett^ricfter<br />
6. (Seminar: cSögliitge .<br />
7. Kollegium: äöglinge .<br />
8. Sftormatfdjuten für 9D?äbd)en: ©(Hüterinnen<br />
für Knaben<br />
9. ©cbulen cSBgtmge<br />
für SDiäbchen<br />
eBögiinge<br />
10 ^atedjumenate .<br />
11.<br />
12.<br />
13.<br />
14.<br />
{<br />
— 9?eube!ebrte<br />
93armberaige ©(bmeftern.<br />
@t. 3ofe£btf
— 371 —<br />
Um gegen protefiantiffen ©influß befonber« bei ben finefiff en.<br />
Beworben gu fämpfen, mußte ber hoftoürbigfte Biffof bamit<br />
beginnen, bie fatholiffen Anftalten oon Küt*fiang feft gu be*<br />
grünben. Siefen feinen erften miftigften Sßlan fonnte er nur<br />
mit großen Opfern oermirflif en.<br />
Unb bof hat er nur ba« unbebingt -Jlothtoenbige getrau.<br />
Ser alte ©f Uppen, ber at« Kirfe biente, genügte bamal« nof<br />
für bie ©laubigen ber Ortffaft; er bafte nie baran, eine<br />
auf nof fo beffeibene Kirfe in biefem Sfflittelpunft ber 9Jltf*<br />
fion gu erriften. broht ber ©fUppen gufammenguftürgen<br />
unb genügt nift mehr für alle ©Triften; ber hoftoürbigfte<br />
SBiff of muß alfo barauf finnen, biefem Langel abguheffen.<br />
Sie SRothtoenbigfeit, biefen Sßtan in 9lu«führung gu brin*<br />
gen, geigt fif immer mehr. ©« tfi nur gu geref t, baß menig*<br />
ften« eine Kirfe ba fei, melfe, if fage nift, ben proteftan*<br />
tiffen Sempel übertrifft, fonbern im Bicariate menigften« bie<br />
eingige nennen«merthe Kirf e ift; anber«too ift man mit beff ei*<br />
benen Kapellen gufrieben; man märe glücflif, menn man<br />
überall eine folfe hätte, mo e« nöthig ift<br />
Sie folgenbe SabeHe gibt ein fehr berebte« S^ugniß für<br />
ba« gute ©ebefen, befonber« menn man an bie fpäte ©rrift*<br />
ung be« Bicariate« benft, unb menn man meiß, mie oerlaffen<br />
e« immer mar, unb toelfe Prüfungen e« ffon gu beftehen<br />
hatte:<br />
1. Annäljernbe
- 372<br />
©£ Wirb fieser auffallen, baß eS in biefem Sicariat fein<br />
©eminar gibt; fo ift eS aut im öftliten $iang~ft. 216er<br />
man mirb biefer Maßregel nur beiftimmen müffen, menn man<br />
bie 2lbfidjt bavon fennt. Aus ßfonomiften 3iü
N<br />
- 373 -<br />
ju förbern, ober ttyn gu beglinftigen, fonbern nur bemfelben<br />
%u folgen; mie oiele ©eelen fonnten mir bann retten! 2ld),<br />
toir müffen alles auf biefe fd)redlid)e unb graufame grage<br />
guritdfütyren: Keinen unfere Mittel aus, um biefe neuen Soften<br />
git bestreiten? Ser ©djmeiß unb baS Blut unferer Borfatyren<br />
tyat uns eine &it verpltnißmäßigen äBotylergeljenS vorbereitet,<br />
»ie es oor fünfzig ^atyren feine ntenfdjltdje BorauSfidjt tyätte<br />
äfrten fönnen. Heute finb bie Borurttyetle gefallen. SBir merben<br />
jefet nidjt bloß metyr gebulbet, fonbern mir beftfeen bie<br />
Zuneigung, ja bie Siebe beS BolfeS. 2BaS bte ©eletyrten betrifft<br />
, fo barf man nidjt baran benfen fie gu gern innen; mit<br />
ifyrem ©onfuciitS lernen fie nur baS ©ine: Sie SBiffenfd^aft<br />
ber ©itelfeit unb beS ©igenbünfels, bie galfd)tyeit, bie Süge<br />
unb ttngerecfytigfett.<br />
Sie $reityeit, ber mir uns erfreuen, geftattet uns, unfere<br />
SBerfe gu begrünben unb gu entmideln unb uns faft überall<br />
nad) unferem ©utbünfen gu organiftreu. SaS nad) meinem<br />
©radjten in ©Ijina mirffamfte Mittet, bie ©eifter gu gemimten<br />
unb unferen ©influß auszubreiten, ift ber Unteramt burd) bie<br />
©rünbung oon ©cfyulen. 3lber um bereu ©rfolg gu'fidjem,<br />
muß man eine 2lrt 9lormalfd>ulen errieten; baS oerurfadjt<br />
loieber Jtoflen, bie ntidj erf$reden, ja fogar mand)mal gur<br />
Bergmeiflung verleiten; bann entftetyt bie anbere §rage, mie<br />
©$ulen erbauen, erhalten u. f. m.<br />
„D, menn baS SBerf ber ©laubensoerbreitung uns Mittel<br />
bieten fönnte, gasreiche ©djulen gu begrünbenlSOBie oiel ©uteS<br />
fönnten mir ttyun? 2luS unferen ©djülern mürben na$ unb<br />
nad) ebenfo oiele Stpofiel in ityren gantilien unb bei ityren<br />
•iftadjbarn! Sie Bergangentyeit, fo fagt man, proptyegeit ein<br />
toentg bte Sufunft;<br />
n uu futö a &er bie neuen ©tyriftengemein-<br />
Oen gerabe auf bie befagte SBeife entftanben. 3m -Jtotfyfalte,<br />
fügt Mgr. Bic bei, mürben mir eine ©ongregation gu Hilfe rufen,<br />
bie ficfy mit bem Unterridjt befaßt, mie man es in geling<br />
gemacht tyat,mo bie fleinen Brüber Marius bie fo nftfctidfren<br />
Mitarbeiter ber Miffton finb."<br />
25*
— 374<br />
33tcariat füblidhet Äiang=fi.<br />
SDiefe SKiffiou erholt fich nadh unb nadh bon ihren früheren<br />
Prüfungen, ^ebet wächft pfehenbt bie $ahl ber ©läu*<br />
bigen, ber 2lnftalten unb ber SBerfe. 9Jlgr. ©oqfet unb feine<br />
aJlithrüber wiffett, um ben Sßreit mie bieler Arbeiten, 3Jiühen<br />
unb (Entbehrungen fie bie ©rfolge errungen haben, bie tdh i<br />
Berjeidhrnffe über bie Sage bet Bteariatet gufammengeftettt<br />
habe. ßugleidh mö 9 e man W erinnern, baß bor meniger<br />
alt bierjehn S^^en biefe SDiffion nofy gar nidht egifiirte,<br />
baß fie mehreremate Prüfungen gu befielen hatte, in benett<br />
fie faft gu ©runbe gegangen wäre, unb baß fie fogar jefet<br />
nodh meit-babon entfernt finb, biefelbe Freiheit ju genießen,<br />
mie ihre Sßadhbariit, bon ber mir eben gefprodhen fyabm.<br />
1. Bäht ber ©laubigen 4.200<br />
2. ^atedhumenen 350<br />
3. Saufen djriftlid(jer Stnber unb ©rtoadjfener . . 271<br />
4. Kirchen 5<br />
5. Deffentlidhe ßa^eüen . . ... . . . 17<br />
f SMiffiont^riefter 8<br />
' l ©ingeborne SBeltyriefter 3<br />
7. ©briftengemeinben, Wohin bie SJttffionäre regeintägig<br />
fommen 125<br />
8 ( @ro§et ©eminar: iSögliuge 16<br />
\ Steinet ©eminar: äögtinge 30<br />
Snabenfdhuten 13<br />
— ©dhüler 185<br />
q . SMbdhenfcbulen 3<br />
— ©dbüterinnen '84<br />
Satedhumenate 4<br />
. — ©tubierenbe Satedhumenen . . . . 143<br />
Ohne Steifet finb biefe ßifftxn im Bergleidh mit ben<br />
früher aufgezählten 2Jitffionen befcheiben ju nennen, aber idh<br />
glaube, baß gerabe biefe 3Jiiffion am meiften ber ©rmuthigung<br />
bebarf, unb baß gerabe biefe 3Jfiffton für unfere 9Jtit=<br />
brüber bie berbienftlidhfte ift. 3lußer ber meiten ©ntfernung,<br />
ber einzelnen ©hriftengemeinben bon einanber finb audh bit
— 375<br />
UBege äußerft tuen ige, unb man muß gu guß meite ©trecfen<br />
gurüdlegen unb Serge überffreiten. Ueberbieß müffen ade<br />
3lnftalten mieber Von neuem aufgebaut merben, ba fie früher<br />
.gerftört mürben; mit großer 3Jlühe mirb eine naf ber anbern<br />
mieber aufgebaut, unb oft fragt man fif, ob e« nift tottftfn<br />
ift, mit fo geringen Mitteln einen foffen Bau gu unternefc<br />
men, unb ob ein anbere« mif tigere« SBerf nift nothmenbiger<br />
fei unb me^r ©ute« thun fönnte. Sa« finb bie Beforgniffe<br />
unb bie Befiirftungen, melfe 3ttgr. Soqfet unb feine 3Wit=<br />
brüber jeben Sag beff äftigen.<br />
2Jigr. Soqfet miff Jh re * Sftäf ftenliebe gang befonber« ba«<br />
doppelte 3Berf ber ©fulen unb ber Katefumenate anempfehlen;<br />
er hat bie fefte Uebergeugung, baß burf bie ©röße unb SDtannig*<br />
faltigfeit biefer beiben 2lnftalten unfere Zeitige Religion am<br />
fif erften unb ffnetlften in au«gebreitet merben fann.<br />
2ßte ff oit gefagt mürbe, ift in biefem Bicariate ba« ge*<br />
metnfame große unb fteine ©eminar für bie brei 9Jiifftonen<br />
ber ^roving Ktang*fi erriftet.<br />
Bicariat Sff e*fiang.<br />
Sen Berift über ©hwta ffließe if mit biefer 3Kiffion,<br />
melfe ben SRäthen be« 3Berfe« ber ©lauben«verbreitung fo<br />
gut befanut ift. Sie vorigen Jahre ffilberte if mit ben<br />
eigenen äßorten be« 2Jtgr. 9?epnaub feine 9Jluthlofigfeit unb<br />
feine Befürftungen, bie ihren ©runb hatten einerfeit« in ben<br />
amermeßlifen unb brtngenben Bebürfntffen, anbererfett« in<br />
ber großen Ungulängliffeit feiner SBittel:<br />
„•Keine SWitbrüber unb iffo ff rieb er, „fparen nift<br />
©fmeiß, nof ©ntbehrungen aller 3lrt; unfer Blut fönnte<br />
nift einmal genügen, mir müffen ©elb haben, um in ©h^a<br />
etma« ©ute« gu thun."<br />
Sie folgenbe vergleifenbe Säbelte gmiffen ben Jahren<br />
1883 bi« 1893 bemeift umtmftößlif, mie begrünbet bie brtn*<br />
10.<br />
Ii.<br />
12.<br />
3ahl ber ©hriften<br />
©hrifte-ngemeinben<br />
{ Sirdhen<br />
Capellen .<br />
Dratorien .<br />
Äatetumenen<br />
Änabenftulen<br />
— ©d)üter<br />
9Käbtenftulen<br />
— ©tüterinnen<br />
r ©ofpitSler .<br />
\ Äranfe<br />
( Slrmenapotfjefen<br />
l Sehanbelte StranU<br />
r 9KiffionSpriefter<br />
376<br />
\ gaienbrüber<br />
©roßeS ©eminar: cäögltnge<br />
Steines ©eminar: cgogtinge<br />
{<br />
SSarmhergige ©tWeftern<br />
Sefute im £aufe (neu angefangenes<br />
ffierl)<br />
SBatfenhäufer<br />
Änaben<br />
SRäbten .<br />
1883. 1893.<br />
6.332 9.120<br />
80 109<br />
8 10<br />
4 10<br />
34 54<br />
615 2.98T<br />
18 35<br />
263 576<br />
5 14<br />
92 349<br />
4 6<br />
1.275 2.849<br />
2 4<br />
33.742 99.653<br />
18 22<br />
1 2<br />
7 8<br />
13 20<br />
24 32<br />
— 47.898<br />
— 9<br />
— 86<br />
- 677<br />
- 714<br />
@tnber, bet Ammen untergebracht<br />
SBie biefe Bahlen geigen, befinbet ftt biefe -ättiffiott ie($t<br />
auf bem Söege eines unverhofften $ortftritteS naä) fo bieten<br />
Sauren beS ©tillftanbeS. Sie ©tunbe beS ©rmatenS fteint<br />
gefplagen gu haben unb bie $ahl ber ^atedhumenen, bei bret<br />
Saufenb, beweift, melier ttmftwung in ben ©emüthern ju<br />
©unften unfereS heiligen ©laubenS vor fit geht, ©anj Sfte=<br />
fiang fennt bie SUliffioitäre, unb äffe Wiffen, baß fie bie Siener<br />
einer Religion finb, ber fton viele ihrer eigenen Sanbsteute<br />
angehören. Sie barmherzigen ©tWeftem mit ihrer weißen<br />
©ornette finb im größten Sheile ber Sßroving ebenfalls fehr<br />
volfsthümtidh; man nennt fie bie „weißen aSögel aus ©uropa".<br />
@S ift fi^er, baß biefe erftauntite $af)l von Äatetumenen<br />
nat ®ott am meiften ben Sßerfen ber Uiätftenliebe
377<br />
gu oerbanfett ift; benn auf biefe SBeife gewinnt man bie motyfc<br />
tooffenbe -föeugierbe unb bie Artung oon ©eiten ber Heiben.<br />
9Kgr. Siepnaub tyat ben Sßtan gefaßt, ba£ Hofpital oon<br />
9ling = $j3o toieber aufgubauen, ba£ f$on einguftürgen brotyt<br />
unb ba£ £ofpital auf bem Ar$ipel oon Styoufan gu oer=<br />
größew. SBotyl gemerft, es banbett fid) ni$t um Hoftritäler,<br />
mie fie in (Suropa finb: Mit einer Ausgabe oon tyßdjftenS<br />
30,000 granfen fönnte man biefe beiben Anftatten ooHfomrnen<br />
in ©ang bringen. Ser tyodjtoürbigfte SBifcfyof möchte<br />
ebenfo ein ffeineS ©eminar unb eine ©entral^SRefibeng' in<br />
9img-$Po griinben.
prot>irt3 Syrien.<br />
1* Jlnflalt*« tutv pttfftimiitc.<br />
^e^rutft: günf ^riefter; bier gaienbrüber.<br />
£ier refibirt ber Bifttator, unb hier befinbet fidh auch bie<br />
•ßentralberwaltung für alle 2lnftatten ber äWifjionäre unb ber<br />
barmhergigen ©dhweftern in Serien, ^3aläftina unb Sleg^ten.<br />
Um fidh bon ben Arbeiten, wetdhen bie Sßriefter biefet Raufet<br />
obliegen müffen, einen Begriff gu madhen, fege idh einfach ben<br />
Beriet bet ©uperiort her: „®a8 £aut ber 2Jliffionäre in<br />
Be^mth befdhäftigt ftdh borgügtidh mit ben Slnftalten ber ©dhwe=<br />
ftern. ©te geben Äatedhitmutunterridht unb hören bie Beidhten<br />
ber Äinber, melche bie berfdjiebenen ©dhulen ber ©chweftern<br />
befugen, ©ie haben audh bie Leitung ber gasreichen Bereine,<br />
melche bie ©dhweftern unter ben äfläbchen gegrünbet haben<br />
SDer ®ienft bet £ofpitalt nimmt aHein 'fdhon bie SEhätigfett<br />
*inet 3Kifftonärt tu Slnfiprudh. @t gibt Seiten, wo man mit<br />
Arbeit mirflidh überbürbet ift. Unfere ßirdje, meldhe fehr groß<br />
unb bequem ift, gtebt biel Boll an; befonbert an ©onm= unb<br />
gefitagen ift fie ftett gefüllt. Seben ©onntag ift gJrebigt; im<br />
SJlaimonate finb gmei Unterweifungen wödhentUdh. S)ie Beidht^<br />
ftühle finb umlagert befonbert bon ben 2lrnten, bie ja unfer<br />
Stntheil finb. @t lommen biete Seute aut ben Bergen gu<br />
unt, um ihr ©emiffen in'Drbmutg gu bringen. 2Bir nehmen<br />
fie gerne auf, mat aber biel unk Sfftühe erforbert.<br />
„^urg gefagt, unfer £aut thut biel ©utet, unb 2llle finb<br />
erftaunt, wie wir mit fo wenigen Seuten fo bielen widrigen<br />
SBerfen genügen fönnen. 3Jtan bittet unt um SJlifftonen auf
— 379 -<br />
bem Sanbe, aber fo lange mir nitt gahlreiter finb, fönnen<br />
mir ben SBünften unmöglit nat fommen.<br />
„Unfere Ausgaben fteigen verhättnißmäßig fehr h*>t/<br />
jnerft, meil baS Seben in biefem Sanbe überhaupt fehr thener<br />
ift, ferner wegen ber Sage beS HaufeS, welkes ben 3Jliffionären<br />
ber ^rovinj als Abfteigequartier unb als SRuheftation bient.<br />
ferner Vergeht faft fein 3>ahr, wo wir nitt eines unferer<br />
Häufer unterftiifeen ober mantcn Armen helfen müffen, bie<br />
ja unfere ßinber finb, unb bie wir alfo nitt gurtidmeifen<br />
fönnen. Unfere Äirte, Welte eine ber größten in ber ©tabt<br />
ift, befifet feine eigene ©innahtnSquelle; ihre Snftanbhattung<br />
forbert große Ausgaben. biefem gahre 1893 beliefen ftd)<br />
bie Reparaturen ber Äirte unb ber Anfauf nothwenbiger<br />
gkramente auf ungefähr 2000 ^raufen. Unfer fteineS 2Bai*<br />
fenhauS von 3Koer=9)litri, wo bie Äinber unter Äuffitt jWeier<br />
Saienbrüber A<strong>der</strong>bau betreiben, bringt ungefähr feine Soften<br />
auf. ©ett einiger 3eit formten wir fogar Almofen fpenben,<br />
bie fit, wie it glaube, auf attunbert guanfen belaufen<br />
werben."<br />
Sie SDtiffionäre biefeS HaufeS befuten aut einen großen<br />
Sheit ber Sörfer, wo unfere 112 ©tuten errittet finb. SDfait<br />
erinnert fit not an bie ©rünbung biefeS SBerfeS, weites fo<br />
viel ©uteS ftiftet fowohl bei ben Sehrern, als aut bei ben<br />
©tütern. Ser Pfarrer beS SorfeS ift jugteit ber ©tul=<br />
lehrer. früher bearbeiteten fie mit eigener Hanb ihr gelb;<br />
fie lafen nur am ©onntage bie heil. 9Keffe, voeit fie fein ©ti= v<br />
penbiunx erhielten, unb bie Bebauung ihres SanbftiideS ihnen<br />
am Hetjen lag. Sefet^aben wir uns mit ben Pfarrern biefer<br />
112 Sörfer vereinbart unb je nach ben Umftänben unb nat<br />
bem ©taube unferer SBörfe laufen ober mieten -wir ein HauS,<br />
wo fie bie ^irtber Verfammetn. ©in -Dliffionär hat bie befon=<br />
bere Auffitt über biefe SBerfe; bie gange Seit ift er bamit<br />
beftäftigt, bie Serge gu burtftreifen unb unverfehens bie<br />
©tuten gu iiberraften, um fit gu vergemiffent, baß Alle an<br />
ihrem Soften finb unb ihre Aufgabe gewiffenhaft erfüllen.
— 380 -<br />
Mntoxiva: ©oflegium. Sebn s J3riefter; neun Satenbrüber; brei*<br />
bunbert Soalmse.<br />
Siefe Anftalt gebeityt noä) immer oortrefflid). ©ie ift<br />
bei Sitten fo beliebt, baß mir f$on mehrere Sage Oor ber<br />
3fiü
— 381 — *<br />
Ser Langel an 9Kitgliebern unb an Mitteln nötigt un« gu<br />
biefer Maßregel. Sie Ausführung biefe« $1ane« mirb viel*<br />
leidet nof beff leunigt burf bie vorau«fiftlif e batbige Abreife<br />
ber Srappiften, melfe fif in ber 9tafbarffaft unferer 3JUt*<br />
bröber angefiebelt bitten. 9iur bie götttife Borfehwtg fam<br />
£ilfe bringen.<br />
SamaffttS: ©ef« Ißriefter; vier gatenbrüber; smeibunbert<br />
cSBglinge in ben ©fulen; geiftlife ©orge für ba« £au« ber barmhergigen<br />
©f meftern.<br />
Ser ©uperior biefe« £aufe« feitbet un« folgenben Serif t<br />
über ba« ©fuljahr 1892—1893; ©ie merben barau« beffer<br />
urteilen fönnen, mie groß unfere Bebürfniffe für bie 3u*<br />
fünft finb.<br />
„SBir haben in Samaffu« fehr viele Arbeiten gu Oerfehen,<br />
melfe nift bloß einen großen gleiß, fonbern auf<br />
betraftlife ©elbopfec forbern. ©o müffen mir g. 33. megeu<br />
ber Meinen gahl ber Miffioncire (fünf) für ba« ©ollegium<br />
mehrere Mitarbeiter aufnehmen, bereu SBefolbung un« viel<br />
©elb foftet. 2Bir müffen bie beften Sehrer au«fufen, melfe<br />
im Sanbe burf ihre Kenntniß be« Slrabiffen einen 9?uf ge*<br />
nießen, bamit ba« ©ollegium fif auf ber £öhe behaupten<br />
fann, gu ber e« fif emporgeffmungen hat. SBir nehmen ba<br />
5penfionäre unb iQalb^enftonäre auf, bie etma« menige« gahlen.<br />
@« ift ba« unfere eingige £ilf«quelle, bie ohnebie« immer fehr<br />
unftf er ift, mie e« bie £ilf«quellen biefer 2lrt gemöhnlif finb.<br />
„Bngleif haben mir nof eine ©fule für au«märtige<br />
Kinber, melfe gang auf unfere Soften fommt, ba'meift nur<br />
arme Kinber in biefe ©fule fommen; bie Zöglinge biefer<br />
©fule finb gahlreif (115—120); e« mürben bereu nof mehr<br />
fein, menn mir ihnen aHe ©rleifterungen bieten fönnten, bie<br />
fie anber«mo, mie bei ben Sßroteftanten genießen, melf e ihren<br />
©fitlern alle nötigen ©fulbiifer unb ©egenftänbe unent*<br />
geltlif Verabfolgen. Sa« ff eint nift viel gu fein, einige<br />
Büfer unb ein menig Rapier; aber für bie h^figen Seute<br />
ift bie« fehr viel. ©« ift für fie ein große« Opfer, einen
— 382<br />
graufen ober einen granfen fünfzig ßentimeS für ein 33ut<br />
ju geben; benn baS ift in ber ber gatxje Sagto^n eines<br />
Arbeiters in SamaffuS. ®a tiegt unfere ©twierigfeit, unb<br />
it fage S^en baS, b)eit it weiß, baß ©ie biefem Uebelftanbe<br />
abhelfen merben, fobiet eS 3hnen nur rnögtit ift. ©ie merben<br />
uns mit größeren ©elbmittetn in biefem fo intereffanten SBerf<br />
beS SugenbunterritteS unterftü|en, baS fton fo gefegnete<br />
grütte trägt; benn wir haben bei unS kinber aller Orientale<br />
ften Riten; bie katholifen haben bie Dberhanb;. aber aut<br />
bie ©tiSmatifcr finben bei unS einen retigiöfen Unterritt,<br />
ber in tre ©eete Sitt bringt unb fie aümätig 9?pm nähert<br />
SBir Ratten bie greube, einen unferer $profefforen, einen früheren<br />
gögting unfereS HaufeS, jur Wahren kirte gurüdguführen;<br />
er unb feine 9Jtutter haben baS ©tiSma vertaffen unb ftnb<br />
katholifen geworben.<br />
„3ßaS bie SWufelmänuer betrifft, fo haben fie uns nur<br />
ungern vertaffen, unb es wirb ©te freuen, ju erfahren, baß<br />
fie fton wieber ju uns gurüdfehren; biefeS Sahr hatten wir<br />
beiläufig 25 ßinber, barunter 5 ©ohne beS perfiften ©onfuls<br />
unb mehrere junge Seatnte aus bem ©erait; jeben %aq bevor<br />
fie fit ju ihren AmtSgeftäften begaben, famen fie ju uns,<br />
um fit im granjöfiften unterritten ju taffen.<br />
„Aut ka ift unfere Arbeit nitt gu unterftäfeen; biefe<br />
kinber fennen bie ©hriften nur aus ben ©tilberungen ihrer<br />
©teifS, aber je&t fehen fie unS bei ber Arbeit; wenn fie beit<br />
triftliten ©eift einatmen, fallen viele SBorurtheite juerft bei<br />
ben Äinbern fetbft, bann aut in t*en gamilien. Unfere<br />
Arbeiten bringen unS überbieS mit ben ©Itern in nähere 33erüh^ung,<br />
unb wir finb wirftit erftaunt, fo viele Herjtit^eit<br />
bei ihnen gu finben. Mehrere 5ßaftaS, wette ihre kinbcr ju<br />
unS fticfen, fielen mit uns im freunbftafttitften Sßerfehr.<br />
@S möge genügen, wenn it fage, baß wir mit Hilfe biefer<br />
$Perfonen viele fehr vermidelte Angelegenheiten, bie unfere<br />
ÜRifjion fehr nahe berührten, auf gute Sßeife ertebigen fönnten.<br />
2BaS wäre not ^ fagen? SBir haben eine Äirte, weite,
383<br />
ohne ^farrfirche ju fein, bon bieten ©laubigen bejud)t wirb,<br />
benen wir ^riefter Beiftanb leiften müffen. SOBir haben auch<br />
bie geiftlidje Seitung ber bon ben ©chweftern aufgenommenen<br />
Einher, melche fich auf 450—500 belaufen. 2Bir unterrichten<br />
fie fo forgfältig alt möglich in ber fatholifdjen Religion, im<br />
©mpfange ber ©aframehte, halten ihnen ©gercitxen u. f. w.<br />
liefet wenige famt genügen, um einen Ueberbltcf über unfere<br />
SBerfe in Samaffut ju geben. ®ie Sttuftatten nehmen einen<br />
guten Fortgang, aber fie mürben ju nodh größerer Blüthe<br />
gelängen, menn unfere -Kittel mit unferem guten SBillen in<br />
Berhältniß ftimben.<br />
& JUtßftliiu bw b*vmtittp$tn $
— 384 —<br />
„Der ©leruS unb bie Dorfbemotyner forbern mior, mie fctyutbbar fie feien, menn fie zuließen, baß ber 3rrttyunt<br />
fiety bei itynen einfd^ti^e. Durcty ityre ©rmatymmgen<br />
braute fie alle ©Itern batyin, ityre Kinber aus ben proteftam<br />
tifd^en ©(hüten zurückzuziehen. Dreimal Oer fugten bie 5ßroteftanten<br />
fi
— 385<br />
Katefi«mu«. Sie grüfte biefer ©inriftung finb fehr er*<br />
freulif; mir mibmen un« immer mehr biefem äßerfe, benn<br />
o^ne ba«felbe müßten bie meiften biefer Mäbf en bie fixere<br />
Beute ber Sßroteftanten merben, unb mürben bei ihrer Sftitcf*<br />
fehr in bie Berge ba« ©ift ber £ärefie nof meiter oerbreiten.<br />
SBenn if von biefem Sßerfe fpraf, habe if nur einen<br />
Meinen Sheil von bem gegeigt, ma« in ber Mifericorbe ©ute«<br />
geffiebt; viel fönnte if nof fprefen von ben Berfamm*<br />
tungen ber armen gamilienmütter, melfe ©onntag ein Brob<br />
ober ein ©tücf 3eug erhalten, nafbem fie ber heiligen Meffe<br />
unb einer ttntermeifungangemohnt haben. Siefe SBerfe unb<br />
bie anbern, bie if in biefem Berifte übergehe, finb felbft*<br />
verftänblif unentgeltlif.<br />
©ie erzählten ©rfolge grengen mirflif an'« munberbare,<br />
menn man fie mit ben 2lu«gaben, bie gemaft mürben, ver*<br />
gleift. Sie ©fmefter @ela« muß ein ©eheinmiß befifeen,<br />
um bie ihr gugemenbeten Unterftüfeungen fo nu^bringenb gu<br />
vermenben. 3lber alle biefe unentgeltlif en äßerfe finb, menn<br />
bie ©f meftern fif auf nof fo bemühen, immer eine ffmere<br />
Saft, felbft menn man nur bie gemöhnlifett 3lu«gaben gu<br />
mafen braufte; aber biefe« Jahr ift eine Serraffe burfge*<br />
brofen unb eine Mauer eingeftürgt; folfe Unglüä«fäHe hatte<br />
©fmefter ©ela« in ihrem beffeibenen Boranffläge nift ein*<br />
gerefnet; fie mußte alfo 10—12,000 granfen ©fulben mafen.<br />
Seßhalb fagte fie in einem Briefe: „Sie frangöfiffe SRegier*<br />
ung hat mir eine 2lu«getfnung gu Sheil merben laffen; aber<br />
menn fie mir einige taufenb granfen gegeben hätte, ba«<br />
fäme mir mehr guftatten; bann fönnte if meine ©f ulben be*<br />
gahlen unb ben 2lmmen ben riicffiänbigen Monat«lohn geben."<br />
®et)tntf). äBaifenbau«©t. Kart. - 14©f meftern; 3002Baifen*<br />
mäbf en.<br />
£ier merben Kinber von brei Jahren an aufgenommen;<br />
man unterriftet fie in verffiebenen Arbeiten: maffen, nähen,<br />
bügeln u. f. m. Sie Dberin biefe« £aufe« ff reibt: „SBenn<br />
ber SRaum unb bie Mittet e« gematteten, fönnten mir fünf*
— 386<br />
bi« fe^^unbert SBaifenmcibfen befommen, fo gahlteif. unb<br />
bringenb finb bie Bitten um Aufnahme. Sa« £au«, melfe«<br />
naf bem Blutbabe in Samaffu« in aller (Site aufgebaut mürbe,<br />
beburfte bringenb einer Reparatur; felbft ba« Bolf forberte<br />
eine folf e. 2Bohl miber SBiHen haben mir biefelbe vornehmen<br />
laffen, benn mir Ratten fein über jäh lige« ©elb; um bie Soften<br />
ber Reparaturen gu beftretten, — fie betrugen menigften«<br />
25,000 grattfen — mußten mir ©f ulben maf en. 2Bir haben<br />
alfo in 3ufunft große Sinfen gu gahlen, moburf ber blühenbe<br />
gortgang unfere« 2Berfe« gebinbert mirb, bi« ©ott einer rnilb*<br />
thätigen ©eele eingibt, an un« Barmhergigfeit gu üben. grüber<br />
betief fif ber un« oon ber ©lauben«t>erbreitung angemiefene<br />
Betrag auf 10,000 granfen; feitbem meine Borgängerin ein<br />
Knabettmaifenhau« gegrünbet hat, melfe« jefet oon bem unfri*<br />
gen öoßftänbig getrennt ift, befommen mir nur mehr 6000<br />
granfen; bie anberen 4000 finb bem SBaifenhau« angefallen,<br />
melfe« früher gar nift e^iftirte; unb bof bleibt biefelbe<br />
gahl ber 5perfonen. Sarau« fönnen fie über unfere ff mierige<br />
Sage urteilen."<br />
Um bie 2Bif tigfeit be« SBaifenhaufe« ©t. Kart gu geigen,<br />
muß if beifügen, baß bie meiften 9Jläbf en, naf bem fie ba«<br />
3Baifenhau« öerlaffen haben, gute (^riftinnen* bleiben; fehr<br />
feiten hört man, baß tionben früheren Don ©t. Karl<br />
eine gefallen fei<br />
®et)tutf). 2Baifenhau« ©t. Jofeph- — 10 ©fmeftern;<br />
12 Sßerfmeifter; 130 2Baifenfnaben.<br />
Siefe Slnftalt befteht erft feit 1881; e« ift ftaunen«merth,<br />
baß ©^rien, melfe« fo otele religiöfe Slnftalten befifet, fo lange<br />
fein 2Baifenhait« für Knaben hatte. 3Wan muß geftehen, bie ^ro*<br />
teftanten haben fif biefe Sücfe unter ben fafoliffen Slnftalten<br />
mohl gu Rufeen gemaft.<br />
211« balb naf bem Blutbabe von Samaffu« ba« eine<br />
genannte -Dtäbfenmaifenhau« erriftet mürbe, trug bie fran*<br />
göfiffe Regierung viel gu beffen ©rünbung bei; fie that nof
— 387 —<br />
mehr, um ein knabenwatfenbauS gu errieten, melier Aufgabe<br />
fit bie P. P. Sefuiten unterziehen wollten. 3t weiß ni
— 388<br />
©prien fdjeint mir fo mistig, baß icty oft gmeifte, ob mir un$<br />
genug bamit befdj)äftigen, unb ob unfere Anstrengungen ni
— 389 -<br />
SBeijtutf)* $>ofyital. — 10 ©chweftern; 100 ®ranfe faitben<br />
biefet 3ahr im $oftrital Aufnahme unb Verpflegung.<br />
•ättan Weiß, baß bat £ofpital ber mebicinifdhen Sattle<br />
alt Älinif bient; et ifi alfo ben ©chweftern unmöglid), getpiffe<br />
©parfamfeittrüdffidhten gu beobad)ten, mie fie et bei ben<br />
gewöhnlichen Heilmitteln t^un fönnen unb auch überall tfyun,<br />
mo fie me^r frei finb, um fo einer größeren Singahl ^ranfer<br />
ihre pflege angebeihen laffen gu fönnen. £ier verlangen bie<br />
^ßrofefforen, ohne auf unfere 5fflittel SRüdfidht gu nehmen, 3Jtebi=<br />
einen, bie fehr theuer finb; fie motten berfchiebene mebieinifdhe<br />
ober dhirurgifdhe ©jperimente machen, unb trofe all ihret Söiberftrebent<br />
fartn bie Oberin nidht immer bei ihrer SBeigerung<br />
verharren. 2Benn fie nicht nachgeben miH, menbet man fich<br />
an ben Rangier ber Uuiberfität ober an ben frangöfifchen<br />
©onful.<br />
SDiefet 3>ahr für bie ©chweftern befonbert anftreugenb.<br />
©pibemien verheerten Betyruth unb fein SBeidhbitb.<br />
©inwanberer aut Sripolit fchleppten in ©prien ben Xtypfyut<br />
ein. SDiefe kranfheit hatte alle Seute im ©ofpitale ergriffen, fo<br />
baß üftiemanb mehr ben ©dhweflern helfen wollte. 2llt biefe<br />
©eißel berfchwanb, famen bie Blattern. 3Jlan mußte überall,<br />
fo gut et ging, einige Traufe unterbringen, benn bie Traufen<br />
famen unt Don allen ©eiten fo gasreich gu, baß mir fie um<br />
möglidh gurüdmeifen fonnten.<br />
Äaum war bat £ofpitat wieber geleert unb gereinigt,<br />
famen fchon bie Arbeiter aut bem Steinbruche unb bon ber<br />
©ifenbahn, melche bom lieber befaßten maren. konnte man<br />
mährenb biefet Sehtet in ben anftedfenben Äranlheiten bie<br />
bet £ofpitalt berfdhtießen unb nur bie gemöhntidhe Sahl<br />
ber Traufen aufnehmen? ®ie Dberin ^ielt biet für ungu*<br />
täffig unb wir fonnten ihren ©ntfdhluß nidht tabeln. ©ie<br />
Äranfen, bie fie gu ihrem ©chmerge abmeifen mußte, fanben<br />
bereitmillige, ätufnahme in ben fdhitmatifchen, befonbert aber<br />
tu ben proteftantifdhen igofpitälern.<br />
26*
— 390 —<br />
Siefe« $ahr ff ließt mit einem deficit, ba« mir nift gu<br />
betfen miffen. Sie 2lu«gaben haben bie ©innahmen (gmölf<br />
Saufenb granfen) überfliegen; mir mußten auf h^r ©elbgu<br />
leihen nehmen.<br />
Srofe biefer unfif ern nüßlif en Sage baben bof bie Slergte<br />
naf ben oben ermähnten ©pibemien bie Rothmenbigfeit er^<br />
fannt, eine abgefonberte Abteilung gu errif ten, unb fie brängen<br />
un« fehr bagu. Können mir un« vernünftiger SBeife gu<br />
biefen neuen 3lu«gaben verstehen? Ser SCnbtid ber proteftantiff<br />
en £ofpitäler, bie bequem eingerif tet unb mit allem reif *<br />
lif verfehen finb, haben gemiß auf viel bagu beigetragen<br />
baß un« bie Sttergte biefen SBunff au«brüruth* — 9 ©ffcefiern; 400 Kinber; 2 SBerfftättenj.<br />
"jßbarmacie, Slrmenapofefe, Befuf e in ben Käufern.<br />
Siefe« £au« hat in fleinerem SDiaßftabe biefelben SBerfe,.<br />
mie ba« £au« la misericorde. Sie ©f meftern fonnten biefe«<br />
entfernte ©tabtviertef nift außer bem Bereife ihrer Shätig*<br />
feit laffen; benn e« ift voll van ^roteftanten unb greimaurern,.<br />
melfe ba ben MüteCpunft ihrer Slnftalten haben. Um bie:<br />
befonbere Sage biefe« £aufe« gu fenngeifnen, braufe if faft<br />
nur ben Berift ber Oberin miebergugeben:<br />
• „Sie ©fulen ohne ©ott, fagt fie, bie un« umgeben^<br />
gmingen un« gu unerhörten Slnftrengungen; bie proteftantiffen<br />
Slnfialten, bie jeben Sag vor unb neben un« gunehmen, bringen<br />
un« in eine folfe Berlegenheit, bie ©ie fif gar nift<br />
vorfteKen fönnen; if fage Shnen nur, baß un« oft babei ba&<br />
^erg blutet. Sffie fönnte e« auf anber« fein, ba viele, fonft
— 391 —<br />
$ute ©eeleu, in unferer nädjften 9lähe verloren gehen, unb<br />
$mar nur megen einer ©elbfrage, meil unfere 2flittel nitt<br />
ausreißen. SDaS ift ein ungteidjer kämpf. Sie freimaureri*<br />
ften ©tulen in unferer Rat&arftaft nehmen etma vierhunbert<br />
kinber auf, unb ihre ©innahmen belaufen fit auf 46,000 grau*<br />
Jen, 3ebeS Satyr befommen fie reid^Itd^ere Unterftüfeüngen,<br />
mä^renb bie itnfrtgen geringer merben; mir verlangen nur<br />
eines, bie fton beftehenben SBerfe aufrett ju erhalten. 3Bir<br />
fragen uns felbft oft mit Stätten, ob mir vieHeitt nitt ein*<br />
mal gelungen fein merben, biefelben aufjugeben. SBaS märe<br />
baS für ein Triumph füt unfere Ratbarn, bie gJroteftanten<br />
unb Freimaurer! ... 3t fann es 3§nen nitt befehlen,<br />
menn eS 3tynen aut ©t m erg bereitet; aber eS geftieht fo<br />
viel 33öfeS, es breitet fit immer mehr auS; bie ©ecte ge=<br />
minnt immer mehr Soben, barüber herrftt lein Steifet. 3t<br />
bitte ©ie, vertaffen ©ie uns nitt; toenn mir aus biefem<br />
©tabtviertel fortgehen müßten, fo hieße baS fo viel, als alle<br />
bie ©eelen verloren gehen laffen, bie mir jefet unterftüfcen,<br />
unterritten unb vertheibigen. 2Bir müffen ihnen SKuth jum<br />
kämpfe etnfl&ßen unb ihren ©tauben befeftigen; unb nun bitten<br />
mir für uns felbft um ein 33iSten 9Jtuth unb Hoffnung! 33iS<br />
jefet haben mir, meine 3Jiitftmeftern unb it, uns perfönlite<br />
Dpfer auferlegt, um unfere HilfSquetlen ju vermehren; trofc<br />
ber größten ©parfamfeit hatten mie nur bie 2Bahl, enttoeber<br />
©elb ju borgen ober von hier fortzugehen; mir haben eS vor*<br />
{jejogen, 40,000 granfen ©tulben gu mad/en."<br />
3ou&Wlifatl. — 9 ©tiveftern; 170 kinber in ben ©tuten;<br />
48 ginbelfinber; 15 ©reife; Slrmenapotbefe.<br />
3oud ift baS Ratbarborf von Slntoura; bie ©egenmart<br />
ber ©ttoeftern hat eine fo voHftänbige Ummanblung unter<br />
ben bortigen SJlaroniten bemirft, baß fie nitt mehr 3euen<br />
gleiten, von benen it früher bei ©etegenheit ber ©tuten<br />
fprat- 9Känner unb grauen miffett ben katetiSmuS. 3Bohl~<br />
genterft, baS HauS unb bte kapetle ber ©chmeftern finb nat
392 —<br />
©ott bte Urfadje all' biefeS ©uten. Sie Sßroteftanten tyaben<br />
ni
— —<br />
bie Strmen unb Traufen fidh bon ben Slergten unterfudhen laffen,<br />
müffen fie ieben £ag bem Vortrag einet proteftantifdhen<br />
bigert unb einet Katecheten beimoljmen; bann fommen bie ®iafo=<br />
niffen unb unterrichten fie in gemifferi ©prüfen, ©ebeten u. f. m.;<br />
nie ge^en biefe bon ihren Äranfen fott, ohne irgertb eine foft=<br />
bare Beute babongutragen, g. 33. ©fabuliere, 9Jtebaitten, Sftofen*<br />
fränge, Äreuge u. f. m., bie fie unfern armen (S^rifteri wegnehmen.<br />
„Um biefem proteftantifchen ©inflnffe gegenüber ©taub<br />
ju halten, thun mir bat iftögltdje unb Unmögliche; unter<br />
anberm finb mir fo glfuftich, bon bem frangöfifdljen ©onfut<br />
auf bielfache unb bringenbe Bitten 1000 granfen gugemiefen<br />
gu befommen, um für unfere Slrmenapothefe ben Slrgt gu be*<br />
gahlen. 216er adh, in materieller £inftdht ift Slttet fehr primitiv<br />
eingerichtet; ©dhute, Slrmenapothefe, Slrbeittfdjule unb ba£<br />
gange übrige £aut; um unfere Keinen SInftalten in gehörigen<br />
©taub gu fefcen, brauchten mir eine ©umme bon 25 bi$<br />
30,000 granfen."<br />
Stimuli in Seriem — 19 ©d&toeftern; 600 ^inber; ©dbulen,<br />
SSaifenhaut; s J3harmacie; $lrmena£othefe; ©yercitien; i)oftntal.<br />
Sitte SBerfe gur Stutübung ber 9lächftenliebe unb gur Berbreitung<br />
bet ©laubent finb in biefem £aufe bereinigt; unb<br />
nach Slngabe ber Dberin fonnten biefelben nodh jahtreidher unb<br />
bliihenber fein, menn nur bie -Kittel gureidhenber mären. 2>ie<br />
©dhweftern haben im SBaifenhaufe eine ©pinnerei eingerichtet;<br />
ber ©rtrag ber Slrbeit genügt aber faum gum Unterhalt ber<br />
Äinber. Unfere SJttffionäre h^en bie Dberin biefet £aufe&<br />
aufgeforbert, nadh bem Beifpiele ber ©dhmefter ©elat in<br />
Be^tuth eine Strt fteiner SRormalfd^ulen gu errieten, um<br />
für bie SDörfer, bie in ber Umgebung bon Sripoli im ßi*<br />
banon gerftreut liegen, ©dhuttehrerinnen h^ngubilben. 6t<br />
finb fdhon fieben ©dhulen errichtet morben, bereu Seitung.<br />
ebenfobielen Sehrerinnen anbertraut ift, unb fie blieben nicht<br />
ohne -Kufcen.
