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Congreptioit der MiSSio« - Lazaristen

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A n n a C e n<br />

<strong>der</strong><br />

<strong>Congreptioit</strong> <strong>der</strong> <strong>MiSSio«</strong><br />

o<strong>der</strong><br />

Sammlung erOaufidjer Briefe<br />

<strong>der</strong><br />

Pricftcr dieSer Congregation und <strong>der</strong> barmherzigen<br />

Scfyweftern.<br />

Eifcheiitt jedes Vierteljahr,<br />

^aud LX. — 3al)r 1895.<br />

Perla^ <strong>der</strong> £ou$rc Ration <strong>der</strong> Zlliffton.<br />

1895.


Üm $t)l btx wmbttbaxtn<br />

xm 3afyre ^894.<br />

PrtmtiU<br />

neue gcfi ^at in ber ganjeit SBelt bie 2)anfbarfeit<br />

unb bie Siebe, bie f$on feit me^r als 60 S^ren in<br />

ben $erjen fetmten, ^u neuem ßeben ertoedt. SBirb bie £trd)e<br />

eiltet SageS bie ©rfdjeinung bur$ iljren red^t^fräftigen 3Iu3=<br />

1>rudt) betätigen? So fragte man fidj.* ®ie fanonif^e Unter?<br />

fudjung t>om 3iefie<br />

aud) auf ber ÜöJebattte bargeftettt iji ©ine grünblidje unb genaue<br />

llnterfudjung tourbefogleidj in 5Rom eingeleitet unb SDanf<br />

biefer neuen ©rfc^eimmg, meld;e nur eine SBieberljotimg unb<br />

SSefräftigung ber ©rfcfyeinung t>on 1830 getoefen mar, unb auf<br />

bie fi


— 4 —<br />

®te ©r]$eimmg loar eine SBo^ltljat für alle ©Triften<br />

unb be^alb briitft aud) bie ßlircfje ben SBBurtfd^ au3, e$ mödjten<br />

aud) Sitte ifyre SDcmf&arfeit unb greube über biefeS ^immtifd)e<br />

@efa3 bezeugen bie ganj<br />

auffattenben SBorte im liturgifdjen Officium, bie, toie 2ltte e3<br />

f>emerft ^aben, einer bringeitbcn ©inlabung gleidjfommen:<br />

.„Siefen Officium toirballen SDiöcefen unb atten Drben^obern<br />

§t\üäf)rt, bie barum anfügen tperben." J )<br />

I.<br />

Porbereitimcj-<br />

SBon allen ©eiten Würben föiraufgeforbert, ba3 djriftlieife führen mir bie ©inlabung (Invito sacro) an,<br />

tDomit ©e. ©minenj ber ^arbinal Sßaroccfyi, SSicar ©einer<br />

^eiligfeit in ber ©tabt 9iom, ficfy an bie ©laubigen ber ge*<br />

nannten ©tabt toenbet.<br />

„ßucibuS 9ttaria Harbinal $parocd)i, buron ber munberbaren<br />

•öiebaille. ©ie ift unter eudj fd)on Mannt geworben bur$<br />

bie tounberbare33efel)rung beS 2ll^on£ 9tattebonne, bie im<br />

Sa^re 1842 in ber Äirdjc Sant Andrea delle Fratte ftatt-<br />

*) £)ie £>iöcefe SßariS f>at fdjon bie ©rlau&niß erhalten, ba3 geft ber<br />

tounberöaren -äftebaiHe am 27. Stoember ju begeben. 3« ber Semaine<br />

religieuse de Cambrai es» in ber -Kummer t>om 22. 3)e&. 1894:<br />

,,£>urcf) ba§ Slefcript x>om 23. 1894 fjat ber f)l. SBater ber Siöcefe<br />

(Sambrai geftattet, ba§ geft ber nmnberbaren 9ftebatlle am 27. -Koüember<br />

ju Begeben uttb ba§ geft be3 §1. 58efenner3 2)ibacit§ auf bett 29. bes=<br />

fetben Sftonateö gu »erlegen."


fanb, unb mt> man uod) jebe£ Sa^r ba3 ©ebädjtnife an biefe<br />

Sfyatfadje feierlich begebt<br />

„Diefe fo freubenreidje unb munberbare ©rfdjeinung ber<br />

unbefleäten Jungfrau, beren $eier Seine Jßeiligfeit Seo XHL<br />

biefe^ $aljr jum erften Staate erlaubt $at, trug alle SWerfmale.<br />

eine£ übernatürlichen UrfarungeS an ftd) unb üerfiinbete ber<br />

Äird^e. eine Seit, mo tyv ©lan^ unb tljre SBirffantfett ebenfo<br />

grofj fein follte, mie bie Verfolgungen, bie fie oljme Unterlaß<br />

ausfielen muffte.<br />

„Die ©rfd)einung, ber bie bemütl)ige ©eminarfdjmefter<br />

im Futterraufe ber barmfyerjtgen ©$meftern in $pari3 im<br />

$al)re 1830 gemürbigt mürbe, fte^t in innigfter Sesie^ung<br />

311 ber bogmatif^eu ©rflärung ber unbeflecften ©mpfängmfj,<br />

meldje in ber ©efdjidjte unfereS Sa^unberö einen fo fyerfcor*<br />

ragenben $lafe einnimmt, unb bie 24 ^afyxt Kad) biefer @r=<br />

fdjeinung am 8. Dejember 1854 erfolgen follte.<br />

„Dte Haltung ber feligften Jungfrau in ber ©rfdjeinung,<br />

mie fie ben ber ©dränge mit güjjen tritt, ba3 fdjöite<br />

©ebet, ba3 bie feligfte Jungfrau felbft uns gelehrt $at unb<br />

auf i^ren Söefe^I auf ber 3ttebaiHe eingegraben ift: „D 2)?aria,<br />

oljne ©ünbe empfangen, bitte für un3, bie mir ju Dir unfere<br />

Bufludjt nehmen/' alles brüeft eine Sefyre au3, bie im inntgften<br />

©inJlange ftefyt mit ben fel)nlid)fien ©rmartungen aller fatfyo*<br />

lifdjen SSölfer; e3 mar bie feierlid^e Seftätigung einer göttlid)<br />

geoffenbarten Sßaljrljeit, bie jum ©laubenSfafee erhoben merben<br />

follte, nämlid) ber unbefledten ©mpfängnifj ÜÄariaS.<br />

„Sie ©rfMeinung, bie mir nun feftlid) begeben motten,<br />

trug auf munberbare SOBeife jur Definition biefeS ©lau*<br />

ben£fafce£ bei. Diefe Definition I)atte in ber einen<br />

ganj befonberen ©fyarafter. SBä^renb man in ber ©efdji^te<br />

ber Dogmen feine einzige ©laubeuSentf (Reibung finbet, bie<br />

nicfyt burd) irgenb eine £ärefie, ein ©


— 6 —<br />

„9ftit bet ttmnberbaren 9Jtebaitte, toeWje bag 33itb ber<br />

unbeftedften Jungfrau trägt, gugteicfy mit ber Anrufung, bte<br />

feaS Dogma au^brüdt: „D 2Jtaria, o$ne ©ünbe empfangen/'<br />

u. f. to v verbreitete ftd) audf? ber ©taube an biefe^ ©eDeimnif;<br />

in einem folgen SWa^e, baß es gu ben $eiten ber ©tauben**<br />

entfdjeibuug faft feinen einzigen Ort auf @rben gab, too man<br />

nid^t mit bem tebenbigften ©lauben, mit ber innigften 2tnba$t<br />

gu 9Karia ber unbeftedt ©mpfangeneit feine 3uflu($t genommen<br />

fyätte. Sie tounberbare ÜWebatlle Ijatte biefe 3Balj)rl)ett unter<br />

betn cfyriftttdjen 33ot!e verbreitet; San! ber ungefügen burd^<br />

bie -ättebaitte gemirften SBunber Ratten bie SBötfer gelernt, bie<br />

mafeflfofe Jungfrau angurufen. Sie £ergen 3lHer tourben burcfy<br />

. eine fftfje ©etoatt gu jener fyingegogen,bie bie Rettung unfere£<br />

3>a§r!)unbert3 werben fottte, ba3 man ja mit 3ted()t ba8 3a$r*<br />

Jjunbevt ber unbeftedten Sungfrau nennen faitn.<br />

ba3 geigt ftar bie Sßidjtigfeit biefer ®rfMeinung, gu<br />

beren toürbiger,freubenvotter geier fid) bie Einher be3 ^eiligen<br />

SSinceng vorbereiten. Sittel ba3 gereift auä) biefem «Zeitigen<br />

unb feinen beiben gamitten, ben 9fttffion3!prieftern unb ben<br />

barmherzigen ©djiveftern gum größten SKufyme unb toeifeni^nen<br />

einen 'Sßlafc unter jenen retigiöfen gamitien an, von benen<br />

IX. fetigen 3Inbenfen3 in ber Sutte Ineffabilis Deus<br />

faat, bafc fie fiel) buräj bie SSerefyrung unb 2lnbad)t gur unbeftedten<br />

(Sntpfängnijg fefyr verbient gemalt ^aben.<br />

„Sie befonbere Slufgabe, toeldje bie 3Jliffion^riefter unb<br />

bte barmfyergigen ©djtoeftern Ratten, bie tounberbare9Kebaitte,<br />

bie von 9Jtaria fetbft ber ©djjtoefter Äatfyarina Saboure anver=<br />

traut toorben ttxir,gu verbreiten, ift eine toirftid) tyimnttifdje<br />

Aufgabe. Sie Äinber beS fyt.SBinceng fönnen ftcfy beffen mit<br />

Siecfyt rühmen unb bartn eine iljrer größten SluSgeidjmungen.<br />

fe^en, fo ane fid) fdjjon früher fetiger SSater eine<br />

barau3 gemalt fyatte,mit altem ßifer bie SSere^rung gur un=<br />

beftedten Jungfrau gu verbreiten.<br />

„Sie SBeftätigung ber erhabenen ^immtifefyen Stufgäbe<br />

ftnbet ft


— 7 -<br />

64 %af)xm burdj bie tounberbare3Kebaiffe gefd&ehen, gemäfe<br />

bern 9Serfared?ert, ba£ um unfere liebevolle 3Kutter SRaria<br />

gegeben ^at<br />

„Um alfo ©ott ju banfen, beffen ßerrlidj!eit fidj am<br />

metften in ber unbefledten ©mpfängnifc seigt, unb um au


— 8 —<br />

©egenftanbeS Sle^nung tragen wollen: aber toenn fidj bie<br />

^ßrebiger beflagen, bafj fte riid^t toitrbig Don Sfflaria teben fönneu,<br />

toer möchte glauben, -Dtaria Zörbig befingen ju fönnen?<br />

Slber ©ie ift bie 9Jiutter ber 33armherjigfeit; ©te fiefyt gitäbig<br />

auf unfere Slnftrengungen Ijerab, unb nimmt tootyltyoUenbauf,.<br />

toaS tt>ir ju Sljrer ©tyre fagen. Dignare nie laudare te r<br />

Virgo sacrata."<br />

Fr. J. — 3». Sßot$ier, m. C.<br />

n.<br />

Pie feJtUdjbeiten in Paris.<br />

3m ZHutterljaufe ber IHifftonspriefter.<br />

Sn ber Capelle, bie ben beiben gamilien fo treuer ift,<br />

ba fie bie irbifd)en Überrefte beS % 3?incenj birgt, fafy man<br />

fojufagen nur ein SÄorgenrofy be£ gefteS. ©in $eber füllte,<br />

bafc baS eigentliche geft an bem Drte ber I)imtnlifdjen ©r=<br />

fdjeinung felbft ftattljaben foHte.<br />

SDie Capelle toar fel)r anmutl;ig gefcfymüdt unb Derart,<br />

itnb befonberS 30g ber Sffltar 3111er Singen auf ftdj>.<br />

5Jtit einer finblidjen Äü^n^eit hatte man fo ju fagen<br />

ben ^l. Sincenj gebeten, für eine Bett fongju &erfd;minben,.<br />

um ba3 S3ilb Scner hervortreten ju laffert, bie fiom 9Jeliquienfd)rein be£ ^eiligen bie ßampen, bie<br />

nie erlöfd^en unb balb erhob fid) an ihrer ©teile bie grofee<br />

liebliche ©tatue ber feligften Jungfrau mx ber tounberbaren<br />

9Kebaide. ©trauten gingen t>on ihren ausgebreiteten £änben<br />

au£, unb als ©ie enblidj gang beleihtet erfdjien, toar e£ toie<br />

ein Slbbilb ber ©rf^einung felbft, unb 2111er Slugen mii><br />

bergen füllten ft$ beim 3lttf chatten jur unbefledften Jungfrau<br />

3Raria jjtngejogen.<br />

SBährenb be3 XribüumS famen üiele Seute toie einem<br />

natürlid&en Antriebe folgenb herbeigeeilt, um am gufee ber


©tatue ju beten, geben Slbenb fanb fidj eine jahlreidje Qu*<br />

hßrerfdjaft ein, um in ber Sßrebigt bie SBunber greifen gir<br />

^ören, bie ©ott burch bie @r|d?eimmg feiner 9Mter unb burdj<br />

bie munberbare SDJebaille gemirft h a tt c - 2lm ©onntage $telt<br />

SJtfgr. ©roitjet ben ©otte^bienft, mo^u, angelocft burd) bie-<br />

©eremonien unb bie frönen ©efänge eine zahlreiche SSolfemenge<br />

fam; ebenfo bei ber ®ef!per mar bie f$öne groftfr<br />

Capelle ganj fcollmie an ben lüften gefttagen.<br />

Slber ba£ 2lIIe3 mar ein SBorfpiel ju einem anberen $efte„<br />

33alb bxanntm mieber bie Sampen bor ben Reliquien be£-<br />

SSincenj; unb eine nodj größere geierlichfeit follte an jenem<br />

Drte i^ren Slnfang nehmen, mo bie ©djmefter Katharina £a~<br />

boure fo glücflidj mar, bie unbefleckte Jungfrau ju flauen.<br />

III.<br />

f ept im Putteiijaufe öer barmljerjigen Sdjweplenu<br />

©3 ift Ietd)t begreiflich, ba£ in biefern £aufe unb au ber<br />

hl. ©tätte eine $immlif$e Führung fidj Sltter bemächtigte<br />

beim ©ebanlen, bafc an biefent Drte bie feligfte Jungfrau<br />

•äftaria fidj gezeigt hat.<br />

Deshalb ging e£ beim herannahen be£ gefteS im 9Jtutterhaufe<br />

ju mie in einem SBienenforbe; aber -inmitten biefer<br />

eifrigen ^hatigfeit maren Stile fo gefammelt, unb fcergafjeit<br />

Sitte auf bie Slnftrengungen, bafc man mohl fah, ba§ bie ein*<br />

jige Sriebfeber nur bie innigfte Siebe jur unbefledften 3ung=<br />

frau mar; unb auf biefe Sßeife mürben bie geringften Um*<br />

ftänbe ju neuen StuSbrüden finblicher Verehrung.<br />

Der ganje 2Beg üon ber rue du Bac ift fd)ön herge=<br />

rietet unb mit ©pheu unb ^Blumenfrauen reid) gefd)müon frifchem ©rün mit<br />

bliihenben ©hrtyfanthemen unb ©amelien. Sluf meinen gahnert<br />

ftanben bie Slnrufungett ber lauretanifdjen Sttanei unb für


— 10 —<br />

"ben Slbenb waren Venetianifd)e Satemen in ben garben 3Jtaria£<br />

Dorbereitet<br />

®ie aSorl^affe mufcte wegen be£ ^tafemangefö ebenfalls<br />

gum ißeiltgtljum einbezogen werben; 2ltfe3 war in SBeifc unb<br />


11 —<br />

cetleng ber apoftolifcfje Nuntius urtb ©eine ©minenj ber Slar*<br />

binalergbifd^of von ^ßartS wollen baS geft burd) ihre ©egen=<br />

wart verherrlichen; Shron unb Langel finb feftlid) gef^müdt.<br />

SBährenb ber VorbereitungSnovene fam ber £err ©enerat<br />

fuperior, um in ber Capelle ber 6rfMeinung bie hl- 3Keffe ju<br />

lefen, wobei einige ^lerifer als Vertreter ber ©eminariften<br />

unb ©tubenten jugegen waren.<br />

gti&ttttm.<br />

(Erfter €ag.<br />

3lm Vormittage folgte ohne Unterbrechung eine 9Jteffe ber<br />

anbern. DrbenSperfonen unb SBeltpriefter ftrömten herbei, um<br />

über ihre DrbenSfamilien, über ihre Pfarren unb über fid)<br />

fclbft bie an biefen ^eiligen Orten gefnüpften ©naben herab?<br />

'jujiehen. Äaum war bie SJteffe für unfere ©emeinbe vollenbet,<br />

als )


— 12 -<br />

frommen Steugierbe herbeigelommen Waren, gogen fidfj gang<br />

gerührt guritdf unb fagten: luufjte nid)t, ba§ biefer Drt<br />

fo Zeitig, unb bafc bie 9DtebailIe fo foftbar ift."<br />

Streiter Cag bes Criöuums.<br />

fttomurftag, ben 25. aitonember.<br />

S)te ©lodfe £atte nod) nicht gur 3ttorgenbetrachtung ge=<br />

rufen, als in ber Capelle ber ©rfcheimmg f$on bie % -Dteffe<br />

begann. SDaS Hochamt War für 7V 2 Uhr feftgefe^t, wogu<br />

fehr viele Seute h^beiftrömten. 9iadj ber Sfiefe muffte man<br />

ben auswärtigen SUlarienfinbern machen, bie aus allen<br />

Steilen ber ©tabt unb fogar aus ber Umgebung heröeige=<br />

fommen waren. Sa fte gu gasreich Waren, fonnte man von<br />

einer jeben 2lbtheilung nur eine Meine ßahl gttlaffen. ©ehr<br />

viele empfingen bie hL Sommunion, wobei alle 9Jiäbchen eine<br />

gang befonbere Sefcheibenheit an ben Sag legten.<br />

S)a fehr üiete Seute bie ©onntagSmeffe in ber Capelle<br />

anhören Wollten, fo würben noch viele -Steffen gelefen; unb<br />

bie ©eminarf^weftew fugten ben öfter wieberholten ©egen<br />

mit bem aHerheiligften ©aframente bur$ ihren ©efang mögliche<br />

feierlich gu geftatten.<br />

3llS bie Seit jur SBefyer ^erangefommen Mt*/ tnufjten<br />

bie ©laubigen wieber ber ©emeinbe Staum geben, obwohl fte<br />

fo gerne ihre ©ebete in ber Capelle fortgebt hätten. 33on<br />

ben ©chweftern mufften viele ftehen bleiben, obgleich aud) bie<br />

Vorhalle gur Capelle einbegogen war; aber -Jiiemanb fühlte<br />

Sangeweile, wenn er ben ftrahlenben Xhron ber unbefledften<br />

Jungfrau fah, unb ihr Sob fingen hörte.<br />

•Kach bem ©egen mit bem allerheiligften ©afratnente<br />

muffte bie Capelle wieber mit vieler -Stühe für baS 3Sol! freigemacht<br />

werben.<br />

3u biefer .Seit fameu bie 9Jtttglieber ber ©onferengen beS<br />

hl. 3Sinceng v. $j?aul fo gahlreich, ba§ baS grofte ©djiff ber<br />

Capelle voll War; unter ihnen fah man audj> viele ©olbaten.


Sitte tDaten von bentfelben ©lau6en befeett, von ber Siebe gu<br />

©ott unb gum 9iäd)ften. Um fie berum brängten ftdf) bie<br />

£anbwerfer unb bie Se^rlinge, bie in ifynen eine fo mäd&tige<br />

©tüfee unb fo weife Slatljgeber finben. 31 ucf) ber ©efang*<br />

verein von -Jteuiflty wollte burdj feinen ©efang bie geter beS<br />

gefiel er^ö^en.<br />

Sarauf ri^tete ber ©eneralfuperior an biefe auSerwäl)lte<br />

33erfammlung einige SBorte ber Söegliicfwünfcfyung unb beS<br />

SobeS.<br />

9tad(j bem feierten ©egen ergoft ftdfj bie SolfSmenge<br />

in bie Capelle unb bereu ßugänge, unl) na $ e er frommen<br />

©rmaljnung muftte von neuem ber ©egen mit bem 3Werfyetlig=<br />

ften gegeben werben. Sie ©laubigen fdjienen 9Kül)e gu ^abett,<br />

fidf) von biefem ^eiligen Drte loSgureiften. Sluf ber 3nnett*<br />

feite beS SßortalS, baS auf bie Strafte führte, war ein SEranS*<br />

parent aufgeteilt, fo baft bie Seute noä) vor bem Sßegge^en<br />

fi


— 14 - —<br />

fy. ©ommunion, ber au$ bie ty. 3Jleffe für bag ganje SBerf<br />

aufopferte.<br />

®er 9tadjfolger beg 33ineenj richtete an fie eine ben<br />

Umftänben angemeffene 2tnfprache unb begann mit ben SBor*<br />

ten: Vadam et videbo haue visionem inagiiam. gd) miß<br />

hingegen unb bie grofie ©rfdjeinung betrauten, fo fagte !D?ofe&<br />

mill biefe ©rfdjeimmg betrauten, fyahmfie gefagt u. f. id.<br />

2)er £err ©eneralfuperior fuhr fort: „SDiefer ©


— 15 -<br />

fegung fttieteer aud) in einer Äir


— 16 -<br />

Pas feZbß. '<br />

SDaS anbredjenbe SDtorgenroth beS 27. Stovember fanb bie<br />

Jlinber beS fettigen SSinceng in Coffein ©ifer. Sie einen lafen<br />

gleid) itacb 4 Uhr bie heilige SDieffe, bie anbeten betrachteten<br />

fnieenb baS Wetterleuchtete £eiligthum.<br />

ttnfer hochgeehrter SSater wollte felbft ben ©djweftern bie<br />

heilige ©ommunion reichen, wobei er auch bie erften ©elübbe<br />

einiger, ©chweftern abnehmen fonnte.<br />

Ohne Unterbrechung würben -Steffen gelefen bis<br />

jitr 2lnfunft ©r. ©mineng beS ©arbinals 3ti


fecit initium signorum Jesus in Gana Galilaeae. 3)ie feligftc<br />

Jungfrau war ebenfalls bei ber £o griifite, hüpfte ber<br />

lige Johannes ber Käufer vor $reubc im 3ttutterleibe auf unb<br />

tourbe mit ©nabe erfüllt. Stuf bie gürbitte Darias würbe<br />

gu Sana SBaffer in SBein verwanbett."<br />

„So geigt ftdfj fdjon von Slnbeginn bie 3tbfi


— 18 —<br />

„3$ brauche nicht weiter in bie ©ingelheiten einzugehen.<br />

®er ehrw. ©rgbifdjof von sparis, 9Jifgr. be Buelen, fetigen<br />

3lnbenfenS, erlaubte nach reiflicher ©rwägung bie Prägung ber<br />

ättebaille, bie fi


— 19 -<br />

„21m 11. Segember 1836 verfammclten fiel) gum erfiem<br />

male bie SJiitglieber ber ©rgbruberfchaft von Unferer lieben<br />

grau vom ©iege. $\vä 3a$re fpater beftättgte ^apft ©re^<br />

gor XVI. SDie ©rgbruberfchaft für bie gange 9Belt unb beim<br />

£obe beS frommen Stifters fyatttfte fchon 15,000 gweig^<br />

bruberf^aften einverleibt. ©S lebt uns noch frifd) im ©ebächtniffe,<br />

Welmen ©inbruef bie @rrid)tung ber ©rgbruberfchaft ^er«<br />

vorbra^te, bereu 3Jtitglieber als getneinfämeS Seiten beS 33er*<br />

trauenS auf SÄaria bie witnberbare 3Jiebaitfe trugen/'<br />

„•Ka


20 —<br />

fo bricht audj über bie ftol^e ©ecle ©ntmuthigung unb $er=<br />

jmeiflung h^ein unb er unterliegt ber Saft ber Seiben unb ber<br />

©itnbe, bie er fcergebenSju leugnen fudjt. SBer mirb nun bie<br />

ginfterniffe beS £odjmutheS jerftreuen, bie 2Jlenfd)en ben SBeg<br />

ber SBarmherjigfeit unb beS ^rieben» mieber fennen lehren unb<br />

fie ju genern führen, ber uns ermahnt, fanftmüt^ig unb bemüt^ig<br />

öon £erjen jit fein, um ^rieben ju finben für unfere<br />

Seelen?"<br />

„SPtaria ift e$, bie göttliche 3Jlutter, bie fidj uns einer=<br />

feüS als bie Unbefledit ©mpfangene offenbart, anbererfeitS ihr<br />

liebenbeS £erj eröffnet als eine Bufludjt ber ©iinber."<br />

„SBemt mir biefe göttlidje SKutter mit ben SBorten att*<br />

rufen: „D 3ftaria, ohne ©ünbe empfangen, bitte für uns,<br />

bie mir ju bir unfere 3«ftu


21 —<br />

gen, bie er von ©wigfeit t;er gur Verherrlichung feiner heilig*<br />

ften s $iutter Tratte. Von allen Seiten fommen bie Vifdjöfe,<br />

um am gufte beS päpftlidjen StyroneS bie Sitten beS d^rtft-<br />

U$en VolfeS niebergulegen, baS mit ©ehnfudjt bie ©laubenS*<br />

entfeheibung ber unbefledten ©mpfängmf$ .herbeiwünfdjt.<br />

„Unb am 8. Segember 1854 erflärt $iuS IX., fetigen<br />

2lnbenfenS, feierlich in ber vatteantfeheu Vafilica, auf bem ©rabe<br />

ber aipoftelfürftcn fiehenb, baft bie Sehre von ber unbefledten<br />

©mpfängnift 9DtarienS gu ben göttlich geoffenbarten SBahrheiten<br />

gehört. ®ie Erbe hüpft auf vor greube unb in allen ©prägen<br />

ber SBelt erfd)aHen Sob- unb ©anfgefänge. 2)aS gange 9JJenfd)ens<br />

gef^le^t preift bie atterheiligfte ®reifaltigfeit für bieSBunber,<br />

bie fie burd) ben göttlichen ©rlöfer gum £etle ber SBelt ge*<br />

wirft h^t, unb banft ihr, baft fie alle ©naben burd) bie ipänbe<br />

Märiens uns gttfommen läftt.<br />

„SDicfetberi Slbfid^tcn ©otteS gehen nod) immer in ©r*<br />

füllung, währenb bie feligfte Jungfrau am 11. gebruar 1858<br />

in SourbeS erf^eint, unb bie ihr von ber Äirdje erwiefene<br />

Verehrung gutheißt unb bestätigt/mit jenen 2Borten, bie mit<br />

unmiberftehli^cr ©ewalt bie ©laubigen gum gelfen von 50laf=<br />

fabieHe hingiehen. „3$ bin bie unbeflecfte ©mpfänguift."<br />

V.<br />

£)er Slugenblicf war nun gefommen, wo bie wunberbare<br />

3M>aiHe unter bem d)riftli$eit Volfe in neuem ©lange er*<br />

ftrahlen follte. ©ie war ja bie bemüthige, verborgene Duelle,<br />

aus welcher in unferem ^ahrhunberte ber ©nabenftrom ftch 5<br />

über bie gange SBelt ergieftt. -Dtan ergählt, baft ber ehrwür*<br />

bige Stifter ber ©rgbruberfchaft unferer lieben grau vom ©iege<br />

gu Zfyxm ©d)Weftern fagte, wenn biefe beim ©nabenaltar<br />

beteten: „aBarum fommen ©ie tytyzx beten? &aben ©ie<br />

nid)tj in Capelle bie Duelle aller jener ©naben, welche<br />

bie unbeflecfte Jungfrau in biefem £eiligthume fpenbet?"<br />

„Snbem ber heilige Vatec in biefem $ahre auf Sitten.<br />

beS 91a$folgerS beS fyiliqmVinceng, ihres Verehrten Vater


— 22 —<br />

©enerals, baS geft ber ©rfdfjeinung ber feligften Jungfrau von<br />

ber wunberbareit -äJiebaiffe einfette, h


,,©o wirb fich in unferett Sagen in ber ßauptftabt un=<br />

fereS SanbeS, baS immer ein ©egenftanb ber befonberen Siebe<br />

9JiarienS gewefen ift, bie tröftliche SBahrheit in ihrer ©rfüÄung<br />

geigen, bie baS heilige ©vangelium auSbrücft; ba& nämlich<br />

ber göttliche £eitanb feine ^eiligfte 9)iutter auSerfehen<br />

hat, um burcl) ihre Vermittlung in biefer SBelt atteSBunber<br />

ber ©nabe unb ber 9Jatur gu wirfen. 2lmen."<br />

9ta


— 24 —<br />

2)arauf folgte eine ©onferenz über bie Sehren, bie un£<br />

bic munberbare 9JJebaille gibt, morauf zum ©


— 25 —<br />

Unb fottte enblid) nidjt aud) einmal ber £ag fommen,.<br />

wo wir ber ©djwefter Katharina Saboure, ber Softer beS<br />

hl. Vinceng von Sßaul unb unferer -Dtttfdjwefter auf ©rben<br />

unfere ipulbigung Werben gölten fönnen, bafc fie fo glüdlic^<br />

war, gu einer fo erbebenben Verzerrtidjung ber feligfien Sungfrau<br />

auSerfehen gu werben: Beposita est hsec spes mea in<br />

sinu meo. SDiefe Hoffnung wollen wir in unferen bergen<br />

bewahren.<br />

IV.<br />

pie feftlidjlieiten in ben nerfdjieöeneit Pfarren.<br />

3Jlan fann fageit, baft an allen Drten bie ©rfdjeinuug,<br />

ber feligfteu Jungfrau auf baS fefttidjfte begangen würbe, wie<br />

eS nur bie Umftänbe geftatteten. 9ln vielen Drten übernahmen<br />

es bie Herren Pfarrer felbft, baS geft in ihrer ßirdje feierlid><br />

gu begehen.<br />

2lm 9. SDegember begann in ber $ir$e beS hl. Vinceng.<br />

in ^ßaris ein feierlt^cS SErtbuum. ®ie geräumige $ird)e A<br />

gefdjmücft mit ben $reSfeit beS unterblieben jQipJpofytuS gtan*<br />

brin, um bte gang ©uropa SßariS beneiben möchte, war grofc<br />

artig gegiert. SDer ©otteSbienft war immer fehr feierlich unb<br />

gweimal täglich Würbe von berühmten Sßrebigern baS Sob ber<br />

feligfteu Jungfrau von ber wunberbareit SKebaiHe verfünbet.<br />

ber 5ltrdj>e von ©ranb*3ttontrouge ^atte ber £err<br />

Pfarrer am gefte beS feiigen ©abriet ^$erbot;re nicht bloft W<br />

©chweftern, fonbern auch alle ©läubigen eingelaben, biefeit<br />

SDlarttyrer gu ehren. 3Wit bemfelben ©ifer aber wollten auch<br />

alle am 27. November bie unbeflecfte ©mpfängnift Verehren.<br />

®er Pfarrer felbft vertheilte au bie 3tnwefenben bie wunber=<br />

bare 3JiebaiHe unb er war gang gerührt von ber gröntntigfeit<br />

ber gahlretd? erfchieneiten ©läubigen.


— 26 —<br />

•fttttt wollen wir einiges von ber $eter beS $efteS in verfdjiebenen<br />

35iöeefen fagen:<br />

2lmienS* — £err ©i gut er, ©itperior beS großen ©eminarS,<br />

fdljrieb an ben &errn ©eneral-Superior:<br />

2ImtenS, 2. ®eaember 1894.<br />

„SBtr haben ein fd)öneS $eft erlebt. 3)a bie feligfte<br />

Jungfrau einer barmherzigen ©djwefter erfchienen ift, fo fyieU<br />

ten wir es für paffenb, baS geft tu einer ihrer Capellen ju<br />

begehen, unb wir wählten jn biefem ßwede baS £auS, wo<br />

bie Vifüatorin, ©chwefter 9?eceS weilt."<br />

„$ch brauchenden nicht ju fagen, mit welchen ©eftmtungen<br />

man fich zu biefer erhebenben geierlidjfeit vorbereitete.<br />

35aS SBilb ber feligften Jungfrau, ganz weife auf blauem<br />

©runbe, zog bie 2lugeit 2lHer anf fich; man brauste es nur<br />

aitzufehen, um fogleich lebhaft an bie @rfd)einung von 1880<br />

erinnert zu werben uttb mit Slubac^t beten ju fönnen.<br />

„5Jtfgr. Sftenou wollte felbft ber geier anwohnen; unfere<br />

ZWei ©enerakVicare, £err Sollten unb £err SDefy fanten ebenfalls<br />

unb £err SDaVeiui;, Geriefter ber Äathebrale, fang baS<br />

£o$amt; aufeerbem waren alle Pfarrer ber ©tabt ^erbeigefommen;<br />

felbftverftänblich Ratten ftch a He 3J?iffionS!priefter an<br />

biefem gefte betheiligt.<br />

2lHe barmherzigen ©(^weftern, über hunbert an ber ßaty,<br />

bilbeten mit ihren wetfeeit ßornetten zu ben güfeeu ber feligften<br />

Jungfrau gleichfam einen Siliengarten, wozu nod) über vier*'<br />

hunbert -äKarienfittber fanten."<br />

„Unfer ©etninar trug burch feinen ©efang mit ben herrlichen<br />

:picarbifd)crt ©timmen unb bur


— 27 —<br />

„Sie SDiarienftttber werben auch ein bissen ftolg gewefeit<br />

fein, wenn ich i^nen fagte, bafc bie anbern Bereine gu @hren<br />

ber feligften Jungfrau fromme Sßriefter ober Zeitige gu ©ri'mbem<br />

hatten, bafc aber ihre Stifter in bie feligfte Jungfrau<br />

felbft fei"<br />

„Um biefen frönen Sag aud; fc^ön gu ffließen, wollten<br />

©eine bifd)öflid)en ©naben felbft 42 3Rarienfinbet aufnehmen.<br />

brauche Shnen gar nicht bie greube biefer jugenbltdjen<br />

©eelen auSgubrüdeit. SBenn jebeS $at)x biefe fd^öne ßeremonie<br />

ftattfinben foHte, wirb wol;l in SltnienS ein heiliger SBettftreit<br />

entftehen, um nur ein 9D?arienfinb gu werben."<br />

„^iad) beenbigter geier fonnte matt fich nur fchwer trennen.<br />

3ftan hatte fid) einige Sage lang geiftig erqitidt unb gu<br />

ben güjseit ber feligften Jungfrau etwas von ben greuben beS<br />

Rimmels verfoftet."<br />

„©eine bifd^öftid^eri ©naben beabfichtigt, für feine gange<br />

Siöcefe um biefeS geft angufuchen."<br />

2lrraS. — 3Kfgr. äBtllieg hatte es fid) felbft vorbehalten,<br />

ben feierli^en ©egen am 27. November gu halten.<br />

©chotx lange vorher hatte fich bie Capelle mit 2lnbäd)=<br />

tigen gefüllt unb ber 2'lltar erftral;lte im herrlichen £i(^ter=<br />

glanje.<br />

s Jtodj glängenber war bie ©tatue ber @rfd)eitumg, welche<br />

vott ber Sribüne aus hell beteuertet würbe. 9Ran fonnte nicht<br />

mtibe werben, bie unbejTedte Jungfrau in ihrem ©trahlem<br />

glange gu betrauten unb gu ihr gu beten.<br />

£err Sienarb, ©eneralvicar, befteigt bie Langel uttb entwidelt<br />

guerft baS Seben ber ©(hwefter Katharina, bann bie<br />

SButtber ber 9)tebaille. Surd) feine berebten SBorte fühlen ftdj<br />

alle nod) beftärft in ihrem Vertrauen gur wunberbaren<br />

baiHe unb gu beut Meinen ©ebete: „D -Dlaria, ohne ©ünbe<br />

empfangen u. f. w."<br />

Bethune: „Ser 27. November war wirfltch ein himnt=<br />

lifd)er Sag." Sie Capelle, bie ©änge, alles war, voll 3Ken=<br />

fdjen uttb ber Borrath von SUiebaillen reifte nicht aus. —


— 28 —<br />

ßambrai. 35er Emancipateur berietet in folgenber<br />

SBeife über baS geft in biefer ©tabt: ©eftern mürbe in ber<br />

Capelle ber 3lnftalt San* ber^ 23urd) unb in ber Capelle beS<br />

großen ©etninarS baS geft ber muuberbaren 9)?ebaille mit<br />

großer 2tnba$t gefeiert. —<br />

3>n 9San=ber~33ur


„©e^r Viel Volf tarn gum £od)amte, befonberS aber gum<br />

nachmittägigen ©otteSbienfi SDie 3öglirtge beS großen ©erni*<br />

narS fangen bie Vefper. ©ie fdbäfeten fidj) glücflidh, baS Sob<br />

$ener fingen gu bürfen, bie fie als bie befoitbere Vefchüfeerin<br />

unb Königin ber ©eiftlichfeit begrüben unb bie balb barauf<br />

vom Sßrebiger als bie Königin von $ranfreicb geprtefen werben<br />

follte."<br />

„35er Pfarrer von ©t. Vtnceng beftieg nämlich bie ßangel<br />

unb begann feine SJtebe mit ben SBorten: Regnum Galliae,<br />

regnum Mariae. granfreid) ift baS 9?eich 3JiariaS."<br />

„2)er 9?ebner machte bte Vemerfung, bafs, wenn Sftom ber<br />

©t| beS heiligen Vaters, baS £aupt ber Äirdje genannt wirb,<br />

fo mtfer Vaterlanb gletchfam bereu £erg fei, von wo bie £in*<br />

gebung unb ber Opfermut^ ausgehen. @r geigte bann, wie<br />

ber Gimmel uijb befonberS SJtaria ftets eine Vorliebe für<br />

btefeS Sanb ber großmütigen 9Wchftenliebe t>egte. 3um Veweife<br />

biente ihm bie ©laubenSentldjeibung ber „Unbefledften<br />

©mpfängniß", inbem er bar an erinnerte, wie biefe ©laubeitS*<br />

Wahrheit burd) eine fpätere ©rfdfyeinung 5JiariaS in SourbeS<br />

beftätigt würbe unb wie anbererfeits bte ®rfdf)etnung im 3Kutter*<br />

häufe ber bärnthergigeu ©dfyweftew eine Vorbereitung bar*<br />

auf war."<br />

„Slaurn war bie ^rebigt beeitbigt, als ber ©efang wieber<br />

begann. $n biefem Slugenblicfe bot bte Kirche einen grofcar*<br />

tigen Slnblidf, befonberS wegen ber veranstalteten allgemeinen<br />

Beleuchtung. Sitten wirb DiefeS $eft in unvergeßlicher @rin*<br />

nerung bleiben."<br />

SDie verfdfjiebenen Verid;te h^en alle einen befonberen<br />

©^arafter. 3>tt SDieppe war es für bie ber irbifchen SJJütter<br />

beraubten SBaifen ein großer SCroft, in biefen 'Sagen fo nahe<br />

bei ihrer l;intmitten -äftutter gu fein.<br />

2)er Vericht von 3ftoulinS ffließt mit ben rührenben<br />

SBorten: „SRein ©ott, warum gehen folche gefte bodj fo fchttell<br />

vorüber!"


Sffoubun waren befonberS bie Sßriefter vom ^eiligften<br />

£erjen beftrebt, bem gefte ben größtmöglichen ©lang ju ver^<br />

leiten.<br />

2ln mannen Orten, wie in SDtefe fugten ftd) bie Einher<br />

bur$ bie rührenbften Sugenbacte auf baS geft vorzubereiten.<br />

„Unfere Knaben," fo fdhreibt man aus bem bortigen 3Baifen=<br />

häufe, „würben unterrichtet, wie wichtig eS fei, fich auf bie<br />

erfte geier biefeS $efteS gut vorzubereiten. SDefe^alb nun hiet<br />

ten fie vor<strong>der</strong> mit ber größten 2lnbacht eine Stovene unb bemühten<br />

ft$ burdh g^fe unb gute Aufführung ber feligften<br />

Jungfrau eine Keine Dpfergäbe barzubringen, einige befonberS<br />

(Srnftgefinnte legten fidh fleine 3lbtobtungen auf, j. SB. feine<br />

Saufe einzunehmen u. f. w. SDaS alles traten fie aus eigenem<br />

Antriebe, fo baß man ihrem @ifer noch ©inhalt thurt mußte."<br />

SDer (SeburtSort ber ©djwefter Katharina mußte ftdE) bei<br />

biefer geier ganz befonberS hervortun. Unb fo war eS auch,<br />

©ie barmherzigen ©


31 —<br />

Vertrauen auf biefe heilige SDiebaiHe befeelt, feierten baS Sribuurn<br />

mit einem gang aufjerorbentlichen ©lange."<br />

„2luf3erorbentlt


— 32 —<br />

2luS bettt Saufe ber barmherzigen Schmeftern von Saint<br />

'Sean in £t;on mirb berietet:<br />

„SBährenb beS SribuumS mar unfere Capelle beftänbig<br />

Dbn einer anbächtigen Voltemenge gefüllt, bie begierig mar,<br />

baS Sob -äJJaria'S ju vernehmen, unb ju hören, melche große<br />


— 33 —<br />

„SDen gangen £ag beteten gruppenweife unfere äßaifenmäbchen<br />

weiß verfdjleiert ben 3iofenfrang unb fo würbe ber<br />

•Jlame SOlariaS vom borgen bis gum Slbenbe taufenbmal von<br />

biefen unfchulbigett bergen gepriefen.<br />

„Um etn Uhr fam bie 3teihe an bie 3lrmen, Unglü


'— 34 —<br />

hatte unter [ie bie Sieber gebrudt verleiten taffen, fo bafe fte<br />

unferm gangen ©efang folgen fonnten unb befonberS beim<br />

Magnificat fdjien bie Begeiferung auf's ^ödjfte geftiegen.<br />

„2lber Was baS alles übertrifft, baS ftnb bie Befehrungen;<br />

fotd&e, bie fdjon 10, 15, 20 unb einer, ber fogar 50 3al;re<br />

nicht mehr beizten war, haben bie % ©aframente empfangen.<br />

„SDienftag in aller $rühe, gehn 3Jiinuten nach vier Ut;r<br />

öffnete idj baS ^irdjenthor, unb ich fah nun, bafc bie Slrnten<br />

fchon warteten, um gu beizten. 31 He hl. Neffen waren gut<br />

befugt von 4*^ Uhr an ben gangen Bormittag hinburch."<br />

©tue Beitung „L'Avenir de Reims" (29. 9loV. 1894)<br />

fd^reibt: „3n ^ßariS, in einer Capelle ber ©trage Reuilly<br />

befinbet fich baS ©rab einer barmhergigen ©cfjWefter, welche<br />

bie reinfte $reube unb ©enugtbuung empfunben hätte über<br />

bie $ulbigungen, bie ber urtbefledten Jungfrau gu Sheit wur=<br />

ben, bie immer ber ©egenftanb ber gärtlichften Siebe für biefe<br />

©djwefter war."<br />

„SDie Slrt unb äßeife, wie ©Ott aus biefem einfachen<br />

Sanbtnäbchen eine tyl. ©eherin machte, erinnert uns an jene<br />

fernen Seiten, wo ©Ott itt ber SBüfte Shecua fich m ü bm<br />

Birten unterhielt.<br />

„$ch habe f$on oft gefagt, bafe wir unrecht baran thun,<br />

uns immer blofj an baS Oberflächliche ber ©ef dachte gu halten,<br />

nur bie $üHe ober unfdjeinbare 2litf$enfeite gu betrauten, ohne<br />

auf baS Uebernatürlidje unb ©öttlid^e gu adfjten, baS barunter<br />

verborgen liegt.<br />

„Unb boch ift biefeS Verborgene, baS wir vemachläffigen,<br />

wofür bie 2Belt feine 3lufmerffamfeit ober nur Verachtung<br />

hat, gerabe ber Kern ber ©efdjidjte, bie wahre ©runbfage,<br />

auf ber alles ruht, bie unwiberftehtidje unb unfid^tbare Srieb=<br />

feber, bie alle ^ßläne unb Arbeiten leitet.<br />

„SBelch' anberen ©inn fonnte jenes SBort haben, baS bie<br />

gange SBeltgef deichte auSbrüdt: „£)er SJtenfch arbeitet unb ©Ott<br />

führt ihn?"


- 35 -<br />

„Sie atnte ©d)weftcr Katharina bat tri ihren @rf


— 36 —<br />

jur ^älfte thut, fo verfünbete er 24 gahre nadjher burd) feine<br />

ßtrdhe ben ©laubenSfafe von ber unbefledten ©mpfängniß unb<br />

einige Saljte fpäter ließ er in ber ©rotte von SourbeS ein<br />

armes Stäbchen bie ^immtif^e ©chönheit ber göttlichen SKutter<br />

fehen, bie ben unfehlbaren 2luSfprudj SßiuS IX. betätigte mit<br />

ben Sßorten: „$ch bin bie Unbefledte ©mpfängniß."<br />

,,©eit jener $tit hat fidj in SourbeS ganj granfreicfj $u<br />

ihren 3äißen gemorfen.<br />

„Saiten mir nun ein menig inne unb benfen mir, mie<br />

munberbar bie SßaHfahrten riac^ SourbeS ben ©lauben ber<br />

granjofen genährt unb geftärft haben, benfen mir an bie im<br />

brünftigen ©ebete, an bie ^elb'enmüt^igen Vemeife ber ©otteSliebe,<br />

an bie ungläubigen Opfer, bie man fi$ bei biefen<br />

(Gelegenheiten auferlegte, unb bann merben mir einfehen, mie<br />

tief mir nadj ber Revolution hatten finfen müffen, menn uns<br />

nidjt bie göttlidje 9Jlutter bie £anb gereift hätte.<br />

„®ie fromme Katharina ^atte alle biefe ©naben vorausgefehen.<br />

£at fie ja fdjon auf ber 9KebaiDe gelefen, meldje<br />

SBunber ber SUädhftenliebe bie 2lnbacht jum ^eitigften Herfen:<br />

hervorbringen follte! Unb burd) bie prophetifdje Vorausficht,,<br />

bie fte von ber ©riinbttng beS Vereines ber 9Jfarienfinber hatte,<br />

erfannte fie au$, melch ^eilfame ©egenmirfung barauS ent=<br />

ftehen follte gegen baS verberb liehe ©treben unferer faxt,alles<br />

ju trennen, fo baß nun jefet bem gemeinfamen, frud&tbaren<br />

SBirfen ber Vereine fein Sinberniß ntehr gelegt ift.<br />

„Sie Äird?e hat alfo junx Slnbenfen an bie ©rfcheimutg.<br />

ber munberbaren Sftebaille ein geft eingefefet, unb geftent haben,<br />

bie barmherzigen ©chmeftern biefen Jahrestag feierlid; begangen.<br />

„geh habe gefehen, melche Vorbereitungen bei biefer ©e*<br />

legenheit getroffen mürben.<br />

„SDaS ganje ©chiff ber $ird)e mar in ben garben ber<br />

feltgften Jungfrau behangen, bie ©äuleu unb bie ©tatue ber<br />

feligften Jungfrau über bem 9lttare auf's herrlichfie gefchmüdt


37 —<br />

„Vieles wäre nodj gu fagen von ber 3Jhtfif, von ben<br />

Reiben weißgefleibeter -äftäbcfjen, von ber ©d^ön^eit beS ©ot*<br />

teSbienfteS, ben 2Jtfgr. ^ßechenarb hielt; taufenbe von -ötebaillen<br />

würben vertheilt unb viele Seute empfingen bie hl. ©aframertte,<br />

befonberS famen bie 3Jtänner gahlrei$ in bie $ird)e."<br />

„®aS alles war nur eine ©rfüttung ber Vorherfagung<br />

ber ©chwefter Katharina, baß viele ©naben auSgefpenbet wer=<br />

ben foUten" it. f. w.<br />

y.<br />

pie fe|te iu Italien*<br />

(Sie Berichte über bie geierlichfeiten in anberen Sänbern ftnb<br />

unS nodj nid^t alle gugefotttmen. Sie nocfj einlaufenben 93eridfyte füllen<br />

im nächftett §efte veröffentlicht werben.)<br />

3n 3iom würbe baS geft mit großem ©lange gefeiert,<br />

©ine -Jlovene unb ein Sribuum gingen bem gefte vorher. $eben<br />

%aq beS SCribuumS hielt ein ©arbinal baS feierliche Hochamt<br />

unb 2lbenbS ben feierlichen ©egen nach ^r ^rebigt. Slrri<br />

lefeten Sag hielt ber ©arbinal--Vicar Sßarocdji felbft baS<br />

«antt unb am 31 benbe baS feierlidje Te Deum.<br />

SDer ©arbütal-Vicar unb anbere Bif^öfe erließen an ibr<br />

Bolf eigene ©inlabungen gu biefem gefte, vor allem ber hoch 5<br />

würbigfte ©rgbifdjof von ©iena. &er 3lnfünbigung ber %x\*<br />

bnuntS, baS in ber Äirdje beS hl. ^ieronpmuS im 9Jiutter-<br />

"häufe ber barmherzigen ©d)weftern abgehalten werben follte,<br />

fügte er neue Slbläffe für bie Sheilnehmer bei unb verfpradj<br />

felbft am $efttage baS &odjantt gu fingen.<br />

Bologna war eine große, reid) vergierte Slnfi'tnbigttng<br />

in ber gangen ©tabt angefd)lagen, welche befagte, baß<br />

©eine ©mineng, ©arbinal=@rgbifdj)of ©Vampa felbft bei ben<br />

barmhergigen ©djweftern ben ©otteSbienft halten werbe. SDte<br />

Slnfihtbigung lautete folgenberntaßen:


— 38 —<br />

(£ine heilige ^reube<br />

bringt ber 27. Hooember 189*<br />

ben barmherjtgen Schtr>efteru vom tfl..üincen5 v. pauL<br />

toelche in ben befcheibeneti Bäumen<br />

ihres<br />

fpijes St. 2lnna<br />

in Bologna<br />

ben hodinriirbigften (^Erjbtfd^of<br />

£arbinal Dominicus Soampa aufnehmen<br />

um 3um erftenmale<br />

mit ber erhebenbeu 2Xlajeftät ber (Eeremouieu<br />

ben 1)1. tEag3U feiern<br />

511 ertrauenst)oil<br />

auf ihre englifcheu Arbeiten<br />

bie 5iille ihrer mütterlichen Segnungen<br />

herabfielen.<br />

Sluch in ©altanifetta würbe baS $eft feierlich begangen<br />

unb ber ho


— 39 -<br />

2lm 26. fam unfer Herr Pfarrer, um bic hl. 2fteffe git<br />

lefen. SlbenbS nach ber feierlichen Vefper beftieg er bie ÄangeI<br />

unb jeigte in falbungSvollen 2Bor ten, welch' ein unerfchöpf*<br />

tiefer Schafe von SBarmhergigfeit unb ©nabe in ber 37iebaitte<br />

verborgen liege unb wie fie allvermögenb fei befonberS in ben<br />

Hänben ber Einher beS hl. SSinceng. S)en Sag fd;loß immer<br />

ein feierlicher Segen.<br />

2lm 27. war bie Statue ber feligften Jungfrau fchon um<br />

4 Uhr früh beleuchtet unb bie Schweftern wetteiferten mit<br />

einanber, fte guerft gu begrüßen. Um 4^2 U^r War bie gange<br />

©emeinbe. fchon verfammelt, unb ohne vorhergehenbe Verabrebung<br />

folgten alle bem SDrange ihres HergenS unb fangen<br />

breimal baS ©ebet: „D 3Jtaria, ohne Sünbe empfangen" u. f. w.<br />

s Jlod) oft unb oft im Saufe beS SageS würbe biefeS ©ebet au<br />

3)iaria gerichtet, unb nach bem älbenbgebete würbe eS wieber<br />

mit finblicher 93egeifterung gefungen. Sie erfte fy. -äJZefe<br />

las ber hochw. Herr Sßifitator unb SDirector ber ^roving, n>efc<br />

eher in ber ©onfereng am vorhergehenben Sonntag uns fchon<br />

auf baS geft vorbereitet hatte, inbern er uns Sdjwefter Äatha=<br />

rina als wahres SSorbtlb einer barmhergigen Sdjwefter vor=<br />

ftellte, bemiithig, einfältig, gehorfam unb abgetöbtet. 3um<br />

^ochamte famen wie in St. SagaruS alle -äftiffionäre in unfere<br />

Äirche ebenfo bei ber SSerfpcr. darnach folgte eine bem gefte<br />

entfprechenbe Sßrebigt, worauf ber hochwft, Herr @rgbif


— 40 —<br />

eine ihrer Vermanbten in unferem ^ofpitat ju befudjen. ©ie<br />

badjte babei aber an nichts Weniger als an eine Sefehrung.<br />

916er -iJlaria, bte «Suftucht ber ©ünber, erwartete fie fyitxunb<br />

früher fdjon hatte fie alles fo gefügt, baß bie grau gerabe in<br />

ben gefttagen fommeit mußte, obmoht fie fdjon mehrere 2Bod)en<br />

biefe 2lbftdfjt gehabt hatte. SllS eine ©djmefter von bem traurigen<br />

Buftanb ihrer ©eele erfuhr, bot fie ihr eine -BtebaiHe<br />

an, bie biefe aus bloßer ©efälligfeit auch annahm.<br />

2lm folgenben Sage, am 27. November, mollte fie fd)on<br />

mieber abreifen; aber man founte fie noch baju bemegen,<br />

morgens bie fettige 3Jleffe ju hören; baS mar nun ber 3lugen=<br />

blid, ben bie unbefledte SOZuter auSerfel;en hatte, um baS Herj<br />

biefeS Verirrten ©chäfleinS ju rühren. Sßelche ©ebanfen unb<br />

©efithle fie ihr eingab, meiß nur Sülaria unb bie Vefehrte.<br />

2lber mahr ift, baß fie mährenb ber Zeitigen 9Jteffe in Shräneu<br />

ausbrach unb als eine ganj anbere bie Capelle verließ.<br />

Von einer sofortigen 3lbreife mar nun feine Siebe mehr, fon=<br />

bern vor Slllem mollte fie burdE) eine gute, aufrichtige 33eid)t<br />

fidj mit bem lieben ©Ott auSföhnen. Stm folgenben Sage<br />

fehrte fie in ihre £eitnath jurüd, aber mit ganj anberen ©efinnuugen,<br />

als fie ju uns gefomnten mar. Seither führt fie ein<br />

frommes Seben uub hat bie 2tbftd)t, fobalb als mögtidj ju<br />

uns äuri'nfjufomtnen, um fich in ihren guten Vorfä|en ju be^<br />

feftigen. @hre unb ©auf fei bafür unferer unbefledten 9Jiutter<br />

unb ihrer theuren BtebaiHe!<br />

2Bir fämen an fein @nbe, moHten mir bis in'S ©injetne<br />

befdjreiben, mie biefeS geft in äffen Säufern ber piemontefifdhen<br />

^rovtnj gefeiert mürbe; überall rief biefeS Qfeft eine<br />

große Vegeifterung nid)t bloß bei ben Äinbern beS<br />

heiligen Vincenj, jonberu aud) bei ber gangen ©eiftlid&feit, befonberS<br />

bei ben Serren Pfarrern, bie fid) überall eine große<br />

greube barattS matten, baS Sribuum fo feierlich als mögltd)<br />

ju begehen. SDWt gleichem Stfer entfprachen bie ©täubigen<br />

ber ©inlabung unb an vielen Orten mirfte baS Sribuum mie<br />

eine 3)iiffion unb nodh mehr; bie Capellen unb Äird^cn mürben


41<br />

gu Hein unb befonberS ntadjten fidfj bie -äKänner bemerkbar<br />

burd) i^ren ©ifer, bie ^ßrebigten ju hören, in benen ihnen eine<br />

neue 3eit ber Barmheqigfeit angefünbigt würbe burdj bie Bermittlung<br />

-äftariaS unb ihrer theuren 3Jlebaitte. Sie $at)l jener,<br />

bte }u ben heiligen ©acramenten gingen, War aud) überall<br />

fehr groß.<br />

Sie vorher angefRafften Vorräte an 3Jtebaillen reiften<br />

nicht aus unb man mußte weitere Befüllungen madjen. 3Bie<br />

viel taufenbmal fam aus bem 9Jhtnbe ober aus bem bergen<br />

2Wer baS fd)öne ©ebet: „D 2JJaria, ohne ©ünbe empfangen"<br />

u. f. w. ©ogar bie flehten ^inber unferer 2lft;le ftammelten<br />

biefeS ©ebetlein, ohne baß wir es fie gelehrt Ratten.<br />

3)tan hätte glauben föntten, baß SUtaria gerabe jefet er*<br />

fLienen fei unb bie ©naben unb Segnungen VerfprodEjeit ha&e,<br />

um bie mit fo großem Vertrauen betete unb bie btefe<br />

gute SDtutter in biefen Sagen wirflidj in reifer gülle auS^<br />

theilte. Sa liegt eine arme grau fchwer franf barnteber unb<br />

ift bem Sobe nahe; man bringt ihr eine SDlebaiHe, man läßt<br />

in ihrem Tanten eine $erge vor ber ©tatue ber feligfteu 3ung=<br />

frau brennen unb in weniger als einer ©tunbe ift fie außer<br />

©efabr unb auf bem SBege vollfommener ©enefung. SDort<br />

befteht ein Verein von SfJJarienftnbent fchoit feit langer $eit,<br />

ohne einen Sirector ju finben; nun ftnben fie auf einmal<br />

einen Sirector voll beS ©eifteS ©otteS, ber biefen theuren<br />

Verein leiten unb erhalten will.<br />

SBir bebauern, nidjt alles erzählen gu föunen; ein jeber<br />

Beriet wäre ein Sanflieb unb ein Sobgefang auf 9Karia, bie<br />

unbeflecfte Jungfrau, welche, Wie es fdjeint, felbft bie bergen<br />

ihrer Äinber auf biefeS geft vorbereiten wollte unb, wie wir<br />

hoffen, auch bte grüßte bauernb erhalten wirb.<br />

©ine befonbere Sanfbarfeit fdjulben wir ben hochwitrbigen<br />

Ferren -DtiffionSprieftern, weldje an ben betreffenben<br />

Drten mit großem ©ifer unb mit brüberlidjer Eingebung ju<br />

biefer geier beS gefteS beigetragen haben, beffen 2lnbenfen nie<br />

unferent ©ebä^iniß entfchwütben wirb.


42 —<br />

©aS waren bie $efte in Sur in.<br />

gn Neapel Würbe baS geft mit einer geiertid^feit be=<br />

gangen, bie biefer ©tabt würbig ift, bie f$ott vom Anfang<br />

an bie Sölebaille mit fo großer Begeiftentng aufgenommen hatte.<br />

SDaS Sribuum würbe in fotgenber SBeife gehatten:<br />

„2lit jebent Sage um 10 Uhr war feierlid?eS £>ochamt,<br />

gehalten am erften Sage vom Sßater 5provinctal ber Sefuiteit,<br />

am ^weiten Sage vom ©uperior ber Dratorianer, am britten<br />

Sage vom hoch^* Bifitator ber SütiffionSpriefter. Um<br />

3V 2 Uhr -ftadjmittagS war feierliche Befper, gehalten am<br />

erften Sage Vom $ater ^rovincial ber Barnabiten, am jweiten<br />

Sage vom ^ater $ßrovinciat ber 9?ebemptoriften, am britten<br />

Sage vom ©upertor ber 9Jliffionäre im &aufe von ©t. dUco?<br />

Iaus Von Solentino. Maä) ber Befper war ^rebigt, barauf<br />

würbe baS ©ebet: „D SUtaria, ohne ©ünbe empfangen u. f. w.<br />

gefungen. ®en ©egen mit bem ältterheiligften ertheilte am<br />

erften Sage ber Sßater ^rovincial ber Sheatiner, am ^weiten<br />

Sage ber s $ater Sprovinjial ber ©colopen, am lefeten Sage<br />

naä) bem Te Deum -äJtfgr. 33ifd&of von ^u^uoli."<br />

3u bem itu ©entralbaufe ber 9Jliffionäre gefeierten geft<br />

fam baS Bolf aus ber gangen ©tabt ^erbeL ®ie Liberta<br />

cattolica f


traten auf Bento, Sß. 9fterano unb ber Somherr Sßrovitera,.<br />

welche bie (Erwartungen beS BolfeS Vottfomnten bef riebigten."<br />

lieber baS geft im ßentralhaufe ber ©


— 44 —<br />

33anbe eine s J)iebaille befeftigt war, fi


3)ie foftbaren Slugenblidfe maren Sitten ju furj, aber hoffen:<br />

mir, baß in 3111er £erjen 9ftaria einen Strahl ber ©naben<br />

hat bringen- laffen, unb baß Sitte bie frönen SBorte mieber*<br />

holen tonnten: „Sie hat ni$t mit mir gefprodhen, aber td^<br />

habe bei ihrem bloßen Slnblide SltteS verftanben."<br />

„©eine ©mineng begab fidjj bann in unfer £auS unb<br />

»erteilte an unfere ©dhmeftern mit väterlidhem SBohlmotten<br />

3Jlebaitten; er friert fich inmitten feiner fleine £erbe gang,<br />

glücfltch ju fühlen/'<br />

VI.<br />

pie JeJUidjkeiten in Spanien*<br />

iBrtjef bßß ütfltottsprtejlßrö fierni «Saturnm Katrins, an -Qerrn Ä.<br />

(Weralfttpertör.<br />

SDlabrtb, 1. ®e*ember 1894.<br />

$ochmürbiger &err unb geehrtefter Vater!<br />

geh bitte um 3§ren heiligen ©egen!<br />

Shr Strcular vom 21. September biefeS gahreS, betreff<br />

fenb baS neue $eft ber munberbaren 3Jlebaitte, hat in Sitten<br />

bie innigfte $reube machgerufen. ®ie Sefung beSfelben entgünbete<br />

Silier bergen, mie bie Zeitige ©


— 46 -<br />

®entf SDemuth unb<br />

•Kädjftenliebe erbitten.<br />

©o verging ber 25. unb 26. November. 2lm 27. war<br />

feierli^eS Hochamt unb am 3lbenb Befper unb feierlicher fyeu<br />

liger ©egen. 3ßetl unfere ^irdje in Hein ift, fonnten wir baS<br />

geft nidjt fo öffentlich begehen, als eS imfer SBunfch gewefen<br />

wäre, aber in unfern bergen hat eS bie angenehtnften ©rinnerungen<br />

surüdgelaffen.<br />

dentralljaus ber batmljerjigen Sdjiueftern.<br />

Sticht geringer als bei ben Mtffionären war bie Begeisterung<br />

bei ben barmherzigen ©djweftern unb ben bei ihnen<br />

loohnenben 5ßcrfönen.<br />

®te Bifitatorin faßte fogleidj ben ^ßlan, ein genaues Bilb<br />

ber ©rfcheimtng anfertigen ju laffen, beffen Ausführung fie


— 47 —<br />

beut berühmten 3)Zaler Sßalmeroti, bent SDirector beS fpanifchen<br />

•JtationalmufeumS übertrug. Sarauf lub fie ben l)od)toürbig=<br />

ften ©rjbifdhof von 3Jtabrib*Alcala ein, am 27. November baS<br />

Hodljamt ju halten, unb ben hodhwiirbigften Sifdjof von ©ion, 1 )<br />

bie geftrebe ju halten, was beibe gütigft jufagtcit.<br />

Sa wir in Spanien baS Privilegium haben, baS geft<br />

ber unbefledtert ©mpfängnijs in blauer garbe gu feiern, fo hielt<br />

es SSalbtvielfo, ber Affiftent unfereS HaufeS, für angemeffen,<br />

unferen ©eneralprocurator in 9tom ju befragen, ob Wir baS<br />

geft ber ©rfdheinung ber unbefledten Jungfrau von ber Wim*<br />

berbaren SKebaiHe mit berfelben garbe feiern .bürften; unb eS<br />

fam bie bejahenbe Antwort gurüd; er hatte bie Crlaubnifj von<br />

©einer Heiligfeit erhalten vivae vocis oraculo.<br />

Am 24., 25. -unb 26. faitb als Vorbereitung auf baS<br />

3?eft ein feierliches Sribuum ftatt.<br />

An bem ^lafee, ben gewöhnlich bie ©tatue ber unbefled=<br />

ten Jungfrau einnimmt, befanb fid) eine Sarftellung ber ©r*<br />

fcheinung, wie fie ©djwefter Katharina hatte, 3 m hoch, unb<br />

1 m 50 cm lang. ©S ift eine vortreffliche Arbeit unb ftellt<br />

genau bie ©rfcheinung im SRutter&aufe in $aris vor.<br />

Am 27. November wiberhaUte bie Eirdhe um 8V 2 Uhr<br />

vom harmonif


et iustum est. Saßt uns ©Ott bem £errn ®anf fagen, eS<br />

ift mürbig unb gerecht.<br />

gn großen Sügen fchilberte er bie verfchiebenartigen, tüiebereiten<br />

©rfcheinungen ©otteS, von jener angefangen, bie fich<br />

auf ber erften Seite ber 1)1 Sdjrift erjä^It finbet, in feffelm<br />

ber SBeife fprach er von ben ©rfcheinungen, mie fie 9loe,<br />

Abraham, gfaaf, gafob, 9J?ofeS u. f. to. Ratten, mit fettener<br />

33erebtfamfeit Gilberte er bie munberbarfte aller ©rfcheinungen,<br />

nämlidh jene beS göttlichen SBorteS auf feinen allermürbigften<br />

Shron ber gangen ©rbe, auf ben Slrmen 3JiariaS, „unb feit<br />

jenen Sagen/' fuhr er fort, „mechfeln bie ©rfdheinungen ber<br />

9Jlutter mit ben ©rfdjeinungen beS SohneS ab, Vt>ie es bie<br />

©efdjidjte bemeift, bis gu jenen Sagen, tt>o-äKaria ber beulte<br />

thigen, barmhergigen Sd;ft>efter Katharina Saboure erfchien<br />

unb ihr baS himmlifche 33ilb ber munberbaren SUiebaille geigte."<br />

©egen 4 Uhr -JiachmittagS mürbe bie ©omplet gefungen,<br />

vorauf ber feierliche hl- Segen folgte, .©erabe in bem Slugenblide,<br />

mo ber Segen anfangen follte, fam ber hochmürbigfte<br />

Sifchof Von Saragona an, unb mollte gleidj felbft ben Segen<br />

galten. 3lm Sdjluffe hielt er an bie Sdjföeftern eine berebte<br />

2tnfprad)e unb empfahl ihnen bie ©infalt, SDemuth unb bie<br />

anberen Sugenben ihres heiligen SerufeS.<br />

3lHe Sänger unb bie Herren ^riefter erhielten von ber<br />

Sifitatorin vor bem SBeggehen ein Slnbenfen an biefeS geft.<br />

3met Schmeftern maren an ber Pforte bamit befdjäftigt, be\t<br />

Sorbeigehenben SUtebaillen angubieten.<br />

9Serf


— 49 —<br />

äfyt de las Mercedes, im allgemeinen ^ofpitale. aßen<br />

Käufern ber barmherzigen ©chweftern würbe feierlicher ®otteS=<br />

bienft abgehalten.<br />

3Keine ©ebete mit ben ihrigen, mein hochgeehrter Vater,<br />

vereinigend verbleibe ich f-<br />

©aturnin SaniceS, i. p. c. m.<br />

Ute feftlidjkeiten im laufe Santa Sfabeh<br />

törief tereljrru* Sdjvo. flinat, an flerrn31. ch bitte um Shren heil, ©egen!<br />

Sie ©panier haben eine befonbere 3lnba


- 50 -<br />

2lm 27. -Jiovember wollte ber apoftolifdfje Nuntius felbft<br />

bie heilige Meffe feiern. 2ttte unfere SBerfe waren ba ver=<br />

treten. Sie 2lrnten, bie ©chulfinber, bie Marienfinber, bic<br />

Samen ber d)riftlid)en Siebe unb viele anbere ^erfonen, benen<br />

eS gelungen war, fid) ©intritt gu verfdjaffen.<br />

Ser ^o^toftrbigfie Nuntius bezeigte uns ein großes äBohlwollen<br />

unb fdjien fid) in ber Mitte ber Äinber beS fettigen<br />

Bincenj ganj glüdlidj ju fühlen. 3ln allen 4 Sagen würbe<br />

um 4 x / 2 Uhr baS allerheiligfte ©afratnent ausgefegt, ber<br />

9tofenfranj gebetet, eine Sßrebigt gehalten, worauf ber Zeitige<br />

©egen folgte. Sie brei Sßrebigten beS SrtbuumS hielt unfer<br />

frommer eifriger ©eelforger, £err ©aturnino SaniceS, Miffionär<br />

auS bem $aufe Von Barrio de Chamberi.<br />

Sie $prebigt am 27. hielt unfer £err Pfarrer , ber an<br />

biefern Sage au a ß btete ^Perfonen wieber<br />

umfehren mußten, ohne baß fie in bie Capelle fommen fonnten.<br />

3wifdjen ben verriebenen gotteSbienftli^en &anblungen<br />

würbe an allen 4 Sagen ohne Unterlaß ber Stofenfrang gebetet<br />

2Bir zweifeln ni


— 51 —<br />

3um ©chluffe füge id) noch eine (Erzählung ju @hren ber<br />

iounberbaren 5fflebaiHe bei.<br />

Vor einiger ftflrjtc fich bie SWuttec eine» unfcrcr<br />

©chulfinber aus ©d&mcrj über ben Sob ihres ÄinbeS vom<br />

genfter beS 3. ©tocJwerfe.S hinab, in ber 9tbfid)t, fid) ben Sob<br />

Zu geben; aber bie SÄebaitte, bie fie trug, bewahrte fie vor<br />

bem ewigen Sobe. ©ie lebte gerabe noch fo lange, baß fie<br />

ihren gehler einfeheu unb ihre fimbhafte Slbfidjt mit lauter<br />

Stimme befennen fonnte, unb fie fagte, nur ber 3KebaiHe habe<br />

fie eS-ju verbanfen, baß fie fo vor bem plöfelichen Sobe unb<br />

ber ewigen Verbammniß bewahrt worben fei.<br />

Seben Sag erfahren wir neue Veweife ber gitrforge<br />

UJiariaS, woburch baS Vertrauen auf unfere 3ftebaille ohne<br />

linterlaß zunimmt.<br />

s Mt vielen ehrfurchtsvollen ©rüßen u. f. W.<br />

©chwefter ^ßinat,<br />

u. S. b.


— 52 -<br />

Pei ben llifftonaveiK<br />

„Sie flirre ber Mtffionäre mar Wie immer bem Bolfe<br />

gugängtich, währenb unfere ^ird^e ben ©


— 53 —<br />

•gisfaner in Jürgen aber berebteu SBocten bie üerfdjieberten ©r=<br />

1 Meinungen, melche ben ©egenftanb beS $efteS bilben. ©r<br />

teufte bie Stufmerffamfett beS 23olfeS befonberS auf bie mun=<br />

berbare SDlebaitle unb auf bie gasreichen ©itaben, bereu Duelle<br />

fie gemorben ift. 2lnt -ölontag erflärte ein Sßatec 3efuit in<br />

fdjbner SBeife baS 33itb ber unbefledten Jungfrau, mie fie<br />

mit ihrem jungfräulichen gitße ben $opf ber ©c&tange ger*<br />

tritt unb ungählige ©nabeu über bie SBelt ergießt. 2lm legten<br />

Sage beS SribuumS erflärte ber SDireftor beS 3)töcefans©e~<br />

minarS ben ©täubigen bie ©innbitber auf ber Dtüdfeite ber<br />

löJebaiHe, melche fo berebt gum bergen beS Triften fprechen.<br />

3)ie ©terne um ben -ftatnenSgug SJlariaS, bie gmei tyettigfiett<br />

bergen unb alles anbere mürbe mit einfacher Serebtfamfeit<br />

auSeinanbergefefet.<br />

„9laon einer ©ruppe tion ©ngeln, melche bie<br />

©innbitber ihrer fönigtichen SBftrbe unb it;rer unbeftedten,<br />

jungfräulichen Feinheit tragen; t>on ihren gegen unfere ©rbe<br />

auSgeftredten £änben gingen ©trahten aus (fie maren gerabe<br />

^unt ^efttage aus ^SariS augefommen). Stuf beiben ©eiten<br />

ftanben auf einem Sanbe auf ©otbgrunb bie SBorte: „0 Maria<br />

sine labe originalt concepta, intercede pro nobis, qui ad<br />

• te confugiraus. SDer Stttar mar mit 33tumeu unb Sintern<br />


- 54 -<br />

jwei große SiefleEtampen bei, welche ihren Schein auf bit<br />

©tatue warfen. 9Jtan füllte fi


— 55 —<br />

aud) 5Kühe, ber feligfteu Jungfrau eine greitbe ju machen<br />

burd) fleine Sugenbafte unb burd; ihre ©ebete.<br />

,,9£od) ein Umftanb vermehrte unfere greube an biefem<br />

gefte; Wir feierten uätnltd) am 27. November juglei^ ben<br />

80. ©eburtstag unb Sauf tag unferer würbigen Vifitatorin,<br />

©d)wefter BranbtS — unb unfer aller §erjen vereinigten fich<br />

in betnfelben ©ebete jur unbeflecften Jungfrau, baß fie uns<br />

unfere würbige 3Jlutter nodj lange erhalte. ©S ging fo leidjt,<br />

an biefem Sage ju beten unb wir haben bie feligfte ^ungfrau<br />

angefleht, unfern verehrten Dbent unb ben beiben gami=<br />

lien huubertfältigen ©egen ju verleihen.<br />

3id)t bloß im ©entralhaufe, fonbern auch in allen £äu=<br />

fern unferer ©d)Weftern war baS geft fo fc^öit als inögtid).<br />

BefonberS ift ju bemerfett, baß fehr viele an biefem gnabenreichen<br />

Sage jur heiligen Sommunion gingen, unter benen<br />

auch einige Waren, bie fchon 20—30 Sahre nicht mehr bie<br />

heiligen ©aframente empfangen hatten. ©in junger Slrjt aus<br />

©raj, ber gerabe an einem Sage beS SribuumS fein ©famen<br />

ablegen foHte, unb ber mit ©runb befürchtete, babei nicht ju<br />

beftehen, nahm von unferen ©chweftern eine 9Jlebaitte an, in*<br />

bem er fragte: „£Üft benn baS auch einem $uben?" (®r<br />

war aber burchauS Sein ^ube.) 2lm nächften Sage fam er<br />

ganj freubeftrahlenb in'S ^ofpital unb auf bie grage einer<br />

unferer ©chweftern, wie es ihm ergangen fei, antwortete er:<br />

„D glänjenb, glänjenb!" ©eitbem verläßt ihn bie tbeure SDfebaille<br />

nid^t mehr; er trägt fie au feiner Uhrfette, wo liebermann<br />

fie fehen fanrt.<br />

„3n ©roßwarbetn in Ungarn hatten bie ©chweftern irt<br />

aßen vier Käufern feierliches Sribuum mit 3IuSfefeung beS<br />

aüerheiligften ©aframenteS, von 6 Uhr -BtorgenS bis 6 Uhr<br />

2lbenbS. Sie ©chwefter Sienerin ber ©t. Vinceuäfdjute fd^reiht r<br />

baß ber 2Beihbtfd)of felbft jeben Sag baS aHerheiligfte ©äfra*<br />

ment ausfegte. Von grüh bis 3Jlittag waren ohne Untere<br />

brechung heilige SKeffen unb um 9 Uhr feierliches igochamt.


Heber 300 ßommunionen würben in biefer Keinen Capelle<br />

•cjefpenbet, bie nie leer würbe unb ben gangen tag würbe laut<br />

gebetet unb gefungett. Um 6 Uhr AbenbS famen über breifeig<br />

Ißriefter unb alle Sheologen beS ©eminarS, um Maria, ber<br />

ambeflecften Jungfrau, ihre Verehrung bargubringen, unb nach<br />

ber feierli^en Sitanei Würbe baS Te Deum mit unbefchreifc<br />

li^er Begeiferung gefungen.<br />

„3n ber ©dljule gur unbefledften ©mpfängniß in berfelben<br />

©tabt war baS geft nid^t weniger fdjön urtb bie Capelle fonnte<br />

bie Menge ber ©laubigen nicht fäffen; ben gangen Bormittag<br />

bauerten bie heiligen Meffen unb Kommunionen. Mehrere<br />

IJSriefter fagten, fie hätten noch bei fetner (Gelegenheit fo viele<br />

Beidhten gehört, als an biefen heiligen tagen. Sie 3ahl ber<br />

Dertheilten Mebaillen ift unberechenbar.<br />

„3n Bubapeft, ber ^auptftabt Ungarns, würbe baS geft<br />

niä)t bloß in allen Capellen unferer Anftalten unter Bethel<br />

Ugung aller 3öglinge unb vieler Äranfen, fonbern auch auf<br />

Befehl beS BifchofS in allen $trd)en ber großen ©tabt gefeiert,<br />

wobei viele gu ben heiligen ©acramenten gingen.<br />

„(Sine junge gabrifSarbeiterin bat unfere ©djweffern um<br />

800 Mebaillen, um fie unter bie anberen Arbeiterinnen gu ver=<br />

theileit. Sie ©cäjweftern waren gang gerührt unb hoffen gu=<br />

verächtlich, baß bie feligfte Jungfrau btefe jungen, fo fehr gefährbeten<br />

©eelen befchitfeen werbe.<br />

„2>n Aitina (Ungarn), wo unfere ©chweftern ein ^ofpttal<br />

für Bergleute verfehen, fonnte ber Pfarrer erft am Borabenbe<br />

beS gefteS ben vollfommenen Ablaß verfünben, ba bie ©rlaubniß<br />

beS BifchofS nicht früher eingetroffen war; aber er fagte<br />

eS einigen ^erfonen, bie Montag bei ber heiligen Meffe waren<br />

unb bat fie, eS benAnbent mitgutheilen; gwei gfraueu wollten<br />

fogar in alle Käufer gehen, um baS geft überall befannt gu<br />

machen.<br />

„Am frühen Morgen war bie Slirche fdjoit gefüllt, unb<br />

ber Pfarrer fonnte mit feinem ^ilfspriefter faum alle ßeute


— 57<br />

Seichte prcn, bie jur Zeitigen ©ommunion geben wollten.<br />

s Jlie haben bie bortigen ©chweftern ein fchönereS $eft erlebt.<br />

„3än vielen Käufern in Ungarn War baS allerheiligfte<br />

©acrament bie ,brei Sage hrnburd), ober weuigftenS am $eft=<br />

tage ausgefegt.<br />

„3h ber SHöcefe Saibad) gab ber hodjwiirbigfte gürftbifdjof<br />

bie ©rlaubniß h^u, ohne erft barum gebeten worben ju fein.<br />

„Unfere ©chweftern aus 2Bien fchreiben, baß fie uidjt alle<br />

©naben aufnähten fönnen, bie währenb biefer Sage ihren<br />

Eranfen gu Shetl geworben ftnb.<br />

„SDer Eürje halber führen wir nur ein Beispiel an: ©in<br />

junger 9Kenfch, ber von feiner Etnbljeit an immer fern von<br />

©ott gelebt hatte, beffen 3Jtutter aber fehr fromm unb gut<br />

war, tag fchwer franf barnieber. Obwohl feine SobeSftunbe<br />

immer näher fam, wollte er bo$ Weber von ©ott nodj von<br />

Religion etwas reben hören. -Ka^bem feine arme Butter ihm<br />

vergebens jugerebet hatte, nahm fie eine wunberbare SDtebaille<br />

unb legte fie unvermerft in baS S3ett beS Äranfen. ^löfeltch<br />

wirb er ganj unruhig unb fagt ju feiner Butter: „2BaS<br />

haben ©ie benn in mein 33ett gelegt, ich finbe feine<br />

mehr?" ©eine Sffiutter fud?te ihn ju beruhigen, ohne ihm<br />

jeboch etwas von bem ©ef^ehenen ju fagen. 2lber als fie fi$<br />

für einige Augenblide entfernen mußte, fteht ber Eranfe trofc<br />

feiner großen ©djwäche auf, wirft alles aus bem SBette unb<br />

finbet enblich bie s Jflebaiffe; ba geräth er in 9Buth, nimmt baS<br />

33itb Darias, fehlest ftd) bis jur Shüre unb wirft eS hinaus<br />

mit ben SBorten: „$ch brauche fotdje ©achen nicht!" 35ie<br />

feligfte Jungfrau hatte trofc biefer unwürbigen SBehanblung<br />

3Jtitleib mit ihm unb burd; ein faft unerhörtes Sßunber ber<br />

Sarmhersigfeit ift ber Eranfe auf einmal völlig umgeänbert.<br />

@r bittet feine SJiutter, einen ^riefter ju holen, barauf beichtete<br />

er mit ber größten ßerfnirfchung unb ftarb am nä^ften<br />

Sage mit allen heiligen ©acramenten vergehen.<br />

. „3luS mehreren Säufern erhielten wir genaue Beriete über<br />

bte $eierü


— 58 —<br />

unb biefen SBrief nicht ju fehr auSbehnen motten, fo bitten mir<br />

bie t>ereb$en Dbern, biefe Meine ©rjählung von ihren ^inbern<br />

aus Defterreidj anzunehmen."<br />

VII1.<br />

fc|Hid)keiten in Amerika.<br />

(In O&ermcmtottm, rao Der Wfttator hztJÖpL «prxrohtj fcerMmintgten<br />

«Staaten reinen tjat.)<br />

igodjmftrbiger £>err unb geehrtefter 3Sater!<br />

Bitte um Sh^n heiligen ©egen!<br />

SWit großer greube empfingen mir baS Stunbfdj reiben,<br />

morin ©ie uns bie aufterorbentlidje ©nabe anzeigten, bie ber<br />

heilige SSater ben beiben gamilien beS heiligen 33incen$ von<br />

s $aul burch bi e ber ©rfdjeinung ber feligften Jungfrau<br />

von ber munberbaren -Blebaille gemährt $at.<br />

Mehrere ©rünbe treiben uns an, biefeS geft mit inniger<br />

greube ju begehen. 3"*tfi i a ^inber ber fatholifdjen<br />

£ir


— 59 —<br />

bare Mebaitte erlangten Sßunber belebte in uns bie Hoffnung,,<br />

'auch unferfeits reifliche ©naben gu erlangen. 35er babei ent~<br />

midelte ©ifer,. fid) auf baS geft vorbereiten, mar mirflid^<br />

bemunberungsmitrbig. Ser ©egenftanb unferer vorhergehenben.<br />

Sienftagconfereng maren bie Bemeggrünbe unb bie Mittel, unsauf<br />

baS bevorftehenbe tribuum gut vorgubereiten.<br />

Srei 2Bo$en vor bem tribuum begannen bie ©emina=<br />

riften mit ber AuSfdjmüdung ber Capelle. SaS gange £au&<br />

mürbe faft neu hergerichtet, um bie Sßricficr mürbig aufnehmen:<br />

gu fönnen, bie verfprod)en litten, burd; ihre ©egenmart Maria,,<br />

bie imbeflecft ©ntpfangene, gu ehren. SBeber Arbeit, noch $ät r<br />

noch Auslagen mürben gefpart, um Maria mürbig gu Verberg<br />

lid)eit. Sie berühmteften 5ßrebiger aus ber Siöcefe<br />

phia mürben eingelaben, unt baS 33oIf gur Siebe Marias gu:<br />

entflammen unb eS gu unterrichten, biefe Siebe im. SBerfe gu<br />

geigen. $aft gmeihunbert ©inlabungen mürben an bie ©eiftli^en<br />

von ^bilabelp^ia unb ber -Jlachbarbiöcefe trenton verfd;idt.<br />

-<br />

Hier ift eS am ^la^e, gu bewerfen, baß bie Verehrung,<br />

für unfern ©tifter in mehreren religiöfen ©emeinbert in ihren<br />

Mitgliebern biefelbe Begeiferung hervorruft, mie bei ben<br />

bern beS heiligen Binceng.<br />

Ser fo lang erfehnte tag fam ettblidj. Sie ©laubigen<br />

maren bei ihrem ©intritte in bie Capelle gang entgüdt über<br />

bie fd)öne AuSfchmüditng.<br />

lieber bem Hochaltar mar ein hoher thron errichtet, morauf<br />

bie ©tubenten eine große ©tatue ber feligften Jungfrau,<br />

umgeben von Valuten unb Blumen, ftettten.<br />

SaS 5]3reSbt)terium mar blau unb meiß auSgefcblagen,<br />

meil Maria in biefen garben ber ©chmefter Katharina erfdjieneu<br />

mar. Ueber beut Altare mar bie ©rfcheinung ber feligften<br />

Jungfrau in einem Bilbe bargeftettt, um fo bie ©läubigerc<br />

über Den ©egenftanb beS gefteS gu unterridjten.<br />

Um 10^2 Hhr mürbe baS tribuunt vom fyofyv.Herrn<br />

Bifüator mit bem feierlichen Hodjamte eröffnet. Herr $£allety A


— 60 -<br />

©uperior in ber Pfarre ©ermantown, follte an biefem Sage<br />

prebigen, aber eine Äranfyeit heberte ihn baran, unb £err<br />

Sunphh, einer unferer 3Kiffionäre erfefete ihn. 9Kait hätte<br />

glauben fßnnen, £err ^Sortail ober £err ^ßile ober ein anberer<br />

-aus ben erften ©efährten beS heiligen Vincenz fei es, ber baS<br />

33olf jur Verehrung unb Stebe Darias ermahnte.<br />

Sie Bö^Hnge unferer apoftolifchen ©


- 69 -<br />

3d) ge^e nod) weiter unb fage, baß bie heil* Väter nidfjt<br />

einmal fo viel guni 3Jiartyrium verlangen. Sie willige 2ln=<br />

nähme beS SobeS aus ben £änben ©otteS, um ihm baS Sehen,<br />

baS er uns gegeben hat, wieber juritdgugeben, biefc ©efinnung<br />

ift hinrei^enb für baS -äJiarttyrium; unb biefeS 3JJarttyrium<br />

follen fogar bie Seute irt ber SBelt üben. 91adh ber 3Beinung<br />

Mehrerer hat bie hl- Sherefia in biefer 3Beife ben Sitel einet<br />

SDtartyrin verbient.<br />

9iun Will idh 3h n en noch ein anbereS Startyrium nennen,<br />

weldheS jwar nid)t im wörtlichen ©inne ein foldjeS ift, aber<br />

welkes wenigftenS einige $üge ber 3lehnlichfeit bamit hat. 3dh<br />

Witt vom nioralifchen -äflarttyrium fiprechen, baS wir mehr ober<br />

weniger unter taufenb Verriebenen formen erbulben miiffen:<br />

Martyrium beS VerftanbeS, beS SergenS, beS SBißenS; von<br />

jenem SDlartyriuni, baS, mit -Dtuth ertragen, uns gur @hre ge=<br />

reicht, baS aber, wenn bie ©nabe ber 9latur unterliegt, uns<br />

vottftänbig nieberbriidt.<br />

Vor allem baS 9Äartyrium beS VerftanbeS, wenn er gequält<br />

wirb von Veängftigungen unb ©crupelit, beren Seiben<br />

nur jene fennen, bie eS felbft erfahren haben; ober wenn ber<br />

Verftanb burch ben S^eifel Verbunfelt ift, nicht bei uns, aber<br />

bei anberen; baS ift ein ebenfo fchredlidfjeS 3ftartt;rium, Wo<br />

man feine eigene ©infid)t mit $üßen treten foff.<br />

Sftartyrium beS SergenS. 3a, fie haben es alle erfahren,<br />

was eS heißt, gleidjfam über baS £erg einer Butter gu fteigen,<br />

um jum Sabernafel gu fommen; baS Sheuerfte, WaS man hat,<br />

mit $itßen gu treten, um baS $rettg gu umfaffen! 9Jiarttyrium<br />

ber Srodenheit, ber Sroftloftgfeit, wo baS £erg in ben Prüfungen<br />

wie in einem SDtßrfer mit harten ©dalägen germalmt<br />

wirb. 3n biefem ÜRartyrium nehmen wir unfer gebrochenes<br />

,§erg, bringen wir eS unfereni göttlichen ^eilanbe bar unb<br />

fagen wir ihm: „£err, mein £erg ift verwunbet, aber eS ift<br />

Sein; eS ift gebrochen, nur bamit eS Sir erhalten bleibe;<br />

für Sidh ift eS ^ingeopfert unb hingefdhlachtet worben, Su<br />

mußt es nun gu neuem Seben erweden."