394 —<br />
„Siefe« äßerf," ffreibt bte Dberin, „mar nothmenbig.<br />
Unfere armen Meinen 9Karonitenmäbf en erhielten gar feinen<br />
Religion«unterrift, nift einmal in ben allernothmenbigften<br />
äßahrheiten; -Jtiemanb befümmerte fif barum.<br />
„Dbgleif mir feinen einzigen ©entime bagit erhalten haben,<br />
habe if bof im Vertrauen auf bie göttltf e 33orfehuitg biefe«<br />
äßerf unternommen. ©ine jebe biefer ©fulen foftet un« Alle«<br />
in Allem 500 granfen; ba« maft 3500 granfen, ohne bie<br />
Au«gaben gu berücfftf tigen, melfe unfere fleine Rormalff ule<br />
forbert, bie gur £eranbilbung guter Seherinnen unumgänglif<br />
nothmenbig ift."<br />
Samaffit*» — 22 ©fweftern; 519 Sinber; ©fulen, 2Bai=<br />
fenhau«, ®ofpttal; 2 Slrmenapotbefen; S3efufe tn ben Käufern;<br />
80,000 Arme mürben in ber einen Armenapofefe unb 64,000 tn ber<br />
anberen verpflegt.<br />
Samaffu« mirb von jeher megen be« ganati«mu« feiner<br />
löemohner al« eine mufelmanniff e ©tabt im ftrengften ©inne<br />
be« äßorte« angefehen. Um burf unfere ©egenmart ba« reli*<br />
giöfe ©efifl ber ©inmohner nift gu verleben, haben mir un«<br />
immer bemüht, unfere Anftalten unb fogar unfere äßerfe ber<br />
Uläfftenliebe nift naf außen gu geigen; ba« Blutbab von<br />
1860 ift in Samaffu« nof nift gang in Bergeffenheit ge*<br />
rathen. Srofebem mir un« burf biefe beffeibene Burücfge*<br />
gogenheit gu ffitfeen fufen, ftanben mir bof gu Verffiebenen<br />
Seiten in fortgefefetem herglif em ©invernehmen mit ben h*>fgefteHten<br />
mufeltnänniffen gamilien ber ©tabt. ©erabe je|t<br />
ff ideit mehrere biefer gamilien ihre ©öhne gu ben 9Jttffionären<br />
unb fre Softer gu ben ©fmeftern in bie ©fule.<br />
Dbgleif nof gang mufelmänniff, mirb Samaffu« bof<br />
balb von ber europäiffen ©ivilifation burfbrungert fein. Sie<br />
©tabt mirb balb gmei ©ifenbahnlinien befifcen, an benen man<br />
jefet arbeitet; bie eine geht über £auran naf ^3aläftina, bie<br />
anbere Stnie verbtnbet Samaffu« mit Be^ruth unb burf*<br />
ffneibet ben Sibanon unb ben Antilibanon. Sa« bebeutet
— 395 —<br />
eine allgemeine Ummanbtung, vielleicht eine Auferstehung,<br />
mette biefen ehemals fo reichen unb fruchtbaren Sänbern be*<br />
vorfteht. 2Bäre eS nitt an ber 3eit, nadh bem Seifpiele ber<br />
Sßroteftanten unferen Anftalten eine größere AuSbehnung gu<br />
geben? Siele meinen baS unb rathen uns im 3nterejfe beS<br />
©taubenS, eS ju tun. Sie ©ifenbahngefettfdhaften, bie ©on?<br />
fuln von Defterreidh unb Italien, befonberS aber ber frangöfifche<br />
©onfut brängen uns, menigftenS ein Hofpital gu eröffnen; mir<br />
fträuben uns bagegen; aber ift eS audh menfdhtidh, biefeS jit<br />
vermetgern? Sie Dberin ber barmherzigen ©tmeftern, von<br />
äffen ©eiten beftürmt, ift in großer Serlegenheit; fie bittet,<br />
bie ©eneralfuperiorin möge geftatten:<br />
1) %ixx baS Hofpitat einiges ©elb zu fammetn unb an?<br />
annehmen. 2) $u biefem ^edfe ein ®runbftü
— 396<br />
Serufalent* — $ofpig für ©reife; ginbelftnber; Artnenapo*<br />
ttyefe, too täglidj über 700 Arme beljanbelt Serben; Befudje in ben<br />
Käufern ber tyetligen ©tabt unb ben umliegenben Dörfern; mufetmiinntfdjeS<br />
©emeinbefpital; AuSfä^ige.<br />
Da biefe neue Anftalt in ben lefeten 3atyrett gang befon?<br />
berS bie Aufmerffamfeit ber Sftättye ber ©tauben^Oerbreitung<br />
auf fid) gejogen tyat, fo tyielttd) eS für genügenb, mid; bloß<br />
auf eine einfadje Aufgätylung gu befctyränfen. mid nur<br />
nod) beifügen, baß alle biefe Anftalten einen guten gortgang<br />
tyaben; menn ein ©titlftanb eintritt, fo gefd)ietyt bteS nur beS?<br />
tyalb, meil bte Unterftüfeungen nictyt fo reictylid) einlaufen, als<br />
©ctymefter ©ion tyoffte.<br />
Das am Sfaffattyore gelegene £auS ift nod? bei toeitem<br />
nifyt oollenbet; beStyalb fonnte auety bie Anftalt für bte ©reife<br />
unb für bie ginbelfinber fid) no
— 397 —<br />
©djufe ber türfifdhen Beamten, fo baß nun bie meiße©ornette<br />
ber barmhergigen ©dhweftern in bie ©aferne einbringt in bie<br />
©efängniffe hwabfteigt, nadh Belieben bie Dmar*aDtofd&ee- be*<br />
treten tarn, mit einem SBorte bie mufelmämtifche ©tabt nadh<br />
allen Slidhtungen burdheilt, unb ba bielleidht mehr Sldhtung unb<br />
©idherheit genießt alt in ben©traßen bonSßarit. „SDat finb<br />
unfere ©dhmeftern!" fagen bie dürfen unb Suben,- menn fie<br />
bon ben barmhergigen ©dhweftern fpredhen.<br />
„•Kach meiner Slnfidht haben gang befonbert biefe ©dhme=<br />
ftern bie Xfyoxs bw ^eiligen ©tabt bem ©arbinatSegaten<br />
Seo't XIII. geöffnet."<br />
2$eil)lef)em. — 9 ©dhweftern; #oftritat; Befudje in ben<br />
fern; berfdjiebene Slrmenapothefen in ben ®örfern, Wohin bie ©chweftern<br />
mehrmatt in ber SBodbe gehen.<br />
„2)at £of pital unb bie Slrmenapothefe in Bethlehem/'<br />
fdhretbt bie Dberin, ©chWefier b'Sliguillon, „ift immer ftarf be^<br />
fucht, unb bie Befudhe in ben Käufern finb fehr häufig. 35er<br />
Bau biefer Slnftalt mußte aut 3Kangel an Mitteln gemattfam<br />
unterbrodhen merben; et märe alfo fehr nothwenbig, ben Bau<br />
gu ©übe gu führen. Bis jefet fönnen bie in ben brei 2lbtheil=<br />
ungen bet Raufet gelegenen ©ingelgimmer bon ben Traufen<br />
nicht begogen merben; bat ift ein SNangel, ben man oft gu<br />
bebauern hat, menn bie ptger bet heiligen Sanbet, bon $rauf=<br />
heiten befallen, fidh gang enttäufdht fehen, meil fie tm Slftyl,<br />
auf bat fie ihre Hoffnung gefegt hatten, nun feine orbentliche<br />
Unterfunft finben fönnen. ©t wäre gu münfchert, baß ein be=<br />
fonberer gonb ba wäre, um biefe Slnftalt, bie gufludhttftätte<br />
bet ©tenbet, gu ©übe gu führen, bie ja berufen ift, bem heiligen<br />
©tauben fo große ®ienfte gu erWeifen.<br />
„2)ie Befuge unb bie 3lrmenapothefen in ben Dörfern<br />
erforbern große Soften befonbert in Hebron, wo bat ©ute A -<br />
bat fdhon gethan würbe unb noch gu thun übrig bleibt, unber=<br />
gleichtidh größer wäre, wenn unfere 9Jtittel unt gematteten,
jebe äßofe hinzugehen. Sie Sßroteftanten haben fif feit einigen<br />
Monaten bort ntebergelaffen. Möge un« bie göttlife Bor*<br />
fehung ^etfert, ben Kampf aufzunehmen!... Ohne S^ifel<br />
ift bie Slnftalt in Bethlehem berufen, in jeber Beziehung viel<br />
©ute« ju mirfen. $ahlreif e unb mieberholter 2lufforberungen<br />
finb un« von ber Itrf lifen Dbrigfeit jugefommen, att«mär*<br />
tige ©fulen ju eröffnen, bie ihr unbebingt nothmenbig er*<br />
ffienen, außer jenen, bie ffon auf einem anberen Sßunfte<br />
ber ©tabt beftehen. Unter bem Bolfe h^trfft bie größte Un*<br />
miffenheit; e« märe alfo eine unffäfebare SBohlthat für ba«<br />
bi«her fo verlaffene Boll"<br />
©ortfefcung folgt.)
.21 m er i f a<br />
gereinigte Staaten.<br />
leben bes Pfgr. SoJjann Paria ©bin<br />
aus dec foagcegation tfccüliffiou,<br />
iStpcljof wm te-GDrtean«*1800—1870. . .<br />
3Son<br />
I. Kapitel<br />
Das Kinb unb ber 2trme. — tEaufe. — (Ein conftitutionetler priefler.<br />
— Heltgiöfe Scenen jpäfjrenb ber £er>olution. — 2tmbierle. — Cfyarafter<br />
bes 3o^ann ©bin. — CErfter Unterridjt. —
400<br />
fif i^re« Refte« bemußt ift, unb ihre $Pfliften mit einer<br />
Sreue erfüllt, bie an ©elbftaufopferuug grenzt.<br />
Sie gamilie, in melcher Sohann Dbin im Sahre 1800<br />
ba« Sift ber 2Belt erblicfte, mohnte im SBeiler £auteville,<br />
melf er gur Pfarre Ambierle gehört. Sie gamilie beftanb au«<br />
Bater, Mutter unb fef « Kinbern. Johann mar ba« fiebente,<br />
mogu fpäter noch brei anbere famen. 9lm Sage feiner ©eburt<br />
mürbe er auf getauft, mie bie« au« bem fotgenben 2lctenftü
— 401<br />
ftituirenben Berfammlung burd) ben bewunberungswürbigen<br />
Pfarrer ©oularb Oertreten, ber in ber Beratung oom 29.Mai 1791<br />
fotgenbe benfwürbige Sßorte fprad?: „Die ^farter unterftetyen<br />
ben Bifd)öfen, unb bie Bifdjöfe unterftetyen bem ^apfte. Das<br />
ift mein ©laube unb ber ©taube aller watyren ©tyriften. Man<br />
fann bie ©taatSregierung änbern, aber bie Regierung ber<br />
Äirdje fann man nidjt änbern; fie ift unoeräußerlid), unoer?<br />
änberti(h; Wenn baS nictyt wäre, bann gäbe eS feine Auetori?<br />
tät metyr; wenn baS nid)t wäre, gäbe es balb feine Religion<br />
ntetyr." Unb er fdjloß mit folgenben SBortert: „Man unter?<br />
gräbt bie Auctorität ber Bifctyöfe, man will ben 5ßreSbpteria?<br />
ntSmuS einfütyren." Dtefe ebten SBorte fanben im gangen fattyo?<br />
lifetyen granfreiety einen 2BibertyaH. ©ie waren baS ©$o ber<br />
Beoölferung oon Joanne, beren Vertreter ©outarb war. 3n<br />
berStyat blieb biefeS Bolf in ben unglüdltdjen Sagen feinem<br />
©taubm treu unb erlebte eS, baß metyrere $atyre taug bie<br />
f(tyredli$fteSprannei, bie beS ©eWiffenS nämlid),auf itym laftete.<br />
©S brauste oiel Mutty unb ©ef^idlictyfeit, um feine<br />
Religion auSguübeit; unb ben oon allen ©eiten brotyenben ©e?<br />
fatyren git entgetyen.<br />
SBir fiitben im Seben beS Mfgr. Dauptyin, oerfaßt oon<br />
Herrn Belüge, einen 3 U 9 aus jenen ßzittn, ber uns eine ge?<br />
naue BorfteUung oon ben ©efatyren gibt, benen man in jenem<br />
SBinfel granfreietys auSgefefet war.<br />
3m Dorfe ©roget, gang natye bei HauteüiHe, oerfaty ber<br />
©ctyuHetyrer bie oerfetyiebenften Aemter, unb unter anbern Oer?<br />
wanbte er feinen gangen ©ifer barauf, bem Pfarrer bie AuS?<br />
Übung feines Amtes mßgüdjft gu erleidjtew.<br />
„gu jener fo ergätylt er, „würbe bie tyeil. Meffe<br />
meift in einem einfädln Haufe gelefen, gu einer fetyr frütyen<br />
©tunbe, in einem 3iwmer, beffen Styüre in ben ©arten fütyrte.<br />
©in Sifäj biente als Altar unb ber ©djrnud biefer Sßottyfapelle<br />
war fo einfach, baß man beim erften 2BarnungSgeid)en in<br />
einem Augenblid jebe ©pur ber retigiöfen ©eremonie befeitigen<br />
fonnte; ber ^ßriefter felbft oerbarg fidj im üftottyfaHe in einem
402 —<br />
Ketter, beffen ©ingangtthüre burdh einen Koffer fcerbecftmar.<br />
SDiefe Borftchttmaßregeln Waren nidht immer ohne ©runb;<br />
benn in einer Sftadht fam plöfetich bie republifanifdhe ^olijefc<br />
mache, ohne $weifel irgenb einen Berräther benadhrichtigt,<br />
befefete bat £aut, unb trat gerabe in bem 3lugenbtide<br />
in bat Simmer, mo ber Sßriefter eben bat te|te ©bangelium<br />
gelefen hatte. 3 um ©tüd mar 2lffet vorbei, unb um bie<br />
SBadhen nodh mehr ju tauften, fanben fie bie Kapelle plöfeltdh<br />
in einen Sfaujfaal umgemanbelt. SDer gute Bater $huttiert,<br />
ber bei ber ^eiligen Sfiefe gebient hatte, fanb nodh fo viel<br />
Seit, bie Biotine ju ergreifen unb einen munteren £anj in<br />
©ang ju bringen, gtafdhen auf ein gaß gefiettt, unb hatbge=<br />
füllte ©täfer trugen nodh bottenbt baju bei, bem 3immer bat<br />
3tutfehen einer flätnifdhen SCabaftgefettfdhaft ju geben, mat bie<br />
guten SBädhter ber öffentlichen 9luhe ganj außer gaffung<br />
bradfjte. „2Bat madht ihr ba, Bürger, ju einer fotdhen ©tunbe?"<br />
fragte ber Brigabier in einem etwat hodhfahrenben Xoite. —<br />
„©ie fehen," antmortete ber ®?agifter faltblütig, „mir trinfen<br />
ein ©lätchen SBein unb tanjen ein bitdhen. SBolIen ©ie fidh<br />
iriettetdjt mit ßeuten audh etmat erfrifdhen?" — „$dh<br />
farm et nidht abfdhlagen," antwortete ber Brigabier, „ein<br />
mottet ©tat hat ber SBa^e nodh immer gut gethan." ©ogleich<br />
ging bie SchWefter bet Bater S^ullier, um brei anbere ©täfer<br />
ju holen, unb nadhbem bie neu älngefommenen ma<strong>der</strong> getrunfen<br />
hatten, fcielleidhtleiber auf bie ©efunbheit SWobetpierre't, jogen<br />
fie ganj befriebigt ab, „benn, fagten fie, bie SBeinlefe bet<br />
Unglüdtjahret 1793 war eine fehr gute." SDiefe eine<br />
fadhe unter taufenb anberen währenb biefer $eit ber ©dhredent=<br />
herrfdhaft geigt, Wie bie göttüdhe Borfehung oft auf eine fidht=<br />
bare SBeife bat feiner Religion treue Boll befdhüfete. 2Bir<br />
fönnen befonbert baraut erfehen, in wetdher Umgebung ber<br />
junge Dbin aufmucht. SDemt ohne S^^ifel mußte bie gamilie,<br />
ba fie in ber SHad^barfd^aft wohnte, aud) bei biefen Berfamm?<br />
lungen jugegen fein, bie im ©eheimen gehalten mürben, um<br />
ben Uebungen bet chrifttidhen Sebent obliegen ju fönnen.
— 403<br />
SaS kinb tyattebiefe frommen ©cenen nicht gefehen, bie<br />
an bie erfte ßird;e erinnerten. 2lber mie oft erzählte ihm nitt<br />
feine 3Jtutter von biefen nächtlichen Serfammlungen, mo ein<br />
jeber mit SebenSgefahr ben lieben ©ott futte. SBurbe man<br />
entbedt, fo mar mau beS ©efängniffeS unb batb barauf beS<br />
S£obeS gemiß. SaVogueS, ber ruhige fleine ©efängnißmärter<br />
bon Sfftontbrifon mürbe fpäter Sotfsvertreter, unb als RegierungScommiffär<br />
mollte er im ganzen Sanbe feine graufame<br />
Sictatur ausüben unb feinen Stutburft an erbarmungStofen<br />
Einrichtungen meiben; nodh lange nat her verbreitete fein<br />
bloßer -Käme in ganj gorej gurdht unb ©treden. Sie<br />
milien Dbin unb ©etyrot, bie in ber gartjen Umgegenb ver?<br />
breitet maren, hatten SRiemanben burdh bie Verfolgung verloren,<br />
©in Dnfel ber grau Dbin, ber Sßriefter mar, fonnte fogar<br />
allen UngtüdSfällen entgehen, unb bis jum $ahre 1811 mirfte<br />
er in feinem prtefterlidjen 2lmte in ber Siöcefe Styon.<br />
Sie grömmigfeit herrfdhte in biefen befteibenen Räumen,<br />
unb im ganzen Sanbe h
— 404 —<br />
büfern von gorej ergä^It mirb, unb ben mir al« Anmerfimg<br />
beifügen.*)<br />
Sie Seoötferung lebte rufytg um ben Sßrior ber 33ene=<br />
bictiner geffaart. SDie tyerrtifegottyiff e Slirf e, bie au« bem<br />
15. Satytf unbert ftammt, mar bie $ierbe be« ßanbe« unb bie<br />
3nfluft ber armen Arbeiter, melfe ba bie Sröftungen ber<br />
^eiligen Religion fuf teit unb fif an ber $raf t ber f riftli*<br />
f en ©eremonien erfreuten.<br />
Auf ber junge Dbin nafym biefen gebeimnißöollen ©in*<br />
ftufj in fif auf. Man jeigte unb erftärte bie ©fä&e<br />
ber Kirfe, ba« ^errlife ©rabmal be« £errn oon perrefitte,<br />
bie ffbn geffnifeten ©Ijorftüljle, mo bie SDtönfe ba« firftife<br />
*) 3d)/ 2ltalbu3 2llbu§, Vicomte, tl)ue allen gu miffen, bie je|t leben<br />
unb leben werben: gur !ftad)laffung meiner ©ünben im allgemeinen unb<br />
inöBefonbere &ur Sftachlaffung aHeö beS Sööfen, baS id) ber ®irdf)e von<br />
(Slung ober anberen i§r unterftehenben gethan §ahe, jum §eil meiner<br />
©eele al3 aud) ber ©eelen meiner Vorgänger unb -ftachfolger, trete ich<br />
ab unb übergebe id) bem lieben ©ott bte Oberhoheit über 2lmbierle, bie<br />
ich anftrebte, unb alle 2lnfprücf)e, bie ich geredeter ober ungerechter SGßeife<br />
laben lonnte auf bie gan^e §errfd)aft oon 2lntbierle big gum gluffe<br />
£h an S9« 3f will, baß mir aHe, ich foroohl als meine ©rben unb<br />
folger e^communicirt. feien, menn mir in 3 u^utt ft neue (Streitigkeiten<br />
ober klagen gegen baö Softer anfangen. 3dj mill uon nun an weber<br />
§anb anlegen nod) gulaffen, baj* jemanb gegen ben 2ßiEen beS $rior§<br />
§anb anlege an einen Kaplan ober Vorgefe|ten ober an ein Sftitglieb beS<br />
genannten $lofter3, mo immer e§ fei.<br />
3ene aus unferen Seuten, bie irgenb ein 9tec§t auf eine föirdje<br />
^aben, follen, menn fie etroaä gegen ben $rior ober ba3 ßlofter. thun,<br />
ror i^r ©eridjt geftellt merben unb ftch über ihr Verbrechen t>erantroorten.<br />
Sch, 2ltalbu§, habe in Slmbierle biefe Verfügungen getroffen unb<br />
»erfpreche biefelbett treu §u beobachten, inbem ich nxich burch e *nen @ib<br />
baju oerpflichte, bie §änbe auf ben heiligen ©oangelien, in ©egenmart<br />
be§ §errn £heo&a!bu3, üon (Slung, be3 hi e Pö ett SßriorS unb trieler<br />
anberer ©eiftlidfjen unb Saien.<br />
2lmbierle am 1. ©ept. 1180 nad) ber 9ftenfcl)n)erbung, im erften<br />
3af)re ber Regierung ^h^PP^, ßönigä ber grangofen, im erften 2lmt§s<br />
jähre be§ §errn £h eo &Glbu3, be§ ehrroürbtgen 2lbte§ von ©lun^.
— 405 —<br />
Officium fangen, bie fd)ön in ber ©onne blinfenben ©1aS?<br />
fenfter, treibe paffenbe Darftellungen aus bem ©oangelium<br />
entgelten, bie foftbaren ©emälbe, bie bem berühmten Mater<br />
Bau ©pd! gugef^rieben merben.<br />
3m Haufe geigte ficty 3otyamt, mie uns bezeugt Würbe,<br />
als etn gelehriges, liebeootteS Ktttb. ©r liebte feine ©Itern<br />
unb fam ityren 2Bünf$en guoor. ©eine Brüber unb ©
406 —<br />
nerte er fit gerne an biefe Seit ©ein ©efitt verflärte fit,<br />
menn er fagte: „D, als it not ein #irte mar/' SDaS ©tu*<br />
bium jog ihn an, unb fein frühreifer Serftanb fiel Allen in<br />
ber ftamitieauf, fo baß Stile münftten, tm jum ©tubium<br />
ju verhelfen.<br />
gut Anfange biefeS gahrhunbertS mar eS nitt teitt, fit<br />
bie SBiffenftaft anzueignen ... SDie Revolution, bie nat beut<br />
befannten AuSfprut feine ©elehrten brautte, ^atte AHeS jer=<br />
ftört; nur bie hohen ©tuten hatte fie mieber hergeftetlt; aber<br />
für baS 33otf hatte fie nittS als Sßtäne. SBeber in Ambierle<br />
not in ber Umgegenb gab eS eine ©tute.<br />
©in früherer ©eminarift, ein entfernter Sßermanbter ber<br />
gamitie Dbin mohnte in einiger Entfernung int SBeiler £re=<br />
miereS; er verfammette einige Äinber um fit, morunter aut<br />
Johann mar, ber bamals fieben $ahre jählte. SDa lernte er<br />
bie AnfangSgrünbe im ßefen unb ©treiben, unb jmei gahte<br />
fpäter begann er bei feinem ©roßonfet von müttertiter Seite,<br />
bem £errn ©etyrol, Pfarrer von Rouilfy, baS ©tubium ber<br />
tateiniften ©prate. ©r ftien jum prieftertiten ©taube berufen,<br />
meShatb man batte, er fönne nie ju früh bie tateinifte<br />
©prate erternen, mette gleit fam bie 33orbilbuttg jum $rtefterthum<br />
ift. SBir motten ^ier nitt über jene Anfitt urteil<br />
len, mette bie SBebingungen beS geiftigen gortftritteS unb<br />
folgtit aut kie fortftreitenbe Drbmtng ber ©tubien ju überfehen<br />
fteint. SDer knabe mohnte atfo im Sßfarrhofe, biente<br />
beim Altar unb ermieS feinem alten Dnfel taufenb fleine<br />
SDienfte; burdh fein tiebenSmürbigeS, gelehriges SBefen unb feine<br />
jarte grömmigfeit erfreute er mie ein angenehmer ©onnenftrahf<br />
baS $auS beS greifen ^riefterS. 3n ber Bmiftenjeit ftam*<br />
mette er einige tateinifte SDeclinationen unb Regeln, bie ber<br />
alte 5)3rtefter ihm ju erftären futte. Salb aber unterbrat ber<br />
£ob biefeS, gemeinftafttite Seben unb baS ©tubium; ber<br />
knabe fam nat $autebitte jurüd unb bereitete fit auf bte<br />
erfte heilige ©ommunion vor.
— 407 —<br />
©t mar im 3a$re 1812. SDer fat^olifd^e ©ultut $atte<br />
in granlretdh feinen früheren ©lanj mieber ermatten, aber<br />
trietteidht nirgenbt mehr alt in ber SDiöeefe' Spon.<br />
9Kfgr. gefdh, ber Dnfet bet Kaifert, famt auf verfdhiebene<br />
SBeife beurteilt merben; mährenb ber Revolution jeigte er<br />
nidhtt Kirdhlidhet an fidh, aber burdh ©oncorbat mar er<br />
©rjbifchof von S^on gemorben. ©eine 9lücffehr ju ben ^eiligen<br />
©emohnheiten bet priefterlidhen Sebent mar aufrichtig unb<br />
bauernb. ©einen ©influß unb fein Vermögen vermenbete er<br />
baju, in feiner großen SDiöcefe alle retigiöfen Slnftatten mieber<br />
herstellen, ©eminarien, 3Jliffionthäufer, religiöfe ©ongrega*<br />
tionen ju grünben. Um biefe ^ Sittel von Steuern er^<br />
ftanb, unb jmar mit um fo größerer Sebentfraft, je länger bie<br />
Religion juriicfgebrängt morben mar, empfing auch Sodann<br />
feine erfte ^eilige ©ommunion in Slmbierte, unb im folgenben<br />
Sah're 1813 ju ©aint=£aon4e*©hatel burdh bie £änbe bet<br />
©arbtnalt gefch bie ^eilige girmung.<br />
SDer ©arbinal befanb ftdh in Joanne, alt ihm bie<br />
ridf)t vom ©tege beiSDretben gebradht mürbe; von biefer ©tabt<br />
ift audh ein. ©dhreiben batirt, morin er ein Te Deum anorbnete,<br />
um ©ott bafür ju banfen.<br />
Sftadh Slmbterle juritcfgelehrt, fefete Johann fein Seben voll<br />
grömmigfeit unb Slädhftentiebe fort, beffen ©dhilberung mir ju<br />
geben verfudht haben.<br />
SDie am Anfange biefet ©apitelt erzählte SEhatfadfje jeigt<br />
ihn unt in feiner mahren -Katar. 3)en Sinnen ju Reifert ift<br />
ihm eine $rettbe. ©r bringt ben bebürftigen SHachbarn feine<br />
Währung, ©eine 3Jlutter muntert ihn fanft baju auf, unb er<br />
mirb nodh lühner. ©inet Saget benterlt er auf ber ©traße<br />
einen fehr etenb gefleibeten SBanberer; auf feine grage erfährt<br />
er, baß er nach Joanne reife, alfo nodh 20 Kilometer jurü
— 408 —<br />
ff legten $otjff if ert mirb er nift nöf Roanne gehen fönnen."<br />
Sie Mutter täfelt unb maft ihn barauf aufmerffam, baß<br />
bie ^inberffife nift für einen Mann gemaft feien. Ser<br />
Srang ber Siebe hatte ben jungen Dbin, ber von Ratur au«<br />
ffüftew unb juriicfhattenb mar, fortgeriffen. Ser Bater be«<br />
heiligen Bincenj von Sßaul fagte von feinem ©ohne: „@r<br />
mirb ein guter Spriefter merben; benn er hat ein gute«
— 409 —<br />
©eitert gäbe eS gu fdjreiben über baS 2Bieberaufleben ber<br />
fattyolifdjen Kir
— 410 —<br />
biefer Seit müß eS ftets an SBebeutung, megen ber großen<br />
Sienfte, bie eS ber ©eiftlttfeit unb ben Familien leiftete. SDie<br />
©rgiehung mar eine ftreng triftliche unb ruhte auf ber ©runfc<br />
tage beS fefteften ©taubenS. ©te fannte nittS bon ben ©enüffen,<br />
bie man fpäter faft in atten Käufern fanb: bie fatte SBerg?<br />
luft, bte SBinterfätte, bte grobe Nahrung, bie anftrengenben<br />
Arbeiten matten Seib unb ©eele gefunb; menn bte ©efunb*<br />
heit nur nitt gar gu fttoat mar, mürbe fte geftärft. gür<br />
Äranfe mar ber Aufenthalt nitt taugtit; baS mar nitt ih*<br />
^ßlafe. Sohamt 3Waria Dbin blieb bafelbft gefunb; feine<br />
Äräfte maren ben ©tubien gematfen, aber bte Trennung von<br />
ihm mar für bie gamilte ft merglig 2BaS ihn betrifft, fo<br />
hatte er fton feinen ©ntftluß gefaßt, unb in einem Briefe<br />
vom 17. November 1814 tröftet er feine Butter mit fotgenben<br />
SBorten: „3t beeile mit, Sh^en gu ft^iben; feien ©te übergeugt,<br />
baß it jefct, mo it metter von garten meg bin, als tu<br />
Roanne, aut öfter an ©te benfe." 9Kan fonnte baS £erg<br />
einer 9Jtutter nttt auf eine fanftere 2Beife jufrieben ftetten.<br />
Ilm jebe Unruhe gu verbannen, fttieb er: „©S geht mir hier<br />
gerabe fo gut als in Roanne, menn nitt not beffer." %ixr<br />
jene Seit mar biefe ©ntfernung eine mahre Verbannung; benn<br />
ber SBeg gmif ten Ambierle unb VerriereS, obglett nitt meit,<br />
nahm faft gmei Sage in Anfprut* ®er Süngltng, ber nittS<br />
mußte von ber übertriebenen franfhaften Särtlitfeit ber kin=<br />
beSliebe, trennte fit bereitwillig von Allem, um feinem Berufe<br />
gu entfpreten. ©eine ©tubien bauerten lange. 9Jlan muß<br />
geftehen, baß fit bis gum 1814 trofc aEer Bemühungen<br />
ber Sehrer fein befonberer ©rfotg geigte, meit er fo früh bamit<br />
angefangen hatte. SDtan erinnert fit not, baß feine ©tubien<br />
im ^farrhof beS atten DnfetS balb unterboten mürben, unb<br />
baß er fie fpäter, nat Ambierle guriidgefehrt, mieber aufge=<br />
nommen hatte. 35er Pfarrer Real hatte es auf fit genommen,<br />
ben ©horfnaben im Satein gu unterritten. S)aS mar<br />
aber nur für eine gemiffe Seit, benn faft ein gahr Verbratte<br />
er mieber in Roanne. SDiefe verftiebenen Veränberungen
411 —<br />
Ratten ben ©eift bet ^ünglingt in feiner togifdjen unb natür*<br />
fidlen ©ntmidßung gehemmt, ba bod) gerabe für feinen ©eift<br />
mehr alt für einen anberen bie ftrenge $ortfefeung berfelben<br />
•Dlethobe unb betfelben Unterricht nothmenbig gemefen märe,<br />
um feine gange Kraft gu entfalten.<br />
Unter feinen 3Jlitfahr älter alt Johann -Waria Dbin. Rachbem<br />
er einige Surfe im ©ollegium ©aintShamonb befudjt hatte,<br />
fam er nadh Berrieret, um feine ©tubien ju votlenben. Stach<br />
feiner „Histoire du cardinal Fesch" gu urtheiten, mußten<br />
ihm fein geraber ©eift, fein ridhtiget Urtheil in ber golge<br />
einen gemiffen Ruf verfdjaffen, nicht fo fehr alt Siterat, fon*<br />
bern alt Sßrofeffor ber SC^eotogie unb alt Vermalter. Sit<br />
SSerrieret machte er fidh unter ben Söglingen vorteilhaft be*<br />
merfbar unb fdhloß mit Johann 3ftaria Dbin greunbfehaft, in<br />
meinem allein er einen mürbigen Nebenbuhler unb einen einfältigen,<br />
guten unb frommen Kameraben fanb. SDie folgenben<br />
©reigniffe bradhten fie gmar meit auteinanber, aber ohne fie<br />
ju entgmeien, unb vierzig 3ahre fpäter, im $ahre 1862 flu ben<br />
mir mieber 33eibe jufammen in ber Kapelle bet großen ©emi*<br />
nart in Spott bei ber bifchöftidfjen ©onfecration -Btfgr't. 35u=<br />
buit, Sifdjoft von ©atvefton.<br />
Stuf bie literarifchen ©tubien folgte bie ^p^itofop^ie, melche<br />
im ©eminar von Slrgentiere vorgetragen mürbe. SBährenb<br />
ber Verfolgungen bet Kaiferreichet, mo man gegmmtgen mar,<br />
bie Zöglinge ber ©eminarien in bie ©chitle ber bem ©taate<br />
gehörigen ©oHegien ober Speeen gu fdjidfen, fonnte'Berriöret<br />
©anf feiner großen Entfernung bie 8 ö 8ft n 9 e a^er ©eminarien<br />
gum ©tubtum ber ^Philofophie unb SUtathematif tu fidh<br />
nigen; aber im $ahre 1814 mürben bie regelmäßigen ©tubien<br />
eingerichtet, unb 2tli£ nadj mandhen getroffenen Beränberungen<br />
mit Slrgentiöre maren bie einigen Drte, mo bie gur<br />
logie nöthigen aSorbereitungtftubien vorgetragen mürben.
412 —<br />
Argentiere, megen feiner gönftigen Sage an ben ©renken<br />
be« Departement« Rhone m i> Soire fah balb bie gaty feiner<br />
©füler maffen. ®a« frühere ßlofter ber ©tift«frauen, er*<br />
baut im Sahre 1788 burf bie greigebigfeit be« $ergog« bet<br />
Provence, be« fpäteren ßubmig'« XVIIL, mar im $ahre 1801<br />
in ein f leine« ©eminar umgeftaltet morben, unb ftanb einige<br />
3>ahre unter ber fieitungber $atre« Vom ©lauben<br />
(de la FOL) 1 ) Sodann Maria Dbin trat 1818 in biefe«<br />
©eminar ein, um $ß$ilofoj)$ie ju ftubieren. ©eine literariff en<br />
©tubien maren mehr grünblif al« glanjenb gemefen, mie mir<br />
au« bem ffließen fönneu, ma« ju biefer $tit au« feiner<br />
geber gefommen ift; bie pbilofophiffen ©tubien entfprafen<br />
me^r feiner ©eifte«riftung. ©r ragte unter feinen Mitffülern<br />
burf feine Äenntniffe foxtioxunb mürbe bamal« al« ein ju*<br />
fönftiger Repetitor für ba« große ©eminar von Styott bejeif net. 2 )<br />
— SBir miffen nift, au« metfem ©runbe feine Sßorgefefeten<br />
naf biefer getroffenen ©ntffeibung, anftatt ihn ferne philofophiffen<br />
unb mathematiffeu ©tubien in Argentiere vollenben<br />
gu laffen, ihn in ba« ©eminar von Sllij nahe bei Biffefranf e<br />
ff i(ften. Alife mar mie Argentiöre ein Älofter abeliger ©tift«*<br />
frauen gemefen unb erlangte im 18. Igahrhunbert burf ben<br />
Aufenthalt ber grau be Sencin unb be ©enli« eine gemiffe<br />
Berühmtheit.<br />
SDer junge Dbin ftubierte bie ^hitofophie meiter unb<br />
lernte SR^etorif. Sog er nun barau« einen namhaften Rufeen<br />
für feine geiftige ©ntmitflung? 2Bir fönnen nift« barüber<br />
a ) Unter ben bekannteren ^rofefforen heben wir heroor darret,,<br />
welker fic£) al§ ^efuit eine grojje 2ld)tuitg erwarb. Sßeniger bekannt jtitbbte<br />
^Beziehungen mit 2lmp£re itnb Söallanche. darüber fann man in bent<br />
Seben Slntpöre'S von Vatfon lefen: 3)ie ©ingefn^eiten über eine literarifdje<br />
unb wiffenfchaftliche Slkabemie in S^on; biefe war auf bie Anregung be&<br />
§errn Söurret in ben legten Sohren ber Sfterolution entftanben.<br />
2 ) ©ein Sß^itofop^xe = !ßrofeffor, £err ©roget, geftorben al3 Domherr<br />
in Styon, erkannte ihm ein fidjereö Urtheit unb eine außergewöhnliche<br />
natürliche Verftanbegfcprfe ju. (Qeugnifj, aufgezeichnet t)on £ernt giUon.)
413 —<br />
fagen; aber baS fönnen mir fagen, baß gerabe in biefer 3eü,<br />
Wo bie Sttgenb in ityrent gangen geuer auflobert, feine ©eele<br />
innerli$ fetyr ttyätig mar; fein £erg mar gu Slttem bereit, maS<br />
©ott oon itym oerlangen follte.<br />
III. gavitet.<br />
Das große Seminar. — (Erfolge in ben Stubietx. — Seine Jrömmig'<br />
feit. — 23riefu>ecfyfel mit feiner Familie.<br />
®aS ©onctl oon SErient tyattegur £eranbilbung ber ©eift?<br />
lidfjen befdjloffen, befonbere Käufer gu errieten, mo ber junge<br />
Seoit ficty bur$ ©tubium, ©ebet unb ©infamfeit auf baS 2ßir?<br />
fen am £eile. ber ©eelen oorbereiten fönnte. ©ctyon feit bem<br />
17. gatyrtyunbert mürben burcty Berulle, Bourboife, Binceng<br />
oon 5ßaul, Dlier in granfreidj foldje ©eminarien gegrünbet.<br />
Man fab mie ber ©leruS ficty im ©eifte feines ©tanbeS er?<br />
neuerte, mie er mitten in ber SBelt ©laube, grömmigfeit unb<br />
©ifer bematyrte. Mit ber SBürbe erlangte er au$ mieber bie<br />
3l(tytung ber Menf(tyen. Um bie Borttyeile biefer ©inrictytung<br />
genügenb fc^äfeen gu fönnen, brauet man fi$ nur baran gu<br />
erinnern, melier Beractytung ber -Kante beS ^ßriefterS antyeim<br />
gefallen mar, ber bocty frütyer fo lange 3eit burd) 3Biffenferrn Dlier<br />
mürbe in Styon außer bem ©eminar ber Dratorianer ein anbereS<br />
©eminar unter ber Seitung ber Sßriefter oon ©aint?©ulpice<br />
gegrünbet. fem be ^urteoent, frommen SlnbenfenS, mar beffen<br />
erfter ©uperior gemefen. $nt 18. gatyrtyunbert wetteiferte biefeS<br />
©eminar mit jenem ber Dratorianer unb ber Sofeptyiften in<br />
ber frommen ©rgietyung ber ©lerifer.<br />
Unmittelbar oor ber SfteOolution tyatte £err ©merp burcty<br />
feine äBiffenfdjaft unb feinen priefterlictyen ©eift bem ©eminar<br />
eine große 3lctytung oerfd)afft, bie mätyrenb ber kämpfe gmifctyen<br />
bem erften Äaiferrei^ unb ber ^irdje nocty immer metyr ftieg.<br />
3m Satyre 1809 mürbe baS ©eminar mieber ben ©ufcpiciauern<br />
übergeben, aber nacty ber Unterbrücfung oon ©aiutsSutpice
— 414 —<br />
fam es int gahre 1812 in bie £änbe bon SBettyriefteru. ©er<br />
©rgbiftof oon Styon fam babei in große Verlegenheit; bie<br />
Seitung beS ©enttnarS mürbe in aller ©ile bis auf SBeitereS<br />
bem ©eneralvifar Gerrit Botarb anvertraut, unb als 5ßro^<br />
fefforen mürben jmei junge Sßriefter angefteHt, mette faum ihre<br />
teologif ten ©tubien in ^ßartS votlenbet hatten, nämlit bie<br />
Herren ©holleton unb ßattet; fie fotlten in ber $otge befannt<br />
merben, ber erfte als ©eneralvifar, ber anbere burdh [eine<br />
potemifchen ©triften, mo aber nat ker AuSfage SDtfgr.'S 2lffre<br />
(Ami de la religion 1835) oft mehr ein ftürmifter ©ifer<br />
als theologifte ©enauigfeit gu bemerfen ift £err 3Jitolanb,<br />
geftorben atS Biftof bon Souloufe, hatte ben Unterritt in<br />
ben ©eremonten. ^m gahre 1820 maren bie ^rofefforen<br />
herangebilbet BefonberS mareit eS bie Herren ®uptah (1789<br />
bis 1887), ber fein ganges Seben immer im ©eminar tätig<br />
mar, unb SDenavit (geftorben 1867), mette als ebenfo fromme<br />
unb ftrenge Sßriefter befannt maren.<br />
®ie ©tatutm maren fehr ftreng unter ber Seüung beS<br />
igerrn ©arbeite, metter baS fleine ©eminar bon ©atnt=3obarb,<br />
baS er gegrimbet hatte, verließ, um bie ©teile etneS ©upertorS<br />
gu übernehmen, bie er bis 1840 inne hatte, äftan hatte fehr<br />
Viel ju leiben megen ber fehr gebrängten Sage beS ©ebäubeS.<br />
SDaS ©eminar von ©anft-SrenäuS, vor ber Revolution auf<br />
beut bamats fehr etnfamen $ßla£e ©roif^aquet gebaut, mar<br />
früher nur von einigen Ätöftern umgeben, jefet aber tag eS<br />
mitten unter vielen unregelmäßig aufgeführten ©ebäuben.<br />
Ringsherum ftanben ohne Drbnung Verftiebene Käufer, unb<br />
baneben floß bie Rhone unb brachte $euttigfeit in baS £auS.<br />
Johann SRaria Dbin mar gliidtit, in biefeS &auS ju<br />
fotnmen, mo er fühlte, baß ihn ©ott feinen Beruf merbe er=<br />
fennen laffen. @r mar ganj aufrieben in bitten ber taufenb<br />
Banbe, mette bie Freiheit gügetn, benn im ©eminar gehört<br />
man nitt fit felbft an; baS fann man teitt fehen. ©ine<br />
©rl;otungSftunbe ju Wittag unb eine am Slbenb, bei ftönem<br />
Sßetter in bem fleinen £of, ober in einem gemeinfamen ©aale
— 415<br />
mar bie einzige Unterbrechung ber ernften ©tubien, meiere um<br />
5 Uhr Borgens begannen unb bit gegen 9 Uhr Slbenbt bauerten;<br />
mit ©ebet unb ©tubium mar ber gange S£ag autgefüllt 2lber<br />
bie ©eele bet ^ünglingt entfaltete fich in ben frommen Uefc<br />
ungen unb im ©ebete; bann fanb fein ©eift mieber gteube<br />
an bem togifdhen unb georbneten ©tubium ber Religiontbemeife.<br />
3n ber XfycA, von ber Offenbarung autgehenb fühtt bie<br />
Rheologie vermöge ber SSernunftf^Iüffe ben Verftanb gu einer<br />
rationellen Üebergeugung. S)en ©lauben bemeifen, ihn gegen<br />
bie £äretifer aller Seiten vertheibigen, bie geoffenbarten Sßahrheiten<br />
erflären, ba$ ift bat Siel, meldet fidj bie SCh^foflie<br />
vorftedft.<br />
©in tiefer gorfdjergeift ift baju nothmenbig; bie SEI^otogie<br />
fefct Jh n tioraut, aber fie entmidelt ihn audh noch mehr. SDie<br />
©rünbe bet ©laubent bitben ben fpelulativen bie ©e=<br />
fefce, melche bie ^anblungen regeln, bilben ben praftifchen %1)til<br />
ber a:^eotogie.<br />
©in natlirlidher gefunber ©inn, verbunben mit ber theo=<br />
retifdjen Sßiffenfdhaft macht einen guten SDtoratiften, unb einen<br />
gemanbten ©afutften. 2lbbe Dbin hatte ein folget natürlidjet<br />
Rechttgefühl, vereint mit einem praftifdjen ©inn unb einem<br />
fixeren Urtheil, bat ihn gum ©tubium ber ^eitigert 3Biffen=<br />
fdhaften befonbert befähigte. 9tad) feinen Prüfungen mürbe<br />
er beßhatb audh alt Stellvertreter feiner Sßrofefforen benüfet.<br />
9llt man guerft bie ©eminarien in ©aint-Sulpice einrichtete,<br />
maren bie Kurfe ber ©orbonne bie einzigen, bie von<br />
ben ©tubenten befuebt mürben, ©inige ber beften ©dhüler<br />
mürben nadh ber £eimlehr autgemählt, um mit ben anberen<br />
bie gehörten Seftionen gu mieberholen. SDat mar gmar eine<br />
fehr befdhetbene 3Me. SDenn et hanbette fidh nicht barum,<br />
bei ben behanbelten fragen bat Refultat feiner eigenen Unter*<br />
fudmngen, ober neue ©efichttpunfte auteinanbergufe|en; et<br />
mar genügenb, mit ©idjerheit ben Vortrag bet Sßrofeffort gu<br />
mieberholen, feine ©rflärungen genau miebergugeben ober biefelben<br />
für fdfjmädhere ©tubenten mehr gu entmitfetn. 2llt bie
— 416<br />
Geologie fpäter im ©eminar felbft vorgetragen Würbe, behielt<br />
man biefe Repetitoren bei.<br />
Abbe Dbin fanb in biefem Amte ein auSgegeid&neteS Mittet,<br />
bie fragen grünbtidj burdjjuftubiren, unb er erfuhr es an fid)<br />
felbft, baß man fid? nie beffer über fein SBiffen 9ied)enfd)~aft<br />
geben fann, als wenn man fte Anbeut mitreiten fott.<br />
©eine ©efunbljeit fonnte aber nidjt lange biefem ange?<br />
ftrengten Beben oott aufreibenber Arbeiten ©taub galten; in<br />
einigen Monaten würbe er franf. Sit einem Briefe fdjergt er<br />
gwar fefyr gemütt;tid) barüber, aber er geftetyt, baß er „oon<br />
bem ©ewidjt feiner Armfetigfeiten niebergebrüdt unb oon<br />
ftarfen gieberanfätten hetmgefudjt fei."<br />
©tüdlt
— 417 —<br />
Sfyon, uttb ffon geigt er fif al« Apoftel, ber Senen ©ute«<br />
t^uu tmtt, bie er liebt.<br />
Um ba« gahr 1820 mar bie Stöcefe Seuge gtoßer reitgiöfer<br />
Slunbgebungen.<br />
Sie Miffioneit, oon benen man fo oft unb fo übel rebet,<br />
mirften in ben ©täbten unb auf bem Sanbe gahlreif e Be*<br />
lehrungen, unb ftritten oft ftegreif gegen ben ©eift ber öffentlifen<br />
©leif giltigfeit ober ber ooltairianiffen ©pottfuf t. Unfer<br />
junger Sefcit erfuhr bafcon, unb in feinen Briefen brüdt er<br />
feine greube barüber au«. Sa« ©ute fonnte aber nift ohne<br />
$ampf geff ehen, unb biefer Äantpf mar manf mal heftig, ja<br />
gemaltthätig. Sie ©ottlofen aller Seiten, mögen fie fif nun<br />
Sßhilofophen nennen, mie im 18. Sahrhunbert, ober liberale<br />
mie bei ber Reftauratton, ober greibenfer mie am ©übe be«<br />
19. ^ahrhunbert«, fie führen immer biefelben Sßaffert, um ^<br />
ben ©tnfluß ber Religion gu befämpfen, bie fif bof nie anber«<br />
ben ©eelen nähern mill, al« auf bem SBege ber Ueberrebung.<br />
Sie Briefe be« jungen Seoiten geigen beutlif, melfe<br />
©rbitterung bie 9Kiffionäre bei biefen ©ottlofen erregten.<br />
Sie 3Jlifftonen ffloffen gemöhnlif mit einer erhebenben<br />
©eremonie. 9Kan ließ ein öffentlife« ©rinnerwtg«geif en an<br />
bie gegebenen Untermetfungen gurü(f, nämlif ba« 9DWffion«'<br />
freug. ©iner feiner Bermanbten gegenüber, einem frommen<br />
3ßäbfen, ba« er mit feinen Rathff lägen unter ftüfcte, ff lägt<br />
er bei biefer ©elegenheit einen ffergenben Son an, obmohl<br />
mir in ihm einen ungemöhnlif en ©ruft erfannt haben.<br />
„3f habe Seinen Brief," fo ffreibt er fr, „mit größter<br />
greube empfangen; Sein ©ifer unb Seine ©ehnfuft naf bem<br />
SBorte ©otte« hat mif erbaut unb mif in ber &ofaftung<br />
beftärft, bie if für bie Sugenben meiner theuren ©oufüte<br />
hatte. 3f miß Sir aber benitof geftehen, baß if bei allem<br />
SRitleib, ba« if mit Sir unb Seinen Begleiterinnen über bie<br />
Mißgeffide auf ber Sföallfahrt gur ©rriftung be« 3jiiffion«=<br />
freuge« gefühlt habe, mif bennof eine« Säfeln« nift er=<br />
mehren fonnte...; tf habe biefen Reifeberift einem meiner
— 418 —<br />
gteunbe mitgeteilt, unb mir haben fton etmaS gntereffanteS<br />
barüber aufgefegt 3t toerbe eS Sir in ben Serien mittel<br />
ten, menn it nur nitt fürtten muß, Sit gu fehr eitel gu<br />
maten, benn mir fpreten fehr tobenb Don ©urer grömmigfeit."<br />
SDaS ift ber eingige $ug in feinen Briefen, mo mir bie<br />
©puren etneS ©tergeS finben, bem er bot im gemöhnliten<br />
Umgange nitt abhotb mar. ©ein gemßhntiter ©tit mar<br />
ernft, fehr ernft.<br />
©inige gtit fpäter ftrieb er an biefetbe ©oufine. gefet<br />
geigt er fit fton als einen erfahrenen Sirector. aBelf ein<br />
©inn für baS Religiöfe in einem Anfänger! 2Bie feht mar<br />
fein ©eifl burtbrungen bon ber ©röße ©otteS unb von ber<br />
Sßittigteit ber irbiften Singe.<br />
„3t ^abe Seinen Brief empfangen, teure ©oufine; feit<br />
einigen Sagen brängt eS mit ft°n, Sir gu antmorten.<br />
„Sie Unruhe unb ©orge für Seinen Beruf vermirren Sit<br />
ein menig. ©ott fei gepriefen! SaS ift ein BemeiS, baß er<br />
fit not nitt bon Sir getrennt hat Sie Borfehung hat<br />
einem geben aus uns ben Soften angemiefen, ben mir auf<br />
©rben einnehmen fotten; glüdftit Sene, bie eS fit bor- Allem<br />
angelegen fein laffen, ben Beruf fennen gu lernen, ben ber<br />
$err für fte beftimmt hat, unb gu miffen, maS er bon ihnen<br />
ermartet. Aber it glaube aus Seinem Briefe gu erfennen,<br />
baß biefer ©ebanfe Sit quälte unb beunruhigte. D, bitte<br />
nun ©ott, er möge biefe ©orgfatt immer in Sir lebenbig erhatten,<br />
bis Su Sit gänglit über ben eingufttagenben äßeg<br />
entftieben haft; ftlafe nie ein über bie Angelegenheit beineS<br />
Berufes, benn menn eS nie erlaubt ift, in biefer großen $rage<br />
gleitgiltig gu fein, fo gang befonberS bann nitt, menn man<br />
fit gum religiöfen Seben berufen fühlt 2Bie viel fonnte it<br />
Sir nun fagen über baS ©tücf gener, bie gu einer fo Gerritten<br />
SebenSmeife berufen finb. Bon ber 2Bett, von fit felbft<br />
getrennt fein, nur für ©ott leben, gibt eS etmaS ©tüdtitereS,<br />
gibt eS etmaS, baS man mit mehr ©ehnfutt münften fönnte?<br />
At, wenn mir bie SBett rett erfenneten, mir motlten nitt
419 —<br />
länger inmitten ihrer ©efahren bleiben, alt et bie ©hre<br />
©ottet erforbert. 2Bat thut man meiftent in ber 2Belt für<br />
ben lieben ©ott? 2Bat thut man für fein eigenet Seelenheil?<br />
3Kan fudht ohne Unterlaß fidh felbft, man f
— 420 —<br />
Biff of von Reu=Drlean« gefehen unb gehört, unb feit biefem<br />
Sage riß ihn fein geueretfer immer mehr 1)in r ©r träumte<br />
nur . mehr von ben Miffionen bei ben SBilben, von ©efahren<br />
unb vielletft fogar vom Sobe. ©fnell hatte fif gmiffen<br />
bem fef gehnjährigen ©eminariften unb $errn Blanc bie .in«<br />
uigfte greunbff aft gebübet. SBie viele gemeinfame ©ebanfen<br />
unb ©efühte befeelten Beibe auf gletfe SSeife! $err Blaue<br />
hatte fif bei verffiebenen ©elegenheiten entffieben al« Beff<br />
iifcer unb grennb be« Johann Dbin erflärt. -Jlaf feiner<br />
Abreife von Ambierle blieb er bei Allen al«. ein frommer unb<br />
feeleneifriger ^riefter in gutem Anbenfen.<br />
Unfer ©eminarift verbrafte feine gerien eutmeber bei<br />
feinen Bermanbten in ^autevitte ober bei feinen Dnfeln in<br />
©aint*gorgeu£, ©aint^aonsle-Bieug unb ArfeutHe. Ueberall<br />
liebte man ihn, überall 30g feine grömmigfeit gur Raf ahmung<br />
hin; feine Siebe gu ben Armen fonnte ftf bei vielen ©elegen*<br />
heiten geigen: er gab, ma« er nur hatte. Befonber« ein gug<br />
ifi fehr rifrenb. Auf einem fetner Au«flüge naf Sremiöre«,<br />
mo er bei feinem Bermanbten, einem ehemaligen ©eminariften,<br />
bie erften Unterrif t«ftunben genoffen hatte, begegnete er einem<br />
Armen, beffen ©lenb ihn fehr rührte. $aum fonnte er feine<br />
Blöße mit einigen Summen bebedett. Unfer ©eminarift benft<br />
naf, mie er biefem Unglüdlifen Reifen fönnte; ein großmü=<br />
thiger ©ebanfe fteigt in feiner ©eele auf; er läßt ben armen<br />
3Kann ein wenig marten, entfernt fif ein menig hinter eine<br />
£ede unb gieht bie neuen Betnfletber au«, bie er gerabe er*<br />
halten hatte; er gibt fie bem Armen unb bittet ihn nur unt<br />
ba« ©ine, er motte eine 3 e^ang bent ßaufe ber gamilie Dbin<br />
nift gu nahe fommen. „$e|t gehen ©ie ffnett fort/' fügte<br />
er bei, „bamtt ©ie Dtiemanb von meinen Bermanbten fieht."<br />
Siefe freien Sage, mo er feine ©efunbheit für neue<br />
Arbeiten ftärfen mollte, maren alfo nift verloren.<br />
©« nahte nun ber Augenbltd h^an, mo er bem lieben<br />
©ott ein nof vottftänbigere« Dpfer barbringen follte. Surf<br />
ba« ©ubbiaconat, ba« er im $ahre 1821 empfangen hatte,
421<br />
mar er unmiberruftit an ben geifttid^en ©taub gebunben;<br />
aber er mar gu not größeren Dpfem bereit. 2lmerifa martete<br />
auf ihn, unb er mußte nun feine ©ttern auf biefe Trennung<br />
vorbereiten. Um biefe 3eit füllte fit eine ber ©ttoe*<br />
ftern beS 2lbb6 Dbin gum retigiöfen Seben hingezogen. Ser<br />
junge ©eminarift mußte ihr Ratgeber unb gührer fein, be*<br />
fonberS als eS fit um ihren ©intritt in'S klöfter Rubelte.<br />
Sie 3Jlutter miberfefcte fit fehr lebhaft, unb ihre unbebingt<br />
abftlägige Slntmort, bie- fie burt bie Bebiirfniffe ber Familie<br />
begrünbete, fefcte allen meitern ©tritten in biefem ©inne ein<br />
3iel. Ser ©eminarift, ber mehr im ©tanbe mar, als mir,<br />
über biefe Familienangelegenheiten gu urteilen, fah barin<br />
einen 2Binf ber göttliten Borfehung, unb am 9. Februar 1822<br />
ftrieb er an feine Butter:<br />
„-Keine teure -Dlutter! fabe alle ©teilte eingeftellt,<br />
bie it unternommen hatte, um meine ©ttoefter bei ber 2luS*<br />
führung ihres heiligen ©ntftluffeS gu unterftü^en. ©ott mirb<br />
fie mohl nitt gum religiöfen Seben berufen haben, ba eine<br />
Butter, ber fonft nittS am bergen liegt, als ihre Sinber<br />
glüdlit ju fehen, fit miberfe|t, baß meine ©ttoefter ihrem<br />
3nge gu biefem ftönen Berufe gotge leifte. — AnbererfeitS<br />
bin it wohl übergeugt, meine tbeure 3Jiutter, baß 3h*e gröm*<br />
migfeit eS nie gulaffen mürbe, bem lieben ©ott eines 3^er<br />
Jtinber gu verfagen, menn ©ie fiter mären, baß ©r eS ber*<br />
langt. Sie greube, bie ©ie barüber empfiuben, baß it in<br />
ben geiftliten ©taub trete, mo it nur unferem $errn an*<br />
gehören barf, ift für mit ein beutliter BemeiS, baß ©ie<br />
aut 3$ r e anberen Äinber gerne opfern mürben, fo mie ©ie<br />
mit felbft geopfert haben. ©S ift aut nitt eine bloße gu<br />
gärttite 2lnhängtit?eit, bie biefer Trennung miberftrebt. SaS<br />
Seben, baS ©ie fton lange führen, ift nur ein Seben ber<br />
©ntbehrungen, ber SJlüheit unb ©orgen, unb bot ertragen ©ie<br />
2ltleS mit ©ebutb unb ©rgebung. D, ohne Steifet, ©ie<br />
moHten fit beS BerbienfteS fo vieler Seiben nitt berauben,<br />
inbem ©ie fit meigerten, neue Brenge angunehmen, bie ber<br />
28*
— 422 —<br />
liebe ©ott uns f$i
— 423 —<br />
fein aBitte nift in ber 2Belt jurüdgehalten hätte, unb fo mirft<br />
Su alle« Berbienft bei ©ott haben, ba« man im Drben«leben<br />
hat Sief er ©eift ber ßo«ffältmg ift ©ott fehr angenehm,<br />
rnaf e ihn jutn ©egenftanbe Seiner Setraftung. 3f mßfte<br />
Sir auf anempfehlen, von Seit ju Ö^jen einige<br />
menige 2Borte ju fprefen, um ba« Slnbenfen an bie ©egen?<br />
mart ©otte« aufgriffen, unb einige Böfer gu lefen, bie<br />
Sif Von ber SBiftigfeit be« ©eelenheile« burfbringen, unb<br />
Sif mit bem lebhaften äBunff e entflammen, ettoa« ju thun,<br />
um ben Gimmel gu geminnen. £eutgutage benft man nur an<br />
Reif thum unb Unterhaltung, an bie vergänglif en ©üter, unb<br />
ba« einzig SBiftige unterläßt man; menn nur ber ßeib feine<br />
SBünffe unb Bequemliffeiten hat, fo ift man ffon gufrieben,<br />
menn auf bie arme ©eele gang vergeffen ift D , theure<br />
©fmefter, feufgen mir ohne Unterlaß naf bem ßirnmel."<br />
(gortfefcung folgt.)
P e r it<br />
gSeru ift burdh Bürgerfriege bertoüftet SDie eine Partei,<br />
bie fogenannten „Berbünbeten", fämpfen unter bem ©eneral<br />
Perola gegen bie anbere Partei, bie fich „©onftitutionell unb<br />
Segal" nennt, unb unter phtung bet ©eneratt ©aeeret fleht<br />
3tn iefeigen Slugenblicfe bat bie Partei ber Berbünbeten in<br />
blutigen ©efedhten große ©rfotge errungen, befonbert bei 2Ire=<br />
quipa unb bei Sima. SDie Berbünbeten haben, fo fdjreibt<br />
man unt, überall bie Religion geachtet.<br />
SDie folgenben Briefe berieten etmat Räheret über bie<br />
in Sima am 17. unb 18. SRärg 1895 ftattgehabten Kämpfe.<br />
8ima, ©entrafljaut ber barmhergigen ©dhtoeftern, 25.-äftärg 1895.<br />
SBir haben in Sima einen gtoeitägigen ©traßenfampf er=<br />
lebt. SDie ©traßen finb nun mit Blut getränft unb mit<br />
Seiten bebest, ©t mar fdhredftidh; et gab menigftent 1300 SEobte<br />
unb 1000 Bermunbete. Bon biefen befinben fidh ü&er 300 in<br />
©aint^Barthelemp, faft ebenfo biete im &aufe genannt „ber<br />
gmeite SJiai"; bie Slnbem finb in fcerfchtebenenSagarethen unb<br />
in unferen Käufern bu ©ercabo (ober grrenhaufe), in ©anta<br />
3lnna unb im ©entralhaufe untergebradht.<br />
2tlte unfere ©dhtoeftern aut ber ©dhule, fomie mehrere<br />
aut BeHabifta unb „von ben Unheilbaren" finb in ben £ofpk<br />
tätern. SBir teiften unt untereinanber £itfe, unb unfere<br />
theuern ©dhweftern finb boll Eingebung.<br />
2lm 17. gegen fedht Uhr SDtorgent bernahm man ©emehr=<br />
feuer. SDie* Berbünbeten ober SRontanerot (bie regierungt=<br />
feinbliche Partei) maren eingebrungen. ©ie fonnten bat leidht
— 425 —<br />
unter bem ©djjufce eine« fo bieten RebelS, baß man fte erft<br />
bemerfte, als fie fd?on in ber ©tabt mareri. SDie Kugeln reg*<br />
neten oon aßen ©eiten, bie Kanonen bonnerten. SDie Partei,<br />
ber es gelang, einen Styurm gu neunten, läutete bie ©lo<strong>der</strong>n<br />
um ityren Sieg angufitnben, mätyrenb bie anbere Partei ben<br />
Styurm räumte, Unb inmitten biefer Kämpfe, tote oiele<br />
Dpfer! ©iner ber &auptteute fam gu uns geritten unb befatyl<br />
gu läuten. Srofe unfereS SBiberftrebenS mußten mir eS ttyun,<br />
benn er brotyte bamit, ben ©locfenttyurm gu gerftßren, falls<br />
man ni
— 426 —<br />
anber gu fließen, mobei baS &of)ritat großen ©taben litt<br />
3t miß ber ©tmefter ©repep fagen, fte möge 3hnen felbft<br />
erjagen, maS borgegangen ift.<br />
3t l)abe mehrere ^eilige Steffen lefen laffen, um ©ott,<br />
ber feligften 3ungfrau, bem heil. Bincenj unb befonberS bem<br />
heil. 3ofeph iu banfen für ben ©tufe, ben ©r unferen Käufern,<br />
unferen ©tmeftern unb unferen Armen angebeten ließ.<br />
©ttoefter ©aftagnet,<br />
u. %. b. t- S. b. a.. Ä.<br />
fitma, ©anct AnbreaS, 13. April 1895.<br />
Unfere äußeren unb inneren Anftalten nehmen ungefähr<br />
bte fiälftebeS früheren 9JJännerfpitalS etn, baS fit jefet im<br />
£aufe „vom gmeiten 9Jtai" beftnbet; bie anbere £ätfte mürbe<br />
ber Regierung abgetreten, mette barauS eine ^afente matte.<br />
SDaS ift nun für uns eine gefähr lite Ratbarftaft, bie uns<br />
fton viel ©tteden verurfatt hat, entmeber im Kriege mit<br />
©hili, ober tn ben gahlreiten Revolutionen, bie fo oft in<br />
biefem Sanbe ausbrechen.<br />
Am 17. SDtärj fyoxtznmir mährenb ber heil. Sfefe ben<br />
Beginn beS ©emehrfeuerS, baS fit immer mehr unS näherte<br />
(bie $aferne mar faft teer); jebot nat ber Sanffagung frühftücften<br />
bie ^tnber not in aller ©ile, unb mir verfantmelten<br />
fie AHe in einem großen ©aale, ber am meiteften von ber<br />
Slaferne, aber am nätften ber SBohnung ber ©tmeftern liegt<br />
®iefer einzige ©aal hat über bem ®ate fein großes genfter.<br />
Bor einigen Monaten murte in biefem ©aale bie SDlauer burt 2<br />
broten, um il;n burdh eine Thüre mit einem anbern £aufe<br />
ju verbinben, baS ber SBohlthätigfeitSfommiffion gehört, unb<br />
melteS unfer 3nfpeftor für uns erlangen mollte, um ein Afpt<br />
einjuri tten.<br />
$aum hatten fit bie Einher gefefet, als bie Berbünbeten<br />
von allen ©eiten jugteit burt biefe Thür einbrangen. ©ie
— 427 —<br />
mußten früher von ber Anmefenheit biefer Shür unterriftet<br />
morben fein unb fflugen biefelbe nun in ©tüde, obgleif<br />
fie fehr ftarf mar. 3f habe nur foviel Seit, bie erff redten<br />
$inber fortzubringen. Sie ©olbaten bringen ein, ba« ©emehr<br />
in ff ußbereiter ©tellung, unb verlangen einen Surf gang, um<br />
jur Äaferne ju gelangen, mit ber Srohmtg, bie gegenüber?<br />
ftehenbe Shüre ju fprengen, bie if ihnen fogleif öffne,<br />
©benfo mie bie auf« Saf führenbe ©tiege. Run mürben fie<br />
ganj ©te verlangten ju trinfen, unb al« fie bei ber<br />
halb geöffneten Capelle vorbei gingen, beugten fie ba« Änie<br />
unb flehten gang laut bie feligfte Jungfrau um ihren ©f ufe<br />
an. Ueber bie Safer, bie allgemein flaf finb, vorbrtngenb,<br />
bemäftigten fie fif ber ^aferne. Aber faum hatten fie bie?<br />
felbe befefct, fo lehrten bie Regierung«truppen jurüd, unb ber<br />
$antpf begann von neuem. tynt, bie burf unfer Shor ge?<br />
brungen maren, befanben fif in SUlinberjahl unb verftedten<br />
ftf in ben Raf barhäuf ent unb in unferem ©arten. 2Bir<br />
hielten einige von ihnen bi« jum näfften Sage verborgen.<br />
SBenn fie fif bamal« gezeigt hätten, mären fte erff offen mor?<br />
ben; benn bie Regierung«partei verfährt auf biefe SBeife fogar<br />
mit ben Bermunbeten. Aber ba«, ma« für un« unb für alle<br />
Sene, melfe S^gen biefer ©reigniffe maren, ber offenbare<br />
33emei« be« befonberen ©fufee« ©otte« mar, ift ber Umftanb,<br />
baß ftf Riemanb zur Verfolgung aufmafte, al« ba« Shor<br />
gefprengt mürbe, baß bie verbünbeten ©olbaten einbraitgen<br />
unb mieber entfamen, ohne baß auf fie geff offen mürbe, ba<br />
man fie bof in allen Käufern, mo man fie eintreten fab,<br />
verfolgte unb töbtete unb fogar grauen erff offen mürben. @«<br />
mar auf mirfltf ffredlif, jmet Sage lang in ben ©traßen<br />
ba« ©emehrfeuer, bie 3Jlitrailleufen unb bie Kanonen ju hören;<br />
alle Käufer tragen bie ©puren bavon. ©ogar von ben Kirf?<br />
thürmen herab mürbe geff offen. Sobte ©olbaten unb tobte<br />
Sßferbe lagen auf ber ©traße ,burf etnanber. ©lüdlif ermeife<br />
ermirfte ber % Sofeph/ melfer ber £anbe«patron von Sßeru<br />
ift, am 19. einen SBaffenfttttftanb, morauf am 20. jmiffen
— 428 —<br />
ben 9ttiniflern ber auttoärtigen ^robingen unb unter beut Bor*<br />
ftfee bet apoftolifdhen Delegaten bie griebentberhanblungen<br />
begannen.<br />
©dhtoefter 9Jlarta Sßerrot,<br />
U. %. b.dfj. 8. b. a. K.<br />
©inige anbere Radhridhten fenbet unt £err SDtibielle, ©uperior<br />
unferet Raufet { n 2ima f bem et gelang, mährenb biefer<br />
fdhren ber Radfjt bom 16. auf ben 17. SDtärg feierte man<br />
im Regierungtpalafte ein $eft. 3Kan unterhielt fidh 6it gegen<br />
bier Uhr Söiorgent. 2llt ftdh bie ©äfte gurüdfgegogen hatten,<br />
ging ber Sßräfibent audh ju Bette, aber balb ttedfteihn ©etoehtfeuer.<br />
SBährenb man fidh int 5)3atafte unterhielt, hatten<br />
fidh bte Berbünbeten, metdje fchon bier SfJlonate Sima belagerten,<br />
in Belegung gefefet, bie SQBadhfamfeit ber auf ben Borpofien<br />
ftehenben Regierungttruppen getäufdht, unb maren unter<br />
bem ©dfjufee einet bidhten Rebelt an brei berfdhiebenen fünften<br />
in Sima eingebrungen. ©ie hatten fich berabrebet, auf bem<br />
Regierungtpla^e gufammengutreffen, um fidh Sßataftet gu<br />
bemädhtigen. Slber ba fie auf betriebenen fünften hart*<br />
näcfigen SBiberftanb fanben, lonnten bie 9JJeiften nicht borthin<br />
gelangen. 3llt bat bie Hauptmacht ber Berbünbeten unter<br />
ber Rührung bet gulünftigen Sßräfibenten fah, umgingen fie<br />
ben unb fdhlugen bat ^auptlager auf bem $ßla|e bor<br />
bem Spater auf, ber ungefähr 500 SDteter bon bem Sjßalafte<br />
entfernt ift unb burdh bie gmei Stürme ber 2luguftinerlirdhe<br />
unb ber Kirdhe be la 9Jiereeb, bereu fie fidh bemädhtigt hatten,<br />
befdhüfet mirb.<br />
SDer Kampf, ber ben gangen 17. SDtärg gebauert hatte,<br />
begann am folgenben Sage mit neuer Erbitterung. 3)ie
— 429 —<br />
©d)Weftent waren gang erfctyöpft, aber ni
— 430 —<br />
2lm 20. erfuhr Sirna, baß bte ©Breden beS BürgerfriegeS<br />
ju ©übe feien, ©in Vertrag mar unterzeichnet Worben; er be=<br />
fagte int älllgemeinen: „©acereS legt fein 2Imt nieber; er hat<br />
boHe Freiheit, baS Sanb ju bertaffen; feine ©olbaten werben<br />
t>erabfd)iebet, unb bie Truppen ber Berbünbeten werben bie<br />
^afernen einnehmen unb bie Drbnung aufregt erhalten. Sie<br />
Repubti! Wirb bon fünf 3Jlitgtiebern ber probiforifdhen 9te=<br />
gierung geleitet. Sarauf follen bie atigemeinen SBahten ftatt=<br />
finben, woraus bie 3lbgeorbneten unb bie Senatoren hetbor*<br />
gehen. Siefe Werben bann einen Sßräfibenten unb jwei 33ice=<br />
präfibenten ernennen.<br />
•fitöge ©ott bem armen Sßeru ben ^rieben wiebergeben.<br />
©. SPUoielle, i. s. c. m.
protnrt3 2lepuf>lif Tixgentixxim. -<br />
fatajuttf<br />
Brief 6es Htiffionspriefters ^errrt 3- 23. Delped) art<br />
f)errn 2t. $iat, ©eneralfuperior.<br />
gujan, 15. April 1895.<br />
£of mürbiger £err unb geehrtefter Bater!<br />
3f bitte um S^en heiligen ©egen!<br />
©oeben fomme if von ber Reife gurüd, auf ber if<br />
•Dlfgr. ©rouget bei feinem Befuf e unferer 3Jlitbrfiber in 5ßara?<br />
guaty begleitet habe. @« mar für mif eine ©hre m n<br />
b<br />
Vergnügen, bem ^od^iDärbigften £errn al« ©efretär unb<br />
manfmal auf al« Solmetff gu bienen.<br />
Um bie gmei großen glüffe ^arana unb $)3araguaty bi«<br />
Affuncion hwaufgufahren, brauften mir fieben Sage. Sie<br />
Reife mar fehr ermübenb megen ber großen ßt|e unb ber<br />
Snfeften, melfe ben Neuffen nift fflafen laffen, menn man<br />
auf ba« größte Bebürfniß naf Ruhe hat. Aber mit bem<br />
Ungemaf gibt ber liebe ©ott gemöhnlif auf eine greube,<br />
unb fo erhob ber Anbtid; ber reigenben £anbff aften an ben<br />
Ufern biefer bebeutenben glüffe unfere bergen gum Gimmel<br />
'unb ließ un« bie Unannehmlif feiten ber Reife vergeffen.<br />
3n Affuncion bei unferen SMtbrübern angefomme'n, hatten<br />
mir große greube. Anpalten gehen gut voran unb Ver?<br />
fpref en viel für bie gufunft. 3Jlfgr. Bogarin, ber nof nift<br />
lang gum Biffof gemeft ift, unb ber eingige Biffof in ber<br />
gangen Republif Sßaraguaty ift, hegt gegen bie 3JHffton«priefter<br />
ein befonbere« SBohlmollen. ©r befifct große Salente unb ift<br />
fehr eifrig, ohne Unterlaß für ba« SBohl fetner Siöcefe thätig.<br />
©r mill, baß unfere 5Jtitbrüber fif eingig unb äff ein mit<br />
feinem Keinen unb großen ©eminar beff äftigen unb tu ben<br />
Pfarreien 3)Uffionen halten. Bi« jefet haben fie nof feine<br />
SJiifftonen gehalten, aber SJifgr. ©rouget hat auf biefe« neue
— 432 —<br />
SBerf bauernb begrüttbet. Unfere 9Jiitbrüber finb leiber in<br />
fe^r geringer Angabt. Bon ben fets bort beftnbli ten $rie*<br />
ftern ift nur ©iner ein eigentlicher -äWiffionär, meiner 3ttfgr.<br />
Bogarin in bie Pfarreien begleitet; bie fünf Säubern finb im<br />
Meinen unb großen Seminar beftäftigt. ©ie haben 23 ©e*<br />
minariften, jmar wenig an fidh, aber hier ift baS fehr biet,<br />
ba in einem Sanbe wie Sßaraguaty bie Berufungen gum Sßrte*<br />
fterftanbe fo fetten ftnb.<br />
©S, ftnb auch brei Käufer von ©tweftern hier: baS ipauS<br />
von ber Borfehung, baS £ofpital unb baS 9lft>t, welche aut<br />
unfern -Dtitbrübern etwas gu thun geben. 9Jifgr. ©rouget hat<br />
biefe Käufer befugt, unb it glaube, baß er über treu blühen*<br />
ben Suftanb ^ r erfreut gewefen fein muß. SaS igauS ber<br />
Borfehung unterhält ungefähr 300 SKäbten, interne unb aus*<br />
wärtige. Sie ©tweftern int ^ofpital haben bie ©orge für<br />
ungefähr fünfgig Traufe unb gwangig fleine aßaifenmäbten;<br />
bie ©tweftern im 9Xtyt pflegen bie armen Unglüdliten, wette<br />
bie Rätftenliebe in ber ©tabt aufgelefen hat.<br />
* ©S befteht aut not ein SBerf, baS viel ©uteS wirft unb<br />
von £errn -äftontagne gegrünbet würbe, nämlit bie Binceng*<br />
©onfereng. 2tu einem 2Ibenbe Waren wir bei einer Berfamm*<br />
lung bon 24 SUHtglieberu gugegen. ®S War aut babei 3Wfgr.<br />
Bogarin mit feinem ©efretär, unb mir waren fehr erbaut.<br />
Biete arme Familien würben bon be.n -äJUtgliebern ber ©on*<br />
fereng befutt unb unterfiüfet. ©ie bleiben baburt aut felbft<br />
viel ftanbha[ter in ber ©rfüttitng ihrer religiöfen ^ftitten.<br />
©S befiehl ^ier aut ein Bereut ttiftliter Samen, welter<br />
ben 3me
Die fiovmel<br />
Ut fcierlidjeu Wtiii'e intfc Weberreidjnug ber<br />
tuimberbareu JtcbaiUebem<br />
titurgifdjen Officium ber wuuberbarert Mebaitte<br />
tyeißt eS, baß baS geft ber ©rffeinung ber feligften<br />
Jungfrau in ber 2lbfictyt eingelegt Worben fei, um bie wunber*<br />
bare Mebaitte ju gleiten ©tyren ju bringen, wie fie in ber<br />
Zeitigen Kirdje bem ©caputier unb bem Rofenfrattj erwiefeu<br />
werben.<br />
9Bie eS bejügtid) beS 9iofentranne» unb beS ©caputierS<br />
fctyon ber gatt ift, tyatbie tyeitigeRitencongregation auety eine<br />
«eigene gortnel für bie Sßeitye unb lleberreid)ung ber Wunber*<br />
baren Mebaitte gutgetyeißen. SDiefe gönnet fann, muß aber<br />
m
434 —<br />
Jltf tmb petfc bie tombexbaxe ^cbaiffe ju meinen mite<br />
jit nßettei^ett.<br />
pari M fyltmmwwtiM 19. Wl 1895<br />
für bie Kongregation ber üötiffion com ^eiligen SSinceng oott $aul.<br />
SDurdh bie befonbere ©nabe bet apoftotifdjen Stufet erlaubt<br />
ein SDecret bom 23. $uli 1894, bie ©rfdjeinung ber<br />
unbeftetften Jungfrau bon ber munberbaren 9ttebatHe mit eige=<br />
nem Formular für3DZefe unb Officium feftlidh - gu begehen;<br />
bethalb richtete ber hodjtoürbige ^err 2tnton $iat, ©eneralfupertor<br />
ber 9Jitffionäre bont ^eiligen Btngeng bon Sßaut an<br />
ben Eiligen Bater ^aipft Seo XIII. * bie bemitthige Bitte,,<br />
©e. ^eiligfeit möge eine liturgifche formet für bie SQBet^e<br />
unb bie Ueberreidjung ber genannten 3Jiebaitte genehmigen; fo<br />
mie bie gleiche ©nabe fchon öfter für bie ©capuliere unb bie<br />
SDlebaillen, befonbert gur @h*e btv feligften Jungfrau, gemährt<br />
mürbe.<br />
SDie formet ift fotgenbe:<br />
£)er $rtefter, toeld&erbie ÜKebaiOfen meihett feilt, beginnt, mit<br />
SHodjet uttb 6tota befteibet, fotgenbermafien:<br />
J. Unfere Hilfe ift im -Kamen bet Herrn,<br />
1$. SDer Hirowet unb @rbe gemacht hat<br />
Ritus benedictionis et impositionis Sacri numismatis<br />
Immaculatae Virginis Mariae.<br />
S. R, C., 19. april 1895.<br />
Congregationis Missionariorum S. Yincentii a Paulo.<br />
Quum de benignitate Apostolica per decretum diei 23. Jnlii<br />
anni 1894 concessa fuerit celebratio festi Manifestationis Immaculatae<br />
Virginis Marise a Sacro Numismate, cum officio et missa<br />
propriis, Beverendissimus Dominus Antonius Fiat, Superior Generalis<br />
Congregationis Missionariorum S. Vincentii a Paulo, Sauctissimum<br />
Dominum Nostrum Leonem Papam XIII. humillime rogavit<br />
ut quemadmodum pro sacris scapularibus et numismatibus praesertim<br />
Marialibus non semel indultum fuit, liturgicam formulam<br />
adprobare dignaretur in benedictione et impositione ipsius Sacri<br />
Numismatis adhibendam. —
— 435 -<br />
Saffet un« beten.<br />
Allmäf tiger unb barmbergiger ©ott, ber bu bif gemürbigt<br />
h
— 436 —<br />
£>amt fährt ber $riefter fort:<br />
£err, erbarme bid) unfer; ©Grifte, erbarme bich unfer.<br />
£err, erbarme btdh unfer. Batec unfer....<br />
J. Unb führe uns nicht in Berfudjung,<br />
I©onbern erlöfe uns von bem Uebet.<br />
J. D Königin, ohne 3Kafet ber ©rbfiinbe empfangen,<br />
fy Bitte für uns.<br />
f. £err, erhöre mein ©ebet,<br />
Unb laß mein Rufen gu bir fommen.<br />
®er £err fei nüt eudh,<br />
Unb mit beinern ©eifte.<br />
Saffet uns beten.<br />
D £err $efu ©hrifte, ber bu bie feligfte Jungfrau 3Jlaria,<br />
beine mafettoS empfangene Butter, burdh unzählige SBunber<br />
verherrlicht h
— 437 —<br />
getyeißen; unb tyat geftattet, baß bie MiffionSpriefier oom tyei*<br />
ligen Bincenz oon 5ßaul biefelbe gebraufen,<br />
19. 2tyril 1895.<br />
f<br />
©arb. Jlfoi(1-ÄfelTa, präf.<br />
9ltoifiu£ Secxetäx.<br />
Sa baS geft ber munberbaren Mebaitte mieber nahe ift,<br />
machen mir baraitf aufmerffam, baß man fid) in unferen beiben<br />
Mutterhäufew (rue de Sevres 95, ober rue du Bac 140)<br />
oerff äffen fann :<br />
1. SaS Officium ber munberbaren Mebaitte in ©horal<br />
gefegt; in 12° ober 18° gorntat; in einzelnen Blättern, um<br />
eS in bie ©efangSbüd;er einzufügen.<br />
2. Officium ber munberbaren Mebaitte. Sej:t unb Ueber*<br />
fefcuitg mit einer furjen ©rflärung. 3m gemöhnlif en gormat<br />
ber Meßbücher; baS ©feniplar 5 ©ent.<br />
SBir fyaUnfdjon ©rmähnung getban beS fdjöneu BufeS<br />
„bie munberthätige Mebaitte" oon Alabel. 10. Auflage.<br />
Sorgfältig burchgefehcn unb mit bem liturgifdjen Officium<br />
oermehrt (franjofiff).<br />
2Bir machen auch aufmerffam auf bie ittuftrirte Broffüre<br />
„Sie munberbare Mebaitte" 32 ©eiten mit 16 Sttuftrationen.<br />
SiefeBrofdjitre ift erfdjietten in beutfdjer, engliff e^franjöfiffer,<br />
fpanifdjer, flämifd)er, italienifd)er unb polniff er ©prache, SaS<br />
franjöfiffe ©^emplar foftet 10 ©ent.; baS beutffe ©jemplar<br />
6 Kreuger (=10 Pfennig); man möge fid) bieSbezüglidj an<br />
baS Mutterhaus in 5)3ariS ober bie ©entralhäufer ber barm*<br />
herzigen ©chmeftern in ben oerffiebenen Sßrooinzen menben.<br />
iäcet decreto, benigne precibus annuens adprobavit et a sacerdotibus<br />
Missionariis preefatae Congregationis Sancti Vincentii a Paulo<br />
adhiberi posse permissit. Contrariis non obstantibus quibuscumque.<br />
Die 19. Aprilis 189-5.<br />
(Loco f sie-illi )<br />
^<br />
Card ' Aloisi " Masella > P rsef -<br />
A. Tripepi, secretarius.
~itf<br />
.Die e~rwürdige :Uouife de .1l1arillac,.<br />
'unb .ern.e @btrtn ber bllrlltlJet!tgen ~dJlu.e~.er1t.<br />
~tt~tft.etln<br />
bie Statue ber feligftcn Jungfrau weifenb, tidltet fie an bic erften 5l1}tl'eftern<br />
bic IDode:<br />
1,Uieint [öd)tcrt baG ift 'brc alleinige mutter .~..
ptocef 5er Seligfptecfyung<br />
ber cljrtöttibtgett fotttfe be Jlartüac.<br />
- -••—<br />
Surd) eilt Secret beS ^eiligen BaterS vom 10. 3uni 1895<br />
imtrbe ber ©eligfpretungSproceß ber Souife be 3Karillac itt<br />
9tom eingeleitet unb wirb nun feinen regelmäßigen Bertauf<br />
nehmen.<br />
Bon jefet an erhält bie fromme Sienerin ©otteS ben Sitel<br />
-einer ^©httonrbigen".<br />
Decret<br />
für<br />
fmef irer Selig- uni fetligfjrMtiMig trer gtenerin ®0tte finutfeire<br />
Partitur, pttrae gt ®ra0 1 pttpttftertn irer lmrmljer?iöett gdjnrBflern.<br />
Unter ben vielfachen S£ugenben, mit benen bie Kirche<br />
geftmücft ift, nimmt bie Siebe beit erften 9fattg ein,<br />
ba fie ®h*iftuS ber £err aus bem 3nnern feines ^eiltgften<br />
.^erjenS ben 3Jlenf$en mitgeteilt §at; biefe Siebe teerte er<br />
burt SBort unb Beispiel; biefe Siebe nannte er ganj befonberS<br />
fein ©ebot unb bezeichnete fie als baS 3JlerfntaI, moran matt<br />
Decretum<br />
Parisien.<br />
tBeatifLcatioxiis et Canonizationis servse Dei Ludovicaes<br />
•cle Marillac<br />
vidiiselLe Gras, confundatriois 3?txellai?ixrri<br />
Cliaritatis.<br />
Inter omnigenas virtutes quibus vera Christi Ecclesia condecoratur,<br />
una supereminet Charitas, quam Christus Dominus<br />
e penetralibus Sacratissimi Cordis sui in homines effudit, exemplo<br />
et verbo doeuit praeeepto suo firmavit,et veluti tesseram ad suos
— 440<br />
feine erfennen follte; biefe Siebe follte in benfelbem<br />
nadh feinem äBittcn in folcher gütte borhanben fein, bafc fie<br />
fid) auch auf bie geringften Brüber, ja fogar auf bie $einbe<br />
erftredte unb bat 3lbbilb ber bottfommenften göttlichen Siebe<br />
märe. @t ift ferner befannt, baf) bie Kirche in granfreich etfidb<br />
befonbert angelegen fein läfct, biefe fo herrliche SDigenb<br />
im SBerfe gu üben, ©ott ber 3ltlerhöd;fte miirbigte fid), biefem<br />
Sanbe in ben SBirren unb ©türmen ber Reiten feine gang,<br />
befonbere Borfehung ängebeihen gu laffen, inbent er öfter<br />
•JJiänner ober grauen, bon aufterorbenttidjer Siebe befeelt, er=<br />
medte, bon benen genannt gu toerbenberbienen ber l;eilige<br />
Bineeng bon ^paut, ©tifter ber Kongregation ber Mffion unb<br />
ber barmhergigen ©djtoeftern, unb bie SDienerin ©ottet Souifebe<br />
3Raridac, Söitme Se ©rat, bie eifrige Nachahmerin biefet<br />
Heiligen unb 3Jfitftifterin ber genannten barmhergigen ©chme=<br />
ftern. ©ie mar am 12. 3luguft 1591 in ?parit aut einem:<br />
eblen ©efchted)te geboren, itnb geidhnete fidj burch bie herrtieften<br />
5£ugenben in ben brei Sebentftänben alt<br />
©attin unb SBüme aut, ntachte unter ber Seitung bet heiligen<br />
Bineeng auf bem SBege ber chriftli^en BoHfonunenheit<br />
munberbare $ortfdjritte, unb mit ben Jungfrauen, bie fie fid><br />
agnoscendos discipulos dedit; quamque in eisdem ita plenam manere<br />
voluit, ut fratres etiam minimos ipsosque inimicos comprehen<strong>der</strong>et<br />