— 70 —<br />

©S gibt ferner etn Martyrium beS SBittenS. ©S foftet<br />

ainftrengungen, fich einer Sftegel ju unterwerfen, mewt matt fie<br />

audj früher geliebt unb gefudjt fyat 2Bel$ ein Martyrium,<br />

immer baS, maS Mühe foftet unb mißfällt, auf ftäj ju nehmen.<br />

Sarau erfeitnt man bie ftarfen unb großmütigen ©eeten.<br />

©S ift leidet, mährenb ber ©eminarjeit feinen SSerftanb. fein<br />

^erj, feinen SBillen mit $üßen ju treten, aber man muß<br />

barüber machen, baS, maS man am Sage ber ©infleibuttg ober<br />

©elübbeablegung bahin gegeben hat, nidjt nad) unb nach mieber<br />

jurü


71 —<br />

„©ine SBatlfahrt aus Atbi nach Montmartre War für uns<br />

*twaS gang 3leueS unb mir hatten audf) für bereu ©etingen<br />

einige Befürchtungen. Aber ber ©rfotg fyatalle. unfere @r=<br />

Wartungen übertroffen.<br />

„SDaS Heiligtum am Montmartre mar baS ^auptfäd^^<br />

lidjfte, aber nidjt baS einjige ßiet unferer SBallfahrt.<br />

„Am tage unferer Anfunft in tyaxtä befugten mir ben<br />

„Saat ber Märtyrer" im ©eminare ber auswärtigen Mifftoneu;<br />

eine unbefdjreibtidje Führung bemä^tigte fich unfer.<br />

„SBir mußten teiber biefen Befuch fehr furg madjen, um<br />

atnS in bie Capelle ber MiffionSpriefter gu begeben, mo mir<br />

gum feierlichen ©egen ermartet mürben.<br />

„SBir mürben aufs hergtichfte aufgenommen, man ließ<br />

uns guerft bie Reliquien- beS feiigen Sßerbotyre fehen unb barauf<br />

mürbe eigens für uns ber 9ietiquienfchrein enthüllt.<br />

„SDa bie ^riefter in Atbi ben Binceng gum befonberen<br />

Ißatron haben, unb fU Von ben MiffionSprieftern gum priefterli$en<br />

Seben herangebilbet werben, fo fonnten wir ni


72<br />

&xiw -gomße.<br />

Brief 6es ZHifftonspriefters £)errn Dilltes, an fjerrrt<br />

21. $iat, ©eneralfuperior.<br />

Arbeiter = (feercitien.<br />

$rime*(£ontbe, 7. Sßov. 1894.<br />

«giodjwürbiger £err unb geehrt efter Vater!<br />

3>ch bitte um Shrett heil. ©egen!<br />

2)a ich weiß, wie viel ©ewidjt ©ie auf bie SBerfe legen,,<br />

bie bem ©eifte beS hl. Vincenz entsprechen, fo ertaube idj mir,<br />

Shnen etwas von unferen legten Slrbeiterejercitien ju erzählen,<br />

welche am 26., 27. unb 28. Dftober unter bem 6


73<br />

gen mit ganger Aufmerffamfeit berSefung beS^SBerfeS: „Sfafc<br />

Worten auf bie ©inWürfe gegen bie 9ieligion" von 3Jlfgr. ©egur.<br />

Mehrere aus biefen 84 Arbeitern waren fchon in bett<br />

früheren Sauren gefommen; wir fabelt fie ben neu Ange=<br />

fommenen als gührer beigegeben. Sie lefete -Jlacht, bie fte<br />

bei Unferer Sieben grau von $rime=©ombe verweilten, wölk<br />

ten Mehrere vor bem allerheiligften ©aframente anbringen.<br />

$hre Anbaut bei ber ©ommunion war eine außerorbentliche..<br />

©iner von ihnen fagte gu unS: „£eute ^be ich nach 50 Sah'<br />

ren wieber gum erftenmal eommunicirt." Ser arme Arbeiter<br />

war wirflich 50 Qahre lang nicht gu ben heil. ©aframenteit<br />

gegangen.<br />

©ineS freut mich f^r, baß nämlich bie Herren Pfarrer<br />

fagen, bie ©jercitien hätten bei einigen ihrer $Pfarrfinber<br />

SBunber gewirft unb biefe Sefehrten feien wie Wahre Apofte!<br />

in ihren Pfarren. 3


— 74 —<br />

£ottoürbiger £err unb geehrtefter SSater!<br />

3t bitte um 3l;ren heil. ©egen!<br />

•<br />

3 t Witt txid&t länger jögern, 3hflen unfere $reube mit=<br />

zuteilen. Unfer göttliter £eilanb mollte burt feine ^eitigfte<br />

Mutter unfer £ofpital ^eimfud^en unb uns burt einen<br />

meiS feiner Madjt erfreuen. ©itt Marienfinb, baS fton feit<br />

8 franf mar unb feit 6 1 / 2 galten immer im Seite<br />

liegen mußte, unb baS als Nahrung nur mehr Milt genießen<br />

fonnte, hat am 27. November ju Mittag ptßfelidj bie vollftänbige<br />

©efunbheit erlangt, ©ie ftanb auf, ging $erum unb<br />

tta^m fefte Nahrung ju fit; fie mill 3hnen felbft balb einen<br />

SBrief ftreiben. SDie SBiffenftaft miß vieHeitt nitts Ueber-<br />

natiirliteS finben in biefer Teilung einer -Jlerfcenfranfen; aber<br />

maS liegt an ber menftlit en SBijfenftaft? Unfer ©r^riefter,<br />

it unb bie Traufe fehen in biefer augenblicfliten Teilung<br />

«tmaS UebernatürliteS. SDer ©r^riefter ermahnt uns jur $lug--<br />

heit, forbert uns aber auf, eine Sanfttoüene ju halten, bie<br />

•er felbft mit ben Marienfinbern hält.<br />

©inige 3^itnngen haben fchon von bem ©reigniffe ge^<br />

Broten.<br />

3t fonnte 3hnen, mein ^od^gee^rter Sßater, noch jmei<br />

Sefehrungen burt bie munberbare MebaiUe erzählen. gmei<br />

©tminbfiittige maren fton beut £obe fehr nahe unb feiner<br />

wollte fit mit ©ott auSföhnen. ©iner von ihnen hatte uns<br />

lefeteS 3ah^ einige SSerlegenheiten bereitet; nachbem er einen<br />

"Monat bei uns vermeilt hatte, mar er mieber fortgegangen;<br />

mm ift er feit einem Monate mieber im £ofaital. ©r mar<br />

l<br />

33rtef 6er efyrm. Sdjtüefter Petit, an £)errn 2tnton $iat,<br />

©eneralfuperior.<br />

ffiintge ©nabelt, erlangt burdj bie ttmnberbare PebatUe*<br />

©ofoital Mont=be=Marfan, 29. 1894.


75<br />

fdjort im legten ©tabium ber Äraufheit, aber aud) mit feiner<br />

©eete fah e£ noch immer fdjlecht auS; er war ein Buchbru<strong>der</strong>,<br />

ber in eine flechte 3 e^im 0 fchrieb. ®er ©pitalfeetforger<br />

gab ihm in ber legten 3Bo$e eine wunberbare Mebaitte, bie<br />

er aus ©efättigfeit annahm. S^ei tage barauf bat er ben<br />

2lrgt, in feine SBohnung iiberfiebetn gu biirfen; baS that uns<br />

fehr leib, benn fein tob fonnte nidjt mehr ferne fein. 2im<br />

tage vor feinem SBeggehen um 8 Uhr 3lbenbS bat er um<br />

ben Sßriefter unb legte eine Beidjt ab. 3lm folgenben tage<br />

empfing er nach guter Borbereitung bie hl- ©ommunion, verließ<br />

barauf baS Hofpitat uttb nach ükv tagen Würbe er gu<br />

©rabe getragen.<br />

3>n ber Siebe gefu ©hrtfti unb feiner unbefledten 9Jiut=<br />

ter u. f. w.<br />

©djwefter ^Setit,<br />

u. b. ch. 8. ©. b. a.


proturt3 (Dcfterreicfy<br />

Brief 6es ZtTiffionspriefters f}errrt IViacux, an f}errn<br />

2t, $iat, ©eneralfuperior.<br />

®ob hes pifJtonsptie|terß % Sahob f oruat; feine ®ugenbeit.<br />

©tili, l. September 1894.<br />

^ochwürbiger fetxx unb geehrtefter Vater!<br />

bitte um heil. ©egen!<br />

Sange habe gewartet, ob irgenb ein Slnberer aus ben<br />

3Jiitbrübew in ben 3lnnalett einige $eilen veröffentlichen werbe,<br />

um na(^ bem ©eifte beS heiligen Vincenj baS 2lnbenfen eines<br />

SKiffionärS ju ehren, ber fich um bie ©ongregatton fo verbient<br />

gemacht hat, unb beffen Verbienfte ©eine £etligfeit fieo XIII.<br />

felbft, bie Vifdjöfe, ber Klerus unb baS Volf anerfannt haben.<br />

weine unfereu würbigen ©uperior £errn Safob &orvat.<br />

211S einer feiner innigften Vertrauten unb als üfflitglieb beS<br />

Kaufes in ©tili will idj Shnen biefe Wenigen geilen jur ge«<br />

meinfamen ©rbauung f^reiben.<br />

3luf eine telegraphifche 2lufforberung verlaffe i


77 —<br />

bigen mit Spänen in ben Augen, unb wollten ant£eid)name<br />

beS Beworbenen SRofenfrärtje unb anbere Auba


— 78<br />

9?athgeber fogar in ben Angelegenheiten unferer Siöcefe gefunben<br />

haben; ebenfo bie ©laubigen, bereu geiftigen junger<br />

er fo oft bur


79 —<br />

9iacfjbru


proüirt3<br />

Spanien.<br />

3rief ber Sdjmefter tEfyerefia Carbeur an bte fyocfygeefyrte<br />

ZHutter Camartinie.<br />

Pefudj Sljrer ptajeftiit ber Königin itt bem<br />

ffiljrifttna«<br />

plana<br />

SKabrtb, ©d&ule STOaria ©6riftina, am 14. 9?ov. 1894.<br />

3fteine hochgeehrte SÄutter!<br />

Sie ©nabe unfere« Gerrit fei dtlejeit mit uns! '<br />

Von ber ©chwefter SBijitatorin beauftragt, witt ich Shnen<br />

über ben Sefudj Shrer 3Jlajeftät berieten, Welche uns geftern,<br />

fojufagen, überraf^t hat, ba mir* fautu eine ©tunbe vor<strong>der</strong><br />

zufällig erfuhren, baß bte Königin auf urtfer £auS jufam.<br />

3war Ratten uns ihre Samen fdjon vorher ben 33efud) ange=<br />

fitnbigt, aber ohne genau ben Sag anzugeben. 3h r e SWajeftät<br />

wollte bur^auS nicht, baß man uns in Äenntniß fefee unb<br />

"bie ftinber fpielten gerabe bei ber Casa de campo, einer<br />

«großartigen fönigticheit 33efifettng, Welche von ben genftew ber<br />

Schute aus gefehen, einen herrli^en 2lnbticf gewährt; ein ^Pho'<br />

tograph hatte tutS gebeten, bie ßinber ph^tographif^ aufneh=<br />

tuen ju biirfen. 3ttS bie nahe 3tnfunft ber Königin gemetbet<br />

lourbe, änberte fich baS gange ©chaufyiet. @S war feine äWi*<br />

nute jit vertieren; gtütftidjerweife waren wir faum fünf SRiuu*<br />

im vom £aufe entfernt.<br />

Sie ®int>er verfammetten fich fogtei$ in bie ©djutjimnter,<br />

lohne eine Stauung ju haben, worum es ftch hanbte. Sie<br />

l ) Sic Stunden §a6en uorujeS Qa^r über bie Eröffnung biefes<br />

JÖaxtfeö Berichtet.


— 81 —<br />

©chmeftern manbten alle bie Augen gegen bie ,,©ngclgaffe'><br />

meldte auf Beranlaffmtg 3h* er Majeftät felbft angelegt mor^<br />

ben mar, unb burdj melche fie lei^t gu uns fommett fonnte,<br />

ohne ihr Befifethum gu Verlaffen. pö^lidj? vernahmen mir ba£<br />

©eläute ber &auSglo


— 82<br />

baS Anerbieten, ihr ben fttrgenSeridjt bariiber gu fenben;<br />

worauf fie antwortete, fie Werbe ihn mit Vergnügen lefen.<br />

SBtr Ratten fdjon baS gange £auS befiäjtigt. *er<br />

Klaffe ber großen 3Jläbdjen geigte ftdj 3h*e 3Jlajeftät öoß ©üte.<br />

©o wie früher bei ben fleinen 9Jiäbchen, fo mußte idj audj<br />

jefet bie großen fragen, ob fie Wohl wüßten, wer bie ©ante<br />

fei; bie Kleinen, in ber Situlirung noch ungeübt, gaben bie<br />

einftimmige Antwort: „Sie Königin/' Sie großen 3Käbd)en<br />

antworteten fchon in befdjeibenerem Sone: „3$re 3Waieftät,<br />

bie Königin." ©ie fah alle Aufgaben burd) unb au


3 t et I i c n.<br />

^totiittj<br />

Wcapet.<br />

€*erritien unb Jtonferenjen fiir üfdjöfe int fjaufe uon feccr.<br />

offizielle firtlite £agblatt ber Sßrovinj 2fcpulieit,<br />

Yessillo cattolico u (vont 17. Stob. 1894), berietet etmaS<br />

fehr ©rbauliteS. SDie Siftöfe biefer ^rovinj haben fit im<br />

£aufe ber 9ttiffion#priefter in Secce verfammelt, um ba vom<br />

13.—19. SRovember in ©ebet unb Setrattung bie geifttiten<br />

Uebungen ju galten. Sogleich hielten fie mehrere ©onferenjen<br />

über bie Seitung unb bie vergebenen Sßerfe ihrer SDiöcefeit.<br />

gm ©anjen maren 14 Siftöfe anmefenb, nämlit bie<br />

©rjbifchöfe von Sari, Dtranto, SCareitto; bie Siftöfe von<br />

©ravina, Secce, Sftarbo, ttgento,Molfetta, ©allipoli, jRubo,<br />

Slnbria mit feinem ©oabjutor, enblid) bie Siftöfe von ©afteU<br />

laneta unb 9Jtonopoli. ©ie hot^ürbigften Siftöfe hatten<br />

täglit 2 Sßrebigten unb von 10 — 12 Uhr hielten fie unter<br />

fit eine Äonferenj. 3h* Seiter mar ber ©uperior beS Kaufes,<br />

P. ©hieco, 1 ) melter bie Morgemmtermeifung hielt, mährenb<br />

£err bi ^alma bie Untermeifung am 2lbenb hielt.<br />

2)a3 „Vessillo cattolico" fügt not &ei: „Um nt


Wtcaxiat<br />

prot?trt3 (Efjtrta<br />

ff^e-^.<br />

Brief 6es ITtiffkmspriefters f)errn 2XlpIjons Rainer, an<br />

f)errn Bettembourg, ©eneralproeurator 6er Congre*<br />

gation 6er IHiffton.<br />

Per fttieg jtmfdjen (EJjtna unb Sapan,<br />

$eKng, 9. Dltober 1894.<br />

£od)würbiger £err unb geehrtefter SKitbruber!<br />

Sie ©nabe unfereS £errn fei atlejeit mit unS!<br />

•äJlit Ungebulb werben ©ie fdjon auf einige SRadjridjten<br />

aus ?Pefing warten. -Jtachbem i


— 85 —<br />

2)ie ©eefchlacljt an ber Münbuitg beS 3)a=tu War fdhredf-<br />

2)ie ©hwefen hatten gehn ©dbiffe, barunter jwei gangerfdjiffe<br />

mit 7000 tonnen ©ehalt; bie Japaner hatten gwölf<br />

©chiffe, worunter brei lüften = Äreuger mit gweiunbbr«ßtg=<br />

faltbrigen ßanet Kanonen bewaffnet (baS finb bie ftärfften<br />

©efchüfce, bie hier im äußerften Dften gefunben werben), gftnf<br />

©tunben lang hielten bie gwei ^panjerf^iffe baS gemeinfame<br />

„geuer ber fteben ftarfften ja^panefifc^en ©d)iffe aus, ohne ernfc<br />

lidfje Berwüftungen bavongutrageit. Bier djineftfche Skiffe<br />

würben in ben ©runb gebohrt ober in Branb geftecft; nadjj<br />

ber 2luSfage Bau HannefenS, ber mir ben Hergang ber ©djladjt<br />

•irjählte, finb auf ©eite ber Stauer ebenfalls brei ©d)tffe gu<br />

©runbe gegangen, thatfadfje ift, baß um 5 Uhr 2lbenbS bie<br />

Japaner jt


86<br />

Struppen auf ihrer glucht hieh^ fommen foHten, fönnten wir<br />

[glimme 3^ten haben: aber ber $ice*König, ber eine gute<br />

Haltung beobachtet, was immer man fagen möge, ruftet fidh<br />

gu einem fcergweifeltenSßiberftanbe. 33iS je^t genoffen wir<br />

t>ottfommene ©idherheit. SaS ©chwerfte ift bie eintretenbe<br />

Steuerung; alles foftet nun baS hoppelte ©elb unb wir werben<br />

3Jiühe ^ben, uns burdhgubringen.<br />

Alle gefte gu ©h^n ^ 60. ©eburtStageS finb abgefagt<br />

worben. Ser Spring Kong ift wieber an'S 9tuber gefontmen,<br />

unb man hofft burch ihn einen weniger nachtheiligen ^rieben,<br />

jit erlangen.<br />

39eten ©ie für uns 2ltte u. f. w.<br />

21. §at>ier, i. p. c. m.<br />

SaS oben erwähnte Secret beS KatferS gum ©cfjufee ber<br />

gtemben lautet:<br />

„Leitung m\ spefing. Am 14. Sage beS 3. 9ftonate$<br />

im 20. Sahre Koang^fiu (12. Dftober 1894).<br />

KaiferlidjeS Secret.<br />

Sie SRiffionäre aller Sänber genießen feit längerer 3?it<br />

im Umfreife ber £auptftabt fcoHe ©idherheit; unb fie müffen<br />

unter allen Umftänben nach ben Verträgen gefd^üfet werben.<br />

Keine ber europäifchen dächte hat Anteil an beut Kriege,<br />

ben wir gegen 3>apau führen; aber eS ift gu füllten, baß.<br />

unter ben Dielen SKenf^en, bie biefeS $ahr aus allen Böttingen<br />

nadh Sßefing fommen werben, unwiffettbe Seute £aß.<br />

unb $?erbäcl)tigungen erregen fönnten, unb falls irgenb eine<br />

©chwierigfeit entstehen follte, fönnten üietteid^t manche toer^<br />

bredherifche Sanbftreid^er biefeS benit^en, um bie öffentlidhe<br />

9?uhe gu ftören. Seßhalb ift es burchauS nothwenbig, 33orfidhtSmaßregeln<br />

gu treffen.<br />

Seßhalb ertheilen wir bem 3Jlilitärmanbarin fconipefing<br />

unb ben anbeten Spoligeibeamten ben Auftrag, alle ihre Untergebenen<br />

gu ermahnen, wachfam gu fein unb bie gremben gu


87 —<br />

fdjüfeen. Sie Uebelthäter, meldte Unruhen anftiften motten,<br />

f ollen fogleidO in'S ©efängniß geworfen unb ftrenge beftraft<br />

werben, $eine 9]adjfid)t fott geübt werben-/'<br />

2l$tung vor biefem ©treiben!<br />

$Lyoftolif$e* pccmat f^e-^tttttg.<br />

Brief ber Sdjtüefter H. an f). 2t. ^iat, ©eneralfuperior*<br />

Jtrankettbefud) tu ber ffibenefUa=fdjittg.<br />

^odjwürbiger £err unb geehrtefter Vater!<br />

bitte um S^xtri f)L ©egen!<br />

Äaum war eSnod) 4 Uhr in ber grüb, fo.fuhr bie.Varfe<br />

ber -Düffion fchon Von ber Vrücfe, ber fogenanuten ©ngek<br />

brü(fe, ab, um bie barmherzigen ©chweftern nach bem Innern<br />

von ^ia-fching gu bringen, wo bie guten ©hinefen einmal bie<br />

barmherzigen ©d^weftern fehei; wollten. UeberbieS hatte eine<br />

reiche, dfjriftliche gamilie, wel$e bie ©dbweftern abholte, von<br />

jwei armen Arbeitern gefprodfjen, bie bei ber ^ulverbereitung<br />

fchrecEliche SBunben bavongetragen hatten, ©nblich meinte ber<br />

würbige Uliffionär, wir fottten biefen £ag nur opfern, um<br />

biefe armen ßeute gu befuchen, bie Weber unfere ©chweftern<br />

fannten, noch auch von einem ißofpttal etwas wußten, wo<br />

man ^ranfe aufnahm. SBir reiften alfo ab unb bie Oberin<br />

blieb als Hüterin beS Kaufes jurüö.<br />

9Bie immer, fo hatte id) audj jefet barauf geartet, ba&<br />

Vilb meiner mächtigen Vefd)üfcerin mitzunehmen: baS theure<br />

Vilb ber Souife be 3)lanttac, baS ©ie, mein ho^geehrter<br />

Vater, geweiht haben, lag in meinem SReifefacS unb oft weilten<br />

meine ©ebanfen bei ihm, bamit biefer Xag zur ©hre ©o^<br />

teS gereiche.<br />

©egen 9Jiittag langten wir in bem fd)önen Sorfe<br />

an, baS ganz von Maulbeerbäumen umgeben ift, wovon bie


— 88 —<br />

^anjc ©beite unfereS SiftrifteS bebecft ift. 3Bir fliegen beim<br />

Keinen Äan-fo, ober Capelle ber ©giften, ab, tüetd^e von ben<br />

brei cbriftlicfyen Jungfrauen jener gamilie beforgt mirb, bei ber<br />

toir SBohnung nahmen. ®S märe ju lange, unfere 2lnfunft<br />

meittäufig ju erzählen, it mitl nur fagen, baß man uns, faum<br />

«art'S Sanb geftiegen, fd)on ju ben jmei verbrannten 9lrbeitern<br />

rief, von benen ber eine, nat ber 2luSfage ber Seute, fton<br />

faft tobt mar. 2Bir erfuhren fpäter, baß ber tinefifte 3lrjt<br />

fton alle Hoffnung aufgegeben hatte. SBir reiften alfo fogteit<br />

lieber fort.<br />

. ©ie fßnnen fid), mein hotgeehrter Sater, faum vorteilen,<br />

melf eine bitte SolfSmenge vor uns herlief, utn überall<br />

unfere 2lnfunft ju melben. 2BaS maren mir benn? grauen?<br />

(Seifter? SBaS benn? „@S finb d^riftli(^e Jungfrauen, melte<br />

auS ©uropa ^u uns gefommen finb, um ©uteS ju thun, um<br />

©ott ju verherrliten," antmortete unfere gäthreritt, unb bie<br />

^otattung vor uns friert immer jtt matfen.<br />

©nblidj) finb mir bei ben armen Sermunbeten angelangt,<br />

tüo fton Sermanbte, greunbe, -Jiat&arn in ängftliter ©pan=<br />

nung marteten. ©ollte man fton ben ©arg herritten unb<br />

Vorbereitungen ju ben Segräbnißfeierlitfeiten treffen, ober<br />

burfte man not einige Hoffnung haben? SDer Slrme follte<br />

im 8. Monate Hotseit halten.<br />

©ton ber bloße Slnblitf beS armen Surften auf feiner<br />

Tragbahre flößte uns tiefes Mitleib ein. 2)er ganje Äopf bis<br />

3itr Sruft mar ftmarg mie Äohle; bie Hänbe maren in gäuk<br />

niß übergegangen in golge ber Vertriebenen Heilmittel, bie<br />

man rtateinanber angemenbet hatte, ©nblit fah it feine<br />

Säugen unb futte einige SBorte aus bem UnglücEliten heraus^<br />

jubringen. SHatbem ich meine theure SBohlthäterin Souife be<br />

Marillac angerufen hatte, rittete it in meinem bergen an<br />

unferen Herrn bie Sitte, er möge mir eingeben, maS mir ben<br />

armen 3ujtauern fagen follten.- SDarauf ritte it an fie<br />

«einige SBorte ber ©rmuthigung unb fogleit hellen fit aller<br />

#efidjter vor gteube auf.


89<br />

Aber bie mitgebrachte Argnei reifte für gwei Kranfe tiic^t<br />

aus. Sen größeren Xfyxl gaben wir jenem, ber am meiften<br />

in ©efa^r fchwebte, unb forberten SBeibe auf, fich uns bringen<br />

gu laffen. -Kadjbem id) bem Kranfen eine -ättebigin gu trinfen<br />

gegeben hatte, bat ich nxeine mitleibige unb gute Butter Souife<br />

be 3Jiarittac, fie möge mir oom h^itigften bergen Sefu, baS fie<br />

fo fehr verehrte, bie ©nabe erlangen, baß bie Arzneien bis<br />

gur Anfunft ber Kranfen in unferent £aufe htnreicheitb feien.<br />

SBir fönnten faum baS £auS oertaffen, weil bie Seute<br />

gu £unberten fi$ üor ber %f)üxt angefammelt hatten. ©üblich<br />

brauen uns bie Führer 33ahn unb wir gelangten in'S greie.<br />

Sa überhäuft man uns mittragen; man bringt uns Kranfe,<br />

fttnbev, Slinbe; ein wenig weiter möchte man faft bie lobten<br />

ausgraben, bamit wir fie gum Seben erwecften. SBtr Derzeitten<br />

alles, was wir an Argneien mit hatten; aber eS war bief<br />

gu wenig, bertn wir Waren nicht gefaßt, eine foldje 9Jlenge<br />

Seute gu finben. Sie -Jtadjbarn bringen bon allen Seiten für<br />

bie gatnilte beS SSerWunbeten ©ier, Sruftbeeren u. f. w. ©ie<br />

wußten nid)t, auf weld)e SBeife fie uns ihre Sanfbarfeit begeugen<br />

foHten; barauf folgte uns bie 3Jienge Wie eine ^rogeffion<br />

nad): fie laufen burch bie gelber, fie rufen einanber mit<br />

•Kanten unb alle fühlen fich gang gliicflid).<br />

Sßir begaben uns gu ber angefebenen gamitie, bie uns<br />

eingelaben hatte. SBemt Wir ausgingen, erwarteten uns bie<br />

©hriften beS SorfeS, um uns gu grüßen, unb bie grauen bradj=<br />

ten fleine ©efchenfe. S3alb farnen auch fcieleReiben bagu.<br />

@S that uns fehr weh, feineArgneien für fie gu haben, aber<br />

wir üerfpra^en, wieber gu fommen. ©nblich mußten wir uns<br />

gur 93arfe begeben, um ben 3iücfweg angutreten.<br />

Aber was mußten wir ba fehen? SBir hatten gar nicht<br />

barau gebaut, baß im Sorfe gerabe an biefem Sage ein großes<br />

heibntfcheS ©djaufpiel gegeben werbe. $on allen umliegenben<br />

Orten waren gahtreibe ,3ufd)auer hergefommen. einem<br />

Aitgenblicfe waren bie ßufchauer fcerfchwunben,fie liefen burdh<br />

bie gelber, um unfere weißen (Kornetten gu fehen, fie wollten


— 90<br />

wiffen, wer wir feien, warum wir gefommen wären u. f. w.<br />

Siein eingigeS beleibigenbeS SBort fiel, wenn wir aud) Mühe<br />

Ratten, uns einen SBeg bis gur 93arfe gu bahnen. 2Bir Ver*<br />

taffen biefe Sörfer in ber Überzeugung, baß biefe armen Seute<br />

nun feine gurcht mehr haben werben, ftch in ihren Äranlhci*<br />

ten in'S fiofpitalgum heiligften Hetgen bringen gu laffen, wo<br />

bann bie ©nabe auch ihre ©eele Wirb heilen fßimen.<br />

Bier tage nach biefer mühevollen aber fehr tröfttidjen<br />

greife, läßt mich bie Ober in rufen, (Sitte Barfe War ange=<br />

fommen unb ich glaubte faum meinen Augen, als ich auf einmal<br />

ben früher burd) Brattbwunben fo ©ntftellten fah, an beffen<br />

Begräbniß man fchon gebaut hatte, ©r fteht mm Vor mir<br />

auf bem SBege votlftäubiger ©enefung. Sie Argnei hatte bis<br />

gu biefem tage hingereicht unb er Will nun neue holen. @r<br />

blieb 2 tage ba, um feine Heilung gu vollenben unb wußte<br />

nicht, Wie er uns feine ©rfenntlichfeit begeugen foHte. SBir<br />

benüfeten feinen Aufenthalt, um ihm bie erften äßorte über<br />

©ott gu fagen, unb im Innern meines Hägens banfte ich<br />

meiner Mutter Soutfe be Marillac, weldjje, wie id) glaube,<br />

vom heiligften Hetgen $efu einen Blid ber Barmhergigfeit auf<br />

biefe Berwunbeten herabgefleht hatte, bie nun fdjon ben djrift*<br />

liehen tarnen pretfen.<br />

Sie Heilung beS Berwunbeten aus to^fa war fdjon befannt,<br />

unb fo würben wir geftern um 11 Uhr gu einem anbereit<br />

gerufen, ber in ta^faty^e ebenfalls fdjywere Branbwunben er=<br />

litten hatte. *>er ©ile nahm tdE) einen theil meines MittageffenS<br />

in bie Barfe unb fuhr ab. Balb hätte id) in ber<br />

Überftürgung baS Bilb metner theuren Souife be Marillac ver*<br />

geffen, aber mein ©chu^engel erinnerte mich baran unb ich<br />

legte baS Bilb gu bem Berbanbgeug.<br />

Ser ©mpfang in to^fa erneuerte fid) wieber. SDcr Traufe<br />

ift 1 2t) von ben ©hrtfien entfernt. Sie Bewohner haben nie<br />

©chweftern gefehen, unb über 100 3itf$auer fielen an thür<br />

unb genfter, um bem Berbanbe gugufehen. reife wieber<br />

ab, begleitet von taufenb ©egettSWünfdjen, bie idj bem lieben


91 —<br />

©Ott aufopfere; aber ba id) ni$t genug Straelen hatte für<br />

alte, bie um Sfath fragten, fo fefyre idj nad) ßaufe jurüdf, gefolgt<br />

von vielen Seuten, toetdjein unferer 2lrmenapothefe 2lr^<br />

neien haben wollen. $$ hatte fogar bie greube, eine Traufe<br />

in unfer £ofpital gu bringen unb ein Meines 9M>d)en in bie<br />

Slrmenapothefe tragen ju laffen, baS idj unter bem Flamen Souife<br />

taufte; balb wirb baS Sftäbdjen, wie ich hoffe, im Gimmel fein<br />

unb ihrer SBohlthäterin banfen. habe ben £ag fehr gut<br />

au8genüfct. befugte bie Heine Capelle von S&ufap^pe,<br />

bie bem heil- Sincenj geweiht ift; fie ift jwar fehr reinlich,<br />

aber fo arm, baß eS einem wehe tfjut; baS Vilb unfereS heiligen<br />

©tifterS ift gut gemalt, aber alt unb ohne lähmen, fo<br />

baß ber 9?egen unb bie $eud)tigfeit es ftarf verborben haben;<br />

man Jann nicht mehr erlernten, von Welver $arbe bie Slumen<br />

einmal gewefen finb, Weber Teppiche noch 2lltartüd)er u. f. w.<br />

Sie jwei jungen frommen -äfläbchen ^o-tfeng unb<br />

tagen mir au


2lmerif cl<br />

gereinigte Staaten,<br />

3rief bes XTtifftonspriefters £jerrn O'Callagfyan, an f}errn<br />

2tnton ^iat, ©eneralfuperior.<br />


— 93<br />

ihr Sohn erhöht würbe. An Helen Orten gab eS einen<br />

fdjrecflichen Aufruhr. Überall ^atte bie ^Soliget unb bie Armee<br />

inet gu thun. Sie ©olbaten Waren fehr gufrieben, baß mit<br />

ihnen au$ einige ©$weftern reiften; biefe feien, wie fte fag*<br />

ten, baS fxcfjerfte Untetpfanb, baß bem 3uge fein ttnglücfgu*<br />

ftoßen werbe.<br />

3n tieffter Hochachtung u. f. w.<br />

9Jt. D'Sallaghan, i. p. c. m.<br />

leben bes % feit* be llnbtets^<br />

SOTifionSpriefter (1778—1820).<br />

(gortfefcung.)<br />

X. Kapitel.<br />

Das innerliche Heben fceo^errtt ÜnSteiü.<br />

•Jtachbem wir igrn. be AnbreiS in feinem fo mannigfaltigen<br />

unb bewunberungS würbigen SBtrfen nach außen fernten<br />

gelernt ha&en, ift es nun an ber Seit, gu fehen, was baS innere<br />

Sßrincip unb bie ©runblage eines fo großen ©iferS unb einer<br />

fo großen ^eiligfeit war, nämlid) fein innerliches Seben.<br />

2Bir tterftehenunter bem innerlichen Seben, jenes unabläffige<br />

©treben, womit ein Siener ©otteS bahin gu gelangen<br />

fudjt, alle Unttoßfommenheiten fconfetner ©eele gu entfernen,<br />

in ber Abficht, bem lieben ©ott baburd) immer wohlgefälliger<br />

gu werben. $err oe AnbreiS hatte fid? furg nach feiner An=<br />

fünft in Sftont Regeln beS innerlichen SebenS ntebergef Trieben,<br />

bie er audh getreu währenb feines gangen SebenS beoba^tete.<br />

Ii Am borgen fogleid) nad) bem ©rwacheit will iä) in<br />

mir eine heilige greube erweden beim ©ebanfen, baß ©ott<br />

mir wieber einen Sag gefd)enft, bamit idh für meine ©ünben<br />

JBuße thun unb ben Gimmel öerbienen fönne unb in biefem<br />

©inne Will i


— 94 —<br />

fidj in allem abgutöbten, uttb fi


\<br />

95<br />

mir nicht fchmeicheln, bie reine ©otteSliebe erlangt gu haben,<br />

wenn id) nidjt ba anfange; bie Hoffnung, auf einem anberen<br />

SBege bahin ju gelangen, wäre eine X^or^eit.<br />

3


— 96 —<br />

„Um biefen H°ttnuth ju befiegen," ftteibt ber Wiener<br />

©otteS an einer anberen ©teile, „muß idj feft überzeugt fein,<br />

baß Jene, bie mit tabetn, mir not ftmeiteln, benn fie<br />

fennen nitt einmal genug meine 2lrmfeligfeiten; fie lönnen<br />

fit vießeitt geirrt haben in bem, beffen fie mit beftulbigen;<br />

aber menn fie müßten, baß it trofe fo vieler ©rleuttungen<br />

unb ©naben gegen ©ott not immer fo treulos bin, fo müßten<br />

fie mit al§ einen 9Jlenften betrafen, ber nitt verbient, im<br />

Haufe ©otteS, inmitten feiner Wiener gu leben; fie müßten<br />

mit bavonjagen: Wer SRabe fott nitt bei ben Sauben lohnen<br />

unb ber halsftarrige ©fei fott nitt inmitten ber reit=<br />

geftmüiften S|3ferbe fielen. D, mie groß ift mein ©lenb unb<br />

mie fttoer mirb es mir, meine ©igenliebe ju jügeln!"<br />

Unter fölten Prüfungen unb kämpfen entmitfelte fit<br />

baS innerlite Seben beS Herrn be 2lnbreiS. ©S mar ben<br />

Singen ber -Jftenften voßfommen entriicft, unb mir müßten<br />

gar nitts bavon, menn er nicht ju feinem eigenen -Kuvert<br />

aufgejeitttet hätte, maS ©ott in feiner ©eele mirfte, um ihn<br />

von ber geringften 2lnhänglit?eit an bie ©ünbe ju reinigen,<br />

unb auf bem harten 3Bege ber Prüfungen ju ber reinen Siebe<br />

feines ©tßpferS ju führen.<br />

XI. Kapitel.<br />

Seine (Tttj&en&en. -- (Blavtbe, Hoffnung unö<br />

Wie Sefer haben fit fton eine SorfteHung machen fönneu<br />

von ber ^eitigfeit beS Wieners ©otteS, fei es aus feinen<br />

angeführten ^Briefen, fei es aus ben ßeugniffen mehrerer Sßrie--<br />

fter, bie ihn fehr genau fannten. SBtr motten nur in filteren<br />

gügen anführen, mie biefer heiligmäßige 3D?iffionär bie göttliten<br />

Sugenben unb bie ^arbinaltugenben im hötften ©rabe<br />

befaß, maS ja bie heilige Kirche bei jenen verlangt, bie fie<br />

als Heilige Verehrt. @r hatte einen fo feften ©lauben unb<br />

hatte von ©ott fo viele ©rleuttungen erhalten, baß er gern<br />

fein Seben hingegeben hätte, um Jene ju erleutten, bie über<br />

bie göttliten ©eheimniffe im 3^eifel ober in Ungemißheit


97 —<br />

loaren. ©r hielt fidj nicht für würbig als Märtyrer ju fter-<br />

Sben, aber fein igerj entbrannte von bem SBunfäje, für bie<br />

löertheibigung ber Sieligion in einem entfernten SBinfel ber<br />

^©rbe gu fterben. SRit welkem ©ifer prebigte er nion feinem ©i£e vertrieben war,<br />

unb wo bie heilige ©tabt in ihrem Ämtern von ben ©ottlofen<br />

burch £ärefie unb Unglauben jerfleifcht würbe.<br />

ihren Schriften leugneten biefe 3JZenfon feinem ^eimatslanbe, t>on<br />

feinen 33erwanbten/von feineu SieblingSftubien, von feinen<br />

liebgewonnenen Sefchäftigungen, ja von 9tom felbft, baS feinem<br />

.^erjen fo treuer war unb ging nach -Jiorbamerifa, weil er<br />

wußte, baß Xaufenbe feineSgleichen nod) beS SidjteS beS ©vangeliumS<br />

beraubt waren itnb im ©Ratten beS SobeS faßen.<br />

SBelch ein ©ifer verehrte ihn, als er uad) unzähligen über=<br />

ftanbenen ©efahren cnbtid^ ju ben wilben Sölfern fant, unb<br />

mit eigenen Augen fehen fonnte, baß fie ein Seben führten<br />

glei^ ben Wilben gieren, bie mit ihnen in ben Sßälbem<br />

häuften. 3Bir fönnen mit Sicherheit fagen, baß er gleich bem<br />

hl. Paulus bei feinem ©injuge in Athen ©d)merj unb SDifc<br />

leib fühlte, ©ein ©laube würbe immer lebenbiger burch bie<br />

anßerorbentlidhen ©naben, bie ©ott in reicher gaille in feine<br />

©eele ergoß. „Sie ©rleu


3BaS finb alle natürlichen Äenntniffe eines 9Jienf


99 —<br />

©ine hinaus, baß id) immer unb überall mit einer aufrichtigen<br />

unb finblidjen gärtlidjfeit mich in bie £änbe ©otteS übergeben<br />

muß, ber mein befter SSater, mein Dielgeliebter 33räuti=<br />

gam, mein Seben unb mein alles ift, um fo nach feinem 2Bil=<br />

len unb nach fetner Weifeften ©inftd)t geleitet gu Werben, ohne<br />

nach bem „wann" ober „toarum" ober „wie" gu forfdjen.<br />

Sa ich *> urc h tneine Unwiffenheit unb meine 35oSheit nidjts<br />

Weiß urtb nichts thun fann, fonbern nur fähig bin, alles gu<br />

verberben, was bleibt mir anbereS übrig, als mich 9^ng ihm<br />

hingugeben? weiß ui(ht, WaS er von mir verlangt, auf .<br />

welchen SBeg er nti


— 100 —<br />

©otteS md)t3 an fit haben bürften, baS mir nitt verftänben,<br />

als ob id) mit nitt gan^lit auf bit Verlaffen fönnte, o mein<br />

©ott! SBelf ein Unverftanb, ju benfen, baß baS ©teuerruber<br />

in meiner $anb fiterer ruhen mürbe, unb von bir 9ie(^enfd;aft<br />

ju forbern für jebe Semegung, bie Wu retts ober ItnfS thuft!<br />

s i8aS man einen irbiften ©teuermann nitt 5U fragen fid; er=<br />

fühnen mürbe, baS magt man bennot bem großen ©teuermann<br />

unb Seiter ber Seelen, bem hl. ©eifte gegenüber. @S ift mahr,.<br />

bie geheimen ©eritte ©otteS flößen mir $urtt, ja fehr große<br />

gurtt ein, ba it meiß, baß ©ott an mir mie an einem 33etfpiele<br />

jeigen fönnte, mie feine göttlite ©erettigfeit folte U<br />

geheuer beS HottnutheS unb ber Unbanfbarfeit behanbelt, mie<br />

it bin. 2lber menn biefe gurtt, fo mie es immer fein foH,<br />

t>on einer großen Wemuth unb Untermürfigfeit unter ben göttliten<br />

SBitten begleitet ift, fo mirb baburt mein Vertrauen<br />

nur um fo järtliter unb lebenbiger merben, unb meine ©eele<br />

mirb felbft in ben bitteften ginfterniffen unb größten 2Utf*<br />

regungen immer ben ^rieben genießen."<br />

Wie erbabenfte ber brei göttliten Sugenben, bie Siebe<br />

nämlit, hatte in ber ©eele beS Herrn be 2lnbreiS tiefe' SBurjeln<br />

geftlagen; mir fönnen biefe nitt beffer jeigen, als burch<br />

feine eigenen SBorte, bie er bieSbejüglit niebergeftrieben hat:<br />

„©nblit ift baS Sitt erftienen, baS bie ginfterniß um mit<br />

her jcrftreut hat, unb mir Mar gejeigt hat, mie glücftit it<br />

bin, baß mein ^uftanb ber Sollenbung entgegengeht, melte<br />

in meiner vottfommenen Reinigung befteht. 3efet habe it<br />

ben ©inn ber Sffiorte burtbntngen: Instruam te in via liac<br />

qua gradieris, „it miß bit *>en 2Beg lehren, auf bem bu<br />

manbeln foßft." Quid mihi est in coelo et a te quid volui<br />

super terram? SBaS habe ich im Himmel unb maS fute<br />

it außer Wir auf ber ©rbe? 3t erfahren, baß meine<br />

©eele einen großen ^rieben, eine große ©rleuttung genießt,<br />

fo lange ich mit 9anj ©ott überlaffe. 9lur menn it mit<br />

bem -Jtächften über gleitgiltige Winge üerhanbte, ohne fie unmittelbar<br />

auf ©ott ju begehen, bann bemättigt fit meiner


— 101 —<br />

ein fo feltfanteS unb leeres ©efühl, bann leibe ich eine fo<br />

große ©eifteSplage, Weldje bloß jene f äffen,- bie eS felbft burd^<br />

gemalt haben, @S ift wie ba§ ©efühl eines 5Jfenfd)en, ber<br />

in ©efahr fdjwebt, rftdlingS in einen bobenlofen 3lbgrunb gu<br />

ftiirgen. — SllleS in ©ott, für ©ott, mit ©Ott, nad) ber 2lb=<br />

ficht ©otteS, unb nidjts anbereS.<br />

„@S wäre für mich ein großes ©lüd, in irgenb einem<br />

2Btitfel beS Kaufes, gang vergeffen wie ein Sobter, mit<br />

manbem gu fein als mit $efuS ©hriftuS, bem gärtlichen Bräutigam<br />

meiner ©eele, unb ad baS Peinige nur feinem SDienfte<br />

gu Wethen, meine 3unge, me i n & x h meinen Seib, mein Seben<br />

unb meine 3eit..<br />

SBäl/renb ber ©j;ercitten im gabre 1810 erforf^te £err<br />

be älnbreiS bie geheimfteit Neigungen feines «öcrgenS, uttb<br />

fdjloß etwa mit folgenben SBorten: „3dj glaube mit ber ©nabe<br />

©otteS in einer folgen SSerfaffung gu fein, baß, wenn ich in<br />

meinem bergen aud; nur eine eingige $afer wüßte, bie rtidjt<br />

gang ©ott angehört, ich biefetbe fogar ausreißen würbe, unb<br />

wenn es mich auch baS Seben foften fottte; beult," fährt ei:<br />

fort: „©ott allein ift groß, ihm allein fei alle ©h re alle<br />

^errlichfeit! ©ott allein unb ntdjts SlnbereS." —<br />

„3n biefen Sagen/" fdjreibt er am 3. -Jioventber, „habe<br />

ich vom aUmä^ttgen ©ott eine foftbare ©nabe empfangen:<br />

®en frönen, aber auch unerschütterlichen SBunfd), mich ein<br />

für allemal von allen meinen gehlern unb Unvollfommenheiten<br />

gu reinigen, um Sefuiit ©hriftum angugiehen, unb fo fehr Von<br />

feiner göttlichen Siebe gu entbrennen, baß ich ^k bergen<br />

ber Anbent bantit entgünben fönne. Flammescat igne Caritas,<br />

accendat ardor proximos."<br />

SDiefe SiebeSflamme Vergehrte ihn Sag unb 9la


— 102 —<br />

©laubenSWahrheit ober von ben ©eheimniffen unferer heiligen<br />

Religion fprach; btefeS fettige SiebeSfeuer geigte fich auch in<br />

feinem Abfcheu vor ben geringften gehlern, in feiner Anbaut<br />

beim ©ebete, in feinem @tfer für bie eigene Heiligung, in<br />

feiner Sorgfalt, gute -äJtitglieber für bie Kongregation heratt=<br />

jubilben, enblid^ in feinem unerfätttichen ^Durfte, Seelen für<br />

©ott gu gewinnen. Alles baS erttfprang aus feiner innigen<br />

©otteSliebe; unb bieSbegüglich fdjrieb er am 1. 9M 1819<br />

einige „geheime Anmuthungen" nieber, wie er fie nannte, unb<br />

wir fönnen nichts BeffereS thun, als nur feine Sßorte angu=<br />

führen:<br />

„1. 3


— 103 —<br />

„4- neunte mir vor, immer mit ©ott vereint gu blei=<br />

ten, mit vottfommener ©rgebung in feinen heiligen äBittett,<br />

in aßen ©reigntffen beS Sebent, unb überzeugt gu fein, baß<br />

t>ie liebenS würbige SSorfehung alles gu meinem 33eften orbnet,<br />

ba id) ja fo viele auSbrüdflidfje Seweife feiner ©üte gegen ntich<br />

empfangen habe; ich toitt aud) ben 33lid: von allen menfdjlidjen<br />

Singen abwenben, unb mid) ber 33ewunberung, ber $reube<br />

ober bem ©chmerge nur in ©ott ober für ©ott überlaffen.<br />

„5. @S liegt mir wenig baran, wenn man mich bemüthigt,<br />

imb mir bie gröbften Seleibigungen gufügt, idlj will mich nur<br />

um fo fefter an baS Äreug halten unb mid) in ©ott freuen:<br />

Christo crucifixus sum cruci . . . mihi absit gloriari, nisi<br />

in cruce etc. ... mit ©hnftuS bin id) an'S Slreug geheftet;<br />

fem fei es von mir, mich gu rühmen, außer im Brenge u. f. w.<br />

„6. faffe ben 23orfafc, nichts gu benfen, gu wimfdjen,<br />

unb gu reben, was unmittelbar ober mittelbar meinen @tgen=<br />

willen befrtebigen fottte, aber wenn ich eS, ohne gegen ein<br />

©ebot gu fehlen, thun fann, Witt ich mich immer bemühen,<br />

gegen meine natürlidjen Neigungen gu hanbeln, unb babei auf<br />

"bie ©nabe vertrauen, bie mir babei behilflich fein wirb.<br />

„Um midfy noch inniger an baS Äreug angufd&ließen, nehme<br />

id) mir vor, allen geiftlidhen SEröftungen, fogar bi3 gu meinem<br />

£obe gu entfagen; biefeS verftehe iä) aber in folgenber SBeife:<br />

„1. geh Witt bamit fein ©elübbe ablegen unb midi) ni


- 104 -<br />

f<br />

„4. SBenn ©Ott in feiner ©üte fit mürbigt, mir geiftige-<br />

Xröftungen ju fipenben, fo »itt it mit beStvegen bemütbtgen A<br />

i^m bafür banfeit unb eine ©elegenheit futen, ebenfo viele<br />

Seiben unb Demütigungen ju erfahren, als it früher geift=<br />

lite SEröfhtngen verlofiet habe.<br />

„5. 3t karf biefe fühlbare Slnbatt nitt ju h^t ftäfeetv<br />

fonbern fie forgfältig verbergen, bie Demütigungen unb Sei*<br />

ben hingegen immer mehr liebgewinnen."<br />

3n ben @£ercitien beS 3ah*eS 1814 fügte ber Wiener<br />

©otteS feinen Sorfäfccn not folgenbe 33efräftigung bei: „3t<br />

entftließe mit ie&t, jebe $reube unb 9iuhe auf baS SßarabieS<br />

aufjufparen; unb in biefem £eben nitts anbereS ju futen,.<br />

als Arbeiten, Seiben unb 33erattung."<br />

SBenn Herr be SlnbreiS nat größeren 3lrbeiteit fit feinte,,<br />

fo meinte er bie Arbeiten für baS Heil ber (Seelen; benn bie<br />

•JJätftenliebe unb bie ©otteSliebe entfpringen aus berfelbeit<br />

SBurjel ober beffer gefagt, fie finb nur eine SEugenb, bie nat<br />

verftiebenen Dittlingen wirft, mie ein Saum, beffen obere<br />

Steige gegen Himmel ftreben, unb beffen untere Steige fit<br />

ju SBoben neigen. Dft hat unfer eifriger SDtiffionär gegeigt^<br />

baß feine Arbeiten jum Heile beS 9täd;ften nur aus feiner<br />

©otteSliebe entfprangen; er bri'nft biefeS flarer in folgenben<br />

SBorten auS:<br />

„3t bin entftloffen, in meinem üftätfien baS lebenbige<br />

33ilb ber heiligften Sreifaltigfeit ju fehen, alle -Dtenften als<br />

ftinber ©otteS unb ihre (Beelen als Sräute 3efu ©hnfti ju.<br />

betratten; unb beSl;alb miß it auf alle SBetfe ihr Heil unb<br />

ihre SSoHfommenheit ju beförbern futen. 2Bie fönnte it alfo<br />

je unterlaffen, fie ju ftärfen, ju erbauen, ju unterritten, ihnen<br />

äu bienen unb beistehen? Um gut babei ju verfahren, will<br />

it bei 2lllen ohne Unterftieb biefeS mättige Littel anwen=<br />

ben, nämlit Wemuth, ©^rfur^t unb $reunblitfeit in Sßorten<br />

unb Hanblungen, ohne jemals felbft etwas ju begehren, menn<br />

cS ber SBiffe ©otteS nitt erforbert. 3t tx>itt von allen eine


— 105 —<br />

gute Meinung haben, gebermann entfchulbigen, mit Sitten Mitleib<br />

Reiben, für Obermann Achtung hegen, gebermann ©ute£<br />

iüüitfchen. geh will nie einen Berbadjt in mir auffommeit<br />

laffen, noch über nichtige Webereien nachbenfen; fonbern ganj<br />

bitrchbrungen von bem ©lenbe unb ber Schwachheit ber ntenfcbliehen<br />

Sftatur mid ich muthig ausrufen: geh bin ber Bater aller."<br />

gn bem äBunfdje, fich Ä<strong>der</strong>t angubequemen, fuchte er na


— 106 —<br />

UnQtnSen<br />

XIL Kapitel.<br />

Gerrit &e ilnörete. - Seine (Einfalt, Hlugbeit,<br />

Starfmutl). IDemntl) uitö Sanftmutl).<br />

Sie ©infalt, weldje von vielen mit Unrecht ber UnWiffen-<br />

^eit unb ©^arafterf(^tüäc^e gleic&geftellt wirb, ift eine gewiffe<br />

SSerfaffung beS ©eifteS unb Gerzens, vermöge welker ber<br />

UJtenfch mit ber reinen unb geraben Abfidht, ©ott ju Verherrlichen,<br />

in ihm ^inftrebt; biefe Sugenb verbammt auch jebe<br />

^weibeutigfeit im Berühre mit bem Jiächften.<br />

3)a ber hl. 33incenz bie Sugenb ber ©ittfalt vor allen anbern<br />

feinen ©öhnen anempfahl, fo ftrebte aud) &err be AnbreiS<br />

mit allem ©ifer nad) berfelben. „Sd) habe burd) ©rfahrung<br />


— 107 —<br />

„Sefet begreife id), was bie götttid)e ©üte vor 16 Salden<br />

währenb ber ©eminargeit in mir gewirft hat. SDamalS fonnte<br />

id) mir nicht erflären, welken $Reig bte ©infamfeit, baS ©tUfc<br />

fchwetgen, bie ©ntbehrungen, bie ©eifteSfammlung, baS inner=<br />

lid)e Slbfterben für mid) hatten. D unenblid)e ©üte! -Jlur<br />

©ott in attert SDingen! ©r muß mein einziges 3iel fein. SBenn<br />

ich mit ben -ättenfchen fpredje unb Verfehre, muß xä) mi$ immer<br />

bemühen, jebe anbere 9lebenabfid)t auSjuffließen.<br />

„D fd)öne, liebenSwiirbige ©infalt! 2)u gehft gerabeauS<br />

gum bergen ©otteS; nte will xä) von bir abweisen, wie fehr<br />

auch bie ^öUifd^e ©Stange mid) auf ihre frumnten SBege gu<br />

loden fitd)t. SBaS gibt es für mid) im Gimmel ober auf ber<br />

©rbe, außer SDir, o mein ©Ott! Donec deficiam non recedam<br />

a simplicitate mea. ©olange ich lebe, Witt id) nie von<br />

meiner ©infalt abweisen. 3fi(^ten verfannt. ©ine fo fd)öne 3lehntidb=<br />

feit, bie id) ba gwifdfjen mir unb bem ©ottmenfd)en entbede,<br />

erfüllt mich mit ©ntgüden: Et unde hoc mihi! SBoherfommt<br />

mir biefeS!<br />

®on folgen ©efütuungen burd)brungen, war er in feinen<br />

Neigungen, 9lbfid)ten, ^anblungen unb SBorten immer fo einfältig,<br />

baß er feine ©e s anfen unb $läne nie Verbergen fonnte.<br />

©ein SSerfehr war freimütig unb aufrichtig; er fonnte eS m


— 108 —<br />

nie ging er barauf aus, feinen 9feben unb Unterteilungen einen<br />

befonberen ©tmud 311 verleihen. @S fümmerte ihn ebenfalls<br />

wenig, ob feine 3 l törer reich °ber arm / fte Ärttifer ober<br />

tiefe Wenfer waren. Unb gerabe baburch gefiel er Stilen, benn<br />

man fah beutlit, baß er feine eitlen 3iebegewanbtheiten fanute<br />

unb baß er nie ben deichen juliebe bie ©runbfäfce beS ©vangeliumS<br />

milber ausstiegen fudjte.<br />

•iftat ber SSorftnft beS Herrn vereinigte er aber mit ber<br />

©infalt bie £ugenb ber Klugheit, bie fit befonberS barin jeigte,<br />

baß er forgfältig ben falfdjen ©ifer floh, ber ftt fo oft unter<br />

bem fd)önen Wedmantel ber -Kätftenltebe verbirgt, um bann<br />

fit felbft, bie eigene Slttung unb Belohnung ju futen, fogar<br />

bann, wenn man fteinbar nur §um Heile ber ©eeten arbeitet.<br />

Was ift eine verhängttißvolle Säuftung, vor ber uns fd;on bie<br />

„9latfolge ©brifti" warnt, wenn fie fagt: Oft laffen wir uns<br />

von ber Seibenfdjaft führen unb wir glauben, eS fei ©ifer!<br />

Um ben ©tlingen biefeS falften ©iferS ju entgehen, faßte er<br />

ben s #orfa£, 2ltten 2WeS ju werben. Silber er war nitt weniger<br />

beforgt, feine Arbeit ju übernehmen, Wenn fie ihm nicht<br />

ber ©ttperior auferlegte, ober wenn ihn nitt eine offenbare<br />

•Jlothwenbigfeit baju Verkittete. „2Benn it nur eifrig an<br />

metner eigenen SServoHfommnung arbeite," fagte er, „werbe<br />

it ben anbern mehr ntt^en, als burt taufenb Sßrebigten unb<br />

ättiffioiten."<br />

©r hatte ben äußerften Slbfteu gegen bie ßlugheit beS<br />

gleifteS unb er fpritt von ihr in folgenber 2Betfe: „Wer<br />

Teufel bebient ftt ber gunge mehrerer fluger 5ßerfonen, um<br />

bie 2lnberen vom SBege beS ^reujeS unb von ber Übung ber<br />

3lbtöbtung abziehen unter bem SSorwanbe, bie ©efunbheit ju<br />

ftonen, währenb man fit bot nirgenbS beffer befinbet, als<br />

im ©tatten beS ^reujeS. St toitt aj ff° 3 U meiner früheren<br />

©ewohnheit jurüdfehren, bie ©iefta nitt mehr gu halten unb<br />

bei ber Slbenbmahljeit eine fleine Slbtöbtung ju üben!" 2tuberSwo<br />

fpritt er fotgenbermaßen:


109 —<br />

„D wie leicht fann man fid) vom Strome fortreißen laffen<br />

unb bie Strenge beS (Evangeliums lo<strong>der</strong>n, um feine Sellen<br />

ben Anfichten unb ©ebräuchen ber 2Belt anzubequemen. SBemt<br />

wir nicht eine außerordentliche SBachfamfeit barauf verweitben,<br />

werben wir balb „geinbe beS KreugeS" unb wir brüden baS<br />

©vangelium gu einem rein natürlichen ©tyftern herab, welches<br />

nur von einem leisten ©(hatten ber Religion bur


— 110 —<br />

biefe Seiben nur fdjwer begreifen, gaft aße ^eiligen Ratten<br />

ä^ntid^e Prüfungen gu befielen, befonberS bie heilige Sherefta,<br />

bie heil, äftagbalena von $aggis, bie heil* 33eronica be 3ulianiS,<br />

ber heil Sodann vom ^reuje, ber uns in feinem Budhe „bie<br />

bunfle -Kacht" ein fZauberhaftes 33ilb feiner Seiben entwirft.<br />

®a lefen wir, wie feine ©eele in bidjte ginftewiß gehüllt war,<br />

wie er in feiner Srotfenheit unb SEroftlofigfeit alle SobeSängften,<br />

alle Seiben einer in bie £öHe verftoßenen ©eele erlitt. 2tud6<br />

igerr be 2lnbreiS mußte biefe Seiben burchmachen unb gwar in<br />

einem folgen ©rabe, baß feine ©efunbheit für fein ganges Seben<br />

barunter litt. 6r fämpfte jeboch fo uiterfchrocfen gegen biefe<br />

Aengften, baß üßiemanb bamals ben ©runb feiner Äranfheit<br />

erfahren fonnte. Dft Wanbte er fidh gu ©ott unb wieberholte<br />

biefe SBorte beS gebulbigen „©elbft wenn er mid) töbtet,<br />

will ich nodh auf ihn hoffen; nach ber ginfterniß erwarte tdh<br />

baS Sicht."<br />

©nbtidh geigte fich ber ©tarfmuth biefeS SDtenerS ©otteS<br />

in feiner gangen ©röße in ber SDtiffion Slmerifa'S. SBeber bie<br />

ungewöhnlichen Slnftrengungen einer fo langen Steife, noch bie<br />

©efahr beS ©dfjipruchS, noch baä rauhe $lima, Weber junger<br />

noch ®urft, nod) ber Langel an allem gum Seben 3lothwen=<br />

bigen, noch feine' beftänbigen ^ranfheiten, nichts fonnte feine<br />

©tanbhaftigfeit erfchüttern, bie im ©egentheile bei wtberwär=<br />

tigen ©reigniffen nur gu warfen fchien. ®aS wirb ber Sefer<br />

ohne3weifel fdhon mehr als einmal aus bem bis jefet Berich'<br />

teten erfannt h


— 111<br />

fühle ich mich innerlich niebergefchlagen unb mochte faft verjagen;<br />

aber unfer fo barmherziger ©Ott fd^idte mir gur regten<br />

3eit eine @rteu


— 112 —<br />

badjt Ijätteft, ^ätteft bu feheit fönnen, baß baS tritt Semuth,<br />

fonbern nur ein ©tolg ber feinften Slrt ift. Sluf, atfo meine<br />

©eele, faffe 3Jtuth! Sogar ber % SBinceng §at in mehreren<br />

©Eercitieit bie -JJothwenbigfeit eingefehett, ä^ntid^e 33orfä£e ju<br />

faffen. Saffe bit alfo tritt burt ^eine geiler beirren, fonbern<br />

halte bit an M* Sehre beS ty. grang Von ©aleS, ber<br />

fagt: „gaffe 9Jtuth, meine ©eele! -Kimm bit bloß in Sltt,<br />

ber ©nabe nitt gu wiberftel;en unb bemühe bit, mit ihr<br />

mitguwtrfeit!"<br />

„©infpretungen, bie mir ber liebe ©ott beim heiligen<br />

^Pfingftfefte gu %1)äl werben ließ unb worüber it jeben borgen<br />

betratten fott:<br />

1. ©ott Witt unbebingt, baß ich heilig werbe.<br />

2. 3t toerbc eS nie fein, wenn it nitt bemitthig bin.<br />

3. 3t totxbt nie bemüthig fein, wenn it bie 2)emüthig~<br />

ungeit nitt auffute, wenn it fie fürchte unb fliehe, ober was<br />

not ftßntmcr wäre, wenn it mit erheben futte.<br />

4. 3t toerbe eS nie gu ©taube bringen, bie ©hren gu<br />

fliehen unb bie Demütigungen lieb gu gewinnen, wenn it<br />

nitt jeben £ag Stete biefer £ugenb übe.<br />

5. 3t toerbe nie folche Stete üben, Wenn it nitt Wäh=<br />

renb ber 9Worgenbetrattung biefelbe im vorhinein Überbenfe."<br />

„3t toiffmich befonberS auf brei Slrten Von Slcten ber<br />

®emuth verlegen:<br />

1. Slrt. 1. Slct: Daß it vor ©ott nittS bin in ber<br />

Drbnung ber Statur unb ber ©nabe, inbent it g. fyrete:<br />

„Substantia mea tamquam nihil um ante te. 9ßie ein 9iittS<br />

bin it vor bir, o ©ott." 0ßf.)<br />

2. Slct: 5Jtit unwitrbig befennen, mit meinen SDtitbrfl*<br />

bem ju fein unb mit ihnen gu verfehren wegen meiner gehler<br />

unb meiner vielen SEreuloftgfeiten;- beßhalb will it Slcte beS<br />

©rftaunenS erwetfen, baß fie mit not mit fo viel ©anftmuth<br />

unb Siebe ertragen.


— 113 —<br />

3. Act: 9Mne Unwürbigfeit ecfennen, wenn iä) alle<br />

biefe ©efühle nifyt in meinem bergen habe nad; ben SBorten<br />

beS heiligen Auguftin: Quid miserius misero non miserante<br />

seipsum; Noverim te, noverim me u. f. W. 3BaS gibt eS<br />

©lenbereS als einen aJlenfdjen, ber nidht einmal fein eigenes<br />

©lenb einfielt — „33töd)te idh bod) erfennen, o £err, was bu<br />

bift, mßdjte ich bodh erfennen, was iä) bin!"<br />

IL Art. 1. 3tet: Sorgfältig trafen über alle ftotjen<br />

unb eitlen ©ebanfen, bie in meiner ©eele entftehen, ich will<br />

fie fogletch ausklagen unb alle bem Anfdheine nach nodh fo<br />

widrigen Sorwänbe gurütfweifen, welche bie ©igenliebe er^<br />

finben fonnte; benn baS. £erg ergoßt fich fo leidet an biefem<br />

©ift<br />

2. Act: 9tie von mir felbft fpred^en, Weber ©uteS nodh<br />

©djledhteS, wenn eS nicht unumgänglidh nothwenbig ift.<br />

3. Act: Stnmer ben legten pafc, baS lefete Amt, bie niebrigfte<br />

SBefdjäftigung wählen unb xniä) bemühen, greube barüber gu<br />

empfinben, wenn ich verfannt, vergeffen unb veradhtet werbe.<br />

in. Art. 1. Act: ©erne bie Anberen loben, befonberS bie<br />

Abwefenben, vor allem $ene, gegen bie ich eine innerliche<br />

Abneigung fühle.<br />

2. Act: s Mdh nie ohne 9iothwenbigfeit entfdhulbigen; Wenn<br />

mir aber etwas gur Saft gelegt wirb, fo muß idh erfennen, baß<br />

iä) fchutbbarer bin, als man fagt, unb midh noch tiefer bemüthigen,<br />

als eS meine Auf läger thun; mich innerlich bemüthigen<br />

unb geftehen, baß idh biefe SDemiithigungen verbient habe.<br />

3. Act: aJJoglidhft Alles fliehen, was midh in ber Adhtung<br />

Anberer heben fönnte unb mit greubeit jebe ©elegenheit gur<br />

SDemiithigung annehmen. 3dh muß mir felbft 3Wühe geben A<br />

foldhe ©elegenheiten gu finben.<br />

„SBenn iä) in ber Ausübung biefer Acte ©chwterigfeiten<br />

begegne, will idh beßwegen nidht ben SJtuth verlieren, fonbern<br />

im ©egentheile nod; großmiithigere Anftrengungen machen,-<br />

burch baS ©ebet mein Qid gu erteilen; ich will meine Un*<br />

2Tnnaten LX. n 8


114<br />

wiffeuheit unb Schwäche beweinen unb mich Bekämen beim<br />

©ebanfen an fo viele Heilige unb bei ber ©rütnerung, baß<br />

3efuS ©hriftuS, ber (söhn ©otteS, aus Siebe gu mir fich fo<br />

tief verbemiithigt hat-<br />

„3


— 115<br />

um fo beutlicher fichtbar werbe, wähjenb er au biefem tro*<br />

leiten £olge, an biefem ©efäße ber ©d^m&d^e unb Unretnig*<br />

feit arbeitet Sann wirb bie ©hre feines SBerfeS gang auf<br />

i^n gurüdfallen, ohne baß ihm 3 e M


— 116 —<br />

bem Vrobe ber Srübfat gu nähren. Vermöge biefer ©anft^<br />

muth ertrug eS Herr be AnbreiS guerft mit ©rgebung, bantt<br />

mit 9?uhe unb gulefct mit Freube, Wenn ihn bie £


— 117 —<br />

SaS war au


— 118 —<br />

übcrminbeix, fonbern überwinben wir baS 33öfe burt baS ©ute.""<br />

©ott fei gelobt, bie SBolfen haben fit nat unb nat jerftreut<br />

unb laffen ben flarften Himmel fehen. D


— 119 —<br />

unterliegen mir, benn bann verläßt uns ber gute ißirte, ber :<br />

ja feine SBölfe hüten wiff, fonbent ©


— 120<br />

ber ©nabe, obwohl idj fte gar nicht verbient habe, geh weiß,<br />

iaß bie Heiligfeit nidjt barin befteht, biefe ©nabe ju haben,<br />

fottbern barin, ben uns von ©ott beftimmten ©rab ber SCugenb<br />

31t erreichen. 2)aS ift mein bem ich Stritt für<br />

Stritt nähern foll in bem 3ttaße, als mid) ©ott bie Abfielen<br />

feiner göttlichen Borfehung erfennen läßt; ich muß beten, baß<br />

fein heiliger 3Me an mir gefd^e^e unb ich muß ihn ausführen,<br />

ohne biefe ober jene ©abe für mich ju toünfdjett:Ipse dividit<br />

singulis, prout vult. @r felbft theitt allen aus, wie eS ihm<br />

gefällt."


propirt3 Hepublif Argentinien.<br />

Brief 6es ZTtifftonspriefters £)errn f}ecf, an f)errn Union<br />

^iat, ©eneralfuperior.<br />

örbbeben in %t Soljann be (üutjo.<br />

93ueno«*atreS/ 5. Dftober 1894.<br />

£od)würbiger &err unb geehrtefter SSater!<br />

bitte um Sbren heil. ©egen!<br />

Ser Seiegraph wirb Sh^en fdjon bie traurige 9ta$ridjt<br />

von bem fchreälid)en ©rbbeben in ©an $uan gebraut haben,<br />

wo unfere 3Jtitbrüber bie Seitung beS ©eminarS haben.<br />

©amftag ben 27. Dftober, gegen 4 a / 2 Uhr Nachmittags<br />

fanb bie fdjredffidje Äataftrophe ftatt, weldje faft bie gange<br />

©tabt ©an 3>uan, bie 26,000 ©inwohner gählt, gerftörte.<br />

Sie ©rinnerung baran wirb bei Allen unauSlöfchlich im ©e=<br />

bächtniffe bleiben, ©ott hat eS jebodj in feiner ©üte fo gefügt,<br />

baß baS Unglüd währenb beS SEageS gefdjah, fonft wäre wohl<br />

bie $ahl ber lobten, bie jefet gwölf nid)t über breitet, eine<br />

Viel größere gewefen. Sie genannte giffer begieht ftdj auf<br />

bie ©tabt ©an 3uan; benn bie Saht jener, Welche in ben<br />

anbern ^heilen ber Sßroving baS Seben eingebüßt haben, ift'<br />

noch unbefannt Ser materielle ©chaben ift unberechenbar;<br />

es gibt faft fein £auS, baS nid)t gelitten hätte.<br />

3m ©emittar hat bie göttliche 33orfehung gang befonberS<br />

über bie Sttnber beS hl- 33inceng gewagt. Ser ©uperior, igerr<br />

9Mfter unb igerr 33arela waren in ber gum ©eminar gehörigen


— 122<br />

$ird)e ©t. 2luguftm mit 33eic^t^ören beschäftigt, als fie auf<br />

einmal fo ftarfe ©chwanfungen beS BobenS bemerften, baß fie<br />

in aller ©ile in ben nahen $of liefen. Sa fa^en fie nun,<br />

wie bie S^ütme berÄirdje fo bebenflt^in'S ©djwanfen geriet<br />

then, baß von einem 3lugenbli(Je auf ben aubern ber ©infturg<br />

gu befürchten ftanb. 3)aS gefchah juni ©lüde nicht, aber bie<br />

rückwärtige SDlauer ber $ira bie ©eminariften in ihrem ©chtafgimmer ni^t fidjer<br />

finb, fo haben fie mehrere dächte in bem iQofe ber gum ©eminar<br />

gehörigen ©


123 —<br />

bem ©tu&e ©otteS. 2Bir wiffen nitt, ob bie fo $eimgefu$te<br />

©tobt fton am ©übe ihrer Seiben angelangt ift, ober ob baS<br />

bloß ber Slnfang ift. Wie ©rbftßße baiiern not fort, große<br />

©palten burtfurchen ben Stoben, aus weiten neue Duellen<br />

entfprirtgen, bereu SBaffer aber meift aftfarben unb von fähigem<br />

©eftmade ift; einige biefer Duellen finb wahre Springbrunnen,,<br />

weite baS Sßaffer bis ju 1 3Keter £öhe emporwerfen. 3 m<br />

Horben ber Sßrovtnj l;at ftd; etn neuer 33ulcan gebilbet, ber<br />

3iaut unb Sava auswirft, wenn anä) in geringer Spenge.<br />

3n ber ©tabt ©an 3uan hält fit baS SSoll aus gurtt Vor<br />

ben ©rbftöfeen von jebem ©ebäube fern unb lagert unter gelten<br />

auf päfeen unb in ©arten. Wie Aufregung unb £roftlofigfeit,<br />

bie unter ben Seuten ^errftt, ift nitt ju beftteiben.<br />

SBir tröften uns mit bem ©ebanfen, baß ©ott über uns Watt<br />

unb baß nittS ohne feinen heiligen 2BtUen geftieht.<br />

3t um 3hr ©ebet, bamit ber £err bie Sage ber<br />

Prüfung abflirje unb 3)Utleib habe mit ber ©tabt ©an 3nan<br />

unb befonberS mit bem Seminar.<br />

3u ber Siebe 3efu nnb äftariaS u. f. w.<br />

©. £ed, i. s. c. m»<br />

©nahen,<br />

jßgBfrljriebeit Iber


— 124 —<br />

©ie von Herrn -Jtugent herrührenbe Beilage bringt eine<br />

$ahl wirflieh Wunberbarer ©nabenerweife, welche burdj bie<br />

§ürbitte beS ©eltgen'erlangt würben.<br />

„Sßir geben hier/' fo heißt eS ba, „einige Auszüge aus<br />

"Briefen, bie wir als Antwort auf bie Schreiben erhielten,<br />

i>ur


— 125 —<br />

©abriet auf unb begann eine Novene, um burd) feine gürbitte<br />

baS Aufhören beS UebelS ju erflehen. Am ©nbe ber Novene<br />

war bie efethafte ^ranfheit ganj verfcfjwunben unb feine ©pur<br />

mehr bavon gu finben."<br />

2. (Sine anbere ^erfon fchreibt aus 5)3enft)lvanien: „ s £or<br />

einiger 3*tt hatte mir ber theure unb verehrte £err 3Wanbine')<br />

eine Reliquie unfereS feiigen 9Jtartl;rerS gegeben, ©in junget<br />

3Jiann War an einem Uphöfen gieber erfranft unb fdjon bem<br />

£obe nahe. Sie Aerjte hatten nur geringe Hoffnung, ihn<br />

am Seben ju erhalten. 3


— 126<br />

ihm von beut £obe unb von ber 9tothwenbtgfeit, bie testen<br />

©aframente gu empfangen, fprad^. ©erabe gu biefer $eit<br />

feeging man in SHiagara ein feierliches Xribuum gu S^ren beS<br />

fetigen Johannes ©abriet ^erbotyre. , Herr Halben, SMrector<br />

ber ©eminariften, empfahl ben Bruber ihrem ©ebete unb<br />

forberte alle gu einer üftovene auf, um vom feiigen 2Jtartprer<br />

bie ©nabe gu erlangen, ben Traufen burch ben Würbigen<br />

Empfang ber ©aframente gu einem guten £obe vorbereiten<br />

px fönnen.<br />

„Am ©c^tußtage ber SßoVene würbe ber SHrector ange^<br />

ne^m überraf^t: Beim Eintritte in baS Stornier beS BruberS<br />

t>vüdte biefer ben äBunfd) aus, gu beizten unb fich auf einen<br />

guten STob vorzubereiten. 3Wan unterfudjte ben Bruber unb<br />

fanb feine ©pur von bem vorherigen ©eifteSguftanbe. ©r war<br />

ruhig in feinen SBorten unb Hanbtungen unb was nod) auffaHenber<br />

war: er geigte nun eine große 3uneigung gu religiöfett<br />

Hebungen; er bat um baS ©rucifi£ unb fügte eS mit ben<br />

Reichen rührenber Anbaut. @S würben ihm alfo bie legten<br />

©aframente gefpenbet. ©r verftanb alles, was um ihn her<br />

gefchah uitb bereitete fich auf ben Uebergaitg in bie ©wigfeit vor.<br />

„SBähtenb ber gehn £age, bie nod? bis gu feinem £obe<br />

t>erfloffen, hatte er in gewiffen Augenblicfen noch viel gu leiben,<br />

«aber feine fötagefam über feine Sippen. @r verrichtete immer<br />

nur ©toßgebete unb Acte ber ©rgebuug in ben SBiHen ©otteS.<br />


— 127 —<br />

©aint^SoitiS (ÜRiffouri). Sefehrung. ©. 151.<br />

£ofpital be la 9Jfaternite (^enfplvanien). Teilung<br />

eines frebsfranfen SlinbeS; Sefehrung eines ©ünberS. ©. 152.<br />

Kollegium ©t. Äarl (Sirginien). Teilung eines jungen<br />

©eminariften. Leitung eines gelähmten 3JtäbtenS. ©. 153.<br />

So fton; igofpttat ©arnep. Sefehrung fünf franfer $ro=<br />

teftanten (1891). Teilung jweier 6erfranfen (1892). ©. 155.<br />

ben öfttid^en ©taaten. Sefehrung einer ^roteftantin<br />

(7. Stov. 1893, am gefte beS ©eligen). ©. 156.<br />

Baltimore. Leitung burt bie SJlebaitte unb Anrufung<br />

beS ©eligen. ©. 159.<br />

3it ben Weftliteu ©taaten. 3?it


128 —<br />

9? e u * D r I c a n 8. Teilung eines unheilbaren 2lugenttbelS<br />

(1891). ©. 174.<br />

S.0naIbfonville (Souifiana). Leitung eines an ben<br />

güßeit gelähmten MnbeS burd? bie Sluflegung ber Mebaille beS<br />

©eligen (1894). ©. 175.<br />

Rubere ©naben für fieibunb ©eele. ©. 177.<br />

9ßir wollen noch einige ©naben anführen, bie in anberen<br />

ßänbern erlangt würben:<br />

,3>n XereS (Spanien). Teilung ber ©räfin SBertemati be<br />

Saffaleta. ©:paitifd)e SluSgabe ber Slnnalen II. 33anb, ©eite<br />

323 — 327.<br />

^Rambouillet. Militäit>orbereitungSfd)ule (granfs<br />

rei$). Teilung ber barmherzigen ©d)wefter SRatymonb, SBrief<br />

vom 23. ©ept 1894.<br />

3n 3) er res, bei 33runoty (granfreicb). Teilung beS £emt<br />

p(jeufcpin. — Sörief ber ehrw. ©djwefter 9t.; November 1894.<br />

3nSB er vi er S (Belgien). Teilung ber grau Margaretha<br />

SßeeterS £amtote. — Srief vom 10. November 1894.<br />

©üblich erhalten wir nod) folgenbe Slufjäblung von ©na^<br />

ben, erlangt burd) bie glirbitte beS fetigen Märtyrers.<br />

©djwefter Sourrillon, Dberin tu SMerS^retonneujr,<br />

(©omme); erlangte ©nabe. — 33rtef vom 22. Dftober 1894. ,<br />

gamilie ©eSlin, in ©egrie (©arthe). -©rlangte ©nabe.<br />

SBrief beSfelben Saturn«.<br />

StnonpmuS aus Sluteuil. Sauf beut feiigen Märtyrer<br />

Johann ©abriel, 25. Dftober.<br />

gräulein be ©erre, Pfarre ©ainte=©lotilbe, SßariS. —<br />

Teilung 27. Dftober.<br />

©djwefter Margaretha Maria, in ©aint Griene, erlangte<br />

©nabe. 6. November.<br />

©djwefter ©hevaucherie von ber unbefledten ©mpfängniß,<br />

int jgaufe ©t. Sofeph, ©aint=^ol-be=Seon. Teilung von einem<br />

typhöfen gieber. 12. November.