et perfectissimse divinse charitatis esset imago. Compertum<br />
porro est huiusce prseclarissimae virtutis operibus, Ecclesiam<br />
in Gallia assidue ineumbere, quam Dens Optimus Maximus<br />
in turbulentissimis etiam temporum rerumque tempestatibus, singulari<br />
Providentia consolari dignatus est, excitando ssepe ssepiusviros<br />
et inulieres eximise, cliaritatis, inter quos iuvat recensere<br />
Sanctum Vincentium a Paulo Congregationis Missionis et Puellaruni<br />
Charitatis institutorem una cum Serva Dei Ludovica de<br />
Marillac, Yidua Le Gras, eiusdem saneti viri semula, imitatrice<br />
et prsefatarum puellarum confundatrice. Quse nobili genere nata<br />
Parisiis die XII Augusti anno MDXCL clarissima virtutibus in<br />
t.riplici statu virginitatis, coniugii et viduitatis, sub S. Vincentii<br />
diseiplina in viam christianse perfectionis mirabiliter progressa est,<br />
et cum puellis quas sibi sociaverat, in egenos, infirmos, errantes
— 441<br />
beigefellt hatte, gab fie fiäj ganj ben äßerfeu ber 33armherjig=<br />
feit im SDienft ber Sinnen, $ranfen, Dbbachlofen unb anberer<br />
Unglü
— 442 —<br />
„ob bie ©ommiffion zur gütyrung beS ^ßroceffe^ zu ernennen<br />
fei?" bejatyenb, Wenn eS feine £eiltgfeit beftätige.<br />
4. 3>uni 1895.<br />
©eine £eiligfeit, $a:pft Seo XIII. beftätigte bie @nt*<br />
ffeibung ber ©ongregation am 10. Suti 1895.<br />
f iajetan ©arb. Jtfoi|i-Pa(effa,<br />
präfect ber Hitencongregatton.<br />
SttoiftttS Srtyetn,<br />
Sccretär ber Bitencongregation.<br />
IJjiom.<br />
©eine ©mütenz, ber ©arbinal 3ttoifi=30?afeHa gerutyte felbft<br />
ben ©eneratfuperior oon biefem glüdtid) en ©reigniffe in Kennte<br />
nifj ju fefeen burdj einen Brief, batirt oon bemfetben Sage,<br />
an meld) em baS Secret Unterweid)net mürbe.<br />
Brief ©einer ©minenz beS ©arbinatS 2ltoift=MafelIa,<br />
fecten ber 9iitencongregation, an £errn 2lnton giat, ©eneratfuperior<br />
ber ©ongregation ber Mtffion unb ber barmtyergigen<br />
©fmeftern.<br />
om, 10. Sunt 1895.<br />
Sie geredeten SBünffe ber beiben gamitien beS tyeiligett<br />
Bincenj oon $aut finb erfüllt morben. 3n bet Berfammlung<br />
ber SRitencongregation am 4. biefeS Monats tyabe if ben 2ln=<br />
trag geftellt, ben ©eltgfprefungSprocejs ber Sienerin ©otteS,<br />
©fmefter Souife be Marillac, SBitme 2e ©ras, Mitftifterin<br />
unb erfte ©eneralfnperiorin ber Berfammlung ber barmtyergigen<br />
©f meftern einzuleiten. Sie ©arbinäte ftimmten alle bei, unb<br />
©eine £eitigfeit mirb felbft bie ©ommiffion ernennen.<br />
Sua sententiam Sacrse Congregationis ratam habuit et confirmavit,<br />
propriaque manu signare dignata est Commissionem Introductionis<br />
Causse prsedictse Servse Dei dieX. Junii MDCCCXCV.<br />
t Cajetanus Card. Aloisi-Masella,<br />
S. R. C. Prsefectus.<br />
(Loco f sigilli.) .<br />
Aloisius Tnpepi,<br />
S. IL C. Seeretarius.
443 —<br />
•Sic begreifen mohl, mit meldjjer greube idh biefe Seiten<br />
fdjreibe, tmb mie fehr idh ätnt^ett nehme an ber greube ber<br />
Söhne unb Södhter bet heiligen Bineeng bon Sßaut, unb mie<br />
glüdftidh iä) toäre, biefen fo fdjönen Sßrocefc menigftent gur<br />
©etigfpred&ung fommen gu fehen; aber idh &in ju alt, unb bie<br />
Kräfte laffen nadh. Jebenfallt freut et midh fehr, baß iie hodhgeehrte -Dtutter Satnartinie nadh<br />
Notn begeben, um bent heiligen Bater bie innigfte SDanfbarfeit<br />
autgubräden, fomohl im Namen bet f)oä)Xo. He^n ©enerat^<br />
fuperiort alt auch im Namen ber beiben gfamilien bet heiligen
444<br />
33inceng. 35er h^l- Bater nahm fie farnmt ben fie begleitenben<br />
©fmeftern auf'« oäterlif fte auf, brücfte ihnen fein äßoblmotlcn<br />
an« unb fagte, baß er an ber greube ber barmhergigen<br />
©fmeftern innigen Anteil nehme.<br />
AI« bie hof geehrte Butter Samartinie von ihrer $Üger=<br />
fahrt naf Rom gurütfgefehrt mar, beftintmte ber hof m. $err<br />
©eneralfuperior ben 29. gur Abhaltung eine« feierlif en<br />
©egen« gur SDanffagurtg in ber Capelle be« 5Jhttterhaufe« ber<br />
barmhergigen ©fmeftern, mo bie ttcberrefteber ehrmürbigen<br />
Souife be SUlarillac .ruhen. ©eine (Sntineng, ber ©arbinafcffirjs<br />
biffof von ^?ari«, ber fein lebhafte« Sntereffe an bem glü
445<br />
Sagen 3$rent ßerjen entftrömen. 3ft beim Styre Mutter itif t<br />
auf bie unfrige? £atte fie nictyt für 6t. SajaruS unb für bie<br />
Miffionäre eine ganz mütterlidje Zuneigung? ©ie betete für<br />
biefetben in ©t. SazaruS unb, mie ityr ©efctyi
446 -<br />
über bie ©Triften ber ehrtoürbigen £e ©ras angeftetlt unb ift<br />
vbarüber ganj erflaunt, gibt ihr ben Xitel einer ©httoürbtgen<br />
unb empfehlt fie unferer Bemunberung, meint auch noch nicht<br />
unferer Verehrung.<br />
Unfere greube ift no
447<br />
35er hoch^* &err ©eneratfuperior tat baraitf bie lieber^<br />
fefcung bet Secretet, bann folgte bat Te Deum unb ber feierliche<br />
©egen.<br />
^Slonfpettter.<br />
Jn mehreren ©täbten granfreidjt mnrbe bei ber 33eröffentlid^ung<br />
bet 3)eeretet ein feierti^er SDanfgottetbienft abgehatten.<br />
Jn Montpellier erliefe ber hodhtoitrbigfte Bifdhof ein berebtet<br />
Htrtenfdjreiben, morin er an bie ©eiftlid&feit unb bat<br />
Bolf eine jmeifache ©intabung richtete. guerft lub er fie ein,<br />
©ott ju banfen für bat beeret betreffenb bie ehrmürbige Souife<br />
be 3Karittae, gtoeüent forberte er fie jum ©ebete auf für bie<br />
©eetenruhe einet tapferen Befehithabert, ber an ber Küfte<br />
bon 3Jtabagatfar einet chrifttichen Xobet ftarb. SBir geben<br />
hier jenen SCheil aut bem ^irtenfdhreiben 3Jlfgr't. be ©abrifere<br />
mieber, ber bie ehrmürbige ©tifterin ber barmherzigen ©djme*<br />
ftem betrifft.<br />
Montpellier, 29. 3uni 1895.<br />
geft ber heiligen Slpoftet s J3etrut unb $autut.<br />
®er ©eiftlidhfeit unb bem SSolfe bon Montpellier<br />
Heil unb ©egen bon unferem Herrn Jefut ©h*if*ut!<br />
SBichtige ©rünbe finb et, meine Steuern, mefihatb tdh an<br />
©udh bie Bitte ridfjte, am 3. Juli um fedht Uhr Slbenbt unb<br />
am 4. Juli um neun Ubr Bormittag ©udh mit Unt ju bereinigen,<br />
um ©ott unfere ©ebete in jtreifadher 2lbfidht barjubringen,<br />
bie jmar ber gorm nadh berfchieben finb, im ©runbe<br />
aber eng mit etnanber jufammenhängen.<br />
Jhr mifct, ioeldhen SDanf granfreidh, ja bie gange fat^olifdlje<br />
SBett ber frommen gamitie ber barmherzigen ©chmeftern<br />
fdhulbet. ©ibt et ja fein antgefefetet Kinb, feine arme, alte<br />
SBitme, fein hilftofet SBaifenfinb, bat nidfjt bie bemüthige
.... 448 -<br />
Meibtmg fenut, unter melfer in ber ©tunbe ber härteften<br />
9tof bie göttlife Borfehung erffeiut, um ihnen ein Dbbaf,<br />
eine Unterftiifeung, eine 3«fluf t«ftätte gu oerff äffen. SBo gibt<br />
e« Traufe, bie nift ben tarnen biefer friftlif en Jungfrauen<br />
f ernten, bie fif freiwillig in fo oiele £ofpitäler begeben, um<br />
bie ßranfen, felbft bie efelhafteften unb anftecfenbften gu pfle=<br />
gen? SDie ©olbaten miffen e«, bajj nift« bie mut^ige ©infalt<br />
biefer frommen Jungfrauen erff redt, bereu mei&e ©ornette,<br />
gmar beffeibener, aber ebenfo unerff roden mie ba« Banner<br />
^einrif« IV., bereit ift, überaß ber ©efabr entgegengugehen,<br />
berfelben gu trofeen, fie gu oeraften, in ber eingigen Slbfift,<br />
ben Bermunbeten auf ihrem Sager £roft gu bringen, il;nen<br />
einen £offnuug«ftrahl leuften gu laffen unb eine gärtlife<br />
Pflege gu mibmen, mte fie fonft nur im ©f oofee ber gamilie<br />
gu ftnben ift.<br />
SDiefen großen ©eelen, bie fo gang auf fif felbft oergeffeu<br />
unb bof fif felbft fo freigebig hingeben, fönnen mir für ge=<br />
möhnlif feinen Bemei« unferer Sanfbarfeit bieten, ©ie rif ten<br />
ihre Sitten nur an ©Ott, nur oon ©ott ermarteit fie aHe«.<br />
Sie ntenff lifen Belohnungen ff einen ihnen unmürbig auf<br />
nur einer oberfläflifen Beaftung. 3lber jefet bietet un« ber<br />
Gimmel felbft eine (Gelegenheit, ben barmhergigen ©fmeftern<br />
gu geigen, mie fehr mir fte bemunbern, mie fehr mir fie lieben,<br />
bajg mir bie gange ©röfee ihre« erhabenen Berufe« erfaffeit.<br />
„9?af einem ©tillffmeigeit ooit 235 Jahren oernimmt<br />
man beim ©rabe ber Souife be -äflaritlac, SBitme Se ©ra«<br />
„ber SRafeiferin be« ^eiligen Binceng oon *ßaul" in feinen<br />
guten SBerfen, „ber Slafahmerin feiner Sugenben" unb ber<br />
3Rxtftifterin ber barmhergigen ©fmeftern Sobfprüfe unb $reu=<br />
benrufe. Jnt Jahre 1660, al« bie fromme grau ftarb, Ratten<br />
bie Sobfprüfe, bie man fr mibmete, fo mohfoerbient fie<br />
maren, bof feinen anberen SBerf, al« ben bie -Dienffen in<br />
ihren ©efühlen au«brücfeit. £eute ift e« bie ©timme be« un=<br />
fehlbaren ©tatthalter« Jefu ©hnfti, melfe über biefem ©rabe<br />
fif oernehmen täfct, um ihren 9hfm gu feiern, um un« int
449<br />
Boraus baS zu geigen, maS mir beim legten ©erid^te työren<br />
merben, zum Sobe einer ber ebelften SBotylttyäterinnen ber<br />
a»enf^eit<br />
Surdty ein feierlichem Secret oom 10. Suni 1895 tyat<br />
©e. £eiligfeit ben 2luSfpructy ber 3tttencongregation, betreffenb<br />
bie ©inleitung beS SßroceffeS ber ©ctymefter Souife be 3Jtorillac,<br />
ju betätigen gerutyt. ©o ift fie alfo faft in bemfetben Satyre<br />
mie bie Martyrin-Sungfrau oon Sontr6mty unter bie ©tyrmürbigen<br />
geregnet, b. ty.unter jene ©eelen, beren emige ©eltgfeit<br />
fictyer ift, bie fie fidj burd) Sugenben, 2Bunber unb burcty ein<br />
langes Seben oerbient tyaben,baS bie ^irctye als tyeroifctyunb<br />
oott übernatürlicher igeiligfeit erflärt tyat.<br />
SBir äße alfo, Bielgeliebte, in Bereinigung mit ben ©ötynen<br />
unb Södjtern beS tyeil.Bincenz oon Sßaul, bereu Eingebung<br />
unb eifriges SBirfen SBir fo gut ju fdjäfcen miffen, in Ber^<br />
einigitng mit ben DrbenSleuten jebeS StamenS, für bie eS eine<br />
greube fein muß, menn ficty bie fdjon fo große $atyl ber Be*<br />
fctyüfeer unb Beninerinnen ber Kirche unb granfreichS Oer*<br />
größert, mir alle motten uns beftreben, am 3. $uli um fe
450 -<br />
Ute eljrumrbtfje tfoutfcbe MaMat,<br />
2Ttitftifterin uttö erfte Oberin 6er barmljerjigen Scfymeftern,<br />
IHärj )(660.)<br />
itiubfWf. — 5er 0etf. pncenj fagt ißt voxauz, was #otf mit<br />
t>orl)a6e.<br />
ßoutfe be 3Jlarittac war am 12. Sluguft 1591 in SßariS<br />
geboren. 9Zodh ganj jung verlor fie ihre SUlutter. 3h* Bater,<br />
Submig be 3ttaritlac, £err von gerriöreS, tiefe fie fehr forgfältig<br />
unb d^riftlicfe erjiehen, woburdj fie fdf?on frühzeitig ju ben<br />
Slbftdhten ©otteS tauglich mürbe, bie er mit ihr vorhatte, ©ie<br />
hatte fidh fdhon längft ben Uebungen eines SebettS voll 5ftädhften^<br />
liebe Eingegeben, als ber ^eilige Bincenj erfuhr, bafc fie tu<br />
?ßariS einen ^eftfranfen befugt habe. SDarauf fdjrieb er ihr:<br />
„gürdhten ©ie nichts; ©ott Witt fidh tyxzx31t etwas ©rofeent<br />
bebienen, baS feine betrifft, unb idh glaube, bafc er ©ie<br />
beShatb befehlen wirb."<br />
S)iefe pro^hetifchen SBorte fanben ihre fidhtbare ®rfftttung,<br />
als einige Sahre fpäter Souife be 3Jlarillac im ©inverftänbniffe<br />
mit bem heil. SSincenj unb unter feiner Seitung eine Berfammtung<br />
grünbete, bie heutzutage in allen ^heilen ber SBett unter<br />
bem 9tamett ber barmherzigen ©dhweftern verbreitet ift, fo wie<br />
furj vorher bie heil, granjisfa von ©hantal unter ber Seitung<br />
beS heiligen gfranj von ©aleS ben Drben ber £eimfudhung ge*<br />
ftiftet hatte.<br />
~ £t(ie 3
451 -<br />
3)er Hiwwel, ber fie gur Pflege ber 2lrmert beftimntte,<br />
führte fie in ben ©choofe einer gamilte, meldhe fich befonbert<br />
in ber Uebung ber Nächftenliebe autgeichnete. ©ott gab ihr<br />
gum ©emaht 2tnton Se ©rat, geboren in Montferranb bei<br />
€lermont in ber SStubergne.<br />
Slnton Se ©rat mar ©eheitnfeeretär ber Königin Maria<br />
Don Mebici; feine gantilie mar befannt burdh tyw Siebe gu<br />
ben ttnglücflichen,unb hatte audh in ber ©tabt ^Jub ein<br />
fpital gegrünbet.<br />
. Soutfe beMarillae mar bamatt 22 Jahre alt, alt fie in ber<br />
©t. ©erbafiutfirdhe in s £arit im Februar 1613 ben Brautfegen<br />
«mlpfing, ©ie hatte eine große $reube gunt geiftltdhen Seben<br />
unb bilbete fidh in bemfetben guerft unter ber Seitung einet<br />
^eiligmäfngen Drbentmannet, bet Äapuginerpatert §onoratu«<br />
bon ©hampignt;, bann unter Seitung bet berühmten Bifchoft<br />
bon Beileb, bet innigften greunbet bet heil, grang bon ©alet.<br />
„@t freut midh/' fo fd;rieb ber Bifchof bon Bellet;, „bafe bie<br />
Uebungen ber ©eiftetfammtung unb bie geiftlichen ©^ercitien<br />
für ©ie fo nüfeüch unb angiehenb finb." © ott bereitete fie ohne<br />
gmeifet auf bie Aufgabe bor, bie fie fpäter erfüllen follte. Jn<br />
ber $hat fah mau fpäter bie hö#geftellten SDameit bon 5parit<br />
in bat Haut ber barmhergigen ©chmeftern lommen, um bei<br />
ihr bie geiftlidhen @j:ercitien gu halten unb aut ihren SRath*<br />
fdjjlägeu unb ihrer Erfahrung Nufeen gu giehen.<br />
©ott fchenfte ihr einen ©ohn, ber fpäter eine Aufteilung<br />
im Müngantte erhielt unb immer ein fehr chriftlichet Seben<br />
führte, ©inige Jahre nadh ber Bermählung mürbe ihr @e=<br />
mahl burch ben S£ob hintoeggerafft. 2llt ein Borbitb bet<br />
ftarfen SBeibet fuchte Souife be Mariltac ihre ©tiifee nur in<br />
©ott. Bet biefer ©elegenheit beichtete unb communieirte fie<br />
nidht blofc, um fich burch bie ©egenmart urtferet Herrn gu<br />
ftärfen, fonbern audh, um ftdh i^nx alt bem eingigeit Bräutigam<br />
methen.<br />
Mfgr. ©amut, ihr S)irector, ber fie jefet gang entfchtoffen<br />
fah, fich ben SBerfen ber grömmigfeit hinjugeben, beftärfte fie<br />
30*
452<br />
nur in biefem Borfafce. Sa er felbft nia\$. — Prüfungen ttt Pafon*. —<br />
. jie Vereine bet cQrtflftcQet «fieflc.<br />
Ser tyeiligeBincenj errichtete entmeber felbft ober burch<br />
feine Miffionäre in ben Pfarren, mo fie prebigten, ben Berein<br />
ber (tyriftli(tyen Siebe. SaS maren Bereinigungen oon christlichen<br />
grauen, melche ficty bem Befuge unb ber Pflege ber Äranfen<br />
in ber Pfarrei mibmeten. Man mußte fie in ityrem ©ifer er=<br />
tyalten, bismeilen aucty metyr anfpowen: mit biefer Aufgabe<br />
betraute ber tyt.Binceng Souife be Marillac. Mit unbegrenztem<br />
©ifer machte fie futy an'S 2Berf. Siefen Befud) benüfete fie<br />
auch oft, um neben bem Bereine ein anbereS mictytigeS SBerf,<br />
nämlich baS ber Meinen ©ctyulen für bie Äinber aus bem<br />
Bolfe errichten.<br />
Biele Pfarreien in ber Umgebung oon SßariS unb bann<br />
auch M* benachbarten Siöcefen empfingen fo ityren Befucty.<br />
Bei ityrer Slnfunft in BeauOatS bereitete man ityr einen feierlichen<br />
©mpfang, aber fie fuchte babei nur bie ©tyre ©otteS 311<br />
förberm Bei biefer ©elegentyeit fchrieb ityr ber tyeil.Bincenj:<br />
„Man muß fo ttyu^ mie bie Biene, melche ityren £onig<br />
auS bem Styau gietyt, ber auf ben SBermutty fällt, als auch<br />
aus jenem, ber auf bie SKofe fällt." 2lu gerietty
453<br />
unter ba« Mab ihre« SBagen« unb mürbe mit fortgeff Uppt<br />
bitten in ber allgemeinen Angft oerriftete fie einige ©ebete,<br />
unb fogleif erhob fif ba« Stinb ohne jebe Berlefeung.<br />
An anberen Drten fanb fie SBiberfpruf. 311« ber Biffof<br />
oon ©hälon« jum erften SJiale oon biefer neuen Art, bie<br />
9iäfftenliebe gu üben, hörte, gerieth er in Aufregung unb liefe<br />
feine Abneigung bagegen auf naf Aufeen nterfen. SDer fyeU<br />
lige Binceng ffrieb nun feiner geiftlifen Softer: „©agen<br />
©ie ihm einfaf, ma«©ie thun; brücfen ©ie bem £errn 5ßrä=<br />
taten gegenüber Bereitmilligfeit au«, in Sfyxtv #anblung«*<br />
meife alle« gu unterlaffert, ma« ihm mifefällt, unb fogar alle«<br />
aufzugeben, menn er e« für gut finbet: ba« ift ber ©eift<br />
©otte«; nur barin finbe if ben ©egen." ©o geff ah e« auf.<br />
Souife entfagte lieber ihren heiligen Unternehmungen, al« bafe<br />
fie bem Prälaten ©runb gur Ungufriebeifeit gegeben hätte.<br />
@in anbere« 9M miberfefete fif ber Pfarrer oon Bittepreuj:<br />
ber ©rriftung eine« Bereine«, melfen Souife in ber<br />
Pfarrei einführen mollte. „©eben ©ie naf," ffrieb ihr ber<br />
heil. Binceng, „ein eingiger Act ber Untermürfigfeit ift mie ein<br />
fföner SDiamant, ber meit mehr merf ift, al« ein Berg oon<br />
©teinen, b. h- öl« üiele ^anblungen au« eigenem SBittett t>offbraft."<br />
Balb änberte ber Pfarrer feine ©efinnung unb liefe<br />
ihr aHe Freiheit, ben Berein ber f riftlif en Siebe unb bie<br />
©f ulen gu grünben.<br />
6rünbutig ber ^et(atmnftmg ber ßarmljerjtgen Stfweflttn.<br />
Souife h^tte fif an allen Sßerfen ber -Jtäfftenliebe be^<br />
theiligt, melfe ber fettige Binceng leitete. SDie hofgeftellten<br />
Tanten oon Sßari« hatten fif bereinigt, um bie $ranfen ber<br />
igofpitäler unb bie Armen ber ©tabt gu befuf en. Aber ba«<br />
mar eine grofee Aufgabe, unb oft mar e« ihnen ffmer, babei<br />
au«guharren. 3Jlan braufte Jungfrauen ooll ©elbflaufopferung,<br />
bie fif au« Siebe gu ©ott gang biefem SBBerfe mibmen moHten.<br />
®er heilige Binceng fanb eine folfe au«ermählte ©eele auf<br />
einer 9Jttffion in BiHepreuj:. @r fteHte biefe erfte barmhergige
454<br />
©dhwefter unter bie Seihtng SouifenS, „bie nie mübe mürbe",,<br />
mie er bon ihr fagte, Später fdhicfte er ihr nodh gwei utib<br />
barauf eine grofje $ahl anberer, bie fie alle in ber $ranfen=<br />
pflege unb im geiftlidjen Seben unterridhten fottte. SDaS ge?<br />
ffyal) gegen baS ^ahr 1633.<br />
Soutfe mar felbft ein Beifpiet in ber grömmigfeit unb<br />
in ber Arbeit 2lnt 25. 3Kärz 1634 weihte fie fidfj ©ott burdh<br />
eine eigene formet. Bon ba rührt ber ©ebrauch her, bafe bie<br />
barmherzigen ©chweftern gunt Stnbenfen an bie Sfißeihe ihrer<br />
frommen ©tifterin jebeS Saht am gefte 3Wariä Berfünbigung<br />
bie ©elübbe erneuern, woburdh fie fidh zum S)ienfte ©otteS<br />
unb ber Slrmen oerpflidhten. 2)er ^eilige Bincenz bon Sßaul<br />
Zeichnete ihnen Siegeln oor, mo er mit einem Bertrauen,<br />
baS burdh bie ©rfahrung nidht gu fdhanben mürbe, alle ihre<br />
anbem Xugenben unter bie Dbhut ber -Jlächftentiebe fteffte. @r<br />
gab feinen Xödhtem, nadh feinem eigenen 3luSbru
455<br />
fpäter. Jn AngerS mar bat erfte Haut, bat fie außer Sßarit<br />
annahmen. Balb nachher führte fie ihre Söchter in -Kantet<br />
ein, mo fie balb bie allgemeine Betounberung auf fidh gogert.<br />
Souife fdjjrieb bei biefer (Gelegenheit: „Sitte Samen ber ©tabt<br />
nahmen fich W* Mühe, unt gu befugen, Am Sage nach<br />
unferer Anfunft matten fidh unfere ©chmeftern mit großem<br />
©ifer an bie Arbeit unb in menigen Sagen mar bat ©pital<br />
fo umgeänbert, baß jebermann eine $reube hatte, hinein^<br />
fommen. Bei ber Armenfpeifung ftrömten fo biete Menfchen<br />
gufammen, baß mir faum gu ben Sifdfjen ober gu ben Traufenbetten<br />
fommen fonnten."<br />
Alt im Jahre 1652 bie Armeen fidh ^arit näherten,<br />
nahm bat ©lenb nur noch ju. Souife forgte burch fecht Monate<br />
für bie tlnterftüfcung bon 14,000 $J}erfonen; jeben Sag bertheilten<br />
ihre Södhter in ben berfchiebenen ©tabtbierteln an bie<br />
Armen Nahrungtmittel.<br />
©ie fdjidfte ihre Södhter in bie Umgebung ber ©tabt, um<br />
bie $ßefifranfen gu pflegen, ©alait mar belagert, unb auch<br />
borthin fdhitfte fie ©dhtoeftem gur Pflege ber ©olbaten. SDie<br />
gmei erften erlagen gmei Sage nad) ihrer Anfunft; fogleich<br />
boten fich an bereu ©teile gmangig anbere an. — SDie barm=<br />
bergigen ©dhtoeftern maren auf bie Aufforberung Mariat bon<br />
©ongaga, ber Königin bon Sßolen audh in biefet Sanb gegangen.<br />
Nadhbem fie auf bem ©chlachtfelbe bie Berbünbeten<br />
unb in Sffiarfdhau bie speftfranfen gepflegt hatten, eröffneten<br />
fie in lefeterer ©tabt ein Haut, um bie SBaifenfinber unb<br />
Dbbachlofen aufjuuehmen. Bor feiner Anftrengung fchrecften<br />
Souife unb ihre Södhter gurücf. Alt fie ©inige gur Sßftege ber<br />
©aleerenfträflinge abfenben follte, empfahl fie ihnen Befcheiben*<br />
heit imb ©anftmuth mitten unter ben unglüdflidhen Bemohnem<br />
ber Bagno't unb fagte bann, fie fottten nichtt fürdhten, „©Ott<br />
merbe fie mie bie brei Jünglinge int geuerofen bemahreu, ba<br />
fie fidh ja aut Nädhftentiebe unb ©ehorfam biefer Arbeit untergögen".<br />
SDat mar ihr großer ©runbfafe.
456<br />
&itU jut MtQt. - 3>er "gapft, $tattWtex grifft.<br />
Souife be Marillac liebte Sefum ©tyriftum in ben 2lrnten;<br />
fie liebte ityn aber auch in berSlirctye, too er im tyeil.fßetruS;<br />
in feinen -Jiachfolgem uttb in ber übernatürlichen ©etoalt ber<br />
Ißriefter lebt Boll Siebe ju bem Zapfte, ben fie „ben tyeiligen<br />
Bater ber ©tyriften" unb „ben toatyren ©tatttyalter Sefu ©tyrifti"<br />
nannte, erbat fte fich oft feinen ©egen. SDer ©laube Sßetri<br />
toar ttyr ©laube. ©ie brach ityre Begietyungett gu ityrer greunbüt,<br />
ber £ergogin oon Siancourt ab, toeil fid) biefe gur janfeniftifdjert<br />
£ärefie tyatte oerleiten laffen unb ficty nictyt bäOon trennen<br />
toollte. ©in anbereS Mal rief fie ityre ©djmeftem oon einer<br />
2lnftalt gurücf — auS ©tyarS nämlich — toeil ber Pfarrer<br />
oon ben Setyren ber janfeniftifchen ©ecte angeftecft toar, unb<br />
toeil fie fürchtete, baS fonnte aucty auf ityre %'oä)ter einen ©in*<br />
fluß tya&en.<br />
Styre grömmigfeit ertyieft reichliche Sftatyrung burch bte<br />
SBaUfatyrten, befonberS nach Montmartre, too fte ben tyeiligen<br />
SDiontyftuS oeretyrte, gu bem fie eine befonbere 2lnbactyt tyatte.<br />
^n einer ityrer Betrachtungen auf baS geft biefeS ^eiligen<br />
fdjrieb fie biefe Sffiorte: „©rtange biefem Bolfe, baS burch bein<br />
Blut für 3efu ©tyrifto gewonnen tourbe, baß biefer noch<br />
raudjenbe Berg bie glamme ber tyeiligenSiebe tyerabgietye;ent=<br />
^ünbe bte öergen," als ob fte im proptyetifctyen ©eifte oortyer*<br />
*gefagt tyättebaS SDenfntal beS ©iferS unb ber Siebe, baS im<br />
19. Satyrtyunbert auf bem ©tyfel oon. Montmartre erftetyen follte.<br />
jUtnett unfere Herren unb Reiftet.<br />
Boffuet fc^rteb eine feiner fctyönften SReben über bie SBürbe<br />
ber Slrmen in ber ^irctye ©otteS. ©o toie Boffuet burch fein<br />
©enie, fo letyrte Souife be Marillac burcty ityre Siebe ityre<br />
barmtyergigen ©chtoeftern baSfelbe. ©o tyeißt eS in einem<br />
alten Buche über bie ©ebräuche ber Berfammlung: „gräulein<br />
Se ©ras — biefen tarnen tyattefie unter ttyren Söchtern immer<br />
behalten — tyatte fo oiel Achtung unb ©tyrfurcht toor ben<br />
Ülrmen, baß fi* fchon feit ber erften ©rünbung ber Berfamm*
457 -<br />
lung ihren Softem anempfahl bie Armen mit grofeer Siebe unb<br />
Semuth gu behanbeln, unb biefetben al« ihre Herren unb 3Jteifter<br />
gu betrauten. Jn biefer Abfift mollte fte, bafe ba« erfie ©tücf<br />
Brob, ba« man beim grühftüde abff nitt unb bie erfte ©up£e<br />
beim -DUttageffen für bie Armen beftimmt merbe." ©ie pflegte<br />
biefetben eigenhänbig, mie fie e« einmal bei einem Spefifranfen<br />
fat, mofür fie ber heilige Binceng begtüdfmünffte; fie muff<br />
ben armen ©efangenen bie $üfee; beim Befufe in ben SDßrfern<br />
hielt fie ©fule, um bte Seherinnen, bie fie guritdliefe,<br />
einguüben. Bei Jolfen ©elegenheiten lebte fie oft fehr armlif,<br />
fo bafe fte manf mal mit ber fie begleitenben ©fmefter<br />
auf ein menig ©troh auf bem Boben fflafen mufete, SDtehr<br />
al« einmal mürbe fie megen ber Entbehrungen unb Anftrengungen<br />
franf.<br />
£ouift be Watiftat erßtärt, fie entfage bem Jtatte einer 0ßertn. —<br />
wirb vom binceng auf Jießett^eit jur ^ßerin öefftmmt.<br />
Am 30. 9Kat 1656 oeröffentlifte ber heil. Binceng bie;<br />
Siegeln ber Berfammlung ber barmhergigen ©fmeftern, inbent<br />
er bagu bie ©f mefiern mie gu einer gemöhnlif en©onfereng berief.<br />
„SDer erfte Sputxft ihrer Regeln," fo fagte er, „beftimmt,<br />
bafe bie Berfammlung au« 2Bitmen unb Jungfrauen beftehen<br />
mirb, melfe au« ihrer SDtitte eine Dberin für brei Jahre et*<br />
mahlen; bafe biefelbe Dberin ihr Amt burf brei naf einanber<br />
barauffolgenbe Jahre fortführen Jann, aber nift länger. Aber<br />
mohl gemerft," fügte ber Zeitige htnju, ,,ba« mirb erft ber gatt<br />
fein naf bem £inff eibett be« gräutein« (Se ©ra«)."<br />
Bei biefen SBorten marf fif Souife auf bie Äniee unb<br />
beffmor ben heil. Binceng, bie Anmenbung biefer SReget nift<br />
hinau«guffieben, unb fie eine« Amte« gu entheben, beffen fie<br />
fif unmürbig eraftete. Aber ber ^eilige liefe fie fogleif<br />
nieberfefeen unb meigerte fif entff ieben, auf ihr Anfinnen eingugehen,<br />
inbem er nof ben SBunff au«brüdte, ber liebe ©ott<br />
möge fte nof lange freu Xöftern al« gührerin laffen» ,,©r<br />
erhält gemöhnltffo fügte er bei, „burf- aufeerorbentlife
458<br />
Mittel jene ani Seben, meldhe gur Bollführung feiner SBerfe<br />
nothmenbig finb; unb menn ©ie barauf achten, mein $räulein,<br />
fo ifi et fchon über #ehn Jahre her, baß ©ie nicht mehr leben><br />
menigftent nidht auf bie gemöhnlidhe SBeife". Bei einer am<br />
beren ©elegenheit fpräd; er bat fdhon angeführte SBort, baß<br />
bie Wienerin ©ottet „nur burdh ein 2Bunber lebte";<br />
fob. —<br />
werben uns int ^iuttttef wieberfhtbett."<br />
JmMärg 1660 fühlte Souife beMariHac, baß ihre Ber><br />
bamtung hienieben gu ©übe gehe. 35er größte Sroft, um ben<br />
fie feit bielen Jahren ©ott gebeten hatte, mar ber, in biefem<br />
legten Augenblidfe ben Beiftanb ihre« Batert unb ©eelenführert,<br />
bet heil. Bineeng gu genießen. ©ott beraubte fie biefet<br />
Sroftet. 3)er heilige Bineeng mar bamalt 85 Jahre alt; er<br />
follte felbft einige Monate fpäter fein Seben befdhtießen; unb<br />
er mußte fidh bamit begnügen, feiner fterbenben Softer feinen<br />
©egen gu fehiefen. ©r ließ ihr, auf ein balbiget SBieberfehen<br />
hinmeifenb, folgenbe, in ihrer ©infalt fo erhabenen SBorte<br />
ntelben: ,,©ie gehen boran, mein $räuleiit, idh hoffe, baß mir<br />
unt balb im Himmel mieberfehen merben."<br />
SDie heilige «Sommtmion empfing fie aut ber Hanb bet<br />
5ßfarrert bon ©t. Saureng, ber ihr in ber kranfheit beiftanb;<br />
biefer forberte fie auf, ihren Stödhtern nodh einmal ^ren<br />
©egen<br />
gu geben, ©ie gehordhte. „Meine theuern ©chmeftern," fagte<br />
fie, inbem fie in biefem feierlichen Augenblide aßet gufammenfaßte,<br />
mat bat heißefie ©treben ihret gangen Sebent unb ber<br />
fehnlidhfte SButtfdh ihret Hergent gemefen mar, „idr mill fortfahren,<br />
©ott für ©ie um feinen ©egen gu bitten, unb idh bitte<br />
ihn, Jhnen bie ©nabe gu gemähren, in Jhrem heiligen Berufe<br />
äutguharren, um ihm in ber SBeife gu bienen, mie er et bon<br />
Jhnen berlangt; feien ©ie eifrig im ©teufte ber Armen, unb<br />
bor Allem leben fie mit einanber in großer ©intradht unb<br />
Hergltdhfeit, inbem ©ie fich unter einanber lieben, um fo bät<br />
Seben unferet Herrn nadjjguahmen, unb bitten ©te bie feligfte<br />
Jungfrau, fie möge Jhre eingige Mutter fein." ©ie fügte
459 -<br />
no
460 -<br />
burf aufeerorbentltfe $£hatjafen an ihrem ©rabe verbreiten<br />
mollte. Bon 3eit gu Seit entfirömt bemfelben ein füfeer SDuft,<br />
ber einen SBohlgeruf mie von Beiifen unb Sitten oerbreitet;<br />
viele 5ßerfonen fönnen bavon 3eugnife ablegen; unb, ma« nof<br />
überraffenber ift, bie barmhergigen ©fmeftern, melfe beim<br />
©rabe ihr ©ebet verrif ten, finb oft fo von biefem SBohtgeruf<br />
umgeben, bafe fie benfelben gu ben franfen ©fmeftern im<br />
Äranfengimnter be« £aufe« mitbringen. $f fönnte nof gum<br />
Bemeife bie ©rfahruug anführen, bie if felbft mehrmal« ge=<br />
maft habe. 3f fönnte anführen, bafe if alle möglif en Bor=<br />
fift«maferegeln angemenbet h^e, um mif gu itbergeugen, ob<br />
e« nift bie SBirfung einer natürlifen Urfafe fei; bafe if<br />
aber feine entbeden fonnte. Slber melf er Slrt immer ber 2Bohl s<br />
geruf fein mag, ber bem ©rabe biefer Wienerin ber 2lrmen<br />
entftrömt, e« erhebt fif immer ein gang geiftiger SBohlgeruf<br />
au« ben Beispielen ihre« Seben«, ber foftbarer ift al« jeber<br />
SBohlgeruf, ba er ein SBunbermerf ber ©nabe unb ba« fif erfte<br />
3eif en ihrer £eiligfeit ift, unb ber fif in ber gangen Ätrf e<br />
©otte« verbreitet hat.<br />
461<br />
legentyeit mätyrenb ber ©onfereng ober am ©chluffe berfelbeit<br />
fprach, unb bie fo gut an bie einfältigen unb boch fo erhabenen<br />
Unterrebungen ber Bäter in ber SBüfte erinnern, tobte ber<br />
^eilige unter anberen bie außergemötynliche ßlugtyeit SouifenS<br />
be Marillac, ityre 91äctyftenliebe unb ityre SReintyeit Unter<br />
anberm fagte er:<br />
„3
462 -<br />
gJariS 1676. — SDiefe SebeuSgefdjictyte, toelctye nur fedjjetyn<br />
gatyre nad) bem Sobe ber etyrtoürbigen Souife be -äÄarillac<br />
erfdjien, too nod) faft alle am Seben toaren, tyateine<br />
befonbere SBidjtigfeit. ©ine neue Auflage folgte im $atyre 1862.<br />
3)aS Bucty ift auch in'« ^io[nif
463<br />
be aWartllac, ©tifterin ber Berfammlung ber barmhergigen<br />
©fmeftern, vom ©rafen be Santbel.) Lille, Lefort, 1868.<br />
9ieue Auflage. 1884. @in Banb in 18°. 200 Seiten. —<br />
©paniffe Ueberfefeung. Paris, Garnier, 1887.<br />
Vie admirable de Louise de Marillac, servante de<br />
Dieu et des pauvres, fondatrice et premiere Superieure des<br />
Filles de la Charite. (SBunberbare« Seben ber Souife be<br />
SDlartltac, Wienerin ©otte« unb ber Armen, ©tifterin unb<br />
erften Dberin ber barmhergigen ©fmeftern.) Abbeville, Paillart,<br />
1890. JHuftrirte Broffüre itt 18°. 32 Seiten. Auf<br />
in Sßari«, bei Bic, 11 rue Cassette. — ©paniffe lieber*<br />
fefeung in berfelben Bufhanblung.<br />
Louisa de Marillac en hare deelneming aan de stichtingen<br />
en werken van den H. Vincentius ä Paulo. (Souife<br />
be 3JtartHac unb ihre 9)iitmirfung bei ben Anftalten unb<br />
Herfen be« hl. Binceng von «ßaut) Malines (9Kef ein), 1891.<br />
(Bon bem ^ßriefier Bau £oonafer, ^Srofeffor an ber Univerfüät<br />
in Sömen.) Süttif, Seffain, 1891.<br />
©eift ber ehrmürbigen Souife be Marillac ober ©ebanfen<br />
au« ihren Betraftungen unb Sieben gefammelt. 9Jiit einem<br />
furgen Seben«abriffe. Fünfen, ©tahl, 1863. 1 Bb. in 12°.<br />
162 ©eiten. — SDiefe« SBerE erff ien in 9)iünf en, mo unfere<br />
barmhergigen ©fmeftern feine Anftalt befifeen; e« mürbe herau«=<br />
gegeben von einer anberen Art barnfergiger ©fmeftern in<br />
SDtünf en, bie al« Patron ben heiligen Binceng verehren, unb<br />
immer eine grofee Berehrung für bie ehrmürbige ©tifterin<br />
Souife be SKariffac hatten.
$rartf r eicfy<br />
Brief 6er Scfymefter Ti. nad) einer erhaltenen ^lusjeicfyming<br />
an ^errn 2t. ^iat, ©eneralfuperior.<br />
«Sodhtoürbiger &err unb geehrtefter Bater!<br />
3dh bitte um heiligen ©egen!<br />
gang unmürbige Softer hat bis jefet nidht ben<br />
3Jluth gehabt, 3hnen ben großen ©dhmerg gu befdhreiben, ben<br />
ber gute üfteifter ihr hat gu werben laffen. D mein<br />
Bater, baS mar für mein £erg eine fehr große SDemiithigung.<br />
2lch, meine eigenen ©ünben haben mir baS verbient. $dh Dabe<br />
gu ben armen ©eelen im gegfeuer gebetet, ich habe -ätteffen<br />
lefen laffen auf biefe äJteinung, um nidht eine fo große<br />
Prüfung befielen gu müffen. gdfj habe ©ott gu fehr belei=<br />
bigt, als baß midh feine ©üte erhören fönnte. D mein Bater,<br />
idh Bitte aus bem tiefften ©runbe meines ^ergenS.um Bergeihung,<br />
baß idh meinen guten Verehrten Dberen bielleidht fo<br />
viel Äummer gemadht habe. verbiente aus ber Berf antutlung<br />
auSgeftoßen gu Werben.<br />
9lber, mein Bater, laffen ©ie midh bort am $uße beS<br />
SabernafelS Shnen fagen, baß idh nichts gethan habe, um<br />
biefe StuSgeichnung gu erlangen. habe in biefen gtoeiunfc<br />
breißig Sahnen in meinem 3lmte viel gu leiben gehabt; ber<br />
liebe ©ott unb ©ie, mein hochgeehrter Bater, maren bie ein=<br />
gigen Beugen; mein guter 3Mfter hat mir biefe ©nabe<br />
ermiefen.<br />
3ch bitte ©ie, mein hodhgeehrter Bater, fortzufahren, für<br />
ntidh gu beten, bamit idh eine gute barmhergige ©dhmeffer
465<br />
werbe, barnit idh midh auf eiueu ^eiligen £ob borbereite, aber<br />
befonbert, bamit idh mit ber größten ©rgebung gu leiben ber='<br />
fte^e. Jch bitte unferen Herrn, meine guten bereiten Oberen s<br />
unb meine treuere Berfammlung gu fegnen. äöenn et bem<br />
lieben ©ott augenehm ift, fo bringe ich ihm mit Jhrer ©r=<br />
taubniß bat Opfer meinet Sebent für bie ©rhaltung ber beiben<br />
gamitien bet heiligen Bineeng.<br />
Jd) toerfemidh noch einmal, mein hochgeehrter Bater, gu<br />
Jhren gaißen unb bitte ©ie bemüthig utn Bergeitjung für ben<br />
Kummer, ben iä) meinen guten bereiten Oberen bereitet<br />
haben fönnte.<br />
Jch h a &e bie ©hre ju fein, mein h^dhgeehrter Bater,<br />
Jhre bemüthigfte, ergebenfte Softer,<br />
©chmefter 91,<br />
u. %. b. d). S. b. a. St.<br />
f tu Jinbarhtobnd) für bie ^ögfinge ber großen<br />
$etninarien.<br />
Stach ber Stnfi^t bet heiligen Bineeng füllen bie 2)trec=<br />
toren ber ©eminarien befonbert bat ©tue anftreben, ihre 3%<br />
tinge gu einer „grünblichen gröntmigfeit" gu ergiehen. 1 ) ©er<br />
Heilige fdhrieb an ©inen aut ihnen am 13. Juli 1659: „Jn<br />
ber ©rgiehung ber ©etfilidjen müffen ©ie immer ben ©inen<br />
3ft>e
466<br />
ftanbe«, ben ©eift, ben man im ©entinare fyabm nutfe, bie<br />
Sugenben, bie man ba üben rnufe u. f. m. 1 )<br />
Serfelben Art ift auf ba« genannte Buf, unteren Reiten<br />
unb Umftänben angepaßt, mie man e« ffon fett Saugern in<br />
unferen ©eminarien münffte; beute fönnen mir enblif an=<br />
füubigen, bafe biefe« Buf foeben erff ienen ift unter bem Xitel:<br />
Manuel de piete ä l'usage des seniinaires de la Congregation<br />
de la Mission.<br />
3)er &err ©eneralfuperior riftete an ben Berfaffer fol*<br />
genben Brief:<br />
iPari«, 22. Auguft 1895.<br />
^ofmiirbiger &err unb theuerfter 3Jiitbruber!<br />
3Me ©nabe unfere« ißerm fei allezeit mit un«!<br />
„3n ber im Juli 1894 in unferem -Dtutterhaufe abgehaltenen<br />
Berfammlung mürbe bie Jbee au«getyrofen, ein<br />
Anbaft«buf jum ©ebraufe ber Zöglinge in ben grofeeu<br />
©eniinarien, beren Seitung unferer (Kongregation anvertraut<br />
ift, ju verfaffen. Bon bem SBunff e befeelt, biefen spian Oer*<br />
mirflift ju fehen, habe if ©ie gebeten, fif biefer Arbeit ju<br />
unterjiehen. -Keine @rmartung ift ntft getäufft morben:<br />
35a« £anbbuf, ba« ©ie mir jur Approbation vorlegen, ff eint<br />
voHfommen ben in unferer Berfammlung au«gefprofenen<br />
SBünffen ju entfprefen; if erfeite '3hnen alfo bie Bevoll*<br />
mäftigung, ba«felbe herau«jugeben, in ber Ueberjeugung, bafe<br />
e« ben ©eminariften, bie e« gebraufen merben, fehr nüfcltf<br />
fein merbe.<br />
3n ber Siebe unfere« £errn unb feiner unbefledften<br />
3Kutter u. f. m."<br />
A. giat, sup. gen.<br />
„An öerrn hoffet, 3Wi)fion«priefter im grofeeu ©eminar<br />
von Sa SftofeHe."<br />
©tefje barii&er Notices bibliographiques sur les Ecrivains de<br />
la Congregation de la Mission, Angouleme. 1878. p. 246.
— .467 —<br />
Um einen fcottftänbigen @tnblt. 3ur ©inteitung. — Siegeln ber ©eminarien ber<br />
Kongregation ber 9Wiffton.<br />
2lrt. I. Born ©eifte unb ben baufetfäcblid&ften Uebungen beS<br />
Seminars. 9lrt. II. Drbnung ber Uebungen. 3lrt. III. ?ltt*<br />
gemeine Berbaltung$ma§regeln. 2trt. IV. BeWeggriinbe itttb<br />
ÜÄittel, bte Siegeln gut au beobachten.<br />
1. Kap. SDlorgen^ unb 2lbenbgebet.<br />
«rt. I. 9Jforgengebet. Slrt. II. »enbgebet. «rt. in. 2Jtor=<br />
gern unb 2lbenbgebet Wäbrenb ber i$eit fcomSDlitttoodb in ber<br />
Kbarmodfje bis nach ber SDfefe beS KfjarfamftagS.<br />
2. Ka*>. BetradjtenbeS ©ebet.<br />
9lrt. I. 9?ottjtoenbigfeit, geid&tigfeit unb 9Wetbobe beSfelben.<br />
Irt. n. ©rflärung ber BetradhtungSmetbobe. 3lrt. IE. 2ßicb=<br />
tige Bewertungen über ba8 ©ebet.<br />
3. KaiBon ber beitigen SReffe.<br />
Slrt. I. Bon ben fcerfdjiebenenSteilen ber heiligen SReffe.<br />
2lrt. II. Slrt uttb SEBetfe, bem heiligen $Dlefjol>fer mit Frucht<br />
beizuwohnen.<br />
4. Kafc. Bon ber Beicht.<br />
2lrt. I. SBichtigfeit ber häufigen Beidht. 8rt II. 2Bte man<br />
fidh auf bie heil. Beicht vorbereiten fott. 3lrt. III. 3lrt unb<br />
äBeife, gu beizten.<br />
o. KaJ>. Bon ber heiligen Kommunion.<br />
3lrt. I. Sßidbttgfeit ber häufigen Kommunion. 2lrt. II. ©roger<br />
9lu^en ber heiligen Kommunion. 2lrt. III. Bon ber Borbereitung<br />
auf bie heilige Kommunion. 2lrt. IV. Bon ber<br />
®an!fagung nadh ber heiligen Kommunion.<br />
6. Ka*>. Bon bem ^articutare^amen.<br />
Irt. I. ©egenftanb unb äötd&tigfeit beSfetben. $lrt. IL<br />
$lrt unb Sßeife, baS Ißarticutare^amen anguftetten.<br />
7. Kap. Bon ber geiftlichen 8efung.<br />
8. Kafc. BonberBefudbnttg beS atterbeitigftenlltarS*<br />
f acrameitteS.<br />
2trt. I. 2Bie fehr biefe Uebung in ben ©entinarten hodhsnfebäfeen<br />
unb anzuempfehlen ift. Slrt. II. fehler, bte man<br />
babet su fcernteibenbat; 9lrt unb SBetfe, bie Befudbung in<br />
madben.<br />
31*
9. Kap. SSon bem SRofenfransgebet unb oon ber be~<br />
fonbern 9lnbad)t 31t bemfetben.<br />
10. ©ap. 93on bem 23reotergebet.<br />
2lrt. I. Mittel, um bie 2lufmerffamfeit imb Stnbad&t beim<br />
33reoiergebet maen geitung.<br />
12. ©ap. 93on beut Stubium.<br />
13. Sa*). 33on ben Mabljeiten.<br />
14. ©ap. SSon ber Stecreation.<br />
15. ©ap. 93on ben ©^ercitien.<br />
2lrt. I. ®ie jäbrltdjen ©yercitien. 9lrt. II. Die Drbinanben=<br />
©yercitien. 'ilrt. III. 3Son ben MonatS^Syercitien.<br />
16. ©afe. 5Son ben Serien.<br />
De Ordinibus conferendis (9luögug auS bem Pontificale Komanum).<br />
— De clerico faciendo. — De ordinatione ostiariorum.<br />
— De ordinatione lectorum. — De ordinatione exorcistarum. —<br />
De ordinatione acolythorum. — De ordinatione subdiaconi. — De<br />
ordinationi diaconi. — De ordinationi presbyteri.<br />
Monita ad neo-sacerdotes.<br />
Orationes dicendse cum clericus aut sacerdos sacra induit.<br />
paramenta.<br />
SaS £anbbucty ift im Berlag beim ^ßrocurator beS<br />
MutterbaufeS in SßariS, rue de Sevr.es 95. 1 Sb. iu 24°.<br />
SPreiS 75 ©ent<br />
©3 mürbe nur eine fleine ain^atyl ©semptare abgezogen;<br />
etmaige Semerfungen ober SBünfdje merben ju einer nädjfteu<br />
Sluflage gerne entgegengenommen.