— 129<br />

gräulein 8. ©oggi, in Appietto ((Sorftfa). erlangte ©nabe.<br />

27. November.<br />

gräulein<br />

%... s }?ariS. Reifung vom ^rebfe. 4. Sejbr.<br />

Sie für baS SBerf ber 3Jliffionen bestimmten Almofen, juet<br />

djeS unter bem ©djufce beS feiigen Sodann ©abriel ^ßerbotyre<br />

fte^t, mögen gefenbet werben an £errn Angeli, rue de Sövres,<br />

95, SßariS.<br />

frjbntöerfdjaft<br />

von fcerScbc^angd grifft.<br />

2Bir veröffentlidjjen barüber baS folgenbe ©d)reiben beS<br />

hl. 23aterS, baS fchon in einem ber vierteljährig erfcheinenben<br />

£efte biefer ©rgbruberfchaft abgebrudt würbe. SBir würben ge=<br />

beten, auch anbere ©chriftftüde hier aufzunehmen; ©^reiben<br />

an bie 3Kitglieber, ©riefe u. f. w. Ser Umftanb, baß man<br />

uns fo bringenb barum bat, ift gewiß ein ehrenvolles S^S 5<br />

niß für unfere Annalen, aber wir müffen gugleich eine (Srfläiv<br />

ung geben.<br />

Unfere Annalen haben ihren befonberen ©egenftanb: Sie<br />

©ongregation ber -äJiiffion unb bie 3Serfamntlung ber barmher*<br />

gigen ©chweftern. Ueber anbere Vereine unb 33ruberfchaften<br />

fönnten wir fleine 33eridhte unb fonftige AuSfünfte geben. SSor<br />

allem haben wir baS gethan begüglidj ber @rgbruberf$aft Von<br />

ber £obeSangft ©hrifti unb baS wollen wir audj heute thun.<br />

— Sßir haben auch f$ on niedrere Berichte bereit liegen über<br />

anbere Vereine, weldje ben beiben gatnilien beS heiligen 9Sincertg<br />

befonberS am bergen liegen; aber aus vielfadjen ©rimbert<br />

müffen wir uns einfdjränfen. Um fo mehr, als mehrere biefer<br />

Vereine audj ihre eigenen 3 e i*fd?riften haben: wie Annalen,<br />

Berichte u. f. w.<br />

Slnnalen LX. 9


— 130 —<br />

£eo XIII. papft.<br />

Jüm xmmexvoäfyrenbexi Jlttöen&ert.<br />

3Bie unfere Vorgänger, bie römifd)en ^äpfte, immer be=<br />

müht maren, fromme Vereine jur Pflege ber Anbaut unb<br />

ftenttebe mit befonberen ®&ren unb Vorreiten auSgujetchtten,<br />

fo wollen aud) mir es thun. bie ßaty biefer nüfeltchen<br />

Vereine gehört ohne 3toetfel auch bie fromme Vruberfd>aft<br />

von ber £obeSangft ©hrifti.<br />

SDiefe SSruberfd^aft mürbe in ber Kirche Unferer Sieben<br />

grau Von Vatfleurty in ber Siöcefe Styon juerft canonifd) er=<br />

ridjtet unb in furjer Seit h at fte int SBeinberge beS Herrn<br />

fo große unb reifliche $rüd)te hervorgebracht, baß unfer feltger<br />

Vorgänger SßtuS IX. burch ein apoftolif^eS ©^reiben vom<br />

18. 3ftärg 1865 fie für bie Stöcefe Spon jum SKange einer<br />

Leo P. P. XIII.<br />

-A.d perpetuum rei ixLeiXLoriana.<br />

De more Eomanorum Pontificum Praedecessorum Nostrorum,<br />

pias sodalitates ad pietatis et charitatis opera exercenda institutas<br />

peculiaribus honoribus ac privilegiis augere et locnpletare solemus.<br />

Harum in numerum frugiferarum societatum, exploratnm<br />

apprime Nobis est atque perspectum iure recensendam esse piam<br />

Confraternitatem cui ab Agonia Domini Nostri Jesu Christi nomen<br />

factum. Haec societas in Ecclesia titulo Deiparae Virginis,<br />

loci vulgo: „Valfleury" nuncupati, in dioecesi Lugdunensi erecta<br />

primum canonice fuit, ac tantos, brevi tempore, tamque uberes<br />

nacta est in vinea Domini fructus, ut eam fei. rec. Pius P. P. IX.<br />

Decessor Noster jam inde ab Anno MDCCCLXV, per Apostolicas<br />

Litteras die decima octava Martii datas, Archisodalitatis titulo<br />

pro Lugdimensi tantum dioecesi decoraverit. Octavo postea anno<br />

sedes memoratae Archisodalitatis e praedicta Ecclesia in principem<br />

domum Presbyterorum saecularium Gongregationis Missionis<br />

Parisiis, ex Apostolica item venia, translata est, addita quidem<br />

licentia alias ejusdem nominis atque instituti societates intra fines<br />

Gallicae Reipublicae aggregandi. Nunc vero cum liodiernus ipsius<br />

sodalitii Mo<strong>der</strong>ator Nobis exponendum curaverit maxima<br />

eandem societatem superioribus annis feliciter suscepisse in Domino<br />

incrementa, ob sedulam potissimum operam religiosarum


#<br />

131<br />

©r^bruberftaft erhob. 2ld)t $ahre fpäter mürbe mit apofto^<br />

lifter ©rlaubniß ber ©ifc ber ermähnten ©rjbruberftaft aus<br />

ber genannten ©tabt in'S Mutterhaus ber 3JlifftonSpriefter<br />

nat 5ßariS verlegt itnb jugleit bie ©rlaubniß gegeben, baß<br />

bie ©rjbruberftaft aut anbere Vereine beSfelben Samens<br />

innerhalb granfreitS fit einverleiben fönne. 9tun hat unS<br />

ber jefeige Seiter biefer ©rjbruberftaft auSeinanbergefe|t, Wie<br />

in ben lefeten Sagen biefeS 2Berf große $ortftritte gematt<br />

habe, vor allem burt bie ^Bemühungen ber barmherzigen<br />

©ttoeftern unb ber MiffionSpriefter, weite in allen Sailen<br />

ber SBelt biefe ©rjbruberftaft 31t verbreiten futen, unb hat<br />

jugleit ben fehnliten SBunft auSgebrücft, bie 6rj&ruberf


— 132 —<br />

jiSfuS 9M;arb, Äarbitialerjbifd^of von $ari3, wollen Wir biefem •<br />

2Bunf


133<br />

ber Slir^e, beten; unb gwar fönnen fie von ber erften SBefper<br />

bis gum Sonnenuntergänge beS SageS baburd? einen voHfom^<br />

menen Ablaß gewinnen, an folgenben Sagen: an ben gefien<br />

beS Seibens unfereS Gerrit ©brifti, nämltd): am SDienftage<br />

nad) ©ejragefimä, am gefte ßreujetftnbung unb Äreujer^ung,<br />

am britten (Sonntage im September, am britten Sonntage<br />

nad) Dftern, am ©rünbomierftag, wo ®t)rtftu» SobeSangft<br />

litt, am fyefte beS l;l. SDiSmaS am 24. April, am gefte beS<br />

% SStnceng t>. Sßaut, am gefte ber % Scbu^engel unb am<br />

greitage nach ^r grontei^namSoctaV. UeberbieS gewähren<br />

wir ben SDiitgliebern einen üofffommenen Ablaß, wenn fie einen<br />

ffllonat hinburcl) wenigstens einmal in ber SBodje über bie<br />

SobeSangft ober baS Seiben ©hrifti ober über bie Synergen<br />

ber feligften Jungfrau minbeftenS burch eine SBiertelftunbe eine<br />

33etra


— 134<br />

3Jionat£ nadj reumütiger Beizte bie hl. (Kommunion empfangen<br />

unb in einer ber oben genannten Äirdjen auf bie Meinung ber<br />

heiligen ^trtöe beten. Äußerbem gewähren wir für immer«<br />

Währenbe Seiten ben SKitgliebern einen Ablaß von 300 £agen,<br />

fo oft fie wenigstens mit reumüthigem bergen genannter Be«<br />

trachtung obliegen unb für ben ^rieben ber heiligen 5lir$e<br />

beten ober einem ©läubigen in ber ^obeSftunbe beiftehen.<br />

Alle biefe Abiäffe fönnen aud) ben armen ©eelen im gegfeuer<br />

jugewenbet Werben.<br />

(Begeben gu SRom am 23. Suni 1894. 3m 17. ^ahre<br />

unfereS ^ontificateS.<br />

Statt Seiner ßmineug beS ÄarbxnalS Jtampolltt,<br />

Hicolattö Ittaritti*<br />

SteUoertreter für bie 23reoen.<br />

Archisodalitas rite congregati pias pro Sanctae Ecclesiae pace<br />

preces effu<strong>der</strong>int, et quoties, juxta societatis statuta, cuilibet in<br />

mortis articulo constituto Christifideli auxilium praestiterint, tercentum<br />

dies de injunctis eis seu alias quomodolibet debitis poenitentiis<br />

in forma Ecclesiae consueta relaxamus. Quas oinnes et<br />

singulas Indulgentias, peccatorum remissiones, et poenitentiarum<br />

relaxationes, etiam animabus Christifidelium quae Deo in charitate<br />

conjunctae ab hac luce migraverint per modum suffragii<br />

applicare possint in Domino elargimur. Decernentes praesentes<br />

Litteras Nostras firmas, validas, et efficaces Semper existere et<br />

fore, suosque plenarios et integros effectus sortiri et obtinere, ac<br />

illis ad quos spectat et pro tempore quomodolibet spectabit in<br />

omnibus et per omnia plenissime suffragari et irritum esse et<br />

inane si secus super his a quoquam, quavis auctoritate, scienter<br />

vel ignoranter, contigerit attentari. Non obstantibus constitutionibus<br />

et ordinationibus Apostolicis, ceterisque contrariis quibuscumque.<br />

Datum Romae apud Sanctum Petrum sub Annulo Piscatoris<br />

die XXIII. Junii MDCCCXCIV, Pontificatus Nostri Anno Decimo<br />

septimo.<br />

Pro Domino Cardinali Rampolla,<br />

Nicolaus Marini,<br />

Subst. a Brevibtis.


f)flg $t\l ter ©rfdjrinimg <strong>der</strong> mmterlmrett<br />

PttaUlt*<br />

•*S3me geftlitfeiten gur Segehung beS Jahrestages finbeit<br />

not immer einen SBiber^aü unb wir mötten nittS<br />

bavon verloren gehen laffen für alle Jene, bie ber unbefledten<br />

Mutter vom bergen jugethan finb.<br />

SBtr wollen alle Seritte, befonberS jene, bie aus fernen<br />

Säubern fontmen, fo vottftänbig als möglit wiebergeben. —<br />

$ebot ift eS flar, baß wir uns bei folgen Seritten fürjer<br />

faffen müffen, weite in benfeiben SBorten biefelben ©efütyle<br />

ber Siebe auSbrüden.<br />

I.<br />

geftlidjfeiten tu ^rmtfret^.<br />

3m nörbliten granfreit h a * Sitte einen SeWetS feiner<br />

innigen unb lebenbigen grbmmigfeit gegeben: SDaS geft in ber<br />

.Äapette beS ©entralhaufeS ber ^rovinj war mehr ein garnilienfeft,<br />

jebot foweit eS ber enge Siaum geftattete, nahmen<br />

aut Auswärtige baran theil; bie S^ftnge beS UniverfitätS^<br />

©emiuarS matten eine fromme SBaHfahrt in bie Capelle.<br />

Sitte'SBajemmeS ftäfete fit ber ^odhmürbige $err SDetant<br />

glüdlit, bie Äenntniß unb Siebe Mariä zu förbern, unb ^atte<br />

ben Sroft, baS ganze Solf wiber alles ©rwarten in großer<br />

3ahl herbeieilen zu fehen.<br />

3n ben Sergwerfen von SermelleS entfernten bie gamilien<br />

ber Sergarbeiter bem Aufrufe ihres ©eelenhirten, unb<br />

feierten bie ©rftetnung in ber $irte „zum ^S^itofo^en";<br />

auf biefe 2Beife gaben fie ihrer Siebe für bie barmherzigen<br />

2limatcn LX. 10


— 136 —<br />

©


— 137 —<br />

unb vielleicht werben wir fpäter einmal bie berebte 2lnfprad)e<br />

bringen, welche ber hochwiirbigfte £err Sormoty in ber Sapelle<br />

beS £ofpitalS über bie wunberbare 9HebaiHe hielt. 35er 9lame<br />

v biefer ©tabt erinnert un£ aud; barait, baß ber junge ©olbat,<br />

£err 3$. im Kriege von 1870 burd) bie wunberbare SUtebaille<br />

gerettet würbe; er hebt bie -JKebaitte nod? immer auf, an ber<br />

eine preußifche Sugel wie an einem ©chtlbe abgeprallt War.<br />

©benfo würbe baS geft gefeiert in SUtontreuil, QueSnop=<br />

fur-Seüle, 2ftanS, ©able, ©enevrape, $ßennautierS, 3Jlarmanbe,<br />

3KarfeiHe, ta Seppe, *5ßeau, Souloufe, SarbeS. 3lHe biefe gefc<br />

lidjfeiten waren wie bie ©trophen eines einzigen harmonifdhen<br />

Siebes. 3n ber Siöcefe Sltre in 9Jiont=be=^arfan würbe baS<br />

geft burdh ein Söunber verherrlicht, von weldjem fdjon ©rwähus<br />

ung gefdhehen ift, unb baS weiter unten ausführlicher ergäbt<br />

werben foll.<br />

3n 2llbi wollte ber ho


^vuy:<br />

— 138<br />

SDaS £auS, baS fie in £heu£ auf belgifchem ©e&tete, nahe an<br />

ber beutfdjen ©renge gegrünbet haben, gebeizt vortrefflich unb<br />

von bort erhalten wir nun bie folgenben -Jiachridhten.<br />

„$a wir als Verbannte in frembem Sanbe leben unb<br />

aufeer ber ©rjiehung ber uns anvertrauten Sugenb unb ber<br />

gewöhnltd)en priefterlichen Verdatungen feine Xhätigfeit haben,<br />

fo hatten wir Weber einen folgen 3^lauf beS 33olfeS, noch bie<br />

herrlid^e $ßra$t ber anberen Käufer aufjuweifen. ©S war<br />

mehr ein ^amilienfeft, baS aber beSWegen nicht Weniger an«<br />

bärtig uttb troftreich verlief.<br />

„93tele SQBoc^en Vorher fehnten f


— 139<br />

Seim feierfi^en £otamte, ba£ ber SDefan be ©pa hielt,<br />

famen aus ber garten Umgegenb bie Sßriefter fyxhti. ©tner<br />

unferer Mitbrüber, £err prangen, tytelt eine Sobrebe auf bie<br />

feligfte Jungfrau von ber munberbaren Mebaitte mit einer<br />

Segeifterung unb Siebe, mie fie nur ein Äinb beS tyLSinceng<br />

für unfere gute Mutter haben muß.<br />

2lut unfere ^inber füllten fton in ber grühe eine ahnlite<br />

Segeifterung, unb feiten hörten mir einen fo genau au£*<br />

geführten ©efang, mie bei ben toter*unb fe


— 140 —<br />

naten berietet wirb, wirfen bie barmherzigen S^weftern fehr<br />

fegenSreid) bei ben Sträflingen bon Vigaun; aud) biefe armen<br />

SUtenfdjen follten an ber allgemeinen $reube ihren Sheit haben.<br />

9Jlan wirb gugleidh erfehen, wie biefeS SBefferungSfpftem einen<br />

heilfanten ©tnfluß üben fömtte, wenn man ber Religion in<br />

ihrem SBirfen fein «ginberntß in ben 2Beg legte; in biefer<br />

SBeife tarn bie Religion in Vigaun ihre fegenSreidje Shätigfeit<br />

entfalten.<br />

„An allen Sagen ber bem gefte vorauSgehenben Slovene<br />

war ty. SOiefe .mit Ausfefcung beS Allerhetligften; im Saufe<br />

beS SageS würbe bie Sitanei ber unbefledten ©mpfängniß<br />

gebetet. 3Jiit großem @ifer arbeitete man an ber Verfertigung<br />

von ©turnen unb anberem Sierrat^ für bie Verfd)önerung<br />

unferer Capelle, bie von Freitag an allmählich ein gang<br />

neues AuSfehen befam. SHefe äußeren Vorbereitungen matten<br />

auf alle Vewohner unferer Anftalt einen großen ©iitbrucf.<br />

Unfere ©efangenen waren ebenfo begeiftert wie unfere Sdhweftern<br />

felbft.<br />

„£)en gangen Samftag Waren wir an ber Arbeit, um ben<br />

Altar mit §tor gu gieren, ber mit 9iofen, Vergißmeinnicht unb<br />

9ttaßliebd)eit befäet war. ®ie SRifc^c hinter bem Sabernafel<br />

War gur Aufnahme ber Statue ber unbefledten Jungfrau reich<br />

gefchntüdt worben. Ser Hochaltar würbe Sonntag fertiggeftellt.<br />

Sie Statue aus unferem ArbeitSgimmer würbe von ben<br />

2Bäd)tern mit einer gewiffett reltgiöfen ©hrfurdht auf bett ihr<br />

bestimmten afe geftellt.<br />

„2)er folgenbe Montag war auSfdjließlid) bagu beftimmt,<br />

bie Veidjten unferer 240 ©efangenen abgunehmen, wobei unfer<br />

Seelforger von gwei anbern Sßrieficrn unterfiüftt würbe, fo baß<br />

an biefem Sage noch Alles fdjneU unb mit Drbnung fertig<br />

würbe. — 3wei große SDarftellungen ber SJtebaille waren an<br />

einem blauen Vanbe über ben beiben Seitenaltären beS % Sofeph<br />

unb beS Vinceng aufgehängt unb mit ^almen, Stlien unb<br />

9tofen vergiert, wogu uns bie Silber aus bem neu erfdjienenen,<br />

furgen Veridjte über bie $lebaille gum 9Jlufter bienten.


— 141<br />

„SDie Capelle ift enblidj feftlid) gef$mü


— 142<br />

„Um a


— 143<br />

IY.<br />

geftftdjfeiten in Zeigten*<br />

®ie „Semaine catholique du diocäse de Liäge" ($atho^<br />

lifdjeS SBodjenblatt ber SDiöcefe Süttich) braute einen intereffanten<br />

Söeridjt über bie wunberbare -Blebaille. allen<br />

Käufern ber barmhergigert ©chweftern in Belgien Würbe baS<br />

gefl mit großer Segeifterung gefeiert —<br />

3u AnS, wo baS ©entralhauS ber ^roving liegt, ift bie<br />

neue Capelle gerabe im Sau begriffen, toeS^Ib man baS geft<br />

nicht barin abgalten fonnte. SWian mußte ftd) beShalb auf bie<br />

viel Heinere proviforifdje Capelle befdjränfen, wobei fo viele<br />

©laubige erfLienen, als eS nur ber enge S^aum geftattete.<br />

©djufeveretne für SJläbdjen unb Snaben, öfyriftlidje 9Jtütter A<br />

©djufefrauen: Alle famen ber SRei^e nadj, um gu beten, ©beufo<br />

feierte baS £auS ber Vorfehung fein eigenes geft. Auf Sitte<br />

fonnten bie ermuthigenben SBorte angewenbet werben, wetd?e<br />

ber hwhto- $err 2)treftor ber ^roving gu ben barmhergigen<br />

©chweftern fagte: „©rinnern ©ie fich


— 144 —<br />

tmrdj bie $ürbitte ber unbefledten Jungfrau währenb ber VorbereitungSnovene<br />

eine Sefehrung.<br />

®er in flämif^er ©praChe gebrudte 33erüber bie Wunberbare<br />

SDtebaiHe war wie ein guter ©ame, ben man ausftreut<br />

unb beffen grüßte früher ober fpäter ju erwarten finb. —<br />

y.<br />

geftlidjfeiten in ©partieit*<br />

2Btr ^ben fod)attar fteHte bie ©rfcheinung ber<br />

feligften Jungfrau bar unb ein gefchidt verteiltes Sicht ließ<br />

bie ©injelheiten beS 33ilbeS gut ausnehmen; man hätte glatte<br />

ben fönnen, fid) im -äJlutterhaufe ju befinben. 35iefe fiiße<br />

©rinnerung bemächtigte ftdj aller ^erjen.<br />

„$m Umfretfe ber Capelle flatterten blaue 33änber, worauf<br />

2luSfprüd)e ber feligften Jungfrau au bie ehrwürbtge ©d)wefter<br />

Katharina ftanben. Slußerbem ftedten viele verriebene ovale<br />

Safeln bie ©injelnheiten ber wunberbaren SJfebatlle bar.<br />

„2lm $efttage war um 10 Uhr in ber großen Capelle<br />

feierliches £od)amf, wo bie ©eremonten mit erhebenber 9ftaje=<br />

ftät vor fid) gingen. Viel trugen hieju bei ber ©efang ber<br />

•Dläbchen be£ Kaufes unb verfdjtebene -Hiufifftüde, bie von ben<br />

Jünglingen aufgeführt würben. 9?ach bem ©vangeltum fprach<br />

ein P. Somintfaner vor ben anbädjtigen 3 u^ern über bie<br />

verfdhiebenen Umftänbe ber ©rf^einung. 2lbenbS war nach<br />

ber Vefper eine zweite ^rebigt unb zum ©bluffe ein feierlicher<br />

©egen.<br />

„•Jtach Veenbigung ber fird)lid)en ©eremonten ließen bie<br />

•Diitglieber ber SDlufifacabemie im großen £ofe ihre fdjönften


ßieber fyoxm. ©ehr rührenb ift eS unter anberem, baß alle<br />

^Beamten ber Sunta bie wttnberbare Sfflebaille tragen wollten/'<br />

VI.<br />

geftlid)feitert in Italien. fömrn 9Jlonte Sitorio*<br />

2Bir fyaUnf$on von ber ©inlabung geft>ro$en, weldje<br />

©e. ©minenz ber ©arbinal $aroc$i an baS römifdje Volf<br />

ridjtete, um baSfelbe aufzumuntern, an bem gefte ber wunber=<br />

baren SDtebaille im £aufe 9Konte ©ttorio teilzunehmen, ©ie<br />

fdjon vor<strong>der</strong> beftimmte geftorbnung würbe genau eingehalten,<br />

3>ie SUienge brängte fidj jahlrei^ in ber frönen ^ird^e ber<br />

Mfftonäre unb füllten ben breiten ©ang unb bie ©äffe bis<br />

auf ben von 3Jfonte ©itorto.<br />

SDie Kirche War herrli^ gefd)müdt. gwifdjen bem Söilbe,<br />

baS ben igodjaltar überragt unb bem großen Vogen, ber baS<br />

5ßreSbhteriurn von bem ©djtffe trennt, hingen fünf Leihen Sufter.<br />

©ine auffallenbe getreue SDarftelltmg ber ©rfMeinung ber felig^<br />

ften Jungfrau madjte auf baS VoH einen lebenbigen ©inbrud<br />

Ueber bem Shore, Welches in bie via bella SUUfftone ein=<br />

münbet, befanb ft


— 146 —<br />

©ine Stovern ging bem gefte voraus. £err ^ßarobi pre*<br />

bigte jeben Sag unb gum ©tluffe ber -KatmittagSanbatt gaben<br />

©e. ergbiftöflite ©naben, Mfgr. ShomaS ©• M., ben ©egen<br />

mit bem Allerheitigften. Vor bem SBegge^en fang baS SSolf<br />

mit befonberer Anbaut bie Anrufung: „D Maria, ohne ©änbe<br />

empfangen u. f. m.", melte von bem berühmten Maeftro ©apocci<br />

in Mufif gefefet morben mar.<br />

Jeben Sag beS SribuumS maren bie ©ommunicanten<br />

außerorbentlit ga^Ireic^. ©in ^Sriefter mußte jeben Sag bei<br />

ber ©ommunionmeffe, meldte immer von einem ©arbinal gelefen<br />

mürbe, bie % ©ommunion auSfpenben ^>etferx r ober beffer<br />

gefagt, bie heilige ©ommunion mürbe immer ausgefeilt vom<br />

Morgen bis junt ^ontificalamte.<br />

3tm erften Sage celebrirte baS feierliche £otamt Mfgr.<br />

Jafob ShomaS, ©rgbiftof von Abrtanopel; bie Abenbprebigt<br />

hielt ber hochto. fierr5ßrofeffor ©ucchi, ber megen feiner übergeugenben<br />

Sßorte von ben SRömern fo gerne gehört mirb. SDeu<br />

feierliten ©egen ertheilte ber ©arbinal ©eraphin Vannutetti<br />

Am jmeiten Sage celebrirte baS feierliche £o tarnt Mfgr.<br />

©arbt, Siftof von Anagni; bie Sßrebigt hielt ber berebte<br />

feffor Jgnaj ©alvatori aus bem vatifaniften ©eminar.<br />

SDer britte Sag, als ber Jahrestag ber ©rft einung, mußte<br />

fit burt not größere Sßratt ausjeituen. Vergebene ©ollegien,<br />

Vereine von Marienfinbern nahmen jene päfee ber<br />

Äirte ein, melte von bem Volfe not freigelaffen maren.<br />

©e. ©mineng ber ©arbinal 5ßarocti, Vicar ©einer igeiligfeit,<br />

celebrirte baS ^otamt. Unter Slbfingtmg ber Antiphone Ecce<br />

sacerdos magnus jog er in bie £irte ein, Wobei ihm hunbert<br />

Älerifer in ©horröden Vorausgingen, nämlit bie apoftolifte<br />

©tule beS £errn Valentini, bie ©eminariften unb ©tubenten.<br />

91at biefen famen gehn 2)iafone in Salmatifen unb ebenfo*<br />

Viele Sßriefter in ftafein.<br />

3111er Augen maren immer auf ben celebrirenben ©arbinal*<br />

Vicar gerittet, mährenb bie ©eremonien mit ber in Monte<br />

©itorio herfömmliten ©enauigfeit vor fit gingen. 9?at bem


— 147 —<br />

©oangelium hielt ©e. ©mineng eine £omilie über baS geft<br />

ber wunberbaren SäRebattte. SDamit fefete er bem gefte gleid^<br />

fam bie Slrone auf; feine begeifterten, frommen SBorte erfüllten<br />

bie Suhörer mit ^immlif^em Sichte unb heiliger greube.<br />

3toif(^en ben t>erfd)tebenen gotteSbienftlidjen ^anblungen<br />

unb währenb ber Sftofcene fam baS Volf gahlreid) in bie ©acriftei<br />

unb bat um 3JlebaiHen unb Brofchüren.<br />

Am Abenbe rebete SDlfgr. Binceng ©arbi in gewählter<br />

unb jugletch ergreifenber ©prache über bie großen SBunber,<br />

weldje bur$ bie SUtebaille gewirft würben. SDarauf hielt unter<br />

herrlicher Beleuchtung ©e. ©mineng ber ©arbinal bi 5ßietro<br />

ben ©egen unb fd)loß fo bie freier, Weldje in allen 2ln=<br />

wefenben neue greube unb neue Siebe gur unbeflecften, liebehoffen<br />

Jungfrau 3)iaria erwedft hatte.<br />

Rom. — 3n Janta Jtaria in Capella.<br />

®ie barmherzigen ©chweftern hatten in ben fcerfchtebenen<br />

Käufern in Sföom feine genügenb große Capelle, um DiefeS<br />

geft, baS ja gang befonberS ihr geft war, gu begehen, weshalb<br />

fie fi


— 148 —<br />

bigen ermahnte, an bent gefte teilzunehmen, baS in ber Strdje<br />

ber SDliffionäre in 3Jlonte ©itorio gefeiert werben fottte unb<br />

für welkes großartige Vorbereitungen getroffen worben waren.<br />

„3>eboch ber Sag fam immer näher, bie Arbeiter matten<br />

fid) unter getiefter Leitung an'S SBerf unb in einigen Sagen<br />

ift unfere Sapelle, bie noty aus bem 12. Jahrhunbert fyet*<br />

flammt, in vollem ©ä)mu


149 —<br />

ZU befommen, wollten benfelben bis jurn lefeten Slugenbltdfe<br />

nicht Verlanen; $ene, bie braußen warten mußten, iaUn bte=<br />

felben, ihren Sßlafe i^nen einzuräumen unb fagten: ,,©ie finb<br />

fdjon lange im ^Sarabiefe gewefen, laffen ©ie jefet auch uns<br />

ju ben güßen ber ^abonna fnieen!"<br />

„2)aS war baS einzige Unangenehme biefer fdjßnen Sage.<br />

SBelch eine greube war ber 2lnblid ber Volfömenge, wel


— 150 —<br />

P. S^fuiten, barattf ©egen, ben ber ©rgbifdjof SUlfgr. gaufti<br />

ertheilte.<br />

„27. Sftofcember. SDtefer gefegnete unb ewig benfwitrbige<br />

Sag nimmt womögltdj eisten nod) feterlidjeren ©^arafter an.<br />

5Jüt ber gabt ber Befucher wäd)ft auon<br />

©r. ©mineng ©arbinal ^ampolla, ©taatsfecretär ©r. £eitigfeit<br />

unb Sßrotector unfereS ^aufeS.<br />

„SDen gangen Sag über fommen bie Seute wie in ßeftän=<br />

"biger SBaHfahrt. 2Bir fcertheilennod) ben SReft ber Beriete,<br />

ungefähr gweihunbert; bie $ahl ber oertheilten 3JlebaiIlen fönnen<br />

tüir gar nid)t angeben. SDie Sßrebigt am 9lad)mittage würbe<br />

t)on einem 5)Sater aus bem Drben ber -Dümmen, nämlich t>on<br />

bem Pfarrer ber Kirche ©ant 2lrtbrea belle gratte gehalten,<br />

jener Kirche, wo £err SRatiSbonne bie ©rfMeinung ber wunberbaren<br />

Mebaitte hatte.<br />

„SDer ©d)lußfegen Würbe fcon ©r. ©mineng ©arbinal<br />

©eraphin Bannuteiii gehalten, Wobei i^nt gwei 9Jliffionäre aus<br />

bem ßaufe in ber Via beßa croce affiftirten, wie fie eS audj<br />

bte anberen Sage gethan hatten; außerbem Waren gugegen<br />

bie ©tubenten ber ©ongregation ber Brüber t>om % Binceng.<br />

$ebo


— 151 —<br />

„9Ba3 foffen wir nun von ben ©unfterweifungen unb<br />

-©naben fagen, bie Maria Vielen hat gu Sheil werben laffen?<br />

3Bir fennen fton viele auffaffenbe Gegebenheiten, anbere werben<br />

erft befannt werben, anbere werben 'bis gunt jüngften Sage<br />

verborgen bleiben."<br />

„Sie Menge entfernte fit lang]am unb faum beamtete<br />

©iiter bie glänjenbe Veleuttung vor bem portale ber ßirte<br />

unb um ben ©arten; ein bengalifteS geuer unb in ben Stiften<br />

ftmcbenbe VaffonS ma


— 152 —<br />

war; bie barmherzigen ©chweftern, weläje bie ©orge für ba£<br />

Sofpital haben, feierten baS geft in ihrer leiber nur gu fleinen<br />

Sapelle.<br />

$ür bie ©olbaten, weldje fidj burdj eine unfidjtbare Sraft<br />

gurrt ©mpfange ber % ©aframente ^ingejogen fühlten, war<br />

baS wie eine 9Itiffion. Am gefttage trugen fie gerabefo wie<br />

bie -Dtarienfinber bie 3KebaiHe gang offen gur ©djau. Siefe<br />

Bewegung hielt awä) bie folgenben Sage an. „©hrwürbige<br />

©djwefter," fagte ein franfer ©olbat gur Dberin, nadjbem er<br />

bie l;l. ©aframente empfangen hatte, „iä) bin fo gufrieben,<br />

als wenn ich ein großer £err geworben wäre."<br />

©in aitberer ©olbat fagte mit Shränen itt ben Augen:<br />

„D fuäjen ©ie mir in biefem Vudje baS fchönfte ©ebet gur<br />

feligften Jungfrau, bamit iä) ihr bamit banfen fönne."<br />

Jn ©affari in ©arbinien Würbe bei ©elegenheit biefeS<br />

gefteS ein Altar gu ©hreit ber wuttberbaren 2JlebaiHe errietet,<br />

©ine Jnfdjrift würbe auf Pergament getrieben, von Bengen<br />

unterzeichnet unb barauf mit ben Reliquien in ben Altarftein<br />

hinterlegt. ®iefe Jnfchrift, weld)e uns ber ©uperior beS<br />

Kaufes von ©affari, £err 9Mom, mitgeteilt hat, lautet wie<br />

folgt: „Jm Jahre 1894, am 26. November, haben wir 3)is<br />

bacuS Sftarongio, ©rgbifchof von ©affari, biefen Altar gu<br />

©hren ber unbeftecften ©otteSmutter, genannt von ber wutt*<br />

berbaren SJlebaiffe, confecrirt; gugleid) würben bie 9Mtquien<br />

ber heiligen SPtartprer JnnocentiuS, VenebtctuS, Vitalis, @ugeniuS,<br />

beS feiigen Johannes ©abriel 5)3erbopre unb beS h^<br />

VefennerS Vinceng von $aul im Altarftein niebergelegt —<br />

AHen ©hriftglä'ubigen wollen 2Bir heute für ben Vefuch biefer<br />

Sir^e ein Jahr Ablaß, unb am Jahrestage ber ©onfecration<br />

40 Sage Ablaß verleihen."<br />

*) Anno MDCCCXCIV die xxvi. mensis Novembris Ego Didacus<br />

Marongio, Archiepiscopus Turritanus, consecravi altare hoc in honorem<br />

Immaculata Dei Genitricis Marise (vulgo della Medaglia Miracolosa)<br />

et reliquias Sanctorum Martyrum Innocentii, Benedict!, Vitalis,


153<br />

' 3n ©atania auf ©icilien wollte ber ho^Wiirbigfte ©apU<br />

tular^Vicar in ^Begleitung zweier Stornierten unb aller göj^<br />

linge beS ©emiuarS an bem gefte tljeilne^nxen, baS in ber<br />

Capelle • ber JDliffionäre gefeiert würbe.<br />

Vor Slllem aber würbe in ©altanifetta baS geft mit großer<br />

bracht gefeiert ©ine würbige Vorbereitung barauf War bie<br />

großartige ©inlabung (Invito Sacro), weldje ber t;od)Würbigfte<br />

Vifdjwf ©uttabauro an baS Volf richtete,<br />

2Bir wollen baS £auptfächlid)fte barauS mitteilen:<br />

„©in neues geft, weldjeS für bie ganje 2Belt eine große<br />

greube fein wirb, würbe fürjlich vom heiligen Stuhle eiligefefet,<br />

nämlid) baS geft ^u ©hren jener ©rfdjetnung ber feligfteu<br />

Jungfrau, weldje ber betnüthigen ©djwefter beS hl- Vincenj<br />

von Sßaul, ber ©djwefter Katharina Saboure, in ber Capelle<br />

beS SDtutterhaufeä in gSariS am .27. November 1830 ju Sbeil<br />

Würbe, gn biefer ©efeheinung geigte bie feligfte S^ngfrau ber<br />

frommen einfachen ©eminarf chwefter bie SftebaiUe, wie fie geprägt,<br />

geweift unb verbreitet werben follte, unb welche Wegen<br />

ber vielen burd) fie gewirften SBunber unb erlangten ©naben<br />

bie „wunberbare" genannt wirb.<br />

„SDiefeS Reichen befonberer Vorliebe ber feligfteu $ung=<br />

frau für bie gamilie beS hl- Vinceuj von $aul, womit nun<br />

3lHe ihre 3lnbacht jurn großen Vorreite ber unbefledten ©m=<br />

pfängniß auSbriiden, würbe red)tsfräftig als vom Gimmel<br />

herabgefommen anerfannt. $u beffen ©h^e nun foH in Qu*<br />

fünft alljä^rlidh am 27, November ein geft mit eigener -äfleffe<br />

unb eigenem Officium begangen werben.<br />

„9Rit greuben fünbigen wir biefeS geft ben ©läubigen<br />

unferer SDiöcefe an unb wir wollen auch für unfere SDiöcefe<br />

vom hl. ©tuhle biefeS neue geft erbitten, baS ben ^inbern beS<br />

Beati Joannis-Gabrielis Perboyre et Sancti Confessoria Yincentii a<br />

Paulo in eo inclusis. —<br />

Et singulis Chris tifidelibus hodie annum unum et in die anniversario<br />

Consecrationis huiusmodi ipsum visitantibus, quadraginta<br />

dies de vera indulgentia, in forma Ecclesiae consueta concessi. —<br />

11*


— 154 —<br />

heiligen Binceng gewährt ift Aber gang befonberS wollen Wir<br />

gu ben ©laubigen in biefer ©tabt unb in ber ©emetnbe<br />

•TOuffomeli f:pred)en, welche burch eine befonbere ©nabe ©otteS<br />

mehrere Sahre lang fchon barmherzige ©d)weftern bei' fidj<br />

haben, welche ihnen burch ihre Berufsarbeiten fo otel ©uteS<br />

thun<br />

„®ie grüchte, Welche aus biefem gefte für bie Äirdje er=<br />

warfen werben, fann man barauS erfehen, weil bie Anbacht<br />

gur unbefledten Jungfrau in ihrer wunberbaren Mebaitte fo<br />

allgemein ift Unzählige ^>erfonen tragen biefeS wunberbare<br />

Beiden auf ihrer Bruft.<br />

„©erabefo wie wir ben Sag feiern, wo Wir baS ©capulier<br />

toont Berge ©armel unb ben heiligen SRofcnfranj, biefe unterfdjetbenben<br />

SRerfmale ber Verehrer -äftaria'S, oont Gimmel<br />

erhalten haben, ebenfo fott auch in 3ufunft ber 27. -Jioüember<br />

ein Sag ber greube fein für alle Seite, welche bie heilige<br />

SJtebaitte, biefeS wunberbare ©efd)enf ber mächtigen unb gütigen<br />

^immelsfönigin in unferetn Jgahrhunberte, oerehren...."<br />

Stun folgt eine berebte AuSeinauberfe^uitg ber ©iuttbilber<br />

auf ber SRebaitte. ©arauf fährt ber ho^würbigfte Bifdjof<br />

folgenbermaffen fort: „D gliidfelige Softer beS heiligen Bin=<br />

ceng, bem begeifterten Crange ©urer helbenmüthigen Dlächftettliebe<br />

folgenb, h a^t 3h* fc^oit feit langer $eit ein erhabenes<br />

Apoftolat gu ©unften ber gangen Wenfchheit ausgeübt, inbem<br />

)x ©uch gang bent einen $iele wibmet, bie ©chmergert aller<br />

Art gu linbern. ©uer Beruf führt @u$ gu genen, weld)e mx<br />

leibli^em ©lenbe gang niebergebrüdt finb unb 3h r würbet<br />

bereu tröftenbe ©itgel. 2)aS ift eS, was baS £erg ber feligften<br />

Jungfrau gerührt hat, bie wir ja anrufen als „baS «geil ber<br />

Traufen", als „bte Sröfterin ber Betrübten", ©ie will ©ure<br />

Eingebung belohnen unb ber SBelt geigen, wie angenehm ihrem<br />

mütterlichen bergen baS Apoftolat ber chriftti^en 91ächftenliebe<br />

ift. Sie 9Jlebatffe war ©ure fdjönfte Belohnung unb )x<br />

hättet feine beffere wünfdjen fönnen. ©ie ift bie ©hre ©urer<br />

religio) en gattttlie, fie ift wie eine I;immltfcl;e ©trahlenfrotte,


— 155 —<br />

meldte fit auf.gut ^erabfenJt; fie mirb ©ure ^eiligen SBerfe<br />

iu neuem Sitte erglängen laffen.<br />

„Ja bie erhabene Mutter unfereS £eilanbeS legt ©ut<br />

mit ber Mebaitte ein mächtiges Mittel in ©ure jungfräulichen<br />

£änbe, um bie Äranfl&eiten. beS bergen« unb baS ber ©ünbe<br />

fotgenbe ©lenb gu linbern.<br />

„2Benn Jhr fie auf ber Stuft beS Äranfen befeftiget, ber<br />

im ©lauben manft, fo mirb fie in feinem bergen biefeS fofi*<br />

bare @ef


156 —<br />

gnoscant te, sicut et cognoscimus, quoniam non est Deus<br />

praeter te, Domine, innova Signa et immuta mirabilia.<br />

(Eccli. XXVI, 5.-6.)<br />

„Aber noch eine anbere Aufgabe würbe ben Softem beS<br />

^eiligen Vinceng von ber feligften Jungfrau übertragen, als<br />

fie ber ©djwefier Saboure erfdjien. $taria hielt eS nidbt<br />

unter ihrer SBürbe, fidj in menfdjlicher ©eftalt ber bemüthigen<br />

Jungfrau gu geigen, welche um biefe große ©nabe gebeten<br />

hatte, ©ie erfcheint ihr weiß gefleibet, mit einem" blauen<br />

©djleier, unb würbigt bie glttdliche ©eberin einer Vertrauli=<br />

chen Unterrebttng. Sie göttlidje Butter briicft ihr- ben SBurtfch<br />

aus, unter ihrem -Kanten einen Verein unter ben Jungfrauen<br />

gegrünbet gu fehen, ber gum ßweä hätte, in ben -ättitgliebern<br />

bie Siebe gur Feinheit unb bie ©ehnfucht nach bem Gimmel<br />

angufachett, Was bie «igimmetsfömgin bur$ baS Weiße ©ewanb<br />

unb ben himmelblauen ©cl;leier auSbriicfert wollte. Saher nun<br />

biefe unabfehbare ©d;aar djriftltdjer Jungfrauen, welche ftd)<br />

nach ben erhabenen Sugenbbetfpielen ihrer göttlichen 3Jlutter<br />

bilben, bereu -Kanten fie tragen itnb welche barm ben ©eift<br />

9JlariaS mit ben Sugenben beS ©hnftenthumS in ben djrift'<br />

lidjett Familien verbreiten.<br />

„Um bie Söelt tn fütlidjer Vegiehung gu beffern unb gu<br />

heben, gibt eS nun fein leidjtereS Littel, als baS Sßirfen ber<br />

Jungfrau, welche in ber ©djule beS ©VangeltuntS ergogen unb<br />

nach ben Vetfpielen jener gebtlbet würbe, bie ba angerufen<br />

wirb als bie gang ©d)ötte, gang Steine unb Unbefledte.<br />

„3Jföge alfo bie 3ftebaille ^JiartaS wie eine foftbare $erte<br />

glätigen auf ber Vruft ber djriftlidjen Jungfrauen; möge ftdh<br />

bie reine flamme ber ©otteSliebe in ihren bergen entgünben.<br />

2Bte bie feiigen Jungfrauen im Gimmel, weldje bem Santrne<br />

folgen, wohin eS geht unb ein neues Sieb fingen, fo mögen<br />

aitdh bie Jungfrauen auf Srben ihre ©timmen erheben gu<br />

bem neuen Soblteb ihrer maMofen Königin unb immer wie=<br />

herholen: „D 3Jtaria, ohne ©ünbe empfangen, bitte für uns,<br />

bie wir gu bir unfere 3uflud;)t nehmen!''


— 157 —<br />

3Kit biefen berebten SBorten wanbte ft


— 158<br />

3Sn allen Käufern unferer ©djweftern ^errfc^te bie gleite<br />

Begeiferung. ©o nahmen bie Spriefter in einem gang f leinen<br />

£aufe über 400 Beteten ab: ©in großer Sfyeil beS bortigen<br />

SDorfeS ging gu ben Zeitigen ©aframenten, unb bie ©eiftlichfeit<br />

beteiligte fich ffetßtgan beut $efte.<br />

vni<br />

$epd)fettett iu Elften.<br />

2lud) oon ben lüften unb ben Bergen SlfienS erheben fich<br />

Sob- unb ©anfgefänge gum Gimmel gu ©hren ber feligften<br />

Jungfrau üon ber wunberbaren -DJebaille.<br />

SluS ©mtyrna fchreibt bie ehrwürbige ©chwefter Sftairet,.<br />

Dberin im £aufe ©t. SJfaria, an ben £errn ©eneralfuperior:<br />

„@S ift unnöthig, 3h nc n,<br />

m ein hochgeehrter Bater, gu<br />

f&gett, baß ade Softer iu ©mt;rna wetteiferten, unfere<br />

urtbefledte 9ftutter in ben feftlicf) gefdjmtüdten Capellen gu<br />

ehren. 3)aS £auS ©t. SJiarta, baS ja auf befoubere SBeife<br />

ber feligften Jungfrau geweiht ift, burfte nifyt gurüdbleiben.<br />

3eber wollte gum ©$mttd ber Capelle beitragen, ©ine junge<br />

fdjtSmatifdje ©riechtn, früher Högling unferer ©djweftern, bie<br />

eine gef^idte Malerin ift, ftellte fich ben ©djweftern gur Berfitgung,<br />

unb jeben Sag fam fie weit her, um bei ber Borbereitung<br />

gu helfen. BefonberS freute eS uns, baß bie ©laubigen<br />

ooit ©mtyrna mit foldjer Anbaut gttr xtnbefledt empfangenen<br />

Jungfrau beteten. 2lm Borabenbe Waren bie Beichtftühleumlagert<br />

nidjt bloß t>on -Karienftnbern, fonbern and) toott<br />

oielen SDamen, welche ben oollfommenen Slblaß gewinnen<br />

wollten. SDer twd)Wiirbigfte ©rgbifdjof las felbft unt 7 Uhr<br />

bie heilige SReffe, wobei fehr oiele Seute commitmcirtert; bie<br />

Capelle erwies ftd) aitdj als üiel gu Hein.<br />

„Um 9 Ubr wollte ber hoigfte ©rgbifchof auf feinem<br />

Shron bem feierlichen ^od;amte anwohneu, welkes ber ©uperior<br />

beS Kollegiums celebrirte. SlbenbS War Befper unb ^rebigt;


- 159 — •<br />

am ©chluffe hielten ©e. ergbifdjöflidjen ©nabett felbft ben feier*<br />

liehen ©egen. SWit großer SBegeifterung fangen bie Sinber.<br />

2Rit greuben ftrömten bie Seute htn unb fangen von Beuern<br />

baS Te Deum, um no


— 160 —<br />

$lü


161<br />

X.<br />

geftlidjfetteu iu 9?orfc5lutertfa*<br />

Mexico.<br />

3fn SWejfico fteht ber Verein ber SDfarienftnber in ganz<br />

befonberer Vlüthe, ffianfbeS großen ©iferS ber SDtiffionäre,<br />

bie fid) bemühen, auf biefe SBetfe bie barmherzigen ©djweftern<br />

ju erfefcen, nachbem biefe burch bie revolutionäre Regierung<br />

vertrieben würben. SDiefeS neue geft ber unbefledten 3ung=<br />

frau würbe alfo mit ben größten greubenSbezeugungen aufgenommen<br />

unb gefeiert.<br />

£)ie großen unb Keinen ©eminarieu haben baran S^eil<br />

genommen. 2luS bent ©emirtar von SJteriba in ber Provinz<br />

3)ucatan wirb uns berietet:<br />

©roß war unfere greube bei ber 9tad>rt


— 162 —<br />

was in jener beoorgugten Capelle gefd)e.hen war, bilblid) bar=<br />

aufteilen.<br />

„2)ie furge Seit, bie uns pom gefte no$ trennte, würbe<br />

ju eifrigen Borbereitungen oerwenbet. Als enblich ber Borabenb<br />

beS XribuumS, ber Abenb beS 24. Stotoember anfant,<br />

fd)ien ein füßer grtebe, ein befonberer ©egen über bem S^ale<br />

St Sofepl) gu ru^en. Sittel war fertig. 2)te Söglütge beS<br />

$ßenfionateS hatten ftdj burch eine anbächtige SRobene t>or6e^<br />

reitet, 3hre Capelle mit ihrem fchonen, garten ©chmude machte<br />

einen fehr angenehmen ©inbruef. SDie fdjöne ©tatue im<br />

beitSgimnier hatte feinen anberen ©$mu(J nöthig; nur baß<br />

Oon ihren täuben ©trahlen ausgingen, unb ber SDtoub unter<br />

ben güßert ber feligften Sungfran ein fanfteS Sicht Oerbreitete.<br />

3m Seminar ift alles gef^ntadooll ^ergerid^tet, alles ift in<br />

ungewöhnti(hem geftfehmud, um jene gu begrüßen, bie allein<br />

bur$ eine unbefledte ©tnpfängniß auSgegeidjnet War. SBeiß,<br />

©olb unb Blau Weddeln in fchönfter Uebereinftintmung ab.<br />

Um bie ©rbfugel, auf ber 3Jtaria fleht, fteUt ein glor, blau<br />

unb rofenroth, bie SMorgenröthe bar, währenb oon ben Rauben<br />

ber feligften Jungfrau ©trahlen ausgehen. Auf ber rechten<br />

©eite beS Altars fteüt ein ©emätbe bie ehrwürbige ©chwefter<br />

Saboure bar, Wie fie in ber -JJadjt bie befannte ©rfMeinung<br />

hat; biefeS ©emälbe ift mit mohlriedjenben Blumen unb mit<br />

, ©olb- unb ©überblättern umrahmt. Unterhalb finb bie äßorte<br />

gu lefen, bie für uns Alle fo troftreid) finb: „$omm gu ben<br />

©tufen biefeS AltarS; ba werben ©naben herabftrönxen auf<br />

©ich unb auf alle jene, welche barum bitten werben, Arm<br />

unb 3toch." gerner lieft man in ©olbbu^ftaben, in gtiidlidjer<br />

Auswahl oertheilt, bie oerfd^iebenen AuSfprüd£)e ber felig*<br />

ften Jungfrau: „®iefe ©trahlen finb baS ©innbilb ber ©naben,<br />

wetdje bie feligfte Jungfrau allen jenen erlangt, welche fie<br />

barum bitten." gerner ein anberer AuSfprud), ber befonberS<br />

auf bie s $rooing ber Bereinigten ©taaten Begug hat, unb beS=<br />

halb unfern ©^weftern befonberS theuer ift, nämlich: „@ine<br />

religiöfe Berfammtung Wirb fid) mit ber eurigen oereinigen;


o — 163 —<br />

it wünfdje baS, urtb ©ott wirb bie Vereinigung fegnen."<br />

3luf bem gußgefieff ber ©tatue beS heiligen Jofeph itnb bie<br />

Sßorte gu lefen: Te Deum laudamus, Welte ben anberen<br />

SBorten vor ber ©tatue beS heil. Vinceng entfpreten: Laudate<br />

pueri Dominum, gerner erinnert bie Sarftellung einer tnien*<br />

ben ©eminarftwefter an unfere vielgeliebte ©ttoefter Äatha*<br />

rtna Saboure.<br />

„2lber unfere theuere Äirdje Ijat noch viel mehr Steige,<br />

jebodj wollen wtr ntdjtS mehr bavon ftreiben; auf baS ©ine<br />

Wollen wir nur not aufmerffam machen, baß fit um baS<br />

große ©tiff ein breitet, bunfelblaueS Vanb herumgieht, wel*<br />

teS einer Snfdjrift in golbenen Vutftaben alt ©runb bient,<br />

bie 18 3^11 hot ift; nämlit bie Sintiphon beS gefteS: Tota<br />

pulchra es Maria et macula non est in Te. Su bift gang<br />

ftön, o Maria, unb fein Mafel ift an Sir.<br />

„Über bem ©hör ftehen bie Sßorte: Laudate Mariam<br />

(Sobet Maria) in filbernen Vutftaben auf weißblauem ©runb;<br />

biefe SBorte foHten angeigen, baß an biefem Drte Sittel nur<br />

gum Sobe Marias beitragen foH. Qroti auSgegeitnete Warfen*<br />

fpteler vereinigten ihre Accorbe mit ben mättigen, anbättigen<br />

Sönen ber Drgel. Sie Mufif beS SribuumS fann nitt genug<br />

gerühmt werben, fei eS, was bie Süttigfeit beS ©horeS, fei<br />

eS, was bie 2tnbatt beS VolfeS betrifft. Vom begeifternben<br />

©efange beS ©horeS unwiberftehlit fortgeriffen, vereinigte eS<br />

feine ©timme mit ben ©ängeru, befonberS, wenn von $dt gu<br />

Seit baS Allen fo theuere ©ebet gefungen Würbe: „D Maria,<br />

ohne ©ünbe empfangen, bitte für uns, bie wir gu Str unfere<br />

3uflutt nehmen. 0 Maria, sine labe eoncepta, ora pro<br />

nobis, ad Te recurrentibus." SaS war ber immer Wiehes<br />

fehrenbe ©tlnß^erS, ber allein baS ©ebet beS VolfeS am beften<br />

auSbrii<strong>der</strong>t fonnte. Man erinnerte uns fogar an bie SBorte<br />

beS feiigen ©rgbtfd;ofS von Valtimore, Monftgrtore ^enrid; er<br />

pflegte namlit gu fagen, wenn er bei ben ©eremonien in<br />

unferer Äirte gugegen war: „Man rn&tteglauben, baß ©höre


von ©ngeln ba herabgestiegen feien, um uns einen 93orgef


— 165 —<br />

granfreich vor jebem anberen Sanbe gum Vaterlanbe wählen:<br />

würben.<br />

„2lber WaS ^at granfreidj getrau unb WaS t^ut eS fe|t A<br />

baß eS verbient, fo vor aßen Völfern ber ©rbe bevorzugt 31t<br />

werben? SDiefe frage fteHt fid) ber Verfaffer beS Vu$eS vott<br />

ber wunberbaren 3JJebaitte; unb biefe frage fcfywebt au


— 166 —<br />

„SDarattf Wieberl;olte ber 5)3rebiger fetnerfeits bie SBorte.<br />

beS Johannes ©uns ©cotuS, biefer unvergänglichen $ierbe<br />

ber Äirdje in Urlaub: „Dignare me laudare te, Virgo sacrata:<br />

SBürbige mid), ©td) gu loben, o heilige gungfrau!"<br />

©arauf fefete er auSeinanber, welch heÜfame Sehreu 3ftaria<br />

burd) ihre ©rfd)einung ber gangen SBelt gab, unb tote fel;r<br />

mir Alle burd) i^rc ©rfcbeimtng geehrt werben.<br />

„©ie Btfdjöfe ber Bereinigten ©taaten," fo fagte er am<br />

©djluffe, „haben bie unbefledte ©mpfänguiß gu itnferem ©d;u^<br />

fefte gewählt, bevor fie noch junt ©laubenSfafee erhoben worben<br />

war; bie folgenbe Betätigung beS, 1)1. ©tuhleS war für uns<br />

ein großer 9iuhm. SBir müffen alle Sage unfere SBibmung<br />

an unfere unbefledte -Kutter erneuern, in beftänbiger $eilig=<br />

Mt leben unb burd; unfere Anbadjt gu 3JZarta, weldje bie<br />

Feinheit felbft ift, geigen, welch einen Abfcheu wir für alle<br />

bie böfen Uebel haben, bie uns git (iberftuthen brohen, g. B.<br />

ber 5DlormoniSmuS, bie gügeHofe AuSgelaffenheit, bie facrilegif$eit<br />

©hefcheibungen.<br />

„greue bid), 2Beib, baß bein ©cfd)led)t auSerwählt würbe,<br />

ben bttrd) ben Mann angerichteten ©d?abeu wieber gut gu<br />

machen. Ahme bie Feinheit -Dlaria'S naä), rufe fie um ihren<br />

©d)u| an mit ben SBorten, welche bie feligfte Jungfrau felbft<br />

in ihrer ©rfcheinung geoffenbart hat: D 9Jcaria, ohne ©ünbe<br />

empfangen, bitte für un£, bie wir gu bir unfere gufludjt nehmen!<br />

„9Jiontag, am 26. November, celebrtrte £err Savegeri,<br />

^ifftonSpriefter, unb unfer ©eelforger. ©r fonnte nid)t bei<br />

allen unferen geierlichfeiten babei bleiben, weil gleidjgeitig<br />

auch in ©mmittsburg ein Sribuum gefeiert würbe, wo er bem<br />

Pfarrer öerrn Slavanagh T^clfeix mußte; biefer beutete bie<br />

(Gelegenheit, um unter ben ©djülerinnen von ©t. ©uphentta,<br />

bereu Seitimg unferen ©d^weftern anvertraut ift, ben Berein<br />

ber 3Jtarienfinber einguführen.<br />

„Aber ber 27. November war wahrhaft ein Sag rühren^<br />

ber unb foftbarcr ©rinnerungen, bie uns jebeSmal wieberfel;ren<br />

werben, fo oft wir biefeS geft begehen werben.


— 167<br />

„Unfer großer ©arbinal Mfgr. ©ibbont hatte fton Bei<br />

Vielen ©elegenheiten bettriefen, weite Siebe unb weitet<br />

tereffe er für bie Äinber bet % Vinceng habe; unb aut biefet<br />

Mal, obwohl mit ©eftäften überhäuft, wollte er et nitt<br />

unterlaffen, an unferem gefte gu nehmen. Montag Abenbt<br />

fam er an, unb am folgenben £age feierte er bat ^ontifical=<br />

amt, wobei £etr Sennon, unfer Sireftor, presbyter assistens<br />

war; alle anberen Aemter würben von ben sprtefiern unb<br />

Seminartften aut bem Seminar ©t. Maria beforgt, bat unt<br />

fo fehr gugethan ift.<br />

„SBelt ein herrlitet Stauftriel bot unfere ßirte Währenb<br />

bet 5ßontificalamtet burt ben ©lang ber ©eremonien<br />

unb ben tabellot autgeführten ©efang; StUet trug bagu bei,<br />

bie ©eelen in gehobene Stimmung gu verfemen unb, fo. viel<br />

et möglit ift, bat ©lü


— 168 —<br />

„Saufenb von SDtebaiffen würben Währettb biefeS Srt=<br />

buumS verteilt, ba wir einem jeben Vefudjer eine gaben.<br />

„©egen -Btittag braute uns baS folgenbe Seiegramm bie<br />

Sßünfche beS ho$würbtgften ©rjbifdhofs Von-Sinännatt:<br />

Giucmnati (Ohio) 27. 1894.<br />

„2)ie ©chweftern vereinigen ftch mit mir unb mit allen<br />

©läubigen, um für bie SfJtebaiHe ju bauten. Empfehlen ©ie<br />

uns unferer unbeflecften 2Rutter." f 2B. & ©Iber.<br />

/r9Sie£e fromme ^ßerfonen, miteinbegriffen bie ©eminariften<br />

unb ©tubenten beS ©ollegiumS unb ©emtnarS ©t. 9Jlaria, befugten<br />

bie Kirdje ben gangen -Kachmittag hwburdh. Auch bte<br />

Knaben unb ÜJtäbchen von ©t. ©uphemia {amen in Sßroceffxon<br />

mit bem £erat Pfarrer Kavanagh, einem innigen Verehrer<br />

•Jftaria'S, an ihrer ©pifee; SCte trugen an einem blauen Sanbe<br />

bie -ättebaille, benn fie waren am SDtorgen in ben Verein ber<br />

•Jttarienfinber aufgenommen worben.<br />

„©egen ©onnenuntergang war Vefper unb feierlicher<br />

©egen. Als ber SBtberhall unfereS SieblingSgebeteS „0 Maria<br />

sine labe concepta" Verfluttgen war, fam eS unS fehr fchwer<br />

an, baß bie Sage biefeS frönen gefteS fo fdjnett vorüber ge=<br />

gangen waren; benn Wir wiffen, baß ähnliche ©nabelt feiten<br />

einem 9Jienfchen zweimal in feinem Seben ju Sheil werben.<br />

„Jnbent wir bie SBorte beS 3JtifftonSpriefterS £erw 3Wac<br />

SDermott, bte er an unfere ©chweftern tu ©aint SouiS (äftif*<br />

fourt) richtete, auch au f anwenben, fönnen wir fagen:<br />

„SDaS ift in SBahrh^it unfer Sag, ber Sag unfereS heiligen<br />

unb eblen SriumpheS. SBeldj eine ©hre, eine bemüthige, barm*<br />

herzige ©$wefter ju fein! Kann uns ber ©tanz beS ©otbeS<br />

Zu einer gleiten Sötirbe erheben? ®iefer Sag bringt uns<br />

nodh näher ber Duelle.aller Siebe, ©ott felbft"<br />

„Sfftöge bie urtbefletfte Jungfrau äftaria, ihrem Verfpredjen<br />

gemäß, ftdj unfer erinnern, ba fie bie zärtliche unb liebevolle<br />

•ättutter ber betben gamitien ift. 2Jtöge-fie nicht bloß unfere<br />

©dhufewaiterin fein, fonbern in ihrer überfließenbett 33arm*


169<br />

$erjtg!eit au


— 170 —<br />

gewährten geiftigen Vorreite gunuge gu ma^cn. SaS Sefret^<br />

in fpanifter ©prate gebrutft, würbe in ben £ageSblättent<br />

toeröffentltdjt, an ben Äir


— 171 —<br />

XII.<br />

$epd)fetten tu ©öbamerifm<br />

AuS Brafilien, aus ber Siepublif Argentinien unb 5)3eru<br />

finb uns bie erbaulidjften Beriete gugefommen.<br />

AuS Sirna (Sßeru) ftreibt ©chwefter ©aftagnet:<br />

„An jebern Sage beS SribuumS fang ein Prälat baS<br />

£od)amt. SHe BolfSmenge war fo groß, baß bie $irdje, ofc<br />

gtctd^ fehr geräumig, biefelbe nicht faffen fonnte. Am 27. 9lo--<br />

oember oeranftalteten wir eine ^Sroceffton; eS erfchienen babei<br />

alle -Jftarienfittber unferer Käufer, externe unb interne mit<br />

i^ren gähnen. SDie ^3roceffion nahm ihren SBeg burch bie<br />

Moftergänge, bur$ ben ©arten beS ©entralhaufeS unb über<br />

ben 5ßla|, ber bie $ird)e unb baS ^auS umgibt. ber<br />

SDlitte beS Kaufes ftanb ein mit Silien gefchmüdfter Altar, wo<br />

ein -Stäbchen aus ©anta 3tofa einen 9Beiheact an bie feligfte<br />

Jungfrau oorbetete. ©in anberer Altar war im ©arten er=<br />

rietet, gu Welkem eine prächtige SBeinlaube hinführte, bie im<br />

Monate November gang voll Srauben ift; ein 3M>chen aus<br />

bem $aufe ©t. AnbreaS las einen gweiten SBeiheact vor, unb<br />

her britte würbe von einem 9Käbd)en aus ©t. Anna in ber<br />

ilirche nach ber 5]3rebigt oorgebetet.<br />

„2)ie AuSfdjmücfung ber Borber feite unferer ^irdje fanb<br />

allgemeines Sob. Sit ber Kirche war bie große fdfjöne ©tatue<br />

«aufgeteilt, welche mir bie 3Jtutter £aüarb- bei meinem Auf*<br />

«enthalte ttt ^SariS gefd)enft §at, unb Weldje je|t bie gange<br />

©tabt Sitna gur BeWunberuttg hinriß.<br />

„3nt ©entralhaufe Von ©übamerifa in -äflariana (Bra^<br />

filiert) begaben fidj bie Zöglinge unb bie Sffiatfenmäbdjen auS<br />

ber Anftalt ber ©chweftern, ungefähr 200 an ber ga^l, in<br />

weißer Äleibung mit ber äRebaiHe gefdf)mü(ft, tn ^3roceffion in<br />

bie Kirche beS ©eminarS, um bem ^ochamte beiguwohnen. ©o<br />

waren bie beiben gamiliett beS hl. Binceng oereinigt, um gemeinfam<br />

bie feligfte Jungfrau in ihrer Wttnberbaren SJiebaitte<br />

gu verehren.


172 —<br />

„$ie Kapelle bot einen fehr frönen Anblid, fie fdjteu<br />

von einer weißen, geheimnisvollen SBolfe eingehüllt; benn e£-<br />

Waren ba 220 ©eminariften im ©horrod mit ber 3Jfebaiffe<br />

auf ber Vruft. S)ie Böglinge beS großen Seminars h a *teuan<br />

ihrer ©pi£e ihren ^3rofeffor ber Sfftoraltheologie, £errn<br />

©hanavat, unb bie Söglinge *>eS fleinen ©eminarS waren angeführt<br />

von zweien ihrer ^rofefforen, ben Herren ©aftalbo unb<br />

©efranceSchi- Sta^ bem ©vangelium beftieg $err ©ornagtiottobie<br />

Kandel, welker fchon feit 40 fahren baS ©eminar leitet<br />

3n einer Witnberfdhönen unb zu gleid)er Seit bo$ für Alle<br />

leicht verfiänbltdjen 5prebigt erzählte er bie ©ef dachte biefeS<br />

großartigen gefteS. ©r erinnerte fidh noch von feiner Kinbheit<br />

her an beffen Urfprung unb verfolgte beffen ©ntwidlung, biseS<br />

enblid) unter bie titurgifdjen gefte ber Kirche eingereiht<br />

Würbe, ©eine ©rzählung von verfdjiebenen SBunbern unb 33e=<br />

fehruugen entlodte vielen Subbern Shränen. 33ei ©inbruchr<br />

ber -Jlacht erfc^ien baS ©eminar auf ber Vorbereite beleuchtet;,<br />

bie 3RufiI beS ©eminarS führte verriebene heitere ©tüde auf,<br />

währenb bie zu gleicher Seit veranftalteten $euerwerfe bie all=<br />

gemeine $reube zum AuSbrude brauten.<br />

„3>n ^ortatezza in ber Provinz ©oara (Vrafilien) würbe<br />

baS $eft im £aufe ber barmherzigen ©chweftern begangen.<br />

SDie 300 -Bieter lange gront beS igaufeS war l;errlid) gef^müdt<br />

„SaS ©eminar unb bie übrigen ^auSleute Waren beim<br />

feierlichen Hochamt zugegen, aber bie Kapelle war letber viel<br />

ZU Hein. Nachmittag um 5 Uhr famen Vefudjer aus allen<br />

unferen Anftalten; bie ©ärten, bie VeranbaS, Alles war voll.<br />

3ene gSerfonen, weld)e Sutritt in bie Kapelle erlangen fonnten A<br />

wohnten ber fdjönen ^ßrebigt bei, wobei auch bie Sßroceffion ftattfanb.<br />

SDer Anblid war ein feenhafter, benn bie Nad^t begann<br />

hereinzubrechen, unb jebeS Kinb, arm unb retdj> trug eine verfdhiebenfarbige<br />

Spapierlaterne. An ben früher bejeidjneten Drten<br />

fammelten ftch bie ©ruppen. 35aS ©eminar unb bie Kinber<br />

fpaarten fidh um bie unbefledte Jungfrau unb ftimmten baS<br />

Ave maris Stella an. SDarauf folgte eine furze, warme An-


— 173 —<br />

fpradje; bevor ber Sprebiger fdjrtoß, [teilte er an baS Volf unb<br />

bie Äinber bie grage: „SBem mottet ihr euch weisen ?" 3He<br />

Stnber unb baS Volf antworteten einftimmig: „SDtarta, ber<br />

unbeflecften Jungfrau." — „SBen wollet ihr als Königin unb<br />

Herrin?" — Unb bie gange SDtenge antwortete: „SJfaria, bie<br />

unbefledte Jungfrau/' — „Steine Äinber, Wert Wollt ihr gur<br />

Butter haben?" — „3)tarta, bie unbefledte Jungfrau," war<br />

bie abermalige Slntwort. hierauf würbe baS SBethelteb ge=<br />

fungen. Unb beim immer wieberfehrenben ©d)luf$verfe „Stimm,<br />

o Jungfrau, biefe ßrone", festen gwei SDtäbcheit bie Ärone<br />

unferer unbeflecften 3Jtutter auf's igaupt.<br />

„SDarauf nahmen bie ©eminariften ben ©efang wieber<br />

auf: in einer 9teihe vorbeigiehenb empfing Seber von ihnen<br />

eine SDtebaitte, bie er mit älnbadjt füßte. Qu glei^er 3eit<br />

würben allen Seuten SDtebaillen ausgefeilt. 2)ie unabfehbare<br />

VolfSmenge, bie auf bem $ta|e ftanb, fagte, nodj nie habe<br />

man etwas ähnliches gefehen."<br />

Vahta (Vrafilien) im £aufe von ©atnpo ba polvota<br />

wnrbe baS geft in folgenber SBeife begangen:<br />

„2Bir hatten tn 2lmerifa gwar nid)t bie reiben Ornamente<br />

wie in granfreid), aber bie grömmigfeit unb ber ©laube' beS<br />

VolfeS erfefete biefen Langel. Äaum würbe baS geft in Vahia<br />

befannt, fo fprad) man überall von ben Vorbereitungen für<br />

ben 27. November, von einer feierlichen ^roceffion, von einem<br />

^onttficalamte u. f. w. 3)ie SKarienftnber, bie, ©ott fei 3>anf,<br />

hier fehr gasreich finb, betradjteten baS geft gang als baS<br />

ihrige, was ihnen aud) ber Qm ©uperior fagte, ba ja ihr<br />

Verein burdj bie ©rfdjeinung ber feligfteu Jungfrau fetne<br />

©riinbung gefunben habe. Ser hodjwürbigfte ©rgbifdwf nahm<br />

gütig unfere ©inlabung an unb hielt SDtorgenS unb 3lbenbS<br />

ben feierlichen ©otteSbienft, itnb wir hatten baS ©lüd, einen<br />

ber berühmteften 3tebner ber ©tabt, einen brafilianifdjen ^3riefter,<br />

ben Steffen 9Jtfgr'S be -fitacebo, gu hören.<br />

„SlbenbS fartb bie ^roceffion ftatt, woran bei 400 3Karien=<br />

finber theilnahmen, Stile weiß gefleibet, einen Siliengweig in


— 174 —<br />

ber iganb, einen £rang von SRofen auf bem Raupte unb mit<br />

einem blauen ©iirtel gur ©rmnerung an bie ©rfteinungen<br />

ber feligften Jungfrau. Ser $ug bewegte fit burt bit gange<br />

©tabt, et folgten ©e. ergbiftöfliten ©naben, fe^r viele ^riefter<br />

unb eine unabfeßbare Menge VolfeS. Niemals ^atte man ein<br />

folteS ©taufpiel tu ber alten ©tabt Vahia gefehen. Man<br />

war gang voll Vewunberung beim Slnblide biefer triftliten<br />

Jungfrauen, man warf ihnen SRofen unb ftöne V turnen*<br />

fträuße gu; aber nitts vermotte ihre Vefteibenhett gu ftören.<br />

©leitfam ein 9latfpiel biefeS ftönen STageS erlebten wir im<br />

^ofpitale; gegen Slbettb, wo bie nättlite ©titte alle bergen<br />

gur ©ammlung ftimmt, veranftalteten über 200 Äranfe, vene=<br />

gianifte Saternen tragenb, eine ^ßroceffion im großen ©arten,<br />

unb eS War Wirflit rührenb gu fehen, wie aut bitfz ttnglü


175 —<br />

giurnS 1 ) tu Sujan ftatt, welches bie tugenbhaften Softer beS<br />

heiligen Binceng von Sßaul mit foldjer AuSbauer unb £in=<br />

gebung leiten. @S galt näntlidEj, eine ber gasreichen ©rfcheim<br />

ungen gu feiern, bereu bie feligfte 3ungfrau baS menfd)liche<br />

&tfä)kä)t gewürbigt hat.<br />

„3)iefeS geft, Wethes gwar ni


— 176 —<br />

gerudj, ber bie Sltmofphäre reinigt, fo baß fid) fein giftiger<br />

unb töbtlicher Sßefthauch verbreiten fann. 2)aS ift ber ©runb,<br />

warum wir fo gerne unfere Slugen von ber ©itelfett unb bem<br />

©lenbe ber SBelt abwenben, um uns an biefem göttlichen ©d&au*<br />

ftriele gu wetben.<br />

„35er Jahrestag ber ©rfMeinung ber Wunberbaren Webaille<br />

mürbe jmar in befcheibener SBeife von ber geiftlichen<br />

gamilie ber barmherzigen ©


177 —<br />

Södjter hier 3fönen banfbar finb, baß fie uns biefeS $eft erwirft<br />

haben. SDie ©eiftlichfeit, baS $olf, bie 3Jtarienfinbet<br />

Waren ganj entlädt 2)er ^oc^mürbigfte §8ifd)of will, baß<br />

eine ber Kirnen als Nationalfirche ber feligften Jungfrau von<br />

ber wunberbaren 9JtebaiUe geweiht werbe."<br />

©S Würbe baju bie $farrftrd)e ber Union auSerfehen,<br />

welche unweit von ber ©tabt 3ttontevibeo liegt.<br />

„2)ie ©rridhtung beS Altars," fdjreibt bte Dberiit beS<br />

Kaufes, ©djwefter ®ufour, „verlangt eine Vergrößerung ber<br />

Kirdje unb folglich aud) große Koften. 2Bie fott baS gesehen?<br />

2>aS Weiß nur bte feligfte Jungfrau. Sie Ausführung biefeS<br />

planes wirb ein weiterer beweis für bie 3Jla


178 —<br />

itung aufgegeben gu haben. Aber fiehe, in ber Morgenbäm*<br />

merung bet 27. November war feine Sßolfe am Gimmel gu<br />

fehen, ber Morgenftem ging ftrahlenb auf, um 6 Uhr erfchien<br />

bie ©onne in ihrem vollen ©lange, unb wir hatten einen<br />

immberfchönen Sag.<br />

„Sie Kirchen unb Capellen ber beiben gamilten bet heiligen<br />

Vinceng in Montevibeo unb in ber Union fonnten bie<br />

gahlreid) herbeigefomntenen ©läubtgen nitt faffett.<br />

„3t fann nicht mit ©tillfttoeigen übergehen bie ftone<br />

Sobrebe auf bie wunberbare Mebaitte, weite Mfgr. Barette,<br />

©eneralvicar ber SDiöcefe bei Vegimt bet ^ontificalamtet bei<br />

ben barmhergigen ©ttoeftern im ©t. Vincenghaitfe hielt. @r<br />

hatte gunx £e£t bie äBorte aut bem erften Vute gSaraltyo*<br />

menon gewählt, bie im ©rabitale ber geftmeffe gu lefen finb:<br />

Becordamini memorabilium eius, quse fecit: signorum illius<br />

e.t iudiciorum oris eius. gn brei fünften entwidelte<br />

er bie brei ©lieber bet Sehtet unb manbte fie auf bat geft<br />

an, inbem er geigte 1) bie rührenben SBunber bei ber ©rfteinung<br />

Maria't, ber feligften Jungfrau. 2) Sie Matt ber<br />

MebaiHe, bie ftt in fo vielen SBunbern gegeigt hat. 3) Sie<br />

mißlichen ßehren, bie in jenen SBorten enthalten finb, bie<br />

Maria, bie unbefledte Jungfrau, felbft gebrochen unb an alle<br />

fatholifdhen ©t;riften bet ©rbfreifet gerietet hat. Viele<br />

hörer vergoffen Spänen vor Führung.<br />

„gaft gu berfetben ©tunbe verfammelten fit bie Marien*<br />

finber unb bie ©läubigen in ber Pfarre ©orbon bei ben barm*<br />

bergigen ©ttoeftern in ber ©traße ©olonia, währenb unfere<br />

Pfarre ber Union burdh bie 3lnwefenheit Mfgrt. ©tella beehrt<br />

tvurbe, ber bie Äommunionmeffe lat.<br />

„Sie barmhergigen ©chweftern vereinigten fit mit ben<br />

Miffionären, um mit ihnen gemeinfam bat geft gu begehen.<br />

Sanf ber Mühe ber barmhergigen ©chweftern Würbe unfere<br />

Äirte bem großen gefte entfpretenb geftmüdt. SBirflit ft ß n<br />

erftien bie feligfte Jungfrau auf bem mit ßilien umgebenen


— 179 —<br />

Simone uttb voll Milbe fd^ien fie auf bie ju ihren giißen<br />

fnieenben Jungfrauen herabgubliden, welche fie als ihre Mutter<br />

befennen unb im Triumph h^umtragen wollten. SDtefe front*<br />

men Vereine flößen burdb ihre feftbegrünbete Stugenb Artung<br />

ein, unb auf bie ©efellf^aft, welche mehr unb beffer civtliftrt<br />

ift als man in ©uropa glaubt, üben fie einen fo mädjtigen<br />

©influß aus, baß bie öffentlichen Ausübungen beS ©laubenS,<br />

Wie j. B. bie ^5roceffion, wieber ju Recht unb ©hren gefommen<br />

ift.<br />

„2Bir genießen in ber Union ooHe Freiheit, unb ©ivil unb<br />

3Jlilitar wibrnet uns feine Unterftü^uitg, fo oft wir barum<br />

anfügen.<br />

„©in großes fatholifd)eS Stagblatt Don Moittevibeo: EI<br />

Bien betreibt baS geft folgenbermaßen:<br />

geft ber wunberbaren Mebaille in ber Union.<br />

Auf 5000 fann man bie ber ©laubigen fd^äfeen,<br />

welche ftdj geftern jur geter biefeS gefteS verfammelten. Sie<br />

hervorragenbften gamilien waren babei oertreten, (Run folgt<br />

eine lange Reihe oon tarnen.) SDie Marienftnber auS Moittevibeo,<br />

ßorbon, Union unb Aguaba, bie meiften weiß gcfleibet,<br />

waren ebenfalls gugegen. ©egen 3 Uhr waren bie brei ©chiffe<br />

ber Äird^e bud)ftäblich voll, unb wegen Raummangel mußten<br />

itod) viele Seute in ber ©äulenhaHe, auf ber ©traße unb auf<br />

bem anftoßenben $ßla|e bleiben.<br />

„Bor Allem sogen bie Marienftnber bie Aufmcrffamfeit<br />

auf fich; um ihre reichert gähnen fnieenb waren fie wirflich<br />

ein berebteS Bilb, in welkem fid; ©laube, Unfchulb uttb reine<br />

Siebe gur feligften Jungfrau in wttnberbarer SQBeife vereinigten.<br />

10 Minuten nad) 3 Uhr hielt Mfgr. ©oler, ber Btfcfcof ber<br />

Siöcefe eine glänjenbe Aufpräge; er fchilberte bartit bie $err=<br />

lichfeit ber £imntetSfömgin, er geigte, wie itt bem Maße, als<br />

bie Anbaut gu Maria unter ben Bölfern abnimmt, auch


180 —<br />

jurüdfgehen, unb wie im ©egentheile bie Völfer groß unb ftarf<br />

<strong>der</strong>ben, wenn ihre Siebe unb Anbaut ju einer fo fettigen<br />

Uftutter junimmt,<br />

;/3um ©d^Cuffc fagte ber ^o


181<br />

„3Jiit bem feierltd)en ©egen f^loß ber ho^toürbigfte 33t=<br />

fd)of biefeS geft, Wethes in unferer reügiöfen ©efdjidjte einen<br />

neuen 3luSgangSpunft btlbet unb einen neuen UmfdjWung in<br />

unferer Stepublif fenngeidjmet, weil es bie Verehrung ber<br />

melsfönigirt ausbreitet ®en SEödjtern beS tyil SBinceng unb<br />

ben MfftonSprieftern bringen wir beß^alb unfere aufrichtigen<br />

©lüdwünfche bar/' 1 )<br />

3)er ^rop^t tub einft ade Stationen unb Völfer ber @rbe<br />

ein, ©ott gu loben: Laudate Dominum omnes gentes, laudate<br />

eum omnes populi. ^nbem wir bie Steide ber Seridjte<br />

aus allen feilen ber 2Mt fließen, fönnen Wir ebenfalls<br />

fagen, baß bei biefer ©elegenfyeit alle Stationen ©ott lobten,<br />

inbem fie feiner göttlichen -Btutter, ber unbefledten Jungfrau<br />

von ber wunberbaren SJiebatHe ihre ^ulbtgungen barbrachten.<br />

3nbulte +<br />

©urd) baS ^nbult vom 12. Stovember 1894 wirb bie<br />

©rlaubniß gewährt, jebeS gahr baS geft ber wunberbaren 5Bte=<br />

baille in einer frembert Äirdje gu feiern, wenn bie Capellen<br />

ber SJtifftonäre ober ber barmhergtgen ©chweftern nicht fyn*<br />

reid)enb finb; in biefem gatte fönnen alle ^ßrtefter in ber<br />

fremben Kirche bie SDtefe beS gefteS lefen. 2)aS folgenbe Vreve,<br />

beffen SBortlaut wir noch nidjt mitgeteilt haben, erthei.lt auiefer §8eric£)t mar fcfyon gebrutft, at§ mir neue Briefe erhielten<br />

über baö geft in


— 182 —<br />

poRkommenex Jlßfafj<br />

fann gewonnen Werben in allen Äapeflen ber Mtffionäre unb ber<br />

barmherzigen ©chweftern ober in einer anbern Strebe,Wo baS $eft<br />

ber Wunberbaren Mebaitte begangen Wirb.<br />

3US Bebingungen finb vorgetrieben ber anbächtige ©m*<br />

pfang ber tyil. ©acramertte unb Befuch einer Äird?e ober Capelle<br />

ber Miffionäre ober ber barmherzigen ©chweftern. SDiefer<br />

2tbtafi fann gewonnen werben von ber erften Befper beS gefteS<br />

bis Sonnenuntergang beS folgenben £ageS. SDiefer Ablaß<br />

fann auch ben armen Seelen im gegefeuer jugewenbet werben.<br />

Leo PP. XIII.<br />

Universis Christifidelibus praesentes litteras inspecturis salutxm<br />

et Apostolicam Benedictionem. Ad augendam fidelinmreligi<br />


— 183 —<br />

gaEtö bie Miffionäre ober barmhergigen ©chweftern feine ge=<br />

eignete Kirche haben, fönnen fie mit guftimmung bet VifdjofS<br />

bat geft irt einer anberen Äirdje ober Capelle feiern, wobei<br />

fie ebenfalls ben genannten vottfomtnenen 2tblaf$ gewinnen<br />

fönnen, ber aud) ben armen ©eelen guwenbbar ift<br />

©egeben gu Siorn am 17. 9tov. ©iltig für gehn Saljre.<br />

ISfoffmadjf,<br />

ieben Sag in ber Capelle bet Mutterfjaufet ber barmherzigen<br />

©cbtoefftrn bie 33otivmeffe ber feligften Jungfrau gu lefen.<br />

Ser «öoc^roürbigc ^err ©eneralfuperior hat an ben heiligen<br />

Vater bie Vitte gerietet, baß ein jeber ^riefter gu jeher<br />

gahreSgeit in ber Capelle bet Mutterhaufet ber barmhergigen<br />

©chweftern in Sßarit bie Votivmeffe von ber @rfd)etnung ber<br />

feligften Sungfrau von ber wunberbaren MebaiHe lefen bürfe,<br />

felbft Wenn bat SCagetfeft ein duplex wäre.<br />

Sie heil. Mtencongregation gewährte fraft ihrer vom<br />

heil. Vater erhaltenen Vollmalt biefe Vitte für alle jene 5ßrte*<br />

in eeelesiastiea dignitate constitutae munitis eadem prorsus adhibeatur<br />

fidesquae adhiberotur ipsis praesentibus si forent exkibitse<br />

vel ostensae.<br />

Datum Romae apud Sanctum Petrurn sub Annulo Piscatoris<br />

die XVII. Novembris MDCCCXCIV, Pontificatus Nostri anno<br />

deeimo septimo.<br />

Pro Domino Card. De Ruggiero.<br />

Nicolaus Marini.<br />

Concordat cum originali:<br />

_A.lefrid-u.s Milon,<br />

Secr. Congr. Miss.<br />

Congregationis Missionis.<br />

Reverendissimus dominus Antonius Fiat, Superior generalis<br />

Congregationis Missionis a Sanctissimo Domino Nostro Leone<br />

Papa Xni. Privilegium humilüme expetivit, quo cuilibet Sacerdoti<br />

in publico Oratorio Parisiensi adjecto Domui prineipi Filiarum<br />

Caritatis, Missani votivam quovis anni tempore celebrare liceat<br />

propriam de Manifestatione B. M. Y. Immaculatae a Sacro Numismate;<br />

etiamsi officium ritus duplicis oceurrat. Sacra porro<br />

Sinnalen LX. 13


— 184 —<br />

fter, weldje biefe Kapelle als SBattfahrtSort befugen wollen.<br />

Ausgenommen finb jeboch bie $efte erfter unb ^weiter Klaffe r<br />

alle 3JluttergotteS=$efte, bie prtvilegirten Sonntage, gerien,.<br />

Vtgitten unb Dctaven.<br />

®aS SDecret ift gegeben am 11, Säuner 1895 unb ift<br />

giftig für immerwährenbc Seiten.<br />

©djon mehrere SDtöcefen unb religiöfe ©emeinben haben,<br />

um baS neue Officium von ber ©rfcheinung ber feligften 3ung=<br />

frau Von ber wunberbaren 3JiebaiHe angefügt unb baSfelbe<br />

erhalten. 2Bir fönnen folgenbe SDtöcefen aufzählen: Amatft<br />

(Statten), Albi, AmienS (granfreid)), Alife (Statten), ^ariS-<br />

(granfreid)), ©iubab Sftobrtgo (©panten), ©ambrai, $erpignait A<br />

©vreu£ (granfretd)), Acireale (Statten), Dran (Algier), ^ort=<br />

au^rince (&aiti), SimogeS (granfretdh), Dria (Statten), u. f. w..<br />

Von ben verfdhiebenen ©ongregationen finb ju nennen:<br />

bie Dratorianer in Perugia, bie Kapuziner ber Sßrovinj ©avopen,<br />

ber Drben beS heil. Spannes von ©ott in ber 5)3ro=<br />

vinj granfretd?, bie 9Jtariften it. f. w.<br />

^Knfere JlttttaCen.<br />

SDaS jweite £eft ber franjöfifchen Annalen ift etwas vor<br />

ber feftgefefeten geit erfLienen; unb fo foll eS aufy in Bufunft<br />

Kituum Congregatio, utendo facultatibus ab eodem Sanctissinio<br />

Domino Nostro sibi specialiter tributis, ita precibus benigne annint,<br />

ut sacerdotibus tantum piae peregrinationis cansa illuc accedentibus<br />

et sacrum ibidem facturis expetitam Missam votivam<br />

liceat celebrare; exceptis Duplicibus primae et secundae classis,<br />

quovis fes^o Deiparae, necnon Dominicis, feriis, Vigiliis Octavisque<br />

privilegiatis: servatis Kubricis.<br />

Contrariis non ob stantibus quibuscumque. — Die 11. Januarii<br />

1895.<br />

Card. C. Aloisi-Masella, Praefecto.<br />

A. Tripepi, secretarius.<br />

Concordat cum originali:<br />

-AJLefricLu.s MÜlon,<br />

Secr. Congr. Miss.


— 185 —<br />

fern, bamit bie anbeten SluSgaben immer näher am Anfange<br />

jebeS Vierteljahres erf feinen fönnen.<br />

Sitte angefünbigten Ausgaben erfdjeinen, SDanf beS SiferS<br />

ber beiben gamüien, gang regelmäßig; unb atte 2luSgaben,<br />

englifdje, beutfdje, fyantfd^e,ttalienifihe, polnifdje haben in<br />

ihrer SluSftattung eine Vottfommenheit erreicht, bie wir aner*<br />

fennen müffen, unb welche bie Sefung nod) angenehmer ma=<br />

djen Wirb.<br />

* *<br />

*<br />

2)aS £ eben beS £errn be SlnbreiS, baS bisher in ben<br />

Slnnalen in mehreren 93rudjftii(fen erfreuen ift, wirb jefet gu=<br />

fammen in einem 33udje in Dctati (155 (Seiten) herauSge=<br />

geben. Sie wenigen (Sfcetrtplare, bie abgezogen würben, finb<br />

beim ^ßrocurator beS -BtutterhaufeS rue de S&vres 95 gu haben.<br />

äßir geben auch eine 2lufgähtung ber SebenSbefchretbungen<br />

fcon üerfdjriebenen SDtitgliebern ber ©ongregation; eS finb nur<br />

jene, bie wir gerabe bei ber £anb haben; wennuitS aber noch<br />

anbere befannt gegeben werben fottteu, werben wir biefe eben=<br />

falls gern tieröffentlichen. SDie Vrofdjüten, welche in ber fol=<br />

genben ßifte fcorfommen,finb gewöhnlidj 2luSgüge aus ben<br />

Slnnalen.<br />

Yie de M. Jean-Marie Aladel, pretre de la Mission. Paris, 1873.<br />

Un vol. in-12 de 300 p.<br />

Vie de M. Almeras, deuxieme Superieur general de la Congregation,<br />

de la Mission. Paris, 1839. Un vol. in-8 de 115 p.<br />

Life of the yery Rev. Felix de Andreis, of the Congregation<br />

of Mission. Baltimore, Kelly, 1861. Un vol. in-12<br />

de 276 p.<br />

Mgr. Jean-Henri Baldus, de la Congregation de la Mission,<br />

vicaire apostolique du Kiang-Si (par M. l'abbe J. B. Serres).<br />

Mauriac (Cantal.) Kossman- Becker , 1892. Un vol. in-18 de<br />

168 p.<br />

Eugene Bore, XV° Superieur general de la Congregation<br />

de la Mission. Notice biograpliique (par M. Pemartin). 2e edition.<br />

Paris, 1879. Un vol. in-8 de 372 p.<br />

13*


— 186 —<br />

Eugene Bore, Superieur general de la Mission et des Filles<br />

de la Charite, par Leonce de la Rallaye. Paris. Delhomme,<br />

1893. Un vol. in-8 de 300 p.<br />

Yie de Leon Brancourt, nsvice de la Congregation de la<br />

Mission. Paris, 1894. Brochure in-8 de 45 p.<br />

Notice biographique sur le Venerable Clet (par M. Vauris).<br />

Paris, 1853. Un vol. in-12 de 166 p.<br />

Vie du Venerable Frangois-Regis Clet, pretre de la Mission<br />

et martyr, par Mgr. Charles Bellet. Paris, Bloud, 1891. Un vol.<br />

in-4, illustre, de 176 p.<br />

Yie du Venerable FranQois-Regis Clet, pretre de la Mission,<br />

martyrise en Chine, par M. Demimuid. Paris, 1893. Un vol.<br />

in-8, illustre, de 435 p.<br />

Notice sur M. Narcisse Corby, pretre de la Mission, ancien<br />

superieur du petit seminaire de Montpellier. Paris, 1887. Brochure<br />

in-8 de 24 p.<br />

Notice sur M. i^ntoine Damprun, pretre de la Mission.<br />

Paris, 1889. Brochure de 26 p.<br />

Yie de Mgr. Danicourt, de la Congregation de la Mission,<br />

vicaire apostolique du Kiang-Si (Chine), par M. E.-J. Danicourt.<br />

Un vol. in-8 de 535 p. — Chez l'auteur, k Naours par Canaples<br />

(Somme).<br />

Yie de M. Th. Dazincourt, pretre de la Mission, par un de<br />

ses confreres. Paris, 1892. Un vol. in-8 de 570 p. ,<br />

Yie et apostolat de Mgr. Delaplace, vicaire apostolique de<br />

Pekin. Auxerre, 1892. Un vol. in-8 de 287 p.<br />

Un Missionnaire sedanais, M. Lambert Duchesne, par<br />

M. l'abbe Lejay. Charleville. Brochure in-8 de 34 p.<br />

II Padre Durando, della Congregazione della Missione, per<br />

Er. Martinengo. Torino, 1888. Un vol. in-8 de 340 p.<br />

Yie de M. Etienne, XIY e Superieur general de la Congregation<br />

de la Mission et de la Compagnie des Filles de la Charite,<br />

par un pretre de la Mission. Paris, 1881. Un vol. in-8<br />

de 576 p.<br />

Notice sur la vie de M. Pierre Faroux, pretre de la Mission,<br />

vicaire apostolique d'Alger et de Tunis (1705—1740), par<br />

M. l'abbe Haclin. Amiens, 1872. Un vol. in-8 de 124 p.<br />

Yida de EE. et RR. Senhor Antonio Ferreira ViQ0S0 obispo<br />

de Marianna, pelo padre Gromes Pimenta. Marianna, 1876.<br />

Un vol. in-8 de 426 p.<br />

Notice sur le Frere Joseph Gfenin, coadjuteur de la Congregation<br />

de la Mission. Paris, 1894. Brochure in-8 de 22 p.


— 187<br />

Notice sur M. Joseph Girard, pretre de la Mission, premier<br />

superieur du seminaire d'Alger. Paris, 1881. Un yol. in-8<br />

de 227 p.<br />

Un missionaire frangais en Tunisie au XVII e siecle. Notice<br />

sur M. Julien Guerin, pretre de la Mission. Paris, 1894. Brochure<br />

in-8 de 30 p.<br />

L'Abyssinie et son apotre. Vie de Mgr. Justin de Jacobis,<br />

de la Congregation de la Mission. Paris, 1866. Un vol. in-12 t<br />

de 450 p.<br />

Notice sur M. Marien Kamocki, pretre de la Mission.<br />

Paris, 1893. Brochure in-8 de 40 p.<br />

Notice sur M. Ernest Lacour. Paris, 1883. Brochure in-8<br />

de 38 pages.<br />

Eloge de M. Mace, pretre de la Mission, superieur du seminaire<br />

de la Rochelle. 1769. Brochure in-8 de 103 p.<br />

Notice sur M. Oudiette, pretre de la Mission. Angouleme,<br />

1878. Un vol. in-8 de 174 p.<br />

Vie du bienheureux Jean-Gabriel Perboyre, pretre de la<br />

Mission, martyrise en Chine (par M. Vauris). Paris, 1889. Un<br />

vol. in-8 illustre, de 473 p. — Editions en plusieurs langues.<br />

H missionario apostolico Giovanni Pinna (prete della Missione).<br />

Torino, 1873. Brochure in-18 de 84 p.<br />

Notice sur Mgr. Adrieu Kouger, de la Congregation de la<br />

Mission, vicaire apostolique du Kiang-si meridional. Paris, 1889.<br />

Un vol. in-12 de 209 p. — Traduit en italien.<br />

Notice sur M. P. L. Sabalette, pretre de la Mission. Paris.<br />

Brochure in-8 de 38 p.<br />

Breve Eagguaglio della vita del signore Carlo-Antonio<br />

Vacchetta, sacerdote della Missione, scritta dal Pr. Feiice<br />

Tempia. Torino, 1751. Un vol. in-12 de 260 p.<br />

Notice sur la vie de M. Dominique Salhorgne, XII e Superieur<br />

general de la Congregation de la Mission. Paris. Brochure<br />

in-8 de 38 p.<br />

Miroir du frere coadjuteur, comprenant la vie du Frere<br />

Alexandre Veronne, de la Congregation de la Mission, par<br />

le Frere Chollier. Paris, 1875. 200 p. in-8.<br />

Notice sur M. Eugene Vicart, pretre de la Mission, ancien<br />

superieur du College de Montdidier. Paris, 1881. Brochure<br />

in-8 de 43 p.<br />

D. Jeronimo Viladas y Lamich, de la Congregacion de<br />

la Mision, por Fernando de Casa-Nova, Habana, 1883. In-8<br />

de 47 p.