prortrt5 (Defterreicfy<br />
per fünfjtgße 3aliresfag bet Ömtnbung be$ Kaufes bet<br />
ßattttpetjigett gtfwftexn in (#
470<br />
hunbert« mußten fte fif mie bie anberen Drben«teute 2>eutff *<br />
fanb« gerftreuen. 3l;re Älöfter mürben fäcnfarifirt, ihre ©üter<br />
verfauft, bie großartige Äirf e mürbe als itberflüffig betraf tet<br />
unb fottte niebergeriffeit merben. 2)a geff ah e« nun, bafe ber<br />
©arbinatfürfterzbiff of von Salzburg, griebrif VI. ©f marjen*<br />
berg, in beffen Siöcefe ©fmarjaf lag, baran bafte, melf<br />
grofeer 9frt|en au« bem früheren Seftfcthume ber Benebictiner<br />
für fein Botf ermaffen fönnte; er taufte atfo bie Sirfe unb<br />
ba« Mofter in ber Abfif t, ein £au« ber barmherzigen ©f me=<br />
ftern vom l)äl Bincenj von ^3aut bafelbft einjuriften, metf e<br />
bie Pflege eine« ^ofpital« übernehmen füllten, 3Me jmei ©e*<br />
bäube, bie ffon 40 Sahre leer ftanben, maren fehr verfallen<br />
unb faft unbemohnbar. Aber Sauf ber $reigebigfeit be« ©ar=<br />
binal« fonnte ba« Älofter fomeit ^ergefteCft merben, bafe bie<br />
Äranfen unb bie ©fmeftern, melfe biefetben bebienen feilten,<br />
fif er unb bequem Unterfunft fanben. Sßa« bie Äirf e betrifft,<br />
ntufete man fif für ben Augenblid: begnügen, bie äitfeeren 9?e*<br />
paraturen vorzunehmen, unb e« auf fpätere $üt verffieben,<br />
fr bie frühere ©fönheit mieber ju geben.<br />
SDiefe« fo reftaurirte Mofter fammt ber Äirfe nahmen<br />
7 barmherzige ©fmeftern am 20. Auguft 1844 in Beft$. ©ie<br />
maren au« bem ©entrathaufe ber Sßrobinj Salzburg gefom*<br />
nten; benn man mirb fif nof baran erinnern, bafe erft im<br />
Sahre 1882 unter unferm hof geehrten Bater ©eneral giat<br />
unb ber ©fmefter ^ragmarer, ber ©eneraloberin ber barm*<br />
herzigen ©fmeftern in Salzburg, biefer grofee gmeig ber<br />
gamilie be« ^eiligen Bincenz, fif mit ©inmiüigung be« $ürft*<br />
erzbiffof« von ©alzburg 3Jifgr. $ranz Albert ©ber beit gemein*<br />
famen Dbern unterftellte.<br />
Sa alfo am 20. Auguft 1894 feit ber Anfunft ber barm*<br />
herzigen ©fmeftern 50 $ahre verftoffen maren, ffien biefer<br />
benfmürbige Xag e« zu forbern, auf für bie innere 9teftau*<br />
rirung ber Äirfe etma« zu thun. ©f on im re 1859,<br />
hunbert ^a^te naf ihrer ©inmeihung, fonnte man SDanf ber
— 471- —<br />
grofemüttyigen ©penben ber ©laubigen bie SBänbe ber £ird)e<br />
ausmalen. 2lud) bie Slltäre maren tyergerid^tetmorben; aber<br />
36 f^päter oerlangten fie eine grünblictye SWeftaurirung,<br />
befonberS ber ^octyaltar. 3Jlan oerlangte alfo unb ertyielt am<br />
8. Februar 1893 bie ©rlaubniS, bie nötigen inneren 5Repara*<br />
turen oorgunetymen. Unb am 15. 9M beS folgenben SatyreS<br />
ma
472<br />
beS neuen £odhaltarS am 17. beS 3JtonatS unterbrochen mürbe,<br />
©nblidjj fam ber 20., ber fo taug erfehnte Sag, bei beffen<br />
Slnbenfen affer bergen Vor greube aufhüpften; bie -Jlatur felbft<br />
fdjien fidh fogeftf^mucf gefleibet ju haben. SDte fleine, neu=<br />
gezierte Äirdfje erftrahlte in ungemohntetn ©lange. ®ie ©ere^<br />
monie begann mit bem feierlichen ©inguge beS gfürft*©^<br />
bifdhofS Johann Raffer, ber von einer großen 3ahl geiftlidher,<br />
bürgerlicher unb mititärifcher SBürbenträger begleitet mar.<br />
©elbftverftänblidh maren alle baruthergigen ©dhweftern ans<br />
©chwargadj zugegen, ebenfo jene aus ©chermberg, 20 SRinuten<br />
von ©chmarjach, wo fie ein £auS für ©etfteSfranfe unb ein<br />
£auS für gurücfgegogene ^riefter beforgen. 2lußerbem ließ<br />
fich eine jebe von ben 67 Slnftalten ber ©chweftern, bie in ber<br />
großen SDiöcefe ©atgburg gerftreut liegen, burdh eine ©dhmefter<br />
vertreten. 5Der hodhwürbigftc ©rgbifchof cetebrirte bann baS<br />
Sßontiftcatamt, Worauf er bann unter bem ©etäute ber ©lodfen<br />
unb bem ©efchüfefeuer ber Strtillerie ben SanfhhmnuS Te Deum<br />
anftirnmte. SaS waren wohl bie ©efühle, bie in 2111er bergen<br />
vorherrfdhten, unb baS Sieb würbe von ber gahlretdhen Ber=<br />
fantmtung mit SBegetfternng weiter gefungen. 3)er verehrte<br />
Dberhirt gewährte ben ©dhweftern 3lubieng unb hielt an fie<br />
folgenbe 3lufpradhe:<br />
„•üteine ©dhweftern, gerne hätte ich einige SBorte in ber<br />
$irdf)e an ©ie gerichtet; aber idh für^tete, meine ©ttmme<br />
fönnte heute nidht ausreichen. Sebodh fann tdh nidht umhin,<br />
eS an biefem Drte gu thun, wo ich midh teidhter Verftänblxch<br />
machen fann. äßoher fommt benn bei Shnen T^eute biefe<br />
greube? SBofür biefe innige SDanfbarfeit? SBetd^e ©rünbe<br />
verpflidhten ©ie bagu? .... ©eit 50 Sahren ftnb hier triefe<br />
Traufe gepflegt worben, unb ©ie felbft haben nie aufgehört,<br />
fich ben anfteÄenben ^ranfhetten auSgufefcen. SSiele aus ^f)nm<br />
haben vieHeidht ben Äeim eines frühgeitigeit XobeS in fidh<br />
aufgenommen. $ür foldhe Singe gu banfen, ift in ber 2Belt<br />
nidht ©ebraudh- Unb bodh haben ©ie es gethan: ©ie haben<br />
baS Te Deum gefungen, unb warum? Sßeit ©ie bie ©adje
473<br />
in einem anberen (Seifte auffäffen, ©ie machen fich eine große<br />
Borftellung bon ihrem Berufe, ©ie erinnern fich an bie SBorte<br />
unferet götttidhen Heilanbet: ,,©etb barmhergig, unb ich merbe<br />
au
474<br />
Sßemt ffon bte ©ttern nift für fif felbft leben, fonbern in<br />
i^ren Äinbern unb Äinbe«finbern fortleben, umfonufr ift ba«<br />
mahr von einer ganzen Berfammlung.<br />
„fahren ©ie alfo in Sfoxtm 3Berfe fort, meine guten<br />
©fmeftern. SDte Zeitige Sieget, bie 3)emuth, Armutb unb bic<br />
Siebe jeigen ben magren 9Seg. Betraf ten ©ie S^e<br />
Dbern al« Stellvertreter ©otte« unb feien ©ie ihnen unter*<br />
than. Unb menn Ehrten bie Arbeit manfmal ffmer vor*<br />
fommt, ffauen ©ie auf bie herrlife Belohnung, bie 3h nen<br />
Oerheifeen ift, unb von ber e« heißt: „Äettt Auge bat e« ge*<br />
fehen, fein Dhr hat e« gehört, unb in feine« Neuffen fierj<br />
ift e« gebrungen, ma« ©ott benen bereitet hat, bie ihn lieben."<br />
bem göttltfen ©aftmahle, bei bem ©ie fo oft ba«<br />
©lü(f haben, fif ju nähren, merben ©ie Äraft, unb SDluth erhalten,<br />
um au«ztfarren. SD, entflammen ©ie immer mehr<br />
unb mehr ihren ©ifer in ber tyiL ©ommunion. ©er ©eift,<br />
ber fie jefet befeett, mirb auf auf jene übergehen, bie viel*<br />
leift 50 ooer 100 $ahre naf fommen merben. ©o<br />
haben auf biefe Anfeil an ber greube be« heutigen S£age«.<br />
Bemahren ©ie biefen guten ©,eift, unb menn ba« Seben manf*<br />
mal hart ift, benfen ©ie an bie ^errliffeit, bie 3hKen ver*<br />
heifeen ift; betraften ©ie, mie reifeenb ff nett bie ^errliffeit<br />
ber SSelt vorübergeht, unb benfen ©ie baran, bafe vielteift<br />
Mehrere unter früher al« fie felbft glauben, ben hintut*<br />
liff en Sohn empfangen merben. Bietleif t in einem ober jmet<br />
fahren mirb bie ©ine ober Anbere au« 3bnen ffon in bie<br />
emige &errlif feit 'eingegangen .fein."<br />
"£>iefe vortrefflifen, vom gürft*©rjbiff of fo tief gefühlten<br />
SBorte merben emig im £erjen ber Xöf ter be« heil- Binceng<br />
eingegraben bleiben, ©ie bilbeten fojufagcn ben ©flufe be«<br />
verfloffenen halben Sahrhunbert«^ unb bie neue Aufgabe, bte<br />
ihnen ihr verehrter Dberhirt ftellt, näntlif mit berfelben ^reue<br />
bie äßerfe ber Barmherzigfeit gegen ben ^äfften' z u üben.<br />
3n biefer ©efinnung zogen fie fif am Abenb biefe« ffönen
475 -<br />
£ageS gurüd; unb feilten ityren SRitfdtytoefiern, bie nic^t fo<br />
glü
proüin3<br />
Spanien*<br />
Brief öes ZfTifftonspriefters J}errn 3Hera an £)errn 2trnat5 r<br />
Difitator 6er fpattifcfyen Propiitj. Bericht über bas<br />
neue £)aus non £as Palmas (itrbiger £err unb geehrtefter Sfffitbruber!<br />
3)ie ©nabe unfereS £errn fei allezeit mit uns!<br />
mache mir eine Sßftidht barauS, Shnen unb ben Sefern<br />
ber Slnnalen ©inigeS mitgutheiten über bie apoftotifdhen 3lr=<br />
beiten unb bie SBerfe ber 3täd)ftenliebe, beneit fidh bie beiben<br />
gamilien beS heiligen SBinceng auf biefem 2lrdf)ipel mibmen.<br />
SDiefeS fo auSgebehnte unb toohlgepflegtegelb gehört uns<br />
gemtffermafjen fchon lange als ©igenthum an; eS gehört uns<br />
nidht bloß, meit einer unfer berühmtesten unb beliebtesten 3Jiit=<br />
brüber, 9Jlfgr. ©obina, SBifdhof oon SaS ^almaS in ©rofc<br />
©anaria, 1 ) bafetbft baS ©fcangeliutn oerfünbete, vor beffen<br />
Ueberreften mir baS ©tü
477<br />
•Mun einige SBorte über bie ßafy unb Sage ber Jnfelm<br />
Sie canarifche Jnfelgrnppe befinbet fich an ber SBeftfüfte<br />
2lfrifat, ungefähr 100 km bon ber großen SBüfte ©abara<br />
unb 1200 km bon ©abi£ entfernt. Sie Jnfetgruppe liegt in<br />
ber gemäßigten 3one unb heftest aut 13 Jnfetn, bon beneit<br />
7 bemohnt, bie übrigen 6 unbemohnt finb. Sie bemohnten<br />
Jnfetn finb: Teneriffa, ©roß-©anaria, Sßahna, Sangarofa,<br />
guertebentura, ©omera unb gerro. Siefe Jnfeln finb bon<br />
einanber burch mehrere 3Jieeretarme getrennt, bereu größter<br />
90^ km breit ift; fie haben gufammen einen glädbeninbatt<br />
boti 8830 km unb eine Bebölferung bon 280,000 (Sin*<br />
mohnern.<br />
Sie canarifchen Jnfeln gehören ben ©paniern. Ser<br />
Boben ift gebirgig unb fruchtbar, bat Klima angenehm unb<br />
gefunb. Befonbert finb 6 megen ihrer bortheithaften Sage<br />
im attantifdhen Deean fehr mistig. 2ßegen ihrer günftigcu<br />
Sage unb Berhältniffe mürben fie bon ben Sitten bie ©liidtts<br />
infein genannt, unb man glaubte, ba feien bie ethfäifdjen<br />
©efitbe bet ^arabtefet, mie et ftd) bie Reiben borfteUten. Sie<br />
Jnfeln finb in gmei Siöcefen getheilt, beibe bem ©rgbifdjof<br />
bon ©ebilla unterftehenb; bie eine Siöcefe ift Sat ^ßalmat,<br />
beftehenb aut ben Jnfeln ©roß-ßanaria, guertebentura, Sanga^<br />
rofa; bie anbere Siöcefe Teneriffa befielt aut ben Jnfeln<br />
Palma, ©omera unb $erro.<br />
9Jlit biefen ©ingelheiten an ber $anb mirb man bie gu<br />
ergählenben ^hatfa^en letzter berftehen. Berieten mir in<br />
einigen SBorten, mie bie SRifftonäre nadh bem SBiHen ©ottet<br />
ihren SBohnjife auf ©rofcßanaria auffdhlugen.<br />
Ueber fedljgig Jahre maren fchon bie barmhergigen ©d)me=<br />
ftern auf ©roß=©anaria unb ertrugen mit autbauernber ©e=<br />
bulb biete (Entbehrungen unb ©dhmierigfeiten, befonbert mat<br />
bie geiftige ©orge für ihre armen Krauten unb für fidh felbft<br />
betrifft, ©ie beteten inbrünftig gu ©ott, befonbert burdh ben<br />
glorreichen Patriarchen, ben heiligen Jofeph/ um burdh .feine
478<br />
gürbitte ben fo nottymenbigen geiftigen Beiftanb gu erhalten,<br />
unb bte ©rünbung eines £aufeS ber SDtiffionSpriefter auf ityren<br />
Unfein gu ermirfen: bem lieben ©ott tyateS nun gefallen, auf<br />
©rofcßanaria ein £auS ber -äJtiffton gu errieten.<br />
Das Sßerfgeug, beffen fidj ©ott bei ber 2luSfiityrung<br />
biefeS SBerfeS bebiente, mar ber achtbare £err Delgabo p Bera,<br />
Xtyeologe ber ^attyebrate oon SaS Sßatmctö. ©ctyon lange ßeit<br />
befdjäftigte ityn ein ©ebanfe, groß mie ade ©ebanfen, melctye<br />
bie ©tyre ©otteS unb baS £eil ber ©eefen betreffen. -Jfactybem<br />
er oor ©Ott SldeS reiflicty überlegt, unb metyrere tugenbtyafte<br />
^ßerfonen um 9?atty gefragt unb ityre S^w^ng ertyalten<br />
tyatte, manbte. er fid) an ben Bifitator ber fpanifcben Sßrooing<br />
unb ttyeilte itym feinen Pan mit, in SaS SßalmaS auf ©rofc*<br />
©anaria ein &auS ber -DiiffionSpriefter gu grflnben, baS er<br />
mit ä<strong>der</strong>n -Jtöttyigen oerfetyen mode. Der Bifitator mar fetyr<br />
erbaut oon biefem fo freimidtgen unb grofemüttyigen 2lnerbieteu<br />
unb gab bem lobensmerttyen Sßunfdje nacty.<br />
Der Bifitator fam in eigener $erfon gur ©röffmtng beS<br />
neuen Kaufes. $n Begleitung beS £errn Sotyann Saume,<br />
©aoin Sopeg, 2lnton S<strong>der</strong>a unb ber Brüber Stgüenga unb<br />
Sarequi, melctye baS Sßerfonat beS neuen SßaufeS bilbeten,<br />
fctyiffte er ficty am 7. üttooember oorigen SatyreS auf bem Dam*<br />
pfer ber tranSatlantifdjen ©efedf(tyaft Ciudad de Cadiz ein,<br />
unb nacty einer furgen, glüdtictyen Ueberfatyrt langten mir am<br />
9. 2lbenbS im £afeit Se Sug in ber ©tabt SaS SßalmaS<br />
(©rof$*©anaria) an.<br />
2lde ©laffen ber ©efedfctyaft, befonberS bie ©eiftlictyfeit<br />
bereiteten uns ben feierlictyfteit ©mpfang. Sange 6eoor<br />
mir nocty ben SanbungSplafe erreichten, fonnten mir unter ben<br />
gatylreutyen auf uns marteitben Sßerfonen ben Decau unb bie<br />
meiften Sffiitglieber beS 9Ketropolitan*©apitelS, barunter aucty<br />
unferen ©tifter, ben £errn Styeologeit, bemerfen; ber ©eneral*<br />
Bicar, bie brei Pfarrer ber Äattyebrale, eine Deputation oon<br />
Damen unb oon oerfctytebenen Binceng*Bereinen, unb oiele
479<br />
barmljergige ©djmeftem aus ben brei Käufern ber £auptftabt<br />
hieben uns mitlfommen unb Ratten bie garte 2lufmerffamfeit,<br />
uns in unfere neue SBohnung gu geleiten.<br />
Bei einer geftlichfeit, meldte bie ©dhweftern beS £ofpitatS<br />
©anct Martin bei ©elegenheit unferer 2lnfunft veranstalteten,<br />
nahm ber ^oi^tüürbigftc Bifdhof vor einer gasreichen Berfammtung<br />
baS SBort unb in einet: berebten Slnfprache fdhilberte<br />
er baS Seben ber retigiöfen Bereine, brüdte feine £off=<br />
niutg aus, bie er für feine tt)eure Siöcefe nach ber ©rridhtung<br />
ber (Kongregation in SaS ^almaS hege, er begtü
480<br />
SBeife, unb eine Srabition, bie bi« zur (Eroberung ber Snfeln<br />
burf ba« fatholiffe ©panien hinauf reift, erzählt, bafe faum<br />
ba« glorretfe Seifen unferer ©rlöfung in biefen ©egenben<br />
flatterte, auf ffon SWaria, bie unbefletfte Jungfrau, von<br />
biefem Sanbe Befife ergriff unb ihren mäf tigen ©nabenthron<br />
aufriftete; fie erffien närnlif jmeimal, auf ©rofe*©anaria<br />
unb auf Teneriffa, unb feitbem mirb fie oerehrt unter beut<br />
doppelten Xitel: Notre-Dame du pin (Unfere Siebe grau Von<br />
ber gifte) unb Notre-Dame de la Chandeleur (9Jfaria=Sift=<br />
mefe). Unter biefen Sitein mirb -äJtaria fehr oerehrt, unb bie<br />
Bemohner ber Unfein unternehmen häufige SBaHfahrten naf<br />
ihren £eiligthümern.<br />
SDie ©fmeftern halten ffon lange im £ofpital bie 9io*<br />
vene auf ba« geft ber Unbeflecften ©mpfängnife mit grofeer<br />
^ßraft. Auf biefe« Sabr beobaftete man biefen löblifen<br />
©ebrauf. SDie $Eage«orbnmtg babei ift folgenbe: 9 Uhr Bor*<br />
mittag« ipofamt; 7 Uhr Abenb« 3iofenfranj, Sefung für bie<br />
9iovene, Untermeifung von £errn Sopej, ber biefelbe auf jur<br />
allgemeinen 3ufriebenheit ber anmefenbert ©laubigen hielt<br />
£err Sopej hat ben s $rieftern ffon jmeimal ©^ercitien<br />
gehalten.<br />
Unfer erfter Sßimff, naf bem mir un« eingerif tet hatten,<br />
mar, unferem grofeeu SBohlthäter unfere innige unb aufrif*<br />
tige SDanfbarfeit jit feigen unb ihm bie ©rftlinge unferer apo*<br />
ftoliffen Arbeiten ju mibmen. SBir hielten ju biefem $menfel<br />
guerteventura. Am 12. gebruar ffifften fif bie Herren<br />
Saume unb Sopej mit bem Bruber Sarequi auf bem SDam*<br />
pfer 5ßeres*©alboä ein unb fegelten auf bie genannte $nfel<br />
jü, bie ungefähr 18 9Äetlen von ©rofe*©anaria entfernt liegt,<br />
igerr SDelgabo hatte ben Bemohnent von $ampupenta jum<br />
Borau« bie ©nabe angefünbigt, bie ihnen ber £err ermeifen<br />
mollte. ®ie ©rfolge maren mirflif fehr erfreulif. Bom<br />
erften bi« junt legten £ag maren bte einfältigen Seute voll
«©ifer, aut ber SRiffiorx SKufeen gu giehen. Sie Ktrdje mar gu<br />
Kein, um bie fromme 3Jtenge gu faffen, bie bon affeu fünften<br />
ber Jnfel um ben Sßreit taufenbertei Ctyfer, trofe ber ©dhmierigfeiten<br />
bet Sßeget u. f. m., ^erbeietlte. Sie SUtiffion bauerte<br />
triergehn £age. Kein ©inniger in Hampu^enta unb Umgehung<br />
btteb bon ber Beizte fern; unb Stile maren burd) einige £age<br />
bei ben frommen Uebungen ber 3Jitffion gugegen.<br />
2lm 1. 9ftai feierten bie Herren Saume unb Sopeg boH<br />
greube nach ßat Patmat gurüd;, mo Herr Selgabo fidj fd^on<br />
mit ben -äftttbrübem bereinigt hatte, um fie gu empfahgen<br />
nnb ihnen feine greube unb 3 u f r^benheit autjubrütJen.<br />
(gortfefcung folgt.)<br />
Annale« LX. 32
protnrt3 £omf>ctr6ei<br />
gitte ^äföfe an* bem inneren ^etninat von g$teti.<br />
CErbattitäje iBentjertantgeit bzx 5>'£mmart(ien mit «Stubenteu tum Giriert<br />
über tat Clextker tfasaritg föameüa;geptorben tn ®uriit<br />
am 27. ODjctjobßr 1898.<br />
Sagarus ^ameHa mar auS einer fetyr d^riftlid^en gamilie<br />
in bem Meinen Dorf Borgoretto in ber Diöcefe 2llbenga an<br />
ber Mfte oon ©enua am 28. ^uni' 1872 geboren, ©ein<br />
Bater tyiefcSotyamt, feine 9Jlutter 3Jlaria $ili$ri. ©r ftanb<br />
im neungetynten ßebenSjatyre, als er (am 2. Dftober 1890) in<br />
bie ©ongregation ber 5Jliffion eintrat; aber fein giemlicty<br />
f
483<br />
Seele war; mit uns, feinen 3KitfGütern mar er einfältig, aber<br />
auch fing unb umficfytig, mie eS unfere beil. Siegeln verlangen,<br />
unb er vetfchmieg Sittel, was nidht nüfelich war, gu offenbaren;<br />
aber gegen feine Dbem tannte.ev feine anbere Klugheit, als<br />
fie gang offen in feinem £ergen lefen gu laffen. @r ^atte baS<br />
väterliche &auS mit feiner vielgeliebten (Kongregation ver=<br />
taufet, unb in feinen Dbern fanb er auch teidjt Bater unb<br />
9Jlutter wieber; mit ihnen war er wie ein gutes Äütb voll etn=<br />
fältigen Vertrauens unb finblicher Eingebung; fein reines 2luge<br />
unb feine von jebem SSerbacht freie ©eele fah an -Jtiemanb<br />
etwas SöfeS, unb er mitfete nicht, was murren fei.<br />
©eine Qemtltl) hatte wohl ben ©harafter eines ÄinbeS,<br />
baS fich unt nichts anbereS fümntert, als feinen ©Itern gu ge*<br />
fallen. @r liebte feine Sßflidht unb erfüllte fie, meil ©ott es<br />
fo wollte, unb wenig tag ihm baran, ob ihm Sob ober Säbel<br />
gu Sheil mürbe, SDagu verbarg fidh feine ®emuth felbft,<br />
fo bafe mir nidht viel barüber fagen fönnen; er mar ängftlich<br />
beforgt, fte gu verbergen, felbft vor feinen eigenen Singen, unb<br />
mit einer heiligen BerfteHung bebedte er fie mit bem -Stautet<br />
beS gemetnfdhaftlidhen SebenS. $n ber Shat floh er mit aller<br />
Sorge jebe ©onbertidhfeit, unb fuchte überall unbemerft ju<br />
bleiben, gebocb geigte fiel; feine Sugenb bei fonftigen taufenb<br />
unb taufenb ©elegenheiten mit unS, feinen 3Jiitbrübern; er<br />
war immer nachgiebig, gefällig unb voll herzlicher Achtung;<br />
wenn einige verlefeenbe SBorte ober anbere Beteibigungen ihn<br />
trafen, fenfte er baS ^aupt wie ein ©dhulbiger, würbe roth<br />
vor Befchäntung, aber bemahrte immer eine ungerftörbare SRuhe,<br />
ein liebenSWürbigeS Sädheln unb ein bemiithigeS ©^weigern<br />
SDer Beleibiger ober aufgeregte -Dütbruber war befehatb auch<br />
gleich befäuftigt, bereute feine Shat unb fam balb, um ihn um<br />
Beraeihung gu bitten gum grofeen ©rftaunen unfereS theuren SWit<br />
bruberS, ber fidh &ei folgen ©elegenheiten alles Unrecht gufchob.<br />
S)ie Sanftmutl) befafe er int gleiten 3Jtafee wie bie<br />
fchöne ©tnfalt, unb burch biefe beiben Sugenben unb beren<br />
beftätbige Uebung würbe er wie eine Saube ohne 2lrg unb<br />
32*
484<br />
ohne ©ade. Sie ©anftmuth feiner ©eele geigte fif tn feinem<br />
gangen Steueren unb mar immer auf feinem heiteren Singe*<br />
ficht, ba« immer unveränbert ffien, au«gebrü
485 -<br />
unb na^m nur aut ©ehorfamm bie bon ben Dberu borge*<br />
fchriebenen 2lutnahmen an. Saitgfam ^infie^enb unb hm £<br />
fdhminbenb, pßte fein leibenber Suftanb ^Ken 3JUtleib ein,<br />
aber bie 9tuhe biefer abgetöbteten, nadh Seiben bürftenben<br />
©eele berleugnete ftdh widht; fein Sfatüfc mieberftrahtte immer<br />
bon jener unfdhulbigen aufrichtigen $reube, bie unt alle ent*<br />
güdfte. Bei einer ©elegenheit geigte er, ohne et gu motten/in<br />
melchem ©eift er bat Seiben annahm unb erbulbete; alt er<br />
fidh einmal mit einem feiner Bermaubten, ber ebenfallt ©tu*<br />
bent $er ©ongregation, aber im Haufe bon Surin mar, auf<br />
bemSanbe befanb, unb biefer B^rmanbte, ber ihn fdhon lange<br />
nicht mehr gefehen hatte, burdh feine beränberten ©eftdhttgiige<br />
unb feine allgemeine ©dhmädjje fehr betroffen mar, unb in einem<br />
Sone freunblichen Bormurfet gu ihm fagte: „@ie fommen nur<br />
fehr teibenb bor; menn ©ie ein menig mehr Borfidjt gebraust<br />
hätten, mären ©ie nidht fo mett gefommen." — Sa ant*<br />
mortete unfer -JJtitbruber: „2lber, ift et benn etmat ftaunent*<br />
merthet, menn ich franf bin? ©agt nidht ber Herr, baß man<br />
leiben müffe, unt in ben Hüntel gu tommen? ©ie foHten<br />
eher erftaunt fein, midh immer gefunb gu fehen." SiefeSBorte<br />
geigen unt, mie fehr er fidh bemühte, feine eigenen Seiben gu<br />
berbergen« ©r litt für feinen ©ott im feitibliäauf ben feimmel,<br />
ohne irgenb metdhet 9JMeib bon ©eite aitberer gu fudhen.<br />
©ein großer ©eeienetfev unb feine 9tätyttn\itbt ber*<br />
bienten ihm mahrhaft ben Stauten einet ©ohnet bet heiligen<br />
Bineeng, biefet 2fyoftelt ber Siebe, ©ein ©eeleneifer geigte<br />
fich in feinen SBorten unb SBerfen. ©eine Unterhaltungen be*<br />
megten )iä) gemöhntidh nur über bie berfd&iebenen SBerle ber<br />
©ongregation, befonbert über bie 3Jiifftonen unb bie Drbütanben*<br />
©Eercitien; ba mürbe er bit gur Begeiferung entflammt unb<br />
theilte bat geuer feinet ©ifert audh ben Hergen feiner 3uhörer<br />
mit. SBenit man fidh über anbere ©egenftänbe unterhielt, fanb<br />
man ihn ohne SBorte, unb SlHet an ihm geigte, baß ber 3ög*<br />
ling bet Heiligthumet, ber nadfj bem Slpoftotate ftrebt, fidh nur<br />
für bat intereffiren muß, mat einet Saget feine ebelfte 2lrbeit
486 -<br />
unb feine (Styre fein toirb; fomie au
487<br />
gut, unb mit großer ©ewiffenhaftigfeit fud)te er mit allem,<br />
was ju feinem ©ebraudje biente, redfjt fparfam untgugehen.<br />
Bei thm fanb matt nicht ben bebauernSwerthen 3fiü(f^<br />
fdhritt, mie man ihn nur gu oft bei gottgeweihten 5perfonen<br />
finbet, bie ftch, nadhbem fie alle Sieidhthümer unb Bequemtichfeiten<br />
vertaffen haben, nichtigen Singen als ©flaven überlaffen.<br />
©eine bereitwillige, grofehergige greigebigfeit geigte<br />
beutlidh, mie fein £erg bon allem Srbifdfjen loSgefdhätt mar.<br />
©r beobadhtete audh auf baS genauefte bie Regeln, betreffenb<br />
bie heilige Statut.<br />
3)as gmeite ©eliibbe, bie ettgltfdfte Sugenb ietr Sfteins<br />
Ijeit, mar bei ihm nur ber reinfte äßohtgerudh biefer Blume<br />
ber Unfdhutb, bie mit ben Sahren nur nodh ntehr herangemachfen<br />
mar. @S fcheint, bafe ber verberbliche £auch ber SBBet<br />
ihn nidht erreidht hatte, uttb bafe er bie SBelt oerliefe, ohne<br />
ihre ©efahren gu fennen unb bie Bitterfeit ihrer Säufchungen<br />
gu verfoften. SDer göttlite greunb ber ©eelen, ber unter<br />
Silien meibet, gog ihn aus ber Sßelt unb führte ihn in unfere<br />
theure ©enoffenfdhaft; aber eiferfüdhtig auf biefeS reine £erg,<br />
unb gleidhfam ungebutbig, eS batb im Gimmel gu befifeeu,<br />
Ueh ©r eS uns nur, unb nadh faum brei fahren marb er uns<br />
entriffen. ®aS ift baS glüdfelige SooS jener beborgugten unb<br />
vorherbestimmten ©eelen, nadh beneu ben Gimmel gelüftet,<br />
unb bie fo gu fagen nur im Borübergehen auf ber ©rbe leben.<br />
©ein $eI)QVfftm war ein vottfomnteuer. @r übte ben=<br />
fetben mit einer Bereitwilligfeit unb ©etehrigfeit, bie unS in<br />
Staunen festen. ©ie Befehle, bie Slbfidhten, bie Stäthe uttb<br />
SBünfdhe feiner Oberen waren ihm heilig/ unb er fam ben=<br />
fetben btinblingS nadh, auf jein SBiberftreben, noch audh<br />
auf wirftidhe ober eingebilbete ©dhwierigfeiten gu adhten, bie<br />
ihm fein eigenes Urtheil vorftellen fonnte. 3)a er wirftidj<br />
©ott in feinen Oberen fah, geigte er gegen fie eine grofee<br />
Dffenhergigfeit, unb er war in ihren Rauben wie ein gelehriges<br />
SBerfgeug, baS nidhts anbereS verlangt als vom 3JteU<br />
fter verwenbet gu werben. SDtefen vollfommenen ©eift beS
488 -<br />
©.ehorfam« geigte er auf gegen int«,feine 3JUtbrüber, inbent<br />
er fif nie meigerte, etma« gu thun, ma« man von ihm Der*<br />
taugte, menn babitrf nur feine Siegel verlebt mürbe. SHart<br />
fühlte e«, mie fein ©eift be« ©tauben« ihm in ber Sßerfon<br />
be« Befehlenben ben 8lu«brucf be« göttlif en SBillen« geigte.<br />
SBir fönnen nift umhin, etma« gu fagert von feiner<br />
Stanb^aftigleit in feinem Beruf, ber fein größter ©fa&<br />
mar. ©eine biefebegiigtifen ©efpräf e maren von einem gemiffen<br />
©ifer unb einer Ueberrebung«fraft burfbrungen, fobafe<br />
2tHe, bie il;n hörten, fühlten, mie biefe ©efinnungen auf<br />
in ihren Sergen maf mürben.<br />
9iur ein SBort von feiner ^vwuntigfeU, fo eft 'unb<br />
einfältig, unb bof gu gteifer Sät fo mittheitfam unb voll<br />
tebenbigen ©tauben«. Beim ©ebet benahm er fif beffeibert,<br />
aber nift affectirt, er mar gefammett, aber ohne fif einen<br />
3mang anguthun, fein gange« 2leufeere mar nur ber 2tü«brud:<br />
feiner inneren 3lnbaft, unb einmal in ber ©egenmart ©otte«,<br />
fonnte ihn nift« mehr abgiehen. ©ein Bertrauen auf bie<br />
mirffame 3Jlaf t be« ©ebete« mar unbegrengt unb feine Siebling«antmort<br />
in allen ©f mierigfeiten mar: „Beten mir, beten<br />
* mir!" Sa« mar auf meiften« ber 3lbffieb«grufe, menn er<br />
feine greunbe ober Befannten verliefe. Unter feinen 3lnbaf ten<br />
nahm bie ätnbaft gur fefigften Jungfrau einen gang befonbereu<br />
3iang ein; feine Unffulb mufete ihn ja biefer unbeflecften<br />
äftutter fo theuer maf en! Sffienn er von ihr fpraf ,<br />
that er e« mit einer grofeeu ßättliffeit unb einem gang finb^<br />
lifen Bertrauen; bei jeber ©elegenheit nahm er gu ihr ferne<br />
Suftuft, er betete gerne gu fr, unb menn er e« fun fönnte,<br />
fuf te er al« Styoftel bie Anbaf t ju il;r gu verbreiten.<br />
©eine grofee ftiegeltreueenbtif mar mie ein ©f ufemall<br />
für alle feine anberen Tugenben. ©egen aHe Siegeln hatte er<br />
eine grofee ©hrfurf t, unb beobaf tete fie mit emfiger ©enauigfeit;<br />
er hätte fif ein ©emiffen barau« gemaft, oljneSioth jtt<br />
reben ober bie Slugen ju erheben gu 3eiten unb an Drten,<br />
mo mau biefetben beff eiben gefenft hatten foH. Beim erften
489<br />
©lodfenfchtage madjte er fidh auf ben SQBcg, um borten gu<br />
ge^en, mohin ber ©ehorfam ihn rief.<br />
@r mar für unt nidht bloß bat Borbilb ber ©emina*<br />
rifien, fonbern audh bat Sßorbitb ber ©tubenten. Bei biefen<br />
teueren berbtieb er nur fedfjt SKonate, mat aber fdhon genug<br />
mar, ihnen bie fdjönften unb erbautidhften Beifpiele gu hinter*<br />
tdffen. ©eine Siebe gum ©tubium mar für ihn eine heilige<br />
Seibenfdhaft gemorben; fein gleiß, fein ©ifer unb feine ©e*<br />
nauigfeit ließen nie nach. SDie grömmigfeit unb Slnbacht<br />
hielten in ihm immer gteidhen ©dhritt nüt bem ©tubium.<br />
©echt ober fieben SRonate bor fernem Sobe nötigten<br />
ihn bie gortf dritte feiner Kranfheit, bie ihn aHmählidh auf*<br />
gebrte, gu boltftänbiger Stühe; mat unt. bann am tneiften an<br />
ihnt erbaute, mar feine unbefiegbare ©ebulb, unb feine Heiter*<br />
feit, metdhe fidh audh bei bem ©ebanfen nidht berleugnete, baß<br />
er fo fdhneU ein Seben enben follte, bat er erft angefangen<br />
hatte, unb bat ihn mit einer fo großen greube erfüllte. \8u*<br />
erft glaubte er fich gmar nidht bem Sobe fo nahe; aber mir<br />
miffen, baß er fidh rücfhalttlot in ben SBitten ©ottet ergab,<br />
unb baß er für bat Seben ebenfo gteidhgiltig mar, mie für<br />
ben Sob. Sitte, bie ihn mährenb feiner Kranfheit befudhten,<br />
maren gerührt bon feiner ©ebulb, greunbtichfeit, ©infatt unb<br />
Dffenhergigfeit; auf Stile ntadhte er ben ©inbrud; einet £ei*<br />
Itgen. Stnmer lädhelnb unb bartfbar für bie geringften Sienft*"<br />
teiftungen, beftagte er fich nie über feine ©djmergen, unb menn<br />
man ihm SDtitleib begeigen mollte, antmortete er fanft, mat er<br />
leibe, fei nidhtt im Bergleidh mit bem, mat ^efut aut Siebe<br />
gu unt erbulben mollte. ©inige. Sage bor feinem frommen<br />
Sobe fuchte ihn ber ihm beiftehenbe 3Kiffionär gu bemegeit,<br />
freimittig bat Opfer feinet Sebent ju bringen, inbem er ihm<br />
fagte, eine folche Strt ermerbe unt nach bem heiligen Sllphont<br />
ein unenbiidhet Berbienft in ben Singen bet lieben ©ottet.<br />
Bei biefer Slufforberung fammelte ber ^ängling alle nod;<br />
übrigen Kräfte unb antmortete: „3a, idh toi® Opfer<br />
meinet Sebent bringen; idh toiß et; idh milt et." Unb bon
490<br />
biefer an M3 gu feinem legten 2lugenbli
proinn3 Portugal<br />
Brief 6es ZTCiffionspriefters f}errn 2tleyart6er
492 -<br />
Siefe« neue &au« lunrfee ant 4. Januar feierlif er*<br />
öffnet. Mehrere geitungen: „Sie Blume be« Tamaga", ba«<br />
„Blatt von gelgtteira«", „Sie Sßrovinj", ber „£anbel von<br />
gJorto", „Sa« SBort" unb ba« „Sahrhunbert", von benen legiere«<br />
Blatt in Siffabon be« Slericali«mu« nift verbäftig ift,<br />
braften bie Beffreibung biefer geiertiffeit. Jlafbem bie<br />
Seitung „Sa« Sßort" 'bie Sßohlth aten be« ©hriftenthume« ge*<br />
priefen hat, beffen ©inftufe fif auf fo verffiebenartige SBeife<br />
geigt, unb ba« allein burf Dpfer unb ©elbftverläugmmg<br />
belbenmüf ige Seelen hervorbringen fann, fährt e« bann fort:<br />
,,3Ba« hat ba« ©hriflenthum nift gethan burf einen heiligen<br />
Binceng von ^aul, melf er in feiner ßinbheit ein &irt, bann<br />
ein ©clave in Tuni«, gulefet ber Stifter ber barmhergigen<br />
©fmeftern unb ber 3Jtiffion«priefter mürbe! Unb mieviet hat<br />
nift bie ©ongregation ber 3Jiiffion ffon gemirft? SERit ihrem<br />
33?utterhau« in ^art« hat fie ftf über bie gange SBelt ver~<br />
breitet unb beginnt auf mieber in unfer theure« Baterlanb<br />
Portugal gurütfgufehren, mo fie bie ©hre ©otte« förbert, burf<br />
bie ©rünbung von ®rgiehung«häufern, mo bie portugiefiffe<br />
Sugenb mit einer griinblifen Bilbuitg auf bie forgfältigfie<br />
ntoraliffe unb religiöfe ©rgiehung empfängt. Serfelben 3lrt<br />
ift unb mirb auf ba« neue £au« ber Sagariften fein, beffen<br />
©röffnung tu allen Slnmefenben bie angenehmften ©iitbrüde<br />
hinterlaffen hat."<br />
3u ber That, unt 8 Uhr ant genannten Tage fam von<br />
gelgueira« mit gähne unb 3Jtufif ba« ©ollegium von ©anta<br />
Duiteria, melfe« von beut guten Gerrit grague«, einem Sanb«*<br />
mann unfere« heiligen ©tifter« fo trefflif geleitet mirb. Sa«<br />
©pllegium von ©an ©on9alo mar fm, geführt vom ©uperior<br />
Souifon unb vom Gerrit Bifitator au« Siffabon, entgegenge*<br />
fommen. Ser gange 3ug,. begleitet von ben hervorragenbften<br />
Sßerfönliffeiten ber ©tabt, begab fif in bie herrlife Äirfe<br />
von ©an ©ongalo, mo unfer feurer SUUtbruber £err ©ouga<br />
bie heilige 3Kefe für alle SBohlthäter ber neuen Anftalt la«.<br />
SRaf ber heil.3Keffe begab man fif unter 3Kufif unb pUer*
fdhüfferi in bat neue ©ollegiutu, mo gur Bemillfommuug<br />
Blumensträuße angeboten unb 3?eben gehalten mürben.<br />
2lm 2lbenb fanb eine miffenfdhaftliche unb mufifali|dhe<br />
©i^ung ftatt, an melier über 250 ber herborragenbften Per*<br />
fönen ber ©tabt teilnahmen. Herr 9Jtiel, ber Bifitator ber<br />
Probing, führte ben Borftfe; an feiner ©eite faß Herr ßouifon,<br />
©uperior bet Häufet, ber SRidhter, ber Stellvertreter bet fönig*<br />
liehen proeuratort, ber Untetpräfect u. f. m. Sie Zöglinge<br />
bon ©auta Duiteria begannen bie ©ifeung mit einem frönen<br />
mufifalifdhen ©tiidf, unb bat Kollegium ©an ©omjalo gab<br />
eine fehr gelungene Borftellung. Siefet Keine fjeft hat einen<br />
fehr guten ©inbrud: hervorgebracht, unb menn ber Herr feinen<br />
©egen bagu gibt, mirb et für bat Haut ben Anfang einer<br />
fehr erfolgreichen SBirlfamfeit begegnen.<br />
gdj fann biefen ohnehin fdhon langen Brief nicht f (fließen,<br />
ohne etmat über bat geft gu fagen, bat in Portugal bei ©e*<br />
legenheit bet 700. gahrettaget ber ©eburt bet heil. Slntoniut<br />
bon pabua gefeiert mürbe. Sat geft mar fehr glängenb unb<br />
bauerte einen gangen 2)ionat. ©in internationaler Kongreß<br />
tagte eine SBodje lang in Siffabon unter bent Borfifee bet<br />
©arbinalpatriardhen; auch ber apoftottfdje ^untiut unb atte<br />
Btfdjöfe portugalt, bie nidfjt burdh Kranfheit berhinbert maren,<br />
nahmen baran Sheit.<br />
Unter ihnen erhoben fidh äÄänner, meldhe mit großer Be*<br />
rebfatnfeit für bie ©iutradht unter ben Katholifen unb für bie<br />
SRüdffehr ber ©ongregationen nach Portugal f:prad)en. 3lber<br />
ber Seufel, mißgüuftig gegen bat biete ©ute, bat in biefen<br />
Sagen gefdijah, fonnte nicht gufehen, baß bat geft in 9luhe<br />
abginge. Freimaurer, ©ocialiften, Slnardhiften, berbanben fidh,<br />
um mährenb ber großen proceffion am 1. guli eine große<br />
Bermirrung gu berttrfachett. 3n einem gegebenen 2lugenbli
496 -<br />
©litdli^er maren mir in ber Jßräfectur $ient
497<br />
gang -DierfwürbigeS; aber bte Dbrigfeit war bavon bettad^<br />
ridfjtigt worben, eine Schaar ©olbaten bilbete eine SBadjje, ttnb<br />
fo nahmen fie von ihrer neuen Stuft alt Beftfc.<br />
Um fidh befannt gu machen, empfingen fie am nädhften<br />
Sage Äranfe, unb balb war eine foldhe SDtenge ba, bafe fie<br />
faft ©dhranfen unb Shore ber proviforifd^en 2Bohnung gefyreugt<br />
hätten.<br />
SDaS ift in meinen Slugen ein wichtige« ©reignife; bie<br />
Bevßlferung hat feine gurdht unb feinen SBiberWitlen gegen<br />
unfere guten ©dhweftern, obwohl fie gang unbefannt finb.<br />
Unfere ©dhweftern waren gang erftaunt über , ben wohl-<br />
Wollenben ©tmpfang bon ©eiten ber Bevötferung; ebenfo, als<br />
fie am Slbenbe ausgingen, um ihr ©igenthum gu befidhtigen,<br />
waren fie fehr erbaut von bem ehrfurchtsvollen ©Zweigen ber<br />
SRenge, bie ihr folgte; höd^ftenS ^örte man biefe SBorte: tso<br />
hao seu, „fie thün gute äBerfe."<br />
Unfere ©dhweftern haben fdjou einige ©inridhtungSftücfe<br />
bagetaffen, unb hoffen, ftch m( § *>en ©jercitien im Sluguft unb<br />
September bort bauernb niebergulaffen.<br />
Um baS gu thun, hofft bie Sdhwefter Bifüatorin, bafe ber<br />
liebe ©ott Sie, mein hod;geehrter Bater, in ben Stanb fefeen<br />
werbe, noch einige Schweftern in biefeS arme ©hina gu fchiden,<br />
baS ber liebe ©ott, wie eS fdheint, aus feinem Schlafe aufwedfen<br />
wiH.<br />
3n ber Siebe 3efu unb fetner unbeftecften SJlutter u. f. w.<br />
g. Sauberdhairi,<br />
i. s. c. m.<br />
Ritualen LX. 33
498<br />
ttßer bie piflwtte»<br />
von flerrtt -jBßttjewbourg, ©eneralpmurator ber (ftottgregatfon.<br />
1894,<br />
(gortfefcung.)<br />
1. &nft*lUn tat* Piffumiiv**<br />
Curmiai): 8 SRifftonäre; 3 Briiber; ©eminarien; ©fulen;<br />
SDftffionen; ®rucferet u. f. m.<br />
Sn biefem «gaufe refibirt Sttfgr. aJlontetp, 1 ) ber apofto^<br />
Itffe Delegat, ©eitbetu er an ber ©pifee ber 9Jtiffion fte^t,<br />
bat er fif bemüht, in biefer SReftbenj bie mif tigften Anftalten<br />
ju vereinigen, ©ie finb in einem fotfen $uftanbe, f( e<br />
in nift« ben Anftalten ber Sßroteftanten, bie fif in unferer<br />
•illäfje angefiebett fyaben, naf ftehen. berfetben Abfift, um<br />
bem ©tauben Verbreitung unb ©eltuug ju oerff äffen, tjmt er<br />
auf in ben 3eitungen naf irgenb einem faf otiff eit Arjte ge*<br />
forfft, ber fif in ^erften niebertaffen moltte; gemife fönnte<br />
bie -ätttffion feine Bufituft nift fif er ftetten, aber fie mürbe<br />
menigften« viel baju beitragen, unt at« Arjt ju ben t;öfftge=<br />
ftettten gantilten unb felbft ju einigen -Btitgtiebern ber faifer*<br />
lif eit gamilie ©ingang ju oerff äffen.<br />
Bon ßät ju h a * ntait oieUeift in beit gdttmgen<br />
gemiffe fürje, tafoniff e Telegramme getefen, bafe bie ff i«ma=<br />
tiffen Armenier mehrere Berbrefeit gegen bie $athotifen begangen<br />
hätten, j. B. ben -JJtorb an bem ©uperior ber ^atre«<br />
•ättefitariften. ©otfe Tfyatfafen finb leibet nift fo aHein=<br />
ftel;enb, mie man e« naf ben Seitungen glauben fönnte. SDte<br />
Klugheit oerlangt, bafe man barüber ff meige.<br />
3u ieber 3 e^ tow man überzeugt, bafe Siufelattb ben<br />
Sßlan ^ge, fif ^erften« ju bemäf tigen. Borau«fif t biefer<br />
') 2)er t)od)iüürbigfte ©r§bifd)of hat feitbem bie 9fleftben§ nad)<br />
£el)eran Dertegt.
499<br />
©reigniffe Oermanbteu unfere SUtttbrüber oon allem Slnfang an<br />
ityre ganje Sorgfalt barauf, einen eintyeimifctyen ©leruS tyeran*<br />
jujietyen, ber ernft feinen BerufSpflichteu jugettyan, unb im<br />
•Kotyfaffe fogar ju bem Sßartertobe bereit märe. bin eSber<br />
Sßatyrtyeit fctyulbig, ju fagen, ba£ metyrere aus bem ©emi*<br />
nare tyeroorgegangene^riefter in ber SCtyat bie großen auf fie<br />
gefefcten Hoffnungen nid^t getäufdf)t tyaben. ©inige finb in<br />
unfere ©ongregation eingetreten; ein foldjeS Beispiel ift fem<br />
Bebjan, melier burch bie Verausgabe oon (tyalbäifctyen SBerfen<br />
3ur Bematyrung beS fattyolifctyen ©laubenS unter feinen Saubs*<br />
teuten fetyr oiet mirft unb nocty ferner mirfen mirb.<br />
3Bel(tye Prüfungen aucty immer ben^irctyeit biefeS SaitbeS<br />
in ber Suftwft beoorftetyen, unfere 9)iitbrüber mactyen fi(ty mo<br />
möglich mit einem noch größeren ©ifer baran, bie $riefter<br />
unb ©tyriften in ityrer religiöfen Ueberjeugung ju beftärfen<br />
unb bie 3^ btx Kattyolifen jtt oerntetyren. 3u biefem 3mecfe<br />
tyaben fie eine Slrt Slormalfdtyule gegrünbet; barin merben bie<br />
jungen Setyrer tyerangebilbet,melctye einft bie über tyunbert<br />
jätylenben SDorffctyulen in ber ©bene oon Durmiaty oerfetyetx<br />
fotten. BiStyer tyabenbie befriebigenbften SRefuttate ben g(ei&<br />
nnferer -SUtbrüber belotynt; biefe jungen Setyrer finb fetyr be=<br />
liebt, mie eS fdjeint, erfüllen oollfommen ityre Pflichten unb<br />
3'ietyen jur Berjmeiflung ber $Proteftanten faft alle Kinber ber<br />
fattyolifctyen unb fctyiSmatifctyen gamilieit an fich.<br />
3 ^riefter; 2 Brüber.<br />
SDie ©tabt unb Umgebung gätylen über 3000 dfjalbäifctye<br />
^attyolilen. Siefen gu prebtgen, $atectyiSntuSunterri
500<br />
©chutunterridht ffls Knaben, ©otteSbienfi für bie europätf^ett<br />
©olonieit in ber ©tabt, bie geiftlidhe ©orge für bie ätoei Käufer<br />
ber ©dhmeftern unb bie retigiöfe ©rgiehung ber ben ©djmefterrt<br />
anvertrauten Einher.<br />
& gUtptalten bavml}tvfi#m<br />
Outmiafj: 8 ©cbtoeftern; 333aifenbauS; Slftyt unb auswärtige<br />
©dbute in ber ©tabt; 7 ®orffcbulen; Verberge, Slrmenapotbefe,<br />
36,000 Irnte aufgenommen unb gepflegt mürben; Befucbe in ben<br />
Käufern; fteineS^ofpitat; ^atecbiSmuSunterricht für grauen in ben<br />
gabtreicben Dörfern; „©djticbtung von ©treitigleiten gmifchen ben<br />
grauen."<br />
S)ie tteberfichtbiefer SBerfe geigt, melche mistige ©ienfte<br />
bie ©chmeftern in biefem Sanbe ber Religion leiften.<br />
fonnte leidht in intereffante örtlid^e ©injelnheiten eingeben, aber<br />
idh ioitt mich an ben Beridfjt ber Oberin hatten, ber am beftett.<br />
baS ©ute, baS gesehen ift, unb bie bringenbften Bebürfniffe<br />
bartegt: „SDaS £auS ber ©dhweftern," fo fchreibt fie, „liegt<br />
int chriftticheu ©tabtviertet, am äufeerften @nbe ber burchauS<br />
mufelntünnifdhen ©tabt; unfer ©gternat fann atfo nidht mehr<br />
©dhüter haben, als bie Einher ber dhriftlichen Bevötferung,.<br />
bie aber jeben %aq ambächft.<br />
SBaS baS Internat betrifft, verhält fid; bie ©adhe anberS;<br />
in ber ©berte von Ourmiah liegen mehr als fechjtg Sörfer,.<br />
bie von -Jleftorianern, 3lrmeniern unb katholifen bemohnt finb.<br />
Söir haben bei uns kinber biefer verriebenen Nationen; es<br />
finb meift vermaifte ober ausgefegte SUJäbdhen, ober auch kinber<br />
attS guten gamitien, bie fpäter einmal fehr viel ©uteS mirfeir<br />
fönnen. SDiefeS SBerf ift ml)l fehr anzuempfehlen, aber eS<br />
verlangt audh bte mei'ften äluSlagett für Nahrung unb Unter=<br />
halt, £ier fann man fetne 2lrbeit finben, um bie SluSgaben<br />
theitoeife aufzubringen. SBenn bie kinber nidht in ber ©dhule<br />
finb, befdhäftigen fie fidh mit blähen, SBafdhen, Bügeln, mit<br />
ber Seinenmäfdhe, mit ber kleibung für bie s Mffionäre unb<br />
bie Sögtinge unb mit ber Äirdhenmäfche.