— 188 —<br />

2Btr werben fpäter von mehreren SebenSbefchreibungen<br />

beS heil. Vtucenj fprechen unb einige Semerfungen unb 33eur^<br />

theilungen beifügen.<br />

gür jefet möge eS genügen, ba§ von AbeEty Verfaßte 33udj<br />

ju erwähnen. ber Sammlung ber SBerfe be£ tyxl Vincenj,<br />

weldje gtofi'If Säitbe in Dctav umfaßt (1880—1891) nimmt<br />

eS ben erften Pafe ein. SDie ermähnten jwölf Sänbe finb:<br />

I., II., III. »anb: geben beS heiligen »inceng. ®er 3. »anb,<br />

bie Sugenben behanbetnb, Um feparat abgegeben Werben.<br />

IV., V., VI., VII. »anb: »riefe beS hl. »inceng.<br />

VIII. Sanb: ©onf erengen an bie SÖiifftonäre.<br />

IX., X. »anb: Konferenzen an bie barmbergigen ©chweftern.<br />

XI. Sanb: Anhang gu ben »riefen unb ©onf erengen.<br />

XII. »anb: SollftänbigeS »ergeid&niß über iim, toaSim geben,<br />

*in ben »riefen unb Konferenzen be$ hl. 33htceng vorfommt, betreff<br />

fenb ©reigntffe, ^erfonen unb lehrreiche unb erbaultdje ©egenftänbe.<br />

®iefe$ 3nhalt$vergeid)ni§ fteljt ben beften Arbeiten biefer Art nicht<br />

nad), unb verleibt ber gangen ©amntlung, bie an fidh fchon fo foftbar<br />

ift, nod) einen neuen äBertb.<br />

®ie bret erften Söänbe aufgenommen, finb bie anbem<br />

nur jum ©ebraudje unferer beibeit gamilien beftimmt.<br />

(SDiefe ganje (Sammlung ift nach ber frangöfifchen Abfaffung<br />

eingeteilt.)


$rartf t eicfy<br />

#*et$itien fut hie geeteute in §>aittt-§exi>an. Ptöcefe<br />

flenne*.<br />

©in lugengeuge fc^icft uns barüber folgenben intereffam<br />

ten Seridjt:<br />

®in neues SBerf gu (fünften ber $ifdjer üon Steufunblanb,<br />

baS jugleid) edjt djriftlid) unb patriotifd) ift, t>at fich f^on<br />

bie allgemeine Zuneigung erworben, unb alle wahren grangofen<br />

•entpfanbeit tiefes SDtitleib beim Slnblide fo vieler phhftf^er<br />

unb moralifcher liebet, für bie bisher fein Heilmittel gefunben<br />

war. -Dtan hat wahrhaft rührenbe ©$tlberungen entworfen<br />

t>on ben Seiben, welche bie armen ©eelente burd) lange SDionate<br />

auSftehen müffen unb im tarnen ber $Jenfchlidjfeit haben bie<br />

SMdjen burdb i^re ©:penben unb bie 3lrmen burd) ihr ©$erf=<br />

lein bie 9toth gu linbern gefugt. 1 )<br />

Silber bie djriftltdjen bergen fönnen nid)t fcergeffen,baß<br />

biefe armen gif (her vor Slllem 9Jlätmer beS ©laubenS finb,<br />

unb baS geigt fid) beutlidj in ©aint'©ert>an. SBierhunbert an<br />

t>er fanben fie fid) int £aufe bu 9{o$er ein, unter ihnen<br />

fechjig Kapitäne unb ©chiphevren, Wel$e auf bie ©inlabung<br />

ieS hochwürbtgen Herrn Selin Von allen ©eiten herbeiftrömten,<br />

*) märe §u münfdjen, utxb x»iel£etd)t nrirb ber 2Bunfd) aud) viu<br />

mirflicfyt werben, baf$ bie fran§öfifd)en ©eejolbaten mie bie englifdjen auf<br />

ifjrett jäfjrlidjen gatyrten nadj ^eufunbianb ober 33lanb von einem t)ott*<br />

ftänbig auögerüfteten


— 190 —<br />

um burch fünf Sage ben geiftlichen Hebungen ju obliegen. $n~<br />

mitten ber jefeigen traurigen Reiten War bat toirffid^ eiu<br />

frönet ©djaufpiel. $err Singer, ©uperior bet Raufet ©atnte*<br />

SRofalie rührte burch feine Warme Verebtfamfeit 3CHer ßerjea.<br />

©t machte einen wohlthueuben ©inbrudf, ju feben, wie<br />

fiel) bie $reube auf bem gebräunten Slngefidhte biefer fräftigen<br />

3Jtatrofen wieberfpiegelte, unb triebe unb 9?uhe aut ihren<br />

Slugen ftrahlte. SDiefe mutagen Seute finb nicht von 3enen,<br />

bie vor ber ©ottlofigfeit erbittern unb fidh ihret ©laubentf^ämen,<br />

fonbern mit einem Wahrhaft chriftlid;en SJiuthe paaren<br />

fie eine berbe greimüthigfeit unb Uebergeugung. Vefonbertbie<br />

Äreujweganbacht War fehr erbaulid) unb ant ben anbäd^<br />

tigen, reumütigen ©ebeten flang bie aufrichtige 9?eue unb<br />

Hoffnung einer ©eele f)txai\%, *>ie ©ott beletbigt 3Bir<br />

erwähnen j. V. bie feierltdjen ^roceffionen im ©arten, wo<br />

mit bent 3?ofenfrange in ber £anb unter ber gähne bet Vaterlanbet<br />

einherfdritten alte ©eeleute, bereu £aare vor Slnflreng=<br />

ungen fdjon gebleut waren, unb ©chifftiungen, wel§t vor<br />

Segeifterung für bat eble ©ebifft^aubwerf feine gurcht haben,<br />

vor einem vielleicht fehr nahen ©djiffbrudje. Unbefd)reibli


— 191 —<br />

„SD 3efuS, tt)lrentfagen bem ©atan, feiner $ßra


192 —<br />

Heilung ber Paria Saiiit^cnitain.<br />

2Bir glauben, baS ben Sefent ber ©emaine gemalte 23erfpredjen<br />

galten unb bie wahrhaft aufeerorbentlidhe Teilung er=<br />

gählen gu müffen, wetdje am versoffenen 27. November nad)<br />

einer Stovene gur feligften Jungfrau gef^ehen ift SBtr berieten<br />

nur ^atfadjen, bie burchauS fidjer unb vollfommen feftgeftettt<br />

finb. SBie mir ^offcn, wirb baS Vertrauen unferer Sefer auf<br />

unfere $ünmttf


— 193<br />

biefer :petnltdj>en ©tunben verlor 9Waria ©aint = ©ermain<br />

Weber ihren grieben, nod) ihre ©ebulb, nod) baS Vertrauen<br />

auf bie unbefledte Jungfrau. ©w brücfte bie wunberbare<br />

•äJtebaille an ihre Sippen unb opferte ihre fchrecflidjen ©chmep<br />

gen ©ott auf.<br />

3Jtan glaubte enblid), einen gweiten 2lrgt gu 9?atl;e gießen<br />

gu müffen, worauf mau fid) gu einer SBafferfur etttfd)lof$. 3m<br />

Sommer beS 3al)re3 1887 begab fich SDtaria gu biefem gwede<br />

nach S)aj. $ür einige £age fLienen bie betriebenen SSäber<br />

eine leiste SBefferung herbeizuführen, bie aber nicht anbauerte;<br />

unb balb getgten ft


194 —<br />

ihr nur geiftliche gfeeuben, aber feine teibltdj>e Erleichterung<br />

braute, fagte fie ju ihrem Sirectot: „9)Jir fehlte in jenem<br />

2lugenbltcfe Weber ber ©taube noch baS Vertrauen, aber ich<br />

merfte feine Streichen ber Teilung; iä) glaubte, e3 fei noch<br />

\\iä)t ber SBille ©otteS, baß icb bon meinem Seiben befreit<br />

würbe."<br />

Bon nun an nahm baS Uebel no$ ju unb bie ©chmerjen<br />

fliegen aufs-£ödjfle. ®ie Äranfe oerlor ganj ben ©ebrauch<br />

ber güße; ebenfo oerlor fte bie ©prache. SDie Ernährung mit<br />

bie allein nodh tnöglidj war, Würbe ebenfalls äußerft<br />

fd)wierig. Ser äftagen fonnte bie 3Kildj nur mit Otelen unb<br />

großen ©djmerjen oertragen. Sa3 ©djlucfen würbe fo fdjwer,<br />

baß fie bei ber Äommunion nur ein Meinet ©tücfleüt ber<br />

ßoftte nehmen fonnte, unb fo bauerte e3 bis jum 27. Sftooember<br />

fort. 3Karia, immer jtdh felbft beherrfchenb, nahm ftillfchtoefc<br />

genb biefe Seiben an unb Oerbarg fie fo oiel aU möglid), um<br />

ihrer alten 3Jiutter baS SfKitleib ju ersparen, bie währenb ber<br />

ga-njen ^ranfheit bei ihr blieb unb fte auf baS Eifrigfte pflegte.<br />

SDie Sahre 1889 unb 1890 oerfloffen, ohne eine Ber=<br />

änberung gu bringen. gut September 1891 aber oerfchlim=<br />

merte fid) baS Uebel plöfelich. 3>ie Äranfe fonnte nid)t einmal<br />

mehr einige ©($1 ud 3Jtilch nehmen. Sftur Morphin ober eine<br />

große SDojtS ©h^ral unb Ehlorofornt fonnte ihr einige Er*<br />

leid^terung OerfRaffen. SDie Blutarmut!) flieg auf« £öchfte<br />

unb ihr Enbe )ä)ien nahe. -äJlaria bat um bie legten ©acra=<br />

mente, bie fte auä) empfing. $laä) ber legten Delung Würbe<br />

fie ruhiger unb aHmählig oerfdjwanb bie ©efahr.<br />

3n ben Sahren 1892. unb 1893 lehrten bie früheren<br />

©djmerjen wieber jurftd; jebo$ waren bie $rifen fo heftig,<br />

baß fie herjföerreißenbe ©djreie auSftieß, \wtyalb ber ^attöherr<br />

ihr bie Sßohromg auffünbtgte. ®a erlangte fie nun bie 2luf=<br />

nähme ate Sßenfionäriit in'S £ofpital. ©ie bewohnte bort ein<br />

eigenes gtmmer; bie ©chweftern beS tyil Binceng pflegten fie<br />

auf« Befte, unb fte geigte ganj offen ihre $reube, in biefem<br />


195<br />

©o ging et bit ©übe bet Sekret 1894. SDa wollte ber<br />

SDoetor ffi ..., ber Ttaxia feit 1886 in Vehanblung hatte,<br />

i^reit guftanb von jweien feiner ©oHegen unterfudhen laffen.<br />

©r fefete ihnen bie verfd)iebenen ©rfdheinungtformen ber Ärant<br />

heit auteinanber unb verhehlte nidht, bafc bie Sttagnofe biefer<br />

•ftervenfranfheit äufcerft fdjmierig fCheine, ©er SDoctor © ...<br />

intereffirte ftdh lebhaft für betritt unb übernahm et, SDiaria<br />

ju behanbeln. -JZach einigen Sagen befugte er fie unb fagte<br />

ebenfo wohlwollenb alt freimütig: „Sd) h a 6e nidht bie Slbfidjt,<br />

©ie ju heilen, fonbern 3h nen ®rlet


— 196<br />

2)iefe ©tunbe fottte auch fommen. Am 27. November<br />

fottte bie Kirche gum erftenmale in feierlidher SBeife baS $eft<br />

ber wunberbaren -Dtebaitte begeben. 3n SRont* bewarf an<br />

trafen bie barmherzigen ©chweftern Anftalten, btefeS geft mit<br />

befonberem ©lange gu feiern. Ate 3ttarta ©aint=©ermain von<br />

biefen SSorbereitimgen erfuhr, fühlte fie, was fie bisher noch<br />

nicht gefühlt £atte, nämlidh ben SBunfdh, geheilt gu werben,<br />

um SJiaria, bie feligfte Jungfrau baburch gu ehren, unb bie<br />

innigfte Hoffnung, aud) Wirflidjj gefunb gu Werben. 3h 1 * Um^<br />

gebung forberte fie auf, eine üftovene gu hatten gu ©hren ber<br />

unbeftedten Jungfrau unter bem %itd ber wunberbaren SDiebaiffe.<br />

9Jiit Sanfbarfeit ftimmt fie bei, ftettt bie Slovene unter<br />

ben ©dhu£ beS ^eiligen Antonius von ^abua unb bittet bie<br />

SWatienfinber, baran Ztyil ju nehmen. 3n manchen Augeit^<br />

bliden madjte fidh ein gewiffer 3ug born Gimmel in Atter<br />

bergen fühlbar, ©ie feligfte Jungfrau hatte burch ihre wunberbare<br />

SJlebaiflc fo Viele SBunber gewirft; Warum fottte fie<br />

jefet ihrem Hinbe nidjt aud) biefe ©nabe erflehen? ®te<br />

©d)weftem aus bem ßofpitale unb aus ber ©dfjmle vereinigten<br />

fich mit ben Setenben. Eine von ihnen jebodj, bie gute ©djwe=<br />

fter 3£... hielt fich fern. ®er ©laube fehlte ihr gewi§ nidht,<br />

aber bie verlangte ©nabe f


— 197 —<br />

©eit fieben Sauren ^atte fie fo heftige SRertoenfrifen gu<br />

ü&ecfteT^en, bajg wenige 5ßerfoncn ihren 2lrt6Iicf ertragen<br />

fonnten.<br />

©eit fieben galten beftebt ihre gange Nahrung in ein<br />

wenig s JJiildj, bie fie auch nur mit großer 3Jtühe fdf)luden<br />

fann.<br />

©eit fieben Sahren fpridjt fie fein verftänblidjeS 2Bort<br />

ntebr unb muß fich burd? Seichen ober mit £ilfe einer ©chiefer*<br />

tafel verftänblidj machen, ©eit fteben ^fahren vermögen fie<br />

ihre Seine nidjt mehr gu tragen unb bie güße fönnen nidjt<br />

einmal ben 33oben berühren ohne unerträgliche ©d)mergen gu<br />

verftmren.<br />

3)aS war ber 3uftanb berÄranfen am gefte ber nnmber*<br />

baren 9JlebaiHe. Um fe$S Uhr Borgens nahm fie ein fräfc<br />

tiger Äranfenwärter in bie 2lrme unb feftte fie auf ben in<br />

ber Capelle vorbereiteten 2lrmftuhl. 9Karia wohnte ber heiligen<br />

5fleffe bei unb empfing bie heilige ©ominunion. -Wach ber<br />

heiligen 3tteffe trägt'man fie in baS ebenerbige ©prechgimmer<br />

unb ftrecft fie auf einen großen ©tuhl aus. 3hr Sirector<br />

fommt unb grüßt fie, Worauf fie fagte: „SBie glüdlid) bin ich,<br />

baß id) bei ber heiligen -ätteffe fein fonnte; eS ift fchon fo<br />

lange, baß idj biefeS ©liid nicht mehr genoffen habe! bin<br />

gwar nidjt geheilt, aber ber SBille ©otteS gefchehe, ich toill<br />

nur baS, .was er will; ja, ich f a 9 e eS nod) einmal, ich &tn<br />

heute fehr froh." SDarauf empfing fie ben Sefttdj einiger<br />

greunbiwtett unb ©chweftern aus bem igofpital. ©o öergtng<br />

ber Vormittag. ©egen Wittag gingen bie ©djweftern in'S<br />

Siefectorium unb 3Jiaria blieb allein. ©ie fühlte ftd) fehr<br />

fchwach unb fürd)tete, $ftad)nüttag nic^t bei ber SSefper fein gu<br />

fönnen unb fühlte in ihrem Snne.rn Wehmiithige fd)mergtidi)e<br />

©mpfinbungen unb ©rinnerungen; fie ba$te nur an ihr langes<br />

Seiben, an baS SJiarttyrium fo vieler 3 a hre, beffen @ttbe fie<br />

nicht voraitSfeheu fonnte; fie backte nur an ihre -Dtutter, bie<br />

ebenfalls fchwer franf war, an il;re (Entbehrungen, ihre %xau*


198 —<br />

rigfeit u. f. w.; aber auf einmal verfchwanben biefe ©ebanfen<br />

unb matten anberen- ©ebanfen bet Vertrauens unb ber iooff«<br />

nung „äBenn bie feligfte Jungfrau mid) t>ietteid^t fdhon<br />

•geseilt hätte, wenn tdf) et verfugte mich ju erheben", badete<br />

fie fidj. ©inen Slugenblid: gögerte fie; benn wenn fie fid) er=<br />

hebt, wirb fie fieser git Voben fallen, unb -JZtemanb ift ba, um<br />

ihr gu helfen... 2Bat follte bann aut ihr werben?<br />

Jft et nicht Unflugheit, Verwegenheit, einen folchen Verfudh<br />

ju madhen, von bem nadh bem gegenwärtigen guftanbe<br />

mä)t& ©itnftiget gu hoffen War? 2lber ihr ©laube fiegte über<br />

alle ihre 3toeifel. füfet mit Siebe unb Sfabadht bie wun=<br />

berbare 3JiebaiHe, bie fie bei fidfj trägt. 3tut ganger ©eele<br />

betet fie bie fo oft erhörte 3luutfimg: „D SJlaria, ohne ©ünbe<br />

empfangen...." fie ergreift bie Shürflinfe, rietet fich au f<br />

unb — welche Ueberrafdhung — bie Veine finb fräftig unb<br />

biegen ftdh nidht mehr. Sief gerührt aber gang ruhig bei aller<br />

greube fefet fie ftch wieber auf ihren ©tubl unb wartet einige<br />

Slugenblicfe. 9?ach bem SDlittagttifche fommt eine ber ©chweftern,<br />

bie „wiberfpenftige" ©dhwefter 3£., welche von ber<br />

t>ene nichtt wiffen wollte, gu ber Äranfen. ,, ©^rtoürbige ©djwefter,"<br />

fagte 3flaria, bereu ©timme, wenn audO nidht gang<br />

jurüägefehrt, aber Wenigftent gtemlich, Verftänblich war, „ich<br />

imll aufftehen unb gehen." ®ie ©dhwefter 3E., guerft aufjer<br />

gaffung, gewinnt au


unb fniet oor ber ©tatue ber feligften 3«ngfrau nieber, wo<br />

bie barmherzigen ©chweftern mit einigen 3flarienfinbent baS<br />

3JJagnificat fingen. 2lber nad^bem fie ihrer himmtifdjen SDlutter<br />

gebanft hat, will fie and) ihre leibliche Butter umarmen; fie<br />

fteigt alfo bie oielen ©tufen beS Kaufes hinauf gur grau<br />

©atnfc=©ermain, meiere feit einigen JBodjen baS Bett hüten<br />

muß, unb unmöglidj lönntcit mir nun ihre tteberrafäjungunb<br />

Führung fdhtlbern.<br />

2Bie ein Sauffeuer oerbreitete fi


— 200 —<br />

7. gebruar, hat fie ihre gewöhnliche SebenSWeife Wieber aufge*<br />

npmmen unb befdjäftigt fidj mit SBafdhen unb Sftähen.<br />

2)aS finb bie ^hatfad^en. 2Bir berieten fie mit geWiffenhafter<br />

©enauigfett, wie wir fie gefehen h^en. ©ie 2Biffenfdhaft<br />

wirb bietteidjt 2ltteS natiirlidh erflären Wollen; aber mit<br />

einem fehr bewanberten 2lrjte, ber einige Sage vor ber Teilung<br />

bie franfe -Biaria ©aint'©ermaiu befugte, fagen auch wir:<br />

„©ine fdjöne ©ur! -Kögen bte 2tergte, bie barüber nicht ftaunen,<br />

nur baSfelbe ebenfalls thun!"<br />

SBenn Wir auch eine ftuge gurüdhaltung beobachten wol=<br />

len, wie eS immer bei ber Seftätigung wuitberbarer S^^atfad^en<br />

nöthig ift, fo banfen wir bodj unfererfeits ©ott für feine ©üte,<br />

ber feligften Jungfrau für ihre mütterlidje 3ärtltdhfeit unb mit<br />

mehr Vertrauen als je beten wir: D -Diaria, ohne ©ünbe<br />

empfangen, bitte für uns, bie wir gu bir unfere ßuflufyt<br />

nehmen.


proturt3 (D^tnxeidi<br />

Brief 6es ZHifftonspriefters £)errn S$abav\ an Ijerrn<br />

2t. ^iat, (Beneralfuperior.<br />

Uetdjltdje friidjit ber Plißtoitetu<br />

©ras, am 3. gebruar 1895.<br />

^odjwürbiger &etr unb geehrtefter Sater!<br />

bitte um Sh^en hl- ©egen!<br />

Sn golge eines ©efpräd)eS mit einem unferer -äftitbrüber<br />

faßte ich ben ©ntfdjluß, Sljmen einiges über jwei SDtiffionen ju<br />

f^reiben, bie wir gehalten h^en. 3ttögen ©ie baS SBenige<br />

giitigft annehmen.<br />

2lm 8. gönnet reiften Wir, jufamtnen brei äftiffionäre,<br />

t)on SBien ab, um vier SDWfionen nad)etnanber gu hatten. 2lber<br />

©ott fyatttes aitberS befchloffeit unb wir mußten jwei bavon<br />

verhieben. SDie erfte 9Jtiffion witrbe in ©föth in ber SDiöcefe<br />

Sefsprim eröffnet. ®a baS SBetter ungünftig war, fürchteten<br />

tuir, bie SWiffton werbe Wenig befugt fein. 3In mannen ©teilen<br />

lag ber ©djnee ju beiben Seiten ber ©traße fo hoch, tote<br />

unfere Sßferbe. Unfer SBagen mußte eine $tit lang über bie<br />

gelber fahren; benn bie ©traße War unwegfam, obgleidj ^idi<br />

Arbeiter mit bem SBegfdjaitfeln beS ©d)neeS befdjäftigt waren.<br />

SDie Äätte war groß unb ber Sffinb fo ftarf, baß er eine ber<br />

Silben umftieß, in weicher verfchiebene 2lnbachtSgegenftänbe<br />

verlauft würben. Srofebem ftrömten ju unferem ©taunen bie<br />

Sente fehr jahlreid) h^tbei. ©inige ftanben in ber 9la$t um<br />

2 Uhr auf unb gingen mehrere 9Mlen weit, um jur SDZifion<br />

ju fommen, etnjig unb allein ©ott ju Siebe unb um ihre um<br />

fterbliche ©eele ju retten. Sie Kirche war immer voll. SefonberS<br />

eines war rührenb, als nämlich eine Sübin, weldje ben<br />

14*


— 202 —<br />

Unterteilungen guhörte, ant 17. Sänner, wo gerabe baS allerheiligfte<br />

©aframent behanbelt würbe, nadh ber Unterteilung<br />

ju uns fagte: „©ott fegne ©ie, hodhwiirbige Herren!" Sarauf<br />

füßte fie uns bte £anb unb wollte fogar bergen für bte Kirche<br />

laufen.<br />

muß nodj ein 3R&b


— 203 —<br />

fogar beizten, 5JJöge ber £err ihm unb atten oerirrten Brfc<br />

bern bie ©nabe ber Befehntng gewähren, unb Sitte tu ben<br />

©dmfftatt ©hrifti gurüdfithren!<br />

Ser ßerr Pfarrer, ber 72 3ahre gähtt unb 37 3ahre iit<br />

biefer Pfarrei gugebradjt Ijat, fagte uns, bie SDliffion fei bie<br />

atterfdjönfte, bie er in feiner Pfarrei je gefehen habe. Sie<br />

Bewohner fagten, fte füllten ftch in ben Gimmel oerfefet. Um<br />

Sfmen, mein ^^gee^rter Bater, eine Borftettung baoon gu<br />

{jeben, wie oiet eS auf ben -Btiffionen, befonberS aber in Bantyola<br />

gti t^un gab, genügt baS ©ine, baß wir für unfere ©ebete<br />

bie gur Erholung bestimmte $eit fcerwenbenmußten, ba bie<br />

Seute fdjon oor 4 Uhr Borgens gu unferer 2Bohmmg famen*<br />

3n ©föth unb in Bantyola comntunicirten ungefähr 2400 Seute,<br />

bie Einher nidjt miteingeredjnet.<br />

2Bir Waren fdjon gang bereit auf eine anbere SMiffion in<br />

Bafgar gu gehen, als unerwartet ein Brief beS bo^wiirbigen<br />

£errn BifitatorS unS nach gurüdrief. SaS war uns fehr ,<br />

fdjwer, aberYOX Superioris est vox Dei. Sie ©inWohner<br />

t>ott Bafgar, weldje fdjon ein -NifftonSfreug errietet hatten, er=<br />

fuhren eS itodj am fetben Sage. Biete tarnen gu uns, empfingen<br />

bie hl. ©aframente unb fragten, was gesehen fei SBir faheit<br />

fogar SDIänner weinen unb fonnten fie nur tröften, inbem wir<br />

fagten, bie SJliffioit werbe nidjt unterbleiben, fonbern fei nur hin=<br />

ausgehoben. SWit fchwerent «öergen fahen fie uns fortreifen.<br />

9Rehr als 40 BolfSmifftonen ftehen fchon für Ungarn in<br />

SluSfidjit; werben wir fie audj atte hatten fönnen? Unfere<br />

Gräfte finb fehr fdjwadj. Operarii pauci.<br />

SaS wollte idh Shnen, mein hochgeehrter Bater, in Äürge<br />

fchreiben. 3$ empfehle mich 3h r ? m ©ebete, fowie auch bw<br />

guten £errn 2)tebitS, ber feit 28 Sahren bie ©eele unferer<br />

ungartf($en SDtifftonen war, ber aber jefet wegen feiner ^ranfheit<br />

feit legten -Wooember an feiner SRiffion mehr theitnehmen fonnte.<br />

3n ber Siebe unfereS Gerrit u. f. w.<br />

3JJi(^ael ©gabari, i. p. c. m.


proütrt3<br />

Spanten*<br />

Pte ^niwdjt jum feltgen «Soljamt ©abriel ^erboijre in Seref<br />

be la frontwu 1 )<br />

3)ie ©täubigen in Jereg be la grontera haben eine befonbere<br />

Verehrung ju unferem feiigen SUlartprer. ©at betoeiflt<br />

von Beuern ein SBrief ber ©djwefter Johanna 2Iguirre, Dberin<br />

ben<br />

ber barmherzigen ©djweftern im ©anct Jofepht-3tfpt,<br />

am 8. November au £errn Satbivietfo, 9JUffiontpriefter, fd)rieb.<br />

©ie berietet, barin, baft man bei ©elegenheit bet geftet bet<br />

feiigen Joh- ©abriel (7. 9?ov.) ein Sribuum gefeiert hat, wozu<br />

bat 23olf Von Jerez in Spenge ^erbeiftröntte; viele 5ßriefter<br />

wollten bie fettige 3Jieffe an bem 3lltar bet ©eligen lefen; ben<br />

ganzen Sag War bie Capelle voll von 2tnbä$tigen, welche ju<br />

unferem feiigen -Dlartyrer beten wollten.<br />

^Betrefft bet neuen Slltart, welcher im ©t. Jofepht=2lfyt<br />

bem feiigen Johannet ©abriel errichtet würbe, fchr'eibt bie<br />

3eititng von Jerez, ©uabalete:<br />

„©eftern, ©onnerftag aut 30. Sluguft, würbe in ber ^irdje<br />

bet ©t. Jofepht=2lfyl ein 3lltar errietet, auf welkem bat Vilb<br />

bet glorreichen ^ämpfert ©^rifti, bet feiigen 3Jtarthrert Johann<br />

©abriel $erbot)re thront.<br />

„Sa bie Sage biefer wohltätigen Slnftalt eine fehr fchwierige<br />

ift, weil fie aufser ben Siebetgaben feine anbere ^ilfeleiftung<br />

hat, um 200 Sperfonen, arme zur Arbeit unfähige ©reife, alte,<br />

verlaffene grauen unb Äinber zu ernähren; unb ba biefe traurige<br />

Sage nod) fühlbarer ift wegen ber Steuerung ber Sebentmittet,<br />

fo ftaunen wir, bafc biefer neue 2lltar errietet werben fonnte.<br />

@r befteht jWar aut mehreren alten ©titcfen, bie aber von<br />

ben barmhergigen ©chweftern, bereu geiftiger Vruber ja ber<br />

*) 3 e re§ ober Beeret be la grontera, eine ©tabt in ber ^romnj<br />

(Sabij; (Slnbalufien).


205 —<br />

fetige Märtyrer war, in fel;r gtürftid^er SBeife äufammengefteüt<br />

würben. ©S ift ja Mannt, baß ber Selige jener befannten<br />

©ongregation angehörte, bie ber ^eilige Sincenj gegrünbet hat,<br />

um befonberS ben 3lrmen baS ©vangetium ju prebigen.<br />

„Srofc aller fünftterifchen Setftungen beS igerrn ©eraphin<br />

be 9Jtaria ift ber 2lttar noch nicht fertig; fott er immer fo<br />

bleiben? SDiefe ruhmvollen £ö$ter beS heiligen SSincenj von<br />

Sßaul, bie tyv gangeS Seben lang ju jeber gahreSjeit um 4 Uhr<br />

grith aufftehen (bie genaue ©inhaltung biefer Siegel wäre für<br />

einen ber größten ©itnber eine außerorbentliche SSuße, unb<br />

bod) biefe unfc^ulbigeit gungfrauen beobadjten biefe Siegel mit<br />

großer ©enauigfeit); fie gehen mandjmat erft in ber grühe<br />

jur Stühe, ba fie bei ben Äranfen wachen müffen; bie £öd)ter<br />

beS heiligen Sincenj, wetdje alle betrübten tröften, allen 9iotfy<br />

teibenbeu ju $ilfe eilen, ben Ungtüdtidjen in ben Slftylen, in<br />

ben vergebenen ^ofpitälern, in ben ©d)ulen für Äinber unb<br />

©rwadjfene fo viele SBohlthaten erwetfen; bie £ö$ter beS he^<br />

ligen 33incenj, welche auf eine fo rührenbe unb beWunberungS=<br />

Würbige SBeife bie erhabenfte Xitgenb üben, bie man ftnben<br />

fann, nämtidj bie Siebe, unb fich ^aä betrauten, WaS fie<br />

wirftid) finb, als ©tellvertreterinnen ©otteS in ber SBelt; bie<br />

Södjter beS heiligen 93incenj, wel$e an ©ott bie fd)önfte<br />

©igenfchaft nadjahmen, bte er gegen bte ©efdjöpfe geigt, näm=<br />

lidj feine SBohlthätigfeit unb ©iite, biefe frommen Snngfrauen<br />

biirfen felbft ni


206<br />

helbenmüthigen 9)iartprer erhört, ber aus Siebe gu ©ott unb<br />

um beffen @bre gu förbern vor Sprannen unb £enfern fein<br />

33Iut vergoffert hat.<br />

„Sem ©t. SofephS-Afpl gebührt bie große baS<br />

erfte §auS gu fein, meines auf einem eigenen Altar baS Silb<br />

beS glorreichen Slutgeugen verehrt<br />

„©elten fommt eS vor, baß ein ©eliger im Gimmel von<br />

ben eigenen SerwanDten, Stöbern, ßinbern u. f. V). auf ©rben<br />

verehrt wirb; jebodh tarn eS vor, baß bie $inber ber ^eiligen<br />

©lifabeth »on Ungarn ben Seib ihrer vielgeliebten SJhttter mit<br />

Slumen unb Shränen bebetfen fönnten, als fie ihn auf ben<br />

Altären gur öffentlidjen Verehrung ausgestellt fahen. Sie<br />

•äftutter beS fertigen AlopfütS von ©onjaga trug eine gähne<br />

mit bem Silbe ihres ©ol;neS, als matt beffen ©eligfpredjung<br />

feierli^ beging.<br />

„Am 11. ©eptember werben eS 54 Qahre fein, baß ber<br />

feiige Johannes ©abriet in ©^ina ben Sftartprertob erlitten,<br />

unb fein eigener Sruber, £>err $afob ^erbopre, ber ebenfalls<br />

5MffionSpriefter ift, lebt nodj; er befinbet ftdj in $ariS, wo<br />

er baS ©li'uJ hat, alle Sage auf jenem Altar bie % 9Jieffe<br />

gu lefen, wo mau bie heiligen Reliquien unb bie ättarterwerf*<br />

geuge beS SftartprerS Solennes ©abriel verehrt. 1 ) Sßir ver=<br />

ehren ihn auf ben Altären, unb mitten unter Senen, weldje<br />

fidh vor feinen glorreidjen Reliquien nieberwerfen, um feinen<br />

©chu| herabgufleheu, fnieen auch bie Äinber feines eigenen<br />

SaterS, feine eigenen ©efdhwifter.<br />

„Sie ©rrichtung beS neuen AltareS würbe burch ein feiere<br />

licheS Hochamt gefrönt, baS «gerr Salbomer be Sorengo p Seal<br />

hielt, ben man mit SKe$t ben Serbreiter ber Anbaut gu biefem<br />

glorreichen -ätartprer nennen fann."<br />

*) Qrvei ©c^raeftern be3 feiigen Märtyrers biertert aU barmherzige<br />

©djroeftern fdjon Tange ^afjre Jjinburd) ©ott unb ben Firmen; bte eine<br />

ift im ©entralfjaus ber ©chweftern in Neapel; bte anbere arbeitet in<br />

©hina, ba§ ifjr eigener trüber mit feinem tute begoflen f)dt.


ptotnrt3 '3rlart6.<br />

Brief 6es ZTtiffionspriefters t)errn patricius Boyle, 5u=<br />

perior im irifdjen Collegium in Paris, an f)errn<br />

2lnton $iat, (Beneralfuperior.<br />

m it* Pfgt\ faurettj iillolij, C. H., lifdjof von eipljtn 1 )<br />

(Srlanb).<br />

^oris, 22. Februar 1895.<br />

£od)tt)ürbiger £err unb geet;rtefter Bater!<br />

bitte um Sbren Zeitigen ©egen!<br />

2Jtfgr. Spndj f$reibt mir: „Ueberfenben ©ie bem<br />

geehrten Bater ©eneral baS betliegenbe ©$riftftü(f ...<br />

„O^ne 3*oeifel trauert er fehr über ben Berluft unfereS<br />

theuren 3JUtbruberS be£ Bif^ofS oon ©Iphin, ber burdj feine<br />

igeiligfeit unb feinen ©ifer ebenfofehr feine bifchöfliche SBitrbe<br />

als auch bie Kongregation geehrt hat, bie er ja fo innig liebte.<br />

®ie ,3eitungeit finb Oott beS SobeS über ihn."<br />

. biefer SQSeife brü


SBährenb ber testen gerieit verbrachte ich auf feinen<br />

äßunfdh 14 £age bei ihm; ba er mir ben Sßunfdj autgebrütft<br />

hatte, bat Seben bet femn ©tienne ju lefen, fRiefte idj i^m<br />

ein (Somplar, ©r bebanfte fich bafür unb fd)rieb: „Jdj war<br />

ihm (ißerrn ©tienne) fehr jugethan unb idj hoffe, baft mir bie<br />

Sefung feiner Sebentgefdhichte viel -Kuweit bringen wirb."<br />

SDa er nun nidjt mehr am Seben ift, tarn id) au$ offen<br />

*agen, baf$ er mir auch feine grofce 2ld)tung gegen ben jefeigen<br />

•Jtadjfolger bet igerrn ©tienne autgebrü


Italien,<br />

^tornttj cSotttBcttbet.<br />

Brief bes ZHiffionspriefters £)errn Caffo an f}errn 21. $\at r<br />

©eneralfuperior.<br />

®ugenbm uttb ©ob bes Piffionsprteflers Herrn ©Ijeobor ialfL<br />

Kliert, 10. gebruar 1895.<br />

£ochwitrbiger £err unb geehttefter SSater!<br />

3$ bitte um 3h*en heil ©egen!<br />

©ott h


— 210 —<br />

foftbaten Sßerfe entwidfelten unter bem Sit et: Viaggio biblico<br />

in Oriente, weldheS er mit forgfältig gegeidhneten harten<br />

bereicherte.<br />

Site SDIfgr. Sorengo ©aftalbi, ber bamalige @rgbif


— 211 —<br />

fanooa unb Sango üerlaffen habe, werbe ich ta einem 2llter<br />

oon 60 fahren ein Siener ©otteS, inbem ich ta *>ie gamtlie<br />

beS heil. Binceng eintreten fann." Sann folgen in biefen<br />

Bu^ftaben bie SBorte: „©rfter 3Konat beS 9?ooigiateS für<br />

£errtt Salfi aitfeluja 3lHeluja."<br />

3wet 3ahre fpäter, am 4. S fat 1879 fdjrteb er: „Siefen<br />

SJtorgen um 5 Uhr habe idj in unferent Oratorium bie ®e*<br />

lübbe ber Slrmutlj, ber ^eufchheit, beS ©ehorfamS unb ber<br />

Beharrlidjfeit in ber Kongregation beS heil Binceng abgelegt<br />

D Wie glüdlid) bin ich, baß mich ©ott für würbig erachtet<br />

hat, bie heil, ©elübbe abgulegen, obwohl idj erft in ber elften<br />

unb oielleidjt tu ber leiten ©tunbe gu arbeiten anfange. 3 c h<br />

habe mid; immer naü) ber SWiffion gefeint . .<br />

©r war immer bereit auf SWiffionen gu gehen unb ©fer*<br />

cüien gu halten; er prebigte, fo lange eS feine Gräfte geftatteten.<br />

Bor feiner 3lnftrengung freute er gurüd, nte gab er<br />

baS geringste Seiten oon Ungebulb ober ©rmübung, überaß<br />

hin ging er, wohin ber ©ehorfam ihn rief, gu was immer<br />

für einer Befchäftigung unb mit wem immer. gmnter heiter<br />

unb aufgelegt War er in feinen legten SEagen, ebenfo munter<br />

wie bei feinem ©tntritt. Ser ©ifer für bie ©hre ©otteS unb<br />

für baS £etl ber ©eelen war feine fenngeichnenbe SEugenb. ©S<br />

War für ihn wirflieh ein großer ©djnterg, als er, no$ fonft<br />

bei ooHen Gräften, gang baS ©ebädjtniß oerlor unb beßhalb<br />

ni


— 212 —<br />

SDie legten SBorte, in betten er mir fein igerg autfdhüfc<br />

tete, unb bie er unter Spänen fagte, waren SBorte bet 3)anfet<br />

^egen ©ott unb bieDbern, baß man ihn trofe feiner 60 Jahre<br />

in bie Kongregation aufgenommen fyaU,unb baß er no$ bei<br />

hunbert Miffionen halten unb gweitaufenb 9M prebigen fonnte.<br />

2llt er bem ihm fo teuren SBerfe ber SWiffionen entfagen<br />

mußte, bat er, von ©afale na§ wo bat ©eminar war,<br />

jurüdfehren gu bürfen; biefeS £aut war ihm gang befonbert<br />

treuer. Sa verbrachte er feine lefeten Sebentjahre, gur großen<br />

Erbauung ber ßlerifer, welche fidj an feiner $römmigfeit,<br />

feiner Siebe gum ©tlfffZweigen, feiner mit ©anftmuth gepaarten<br />

SBürbe unb an feiner Sßünftlichfett ein 33eifpiel nahmen.<br />

Site ihm einet Saget Jemanb, bie ©


21 f i e tt<br />

WtoDtnj §f)ina.<br />

SDer $rieg, ber wegen ber Oberhoheit über $orea jwifchen<br />

©hina unb ^aipan ausgebrochen ift, bauert no$ fort, mit all'<br />

ben üblen folgen, bie er mit fidj bringen muß.<br />

®er ßaifer von ©hina, ftwang=©ie,22 ftahre alt, ift<br />

feinem 3Solfe wenig befannt. ©igentlid) regiert bie Äßnigin^<br />

•KuttSr ober, Wenn wir fie fo nennen wollen, bie jWnifltn*<br />

SBittwe; fie führte bie 9tegentfd)aft vom Sahre 1881 — 1889<br />

uitb heißt SfomsJßfi. 35er Äaifer von ^apan ober SKifabo<br />

regiert felbft im ©invernehmen mit ben Kammern unb ift<br />

42 Sahre alt<br />

•Jtadj ben ©rfolgen ber Japaner bei png-jang unb an<br />

ber SJlünbung beS SMu unb barauf bei ^ort=9lrthur, beffen<br />

fie fid) bemädjtigt haben, fcheint bie ©adje ber ©binefen ver==<br />

foren. Stefe fyabtnüberbieS nodj in einem anberen Kriegshafen<br />

große SSerlufte erlitten, nämlidj in SBei=^ai=3Bei, wo fie<br />

fid) eine lang ntuthig vertheibigten. ©S brängt ftä) von<br />

felbft bie -Jtothwenbigfeit auf, ^rieben ju f fließen, aber bie<br />

Japaner ffeinen bis geling vorbringen ju wollen. Sebodj<br />

haben fdjon einige Unterhaltungen begonnen, welche ber SBiceßönig<br />

von S£ien=tfm, Xantens SHjung^fd&ang, im Tanten<br />

©hinaS führt<br />

Unfere verfd)iebenen SSicariate liegen nidjt an ber &eer?<br />

ftraße, mit 2luSnahme beS nörblidjen Xfä&ty, wo bie ^auptftabt<br />

geling liegt. SBtr wollen juerft einen Slrtifel aus einer<br />

confervativen Seitung (Le Soleil, 14. Sänner 1895) anführen,,


— 214 —<br />

weiter genau bie Sage ber autlänbifdhen ©olonie in $efing<br />

betreibt; bann (äffen wir einige Briefe bet ho^it)ürbtgen<br />

Herrn Javier unb ber barmhergigen S


— 215 —<br />

hingegen gälten bie gfranjofen ber fathoWfdjen 3Jitffton<br />

eine ©emeinbe oon ungefähr fechgig Sßerfonen. Sie Hälfte<br />

finb Sagariften, bie anbere Jßälfte barnthergige ©djweftern.<br />

Siefe Wa<strong>der</strong>en ©öhne unb Södjter beS tyil Binceng oon 5ßauf<br />

haben in Sßefing baS ©rbe ber gelehrten Sefuiten angetreten,<br />

welcbe in ©ha im achtzehnten Sahrhünberte ben Sehrftuhl<br />

für 3Jlathematif grünbeten, für baS faiferlidje DbferOatorium<br />

ftaunenSwerthe Snftrumente oerfertigten, ben Sßalafi SubwigS XV.<br />

erbauten unb im ©ommerpataft Springbrunnen einrichteten.<br />

Sie ruffifdjen 3Jiiffionäre, weldje im beften ©inoernehmen<br />

mit ben unferigen leben, finb nur oier bis fünf an ber<br />

2BaS bie proteftantifchen 5ßaftoren betrifft, bie aus ©nglanb<br />

ober aimerifa fommen unb oerfchiebeneit ©eften angehören, fo<br />

fann mau fie ferner gählen, weil fie oft Oon bem ^rebigtamt<br />

weg in ben Sienft beS ©onfutats treten ober bei ben Sottäm*<br />

tern Slnfteffung fudjen. 3Jian fann fie oiel(eid)t auf gtoangtg<br />

begiffern, unb auf fiutfgebn bie Samen, weldje fte in ihrem<br />

Slmte unterftü^en. SBcmt matt bem ©tauben fdjenfen barf,<br />

was bie gornighttp 3teoiew über „bie große $ru


—• 216 -<br />

9Zicht minber glüdlich war er, als e£ ftch barutn ^an*<br />

bette, ben Sßötang, b. h- bie ber fat^olifc^en frangöfifdhenÜJWfs<br />

fton gehörigen Sänbereien unb ©ebäube, bie ehemals an ben<br />

faiferltdjen Sßatafi ftießen, an einen anbem Drt gu verlegen;<br />

biefe Verlegung in ein attbereS Quartier unb ben 2Bteber=<br />

aufbau übernahm bie d^incfifc^e Regierung auf eigene Jlofien.<br />

©S ift auffatlenb, gu bemerfen, baß bte franjöfif^en 3Jlif=<br />

ftonäre in ©hina leben unb tiegenben SBefifc §abm bltrfen, baß<br />

fie aber aud) bie ©innigen finb, bie eS thun fönnen. SaS<br />

geflieht Sauf einer fpectellen Älaufel in bem Sertrage mit<br />

©hina. Um biefe Älaufel füntmerte fid) ©nglanb gar nidht;<br />

nur granfreich verfdfjaffte ihr ©eltung. ©o fomtnt eS nun,<br />

baß gur ©tunbe ©hina jeber fat^olifd^en -äftiffion baS Siecht<br />

ftreitig machen fann, auf dhüteftfchem Soben Sänbereien gu be=<br />

ftfcen, wenn biefe 9fliffion nidht franjöfif^ ift. 1 )<br />

SBaS für ein Seben führen benn bie adhtgig grangofen in<br />

^3efing, bie an ben ©uropäern aller anberen Sänber gu=<br />

fammeu gleichfommen? Sie bei ber ©efanbtfdhaft angeftellten<br />

grangofen finb auf europäifche 3lrt gefleibet unb nehmen an<br />

bem bewegten ©portleben theil, welkes bie ©nglänber ber<br />

djmeftfdjen S u gebracht ^ben. ©o gibt eS<br />

Sälle, garden- partys, ©chaufpiele unb fogar $ferberennen.<br />

©S gibf ba frangöfifdhen SBein unb SDttneralwäffer.<br />

Sie gur ^tiffion gehörigen grangofen aber fleiben bie<br />

SanbeStrad^t mit bem 3opf aus fallen paaren. £err Javier<br />

ift 3Jtanbariu mit bem Uamn Änopf. .SaS ungefitnbe SBBafer<br />

in Sßefing würbe ihnen viel gu leiben geben, wenn fie eS nidht<br />

nach ber bortigen ©itte nur heiß in gorm Von Shee genöffen.<br />

©ie fprechen bie ©prache beS SolfeS, bie fie mit vieler 9Wühe<br />

erlernt haben.<br />

Ser ©otteSbienft wirb im neuen ^ßetang von einem apoftolifchen<br />

Stcar, ber Stfdjof ift, fehr feierlich gehalten unb eS<br />

') 3)iefe 2Mmac£)t roirbnwf)rfcf)einlxdj auf atte anberen 2J2tfftonett<br />

ausgebest werben.<br />

(Stnmerfung ber 3ieb.)


— 217 —<br />

fommen bagu fowohl bie ©ingeborenen, Sefehrte unb Reiben<br />

>alS aud) bte ©efanbtfchaften von Oesterreich, Spanien, Stalten,<br />

Portugal, Belgien, wobei bie ©efanbtfdjaft von granfreidj<br />

immer beit ©hrenplafe hat<br />

UebrigenS leben bie frangöfifäjen ©eiftlichen unb'Säten<br />

an vollfontmener ©intradht ©ie frangöftfdjen Diplomaten haben,<br />

©ott fei ©auf, ben ©ntnbfaft ©ambetta'S beibehalten, baß<br />

•nämlich ber 2lnticlertcaliSmuS fein @£portartifel ift; unb eS<br />

ift fonberbar, wie bie von ^eftng fomntenben SBiffionäre mit<br />

banfbarer Siebe von £erm ©onftanS fpred£)eit, welker in ihrer<br />

iltrd)e bem ©otteSbienft beiwohnt, wobei ber ©elebrant einen<br />

von Subwig XVI. geteuften M


— 218<br />

Jemtfe-tang haben adjthunbert ßinber. Jn biefem Jahre<br />

müßte ein SBunber gesehen, bamit unfere gewöhnlidhen Hilftquellen<br />

autreichten. Sittel foftet boppelt fo viel alt früher^<br />

unb bat ©lenb aller 2lrt ift um't breifache geftiegen. 2Iußerorbentlidhe<br />

Mittel wären fehr wiinfchentwerth.<br />

16. ®ecember 1894.<br />

©eftern 3lbenbt erfdhien ein ueuet faiferlichet SDecret in:<br />

ber S^itung von Eßeling, beffen tteberfeftunghier folgt.<br />

Äaiferlidhe« beeret.<br />

„Jn biefem Jahre werben wegen ber ftarfen Mite viele<br />

Seilte von autwärtt nach $efing fomtnen; et ift mit ©runb<br />

ju fürdhten, baß unter biefen Seuten llebelthäter fein werben^<br />

bie einen SSorwanb fudfjen, um Unruhen gu erregen.<br />

„SBat alfo gang befonbert bie @efanbtf($aften unb bie<br />

Äirdhen angeht, fo befehle xä) bem hohen Tribunal, Jnfanteriefolbaten<br />

autgurüften unb unter bie Seitung ber geübteften 33e*<br />

fehlthaber gu ftellen, um jeben 2lufruhr gu unterbrüefen unb<br />

jeben Aufwiegler gu ergreifen. 9lllet muß in ernfter SBetfe<br />

gefdhitfet werben. SBenn alfo ein llebelthäter verfugen follte,.<br />

bie 5Ruhe biefer Stuftalten auf wat immer für eine SBetfe gu<br />

ftören, foll er fofort ergriffen unb mit größter Strenge behanbelt<br />

werben; nidhtt fott unterlaffen werben unb feine Stfadhfi$t<br />

fott für biefe Seute geübt werben. 2Btr begeigen fo von<br />

Beuern unfere greunbfdhaft für bie autwärtigen Nationen.<br />

„Sichtung vor biefem Schreiben."<br />

®ie cbinefifche Regierung geigt alfo guten SBitten, aber<br />

et fdheint/ baß bie europäifcheu Minifter bodj barauf beftehen<br />

werben, ihre Seefolbaten nach Sßefing fommen gu laffen.<br />

Hj *<br />

*


— 219 —<br />

-Brief ber etjrmürbigen Sdjmefter 3aurias an I}erm


— 220 —<br />

falb gu haben unb Wenn ihn uns ber liebe ©ott gibt, werben<br />

wir ihm vom ganjen bergen banfen.<br />

inmitten biefer SBtrren fehlt uns nidht bie ©nabe ©otteS.<br />

Unfere ©dhwefteru finb fehr muthig, alles nimmt feinen gewöhnten<br />

©ang; eS geigt fich fogar ein größerer ©ifer. 9JHt<br />

einem äßorte, unfere ©efdfjäfte gehen beffer als je; äße Sage<br />

nehmen wir mehrere Äitiber auf unb fo wirb unfere gamilie<br />

immer größer. Sie Slrmen finb nicht mehr gu gälten. Ser<br />

liebe ©ott Weiß eS unb ich ^offe, er wirb für alles forgen.<br />

©liicflicher Sßeife finb Wir alle gefuub unb iä) bitte ©ott,<br />

uns währenb biefer böfen Sage oor Jeber ^ranfheit ju be^<br />

wahren.<br />

9Jtit größter £od?achtung u. f. w.<br />

©chwefter SfauriaS,<br />

u. %. b. ä). & S. b. a. iL


protritt3 5yrtett<br />

Srief bes 2T?ifftonspriefters f)errn Clement an i}erm<br />

Jtnton ^iat, (Beneralfuperior.<br />

feft ber wunberbaren Pebaille, — i»ie tjerfdjiebenen Perke.<br />

äfbe«, 10. ©ecember 1894.<br />

£owürbiger £err unb gee^rtefter S3ater!<br />

bitte um 3h^en heiligen ©egen!<br />

will 3h*e väterliche 3lufmerffamfeit wieber einmal<br />

auf unfere fleine gamilte von 2lfbe


— 222 —<br />

Capelle gefdhmatfvoll ^ergerid^tet; fie mv ganj mit SBlumett<br />

bebedt, meldte unt bie ^atret Srappiften gütigft angeboten<br />

Ratten, gaft ade unfere ^farrfinber, Männer, grauen unb<br />

Einher empfingen bie Zeitige ©ommunion, um ben vottfom*<br />

menen 2lblaß $u gewinnen.<br />

3Jor einigen Sagen haben wir auf einmal brei ©hen ein- *<br />

gefegnet unb eine Saufe gefpenbet; bat ift bat fedjtunbjWans<br />

jjigfte Mal feit meiner «nfunft in 3tt6&. 3$ fdjretbe Jhnen<br />

ganj fdjlidjt biefe ©injelhetten, weil Jh^en bat, wie idj glaube,<br />

greube machen Wirb.<br />

SDie gamilte von 2lfb6t empfiehlt fid? mit mir 3hrem @ebete<br />

u. f. w.<br />

P. ©lernent, i. p. c. m.


21 f r i ! a<br />

&poftolif$e$ Wicaviat gtyflimen.<br />

bem an bie 9ftiffionäre genuteten ©irculare vom<br />

1. Sänner 1.895 geigte nnfer hochgeehrter SBater f$on an,<br />

wettjje SSeränberung in unferer SKiffion von Slbpfftnien ge?<br />

troffen würbe. „©ie toiffen f


gang voll. Der ^od^mürbige Herr ©oulbeauj trat vor unb<br />

führte ben ©ouverneur in bie ^ir^e; redjts Waren bte italie=<br />

uif^en ^apuginer,. linft bie franjöjifd&en Sagariften. -Jta$<br />

einem ©ebete würben in lateinif^er ©prad)e bie beiben De=<br />

crete vom 13. ©eptember unb vom 1. Dctober verlefen; burdj<br />

bat erfte Decret wirb bie apoftolifche Spräfectur ©rt;thräa errietet<br />

urtb burch bat gweite Decret wirb biefelbe ben<br />

ginern ber römtfchen Sßroving anvertraut unb P. Michael be<br />

©arbonara alt apoftolifdjer Sßräfect begeidjnet.<br />

„.Darauf wanbte fid) ber Miffiontpriefter fem ©oulbeau£<br />

gum SSolfe unb überfefete bie beiben SDecrete in bie Sigre*<br />

fpradje; ein P. ^apuginer fyüt an bie Stnwefenbert eine 3jtebe.<br />

„Darauf ergriff ber apoftolif^e ^3räfect bat 2Bort unb<br />

brücfte ben Sagariften feine Slnerfennung aut: „Jh neu fle^öxt<br />

bie ©hre," fo fagte er, „ben SBeg in biefer Miffion eröffnet<br />

unb geebnet gu haben; an unt ift et nun, aut aßen Äräften<br />

auf bem unt fdjon gebahnten SBege fortgufahren."<br />

Die Sagariften nahmen bie PP. ^apuginer mit großer<br />

©hrfurcht auf, wie fie ber Dbrigfeit gebührt, Von ber fie<br />

gefanbt Würben; fie boten ben Jtapujinem in ihrem Haufe in<br />

$eren ©aftfreunbfchaft an unb überließen ihnen fogteich bie<br />

Hälfte bet Häufet gur SBohmmg, worüber bie Äapuginer öfter<br />

fidj fehr anerfemtenb autfipradjen.<br />

* *<br />

*<br />

Ilm biefe Seit begann auf Anregung ber jübifchen unb<br />

officiellen treffe Statten« ein wahrer $rieg Verläumberifdher<br />

2lnf lagen gegen bie frangöfifdjen Miffionäre. ®abrfd)einltdj<br />

follte bat eine Vorbereitung fein gu ber fdjon befd^loffenen<br />

Maßregel, bie Miffionäre aut ber italienifdjen ©olonie aut=<br />

juweifen.<br />

Äetne biefer Auflagen war mit SSeweifen begrünbet, wie<br />

et felbft einet ber fytyitftmS3lätter bie „Tribuna" gefiehen<br />

mußte; aber baran tag wenig, wenn man nur bat er*


— 225 —<br />

r$iom heiligen 3Sinceng *>on ^Paul<br />

gegrünbeten Kongregation, bereu 5Kutterhau« in Spari« ift.<br />

Ungefähr t>or einem halben Sahrtmnbert ließ fie fich SÖtyfft 5<br />

ttien nieber unb grünbete ein apoftolifche« SSicariat mit ber<br />

SRefibeng in Äeren. ©« ift fel;r bemerfen«werth unb auffallenb,<br />

baß biefe SDUffion, obwohl gang frangöfifchen Urfputnge«, für<br />

Stalten t)oH ift Don eblen ©rimterungeu. 3JJfgr. be Scicobi«,<br />

ber eigentliche ©rünber ber erften 9)Jiffion«anftalt, lebt nodh<br />

in gang 2lbt?fftnien im heiligen Stnbenfen fort. ©urch ihn<br />

hat bie Kongregation einen großen ©influß auf bie ©ingebo=<br />

reuen erlangt. ©ie Segeifterung, bie fein -Käme noöh immer<br />

erweeft, ift fo groß, baß bie bloße Srohung, feinen Seib, ber


— 226 —<br />

in einem befcheibenen ©rabe ruht, wegzunehmen, genügt hat,<br />

bie Bewohner ber Hochebenen in Aufregung gu bringen. Stur<br />

«in 3Äatm hat einen gleiten ©influß genoffen: SJtfgr. SÄaffaia.<br />

Sie SRittel, bie ber SKifflon zu ©ebote ftehen, finb fehr<br />

fiebeutenb unb geben ihr einen großen ntoralifdfjen ©influß;<br />

fte bejtfct eine gefdjidte Drganifirung unb Seitung. 3d) be=<br />

f uchte juerft bie Ä'irdje unb baS £auS ber SUitffionäre in 9taS~<br />

läJlebur. Sie ©chweftern haben eine eigene Slnftalt mit bem<br />

URittetyiinfte in SDJaffauah- Sie Äird)e, wel$e, wie gefagt<br />

am äußerften ©übe oon 3iaS-5)tebur liegt, ift fehr einfach unb<br />

länblid). ©S ift ein weißer ©teinbau, überragt oon einer<br />

orientalifdjen Kuppel, wel$e auf ihrer ©pifee ein eiferneS Äreuz<br />

trägt, ©ie befifct nur wenigen ßwxxafy. Srei Mfftottäre<br />

(äWei Italiener unb ein ©tngeborener) Oerzen biefe Ätirdje.<br />

Sie ^ßrebtgt wirb in italienifdjer ©prad)e gehalten.<br />

3n ber Stühe ber £ir


227 —<br />

formen ber feineren ©efettfdfjaft bewahrt hat, fagte auf frattgöfifd)<br />

gu mir: „SSergeihen ©ie, mein £err, Wenn idh<br />

©pradfje nidht fpredje; fie ift wohlflingenb unb angenehm wie<br />

f^öneS Sanb, aber iä) befi^e feine ©eläuftgfeit barin.<br />

UebrigenS werben ©ie bei uns einige Sh^r SanbSleute finben/'<br />

„$n ber Shat würbe iä) ben ©chweftern borgefteHt, unter<br />

benen fid) eine ^ßiemontefin unb eine Neapolitanerin befanben,<br />

nämlich bie ©chwefter $olaro, bie Nichte beS gtei^namigen<br />

Seputirten. Sie Severe jeigte mir audh bie ©chule. SaS<br />

Socal ift fehr fdjön, reinlidh, luftig unb fehr lid)t. Sn we^<br />

nigen unferer ©lementarfdjulen finbet man einen folgen Orb*<br />

nungSgetft, eine fo gute ©rjiehung unb gefammelte ©tiUe.<br />

Sie europäif^en Sögtinge, jufammen gwanjig, finb in jwei<br />

klaffen geseilt. Am gahlreichften finb bie üalienifchen 3Ääb*<br />

ä)m. Ser Unterricht in ben ©tementarllaffen ift ben 33or^<br />

fünften beS 3JUnifteriumS entfpredjenb eingerichtet. Sie<br />

UnterridhtSfprad;e ift baS Stalienifche, außerbem wirb gran^<br />

göfifch gelehrt. $ch war bei verfchtebeiten Sefeitbungen jus<br />

gegen unb fonnte midh überzeugen. nidht bloß von bem Salente<br />

ber Sehrerin, fonbern auch von bem wahren SBerthe ihrer<br />

9Jtethobe. Sie £efte finb in voHfommener Drbnung. 9JUt<br />

Vergnügen las ich auf einem blatte, wo bie Aufgabe beS<br />

SageS bemerft war, ein fchöneS ©ebidjt ^ßrati'S an bie Nationalfahne.<br />

9Jian barf ba burchauS nidht an eine ieinterlift<br />

benfen, benn von meinem Sefuche war vorher nidfjtS befannt<br />

worben. %ä) befiele auf biefen ©ingelheiten, benn fie haben<br />

eine große 33ebeutung: eS hanbelt fich um eine franjöfifche<br />

Anftalt, weldhe verbächtigt wirb, ein $einb unferer Nationalität<br />

ju fein.<br />

„Sann befugte iä) baS Arbeitszimmer. Sie $inber A<br />

lauter eingeborene SBaifenmäbd^en, bereu ich über vierzig jählte A<br />

waren an ber Arbeit. 3>d) bewunberte ba bie große ©ebulb<br />

unb bie mütterliche Siebe biefer ©chwefter, bie ein ^eiligem<br />

f$ein djriftlid)er Nächftenliebe umgab. befidhtigte bie Arbeiten,<br />

AHeS in vollfommener Ausführung, bie 3Beiß-2Bäfdhe A


— 228 —<br />

fchön unb feft, mehrere ©tütfe Waren fünftlerifch gemerft<br />

2Benu ich an biefe armen Äinber bacfjte, bie, man Weiß nicht<br />

wo^er gefommen finb, bie einer 3^affe angehören, wo bat<br />

äöeib für nichtt'gilt, ba begriff t


229 —<br />

Meine eingeborene ©d)wefter mit geneigtem Raupte unb war<br />

ganj in anbädjtige Anbetung üerfunfen.<br />

„2luf bem Slltare eebtirfte man bie freunbtidje ©tatue ber<br />

feligfteu Jungfrau vom SKofenfranje, wie fie mitten unter<br />

SBlumen unb ftlbernen Seuchtern hervorragt ©ie heitere ©in*<br />

fad^heit, bie über irbtf che, geheitnnißüolle 3?uhe erfüllte ba« £erj<br />

mit einer fanften SÖtetand^olie. Sit biefer gang weißen Capelle<br />

an ben ©tufen be« Slltare« holen fidj bie ©chweftern im „©e^<br />

bete $raft unb SDtuth gur ©rfüllung ihrer göttlid)en Aufgabe,<br />

©ie wollen feinen irbifchen Sohn: nur bie 3lnerfennung ber<br />

©uten, bie ©anfbarfeit ber Uugtiidflichen unb ©etröfteten unb<br />

ben ©cfjufe be« Gimmel«.<br />

„33or allem verhielten bie barmherzigen ©chweftern, baß<br />

bie Regierung fte, jebe polittfche ^Rüdfi^t bei ©eite fefeenb,<br />

unterftüfee unb befd^ü^e; e« wäre fehr ungelegen, ja gefährltd),<br />

plöfeltch unfere ^Beziehungen ju ihnen abzubrechen unb ihre<br />

©ienftleiftungen jurüdguweifen.<br />

©ie geiftlidfje 3uri«biction wirb von ben frangöfifchen<br />

9Jitffionären au«geübt; in Äeren Wie in 2lfrur machen fte jahl=<br />

reiche SBefehruitgett. 3h* 3Btt!en ift gefegnet unb ein großer<br />

£heit ber Söogo«, ©entbefatt unb faft alle Dfulab^oujaty finb<br />

fatholifd).<br />

ttebrigen« tarn matt nicht leugnen, baß bte franjöftfdje<br />

3Jliffton große Sßerbienfte aufjuweifen hat 3h r ®Ianz unb<br />

ihre große 9Jta$t ftnben ihre ©rflämng in ben SBohlthaten<br />

aller 2lrt, Welche bte Mffionäre ben ©tngeborenen erwiefen;<br />

bie 3Jliffion befifct eine weife ©inrichtung unb Seitung.<br />

äBährenb ber beftehenbett hod^grabigen ©pannung ztoifdjen<br />

granfretdfj unb Italien, al« bie ^Beziehungen ju unferen 33rü*<br />

berit jenfeit« be« 9JJont=©eni« immer mehr getrübt waren, hat<br />

fid) bie ÜKiffton von 2lbtyfftnien, bie nie ihren franzöfifdjen<br />

©haracter verleugnet hat, immer in vottfontmenem ©leidiges<br />

Wieste erhalten/'<br />

* *<br />

*


— 230 —<br />

Stadfj folgert Beurteilungen folgten nun in bem Blatte<br />

wenig wohlwollenbe 2lnfpielungen, bie einfadf) auf baS eine<br />

hinaufgingen, wie oben fd;on gefagt Würbe, „baß eS ni$t an<br />

ber .geit unb mit großen ©efahren oerbunben fei, auf einmal<br />

mit ber 9Jiiffion ju bred^en". ©S ift befannt, was feitbem<br />

na


— 231<br />

omb bie ©chweftern bort SJiaffauah f


232 —<br />

bigen unb bie (Seelen gu tröfien: bat iji ihre eingige Aufgabe,<br />

©ie verlieren babei nie ben SUiuth, weil fie von niemand<br />

Anberem alt von ©ott ihren Sohn erwarten.<br />

* *<br />

Am 4. gebruar 1895 hat bie ßongregation ber ?ßropa?<br />

ganba in einer Verfammlung befdjloffen, bem Zeitigen Vater<br />

ben aJliffiontpriefter Herrn Jougla (©^Ivanut ©tephanut)<br />

gum apoftolifdjen S3icar von Abtyfftnien vorgufd?lagen; unb in<br />

ber Aubieng vom 9. gebruar nahm ©eine Heiligfeit auch<br />

biefen Vorfchtag an.<br />

Herr Jwgla ift geboren in ber Siöcefe ©arcaffonne (graut<br />

reid)) im Jahre 1854; unb Würbe im Jahre 1876 in bie<br />

©ongregation aufgenommen. jSett 15 Jahren weilt er in ber<br />

SJUffton von Abbffinien unb fennt alfo gut bie ©Uten unb<br />

bie ©prad)e biefet Sanbet.


Horbamerifa<br />

^reinigte Staaten.<br />

leben bt& Ijj. feit* be ^nbreis»<br />

2ttiffton§priefter (1778—1820.)<br />

(©cfjlufc.)<br />

XIII. Kapitel.<br />

5eitte fcttgcttöem — ÜJbtöMtmö un& Seeleneifer De* be ifrnbrei**<br />

9Bir fönnen mit Suberftd&t fagen, baß Sitte, bie mit £errn<br />

be Slnbrei« in innigem SBerfehr geftanben finb, Seugniß ab<br />

legen fönnen, baß es bie ununterbro^ene Sefd^äftigung feine«<br />

Seben« war, fich felbft abjufterben burch bie ftrengfte nnb<br />

attfeittgfte Slbtöbtung, fo enge Wollte er fieb an ba« $reuj<br />

feine« göttlichen ©rlöfer« anffließen. Seine 93orfä£e gingen<br />

ohne Unterlaß barauf hwau«, etwaige entbeefte fehlerhafte<br />

Neigungen burch 2lbtöbtung au«jurotten. Um un« eine<br />

SSotfteffung ju madjjen, in welkem ©rabe er biefe £ugenb<br />

befaß, genügt e«, feine bie«bejügli$en Vorfäfce ju lefen.<br />

„SBenn idjj meine bisherige ^anblungSWeife betrachte, fo<br />

fehe ich, baß ba« wenige ©ute, ba« ich t^ue, nur oberflächlich<br />

ift. ©« fcheint mir, baß ich feinen inneren ©ifer habe, fon*<br />

bern, baß iä) nur wie ein 33aum voll Slüten bin, bie aber<br />

nie jur grudht heranreifen, weil ber Seben«faft feine genügenbe<br />

$raft hat. 3fch thue ba« ©ute nur au« Steigung, aber niä)t<br />

au« innerer Shatfraft. 3ttit einem 2Borte, iä) fehe beutlich,<br />

baß ber alte 2lbam noch in mir lebt; er ift noä) ftarf, wie<br />

ein 9iiefe in mir, währenb Sefu« ©hriftu« in mir noch ein<br />

Äinb ift, wenn er fich überhaupt in mir finbet. %ä) muß alfo<br />

16*


234 —<br />

gegen biefen alten 3Jtenf$en tapfer fämpfen, ihn ausrotten<br />

unb Oernichten, bamit SefuS ©hriftuS in mir wohne; „Tantum<br />

proflcies, quantum tibi ipsi yim intuleris. — ©o oiel ffreitet<br />

man ooran in ber Sugenb, als man fich ©eWalt anthut."<br />

(Nachfolge ©hnfti.)<br />

golgenbe Borfäfee faßte er am heiligen grohnteichnamS=<br />

feft. Borfälse. — Befteggrünbe.<br />

1) ©ott hat mich für biefe ehrenooHe Bereinigung mit<br />

ihm berufen, inbent er mich bie ©itßigfeiten ber göttlichen<br />

Siebe Oerfofteu ließ, um mir gu helfen, mt$ ganz oon mir<br />

felbft loSjuf^älen; unb ba er fieht, baß id) nie oollenbs mit<br />

meiner ©igenliebe breche, um bie 2lbtöbtung, bie ©runblage<br />

biefer Bereinigung, zu umfaffen, fo läßt er ju, baß idj oon<br />

ben fd)werften Berfud)ungen angefodjten werbe; biefe Berfud)=<br />

ungen finb gteichfam bte Nuthen, bie feine Siebe gebraust,<br />

um mich anzutreiben, baS ju thun, was er wünfd)t D mie<br />

groß ift feine ©üte!<br />

2) Um mid) ganz oon meinen Unoollfommenheiten frei<br />

%n machen, gibt eS naä) meiner ©rfahrung fein beffereS 9Jiittel,<br />

als mich mit bem ©eifte aUfeitiger 2lbtöbtung aitSjurüfteiu<br />

3) Um in meinen 1)1 SlmtSOerrichtungen ©rfolg ju haben<br />

unb bie in meinem bergen eingewurzelten gehler auszurotten,<br />

habe ich unbebingt eine innige Bereinigung mit ©ott nöthig,<br />

ju ber id) aber ohne bie 3lbtöbtung nicht gelangen fann.<br />

< 4) 3llS ich mi$ geftern zu ben güßen ber feligften Jungfrau<br />

in ben 3uftartb ber ooHften Hingebung zu oerfefcen fud)te,<br />

bamit fie mir ben SBeg zeigte, auf bem id? aus ben ginfterniffen,<br />

bie mid? umgeben, herauSfommen unb meine ©eele<br />

retten fönne, fam eS mir Oor, als ob fie mir baS Äreuz zeigte<br />

r unb eS mir auflegte mit ben SBorten: „SDu mußt bich an baS<br />

Äreuj heften; Oer laß eS nie!"<br />

3ch faffe alfo ben Borfafe, unb baS foll ber £auptgegen~<br />

ftanb meiner geiftlichen Uebungen fein, biefe Sugeitb ber 2lbtöbtung<br />

mir anzueignen, midj an'S Kreitz zu heften unb nie


— 235 —<br />

me^r in meinem Seben herabsteigen. Unb um in'S ©injetne<br />

einzugehen, nehme idh mir befonberS folgenbe fünfte bor:<br />

Abtöbtung ber ©inbilbungSfraft unb beS ©Jebädht*<br />

niffe«: 1) Auf bie ©egenwart ©otteS benfen, aber ohne Um<br />

ruhe unb Anftrenguug; jeben unnüfeen, thörichten unb neu»<br />

gierigen ©ebanfen ausklagen.<br />

2) Seint ©ebete unb befonberS beim SSrevier Witt ich<br />

genau bie Vorfäfee in Ausführung bringen, bie ich in ben<br />

©jercitien beS Jahres 1811 gefaßt habe.<br />

Verftanb uitb UrtheilSfraft: SebeS vortonige Nad^<br />

grübeln vernteiben unb midh ruhig ber 2Mnung ber Anberen<br />

unterwerfen, fobalb baS ©ewiffen nicht verlangt, baß idh<br />

anberS fyanblt<br />

2)er Sßtlle: ©enau jeben Üjiunlt ber Negel beobachten,<br />

befonberS ben 3. Artifel beS 2. Kapitels „Ueber bie ©leidhfömtigfeit<br />

mit bem SBillen ©otteS".<br />

Sie 3unge: 1) ©tittfdhroeigen lieben unb nie<br />

fpredhen, wo bie Negel ©dhweigeit gebietet. 2) ©elbft in ber<br />

©rholuugSjeit vermetben, viel zu fyredhen.3) Ohne Noth s<br />

wenbigfeit nie von mir felbft fpre^en; wenn eS nothwenbig<br />

ift, eS nur mit Semuth unb äSorftdjt thun, bamit bie ©igen=<br />

liebe in bem, was ich fage, mehr abgetöbtet als befriebigt<br />

werbe. SaS gilt vor Allem von bem, was baS Vaterlanb, bie<br />

gteunbe, bie Verwanbten unb ähnlidhe Singe betrifft 4) Nie<br />

meine SBiffenfchaft zur ©chau tragen, baburch, baß iä) nie<br />

ohne Noth über wiffenfdhaftlidhe ober religiöfe Singe rebe;<br />

unb wenn tdh *>avon reben muß, will idh eS fo einridjten, baß,<br />

bie Semuth babei feine ©inbuße erleibet. 5) Nie Semanben<br />

veradhten ober auflagen, fonbern im ©egentheile Alle aä)Un<br />

unb entfdhulbigen unb bte Verachtung nur für midh allein<br />

auffparen.<br />

Ser ©efdhntacf: 1) %ä) wiH midh gänzlich jener ©peifen<br />

enthalten, für bie idh eine befonbere Vorliebe baS gilt<br />

von jenen, ju benen meine natürliche Neigung mit zu großer<br />

©ier midh hingeht 2) Nie bie ganze aufgetragene Portion


236 —<br />

effen, wenn et nidht bie S^ot^menbigfeit erforbert 3) ©twat<br />

von bem opfern, wat für ben ©efcbmad 5 am angenehmften ift,<br />

mit ber inneren ©eftnmmg, auch Allet unberührt gu (äffen,<br />

wenn et ber SBille ©ottet wäre. '<br />

©ehör, ©efidjt unb ©erud): Mr in biefer 33ejiehung<br />

jebe Sefriebigung fcerfagen,bie nicht nothwenbig ober wentg=<br />

ftent nid^t nüfeltdh ift; unb in biefem gatle meine Meinung<br />

auf ©ott ridhten. —<br />

£aftfi'nn unb äußere Haltung: 1) Stuf ©troh<br />

fdhlafen unb währenb bet ©djlafet eine befd;eibene Stellung<br />

einnehmen. — 2) 3Mne natürlidje Sebhaftigfeit jügeln unb<br />

üerfudjjen, langfam 511 gehen; mit ©ruft, 33efd)eibenheit unb<br />

Demuth hanbeln unb immer ben legten afe fudhen. 3) ©ebulbig<br />

bie ©ttd)e ber Jnfeften ertragen, bie midj) beläftigen<br />

unb benfen, bat fei ftatt einet SBußgürtelt. . 4) 3Jlit einem<br />

SBorte: immer Littel ftubeit, auf bie eine ober bie anbere<br />

Sßeife bat Äreuj ju tragen.<br />

Stefe SSorfäfce finb befdhwerlid), aber iä) h^ffe, baß bie<br />

Autführung mir biefelbeit erleichtern wirb, ©ott hat fie mir<br />

eingegeben, er will mir alfo auä) bie ©nabe geben, fie au&<br />

juführen unb bie feligfte Jungfrau wirb mir biefe ©nabe<br />

erflehen. 3Mnerfeitt will idh folgenbe -Kittel anwenben:<br />

1) Dft biefe SSorfäfee betrauten unb bat Seben jener Heiligen<br />

lefen, bie fich am meiften in ber Abtöbtung autgegeidjnet haben.<br />

2) 9)lidh über biefen $unft erforfdjen unb feinen gehler ohne<br />

SBuße hingehen laffen. 3) Unfern Herrn bitten, er möge mir<br />

bie Äraft geben, mein ^reuj ju tragen unb nidht julaffen, baß<br />

iä) audh nur einen Augenblitf naä) ben Steigungen ber 9?atur<br />

lebe: Fortis est ut mors dilectio „bie Siebe ©otfet ift ftarf<br />

Wie ber S£ob."<br />

Dbgleid) biefe Uebung ber Abtöbtung fchon an ber äußer=<br />

ften ©renge angelangt fd)emt, ging bod) Herr be Anbreit noch<br />

weiter, iubem er fogar jenen SEröftungen entfagte, bie er int<br />

Anfange fcottSeit gu $eit, in ber golge aber fehr häufig im<br />

SDienfte ©ottet üerfoftete. ©r fdhreibt barüber wie folgt: „ Jd)


237<br />

muß meinen ©eift von einer anberen £äuf$ung befreien, bie<br />

ixxrin heftest, baß id) mir einbilbe, idh fönne in biefem eleuben<br />

Seben auf beftänbige SDauer biefe« ©lüd: Verfoften, Welche«<br />

einem bie Uebung ber Sugenb verfchafft. SBenn bem fo Ware,<br />

iann wären bie SBorte unfere« £errn nid^t wahr, ber un«<br />

befiehlt, unfer $reug alle Xage auf un« gu nehmen unb gu<br />

tragen, baß wir nur mit großer Selbstverleugnung, burdj große<br />

Seiben in'« Himmelreich eingeben fönnen."<br />

'<br />

„©ewiffe Xröftungen gehören in ben Gimmel. SDie göttliehe<br />

©üte gibt un« manchmal vor ber 3ett in biefem Seben<br />

einige Kröpfen bavon gu verfoften, gteic^fam al« einen $or=<br />

gefd)mac! be« Gimmel«, um un« gum Seiben gu ermutigen.<br />

SBünfdjen, biefe SCröftungen motten vollfommen fein, heißt fidj<br />

ba« wimfdjjen, wa« nur im Sßarabiefe möglich ift. ©o will<br />

id) alfo 2llle« bem 2Bitten ©otte« überlaffen. 3d) habe nun<br />

-auf feine ©infpredjungen Wh wie e« mir fdjeint, folgenben<br />

SBorfafc gefaßt: SDa £te Sröftungen ©otte« ni^t ©ott felbft<br />

finb unb bie gu große ©ier nad) folgen £röftungen mid)<br />

J)iubert gu fagen: 2Mn ©ott unb mein 2We« unb mid) mit<br />

'©ott allein gu vereinigen, fo habe ich -mit vorgenommen:<br />

Meit geifttii^en greubeit bi« gutn S£obe gu entfagen. ^Darunter<br />

verftehe ich: ©ie nicht fudjjen, nid)t wfinfd&en, nidjt barum<br />

beten, fein wie immer geartete« Verlangen barnad) haben, in<br />

ber votlfommenen Uebergeugung, baß id) fotdjer ©naben un=<br />

Würbig bin."<br />

©eeleiteifer: 35a« 3*el, weldf)e« $err be 3lnbrei« bei<br />

feiner vielfeitigen 3lbtöbtung im 2luge hatte, war, befto fixerer<br />

gur innigen Vereinigung mit ©ott gu gelangen unb von jener<br />

brennenbert Siebe eutgünbet gu werben, bie nidfjt umhin fann,<br />

ihre flammen auch ben Ruberen mitgutheilen unb bereu «geil<br />

gu förbern, wenn auch mit ber vollfommenen ^inopferung<br />

feiner felbft, nad) ben SBorten be« Stpoftel«: Optabam ego<br />

ipse anathema esse a Christo pro fratribus meis. (Rom. 9.3.)<br />

„SBahrhaftig," fo fd^reibt er im 3ah*e 1814, „nie fühlt<br />

man fid) mehr gebrungen, ben 9läd)ften in gebithrenber SBeife,


— 238 —<br />

auS tetner Siebe gu lieben, als wenn man ftd) wie tobt ixt<br />

ben Hetgen ber Sffienfdjen betrachtet. Unter bem frönen ®ed*<br />

mantel Oon Siebe, ©efälligfeit, ^öflid^feit r Suoorfommenheit,.<br />

wie oiel ©troh unb wie oiete anbere -Jtebengrünbe ftnben fidh<br />

barunter! SDamit bie flamme, bie in meinem bergen brennt,,<br />

audh anbere Hergen entflammen fönne, muß fie guerft baSmeinige<br />

oergehren unb reinigen. ®aS geuer greift nid)t weiter<br />

um- fich unb verbreitet feine SBärme, Wenn eS nicht alles<br />

Brennbare unmittelbar um fich her oergehrt $at .muß.<br />

alfo meine glantnte nähren unb unterftü^en, baß fie ben alten<br />

•äftenfchen gerftßre, unb3lHeS fernhalten, was bem alten 9Jtenfd)en<br />

Äraft geben fonnte."<br />

ffienn wir über ihn nadfj ber Betreibung, bie er oon<br />

biefer göttlichen SiebeSflamnte gibt, urtheilen, müffen wir<br />

fagen, baß biefe flamme Wahrhaft in ihm brannte unb baß.<br />

fie auch fähig War, ihre SBärme einer großen 3


239<br />

ju gewinnen. barf meinem ©eifte nie geftatten, babei ju<br />

verweiten, benn baS geht mid) nichts an: Quid ad te? Tu<br />

me sequere. habe nichts AnbereS ju t^un, als 3cfu<br />

©hrifto in bem erhabenen Amte nachzufolgen, ju bem er mid)<br />

berufen hat, unb idh uß jene 2Borte als au mich gerietet<br />

betrauten, weldje ber £err zu ©inem fagte, ber juerft feinen<br />

Vater begraben unb bann erft ihm folgen wollte: „Saß bie<br />

Sobten ihre lobten begraben, bu aber gehe unb verfünbe baS<br />

Neid) ©otteS!" D mein ©ott! weld^ eine ^errlidhe SBeftimmung:<br />

(Seelen ju erwerben, mit bem 3ftenfd)enfohne, bem<br />

©obite ©otteS mitzuarbeiten, benfelben Veruf mit ihm jti<br />

haben, baS Neich ©otteS auszubreiten unb baS Neid) beS<br />

SeufelS unb ber ©ünbe gu gerfiören; ©eelen zn ©Ott zu belehren,<br />

fie auf ben SBeg ber @ered)tigfeit unb beS. feiles jurü(fzuführen,<br />

fie zu t^rer erften ©runburfadje unb zu ihrem<br />

legten Stele zu bringen! D mein ©ott! et unde hoc mihi?<br />

2BaS hat ber Allmächtige in meiner ©eele nidht Alles gethan,<br />

um midh Z u e i ner f° eblen Aufgabe fähig zu machen. SBäre<br />

eS nidht eine ©d)anbe für ©inen, ber zn einem fo hohen Amte<br />

berufen ift, fidh ber ©itelfeit unb ben greubeit ber SBelt zu<br />

überlaffen, als ob er nichts zu t^un hätte, als ben trbifchen<br />

©hren nachzulaufen ober Spinnengewebe ju famntelu? Duo<br />

in altum, duc in altum et mitte retia in capturam —<br />

non in capturam auri yel argenti, sed in capturam anL<br />

marum!"<br />

Saraus fönnen wir uns erflären, wie £err be AnbreiS<br />

als ©tubent unb als ^rieftet fo viel Anftrengungen unb<br />

Arbeiten auf fich nahm unb wie er trofc feiner zarten ©efunb=<br />

heit -Blühen unb ©efahren beftanb, bte ihm bem Aufweine<br />

nad) baS Sebeit hätten foften müffen. „Fortis est ut mors<br />

dilectio," fo fd)rieb er, „ftarf Wie ber Sob ift bie Siebe; bie<br />

Siebe ift nicht jufrieben, wenn fie fidh nidht mit bem Sobe<br />

nteffen fann. Ser ©igenbünJel unb bie iQoffart finb enger<br />

mit ber ©eele verwachfen, als bte £aut mit bem gleifche, unb<br />

fidh int ©eifte Völlig loSzufchälen, ift ebenfo fd)wer als bie


— 240 —<br />

4}aut Vom Seibe ju ^ie^en; jeben Sag muß man fterben."<br />

SDann fügt er bei: „Saufenb Jahre ftttb bor beinen Augen,<br />

o mein ©ott, lote ber geftrige Sag, ber nt


— 241<br />

XIV. Kapitel.<br />

^ortfctoritte öer fatuoltfdjen Religion in Den bereinigten 5ta«ten' t<br />

befonbere in fouiftana feit Ünfang biefe* 5al?rl?ttnbert0 bte ?um<br />

2at)X.e 1860* — ZDie Werfammluttg öer Scbroeftern, gejtiftet oon<br />

iraii t)on 5etott trnrö mit öer Perfammlung öer barmherzigen<br />

Sdjweftcm uereiiit^t-<br />

SDiefe« ©apitel wirb bie Seben«gefdji$te be« £errn<br />

be Slnbret« vervollftänbigen, benn e« ift flar, baß bie gort*<br />

f^ritte ber Religion in ben öftlidj>en bereinigten ©taaten gum<br />

größten Steile ibm unb feinen -BWfftonären, beren ©uperior<br />

er war, gu verbauten finb.<br />

3u älnfang biefe« $al;rl)unbert« gab e« in biefem Sanbe<br />

nur gwet Sifdjßfe. 3Jtfgr. Sodann ©aroH, gebürtig au« üfar^<br />

taub, von pu« VI. gum erften Stfd)ofe Von Baltimore ernannt<br />

am 6. November 1789 unb 9ttfgr. Soui« SßenalverX) ©arbena«,<br />

gum erften 33ifd;ofe von 9?eu=£)rlean« ernannt im ^afyxc 1793;<br />

beibe geidjmeten fid) au« bur$ Talent, ©ifer unb $römmig=<br />

feit. 3nt ©übweftert genoffen bie Slat^olifen ben religiöfen<br />

SBeiftanb einiger frangöfifdjer ^riefter unb einiger weniger fpa*<br />

nifc^er granci«faner; im Dften, Horben unb Storbweften wirften<br />

einige frangöfifdje ober ettglifdje ^rtefter, unter benen mehrere<br />

Sefuiten waren. gwet 2Sifd)öfe unb einige eifrige ^riefter<br />

follten alfo ben geiftlidjen Söebürfniffen eine« unermeßlidjen<br />

Sanbe« genügen, ba« mehrere fyunberttaufenbDuabratmeilen<br />

umfaßte.<br />

3m gabre 1801 würbe 3Jtfgr. Sßenalver auf ben 3Jietros<br />

politanfife Von ©uatemala in ©entral=3lmerifa erhoben, unb<br />

für s JJeu=Drlean« würbe im 3al)re 1802 in 3lom ein anberer<br />

SHfdjof geweift, ber aber balb barauf ftarb, otyne je feinen<br />

bifdjöflicfyen ©ift eingenommen gu fyaben.Sbte 2lbwefen^eit<br />

be« Dberbirten itnb ber häufige 3iegieriing«wed)fel trugen viel<br />

bagu bei, bie gort)dritte ber Religion in Souifiana gu Vergögern,<br />

ja fogar gu fdjäbigen.<br />

©rft nad? ber SBiebereroberung be« Sanbe« bur§ bie gran=<br />

jofen unter ^efferfon im Saljre 1803 würbe 5Kfgr. ©aroll ca*


— 242 —<br />

nonifch mit ber Berwaltung ber Siöcefe -Keu'DrteanS betraut<br />

Herr Dlioier, bamalS Beid)toater int Slofier ber Urfulinerinnen<br />

biefer ©tabt, würbe ju feinem ©eneral-Btcar befteHt unb mit<br />

ben äuSgebehnteften Bollmadjten auSgerüftet. Sief er auSge*<br />

jeid^nete ^riefter ftarb im ga^re 1810; wie man glaubt, folgte<br />

i^m Herr ©ibourb ebenfalls in ber ©igenf^aft als ©enerat<br />

Bicar nach, bis tm $ahre 1812 Herr Subourg ernannt würbe.<br />

Siefer blieb jwei 3al)re hiubur^ 2lbminiftrator ber Stöcefe.<br />

©£ fdjeint, baß fogar f


— 243 —<br />

Sazariften als apoftolifdjer Vicar nadh Sega« gefd^icft. Salb<br />

barauf fam er nach VarrenS juriid unb &err Dbtn aus ber*<br />

felben ©ongregation nahm feinen ^lafe ein. 2lnt 6. aJlärg 1842<br />

würbe Sefeterer jum Vifchof in partibus geweift unb für ben<br />

Vifchoffife von ©alvefton beftimmt. bemfelben 3a^rc mürben<br />

brei neue Söifd^offtfee errietet: Albane, Vuffalo unb Stevelanb.<br />

©a ftch anbere ©ebiete mit ber Union vereinigten, be?<br />

famen auch bie weftlidhen Territorien ihre Vifdhöfe; fo 9leS=<br />

quafy, ©anta^e unb ©aint^aul im ga^re 1850. bemfelben<br />

$ahre würbe auch 2B^eeIing zum Vtfdhoffifee erhoben<br />

unb in ben gelfengebirgen ein apoftolifcheS Vicariat eingerichtet.<br />

$m Sa^re 1853 folgte bie Srridjtung ber ViSthümer Vrooffyn,<br />

Vurlington, NatchitodjeS unb -äJionterety unb im $ahre 1855<br />

sßortlanb. Alton unb gort 2M;ne befamen im $ahre 1857<br />

eigene Vifchöfe; in bemfelben $ahre auch würben $loriba unb<br />

©aut-©ainte-3)larie bie ©ifee zweier apoftolifcher Vtcare, beibe<br />

Vifchöfe in partibus. ©aSfelbe gefdjah "in NebraSfa im<br />

Sa^re 1859.<br />

bem 9Kaße, als bie ftaty ber Vifdhöfe ftteg, brauste<br />

man audj mehr ^riefter, Sirdhen, religio je ©enoffenfdjaften,<br />

©eminarien, ©ollegien, unentgeltliche ©d)ulen, ^oftritäler,<br />

SBaifenpufer unb fromme Vereine. 25ie Cat^olifd^en Vüdjjer,<br />

weldhe int Anfange biefeS Sahrhunberts fe^r treuer unb fehr<br />

fetten waren, vermehrten fidh aHmählid); beute fyatbte fatholifd^e<br />

treffe einen großen ©influß unb trägt nidht wenig zur<br />

©ntwicflung ber SBiffenfchaft unb Siteratur bei.<br />

@S Wäre fdjwer im SDurdhfdhnitte bie jä^rtid^e Zunahme<br />

ber fatholifd^en Vevölferung in ben Vereinigten Staaten anjugeben;<br />

mau fam fich jebod; eine Vorftetlung bavon madhen<br />

burdh *>ie jährliche Vermehrung ber Vifdjoffifee unb burdh bte<br />

jahlreidhen fatholifdhen AuSWanberer aus Seutfchlanb unb<br />

lanb, weld;e ihre Religion, ihr ©ewerbe unb einen Sheil ihrer<br />

Vefi^thümer nad) Amerifa mitbringen.<br />

©dhon vor bem $ahre 1847 erhielt ber würbige<br />

bifdhof von ©aint=SouiS baS ^alltum; Valtimore war früher


— 244 —<br />

bat einzige ©rgbitthum in ben bereinigten ©taaten. Jm<br />

Ja^re 1850 würben fünf anbere errietet: Sftew^Drleant, 9lew*<br />

2)orf, ©incimtati, Oregon unb ©an gräncitco. ©b würben<br />

aut ber einen Äirdhenproving Baltimore fteben gebilbet; nodj<br />

anbere Böttingen würben tu ber golge abgetrennt. Der 9le*<br />

ligion gab biefe neue ©intheilung in biefem Sanbe einen neuen<br />

Sluffdjwung. ©amatt war in jenen Drten ber ßatholicitmut<br />

faum Mannt, wenn Wir Von Souifiana unb 3Jlar^)tanb ab<br />

fehen; unb ber bifchof von Baltimore mit fünftmbgwangig<br />

Sßrieftern follte nun ben geiftli^eit bebürfniffen ber auf bem<br />

gangen SBetttheile gerftreuten ßatholifen entfpredjen.<br />

kommen wir jefet auf Souifiana guritd. Dat fo genannte<br />

Sanb umfaßte urfprüngltch bat unermeßlidhe Territorium, welebet<br />

jefet gu ben bereinigten Staaten gehört unb fidh<br />

SDttffijftypi gum ©tiHen Deean erftredt. ©t befam feinen Sias<br />

men im Jahre 1632 gu ©hren bet ^önigt Subwig XIII. von<br />

granfreich. 9ladh ben wahrfdheinlichften 33erid^ten tpar gerbinanb<br />

be ©oto ber erfte, ber im Jahre 1541 hMfarn. Die<br />

erfte -Jliebertaffimg würbe von £arviffe gegrünbet, ber im<br />

Jahre 1699 von ©artaba fam. bor bem Jahre 1763 gehörte<br />

biefet Territorium gu granfretch.<br />

Die SKiffifftppigefeUfdhaft befaß einen guten Ztyil biefet<br />

Sanbet, ber ihr gefchenft worben War; aber ihre ©peculationen<br />

Waren ni$t glüdlich. 9laü) bem Kriege ber grangofen in<br />

Slmerifa würbe Souifiana englifche befifeuttg unb balb barauf<br />

ging et in bie Häitbe ber ©panier über. Jm Jahre 1800<br />

fam et wieber an granfreid) unb würbe im Jahre 1803 von<br />

ben bereinigten ©taaten um 60 Millionen gfranfen gefauft.<br />

Die Diöcefe Souifiana umfaßte auöh gtoriba, weichet im<br />

Jahre 1496 burch ©abot ober noch wahridjeinlidjer im Jahre<br />

1512 burdj $once be Seon entbedt würbe, ©r nannte et<br />

gloriba, weil bat Sanb gerabe barnalt mit ber iippigften hegetation<br />

bebedt war. 1 )<br />

*) Ober meintest* befall), roeUbiefeS Sanb am ^ahnfonntag (nadj<br />

bem fran$öftfcf)en Päques fleuries, „Müljenbe Dftern") entbetft mürbe.


— 245 —<br />

ßraft eine« Vertrage« mit ©paniert fant gloriba im<br />

1821 an bie bereinigten Staaten.<br />

3ftan wirb fich eine borftellung von bem traurigen 3 U?<br />

[ianbe be« $atholici«mu« in Souifiana ttnb gloriba mad^en<br />

fönnen, Wenn man weiß, baß im 1820 faum jwanjig.<br />

Dftercommuntonen in -Keto-DrleanS gejagt würben.<br />

9Jifgr. SDubourg, ber, wie gefagt, im Sahre 1812 ba^infam,<br />

erfannte ben geiftiicfycn 9lothftanb be« Sanbe«. 311« er<br />

im Sa^re 1815 SBifdjof von 9leu~Drlean« Würbe, ging er nach<br />

3tom, um einige ^ßriefter ju befontmen, bie ihm bei 33ear~<br />

beüuitg be« geiftigen SBeinberge« Reifen follten. SDie<br />

ber Äirchen in ber 35iöcefe war fehr Mein; SReu-Driean« ^atte<br />

nur eine einjige ^irdje; Saint^Soui« hatte nur eine Äapette<br />

für bie anglo-amertfanifchen ^atholifen nebft ber Capelle be«-<br />

Urfulinerinnen^lofter«. 2lber al« biefer SÖifdjof mehrere ^rtefter<br />

erhalten hatte, fonnte er balb feiert, wie bie Äirdjjen fi


— 246<br />

28. $ebruar 1855 würbe baS Seminar burd) einen Branb<br />

jerftört, aber burdj bie Bemühungen beS Herrn SelcroS würbe<br />

ein anbereS in Sefferfon-Eiti; aufgebaut unb ben ©öhnen beS<br />

heiligen Binceng übergeben, weldje auch fd)on bie ßeitung ber<br />

Pfarre hatten. 3ah r e 1858 würbe ber Kongregation ber<br />

URiffion auä) nofy bie Pfarre unb baS Hoftrital ©t. Sofeph<br />

übertragen.<br />

gm Sahre 1829 hatten bie ©chweftern ber grau ©eton<br />

baS 3BatfenhauS ^SopbraS unb baS ßofpital de la charite<br />

übernommen. 3 m Saht* 1844 grünbeten biefe ©chweftern<br />

eine Kteberlaffung in Sonalbfonoille, wo fie nod) immer ein<br />

SBaifenhauS unb eine ©djmte leiten. 3m gahre 1851 über*<br />

nahmen fie bie Srrenheilanflalt, wo fie audj oerblieben, als<br />

biefe im 3l unb 1860 fam gu ihren gahlreidjen<br />

Slnftalten in biefer ©tabt noch eine anbere ©chule h^SU.<br />

©eit 1850 arbeiten aud) bie SRebentptortften mit ©rfolg am<br />

•Heile ber ©eelen unb ihr apoftolifdjer ©ifer hat in bem ihnen<br />

•anoertrauten Siftrict Safapette fdjon bie reichlichften grüßte<br />

heroorgebradjjt. Sie in Keu^DrleanS anfäffigen 3 e f u^n thun<br />

iurdj bie 3 u 9enbergiehung unb ihre pfarrlidje ©eelforge oiel<br />

•©uteS. Äurj, man fann fagen, baß in bem 9Jtaße, als bie<br />

©laubigen fid) mehrten, auch Hirzen, ©djulen, fromme unb<br />

-wohltätige Bereine gunahmen.<br />

SllS Herr be SlnbreiS mit feinen SWitbrfibern in Saint*<br />

fiouiS auf am, gab eS nur eine hölgerne Capelle, unb ein in<br />

.gloriffant refibirenber ^riefter fam oon $eit j U ßeit hieher.<br />

Sie ©inwohner beliefen fiel) auf oiertaufenb ©eelen, faft alle<br />

^atholifen, aber eher bem Kamen nadh als in SBahrheit. ©ang<br />

Dber=ßouifiana, welkes im 3ah?e 1826 bie Siöcefe Saint*<br />

SouiS bilbete, hatte nur fieben fleine hölgerne Kapellen, tiier<br />

Ißriefter unb achttaufenb-Äatholifeu; bie Capellen waren in


— 247<br />

©aint-SoutS, ©ainte=®eneviöve, KaSfaSfia, gloriffant, ^rairte<br />

bu Nocher, ©ahofia unb Neu?9Jtabrib. Von ben biet Sßtieflertt<br />

waren brei fdh.on fehr alt unb ftarben in furjer geit; ber vierte,<br />

:§err Dtibier, jog fich nadh VarrenS jurütf, wo er ©eftcht unb<br />

©ehör verlor unb in feinem ©reifenatter bie ffünften Vei?<br />

fpiele ber ©rbauung gab. ^n biefer Surüägejogenbeit verbrämte<br />

er jwßlf Sa^re, bis er int Sa^re 1840 ftarb. 2Bährenb<br />

mehrerer Sahre waren nun bie Sazariften unb bte Sefuiten<br />

bte einzigen ^ßriefter tu ©aint?SoutS. Von ben ßefeteren finb<br />

Zu nennen P. Van be Velbe, fpäter Vifchof von Natd^ej,<br />

P. ©let unb anbere, welche ber Kirche große Sienfte erwiefen.<br />

©rft nadh bieten Sahren fanten neue Sßriefier tynp,.<br />

£err Nofati, ber fyätereVifchof von ©ainkSoutS, baute<br />

bie Kirche neu auf unb mietete ein bequemeres 2BohnhauS,<br />

wo er mit feinem ©leruS ein gemeinfchaftlidheS Seben führte. Ser<br />

gute Vtfdjjof hatte nodh bie greube, fyätereine Kathebrale zn<br />

bauen, bie er im gatyre 1834 mit großer geierlid)feit einweihte.<br />

9Wan fann eS fidh faum erftären, Wte 2Jlfgr. Nofati<br />

bie SWittcl fanb, ein fo großartiges ©ebäube aufzuführen, be?<br />

fonberS wenn man bebenft, baß ber Arbeitslohn zu jener 3eü<br />

außergewöhnlich ^ar. ©lüdflicher äBeife ftanb ihm ber<br />

Saienbruber Oliva aus ber ©oitgregation ber s Mffion znr<br />

©eite, welcher, felbft ein ausgezeichneter Vaumeifter unb SBtlb*<br />

hauer, zum großen Sheil ben Vau ber g^abe ber Kirche<br />

leitete. StefeS großartige ©ebäube, weldheS nicht bloß baS<br />

fdhönfte Senfmal ber ©tabt, fonbern audh bte fdhönfte Kirche<br />

im ganzen SBeften war, bot ben Katholifen ©efegenbeit, bem<br />

©otteSbienfte beizuwohnen unb bie Unterweifungen in franjö*<br />

fifdher, englifdher unb beutfdjer ©pradhe zu ^oren. Sie Sßrote?<br />

•flauten fatnen, fei eS aus Neugierbe, fei eS aus religiöfer<br />

©eftnnung, befonberS an großen geften herbei, um bie ©ere?<br />

monien mit anzufehen unb unter bem ©iufluß ber ©nabe<br />

fudhten fte aus ben Unterweifungen Nufeen zu ziehen unb nahmen<br />

ben wahren ©tauben an. Sie beutfchen Katholifen würben<br />

Steilen LX. 17


— 248 —<br />

immer gahlreidher unb bie 5Ur$e 6t. 3ftaria, im Jahre 1839<br />

angefangen, fonnte im Jal;re 1843 vollenbet werben.<br />

Die Drbentfrauen vom ^eiltgften fielen begannen im<br />

Jahre 1835 in ©atnkßouit ben Sau ihrer Anftalt auf einem<br />

©runbftüd, welket ihnen von bem Stifter 3Ruffartph9 jur<br />

©rridfjtung einet ^$enfionatet gefchenft toorbenwar. günfunbgwangig<br />

Jahre lang leiteten fie auch bie Anftalt von gloriffant,.<br />

wel$e h eu * e *> cn Jofeph 2 ©$toeftern gehört.<br />

Die barmhergigen ©chweftern ber grau ©eton ließen fidh<br />

im Jahre 1827 in ©aint-Souit nieber. Der f


fdjritt ift wahrhaft außerorbenttid) unb unferer 33ewunberung<br />

würbtg, benn in feiner früheren $eit, an feinem Drte ber SBelt<br />

fehen wir eine fo fQuelle 3lu«breitung be« fatholifdf)en ©lau=<br />

ben«. @« gegiemt fi


250<br />

Subourg, ein ttnoergletchltcher 3ftann, wirb, ben fünftigen<br />

Reiten als -äJtufter bienen. ©r finbct Arbeiter uttb Hilfsquellen<br />

im Ueberfluß; er oerfdjwfft ©elb, er fdjidt uns überall gum<br />

redeten Spanne; er bereitet ben 3ßeg, er befeittgt bie £inber*<br />

niffe, unb währenb er in granf reich ift, leitet er 2MeS fo<br />

iouitberbar, baß wir hier in 2lmerifa mit gesoffenen Slugen<br />

nur feinen 9lnweifungen gu folgen brausen, ©ein ©influß,<br />

fein angenehmes Sßefen gewinnen bie Hergen fdjon im Bor=<br />

hinein für ftd) ttnb feine Mitarbeiter. ®iit feiner ©mpfehlung<br />

reifen wir burch biefeS unermeßliche Sanb unb finben überall<br />

bie hergli(^fte Aufnahme."<br />

„Sßenn wir/' fo fd;rie6 Herr be SlnbreiS noch im gahre 1819,<br />

„ein Kollegium haben für bie ©rgiehung ber $ttgenb, ein ^ett*<br />

fionat unter ber Seitung Oon Mofterfrauen für bie jungen<br />

•äJtäbcfyen, ein ©eminar für bie ©lertfer, eine Äatl;ebrale, wo<br />

wir balb ben ©otteSbienft werben fetern fönnen, fo oerbanfen<br />

wir baS 2lHeS feinem erleudjteten unb unerfchrodenett ©ifer.<br />

©r prebigte in einem fort, englifd) ober frangöfifch, mit einem<br />

©rfolge, wie fonft itiemanb. Sie gasreichen Befehrungen, mit<br />

einem SBorte 2WeS, was ©uteS geflieht unb baS ift, ©ott fei<br />

Sanf, fehr oiel, geht ooit ihm aus. 5Jtan ftnbet ihn au$<br />

überall: er prebigt, hört Söeid)te, er tauft unb fließt ©hen;<br />

er befugt bie Traufen, er ift alles auf einmal, Hauptmann<br />

unb ©olbat. ©itten berKacht benüfet er bagu, ben auS<br />

©uropa ober auS ben oerfchtebenen Sheilen Slmerifa'S fomtnen=<br />

ben Briefen gu antworten; eine unermeßlid)e Siöcefe nimmt<br />

feine ©orge in 3lnfpruch. 3ttöge ihm ©ott feine ©efunbl/eit<br />

bewahren uttb bann fönneit wir oon einem folgen apoftolifd)en<br />

3Jiann fo.oiel ©uteS erwarten, baß eS jebe Borftettung überfteigt.<br />

Sie Hanb ©otteS begleitet ihn fi^tlich, unb fie allein<br />

fann ihm feinen gebührenben Sohn geben; notum est Domino<br />

opus eius."<br />

SBir bürfen nicht übergehen, welchen 3Cntt;eit $tfgr.<br />

Subourg bei ber ©rünbung ber barmhergigen ©chweftern in<br />

ben Bereinigten Staaten hatte, ©r lernte grau ©eton in


— 251<br />

Ncw-2)orE im Sahre 1806 lennen. ©dhott bamals machte er<br />

ihr ben Vorfdhlag, für bie Vereinigten ©taaten eine Verfamm?<br />

tnng von ©dhweftern gu ftiften unb fo ihrem SBunfdje nach?<br />

gufontmen, ©ott in einer religiöfen ©emeinbe gu bienen. ©r<br />

war eS audh, ber f^äter für grau ©eton unb ihre 3Jtitfchwe?<br />

ftern in Valtimore ein §auS erwarb. @r würbe Von 9flfgr.<br />

©aroll, bem ©rgbtfdhofe biefer ©tabt, gum erften ©uperior<br />

biefer entftehenben Verfantmlung ernannt unb fc^rieb auch bie<br />

erften Regeln für biefelften nieber. Siefer foftbare ©ame,<br />

ben feine gefdjicfte £anb bem noch nidht bur


— 252 —<br />

fammlung, ber auch über ihre Regeln wachen follte, gab bem<br />

klarte bet Deluot feine volle 3uftimmung. 2Jtfgr. ©hauce,<br />

SSifd^of von-Jlatdheg, befugte unmittelbar vor feiner ©infdhiffung 1<br />

nach ©uropa Baltimore; nach' einer Unterrebuitg mit bem<br />

©uperior biefer neuen Berfantmlung übernahm er et bereite<br />

Willig, mit £mrt J. 33. ©tienne, bem bamaligen ©eneralfuperior<br />

ber üDJiffiontpriefter unb ber barmhergigen ©dhweftem,<br />

über biefe Bereinigung gu verhanbeln.<br />

3uerft gab feixx ©tienne" einen Befdjeib, welcher einer<br />

abf^lägigen Autwort gleichfam, aber bat fdjrecfte ben Würbigen<br />

Bifd^of nicht ab. -Jlad) einigen Augenbliden ber Ueberlegung<br />

begann er wieber folgenbermaßen: „ s J)ietn Herr, wenn bat ber<br />

äöitte ©ottet wäre, baß biefe Bereinigung vor fich ginge,<br />

würben ©ie fid) bann noch weigern?" „Dhne Zweifel nein/'<br />

antwortete Herr ©tienne, „aber ich fel;e nicht, baß bat ber<br />

SßiHe ©ottet fei." — „SBelchen Beweit wollen ©ie, um fid)<br />

gu itbergeugen, baß ©ott biefe Bereinigung will?'' „1) Die<br />

©chweftern müffen bie Bereinigung wünfehen, unb biefet ber*<br />

langen burd) ein anttlid)et ©^reiben ihrer ©uperioren aut*<br />

brüden. 2) Daß ber Bifdjof von Baltimore unb bie -ütehrgahl<br />

ber Bifchöfe, in bereu Diöeefen bie genannten ©chweftern finb,<br />

ihre ßuftimmuug bagu geben. 3) ©nblid), baß bie ©chweftern<br />

bie Regeln unb bie Reibung ber barmhergigen ©chweftern in<br />

©uropa annehmen." Darauf geigte ihm 9)ifgr. ©hauce fogleich<br />

ben Brief, ben femDeluol au ihn getrieben ^atte, um ihm<br />

biefe Angelegenheit gur Berhanblung gu ilberlaffen, unb er<br />

fügte noch bei, er fei ber affgemeinen guftimmung aller Bifdjöfe<br />

fid)er, ba er fchon mit einigen barüber gefprodjen hcibe. SBat<br />

bie brei Bebingungen betreffe, fo fehe er biefelben alt eine nattte<br />

lidje Folgerung an," bie nad) ber vollftänbtgen Bereinigung<br />

nicht autbleiben Werbe. Alt fetvx ©tienne bat vorgelegte<br />

©chriftftücf gelefen hatte, ^iett er et nidjt für genügeub unb<br />

forberte ein Weiteret amtlichet ©djriftftüd: von ©eite ber<br />

©chweftern. ©r wollte fid) and; nodj Seit gönnen, um nad^<br />

jubenfett unb ©ott um 9tath gu fragen.


— 253 —<br />

3)arauf fd)rieb $err ©tienne am 5. 2tprit 1849 an £errn<br />

URaller, Bifüator ber Kongregation ber -JJtiffton in ben Ber=<br />

einigten ©taaten, unb bat ihn, fich mit bem ©rjbtfchof von<br />

Baltimore ju befpredjen, ba« &au« ©t Sofeph (in ©rnmitt«-<br />

bürg ju befugen, bte ©d?weftern jn befragen, unb ihm bann<br />

perfönlid) barüber beriet ju erstatten. -Jtadjbem £err SJtaHer<br />

ba« 2lße« getrau hatte, machte er fi$ auf ben SBeg nach ^3ari«.<br />

3u berfelben machte £err ©eluol, int Begriffe,* fidj nach<br />

©uropa einschiffen, feinen legten 33efud^ im ißaufe ©t. Sofeph<br />

unb fprach ju ben ©chweftern in ben väterlichften ©efinmmgen<br />

von ber geplanten Bereinigung. Balb barauf fam er in 5|3ari«<br />

an, um bie Bittfchrift in aller $ornt ju überreifen, £err<br />

©tienite gab feine 3ufttmmung, baß $err aKaller bie Seitung<br />

"ber ©chweftern in ben bereinigten ©taaten übernehme; bte<br />

völlige Bereinigung fanb ftatt am 25. 9Jiärj 1850, an Welchem<br />

Sage bte neu aufgenommenen ©chweftern bie ©elitbbe in ber<br />

t)on bent hl. Bincen^ für bie barntheräigen ©chweftern beftimmten •<br />

fjornx ablegten.<br />

Sie Äletbung würbe nicht überall auf einmal veränbert;<br />

bie Dbern hielten e« für geraden, fie nad) unb nach einju=<br />

führen, unb jwar nur in jenen Käufern, bie barum baten.<br />

3nt Anfange jog bte Steuerung in ber Äletbung bie Slufmerffamfeit<br />

be« Bolfe« auf fich, toeldjeSttodj nie fo etwa« gefehen<br />

hatte, aber balb fanb man fie für fdjöner unb ben Arbeiten<br />

ber ©djweftern, befonber« bem Äranfenbienfte für mehr angepaßt.<br />

Uebrigen« ift bie SC^atfadje, baß 300 ©djweftern bie anbere<br />

Äleibung amtahmen, ohne baß nur eine einzige ihren Beruf<br />

verloren hätte, vielleicht eine in ber $irchengefd)icbte ^ingig<br />

baftehenbe, unb ein ebenfo berebte« 3 eu 0ttiß fifr ben guten<br />

©eift, ber bie ©chweftern in SImerifa befeelte. ©ott fegnete<br />


254<br />

©o lange Herr be 2lnbreiS lebte, mar er bie ©eele aller<br />

platte Mfgr. Subourg'S, fein regier 2lrm unb fein eifrigfter<br />

Mitarbeiter bei alP bem ©uten, baS er in feiner Siöcefe that,<br />

3lußerbem mar er ber erfte ©uperior unb ber ©rfinber ber<br />

Slnftalten ber Miffionäre in 2lnterifa. ©eine Untermeifungen<br />

unb feine Beispiele bilbeten ausgezeichnete Männer heran; er<br />

felbft nannte fte „ßngel an Sttgenb". JDurch biefe feine<br />

©djüler nahm bie Religion in llnter^Souiftana einen fo mintber<br />

baren 2luff$mung, b aß man auf fein Seben bie SBortc ber<br />

hl ©$rift antoenben fann: „$n furjer $eit oollenbet, hat er<br />

otele 3ahre erregt." ©eine SebenSgef Richte ift bafiir ein<br />

beutlicher Beweis. Uttb oießeidjt muß man feinen Berbiettften<br />

unb feiner gürbitte einen größeren %f)til ber ©rfolge jufchrei*<br />

ben, als allen Arbeiten Sener, bie nach ihm gefommen finb.<br />

©ott hat für bie Äird?e 2lmerifa'S baSfelbe gethan, was mir<br />

oon bem Tempel ©alomonS unb oon bem himmtlfdhen Sern-<br />

• falem lefen: @r oerbarg in feinen ©rttnbntauern ©aph^e A<br />

Sopaje unb alle Arten foftbarer ©teine — nämlich Männer<br />

oon feltener Heiligfeit unb heroifcher Sugenb.<br />

jl tt $ a tt g<br />

über bie ZHitbrüber bes ^errn be Aubreis unb bie erften<br />

2lnftalten ber (Congregation ber XTCifion in ben Pereinigteu<br />

Staaten.<br />

©S mirb ni$t ohne 91n|en fein, über bie geiftlichen ©ohne<br />

beS Herrn be AnbreiS uttb über ihre hau:ptfä$lid;ften SBerfe<br />

einige Auffdjliiffe ju geben. Ser gute ©eift, ben er ihnen<br />

währenb ihres Aufenthaltes im ©eminar oon ©aint=£outS<br />

einflößte, bie meifen 3?athf cfyläge, bie er ihnen beim Antritte<br />

ihrer apoftolifchen Saufbahn gab, bie ermuthigenbeu Briefe,<br />

bie er ihnen mährenb ihres fd)mierigen Amtes fchrieb, oerfehlten<br />

nid)t, heilfame SBirfungen heroorjubringeit, fo baß 5ßriefter<br />

unb Bolf ben heiligen ©influß beS ©eifteS ©otteS fühlten,


— 255 —<br />

ber i^nen burdh bie ©djttfer biefeS SienerS ©otteS mitge=?<br />

theilt würbe.<br />

3n einem anberen Kapitel h^en wir gefagt, baß iperr<br />

SRofati im $ahre 1818 nach SarrenS gefdhicft würbe, um bort<br />

baS ©eminar ©t. SRaria einzurichten; bie ©inwohner beS DrteShatten<br />

600 Acres Sanb hergegeben jum Unterhatte eines SßriefterS.<br />

Aber bie fpäterert ©reigniffe übertrafen alle ihre 33or?<br />

ausfielen; beim SarrenS würbe nach einigen fahren ber Aus?<br />

gangSpmtft einer großen 3 a^ boit Sprieftern, ja es würbegleichfam<br />

bie Alma Mater für viele gute SBürger unb eifrige<br />

Katholifen.<br />

£err 9iofati Würbe mit feinen -Btitbrübern von ben Bewohnern<br />

auf baS h.e^lichfte empfangen unb fie genoffen bie<br />

©aftfreunbfchaft ber grau £at;beu, einer frommen Katholifin,<br />

bereit ©ohn in bie Kongregation ber SKiffion eintrat. Sie<br />

erfte ©orge war, eine ziemlich große hölzerne Kapelle zu errichten,<br />

weldhe bie vierzig fatholifdhen gamilien beS DrteS<br />

faffen fönnte. SaS 93olf gab fid) mit großem ©ifer bagu her A<br />

bie nothwenbigen Materialien vorzubereiten, unb baS ©ebäube<br />

Würbe balb fertig geftedt. £err Sftofati nahm unter Affiftenz,<br />

ber Herren ©ahmen," ©aretti unb gerrari bie ©iuweihung mit<br />

großer geierlidbfeit unb unter ben: Subet ber SeVötferung<br />

vor. 3u gleicher 3eit würbe eine tyiljerne £ütte erridhtet A<br />

25 guß lang unb 28 guß breit,Wo bie ^riefter, bie ©emi?<br />

nariften unb ber SBatber Slanca wohnten. Siefe glitte war<br />

Kapelle, ©chlafzimmer, ©tubierzimmer, Küdf)e, •KecreationSfaal,<br />

©chneiberwerfftätte, AHeS zugleich; aber AHeS ^atte feine be?<br />

ftimmte 3 c ü unb feinen beftimntten Alles gefdhah mit<br />

fo großer Drbnung, als wenn eS baS wohleingerichtetfte ©e?<br />

minar gewefen wäre, ©ie -ttächftenliebe, bie grömmigfeit unb<br />

bie Arniuth herrschten ba in füßer ©intradht, unb biefe fo<br />

ärmlichen Anfänge, Welche für bie ©ngel ein anziehenbeS ©d)au?<br />

fpiel fein müßten, erfüllten baS Volf beS SanbeS mit ©rbau?<br />

ung. Sa fonnte man zu gleicher 3eit fehen, wie £err gf} 0 fati<br />

auf ber einen ©eite einer fleinen ©ruppe ©eminariften Sheo?


— 256 —<br />

togie bortrug, währenb auf ber aubereu ©eite ber Bruber<br />

ba« beffetbene s Mttageffen zubereitete, £err ©effiui war mit<br />

l>em Uebertünfen be« £aufe« beffäfttgt, unb um ba« maleriffe<br />

Bilb ju vervollftäubigen, ftecfte eine tyren Äopf<br />

burf bie Satire, um in unbeffeibener Sßeife einen 3lntheil<br />

an bem 5ftahle ju verlangen.<br />

Sa bie glitte febr roh gebaut unb nof ff lef ter gebecft<br />

war, fo geffah e« in ben erften SBintern, baß ber Siegen,<br />

nof mebr aber ber ©fnee Durf unzählige Deffnungen ein=<br />

brang. -Kehrmal« fam e« vor, baß am borgen bie Süffel-<br />

^äute unb bie SDecfett, unter weifen bie ßeute ff tiefen, mit<br />

einer bcfen Sage ©fnee bebecft waren. SDa ihre Sirmut<br />

nift gemattete, @la«fenfter anjuff äffen, fo erfefcte man btefelbett<br />

burf Rapier ober weißen -Dtuffelin. SBein fannte man<br />

mir von ber heiligen 3Jieffe her, unb biefer war nur ber &&<br />

tract au« wilben Trauben, bie in ber ttmgegenb würfen. Db*<br />

gleif feiner von ben 9Jiiffionären früher eine $ad;e ge^anb^abt<br />

hatte, fonbern im ©egentheil ade eine feine ©rjiehung genoffen<br />

Ratten, mußten fte jeftt bof Bäume fällen unb ba« jum Äof en<br />

unb ^eijen nöftge ffnetben. gfolgenbe Shatfafe gibt<br />

un« einen Begriff von ihrer Sirmut Sin einem Dfterfefte,<br />

uafbem man ba« geft fo feierlich at« mögltf begangen hatte,<br />

mit ©efang, £ofamt unb Sßrebigt, fanb man al« gefteffen<br />

•auf bem Siffe nift« SInbere«, al« einen Setter geföfter<br />

Bohnen unb f riffe« Sßaffer. 35er arme &err ©eüini, ber fehr<br />

ewtübet war, weit er, ben feierlichen ©otte«bienft abgeref net,<br />

auf viele Beif ten gehört unb Saufen gefpenbet hatte, fonnte<br />

•e« nift verhinbern, baß ihm einige ©eufger entfflüpften.<br />

9lber ba ein jeber guten Slppetit hatte, waren bie Bohnen balb<br />

Derffwunben. Srofebem waren Sitte glüdltf; unb währenb<br />

ber folgenben $ahre erinnerte man ftf nof lange Seit mit<br />

greuben biefer Slugenblide, weife man „bie guten alten<br />

ten" nannte.<br />

©a aber bie gamilie immer anwitf«, würbe bie ^ütte<br />

,ju fleüt unb man begann mit bem Bau eine« £aufe«. £err


— 257 —<br />

©elacroig entwarf ben $lan gu einem ©ebäube fünfgig<br />

lang unb breißig guß breit, mit gwei ©todwerfen. Ser $ßlan<br />

überftieg aber bie 3Jtittel gur Ausführung. Jebodj rna^teman<br />

fidh WS 2Berf, unb nadf) einiger $eit war bat ©ebäube be=<br />

wohnbar. Obgleich feine gimmerbetfe ba .war, gog man bodh<br />

ein, um etoaS mehr ^31 afe gu haben, alt in ber H^te. Herr<br />

(SeHini übernahm et, ben Simmern bie 35eiffe fefcte fie in ben<br />

©taub, ben ©laubigen in ben vertriebenen SCheilen ber SDiöcefe<br />

Seiftanb gu (elften. Jm Jahre 1822 traten fem Dbin,<br />

SDiacon, unb im Jahre 1823 H^r Stimon, noch einfacher<br />

©tubent, in bie gamilie bet heiligen Binceng ein. Der ©rftere<br />

Würbe @rgbifd)of von SReu^Drleant, unb ber Sefctere Bifdhof<br />

von Buffalo.<br />

Jm Jahre 1826 würbe fem SRofati gum Bifdjofe geweiht<br />

unb gum ßoabjutor von -Jiew^Drleant ernannt, ©o<br />

fonnte er nidht mehr in Barrent bleiben, behielt aber bennodh<br />

feine ©teile alt ©uperior ber 9)tiffionäre bit gur Slnfunft bet<br />

Herrn J. B. Sornatore im Jahre 1830 bei. Jn ber 2lb=<br />

wefenl;eit bet Bifdfjoft vertrat Herr be Meiere feine ©teile<br />

alt ©uperior.<br />

,3u biefer $eit famen viele Jtaliener, grangofen, Deutfche,<br />

©panier unb Belgier h^bei, benen aßen fembe liefere ©ou=<br />

ferengen in ihrer eigenen ©prache ^iett, bie ihm fehr geläufig<br />

waren. Da aber burdh biefe Arbeiten feine ©efunbheit ge=<br />

fchwächt Würbe, fdhiefte man ihn nach Souifiana, wo er einige


258<br />

$eit oerblieb. Aud) Herr ©ellini war in biefen Xfyil ber<br />

Siöcefe gefd)idt Werben.<br />

SBährenb biefer $eit ^atte bie Beoölferung oon Barrens<br />

beträchtlich ^genommen nnb eine größere Äird)e würbe immer<br />

nothwenbiger. ©S Würbe ihnen ber Pan ber Kirche oon<br />

Monte ©itorio oon -Mom aus jugefchidt, unb Bruber Dlioa<br />

fottte nun ben Bau aufführen. Allein bie Ausführung biefeS<br />

planes in allen feinen feilen hätte bie Mittel weit über*<br />

fteigen müffert, weßhalb bie ©rößenoerhältniffe ber Kirdje fehr<br />

oerrtngert würben. Sa unterbeffen auch bie ^riefter, ©tu*<br />

beuten, ©eminariften unb Qtylinqt an gahl jugenominen hatten,<br />

würbe auä) ein £auS aus Siegeln gebaut. 3n Äurjem War<br />

baS ©ollegium fertig, währenb jebodj bie Arbeiten ber Kird)e<br />

auS Mangel an Mitteln langfamer vorangingen.<br />

Siefer Umftanb bewog Herrn Dbin im $ahre 1833 nad)<br />

©uropa ju reifen, unt eine ©ammlung gu oeranftalten. ©eine<br />

Einfalt, StebenSwürbigfeit, fein geminnenber Umgang oerfahre 1835 fogleidj mit ihm gingen, waren Herr<br />

©anbolfo, ^ßriefter; Herr ©imoniit, ©ubbiacon; bie Herren<br />

©tubenten ©iuftiniani, Sßarobi, gigari, ©hanbp unb Robert;<br />

alle waren Mitglieber ber ©ongregation. Siefen Waren fd?on<br />

oorauSgegangen bie Herren Slolanbo, Mignarb unb Sft'aho.<br />

ihnen folgten noch bie Herren Bnrfe, 9iing unb ©oHinS.<br />

Als um biefelbe Seit bie 9feoolutton bie Miffionäre aus<br />

©panien oertrieben hatte, Würben bie Herren Armengol, Ala*<br />

bau unb Somened) in bie Bereinigten ©taaten gefdjidt, benen<br />

im 3 a h^e 1835 Hetr Simon in ber ©igenfd)aft eines ©upe*<br />

riorS ber Miffionäre in biefem Sanbe an ©teile beS Hetrit<br />

Sornatore na^folgte. Sa nun reidje Berftärfungen eingetroffen


— 259<br />

waren, fonnte ber neue ©uperior anbere Arbeiter auf bie Mif?<br />

fionen fenben.<br />

Sie sperren Vouittter unb Vorgno würben in bie alten<br />

Minen gefdjicft unb beforgten gugleidh 9ftd)Woob unb ?potoS.<br />

£err Vouiller baute im Sahre 1835 großenteils aus<br />

feinem eigenen Vermögen bie Kirche unb baS SßfarrhauS in<br />

ben alten Minen. 3m 3Jaf)re 1840 begann er ben Vau ber<br />

jefeigen Kirche von Sonalbfouville, welche im $ahre 1842 be?<br />

enbigt unb in bemfelben $ahre burd) Mfgr. Vlanc confecrirt<br />

Würbe, ©benfo legte &err VouiHier ben ©runb gu bem £aufe<br />

ber barmhergigeit ©dhweftern.<br />

Sie Herren SRoIanbo unb ©anbolfo foHten 9Zeu?Mabrib<br />

unb bie umliegeuben ©egenben Befugen Sie Herren VranbS<br />

unb ©irnonin gingen.nach ArfanfaS, wo fie Viele Äinber tauf?<br />

ten unb vielen Katholifen ©elegen^eit boten, bie heil, ©afra?<br />

mente gu empfangen, was biefe bis gur Anfunft ber Miffio?<br />

näre in biefem ßanbe nic^t mehr hatten thun fönnen.<br />

$err Simon fam nach ©uropa, unb fo ^atte ber ©eneral?<br />

©uperior ber ©ongregation gum erftenniale ben Sroft, einen<br />

amerifanifchen Miffioitär im Mutterhaufe von ^JariS gu fehen.<br />

SBährenb Jgerr Simon ba verweilte, traf man bie nötigen<br />

Anftalten, bie Kongregation in ben Vereinigten ©taaten gu<br />

einer regelrechten Sßroving gu errieten, bereu erfter Vifitator<br />

£err Simon würbe. Vei feiner Jiütffehr in bie Vereinigten<br />

©taaten würbe ber Vau ber Kirche in VarrenS mit neuem<br />

©ifer betrieben. Sie alte hölgerne Ktr^e fiel buchftäblid) in<br />

Srümmer unb mußte Von allen ©eiten geftü^t werben.<br />

©in fleiner fomifcher 3wifchenfall ereignete ftch am ©har?<br />

famftag 1837. SBäbrenb &err Simon bie SBethe beS Sauf?<br />

brunnenS vornahm, fanb ber SWegen burdh bie gasreichen Deff?<br />

nungen ©ingang unb fiel unangenehmer SBeife gerabe auf ben<br />

&errn Vifitator. ©ang barauf vergeffenb, baß bie genfter ber<br />

Kirdhe fein ©las hatten, bat er bie itmftehenben ©eiftlichen,<br />

bie genfter gu fdhließen. Man fonnte fich bei biefer Auffor?<br />

berung eines SächelnS nidht erwehren. Um ihn alfo vor bem


— 260<br />

Siegen ju ffü^en, hielt man über ibn bie Slermel ber<br />

röcfe ausgebreitet. Befonber« in ben testen 3eiten vor bem<br />

Stieberreißen biefer Äirfe mußten Bolf unb ©eiftlif feit währenb<br />

be« ©otte«bienfte« oft ben ©firm gebraufen. ©nblif mar<br />

bof bie neue $trf e fertig unb würbe im Dctober 1887 von<br />

3Jifgr. 9lofati confecrirt.<br />

Sie ^atfyolifen von ©t. ©enovefa Ratten auf Slntrieb<br />

iljre« eifrigen ©eelenfyirten, be« £errn Säumen, ebenfatt« ben<br />

Bau einer ff önen fteinernen Äitf e ju ©tanbe gebraf t, beren<br />

©onfecration 3Kfgr. Slofati im November be«felben $abre«<br />

vornahm.<br />

3n bemfelben eröffnete fif für bie Kongregation<br />

nof ein anbere« Slrbeit«felb. ®« würbe ber Bau be« ©emi=<br />

nar« be ta gourf e in Souiftana in Singriff genommen, beffen<br />

Seitung ben Herren Slrmingol, G^anbty unb einigen anbeten<br />

anvertraut Würbe. Sie Herren Boutttier itnb ©iuftiniani Wur= ><br />

ben naf Sonalbfonvitte geffi


— 261 ~~<br />

Herr Sßarobi war ein außerorbentlidh frommer unb eifriger<br />

Spriefter. ©eine Siebe ju ben Ernten war fo groß, bafc<br />

er i^nen oft feine eigene $leibung unb feine Nahrung gab,,<br />

fo baß enblidh feine SBohlthäter i^nt leine Äleibung mehr geben,<br />

fonbern nur leihen wollten. 9llt eine arme grau mit<br />

ihm ihr Brob geseilt hat<br />

unb 5Jt. Herbid.<br />

Jn bemfelben Jahre befam audh ©ap=©irarbeau einen<br />

ftänbigeit s $riefter, nämlich H^nt Branbt, währenb et bither<br />

nur non 3eü ju 3 e ü tinm ?ßricfter aut Sarrent befudht


— 262<br />

lourbe. ©inige beoor man noch biefen Ort befugte,<br />

-hatte eine bortige proteftantifdfye Same, grau SBatfon, in ihrer<br />

langen Kranfheit heftige Bmeifel über bie Sieligion. $n ihrer<br />

Unruhe bat fte inftänbig gu ©ott um ©rleudjtung, morattf fie<br />

in einen tiefen ©djlaf Oer fiel. Sa fah fie nun einen ehrmitr*<br />

bigen Mann in meißen Kleibern; gugleich oernahnt fie eine<br />

©timme, bie ihr fagte, fie folle alles thun, maS biefer Mann<br />

ihr fagen merbe, bann merbe fie aud? gur ©rfenittniß ber<br />

SBahrheit gelangen. Sie grau ermatte, ergählte ihren greintben<br />

ben Sraunt unb brü(fte ben 2Bunfd) aus, biefen Mann,<br />

ben fie im Sraume gefehen hatte, fennen gu lernen. -iftad)<br />

ihrer Befcfjreibmtg glaubten einige, baS fönne nur eilt fatho*<br />

lifcher ^riefter fein. Unt fie gitfrteben gu ftellen, h°^e man<br />

Herrn Simon, ber fie uadjj einigen Unterrebungen auf bie<br />

^eilige Saufe vorbereitete, ©obalb fie ihn im ©horrode<br />

mit ber ©tola fah, bradj fie in Shränen aus unb rief: „SaS<br />

ift ber Mann, ben xä) gefehen habe; ©ott fei gepriefen!" Herr<br />

Simon mar fehr erftaunt, als er oon ihr bie ©rgählung beS<br />

geheintuißOollen SraumeS hörte unb fragte fie, maS fie benn<br />

•gethan habe, um eine fb große ©nabe gu oerbtenen. 3luS ihren<br />

Antworten erfah er, baß biefe gute grau gegen bie Armen<br />

immer milb unb freigebig gemefen mar. grau äßatfon lebte<br />

itodf) bis 1860 in berfelbert ©tabt unb oft ergählte fie mit<br />

ben lebhafteren ©efinnungen ber Sanfbarfeit bie große ©nabe,<br />

bie ihr ©ott burch jenen Sraum ermiefen hatte.<br />

Surdj mehrere $ahre mürbe in ©aps©irarbeau baS heilige<br />

Meßopfer nur in einer Keinen H^ähü*te bargebrad^t,-bie<br />

früher als SBagettfdjuppen gebient hatte, $nt ^ahre 1837<br />

mürbe mit bent Bau einer großen fteinerneit Kir


— 263<br />

3m Dctober 1838 fani eine neue ©d)ar von Miffio?<br />

nären aus ©uropa au unb gwar bie Herren S. Antat, fpäter<br />

Sifchof t>on los Angeles in Kalifornien; MaSnou, ©alvo,<br />

©ercofs, g. Surlanbo unb £err be Marerr Maller, ©areta unb ^ßaScual nach Anterifa;<br />

i^nen folgten in verriebenen 3wifchenräunten bie Herren<br />

^3enco, Soglioli, SRoata, Sarbier, grafi, 93errina, Anthony<br />

Knowb unb anbere. Um biefelbe geit traten audh bie Herren<br />

Anbrieur unb Mac ©errty in bie ©ongregatton ein. Sa bie<br />

3ahl ber Miffionäre nun geftiegen war, wollten bie ©upe?<br />

rioren auch neue Arbeiten übernehmen; fo übernahmen fie baS<br />

©eminar ©aint = ©barleS in ^S^ilabetp^ia. ©S würben bafür<br />

beftimmt bie Herren Maller unb Surfe, benen fpäter bie Herren<br />

^ßenco, gfrafi unb Siolattbo beigegeben würben. 3m 3 a hte 1841<br />

würben ber ©ongregation brei anbere ©eminare anvertraut,<br />

Saint^ShomaS in Sarbftowit, jenes von gapette?ViHe in Ohio<br />

unb jenes von 91eW?2)orf. Sie Miffionäre leiteten biefe Seminare<br />

aber nur einige 3a$rc.<br />

3m £erbfte 1841 würbe $err Dbtn gum apoftolifdhen<br />

Vicar von SejraS ernannt unb verließ ©alvefton in Segleitung<br />

beS £emt ©alvo unb eines anberen MiffionärS. SBährenb<br />

er auf bem Miffiffippi in ber £öhe von ^atchej fuhr, jer?<br />

ftörte eine fchrecfliche Sßafferhofe bie genannte ©tabt unb riß<br />

alle Säume aus, bie fie auf bem SBege fanb. ©te erfaßte<br />

audh mehrere Sampffchiffe unb baS ©chiff, worauf bie ©5hne<br />

beS heiligen Sincenj fuhren, fam gerabe gurecht, um bie ©chiff?<br />

brühigen aufzunehmen, bie von ben gluthen fortgeriffen Würben.<br />

Von SarrenS aus befugten bie Miffionäre mehrere ©ta*<br />

tionen, nämlidh: SoiSbrüte?Sottom, ©ainte^Mar^S Sanbing,<br />

toolen LX. 18


— 264<br />

^flanning'«, Slpple ©reef u. f. w. 25iefe. lefete ©tation ift eine<br />

©olonie vier leiten fübweftlif von Barren«; in bem ßaufe<br />

eine« SDeutffen, eine« ebrwiirbigeit ©reife«, tarnen« ©nor=<br />

bufh, würbe gum erftenmale ba« heilige Meßopfer bargebraf t<br />

ttnb ba genoß auf ber ^riefter ©aftfreunbff aft. 3 U biefem<br />

3wecfe riftete man einen alten ©fUppen fo ein, baß hinter<br />

bem 9lltare ein fleiner 9taum al« (Sacriftei unb ©flafäimmer<br />

für ben -Kifftonär biente. 3ln einem ©amftage im £erbfte 1840<br />

würbe ber Sßriefter, ber gerabe borthin fam, von einem furfU<br />

baren Ungewttter überraff t. Äeine menff lif e SBohuung war<br />

in ber Slcfe. Ohne an eine ©efahr ju benfen, flüftete ber<br />

"äJltffionär unter einen Baum. Balb barauf ff lug ber Bit 8<br />

jehn guß von ihnt ein, gerffmetterte beit Baum, ohne aber<br />

bem 3)iiffionär unb bem ^ferbe ein ßeib ju thun. -Jftft«befto=<br />

weniger mußte er mit ganj burf näßten Kleibern feinen 9Beg<br />

fortfefeen; aber faum in ber Station angefomntett, befiel ibn<br />

eine ftarfe £eiferfeit unb barauf ein gieber. ©anj allein in<br />

ber Meinen ©acriftei, ohne jeglif e 3lrjnei, Voll Kummer, fein<br />

3lmt nift au«üben ju fönnen, erinnerte er fif, baß er in<br />

ben ©atteltaffen nof einige ©rbäpfel habe. ©r ließ fie<br />

fofen, jerbrüdte fte in einem 2lntict (fonft hatte er feine<br />

Seintoanb bei ber £aub), legte fif ba« ^ßflafter auf ben £al«<br />

unb ff lief ein. 2lm borgen war er vottftänbig geheilt, ba«<br />

gaeber war verffWunben: er fonnte ba« £ofamt halten, pre=<br />

bigett, taufen, Beifthören, ohne ba« minbefte Unbehagen ju<br />

verfpüren.<br />

Um biefelbe &xt begann ber gute beutffe ©rei«, ff ott<br />

fteBgtg 3ahre alt, faft gan-j allein, bie 3Jlauern ber fteinernen<br />

Äirfe aufjuführen, bie int $ahre 1860 nof ftanb unb weife<br />

gegen ©übe 1841 benebicirt würbe.<br />

3m $ahre 1840 würbe in ©ap^©irarbeau ber 3lnfang<br />

ju einem fleinen ©eminare gemaf t. ©inige Knaben au« £oui=<br />

fiana unb -üliffourt unb einer au« Sßhtfabelphta würben tut<br />

«Öaufe be« SPiiffionär« aufgenommen unb £err Somenef, fpä=<br />

ter Biff of Von ptt«burg (SDecember 1860.V mit jtoei anberen


265<br />

Mitbrübern ^ingefc^idft. Ser Berfuch gelang unb bie<br />

linge beS Keinen ©eminarS vermehrten ftd) fo fehr, baß baS<br />

HauS gu Kein mar. Sarauf lourbe ber Bau eines ©ollegiumS<br />

in Angriff genommen unb im ^ahre 1842 oollenbet. H^her<br />

oerlegten bann bie ^riefter, BM^e, ©eniinariften unb bie<br />

Brüber aus Barrens ihren SBohnfifc, loährenb Herr Somenedj<br />

mit feinen Söflingen na( § Barrens ging. SiefeS Keine ©e=<br />

minar gebieh prä^tig unb gab ber Kirdje oiele Miffionäre<br />

unb SBeltpriefter.<br />

3m ^aljre 1842 lourbe auf Bedangen beS ©rjbifchofS<br />

oon ©aint-Souls baS große ©eminar in biefe ©tabt oerlegt,<br />

©in Keines Socal lourbe baju beftimmt unb eine proviforif che<br />

Kapelle gebaut, loo bie Amerifaner uttb bie Seutfdjen in ihrer<br />

eigenen ©prache bie Unterioeifungen anhören fonnten. giir<br />

biefeS £auS mürben beftimmt bie Herren Simon, Bifttator;<br />

Herr Amat, ©uperior beS ©eminarS; bie Herren Sioho,<br />

Sßaquin unb ©ahmen. Sa befdjäftigten fie fid; auch mit bem<br />

Baue einer ©t. Binceng=Kirc&e, melche aud) am 15. 9loV. 1843<br />

burch Mfgr. Kenrief confecrirt mürbe. SaS ©eminar mar<br />

fchon früher in ein H ai^ neben ber Kirche oerlegt morben, mo<br />

eS bis 1848 blieb, in meinem 3ahre eS naü) ©aroubelet fam<br />

unb anberen 5ßrofefforen übergeben mürbe.<br />

3m $af)xt 1846 fam Herr SelcroS auS ©uropa unb<br />

mürbe in baS ©eminar oon P)ilabelphia gefcfyidt, bann nadh<br />

SonalbfonoiHe unb ertblid) nadh Boubignp, mo er bie heute<br />

nodj beftehenbe Kirche baute unb oiele Befehrungen mirfte.<br />

Am 11. 3uni 1858 hatte fid) biefer miirbige Miffionär<br />

auf bem Satnpfer „^ewtfploania" eingefdjifft, um nadj ©aint^<br />

SouiS gu fahren. ber Höhe von Memphis fiel in bem<br />

Sampffeffel burch bie 9ladjläffigfeit beS Mafdjiniften baS<br />

SBaffer gu tief unb gegen 4 Ul;r Morgens erfolgte eine f^red-<br />

Ud)e @£plofton. Sie Hälfte beS Dbcrbedes ging in Srümmer<br />

unb bie meiften Sieifenben mürben in bie Suft gefd^leubert<br />

Balb bemerfte man, baß Herr .SelcreS fehle. Sa baS ©$iff<br />

in flammen ftanb, maren bie überlebenben Sieifenben auf ein<br />

18*


— 266<br />

anberet ©djiff gegangen, bat ihnen burch göttliche ^ügung gu<br />

Hilfe gefomuten war. 9?adh einiger $eit bemerfte man auf<br />

ben SBellen einen umherfchwimmenben ©egenftanb; et war<br />

Herr Delcrot. ©t war uubegreiflid), wie er fich ba befanb<br />

unb wie er in feiner Stellung ober bem SBaffer geblieben<br />

war. Dhne S^M ^attc il;n ©Ott nodfj für ein 3Berf ber<br />

Barmhergigfeit am Seben erhalten. Der ©(^iffbritc^ige würbe<br />

aufgenommen unb möglich bequem gebettet. 2Bie bie 2ln=<br />

bereu, hatte auch er fchredlidje Sranbwunben bavongetragen;<br />

allein ohne ftdh um feine ©chntergen gu fümmern, fragte er,<br />

ob irgenb ein fterbenber Äatbolif ba fei. 2llt bie $rage bejaht<br />

würbe, ermahnte er biefelben, einen 9leueact gu erweden unb<br />

verfprad) ihnen bie Sotfpredjmng gu geben. ©r bat bethalb<br />

eine barmherzige ©chwefter, bie ©d;wefter 9)taria feihwa,<br />

welche allein unverfehrt bavongefommen war, feinen 2lrm gu<br />

ftüfeen, bamit er. mit erhobener fianbbat £reitggeid)en machen<br />

unb babei bie 2Borte ber Stbfolution fprechen fönne. ©inige<br />

©tunben fpäter fagte mau ihm, er habe nidht mehr lange gu<br />

leben, benn ber eingeatmete Dampf habe ihn inueriid) Derlefet<br />

s J)iit vernehmbarer Stimme machte er einen 3lct ber ©r=<br />

gebung, famutelte fidh bann juin ©ebete unb ftarb gwei ©tunben<br />

barauf. Herr 33errina folgte ihm alt ©uperior im ©enünare<br />

von Bouligul; unb alt Pfarrer nadh.<br />

3m Jahre 1847 verloren bie SDiiffiouäre von Sinterifa<br />

ihren vielgeliebten Bifitator Herrn Simon, ber gum Bifchof<br />

von Suffalo ernannt würbe, fem SOiaHer folgte ihm alt<br />

SSifitator, weldhet 3lmt $Penco übernahm, alt bem ©rftereu<br />

bie Seituug ber barmhergigen ©chweftern anvertraut würbe.<br />

Jm SDtärg 1853 reifte Herr SJJatter alt Sifitator ber 9ftifftonäre<br />

unb Director ber barmhergigen ©djweftern nadh 33raftlien, um<br />

fo ber bifdhöflichen SBiirbe gu entgehen, bie man ihm anbot,<br />

©ein 9Jad)folger in ©t. Jofeph in ©mmitttburg war fem<br />

Burlanbo, ber einen SWouat fpäter bort eintraf unb lange<br />

Jahre hinburdh bie Seüung ber barmhergigen ©chweftern behielt,<br />

©inige früher hatte fem Sßenco aut ©alvefton


— 267<br />

Sfynd; gut Seitutig beS ©emtnarS in SarrenS unb $errn<br />

£enneffp gut Seitung beS ©ollegtumS in ©ap ©trarbeau Be?<br />

rufen. Unter bem Sefeteren würbe baS Kollegium vergrößert<br />

unb bie Kirdje bagu gebaut Aber feine fdjon in SejraS<br />

.gefdjwädjte ©efunbljeit war balb gang erfdjöpft unb um bte<br />

Mitte beS Jahres 1853 ftarb er; £err MaSnou würbe für<br />

feine ©teile beftimmt.<br />

Unterbeffen reifte §err ^Senco nadj ©uropa. 3m Sunt<br />

1855 würbe £err MaSnou gum


— 268<br />

wo er gum ©oabjutor be« Biffof« von Toronto in ©anaba<br />

ernannt würbe. SDa ber Sitularbiff of 3Jtfgr. ©harbomtel feine<br />

©teile nieberlegte, überließ er SUJfgr. Stynf bie gange ©orge<br />

be« btfföfltfen 2lmte«. 311« ©uperior be« ©eminar« von<br />

•Jttagara folgte ihm 3^ann D^eiHp naf.<br />

3m November 1858 würbe ber Kongregation bie Pfarre<br />

St. S^feph in SReu^Drlean« übertragen unb £err ßapben gum.<br />

©uperior ernannt.<br />

3m 3a^re 1859 erlitt bie 3lnftalt von Kap ©irarbeau<br />

eine wiftige Beräuberung. Quin großen Bebauern vieler<br />

greuitbe, weife burf 33 ga^re bie glüdlifen ©rfotge be«<br />

Seminar« beobaftet Ratten, würbe ba« Seminar aufgelaffen,<br />

ba man ein ^rovinjialfeminar für geeigneter hielt, weifet<br />

auf mit Uebereinftimmuug be« ©rgbiffof« von Saint * Soui«<br />

unb feiner Suffragane in ber genannten Stabt am 1. September<br />

1859 eröffnet würbe, ßtod 3a$re fpäter Waren in<br />

bemfelben 60 ©eminariften au« Verffiebenen Siöcefeu ber<br />

Bereinigten ©taaten aufgenommen.<br />

©iefe wenn auf oberfläf lif erzählten ©ingelheiten geigen<br />

ffon, wie bie Arbeiten ber ©ongregation, burf £>errn be<br />

Slnbrei« in fo bemütl;iger unb anfpruf«lofer SOBeife begonnen,,<br />

viel beigetragen haben, bie wahre Religion in 2lmerifa gu<br />

verbreiten.<br />

SBir fönnen biefe« Kapitel nift ff ließen, ohne einige<br />

Sßorte über ben ©füler unb ©efcfrten be« £errn be 3lnbret«<br />

in allen feinen Unternehmungen gu fagen, nämlif über SDtfgr.<br />

3tofati, erftem Biffofe von ©aint^Soui«. 3lu« bem, wa« in<br />

ben früheren Kapiteln nur nebenbei gefagt würbe, fann man<br />

ffon erfehen, wie große Satente unb Sitgenben in ihm ver~<br />

borgen lagen.<br />

©eine trefflifen ©igenffafteit bewogen auf igerrn be<br />

Slnbrei«, fif benfelben im 3ah^ 1815 gum ©efährten tu ben<br />

amerifaniffen SUUfxonen gu erbitten. 3lu« bemfelben ©runbe<br />

übertrug er ihm fpciter (1818) ben Bau unb bie Seitung be«<br />

©eminar« von Barren« unb begeifnete ihn (1820) al« feinen


269<br />

Siadjfolger im Amte eines ©uperiorS ber Miffionäre in Amerifa..<br />

©eine grömmigfett, fein ©ifer, feine Klugheit unb SBiffenfdjaft<br />

bewogen au$ Mfgr. Subourg, benfelben int Sahre 1842 gu<br />

feinem ©oabjutor gu bestimmen. AuS bem gleiten ©runbe<br />

beforgte biefer feine ©rhebung auf ben bifchöflidjen ©tuhl unbübergab<br />

ihm Dber-Souiftatta, nadjbem er im gahre 1827 oom<br />

^apfte Seo XII. erwirft hatte, baß ©aint-SouiS ein eigener<br />

Bifchoffi^ würbe. @r oertraute ihm auä) bis gum gahre 1829<br />

bie Verwaltung oon Unter^Souifiana an. Mfgr. Stofati mußte<br />

fich mi'theoollen Arbeiten unterziehen, ba fein ©ebiet fich nac^<br />

Horben über ben fdjiffbaren Sauf beS Miffiffipi h^auS unfr<br />

nach SBeftert über bie Duellen beS Mifftffipi erftredte unb weil<br />

mit Ausnahme oon 15 btS 20 Dörfern, wo Abföntmlütge Ooa<br />

grangofen, Spaniern unb einige Amerifaner wohnten, Alles<br />

nur ein unermeßli^er SBalb war, wo bie Snbianerftämme ihre<br />

Sager aufgefplagen hatten. Ade biefe Arbeiten unb ©ntbehrungen,<br />

bie ihm auf feinen langen unb gefahrvollen Steifen nie<br />

fehlten; bie Hinberniffe, bie er in ber Ausübung feines Amteä<br />

gu Überfeinheit hatte; enbltdj alle ©djwierigfeiten, benen er in<br />

ber zweijährigen Seitung gweier großer SDiöcefen begegnete,<br />

Alles baS finb ebenfooiele ©elegenheiten gum Berbienfte, beffen.<br />

©röße mau erft im Himmel fennen wirb, wo fie ihre Belohnung<br />

gefunben haben.<br />

Als ein treuer ©ohn beS hl- Binceng beobachtete er bie<br />

Stegein unb ©ebräuche ber ©ongregation auch na d) fetner ©r^<br />

hebung gur bif(höflt(hen SBürbe. Sur^brungen oon ber Ber=<br />

antwortlidjfeit, bie auf einem Bifdjofe ruht unb übergeugt,.<br />

baß im Berhältniffe gur ©ritte bie Saht ber Arbeiter fehr<br />

gering war, betete er ohne Unterlaß gu ©ott, er möge ihm<br />

neue eoangelifd;e Arbeiter f


— 270<br />

ton ©aint^SouiS ift, bte ju jener Seit als ein SBunber ber<br />

Vaufunft aitgeftaunt würbe, ©r grünbete gWet ©ollegien gur<br />

-©rgiehung ber Sugenb, baS Kollegium vom % grang Xaver<br />

amb baS Marien=6oltegium in VarrenS; ferner brei ©rgiehungS?<br />

3lnftalteit für Mahlert, eine in ©aint?8outS, eine gweite itt<br />

KaSfaSfia unb bie britte in ©arottbelet. 35aS Sofpital von<br />

• ©aint?SouiS unb baS 2BatfenhauS finb ebenfalls Beugntffe<br />

feines ©iferS unb feiner Sftädjftenliebe. . Beitraume von<br />

fedhgehn fahren fonnte er allen Vebürfniffen ber SDtöcefe gerecht<br />

werben unb fogar noch für bie Brunft Mittel herbeifRaffen.<br />

©r hatte in hohem ©rabe bie UnterfchetbungSgabe, bie<br />

ftch bei mehreren mistigen ©elegenheiten gu erfennen gab,<br />

g. V. in ber Sßahl beS £errn -ftefere, ben er gum -Kadjfotger<br />

beS Mfgr. SDubourg auf ben bifchöflichen ©tul;t von 9?eu*<br />

Orleans auSerfah, unb in ber SBa^t feines eigenen ©oabjutorS,<br />

beS heutigen ©rgbifdjofS Von ©aint=SouiS, Mfgr. ^etruS ^idjarb<br />

Keitrid;, welker vollftänbig in bie Abfluten feines Vorgängers<br />

eingehenb, bem KatholtciSmuS in feiner Siöcefe fo großen<br />

Vorfdjub geleiftet hat, baß ©aint^SouiS heute fprichwörtlicb<br />

„baS amertfamfche 9tom" genannt wirb.<br />

Voll ©hrfurcht unb voll Siebe für bie Beerbe beS heilig?<br />

ibuntS, trug er ©orge, baß bie Kirchen trofe ihrer 2lrmuth<br />

würbig gefd)mücft würben unb baß ber ©otteSbienft mit aller<br />

©htfurcht unb mit möglidhfter geterlichfeit begangen würbe.<br />

©0 groß war feine £ergeuSgüte unb feine Seutfeligfeit, baß<br />

er fich fogleidj baS Vertrauen $ener erwarb, bie ihn feinten<br />

lernten, gür einen Seben hatte er bie Siebe, bie ©hrfurcht,<br />

baS Sßohlwoßen eines Vaters. 2BaS bte heiligen SBtffeit?<br />

fdfyaften betrifft, war er eilt ausgezeichneter Sheologe unb aß?<br />

-gemein als eilt foldjer geartet. 2luS biefem ©runbe h^tte er<br />

audh einen großen ©inftuß in ben Vefchlüffen ber ^Srovingial?<br />

©oncilien. Mehrere ©t;nobalbriefe waren fein SBerf. Unter<br />

anberer %b bie an bie ©rgbifdjöfe von Köln unb ^ßofcn<br />

geridhteten Schreiben Würbig eines heiligen 9tmbrofütS unb<br />

sineS heiligen ©tyiprtanuS.


— 271<br />

2lm 25. Slpril 1840 trat er bie $eife nach Mom an.<br />

$Papft ©recjor XVI. nahm ihn mit ber größten 2ldjtung auf<br />

unb ernannte ihn gum Nuntius für bie 9*epublif Haiti Bebor<br />

er fidh an feinen Beftimmungtort begab, fehrte er in bie Ber*<br />

einigten Staaten gurütf, fam am 18. 9fabember 1841 in<br />

Bofton an unb balb barauf confecrtrte er in<br />

feinen ©oabjutor 3Jifgr. Äenrtd. Die 3iepublif Haiti nahm<br />

ihn mit aller ©hrfurdht, mie fie feinem 2lmte unb feiner $erfoit<br />

gebührte, auf. 1842 fehrte er nadh granfreidh jurüdf. Ju<br />

9tom, mo ihn ber Zeitige Bater auf bat äßohlwoffenbfte auf=<br />

genommen hatte, mürbe er haut SHadh feiner Sßieberherftellung<br />

trat er mieber bie 9ieife nadh Haiti an, fam aber nur bit<br />

^Sarit. ©in SRidEfal beftimmte bie 2lergte, ihn nadh Jtalien<br />

gurücfgufchtdfen, mo er am 25. September 1845 ftarb. Der<br />

heilige Bater, ber bie autgegeidhneten ©igenf haften biefet<br />

mürbigen Bifchoft fehlte, wollte ihn felbft auf feinem Schmergentbette<br />

befudhen, alt man ihm fchon beffen Sob melbete.<br />

©r mar immer ein mahrer 3JUffionär, ein autgegeidhneter Su=<br />

perior unb ein autgegeidhneter Bifdhof. SDttt einem SBorte, er<br />

rechtfertigte bollftänbig ben 2lutfprudh bet femn be Slnbreit,<br />

baß er mit gang befonberen ©igenfdhaften begabt fei unb baß<br />

(Sott große Dinge mit ihm borhabe.<br />

©übe.


dmtralamcrifa<br />

^UpjtßfilL go datiert.<br />

Brief bes 2Ttiffionspriefters £j>errn Vrautnrig an fjerrn<br />

2lnton ^iat, ©eueralfuperior.<br />

Simon (®oftarica), 26. Sejember 1894.<br />

£of würbiger £err unb gee^rtefter Bater!<br />

$f bitte um Zeitigen Segen!<br />

Unfere neue Heine gamilie beftnbet fif §kx gang VÜO^L<br />

3f war im Saufe be« September fehr franf, fühle mif<br />

jebof \i%\ gang ^ergeftettt. Bi« jefet arbeiten wir au« allen<br />

Gräften. gtotiz breimal habe if ffon bie große Pfarrei<br />

burf reift; überaß haben bie in großer Berlaffenheit lebenben<br />

Stafolifen großen Stufen barau« gebogen unb bie ©efahr, in<br />

bie Sf lingen ber s $roteftqnten gu fallen, ift nun für fie befet=<br />

tigt. 9ßir h a & en f$ on ^n ^xä Capellen geplant.<br />

@« gibt mehrere ßauptftfce ber ^atholifen, weife if faum<br />

einmal im ÜWonate alle befufen fanit. 2Bir finb in ummterbrofeuer<br />

Sptigfeit.<br />

Dft fomnten ^nbianer Gittert, if fotle fie befufen<br />

unb taufen. Sefete 2Bofe famen vier Jünglinge unb heute<br />

famen gwei anbere von einem anberen gluffe. 3f fürfte<br />

fehr, baß. fie ben Sßrotefianten in bie £änbe fallen, bie eine<br />

große Shätigfeit entwtdeln. 3Jlir fut ba« §erg Wehe, Wenn<br />

if biefe ©rnte gleiffam vor ber 3#ttre fehe, ohne fie ein=<br />

hetmfen gu fönnen. SJtfgr. wünfft e« fehr, unb Sie,<br />

hofgeehrter Bater, haben mif baju hetgeffidt, aber e« ift


273<br />

unmöglich, Wenn wir nicht noch einige Miffionäre aus Sheu£<br />

befommen. $u 3^eien fönnen wir nid)t zugleich ben SBilben<br />

unb unferer Pfarre geniigen. SBir wollen hoffen.<br />

3$ bin u. f. w.<br />

KrautWig, i. s* c. m.<br />

©ttlti>C$t,<br />

jugefctyrteben ber Fürbitte bes fei. Stoljamreg ©abrißt ^erbo^re.<br />

Brief ber barmljerjigen S


— 274<br />

geseilt fei Diefer aber gibt bie unabänberiidhe älntmort, man<br />

müffe marten, um ftcber gu fein, baß bat Uebet nidht Wiehes<br />

fomme. reiflidher Prüfung ^at er bat 3^gniß autgeftellt,<br />

meldet ich Jhuen mit $reuben fdhidfe, ba id) enblid)<br />

meinem Besprechen na^fommen fann, bie Leitung in ben<br />

2lnnalen gu veröffentlichen.<br />

Jdh verbleibe u. f. m.<br />

©djNuefter $oi;eton,<br />

U. X. b. £. D. b. 21. Ä.<br />

Rubere crfangtc ^naben.<br />

2llcamo (©icilien). Drei Heilungen. Brief ber ©dfjmefter<br />

üttagbalena, 31. Dftober 1894.<br />

Sßarma (Stallen); ©ivils©pital. Teilung. Brief ber<br />

©chtoefter Baudfjiero, September 1894.<br />

©irgenti (©icilien). Teilung. Brief ber ©dhtoefler Biala,<br />

11. Degember 1894 unb 16. Jänner 1895 mit Betätigung<br />

bet ©püalfaplant vom 14. Jänner 1895.<br />

©Ibeuf ($ranfreidh). Teilung. Brief vom 18. Jänner 1895.<br />

ße 9Jtant (granfreidh). ©ine befonbere ©nabe. Brief<br />

vom 28. Jänner 1895.<br />

Neapel. Heilung einet ©lerifert ber ©ongregation ber<br />

9Jliffion B. Jtatola. Brief Vom 25. Jänner 1895. ßeugniß<br />

bet Domherrn 2ltoit ©offrebi unb ber barmhergigen ©chmefter<br />

Philomena 2lntoneEi, 12. Janner 1895.


Dev portiunMa^Maf.<br />

Sn Kraft beS fotgenben Vrebe'S tarn ber $ßortiunfula?Abtaß<br />

in allen Anftalten gewonnen werben, bie entWeber ben<br />

barmherzigen ©dhweftern gehören ober unter ihrer Seitung<br />

ftehen. (23. 3uni 1893; für 3 $ahte.)<br />

£eiligfter Vater!<br />

SDer ©enerafcprofurator ber Kongregation ber Miffton,<br />

niebergeworfen ju ben güßen @w. $eitigfeit, bittet um bie<br />

fernere ©ittigfeit jenes Vrefce'S, fraft beffen am 20. $uli 1887<br />

in allen Kapellen ber barmherzigen ©dhweftern ber Sßortumfula?<br />

Ablaß gewonnen Werben fann. @r wünfdht, baß biefe Söe=<br />

günftigung allen SieconüaleScenten zu gute fornme, fowte $enen,<br />

wetdje in ben £ofpitätern, wo barmherzige ©dhweftern finb,<br />

angeftettt finb, fowie allen 3enen, welche in ben Armenhäufew<br />

ber barmherzigen ©dhweftern aufgenommen werben.<br />

Beatissimo Padre!<br />

II Procuratore generale della Congregazione della Missione<br />

prostrato al baeio del piede, implora la proroga dell'estensione<br />

del Breve dell'Indiilgenze della Porziuncola, accordato il 20. Lnglio<br />

1887 per le cappelle delle Figlie della Carito. L'estensione si<br />

domandö pei convalescenti, inservienti ed addetti agli ospedali,<br />

dove sono le Figlie della Caritä, nonche pei ricoverati delle Case<br />

di mendicitä, da esse assistite.<br />

Che della grazia ecc.<br />

Vigore specialium faeultatum a Sanctissimo D. N. Leone P. XIII.<br />

tributarum, S. Congregatio Indulgentiis Sacrisque Eeliquiis praeposita<br />

benigne annuit pro petita prorogatione ad aliud triennium<br />

Slnnalen LX. 19


— 276<br />

Sie heilige ©ongregatton für bie 2lbläffe unb Reliquien<br />

gewährt bte Verlängerung auf 3 3


Äranfreicfr<br />

$) a r i<br />

gribuuttt füt bie §xpebitiott nad) 2ftabagasßat. ^fefl iet<br />

^lefiqttienußerttajjung De$ ßeif. ^tttcenj *ott ^auf.<br />

©e. ©mineng ber ©arbinal SKcfyarb, ©rgbifdjof von SßariS,<br />

hat einige ©ebete angeorbnet für baS ©elingen ber ©jpebition<br />

nadj> MabagaSfar, tueld^e auf biefer großen $nfel bie burch<br />

Sahrhunberte ererbten Stechte granfrei^S gurü<strong>der</strong>obern foff;<br />

für baS bei biefer ©elegenheit gu ^altenbe Sribuum geruhte<br />

ber hodjmiirbigfte ©rgbifdjof bie Kirdje ber Miffion in SßariS<br />

gu beftimmen.<br />

einem ©treiben oom 18. April 1895 gibt ©e. ©mineng<br />

bie ©rünbe an, bie ihn t>agu bewogen, für biefe ©ebete<br />

gerabe jene Kird)e gu mähten, mo bie ^Reliquien beS heil. Btn=<br />

ceng oon Sßaul ruhen, golgenbe finb feine SBorte:<br />

„@irte ©rinnerung muß uns befonberS in SßariS theuer<br />

fein. SDer Mann, ber fich guerft für bie $riftlid)e ©ioilifirung<br />

MabagaSfar'S intereffirte, mar ber heilige Binceng oon Sßaul,<br />

ber in biefen legten ^ahrhunberten am meiften bem frangöfifd)en<br />

BoHe angehörte.<br />

„Als bie Drientgefettfchaft unb fpäter bie oftinbifche ®efedf^aft<br />

Hanbelsoerbinbungen anfniipften unb befonberS bie<br />

3?othmenbigfeit beS religiöfen ©lementeS erfannten, manbten<br />

fie ft


— 278<br />

far eröffnen." Dat toar bat erfte SBort bet heil. Binceng,<br />

alt er erfuhr, baß bie göttlidhe Borfehung ihn gu biefer Arbeit<br />

berufen habe. -Jlichtt ift rührenber gu fehen alt bie Siebe<br />

biefet bewunberungtwürbigen Sßrieftert, ber ben SCob feiner<br />

ber Slrbeit unterliegenben SDiiffionäre beweinte, unb bennoch<br />

mit einer heiligen ^artnädigCeit biefet SBerf immer mehr lieb<br />

gewann.<br />

„granfreidh gab feine Sßläne begüglidh -äftabagatfar't auf.<br />

Die ©öhne bet ^eiligen Bineeng mußten fidh gurü


— 279<br />

„Körnten wir baS nidjt aud) von ber ©d?ufeherrfchaft granf?<br />

reidjS über biefe große afrifanifdje $nfel ^offen? SDiefe ©dhufe?<br />

heryfdjaft fott ftch borthin ansbehnen, wo ber ©clavenhanbel<br />

fid) noch ferner aufregt erhalten Witt, granfreid) wirb audh<br />

ba bem SBerfe ber Antifclaverei mädhtigen 33orfd)ub leiften,<br />

baS ja Von Seo XIII. gefegnet nnb von bem feiigen ©arbinal<br />

Savigerie fo einbringt^ geprebigt würbe.<br />

„SBir fyabmalfo als grattgofen ünb als Stiften ganj<br />

befonbere ©rünbe, für bie in ben Krieg jiehenbe Armee ju<br />

beten. 5ftadj bem ©efagten wirb es ©udh f$on flar fein,<br />

warum wir unfere ©olbaten gang befonberS unter ben ©djufe<br />

beS heiligen Vincenj von Sßaul in ber Siöcefe SßariS ftetten<br />

wollen.<br />

„©onntag ben 28. April wirb bort baS $eft ber lieber?<br />

tragung feiner ^Reliquien gefeiert Siefem gefte wirb in ber<br />

Kirche ber 3JliffionSpriefter ein Sribuum vorangehen, um ben<br />

©egen ©otteS auf bie ©Epebition nad) MabagaSfar herab?<br />

Rieben.<br />

„•Jlachbem wir alfo mit unferen ehrwürbigen Srübern,<br />

bem SDefan, ben Somherren unb bem ©apitel unferer 9Retro?<br />

politanfirche gefprodjen haben, haben wir nach Anrufung beS<br />

Samens ©otteS golgenbeS angeorbnet:<br />

I. Artifel. Am 25 t , 26. unb 27. April wirb in ber üirdhe<br />

ber MiffionSpriefter ein Sribuum für bie mabegafjtfdhe %pe?<br />

bition abgehalten werben, ©tue ftiffe heilige Sflefe mit ©efang<br />

wirb um 8 V 2 Uhr gelefen.<br />

Ser ©egen mit bem Allerheiligften wirb jeben SRadhrntttag<br />

um 5^2 Uhr gegeben.<br />

Außer ben gewöhnlichen ©ebeten wirb audj bie laureta?<br />

nifdhe ßitanei gefungen werben.<br />

n. Artifel. ©onntag ben 28. wirb jum ©dhluß beS<br />

SribuumS um 9 Uhr tu ber Äirdhe ber MiffionSpriefter ein<br />

feierliches ^ontificalamt gehalten.<br />

„SBir werben um 2*/ 2 Uhr ber SSefper beiwohnen unb<br />

nadh ber Sßrebigt ben ©egen mit bem Allerheiligen geben.


— 280<br />

2luf an biefem Sage, wie an ben gtoei vorhergehenben wirb<br />

bie Sitanei ber feligfteu Jungfrau gefungen.<br />

„Stefe« Unfer ©f reiben foH bei ber Sßrebtgt währenb ber<br />

Sßfarrmeffe am ©onntage Quasimodo (21. 2tyril) Veröffent*<br />

lift unb in allen ©enoffenffaften unb religiöfen Slnftalten<br />

ber SDiöcefe beriefen werben." v<br />

©egeben ju $ßari« u. f. w.<br />

f Svanimw ©arbmal Midtjarb,<br />


— 281<br />

hörerfdhaft jenes SageS als Siebner fehr beliebt ift, hielt bie<br />

Sßrebigt. Sie ©eremonien in ihrer genauen Ausführung, bie<br />

©efänge, fowohl bie liturgifdjen als auch bie übrigen trugen<br />

Viel gur geftlidhfeit beS SageS bei.<br />

©e. ©mineng geruhte ben gangen Sag im Mutterhaufe<br />

gu bleiben, unb nadj ber Meffe empfing er im ©aale ber<br />

Reliquien bie gange ©emeinbe; im Tanten.aller legte ihm ber<br />

©enerak©uperior bie ©efinnungen ber innigften ©rgebung gu<br />

$üßen, worauf ber ehrwürbige Prälat mit rührenber ©üte<br />

unb oäterliäjem Sßohlwotlen antwortete.<br />

•Jlad) bem Mittageffen ging ©e. ©mineng in Begleitung<br />

beS Soctor gerranb, ber ebenfalls unfer ©aft fein wollte, gu<br />

ben Kranfen, um fie gu tröften unb gu fegnen.<br />

Beim AbenbgotteSbienfte fam baS Bolf gasreicher als je<br />

herbei, fo baß bie Kirche gu flein würbe. Mehr als eine<br />

©tunbe oor ber Befper fanb eine Same, bie alle Hebungen<br />

beS SrtbuumS mitgemacht hatte, feinen mehr, ©ie fam<br />

alfo in baS HauS unb bat inftänbig, man möge ihr boch in<br />

ber Kapelle einen 5ßlafe oerfdjaffen: „Qd) habe BerWanbte in<br />

MabagaSfar/ 1 fagte fie; ein Saienbruber oermochte es ni$t,<br />

ihr in bie Kapelle ©ingang gu oerfRaffen, bis enbftdj ein<br />

Sßriefter, ber mit ber Orbnung währenb ber ©eremonien betraut<br />

war, ihr Stritt oerfchaffte. ©ine anbere ^erfon geigte<br />

einen Brief unb fagte: „3$ habe einen ©ohn tu MabagaS*<br />

far; fehen ©ie, ba ift ein Brief, ben er mir getrieben h a *-"<br />

Obwohl fchon alles gebrängt ooU War, fo Oerftanb.eS fidj bod)<br />

oon felbft, baß man unter fo rührenben Umftänben noch einige<br />

^piäfee finben mußte.<br />

Um ben ©täubigen mehr -Kaum gu laffen, hatten bie<br />

barmbergigen ©chweftern aus bem Mutterhaufe in ber rue du<br />

Bac baS große Opfer gebraut, unb waren nidjt wie anbere<br />

Sahre gu bem ©otteSbienfte gefommen, ber oor bem ^Reliquien*<br />

fchreine beS heil. Binceng abgehalten würbe* ©rft am folgern<br />

ben Sage farneu fie, um ber Meffe beiguwohnen, weld)e ber


— 282<br />

Herr ©eneral=Superior lat, ber ihnen babei audh bie heilige<br />

©ommunion reichte.<br />

SBährenb ber auf bat geft folgenben SKobene, fanben bie<br />

ähli'dhen SBallfahrten ju ben Reliquien bet ^eiL Bineeng ftatt.<br />

Befonbert finb gu nennen:<br />

Sfflontag um 7 Uhr: bie ©ongregation ber Brüber bom<br />

heit. Bineeng bon $aul. 2Baifenhaut unb Stubierenbe.<br />

Dienftag um 6 Uhr: bat Seminar Saint=Sulpicfc<br />

SJlittmodh uni 6 Uhr: bat Seminar ber Jrlänber. 9tad^<br />

mittag um 2V 2 bat Seminar bon Jff9, Stubierenbe ber Vßfo<br />

lofophie.<br />

Donner ftag um 9 Uhr: affgemeine Berfammlung ber<br />

aRitglieber bet ÄinbheteJefu^Bereinet unter bem Borfifce bet<br />

3ftgr. ©ourmont, apoftolifdhen Bicart bon $angibar.<br />

Freitag: bat Seminar ber auttoärtigen s Mffionen; bar*<br />

auf bie Damen ber christlichen Siebe, in bereu Berfammlung<br />

ber ©arbinal*@rgbifdj)of bon 5ßarit felbft ben Borftfe führte,<br />

melier an biefem Sage audh bor ben Reliquien bet heil. Bin*<br />

cenj bie heil. 3Jteffe gelefen hatte.<br />

Samftag um 6 Uhr: bie polnifchen SBaifenfinber.<br />

Sonntag um 7 Uhr: bie Einher aut bem Haufe bon<br />

©nghien. Um 9V 2 bie auttoärtigen 9Jlarienfinber, ungefähr<br />

1500; Stadhmittag um 57 2 bat fleine Seminar bon $arit.<br />

3Kontag um 8 l / 2 bie internen SUiarienfinber ungefähr 1500.<br />

2lm 4. Sonntag nadh Dftern abermalt Berfammlung ber<br />

autmärtigen -äJiarienfinber ungefähr 1800. SRadhmittag bie<br />

©Ifaß -Sothringer.<br />

Reifung,<br />

jugefdjrieben ber fürbttte bes IjeiHgen Pincenj t>. |faul; erlangt<br />

im Putterljaufe ber lajariften am 22. Hpril 1894 aar bem<br />

fteUquien=$djrßtne beö Heiligen.<br />

2Bir haben folgenben Beriet bariiber erhalten:<br />

2We Jahre am 4. Sonntag nadh Oftern unternehmen bie<br />

SDiitglieber ber beutfdhen 3lnftalt, genannt bon ber heil, ©lifabeth<br />

i


— 283<br />

von SEIjürütgen (Voulebarb b'^talte 50 in SßariS), eine SBaff?<br />

fa^tt gu ben Reliquien beS heil. Vtnceng bon Sßaul.<br />

Sitte jene, weldhe bie ans ihrem Sanbe vertriebenen unb<br />

nun tu biefer unermeßlidhen£auptfiabt gerftreuten @lfaß=Sothrin?<br />

ger auf ihrer SBattfahrt fehen fönnten, haben audh bemerft,<br />

toeld^eS Vertrauen fie auf bie $firbitte beS heil. Vinceng von<br />

5ßaul fefeen, wie fehr fie ben Patron ihrer Anftalt, ben greunb<br />

ber Arbeiter unb Vater ber Armen ehren unb lieben.<br />

SDie SBattfahrt biefeS Jahres würbe nun burdh eine £eil=<br />

ung gefenngeidhnet, welche felbft bie Männer ber SBiffenfdhaft<br />

als 2Bunber erflärt hüben.<br />

SBir veröffentlichen ben Vericht in ben Annalen, um bem<br />

auSbrütflidfjen SBrntfChe beS hodhwürbigen £errn giat, ©eneral?<br />

©uperiorS ber Kongregation ber Mtffion nadhgufommen.<br />

Sm vergangenen SBinter würbe ber neunjährige $nabe<br />

Sofeph ©v ©ohn beS SBilhelm ©., eines ©IfäfferS, von einem<br />

eben fo unbefannten als fdhmerghaften Setben befallen, welches,<br />

wie eS fdhten, von einer Vlutgerfefeung herrührte. Alle Steile<br />

beS Körpers waren von fchwärglidjen Veulen bebedt. Aber SDanf<br />

ber eifrigen pflege ber ©Itern unb burch eine energifche Se?<br />

hanblung trat eine verhältnismäßig fQuelle Teilung ein.<br />

SDie $reube in ber gamilie beS SBilhelm ©. war groß,<br />

aber leiber fottte fie nur von furger Sauer fein. Qn ber<br />

%f)at, faum waren einige äBodjen berfloffen, als baS Äinb<br />

eine anbere Äranfheit befarn, bie noch btel fdhredflicher war<br />

als bte erfte. ©ie redete ©eite beS gangen Körpers vom ^opf<br />

bis gu ben güßen war gelähmt. S)ie ©liebmaffen Waren gang<br />

leblos unb für jebe SDienftleiftung untauglidh. Man fann fidh<br />

bie £roftloftgfeit ber ©Itern benfen. ©djmerg mußte um<br />

fo größer fein, ba eS fich um ein Äinb hanbelte, beffen natür?<br />

lidhe ©igenfdhaften gu ben fünften Hoffnungen berechtigten.<br />

Man rief bie berühmteren ©pecialiften herbei; aber alle<br />

famen barin überein, baß ber $all fehr fdjwer, unb bie IgtiU<br />

ung mehr als zweifelhaft fei, wenn fie audh bamit nidht fagen<br />

wollten, fie fei gang unmöglich.