501<br />
„Sie Slrmenapothefe, bie Befuche in ben Häufern füib<br />
nidht fo foftfpielig; unb mir erleben babei mehr greube, bot<br />
mir eine große Saht bon ©ngeltt in ben Himmel fchtcfen<br />
•fönnen, jebet 3al;r finb bie ©dhmeftern fo glüdflidh, über<br />
500 Kinber taufen gu fönnen.<br />
„Sat 2l|>l ift fehr befugt; et ift hier etmat gang Dienet,<br />
unb menn bie hohen Sßerfönltdhfeiten auf Befudh fommen, finb<br />
fie gang erftaunt, biefe Meinen Kinber frangöfifch fpredhen unb<br />
fingen gu hören.<br />
„Sa bat Hofpitat nicht funbirt ift, fönnen mir megen<br />
unferer fehr geringen bittet nidjt biete Kranfe aufnehmen.<br />
„Siefet $ahr berfudhten mir, einen Sheit unferet alten<br />
Raufet, bat fchon in Srümmer fiel, mieber aufgubaüen, aber<br />
faum rührten mir bie Stauern an, fo mürbe bat noch übrige<br />
'©ebäube ebenfallt erfchüttert. 3Jtan fann bie entftehenbeu<br />
©prünge nicht anfehen, ohne barüber gu erfdjrecfen, metdh<br />
großen ©chabeit unt bie SRegengeit berurfadhen fann. 2Bat<br />
th«n? 3Bir brandeten fehr nothmenbig eine außerorbentlidhe<br />
-Hilfe für bie Reparaturen bet fommenben Sahret; fonft fönnen<br />
mir bernünftiger SBeife nicht fortfahren, in unferm Haufe gu<br />
mohnen.<br />
„3Jlir liegt et audh fehr am Hetzen, in ben bebeutenbften<br />
Sörfern ©chulen gu errichten. Slber adh, unfere Hilfsmittel<br />
•geftatten mir bat nidht; unb bodj foftet jebe ©dhule nur<br />
'60 granfen im Surdhfdhnitt. SBenn idh bereu fünf erridhten<br />
taffe, fo haben mentgftent gehn anbere Drte batfelbe Bebürf*<br />
"niß. ©chon unterhatten bort bie anglieanifdhen Siaeoniffen,<br />
bie reidher ftnb alt mir, mehrere ©d&ullehrerinnen, um ben<br />
Srrthum autguftreuen; unfere ©chulen mürben fidher bett Bor*<br />
gug erhatten; aber et ift mir megen ber materiellen 9ioth un*<br />
möglich, biefen meinen Hergentmunfdh gu erfüllen."<br />
Siljodrotm: 7 ©chmeftern; externe ©dhuten für SWäbdhen unb<br />
Knaben; 933aifenhaut; Slrmenapothefe; Sefudhe in ben Käufern.<br />
Sie barmhergigen ©chmeftern mirfen ^ier mie in Dur*<br />
miah fehr biet ©utet; ohne ihre ©egenmart mären bie $rote*
502 -<br />
ftanten bie unbefiritteneit Herren von Äbo«rova. Bor ihrer<br />
Anfunft fonnten ftf bie 9Rifjtonfire megen ber hier herrffenben<br />
©Ute nift mit bem Unterrifte ber grauen abgeben.<br />
£eute geniefeen bie von ben ©fmeftern erlogenen SKäbfen<br />
nift blofe Unterrif t, foitbern fie^beftärfen auf fre gantiüeu<br />
im heiligen ©tauben unb meifeu mit bemunberuitg«mürbigent<br />
©ifer bie Sumuthungen ber Sproteftanten jurfttf. Sie im<br />
äBaifenhau« aufgenommenen 9)iäbf en gehören meift ber neftorianiffen<br />
ober armeniff en ©ecte an; ba merben fie gum<br />
tholici«mu« geführt; mehrere von ihnen mären in ben £arem<br />
eine« reifen 3Jto«lim gefontnten, menn fie nift bei ben ©fmeftern<br />
Aufnahme gefunben hätten.<br />
3m SBaifenhaufe von $hoSrova erhatten fie neben bem<br />
Unterrifte im ©tauben auf Unterrift im blähen, $ofen u. f. to.,<br />
um au« ihnen gute £au«frauen gu maf en. SBenn fie fif<br />
bann an einige gute ©hriften be« Sorfe« verheiraten, laffen<br />
fie fif gerne unb für bie geringfte Belohnung bagu herbei, in<br />
ihrem Sorfe ba« Amt einer ©fuHehrerin gu übernehmen.<br />
Sie anberen Anftatten, mie bie Armenapothefe, bie Befufe<br />
in ben Käufern it. f. m. mirfen fehr viel ©ute«; ber Langel<br />
an 3JKttetn ift ba« einzige £iitbewife, nof mehr gu thun.<br />
Aufeerbent, bafe bie ©fmeftern in ben beiben Säufern<br />
von Durmiah unb $h°3rova bamit beff äftigt finb, bie armen<br />
^afotifen in ihrem ©tauben gu beftärfen, bemühen fie fif<br />
auf eifrig, bie 9leftorianer unb Armenier von ihrer £ärefie<br />
gu befehren; if mufe fagen, bafe ihre mitbthätige unb auf=<br />
opfernbe SBirffamfeit bem fathotiffen ©tauben mirftif viele<br />
©eelen geminnt, befonber« unter ben grauen, auf melfe bie<br />
3Jliffionäre faft gar nift« einmirJen fönnen.<br />
£ef)er
503<br />
©chmeftern anfehnlidher mären. 3>dh erlaube mir beigufügeit,<br />
baß bie SDitffion in Sßerfien feine anbere Unterfinning er*<br />
hält, alt mat ihr bat SBerf ber ©laubentberbreitung gu*<br />
fommen läßt.<br />
Ueberau, #aut beim Satbine^Sborc: 5 ©dhmeftern; ©dhulen<br />
für Knaben unb SDJäbcben; 2lrbeittfd&ule; Slrmenapothefe.<br />
Siefet Haut mürbe befonbert für bie Slrmenter errietet;<br />
et liegt in il;tem ©tabtbiertel unb mirft unter ihnen<br />
fehr biel ©utet. Sie fdjitmatifcfyen 3lrmenier finb reidh,<br />
haben ©dhulen gegrünbet, unterftüfeen ihre Sanbtleute fo reiflich<br />
alt möglich; bat mar eine große ©efahr für ben ©tau*<br />
ben ber Katholifen, bie im 3Wgemeinen fehr arm finb. 3lußer<br />
ben fdhitmatifchen machen bie 3JHffionäre ber englifdhen Hoch*<br />
firche unerhörte Slnftrertgungen, um bie Armenier an fidh ju<br />
Riehen; unfere ©dhmeftern halten muthig in biefem Kampfe<br />
aut; aber ihr Vertrauen muß gehoben merben, benn bie ihnen<br />
gu ©ebote ftehenben aWittel finb burdfjaut nidht int Berhältniß<br />
mit bem 3ietchthunt ihrer ©egner; aber mat liegt baran?<br />
©ott fegnet fie in ihrer Strmuth; et gelingt ihnen, ben ©lau*<br />
ben in beit fatholifdjen 2lrmeniern gu bemahren unb jebet<br />
$ahr jählen fie einige (Eroberungen unter ben ©chitmatifew.<br />
Bebor ich nun biefen Bericht f fließe, geftatten ©te,<br />
meine Herren, baß idh 3hneu bon Beuern für bie großmütigen<br />
Unterftüfcungen banfe, bie ©ie ben Slnftatten ber SJtijfionäre<br />
unb ber barmhergigen ©cbmeftem in bett autmärtigen 3JUffionen<br />
haben gu Sheil merben laffen. Söir hoffen, baß bie Sefung<br />
biefet iiberfidhttidhen Beriftet über ihre apoftotiffen Arbeiten<br />
Shnen eine greube ntadheti mirb; ©ie merben übergeugt fein,<br />
baß bie Opfer, bie ©te fidh &it SU biefem Sage gu ©un*<br />
ften biefer -äfliffion auferlegt haben, nidht unfruchtbar ge*<br />
blieben ftnb.<br />
— • • < > • • —
21 m e r i f a<br />
^etehugte Staaten.<br />
Eröffnung be* neuen $
505<br />
cetebrirte ber hodhtoürbigfte ©rzbtfdhbf, umgeben von einem<br />
gtänjenben ©efolge ein Sßontificatamt. BefonberS erregten bie<br />
©efättge unb bie 3Kuftf allgemeine Bemunberung. 9ladh ber<br />
heiligen SUtefe befidjtigte man bie Slnftalt; bann verfammelten<br />
fidh bent ^odhmürbigften (Srjbifdhof viele Sßriefter, DrbenS=<br />
teute unb viele herborragenbe Säten, barunter viele Sßroteftam<br />
ten ju einem geftmahle. SDabei maren audh jugegen bte Herren<br />
Superioren unb mehrere 9Ritbrftber unferer jmei Käufer in<br />
Sain^SoutS, fomie auch £err Sennon, SDirector ber barm*<br />
bergigen Schmeftent in ben Bereinigten Staaten.'<br />
leben beß |od)iutirtig|tm Pfgr. Mjann plana @bin<br />
aus (Te (longvegatioaefee jflißion,<br />
OBribtrdtröf -öoit ffleu-GDrieans-1800—1870.<br />
ason<br />
JlBBe Jßotxt}.<br />
(gortfe^ung. 1 )<br />
IV. gapitet.<br />
Beruf 3um IHifftottär. — IHfgr. Dubourg itt £yon. — Srtef an feinen<br />
Dater itnb feine ITCutter. — Brief an feine Scfytoefter Benebtcta.<br />
Sie geilen, bie mir im vorigen kapitet aus bem an feine<br />
Sdhtoefter gerichteten Brief angeführt haben (morin er fie ermahnt,<br />
ihren ©ebanfen an ein klöfter aufzugeben, unb ©Ott<br />
in ber SEBet auf vottfontntene SBeife ju bienen), bezeugt, mie<br />
bie Seele unfereS Seminariften bereit mar, ©ott in allem ju<br />
bienen. ©ott ^atte it;n zur ©nabe beS SpriefterthuntS berufeu,<br />
fein Beruf mar offenbar, unb baS Subbiaconat hatte ihm eine<br />
bauernbe Pflicht auferlegt, bie feinen innigften Steigungen ganz<br />
entfpradh. ©äS mar aber nodh nidht genug; feine Neigung<br />
jur Kongregation ber SRifjton töurbe unmiberftehlidh. SDaS<br />
geigte ftdh bei fotgenber ©etegenheit. 2Jtfgr. ®übourg, einer<br />
•') (Siehe 3. §cft, ©eite 399.
506<br />
ber Sßriejler, melfe fre Berbannung mähvenb ber frangöfiff en<br />
Sievolution bagu benüfcten, um in ben Bereinigten ©taaten<br />
ba« ©vangelium gu verfiinben, mar gum Biffof von Sleu^<br />
Drlean« ernannt unb im Qahre 1815 in Sloni confecrirt mor*<br />
ben. 3m $abre 1816 hatte er fif in Styon aufgehalten, ba«<br />
mit Sief t ba« Siom granfreif « heilst.<br />
©eine Berif te über bie fo beflagen«merthe religiöfe Sage<br />
in ben Bereinigten ©taaten hatten auf bie £ergen ©inbrucf<br />
gemaft. 3n ber ©tabt hatte er ben ©ifer gemecft, unb bei<br />
ber regelmäßigen Bermaltung be« SBerfe« ber ©lauben«ver*<br />
breitung mar fein ©influjs nift ohne ©rfolg geblieben. 3ttan<br />
hatte fif lebhaft mit ber Sage Souifiana'« beffäftigt, ba«<br />
gma'r für granfreif Verloren, aber bof von granfreif einft<br />
erobert morben mar. Sie barmhergigen ©fmeftern hatten<br />
reif lif e unb grojsmütbige ©penben gemaft; im ©eminart hat<br />
man nof mehr; 6—7 junge 3Witgtieber entffloffen fif gur<br />
Abreife. Unter ihnen finben mir gmei ffon befannte tarnen,<br />
nämlif £emt Blaue, ber in ©rmartung feiner Abreife unb<br />
gur Prüfung feine« Berufe« naf Ambierle geffidt morbeit<br />
mar, unb einen jungen ©lertfer au« 9ftontbrifon, £errn Sortier,<br />
ber feine ©tubien nof nift voHenbet hatte. Siefe Tanten<br />
merben in unferem Späteren Berif t nof häufig auf taufen.<br />
3Jlfgr. Subourg hinterließ im ©eminar einen fehr tiefen<br />
©inbrucf, unb bei feiner Abreife ließ er ben $eim für nof<br />
anbere Berufungen gurücf. 3n ben für ba« ©eräuff ber SBelt<br />
geffloffenen Käufern, mie e« ein ©eminar ift, fommen folfe<br />
©reigniffe feiten vor, unb menn etma« Aufjerorbentlife« ge=<br />
ffieht, mie e« ber Aufenthalt eine« amerifauiffen Biffof«<br />
ift, fo bilbet ba« Sahre lang ben ©egenftanb ber ©efpräfe<br />
unb Briefe. 3m 3ah*e 1822 mar SUlfgr. Subourg abermal«<br />
naf ©uropa gefommen. ©r fani burf Belgien, Defterreif,<br />
Italien, granfreif unb enblif mieber naf Styon, um ba viele<br />
©eelen gu treffen, bie fif für feine SJtiffionen intereffirten,<br />
unb ba« ©eminar, ba« fif fef« 3ah*e oorber fo grofemüthig<br />
gegeigt hatte, follte fm einen neuen, foftbaren SJlafmuf«
507 -<br />
liefern, Herr Dbin füllte ficty berufen, in biefen fernen ©e^<br />
genben baS ©oangeliunt gu oerfüuben.<br />
Unter melden Umfiänben tyattebie göttliche Borfetyuug<br />
getyeimnißoott gu biefer ©eele gefproben? SQBir miffen eSnictyt<br />
genau; aber baS miffen mir, baß eS mit bem Berufe beS Herrn<br />
Dbin ernft mar. Sie ©inbilbung oermoctyte itictyts über feinen<br />
©tyarafter.<br />
©r tyatte nictyt ©tyäteaubrianb gelefen, um nacty feinem<br />
Beifpiele in ben großen Sßüften ber neuen SBelt umtyer gu<br />
irren, tyingeriffenoon ber unferer alten ©ioilifation unbefannten<br />
9tatur, unb ber magifctye SBiberfctyein, ber ber geber biefeS<br />
fchmärmerifchen ©djriftfteUerS entftrömte, tyatte ityn nictyt ^<br />
blenbet. SaS Bufamntentreffen mit H^rn Blanc im $farr*<br />
tyofe oon Slntbierle unb bie Unterrebungen, bie fein apoftolifctyer<br />
©ifer intereffant gu machen mußte, bie ©egenmart beS BruberS<br />
beS £erw Blanc int ©entiitar, ber ebenfalls ein Slpoftel merben<br />
mollte, bte gatylreidjen Briefe, bie er aus 2lmerifa ertyielt, unb<br />
bie auch öon feinen greuubeit gelefen mürben, SltteS baS mar<br />
für femwDbin eine Borbereitung. SBir motten unS nictyt<br />
meiter an ber Slußenfeite feines Berufes auftyalten, mir fütyren<br />
lieber ben Brief an, ben fem Dbin auS SßariS an feine<br />
©Itern fdjrteb. ©r tyatteßtyon oerlaffen, otyne eS gu magen,<br />
feine ©Itern in 3lmbierle gu umarmen; ber ©ctymerg über bie<br />
Trennung märe beiberfeitS groß gemefen, otyne irgenb einen<br />
Sßufcen. 2Bir erinnern unS noch, mie er im 3
508<br />
grünben. ©ie maren ber Slnfift, ich follte biefe Aufgabe über*<br />
nehmen; et ift eine große ©nabe, bie mir ber liebe ©ott ge*<br />
mährt, unb bie ich in meiner Unmiirbigfeit nie gu hoffen<br />
gemagt hätte. 3lber bie $reube, bie mir biefe Rachrift hätte<br />
bereiten foHen, mürbe balb getrübt burf bie Befürchtung, baß<br />
fie Shneu nidht angenehm fein fönnte. 3uneigung gu<br />
mir ift fo groß, baß eine Trennung bon einigen fahren ©ie<br />
bietteift betrüben unb 3hneu Kummer bereiten mirb. Silber<br />
nein, ber SBiHe ©ottet mar Sbnen immer theuer, unb ©ie<br />
erfüllten benfelben ftett mit greube. Siefer ©ebanfe gibt mir<br />
3)iuth; benn, mein theurer Bater unb meine theure SUiutter,<br />
idh habe ben Borfflag angenommen, aber nur nadh reiflicher<br />
Ueberlegung, auf ben Rath meiner ßehrer unb meinet Sireetort<br />
nafbem tch erfannt hatte, baß ich midh ber Stufgabe nidht<br />
entgiehen fönne, ohne bem SBillen ©ottet gu miberftehen. 2Benn<br />
ich bei folfen ftaren Slngeidhen bet SMent ©ottet nodh ge*<br />
magt hätte, gu ffmanfen unb gu gaubern, hätte idh ba nidht<br />
gegen 3hreu aBitten unb Sh^e SBünffe gehanbett?<br />
Unb bann, melfe traurige Sufunft flettt fich mir in 2lut*<br />
ficht! Saufenbe bon Protestanten unb ©Öfeenbienern gehen<br />
jeben 2lugenbli
511<br />
Su mirft i^nen zeigen unb begreifltdh madhen, mie idh berpflidhtet<br />
mx, ben 2lbfidhten ber göttlichen Borfehung zu folgen.<br />
„5Bie rührt ©inen ber erbarniungSmürbige 3uftanb, in<br />
bem fidh bk armen Bemohner Sämerifa'S beftnben! ber<br />
einigen SDiöcefe, mohin idh berufen bin, jählt man SMionen<br />
von ©öfeenbienern unb Sßroteftanten; jeben £ag ftürjen biefe<br />
ungtüdKidhen ©eelen in |bie £ölle, unb nur fünfzig ^ßriefter<br />
fönnen ihnen einige £ilfe bieten. 3BaS fann eine fo fleine<br />
3ahl fton Slrbeitent in einer SDiöcefe ausrichten, bie größer<br />
ift, als halb ©uropa? Unb fönnte man fattbtütig bem Untere<br />
gange biefer armen ©eelen jufehen, bie ©ott um ben SßreiS<br />
feines foftbaren Blutes erfaufen mollte? ©S finb ja Brüber,<br />
bie ju ©runbe gehen, unb man follte feine Dpfer bringen, fie<br />
ju retten? D mie fehr müffen mir bie götttidhe Borfehung<br />
preifen, bie ihre barmherzigen Säugen auf ntidh gemorfen hat,<br />
um mich zu einem fo erhabenen Sienfte ju berufen! 2Bie fehr<br />
fürdhte idh, burdh meinen geringen ©ifer in ber ©rfütlung ber<br />
göttlidhen Slbfidhten, midi; eines fo fdhönen Berufes unmürbig<br />
ju madhen! fann nidht genug bemunbem, auf melche 2lrt<br />
unb SBetfe mich ©Ott ju Sern hat gelangen laffen, maS idh<br />
fdhon lange 3eit fo fehntidhft^münfdhte. ben gerien hatte<br />
idh SM* oft meine Suft unb Steigung für ©^itta auSgebrücft,<br />
mo idh *>aS Martyrium hätte finben fönnen. Sn einem Singenblicf,<br />
mo idh «tdht mehr an biefen Sßtan bachte, ju ber Rät,<br />
mo idh gebulbig martete, bis ©ott mir feinen heitigfteu SBillen<br />
ju erfennen gebe, merbe iä) auf einmal berufen, um in £oui*<br />
fiana Geologie vorzutragen. 3)ort ermartet midh mit ©ebn=<br />
fudht ein ^eifigmäfeiger Bifdjof. ©inige ehrmürbige Miffionäre,<br />
adhtungsmerth Durch ihre langen, mühevollen Arbeiten, harren<br />
mit Ungebulb auf bie 3lnfunft neuer Arbeiter.<br />
D meine gute Benebicta, ziehen mir nicht bie ©eftthte<br />
ber 9tatur zu 3tathe, hö*en mir nicht zu viel auf bie ©timme<br />
von gleifdh unb Blut, unb meit entfernt, uns über biefe £renn=<br />
ung zu betrüben, preifen mir vielmehr bafür unferen £erm.<br />
©rinnere ©idh, mit metdher greube, mit toeldhem SKitthe ber
- 512 —<br />
^eilige 2lloiftuS oon ©ongaga bie größten Dpfer. für feinen<br />
©ott braute. 3lffe Heiligen tyabengern bem Styeuerften ent^<br />
fagt, um ityrem ©rlöfer ityre Siebe unb Hingebung gu bemeifen.<br />
BefonberS am guße beS Brenges fütylt man fich oon bem<br />
eblen 3Bunf(tye burctybrungen, einige Dpfer für einen ©ott gu<br />
bringen, ber ficty felbft gang für uns tyingeopfert tyat2Benn<br />
man baS Blut eines ©otteS in ©trömen fließen fietyt, fann<br />
man ficty ba oon ben irbifctyeit Singen angegogen fütyten, unb<br />
follte man nictyt münfctyen, taufenb Seben gu tyaben, um fie<br />
alle tyinguopfern,um bie ©tyre eines fo guten SöleifterS gu<br />
förbern? teilte gute ©chmefter, icty befctymöre Sich, unterlaffe<br />
nictyts, um ben Kummer meiner armen ©Itern gu linbern.<br />
Sröfte meinen Bater unb meine gute -Kutter."<br />
V. galtet.<br />
2(bretfe. — Wie X?err ©bin ttt ben £?afen bu fytprefonimt. — Bericht<br />
über bte Ueberfafjrt. — ZTeu*(DrI6ans. — Das £oos ber Sclat>en. —<br />
Befud? in pointe«(£onp6e. — Seminar r>ott Barrens.<br />
Herr Dbin tyattefeine ^flictyt erfüllt, er tyattemit greuben<br />
ber ©timme ©otteS getyorcht, aber fein H^g blutete noch im*<br />
mer. Bbn SßariS nach Hcrt>re beftieg er einen ^oftmageit, ber<br />
ityn an ben ©infchiffungStyafen bringen follte. 2lber balb tyatte<br />
er baS ©
513 —<br />
©ipfel be« Berge« angelangt, ben SBagen nift mehr vorfanb><br />
ber ffon ohne ihn abgefahren mar. 5Zun mafte er fif mit<br />
ebenfoviel ©ifer an'« Saufen, al« menn e« fif um fein Ber*<br />
mögen ober um fein Seben gejubelt hätte, ©r mar 22 gahre<br />
alt, unb alfo fräftig; ben SBageit fonnte er nift-mehr er*<br />
reifen. Aber naf einem ftarfen 9Jiarffe von fünf bi« fef«<br />
©tunben hatte er bie greube, menn auf halb tobt, in &avre<br />
ankommen, eine halbe ©tunbe vor Abfahrt be« erfehnteit<br />
©fiffe«, ba« ihn meit von ber £eimath in bie milben Sänber<br />
führen foHte. ©ie fehen alfo, mie bie Siebe ©otte« fit<br />
brängte, unb mie er e« nift ermarten fonnte, bie Saufbahn<br />
feine« Apoftolate« anzutreten."<br />
Sie lleberfahrt mar fehr lang unb beffmerltf; fie bauerte<br />
über jmei -Dfonate. ©ang eingenommen von ber Aufgabe, bie<br />
fn fo meit vom Baterlanbe megrief, um ben SBilben in<br />
Amerifa ba« ©vangelium gu verfiinben, gibt er in feinen<br />
Briefen einen fehr nüf ternen Berif t über feine SReifeerlebniffe.<br />
„Am 11. 3uni," fo ffrieb er an feine ©Itern, „naf einer<br />
gahrt von gmei Sülonaten unb brei Sagen, liefen mir in beit<br />
£afen von 9ieu-'Drlean« ein. Sie erften breißig Sage auf<br />
bem 3Jleere verliefen giemlif glüäflif; aber bann mürben mir<br />
eine gange SBofe hinburf von mtbrigeit SBinben hemmge*<br />
morfen. ©ine breimaltge 3BiitbftiUe hielt unfere Steife auf, unb<br />
vier bi« fünf ©türme, bie mir gu befielen hatten, bemirften,<br />
baß unfere Anfunft ein mentg fpäter erfolgte, al« man hoffen<br />
fonnte. ©« maren mit un« nof fünf ©eiftlife an Borb."<br />
3n einem Briefe an feine ©fmefter, batirt vom 14. $uli<br />
1822, gibt er einige nähere SRafriften über bte au«geftau*<br />
benen ©efahren.<br />
„Am 14. Suni/ fagt er, „fahen mir verffiebene unbe*<br />
mohnte Snfelit. 2Bk hatten fünfzehn ©fiffe um un«. Am<br />
17., al« mir bie 3>nfel Drang«*fep in ©ift hatten, fam ein<br />
heftiger ©türm, fo baß aHe Sieifenben unb fogar bie Bernau*<br />
nung voll gurft maren. Aber bie Borfehung mafte über<br />
un« mitten in ben ©efahren, bie un« von allen ©eiten be*<br />
Slnnaten LX. 34
- 514 —<br />
breiten. Slnt 20. liefen mir im ©olf bon ÜKesico ein, mo<br />
mir nadh einanber bon SBinbfttffe, bon ©türmen unb bon fen*<br />
genber Hifee t>iel gu leiben hatten, fo baß mir immer in $urdjt<br />
unb tu ber peinlidhften Ungemißheit fdhmebten." ©eine ©eele,<br />
immer bott bon frommen ©efühlen, mußte bem Herrn nidht<br />
genug gu banfen, baß er ihn immer fo geführt unb gerettet<br />
hatte. „Mehrere Slftale," fo fährt er fort, „hat unt ©ott<br />
mitten unter ben gahffofen ©efahren, benen mir auf bem 9Äeeee<br />
autgefefct maren, in auffaKenber SBeife befd&üfet; benn menn<br />
man auf feine Borfehung bertraut, genießt man eine Ruhe unb<br />
einen großen ^rieben fogar inmitten ber fdjrecfltdhften ©türme."<br />
@r hatte bie autbruitboHe unb fitße SBahrheit erprobt, bie<br />
feinem ©eifte immer borffmebte. „Deus noster refugium et<br />
virtus, adjutor in tribulationibus, quae invenerunt nos<br />
nimis. ©ott ift unfere Suftudht unb Kraft, ein Helfer in ben<br />
Srübfalen, bie nur gu fehr über unt hereinbrechen"; ober mie<br />
et anbertmo heißt: „Unb menn felbft bie @rbe erbebte, unb<br />
bie Berge mitten in't 9Jteer ftürgten, mir mürben nidht fürd) 5<br />
ten." Slber bie poefte ber unermeßlichen ©emäffer, ber meite<br />
Horigont auf bem Dcean hatte bei ihm ber harten äBtrflich*<br />
feit einet Sebent pta| mafen müffen, mie et ein Reifertber,<br />
in ber Kajüte eingefperrt, unter ben phbfifchen 2lnftrengungeu<br />
feufgenb erfahren muß.<br />
Reu*Drleant augefomnten, mürbe fem Dbin mit<br />
bielen greunbfdhafttbegeugungen aufgenommen. Siefe ©tabt,<br />
befonbert im Anfange biefet ^ahrhuubertt faft gang ohne<br />
Priefter, mar ein ©ammetplafe .aller Safter unb ein Hevb ber<br />
©otttofigfeit gemorben. 9Jifgr. SDubourg, im Sah** 1815 gum<br />
Bifdjofe ernannt, unb 1817 alt Biffof aut Rom gurüdffeh*<br />
renb, fonnte gu feiner großen Ueberrafd)ung bon feinem btfdhöf*<br />
Itfen ©tuhle nicht Befife ergreifen. @ine mächtige, unberföhn*<br />
liehe ©egenpartei hatte ihn gegmungen, ben aufgebefcten Seiben*<br />
fdhaften gu meinen, unb er hatte fidh nach ©aint*Souit guritdS<br />
gegogen. Rur brei ^riefter hatten im Sahre 1822 bie geiftlidje<br />
©orge für mehrere Saufenbe bon Kathotifen, bie in allen
515 —<br />
Äänbern- jerftreut motten, mo bie granjofen unb Me£tfaner<br />
Herren maren.<br />
2ln ben Ufern beS Mifftffipi, ber an biefer ©teile einen<br />
Kilometer breit ift, gelegen, ift 9teu;DrteanS eine unruhige,<br />
^efdhäftige, geräufdhvolle ©tabt, mo fich bie £änbler aus allen<br />
•Kationen treffen, aber audh jnglei^ in gegriffen Stabtviertelu<br />
*ine ruhige, fchmeigfame Stabt, mo bie ßreolen ein behagliches,<br />
forgtofeS Seben fähren. Unfer Miffionär fümmerte fich ^enig<br />
barunt, bie ©dhönheit ber Sage ju bemunbern unb baS ange=<br />
neunte ^tima ju genießen. @r befdhäftigte fich bor 3ldem mit<br />
bem ©taube ber Religion, unb mar fehr betrübt über bie<br />
moralifche Sage, in bie man bie Jlegerfflaven verfefet hatte:<br />
„äBie hilf^öebitrftig finb bodj biefe armen Sänber," fo fdhrieb<br />
er. „SBenn man in granfreich ift, fann mau nur mit Mite<br />
leib bie Berbtenbung fo vieler ungtücftidher ©ünber mitan*<br />
fehen, bie fich ju ©runbe rtdhten, unb boef; ift bie fdjlechtefte<br />
Ißfarre in unferer Siöcefe ein Botf von Zeitigen, menn man<br />
fie mit ber Bevölferung von Steu-DrleanS vergleicht. &ier<br />
fennt man nur ben ©ott beS SteichthumS unb ber SBoHuft unb<br />
mit 3luSnahme einer fleinen gahl einigermaßen eifriger ©eelen,<br />
finb alle anbern in bie tieffte retigiöfe Uumiffenheit verfunfen."<br />
Ußir motten von biefem erften @inbru
516<br />
lernen, ba« fif al«überau« anftrengenb unb gefcfrlif barfteHte.<br />
©ie mußte, mie fe^r fr Bruber von Begierbe brannte,,<br />
fif ben ©eelen ^tojugeben, unb mie fein Seben in feinen<br />
Augen menig ÜBerth hatte, menn e« galt, ©eeleit gu retten.<br />
2ßa« auf £erm Dbin ben tiefften ®inbru
517 —<br />
3n ben erften Sagen beS Sluguft machte fich bie Keine<br />
Schaar oon SWiffionären auf ben SBeg nad; ©ainte*3Jicirie<br />
"be« 33arrenS in 3Jliffouri. Sie Steife mürbe gu SBaffer auf<br />
'kern 3ftiffiffipi guritdgelegt. Sie Ufer biefeS glttffeS finb ab<br />
mectyfelnb milb, großartig, begaubernb. Bis -Katcheg, 400 9Jleilen<br />
oon s Mt-DrteanS, finb bie ©benen feiten oon Meinen Högein<br />
unterbrochen. Sa fetyen mir am -Jianbe unermeßlicher SBälber<br />
ben catalpa, bie Bauntmollftaube, bie Sßeibe, bie Rappel, ben<br />
Maulbeerbaum fich mit einer überrafd)eitben gru
Seben bet Herrn Slnbreit haben mir nad) bem englifdhen<br />
Berichte bet Herrn Burtanbo bie beff eibenen 2lnfänge<br />
biefet Saufe« ergäbt. Ohne unt gu mieberholen, müffen mir<br />
bod) unfern Sefern gttnt letzteren Berftänbniffe ben Drt be*<br />
fdhretben, mo Herr Dbin fo biete 3at;re feinet 3Kiffiontlebent<br />
in 2lmerifa gubradhte. 2llt 2Kfgr. Subourg bon feiner erften<br />
Reife nach ©uropa guriicffam, bradjjte er einige italienifdjf<br />
priefter mit, bon ben en befonbert gmei, Herr be Slnbreit unb<br />
Herr Rofati, fidh burdh it>re Sugenben unb latente autgeidh*<br />
neten, unb an ber SBieberbelebung ber Religion in ben Bereinigten<br />
©taaten int Anfange bet neunzehnten 3ahrhunbert&<br />
fo großen 2lntheil hatten. Herr be Slttbreit unb Herr Rofati<br />
maren 9)Utglieber ber ©ongregation bet heiligen Bineeng.<br />
bon Paul.<br />
Sa, mie früher gefagt mürbe, ber Bifdhof feinen ©ifc in<br />
Reu*Drleant nidht auffdhlagen fonnte, ging er nach ©aint*<br />
Souit in 3Jiiffouri. Rafbetn Herr Sübourg ben religißfen<br />
Bebürfniffen einiger fathotiffer ©egenben, .ober mie man Rein<br />
3tmerifa nennt, „(Kongregationen", genügt hatte, mie in<br />
©ainte*©enebiebe, Katfatfta, pointe*©on!pee, petit*Rodher u. f. m.<br />
hielt er et, im ©inberftänbniffe mit Herrn be 2tnbreit unb<br />
einigen feiner 9Kitbrüber für unumgängtidh nothmenbig, ein<br />
©eminar gur Hei'anbilbung ber ©eiftlidhfeit gu griinben. 9)tehr<br />
alt alle anberen 2lnerbieten bemog it;n bagu bat fromme<br />
Srängen einiger Kathotifen, meldhe nicht meit bon ©aint*Souit<br />
an biefen müften Drten (Barrent genannt) gerftreut mohnten.<br />
©inige Duabratmeilen Sanb mürben bon biefen Katholifen bem<br />
Bifchof angeboten unter ber Bebingung, baß ein priefter<br />
unter ihnen mohne unb für bie religiöfen Bebürfitiffe ber<br />
gangen ©ongregation forge.<br />
Sie Slrntut mar unter biefen 2tnfteblern groß, aber be*<br />
munberungtmürbig mar ihr ©taube; bat mar ber tebenbige,<br />
eifrige, ftanbhafte ©laube ber Berfolgten. Shre Borfahren<br />
hatten mit Sorb Baltimore int 3fahre 1622 ben ©taat ÜDtarp*<br />
taub gegrünbet; aber nadh breißig fahren maren fie bon ben
519 —<br />
Sßroteftanten, bie von ben katholifen in ihre ©otonien aufge=<br />
nommen morben maren, vertrieben morben. 8n ber £hat<br />
hatte Sorb Baltimore, vor ben blutigen Berfotgungen gegen<br />
bie katholifen in ©ngtanb fliehenb, als ©runbtage [eines neuen<br />
©taateS bie Freiheit für alle ©Triften verfünbet SBährenb'in<br />
allen proteftantiften ©taaten ber neuen aBett eine ©ecte bie<br />
anbere vertrieb, übten bie katholifen allein bie meitgehenbfte<br />
Xolerang. Ser 3rrt^um ift feiner Statur nadh immer Ber=<br />
fotger, baS fonnte man jefct mieber fehen. 2>enn fobatb bie<br />
' ^roteftanten fidh ber Regierung -Btartylanb'S bemächtigen fönnten,<br />
erließen fie verabfdheuungsmürbige ©efefee gegen bie ka=<br />
tholifen, von benen fie früher' aufgenommen morben maren.<br />
SBenn man bie 3lrtifel lieft, fann man fehen, maS ber Un=<br />
banf ©dhänblidheS gegen feinen 2ßohlthäter thun fann. Bertreibung<br />
ber Sßriefter, ©injie^nng ber ©üter, Berbannung,<br />
©rbfdhaften, bei Sebjeiten ber ©ttem ben kinbern jugefprochen,<br />
menn biefe proteftantifdh mürben: baS ift ber Snhatt biefer<br />
©efe|e. SDiefe graufame ©efefegebung ^errf^te im ganzen<br />
achtzehnten $ahrhunbert. ©intge beraubte Familien Verließen<br />
baS Beftfcthum ihrer Bäter, um bie ©laubenSfreiheit ju be=<br />
mahren, unb flüdjteten nadh 3Ktffourt unb nach Souiftana, baS<br />
von granfreich gegen bie 5Dtitte beS fiebenjehnten SahrhunbertS<br />
cotonifirt morben mar. 3n Barrens hatte uxan ihnen meite<br />
Sänbereien bemiHigt, unb unter biefen ©Triften nun baute<br />
man eine kirdhe, ein ©eminar unb fpäter ein ©oHegium.<br />
S)aS ©eminar mar fehr primitiv unb behielt lange biefen<br />
©harafter. äßir merben fehen, meldhe Befdhreibung $err Dbirt<br />
bavon gibt, unb meldheS Seben er bort führte. 3m äiuguft 1822<br />
mar $err be 2lnbreiS geftorben, von ©ifer verehrt, 3lngefidhtS<br />
beS verheißenen SanbeS, mo nämlidh bie mitben BolfSftämme<br />
mohnten, von bereu Befehrung er fo lange geträumt hatte.<br />
UBenigftenS hatte er im ©eminar eine bemunberungsmürbige<br />
Drbnung eingeführt, bie Regeln unb heil. ©ebräu^e in Uebung<br />
gebradht, bie ©tubien georbnet; bie 15—20 3 ß gftnge nahmen<br />
mit greuben bie 2lrmuth unb bie ©ntbehrungen auf fidh. Be=
520 —<br />
fonber« ^intertie^ er ba« leuftenbe Beifpiet feiner reltgiöfett<br />
Sugenben, feine« apoftotiffen ©ifer«, feiner innigen Ber*<br />
ehruitg gur Butter ©otte«, moburf er bei Sitten für einen<br />
^eiligen galt ©ein Sob mar mie ber eine« ©eligen, unb<br />
gemiffe außerorbentlife 3eifett toaren gletffam ba« Sieget<br />
feiner £eitigfeit. ©ein Anbenfett mar alfo nof gang friff,<br />
al« £err Dbin, bem göttlif en Stufe folgenb, in Amerifa an*<br />
langte. @« ift eine große ©ttabe für einen jungen SKenff en,<br />
menn fn ©ott an Drte führt, bie früher ein ^eiliger be*<br />
mohnte. £err Sfofati mar £errn be Anbret« in ber Seitmtg<br />
be« ©eminar« naf gefolgt, unb er hatte gu feiner £itfe einen<br />
jungen Sagariften, -Sßerrn be SRe<strong>der</strong>e, beffen gtängenbe ©igen*<br />
ffaften bie ffönften prüfte für bie SüUffton verfprafen.<br />
3efet !am £err Dbin al« Sßrofeffor ber Sbeologie. Siefen<br />
Sitet hatte ihm SJlfgr. SDubourg naf feinen in Spon über<br />
fn eingegogenen ©rfwtbigungen gegeben. Bor Allem mußte<br />
er fif auf bie heiligen SBefen vorbereiten, ßaffen mir ihn<br />
felbft reben, um eine Borftellung von feiner neuen geben«*<br />
meife gu befommen. „9hm ein Sßort über unfer ©eminar,"<br />
ff reibt er. „©« liegt mitten in einem großen SBatbe, in<br />
einem Sanbe, ba« vor nift langer 3eit von ben SBilben be*<br />
mohnt mar. ©« ift au« £otg gebaut, unb in einigen ftimmem<br />
hört man nof ftarf ben SBiitb pfeifen. $ebof haben<br />
mir eine Capelle, einen ©tubienfaal unb einige anbere giem*<br />
lif reinlif e 3iwmer. Bergteif e gu ben erften hier an*<br />
gefommenen 3Jliffionärett haben mir eine fehr bequeme SBohnung.<br />
Steffen ©ie fif einige aufeütaitber gelegte Bäume vor,<br />
bie ein Biered von fefgehn guß bitben, ba« ift bie arme<br />
£ütte, in ber füitfunbgmangig -Btifftonäre fr -ftovigiat maf ten.<br />
SDiefe &ütte mar ihre Capelle, fr Sflafgimnxer, ihr 3Jefec*<br />
torium uttb' ihr Stubtenfaat. AI« gange 3t mm ereinriftung<br />
hatten fie einen fteinen Stff, einige Bänfe u. f. m. . . . Aber<br />
fie litten für ©ott unb für bie ©eelen, unb ba« mafte fte<br />
glüdlif. Dft fanbeit fie fif betnt ©rmaf en etiteit halben guß<br />
hof mit ©fnee bebedt, unb ttn Saufe be« Sage« mußten fie
- 521 —<br />
alle Unbilben ber Sahretgeit ertragen. 2Bat liegt baran?<br />
©ie beulen jefet nur mehr mit greuben an bie $eit, mo fie<br />
2We in biefem befchetbenen Raunte bereinigt maren, unb menn<br />
fie ©etegenheit haben, befufen fie ihn-mit ^eiliger $reube.<br />
Stuf unferent Sifche ftnben mir ©pedf, Rinbfleifdh, 9flildh unb<br />
SBaffer. aJtanfmal gehen mir in ben 2Balb, um für bett<br />
Radjtifcb mtlbe Srauben ju pflüdfen. 2lmertfa machfen<br />
meber Kirfchen nodh eine anbere 2trt ber mohlfdhntedfenben<br />
gtüdfjte ©uropat. 3ln mandhen Drten gibt et aber bodh Pftr*<br />
fidhe, gmetfdhfen unb einige fleine Birnen. ©entitfe finbet<br />
man fo fetten, baß man an ben ©antftagen unb bie gange<br />
gaftengett hiuburdh, mit 2lutnahme bon 3)tittmodh unb Freitag,<br />
$leifch effen muß. SDer priefter, ber bie geifttif e Seitung bet<br />
©eminart hat, muß audh für bie gmeitaufenb Perfonen for=<br />
gen, beren gamiltett in ben SBälbern biete -Steilen bon etn*<br />
anber gerftreut finb."<br />
3« biefer ©infantfett bereitete fidh £err DMn auf ben<br />
©ntpfang bet Siaconatt bor; ba befiel ihn eine Kranfheit:<br />
ein hefttget lieber quälte ihn mehrere Sage. SBie unt ein<br />
Brief bout 21. Dctober 1822 melbet, mürbe feine Drbinatioit<br />
etmat hinautgefch oben. „2Btr ftnb — im ©angen fedht —<br />
am 30. 3luguft hier angefommen. Herr SDttdhaub mürbe nadh<br />
einigen Sagen nadh ©aint*Souit gerufen unb gum priefter<br />
gemeiht. 3$ follte ebenfallt mitgehen, aber bat lieber hielt<br />
midh im ©eminar guriicf." 2tnt 10. Dctober fant Sttfgr. Su*<br />
bottrg nadh Barrent unb meihte Herrn 3oh- Blaue gunt<br />
priefter unb Herrn Dbin gutn Stacon, metdher über biefen<br />
Befudh unb über bie Sebentmeife ber üDtiffionäre folgenber*<br />
maßen an feine ©dhmefter fdhreibt: „3n ber ßeit unferer Re=<br />
creation finb mir gemöljmlich mit einer Hanbarbeit befdhäftigt,<br />
balb gehen mir H^lj fdhneiben, balb thun mir etmat 3lnberet<br />
ber 2lrt. Sie Priefter finb bie ©rfteit bei ber 3lrbeit, unb<br />
felbft bie Bifdfjöfe, menn fie in ihren ©eminarien finb, nehmen<br />
baran Sheit. — Kürgtidh empfingen mir ben Befudh unferet<br />
Bifdhofet; er geigte fidh gegen midh bott ©üte unb mar fehr
522 —<br />
erfreut über ben Weinen 3umad)S, ^n er befontmen tyatte.<br />
$cty fonnte nicht urntyin, feine Sugenben gu bemunbern. Dfc<br />
glei(ty fetyr leibenb, mar er bocty faft immer bei uns, unb ttyeilte<br />
bei Sifcty unfere ärmtictye Statyrung. ©eine Äleibung mar fo<br />
armfelig unb einfach, baß man ityn faunt für einen ^riefter<br />
getyalten tyätte. 2llS befonbereS ßzitym feiner BifctyofSmürbe<br />
tyatte er nur baS $reug. ©r tyat micty gum Siacon gemeityt,<br />
unb balb merbe icty gu bent ertyabeitert unb aucty fo furchtbaren<br />
Sßriefterttyum ertyobeit merben.<br />
Bon tyier ift er nacty Baitintore gereift, mo man ein<br />
©oncil tyalten miH, um ein ©djiSma gu befeitigen, baS ber<br />
Kirche /Oiel ©(haben bringt. 3luf meinen oerfchiebenen Steifen<br />
tyabe id) mit ben meiftert unferer Miffionäre Befanntfctyaft gemacht.<br />
©S ift fchön unb rütyrenb, bie ©efctyictyte ityrer ©riebitiffe<br />
gu työren. ©S fant oor, baß fie fich in SBälbern Oer*<br />
irrten, metyrere Sage unb Stäctyte auf ber Steife gubractyten,<br />
mo fie fein £auS unb faft auch feine Statyrung fanben. 3luf<br />
ityren Miffionen, fern oon ityrer gemötynlichen SRefibeng, tyaben<br />
fie als Sager bie bloße ©rbe unb als Sacty baS girmament.<br />
©inige tyabenfeine Siener, beforgen felbft ityre fleine Äüctyenmirttyfctyaft,<br />
ityre Sßferbe u. f. m. . . . Sie Seiben, bie einen<br />
in biefem Sanbe treffen, finb bie größte greube eines Miffio*<br />
itärS." — Siefe 2lrt unb SBeife, baS priefterlictye Seben auf*<br />
gufaffen, mar bei Herrn Dbin baS befte Reichen eines matyren<br />
Berufes gum Slpofiolate unb gum DrbenSftanbe.<br />
VI. £a?xUt.<br />
fjerr (Dbin wirb £aäarift uub barauf prieftcr. — Seine Frömmigkeit<br />
unb fein innerliches S£eben. — (Er freut ficty, ben IDilben bas €r»an«<br />
gelium 3U prebigen. — (Eifer ber Katfjolifen iu Barrens. — Belehrungen<br />
von proteftanten in Kmerifa um bas 3atyr<br />
Sie ©ongregation ber Miffion, oom tyeiligenBinceng gu<br />
bem $mede gegrünbet, ben arnten Sanbleuten baS ©oangelium<br />
gu oerfünbtgen, tyatte fich fcätyneU in ben fremben Säubern auS-
'<br />
523<br />
gebreitet. 3&ren gortfchritt fönnen mir aus jenen Briefen beS<br />
heiligen Bincenz erfehen, in melden er bie erhabene 2)enfungS=<br />
art beS ^eiligen, ben ©dharfblidt nnb bie Klugheit eiifeS BermatterS<br />
nnb noch mehr baS ©eine eines unvergleichlichen<br />
DrganifatorS an ben £ag legt. 3 fiebenjehnten 3ahrhunbert<br />
finb bie Sazariften fchon in 3*alieit, Sßolen, in ber Berberei<br />
unjo im Orient, ©ie ©ongregation blieb bis zur franjöfifchcn<br />
Revolution mürbig ihres ^eiligen ©tifterS, unb Rom treu,<br />
bemüthig, eifrig, jitriitfgebogen, beftrebt, baS ©ute nur im<br />
Berborgenen ju mirfen. SBährenb biefer f
- 524 —<br />
biefe £eben«fraft nur von einer einheitlichen Seitung au«*<br />
gehen fann.<br />
SDtefer Suftanb bauerte bi« 1828. SBährenb biefer 3eit<br />
hatten bie 9Rtffionäre von 9iom au« bie SRifftott in Amerifa<br />
gegriinbet, unb al« £err Dbin, Vom mahren Berufe ange*<br />
trieben, bafelbft eintraf, hatte er nof nift im ©ertngften an<br />
bie Sprtefter ber Kongregation ber 9ttiffton gebaf t. 3n Bar*<br />
reu« fah er ein, baß ba« Seben eine« 3Wiffionär« nur info*<br />
ferne fruftbringenb fein fönne, al« e« heilig fei, unb baß e«<br />
gu biefer ^eiligfeit viel fiferer in einem gemeinffaftlifen<br />
Seben gebraft merben Eönne.<br />
Unfere Sefer merben über biefe ©ntffiebenheit gar uif t<br />
ftaunen; bie Briefe, bie er naf feinem Aufenthalte im großen<br />
©eminar ffrieb, haben un« beutlif feine ©eiftelverfaffung<br />
gegeigt, um in feinem ©intritte in eine ©ongregation nur ben<br />
legten ©fritt gu fehen, ben feine ununterbrofen aufmärt«<br />
ftrebenbe ©eele fat.<br />
©in Brief an £errn Suplat; vom 30. Söfärg 1823 be*<br />
riftet barüber in furgen SBorten, al« menn e« etma« gang<br />
•ftatürtife« gemefen märe: „Bor fünf 9Jionaten binif tnba«<br />
Stovigiat ber ©ongregation ber 9JUffioit eingetreten," fo ffrieb -<br />
er, „närntif am 8. November 1822". SDie retigiöfe Bottfotn*<br />
ntenheit mußte er unter ben verffiebenften mühevollen Arbeiten<br />
gu erreifen fufen. .,,©« ff eint," fo fügt er bei, „baß if<br />
immer im ©eminar bleiben merbe. Alle Sage muß if in<br />
brei ©laffen Unterrift erfetlen, balb muß if einen unferer<br />
^rieftet erfefcen (ohne Steifet £errn be fe<strong>der</strong>e), ber fif einige<br />
9hf e gönnen muß; if merbe auf bie ^ranfenbefuf e gu maf en<br />
haben, unb von Seit gu Seit merbe if gu ben Sßroteftanten gehen.<br />
biefer Abfift arbeite if unb übe mif au« allen Gräften<br />
in ber ©ontroverfe. münffe fehnltfft, ben SBilben ba«<br />
©vangelium gu verfünbigeit, aber fo viele heilige 9ttifftonäre<br />
haben benfelben SBunff, fo baß if nift mage, auf eine<br />
folfe ©nabe gu refneu." SDer frühere ©eminarift in Spon<br />
fommt mieber in ben folgenben Seiten gum Borffeitt: ba«
525 —<br />
s $riefterttyum mar für ityn baS ertyabenfie 3*el feiner SBünfdje<br />
gemefen, aber er fiitylte fi(ty gu fetymaety, biefe Hötye gu erreichen<br />
unb bafelbft auSgutyarren. „Balb merbe id) Sßriefter fein/' fo<br />
f(tyrieb er, „ich fetye biefem Sag mit guretyt unb greube ent;<br />
gegen. SBaS muß eS für einen Miffionär für eine greube<br />
fein, jeben Sag gum 2lltare tyintretengn fönnen."<br />
Sret Monate fpäter ertytelt er in ©ainkSouiS bie tyeitige<br />
Spriefiermeitye. Sie füße greube, um bie er ©ott fo bemüttyig<br />
gebeten tyatte, mar itym alfo gu Styeil gemorben. Sit einem<br />
Briefe an feine ©Item, batirt oom 22. Mai 1823, fctyilbert er<br />
ben SBertty biefer ©nabe: „SBetcty' große ©nabe tyat mir ber<br />
Herr gemätyrt! 9tun bin iety ^riefter! SäHeSage fetye tety ©ott<br />
auf mein SBort auf ben Slltar tyerabfteigen,jeben Sag ben<br />
Herrn Himmels unb ber ©rbe in meinen Hänben. Mir, als<br />
beut Bermalter ber ©nabenfctyäfce fetner Barmtyerjigfeit, ift eS<br />
gegeben, bie ©ünber mit bent Himmel auSjitfötynen, bie burd)<br />
bie ©ürtbe oermunbeten ©eelen gu tyeilen. SBektye SBürbe,<br />
melctye ©tyre ift baS! 2lber aucty melctye Heiligfeit follte man<br />
tyaben, um ein fo ertyabeneS 2lntt mürbig auSguüben! SBie<br />
rein fofften bie Hdnbe fein, burcty bie ficty baS ntafeltofe Santm<br />
aufopfert, mie liebeglütyenb follte bie ©eele fein, bie ficty täglich<br />
am Stfdje ber ©ngel nätyrt! 3
526 —<br />
bie 3*it äur fettigen SReffe herannaht! 3$ habe um fo biete<br />
©naben gu bitten! Dbmol;t idh beim 2lltare gang fatt bin,<br />
fo verliere ich bod) nidht ben 9Jtuth." Radh biefen erften ©e*<br />
ftänbniffen feiner frommen ©eftnnungen fährt er fort:, „©leidh<br />
ant erften Sage nach tneiner prieftermeihe mußte ich mit ber<br />
Ausübung meinet heiligen 2lmtet beginnen unb gmar immer<br />
cngtifch. 2Bir haben in ber Radhbarfdhaft feinen eingigeit<br />
grangofen. Kaum fonnte idh einige engtifdhe SBorte ftammetn,<br />
fo mußte idh fchon beu ©terbenben beiftehen, Beichthören unb<br />