— 284<br />

Sie ©Itern toanbtenviele SBofen hwburf äße möglifen<br />

Heilmittel an, aber umfonft: ber traurige 3uftanb be« Knaben<br />

blieb, immer berfelbe. Sof ber arme Bater ließ feineu<br />

Sag vorüber gehen ohne ben Siöfenfrang unb ba« ©ebet gum<br />

heil. Binceng mit bem franfen gofeph unb feinen gwei jüngeren<br />

Brübertt gu verrieten; alle beteten mit überau« großer<br />

3lnbaft.<br />

„Sa bie irbiffen 2lergte nift« mehr vermögen/' fagte<br />

ber friftlif e Bater, „muß man um fo vertrauensvoller gu<br />

ben ^inxmlifd^etx feine .gufluft nehmen: unfere Sßa^<br />

trone, ber feiige 3)tartyrer ©abriel ^erbopre, unfere liebe<br />

heil, ©lifabeth trnb befonber« ber große $etl. Binceng von Sßaul:<br />

if bin feft überzeugt, baß biefe meinen armen Steinen Sofeph<br />

heilen werben."<br />

Sener, ber fo fpraf, war ein einfacher Slrbeiter, aber<br />

ein fefter ©harafter unb ein übergeugung«treuer Äatholif. Seben<br />

STOotgen fuft er, wenn möglif, eine heftige 9Jleffe gu hören.<br />

Seben Sag verrietet er auf feine ©ebete gum feiigen go*<br />

hanne« ©abrief gur ^eiligen Sanbgräfin von Shüringen unb<br />

befonber« jurn ^eil. Binceng von $paul, gu bem er ff on feit<br />

langer $eit befonbere 2lnbaft hatte, SBie oft rief er<br />

nift au«: „5D glücffelige Beffüfcer unfere« SBerfe«, if bin<br />

ein armer ©ünber; wenn ffou meine ©ebete nift ©rhörmtg<br />

verbienen, fo höret bof menigften« auf bie ©ebete meiner<br />

unffulbigen Äinber; gebet meinem armen Sofeph bie ©efunbheit<br />

wieber. SBenn e« mif auf nof fo viel foftet, if will<br />

ihn fo erjiehen, baß ihr eure wohlwollenbe gürfpraf e nift<br />

werbet gu bereuen h^en. ©o betete ber fromme Arbeiter<br />

bi« gum Sage ber SBaHfahrt.<br />

2lm 22. älpril begab fif ©freiber biefer Seilen gu SBagen<br />

in bie Äirf e ber ßagariften rue de S&vres 95 in Begleitung<br />

be« armen Äranlen unb beffen Bater«.<br />

SBährenb ber gangen gahrt beobafteten bie brei 5fteifen=<br />

ben voKfiänbige«: ©tillff Weigen unb beteten innerlif. Sßtßfc*<br />

lif erhebt ber gute Arbeiter fein £aupt unb fagt in einem


— 285<br />

ferner gu befdjreibenben Sone: „Hod)toürbiger Herr, ich 1)aU<br />

bem lieben ©ott ein Besprechen gemalt für ben gatt, baß<br />

ber heil. Binceng ^eute meinen Sofepb heilt." lJnb nach einer,<br />

furgen Sßaufe fagte er toieber: „SDer heil. Binceng ttrirbbiefen<br />

•Jlad&mittag einen BetoeiS feiner 9tta$t geben . . . . ©ie toer*<br />

ben feiert! . . . ."<br />

WS man bei ber Ktr$e angefommen mar, führte 3BiU<br />

heim ©. ben Keinen gelähmten Sofeph unb feine gtoei Brüber<br />

gum ©rabe beS Märtyrers Johann ©abriet, um ihn nod) ein*<br />

mal um bie Heilung gu bitten.<br />

@S begannen nun bie für bie SBaUfahrt beftimmten ©ebete*<br />

P. 9ti£ S. J. führte ben pilgern in einer marmen 3lnfpradje<br />

bie het^orragenben 3ü0e aus bem Sehen beS heiligen<br />

Binceng, biefeS SlpoftelS ber Siebe, oor Singen unb ermahnte<br />

alle, mit Bertrauen gu feinen heiligen Reliquien hinzutreten<br />

unb ihre SBünfche bort niebergulegen.<br />

Kaum hatten bie Seute begonnen ber SReihe naü) oor ben<br />

Reliquien gu beten, fo ioaren fdjon bie ©Itern beS Keinen<br />

Kranfen ba, ber mehr getragen als Oon ihnen geführt gu ben<br />

heil. Reliquien gelangte, bie, toie befannt, in einer gegriffen<br />

©ntfernung hinter bem ^odhaltare fidh befinben.<br />

S)a marf fidj nun bie fromme gamtlte auf bie Kniee<br />

nieber; ber Bater nahm fogleidj feinen ©ohn, hob ihn bis gu<br />

bem Sieliquienfdhreine empor unb ließ ihn benfelben mehr*<br />

malS füffen unb mit bem gelähmten 3lrm berühren; unter<br />

%f)tänen fdjütteten bann bie armen Seute ihr Herg in innigem<br />

©ebete aus.<br />

SDa fommt ber ©acriftan berKirdfyc: ,,©ute Seute/' fagt<br />

er, „eS ift 3eü/ ih* mfifjt eudj.gurüdgiehen,"<br />

©onberbar! ®er gelähmte $ofeph ift ber erfte, ber auf*<br />

fteht unb gioar, ohne baß ihm jemanb hilft.<br />

©r ift geheilt! geften ©drittes begibt er fich mit ben<br />

©einigen in ben fogenannten 3?eliquienfaal, fnieet nieber gu<br />

ben güßen ber ©tatue beS feiigen 3oh an ueS ©abriel, too bie<br />

glücflid)e Familie noch lange 3eit im ©ebete oermeilt.


— 286<br />

Von ber 5lirdhe ber MiffionSpriefter bis gum väterlichen<br />

£aufe blieb ein 2Beg von brei Vtertelftunben gu madhen. SDer<br />

munberbar ©ereilte legte biefe ©tredfe in ^Begleitung feiner<br />

©Itern unb feiner jüngeren Vrüber gu guß gurü


— 287<br />

fammt beffen Bater in einem Befuge empfangen unb fie bor<br />

bem SBeggehen fegnen unb hergtidh beglüdfariinfchen. 1 )<br />

$arit, 29. Jänner 1895.<br />

Äreufeer, i. s. c. m.<br />

SDiefer Beriet geigt bie SBahrheit ber SBorte, meldhe einer<br />

ber berühmteften ©ef


— 288<br />

ber ©rfd)einung ber Wunberbaren Mebaitte im $ahre 1830<br />

2)iefeS Soppetfeft ^>atte gabtreidjeS Bolf, barunter au$ ^tete<br />

Hodfjgeftettte itt's Hotel Baulierre gelocft Mgr. Karl Bettet,<br />

ber Berfaffer beS frönen „Sebent beS ehrw. grangiSfuS ©let",<br />

jeigte ben ttmftänbengemäß in einer angiehenben Siebe ben<br />

©praeter beS ©hriftenthumS, melier gang Siebe unb 3luf=<br />

Opferung ift; Siebe für alles ©roße unb Heilige; Aufopferung<br />

bei jebem Seiben, Mangel unb ©lenbe.<br />

©r erinnerte baran, wie baS SBerf für bie Armen bur


— 289<br />

allein biefe ftellten fif naf einigen Sagen mit großer Heftig*<br />

Seit ein. Äopf würbe fo empftnblif, baß fte nift ein*<br />

mal ben $uß auf ben 83oben fefeen burfte; fobalb bie gerfe<br />

ben Boben berührte, füllte fie im Ääpfe einen ffmerglifen<br />

SBiberhaH.<br />

Ser Slrgt, ben man barüber befragte, hielt bie« für ein<br />

©effwür unb mafte einen ©inffnitt; e« floß aber nur 33tut<br />

herau«. Sie Deffnung ffloß fif fogleif wieber unb bie<br />

©f mergen begannen auf« neue mit erneuter ^eftigfeit»<br />

•Jlaf weiteren vierzehn Sagen mafte man Wieberum einen<br />

©inffnitt, ber ebenfall« bie ©f mergen nur fteigerte. 3lft<br />

Sage barauf folgte ein neuer ©fnitt, bie«mal ein Äreug*<br />

ffnitt viel breiter unb tiefer. Sie arme Patientin war gang<br />

erfföpft, bie ©f mergen nahmen ftetig gu; e« war wirflif<br />

ein 3Karthrium. Ser 2lrgt, ber auf« neue gu Statte gegogen<br />

würbe, erflärte bte«mal, baß bie Traufe ben $nof enfraß habe.<br />

91un würbe bie ©fwefter in'« 9Jlutterhau« geffidt, Wo fie<br />

in einem bemitleiben«werthen Sufianbe am 1. $ebruar 1892<br />

arifarn. ©ie fonnte nift einmal aufreft ftehen, ja hatte nift<br />

einmal bie $raft, eine ©tritferet gu haften. 2frgt be«<br />

SDiutterhaufe« erflärte, e« fei nothwenbig, ben $nofen abgu*<br />

fragen, wa« vorau«fefeen ließ, baß ^r berfelben 2lnfift wie<br />

ber 2lrgt von SRouen fei.<br />

9Zun würbe entff ieben, bie Traufe in ihre Heimath naf<br />

Hagebroud gu ffitfen, wo fie am 6. gebruar in einem be*<br />

flagen«werthen Suftanbe anlangte. 9Jian mußte fie Mi Traufen*<br />

gimmer tragen, ©ie fonnte fogufagen Weber ftehen nof liegen><br />

nof einen $uß auf bie ©rbe fefeen unb wußte nift, wo fie<br />

ihren von ©f rnerggepeinigten ßopf ftüfeen fönnte.<br />

Ser Slrgt be« Drte« gab feine entff eibenbe Antwort, ©r<br />

begnügte fif neue ©inffnitte gu mafen, reft«, linf«, ein<br />

wenig höher, ein wenig tiefer unb War erftaunt über bie heftigfeit<br />

ber ©f mergen. ©r ftecfte ©harpie in ben ©inffnitt,<br />

bamit fif bie SBunbe nift ff ließen fönnte.


290<br />

©anf ber ^eimat^Ii(^en Suft unb ber forgfältigen Pflege<br />

hatte bie firanfe bodh etmaS Gräfte gewonnen. Man braute<br />

fie beßhalb nadh Sitte, um einen berühmten ©pecialiften, Herrn<br />

©uret, gu befragen. ©iefer erflärte, eS fei ein SupuS, ber aus<br />

Unfenntniß nicht recht behanbelt morben märe, unb eS fei nun<br />

megen feiner AuSbehnung eine Operation nöt^ig. ©iefe mürbe<br />

fogleidh vorgenommen, aber ad), bie ©dhmefter füllte bavon<br />

ebenfo menig ©rleichterung, als bei ben früheren ©infdhnitten.<br />

©ie ©dEjmergen begannen von neuem unb gmar mit ungemohn?<br />

ter £eftigfeit unb bie Sßunbe fdhloß fidh nidht mehr, ©er<br />

berühmte ©octor fagte, eS fei mahrfdjeintich bie SBunbe nicht<br />

gang entleert, unb nahm eine neue Operation vor, bie aber<br />

gleichfalls nur bie ©chmergen vergrößerte, ©ie Äranfe mar<br />

nach £agebrou


— 291<br />

gerte. 2Bir litten fdhon viele Ebenen gehalten; jefet aber<br />

mußten wir fein 3J!ittel mehr.<br />

Dft, fehr oft, alt id) ben lieben ©ott bat, mir ein SKittel<br />

einjugeben, fam mir ber ©ebanfe: „Unfere gute 3Jlutter muß<br />

me^r alt jeber anbere miffen, ob bie ©chwefter fiir unfere<br />

Keine Berfammlung geeignet ift. Sßenn fie an ihr bie noth*<br />

menbigen ©igenfdhaften finbet, Wirb fie biefelbe Wohl heilen<br />

fönnen unb fo audh unfere Slnbadht zu ihr mehr entflammen.<br />

Jd) fagte bann Zu mir felbft: Ja, fie müffen wir bon nun<br />

of 9Jiuth unb Vertrauen fpradh tch babon<br />

ju meinen 3Kitfchweftern.<br />

Slnt 6. 3Jtärz begannen wir eine -ftobene ju unferer ehr*<br />

mürbigen Sölutter, mit bem feften Borfafee, folange fortzufahren,<br />

bit bie Traufe geheilt fei; jugleidh hatten wir aber benSßunfdh<br />

unb bie Hoffnung, baß biet am 15. 9Jlärg, bem Jahrettage<br />

ihret foftbaren S£obet gefdhehen werbe. SBir beteten mit<br />

großer 2lnbacht, benn bie Schmerzen waren fdhretflidh, ber 3u*<br />

ftanb ber Slranfen fehr berhängnißboH.<br />

3lm 12. SDtärj, einem ©onntage, war ©dhwefter ®ecoop=<br />

man febr erftaunt, alt fie beim ©rwachen feinen ©chrnerj<br />

fühlte. 2lm Borabenbe 'hatte fie mit bieler SJfühe einfdhlafen<br />

fönnen, obwohl fidh ber ©djjlaf, ber ihr über ein Jahr lang<br />

faft unbefannt war, erft gegen eilf Uhr eingeteilt hatte.<br />

SDarot f^lief fie ohne Unterbrechung bit zum 3Jlorgen unb<br />

beim ©rwadhen fühlte fie gar feine ©djmerzen. ©ie fonnte<br />

aber bodh nidht glauben, baß ihre Heilung wirfltdh fdhon er*<br />

folgt fei. SDen gangen £ag ftanben ihr bie Spänen in ben<br />

äugen; unb boll gurdht unb B^eifel, ob bie ©dhmerjen fidh<br />

mieber etnftetten würben, fagte fie ju unt: „2lber ich fühle<br />

feinen ©dhmerj mehr!..<br />

©eitbem hat fie nichtt mehr berfpürt; fie fteht um bier<br />

Uhr auf unb berrichtet mehrere gang berfdhiebene Arbeiten, wie<br />

SBafdhen, Bügeln ü. f. w.<br />

Ueber fünfzehn 9Jtonate fühlt nun ©dhwefter Secoopman<br />

feinen ©d^merj mehr, unb ber ®oetor 2Kahieu, zu beut ich<br />

Slnnalen LX. 20


— 292<br />

bie ©$wefter führte, betätigte, baß bie Heilung Ooffflänbig<br />

fei, baß fie aber unmöglich ben Hilfsmitteln ber SBiffenfdjaft<br />

jugef^rieben werben fönne.<br />

Möge Maria, bie unbefledte Jungfrau, bie Mutter unferer<br />

ehrwürbtgen Mutter, geftatten, baß biefe £f)atfad)e jur 93erherrlidhung<br />

jener beitragen fönne, weldje eine fo treue<br />

ahmerin ihrer 9tä$ftenliebe War."<br />

Sie ehrwürbige ©$mefter Secoopman betätigte biefen<br />

Beriet in biefen SBorten:<br />

habe biefen Bericht gelefen, worin bie ©chwefter<br />

©ienerin bie ©üte hatte, meine Heilung ju ergäben, unb idh<br />

fann bezeugen, baß alles ber Sßahrheit gemäß ifi @hre fei<br />

bafür bem lieben (Sott unb unferer frommen ehrwürbigen<br />

©tifterin."<br />

©egeidjmet: ©


— 293<br />

©tief ber ehrmürbigen ©ftoefter ©ufe, Bifitatorim<br />

ber barmherzigen ©f loeftern in Sitle^<br />

Sie Operationen, von benen in bem Berichte über bte<br />

Heilung ber ©ftoefter Secoopman bie Siebe ifl, tourben in<br />

unferem Haufe vorgenommen. 2Btr toaren 3eugeit ber ff retf*<br />

lifen ©fmergen biefer guten ©ftoefter, unb loie alle Sßer*<br />

fönen, melf e fie bamal« fahen, maren auf nur ber Meinung,<br />

ihre ^ranfheit fei unheilbar. -Dtuth unb ihre ©tanbhaf*<br />

tigfeit inmitten fo vieler Seiben hatten mir bie Ueberjeugung<br />

gegeben, baß ein um einen folfen Sßrei« erfaufter Beruf erhalten<br />

toerben müffe, unb if ff% mif glüdlif, in ber<br />

Heilung ber ©f toefterSecoopman einen Betoei« ber göttlif en<br />

©üte ju fehen, ben er un« auf bie gürbitte unferer ehrtoür*<br />

bigen 3Kutter hin gegeben hat.<br />

Stile, 22. Sluguft 1894.<br />

©egeifnet: ©ftoefter 3«. ©uf e,<br />

u. X. b. f. 2. 3X b. a. St.<br />

"Zßefotxbevex<br />

jlugefdjrteben ber wunberbaren Pebatlle*<br />

2lus3ug aus bem Brief einer Sd)tr>efter r>on ben Cöcfytern<br />

ber göttlichen ZDeisfyeit in Cljolet (2Tiaine=et=£oire) an bie<br />

SdjtDefter 2T£ontesquiou am £)ftober<br />

3Kittoof Slbenb« um 11 Uhr fuhren totr plö^lif au«<br />

bem ©flaf empor, benn ftrirhörten ben Stuf: $euer, geuer.<br />

6« mar nift bei un« au«gebrofeit, aber e« brohte auf unfer<br />

Hau« ju ergreifen, ©tue Sagemühle, bei toelfer fif für<br />

80,000 granlen H^lj befanben, unb groei ©afthäufer, tooman<br />

für ba« fommenbe $ahr ben Borrath an Heu untergebraf t<br />

hatte, ftanben in glammeit, unb gtoar gang neben unferem<br />

©arten. Unfer H^ljffUppen ftieß faft an bie ©ägemühle.<br />

SBir ftiegen eilenb« hinab, um gu helfen. 3Jlan hatte bie<br />

20*


— 294<br />

geuermehr nodh nidht gerufen, unb außerbem gab eS fojufagen<br />

nirgenbS SBaffer als bei uns. SBir Bitbeten alfo eine Mte,<br />

um ju töfd^en, bis bie geuermehr anfarn. Sefet erft gemährten<br />

mir bie ©efafyr, bie uns brohte, benn große glühenbe Pohlen<br />

fielen ju unferen güßen.<br />

SDa erinnert fich meine gute ©uperiorin an bie Stflebail?<br />

len, bie i


—<br />

Herr Seon $afob, ein berühmter 2lbt>ocat, feit rnebrals<br />

breißig Sauren Sßenfionär in ber Anftalt für ®pileptifcbe iu<br />

Sa Seppe bei Sain, bat nad) einer furgen Kranfbeit feine<br />

f


— 296 -<br />

2lfblt; er war bamalt 33 Jahre alt. ©eine ungewöhnlichen<br />

gähigfeiten, feine Kenntniffe alt Slböocat fteßte er ber Oberin<br />

gang gur Verfügung, unb trug aut allen Gräften gur rnate*<br />

rieffen unb fittlichen Hebung bet Häufet bei, unb gtoar mit<br />

folget Sefdheibenheit, baß et ben 2lnfd)ein hatte, alt ob er<br />

felbft gum Sienft fcerpflidhtetfei, unb nicht, baß er ben 3lnbern<br />

bie größten ©ienfte leiftete. ©o habe ich ihn gefunben, alt<br />

idh öor fed^ehn Jahren hier anfam. ©r mar bie ©tüfce, ber<br />

Sroft meiner Vorgängerinnen; er blieb et auch für midh unb<br />

-feine Hilfe ift wir unfdhäftbar gewefen.<br />

„®urdj feine feltene Klugheit, ©üte unb ©anftmuth<br />

rfeffelte er3lDCe an fich wtb er mar et auch, ber baburch in<br />

Sa Seppe biefen edfjten $amitiengeift gur Blüthe braute. @r<br />

fanb in feinem innigen ©lauben unb in ber häufigen ©orn*<br />

munion btefe ©eelenftärle, biefe Hoheit ber ©efihnungen, vermöge<br />

meldher er ©ott bafür greifen fonnte, ber ihn mit biefer<br />

Äranfbeit gefdfjlagen hatte; unb wenn er audh geheilt mürbe,<br />

wollte er boch nid)t mehr ben Ort tierlaffen,mohin ihn biefe<br />

Prüfung ©ottet geführt hatte, fonbern er banfte nur ©ott<br />

bafür, baß er fidh noch wehr bem Sttenfte ber -DUtmenfchen<br />

meihen fonnte. ©eine Sebent weife in Sa Seppe ridhtete er fo<br />

ein, baß er burch feine Sienftleiftungen einer ber Hauptwohl*<br />

thäter bet Häufet mürbe.<br />

„2llt Sßräfibertt ber im Slftyl unter ben Sßenfionären er*<br />

ridhteten 33ineeng*©onfereng, meldhe ben gmed hatte, bie Slrmen<br />

fcon Xain unb Umgebung gu unterftüfcen, entfaltete er einen<br />

unermüblichen ©ifer, eine Siebe, bie fidh burch feine Hinber*<br />

niffe abfchreäen ließ, um allem ©lenbe, t>on bent er erfuhr,<br />

abguhelfen. ©ott allein fannte feine ©üte unb feinen ©eelen*<br />

reifer, mit benen er feine materiellen Hilfeleistungen begleitete.<br />

2ludj bie wichtigften Sefdhäfttgungen fonnten ihn nidht<br />

jurüdEhalten, ben Uranien in ber ©rholungtgeit einige<br />

ftreuung gu fcerfdjaffen,bamit fie ihre Setben leichter ertrügen,<br />

©r wußte fidh 2Öfem angupaffen: geuerweh^Hauptmann, Xheater*<br />

birector, SDirigent ber ganfara, allet war er; alle biefe Unter*


— 297<br />

Haltungen hatte er unter ben Äranfen eingeführt, weife ja fo<br />

fehr nöthig h a^n, in ihrer gelungenen Trennung von ihrer<br />

gamilie fif auf biefe SBeife gu entff äbtgen unb bie ©ittlif*<br />

feit aufreft gu erhatten. Herr Seon geigte fotoiet guneigung,<br />

foviel Sftaffift in ber Behanblung biefer jungen Seute, baß<br />

fie Stile an ihm hingen unb ftch i^nt tüitttg unterwarfen. @r<br />

war bie ©eele biefer Berfammlungen unb ber gamilienfefte,<br />

bereu Soften er immer gerne felbft trug. 333er von Senen,<br />

bie ihn gehört h a &en, erinnert fif nift an bie furge aber<br />

anmuthige 9lnfprafe, weife er an bie hof geehrte 3Jiutter<br />

Havarb rif tete, um fie bei ihrem Befuf im gahre 1891 wiK*<br />

fommen gu heißen, ©eine grömmigfett, feine ehrfurftövolle<br />

3uvorfommenheit, fein ©eift ber Brüberliffeit, alle« ba«<br />

geigte fif in jenen wenigen äöorten, in benen er fein gange«<br />

innere« geoffenbart hatte.<br />

Slm 16. gebruar von einer Sungenentgünbung befallen,<br />

war er gleif von ber ©efcfrliffeit feiner Äranfheit über*<br />

geugt unb brafte ba« Opfer feine« Seben« bar. SBährenb<br />

feiner ftebentägigen ßranfheit ließ er feine $lage, fein Be*<br />

bauern vernehmen, fonbem brücfte nur feine Bnfriebenheit<br />

unb fein ©lüd au«, baß ihm ber Uebergang in bie ©wigfeit<br />

burf bie Sröftungen ber ^Religion fo leift gemaft würbe,<br />

gm tiefften ^rieben gab er feine ©eele ©ott gurücf, Freitag<br />

am 22. gebruar um 17 2 Uhr 9Zaf mittag«.<br />

„SBemt if auf in biefen geilen fein voUftänbige« Btlb<br />

be« Herrn Seon entwerfen fann für jene, benen if biefen<br />

ffwafen Bewei« meiner Sanfbarfeit ffulbig wäre, fo fann<br />

if bof fagert, baß wir einen wftrbigen 2lbriß hören fonnten<br />

von feinem Seben in Sa Seppe, von feiner Hingebung, bie<br />

er an ben Sag legte, unb von ber Srauer, bie fein unerfefe*<br />

lifer Berluft verurfafte. SBir beftfcen biefen 2lbriß in ber<br />

3iebe be« Herrn be Saruage, erftgeborenen ©ohne« jene« 2Bohl=<br />

thäter«, ber ba« Slfpl gegrünbet hatte; biefe SRebe hielt er<br />

naf ber firflifen Seif enfeierlif feit, al« bie theure Hüffe be«<br />

Beworbenen in bie Familiengruft übertragen werben follte.


©eine aus bem bergen fommenben SBorte gingen audh Affen<br />

gu Hergen unb beftärften uns in ber Hoffnung, baß Herr Seon<br />

audh im Himmel nodh ber ©dhüfeer unb greunb ber teuren<br />

gamilie in Sa Seppe fein mirb, ber er fo biet ©uteS ermiefen<br />

unb bie Veifpiele ber jdhönften Sugenben ^interlaffen hat.<br />

*fßevxc§t<br />

über<br />

£eo iKrancourf,<br />

Glerifer ber ßongregaifon ber .SRiffiott; geftorbeu im 5ltter tum<br />

21 fahren am 20. Wuguft 1864.<br />

SDie ttnentfdhiebenhettbegügtidh ber gu mählenben SebenS=<br />

bahn übt oft einen peinlidben tähmenben ©influß auf bie<br />

fd^önften ©igenfchaften auS; bie tlngebulb in Seiben unb Sßrilf?<br />

ungen raubt uns ©chäfee von Verbtenften unb fühlt ben @ifer<br />

Sener ab, melche ben ©dhmerg linbern möchten.<br />

SaS Seben beS jungen Seo Vrancourt, ber mie ein heiliger<br />

AloifiuS von ©ongaga unb ein heiliger ©taniSlauS $ojifa<br />

in ber Vlüthe ber $ahre bahingerafft mürbe, fann ber $ugenb<br />

gum Mufter bienen, fomohl in ber Serufsmahl als audj in<br />

ber SDarbringung jener Opfer, melche ©ott bon feinen greunben<br />

verlangt.<br />

(Erfieö Cajritel.<br />

geflutt. — awtfle unb ^inb^ett £eo'$.<br />

Seo ©bmunb Vrancourt mürbe gu ©halanbr^, einer ©e~<br />

meinbe im Vegirfe 6rect)?fur?©erre im Departement Aifne, am<br />

10. 3 uni 1842 geboren. 6r mar baS vierte unter fünf Rixi*<br />

bern, von benen gmei fchon im garteften Alter nodh t>ot Seo<br />

fiarben.<br />

©ein Vater Sucian glorentin entftammte einer gamilie,<br />

melche gmölfÄinber gählte unb ebenfo burdh i$ re ©teHung mie<br />

burdh ihren ®fouben fehr angefehen mar. ©eine Mutter hiefc<br />

Maria Anna Surquin.


— 299<br />

Seo hatte oon feinen eitern gugleid) bie Bartheit beS<br />

©ewiffenS unb einen helbenmüthigen opfergeifi ererbt; mit ber<br />

Saufgnabe mürbe ihm aud) bie innigfie guiteigung gur ©itten*<br />

teinheit, grömmigfeit unb ©otteSliebe eingegoffen.<br />

Um ni$tS in ber SBelt hätte biefeS feiner 9Zatur nach<br />

fo garte unb fdjmadje Kinb feine ©ebete untertaffen motten.<br />

SBenn er manchmal am Abenb begierig mar, bem ©efpräche<br />

ernfter 5ßerfonen guguhören, fonnte er fidj niä)t entffließen,<br />

gur SRuhe gu gehen, ©eine Mutter, melche als mahre ©h*i=<br />

ftin bem Kinbe eine h°he Borftettung oon fernen ^flidjten<br />

gegen ©ott geben unb es gum ©ehorfam ergiehen mottte, brauste<br />

bann ni^ts anbereS gu fagen, als, wenn er nic^t fogleidj ge=<br />

hor$e, bi'trfe er fein ©ebet nidjt oerrichten; baS Kinb ant*<br />

mortete bann mit einer gemiffen Angft, bie ficher bom heiligen<br />

©eifie fam: „Mutter, iä) bitte ©ie, laffen ©ie midj gum<br />

lieben ©ott beten, idj merbe fogleidj gehörten."<br />

Außer biefer übernatürlidjen grömmigfeit gab ihm ©ott<br />

au


— 300<br />

fe^r befriebigenbe gortffritte. Ser junge ©füler ^atte ben<br />

Bortheil, jeben 3lbenb zu feinem Dnfel gehen zu fönnen.<br />

Siefer Sßriefter, ebenfo em:pfehten«merth burf feine $röm=<br />

migfeit al« burf feine SBiffenffaft, vertoanbte alle ©orge<br />

barauf, bie ©eele feine« fleinen ©amuel jum innigen Ber*<br />

fehre mit ©ott vorzubereiten, bi« ju bem fo erfernten Sage<br />

ber erften heiligen ©ommunton. Siefe fo finblif e unb reine<br />

•Jlatur hatte eine wmtberbare Befähigung, jene Sehren in fif<br />

aufzunehmen, bte ©ott nur ben kleinen offenbart, um fte fo<br />

bie prüfte ber göttlifen Rührung unb bie ben reinen Herzen<br />

vorbehaltene göttlife 3lnffauung genießen zu laffelt.<br />

Sftei gahre naf feiner erften heil, ©ommunion, weife<br />

er am 22. Quni 1856 empfing, ffrieb er an feine ©f Wefter,<br />

bei ©elegenheit ihrer erften heiligen ©ommunton:<br />

3Jteine liebe ©fwefter!<br />

ttnmöglif fann if einen fo ffönen Sag vorüber gehen<br />

laffen, ohne Sir mein ©lü


301<br />

Siefen 3Korgen hat mein Bruber auf Seine Meinung<br />

bie ^eilige SQiefe gelefen, unb id) habe i^mbabei gebient. ©t<br />

hat mich fehr gefreut, fo meine ©ebete mit ben feinigen ber*<br />

einigen gu fönnen. 3Köchten fie bodh bor ©Ott mftrbig genug<br />

fein, erhört gu merben, möge ©ott in Sir eine fd)öne SBohn*<br />

ung finben, mo er immer bleiben fönnte. Seit einiger Seit<br />

habe idh fdhon gang befonbert für Sidh gebetet: Safür hoffe<br />

ich, baß Su mich auch nicht bergeffett mirft, in jenem 2lugen*<br />

bli


— 302<br />

Seitung biefeS gef$i


- , 303<br />

Siathff lägen eine« guten greunbe« unb in ber Hilfe ©otte«<br />

eine rnäftige ©tfifce gu finben mußte.<br />

3m $ahre 1857 erfuhr Seo auf mahrhaft mmtberbare<br />

SBeife ben befonberen ©fufe ber feligfteu Jungfrau, meiner<br />

Umftanb fein Bertrauen gur Himmel«fönigin unb feine 9ieig*<br />

ung gur grömmigfeit nof erhöhte.<br />

3m Wtonati 3luguft begleitete er gu Sßagen feinen Bater<br />

naf ©oiffon«. 2luf bem SBege mürbe ba« $ferb ff eu, brängte<br />

ben 2Bagen bi« an ben 3ianb ber ©traße gurüä, melfe fif<br />

ba gmölf bi« fünfgehn guß hof erhob; barauf mafte SS einen<br />

©prung, unb ber äßagen mürbe umgemorfen. Seo mürbe<br />

einige 3Jleter meit fortgeffleubert, unb ber 2Bagen ging über<br />

feinen Äörper. ©ein Bater mar halbtobt vor ©freden, al«<br />

er ihn auf ber ©rbe au«geftrecft liegen fab, unb fürftete, nur<br />

mehr eine Seife aufguheben. Iber balb ftanb ber Änabe von<br />

felbft auf; e« mar ihm nift« geffehen. ©r hatte fif Unferer<br />

Sieben grau von ©alette anempfohlen, ©eit biefem Sage ge*<br />

lobte er feiner Befreierin beftänbige Saufbarfeit unb Siebe,<br />

bie auf nie bei ihm abnahm.<br />

2lffe Sahre mafte er in ben gerien ein* ober gmeimal<br />

gu guß bie 15—16 km. lange Mfahrt naf Sieffe. Siefe<br />

SBaHfahrt mar für ihn ein große« geft. Sen gangen 2Beg<br />

betete er unaufhörlif. Bei feiner 9tü


— 304<br />

wenn idj Sir aud) für biefe ©üte gegen mid) überaus banf*<br />

bar bin, fd&äfee iä) miä) gtüdlidfj, toor Sir ^ute mein £erg<br />

gu eröffnen. Su weißt eS, baS metnige ift Sir gang offen,<br />

SDu femtft eS bis in bie fleinften galten; falls eS nid)t fo<br />

fein follte, wäre baS ni


— 305<br />

nicht ab; benfe an ben$med biefet 9ieife; beute, baß id) mein<br />

£eben Uuferer Sieben grau bon Sa ©alette berbanfe."<br />

©ein würbiger ©ruber gab ihm alt Antwort SRathfdhläge<br />

boller SBeitheit unb Klugheit, inbem er ihm bie unüberminb*<br />

lidfjen ©dhwierigfeiten geigte, bie ftdfj feiner Steife entgegen*<br />

festen. Sarauf fdhrieb ibm Seo abermatt:<br />

7. Februar 1860.<br />

Siebfter unb ttyeuerfter Bruber!<br />

„Sein Brief ^t einen lebhaften ©inbrud auf midh ge~<br />

rnad&t. Jdh ftreibe Sir nodh immer mit Spänen in ben<br />

Slugen; benn alt iä) biefen Brief, mürbig einet wahren Bruber*<br />

hergent, lat, benefcte ich ihn mit meinen Shränen, aber mit<br />

aufrichtigen Spänen.<br />

„Heute^ famt iä) nodh einige ©injelheiten nachtragen, bie<br />

idh int lefeten Briefe autgelaffen habe. SBenn iä) naä) Sa<br />

©alette gehen will, Ifabe idh nodh eine anbere 2lbficht. Sort<br />

in ber Sftähe wohnt ber heiligmäßige Pfarrer bon 9lrt. Jdh<br />

will bei ihm eine ©eneralbeidfjte über mein ganget Seben, mit<br />

aller möglichen ©enauigfeit unb Slufridhtigfeit meinet Hergent<br />

ablegen. will audh ben lieben ©ott bitten, er möge midh<br />

aut feinem 3Jlunbe erfahren laffen, ob et für meinen Beruf<br />

unb für meine ©eligfeit nü|lid§ fei, wenn idh in Me große<br />

Karthaufe gehe. Senn iä) glaube, ©ott will, baß iä) midh<br />

ihm ohne Siüdhalt hingebe, unb 2Wet bei ©eite taffe,< mat<br />

gur SBelt gehört. %ä) mödhte gang ©ott angehören; iä) feufje<br />

nur nach bem 3lugenblid, wo ich ntidfj nur mehr mit ©ott<br />

werbe gu befdjäftigen brauchen, wo iä) für meine ©ünben merbe<br />

Buße thun fönnen.<br />

„Jdh mödhte gewiß nidht in ber Karthaufe bleiben. Jdh<br />

will bem lieben ©ott nidht mtgeborfant fein, inbem ich bent<br />

SBillen meiner ©Item gumiberhanble. Jdh mödhte bloß einige<br />

Sage bort bleiben unb mir bam ben Sfieg bereiten. * 2Benn<br />

midh ©ott gu einem fo hohen Berufe beftimmt, glaube iä),<br />

baß idh leidet 2Wet auf ber SBelt berlaffen fönnte. Sat eine


— 306<br />

\<br />

wäre mir nodh fdfjwer, meine gamilie gu verlaffen; aber ©ott<br />

ift über Sittel Sitte ihn, baß er midh bagu berufe; eS liegt<br />

wenig baran, wo idh fei, wenn idh midh nur mit ihm befdhäfc<br />

tigen unb meine ©ünben beweinen fann; mit einem SBorte, idh<br />

toitt bort fein, wo er midh haben will. Sitte ©ott befonberS,<br />

er möge mir eine vollfommene ©elbftverleugmmg verleihen."<br />

©iefer fromme Jüngling bon adhtgehn 3ah?en war ein<br />

anberer heil. AloifiuS, ber ebenfalls über feine ©ünben meinte<br />

unb nur an baS eine badhte, ftdj gang ©ott gu weihen.<br />

©einem Briefe fügte er nodh folgenbe $eilen boll 5Ber=<br />

trauen unb ©elehrigfeit bei: „3dh hoffe bon ©einer ©üte, baß<br />

©u mir in jebem Briefe bis Dftern bie jeweilig nötigen<br />

Anweifungen geben wirft; ich werbe fie bei mir tragen, unb<br />

fie foffen meine Mdhtfdhnur fein."<br />

©ein Sruber fdhrieb ihm, um ihm noch einmal bie<br />

©dhmierigfeiten, ober beffer gefagt, bie Unmöglichfeit biefer<br />

Sieife bor Augen gu ftellen, unb Seo antwortete barauf mit<br />

erbaulidher Unterwürfigfeit.<br />

„Sieber Söruber!<br />

3öenn idh nidht bie Abfidht gehabt hätte, meinen SBillen<br />

beiner Unterfdheibung gu unterwerfen, bann hätte idh flarnidht<br />

nöthig gehabt, bir meine ©ebanfen mitgutheilen. unter=<br />

werfe midh alfo wie bem SBitlen ©otteS, unb von nun an<br />

benfe idh mehr baran. Aber ben widrigen Sßunft Will<br />

idh toergeffen, nämlidh, AHeS gu verlaffen unb SBuße gu<br />

thun. ©er liebe ©ott müßte in mir eine große Seränberung<br />

bewirfen, Um biefen SBorfafe in SSergeffenheit gu bringen.<br />

©er fromme ©iener Maria'S entfdhäbigte fidh für feine<br />

geplante Steife, inbem er auf feine Soften ber feligften 3ung=<br />

frau eine $rone anfchaffen wollte. @r bat ben ©ireftor ber<br />

marianifdhen (Kongregation, biefe $rone für feine gute f)imm*<br />

lifdhe Mutter angunehmen, audh gugleidh baS tieffte ©tittfchtoek<br />

gen barüber gu beoba^ten. ©inige Sage fpäter würbe wirflieh<br />

in ©egenwart ber Mitglieber nadh einer SorbereitungSceremonie


— 307<br />

bie geweifte ßrone ber ©tatue a^aria'« auf ba« Haupt gefefet<br />

2lm 31. Segentber 1859 feilte Seo feiuem Sruber fein Opfer<br />

mit. ,,©r hatte/' wie er fagte, „gum (Entgelt um ein 3Kemo*<br />

rare unb ein 2lve 9Jiaria gebeten. Sa« Uebrige," fügt er bei,<br />

„überließ if ber ©roßntuth be« Herrn Sirector«. Sitte ©ebete<br />

werben auf meine Meinung verriftet; aber if will, wie bu<br />

gar nift gweifeln wirft, baß bie ©naben fif befonber« über<br />

meine ©Itern ergießen. 3ft e« notfywenbig, baß man e« weiß?<br />

3f glaube nift. Sie feligfte Jungfrau fennt meine Meinung<br />

unb fie wirb felbft beffer bie ©naben vertheilen, al« wir e«<br />

fömtten."<br />

Hier ift e« wieber am Sßlafce, baran gu erinnern, baß bie<br />

Äirf entehrer bie 2lnbaf t gur feligfteu Jungfrau al« ein Seifen<br />

ber Borherbeftimmung für eine ©eele anfehen, unb al« ein<br />

fifere« Unterpfanb, ben befonberen ©fufe biefer göttlifen<br />

•Dlutter gu genießen.<br />

3Jlaria, weife ben hl- Johanne« auf ben ©alvarienberg<br />

geführt hat, bamit er bort bie ©eheimniffe ber alle« über*<br />

treffenben SBiffenffaft, ber Siebe $efu ©hrifii, betraften<br />

fönnte, führt bie f riftlif en ©eeleit gum atlerheiligften ©afra*<br />

mente, weife« biefe« Sßunber ber Siebe im heil. Sfteßopfer<br />

unb in ber heil, ©ommunion immer erneuert.<br />

2Bir haben ffon gefehen, wie Seo, nof gang jung, feiner<br />

©fwefter bei ©elegeifeit ihrer erften 'heil, ©ommunion ba«<br />

geuer mittheilt, ba« ihn felbft entgünbete, ©eine- SBaHfahrten<br />

gu Unferer lieben grau von Sieffe fflößen immer mit ber<br />

heil, ©ommunion. ©r mafte biefe SBaHfahrten, wenn auf<br />

in früher -Btorgenftunbe, gu guß unb nüftern, um bann com*<br />

municiren gu fönnen..<br />

Seo begegnete eine« Sage« einem Drben«manu, ber ihm<br />

gegenüber feine Sanfbarfeit gegen ©ott au«brü


— 308<br />

©enüge leiften. 3liä)t bamit gufrteben, ficf; felbft mit biefem<br />

himmlifd&en Brobe gu fättigen, fudjte er auch bei feinen Mit*<br />

fdjülern, befonberS aber bei ben Mitglie<strong>der</strong>n ber marianifchen<br />

©ongregation biefe heil. Uebung gu oerbreiten. Kann benn<br />

baS geuer feine ©tuth gurftcf halten? SBaren ja audj bie Mif*<br />

fionSpriefter, welche baS Heine ©eminar leiteten, immer beftrebt,<br />

bie häufige ©ommunion gu ©hren gu bringen, WaS ja fo fehr<br />

ben Abfluten beS heil. Binceng entfpract;.<br />

SefuS ©hriftuS im Sabernafel empfing aud) fehr oft bie<br />

Befuge beS frommen ©tubenten. 3n ber Krppta ber prä$*<br />

tigen Äir$e ©aint*£eger würbe baS allerhetligfte ©aframent<br />

aufbewahrt. SDort matten bie Mitglieber ber marianifdhen<br />

©ongregation furge, aber häufige Befud)ungen; befonberS that<br />

fich unter ihnen Seo heroor. Am Anfange unb am ©nbe ber<br />

©rholungSgeit, nach ber ©chule war er ber erfte, ber fam,<br />

unb ber lefete, ber fortging; nur fdjwer fonnte er fein Auge<br />

oom Sabernafel trennen, oon wo aus unfer göttlicher Heilanb<br />

ihm feine ©infpredjungett unb ©naben gu Sheil werben ließ.<br />

SDer heiligen Meffe beiwohnen.war für ihn eine greube;<br />

bem ^Sriefter beim Altare bienen War ihm baS Allerliebfte.<br />

©ang jung würbe er fd^on oon feinem Dnfel unb feinem Bruber,<br />

welche beibe ^riefter waren, gu biefem Amte herangebilbet.<br />

©ine große greube war eS auch für ihn, ben Altar gu gieren;<br />

bie ©eremonien entgücften ihn. UebrigenS hatte er oon SRatur<br />

auS ein ftattli^eS AuSfehen, eine gefammelte unb ernfte Haltung.<br />

„©ure Befcheibenheit werbe allen Menfdjen funbj benn<br />

ber Herr ift nahe," fo fprad) ber heil. SßauluS gu ben erften<br />

©hrifteu. Seo fühlte biefe ©egenwart ©otteS in fidj, weßhalb<br />

fich auch bie lieblichfte Befcheibenheit auf feinem ©efi$te<br />

ausprägte.<br />

3n ber heil, ©ommunion fdjöpfte er biefe Hingebung unb<br />

Siebe, bie ihn gu einem großen ©ifer für bie ©hre ©otteS<br />

unb gu einer großen ©anftmuth gegen feine Mitfdjüler antrieb,<br />

©r war fehr geneigt, gu geben, $u leihen, fidj felbft gu be*<br />

rauben, um Anberen greube gu machen, ©r nahm Alle fo


— 309 -<br />

Zutraulich auf, baß felbft Jene gerührt waten, bie ihn zum<br />

erften 3ftale fahen.<br />

„Set „gute Seo", wie man ihn nannte, war alfo bereit,<br />

mit folgen ©igenfdjaften autgeriiftet, bat Slpoftolat ber Siebe<br />

gu üben in einet Bincenz 5 ©onfereng, bon ber wir nun fpredjen<br />

wollen.<br />

drittes ÄapiteL<br />

£co tritt im ^etninar von goiffonz bet ^iitcens-^onferenj tot.<br />

Jnt Jahre 1858 würbe bat große Seminar-unb im folgenben<br />

Jahre auch bat Keine Seminar bon Soiffont bon<br />

9ftfgr. be ©arfigniet ben SDliffiontprieftern anbertraut. Sie<br />

Sireftoren mußten mit gfreuben Slllet förbern, wat bem ©eifte<br />

ihret feiigen Batert angemeffen war. Jn ber %f)at hatte ber<br />

Superior bet Keinen Seminart, Herr 9luguftin Supup, beuttheilen<br />

fönnen, wie biel ©utet burch bie Bineenz*©onferenzen<br />

gef^ah, wenn er einerfeitt bie 3Jlitglieber unb bie Slugenjeugen<br />

ihret eifrigen äBirfent unb anbrerfeitt bie 2lrmen betrachtete,<br />

©r war feft überzeugt, baß ein mädjtiget Hilfsmittel %um<br />

©uten bie ©rrichtung einer ©onferenz unter ben SMiugen bet<br />

Seminart fein werbe, bie auch toitflichint Anfange bet Jähret<br />

1860 errietet würbe. Sie ©inberleibung würbe bom ©eneral*<br />

rath in $Parit ohne Sßgern gewährt. Sie ©onferenz=9ftitglteber<br />

aut ber Stabt machten fich eine grenbe baraut, bie neuen<br />

•üJtitglieber im Befudj ber ftranlenzu unterweifen. Sie her*<br />

borragenbften ^erfönlidhfeiten ber Stabt, wie be Sahune, be<br />

Blabette, be la ^rairie, Branche be glabignty fChloffen fiel) alt<br />

•JJlitgtieber ben jungen Stubenten an.<br />

Siefe Beifpiele bon Siebe, Semnth unb Brüberlichfeit<br />

bon Seiten ber erfahrenen unb h^Ch angefebenen ©onferenz*<br />

•äJlitglieber bemirften, baß auch ber junge -Jlachwucht ber Keinen<br />

Konferenz bie Siegel unb ihre SRathfChläge praftifCh autüben<br />

erlernten.<br />

SRiCht unterrichtet fo gut wie bat Beiftriel; unb nidhtt<br />

ift fo praftifch alt bat nothwenbigerweife thätige Seben einer.<br />

Bincenz*©onfereng.<br />

21*


— 310<br />

©ie gwei erften Mitglieber ber neuen ©onferenj waren<br />

jwei Sönglinge aus ber erften klaffe. 35er eine ftubirte fpäter<br />

Mebigin unb ftarb in ber Stütze feiner ©er groeite,<br />

von ©ott auf toahr^aft wunberbaren SBegen geführt, würbe<br />

fpäter 33ifchof. 2Bie fein greunb hatte auch er ben 23orfa&<br />

gefaßt, in SßariS Mebijin ju ftubiren; aber ©ott gab ihm ju<br />

verftehen, baß es außer ber leiblidhen Pflege nodh ein anbereS<br />

erhabeneres Amt gebe, närhlidh bie ©eelen ju leiten. Alle<br />

Sage nadh Mittageffen war er mit feinem greunb bamit<br />

befchäftigt, bie übrig gebliebenen ©peifen unter bie Armen ju<br />

verketten, welche in baS ©emfnar famen. gerner begannen<br />

fie bie Armen in ihren Häufern aufjufuchen. ©ie s Jiächften~<br />

liebe, biefe göttliche glamrne, Welche unfer felbft auf bie<br />

@rbe brachte unb mit ber er alle Herjen entjünben wollte,<br />

theilte fich audh balb ben jungen MitgÜebern mit.<br />

3n furger Seit fchloß ficb audh Seo biefer ßonferenj an.<br />

Mit großer greube theilte er bieS feiner gamilie mit. An<br />

feine ©dhwefter Maria fdhrieb er folgenben S3rief:<br />

Meine theure ©chwefter!<br />

„Sdh töeiß, baß ©u ein gutes Herj für bie Armen Ijaft;<br />

oft habe idh gefehen, wie ©u gegen fte baS innigfte Mitleib<br />

gejeigt haft. ©iefer ©ebanfe brängt midh, ®i r Näheres über<br />

ein Heines 2Berf ju erzählen, burdh weldheS bie Abbitber 3>efu<br />

(Shftftt getröftet unb ihr @lenb erleichtert werben fott.<br />

©iefeS 2Berf ift eine fleine Sincen^ßonferenj, bie im<br />

©eminar errichtet würbe. ®u weißt ftcher, was eine SSincenj*<br />

©onferenj ift. ©u mußt fdhon oft von jener fyrechengehört<br />

haben, welche in ©aint-Duentin befteht. -Kun gut, im Seminar<br />

ift bie ©onferenj nach benfelben ©runbfä^en, Regeln<br />

unb ju bemfelben ©nbgwed errietet. Kun wirft bu midh<br />

fragen: Aber Womit gibft bu benn Atmofen? ©iefe Herren<br />

aus ber ©tabt finb reich! Aber ihr ©eminariften, worüber<br />

fönnt ihr verfügen?


311<br />

„@« ift Wahr, unfere Hilfsquellen finb fpärlif, unfer<br />

Kapital ift nift groß. Slber unfer teurer ©uperior, ein<br />

©oljn be« ^eiligen Bincenz von Sßaul, lehrt un«, wie wir,<br />

Wie biefer Heilige bie -Jtäfftenliebe üben müffen, felbft in ber<br />

3lrmuth; benn, fagt er, wenn ihr 2lHe« bei ber H^nb hättet,<br />

wenn man euf ba« ©elb in bie H


— 312<br />

feine ftnben. Sa fteht er mit fünf Äinbern ohne ade Hilfe,<br />

nur feine grau erwirbt fi$ fed)S ©ouS tägtid^. SOBie t)iel<br />

fönnten biefe ttnglüdlidfjen beim lieben ©Ott Oerbienen, wenn<br />

fie i^re Seiben re


— 313<br />

ge^en, bem fchredlichften ©türme autgefefet. ©t mar ©efahr,<br />

mit bem geit(i


— 314<br />

mit äußeren äßerfen ber -Jlädhftenliebe befchäftigen müffen,<br />

ettnaS, was mit einem britten Drben eine Slehnlichfeit hätte;<br />

fte fuchen eine 3lrt Sftegel, welche ihnen bie StnbadhtSübungen<br />

unb anbere Mittel angibt, um gu einer größeren Heiligfeit<br />

gelangen gu fönnen.<br />

2)te s Jlegel ber Sanct SSinceng * ©onferengen entfpricht<br />

biefem SBunfdhe. Sie fefet ein wahrhaft dhriftlidheS Seben<br />

voraus unb trifft für alle Dpfer SBorforge, bie man im SDienfte<br />

ber 3lrmen Igefu ©hrifti bringen muß. fehr fluger Sffieife<br />

würbe beut ©tfer ber Mitglieber freier Spielraum gelaffen.<br />

2llS eines ber wirffamfien Mittel, in ber SßoHfommenheit voranguffreiten,<br />

müffen bie allgemeinen ©jercitien angefehen<br />

werben, welche feit einigen Sahren in völliger 2lbgefdhiebenheit<br />

von aller SBelt gehalten werben. Saburch wirb am befien<br />

bem frommen unb berechtigten SBunfdhe, fidh felbft gu heiligen,<br />

Siedhmmg getragen. Ser heilige SSinceng hatte fdhon gu feiner<br />

3eit in ©anct SagaruS biefe ©jercitien eingeführt.<br />

S)aS ©treben nadh einer h^eren SCugenb«, nadh einem<br />

voHfommeneren ©taube, baS wir bei ben SBeltleuten finben,<br />

jeigt fich aber noch lebhafter in jenen Vereinen, bie ftch aus<br />

djriftlichen Sönglingeit gttfammenfe&en.<br />

©S fühlte audh Seo biefen übernatürlichen 3ug; er badjte<br />

fogar an bie SMfommenheit beS DrbeitSlebenS. SDaSfelbe hei ?<br />

lige geuer brannte audh im Hergen anberer Mitglieber ber<br />

jungen ßonfereng, aus ber gasreiche 3lpoftel hervorgingen,<br />

©iner bon ihnen ging jenen SBeg, ben fchon ber heilige grang<br />

Xaver int ©inne hatte, unb leitet jefet als Sifdhof ein 33icariat<br />

in 5tiang*fi'. ©in anberer grünbete in ©üb^nterifa ein großes<br />

unb ein Meines Seminar. 3fn einem Sftachbarftaate hielt ein<br />

Ruberer bie fegenSreichften Miffionen. Muß man nicht audh<br />

mit ©hrfurdht jenen heroifdhen Miffionär begrüßen, ber fidh<br />

am guße beS AltareS als Dpfer barbot, um baS llnglüd ber<br />

S3ombarbirung Von ber Stabt SlleEanbrien abguwenben?<br />

3n ber Hauptftabt beS türfifdhen 3?eidheS leitet ein am<br />

bereS Mitglteb biefer ©onfereng baS fatholifdhe ©oHegtum ber


— 315<br />

•äKtffion; ein anbetet ift im Kollegium ber Sßropaganba in<br />

©nttyma thätig.<br />

SBie Biete fönnten mir nof aufgäben, weife in fremben<br />

Sänbern vom Stbanon bis gu ben Slnben ba« Sif t be« Kvan*<br />

getium« gugleif mit bem -Kanten unb bem Kiitfluß granf*<br />

reif« verbreiten.<br />

Ueber breißig Sölitglieber biefer Konferenz fyabmftf bem<br />

Drben«leben unb befonber« in ber gamilie be« heil. Binceng<br />

ben -JRiffionen ober bem ttnterrif te ber Sugenb gewibmet.<br />

Unter biefen nun wollte auf unfer Seo fein.<br />

211« er im Dctober 1861 wieber in'« Kollegium gurüd*<br />

gefehrt war, erhielt er am 21. Dctober von einem fetner<br />

•Btitff i'tler, weif er in ben Drbeit be« heiligen Sominicu« ge=<br />

treten war, einen Brief, worin fotgenbe ©teile vorfommt: „3f<br />

habe erfahren, mein theurer greunb, baß ©ie gum ^ßräfecten<br />

ber marianiff en Kongregation erwählt worben finb." Siefer<br />

Site! allein geigt, ffon, baß Seo in ben Slugen fetner 9Jlit=<br />

ffüler, bereu SBahl ihn getroffen h


— 316<br />

Als er am 7. gebruar oon feinem Borhaben fprach, eine<br />

SBadfahrt nadh Sa ©alette gu machen, hatte er ben SBunfdh<br />

auSgebrüdft, audj in bie große Äarthaufe gu gehen, niä)t um<br />

ba gu bleiben, fonbern um einige Sage bort gugubringen unb<br />

bann,bie SBege gu bereiten, menn ©ott ihn gu einem fo heiligen<br />

Seben beriefe.<br />

@r mußte noch nicht, ju melier ©enoffenfchaft er feine<br />

Schritte lenfen follte, aber er hatte fd^on einige Buneigung<br />

gu ben Miffionen gefühlt, ©o fchrieb er im Qahre 1859 an<br />

feinen Bruber: „3$ wödjte etmaS Bestimmtes über meinen<br />

Beruf miffen; bann mürbe ich äffe meine Hanblungen auf<br />

biefeS giel hinrichten. 3lnbererfeitS begreife ich, *>aß überall<br />

©ebulb, oor Allem aber Klugheit nothmenbig ift. Sßenn Su<br />

mir baS Seben beS Mfgr. Borie, Bifd&of oon AcanthuS, OerfRaffen<br />

fönnteft, märe ich Sir fehr banfbar; iä) brause etmaS<br />

SerartigeS, um mid) gu ermutigen. biefem Augenblide<br />

hätte ich eine Neigung, Sominifaner gu merben, benn biefer<br />

Drben befdjäftigt fidh aud) mit Miffionen. bitte Sich alfo,<br />

mir biefeS Seben gu fdjidfen; idj glaube, eS mirb für midj<br />

fehr nüfelidj fein; iä) merbe barauS lernen fönnen, meld)' große<br />

Opfer man babei bringen muß unb melden Sroft man babei<br />

ftnben fann."<br />

3n einem anberen Briefe fdjreibt er:<br />

„Mein guter Bruber, eS fdjeint mir, eS märe für mtdh<br />

ein großes ©lü


— 317<br />

meinen Borfafe gu änbern unb ich münfche, baß et auch immer<br />

fo bleibe."<br />

3lut feinen zahlreichen Briefen erfieht man, baß fein Beruf<br />

nidjt einfach bie golge einer lebhaften ©inbilbungtlraft mar.<br />

©r mar übrigent t>on Statur ant fehr nadjbenfenb unb fpradh<br />

fich nicht eher über eine ©adhe aut, bebor er fie nidht reiflich<br />

überlegt hatte.<br />

^Fünftes tapitel.<br />

^ittberniffe, wefc^e £eo itßmtrfnben fyatte,ntn fld) beut reftgtofm<br />


318<br />

hanbeln, fchrieb ihm gurücf: „$dh Verftehe fe^r gut, baß ©u<br />

mir räthft, nidht nadh Sieffe gu gehen, um bort geiftlidhe Uefc<br />

uugeu gu halten. unterwerfe midh born gangen Herjen<br />

©einer ©ntfcheibung. Aber ich bitte ©ich, wenigftenS mir gu=<br />

guhoren, wenn idh ®ir meine Armfeligfeiten aufgärten Witt/'<br />

©arauf fe|t er ihm nun bie ©eelenfämpfe auSeinanber, bon<br />

benen wir früher gebrochen haben.<br />

3u biefer inneren Prüfung gefeilte fich nodh eine anbere<br />

fehr fdhmergtidhe. 21m ©übe feines SriefeS vom 17. $nli 1860<br />

hatte er hinzugefügt: „Sitte redht für midh, idh brause es<br />

mehr als je. ©£ hanbelt fich um meinen Seruf; vor bem<br />

©übe ber geriert muß idh eine ©ntfdheibung getroffen haben."<br />

©ein würbiger Dnfel, ber ho^toürbige Herr £urquüt,<br />

weldher bie geiftlidhe Seitung ber DrbenSfrauen born heiligen<br />

Äreug in ©ainkQuentin hatte, unb für weldhen Seo eine große<br />

Adhtung hegte, wollte feinen Seruf prüfen, unb fchrieb ihm<br />

einen taugen Srief, um ihn von feinem Sorhabett abgubrin^<br />

gen. ©inen ähnlichen Srief hatte ihm fein geliebter Sruber<br />

getrieben, ber ihn fdhon feit feiner ^inbheit leitete.<br />

©er junge Seo nahm bemüthig alle Semerfungen an unb<br />

fudjte Hiffe int ©ebete, um bie ©timme beS Hornels von ber<br />

irbtfdhen gu unterfReiben.<br />

©ann fragte er feinen ©tcector um Sftath.<br />

©ein Srttber rieth ihm in einem neuen Sriefe, baS ©übbiaconat<br />

abguwarten, unt fidh in biefer wichtigen Angelegen^<br />

heit gu entfdheiben. Seo antwortete in aller ©infalt fotgenber=<br />

maßen: ,,©u fagft mir: „SBarurn nicht baS ©ubbiaconat ab=<br />

warten?" ^dh habe ©ir fd)on bie Antwort barauf gegeben,<br />

als wir einmal über biefen ©egenftanb fprad^en. 2Bie viele<br />

Seifpiele von Jünglingen fönnteft ©u mir nidht aufgäben,<br />

welche ihren 33eruf verloren haben, weit fte bem 9lufe ©otteS<br />

nidht fi^neff gotge leifteten? 3Jlan fieht, baß nur wenige ©ub=<br />

biacone in einen religiöfen Drben eintreten, noch weniger ©ia=<br />

eone unb . nodh t>tel weniger ^ßriefter. 3>n einem gewiffen Alter,<br />

wo man fdhon feine ©emohnheiten hat, foftet e£ viel, fidh einer


319<br />

ftrengercn Sieget gu unterwerfen. ®lan wartet ein bi« gwei<br />

Sahre, man wartet immer. älter man übrigen« ift, befto<br />

ffwerer fann man fif auf fügen."<br />

©in junger ©füler ber ^p^ilofop^ie ift e«, ber ein fo<br />

gereifte« Urzeit hatte.<br />

äBoher ff öpfte er benn biefe 2Bei«heit? 2lu« bem ©van*<br />

gelium; benn. er fügte nof hwgu:<br />

,,©f ließlif maft man e« gerabe fo wie jener junge<br />

5SJtenff, bem unfer Herr ben 9iath gab, alle« gu verlaufen<br />

unb ihm nafgufolgen. ©« war ein Siath, biefer junge SRenff<br />

fonnte gerettet werben, ohne ihn in feiner gangen Strenge gu<br />

beobaften. 2lber weif eine hintmliffe ©lorie, wie viele<br />

©nabenff äfce hätte er fif verbient, wenn er biefen Siath befolgt<br />

hätte!"<br />

Seo ff toß mit folgenben SBorteu: „2)u h# mix währenb<br />

be« SBinter« gefagt: „„Sie ©timme be« Sirector« ift<br />

bie ©timme ©otte«."" 3f will alfo biefe ©timme fcören.unb<br />

ihr gu gehorfen fufen."<br />

©nblif im Sänner 1862 ffrieb er an feinen Bruber<br />

tu einem lateiniffeit, fehr ffön abgefaßten Briefe, ben wir<br />

hier überfein: .... „Sftein Sirector hat gefprofen; unb<br />

if habe gu ©ott gefagt: Siehe, hier bin if; if bin übergeugt,<br />

baß ©ott mif gum Drben«teben beruft; aber if weiß<br />

nof nift, in weif e religiöfe ©emeinbe; if habe nof aft<br />

3ftonate Seit, um ©ott barüber gu befragen; if hoffe, baß<br />

er gu mir fprefen wirb, inbem er in mir burf meinen Sirector<br />

ober burf einen anbern erfahrenen -Kann eine befonbere 9leig=<br />

ung erwecfen wirb.<br />

Ser Sob meine« geliebten Bater« beftärft mif nof in<br />

meinem Borhaben; ber Sob meine« greunbe« Seftrumelle hat<br />

meinen ©ntffluß nof fefter gemaft."<br />

3n ber Shat hatte Seo furge Seit vorher feinen Bater<br />

verloren, unb biefer Berluft hatte auf feine garte ©eele großen<br />

©tnbrucf gemaft, tnbem er fif nof mehr von ber ©rbe lo«=<br />

trennte, bie fo viel Bitterfeit unb Sraurigfeit aufguweifen hat.


320<br />

Aber anbererfeits hatte ber Sob feines BaterS ihn nodh<br />

gärtlidher gegen feine Mutter, feinen Bruber unb feine ©chmefier<br />

geftimmt, unb biefe 3ä?ttichfeit follte noch nxe^r gunehnten<br />

burch ben ©djmerg ber Trennung.<br />

SaS ©tubienjahr ging feinem ©nbe entgegen, unb nun<br />

fottte fidh Seo entf (Reiben, ob er in baS große ©eminar ober<br />

in einen Drben treten follte. Waty inbrünftigem ©ebete theilte<br />

er feinem Sirector bie ©ntfcheibung mit, in bie ©ongregation<br />

ber Miffion einzutreten.<br />

Ser Sirector mollte immer bie Mahnung beS heiligen<br />

Binceng beobachten, bie er feinen 5)3rieftern gab, nichts gu<br />

tt;un, um jemanben gum (Eintritt in bie ©ongregation gu be*<br />

rnegen, unb hatte bisher eine große gurüdbaltung beobadfjtet.<br />

Sie Ueberfieblung Seo's an einen anbern Drt follte feinen<br />

nahen Sob nicht abmenben. Aber hatte ber Sob nid^t feinen<br />

beften greunb Seftrumelle in feiner Heimath bahin gerafft?<br />

Unb war baS Seben beS heil. AlopfiuS oon ©ongaga unb<br />

eines heil. ©taniSlauS $oftfa int Stooigiate ber ©efellfdhaft<br />

3efu nicht ein ©emütn für fie unb für bie 3ugenb, bereit<br />

Borbilb fie nun finb, obmohl fie beibe in ber Blüthe ihrer<br />

Sahre ber ©rbe entriffen mürben?<br />

tajutcl.<br />

£eo 9 $ fintritt in ba* §emtnar ber gongre^ation ber ^tiflrion. —<br />

«Sein im neuen Berufe.<br />

Am $6. September 1862 oerließ Seo baS Pfarrhaus oon<br />

gluguiöreS (Aifne), mo fein Bruber, ber biefe Pfarre unter ftd)<br />

hatte, mit feiner Mutter unb fetner ©d)mefter oerfammelt maren.<br />

©inige ber ©efühle, melche ihm bie Abreife oerurfad&te,<br />

finben mir auSgebriidft in einem Briefe, melden er an einen<br />

Better, einen fehr frommen Mann fd^rieb:<br />

. . . . „©eit Beginn ber gerien habe idjj immer biefe<br />

lefcte Srennung Oor Augen, unb ich mödfjte meiner Mutter<br />

baS ©chmergtiche berfelben fooiel als mßglidh erleichtern, ©eit<br />

acht Sagen mußte fie, baß idj abreifen follte. Als bie ©tunbe


321<br />

fam, hatte fie fogufagen bat Opfer in ihrem $ergen fdhon<br />

gebradht. Jebodh wirft Su mich entfdhulbigen, menn idh nidht<br />

nadh Seinem SBunfdh ben folgenben £ag bort blieb; baburdh<br />

hätte idh ih*en Kummer unb ihre ränett vermehrt; unb Wat<br />

midh betrifft, fo fürchte ich biefe Spänen einer SDtutter, meldhe<br />

fidh<br />

trennt, um ihn ©ott gu übergeben. Jch<br />

weiß wohl, toat in mir borging, alt idh ®ud) alle umarmte;<br />

aber et fdhien mir, baß ©ott midh rief, unb baß mich feine<br />

©nabe in biefem 3lugenbli


— 322 -<br />

xo'ofynt. 3f bin rul^ig unb glücflif. 3f banfe bem lieben<br />

©ott bafür; if bete für ©ie alle in befpnberer Sßeife.<br />

„3n biefem erften ga^re be« SRovigiate«, weife« man ba«<br />

„innere ©eminar" nennt, habe if nur ba« ©ine gu thun:<br />

aßeine geiler verbeffern, ba« Seben be« heil. Binceng, be«<br />

©tifterS unferer ©enoffenffaft, ftubieren, getoiffe 2lnbaft«;<br />

Übungen verrif ten, bie Sßrebigttocife lernen, bie heil. ©frift<br />

unb bie beil. Bäter ftubieren; hier finb. wir Stile Stoiber unb<br />

mafen un« gegenfeittg glücflif. 3f empfehle mif Seinen<br />

©ebeten, bamit mir ©ott bte Beharrliffeit Oerleibe."<br />

$n feinem erften Brief an feinen Bruber unb feine ©ftoefter<br />

beffreibt er ba« ©lücf, ba« er in feinem Berufe verfoftet.<br />

Dctober 1862.<br />

* 3h* toiffet *>, baß if feit ©amftag ben 27. ©eptember<br />

in ^ari« bin. 3lm folgenben Sienftag erhielt if ba«<br />

Äleib ber -Dliffionäre, fo baß if jefet fo glücflif bin, unter<br />

bie 3a$l ber -Jlovigen, bie man hier ©eminariften nennt, gu<br />

gehören. 3f fyabeoft fagen hören, baß ber liebe ©ott hunbertfaf<br />

bie Opfer belohnt, bie man für ihn bringt. Sjefct begreife<br />

if bie SBahrheit biefe« SBorte«; benn if bin in $ßari« ttrirf=<br />

lif glücflif. 3f wiinffe nur mehr ©ine«, nämlif bie Beharrliffeit.<br />

biefer 3Jleinung empfehle if mif mehr al«<br />

je ©uren ©ebeten. 3f bin gugleif mit vier $rlänbern<br />

gefontmen, unb feübem finb nof gtoei anbere Säuglinge au«<br />

SHittelfranfreif bagu gefommen. bin froh, gerabe gu biefer<br />

Seit abgereift gu fein/<br />

Srei Sttonate finb verfloffen feit ben erften greuben, bie<br />

©ott eine ©eele verfoften läßt, bie fif gängltf hingibt.<br />

Seo ift immer gang gufriebeit. Hören ^ @i n tge^ au«<br />

feinem Briefe, ben er im Jänner 1863 an feine 9ftutter ff rieb.<br />

kleine liebe Butter!<br />

„Sa« %at)x ift nift« anber« al« bie Seit, in ber fif bie<br />

gum ?leujahr«tage gemaf ten SBünff e erfüllen follen, ©eftatten<br />

©ie, baß if Ehrten heute von Jieuem au«brüde, wie innig


— 323 -<br />

meine Siebe gu ^mn ift, unb wie fie nodh immer mehr gu=<br />

.nehmen wirb, je mehr idh bie ©röße 3h^r SBohlthaten unb<br />

Dpfer einfehe, bie ©ie fidh für midh auferlegt haben. 3$<br />

werbe 3h^en in ©wigfeit bafür banfbar fein, befonberS aber<br />

baftir, baß ©ie midh in fo großmütiger SBeife bem lieben<br />

©ott übergeben haben.<br />

„3dh begreife eS, baß biefeS Dpfer ©ie mehr als alte<br />

anbern gefoftet hat. Aber nur Muth, meine liebe Mutter,<br />

feien wir nidht geigig gegen ben lieben ©ott, unb ©r wirb fidh<br />

in ©roßmuth nidht übertreffen laffen; oft belohnt ©r fchon in<br />

biefem Seben foldhe großmütige Hanblungen.<br />

„2BaS midh betrifft, fo banfe idh ©ott für bie Sßohlthat<br />

meines SerufeS; iä) bitte 3hn, ©ie reidhlidh gu entfchäbigen<br />

unb. mir bie Seharrlichfeit gu verleihen. $dh bin hier immer<br />

fehr glüdflidh unb fehr gufrieben. 3


— 324<br />

finb $ene, bie eS nityt oerfudfjen motten. ©ie miffen Alles<br />

baS beffer als ich, aber ich fprad) mit $f)nm gerne barüber,<br />

meil iä) beffer einfehe, mie unglttcflid) Sene finb, bie ©ott<br />

nidht bleuen* Sft eS nidfjt mahr, baß mir auf unferen 2BaH=<br />

fahrten gu Unferer lieben grau oon ßieffe eine reinere unb<br />

füßere greube oerfoftet haben, als mir in ber glängenbften ©e*<br />

fettfchaft hätten genießen fönnen? Sa ©ie noch äußerlich<br />

3h*e Anbad&t gu Unferer lieben grau oon ßieffe geigen fönnen,<br />

banfen ©ie ihr auch in meinem -Kamen für bie ©nabe meines<br />

Berufes. Bitten ©ie Unfere liebe grau, baS SBerf gu ooHenben,<br />

baS fie begonnen hat, unb mir bie hl. Beharrlidhfeit gu oerleihen.<br />

„AuS bem, maS iä) Sljmen oor meiner Abreife gefagt<br />

habe, miffen ©ie fd&oit, melier Art baS ßeben ift, baS ich<br />

jefet führe. AUeS ift fo, mie iä) eS mir fdfjon früher in ©e=<br />

banfen oorgefteHt habe, unb meine Hoffnungen finb eher über*<br />

troffen als getäufcht morben; baS heißt fooiel als: $dfj bin<br />

glüdlidh, gufrieben ... Sa, mein theurer Better, ber Beruf<br />

gum geifttid)en ßeben ift eine fehr große ©nabe. Sa finbet<br />

man geifttidhe Hilfsmittel in Ueberfluß, Man fieht nur gute<br />

Beispiele, man befdfjäftigt fidf) nur mit folgen Arbeiten, meldte<br />

ben 3mecf haben, uns gu heiligen, unb mit frommen ©tubien...<br />

Aber meldje ftrenge 3ied)enf


— 325<br />

ber ©anct Sinceng=©onfereng befeelte, verließ ihn audh in feinenr<br />

neuen ©tanbe nidht, fonbern begleitete ihn bis in bie ©title<br />

feiner ©infamfeit.<br />

©r fchrieb alfo an feinen theuren Sruber, welcher in<br />

einer inbuftriereichen ©egenb Pfarrer war, unb in feiner Sßfajre<br />

einen frommen Serein gegrimbet hatte, golgenbeS:<br />

„ 3dh hoffe, baß Sein Serein gut gebebt unb batb<br />

anfangen wirb, grüßte gu bringen. Aber eS ift wahrfcheintidh,<br />

baß Su bei beffen ©rrichtung unb ©rhattung Schwierigfeiten<br />

gu überwinben gehabt haben wirft. 3


— 326<br />

„Jdj fehe ihn noch in feiner lefeten Krankheit, wie er<br />

ben gelreugigten £eilanb füffenb, ftirbt; idh erinnere midh, wie<br />

idh mit ber ©terbelerge in ber £anb, bei feinem Kopfpolfter<br />

fttieenb, ihn betrachtete. Unb biefe gute 3Wutter hat nadj allen<br />

biefen hetben Prüfungen ihrer Siebe gu ©ott unb gu ihrem<br />

Kinbe noch bie Krone aufgefefet, inbem fie batfelbe freiwillig<br />

unb aut gangem bergen ©ott barbradhte, meil bat bem aöBilct<br />

©ottet gemäß gu fein fchien. Stein, eine folche großmütige<br />

£anblung tarn nidht unbelohnt bleiben! 3lber Wenn ich nach<br />

allen biefen Opfern, bie ©ie ftch meinetwegen auferlegte, nicht<br />

bat thäte, wat ©ott bon mir will, unb wat ©ie mit SWedht<br />

bon mir ermarten, bann wäre iä) wohl fehr fdjulbbar.<br />

„O idh befchwöre ©ie, beten ©ie für mich. Jdh bitte<br />

©ie barum bei berfelben ©üte unb Suneigung, meldjje mir in<br />

Jhnen einen anberen Bater, eine anbere SKutter gegeben hat,<br />

fo baß ©ie mich fo gebnlbig ertragen. Bergenen ©ie mir<br />

allen Kummer, ben iä) Jhnen gemacht habe u. f. w.<br />

3h* banfbarer Sieffe<br />

Seo."<br />

©eine Sanlbarleit befdhränfte fidh auf ben engen<br />

Kreit feiner gamilie, bat £erg biefet autgegeidhneten Jüng=<br />

lingt bergaß Stiemanben, Weber feinen früheren ehrwürbigen<br />

Pfarrer in ber £eimath, nodh feine früheren Sehrer im flehten<br />

©emütar.<br />

$at religiöfe Seben ift ja weit entfernt babon, bie ©e*<br />

fühle ber SDanfbarfeit, ßuneigung unb ©rgebung gegen bie<br />

gamilie gu erftidfen; et reinigt unb erhebt fie nur; et heiligt<br />

bie finbtiche ober brüberliche Siebe unb bie Banbe ber<br />

greunbfdljaft.<br />

Seo wibmete fich währenb ber ©eminargeit faft gang<br />

bem midhtigen Sßerle ber ©etbftheiligimg; er war ber Slnfidht,<br />

biefe 2lrbeit berlange einen gang befonberen gleiß: „©lanbe<br />

nidht," fo fdhrieb er, „baß man heilig fei, meil man einen<br />

heiligen ©taub angetreten hat, in bem £aut, wo man ift.<br />

Sticht ber Ort macht einen ^eiligen, fonbern bie 2lrt unb


— 327<br />

Sßeife gu leben." SDarauf beff reibt er feine Seben«wetfe fol*<br />

genbermaßen.: „2Bir fufen nift« anbere« gu lernen unb gu<br />

wiffen al« ©ott, un« felbft, bie Beifyiele ber Heiligen unb<br />

%e Sugenben." ®a ber heilige Binceng ber ©rünber ber<br />

©enoffenff aft War, in ber er fif gur Berfünbigung be« ©Vau*<br />

gelium« heranbilben wollte, fo ff rieb er: „SDtein angelegen^<br />

liffte« ©tubium ift e«, ben heiligen Binceng gu ftubieren,<br />

mif gu beffern unb naf ihm gu Silben." ©inern feiner<br />

gremtbe ff rieb er: „9Jlir fagt gang befonber« SRobrigueg gu.<br />

©ein Buf „Bon ber friftlif en Botlfommenheit" gefällt mir<br />

feht. 3f ftaune, baß ©ie nie mit mir baüon gefprofett<br />

haben. SBemt ©ie e« nift haben, wa« faum glaublif ift,<br />

ffaffen ©ie fif ba«felbe an unb lefen ©ie e«."<br />

$üx ben jungen ©eminariften beftanb bie 2lrbeit ber<br />

eigenen Umbilbung nift bloß in ber greube, fif mit ©ott<br />

gu unterhalten unb geiftlife Büfer gu lefen; er befliß fif<br />

auf, fif felbft gu überwinben unb im ©eifte ber 3lbtöbtung<br />

gugunehmen.<br />

,,2)a« genteinfame Seben," fo ff rieb er an feine ©f wefter,<br />

„ift bagu beftimmt, bie ©habere abguffleifen, gu mäßigen<br />

unb abgurunben, Wie ba« SBaffer be« ©ießbaf« bie Wiefel<br />

glättet unb abrunbet."<br />

Sil« ihn fein Dnfel unb fein Bruber befufte, ff rieb er<br />

barauf an feine SJiutter:<br />

„Sötern Bruber unb mein Dnfel haben Shnen ergäbt,<br />

wie glüdlif unb gufrieben if bin; ©ie haben feinen ©runb,<br />

gu fürf ten, e« mßfte nift fo gut gehen, al« ©ie e« wünfften.<br />

„D if weiß e«, ber ©fmerg ber Trennung bauert immer;<br />

if habe e« gefühlt, if ftfhle e« nof. gür bie -Jtatur ift'bie<br />

Trennung ff merglif, aber hoffen wir, baß fie ©ott angenehm<br />

fein wirb, unb feien wir iibergeugt, baß bie greuben be«feim*<br />

mel« un« überreiflif bie wenigen Slugenblide be« Seben«<br />

oergelten, bie Wir ihm gum Dpfer gebraf t haben. Bereinigen<br />

wir unfer Herg i n t>iefeir Hoffnung. Bitten wir bie feligfte<br />

Jungfrau ref t fehr, fie möge un« 2llle gu fif tu ben Hintmel


— 328<br />

führen. Sort werben mir «uferen guten Bater feiert, bort<br />

toerben mir Ade jufammen gtüdElid^ fein."<br />

Sie religtöfen geierlichfeiten hatten für ihn eine befon*<br />

bere AnjiehungSfraft, ba er oon 9?atur aus fehr gur grömmigfeit-<br />

geneigt mar. Mit einer offenfunbigen greube betrieb<br />

«er Anberen bie Zeremonien, benen er betmohnen fonnte.<br />

Ate er baS geft ber Sfteliquienübertragung bei Zeitigen<br />

Binceng mitgemacht hatte, fdjrieb er an feine Mutter: „An<br />

biefem Sage hätte idjj Sh^en bie großartigen (Zeremonien, bie<br />

ich f^h/ fcorStogenführen motten, unb ©ie hätten biefelben<br />

uur mit ©efühlen ber grömtnigfeit unb greube anfehen tönneu.<br />

glaube, baß es für baS oerhärtetfte Herg hinreisen müßte,<br />

•einer folgen geierlidljfeit beigumohnen, um ftch 9 a ng ©ott<br />

jhingugeben."<br />

©in anbereS Mal rührten ihn fo fehr bie (Zeremonien<br />

einer Drbination; fpäter bie Sßroceffton am ©dhluffe beS Mai=<br />

monats, ober bie Sßroceffton mit bem Atterheiligften, an benen<br />

»er im ©arten ber barmherzigen ©chmeftern theitgenommen hatte.<br />

„gür bie ^roceffion mit bem Atterheiligften/' fdjrieb er,<br />

„finbe ich feine SBorte, um bie ©efühle beS ©laubenS,<br />

i>ie fie mir einflößte, gu fSilbern. Um 3h n en ein fleineS Bilb<br />

t)ott biefem gefte gu geben, ftetten ©ie fi$ oor, über 50 ^rieftet<br />

mit ben fünften gJaramenten befleibet, gahlreidfje Siafone<br />

unb ©ubbiafone in Salmatifen, bann bie übrigen Mitglieber<br />

ber ©enoffenfchaft, ©tubenten, ©eminariften im ©horrod u. f. m.<br />

An ben äßänben unb Bäumen maren meiße Süd)er mit Btu=<br />

men überfät, mit Snfchriften u. f. m. D metd)e ©nabe hat<br />

mir ©ott ermiefen, baß ich ihm in einer religiöfen ©emeinbe<br />

bienen fann.<br />

„Helfen ©ie mir ber feligften Jungfrau banfen, meldte<br />

Alles baS für mich gethan hat."<br />

Ser Beruf gum 3ieltgtofen bringt mit fich ben tnnigften<br />

Söunfch, fidh gu einem fruchtbringenden apoftolifdhen SBtrfen<br />

herangubtlben, unb biefeS Apoftolat fefet SBiffenfcpaft ooraus.<br />

Aus biefem ©runbe unterbrechen bie ©eminariften nicht einmal


329 -<br />

währenb ber ©etninargeit baS ©tubium. ©o ftubierte ber<br />

junge Seo bie ^eilige ©djrift, bte ^eiligen Säter, bte ©runte<br />

regeln ber Sßrebigtweife.<br />

3>a er fehr f^arffinnig war, madhte er in biefen ©tubien<br />

große gortfdritte. $n ber Sfacreation, auf beut Spaziergange<br />

fragte er gerne bie ©eminariften, bie ihre Stubien fdhon vollenbet<br />

Ratten. 3>nt ©eminar finb oft auch Sßriefter, welche<br />

fchon baS priefterliche Amt ausgeübt haben, ober im Unter*<br />

ricfjtsfach thätig waren unb fich nun auf baS reltgiöfe Seben<br />

verlegen. SDlefer Umgang mit 9Jiännern, bie burch ©rfahrung<br />

fdhon gereift finb, unb bereu ©eift mit verriebenen Äenntniffen<br />

bereidhert ift, übt einen heilfamen ©tnfluß aus auf bie geiftige<br />

- ©ntwicfelung ber ©eminariften. Seo wußte barauS ben größten<br />

•JJufeett gu jiehen.<br />

^tee lapitel.<br />

£eo fdjfiefjt fburd) baz etfie ?&öttb, bur


— 330<br />

äBir ^aben gefeiert, mie feine SDemuth bie ©egenborftel*<br />

lungen feinet Brubert unb feinet Dnfelt gegen feinen Beruf<br />

nur sunt gortfdhritt in ber Sugenb autgunitfeen berftanb. Sange<br />

3eit War er bon bem ©ebanfen oerfu^t, für feine ©ünben<br />

Buße au ttyrn. »ott Mißtrauen auf fidh felbft, flehte er »tte<br />

um i^r ©ebet an, um bie heilige Beharrltdhfett gu erlangen<br />

unb bie ©naben ©ottet nidht gu mißbrauchen. Site geigte fidh<br />

auf feinem Slntlifce ©tolg ober ©elbftgufriebenheit, nodh in<br />

feinen 2Borten, nodh in feinen äußeren £anbluugen. @t war<br />

für ihn ein Bebitrfniß, fidh bor ben Slnbern gu bemüthigen<br />

unb fie um ben Siebetbienft gu bitten, ihn auf feine gehler<br />

aufmerffam gu machen.<br />

©r war bon Statur aut fehr fanftmüthig unb mitfühlenb.<br />

2)at fam theilweife bon feinem Temperamente tyx unb geigte<br />

fidh nt feinem milben Bltdf 5 ; feine blaffe ©efidhttfarbe geigte<br />

bon einer garten unb fchmädjlidhen ©efunbheit; feine ruhigen<br />

3üge ließen nie eine Aufwallung ber Seibenfdhaften bemerfbar<br />

werben. Seo brauchte fich, toteet fehlen, nicht biel anguftren*<br />

gen, bie ©anftmuth ju erwerben, aber er bemühte ftch, bie*<br />

felbe ebenfo wie feine Dffenhergigfeit ftanbhaft gu bewahren.<br />

SBir glauben nicht, baß er je gegen Jemanben gürnte. ©r hatte<br />

ein gutet £erg unb geigte fich bienftfertig gegen Jebermann.<br />

SBegen feiner garten ©efunbheit follte er fich, wie et<br />

fchien, fronen, unb bodj machte er in feiner frühen Jugenb<br />

fchon bie SBattfahrten gu Unferer lieben grau bon Sieffe gu<br />

guß. Bon bem ©eifte ber Buße bur^brungen, weit entfernt<br />

eine ©rleidhtenmg gu fu^en, wählte er nach bem Betfpiele<br />

bet heiligen Btnceng lieber bat, wat ihm unbequem war unb<br />

feine Statur abtöbteu fonnte. ©te Stegein beobachtete er mit<br />

gewiffenhafter ©enauigfeit, unb nie ließ er fie außer Sldht.<br />

31m ©bluffe feiner ©tubien erhielt er ben ©hrenpreit alt Be*<br />

lohnung für feine SBtffenfdhaft, mufterhafte Aufführung unb<br />

bat fleißige erfolgreiche- ©tubium. Jm ©entinar betrachtete<br />

er bie Stegein alt gewöhnliche Uebnng ber Slbtöbtung. Aber<br />

er fügte mit ©rlaubniß bet Sireetort nodh anbere 3lbtöbtungen


331<br />

unb ©trengheiten ^inju, weif e er von ganzem Hergen unferem<br />

Herrn barbrafte gum Beiden feiner Siebe unb gum SDanfe<br />

für ba« anbetung«würbige D:pfer am ^alvarienberg unb auf<br />

beut 2lltar.<br />

3Jian fann fagen, baß bie größte Seibenffaft Seo'« ber<br />

©ifer für ba« Heil ber ©eelen mar. 311« er währenb feiner<br />

claffiffeit ©tubien Sßräfibent ber' marianiffeit ©ongregation<br />

unb bann -JJiitglieb ber Bincengconfereng war, würbe er Von<br />

feinen 3Jiitffülern mehr at« jeber anbere fähig eraftet, ben<br />

SBerfen ber -Jiäfftenlifcbe unb be« ©eeleneifer« Borffub gu<br />

leiften. Um biefem Eintrieb ©otte« gu geworfen, wollte er<br />

auf SUliffionär werben. ©« ffien, baß er in feinen Briefen<br />

unb Sieben auf ben anberen ba« göttlif e $euer mitreiten<br />

wollte, ba« i^n vermehrte. S)a er währenb ber ©eminargeit<br />

nift« für ba« Heil ber ©eelen thun fonnte, fufte er biefe<br />

Unthätigfeit burf eifrige« ©ebet unb Bußübungen gu erfefeen.<br />

@r betete befonber« für bie 9Hiffionäre, weife in ben au«-<br />

wärtigen -äJiiffionen arbeiteten.<br />

35iefe« beftänbige ©treben naf ber Sugenb ließ ihn<br />

feinen Obern würbig erffeinen, ba« erfte Berfprefen, „ben<br />

guten Borfafe" abgitlegen, b. h- ©oit feinen feften SBunff<br />

au«gitbrücfen naf einem gweiten ©eminarjahre bie ©elübbe<br />

ber Slrmuth, ber Sleuffheit, be« ©ehorfam« unb ber Beftän*<br />

bigfeit im SDienfte ber Slrmen abgulegen.<br />

Bei biefer ©elegenheit ff reibt er an feine -Kutter:<br />

... „©ott hat mir am 27. ©eptembeu, bem ©terbetage<br />

be« heiligen Binceng, eine neue ©nabe guSheil werben laffen.<br />

SBenn if mif burf ben guten Borfafe auf nof nift un*<br />

wiberrufltf ©ott geweiht habe wie burf bie heiligen ©elübbe,<br />

fo ift e« bennof naf ben heiligen ©elübben ba« feierlif fte<br />

Berfprefen. 3f beffwöre ©ie, banfen wir gufammen bem<br />

lieben ©ott, baß er fo gut gegen mif tft. Bitten ©ie ihn<br />

für mif um bie ©nabe ber Beharrliffeit unb ber Sreue in<br />

meinem Berfprefen. D ja, ift e« nift ba« größte ©lü


— 332<br />

hie deichen ihre ©djäfce, bie $aifer ihre Sprotte behalten,<br />

mir genügt mein Beruf, i


— 333 -<br />

fte au« ber religiöfen ©leif giltigfeit herausreißen unb ju ©ott<br />

jurücfführeit.<br />

Sa ber junge ©eminarift fo feine Sehrjett ffon in ber<br />

Bincenjconferenj burf gemaft hatte, war e« jefet fein größter<br />

SBuitff, an ba« $xd feiner ©tubien ju gelangen, um fif<br />

ganj bem SBerfe ber SWifftonen wibmen 311 fömten.<br />

Jleuntcö üajntel.<br />

itranßlictf unb tob.<br />

211« Seo fein 3weite« Prüfung«jähr vottenbet hatte, trat<br />

er ju beit Stubenteu über. Sie Sßraft be« 2Beihnaft«fefte«<br />

hatte thn ganj entlieft. 3m Secember 1863 ff rieb er an<br />

feine 3Jlutter unb ffloß ben Brief mit folgenben SBorten:<br />

„Beten ©ie, baß wir aide jufammen im £intmel vereinigt<br />

werben." 3ßar ba« vielleift eine 3lhnung? — gaft in allen<br />

Briefen be« frommen ©eminauften fieht man, wie fein ®e*<br />

baufe unb feine ©ehnfuft jurn Gimmel erhoben, unb wie ba«<br />

ber ©egenftanb feiner häuftgfien Slnmuthungen fein mußte,<br />

©etn SBunff fottte balb in ©rfüüung gehen, ©ott wollte<br />

biefe fo reine ©eele jtt einer nof höhten ^eiligfeit empor?<br />

heben unb gwar auf bem SBege, ben er ben beften gfreunben<br />

feine« göttlifen ©ohne« vorbehalten hat, burf ba« Seiben.<br />

Ser eifrige ©eminarift ertrug mit unüberwinbtif ent -Btuth bie<br />

©f merjen ber Äranfheit, bie ihn befiel.<br />

3m gebruar 1864 ff rieb er an einen feiner Berwaubten:<br />

„©« ift ffon lange her, baß if 3hreit Brief erhalten habe;<br />

e« finb ffon brei 3Konate; if hatte mir ffon eine Seit fefc<br />

gefegt, um mif mit S^en ju unterhalten , aber ©ott Woßte<br />

mir biefen Sroft nehmen, ©r hat mir ein ^mer^i^e« Bierens<br />

leiben geffitft, unb einige Sage fpäteu geigte fif bie von Sitten<br />


334<br />

©ott gu banfen, benn mit ©runb fonnte man bermuthen, baß<br />

et nicht fo gut autgehen merbe."<br />

Jn ber That toar bie Kranfheit fehr ferner unb man<br />

fürchtete für bat Seben bet jungen ©eminariften. Sie Kraut*<br />

heit gog fidh hinant, fo baß er nadh toei Monaten nodh immer<br />

im Kranfengimmer mar. ©egen SDtitte Slpril jebodh fdhien er<br />

auf bem SBege völliger ©enefnng gu fein; et blieben aber an<br />

ben güßen einige ©efdhmüre guriid, meldhe man faft täglidh<br />

fdjneiben unb brennen mußte. Siefet Uebel teiftete allen £eil*<br />

mittein SBiberftanb, methalb bie 2lergte bie Bäber bon Bourbon*<br />

rSlrdhambautt empfahlen. Stuf Befehl bet ©eneral*©uperior£<br />

begab er fich bahin in Begleitung bet autgegeidhneten Kraulen*<br />

martert, bet Brubert Berntere, ber ihn aud) mährenb feiner<br />

langen Kranfheit gepflegt hatte. Seo reifte am 8. Juni ab.<br />

Sie erften brei SBodhen herliefen fehr glüdflid). Sie SBunben<br />

trodfneten; 9lHet fdhien eine mahre, boHftänbige Teilung an*<br />

guffinbigen, alt ihn plö^ltd) ber Tpphut mit mehreren anberen<br />

Kranfheiten befiel. 3Jtan beniifete einen ruhigen Tag, ben ber<br />

Kranfe hatte, um ihn nad) 5ßarit jurüdfjubringen, mo er am<br />

23. Juli eintraf. 2lm 4. Sttuguft bradhte feiner gamilie ein<br />

Brief bie Stadhridht, baß heftige ©rbredhen ihm alle Kräfte<br />

raubten unb große ©efahr borhanben fei. ©t fdhien, alt mollte<br />

©ott burch biefe Bermehrung ber Seiben feinem bielgeliebten<br />

Siener eine größere 2lehnlichfeit mit bem leibenben £eilanb<br />

berleihen.<br />

©eine -äftutter, feine Tante unb fein Bruber eilten herbei.<br />

Ser Kranfe hatte fchon mit rührertbfter grömmigfeit bie hei=<br />

ligen ©terbefatrainente empfangen. Beim SBieberfehen feiner<br />

gamilie fdhien bat fchon berlöf^enbe Seben mieber aufgufladfem.<br />

Um bie SJtutter in ihrem ©chmerge gu tröften, ergählte er ihr,<br />

mie augenehm bat Seben in ©t. Sagarut fei, mie glüdflid?<br />

man fidh fühle inmitten biefer SJiitbrüber, umgeben bon ber<br />

järtlichften Sorgfalt. Bor bem ©mpfang ber heiligen ©terbe*<br />

faframente mar er fo glücflidh, bie heiligen ©elübbe ablegen


— 335<br />

gu bürfen; baS war für il)n eine große greube, bte er aut<br />

in liebenSWürbiger, ^ergtid^er äBeife nat Außen geigte.<br />

SBährenb einer $rife reifte ihm ber 33ruber Äranfen*<br />

toärter baS ©elübbefreug unb ermahnte ihn, fidh ©ott<br />

hingugeben. „©teilen ©ie baS 33tlb meines lieben £eilanbeS<br />

Vor meinen Augen auf," fagte er, „baS wirb mir ©tärfe.<br />

geben"; unb fein 93Itd blieb unberwanbt auf bem ©etreugigten<br />

haften, mit bem er fein eigenes Seiben vereinigte, ©ein<br />

Srttber, ber ihn nidht verlaffen hatte, ermahnte ihn gum ®ebete.<br />

„D," fagte er, „tue eS aut für mit, idh faft<br />

nidhtS als leiben."<br />

Ser SJlittWot toar nodh fdhredflidher für ihn. SaS @r*<br />

bredhen begann wieber unb wieberholte fidh bon ©tunbe gu<br />

©tunbe bis gegen Abenb. Sie Anstrengung war fehr groß;<br />

ber h^tborbredhenbe ©tweiß unb bie ausgepreßten ©eufger<br />

geigten an, wie viel er leiben müffe. @S War jebeSmal ein<br />

herggerreißenber Anblid. Äaum War bie $rife vorüber, fo<br />

fteltte fidh auf feinem Antlifee ber frieblite, lädhelnbe AuSbrudE<br />

wieber ein. Unb von ben Äranfenwärtew fagte er: „2Bie fie<br />

mit pflegen! ©ie verftehen eS mit Traufen umgugehen; ba<br />

hat man feine gurdht, unb eS geht beffer." ©ang folgfam<br />

gegen feinen ^ranfenwärter unterwarf er fidh gang 9 ar<br />

feinen SBorf triften.<br />

©o fehr von ber ^ätftenliebe befeelt, fümmerte er fidh<br />

mehr um bte anbern als um fit felbft. @r fragte feine 83e=<br />

futer um AHeS, was fie nur intereffiren fonnte. Sa er fürttete,<br />

fein Sruber, ber ^riefter war, fönne ftt su fehr ermüben,<br />

fagte er gum Äranfenwärter: „SBenn fit baS<br />

breten einfteilt, fott man meinen SBruber fortftiden; baS thut<br />

tm gu weh;" unt) bann fügte er not hingu: „SBenn it fter=<br />

ben fottte, geben fie ihm biefe Reliquie beS wahren Brenges,<br />

bie it immer bei mir trage."<br />

AIS am gefte SKariä Himmelfahrt fein Sruber gu ihm<br />

fagte: „Sßenn bte feligfte Jungfrau ©ie an biefem Sage heilte,<br />

fo wäre baS für ©ie eine große ©nabe," antwortete ber ^ranfe:


— 336<br />

„3e na


— 337 -<br />

^eiliger Seo, bitte für mif; ade ^eiligen *be« Rimmels, bittet<br />

für mif"<br />

Unter folf en ^eiligen ©ebanfen unb innigen Anrufungen<br />

Raufte er feine fföne ©eele au«, ©amftag beit 20. 2luguft<br />

11 Uhr 50 Minuten 2lbenb«. Sie feligfte Jungfrau wollte<br />

ihren treuen Siener gewiß bte lefeten geftflänge ihre« Gimmel*<br />

fahrt«fefte« oernehmen laffen.<br />

3lm 22. würbe für fn ein feierlif eS ©eelenamt gefungen.<br />

•Dfigr. ©paccapietra, ©rjbiff of von ©mpma, ber ihn währenb<br />

feiner Äranfheit befuft unb ihm feinen ©egen gegeben hatte,<br />

wollte bem ©otte«bienft felbft beiwohnen. 3taf bem ©otte«=<br />

bienft ließen fein Bruber unb fein Dnfel bie fterblif en Ueber*<br />

refte naf ©halanbrp in ba« Familiengrab übertragen.<br />

3Bie ba« 9Kutterhau« in Sßari«, nahmen auf alle Seute<br />

in feiner £eimath Sheil an bent ©fmerj, ben ber Berluft<br />

eine« fo au«gejeifneten Jüngling« hervorrufen mußte. 2lft<br />

$riefter unb mehrere ©eminariften waren beim Begräbniffe<br />

zugegen. Ser Secan von ©recp übernahm e«, biefe allge=<br />

meine Stimmung jum 2lu«brucf ju bringen, unb riftete an<br />

bie Slnwefenben einige SBorte, bie wir hier wiebergebeit fönneu;<br />

fie ftnb ein treue« 3lbbilb biefe« vielgeliebten ©fftler« be«<br />

heiligen Binceus, unb ein 3eugniß ber £of af tung, bie er in<br />

feiner £eimath gettoß.<br />

„Srauern ©te ntf t, wie jene, bie feine Hoffnung haben.<br />

„Sa« finb bie troftvoHen SBorte, weife biefer fromme<br />

Sevit, beffen fterblif e igiiHe ©ie mit folf er Siebe unb Sratier<br />

umftehen, an fie riftet. ©ie werben ihn nift mehr auf biefer<br />

SBelt fehen; bie ßirfe fann fif nift feiner Berbienfte er*<br />

freuen, obgletf er burf feinen frühen ©ifer uttb feine großen<br />

Salente berufen ffien, viel in ber Äirfe ju arbeiten, unb<br />

feine gamilie wirb fif nift mehr an feinen foftbaren ©igen*<br />

ffaften erfreuen fönnen.<br />

„Unvermögenb, feine 3 u friebeuheit in fif verff loffeit ju<br />

halten, fagte er mir vor einigen -JJlonaten, wie glüdlif er in<br />

feinem Berufe fei, unb ba« fagte er mit einer heil. Begeifter*


338 -<br />

ung, mie fie nur ber ©laube einem von Siebe entbrannten Her*<br />

gen mitreiten fann.<br />

„3n feiner frommen Segeifterung badete er an Seiben,<br />

Verfolgungen unb 3Hartt;rium für bie ©hre feines göttliten<br />

s JKeifterS. ®iefe Sufunft, bie ihm vor Augen f^toebte, ermecfte<br />

in feiner ©eele eine greube, bie fit aut in feinem Angefit te<br />

miberfpiegette, unb feinen liebtiten $ügen gleitfam einen<br />

©trahlenfrang verlieh/ tvelter feine große ©üte not beutliter<br />

hervortreten ließ.<br />

„©agen mir mit bet heil, ©trift: 25aS Seben ift nur<br />

ein- $aut, bie blühenbfte ©efunbheit ift nur eine SBlume, bie<br />

ftnett verhelft, ©ott mottte fit mit feinem guten SBitten<br />

begnügen, unb natbetn er ihm hienieben bie greuben einer<br />

©eele hatte Verfoften laffen, bie treu mit ber ©nabe mittoirft,<br />

mollte er ihn ben Säuftungen unb ben traurigen 2Birflit s<br />

feiten beS SebenS entreißen, ©r ift fo gtüätit, eine fo lange<br />

Seit burtlebt gu haben, bie mohl hinreitenb ift, baS 33er=<br />

bienft feiner Unftnlb gu fammeln, aber nitt h^eitenb ift,<br />

um eine nienftlite ©t^äte in bie anbere SBelt hinüber gu<br />

nehmen, bie er jefet abbüßen müßte.<br />

„SBenn bei biefer ftmergliten Srennung bie Statur ihre<br />

9tette verlangt, fo nehmen ©ie bie Sröftungen beS ©laubenS<br />

an. 3$ r e Shränen follen heilig fein, gereinigt burt bie t^ft 5<br />

lite Hoffnung unb mürbig eines Jünglings, beffen Seben unb<br />

©terben ttrie baS eines Vorherbestimmten mar.<br />

„SDiefer fo liebenStoürbige ©ohn, biefer liebenbe Sruber,<br />

biefer Vermanbte, biefer greunb, mürbig jeher Steigung, er<br />

ift Shneit nitt genommen. SDte 33anbe, bie ©ie mit bem*<br />

felben verbinben, finb nitt gerriffen; er lebt not, er mirb<br />

immer leben im Himmel, eingereiht unter jene jungen Sevi=<br />

ten, beren anmuthigenbe Sugenben er auf ©rben nat geahmt<br />

hat; unb eines SageS merben ©ie ihn alle nriberfeheit ohne<br />

gurtt bor einer neuen Srennung.<br />

f /6^riftlid^e ©Itern, bie ©rinnerung an biefeS $inb möge<br />

3hneu fiiß bleiben, mie ber füße SBohtgerut, ber 3h*e Sraurig-


339<br />

feit Itnbert unb heiligt, unb ber £shr Seben mit feinen SCugen*<br />

ben fdhntüdft.<br />

„Unb ©ie alle, meine Brüber, galten ©ie fidh mit neuer<br />

Siebe an ben ©laubett, ber fo mächtig ift in feinen ©tnfpredh*<br />

ungen, fo troftbringenb in feinen Hoffnungen, unb berbtenen<br />

©ie fidb burdh bie Feinheit 3hret Sebent einen Anteil an<br />

jener ewigen 9iuhe unb an jener ewigen ©liicffeligfeit, welche<br />

ber Herr biefem liebentwtirbigen Jünglinge gewähren möge,<br />

beffen Slnbenfen immer in unferem Hergen fortleben wirb."<br />

SDie ©riunerung an biefet tugenbhafte Kinb, biefen front*<br />

men ©eminariften, biefet eifrige 3Jtitglieb ber Bineeng=ßon*<br />

fereng, wirb bei allen, bie ihn gelaunt haben, fortleben; berat<br />

er hinterläßt bei allen ben Sftuf einet Heiligen, @in ©emi*<br />

narift, ber bei feinem Begräbniß gugegen war, würbe fpäter<br />

bon bem ©Treiber biefet gefragt, ob er ftdh nodh an Seo<br />

Braneourt erinnere: „D ja," antwortete er, „bat war Wirflid)<br />

ein Heiliger."<br />

"Staaten LX. 23


promrt3 (Defterreicfy<br />

ber erften Hälfte bet SDtonatt April würben inOefterreich<br />

biele ©rbftöße berfpürt, befonbert in SBien, ©r% ©tHi<br />

unb Saibadj. ben folgenben Briefen finben fich einige<br />

©ingelheiten, weldhe ein fchwadfjet Bilb bon biefer Heimfudhung<br />

©ottet geben.<br />

Srief 6er Scfymefter £eopol6ine Branbis, Pifttatorin, an<br />

fjerm 21. ^iat, ©eneralfupertor.<br />

©ras, 17. SWai 1895.<br />

Hodhwürbiger Herr unb geehrtefter Bater!<br />

$


— 341 — %<br />

©eftern fpät AbenbS fam bie erfehnte Antmort unferer<br />

©djmefteru. @S heißt: „Sie ©


— 342 -<br />

Beim erften ©toße ftcmben wir auf, fleibeten un« an<br />

unb gingen mit bem fierm ©uperior in ben 9iecreation«faal,<br />

um bort bie Sitanei unb anbere vom Rituale für biefen galt<br />

vorgeffriebene ©ebete ju beten. Sort blieben wir bi« ungefähr<br />

2 Uhr naf 3Jiitternaf t. SDa« Sittern ber ©rbe bauerte<br />

immer fort, unb ba« Sollen ließ fif mehreremale vernehmen,<br />

ungefähr 20—40mal an biefem Sag.<br />

SBelfe Berwirrung unb weif er ©f reden herrffte in<br />

ber ©tabt! Um bie erffredten ©inwohner ju beruhigen, burfeilte<br />

ber hof würbigfte Biff of um SJlitternaf t mit jwei Somherren<br />

bie ©tabt unb geigte fif überaß. Unfere ©fweftern<br />

unb bie Slranfenjungfrauen trugen bie Äranfen in ben ©arten.<br />

Keife ©inwohner flüfteten mit ihrer gamilie auf SBagen au«<br />

ber ©tabt. Ungefähr 300 Sßerfonen, 9R4nner unb grauen<br />

begaben fif auf ben Bahnhof, um in ben SBaggon« ju ff lafen;<br />

ba«felbe that ber Saube«präftbent von Ärain. ©o enbete<br />

bie ffredlife 5Raft vom 14. auf ben 15. 3lprtl.<br />

Saibaf, bie igauptftabt von ^rain, ift jefct faft leer.<br />

$eute ift ber 17. Sag naf ber ßataftrophe; aber ba« ©rfc<br />

beben 4 hört nift auf; immer wieber hört man ba« Kotten,<br />

wenn auf nift fo ftarf. 2Bir ff liefen einige Seit außer<br />

bem £aufe unter ber Beranba, unb bie ©fweftern in einer<br />

Barade im ©arten be« ©pital«.<br />

Sa« ©rbbeben hatte ffredltfe folgen für Saibaf. Sie<br />

©tabt ift übel jugeriftet. Wan ff äfet ben ©f aben auf fünf<br />

•JJUffionen ©ulben. ©ine Slnjahl von Käufern ift eingefüllt,<br />

über jweihunbert müffen niebergeriffen werben. Sie tneiften<br />

$irfen finb ebenfatt« ftarf beffäbigt; man wirb fieganj ober<br />

theilweife nieberreiffen müffen. 3ltte Äirfen, mit 3lu«nahme<br />

ber Somftrfe, finb geffloffen. Sie heiligen 3Jieffen werben<br />

auf bem 3Jiarfte ober in einer fteinen gelbfapette gelefen.<br />

Sie ©fweftern befifeen in Saibaf fef« älnftalten; aber<br />

feine ift fo ftarf beffäbigt al« ba« ©pital unb bie bajtt gehörige<br />

$irfe. äftan hat ffon mit ber Semolirung berfelben<br />

begonnen. Bom faiferlifen £ofe in SBien würben in biefen


— 343<br />

Sögen sehn Ingenieure nat ßaibat geftidt, um über bie<br />

©täben unb bie ©efahr ju urteilen. ©in Ingenieur fam<br />

gefitem, um unfer £auS unb unfere Äirdje befittigen. SaS<br />

©rgebniß mar, baß baS HauS not erhalten ift unb nitt<br />

viel gelitten hat; aber bie Äirte mürbe geftloffen. Sie Pfarrer<br />

vom Sanbe haben fit SBohnungen gemietet, unb biefeS Sah*<br />

gibt eS feinen -Dtarienmonat, feine $prebigten, feine Hotämter;<br />

©ott felbft hat geprebigt.<br />

3Bir halten jebot immer not SKiffionen, befonberS in<br />

jenen Pfarren, bereu Äirten nitt beftäbigt finb. Sergan*<br />

genen Montag ben 2. 2lpril bin it üon einer SDiifjton gurüd*<br />

gefehrt, unb toemt ©ott toill, toerbe it am 4. 9Jiai auf eine<br />

jmeite gehen.<br />

2Bolten ©ie uns, mein hotgeehrter Sater, ben ©ebeten<br />

3h*er ©emeinbe empfehlen. A flagelloterrae motus, libera<br />

nos Domine.<br />

Urban üftezmah,<br />

i. s. c. m.<br />

©S folgen not einige anbere -Jlatritten, mitgeteilt von<br />

ben barmherzigen ©ttoeftern.<br />

Unfere mürbige Sifitatorin, ©ttoefter Seopolbine Sran*<br />

bis, münftte fehr unfere armen ©ttoeftern in Saibat ju<br />

befuten unb )u tröften, tveßhalb fte am 6. 3Jtai von ©raj<br />

abreifte, ©ie verbratte bie 9iatt bei unferen ©ttoeftern in<br />

©tili, mo baS ©rbbeben ebenfalls einige Sermüftungen, menn<br />

aut ttitt fo beträttlite an gerittet hatte. Um 4 Uhr SUlor*<br />

genS fefete fie bie SKeife fort unb langte um 6 Uhr in ßaibat<br />

an, mo bie ©tabt einen fehr traurigen 2lnbtid barbietet unb<br />

in Srümmer ju ftürjen broht; aber unfere ©ttoeftern ftnb><br />

©ott fei Sauf, fehr muthig unb eifrig. Sie Dberiit beS af=<br />

gemeinen ©pitalS, ©ttoefter Hoppe, führte bie Sifitatorin ju?<br />

erft in baS HaitS in ber Sorftabt Ubmat, foelteS, foeilganj<br />

neu, nitt fo ftarf beftäbigt ift; menigftenS fann man ohne<br />

©efahr barin toohnen. Sa hörten mir aut bie heilige SKeffe,


nadh weldher unfere würbige aSifitatorin bie einzelnen Häufer<br />

her ©dhmefteru, bie Kranfen unb Kinber befugte, um fie gu<br />

ermutigen unb gu tröften. üftach bem SDlittageffen mußte man<br />

fich beeilen, in bat ©pital gu fo muten; benn um 2 Uhr be*<br />

gann tu ben Straßen ber SBagenberfehr wegen ber Stnfunft<br />

bet Kaifert, melier, feine Steife nach Sßola unterbredhenb,<br />

felbft bie uitglüdlidhen Bewohner tröften unb wirffam unter*<br />

ftiifcen mollte. ©eit langer 3eit war et nadh biefem UnglüdE<br />

bat erftemal, baß bie Bewohner bie greube hatten, ihren<br />

vielgeliebten 5Jlonardhen bei ftch ju feheit.<br />

©er erfte Befudh bet Kaifert galt bem ©pital. ©ie Slergte<br />

nnb Beamten bet ©pitalt, mehrere Herren unb ©amen aut<br />

ber 3iettungtgefefl[fchaft üom rothen Kreug (melche unentgeltlidh<br />

bie Baradfen für bat ©pital geliefert hatte), unfere ©dhwefter<br />

Bifitatorin mit ber ©dhwefter Oberin unb mehrere anbere<br />

©chweftern, bie eben fcontKranfenbienfte frei waren, warteten<br />

im ©arten auf bie Slnfunft ©einer SRajeftät. ©egen 3^2 Uhr<br />

er Kaifer mit einem großen ©efolge, mit bem Kriegtminifter<br />

unb mehreren -Dtarfdhäffen unb anberen hohen ^erfönlidhfeiten<br />

Jtiegeit in bem befdheibenett ©arten ab. ©eine 3Jlajeftät fpradh<br />

eine furge 3eit mit ben 2tergten in fehr leutfeliger SBetfe unb<br />

fragte, mo bie Kraulen untergebracht feien, ob Memanbem<br />

ettpat gefchehen fei, unb ob bie berfprodhenen Baradfen aut*<br />

retdhen mürben, ©arauf manbte er fidh gu unferer mürbigen<br />

Bifitatorin, unb in einem fehr liebentmürbigen Tone fagte er:<br />

freue midh fehr, ©ie wieber gu fehen." 3luf bie ©rmiber*<br />

ung, baß wir unt glücflidh fehlten über bie ©unft, bie ©eine<br />

aiiaieftät unt erjeige, antwortete er: „$dh habe erfahren, wie<br />

ntuthig unb unerfdhrocfen bie ©dhweftern in fo furger 3eit ihre<br />

tränten gerettet haben." Unb bann gur ©dhwefter Oberin<br />

fidh toenbenb,fragte er: „SBo wohnen benn • jefct- bie ©dhwe*<br />

ftem?" — „3n Baradfen, @w. SRajejWt.* — „316er fie haben<br />

bie 9tadht audh f^on im freien gugebradht, unb fogar mehrere<br />

SWale, nidht wahr?"


345<br />

Samt fprach ber ^atfer noen SRepräfentanten ber 9lettungSgefetIf


- 346<br />

2Bagett, ging gerabeau« auf eiu $elt ju, unb fogleif umringteu<br />

ihn biefe armenSeute unb erjagten ihm ihrUnglüc!;<br />

auf von ben anberen Sutten ftrötnten bie Seute herbei, unb<br />

©eine SUtajeftät tröftete fie wie ein guter Bater, ber ben ©f merj<br />

feiner $tnber mitfühlt<br />

Um 6V 2 Uhr befufte ber Äaifer nof ba« ©holeraftrital<br />

itnb fagte ju ben bortigen ©fweftern, er fei fehr befriebigt<br />

über bte bort herrffenbe Drbnung unb Keinliffeit. Um<br />

7 Uhr fefete er feine Keife naf Sßola fort, naf bem er ver*<br />

fprofen hatte, fo wirffant* al« mßglif gu helfen.<br />

Unfere witrbige ©fwefter Bifitatorin befufte am fol=<br />

genben Sage nof mehrere Käufer ber ©fweftern unb trat<br />

am Kafmittag bie Küdreife an.<br />

Sie ©fweftern ff rieben auf, baß ©onntag ben 12. SJtai<br />

ber hoftoürbigfte gürftbiffof eine allgemeine Sproceffion an=<br />

orbnete, um bie göttlife Barmherjigfeit über bie ©tabt her=<br />

abjuflehen. gtaft aHe Bewohner nahmen baran Sheil, 3ebcr<br />

in feiner Pfarre. Um 2V 2 Uhr hatten fif Sitte vor ihren betreffenben<br />

Sßfarrfirf en verfammelt; bet Pfarrer von ©t. Sßeter<br />

trug ba« Äfferheiligfte, unb aHe Sßroceffionen festen fif in<br />

Bewegung, inbem Sitte ihre ©f ritte ju einer Heineu Capelle<br />

ber feligfteu Jungfrau, weife auf einer SBiefe liegt, lenften;<br />

e« würbe bie Slllerheiligen=Sitanei gefungen; ber hof würbigfte<br />

Btffof fam mit bem Somcapitel unb mit ber ganzen ©eiftliffeit<br />

ber ©tabt. @« braufte eine ©tmtbe, bi« alle ^)3rocef=<br />

jtonett fif vereinigt hatten.<br />

Bet ber Capelle würbe ber ff merghafte Kofenfrang gebetet,<br />

barauf bie Sitanei ber feligfteu Jungfrau gefungen, unb naf<br />

jeher britten Anrufung fang ba« Bol! folgenbe« ©ebet: „D<br />

•äflaria, gu bir rufen wir Slrme, Berlaffene, gu bir feufgen<br />

wir weinenbe -ßtotber ©va'« in biefem Shränenthal!" Sarauf<br />

würbe laut ber Keueact vorgelegen; Sitte weinten babei.<br />

Sann würbe ein feterlife« ©elübbe gemaft. 1) Sitte<br />

Sahre wirb am Dfterfonntag eine feierlif e Sßroceffion gehalten.


347<br />

2) Auf tmmermäbrenbe Seiten werben fünf Neffen geftiftet.<br />

Samt folgten bie firdjliten ©ebete gegen bie ©eifcel beS @rb*<br />

bebend; ber ^od^toiirbigfte Vtfdbof erteilte bann mit bem<br />

AKerheiligften ben ©egen, rnoraufalle 5ßrocefftonen jufammen<br />

baS Affert;eiligfte in bie ßirte ©t. $eter begleiteten. SDort<br />

tourbe not einmal ber ©egen erteilt, unb alle Sßrocefftonen<br />

jogen mieber betenb unb fingenb in iljre Pfarren juritdf;<br />

mar ein ergreifenbeS ©tauftriel unb Viele mürben bis ju<br />

tränen gerührt.<br />

3Jlßge bie feligfte Jungfrau bei trem göttliten ©o^ne<br />

gürbitte einlegen unb i^rem armen Volfe in ^rain ju ^ilfe<br />

fommen.


prot>irt3 Spanien.<br />

Jl n t i n e<br />

2tuf ber Snfel ©uba ^aben fidh mehrere ©paaren Slufftäitbifter<br />

gegen bie ^Regierung erhoben. ®ie Regierung ber<br />

Hauptftabt hat unter bem Sefeht beS ©enerals 3Jiartineg ©ampoS<br />

Gruppen auSgefdhidft, um ben 2lufftanb gu unterbrüden.<br />

Brief bes ZTCiffionspriefters Xaimunb ©uell an f}errn<br />

2tnton ^iat, ©eneralfuperior.<br />

Santiago be ©uba, 27. Slpril 1895.<br />

Hochtoürbiger Herr unb geehrtefter Vater!<br />

3dh bitte um Sbren heiligen ©egen!<br />

©S toirb3h n eu gemiß greube machen, ettoaS über unfere<br />

Sage gu hören.<br />

SBir haben in unferem Haufe 450 von ©panien ange=<br />

fommene ©olbaten aufnehmen müffen. SDie Äafernen maren<br />

für eine fotdhe 3Wenfdhenmenge ungureidhenb, unb bie Häufer<br />

in ber ©tabt viel gu Hein, fo baß bie armen ©olbaten auf<br />

ben öffentlidhen 5ßläfeen hätten fdjjtafen müffen. ©3 ift gerecht,<br />

baß man einige Opfer für baS Vatertanb bringe, befonberS,<br />

ba eS feine ©öhne herfchicft, um baS gu vertheibigen, maS<br />

redhtmäßiger SQBeife ermorben mürbe.<br />

Oft habe idh midh baran erinnert, baß ber heil. Vinceng<br />

in ©t. SagaruS ©olbaten aufnahm. 2Bollte ©ott, baß mir<br />

audh feine -Jiächftenliebe unb feine ©ammtung in biefer 2tuf=<br />

regung betoahren fönnten. SSir bemohnen ein abgefonberteS<br />

©ebäube, too mir nur burch ben ©arten mit ben Gruppen


- 349 —<br />

gufammenfommen fönnen, maS mir aber fo oiel als möglid;<br />

oermeiben. Solange ber Krieg banert, merben mir auch, fo<br />

glaube tdj, Solbaten bei uns beherbergen müffen; baS mirb<br />

aber lange begehen, trofe ber gasreichen Sruppen, melche<br />

Spanien fd^on hergefdjidt hat unb noch herfer Krieg auf biefe Sßrooing befdjränft; aber man<br />

fürchtet, baß er fich auch in bie anberen SßroOingen oerbreiten<br />

mirb. Möge ©ott ftch unfer erbarmen.<br />

SaS Militärfpital muß immer mehr Kranfe unb Ber=<br />

tounbete aufnehmen, unb bie barmherzigen ©^meftern finb mit<br />

Arbeit Übertaben, obmohl fie größtentheilS fdjon alt unb f


v prot>in3 3rlart6-<br />

Jlndjridjten über lernt Soljanti fmk*, Piffionßjmefbr.<br />


— X 351 —<br />

.©ifer ben SBerfen be« I)eiL Binceng, unfere« feiigen Bater«,<br />

fif wetzen.<br />

biefem berühmten ©eminare begann £err Burfe feine<br />

priefterlifen ©tubien. ©r hatte ffon gmei Sahre ^ß^ilofo^ie<br />

unb ein Rheologie ftubiert, al« er in fif ben Kuf<br />

fühlte, in bie ©ongregation einzutreten. Sie Aufnahme tourbe<br />

ihm gemährt, tooraufman ihn naf $ari« ffidte, um bort<br />

im 3Jlittterhaufe fein ©eminar gu mafen. Sa entmidelten<br />

fif nun feine trefflif en ©igenff aften Von Sag gu Sag; burf<br />

feine grünblife, aber ungegtoungeue grßmmigfeit gereifte er<br />

allen ©eminariften gur Bettnmberung. ©eine fütblif e ©infalt,<br />

verbunben mit einem flaren Berfianbe entgüdte Alle, bie mit<br />

ihm verfehrten. Befonber« feine Beffeibenheit mafte bei<br />

Alletu einen angenehmen unb tiefen ©tnbrud. Kaf vielen<br />

fahren erinnerten fie fif nof baran mit großer ©rbauung<br />

unb ergählten von ihm fföne fttyt.<br />

•Jtaf verfloffener ©eminargeit lehrte £err Burfe naf<br />

Urlaub guriid, too er naf BoHenbung feiner theologiffen<br />

©tubten bie Sßrieftermethe empfing unb ftf bann mit ruhigem,<br />

aber au«harrenbem ©ifer ben ihm angetoiefenen priefterlif en<br />

Berriftungen ttibmete.<br />

©r ttmrbeguerft Sßrofeffor im ©ollegium von ©aftlefnod.<br />

Sa er immer au«gegeifuet ftubirt hatte, mar er bagu fehr<br />

geeignet.<br />

Am ©onntage mürbe er in bie ^farrfirfe geffidt, um<br />

ben Äinberu beit Slatefi«mu« gu erflärett ober bi«toeilen ben<br />

©läubigen gu prebigen. ©eine 5prebigten maren einfaf, aber<br />

forgfälttg au«gearbeitet unb oft voll mahrer Berebtfamfeit. Sie<br />

Bergleif e unb Beifpiele, bereu er fif bebiente, toarenglüdlif<br />

getoählt, balb au« ber heiligen ©f rift, balb au« ber Eirf en=<br />

geff ifte, balb au« ber SBeltgeffifte. Sa er in ben Bätern<br />

fehr bezaubert mar unb ein gute« ©ebäftniß befaß, brafte<br />

er in feinen Sßrebigten oft unverfehen«, aber immer fehr geff<br />

idt ihre SBorte mteber.


— 352 -<br />

©r ^tte gu biefer 3eit ein fo jugenbliteS AuSfehen, baß<br />

nadh einer feiner ^3rebigten ein Sauer fagte, er habe nodh nie<br />

einen Sßrebiger gehört, ber fo röhrenb fpredhen fömte, wafö<br />

biefer Enabe, ber ^riefter fei", nämlidh Herr Surfe.<br />

Sange blieb er auf biefem 5ßoften. 3« jener 3eit toaren<br />

bie 2J!iffionen in Urlaub äußerft mühfam, fte erforberten eine<br />

große 5Chatfraft unb einen ©ifer, ber fit nidht entmutigen<br />

läßt ©r befaß nun biefe ©igenftaften, unb feine Arbeiten<br />

maren bon foltern ©rfotge gefrönt, baß ^riefter unb Solf,<br />

bei beiten er arbeitete, fit not lauge baran erinnerten. Oft<br />

trug ihm ber ©ehorfam auf, ben Sßrieftern ©^ercitien gu halten,<br />

metter Aufgabe er fit toegenfeines bielfeitigeu SBiffenS,<br />

feiner einfältigen, miirbigen unb erbauliten grömmigfeit mit<br />

großem ©rfotge unterzog, ©in burt fein SBiffen unb feine<br />

Serebtfamfeit berühmter ^Sriefter fagte einmal nat foiten<br />

©jercttien, eS fei mirflit intereffant unb ftaunenerregenb,<br />

Herrn Surfe gu hören, mie er, obmohl not gang jung, fo<br />

glüdftit in ber SBahl ber SäterfteHen fei<br />

Ser bantalige ©rgbiftöf bon Sublin, 9Jlfgr. 9Jhtrrap, gab<br />

feine boHe 3 u ftimmung gur ©rrittung gmeier ^nftitute für<br />

Saubftumme in feiner ©rgbiöcefe, baS eine für Änaben, baS<br />

anbere für 3ttäbten. Aehnlite Anftalten maren bisher in<br />

Urlaub, ©nglanb unb ©tottlanb unbefannte Singe. Ser<br />

©ebanfe baran mar von unferm oerehrten 2ftitbruber Herrn<br />

9)tac Samara gefaßt unb gur Sleife gebratt morben. ©r<br />

hatte fit ber H^fe einiger mitbthätiger unb einflußreiter<br />

Saien fcerfitert. Auf feine Sitte übernahmen bie Somini^<br />

fanerinnen bie 3Räbten, bie ©tutbrüber bte Knaben; beibe<br />

Anftalten empfingen bie ©utbeißung unb ben ©egen beS ©rg=<br />

biftofS..<br />

Herr Surfe trug für biefeS SiebeSmerf baS lebhaftefte<br />

3ntereffe. Um babei aut praftift mitgumirfen, benüfete er<br />

bie menigen Augenblidfe feiner SDlußegeit, bte 3eitenfprate<br />

ber •Xaubftummen gu erlernen. Aber bamit biefeS SBerf aut<br />

Seftanb hätte, mußte man eS in gang Srtanb befamtt maten


— 353<br />

unb unterftüfeen. 3 U biefem gmede bat man Herrn Burfe,<br />

oon ©tabt gu ©fabt gu gehen, um gu ©unften biefer mohl 5<br />

thätigen ©inridjtung ©onferengen gu halten. Stad) erhaltener<br />

©rlaubniß ber Oberen unterzog er fid) auä) botl ©ifer biefer<br />

Aufgabe.<br />

Auf biefer 9lunbreife begleiteten ihn gmei Heine Saufe<br />

ftumme. @r fpradj vor gasreicher Buhörerfdjaft unb ber ergleite<br />

©rfolg mar über atte ©Wartung glängenb.<br />

Um biefeS SBerf gu förbent, mürben reichliche Almofen<br />

gefpenbet. S^uit fönnen im Afyle für Saubftumme Otele folcher<br />

Kinber aufgenommen metben, meldte man früher, fei eS megen<br />

ihrer eigenen Unfähigfeit, fei es auS -Jtadjläffigfeit oon ©eiten<br />

Sener, melche für fie hätten forgen fotten, herumlaufen ließ<br />

iu oollftänbiger Unmiffenheit über bie nothmenbigften ©laubenS*<br />

mahrheiten. SDa erhalten fie nun forgfältigen Unterricht ni^t<br />

bloß in ber Religion, fonbern auä) für baS gefellfdjaftli


— 354<br />

Memanbent mittheilte; idh habe mir nämlidh eine Siegel<br />

baraut gemacht, nie etwa« gu verlangen unb nie etmat aut*<br />

jufchlagen. 2Bemt meine Obern mir bat angeraten hätten,<br />

mat ©ie mir fagen, hätte tdh et gethan; aber ba fie et nicht<br />

für gmedfotäßig hielten, biet gu thun, fo glaubte idh audh nidht<br />

barum bitten gu foHen."<br />

©ie Arbeiten bet Hetnt Surfe maren im ©eminare ber<br />

Srfänber bon großem Erfolge begleitet. ©er ©dhreiber biefet<br />

weiß et bon guberläffiger ©eite unb aud) aut eigener ©rfahr*<br />

ung, baß ben Beworbenen nur bie äußerfle Befdjeibenheit baran<br />

hinberte, bielleidht nidht aHet gu leiften, mat man bon ihm er*<br />

martete.<br />

Herr Surfe lehrte bie 3Koral burd) bierunbgwangig Sahre.<br />

Alt er bereüt ftebengig gahre wählte, glaubte man ihn einet<br />

fo mühfamen Amtet entheben gu müffen. ®erabe gu biefer<br />

$eit braudhte man einen erfahrenen 3Jiifftonär, um ben ©irector<br />

ber barmhergigen ©dhweftern im ©entralhaufe ber englifdhen<br />

Ströbing, bat im SBetdhbilbe Sonbont, in 9Jttff*Hitt, liegt, hilfreich<br />

jur ©eite gu flehen, fem Surfe mar bagu bom Bifita*<br />

tor, Herrn SDtorriffeh auterfehen alt ein 3Jlann, ber bie für<br />

biefen Soften nötigen ©tgenfdhaffen befaß. 3Kit greuben nahnt<br />

er biefen Borfdhlag an.<br />

@t gemährte ihm ftett bat größte Bergnügeit, ben barm*<br />

bergigen ©dhweftern irgeitb einen ©ienft gu ermetfen. Sei feiner<br />

Anfunft in 9KilI*HtlI fagte er gu bem femn ©irector, ohne<br />

gu bermuthen, Wte wahr er fpradh: „Haec reqtiies mea, hic<br />

habitabo! ©at ift meine 9tuhe, ba Witt idh wohnen/'<br />

@r fügte bei, bat fei feine größte Belohnung, baß man<br />

ihm geftatte, ben 3ieft feiner SEage guut SBohle ber barmher*<br />

gigen ©chmeftern gu berwenben.<br />

©rei Sahre blieb Herr Surfe auf biefem frudhtbaren<br />

Arbeittfelbe gum großen -Jlufeen aller ©eeten, bie gu ihm famen,<br />

unb er gerieth nidht bloß ben 3Kitgliebern ber Berfammlung,<br />

fonbern audh ben Autmärtigen gu großer ©rbauuitg.


— 355<br />

Sie. ©ftoeftern im ©eutralhaufe betoahren nof immer<br />

eine banfbare ©rinnerung an £errn Surfe unb fönnen naf<br />

eigenem ©eftänbniß nift vergeffen, mit melfem ©ifer er<br />

i^nen gu Sienften ftanb. ,,©ie unterhalten fif/' fo heißt e«<br />

in einem Briefe, „nof immer fehr gern über bie erbaulifen<br />

Beifpiele, bie er hinterlaffen hat ©eine garte $römmigfeit,<br />

feine aHumfaffenbe Käfftenliebe, befonber« gu ben Armen,<br />

feine Semuth, feine vollfommene unb finblife ttntermürfig*<br />

feit unter bie geringften SQBönffe feiner Oberen finb für aHe<br />

ein Beifpiel. ©ie betraften ba«felbe al« eine befonbere<br />

©nabe, bie ihnen gu Sheil mürbe unb ihnen bie Au«übung<br />

ber Sugenben ihre« Berufe«, movon ber miirbige SDliffionär fo<br />

oft fpraf, leifter mafte/'<br />

Bei ber Kaf rif t von beut Sobe be« £errn Burfe äußerten<br />

ade ihre ©hrfurft, bie fie gegen ihn hatten, fottrie auf<br />

ihren ©fmerg, ihn verloren gu haben, ^atholtfen fotoohl al«<br />

^Protestanten, 5ßrtefter unb Saien, bie mit ihm verfehrt hatten.<br />

Am 7. Auguft 1894 empfing er voll Bertrauen bie lefeten<br />

heiligen ©acramente, um barauf be« Sohne« feiner langen unb<br />

t>ielen Arbeiten theilhaft gu merben. ©ein Sob mar mie fein<br />

Seben ein Beispiel für alle.<br />

fierr Burfe toar ein mürbiger ©ohn be« heil. Binceng.<br />

©r befaß bie Sugenben feine« feiigen Bater« in einem mehr<br />

al« getoßhnlifen 3Jlaße, einige Sugenben fogar in außer*<br />

orbentlifem 3Jtaße. -Kiemanb fonnte auf nur einige Augen*<br />

blidfe in feiner ©efeHffaft gubringen, beni nift feine lieben«-<br />

mürbige ©infalt aufgefallen märe. Aber bie Sugenb, bie ihn<br />

befonber« fenngeifnete unb alle anbeten in fif gu begreifen<br />

ffien, mar ber ©ehorfam. SBahrhaft rührenb mar e«, mit<br />

toelf er ©elehrigfeit er ben geringften SBünfferi feiner Oberen<br />

uaffommen mollte. ©r ffien gu beabfiftigen, baß aHe feine<br />

£anblungen, felbft bie geringfügigen, ben ©tempel ber Semuth<br />

unb be« ©ehorfam« trügen.<br />

©r befaß eine überau« gärtlif e Anbaf t gur unbefledten<br />

Jungfrau Sötaria. 9laf bem Beifpiele be« heiligen Alphon«,<br />

«nitalen LX. 24


356<br />

mollte er ihren -Kamen bem feinigen beifügen unb nannte fit<br />

immer Sodann -Btaria Surfe, ©eine grömmigfeit hatte aber<br />

bei aller ßärtlitfeit nitt« AffeftirteS. .<br />

(Sbenfo mie feine 2tnbatt gur feligften Jungfrau mar aut<br />

feine Stnbatt gum atter^eitigfteri ©aframente auffaHenb. ©elten<br />

rittete er an eine Serfammtung einige 2Borte, ohne nitt<br />

aut feine gmei SieblingSanbatten hineingubringen, unb er<br />

tat eS mit foltern 2tu£bru


3 t alten.<br />

o ttl.<br />

ffiimtmljuttg ber Capelle im $t. Uiticenjljaufe ber barmljerjigen<br />

SdjweJtent.<br />

Weber biefe fromme ©eremonie finb uns folgenbe ©injel-<br />

Reiten gugegängen:<br />

Sie Capelle beS heil. Sincenj mar fton feit mehreren<br />

SBoten fertig nnb martete nur mehr not auf bie äfofunft<br />

beS göttliten ©afteS, ber bisher in einem profciforiften SEaber*<br />

nafel feine SBohnung nehmen mußte.<br />

©eine ©minenj ber ©arbinalbifar, metter fton oerfpro^<br />

ten hatte, fie eingu^eten, mar gerabe ju biefer 3eit feh*<br />

leibenb unb lonnte alfo ber ©inlabung nitt golge leiften,<br />

toeßhalb auf feine Sitte 3Jtgr. Sertucca tu bertrat.<br />

2lnx 19. SDiärg, am gefte beS heil. Sofeph, um 5 Uhr<br />

SlbenbS, fanb bie Senebiction in aller ©infatheü unb häu£*<br />

liter ©tiHe ftatt. 2lHe ©ttoeftern Sienerinnen bon Slom<br />

hatten fit mit mehreren 3JUtft*oeftern in bem allen fo teueren<br />

SSincenjhaufe eingefunben.<br />

3Bie mürbe ba gebetet um ©nabe unb ©egnungen für<br />

unfere oerehrten Oberen, für bie teuere Serfammlung, beren<br />

•Dtitglieber alle tu finbtiter Siebe beitrugen jum Slnfauf beS<br />

HaufeS unb jur 2luSftmü


358<br />

Sie erfie heilige SUtefe mürbe am folgerten Sage um<br />

fieben Uhr gelefen. Ueber oierjig ©


Protnrt3<br />

polen,<br />

Brief bes ZTtiffionspriefiers f}errn Soubieille an £)erm<br />

2t. 2Ttilon, ©eneralfecretär ber (Congregation.<br />

Tralau, 20. SKärg 1895.<br />

$of ftntrbiger £err unb theuerfier SUtitbruber!<br />

Sie ©nabe unfere« £errn fei altejeit mit un«!<br />

Sie naf ftetyenben ©ingelbeiten merben 3$nen eine Meine<br />

SorfteHung geben fönnen von ben Arbeiten unferer SDtitbrüber<br />

auf ben 9JUffioneu. SBir fönnen nift aHe unfere Gräfte auf<br />

bie SKiffionen Vertoenben, benn mir ^ben fyzx ba« innere<br />

©eminar, ©fulen für bie jungen ©tubenten unb für bie<br />

©lerifer, bie ©orge für bie ©fmeftern unb ihre ©fulen,<br />

femer bie ©orge für bie ©efäitgniffe unb ©pitäler. Sei<br />

biefen äBerfett finb alfo viele Spriefter beffäftigt.<br />

Unfere apoftofiffen Arbeiten finb gmeifafer Art: Ar*<br />

beiten für ben SBinter unb für ben ©ommer.<br />

3m SBinter geben toir in unferem £aufe tu Ärafau @j;er*<br />

citien für bie Sanbleute, bte überallher fommen, au« ©aligien,<br />

rufftff Sßolen unb befonber« au« Greußen, SBBir braufen<br />

un« nift viel bemühen, Seute gu ben ©sercitien herbeigu*,<br />

giehen, im ©egentheile müffen ttrir bahin ftrirfen,baß bie<br />

ÜJtenge nift gu fehr antoaffe; benn man muß für aHe SBohn*<br />

ung ff äffen unb ihre Seifte abnehmen, baju ttriHnof faft<br />

ein jeber eine ©eneralbeift ablegen, unb bie« nur bei einem<br />

SffUffionär.


— 360<br />

©iefet Jahr begann bie Steide ber ©jercitien mit bem<br />

14. Sftobember unb enbigte mit ber SBodhe ©esagefttnä. SBäh*<br />

renb biefer britthalb SKonate nahmen 4470 ^erfonen, bar*<br />

unter 1400 SUlänner an ben ©^ercitien<br />

3Kan berfährt babei folgenbermaßen: 3Kan labet bieSeute<br />

na^ ben ©täuben ein: gamilienbäter, gamilienmütter, 3üng*<br />

linge unb Jungfrauen.<br />

©ie ©jereitien bauem immer bon 9Jlontag Abenbt bit<br />

Freitag, mo bie ©eneralfommunion ftattftnbet, unb mo in bie<br />

berfdjiebenen Bereine -ättitgtieber aufgenommen merben, mie<br />

in ben SJläßigfeittberein, in bie ©capulierbruberfdhaft unb<br />

anbere Bereine.<br />

SCäglidh finben ftdh a ße um fünf Uhr früh in ber Kird^e<br />

ein. ©a folgt nun bat SJWorgengebet unb barauf eine 3lnrebe<br />

bet ©fercitienleitert. — Um 5V 2 Uhr beginnen bie heiligen<br />

•äKeffen; bie Seute fingen bie Saggeiten ber Unbeftedten ©m*<br />

pfängniß unb anbere Sieber. — Um 7 x / 2 Uhr bertä&t man<br />

bie Capelle, morauf bat grühftüd folgt; jebodh bleiben bie<br />

meiften nüchtern.<br />

Um adht Uhr wirb in ber Kirche bon einem ©jercitanten<br />

aut einem ßatedhitmut, ber bie fathotifdhen ©laubentmahr*<br />

heiten erllärt, borgelefen. ©arauf folgen berfchiebene ©ebete<br />

unb bon neuem Sefung über bie ©laubentmahrheiten. Bon<br />

Seit gu Seit unterbridht ber ©£ercitienleiter bie Sefung, meift<br />

auf bie äßidjtigfeit bet eben ©elefenen hin unb ermecft mit<br />

ben Subbern berfdhiebene lügenhafte.<br />

atte mit<br />

Unt 11V 2 Uhr Mten kern SWiffionär ein Sßarti*<br />

cularesamen über gemiffe fünfte, bie für fie ein befonberet<br />

Jntereffe hüben. 3* 1 SDWtag berlaffen alle bie $irdhe unb neb*<br />

men ihr befdheibenet SUtittagmabl ein. Dft ift et bie eingige<br />

3JIahlgeit bet Saget.<br />

Bor gmei Uhr berfamnteln fidh alle mieber tu ber &it


— 361<br />

@o ge^t eS bis fed)S Uhr 2lbenbS, too eine große Sßrebigt<br />

ift. ©er ©egen mit bem3Werheiligften fdjließt ben Sag; bann<br />

jiehen fie fidh cm bie ihnen angetoiefenen Drte gurüd Sie<br />

Miffionäre müffen ihnen ihre eigenen Stöume überlaffen. äßenn<br />

eS grauen finb unb ihre 3ahl S« ift-, fommen uns bie<br />

©djtoeftew gu Hilfe, um für biefelben Unterfunft gu finben.<br />

3lm gtoeiten Sage Beginnen bie fyil Seilten; ba heißt<br />

eS ben gangen. Sag arbeiten, ohne eine Minute gu oerlieren.<br />

Um in biefer furgen 3eit 4—500 ©eneratbeid>ten gu hßten,<br />

muß man angeftrengt arbeiten, ©inige befreunbete 5ßriefter<br />

leiften uns babei Hilfe.<br />

2lber bie grüßte biefer ©^ercitien belohnen uns reiflich<br />

für alle Mühen. 9tadh ber 2luSfage einiger bringen biefe<br />

©jercitien einen größeren unb bauernberen Sftufeen hertoor als<br />

bie Miffionen. 3ebo(h finb unfere Miffionen, oon toelchen<br />

ii^ Shuen ein anbermal fdjreiben mW, ebenfalls fehr gefegnet.<br />

3n ber Siebe 3efu unb Maria u. f. xo.<br />

©oubieille, i. s. c. m.


prot>trt3 £fytrta-<br />

- Sie folgenben 33riefe Serben ein 33ilb geben von ber<br />

Sage, melte ber ßrieg giften ©hina unb $apan für bie<br />

•JJiiffionäre unb bie barmherzigen ©ttoeftem geftaffett hat<br />

3h*e Anftalten befinben fit toohl nitt auf bem ^riegSftau^<br />

ptafce, jebot finb bie folgen beS Krieges überall fühlbar.<br />

93efmg, #au$ ber Unbeflecften ©mpfangnig, 12. 9Warg 1895.<br />

3t fann nur baS UnglücE beftreiben, baS mir felbft<br />

fehen. Unfer HauS ift fehr groß, unb bot ift eS überfüllt,<br />

befonberS bon fleinen ^inbern. Sie armen Seute fterben vor<br />

Hunger, fte entlebigen fit t^er Äinber, von benen viele bent<br />

£obe anheimfallen, unb unglücflitermeife oft ohne heil. Xaufe.<br />

Srei bis vier folter Äinber führt uns bie göttlite Sorfefc<br />

ung täglit ju. 2Bir haben fton ungefähr fiinfhunbert btefer<br />

Meinen ©ngel bei Ammen untergebradjt unb ebenfoviete bei<br />

uns im Haufe. AHe finb nun Äinber ©otteS; fie aufnehmen,<br />

heißt ihnen ben Himmel erftließeit, fie gurinfmeifen, hieße<br />

benfelben ben Himmel emig verftließen, unb bagu habe it<br />

nitt ben 3Jluth. 3t ^eiß, baß~ bie uitS angemiefenen SDtittel<br />

nitt hinreiten werben, aber it hoffe, baß bie göttlite SSorfehuitg<br />

bem Langel abhelfen toirb. Ser liebe ©ott meiß<br />

mobl, baß biefe armen verlaffenen Äinber ihm angehören, unb<br />

baß mir fie nur beßhatb lieben unb retten motten.<br />

SaS ©lenb ift hier fo allgemein, baß man felbft erftaunt,<br />

baß eS in ber ©tabt not feine Unruhe gegeben hat; eS ift<br />

aber jefet fehr gu fürtten. Siefer ungtüdlite $rieg gieht fit


— 363<br />

in bie Sänge; man fteht fein ©übe vorau«, obmohl man immer<br />

barauf hofft.<br />

2Bir müffen ©ott unb unferer unbefledten 3Jhitter nur<br />

banfen, baß fie un« ben gangen SBinter hinburf fo beffüfet<br />

unb un« bie ©nabe verliehen hat, mährenb be« Kriege« auf<br />

unferem Soften gu bleiben. 3f hoffe, baß mir unfere lieben<br />

kleinen nift merben im ©tif e laffen müffen.<br />

©fmefter Sauria«,<br />

u. S. b. f. S. S. b. a.,St.<br />

Sff eng=ting=fou, 15. .Jänner 1895.<br />

©« mürben bö«miHige ©eritf te unb Berläumbungen gegen<br />

bie aJliffionäre unb bie barmhergigen ©f meftem au«geftreut,<br />

unb am britten Sage be« gmölften 3Ronbe« toolltenvorbei*<br />

giehenbe ©olbaten in ba« £au« ber barmhergigen ©f toeftern<br />

einbrefen. 3lm folgenben Sage, einem ©onntage, famen fie<br />

in nof größerer 3


— 364<br />

tag beS 3ahr.eS verging ohne gemeiufchaftilgen ©otteSbienft,<br />

um baS BoII bur


— 365<br />

f^ott fett einem -üionat an ihren SBimbeit leiben, bie bei<br />

•Mehreren gefährlich finb. Sa fie bis je|t gar feine Pflege<br />

genoffen haben, ift ihr ßuftanb ein erbarntungSmürbiger. Sie<br />

Reiften haben nur fleine SBunben, aber fie finb bon ben An*<br />

ftrengungen ganj erftöpft unb mir ftäfeen uns glüdflit, ihnen<br />

eine fleine (Erleichterung gu oerftaffen.<br />

9Kan fragte uns, ob mir nitt mehr 1ßla| hätten, aber<br />

unfere anberen Äranfen mitgeretnet ift baS ©pital bolt. Sa<br />

bie 3Kiffion einige Minuten bon hier auf frangöfiftem Soben<br />

mehrere Häufer hat, fo haben iirir oor, bort eine fleine Arn^<br />

bufänj ju erritten unb bie Sertounbeten ju pflegen. SBenn<br />

in einigen Sagen ber Äampf in SEa^fouin bei Sien4fin mieber<br />

beginnt, merben mir uns mitten unter ben SBirren beftnben.<br />

3lber menn mir nur junt Heile einiger armer ©olbaten beitragen<br />

fönnen, merben mir für unfere blühen reitlit ent=<br />

ftäbigt fein.<br />

Sie burtjiehenben ©olbaten erregten in ^ftemtin^fou<br />

einen Aufruhr. Aus Sorfitt ftidte beßhalb 9Jlfgr. Srugutere<br />

6 ©ttoeftern ju uns. ©ie finb not iefet bei uns unb helfen<br />

uns bie aSermunbeten pflegen, ©te hoffen, baß ber ßrieg<br />

nitt ju lange bauem mirb, unb fie münften fehnlitft beit<br />

^rieben herbei, um in ihre teure 3Ktffion juritdffehren ju fönnen.<br />

©ttoefter 9Jt. Sereu,<br />

u. b. t. & b. a. St.<br />

Surt ben Vertrag ju ©imonofafi mttrbe smiften ©h^a<br />

uitb Sapan ^rieben geftloffert, toobeiSapan bie Sebtngungen<br />

ftettte. Aber bie folgen beS Krieges, H^ger, SRoth unb ©lenb<br />

merben fit not lange fühlbar maten.


- 366 —<br />

$erid)t Met bie iHiflrionen<br />

xjjott flerrn ßzttzmbonx^ ^jemralprcucnratjor ber GDmgregattom<br />

1894.<br />

(gortfefcung.)<br />

Bicariat nörbl.<br />

Um einen Ueberblidf über bie mahre Sage unb bie äBid|js<br />

tigfeit ber SKlffion in geling ju geben, fann idh nidhtt Sefferet<br />

t^un, ate bat Berjeichniß ber geiftiidjen ©rfolge im borigen<br />

Sabre (1893) ju geben.<br />

1. Drtfdjaften,Wo ©hriften Wohnen, Welche einmal iäljr*<br />

liih bon ben üDfiffionären befudjt Werben . . 460<br />

2. Slnnabernbe 3abt ber ©hriften 38.639<br />

o o-^r^ / beibnifd&er Äinber . . . . . 1.618<br />

3. Saufen { emad)fcne r . . . _ . L197<br />

4. Äatedjumenen, welche gegrünbete Hoffnung auf 33e*<br />

febritng geben 2.304<br />

5. gtrmungen 1.530<br />

6. Sabretbeicbten 26.696<br />

©onfitge Seilten . 36.825<br />

7. Dftercommunionen . . . . . . . 21.847<br />

©onftige Kommunionen 52.244<br />

8. gefete Gelungen 621<br />

9. ©befdjtiefmngen 317<br />

große ^irdjen mit 5Hefibena für bie äWif*<br />

fionare . . . . . . . 25<br />

10. Äirc&en Heine ®ir$en ober öffentliche Capellen . 160<br />

11. äßiffion^riefter<br />

12.<br />

{<br />

euro^äifcfyeS:<br />

Sethaufer, wo bie ©hriften fidh berfarnmein<br />

Europäer<br />

©hinefen<br />

euro^äifche Saienbritber<br />

©ingebonte SEBeltyriefter<br />

«Söglinge .<br />

franco=d&inefifdjet: Zöglinge .<br />

dhinefifd&eS: «äöglinge<br />

106<br />

23<br />

13<br />

4 51<br />

11<br />

28<br />

150 f248<br />

70


— 367<br />

13. Srowiflett, ©uro»äer t ' ' • „<br />

{KT: : : Zr<br />

14. Sie fletnen Srüber 9Karia'« . . . . 18<br />

15. ©ro§e ©emtnarten; Zöglinge . . . . 21) __<br />

steine ©eminarten; Glinge . . . . 42 / 63<br />

nationale ©fule: . . ... . 10<br />

für Snaben ,71<br />

— ©fitler . . . . . . 1.003<br />

für 2Käbfen 70<br />

— ©f ülerutnen 1.305<br />

Äatef umenate 25<br />

®atefumenen, melf e gum ©tubieren ge*<br />

fommen finb . . . . . 779<br />

16. ©fulen<br />

{<br />

Sarnfergige ©ftoeftern . . . . . 36<br />

©t. 3ofepb«fftoeftern, alle ©ingeborne . . 50<br />

Jungfrauen, toelcbein ben gamtüen leben . . 342<br />

18. fromme ^erfonen, melfe im Saufe be« Jahre« in<br />

oerffiebene Sruberff aften aufgenommen mürben . 1.391<br />

19. Sranfe in ben brei ©pitälern ber barrnb. ©fweftern 4.021<br />

20. Slrme unb ®ranfe, in ben 3 9lrmenapotbefen verpflegt 105.332<br />

21. ©reife in ben £ofptaen 73<br />

22. ©jercitien tourbengehalten 182<br />

Stefe 2lufgählung ber SBerfe unb ©rfolge bietet bie freu*<br />

bigften 2lu«fiften. Jf fönnte nof viel fpref en Von bem<br />

©uten, ba« geffieht, von bem ©influß, ben bie 3Jliffionäre<br />

unb bann mittelbar auf bie Sieligion bei ben finefiffen<br />

SBürbenträgern unb bei ben SRepräfentanten ber europätffen<br />

Nationen, feien fie Äatholifen ober 3lnber«gläubige, genießen.<br />

2Ba« ba« 2Berf ber aJiiffionen betrifft, fo enttoidelt e«<br />

fif immer mehr, fagt SUifgr. ©arthou in feinem Serift, bett<br />

if h^r miebergebe.<br />

„Sie Sahl ber Ungläubigen, toelfe in ben ©fooß ber<br />

heiligen 5lirf e eingehen, nimmt gu; unb menn bie Spla<strong>der</strong>eien<br />

unb ©treitigfeiten von Seiten ber engliffen, amerifaniffen,<br />

beutffen unb ffmebtffen proteftantiffen 3Jtinifter nift mären,<br />

mürben fif nof viele ©hinefen unferen SReubefehrten anff ließen.<br />

Siefe Serfünbiger be« Sorthum« arbeiten aber inbirect für un«;


— 3.68 -<br />

in bem einen ober cmbern unferer Siftricte fönnen mir jebeS<br />

Satyr einige Belehrungen biefer 9latur jum KatholiciSmuS auf?<br />

Zeichnen; einige tyunbertbiefer Häretifer flehen auf ber Sifte<br />

unferer Katedjumenen. Ungliicftidjermeife erregen bie anbern<br />

Sßroteftanten Berfolgungen gegen fie unb flagen fie Oor ben<br />

Manbarinen an; jebod) tyaben einige Maubarine f$on bie<br />

gehäfftgen Sögen entbetft unb entfc^ciben ju ©unften ber Kathoüfen.<br />

Um mit mehr ©rfolg fämpfen ju fönnen, brausten<br />

mir mehr Mittel. Srofebem biefe nicht ba finb, behaupte iä)<br />

aber bennodjj, baß mir oor ben $ßroteftanten ni$t fapituliren.<br />

©eit Saugern fdjon befaßen fie in Sien-tfin eine fefte lieber?<br />

laffuttg, mo fie für bie europäifchen Ktttber, meift Sprotefianten,<br />

eine 2lrt Kollegium eröffnet tyatten. Unfere fleinen Brüber<br />

Marian mußten fi


— 369<br />

„Sie auswärtige ©chule yxfyt gegenwärtig 160 Einher<br />

ober junge 2ftäbten, Welte ganj auf Soften beS HaufeS fommen;<br />

fie Reißen Auswärtige (@£terne), weit fie nteifi befannten<br />

triftliten gamitien angehören, bie größtenteils fehr arm<br />

finb unb nichts für ihre ^inber jaulen. Sie Äinber fehren<br />

erft in bie gamitie gurütf, wenn fie fit bereiten wollen.<br />

Siele junge ©hriftinnen, bie bei ihren ©Itern feine ©elegen*<br />

heit ^ben, fit in ber Religion }u unterritten, unb bie fogar<br />

ben gewöhntiten tägtiten 9teiS nitt haben, fönnen im kp<br />

ternate nitt aufgenommen werben, weit bie SKittet nitt aus*<br />

reiten.<br />

„Sie ArmemApothefe, wohin jährtit etwa 30,000 Eranfe<br />

fommen, trägt biet bagu bei, bie Sorurtheile ber Ungläubigen<br />

ju jerftreuen unb fie ben ©hriften näher ju bringen; mehrere<br />

bon ben armen Traufen fommen gerne in eines ber fatholiften<br />

Hofpitäter, Wo fie mit ber heiligen Saufe fterben; anbere befehren<br />

fit, unb ju ihrer $amtlte jurücfgefehrt, führen fte aut<br />

biefe sunt wahren ©tauben.<br />

„SaS Äatetumenat, Weltes von ©ha=la=eul in baS HauS<br />

ber unbefledten ©mpfängniß verlegt würbe, ift für tinefifte<br />

grauen unb SBitwen geöffnet. ©S finb ungefähr 40 Sßerfonen<br />

bort, ju bereu Seherbergung man 2 ©äte herritten mußte.<br />

Nahrung unb Hebung ift wohl fehr teuer, aber unbebingt<br />

uothwenbig; felbft einSheil ber Kleiber muß ihnen unentgelt<br />

lit gegeben werben, weil wir von ben Häuptern beS SiftrieteS<br />

feine Sergütung forbern. 16 fönnten gur heiligen Saufe gu*<br />

gelaffen werben; ber einzige ©runb, ber bie Sßeiterentwicflung<br />

biefeS SBerfeS hinbert, finb bie befttänften Hilfsmittel.<br />

Sieariat weftliteS Sfte4p.<br />

Sßewt aut biefeS Sifariat nitt fo wittig ift wie ^efing,<br />

fo ift im Allgemeinen bot feine Sage nitt meniger günftig<br />

unb ausfittsvotl. SieS geigt bie Ueberfitt über bie verriebenen<br />

SBerfe:


— 370<br />

1. Slmtübernbe ber ©brtften<br />

©rtoacfyfener<br />

2. Saufen { üon ^ated&umcnen .<br />

3. Strien . '.<br />

4. öffentliche Sa^elöen .<br />

l ©ingeborne SBett^ricfter<br />

6. (Seminar: cSögliitge .<br />

7. Kollegium: äöglinge .<br />

8. Sftormatfdjuten für 9D?äbd)en: ©(Hüterinnen<br />

für Knaben<br />

9. ©cbulen cSBgtmge<br />

für SDiäbchen<br />

eBögiinge<br />

10 ^atedjumenate .<br />

11.<br />

12.<br />

13.<br />

14.<br />

{<br />

— 9?eube!ebrte<br />

93armberaige ©(bmeftern.<br />

@t. 3ofe£btf


— 371 —<br />

Um gegen protefiantiffen ©influß befonber« bei ben finefiff en.<br />

Beworben gu fämpfen, mußte ber hoftoürbigfte Biffof bamit<br />

beginnen, bie fatholiffen Anftalten oon Küt*fiang feft gu be*<br />

grünben. Siefen feinen erften miftigften Sßlan fonnte er nur<br />

mit großen Opfern oermirflif en.<br />

Unb bof hat er nur ba« unbebingt -Jlothtoenbige getrau.<br />

Ser alte ©f Uppen, ber at« Kirfe biente, genügte bamal« nof<br />

für bie ©laubigen ber Ortffaft; er bafte nie baran, eine<br />

auf nof fo beffeibene Kirfe in biefem Sfflittelpunft ber 9Jltf*<br />

fion gu erriften. broht ber ©fUppen gufammenguftürgen<br />

unb genügt nift mehr für alle ©Triften; ber hoftoürbigfte<br />

SBiff of muß alfo barauf finnen, biefem Langel abguheffen.<br />

Sie SRothtoenbigfeit, biefen Sßtan in 9lu«führung gu brin*<br />

gen, geigt fif immer mehr. ©« tfi nur gu geref t, baß menig*<br />

ften« eine Kirfe ba fei, melfe, if fage nift, ben proteftan*<br />

tiffen Sempel übertrifft, fonbern im Bicariate menigften« bie<br />

eingige nennen«merthe Kirf e ift; anber«too ift man mit beff ei*<br />

benen Kapellen gufrieben; man märe glücflif, menn man<br />

überall eine folfe hätte, mo e« nöthig ift<br />

Sie folgenbe SabeHe gibt ein fehr berebte« S^ugniß für<br />

ba« gute ©ebefen, befonber« menn man an bie fpäte ©rrift*<br />

ung be« Bicariate« benft, unb menn man meiß, mie oerlaffen<br />

e« immer mar, unb toelfe Prüfungen e« ffon gu beftehen<br />

hatte:<br />

1. Annäljernbe


- 372<br />

©£ Wirb fieser auffallen, baß eS in biefem Sicariat fein<br />

©eminar gibt; fo ift eS aut im öftliten $iang~ft. 216er<br />

man mirb biefer Maßregel nur beiftimmen müffen, menn man<br />

bie 2lbfidjt bavon fennt. Aus ßfonomiften 3iü


N<br />

- 373 -<br />

ju förbern, ober ttyn gu beglinftigen, fonbern nur bemfelben<br />

%u folgen; mie oiele ©eelen fonnten mir bann retten! 2ld),<br />

toir müffen alles auf biefe fd)redlid)e unb graufame grage<br />

guritdfütyren: Keinen unfere Mittel aus, um biefe neuen Soften<br />

git bestreiten? Ser ©djmeiß unb baS Blut unferer Borfatyren<br />

tyat uns eine &it verpltnißmäßigen äBotylergeljenS vorbereitet,<br />

»ie es oor fünfzig ^atyren feine ntenfdjltdje BorauSfidjt tyätte<br />

äfrten fönnen. Heute finb bie Borurttyetle gefallen. SBir merben<br />

jefet nidjt bloß metyr gebulbet, fonbern mir beftfeen bie<br />

Zuneigung, ja bie Siebe beS BolfeS. 2BaS bte ©eletyrten betrifft<br />

, fo barf man nidjt baran benfen fie gu gern innen; mit<br />

ifyrem ©onfuciitS lernen fie nur baS ©ine: Sie SBiffenfd^aft<br />

ber ©itelfeit unb beS ©igenbünfels, bie galfd)tyeit, bie Süge<br />

unb ttngerecfytigfett.<br />

Sie $reityeit, ber mir uns erfreuen, geftattet uns, unfere<br />

SBerfe gu begrünben unb gu entmideln unb uns faft überall<br />

nad) unferem ©utbünfen gu organiftreu. SaS nad) meinem<br />

©radjten in ©Ijina mirffamfte Mittet, bie ©eifter gu gemimten<br />

unb unferen ©influß auszubreiten, ift ber Unteramt burd) bie<br />

©rünbung oon ©cfyulen. 3lber um bereu ©rfolg gu'fidjem,<br />

muß man eine 2lrt 9lormalfd>ulen errieten; baS oerurfadjt<br />

loieber Jtoflen, bie ntidj erf$reden, ja fogar mand)mal gur<br />

Bergmeiflung verleiten; bann entftetyt bie anbere §rage, mie<br />

©$ulen erbauen, erhalten u. f. m.<br />

„D, menn baS SBerf ber ©laubensoerbreitung uns Mittel<br />

bieten fönnte, gasreiche ©djulen gu begrünbenlSOBie oiel ©uteS<br />

fönnten mir ttyun? 2luS unferen ©djülern mürben na$ unb<br />

nad) ebenfo oiele Stpofiel in ityren gantilien unb bei ityren<br />

•iftadjbarn! Sie Bergangentyeit, fo fagt man, proptyegeit ein<br />

toentg bte Sufunft;<br />

n uu futö a &er bie neuen ©tyriftengemein-<br />

Oen gerabe auf bie befagte SBeife entftanben. 3m -Jtotfyfalte,<br />

fügt Mgr. Bic bei, mürben mir eine ©ongregation gu Hilfe rufen,<br />

bie ficfy mit bem Unterridjt befaßt, mie man es in geling<br />

gemacht tyat,mo bie fleinen Brüber Marius bie fo nftfctidfren<br />

Mitarbeiter ber Miffton finb."<br />

25*


— 374<br />

33tcariat füblidhet Äiang=fi.<br />

SDiefe SKiffiou erholt fich nadh unb nadh bon ihren früheren<br />

Prüfungen, ^ebet wächft pfehenbt bie $ahl ber ©läu*<br />

bigen, ber 2lnftalten unb ber SBerfe. 9Jlgr. ©oqfet unb feine<br />

aJlithrüber wiffett, um ben Sßreit mie bieler Arbeiten, 3Jiühen<br />

unb (Entbehrungen fie bie ©rfolge errungen haben, bie tdh i<br />

Berjeidhrnffe über bie Sage bet Bteariatet gufammengeftettt<br />

habe. ßugleidh mö 9 e man W erinnern, baß bor meniger<br />

alt bierjehn S^^en biefe SDiffion nofy gar nidht egifiirte,<br />

baß fie mehreremate Prüfungen gu befielen hatte, in benett<br />

fie faft gu ©runbe gegangen wäre, unb baß fie fogar jefet<br />

nodh meit-babon entfernt finb, biefelbe Freiheit ju genießen,<br />

mie ihre Sßadhbariit, bon ber mir eben gefprodhen fyabm.<br />

1. Bäht ber ©laubigen 4.200<br />

2. ^atedhumenen 350<br />

3. Saufen djriftlid(jer Stnber unb ©rtoadjfener . . 271<br />

4. Kirchen 5<br />

5. Deffentlidhe ßa^eüen . . ... . . . 17<br />

f SMiffiont^riefter 8<br />

' l ©ingeborne SBeltyriefter 3<br />

7. ©briftengemeinben, Wohin bie SJttffionäre regeintägig<br />

fommen 125<br />

8 ( @ro§et ©eminar: iSögliuge 16<br />

\ Steinet ©eminar: äögtinge 30<br />

Snabenfdhuten 13<br />

— ©dhüler 185<br />

q . SMbdhenfcbulen 3<br />

— ©dbüterinnen '84<br />

Satedhumenate 4<br />

. — ©tubierenbe Satedhumenen . . . . 143<br />

Ohne Steifet finb biefe ßifftxn im Bergleidh mit ben<br />

früher aufgezählten 2Jitffionen befcheiben ju nennen, aber idh<br />

glaube, baß gerabe biefe 3Jiiffion am meiften ber ©rmuthigung<br />

bebarf, unb baß gerabe biefe 3Jfiffton für unfere 9Jtit=<br />

brüber bie berbienftlidhfte ift. 3lußer ber meiten ©ntfernung,<br />

ber einzelnen ©hriftengemeinben bon einanber finb audh bit


— 375<br />

UBege äußerft tuen ige, unb man muß gu guß meite ©trecfen<br />

gurüdlegen unb Serge überffreiten. Ueberbieß müffen ade<br />

3lnftalten mieber Von neuem aufgebaut merben, ba fie früher<br />

.gerftört mürben; mit großer 3Jlühe mirb eine naf ber anbern<br />

mieber aufgebaut, unb oft fragt man fif, ob e« nift tottftfn<br />

ift, mit fo geringen Mitteln einen foffen Bau gu unternefc<br />

men, unb ob ein anbere« mif tigere« SBerf nift nothmenbiger<br />

fei unb me^r ©ute« thun fönnte. Sa« finb bie Beforgniffe<br />

unb bie Befiirftungen, melfe 3ttgr. Soqfet unb feine 3Wit=<br />

brüber jeben Sag beff äftigen.<br />

2Jigr. Soqfet miff Jh re * Sftäf ftenliebe gang befonber« ba«<br />

doppelte 3Berf ber ©fulen unb ber Katefumenate anempfehlen;<br />

er hat bie fefte Uebergeugung, baß burf bie ©röße unb SDtannig*<br />

faltigfeit biefer beiben 2lnftalten unfere Zeitige Religion am<br />

fif erften unb ffnetlften in au«gebreitet merben fann.<br />

2ßte ff oit gefagt mürbe, ift in biefem Bicariate ba« ge*<br />

metnfame große unb fteine ©eminar für bie brei 9Jiifftonen<br />

ber ^roving Ktang*fi erriftet.<br />

Bicariat Sff e*fiang.<br />

Sen Berift über ©hwta ffließe if mit biefer 3Kiffion,<br />

melfe ben SRäthen be« 3Berfe« ber ©lauben«verbreitung fo<br />

gut befanut ift. Sie vorigen Jahre ffilberte if mit ben<br />

eigenen äßorten be« 2Jtgr. 9?epnaub feine 9Jluthlofigfeit unb<br />

feine Befürftungen, bie ihren ©runb hatten einerfeit« in ben<br />

amermeßlifen unb brtngenben Bebürfntffen, anbererfett« in<br />

ber großen Ungulängliffeit feiner SBittel:<br />

„•Keine SWitbrüber unb iffo ff rieb er, „fparen nift<br />

©fmeiß, nof ©ntbehrungen aller 3lrt; unfer Blut fönnte<br />

nift einmal genügen, mir müffen ©elb haben, um in ©h^a<br />

etma« ©ute« gu thun."<br />

Sie folgenbe vergleifenbe Säbelte gmiffen ben Jahren<br />

1883 bi« 1893 bemeift umtmftößlif, mie begrünbet bie brtn*<br />


10.<br />

Ii.<br />

12.<br />

3ahl ber ©hriften<br />

©hrifte-ngemeinben<br />

{ Sirdhen<br />

Capellen .<br />

Dratorien .<br />

Äatetumenen<br />

Änabenftulen<br />

— ©d)üter<br />

9Käbtenftulen<br />

— ©tüterinnen<br />

r ©ofpitSler .<br />

\ Äranfe<br />

( Slrmenapotfjefen<br />

l Sehanbelte StranU<br />

r 9KiffionSpriefter<br />

376<br />

\ gaienbrüber<br />

©roßeS ©eminar: cäögltnge<br />

Steines ©eminar: cgogtinge<br />

{<br />

SSarmhergige ©tWeftern<br />

Sefute im £aufe (neu angefangenes<br />

ffierl)<br />

SBatfenhäufer<br />

Änaben<br />

SRäbten .<br />

1883. 1893.<br />

6.332 9.120<br />

80 109<br />

8 10<br />

4 10<br />

34 54<br />

615 2.98T<br />

18 35<br />

263 576<br />

5 14<br />

92 349<br />

4 6<br />

1.275 2.849<br />

2 4<br />

33.742 99.653<br />

18 22<br />

1 2<br />

7 8<br />

13 20<br />

24 32<br />

— 47.898<br />

— 9<br />

— 86<br />

- 677<br />

- 714<br />

@tnber, bet Ammen untergebracht<br />

SBie biefe Bahlen geigen, befinbet ftt biefe -ättiffiott ie($t<br />

auf bem Söege eines unverhofften $ortftritteS naä) fo bieten<br />

Sauren beS ©tillftanbeS. Sie ©tunbe beS ©rmatenS fteint<br />

gefplagen gu haben unb bie $ahl ber ^atedhumenen, bei bret<br />

Saufenb, beweift, melier ttmftwung in ben ©emüthern ju<br />

©unften unfereS heiligen ©laubenS vor fit geht, ©anj Sfte=<br />

fiang fennt bie SUliffioitäre, unb äffe Wiffen, baß fie bie Siener<br />

einer Religion finb, ber fton viele ihrer eigenen Sanbsteute<br />

angehören. Sie barmherzigen ©tWeftem mit ihrer weißen<br />

©ornette finb im größten Sheile ber Sßroving ebenfalls fehr<br />

volfsthümtidh; man nennt fie bie „weißen aSögel aus ©uropa".<br />

@S ift fi^er, baß biefe erftauntite $af)l von Äatetumenen<br />

nat ®ott am meiften ben Sßerfen ber Uiätftenliebe


377<br />

gu oerbanfett ift; benn auf biefe SBeife gewinnt man bie motyfc<br />

tooffenbe -föeugierbe unb bie Artung oon ©eiten ber Heiben.<br />

9Kgr. Siepnaub tyat ben Sßtan gefaßt, ba£ Hofpital oon<br />

9ling = $j3o toieber aufgubauen, ba£ f$on einguftürgen brotyt<br />

unb ba£ £ofpital auf bem Ar$ipel oon Styoufan gu oer=<br />

größew. SBotyl gemerft, es banbett fid) ni$t um Hoftritäler,<br />

mie fie in (Suropa finb: Mit einer Ausgabe oon tyßdjftenS<br />

30,000 granfen fönnte man biefe beiben Anftatten ooHfomrnen<br />

in ©ang bringen. Ser tyodjtoürbigfte SBifcfyof möchte<br />

ebenfo ein ffeineS ©eminar unb eine ©entral^SRefibeng' in<br />

9img-$Po griinben.


prot>irt3 Syrien.<br />

1* Jlnflalt*« tutv pttfftimiitc.<br />

^e^rutft: günf ^riefter; bier gaienbrüber.<br />

£ier refibirt ber Bifttator, unb hier befinbet fidh auch bie<br />

•ßentralberwaltung für alle 2lnftatten ber äWifjionäre unb ber<br />

barmhergigen ©dhweftern in Serien, ^3aläftina unb Sleg^ten.<br />

Um fidh bon ben Arbeiten, wetdhen bie Sßriefter biefet Raufet<br />

obliegen müffen, einen Begriff gu madhen, fege idh einfach ben<br />

Beriet bet ©uperiort her: „®a8 £aut ber 2Jliffionäre in<br />

Be^mth befdhäftigt ftdh borgügtidh mit ben Slnftalten ber ©dhwe=<br />

ftern. ©te geben Äatedhitmutunterridht unb hören bie Beidhten<br />

ber Äinber, melche bie berfdjiebenen ©dhulen ber ©chweftern<br />

befugen, ©ie haben audh bie Leitung ber gasreichen Bereine,<br />

melche bie ©dhweftern unter ben äfläbchen gegrünbet haben<br />

SDer ®ienft bet £ofpitalt nimmt aHein 'fdhon bie SEhätigfett<br />

*inet 3Kifftonärt tu Slnfiprudh. @t gibt Seiten, wo man mit<br />

Arbeit mirflidh überbürbet ift. Unfere ßirdje, meldhe fehr groß<br />

unb bequem ift, gtebt biel Boll an; befonbert an ©onm= unb<br />

gefitagen ift fie ftett gefüllt. Seben ©onntag ift gJrebigt; im<br />

SJlaimonate finb gmei Unterweifungen wödhentUdh. S)ie Beidht^<br />

ftühle finb umlagert befonbert bon ben 2lrnten, bie ja unfer<br />

Stntheil finb. @t lommen biete Seute aut ben Bergen gu<br />

unt, um ihr ©emiffen in'Drbmutg gu bringen. 2Bir nehmen<br />

fie gerne auf, mat aber biel unk Sfftühe erforbert.<br />

„^urg gefagt, unfer £aut thut biel ©utet, unb 2llle finb<br />

erftaunt, wie wir mit fo wenigen Seuten fo bielen widrigen<br />

SBerfen genügen fönnen. 3Jtan bittet unt um SJlifftonen auf


— 379 -<br />

bem Sanbe, aber fo lange mir nitt gahlreiter finb, fönnen<br />

mir ben SBünften unmöglit nat fommen.<br />

„Unfere Ausgaben fteigen verhättnißmäßig fehr h*>t/<br />

jnerft, meil baS Seben in biefem Sanbe überhaupt fehr thener<br />

ift, ferner wegen ber Sage beS HaufeS, welkes ben 3Jliffionären<br />

ber ^rovinj als Abfteigequartier unb als SRuheftation bient.<br />

ferner Vergeht faft fein 3>ahr, wo wir nitt eines unferer<br />

Häufer unterftiifeen ober mantcn Armen helfen müffen, bie<br />

ja unfere ßinber finb, unb bie wir alfo nitt gurtidmeifen<br />

fönnen. Unfere Äirte, Welte eine ber größten in ber ©tabt<br />

ift, befifet feine eigene ©innahtnSquelle; ihre Snftanbhattung<br />

forbert große Ausgaben. biefem gahre 1893 beliefen ftd)<br />

bie Reparaturen ber Äirte unb ber Anfauf nothwenbiger<br />

gkramente auf ungefähr 2000 ^raufen. Unfer fteineS 2Bai*<br />

fenhauS von 3Koer=9)litri, wo bie Äinber unter Äuffitt jWeier<br />

Saienbrüber A<strong>der</strong>bau betreiben, bringt ungefähr feine Soften<br />

auf. ©ett einiger 3eit formten wir fogar Almofen fpenben,<br />

bie fit, wie it glaube, auf attunbert guanfen belaufen<br />

werben."<br />

Sie SDtiffionäre biefeS HaufeS befuten aut einen großen<br />

Sheit ber Sörfer, wo unfere 112 ©tuten errittet finb. SDfait<br />

erinnert fit not an bie ©rünbung biefeS SBerfeS, weites fo<br />

viel ©uteS ftiftet fowohl bei ben Sehrern, als aut bei ben<br />

©tütern. Ser Pfarrer beS SorfeS ift jugteit ber ©tul=<br />

lehrer. früher bearbeiteten fie mit eigener Hanb ihr gelb;<br />

fie lafen nur am ©onntage bie heil. 9Keffe, voeit fie fein ©ti= v<br />

penbiunx erhielten, unb bie Bebauung ihres SanbftiideS ihnen<br />

am Hetjen lag. Sefet^aben wir uns mit ben Pfarrern biefer<br />

112 Sörfer vereinbart unb je nach ben Umftänben unb nat<br />

bem ©taube unferer SBörfe laufen ober mieten -wir ein HauS,<br />

wo fie bie ^irtber Verfammetn. ©in -Dliffionär hat bie befon=<br />

bere Auffitt über biefe SBerfe; bie gange Seit ift er bamit<br />

beftäftigt, bie Serge gu burtftreifen unb unverfehens bie<br />

©tuten gu iiberraften, um fit gu vergemiffent, baß Alle an<br />

ihrem Soften finb unb ihre Aufgabe gewiffenhaft erfüllen.