prebigen. 3$ mar fehr bermirrt unb bott gurdht. 3ebod) fefce<br />
ich wein ginget Vertrauen auf ©ott; er ift gu gut, alt baß<br />
er mir meine begangenen gehler nidht beleihen mürbe/' Siefet<br />
Vertrauen auf ©ott grünbete fidh auf eine fel;r gärtltche Siebe<br />
gu unferem Herrn: „©inet ift für midh iu Stutübung meinet<br />
heiligen 2lmtet eine große gfreube, nämlich ber Kranfenbefud;.<br />
3Jian ruft unt bon fehr meit her unb mir tragen immer bat<br />
allerhettigfte ©afratneut mit unt. ©o fam et, baß idh 9 a nge<br />
Sage unb Rächte mit meinem göttlichen Heilanbe bei mir reifte.<br />
D, mie bebauere iä) et, fein bon Siebe entflammtet £etg gu<br />
haben, um mich mit meinem ©otte unterhalten gu fönnen."<br />
(2. 2Iuguft 1822.)<br />
Um biefe heiligen ©efinnungen gu erfahren, müßte man<br />
auch, mie unfer -DWffionär, bon fich felbft lotgefdhält, "bon ber<br />
reinften Stbftcht befeett, in allen ©chmierigfetten bet 2lpoftolatet<br />
unb tu allen förperti($en Seiben nur ©ott unb feine ©hre<br />
fuchen, mit einem SBort, nur nach ber iunigften Bereinigung<br />
mit ihm ftreben.<br />
3n folgenben menigen geilen fdhitbert Herr Dbin bat<br />
3beal einet mahreit 3Jtiffionärt, bat er felbft gu erreichen<br />
fucfjte. „Buerft ift biel innerlicher ©eift nothmenbig, meil man<br />
hier nidht fo mie in ©uropa fo biete erbauliche Beifpiete unb<br />
Hilftmittel hat, um bie grömmigfeit gu nähren unb gu er*<br />
halten. 3)lau barf nicht barauf rechnen, biele greubeu gu er*<br />
leben; nur gu oft arbeitet man, ohne einen großen Rufcen git<br />
ergielen. Ridhttbeftomeniger fehen mir -Blifftonäre, boll bet
527 —<br />
apoftolifchen ©iferS, tu ben milbeften Säubern SBunber mtrfen.<br />
Ser liebe ©ott entfd^äbigt fie für allen 2Biberfprudh, ben fie<br />
Zu erbulben hatten.<br />
„UebrigenS ift baS Seben fehr anftrengenb nnb voll von<br />
©efahren. kaum finb mir jufammen fünfzig Miffionäre, um<br />
am £eile fo bieler uugtücftidher Seelen 31t arbeiten. Man<br />
hoffte, im nädbften grühiahre eine Miffion bei ben 2Bitben be*<br />
ginnen gu fönnen, aber ber £ob hat uns feit meiner 2iufuuft<br />
Zmei Miffionäre hinmeggerafft, unb ba für fie ein ©rfafc notymenbig<br />
ift, mirb es viettei^t nodh nidht möglich fein, ju biefen<br />
armen Reiben vorzubringen, ©iner biefer Miffionäre ftarb<br />
als Märtyrer ber Siebe. Sßeu-DrleanS mar von einer fdhrecf=<br />
tidhen ©pibemie ^eiingefxtd^t. ©r mürbe mit gtoet anberen<br />
Mifftonären beftimmt, ben ©terbenben zu £ilfe zu eilen. Balb<br />
mar einer von ihnen von ber kranfheit befallen unb zur<br />
2trbeit uutaugtidh; ba ber zmeite nidht engtifdh verftanb, fonnte<br />
er nur fehr mettig helfen, meßhalb faft alle 2lrbeit auf beit<br />
britten fam. geben Sag raffte ber £ob 40—50 Menfdhen<br />
bahin unb z^ar burdh mehrere Monate hinburdh; ©ott gab<br />
ihm kraft unb Muth z u arbeiten, bis bie kranfheit ertofdh;<br />
aber fauni mar feine £itfe meniger nothmenbig, fo befiel it;n<br />
felbft baS Uebel unb in einem Sllter von 29 fahren empfing<br />
er bie kröne beS Martyriums. Ser 3lnbere ftarb au einem<br />
heftigen lieber, in einem Sltter von 33 fahren, ©ott mirb<br />
fie in feiner anbetungSmürbigen Borfehung nidht ohne Räch 5<br />
folger laffen. Bitten ©ie ihn alfo, baß er Arbeiter in feine<br />
©rnte fenbe. D, mie traurig märe es, menn mir bie Miffion<br />
unter ben SBitben noch auf Rieben müßten, ©ie zeigen einen<br />
fo guten SBitlen. ©ie haben felbft unferen Bifdhof um Sßriefter<br />
gebeten, unb als ein Miffionär zweimal zu einigen BotfSftämmen<br />
fam, mürbe er fehr freunblich aufgenommen, taufte<br />
über 40 gSerfonen unb flößte ihnen ben SBunfdh ein, fidh uodh<br />
mehr unterridhten zu laffen. 216er er mar gezmungen, fie zu<br />
verlaffen, um fidh bon einem ftarfen lieber zu erholen, baS<br />
ihn mährenb ber ganzen $eit ber Miffion quälte. Sie 5pro*
528 —<br />
teftanten haben auf SKiffionäre htogeffidt, aber ber liebe<br />
©ott hat eS gefügt, baß fie nift« au«rif teten. Um fif von<br />
ihnen lo«zumafen, haben fif bie SBilben fehr meit zuritdge*<br />
Zogen. ©ie braufen, mie fie fagen, nur ©fmarzröäe."<br />
Balb fam für £erm Dbin eine gute Slafrift. -Dlfgr.<br />
Subourg hatte felbft bei ber Regierung ber Bereinigten ©taaten<br />
©fritte unternommen, um bie 9Jliffionen unter ben SBilben<br />
mieber aufzunehmen, £err Dbin ff reibt barüber an feine<br />
©Item:<br />
„Ser hofmiirbigfte Biffof ift naf einer fiebenmonatlifen<br />
Abmefenheü Anfang« SJJai in ©aint*2oui« eingetroffen. Auf<br />
ber -Keife hat er mit vielem ©rfolg zum Sinken ber Sieligion<br />
gearbeitet, ©f on lange hatte er bie Abftf t, unter ben SBilbeit<br />
eine SDliffion gtt grünben, aber bie Soften eine« folf en Unter*<br />
nehmen« maren mit feiner Armut unvereinbar. Sie Regierung<br />
mirb jmei Srittel ber Soften zahlen, um bie ©ebäube aufzu*<br />
führen. 9laf ©röffnung ber Sfliffion mirb fie bann für ben<br />
Unterhalt zweier -JUiffionäre unb frer Saienbrüber eine Sßeit*<br />
fion bemidigen. Sleun 3efutten arbeiten bei ben SBilben in<br />
•äJliffouri, unb mir anberen Sßriefter au« bem ©eminar in<br />
SJliffiffipi. Bor jvoei Sfflonaten mirb jebof feine 9Jliffion ge*<br />
halten merben. 9Jlan mirb fif megen unferer geringen Anzahl<br />
bamit begnügen, einige ^nbianer i n unferem ©ollegium auf*<br />
Zunehmen, fie zu unterrtf ten unb von ihnen bie ©prafe zu<br />
erlernen." (Brief vom 12. gebruar 1823.)<br />
Um biefelbe Seit ff reibt er in einem anberen Briefe:<br />
„Sie meiften 9Jliffionäre leben ärmlif, befonber« auf<br />
ben Sieifen. ©ie ntüffen bie Slaft unter Bäumen zubringen,<br />
aber ba« ift nof nift«. Sie größte, empfinbliffte ©nt*<br />
behrung ift bie ©infamfeit, in ber utan fif bi«meilen befinbet.<br />
Dft ift ein SUliffionär burf vier 9)ionate ganz allein; manfe<br />
finb über bunbert teilen von ihren SDlitbrübern entfernt.<br />
Bor einiger Seit mürbe tn ber Siöcefe Äentucft; ein armer<br />
s Mffionär auf feinem entfernten Sßoften frant. ©ett mehreren
529<br />
Satyren tyatte er feinen ^rieftet gefetyen, unb aucty im'fefetcn<br />
Slugenblicfe mar eS itym unmßglicty, einen gu ftch gu ritfen.<br />
©r ließ ftd) alfo in bie Äirdje tragen unb nadjbem er bort an<br />
bie oerfammetten ©laubigen eine fürje 3lnrebe getyatten tyatte,<br />
rei(tyte er ftch felbft bie tyeitige ©ommunion unb ftarb balb<br />
barauf ben Sob beS ©erectyten."<br />
' ©ie Miffionäre, SBettyriefter unb DrbenSleute famen<br />
bocty attntätylicty nacty Souifiana. Mfgr. Subourg fctyrieb tm<br />
SHuguft 1825 an feinen Bruber, ber in Borbeau^ motynte:<br />
„Sa iety für Miffouri einige $efuiten befommen (jabe, fo be=<br />
rutyigte miety baS fetyr begiiglicty jener entfernten Drte, Siefe<br />
guten Bäter beffen mein ^actytgut oon gloriffant. Um ficty<br />
batyin gu begeben, maetyten fie über oiertyunbert Meilen gu<br />
guß, baoon ungefätyr gmeityunbert burcty überfctymemntteS Sanb,<br />
mo fie oft bis an ben ©ürtel im SBaffer mateten. 3lber meit<br />
entfernt gu murren, priefen fie ©ott, baß er ityren Arbeiten<br />
einen fo apoftolifctyen Slnfang oerliety. . . . Ser Seiter ber<br />
inbianifctyeu 3lngelegentyeiten tyat fie mit tebtyaftem ^nteveffe<br />
unb liebeooH aufgenommen unb geigt ficty als entfetyiebeneu Be=<br />
fetyü^er ityrer Anftalt.' 7<br />
SlnbererfeitS fonnte ficty Mfgr. Subourg enblich in 9Jem-<br />
Orleans nieber laffen. @r mttrbe im Slnfange beS $atyreS 1824<br />
unter ben greubenbegeugungen ber gangen Beoölferung auf^<br />
genommen; benn ber Bifctyoffife oon 9Jem=DrleanS, ber burcty<br />
eine ipäpftlictye Bulle am 23. 2lprit 1793 errictytet morben<br />
mar, mar nur in ben %al)xm 1794 bis 1800 befefct. 2i(S<br />
Mfgr. Subourg ©aint-SouiS oerließ, ließ er bafelbft ben<br />
Sagariften, Herrn 9tofati, ben ©upertor oon Barrens, gurüd,<br />
ben er gu feinem ©oabjutor befam. $mei gefaxt fpäter, im<br />
^atyre 1826, mar irr einiger ©ntfernung oon SReo^DrleanS<br />
ber neue Bifctyoffifc oon Mobile errietytet morben unb tyatte<br />
gum Bifdjmf einen Mtjfionäv Mfgr'S. Subourg, nämlich Mfgr.<br />
Sortier, befommen, melctyer int ^afyxz 1817 ooit Styon abreifte<br />
unb fo Herrn Dbin in ben atnerifanifctyen Miffionen um fünf<br />
3fatyre oorauSging. Sa nun Souifiana fo gettyeilt mar, tyatten<br />
SImtalen LX. 35
- 530<br />
bic apoftolifchen Slrbeiter ein befchränftereS gelb. Sie gotg«<br />
baooit mußte fein eine größere Anzahl bon Mifftonären, aber<br />
auch eine größere Berantmorttidhfeit.<br />
Mfgr. Subourg allein ^atte in ben Sauren 1815<br />
bis 1825 füttfunbfiebenjig Mitarbeiter oerfatnmelt; aber audh<br />
ber £ob ^tte viele hinmeggerafft, unb zu biefer Seit maren<br />
nur mehr fed^ig übrig. 5tro| biefer Bertufte oermehrten fidh<br />
bo^ bie Miffionäre bon $ahr $ a hr. SaS Seminar bon<br />
Barrens mar eine frudhtbare ^ftanzftätte gemorben. 9tach ber<br />
©onfecration beS Mfgr. SRofati, meiner not immer ©uperior<br />
geblieben mar, hatte £err Dbiu bie mirftidhe Seitung ber<br />
Slnftatt übernommen. 2tußer ben theologifcheit Borlefungen,<br />
bie er im ©eminar hielt, hatte er audh bie Seitung beS<br />
Kollegiums, beffen materielle unb geiftige Sorgen auf ihn<br />
jurüdEftelen, gemiß biet für einen Mann oon bierunbjmanjig<br />
Sahren. äludh baS Bolf bon Barrens ftanb unter feiner get=<br />
ftigen Dbhut. biefer Seit bot bie Bebötferung ein fehr<br />
erbautidheS Sdhaufpiel. @r fpradj baoott mehrmals in feinen<br />
Briefen:<br />
„Ser ©ifer biefer guten Seute," fo fchrieb er, „erinnert<br />
tnidh an bie $römmigfeit ber ©lättbigen in ber erften kirdhe.<br />
Sitte Sonntage fommen fie bon fünf, fechS, ja zehn Meilen<br />
meit, um bie heilige Meffe ju hören. 2lffe empfangen fehr<br />
oft bie heiligen Safrainente unb leben in einer Unfchulb unb<br />
Sittenreinheit, bie einen um fo mehr in Staunen fefeen müffen,<br />
als eS unmöglidh märe, im ganzen übrigen Slmerifa einen,<br />
gtedf ©rbe zu finben, ber fo fehr bon bem Segen beS Rimmels<br />
befruchtet märe. SaS ift bem ©ifer eines £rappifien=<br />
miffionärS zu oerbanfen, ber einmal zufällig burdh biefe äBälbcr<br />
reifen mußte. 2ltS er ein Sti'nf SßegeS zurütfgelegt hatte,<br />
fanb er ein £auS unb trat ein. ©S mar gerabe bie Seit beS<br />
9lbenbgebeteS, unb ba er bie ganze gamilie auf ben knieen<br />
liegenb fanb, mar es ihm nidht ferner, Z u erfennen, baß er<br />
fidh unter katholifen befinbe. Man fagte ihm nun, eS gebe
531<br />
minbeftent 150 gamilien in biefen 2Bälbern. @r fu
532 —<br />
vier ^roteftanten unb beffämte einen protefiantiffen Sßrebtger,.<br />
inbern er fn gum ©eftänbniffe braute, baß er, menn er nift<br />
SBeib unb/Äinber hätte, fogleif bie fatholiffe Sieligion annehmen<br />
mürbe. SEBir fönnen nift ntübe merben, guguhören,<br />
ma« fie uns Ade« über bie gortff ritte unferer heiligen Religion<br />
unter ben ^roteftanten ergäben. Ueberall, mo fif ber<br />
fafotiffe Sßriefter geigt, erfolgen auf balb Befehrungen. 311«<br />
ber Biffof von ©incinnati, von einem einzigen Sßriefter begleitet,<br />
von feinem bifföftifen ©tuhle Befife nehmen moHte A<br />
fanb er fo menig Jtatholifen vor, baß nift einmal fie gmei<br />
genug Arbeit 'hatten. 9?utt hielten fie 3Jliffionen, unb jefct<br />
haben fif ffon große Pfarreien gebtlbet. fierr Äitt>.ber<br />
biefen Biffof begleitenbe Sßriefter, ift ein engliffer ©eneral A<br />
ber fif in allen ©f laften lefeterer Seit au«geif uete. Suerft<br />
mar er ^roteftant, aber al« er ba« ©lüd hatte, bie SBa^rhett<br />
lernen gu lernen, ffloß er fif ihr fogleif an, befehrte feine<br />
gange gamilie, mürbe Sßriefier unb mibtnete fif bann ben<br />
ajJiffionen Amerifa'«. ©eine großen latente unb bie mif tige<br />
Rolle, bie er in ber SBelt gefpielt hat, verffäffen fm bie<br />
Aftung Aller. ©r ift ber ©freden ber proteftantiffen<br />
biger gemorben. An einem einzigen Sage taufte er 72 häretiffe<br />
SUtethobiften, bte hartnäcfigften in biefem Sanbe, unb<br />
jebeit Sag ergielt er neue Befehrungen. Siefelben griifte<br />
unb ©rfolge bemerft man in anberen proteftantiff en ©taaten.<br />
Rur eine« fehlt: bte Arbeiter! Af, fo viele ^ßriefter finb in<br />
granfreif gang unnilfc, unb hiev gehen bie ©eelett gu ©rmtbe,<br />
meil fie feine Retter finbeit. Ste Sproteftanten felbft bitten<br />
um fafoliffe ^ßrebiger. AI« geftent ein Sßriefter unferer<br />
3Jtiffion in ba« ©eminar fam, traf er mit einem Suferaneu<br />
gufammen, ber ihn bringenb bat, iit einem Sorfe eine 3Wiffiott<br />
gu halten, mo über hwnbert proteftantiff e gamilien mohnten,<br />
unb fagte, baß fie eine Äirfe gebaut hätten, um ben erften<br />
Sßrebiger, ben fie fänbett, aufgunehnten. ©« mirb feine fatho*<br />
liffe $trf e gebaut, gu ber bie Sßrotefianten nift auf etma«<br />
besteuern. .©« ff eint, baß bie Seit ber Barnfergigfeit für
533 —<br />
tiefe armen Böller gefommen ift. ber Hauptftabt ber<br />
Bereinigten ©taaten maren oor einiger 3eit nur fetyr menige<br />
^attyolifen, tyeutegetyören gmei drittel ituferem ©tauben an.<br />
2Bir tyattenbie greube, oor einiger $tit einen jungen 22jätyrigen<br />
Mann gu taufen. SDie erften gmei Ätnber, bie tdty taufte,<br />
maren oier $atyre alt. @tn amerifanifd)er &onful, ber SBelt<br />
iiberbrüffig, miß ficty nacty einigen Sagen iu unfer ©eminar<br />
^urücfgietyen, um ba ben 9ieft feines SebeitS- in 2lbgefctyieben=<br />
tyeit gugubringen. ®ie reltgiöfen ©enoffenf(tyaften gewinnen<br />
Dort Sag gu Sag neue Mitglieber, unb fo finb faft 9ttte -bamit<br />
rci
534 —<br />
unferer. heiligen Religion mußten. Ser 2lnbli(f beS. kreuzcS :<br />
mar etmaS ganz ReueS unb SntereffanteS für fie. Rid)tS<br />
fonnte ihnen eine größere greube machen, als menn man ihneit<br />
ein »IIb ber feligften Jungfrau ober ein ©rucipE fchenfte..<br />
Sie motlten 2llIeS, fogar bie heiligen ©emänber fehen, unb<br />
tpir mußten ihnen 2ltteS aufzählen, maS mir zum ©otteSbienftebraudhen.<br />
SaS mar für uns eine greube, benn baS bot unfeine<br />
günftige ©elegenheit, fie ju unterridhten.<br />
„®S farnen uitS ganz merfmitrbige Singe vor. £err<br />
Simon fragte eine preSbhterianifdhe grau, ob fie in ihrer<br />
Radhbarfdbaft feine katholifen miffe. „Rein, mein £err,"<br />
antmortete fie; „o, ich liebe biefe katholifen nidht," fügte fie<br />
fogleich hzu. «SaS thut mir mirflidh leib," antmortete £err<br />
Simon, „bitrfte it ben ©runb ^xex geringen Zuneigung für<br />
biefelben erfahren?" „Sie finb ©ö|enbiener." — „@S ift<br />
f^abe, baß man einen foldhen Begriff beigebracht hat;<br />
in ber ganzen SBett gibt eS faft breihunbert Millionen katho=<br />
tifen unb unter ihnen eine große ga^I fehr erleuchteter, meifer<br />
Männer, fönneu ©ie glauben, baß biefe fo thöricht feien, baS<br />
SBerf ihrer £änbe anzubeten?" „@S märe vernünftig," antmortete<br />
bie grau, „menn fie eS nicht träten." ®r zeigte ihr<br />
nun baS kreuz, erftärte ihr ben ßmeef unferer Bilber u. f. m, :<br />
Sie grau mar ganz^erftaunt unb fragte lebhaft: „£at benn<br />
©hriftuS auf biefe Sßeife gelitten? D, mie viel muß er ge=<br />
litten haben!" Sann rief fie ihre kinber unb fagte: „kommet,<br />
meine kinber, fdhaut, mie biel ber liebe ©ott für eudh<br />
gelitten hat!" ©eit biefem 2lugenbticf mar fie mit bem fatho=<br />
lifcjhen Rainen auSgeföhnt.<br />
„©ine anbere Same betradhtete aufmerffam unfer kreuz A •<br />
ließ fidh ben 3^e(i beSfetben erflären unb rief bann auS:<br />
„D, menn £err R., ber fo bös ift, baS fähe, gemiß, er fönnte<br />
biefen 2lnbti
535 —<br />
„Siefe 2tmerifaner ftnb jebod) fe^r vernünftig, unb man<br />
536 —<br />
SBeib, $tnb, A<strong>der</strong>, um meine« Ramen« mitten verläßt, ber<br />
mirb ba« £unbertfaf e erhalten unb ba« emige Seben beftfeen."<br />
(mttf). 19, 29.)<br />
©r hatte gehöret, benn er mcttte bie« anbere SBort nift<br />
boren: „2Ber Bater unb Butter mehr liebt al« mtf , ift meiner<br />
nift merth."<br />
Siefe« ©efefc hat ju allen «geiten ben fleinen fetbftfftf*<br />
tigen ©eiftern hart geffienen, unb bof ift e« ba« große ©efefc<br />
ber ©elbftaufopferuug, melfe« gamtlien begrünbet unb Rationen<br />
beffirmt. 3)te Rothmenbigfett be« Dpfergeifte« fehen mir eiu><br />
menn ba« Baterlanb ba« Blut feiner Einher verlangt.<br />
Slbet bi^ SRenffheit brauft auf frieblife ©olbaten,.<br />
Slpoftel, um ben SBeg gü ©ott unb gunt emigen Seben gu<br />
finben; Knuten mir alfo unfere Bemunberung benen verfageit,'<br />
bie Sitte« hinopfern? Unb menn mir vietteift im Ranten ber<br />
gärtlifften ©efifle be« bergen« bagegen fpref en mottten, märe<br />
e« ein Seifte«, gu bemeifeit, baß ba« ©hriftenthum bie reft*<br />
mäßigen ©efühle nur nof mehr ftärft unb belebt, inbern fie<br />
biefelben bem ©efe|e ber Sßftift unb bem ^Bitten ©otte«<br />
untermirft. 2)ie Seben«geffifte be« §errn Dbin, bie mir<br />
ff reiben, hat ffon gegeigt, mie in feiner ©eele Sitte« in<br />
ffönfter UebereinfHmmung mar: ber göttlife Beruf unb bte<br />
finbltfe Siebe. SDiefer großmütige ©ehorfam, meit entfernt,<br />
ba« £erg au«gutroon Reu=Drlean«, nof immer von ben ff merglifen ©efühleit<br />
bei feiner Slbreife fpraf.<br />
. SBir haben mehrere ©tetten .au« feinen Briefen gebraft;<br />
mo er bemüht ift, Senett, bie er liebt, begreiflif gu maf eit,
537 —<br />
baß eS ber SBtHe ©otteS fei, unb baß fte mit itym baS Dpfer<br />
bringen follten.<br />
äBir fefcen nocty ben Styeil eines Briefes tyer,ben et ein<br />
Satyr nad) feiner 2lnfunft fctyrieb. Mitten in beu Borbereit:<br />
ungen auf bie 5prieftermettye, trofe feines fetynlidjen SBunfdjeS,<br />
ben .gäretifent unb ben SBilben baS ©oangelium gu oerftm^<br />
bigen, fiitylte er bennocty beim ©ebanfen an feine ©Item ben<br />
©ctynterg ber Trennung.<br />
„SDie gurctyt, Styuen bur(ty meine Slbreife einen Äurnmer<br />
bereitet gu tyaben,oerurfadjt mir oiele Unrutye unb Sraurtg*<br />
feit Dft entlocft mir bie ©rtmterung an Sie Styränen. Unfer<br />
Herr mißbilligt baS nictyt, er oerbanunt niemals bie redp<br />
mäßigen ©efütyte ber -Jiatur. 9lHe Seiben, bie man in einem<br />
auSmärtigen Sanbe auSguftetyen tyat,finb für nti
538<br />
unnüfe gemefen fein, mir hätten nnS nur fetten unb vorüberge^enb<br />
gefehen; h^* habe ich trofe meiner 2lrmfetigfeit unb<br />
©dhmäche bennodh bie Hoffnung, etmaS nü^en 31t fönnen, unb<br />
bann hege iä) bie fefte 3uberficht, baß alte Opfer, bie mir an<br />
biefem BerbanmmgSort, auf ber ©rbe, gebraut haben, uns baS<br />
®lücf verbienen merben, uns emig zu fehen..<br />
folgen mir jefct £errn Dbin auf feinen apoftotifdhen<br />
Reifen.<br />
©in Brief an fierrn ©holleton (1824) erzählt feine Mi);<br />
fion bei ben SBilben.<br />
„2Bir fönnten nur bie kapparS ober 2lrfanfaS befugen,<br />
bie an ben Ufern beS gleichnamigen ©tromeS in ber Räbe<br />
eines franzöftfchen SorfeS mohnen; nichts ift rührenber als<br />
bie greunbfdjaft, bie fie gegen uns zeigten. 2ltS einer ber<br />
"^^äupttinge, ein ehrmürbiger ©reis Ramens ©arrafin, von<br />
unferer Stnfunft im Sorfe kunbe erhielt, befugte er unS fo=<br />
gleich in Begleitung feineu ganzen gamilie. „D," fagte er,<br />
mir bie £änbe briiefenb, „jefct merbe iä) gerne fterben, meit<br />
idh meinen Bater, ben ©chmarjrotf aus granfreich, gefehen<br />
babe." SBir nahmen mit ihm baS Stbenbeffen ein, unb er er=<br />
Zählte uns burdh eiueu Solmetfdh bie ®efchid)te il;rer Religion<br />
unb ihrer Ration. 3lm fotgenben Sag, einem ©onntag, famen<br />
bie SBilben zahlreich zur ^eiligen Meffe. 35iefer große ©taut=<br />
meShäuptling rebete mich mit ben SBorten an: „Mein Bater,<br />
franzöfifdher ©dhmarzrocf, mein £erz ift ganz aufrieben," menn<br />
eS Sieh fleht." 3ä)• verfprach ihm bann, in feinem Sorfe bie<br />
heilige Meffe zu lefen.<br />
„Montag, als ber feftgefefete ftdtpmtthetangefommen<br />
mar, fcf)id;te uns ber gute Häuptling ©arrafin feine ©ohne,<br />
um uns beim Ueberfefeen beS gtuffeS zu tytfm; er felbft em=<br />
pfing unS in feinem großen koftüm vor feiner fifitteunb bat<br />
uns, auf ber Matte pafc ju nehmen, ©ogleidh mürben Saufboten<br />
entfanbt, um unfere Slnfunft bem großen Häuptling unb<br />
ben nidht zu meit entfernten ©tammgenoffen anzufünbigen; er<br />
hatte fchon früher einige Borbereitungen zur geier ber heiligen
539 —<br />
SäJtefe getroffen. 2Bir ftellten einen fteinen gelbaltar auf, ber<br />
i^nen gar nicht übel gu gefallen fdhien; - bie Häuptlinge ftellten<br />
fidh ringt herum auf, unb mir gaben ihnen eine furge<br />
Harting biefet großen ©eheimniffet; i^berfarach befonbert, fie<br />
bem großen ©eifte anzuempfehlen. SBetche freubige aber aud;<br />
traurige ©efühle mechfelten mährenb ber heiligen -JJieffe in<br />
meinem Hergen ab. Ridht ohne Rührung fonnte iä) biefe<br />
guten SBitben um midh her fehen, bie bem ©eheimniß mit<br />
ber größten 2lufmerffamfeit folgten; bat foftbare Dpfer mar<br />
am Kalbarienberge auch für fie bargebracht morben; aber menn<br />
iä) baran bachte, baß fie mahrfdheinlich nie bat ©lücf haben<br />
merben, bie mahre Religion fennen gu lernen, biefer ©ebanfe<br />
fdhnitt mir in't Herg. Sobalb ber 3Jießbiener nieberfniete,<br />
traten fie et gleidhfaHt, gemiß bat erfte 3Jlal. (St mar fehr<br />
rithrenb, fie in biefer Stellung gu fehen. $hre nacften Sfrüe<br />
hielten et aber nicht lange auf ber harten @rbe aut, unb fo<br />
fnieten fie ftdh &alb auf bat eine, balb auf bat anbere ßnie,<br />
ober fie lauerten nieber. Rad) ber heiligen SDiefe gab iä)<br />
ihnen einige Silber, bie fie mit ben 2lutbrüdfen ber größten<br />
SDanfbarfeit annahmen.<br />
„SBtr mürben bon ihnen in bie Hütte geführt, unb fogar<br />
in't heilige 9ltyl ber Sobten, mo et fonft nidht Sebent geftattet<br />
ift, eingutreten. ©ie geigten unt Met bit atif bie Sfafye<br />
(Kopfhäute) ihrer geinbe.<br />
„Sie befifeen eine ©antmlung fehr alter Srabitionen, bie<br />
ihre Religion autntadhen. Srei ober bier ber geadhtetften<br />
©reife finb bamit beauftragt, biefelben gu bemahren. Sie<br />
glauben, baß et eine 3eit gab, mo bie ©rbe gang überfchmemntt<br />
mar. (Sin meißgefteibeter ©ott mit einem fteinen Saeig int Schnabel
— 54Ö —<br />
Verfliegen- 2)er meiße ©ott verließ fie bann, naf bem er<br />
i^nen verfftebene Anmeifungett gegeben hatte. SDa« Sanb, ba«<br />
fie entbedten, mar fehr falt unb im Rorben gelegen: ©ie<br />
jogen bann immer fübmärt«, mobet fte mit vielen ©tätnmen<br />
ju fämpfen hatten, bevor fie fif an ben Ufern be« Arfanfa«<br />
nieberlaffeu fonnten. Außer bem £errn be« Seben«, b. h- beut<br />
großen ©eifte, ben fie dl« ben erften unb größten aller ©ötter<br />
anbeten, haben fie nof mehrere anbere ©ötter ntebrigereit<br />
Range«. Befonber« ift ihre Berehruttg gegen ben meißen Abler<br />
fo groß, baß, memt fie im Augenblid be« Aufbrufe« jum<br />
Kriege ober jur ^agb einen Abler um fif fretfen fehen, aHe<br />
ihre glätte vemiftet finb, unb fie fif fogleif jurüdgiehen.<br />
©ie ff einen auf eine Borftetlung ju haben vott einer Sex t,<br />
mo bie SRenff ett anfingen, in verff iebenen ©praf en ju rebeh.<br />
SBenn ber 2Jtai« unb bie -äMoncn reif finb, bringen fie bie<br />
©rftlinge bem Gerrit be« Seben« bar. ©ogar bie Einher<br />
mürben eher junger« fterben, al« prüfte anrühren, bevor<br />
biefe« Opfer gebraft morbett ift, ba« übrigen« mit fo nterf*<br />
mürbigen ©ebräufen verbunben ift, baß man an eine Ber*<br />
binbuttg jmiffen ihnen unb bem Seufel ju glauben geneigt<br />
ift. ©ie ffneiben ben SRai«, bie ^Motten u. f. m. in fletite<br />
©tüde auf einer 3Jtatte, itt ©egenmart mehrerer ©reife au«<br />
beut ©tamme, bte allem ba« Reft haben, biefer ©eremonie<br />
beijumohnen. Samt mirb ein £unb herbeigebraf t unb In'tieine<br />
©tüde jerffnitten, mobet matt meber bie £aut nof bie Äno*<br />
fen megnimmt, unb mifft AHe« untereinanber. Sie ©reife<br />
maf en bamt einige ©erentoniett uttb beginnen ju tanjen, ttnb<br />
fogleif ftärjen einige junge 5Räbfen mie von einem ©fminbel<br />
ergriffen, ober vielmehr mie von einem teuftiffen ©eift ge*<br />
trieben in bie £ütte auf bie Dpfergaben lo«> unb in einem<br />
Augenblid ift AHe« verffmmtben. SDattn ergreifen bie ©Mfe<br />
bie 3Jläbf en unb tauf en fie in ben Arfanfa«ftront, motauf fie<br />
auf einmal ihre frühere Ruhe mieber erlangen, ©ie glauben<br />
an ein. anbere« Seben; naf ihnen; ftirbt ba« gleiff, aber<br />
ber ©eift geht nift. jtt ©runbe; bie ©eele be« guten SBilben
getyt in ein Sanb, mo £irf
542 —<br />
Songreß nicht untergeidfjnet. SDer ©oubertteur bet Serritoriumt<br />
2lrfanfat, bem mir einen Befudh abftatteten, fagte unt, ber<br />
Präfibent motte ben Bertrag nidht annehmen, fonbern bie 2Bil*<br />
ben aufforbern, ihre Bedungen gu bertaffen unb an bie Ufer<br />
bet' rothen puffet gu ben ©abo/t£ gu gehen. Sie SBilbert<br />
merben nur ferner biefen Borfd)tag annehmen, fie haben<br />
mehrere -State erflärt, et fei beffer, menn bie SBeißen, gegen<br />
metdfje bie SBitben immer gut gemefen feien, fie ermftrgten,<br />
alt fie unter fetnbtid^e ©täntme gu fcbid:en, mo ein fixerer<br />
Sob ihrer martet. Unfere 2lbreife betrübte fie. ©ie lieben<br />
bie $rangofeu_ fehr; fie finb fanft unb gebutbig, bie Biet*<br />
meiberei finbet ftdh &et ihnen nidht; ohne Steifet merben fie<br />
ftdh Weht belehren.<br />
„SBir hatten unt borgenonttnen, bem rothen gluß entlang<br />
auf ber ©eite bon SBouachita, bei Babou£=©aint*pierre unb<br />
au berfdhiebeneu Drteit in ber Richtung gegen bie Slttaeapat<br />
hin biete (S^riften gu befudjen; mir mollten bann burdh bie<br />
milben ©hirofbt giehen; bon ba gegen ben ©tamm ber Dfagen,<br />
unb bam bent Sffliffifftyt entlang über ©aint*£ouit gurücf*<br />
lehren, aber ber fflechte 8 u fianb unferer Pferbe, ber fanget<br />
an ©etb unb ein ftarlet lieber, bat mich befiel, gerftörten alle<br />
Pläne; meine kranfheit mar gientlich ernft, fobaß mein Reife*<br />
geführte, ber ein meitig in ber üJlebicin bemanbert ift; für<br />
midh fürdhtete, baß idh fo ot;ne ben Beiftanb etnet prieftert<br />
fterben follte. 9)tan mußte menigftent 10 Sage reifen, um gum<br />
nächften SWifftonär gu gelangen. Sie götttidhe Borfehung fam<br />
mir gu Hilfe; nach einigen Sagen fühlte ich midh ftarl genug,<br />
benSBeg gum ©eminar fortfefeen; jebodh mollte mich bat gieber<br />
itod) einige Sage auf ber Reife begleiten.<br />
„D mein Herr, mie munberbar hat fidh bk Borfehung<br />
gegen unt gegeigt! Sie ©efahren, benen man auf langen<br />
Reifen autgefefet ift, ftnb fehr groß. SRandhrnal ftürgte bat<br />
Pferb unter unt 1 , marf unt gu Bobett ober in't SBaffer, unb<br />
nie ift unt babei ein Unglücf gefdhehen. 9)lanchmal mußten<br />
mir burdh fdhrecfliche SBüfteu giehen, mir irrten auft ©erabe-
- 543 —<br />
mohl innrer, ohne 2Beg, mitten burdh ©chilf, bidjjte SBälber<br />
ober Moraft, unb immer famen mir an einer giinftigeit ©teile<br />
heraus. Bon ber Radht überragt, ferne von ben SBohnungen,<br />
pßte.mir bie ginfterniß feine gurdht ein. D, idh muß gittern,<br />
menn ich einerfeits bie fo auffälligen Bemeife beS ©dhufeeS<br />
©otteS, unb anbrerfeits in mir ben geringen ©ifer betrachte,<br />
feine kemttniß ju oerbreiten!"<br />
®aS ©efühl biefer Berantmortlichfeit hielt bie ©eete beS<br />
MiffionärS immer mach unb bereit, bei anberen baS heraus*<br />
juftttben, maS ihn erbauen fonnte. $um BemeiS führen mir<br />
folgenben Brief an: „SDer liebe ©ott," fo fcbreibt &err Dbin,<br />
„hat uns einen fehr heiligen Sßriefter, einen großen Miffionär<br />
genommen, nämlidh £errn Rerinf^, ber aitS gtanbem ge*<br />
fontmen ift; er mar ber jmeite Mifftonär, ber vor ungefähr<br />
22 Sahnen nadh kentudfy vorbrang. @S ift uitglaublidh, mie<br />
viele Arbeiten er jur Berbreitung beS ©laubenS unternommen<br />
hat. ©r baute menigftenS 12 kirdhen, grünbete 5 klöfter, unb<br />
int 2lugenbltcf, mo ihn ber Sob bahinraffte, befdhäftigte er fidh<br />
mit bem ©ebanfen, eine Slnftalt für Männer ju grünben. 3)ie<br />
grüßte feines ©iferS merben noch lange nadj ihm bleiben;<br />
er mar in allen feinen Sßfltdhten fehr genau, fo piinftlidh in<br />
feinen 2lnbacf)tSübungen, baß ihn nichts bemegen fonnte, bie*<br />
fetben ju untertaffen. fünfmal hat er ben Dcean burdhfchifft<br />
unb faft alle älnftalten befudht; unb tvo% fo vieler Reifen mar<br />
er immer mit ©ott vereint. SBte Diele Rädjte verbrachte eu<br />
in ben SBälbern! ©emöhnlich trug er mit fich ein menig Brob<br />
für fidh felbft, etmaS gutter für fein $ferb, unb machte erft<br />
nadh einem Ritt von 30 Meilen £att. SBenn er bann ein<br />
£auS fanb, bat er um Unterfunft; mar er im SBalbe, fo mar<br />
eS ihm gteidhgittig: katholifen, Sßroteftanteu, Freimaurer, alle<br />
fdhäfcten unb liebten ihn. ©egen Mitte Sutt fam er, um<br />
unfere DrbenSfrauen ju befudhett. D, mie gerne mar ich &ei<br />
ihm! ©r empfahl mir allerlei fromme Hebungen jum Ru|en<br />
ber ©eelen, er theilte mir 2tlleS mit, maS nach feiner ©rfahrung<br />
pr Befehrung ber &ärettfer mtrffam mar, unb befonberS
544 —<br />
fpracty er mit mir oft über bie atterfeligfte Jungfrau Maria.<br />
@r üerließ uns unb ging nach ©ainteßouis, um 12 Heine<br />
SBilbe gu fuctyen, bie ita
545 —<br />
etma« feiner finb, jebof immer fehr bi(f für ein Sanb, mo<br />
bie übermäßig ift ©ie haben menige gafttage außer<br />
ben von ber $irfe vorgeff riebenen, aber ihr Siff ift immer<br />
fe^r einfaf. @« mirb VieHeif t gut fein, baß ©ie ben 3Käbfen,<br />
bie ©ie herff iden, fagen, baß bie gemöhnliffte Rahftmg<br />
ber ©ped ift; mit ber 3eit gemöhnt man fif an biefe Äoft. 55ie<br />
©fmeftern haben eine heiligmäßige Dberin; feit fünf Sahren<br />
ifi fie immer franf. SBährenb ber 2lbmefenheit be«<br />
bigften Biffof« glaubte man fie ffon oft bem Sobe nahe.<br />
3f hatte ba« ©lüd, fie ju fehen unb ihr in biefen für bie<br />
SBettleute fo furftbaren 2lugenbltden beijuftehen. D melf<br />
ein rührenber 2lnbüd! ©in Säf ein ff mebte auf ihren Sippen;<br />
fie füßte voll Siebe ba« touj ihre« ©rlöfer« unb genoß einen<br />
oottfommenen ^rieben, fragte man fie, ob fie etma« brauf e,<br />
bann fagte fie: „©ebet, ein heiliger Sob, ba« tft 2lHe«, ma«<br />
if münff e." •<br />
Rur ju viele Seute begreifen nift, melf* einen Rufeen<br />
biefe verborgenen Dpfer unb biefe innige Bereinigung mit<br />
©ott für bie 2Belt haben; £err Dbin gehörte nift unter ihre<br />
3ahl; er fannte ihren SBerf, unb in biefen geopferten Seben<br />
fah er. eine reif lif e Duelle von ©naben unb Befehrungen<br />
für feine ferne 3Jltffion. SDeßhalb erfufte er auf £erm<br />
©holleton, ©eelen au«finbig ju mafen, bie entff[offen feien,<br />
burf ba« Seiben 3lpoftel ju fein, unb er ff ließt feinen Brief<br />
mit ber folgenben praetiffen ©rmägung: „$f glaube, baß e«<br />
bie franjöfiff en -Dtäbf en am meiften gefoftet hat, fif an bie<br />
bie $ätte unb bie Rahrung ju gemöhnen; übrigen« finb<br />
bie ©fmierigfeiten nift unüberminblif. SBollen ©ie fif,<br />
mein £err, mit biefem äßerfe beffäftigen; menn ©ie Sung*<br />
frauen finben, bie fif er ben Beruf haben, laffen ©ie biefelben<br />
abreifen. ©« märe fehr gut, menn ©ie fif mit mehreren<br />
Slnbaft«= unb Unterrif t«büf em verfähen, unb einige fromme<br />
$Perfonen um Sßaramente für eine Capelle bäten."<br />
ffonalen LX. 36
- 546 —<br />
VIII. ^apifef.<br />
Das £eben in Barrens. — on UTtfftonären,<br />
bes £?erm Boullter unb feiner (Drbensfrauen.<br />
$err Dbin führte immer baS regelmäßige ©eminarleben<br />
von ©ainte^Marie meiter. Sie verriebenen Arbeiten im<br />
Unterricht, feine Sßfltäjten als Mitglieb ber ©ongregation beS<br />
^eiligen Bincenz von 5ßaul nnb einige Miffionen bei ben<br />
SBilben füllten feine Seit ans. @r felbft fdhilbert uns feine<br />
SebenSmeife (Brief an feine ©dhmefter/ 24. 3uti 1825): „Seit<br />
meiner 9lnfunft in Slmerifa mar baS ©eminar immer mein<br />
hauptfädhlidjer Sßohnfife. 3aS<br />
©lütf, baS heilige Meßopfer barjubringen. Sarauf madhen<br />
mir eine ©tunbe Betrachtung; bie anberen Uebungen finb faft<br />
biefelben mie in ben ©eminarien granfreicfjS. Man muß jeben<br />
SlugenblidE bereit fein, ju $ferb ju fteigen, um ben ©ter*<br />
benben beijuftehen. ©obalb man uns ruft, berlaffen mir<br />
fdhnell StHeS, um ihnen ju £itfe ju eilen, unb trofe aller<br />
©orgfalt haben mir oft ben ©dhmerz, fie fterbenb ober tobt<br />
ju finben." Sann fommt er mieber auf bie frommen ©e*<br />
fühle ju fpredhen, von benen mir früher ©rmähmmg traten,<br />
über baS ©lücf nämtidh, auf ber Reife baS aHerheitigfte ©a=<br />
crament bei fidh ju tragen; unb er fügt mieber hinju: „D,<br />
menn iä) nur mährenb biefer foftbaren 3eit midh mit unfereth<br />
£erm unterhatten fönnte, mie idh münfdhe, metdh' eine Duette<br />
' von ©naben fönnte idh in ihm finben! ... @S traf fidh,
547 —<br />
baß ich gange Rädhte bat afferheiligfte ©aerantent auf meinem<br />
Hergen trug; et bergest feine 2Bodhe, mo iä) nidht Traufe gu<br />
befugen ^ätte, oft fornmt et alle Sage oor; Sonnerftag ift<br />
immer für bie 3Jliffion unter ben ^roteftanten beftimmt; einer<br />
unferer ©eminariften, ein junger 2lmertfaner, boll Sugeitb,<br />
©ifer unb Salent, begleitet midh immer, unb gemöhntich pre=<br />
bigt er anä). 2ln biefen Sagen lefe iä) bie ^eiltge SReffe balb<br />
an biefem Drt, balb an einem anberen; ber meitefte Sßoften ift<br />
20 teilen entfernt.<br />
„©in Äathotif überläßt unt bort fein Haut. @m an*<br />
berer Soften liegt 14 leiten meiter. 2ln biefem le<strong>der</strong>en<br />
Drte borgt unt eine gamitie, mo 3)tamt unb grau ni$t ge=<br />
tauft finb, ein ^rnmer; mir ^offen jebodj, baß fie tu ben<br />
©djooß ber Ätrdje eintreten merben. ©te haben unt fchon<br />
besprochen, ihre ^inber gu taufen. 15 Sßerfonen haben bte<br />
Saufe fchon empfangen, unb anbere 15 beretten ftdh auf bte*<br />
fetbe bor.<br />
„Sie ©amftage unb ©onntage finb gang bagu beftimmt,<br />
bte Beichten ber ^atholifen in Barrent gu hören, ©ie tommen<br />
meiftent einmal monatlich! Um bie berfchiebenen Stationen<br />
gu befugen, muß man immer reiten; manchmal lege iä) auf<br />
biefe SBeife 50 9Mlen ohne ©rmübttng gurüdf. ©t ift fehr<br />
fdhmer, fidh in ben SBätbern gurecht gu fittben. SBenn matt<br />
ftdh berirrt, fo ift et bat Befte, bat ^ferb frei gehen gu laffen,<br />
unb ftdh in ber Rächt mie bie SBilben nadh ben ©ternen gu<br />
rieten, bie am anterifanifchen Himmel fehr heit fdhetnen. @t<br />
ift aber nidht fehr angenehm, menn in ben finfteren Rächten<br />
Regen unb ©türm herrfcht. Samt muß man abfteigen unb<br />
taftenb meiter marfd)iren ober fidh an einen Baum lehnen,<br />
©ott macht aber über unt mit foldher ©iite unb fobiel ©org*<br />
falt, baß unt nie ein Ungtücf gugeftoßen ift, mein Sßferb<br />
ftürgte oft, bie Baurngmeige hätten mir jeben Stugenblid bat<br />
Seben nehmen fönnen, oft fanben fidh ©drangen, bon benen<br />
et überall mimntelt, unter ben gäißen meinet erbet, Bären<br />
36*
548 —<br />
flohen vor mir, unb bei allen biefen ©efahren ift mir nift«<br />
geffehen. D, mie fehr foltten mif biefe Bemeife be« gött*<br />
lifen ©fufee« z u unferem £errn hinziehen unb mif an*<br />
treiben, fein Reif auszubreiten!<br />
„Run bin if ffon faft ein Sah* ganz allein mit 3Jion*<br />
feigneur Rofati, um ba« ©eminar zu leiten. 2Bie gliidtif bin<br />
if, mit einem fo guten unb heiligmäßigen Biffof zu leben!<br />
3n Allem ift er ber erfte in ber ©emetnbe. ©eine Rcfrung<br />
ift biefelbe mie bie unfrtge: SBir haben nur einen unb bem<br />
felben Siff. ©r befifct fein ©infontmen, unb auf unfer ©e*<br />
minar ift fehr ärmlif. Sie göttlif e Borfehwtg hat un« bis*<br />
her immer ba« Rothmenbige verff äfft; fie mirb un« nift ver*<br />
laffen; mir müffen auf fie refnen. ©eitbem if in Amerifa<br />
bin, habe if in ber Au«übung meine« prtefterlifen Amte«<br />
erft 10 Shaler erhalten; mir thun Alle« umfonft. Sa« ©e*<br />
minar liefert un« ba« Rofmenbige, Reibung, Rahrung,<br />
SBohnung u. f. m. . . .<br />
„Ser Shell von Souiftana, mo if bin, ff eint für bie<br />
Sufunft günftige Au«fif ten zu bieten. Sie meiften Bemohtter<br />
finb Amerifaner; fie geminnen bie Religion ganz natürlifer<br />
2Beife lieb, menn fie biefelbe fennen lernen, unb al« benfenbe<br />
Neuffen ff ließen fie fif ihr fogleif an. Bergangenen ©onn*<br />
tag tauften mir einen jungen Neuffen von 20 Sahren, beit<br />
©ohn eine« ntefobiftiffen Sßrebiger«. Bon Seit zu Seit haben<br />
mir ba« ©lüd, bte Saufe ©rmaffenen jebeu Atter« zu fyen*<br />
ben. ©o oft mir auf SRiffion gehen, ftnben fif viele £äre*<br />
tifer unb felbft Sßrebiger bei unferen Untermeifungen ein. SJian<br />
muß mit , ihnen lange Unterrebungen hatten, in melfen e«<br />
leift ift, fie zu übermeifeit, ober vielmehr fie zu beffätnen;<br />
aber e« ift ff mer, fie zu geminnen. Sie guten SBtlben um*<br />
ringen un« von allen ©eiten, unb mir miffen nift, mann mir<br />
ihnen ben ©lauben merben prebigen fönnen. ©ie tagern von<br />
Seit ju Seit beim ©eminar unb bringen un« ihr befie« SBitb*<br />
pret, mofür if ihnen Brob unb einige Anbaft«gegenftänbe
549 —<br />
gebe. ty a &e biefe armen SBiiben fetyr lieb, fie finb fo gut<br />
unb banfbar, menn man fie freunblicty betyanbelt. Man muß<br />
oiel für ityre Befetyrung beten." 3n bemfelben Briefe fpridjit<br />
er oon einem SBunber, baS in SRem=2)orf auf bie gürbitte beS<br />
dürften Hotyenlotye gemirft lourbe, unb in ben Sangen ber<br />
Bereinigten Staaten feiner Seit großes 2luffetyen mactyte. Herr<br />
Dbin fommt ntetyrere Male auf baSfetbe jurfidf. ©S ift unbe=<br />
redjjenbar, mie bei biefer ©eiegentyeit ber ÄattyoliciSmuS junatym<br />
in einem Sanbe, mo er bistyer nur eine oeractytete ©eete mar.<br />
3)aS Uebernatürlictye ertyob ficty aus feinem ©cbooße, unb bie<br />
gkoteftanten, meldte in ityrer Äirctye nur ein tobteS ©tyriften*<br />
ttyum otyne Ueberlieferung tyaben, maren 2tugenjeugen eines<br />
SBunberS, mie fie eS aucty in ber 2fyoftetgefctyi
550 —<br />
kranfen gerufen; eS mar ein junger Mann, fehr bem Srunfe<br />
ergeben; alle Sage tranf er eine große Menge von einem ftar*<br />
fen, beraufdhenben Siqueur, ben man in biefem Sanbe berettet;<br />
fein fdfjtedhtes Seben flößte unferen frommen katholifen<br />
Slbfdjeu ein.<br />
„©ineS SageS reifte er mit einem feiner greunbe. Sßlßfc*<br />
lid; fieht er fich von Seufetn ber verfchiebenften ©eftatten<br />
umgeben. 3uerft- ladete er nur. Site fte aber verfudhten,. fein<br />
$Pferb jum gaffe zu bringen, eS zu vermunben unb auf graufame<br />
SÖBeife zu quälen, mürbe er von ©Breden ergriffen unb<br />
begann zu beten. @r ritt bann gegen baS ©eminar ju, in<br />
ber 2lbficht, eine gute Beichte abzulegen, ©eine kräfte ver*<br />
ließen ihn aber, unb er fiel vor ber Shöre eines guten<br />
thotifen hin, ber ihn aufnahm, ©ein erfteS SBort mar, bafc<br />
er SBeihmaffer verlangte. Samt ergriff er ein ©rucifij unb<br />
einen Rofenfranz. SDarauf mürbe idh t
- 551 —<br />
©eifter nur burdh bie Anrufung ber ^eitigften Ramen Sefut,<br />
SDtarta unb SfafaP^ bertreiben fönne/'<br />
feiner großen Klugheit, fidh über einen galt teuf*<br />
lifdher Befeffenheit autjufpredhen, fdheint er fie bodh angu*<br />
nehmen. 3)at S^ugniß biefet fo gurüdljaltenben 3Jliffionärt<br />
bürgt audh füt bie ©emißheit äljnlidher S^atfadhen, meldte bon<br />
ben erften Styoftetn bet ^athoticitmut biefet Satyrhunbertt in<br />
ben Bereinigten ©taaten in ben „Innaten ber Berbreüung<br />
bet ©taubeut" beridhtet merben.
protuns 21Te£tco.<br />
Brief öes f)errn Bruno Jttoarej, Superior bes Seminars<br />
in ITtonterey (ZTCeyico), au t}errn 2t. ^iat, ©enerat*<br />
fuperior.<br />
Staub bes Kaufes unb ber Hnßaltetu<br />
•SRonterei), 10. ®ecember 1894.<br />
Hodhmürbiger Herr unb geehrtefter Bater!<br />
bitte um 3h*en heil, ©egen!<br />
9Bir finb hier für bat ©emiuar unb bie gu biefem Haufe<br />
gehörigen Slnftatten nur fünf priefter unb brei Brüber. 3m<br />
Bergteidfj mit ben jahlretdjen unt anvertrauten SBerfen ift bat<br />
' fehr menig.<br />
2UIet, mat bat große ©eminar betrifft, fogar bie ©in*<br />
theitung ber ©tubien mürbe bem Sirectorium für bie großen<br />
©eminarien entnommen, ©benfo ift et audh mit kern Knaben*<br />
feminar, mit 3lutnahm'e einiger fteinen Beränberungen, meldte<br />
megen ber Bereinigung bet Änabenfeminart mit einem ©olle*<br />
gium nothmenbig gemacht mürben. 2lber bat äBefenttiche, bie<br />
©int^eitung ber Staffen u. f. m. ift beibehalten.<br />
2tußer bem ©eminar haben mir auch eine ©
- 553 —<br />
ift übrigen« nift ffleft, nur baß bem Religionsunterricht<br />
gar fein Sßlafe gegönnt mirb. @« verfteht fif Von felbft, baß<br />
in ben fef« klaffen unferer ©fule bie Religion, ber Kate*<br />
fi«nut«, bie bibliffe ©effifte unb bie gemöhnüfen Semeife<br />
für unfern heiligen ©lauben allen anbem ©tubien vorangehen.<br />
Sie Söglinge unfere« großen ©eminar« finb nur 16, von<br />
benen 10 ba« britte unb vierte Sabr Rheologie, Sogmatif,<br />
SJioral unb Siturgie ftubiren; bie 6 anbem ftubiren Sog*<br />
matif, ^ernteneutif unb Kirf engef fif te. 2Bir motten auf<br />
ba« ©tubium ber Kanjel*ä3erebfamfeit einführen. Sie 3eit<br />
vom Sänner 1895 bi« Dftern mar mit ben feologiffen Siefen<br />
au«gefüttt; außerbem merben bie ©tubirenben ber 3Jloral jmei*<br />
mal vor ben übrigen Theologen prebigeit, bie anberen Zöglinge<br />
nur einmal. Sie Siacone müffen naf ber Anorbnung<br />
be« hofmürbigften ©rjbiffof« breimal ebenfatt« vor ben ©lau*<br />
bigen prebigen, bevor fie ju 5ßrieftern gemeft merben.<br />
Sie Knaben unfere« fleinen ©eminar«, bie nof nift<br />
fehr jahlretf finb, merben in fef« Klaffen eingeteilt, ©ie<br />
ftubiren Satein, ©riefiff, granjöfiff unb ©ngliff, melfe«<br />
lefctere hier befonber« nofmenbig ift; überbie« Religion,<br />
lofophie, ©hemie, SRafematif, ©eograpbie, Ko«mo*<br />
graphie, Siteratur, Rhetorif unb ©effifte, fomohl allgemeine<br />
al« Rationalgeff ifte. ©ie merben ju ihrer 3eit ebenfo mie<br />
bie Sfeologen in ber Stfeologie, bie literariffen Prüfungen<br />
ablegen.<br />
Sn biefem Sanbe haben bie Knaben einen guten ©ha*<br />
rafter. Sh*e Reigung zieht fie vietteift mehr ju phpfiff en<br />
Sßiffenff aften unb jur Siteratur hin, al« ju ben anbern 5Ra*<br />
terien. Sebof gibt e« auf unter ihnen einige, melfe fehr<br />
gute Anlagen für bie abftracten SBiffenffaften befifeen.<br />
Unfere ©fule mirb von fiebenjig Kinbem befuft.<br />
Affe ©amftage naf bem Rofenfranjgebet hält ein SRit*<br />
bruber eine moratiffe Untermeifung vor ben Sulingen be«
554<br />
©eminarS unb ben ©dhulfinbern. Sie fotogen haben eins<br />
mal tu ber SBodhe ©ebetsmieberho-fung unb ßonferenj. Unter<br />
ben ©eminariften unb©d)ütern Befielt ein Berein von Marien*<br />
finbern unb fogar eine 2lrt Bincenjconferena mit eigenen Regelm<br />
Sie Sünglinge, metdfje baju gehören, entziehen fidh einen Sheit<br />
beS ©elbeS, baS ihnen ihre ©Itern ju ehrbaren Unterhaltungen<br />
gegeben haben; fo ga^tt man bie Sßenfioit für einen .Bögling,<br />
man fauft ©
- 555 —<br />
SDaS geft ber munberbaren Mebaitte mürbe burcty ein<br />
feierliches BorbereitungS = Sribuüm begangen, mit Hochamt,<br />
Befper unb 5prebigt. 2lm 27. Slooember gingen Biete gur<br />
tyeiligen ©ommunioit. SD'aS iQoctyamt celebrirte ber 3lbmini*<br />
ftrator ber Siöcefe, ba ber tyochmiirbigfte ©rgbifctyof an biefem<br />
Sage abmefenb mar. SBätyrenb ber tyeiligen Meffe mürbe bie<br />
Sobrebe getyattem $u ber Befper ftrömte eine folche BolfS=<br />
menge,, baß bie Capelle, aucty menn fie größer märe, nicht Sitte<br />
tyätte fäffen fönnen. BefonberS machten fich bemerkbar breityunbert<br />
Marienftnber aus ben tyoctygeflettteftenFamilien. ©ie<br />
maren in meißer ©eibe mit einem blauen ©ürtel gefleibet.<br />
©benfo bemerfte man bie Samen ber ctyriftlichen Siebe oom<br />
tyeiligen Binceng oon Sßaut mit ityren befonbern Slbgeichen;<br />
Sitte trugen brennenbe bergen unb begleiteten bie Sßroceffion<br />
mit bem Slttertyeitigften, melche auf ben SKofenfrang, bie 5ßre=<br />
bigt unb ben ©egen folgte. 9?acty ber ^Sroceffion mürbe baS<br />
Sebeum gefungen, mätyrenb beffen bie Mäbctyen unb bie anbern<br />
^Serfonen ityre Äergen ber unbeflecften Jungfrau barbrachten;<br />
man gätylte bereu 600—650; anbere bractyten ©elb ober anbere<br />
©egenftänbe bar. Sitte, melctye gum geft gefommen maren,<br />
fetyrten mit großer greube nach £aufe gurücf unb fagten, fie<br />
tyätten noch nie ein fo fdjöneS, motylgeorbneteS geft gefetyen.<br />
SDaS Bilb ber munberbaren Mebaitte ftanb in ber Mitte beS<br />
SlltarS unter bem Batbaihin auS blauer ©eibe mit ©ilber<br />
geftidt, eine Slrbeit frommer $ßerfonen unb grucht ber bagu<br />
gefammelten Sllmofen. Ser ©eibenmantel tyatte 15 Qu.~M.<br />
®er Slnblid biefeS tyeiligenBilbeS gog Sitter bergen an. ©inige<br />
Marienftnber fragten, ob bie feligfte Jungfrau im £tmmel<br />
aucty fo fei. ©ie Beretyrung ber feligften Jungfrau tyatguge*<br />
nommen; oiele Sßerfonen bitten um munberbare Mebaitten,<br />
unb um ben frommen SBüufctyen ber ©läubigen gu genügen,<br />
mußten mir eine große Menge in ©ilber prägen laffen. Biele<br />
bitten nocty immer barum. SBir feiern in unferer Capelle nocty<br />
anbere gefte, menn auch nicht fo großartig, unb immer fommen<br />
bie ©täubigen in großer gatyl tyerbet. SBarum finb mir bocty
556 —<br />
nicht in größerer Singahl ba! Unfere SDtttbrüber prebigen<br />
manchmal in ber ©tabt, meil gu menig 2Beltyrtefier ba finb.<br />
SBähreitb ber gaftengeit mürben in öerfdhtebenen Ätrdj)en @£er*<br />
citien in ber $ornt einer 3Jliffion gehalten. 3m ©ommer<br />
fommen 2Belfyriefter, um ©jrercitien gu madhen. Um biefelbe<br />
3eit ^Iten auch bte 3Rarien!inber ihre geifttichen Uebungen.<br />
9Jtit ber Sitte um Shreit heiligen ©egen u. f. m.<br />
Bruno Sllbareg,<br />
i. s. c. m.
propitt3 ^cpublif ^Argentinien,<br />
Brief bes Zfifgr. (Eroujet an f}errn ITWon, ©eneralfecretär<br />
6er (Congregation 6er ZTtiffion.<br />
Pefudj in ben gäufern ber proutnj Republik Argentinien.<br />
Ucbcrfif t über bie mftaiten.<br />
SKariana, 14. JJuli 1895.<br />
£ofmürbiger £err unb theuerfter SRitbruber!<br />
Sie ©nabe unfere« £errn fei aliegeit mit un«!<br />
Bor einigen fahren bauten mir in ©aganeiti (Abpffinien)<br />
eine hetrtife Kirfe. Um bie Arbeiten in ©ang gu erhalten<br />
unb bie Koften gu beftreiten, hatte ber Häuptling be« Sanbe«<br />
ber fafotiffen Bahata folgenben Befftuß gefaßt: „Seber<br />
$rembe, ber bie ©tabt betritt, muß einen ©tein auf ben Bau*<br />
plafe bringen." ©in Seber tbat feine ©fulbigfeit; Männer,<br />
grauen, Kinber gahtten ihren Sribut.<br />
Auf if metnerfeit« miH S^men meinen Bauftein bringen,<br />
©r ift gmar nift groß, aber er fommt oon meit her.<br />
@« ift ftar, baß if 3fnen Biete« gu ergähten hätte, e«<br />
ift auf fif er, baß oiete Shatfafen ©rbaitung unb Sntereffe<br />
erregen mürben, aber finben ©ie nur eine Seit gum ©f reiben<br />
mährenb biefer ununterbrofenen Reife, mo bie eine Arbeit<br />
anfängt, beöor bie frühere ooHenbet ift. Auf 172 Sage ber<br />
Abmefenheit fommen 70 Reifetage. ©« ift mie ba« Seben auf
558 —<br />
bem 3)antyffchtff, menn auch ber SDampfer nur burch ein be*<br />
fdheibenet 3Kaulthter erfefet ift! D, mie gemimtt man bie<br />
©ongregation immer mehr lieb, je tiefer man in ihr leben*<br />
biget Sßirfen einbringt! SBie fül;lt man fidh glücflich, ein<br />
$inb bet heiligen Bineeng gu fein, menn man fehen unb er*<br />
fahren fann, mie biet ©utet ber tiebe ©ott burch unfere<br />
beiben Emilien gu thun fidh toürbigt.<br />
aßqhrhaft, et märe ein Berbrecheu, ben 9Jlutb gu ber*<br />
tieren, fich beim Slnbtidf ber fteinen ber menfdhtidhen ©djjmädhe<br />
anhängenben Slrmfeligfeiteu nieberfdhtagen gu laffen. 2Banbeln<br />
mir gerabaut in alter Sreue, unb menn mir fchon alt einzelne<br />
Sßerfonen nidht biet nüfee finb, menn mir unt aber alt Blätter<br />
unb Steige bet großen Baumet betrachten, fo berieft ber<br />
liebe ©ptt unferrn guten SBillen immer einige grudhtbarfeit.<br />
3dh mödhte burdh biefen Brief ein ftffenttidhet3eugniß<br />
geben, allen Senen, bie einet guten Sßitfent finb, allen ben<br />
opfermiHtgen SJtitgliebern, bie idh bemunbern fonnte, in bereu<br />
©egenmart idh widh bekämt fühlte, bie für midh eine beftän*<br />
bige ©etegenheit maren, bem götttidhen 9Mfter taufeubmat<br />
Sauf gu fagen; jener bereite 3Jtitbruber hatte Redht gu fdhrei*<br />
ben, baß mir in unfern beiben gamitien alle jene frönen unb<br />
anregenben Betfpiele ftnben, jene Beiftriele bon Sugenb unb<br />
©roßmuth, bie mir eher anbertmo alt bei unt felbft gu be*<br />
muttbern geneigt finb. ©ie finb ba, aber mir müffen Singen .<br />
haben, um fie gu fehen, einen Berftanb, um fie gu. begreifen,<br />
Äraft, ihnen gu folgen, ein großmiithiget £erg, um unt<br />
bariiber gu freuen, unb alle ©hre auf $enen gu begiehen, bon<br />
bem iebe gute ©abe fommt. @t fcheint mir, baß mir nur<br />
bat ©ine im Sluge behatten müßten: bat ©ute burch unfere<br />
SBerfe für ©ott gu thun, aber mohlgemerft, ohne unt burch<br />
einen fdhtechtgearteten ©goitmut abgufdhtießen. Slber mie idh<br />
mich berloren habe! $eboch ift et nidht gu ftaunen, mie. follte<br />
ich midh bon ^arit nadh Brafitien, bur
559 —<br />
•Jiachrictyten, unb i
560<br />
menn einmal ba« SBerf im (Sange, ber Antrieb gegeben ift,<br />
mie ein Stüdfflag auf au« biefen Bereinigungen ein er*<br />
muthigenber Antrieb au«geht, unb bann fann man ba« SBort<br />
begreifen, ba« if fo oft habe fagen hören: ,,©fideit©ie un«<br />
bof ein jahlreif e« Sßerfonal; helfen ©ie un«, mir haben nof<br />
Siefe« unb Sene«, aber bie armen ©fmeftern finb,ffon gang<br />
überlaben, fie fönnen ihrer Arbeit nift mehr genügen, mir<br />
oetlaffen un« auf Sie, um £ilfe gu befom^men."<br />
„Aber, geehrte grau... aber mein gräuletn!" — „Kein<br />
«aber»; menn man außerorbentlif er Bifitator ift, fo fann ba«<br />
nur be«megen fein, um Arbeiter borfin gu ffiden, mo fie<br />
fehlen!"<br />
2Ba« hätten ©ie an meiner ©teile gemaft? . .. Shun ©ie<br />
e« nun. 3f mußte nift, mohin if ben Kopf menben foHte.<br />
©o ging e« in Bueuo«*Aire« mit ben SKitgliebern ber<br />
Bincengconfereng, mit ben SDamen Dom heiligen Binceng, mit<br />
ben aJiarienfinbern! D biefe -Dlarienfinber, ffredlifer nof<br />
al« aHe anbem; if hatte bie größte 3Wife ber SBelt, mif<br />
burf Berufungen herau«gugiehen! Aber biefe« Berfprefen?<br />
Berfolgen mir ba« nift meiter.... ©ie begreifen e«, mie<br />
peinlif e« unferen SKitbrübern unb ©fmeftern gu SKufe fein<br />
muß, bei einem fo lebenbigen Aufff mung ...<br />
3f fehe nof, mie ber hofmürbige £err Bifitator in<br />
feinem geräumigen £aufe geigte: ®a« innere ©eminar, bie<br />
©tubenten, bie apoftoliff e ©fule, ba« ©ollegium, bie Armen*<br />
ffule mit ihren oierhunbert Kinbem, bie Kirfe, b,ie oiergehn<br />
Käufer ber ©fmeftern mit ihren Saufenben oon Söglingen,<br />
unb mie er bann einen fo traurigen Rüdbltd auf bie menigen<br />
Sßerfonen mafte, über bie er oerfügt.<br />
3f fehe nof, mie bte gute ©fmefter Soui« mit mir<br />
fyrif t Oon Anftalten, 9Baifenhäufern, §ofpitälem, Afplen, mie<br />
fie mir bie ©fmeftern geigt, bie für mehrere Aemter gugteif<br />
genügen müffen, unb mie fie mir bann fagt: „2Ba« thun?"
- 561<br />
©ine gute barmherzige ©dhmefter fanb bie regten SBortc:<br />
„D Monfeigneur, ©ie hätten ein einfadheS Mittel, ben Befuch<br />
in 24 ©tunben ju beenbigen! ©ie hätten ba^u bloß eine<br />
jahtreidhe karamane bon Miffionären unb barmherzigen ©dhme*<br />
ftern mitnehmen fetten, unb Stiles märe in Drbnung gemefen."<br />
SDiefetben Bemerfungen, biefelben fragen überall.<br />
Sn Slffomption fpradj fidh Mfgr. Sogar in, ein 3ögling<br />
unferer Mitbrüber, nodh ganz jung, aber ooll Talent unb<br />
©ifer, fehr lobenb über feine früheren SDirectoren unb über<br />
&errn Montagne aus, melier ber SDiöcefe einen fo auSgejeid^<br />
neten ©teruS gegeben hat.<br />
3dh mußte bem SBunfdhe, ben mir ber hod&mft. Bifchof<br />
auSbrüdfte, entsprechen nnb eine Miffion grünben unb fo ju<br />
ben fdhon beftehenben fruchtbaren SBerfen ber jmei Seminare<br />
nodh ein britteS hinzufügen.<br />
SDer SBatlfahrtSort bon Unferer lieben $rap bon Sujan<br />
bietet ebenfalls einen großartigen 2lnbti
562<br />
entfernt, unb megen einer herrfdhenben kranfheit mußten mir<br />
na^ einer Slrt bon Quarantäne gehn Sage auf ber $nfel<br />
gloret in einem Sagareth gubrittgen. $dh fage Shnen gleidf),<br />
baß biefe Snfet nidhtt poetifdhet $at alt ben Ramen. ©t<br />
fdfjeint, baß mir bie Sklera Ratten, unb idh hatte nidht bie<br />
geringfte Ahnung babon. ^dh Verlängerte meinen Aufenthalt<br />
in 33uenot*3liret um einige Sage, unb bat Genügte man, um<br />
mir bie Seitung ber ©jergitien gu übertragen.<br />
©üblich fam ber gute fem ©eorge, ©uperior unferet<br />
Häufet in ber Union, trofe peft unb ©hotera, midh abgubolen.<br />
©eine Reife brachte mir ©lücf. $aunt hatte er ben 33oben<br />
Slrgentinient betreten, fo erflärte ein Secret alle Häfen ber<br />
öfttidhen Repubtif für geöffnet.<br />
SBir nahmen auf bem fteinen Satmpfer Dt^mpe piafe,<br />
unb biergig ©tunben mußten mir SBinbftoß auf SBinbftoß aut*<br />
halten. Biergig ©tunben gu einer Ueberfahrt, moftir gemöhn*<br />
lidh eine Ra$t genügt! 2lHet gerieth in'« Sangen, bit gum<br />
Ißiano, meldet bon einem ©übe bet ©peifefaalet bit gum<br />
anbern allein umherfipagierte.<br />
Unfere 3Jtitbrüber befinben fidh in 9ttontebibeo in eitler<br />
gang autnahmtmetfen Sage. Sllt Pfarrer, SRiffionäre, ©eel*<br />
forger mußten fie fidh bit Sldhtung unb bat Vertrauen bet<br />
hodhmürbigften Bifdhoft, ber ©eiftlidhfeit unb bet Botfet gu<br />
Derbienen. Unfere guten ©dhmeftern finb bon Stilen geliebt<br />
nnb geadfjtet, unb genießen einen großen ©tnfluß, ben fie be*<br />
fonbert ihren Sirbetten berbanfem Slm 19. ^uli foff bie @r*<br />
Öffnung bet fchönen Pfarrhaufet ftattfinben, bat mir gang ber<br />
$reigebigfett einer gamitie berbanfen, bereu Rame in gotbenen<br />
33udhftaben in unferen Hergen eingetrieben bleiben mtrb.<br />
Siefe SBohlthäter thun bat ©ute in großem 9Jiaßftabe,<br />
ohne ©ucht gu glängen, mit einer He^entgüte unb ©infatt,<br />
mie fie ber erften 3eiten ber Kirche miirbig märe. 3jnt Beft|<br />
einet unermeßtidhen Bermögent bertheilen fie auch ftaunent*<br />
merthe Summen unb ihre linfe Hanb fdheint nidht gu miffen,
- 563 —<br />
ioaS bie redjte gegeben tyat. 3ty* 9tome ift mie gleieäjbebeu*<br />
tenb mit 9Botylttyätigfeit, unb bie göttlietye Borfetyung tyate£<br />
gefügt, baß biefe SBotytttyätigfeit fiety gum großen Styeil auf<br />
unfere Mitbrüber unb ©etymeftem erftredt. Mit greuben tyabe<br />
i
- 564 —<br />
fflefte«, unb bie Söfter ber herborragenbften gamilien über^<br />
geugen fif felbft, ob biefe Slnftalten in gutem Buftanbe finb.<br />
®ie feligfte Jungfrau muß mit biefen guten Sölaubänbem jufrieben<br />
fein.<br />
©o ffmer e« mir mar gu lauben, fo ffmer mar auf<br />
bie Abreife. SDrei 2Bof en mußte if auf ein ©f iff marten,<br />
benn auf. ba Ratten mir bie Sklera, unb Srafilien erlaubte<br />
un« nift, ben SBoben ber Republtf gu betreten, bevor mir<br />
un« nift eine SBofe lang be«inficirt Ratten.<br />
©nblif am 23. 3Wai fonnte if mif mit bem guten<br />
£errn ©eorge etnffiffen, ber mif gu meiner großen greube<br />
begleiten mollte. 3f Mn alfo in SBrafilien.<br />
3f empfehle mif 3$ren ©ebeten unb oerbleibe u. f. m.<br />
f g. ©rouget, C. M.
Peru.<br />
Brief 6es ZTEiffionspriefters f}errn Duhamel an E)errn<br />
2t. ^iat, ©eneralfuperior.<br />
2lrequt}>a, 1. Styrit 1895.<br />
- 566<br />
' ber traurigen blutigen ©reigniffe, bereu ©fauplafe.<br />
Arequipa mar, haben mir bie apoftoliff e ©fule nift ge*<br />
ffloffen. SBenn bie ©fule* geffloffen mürbe, mar e« häuften«<br />
für viergehu Sage. SBeit entfernt, abzunehmen, nimmt<br />
bie $ahl ber Söglinge, befonber« naf bem mir ein neue« Socal<br />
gemietet haben, immer gu.<br />
Stußer 12 Theologen unb 50 ©f iitern in ber 33orbereitung«ffute,<br />
haben mir nof 95 3&glinge in ber Sateinclaffe;.<br />
mehr fönnen mir au« fanget an Raum nift aufnehmen.<br />
SRit einer fotfen ^pflangffule fönnen mir koffert, ein gahlreif<br />
befefete« große« ©eminar gu haben, morau« gute 5ßrie*<br />
fter unb eifrige SRiffionäre hervorgehen merben. Aber mie<br />
viele Arbeit fam biefe« $ahr megen ber unvorhergefehenert<br />
Umftänbe, in benen mir un« befinben, bagu! 3m versoffenen<br />
3ahre begannen mir bie Sateinclaffen regelmäßig einguriften,<br />
bie bi«her ben älteften Möglingen be« ©ollegium« anvertraut<br />
maren. $err ©uiHen, @n«ler unb Runej hatten jeber eine<br />
Sateinclaffe übernommen, man erhoffte fif bie glücflifften<br />
©rfolge; aber ber Srang ber Umftänbe gmang un«, bie 3Ö0-'<br />
linge mieber al« Sßroffcfforen gu benign. Ser arme ©err<br />
Runeg mürbe ffmer frattf. Um £erw ©leniffon einige ©rleifterung<br />
gu verff äffen, glaubten mir, £err ©«cobar, merbe<br />
fm helfen fönnen burf bie Uebernahme einiger Rebenfäf er<br />
im großen ©eminar. Anbererfeit« mar einer von un« noth 5<br />
menbig gur Aufftft über bie fleinen Sßenfionäre be« Borbe*<br />
reitung«curfe«; £err ©leniffon übernahm mit greuben bie<br />
Auffift über biefe Keinen 3öglinge, ma« ihn aber heberte,<br />
aHe ©fulfhmben in ber Sateinclaffe gu halten. Auf biefe<br />
2Beife bin if faft allein mit ben fortgeffrittenften ©fülern<br />
für ben Unterrift ber 95 Sateinffüler ba. gmei unferer<br />
älteften Söglinge, melfe aHe ©tubien voßenbet haben, unb<br />
von benen einer ^riefter ift, fahen glüdlif er Sßeife bie Roth<br />
be« ©ollegium«, unb boten fif für biefe« 3ah* an, un« gu<br />
helfen; ber eine trägt Sßhitofophie vor, ber anbere bie höheren<br />
SBiffenffaften.
- 567 —<br />
©ie fönneu baraut erfe^eit, mein hochgeehrter Bater, mit<br />
melier Ungebulb mir auf bie Rüdffehr unferer gmei theureu<br />
Peruaner aut bem -Dtutterhaufe martett. @t märe mirflich<br />
SoHfühuheit unb Unftugheit gemefen, unferer Stnftalt eine<br />
fotche 3lutbehnung gu gehen, menn mir nidht auf bie Hilfe<br />
biefer gmei jungen SRitbrüber geregnet hätten, bereu ©ifer<br />
bagu beitragen mirb, bie grömmigfeit unb Regeltreue in<br />
unferem £aufe, unb gu gleicher 3eit ben ©rfolg unferer 2lr*<br />
beiten gu fiebern unb gu beförbern.<br />
2Bir fönnen nidht genug bie gärtlidhe ©orgfatt ber gött*<br />
liehen Borfehung für unfere apoftolifdhe ©dhule bemunbew.<br />
gn bem SRafce alt bie 3tnftatt mädhft unb bie Slutgaben ftei*<br />
gen, mehren fich auch bie ©innahmen. Sßir müffen jefct für<br />
ben Unterhalt bet ©ollegiumt fammt ber Äofi für bie Sheo*<br />
logen, monatlich 800 granlen au^hm; unb leidht bringen<br />
mir biefe ©umme gufammen aut ben 3ahlnngen unferer 3ög s<br />
linge unb aut ben 2ltmofen einiger grofmtiithiger perfonen.<br />
2Bir finb auch im ©taube, manche aufterorbenttiche Slutgaben<br />
gu bestreiten; fo merben mir in einigen Sßochen bie nötige<br />
©umme nach Parit fdhicfen, bamit unfere gmei Peruaner mie*<br />
ber gurüdffehren fönnen. @t ift mohl mahr, bafj mir fiparfam<br />
leben, menn unt auch bat unumgängluh Rothmenbige nicht<br />
abgeht.<br />
Helfen ©ie unt, mein hodhgeehcter Bater, ber göttlichen<br />
Borfehung für biefe befonbere gürforge banfen; u. f. m.<br />
H- ®uhamet, i. s. c. m.<br />
jugefdjrieben ber fiirbitte bts feit gen Soljatines ©abriel perbogre.<br />
Sffir erhatten folgenben Brief:<br />
8. Sunt 1895.<br />
SRein h^dhmürbiger Bater!<br />
Boriget Sahr um biefelbe 3eit h a &e t
568 —<br />
meines ©ohneS erlangte, ben bte 2lerjte fdhon aufgegeben<br />
Ratten.<br />
fdhidfe Sh^en alfo 20 graulen, bamit ©ie bafür ein<br />
ex-voto anf^affen, mit ber folgenben Snfdhrift:<br />
5Dan! bem feiigen Sßerbotyre. — gür eine Teilung. — ftuni1895.<br />
©enehtnigen ©ie, mein ho^toürbiger Bater, bie Ber*<br />
fidherung meiner $odhadhtung. —<br />
31. B.<br />
Br. (granfreidj.) ©rtangte ©naben: Öpfergabe für bie<br />
3Kifftonen. Brief oom 5. 3funi 1895.<br />
StuS mehreren ©täbten berietet man uns über merfmür*<br />
btge gute ©rfotge bei Prüfungen, jugefdhrieben bem fetigen<br />
^erbotyre, ber ju biefem gmecfe angerufen mürbe.<br />
Marek (Storb).<br />
Metropolis (Brafitien) u. f. m.<br />
Knaben,<br />
jugefdjrtebeit bem St. Pinren}=i0afler.<br />
©uatemala. — Leitung ber barmherzigen ©djmefter<br />
gaudheauj; bon einem. t^^öfen $ieber. — Brief oom<br />
25. gult 1895.<br />
£fcheng*ting=fou (fö^itxa). — Aufhören einer an*<br />
ftedfenben 2lugenfranfheit. — Brief ber barmherzigen ©dhme*<br />
fter ©uertain, 11. Suni 1895.<br />
Qttabe,<br />
{ugefdjrteben ber nmnberbaren Pebaille.<br />
3n £uirantba im ©taate Midhoacan (Mexico) mürbe<br />
baS Mäbdhen etp^ine ©armona, menige £age oor ihrer<br />
2tufnahme in ben Bereut ber Marienfinber, bon einer ferneren<br />
Äranfheit befallen, unb trofe aller £itfSmiteI ber ßunft nahte<br />
mit rafdhen ©dbritten ber £ob. ®er SDirector unb ber Sftath<br />
beS BereineS entfdjjloffen fidh, fie fobatb als mögltdh in ben
569<br />
Berein aufgunetymeu unb bic feierliche ©eremonie auf fpäter<br />
gu oerffiebern Unb, o 2Bunber, faum ftntrbebie Mebaitte<br />
ber Uranien umgetyängt, fo erlangte fie fogleiety bie ©efunb*<br />
tyeit mieber, gum großen Staunen unb gur Bemunberung ber<br />
gatylreietyen Anmefenben unb ber Soctoren, meletye bie Traufe<br />
betyanbelt tyatten, unb nictyt umtyin fonnten, taut gu erftären,<br />
„menfetyli
Infjaltsperjeidjmg,<br />
Sie Sfanalen<br />
Seite<br />
184<br />
Sic gfeftfidjfetten au ©f)rert ber rounber&aren 2KebaiHe . . 3<br />
Vorbereitung 4<br />
Iiivita sacro ©r. ©mirteng be3 (Sarbinaloicarg in 9tom . . 4<br />
gfeftlidjfeiten in SHutterljau« ber 3ttiffton«priefter . . 8<br />
äRutterfjauö ber Barmherzigen ©fweftern 9<br />
§omilie ©r. ©minenj beö ßarbinal« Sftdjarb, ©tg&ifcfyof von ^ßari« 16<br />
geftlidfjfeüen in ben Siöcefen granfreidjö . . . . 25, 135<br />
3n Defterreidj 51<br />
3n Belgien (Styeus) .137<br />
3n ©panien 144<br />
3n gtalien 145<br />
- 3n Portugal .157<br />
3n $olen . . . . . . . . . .157<br />
8n 2Ifien . . . . . . . . . .158<br />
3n Slfrifa . 160<br />
3n 9lorb=2lmerifa .161<br />
Sit
571 —<br />
«Seite<br />
Sie efjrto. Soutfe be 9JtoriHac. beeret betreffenb bie (Einleitung<br />
ihre3 ©eligfprechung§proceffe3 439<br />
Sörief ©r. ©tninenj be§ (Sarbinatö 2lloifis2)tafella über biefeä<br />
Secret 442<br />
2lnfprad)e be3 (SeneralfuperiorS §errtt 21. giat über biefeS Secret,<br />
gehalten Bei bem feierlichen ©egen in $ari3 . . . 444<br />
Hirtenbrief be§ 3ttfgr. ©abriere, $8ifd)of3 t>on Montpellier, 'über<br />
biefeä Secret 447<br />
Äurjer Slbrtfc be§ Sebent ber ehrwürbigen Souife be 9Jtarillac . 450<br />
Sie tyauptfäd&tichftenüber fie oerfaßten Sßerfe . . . . 461<br />
^ortiuncuta*2tblafc in ben Capellen ber bartn^erjigen ©dpeftern 275<br />
§uxopa.<br />
Sßariä. Slnfprache ©r. ©minenj be§ (Sarbinalg Söourret am gefte<br />
beS fei. ®abr. sperbogre, 7. STCooember 1894 . . 66<br />
— Sefuch ber SBaßfahrer auö Sllbi bei ben Reliquien be§ fyxl<br />
Sincenj tum ^aul 70<br />
— £ribuum für bie ©Epebition nach 3Jtobaga3far . . . 277<br />
—- Teilung, gugef^rieben bem ^eiligen Tineenj t)on $aul, bei<br />
feinem SReliquienfdjrein, 22. 2lpril 1894 . . . . 288<br />
Bericht über Seo lörancourt, (Slerifer ber 3Jliffton (f 20.2Ipril 1864) 298<br />
31. ©.<br />
s Ji. yiaä) einer erhaltenen Auszeichnung. 33rief ber<br />
©chwefter 9t. % . . . . • 464<br />
(£ hol et. SBunberbarer ©dju^, jugefchrieben ber wunberbaren .<br />
3ttebaiHe 293<br />
(Srenoble. Eröffnung beö neuen §aufeö ber barmherzigen<br />
©chweftern 287<br />
Hajebroucf. Heilung ber ©chwefter Secoopman, jugefchrieben<br />
ber gürbitte ber ehnt). Soutfe be 3flariHac . . . . 288<br />
Sa £eppe. £ob be§ Herrn S6on ^acob (22. gebruar 1894) . 294<br />
•JRontsbesaftarfan. ©nabe, jugefchrieben ber wunberbaren<br />
attebaille. ©chwefter $etit 74<br />
Semaine röligieuse d'Aix 191<br />
iprimecombe. ©sercitien. S. Sillieg . . . . 72<br />
©aints©ert)an. @Eercitien für bie ©eeleute . . . . 189
— 572 —<br />
©efterretd?.<br />
«Seite<br />
Güli. SöeridjtüBer*ben$ob beS3acoB £ort>at(f 9.TOrj 1891)<br />
SDtocur . 76<br />
573<br />
Jlfieti.<br />
(Ojina.<br />
©eite<br />
SBicariat Defütcheö $iang*fi.<br />
ÄioU'^o«. $eimfud&ungen. tarnet 495<br />
g)ao*td&eousgou. 2lnfunft ber Barmherzigen ©d&roeftern. §err<br />
©auoerd&ain 496<br />
Allgemeiner UeBerBIicf über bie Miffionen. SöettemBourg . 366<br />
SSicariat £fd)e*®iang.<br />
ÄranfenBefudfi) in ber ©Bene ©chmefter 9t. • 87<br />
SBicariat 9lörblidf)e3<br />
SDie fransöfifdfje Miffton in ^efing . , . . . . . 213<br />
^ef'ing. ßrieg mit Sapan. 2llph. parier . . . 84, 217<br />
©d&roefter Sauriaä 219, 362<br />
£ten*tfin. 3)er ßrieg unb bte SSermunbeten. ©d)n>. (Suertain 364<br />
perfien,<br />
Allgemeiner UeBerBIid üBer bie Slnftalten ber Miffionäre unb ber<br />
Barmherzigen ©chmeftern. SöettemBourg . . . . 498<br />
Syrien.<br />
SCtfgemeiner UeBerBIicf üBer bie Slnftalten ber Miffionäre unb ber<br />
Barmherzigen ©d&roeftern. SettemBourg . . . . 378<br />
21IB&3. geft ber nmnberB. Mebaitte; bie Slnftalten. (Stement 221<br />
Afrika.<br />
StütfBttcf auf bie Miffton in SÄB^ffinten 223<br />
Jl ni e x i ft a.<br />
£lorbamerifa.<br />
bereinigte ©taaten.<br />
SeBen beö gelis be 3lnbrei§ (gortfefcung unb ©cftfufj) . 93, 233<br />
SeBen be§ Mfgr. Sodann Maria Dbin, ©rjBifd&of won -Heu*<br />
Drltoi». 21BB6 Song .399<br />
©mmittöBurg. SBefudE) be§ D'ßattaghan in ber ^rooinj . 92<br />
©aint?Soui§ (Miffouri). ©röffmmg beö neuen ©ofpttatö für<br />
Srrftnntge (ben Barmherzigen ©chmeftern anvertraut) . . 504
574 —<br />
Sftontereg. ©tattb beä ©onctliarfeminar« unb ber anbern 2ln*<br />
ftalten. S3runo Slfoareg . . . . . . . 552<br />
£entralamerifa.<br />
Simon ((Sofia Sftica). ©taub ber Söerfe. ßrautnrig . . 272.<br />
Sübamerifa.<br />
33erid£)t üBer ben Sefudj be« SÄfgr. ©rouget. SWgemeiner Serid^t<br />
über bie SBerfe in ber argentinifd&en SftepuBlif: ^ßaraguag u. f. ro. 557<br />
Sßaraguag.<br />
3lf fomption; föeife;bie äßerfe. Selpecf) . . . . 431<br />
^ßeru.<br />
Sirna. Mrgerfrieg; ©inselljetten. ©d|)n). ©aftagnet . . . 424<br />
— ©djto. ?ßerrot 426<br />
— SDttoielle 428<br />
3lrequipa. 58ürgerfrieg; bie Sßerfe ber 3)liffionäre. Sufyamel 565<br />
SftepuBlif Sirgentinten,<br />
©an 3uan be ©u^o. ©rbBeBen. ®edP . . . . 121<br />
Saö SBerf oon ber ftobeSangft ©grifft. 33reoe Seo 1 « XIIL . 129<br />
Knaben, jugeft^rieBen ber giirBitte be§ feiigen goljanne« Gabriel<br />
«PerBo^re 123, 273, 569<br />
— jugeftrieben bem ©t. SSincengmaffer 568<br />
~ jugefdEjrieBen ber tounberBaren SKebaiHe . . . . 568<br />
Bibliographie.<br />
Sa« SeBen unb bie ©dEjriften be« tyeil.SUncenj oon $aul . . 188<br />
SeBenäBefd&reiBungen oott 2Jttffionären . . . . . 185<br />
Sie Ijauptjäd&licijften Sßerfe, oerfajt üBer bie e^rtoürbige Souife<br />
be 3)lariÄac 461<br />
§anbBud^ &um ©eBraucfye in ben ©eminarien ber ©ongregation<br />
ber 9Jliffion 465