— 380 -<br />

Mntoxiva: ©oflegium. Sebn s J3riefter; neun Satenbrüber; brei*<br />

bunbert Soalmse.<br />

Siefe Anftalt gebeityt noä) immer oortrefflid). ©ie ift<br />

bei Sitten fo beliebt, baß mir f$on mehrere Sage Oor ber<br />

3fiü


— 381 — *<br />

Ser Langel an 9Kitgliebern unb an Mitteln nötigt un« gu<br />

biefer Maßregel. Sie Ausführung biefe« $1ane« mirb viel*<br />

leidet nof beff leunigt burf bie vorau«fiftlif e batbige Abreife<br />

ber Srappiften, melfe fif in ber 9tafbarffaft unferer 3JUt*<br />

bröber angefiebelt bitten. 9iur bie götttife Borfehwtg fam<br />

£ilfe bringen.<br />

SamaffttS: ©ef« Ißriefter; vier gatenbrüber; smeibunbert<br />

cSBglinge in ben ©fulen; geiftlife ©orge für ba« £au« ber barmhergigen<br />

©f meftern.<br />

Ser ©uperior biefe« £aufe« feitbet un« folgenben Serif t<br />

über ba« ©fuljahr 1892—1893; ©ie merben barau« beffer<br />

urteilen fönnen, mie groß unfere Bebürfniffe für bie 3u*<br />

fünft finb.<br />

„SBir haben in Samaffu« fehr viele Arbeiten gu Oerfehen,<br />

melfe nift bloß einen großen gleiß, fonbern auf<br />

betraftlife ©elbopfec forbern. ©o müffen mir g. 33. megeu<br />

ber Meinen gahl ber Miffioncire (fünf) für ba« ©ollegium<br />

mehrere Mitarbeiter aufnehmen, bereu SBefolbung un« viel<br />

©elb foftet. 2Bir müffen bie beften Sehrer au«fufen, melfe<br />

im Sanbe burf ihre Kenntniß be« Slrabiffen einen 9?uf ge*<br />

nießen, bamit ba« ©ollegium fif auf ber £öhe behaupten<br />

fann, gu ber e« fif emporgeffmungen hat. SBir nehmen ba<br />

5penfionäre unb iQalb^enftonäre auf, bie etma« menige« gahlen.<br />

@« ift ba« unfere eingige £ilf«quelle, bie ohnebie« immer fehr<br />

unftf er ift, mie e« bie £ilf«quellen biefer 2lrt gemöhnlif finb.<br />

„Bngleif haben mir nof eine ©fule für au«märtige<br />

Kinber, melfe gang auf unfere Soften fommt, ba'meift nur<br />

arme Kinber in biefe ©fule fommen; bie Zöglinge biefer<br />

©fule finb gahlreif (115—120); e« mürben bereu nof mehr<br />

fein, menn mir ihnen aHe ©rleifterungen bieten fönnten, bie<br />

fie anber«mo, mie bei ben Sßroteftanten genießen, melf e ihren<br />

©fitlern alle nötigen ©fulbiifer unb ©egenftänbe unent*<br />

geltlif Verabfolgen. Sa« ff eint nift viel gu fein, einige<br />

Büfer unb ein menig Rapier; aber für bie h^figen Seute<br />

ift bie« fehr viel. ©« ift für fie ein große« Opfer, einen


— 382<br />

graufen ober einen granfen fünfzig ßentimeS für ein 33ut<br />

ju geben; benn baS ift in ber ber gatxje Sagto^n eines<br />

Arbeiters in SamaffuS. ®a tiegt unfere ©twierigfeit, unb<br />

it fage S^en baS, b)eit it weiß, baß ©ie biefem Uebelftanbe<br />

abhelfen merben, fobiet eS 3hnen nur rnögtit ift. ©ie merben<br />

uns mit größeren ©elbmittetn in biefem fo intereffanten SBerf<br />

beS SugenbunterritteS unterftü|en, baS fton fo gefegnete<br />

grütte trägt; benn wir haben bei unS kinber aller Orientale<br />

ften Riten; bie katholifen haben bie Dberhanb;. aber aut<br />

bie ©tiSmatifcr finben bei unS einen retigiöfen Unterritt,<br />

ber in tre ©eete Sitt bringt unb fie aümätig 9?pm nähert<br />

SBir Ratten bie greube, einen unferer $profefforen, einen früheren<br />

gögting unfereS HaufeS, jur Wahren kirte gurüdguführen;<br />

er unb feine 9Jtutter haben baS ©tiSma vertaffen unb ftnb<br />

katholifen geworben.<br />

„3ßaS bie SWufelmänuer betrifft, fo haben fie uns nur<br />

ungern vertaffen, unb es wirb ©te freuen, ju erfahren, baß<br />

fie fton wieber ju uns gurüdfehren; biefeS Sahr hatten wir<br />

beiläufig 25 ßinber, barunter 5 ©ohne beS perfiften ©onfuls<br />

unb mehrere junge Seatnte aus bem ©erait; jeben %aq bevor<br />

fie fit ju ihren AmtSgeftäften begaben, famen fie ju uns,<br />

um fit im granjöfiften unterritten ju taffen.<br />

„Aut ka ift unfere Arbeit nitt gu unterftäfeen; biefe<br />

kinber fennen bie ©hriften nur aus ben ©tilberungen ihrer<br />

©teifS, aber je&t fehen fie unS bei ber Arbeit; wenn fie beit<br />

triftliten ©eift einatmen, fallen viele SBorurtheite juerft bei<br />

ben Äinbern fetbft, bann aut in t*en gamilien. Unfere<br />

Arbeiten bringen unS überbieS mit ben ©Itern in nähere 33erüh^ung,<br />

unb wir finb wirftit erftaunt, fo viele Herjtit^eit<br />

bei ihnen gu finben. Mehrere 5ßaftaS, wette ihre kinbcr ju<br />

unS fticfen, fielen mit uns im freunbftafttitften Sßerfehr.<br />

@S möge genügen, wenn it fage, baß wir mit Hilfe biefer<br />

$Perfonen viele fehr vermidelte Angelegenheiten, bie unfere<br />

ÜRifjion fehr nahe berührten, auf gute Sßeife ertebigen fönnten.<br />

2BaS wäre not ^ fagen? SBir haben eine Äirte, weite,


383<br />

ohne ^farrfirche ju fein, bon bieten ©laubigen bejud)t wirb,<br />

benen wir ^riefter Beiftanb leiften müffen. SOBir haben auch<br />

bie geiftlidje Seitung ber bon ben ©chweftern aufgenommenen<br />

Einher, melche fich auf 450—500 belaufen. 2Bir unterrichten<br />

fie fo forgfältig alt möglich in ber fatholifdjen Religion, im<br />

©mpfange ber ©aframehte, halten ihnen ©gercitxen u. f. w.<br />

liefet wenige famt genügen, um einen Ueberbltcf über unfere<br />

SBerfe in Samaffut ju geben. ®ie Sttuftatten nehmen einen<br />

guten Fortgang, aber fie mürben ju nodh größerer Blüthe<br />

gelängen, menn unfere -Kittel mit unferem guten SBillen in<br />

Berhältniß ftimben.<br />

& JUtßftliiu bw b*vmtittp$tn $


— 384 —<br />

„Der ©leruS unb bie Dorfbemotyner forbern mior, mie fctyutbbar fie feien, menn fie zuließen, baß ber 3rrttyunt<br />

fiety bei itynen einfd^ti^e. Durcty ityre ©rmatymmgen<br />

braute fie alle ©Itern batyin, ityre Kinber aus ben proteftam<br />

tifd^en ©(hüten zurückzuziehen. Dreimal Oer fugten bie 5ßroteftanten<br />

fi


— 385<br />

Katefi«mu«. Sie grüfte biefer ©inriftung finb fehr er*<br />

freulif; mir mibmen un« immer mehr biefem äßerfe, benn<br />

o^ne ba«felbe müßten bie meiften biefer Mäbf en bie fixere<br />

Beute ber Sßroteftanten merben, unb mürben bei ihrer Sftitcf*<br />

fehr in bie Berge ba« ©ift ber £ärefie nof meiter oerbreiten.<br />

SBenn if von biefem Sßerfe fpraf, habe if nur einen<br />

Meinen Sheil von bem gegeigt, ma« in ber Mifericorbe ©ute«<br />

geffiebt; viel fönnte if nof fprefen von ben Berfamm*<br />

tungen ber armen gamilienmütter, melfe ©onntag ein Brob<br />

ober ein ©tücf 3eug erhalten, nafbem fie ber heiligen Meffe<br />

unb einer ttntermeifungangemohnt haben. Siefe SBerfe unb<br />

bie anbern, bie if in biefem Berifte übergehe, finb felbft*<br />

verftänblif unentgeltlif.<br />

©ie erzählten ©rfolge grengen mirflif an'« munberbare,<br />

menn man fie mit ben 2lu«gaben, bie gemaft mürben, ver*<br />

gleift. Sie ©fmefter @ela« muß ein ©eheinmiß befifeen,<br />

um bie ihr gugemenbeten Unterftüfeungen fo nu^bringenb gu<br />

vermenben. 3lber alle biefe unentgeltlif en äßerfe finb, menn<br />

bie ©f meftern fif auf nof fo bemühen, immer eine ffmere<br />

Saft, felbft menn man nur bie gemöhnlifett 3lu«gaben gu<br />

mafen braufte; aber biefe« Jahr ift eine Serraffe burfge*<br />

brofen unb eine Mauer eingeftürgt; folfe Unglüä«fäHe hatte<br />

©fmefter ©ela« in ihrem beffeibenen Boranffläge nift ein*<br />

gerefnet; fie mußte alfo 10—12,000 granfen ©fulben mafen.<br />

Seßhalb fagte fie in einem Briefe: „Sie frangöfiffe SRegier*<br />

ung hat mir eine 2lu«getfnung gu Sheil merben laffen; aber<br />

menn fie mir einige taufenb granfen gegeben hätte, ba«<br />

fäme mir mehr guftatten; bann fönnte if meine ©f ulben be*<br />

gahlen unb ben 2lmmen ben riicffiänbigen Monat«lohn geben."<br />

®et)tntf). äBaifenbau«©t. Kart. - 14©f meftern; 3002Baifen*<br />

mäbf en.<br />

£ier merben Kinber von brei Jahren an aufgenommen;<br />

man unterriftet fie in verffiebenen Arbeiten: maffen, nähen,<br />

bügeln u. f. m. Sie Dberin biefe« £aufe« ff reibt: „SBenn<br />

ber SRaum unb bie Mittet e« gematteten, fönnten mir fünf*


— 386<br />

bi« fe^^unbert SBaifenmcibfen befommen, fo gahlteif. unb<br />

bringenb finb bie Bitten um Aufnahme. Sa« £au«, melfe«<br />

naf bem Blutbabe in Samaffu« in aller (Site aufgebaut mürbe,<br />

beburfte bringenb einer Reparatur; felbft ba« Bolf forberte<br />

eine folf e. 2Bohl miber SBiHen haben mir biefelbe vornehmen<br />

laffen, benn mir Ratten fein über jäh lige« ©elb; um bie Soften<br />

ber Reparaturen gu beftretten, — fie betrugen menigften«<br />

25,000 grattfen — mußten mir ©f ulben maf en. 2Bir haben<br />

alfo in 3ufunft große Sinfen gu gahlen, moburf ber blühenbe<br />

gortgang unfere« 2Berfe« gebinbert mirb, bi« ©ott einer rnilb*<br />

thätigen ©eele eingibt, an un« Barmhergigfeit gu üben. grüber<br />

betief fif ber un« oon ber ©lauben«t>erbreitung angemiefene<br />

Betrag auf 10,000 granfen; feitbem meine Borgängerin ein<br />

Knabettmaifenhau« gegrünbet hat, melfe« jefet oon bem unfri*<br />

gen öoßftänbig getrennt ift, befommen mir nur mehr 6000<br />

granfen; bie anberen 4000 finb bem SBaifenhau« angefallen,<br />

melfe« früher gar nift e^iftirte; unb bof bleibt biefelbe<br />

gahl ber 5perfonen. Sarau« fönnen fie über unfere ff mierige<br />

Sage urteilen."<br />

Um bie 2Bif tigfeit be« SBaifenhaufe« ©t. Kart gu geigen,<br />

muß if beifügen, baß bie meiften 9Jläbf en, naf bem fie ba«<br />

3Baifenhau« öerlaffen haben, gute (^riftinnen* bleiben; fehr<br />

feiten hört man, baß tionben früheren Don ©t. Karl<br />

eine gefallen fei<br />

®et)tutf). 2Baifenhau« ©t. Jofeph- — 10 ©fmeftern;<br />

12 Sßerfmeifter; 130 2Baifenfnaben.<br />

Siefe Slnftalt befteht erft feit 1881; e« ift ftaunen«merth,<br />

baß ©^rien, melfe« fo otele religiöfe Slnftalten befifet, fo lange<br />

fein 2Baifenhait« für Knaben hatte. 3Wan muß geftehen, bie ^ro*<br />

teftanten haben fif biefe Sücfe unter ben fafoliffen Slnftalten<br />

mohl gu Rufeen gemaft.<br />

211« balb naf bem Blutbabe von Samaffu« ba« eine<br />

genannte -Dtäbfenmaifenhau« erriftet mürbe, trug bie fran*<br />

göfiffe Regierung viel gu beffen ©rünbung bei; fie that nof


— 387 —<br />

mehr, um ein knabenwatfenbauS gu errieten, melier Aufgabe<br />

fit bie P. P. Sefuiten unterziehen wollten. 3t weiß ni


— 388<br />

©prien fdjeint mir fo mistig, baß icty oft gmeifte, ob mir un$<br />

genug bamit befdj)äftigen, unb ob unfere Anstrengungen ni


— 389 -<br />

SBeijtutf)* $>ofyital. — 10 ©chweftern; 100 ®ranfe faitben<br />

biefet 3ahr im $oftrital Aufnahme unb Verpflegung.<br />

•ättan Weiß, baß bat £ofpital ber mebicinifdhen Sattle<br />

alt Älinif bient; et ifi alfo ben ©chweftern unmöglid), getpiffe<br />

©parfamfeittrüdffidhten gu beobad)ten, mie fie et bei ben<br />

gewöhnlichen Heilmitteln t^un fönnen unb auch überall tfyun,<br />

mo fie me^r frei finb, um fo einer größeren Singahl ^ranfer<br />

ihre pflege angebeihen laffen gu fönnen. £ier verlangen bie<br />

^ßrofefforen, ohne auf unfere 5fflittel SRüdfidht gu nehmen, 3Jtebi=<br />

einen, bie fehr theuer finb; fie motten berfchiebene mebieinifdhe<br />

ober dhirurgifdhe ©jperimente machen, unb trofe all ihret Söiberftrebent<br />

fartn bie Oberin nidht immer bei ihrer SBeigerung<br />

verharren. 2Benn fie nicht nachgeben miH, menbet man fich<br />

an ben Rangier ber Uuiberfität ober an ben frangöfifchen<br />

©onful.<br />

SDiefet 3>ahr für bie ©chweftern befonbert anftreugenb.<br />

©pibemien verheerten Betyruth unb fein SBeidhbitb.<br />

©inwanberer aut Sripolit fchleppten in ©prien ben Xtypfyut<br />

ein. SDiefe kranfheit hatte alle Seute im ©ofpitale ergriffen, fo<br />

baß üftiemanb mehr ben ©dhweflern helfen wollte. 2llt biefe<br />

©eißel berfchwanb, famen bie Blattern. 3Jlan mußte überall,<br />

fo gut et ging, einige Traufe unterbringen, benn bie Traufen<br />

famen unt Don allen ©eiten fo gasreich gu, baß mir fie um<br />

möglidh gurüdmeifen fonnten.<br />

Äaum war bat £ofpitat wieber geleert unb gereinigt,<br />

famen fchon bie Arbeiter aut bem Steinbruche unb bon ber<br />

©ifenbahn, melche bom lieber befaßten maren. konnte man<br />

mährenb biefet Sehtet in ben anftedfenben Äranlheiten bie<br />

bet £ofpitalt berfdhtießen unb nur bie gemöhntidhe Sahl<br />

ber Traufen aufnehmen? ®ie Dberin ^ielt biet für ungu*<br />

täffig unb wir fonnten ihren ©ntfdhluß nidht tabeln. ©ie<br />

Äranfen, bie fie gu ihrem ©chmerge abmeifen mußte, fanben<br />

bereitmillige, ätufnahme in ben fdhitmatifchen, befonbert aber<br />

tu ben proteftantifdhen igofpitälern.<br />

26*


— 390 —<br />

Siefe« $ahr ff ließt mit einem deficit, ba« mir nift gu<br />

betfen miffen. Sie 2lu«gaben haben bie ©innahmen (gmölf<br />

Saufenb granfen) überfliegen; mir mußten auf h^r ©elbgu<br />

leihen nehmen.<br />

Srofe biefer unfif ern nüßlif en Sage baben bof bie Slergte<br />

naf ben oben ermähnten ©pibemien bie Rothmenbigfeit er^<br />

fannt, eine abgefonberte Abteilung gu errif ten, unb fie brängen<br />

un« fehr bagu. Können mir un« vernünftiger SBeife gu<br />

biefen neuen 3lu«gaben verstehen? Ser SCnbtid ber proteftantiff<br />

en £ofpitäler, bie bequem eingerif tet unb mit allem reif *<br />

lif verfehen finb, haben gemiß auf viel bagu beigetragen<br />

baß un« bie Sttergte biefen SBunff au«brüruth* — 9 ©ffcefiern; 400 Kinber; 2 SBerfftättenj.<br />

"jßbarmacie, Slrmenapofefe, Befuf e in ben Käufern.<br />

Siefe« £au« hat in fleinerem SDiaßftabe biefelben SBerfe,.<br />

mie ba« £au« la misericorde. Sie ©f meftern fonnten biefe«<br />

entfernte ©tabtviertef nift außer bem Bereife ihrer Shätig*<br />

feit laffen; benn e« ift voll van ^roteftanten unb greimaurern,.<br />

melfe ba ben MüteCpunft ihrer Slnftalten haben. Um bie:<br />

befonbere Sage biefe« £aufe« gu fenngeifnen, braufe if faft<br />

nur ben Berift ber Oberin miebergugeben:<br />

• „Sie ©fulen ohne ©ott, fagt fie, bie un« umgeben^<br />

gmingen un« gu unerhörten Slnftrengungen; bie proteftantiffen<br />

Slnfialten, bie jeben Sag vor unb neben un« gunehmen, bringen<br />

un« in eine folfe Berlegenheit, bie ©ie fif gar nift<br />

vorfteKen fönnen; if fage Shnen nur, baß un« oft babei ba&<br />

^erg blutet. Sffie fönnte e« auf anber« fein, ba viele, fonft


— 391 —<br />

$ute ©eeleu, in unferer nädjften 9lähe verloren gehen, unb<br />

$mar nur megen einer ©elbfrage, meil unfere 2flittel nitt<br />

ausreißen. SDaS ift ein ungteidjer kämpf. Sie freimaureri*<br />

ften ©tulen in unferer Rat&arftaft nehmen etma vierhunbert<br />

kinber auf, unb ihre ©innahmen belaufen fit auf 46,000 grau*<br />

Jen, 3ebeS Satyr befommen fie reid^Itd^ere Unterftüfeüngen,<br />

mä^renb bie itnfrtgen geringer merben; mir verlangen nur<br />

eines, bie fton beftehenben SBerfe aufrett ju erhalten. 3Bir<br />

fragen uns felbft oft mit Stätten, ob mir vieHeitt nitt ein*<br />

mal gelungen fein merben, biefelben aufjugeben. SBaS märe<br />

baS für ein Triumph füt unfere Ratbarn, bie gJroteftanten<br />

unb Freimaurer! ... 3t fann es 3§nen nitt befehlen,<br />

menn eS 3tynen aut ©t m erg bereitet; aber eS geftieht fo<br />

viel 33öfeS, es breitet fit immer mehr auS; bie ©ecte ge=<br />

minnt immer mehr Soben, barüber herrftt lein Steifet. 3t<br />

bitte ©ie, vertaffen ©ie uns nitt; toenn mir aus biefem<br />

©tabtviertel fortgehen müßten, fo hieße baS fo viel, als alle<br />

bie ©eelen verloren gehen laffen, bie mir jefet unterftüfcen,<br />

unterritten unb vertheibigen. 2Bir müffen ihnen SKuth jum<br />

kämpfe etnfl&ßen unb ihren ©tauben befeftigen; unb nun bitten<br />

mir für uns felbft um ein 33iSten 9Jtuth unb Hoffnung! 33iS<br />

jefet haben mir, meine 3Jiitftmeftern unb it, uns perfönlite<br />

Dpfer auferlegt, um unfere HilfSquetlen ju vermehren; trofc<br />

ber größten ©parfamfeit hatten mie nur bie 2Bahl, enttoeber<br />

©elb ju borgen ober von hier fortzugehen; mir haben eS vor*<br />

{jejogen, 40,000 granfen ©tulben gu mad/en."<br />

3ou&Wlifatl. — 9 ©tiveftern; 170 kinber in ben ©tuten;<br />

48 ginbelfinber; 15 ©reife; Slrmenapotbefe.<br />

3oud ift baS Ratbarborf von Slntoura; bie ©egenmart<br />

ber ©ttoeftern hat eine fo voHftänbige Ummanblung unter<br />

ben bortigen SJlaroniten bemirft, baß fie nitt mehr 3euen<br />

gleiten, von benen it früher bei ©etegenheit ber ©tuten<br />

fprat- 9Känner unb grauen miffett ben katetiSmuS. 3Bohl~<br />

genterft, baS HauS unb bte kapetle ber ©chmeftern finb nat


392 —<br />

©ott bte Urfadje all' biefeS ©uten. Sie Sßroteftanten tyaben<br />

ni


— —<br />

bie Strmen unb Traufen fidh bon ben Slergten unterfudhen laffen,<br />

müffen fie ieben £ag bem Vortrag einet proteftantifdhen<br />

bigert unb einet Katecheten beimoljmen; bann fommen bie ®iafo=<br />

niffen unb unterrichten fie in gemifferi ©prüfen, ©ebeten u. f. m.;<br />

nie ge^en biefe bon ihren Äranfen fott, ohne irgertb eine foft=<br />

bare Beute babongutragen, g. 33. ©fabuliere, 9Jtebaitten, Sftofen*<br />

fränge, Äreuge u. f. m., bie fie unfern armen (S^rifteri wegnehmen.<br />

„Um biefem proteftantifchen ©inflnffe gegenüber ©taub<br />

ju halten, thun mir bat iftögltdje unb Unmögliche; unter<br />

anberm finb mir fo glfuftich, bon bem frangöfifdljen ©onfut<br />

auf bielfache unb bringenbe Bitten 1000 granfen gugemiefen<br />

gu befommen, um für unfere Slrmenapothefe ben Slrgt gu be*<br />

gahlen. 216er adh, in materieller £inftdht ift Slttet fehr primitiv<br />

eingerichtet; ©dhute, Slrmenapothefe, Slrbeittfdjule unb ba£<br />

gange übrige £aut; um unfere Keinen SInftalten in gehörigen<br />

©taub gu fefcen, brauchten mir eine ©umme bon 25 bi$<br />

30,000 granfen."<br />

Stimuli in Seriem — 19 ©d&toeftern; 600 ^inber; ©dbulen,<br />

SSaifenhaut; s J3harmacie; $lrmena£othefe; ©yercitien; i)oftntal.<br />

Sitte SBerfe gur Stutübung ber 9lächftenliebe unb gur Berbreitung<br />

bet ©laubent finb in biefem £aufe bereinigt; unb<br />

nach Slngabe ber Dberin fonnten biefelben nodh jahtreidher unb<br />

bliihenber fein, menn nur bie -Kittel gureidhenber mären. 2>ie<br />

©dhweftern haben im SBaifenhaufe eine ©pinnerei eingerichtet;<br />

ber ©rtrag ber Slrbeit genügt aber faum gum Unterhalt ber<br />

Äinber. Unfere SJttffionäre h^en bie Dberin biefet £aufe&<br />

aufgeforbert, nadh bem Beifpiele ber ©dhmefter ©elat in<br />

Be^tuth eine Strt fteiner SRormalfd^ulen gu errieten, um<br />

für bie SDörfer, bie in ber Umgebung bon Sripoli im ßi*<br />

banon gerftreut liegen, ©dhuttehrerinnen h^ngubilben. 6t<br />

finb fdhon fieben ©dhulen errichtet morben, bereu Seitung.<br />

ebenfobielen Sehrerinnen anbertraut ift, unb fie blieben nicht<br />

ohne -Kufcen.


394 —<br />

„Siefe« äßerf," ffreibt bte Dberin, „mar nothmenbig.<br />

Unfere armen Meinen 9Karonitenmäbf en erhielten gar feinen<br />

Religion«unterrift, nift einmal in ben allernothmenbigften<br />

äßahrheiten; -Jtiemanb befümmerte fif barum.<br />

„Dbgleif mir feinen einzigen ©entime bagit erhalten haben,<br />

habe if bof im Vertrauen auf bie göttltf e 33orfehuitg biefe«<br />

äßerf unternommen. ©ine jebe biefer ©fulen foftet un« Alle«<br />

in Allem 500 granfen; ba« maft 3500 granfen, ohne bie<br />

Au«gaben gu berücfftf tigen, melfe unfere fleine Rormalff ule<br />

forbert, bie gur £eranbilbung guter Seherinnen unumgänglif<br />

nothmenbig ift."<br />

Samaffit*» — 22 ©fweftern; 519 Sinber; ©fulen, 2Bai=<br />

fenhau«, ®ofpttal; 2 Slrmenapotbefen; S3efufe tn ben Käufern;<br />

80,000 Arme mürben in ber einen Armenapofefe unb 64,000 tn ber<br />

anberen verpflegt.<br />

Samaffu« mirb von jeher megen be« ganati«mu« feiner<br />

löemohner al« eine mufelmanniff e ©tabt im ftrengften ©inne<br />

be« äßorte« angefehen. Um burf unfere ©egenmart ba« reli*<br />

giöfe ©efifl ber ©inmohner nift gu verleben, haben mir un«<br />

immer bemüht, unfere Anftalten unb fogar unfere äßerfe ber<br />

Uläfftenliebe nift naf außen gu geigen; ba« Blutbab von<br />

1860 ift in Samaffu« nof nift gang in Bergeffenheit ge*<br />

rathen. Srofebem mir un« burf biefe beffeibene Burücfge*<br />

gogenheit gu ffitfeen fufen, ftanben mir bof gu Verffiebenen<br />

Seiten in fortgefefetem herglif em ©invernehmen mit ben h*>fgefteHten<br />

mufeltnänniffen gamilien ber ©tabt. ©erabe je|t<br />

ff ideit mehrere biefer gamilien ihre ©öhne gu ben 9Jttffionären<br />

unb fre Softer gu ben ©fmeftern in bie ©fule.<br />

Dbgleif nof gang mufelmänniff, mirb Samaffu« bof<br />

balb von ber europäiffen ©ivilifation burfbrungert fein. Sie<br />

©tabt mirb balb gmei ©ifenbahnlinien befifcen, an benen man<br />

jefet arbeitet; bie eine geht über £auran naf ^3aläftina, bie<br />

anbere Stnie verbtnbet Samaffu« mit Be^ruth unb burf*<br />

ffneibet ben Sibanon unb ben Antilibanon. Sa« bebeutet


— 395 —<br />

eine allgemeine Ummanbtung, vielleicht eine Auferstehung,<br />

mette biefen ehemals fo reichen unb fruchtbaren Sänbern be*<br />

vorfteht. 2Bäre eS nitt an ber 3eit, nadh bem Seifpiele ber<br />

Sßroteftanten unferen Anftalten eine größere AuSbehnung gu<br />

geben? Siele meinen baS unb rathen uns im 3nterejfe beS<br />

©taubenS, eS ju tun. Sie ©ifenbahngefettfdhaften, bie ©on?<br />

fuln von Defterreidh unb Italien, befonberS aber ber frangöfifche<br />

©onfut brängen uns, menigftenS ein Hofpital gu eröffnen; mir<br />

fträuben uns bagegen; aber ift eS audh menfdhtidh, biefeS jit<br />

vermetgern? Sie Dberin ber barmherzigen ©tmeftern, von<br />

äffen ©eiten beftürmt, ift in großer Serlegenheit; fie bittet,<br />

bie ©eneralfuperiorin möge geftatten:<br />

1) %ixx baS Hofpitat einiges ©elb zu fammetn unb an?<br />

annehmen. 2) $u biefem ^edfe ein ®runbftü


— 396<br />

Serufalent* — $ofpig für ©reife; ginbelftnber; Artnenapo*<br />

ttyefe, too täglidj über 700 Arme beljanbelt Serben; Befudje in ben<br />

Käufern ber tyetligen ©tabt unb ben umliegenben Dörfern; mufetmiinntfdjeS<br />

©emeinbefpital; AuSfä^ige.<br />

Da biefe neue Anftalt in ben lefeten 3atyrett gang befon?<br />

berS bie Aufmerffamfeit ber Sftättye ber ©tauben^Oerbreitung<br />

auf fid) gejogen tyat, fo tyielttd) eS für genügenb, mid; bloß<br />

auf eine einfadje Aufgätylung gu befctyränfen. mid nur<br />

nod) beifügen, baß alle biefe Anftalten einen guten gortgang<br />

tyaben; menn ein ©titlftanb eintritt, fo gefd)ietyt bteS nur beS?<br />

tyalb, meil bte Unterftüfeungen nictyt fo reictylid) einlaufen, als<br />

©ctymefter ©ion tyoffte.<br />

Das am Sfaffattyore gelegene £auS ift nod? bei toeitem<br />

nifyt oollenbet; beStyalb fonnte auety bie Anftalt für bte ©reife<br />

unb für bie ginbelfinber fid) no


— 397 —<br />

©djufe ber türfifdhen Beamten, fo baß nun bie meiße©ornette<br />

ber barmhergigen ©dhweftern in bie ©aferne einbringt in bie<br />

©efängniffe hwabfteigt, nadh Belieben bie Dmar*aDtofd&ee- be*<br />

treten tarn, mit einem SBorte bie mufelmämtifche ©tabt nadh<br />

allen Slidhtungen burdheilt, unb ba bielleidht mehr Sldhtung unb<br />

©idherheit genießt alt in ben©traßen bonSßarit. „SDat finb<br />

unfere ©dhmeftern!" fagen bie dürfen unb Suben,- menn fie<br />

bon ben barmhergigen ©dhweftern fpredhen.<br />

„•Kach meiner Slnfidht haben gang befonbert biefe ©dhme=<br />

ftern bie Xfyoxs bw ^eiligen ©tabt bem ©arbinatSegaten<br />

Seo't XIII. geöffnet."<br />

2$eil)lef)em. — 9 ©dhweftern; #oftritat; Befudje in ben<br />

fern; berfdjiebene Slrmenapothefen in ben ®örfern, Wohin bie ©chweftern<br />

mehrmatt in ber SBodbe gehen.<br />

„2)at £of pital unb bie Slrmenapothefe in Bethlehem/'<br />

fdhretbt bie Dberin, ©chWefier b'Sliguillon, „ift immer ftarf be^<br />

fucht, unb bie Befudhe in ben Käufern finb fehr häufig. 35er<br />

Bau biefer Slnftalt mußte aut 3Kangel an Mitteln gemattfam<br />

unterbrodhen merben; et märe alfo fehr nothwenbig, ben Bau<br />

gu ©übe gu führen. Bis jefet fönnen bie in ben brei 2lbtheil=<br />

ungen bet Raufet gelegenen ©ingelgimmer bon ben Traufen<br />

nicht begogen merben; bat ift ein SNangel, ben man oft gu<br />

bebauern hat, menn bie ptger bet heiligen Sanbet, bon $rauf=<br />

heiten befallen, fidh gang enttäufdht fehen, meil fie tm Slftyl,<br />

auf bat fie ihre Hoffnung gefegt hatten, nun feine orbentliche<br />

Unterfunft finben fönnen. ©t wäre gu münfchert, baß ein be=<br />

fonberer gonb ba wäre, um biefe Slnftalt, bie gufludhttftätte<br />

bet ©tenbet, gu ©übe gu führen, bie ja berufen ift, bem heiligen<br />

©tauben fo große ®ienfte gu erWeifen.<br />

„2)ie Befuge unb bie 3lrmenapothefen in ben Dörfern<br />

erforbern große Soften befonbert in Hebron, wo bat ©ute A -<br />

bat fdhon gethan würbe unb noch gu thun übrig bleibt, unber=<br />

gleichtidh größer wäre, wenn unfere 9Jtittel unt gematteten,


jebe äßofe hinzugehen. Sie Sßroteftanten haben fif feit einigen<br />

Monaten bort ntebergelaffen. Möge un« bie göttlife Bor*<br />

fehung ^etfert, ben Kampf aufzunehmen!... Ohne S^ifel<br />

ift bie Slnftalt in Bethlehem berufen, in jeber Beziehung viel<br />

©ute« ju mirfen. $ahlreif e unb mieberholter 2lufforberungen<br />

finb un« von ber Itrf lifen Dbrigfeit jugefommen, att«mär*<br />

tige ©fulen ju eröffnen, bie ihr unbebingt nothmenbig er*<br />

ffienen, außer jenen, bie ffon auf einem anberen Sßunfte<br />

ber ©tabt beftehen. Unter bem Bolfe h^trfft bie größte Un*<br />

miffenheit; e« märe alfo eine unffäfebare SBohlthat für ba«<br />

bi«her fo verlaffene Boll"<br />

©ortfefcung folgt.)


.21 m er i f a<br />

gereinigte Staaten.<br />

leben bes Pfgr. SoJjann Paria ©bin<br />

aus dec foagcegation tfccüliffiou,<br />

iStpcljof wm te-GDrtean«*1800—1870. . .<br />

3Son<br />

I. Kapitel<br />

Das Kinb unb ber 2trme. — tEaufe. — (Ein conftitutionetler priefler.<br />

— Heltgiöfe Scenen jpäfjrenb ber £er>olution. — 2tmbierle. — Cfyarafter<br />

bes 3o^ann ©bin. — CErfter Unterridjt. —


400<br />

fif i^re« Refte« bemußt ift, unb ihre $Pfliften mit einer<br />

Sreue erfüllt, bie an ©elbftaufopferuug grenzt.<br />

Sie gamilie, in melcher Sohann Dbin im Sahre 1800<br />

ba« Sift ber 2Belt erblicfte, mohnte im SBeiler £auteville,<br />

melf er gur Pfarre Ambierle gehört. Sie gamilie beftanb au«<br />

Bater, Mutter unb fef « Kinbern. Johann mar ba« fiebente,<br />

mogu fpäter noch brei anbere famen. 9lm Sage feiner ©eburt<br />

mürbe er auf getauft, mie bie« au« bem fotgenben 2lctenftü


— 401<br />

ftituirenben Berfammlung burd) ben bewunberungswürbigen<br />

Pfarrer ©oularb Oertreten, ber in ber Beratung oom 29.Mai 1791<br />

fotgenbe benfwürbige Sßorte fprad?: „Die ^farter unterftetyen<br />

ben Bifd)öfen, unb bie Bifdjöfe unterftetyen bem ^apfte. Das<br />

ift mein ©laube unb ber ©taube aller watyren ©tyriften. Man<br />

fann bie ©taatSregierung änbern, aber bie Regierung ber<br />

Äirdje fann man nidjt änbern; fie ift unoeräußerlid), unoer?<br />

änberti(h; Wenn baS nictyt wäre, bann gäbe eS feine Auetori?<br />

tät metyr; wenn baS nid)t wäre, gäbe es balb feine Religion<br />

ntetyr." Unb er fdjloß mit folgenben SBortert: „Man unter?<br />

gräbt bie Auctorität ber Bifctyöfe, man will ben 5ßreSbpteria?<br />

ntSmuS einfütyren." Dtefe ebten SBorte fanben im gangen fattyo?<br />

lifetyen granfreiety einen 2BibertyaH. ©ie waren baS ©$o ber<br />

Beoölferung oon Joanne, beren Vertreter ©outarb war. 3n<br />

berStyat blieb biefeS Bolf in ben unglüdltdjen Sagen feinem<br />

©taubm treu unb erlebte eS, baß metyrere $atyre taug bie<br />

f(tyredli$fteSprannei, bie beS ©eWiffenS nämlid),auf itym laftete.<br />

©S brauste oiel Mutty unb ©ef^idlictyfeit, um feine<br />

Religion auSguübeit; unb ben oon allen ©eiten brotyenben ©e?<br />

fatyren git entgetyen.<br />

SBir fiitben im Seben beS Mfgr. Dauptyin, oerfaßt oon<br />

Herrn Belüge, einen 3 U 9 aus jenen ßzittn, ber uns eine ge?<br />

naue BorfteUung oon ben ©efatyren gibt, benen man in jenem<br />

SBinfel granfreietys auSgefefet war.<br />

3m Dorfe ©roget, gang natye bei HauteüiHe, oerfaty ber<br />

©ctyuHetyrer bie oerfetyiebenften Aemter, unb unter anbern Oer?<br />

wanbte er feinen gangen ©ifer barauf, bem Pfarrer bie AuS?<br />

Übung feines Amtes mßgüdjft gu erleidjtew.<br />

„gu jener fo ergätylt er, „würbe bie tyeil. Meffe<br />

meift in einem einfädln Haufe gelefen, gu einer fetyr frütyen<br />

©tunbe, in einem 3iwmer, beffen Styüre in ben ©arten fütyrte.<br />

©in Sifäj biente als Altar unb ber ©djrnud biefer Sßottyfapelle<br />

war fo einfach, baß man beim erften 2BarnungSgeid)en in<br />

einem Augenblid jebe ©pur ber retigiöfen ©eremonie befeitigen<br />

fonnte; ber ^ßriefter felbft oerbarg fidj im üftottyfaHe in einem


402 —<br />

Ketter, beffen ©ingangtthüre burdh einen Koffer fcerbecftmar.<br />

SDiefe Borftchttmaßregeln Waren nidht immer ohne ©runb;<br />

benn in einer Sftadht fam plöfetich bie republifanifdhe ^olijefc<br />

mache, ohne $weifel irgenb einen Berräther benadhrichtigt,<br />

befefete bat £aut, unb trat gerabe in bem 3lugenbtide<br />

in bat Simmer, mo ber Sßriefter eben bat te|te ©bangelium<br />

gelefen hatte. 3 um ©tüd mar 2lffet vorbei, unb um bie<br />

SBadhen nodh mehr ju tauften, fanben fie bie Kapelle plöfeltdh<br />

in einen Sfaujfaal umgemanbelt. SDer gute Bater $huttiert,<br />

ber bei ber ^eiligen Sfiefe gebient hatte, fanb nodh fo viel<br />

Seit, bie Biotine ju ergreifen unb einen munteren £anj in<br />

©ang ju bringen, gtafdhen auf ein gaß gefiettt, unb hatbge=<br />

füllte ©täfer trugen nodh bottenbt baju bei, bem 3immer bat<br />

3tutfehen einer flätnifdhen SCabaftgefettfdhaft ju geben, mat bie<br />

guten SBädhter ber öffentlichen 9luhe ganj außer gaffung<br />

bradfjte. „2Bat madht ihr ba, Bürger, ju einer fotdhen ©tunbe?"<br />

fragte ber Brigabier in einem etwat hodhfahrenben Xoite. —<br />

„©ie fehen," antmortete ber ®?agifter faltblütig, „mir trinfen<br />

ein ©lätchen SBein unb tanjen ein bitdhen. SBolIen ©ie fidh<br />

iriettetdjt mit ßeuten audh etmat erfrifdhen?" — „$dh<br />

farm et nidht abfdhlagen," antwortete ber Brigabier, „ein<br />

mottet ©tat hat ber SBa^e nodh immer gut gethan." ©ogleich<br />

ging bie SchWefter bet Bater S^ullier, um brei anbere ©täfer<br />

ju holen, unb nadhbem bie neu älngefommenen ma<strong>der</strong> getrunfen<br />

hatten, fcielleidhtleiber auf bie ©efunbheit SWobetpierre't, jogen<br />

fie ganj befriebigt ab, „benn, fagten fie, bie SBeinlefe bet<br />

Unglüdtjahret 1793 war eine fehr gute." SDiefe eine<br />

fadhe unter taufenb anberen währenb biefer $eit ber ©dhredent=<br />

herrfdhaft geigt, Wie bie göttüdhe Borfehung oft auf eine fidht=<br />

bare SBeife bat feiner Religion treue Boll befdhüfete. 2Bir<br />

fönnen befonbert baraut erfehen, in wetdher Umgebung ber<br />

junge Dbin aufmucht. SDemt ohne S^^ifel mußte bie gamilie,<br />

ba fie in ber SHad^barfd^aft wohnte, aud) bei biefen Berfamm?<br />

lungen jugegen fein, bie im ©eheimen gehalten mürben, um<br />

ben Uebungen bet chrifttidhen Sebent obliegen ju fönnen.


— 403<br />

SaS kinb tyattebiefe frommen ©cenen nicht gefehen, bie<br />

an bie erfte ßird;e erinnerten. 2lber mie oft erzählte ihm nitt<br />

feine 3Jtutter von biefen nächtlichen Serfammlungen, mo ein<br />

jeber mit SebenSgefahr ben lieben ©ott futte. SBurbe man<br />

entbedt, fo mar mau beS ©efängniffeS unb batb barauf beS<br />

S£obeS gemiß. SaVogueS, ber ruhige fleine ©efängnißmärter<br />

bon Sfftontbrifon mürbe fpäter Sotfsvertreter, unb als RegierungScommiffär<br />

mollte er im ganzen Sanbe feine graufame<br />

Sictatur ausüben unb feinen Stutburft an erbarmungStofen<br />

Einrichtungen meiben; nodh lange nat her verbreitete fein<br />

bloßer -Käme in ganj gorej gurdht unb ©treden. Sie<br />

milien Dbin unb ©etyrot, bie in ber gartjen Umgegenb ver?<br />

breitet maren, hatten SRiemanben burdh bie Verfolgung verloren,<br />

©in Dnfel ber grau Dbin, ber Sßriefter mar, fonnte fogar<br />

allen UngtüdSfällen entgehen, unb bis jum $ahre 1811 mirfte<br />

er in feinem prtefterlidjen 2lmte in ber Siöcefe Styon.<br />

Sie grömmigfeit herrfdhte in biefen befteibenen Räumen,<br />

unb im ganzen Sanbe h


— 404 —<br />

büfern von gorej ergä^It mirb, unb ben mir al« Anmerfimg<br />

beifügen.*)<br />

Sie Seoötferung lebte rufytg um ben Sßrior ber 33ene=<br />

bictiner geffaart. SDie tyerrtifegottyiff e Slirf e, bie au« bem<br />

15. Satytf unbert ftammt, mar bie $ierbe be« ßanbe« unb bie<br />

3nfluft ber armen Arbeiter, melfe ba bie Sröftungen ber<br />

^eiligen Religion fuf teit unb fif an ber $raf t ber f riftli*<br />

f en ©eremonien erfreuten.<br />

Auf ber junge Dbin nafym biefen gebeimnißöollen ©in*<br />

ftufj in fif auf. Man jeigte unb erftärte bie ©fä&e<br />

ber Kirfe, ba« ^errlife ©rabmal be« £errn oon perrefitte,<br />

bie ffbn geffnifeten ©Ijorftüljle, mo bie SDtönfe ba« firftife<br />

*) 3d)/ 2ltalbu3 2llbu§, Vicomte, tl)ue allen gu miffen, bie je|t leben<br />

unb leben werben: gur !ftad)laffung meiner ©ünben im allgemeinen unb<br />

inöBefonbere &ur Sftachlaffung aHeö beS Sööfen, baS id) ber ®irdf)e von<br />

(Slung ober anberen i§r unterftehenben gethan §ahe, jum §eil meiner<br />

©eele al3 aud) ber ©eelen meiner Vorgänger unb -ftachfolger, trete ich<br />

ab unb übergebe id) bem lieben ©ott bte Oberhoheit über 2lmbierle, bie<br />

ich anftrebte, unb alle 2lnfprücf)e, bie ich geredeter ober ungerechter SGßeife<br />

laben lonnte auf bie gan^e §errfd)aft oon 2lntbierle big gum gluffe<br />

£h an S9« 3f will, baß mir aHe, ich foroohl als meine ©rben unb<br />

folger e^communicirt. feien, menn mir in 3 u^utt ft neue (Streitigkeiten<br />

ober klagen gegen baö Softer anfangen. 3dj mill uon nun an weber<br />

§anb anlegen nod) gulaffen, baj* jemanb gegen ben 2ßiEen beS $rior§<br />

§anb anlege an einen Kaplan ober Vorgefe|ten ober an ein Sftitglieb beS<br />

genannten $lofter3, mo immer e§ fei.<br />

3ene aus unferen Seuten, bie irgenb ein 9tec§t auf eine föirdje<br />

^aben, follen, menn fie etroaä gegen ben $rior ober ba3 ßlofter. thun,<br />

ror i^r ©eridjt geftellt merben unb ftch über ihr Verbrechen t>erantroorten.<br />

Sch, 2ltalbu§, habe in Slmbierle biefe Verfügungen getroffen unb<br />

»erfpreche biefelbett treu §u beobachten, inbem ich nxich burch e *nen @ib<br />

baju oerpflichte, bie §änbe auf ben heiligen ©oangelien, in ©egenmart<br />

be§ §errn £heo&a!bu3, üon (Slung, be3 hi e Pö ett SßriorS unb trieler<br />

anberer ©eiftlidfjen unb Saien.<br />

2lmbierle am 1. ©ept. 1180 nad) ber 9ftenfcl)n)erbung, im erften<br />

3af)re ber Regierung ^h^PP^, ßönigä ber grangofen, im erften 2lmt§s<br />

jähre be§ §errn £h eo &Glbu3, be§ ehrroürbtgen 2lbte§ von ©lun^.


— 405 —<br />

Officium fangen, bie fd)ön in ber ©onne blinfenben ©1aS?<br />

fenfter, treibe paffenbe Darftellungen aus bem ©oangelium<br />

entgelten, bie foftbaren ©emälbe, bie bem berühmten Mater<br />

Bau ©pd! gugef^rieben merben.<br />

3m Haufe geigte ficty 3otyamt, mie uns bezeugt Würbe,<br />

als etn gelehriges, liebeootteS Ktttb. ©r liebte feine ©Itern<br />

unb fam ityren 2Bünf$en guoor. ©eine Brüber unb ©


406 —<br />

nerte er fit gerne an biefe Seit ©ein ©efitt verflärte fit,<br />

menn er fagte: „D, als it not ein #irte mar/' SDaS ©tu*<br />

bium jog ihn an, unb fein frühreifer Serftanb fiel Allen in<br />

ber ftamitieauf, fo baß Stile münftten, tm jum ©tubium<br />

ju verhelfen.<br />

gut Anfange biefeS gahrhunbertS mar eS nitt teitt, fit<br />

bie SBiffenftaft anzueignen ... SDie Revolution, bie nat beut<br />

befannten AuSfprut feine ©elehrten brautte, ^atte AHeS jer=<br />

ftört; nur bie hohen ©tuten hatte fie mieber hergeftetlt; aber<br />

für baS 33otf hatte fie nittS als Sßtäne. SBeber in Ambierle<br />

not in ber Umgegenb gab eS eine ©tute.<br />

©in früherer ©eminarift, ein entfernter Sßermanbter ber<br />

gamitie Dbin mohnte in einiger Entfernung int SBeiler £re=<br />

miereS; er verfammette einige Äinber um fit, morunter aut<br />

Johann mar, ber bamals fieben $ahre jählte. SDa lernte er<br />

bie AnfangSgrünbe im ßefen unb ©treiben, unb jmei gahte<br />

fpäter begann er bei feinem ©roßonfet von müttertiter Seite,<br />

bem £errn ©etyrol, Pfarrer von Rouilfy, baS ©tubium ber<br />

tateiniften ©prate. ©r ftien jum prieftertiten ©taube berufen,<br />

meShatb man batte, er fönne nie ju früh bie tateinifte<br />

©prate erternen, mette gleit fam bie 33orbilbuttg jum $rtefterthum<br />

ift. SBir motten ^ier nitt über jene Anfitt urteil<br />

len, mette bie SBebingungen beS geiftigen gortftritteS unb<br />

folgtit aut kie fortftreitenbe Drbmtng ber ©tubien ju überfehen<br />

fteint. SDer knabe mohnte atfo im Sßfarrhofe, biente<br />

beim Altar unb ermieS feinem alten Dnfel taufenb fleine<br />

SDienfte; burdh fein tiebenSmürbigeS, gelehriges SBefen unb feine<br />

jarte grömmigfeit erfreute er mie ein angenehmer ©onnenftrahf<br />

baS $auS beS greifen ^riefterS. 3n ber Bmiftenjeit ftam*<br />

mette er einige tateinifte SDeclinationen unb Regeln, bie ber<br />

alte 5)3rtefter ihm ju erftären futte. Salb aber unterbrat ber<br />

£ob biefeS, gemeinftafttite Seben unb baS ©tubium; ber<br />

knabe fam nat $autebitte jurüd unb bereitete fit auf bte<br />

erfte heilige ©ommunion vor.


— 407 —<br />

©t mar im 3a$re 1812. SDer fat^olifd^e ©ultut $atte<br />

in granlretdh feinen früheren ©lanj mieber ermatten, aber<br />

trietteidht nirgenbt mehr alt in ber SDiöeefe' Spon.<br />

9Kfgr. gefdh, ber Dnfet bet Kaifert, famt auf verfdhiebene<br />

SBeife beurteilt merben; mährenb ber Revolution jeigte er<br />

nidhtt Kirdhlidhet an fidh, aber burdh ©oncorbat mar er<br />

©rjbifchof von S^on gemorben. ©eine 9lücffehr ju ben ^eiligen<br />

©emohnheiten bet priefterlidhen Sebent mar aufrichtig unb<br />

bauernb. ©einen ©influß unb fein Vermögen vermenbete er<br />

baju, in feiner großen SDiöcefe alle retigiöfen Slnftatten mieber<br />

herstellen, ©eminarien, 3Jliffionthäufer, religiöfe ©ongrega*<br />

tionen ju grünben. Um biefe ^ Sittel von Steuern er^<br />

ftanb, unb jmar mit um fo größerer Sebentfraft, je länger bie<br />

Religion juriicfgebrängt morben mar, empfing auch Sodann<br />

feine erfte ^eilige ©ommunion in Slmbierte, unb im folgenben<br />

Sah're 1813 ju ©aint=£aon4e*©hatel burdh bie £änbe bet<br />

©arbtnalt gefch bie ^eilige girmung.<br />

SDer ©arbinal befanb ftdh in Joanne, alt ihm bie<br />

ridf)t vom ©tege beiSDretben gebradht mürbe; von biefer ©tabt<br />

ift audh ein. ©dhreiben batirt, morin er ein Te Deum anorbnete,<br />

um ©ott bafür ju banfen.<br />

Sftadh Slmbterle juritcfgelehrt, fefete Johann fein Seben voll<br />

grömmigfeit unb Slädhftentiebe fort, beffen ©dhilberung mir ju<br />

geben verfudht haben.<br />

SDie am Anfange biefet ©apitelt erzählte SEhatfadfje jeigt<br />

ihn unt in feiner mahren -Katar. 3)en Sinnen ju Reifert ift<br />

ihm eine $rettbe. ©r bringt ben bebürftigen SHachbarn feine<br />

Währung, ©eine 3Jlutter muntert ihn fanft baju auf, unb er<br />

mirb nodh lühner. ©inet Saget benterlt er auf ber ©traße<br />

einen fehr etenb gefleibeten SBanberer; auf feine grage erfährt<br />

er, baß er nach Joanne reife, alfo nodh 20 Kilometer jurü


— 408 —<br />

ff legten $otjff if ert mirb er nift nöf Roanne gehen fönnen."<br />

Sie Mutter täfelt unb maft ihn barauf aufmerffam, baß<br />

bie ^inberffife nift für einen Mann gemaft feien. Ser<br />

Srang ber Siebe hatte ben jungen Dbin, ber von Ratur au«<br />

ffüftew unb juriicfhattenb mar, fortgeriffen. Ser Bater be«<br />

heiligen Bincenj von Sßaul fagte von feinem ©ohne: „@r<br />

mirb ein guter Spriefter merben; benn er hat ein gute«


— 409 —<br />

©eitert gäbe eS gu fdjreiben über baS 2Bieberaufleben ber<br />

fattyolifdjen Kir


— 410 —<br />

biefer Seit müß eS ftets an SBebeutung, megen ber großen<br />

Sienfte, bie eS ber ©eiftlttfeit unb ben Familien leiftete. SDie<br />

©rgiehung mar eine ftreng triftliche unb ruhte auf ber ©runfc<br />

tage beS fefteften ©taubenS. ©te fannte nittS bon ben ©enüffen,<br />

bie man fpäter faft in atten Käufern fanb: bie fatte SBerg?<br />

luft, bte SBinterfätte, bte grobe Nahrung, bie anftrengenben<br />

Arbeiten matten Seib unb ©eele gefunb; menn bte ©efunb*<br />

heit nur nitt gar gu fttoat mar, mürbe fte geftärft. gür<br />

Äranfe mar ber Aufenthalt nitt taugtit; baS mar nitt ih*<br />

^ßlafe. Sohamt 3Waria Dbin blieb bafelbft gefunb; feine<br />

Äräfte maren ben ©tubien gematfen, aber bte Trennung von<br />

ihm mar für bie gamilte ft merglig 2BaS ihn betrifft, fo<br />

hatte er fton feinen ©ntftluß gefaßt, unb in einem Briefe<br />

vom 17. November 1814 tröftet er feine Butter mit fotgenben<br />

SBorten: „3t beeile mit, Sh^en gu ft^iben; feien ©te übergeugt,<br />

baß it jefct, mo it metter von garten meg bin, als tu<br />

Roanne, aut öfter an ©te benfe." 9Kan fonnte baS £erg<br />

einer 9Jtutter nttt auf eine fanftere 2Beife jufrieben ftetten.<br />

Ilm jebe Unruhe gu verbannen, fttieb er: „©S geht mir hier<br />

gerabe fo gut als in Roanne, menn nitt not beffer." %ixr<br />

jene Seit mar biefe ©ntfernung eine mahre Verbannung; benn<br />

ber SBeg gmif ten Ambierle unb VerriereS, obglett nitt meit,<br />

nahm faft gmei Sage in Anfprut* ®er Süngltng, ber nittS<br />

mußte von ber übertriebenen franfhaften Särtlitfeit ber kin=<br />

beSliebe, trennte fit bereitwillig von Allem, um feinem Berufe<br />

gu entfpreten. ©eine ©tubien bauerten lange. 9Jlan muß<br />

geftehen, baß fit bis gum 1814 trofc aEer Bemühungen<br />

ber Sehrer fein befonberer ©rfotg geigte, meit er fo früh bamit<br />

angefangen hatte. SDtan erinnert fit not, baß feine ©tubien<br />

im ^farrhof beS atten DnfetS balb unterboten mürben, unb<br />

baß er fie fpäter, nat Ambierle guriidgefehrt, mieber aufge=<br />

nommen hatte. 35er Pfarrer Real hatte es auf fit genommen,<br />

ben ©horfnaben im Satein gu unterritten. S)aS mar<br />

aber nur für eine gemiffe Seit, benn faft ein gahr Verbratte<br />

er mieber in Roanne. SDiefe verftiebenen Veränberungen


411 —<br />

Ratten ben ©eift bet ^ünglingt in feiner togifdjen unb natür*<br />

fidlen ©ntmidßung gehemmt, ba bod) gerabe für feinen ©eift<br />

mehr alt für einen anberen bie ftrenge $ortfefeung berfelben<br />

•Dlethobe unb betfelben Unterricht nothmenbig gemefen märe,<br />

um feine gange Kraft gu entfalten.<br />

Unter feinen 3Jlitfahr älter alt Johann -Waria Dbin. Rachbem<br />

er einige Surfe im ©ollegium ©aintShamonb befudjt hatte,<br />

fam er nadh Berrieret, um feine ©tubien ju votlenben. Stach<br />

feiner „Histoire du cardinal Fesch" gu urtheiten, mußten<br />

ihm fein geraber ©eift, fein ridhtiget Urtheil in ber golge<br />

einen gemiffen Ruf verfdjaffen, nicht fo fehr alt Siterat, fon*<br />

bern alt Sßrofeffor ber SC^eotogie unb alt Vermalter. Sit<br />

SSerrieret machte er fidh unter ben Söglingen vorteilhaft be*<br />

merfbar unb fdhloß mit Johann 3ftaria Dbin greunbfehaft, in<br />

meinem allein er einen mürbigen Nebenbuhler unb einen einfältigen,<br />

guten unb frommen Kameraben fanb. SDie folgenben<br />

©reigniffe bradhten fie gmar meit auteinanber, aber ohne fie<br />

ju entgmeien, unb vierzig 3ahre fpäter, im $ahre 1862 flu ben<br />

mir mieber 33eibe jufammen in ber Kapelle bet großen ©emi*<br />

nart in Spott bei ber bifchöftidfjen ©onfecration -Btfgr't. 35u=<br />

buit, Sifdjoft von ©atvefton.<br />

Stuf bie literarifchen ©tubien folgte bie ^p^itofop^ie, melche<br />

im ©eminar von Slrgentiere vorgetragen mürbe. SBährenb<br />

ber Verfolgungen bet Kaiferreichet, mo man gegmmtgen mar,<br />

bie Zöglinge ber ©eminarien in bie ©chitle ber bem ©taate<br />

gehörigen ©oHegien ober Speeen gu fdjidfen, fonnte'Berriöret<br />

©anf feiner großen Entfernung bie 8 ö 8ft n 9 e a^er ©eminarien<br />

gum ©tubtum ber ^Philofophie unb SUtathematif tu fidh<br />

nigen; aber im $ahre 1814 mürben bie regelmäßigen ©tubien<br />

eingerichtet, unb 2tli£ nadj mandhen getroffenen Beränberungen<br />

mit Slrgentiöre maren bie einigen Drte, mo bie gur<br />

logie nöthigen aSorbereitungtftubien vorgetragen mürben.


412 —<br />

Argentiere, megen feiner gönftigen Sage an ben ©renken<br />

be« Departement« Rhone m i> Soire fah balb bie gaty feiner<br />

©füler maffen. ®a« frühere ßlofter ber ©tift«frauen, er*<br />

baut im Sahre 1788 burf bie greigebigfeit be« $ergog« bet<br />

Provence, be« fpäteren ßubmig'« XVIIL, mar im $ahre 1801<br />

in ein f leine« ©eminar umgeftaltet morben, unb ftanb einige<br />

3>ahre unter ber fieitungber $atre« Vom ©lauben<br />

(de la FOL) 1 ) Sodann Maria Dbin trat 1818 in biefe«<br />

©eminar ein, um $ß$ilofoj)$ie ju ftubieren. ©eine literariff en<br />

©tubien maren mehr grünblif al« glanjenb gemefen, mie mir<br />

au« bem ffließen fönneu, ma« ju biefer $tit au« feiner<br />

geber gefommen ift; bie pbilofophiffen ©tubien entfprafen<br />

me^r feiner ©eifte«riftung. ©r ragte unter feinen Mitffülern<br />

burf feine Äenntniffe foxtioxunb mürbe bamal« al« ein ju*<br />

fönftiger Repetitor für ba« große ©eminar von Styott bejeif net. 2 )<br />

— SBir miffen nift, au« metfem ©runbe feine Sßorgefefeten<br />

naf biefer getroffenen ©ntffeibung, anftatt ihn ferne philofophiffen<br />

unb mathematiffeu ©tubien in Argentiere vollenben<br />

gu laffen, ihn in ba« ©eminar von Sllij nahe bei Biffefranf e<br />

ff i(ften. Alife mar mie Argentiöre ein Älofter abeliger ©tift«*<br />

frauen gemefen unb erlangte im 18. Igahrhunbert burf ben<br />

Aufenthalt ber grau be Sencin unb be ©enli« eine gemiffe<br />

Berühmtheit.<br />

SDer junge Dbin ftubierte bie ^hitofophie meiter unb<br />

lernte SR^etorif. Sog er nun barau« einen namhaften Rufeen<br />

für feine geiftige ©ntmitflung? 2Bir fönnen nift« barüber<br />

a ) Unter ben bekannteren ^rofefforen heben wir heroor darret,,<br />

welker fic£) al§ ^efuit eine grojje 2ld)tuitg erwarb. Sßeniger bekannt jtitbbte<br />

^Beziehungen mit 2lmp£re itnb Söallanche. darüber fann man in bent<br />

Seben Slntpöre'S von Vatfon lefen: 3)ie ©ingefn^eiten über eine literarifdje<br />

unb wiffenfchaftliche Slkabemie in S^on; biefe war auf bie Anregung be&<br />

§errn Söurret in ben legten Sohren ber Sfterolution entftanben.<br />

2 ) ©ein Sß^itofop^xe = !ßrofeffor, £err ©roget, geftorben al3 Domherr<br />

in Styon, erkannte ihm ein fidjereö Urtheit unb eine außergewöhnliche<br />

natürliche Verftanbegfcprfe ju. (Qeugnifj, aufgezeichnet t)on £ernt giUon.)


413 —<br />

fagen; aber baS fönnen mir fagen, baß gerabe in biefer 3eü,<br />

Wo bie Sttgenb in ityrent gangen geuer auflobert, feine ©eele<br />

innerli$ fetyr ttyätig mar; fein £erg mar gu Slttem bereit, maS<br />

©ott oon itym oerlangen follte.<br />

III. gavitet.<br />

Das große Seminar. — (Erfolge in ben Stubietx. — Seine Jrömmig'<br />

feit. — 23riefu>ecfyfel mit feiner Familie.<br />

®aS ©onctl oon SErient tyattegur £eranbilbung ber ©eift?<br />

lidfjen befdjloffen, befonbere Käufer gu errieten, mo ber junge<br />

Seoit ficty bur$ ©tubium, ©ebet unb ©infamfeit auf baS 2ßir?<br />

fen am £eile. ber ©eelen oorbereiten fönnte. ©ctyon feit bem<br />

17. gatyrtyunbert mürben burcty Berulle, Bourboife, Binceng<br />

oon 5ßaul, Dlier in granfreidj foldje ©eminarien gegrünbet.<br />

Man fab mie ber ©leruS ficty im ©eifte feines ©tanbeS er?<br />

neuerte, mie er mitten in ber SBelt ©laube, grömmigfeit unb<br />

©ifer bematyrte. Mit ber SBürbe erlangte er au$ mieber bie<br />

3l(tytung ber Menf(tyen. Um bie Borttyeile biefer ©inrictytung<br />

genügenb fc^äfeen gu fönnen, brauet man fi$ nur baran gu<br />

erinnern, melier Beractytung ber -Kante beS ^ßriefterS antyeim<br />

gefallen mar, ber bocty frütyer fo lange 3eit burd) 3Biffenferrn Dlier<br />

mürbe in Styon außer bem ©eminar ber Dratorianer ein anbereS<br />

©eminar unter ber Seitung ber Sßriefter oon ©aint?©ulpice<br />

gegrünbet. fem be ^urteoent, frommen SlnbenfenS, mar beffen<br />

erfter ©uperior gemefen. $nt 18. gatyrtyunbert wetteiferte biefeS<br />

©eminar mit jenem ber Dratorianer unb ber Sofeptyiften in<br />

ber frommen ©rgietyung ber ©lerifer.<br />

Unmittelbar oor ber SfteOolution tyatte £err ©merp burcty<br />

feine äBiffenfdjaft unb feinen priefterlictyen ©eift bem ©eminar<br />

eine große 3lctytung oerfd)afft, bie mätyrenb ber kämpfe gmifctyen<br />

bem erften Äaiferrei^ unb ber ^irdje nocty immer metyr ftieg.<br />

3m Satyre 1809 mürbe baS ©eminar mieber ben ©ufcpiciauern<br />

übergeben, aber nacty ber Unterbrücfung oon ©aiutsSutpice


— 414 —<br />

fam es int gahre 1812 in bie £änbe bon SBettyriefteru. ©er<br />

©rgbiftof oon Styon fam babei in große Verlegenheit; bie<br />

Seitung beS ©enttnarS mürbe in aller ©ile bis auf SBeitereS<br />

bem ©eneralvifar Gerrit Botarb anvertraut, unb als 5ßro^<br />

fefforen mürben jmei junge Sßriefter angefteHt, mette faum ihre<br />

teologif ten ©tubien in ^ßartS votlenbet hatten, nämlit bie<br />

Herren ©holleton unb ßattet; fie fotlten in ber $otge befannt<br />

merben, ber erfte als ©eneralvifar, ber anbere burdh [eine<br />

potemifchen ©triften, mo aber nat ker AuSfage SDtfgr.'S 2lffre<br />

(Ami de la religion 1835) oft mehr ein ftürmifter ©ifer<br />

als theologifte ©enauigfeit gu bemerfen ift £err 3Jitolanb,<br />

geftorben atS Biftof bon Souloufe, hatte ben Unterritt in<br />

ben ©eremonten. ^m gahre 1820 maren bie ^rofefforen<br />

herangebilbet BefonberS mareit eS bie Herren ®uptah (1789<br />

bis 1887), ber fein ganges Seben immer im ©eminar tätig<br />

mar, unb SDenavit (geftorben 1867), mette als ebenfo fromme<br />

unb ftrenge Sßriefter befannt maren.<br />

®ie ©tatutm maren fehr ftreng unter ber Seüung beS<br />

igerrn ©arbeite, metter baS fleine ©eminar bon ©atnt=3obarb,<br />

baS er gegrimbet hatte, verließ, um bie ©teile etneS ©upertorS<br />

gu übernehmen, bie er bis 1840 inne hatte, äftan hatte fehr<br />

Viel ju leiben megen ber fehr gebrängten Sage beS ©ebäubeS.<br />

SDaS ©eminar von ©anft-SrenäuS, vor ber Revolution auf<br />

beut bamats fehr etnfamen $ßla£e ©roif^aquet gebaut, mar<br />

früher nur von einigen Ätöftern umgeben, jefet aber tag eS<br />

mitten unter vielen unregelmäßig aufgeführten ©ebäuben.<br />

Ringsherum ftanben ohne Drbnung Verftiebene Käufer, unb<br />

baneben floß bie Rhone unb brachte $euttigfeit in baS £auS.<br />

Johann SRaria Dbin mar gliidtit, in biefeS &auS ju<br />

fotnmen, mo er fühlte, baß ihn ©ott feinen Beruf merbe er=<br />

fennen laffen. @r mar ganj aufrieben in bitten ber taufenb<br />

Banbe, mette bie Freiheit gügetn, benn im ©eminar gehört<br />

man nitt fit felbft an; baS fann man teitt fehen. ©ine<br />

©rl;otungSftunbe ju Wittag unb eine am Slbenb, bei ftönem<br />

Sßetter in bem fleinen £of, ober in einem gemeinfamen ©aale


— 415<br />

mar bie einzige Unterbrechung ber ernften ©tubien, meiere um<br />

5 Uhr Borgens begannen unb bit gegen 9 Uhr Slbenbt bauerten;<br />

mit ©ebet unb ©tubium mar ber gange S£ag autgefüllt 2lber<br />

bie ©eele bet ^ünglingt entfaltete fich in ben frommen Uefc<br />

ungen unb im ©ebete; bann fanb fein ©eift mieber gteube<br />

an bem togifdhen unb georbneten ©tubium ber Religiontbemeife.<br />

3n ber XfycA, von ber Offenbarung autgehenb fühtt bie<br />

Rheologie vermöge ber SSernunftf^Iüffe ben Verftanb gu einer<br />

rationellen Üebergeugung. S)en ©lauben bemeifen, ihn gegen<br />

bie £äretifer aller Seiten vertheibigen, bie geoffenbarten Sßahrheiten<br />

erflären, ba$ ift bat Siel, meldet fidj bie SCh^foflie<br />

vorftedft.<br />

©in tiefer gorfdjergeift ift baju nothmenbig; bie SEI^otogie<br />

fefct Jh n tioraut, aber fie entmidelt ihn audh noch mehr. SDie<br />

©rünbe bet ©laubent bitben ben fpelulativen bie ©e=<br />

fefce, melche bie ^anblungen regeln, bilben ben praftifchen %1)til<br />

ber a:^eotogie.<br />

©in natlirlidher gefunber ©inn, verbunben mit ber theo=<br />

retifdjen Sßiffenfdhaft macht einen guten SDtoratiften, unb einen<br />

gemanbten ©afutften. 2lbbe Dbin hatte ein folget natürlidjet<br />

Rechttgefühl, vereint mit einem praftifdjen ©inn unb einem<br />

fixeren Urtheil, bat ihn gum ©tubium ber ^eitigert 3Biffen=<br />

fdhaften befonbert befähigte. 9tad) feinen Prüfungen mürbe<br />

er beßhatb audh alt Stellvertreter feiner Sßrofefforen benüfet.<br />

9llt man guerft bie ©eminarien in ©aint-Sulpice einrichtete,<br />

maren bie Kurfe ber ©orbonne bie einzigen, bie von<br />

ben ©tubenten befuebt mürben, ©inige ber beften ©dhüler<br />

mürben nadh ber £eimlehr autgemählt, um mit ben anberen<br />

bie gehörten Seftionen gu mieberholen. SDat mar gmar eine<br />

fehr befdhetbene 3Me. SDenn et hanbette fidh nicht barum,<br />

bei ben behanbelten fragen bat Refultat feiner eigenen Unter*<br />

fudmngen, ober neue ©efichttpunfte auteinanbergufe|en; et<br />

mar genügenb, mit ©idjerheit ben Vortrag bet Sßrofeffort gu<br />

mieberholen, feine ©rflärungen genau miebergugeben ober biefelben<br />

für fdfjmädhere ©tubenten mehr gu entmitfetn. 2llt bie


— 416<br />

Geologie fpäter im ©eminar felbft vorgetragen Würbe, behielt<br />

man biefe Repetitoren bei.<br />

Abbe Dbin fanb in biefem Amte ein auSgegeid&neteS Mittet,<br />

bie fragen grünbtidj burdjjuftubiren, unb er erfuhr es an fid)<br />

felbft, baß man fid? nie beffer über fein SBiffen 9ied)enfd)~aft<br />

geben fann, als wenn man fte Anbeut mitreiten fott.<br />

©eine ©efunbljeit fonnte aber nidjt lange biefem ange?<br />

ftrengten Beben oott aufreibenber Arbeiten ©taub galten; in<br />

einigen Monaten würbe er franf. Sit einem Briefe fdjergt er<br />

gwar fefyr gemütt;tid) barüber, aber er geftetyt, baß er „oon<br />

bem ©ewidjt feiner Armfetigfeiten niebergebrüdt unb oon<br />

ftarfen gieberanfätten hetmgefudjt fei."<br />

©tüdlt


— 417 —<br />

Sfyon, uttb ffon geigt er fif al« Apoftel, ber Senen ©ute«<br />

t^uu tmtt, bie er liebt.<br />

Um ba« gahr 1820 mar bie Stöcefe Seuge gtoßer reitgiöfer<br />

Slunbgebungen.<br />

Sie Miffioneit, oon benen man fo oft unb fo übel rebet,<br />

mirften in ben ©täbten unb auf bem Sanbe gahlreif e Be*<br />

lehrungen, unb ftritten oft ftegreif gegen ben ©eift ber öffentlifen<br />

©leif giltigfeit ober ber ooltairianiffen ©pottfuf t. Unfer<br />

junger Sefcit erfuhr bafcon, unb in feinen Briefen brüdt er<br />

feine greube barüber au«. Sa« ©ute fonnte aber nift ohne<br />

$ampf geff ehen, unb biefer Äantpf mar manf mal heftig, ja<br />

gemaltthätig. Sie ©ottlofen aller Seiten, mögen fie fif nun<br />

Sßhilofophen nennen, mie im 18. Sahrhunbert, ober liberale<br />

mie bei ber Reftauratton, ober greibenfer mie am ©übe be«<br />

19. ^ahrhunbert«, fie führen immer biefelben Sßaffert, um ^<br />

ben ©tnfluß ber Religion gu befämpfen, bie fif bof nie anber«<br />

ben ©eelen nähern mill, al« auf bem SBege ber Ueberrebung.<br />

Sie Briefe be« jungen Seoiten geigen beutlif, melfe<br />

©rbitterung bie 9Kiffionäre bei biefen ©ottlofen erregten.<br />

Sie 3Jlifftonen ffloffen gemöhnlif mit einer erhebenben<br />

©eremonie. 9Kan ließ ein öffentlife« ©rinnerwtg«geif en an<br />

bie gegebenen Untermetfungen gurü(f, nämlif ba« 9DWffion«'<br />

freug. ©iner feiner Bermanbten gegenüber, einem frommen<br />

3ßäbfen, ba« er mit feinen Rathff lägen unter ftüfcte, ff lägt<br />

er bei biefer ©elegenheit einen ffergenben Son an, obmohl<br />

mir in ihm einen ungemöhnlif en ©ruft erfannt haben.<br />

„3f habe Seinen Brief," fo ffreibt er fr, „mit größter<br />

greube empfangen; Sein ©ifer unb Seine ©ehnfuft naf bem<br />

SBorte ©otte« hat mif erbaut unb mif in ber &ofaftung<br />

beftärft, bie if für bie Sugenben meiner theuren ©oufüte<br />

hatte. 3f miß Sir aber benitof geftehen, baß if bei allem<br />

SRitleib, ba« if mit Sir unb Seinen Begleiterinnen über bie<br />

Mißgeffide auf ber Sföallfahrt gur ©rriftung be« 3jiiffion«=<br />

freuge« gefühlt habe, mif bennof eine« Säfeln« nift er=<br />

mehren fonnte...; tf habe biefen Reifeberift einem meiner


— 418 —<br />

gteunbe mitgeteilt, unb mir haben fton etmaS gntereffanteS<br />

barüber aufgefegt 3t toerbe eS Sir in ben Serien mittel<br />

ten, menn it nur nitt fürtten muß, Sit gu fehr eitel gu<br />

maten, benn mir fpreten fehr tobenb Don ©urer grömmigfeit."<br />

SDaS ift ber eingige $ug in feinen Briefen, mo mir bie<br />

©puren etneS ©tergeS finben, bem er bot im gemöhnliten<br />

Umgange nitt abhotb mar. ©ein gemßhntiter ©tit mar<br />

ernft, fehr ernft.<br />

©inige gtit fpäter ftrieb er an biefetbe ©oufine. gefet<br />

geigt er fit fton als einen erfahrenen Sirector. aBelf ein<br />

©inn für baS Religiöfe in einem Anfänger! 2Bie feht mar<br />

fein ©eifl burtbrungen bon ber ©röße ©otteS unb von ber<br />

Sßittigteit ber irbiften Singe.<br />

„3t ^abe Seinen Brief empfangen, teure ©oufine; feit<br />

einigen Sagen brängt eS mit ft°n, Sir gu antmorten.<br />

„Sie Unruhe unb ©orge für Seinen Beruf vermirren Sit<br />

ein menig. ©ott fei gepriefen! SaS ift ein BemeiS, baß er<br />

fit not nitt bon Sir getrennt hat Sie Borfehung hat<br />

einem geben aus uns ben Soften angemiefen, ben mir auf<br />

©rben einnehmen fotten; glüdftit Sene, bie eS fit bor- Allem<br />

angelegen fein laffen, ben Beruf fennen gu lernen, ben ber<br />

$err für fte beftimmt hat, unb gu miffen, maS er bon ihnen<br />

ermartet. Aber it glaube aus Seinem Briefe gu erfennen,<br />

baß biefer ©ebanfe Sit quälte unb beunruhigte. D, bitte<br />

nun ©ott, er möge biefe ©orgfatt immer in Sir lebenbig erhatten,<br />

bis Su Sit gänglit über ben eingufttagenben äßeg<br />

entftieben haft; ftlafe nie ein über bie Angelegenheit beineS<br />

Berufes, benn menn eS nie erlaubt ift, in biefer großen $rage<br />

gleitgiltig gu fein, fo gang befonberS bann nitt, menn man<br />

fit gum religiöfen Seben berufen fühlt 2Bie viel fonnte it<br />

Sir nun fagen über baS ©tücf gener, bie gu einer fo Gerritten<br />

SebenSmeife berufen finb. Bon ber 2Bett, von fit felbft<br />

getrennt fein, nur für ©ott leben, gibt eS etmaS ©tüdtitereS,<br />

gibt eS etmaS, baS man mit mehr ©ehnfutt münften fönnte?<br />

At, wenn mir bie SBett rett erfenneten, mir motlten nitt


419 —<br />

länger inmitten ihrer ©efahren bleiben, alt et bie ©hre<br />

©ottet erforbert. 2Bat thut man meiftent in ber 2Belt für<br />

ben lieben ©ott? 2Bat thut man für fein eigenet Seelenheil?<br />

3Kan fudht ohne Unterlaß fidh felbft, man f


— 420 —<br />

Biff of von Reu=Drlean« gefehen unb gehört, unb feit biefem<br />

Sage riß ihn fein geueretfer immer mehr 1)in r ©r träumte<br />

nur . mehr von ben Miffionen bei ben SBilben, von ©efahren<br />

unb vielletft fogar vom Sobe. ©fnell hatte fif gmiffen<br />

bem fef gehnjährigen ©eminariften unb $errn Blanc bie .in«<br />

uigfte greunbff aft gebübet. SBie viele gemeinfame ©ebanfen<br />

unb ©efühte befeelten Beibe auf gletfe SSeife! $err Blaue<br />

hatte fif bei verffiebenen ©elegenheiten entffieben al« Beff<br />

iifcer unb grennb be« Johann Dbin erflärt. -Jlaf feiner<br />

Abreife von Ambierle blieb er bei Allen al«. ein frommer unb<br />

feeleneifriger ^riefter in gutem Anbenfen.<br />

Unfer ©eminarift verbrafte feine gerien eutmeber bei<br />

feinen Bermanbten in ^autevitte ober bei feinen Dnfeln in<br />

©aint*gorgeu£, ©aint^aonsle-Bieug unb ArfeutHe. Ueberall<br />

liebte man ihn, überall 30g feine grömmigfeit gur Raf ahmung<br />

hin; feine Siebe gu ben Armen fonnte ftf bei vielen ©elegen*<br />

heiten geigen: er gab, ma« er nur hatte. Befonber« ein gug<br />

ifi fehr rifrenb. Auf einem fetner Au«flüge naf Sremiöre«,<br />

mo er bei feinem Bermanbten, einem ehemaligen ©eminariften,<br />

bie erften Unterrif t«ftunben genoffen hatte, begegnete er einem<br />

Armen, beffen ©lenb ihn fehr rührte. $aum fonnte er feine<br />

Blöße mit einigen Summen bebedett. Unfer ©eminarift benft<br />

naf, mie er biefem Unglüdlifen Reifen fönnte; ein großmü=<br />

thiger ©ebanfe fteigt in feiner ©eele auf; er läßt ben armen<br />

3Kann ein wenig marten, entfernt fif ein menig hinter eine<br />

£ede unb gieht bie neuen Betnfletber au«, bie er gerabe er*<br />

halten hatte; er gibt fie bem Armen unb bittet ihn nur unt<br />

ba« ©ine, er motte eine 3 e^ang bent ßaufe ber gamilie Dbin<br />

nift gu nahe fommen. „$e|t gehen ©ie ffnett fort/' fügte<br />

er bei, „bamtt ©ie Dtiemanb von meinen Bermanbten fieht."<br />

Siefe freien Sage, mo er feine ©efunbheit für neue<br />

Arbeiten ftärfen mollte, maren alfo nift verloren.<br />

©« nahte nun ber Augenbltd h^an, mo er bem lieben<br />

©ott ein nof vottftänbigere« Dpfer barbringen follte. Surf<br />

ba« ©ubbiaconat, ba« er im $ahre 1821 empfangen hatte,


421<br />

mar er unmiberruftit an ben geifttid^en ©taub gebunben;<br />

aber er mar gu not größeren Dpfem bereit. 2lmerifa martete<br />

auf ihn, unb er mußte nun feine ©ttern auf biefe Trennung<br />

vorbereiten. Um biefe 3eit füllte fit eine ber ©ttoe*<br />

ftern beS 2lbb6 Dbin gum retigiöfen Seben hingezogen. Ser<br />

junge ©eminarift mußte ihr Ratgeber unb gührer fein, be*<br />

fonberS als eS fit um ihren ©intritt in'S klöfter Rubelte.<br />

Sie 3Jlutter miberfefcte fit fehr lebhaft, unb ihre unbebingt<br />

abftlägige Slntmort, bie- fie burt bie Bebiirfniffe ber Familie<br />

begrünbete, fefcte allen meitern ©tritten in biefem ©inne ein<br />

3iel. Ser ©eminarift, ber mehr im ©tanbe mar, als mir,<br />

über biefe Familienangelegenheiten gu urteilen, fah barin<br />

einen 2Binf ber göttliten Borfehung, unb am 9. Februar 1822<br />

ftrieb er an feine Butter:<br />

„-Keine teure -Dlutter! fabe alle ©teilte eingeftellt,<br />

bie it unternommen hatte, um meine ©ttoefter bei ber 2luS*<br />

führung ihres heiligen ©ntftluffeS gu unterftü^en. ©ott mirb<br />

fie mohl nitt gum religiöfen Seben berufen haben, ba eine<br />

Butter, ber fonft nittS am bergen liegt, als ihre Sinber<br />

glüdlit ju fehen, fit miberfe|t, baß meine ©ttoefter ihrem<br />

3nge gu biefem ftönen Berufe gotge leifte. — AnbererfeitS<br />

bin it wohl übergeugt, meine tbeure 3Jiutter, baß 3h*e gröm*<br />

migfeit eS nie gulaffen mürbe, bem lieben ©ott eines 3^er<br />

Jtinber gu verfagen, menn ©ie fiter mären, baß ©r eS ber*<br />

langt. Sie greube, bie ©ie barüber empfiuben, baß it in<br />

ben geiftliten ©taub trete, mo it nur unferem $errn an*<br />

gehören barf, ift für mit ein beutliter BemeiS, baß ©ie<br />

aut 3$ r e anberen Äinber gerne opfern mürben, fo mie ©ie<br />

mit felbft geopfert haben. ©S ift aut nitt eine bloße gu<br />

gärttite 2lnhängtit?eit, bie biefer Trennung miberftrebt. SaS<br />

Seben, baS ©ie fton lange führen, ift nur ein Seben ber<br />

©ntbehrungen, ber SJlüheit unb ©orgen, unb bot ertragen ©ie<br />

2ltleS mit ©ebutb unb ©rgebung. D, ohne Steifet, ©ie<br />

moHten fit beS BerbienfteS fo vieler Seiben nitt berauben,<br />

inbem ©ie fit meigerten, neue Brenge angunehmen, bie ber<br />

28*


— 422 —<br />

liebe ©ott uns f$i


— 423 —<br />

fein aBitte nift in ber 2Belt jurüdgehalten hätte, unb fo mirft<br />

Su alle« Berbienft bei ©ott haben, ba« man im Drben«leben<br />

hat Sief er ©eift ber ßo«ffältmg ift ©ott fehr angenehm,<br />

rnaf e ihn jutn ©egenftanbe Seiner Setraftung. 3f mßfte<br />

Sir auf anempfehlen, von Seit ju Ö^jen einige<br />

menige 2Borte ju fprefen, um ba« Slnbenfen an bie ©egen?<br />

mart ©otte« aufgriffen, unb einige Böfer gu lefen, bie<br />

Sif Von ber SBiftigfeit be« ©eelenheile« burfbringen, unb<br />

Sif mit bem lebhaften äBunff e entflammen, ettoa« ju thun,<br />

um ben Gimmel gu geminnen. £eutgutage benft man nur an<br />

Reif thum unb Unterhaltung, an bie vergänglif en ©üter, unb<br />

ba« einzig SBiftige unterläßt man; menn nur ber ßeib feine<br />

SBünffe unb Bequemliffeiten hat, fo ift man ffon gufrieben,<br />

menn auf bie arme ©eele gang vergeffen ift D , theure<br />

©fmefter, feufgen mir ohne Unterlaß naf bem ßirnmel."<br />

(gortfefcung folgt.)


P e r it<br />

gSeru ift burdh Bürgerfriege bertoüftet SDie eine Partei,<br />

bie fogenannten „Berbünbeten", fämpfen unter bem ©eneral<br />

Perola gegen bie anbere Partei, bie fich „©onftitutionell unb<br />

Segal" nennt, unb unter phtung bet ©eneratt ©aeeret fleht<br />

3tn iefeigen Slugenblicfe bat bie Partei ber Berbünbeten in<br />

blutigen ©efedhten große ©rfotge errungen, befonbert bei 2Ire=<br />

quipa unb bei Sima. SDie Berbünbeten haben, fo fdjreibt<br />

man unt, überall bie Religion geachtet.<br />

SDie folgenben Briefe berieten etmat Räheret über bie<br />

in Sima am 17. unb 18. SRärg 1895 ftattgehabten Kämpfe.<br />

8ima, ©entrafljaut ber barmhergigen ©dhtoeftern, 25.-äftärg 1895.<br />

SBir haben in Sima einen gtoeitägigen ©traßenfampf er=<br />

lebt. SDie ©traßen finb nun mit Blut getränft unb mit<br />

Seiten bebest, ©t mar fdhredftidh; et gab menigftent 1300 SEobte<br />

unb 1000 Bermunbete. Bon biefen befinben fidh ü&er 300 in<br />

©aint^Barthelemp, faft ebenfo biete im &aufe genannt „ber<br />

gmeite SJiai"; bie Slnbem finb in fcerfchtebenenSagarethen unb<br />

in unferen Käufern bu ©ercabo (ober grrenhaufe), in ©anta<br />

3lnna unb im ©entralhaufe untergebradht.<br />

2tlte unfere ©dhtoeftern aut ber ©dhule, fomie mehrere<br />

aut BeHabifta unb „von ben Unheilbaren" finb in ben £ofpk<br />

tätern. SBir teiften unt untereinanber £itfe, unb unfere<br />

theuern ©dhweftern finb boll Eingebung.<br />

2lm 17. gegen fedht Uhr SDtorgent bernahm man ©emehr=<br />

feuer. SDie* Berbünbeten ober SRontanerot (bie regierungt=<br />

feinbliche Partei) maren eingebrungen. ©ie fonnten bat leidht


— 425 —<br />

unter bem ©djjufce eine« fo bieten RebelS, baß man fte erft<br />

bemerfte, als fie fd?on in ber ©tabt mareri. SDie Kugeln reg*<br />

neten oon aßen ©eiten, bie Kanonen bonnerten. SDie Partei,<br />

ber es gelang, einen Styurm gu neunten, läutete bie ©lo<strong>der</strong>n<br />

um ityren Sieg angufitnben, mätyrenb bie anbere Partei ben<br />

Styurm räumte, Unb inmitten biefer Kämpfe, tote oiele<br />

Dpfer! ©iner ber &auptteute fam gu uns geritten unb befatyl<br />

gu läuten. Srofe unfereS SBiberftrebenS mußten mir eS ttyun,<br />

benn er brotyte bamit, ben ©locfenttyurm gu gerftßren, falls<br />

man ni


— 426 —<br />

anber gu fließen, mobei baS &of)ritat großen ©taben litt<br />

3t miß ber ©tmefter ©repep fagen, fte möge 3hnen felbft<br />

erjagen, maS borgegangen ift.<br />

3t l)abe mehrere ^eilige Steffen lefen laffen, um ©ott,<br />

ber feligften 3ungfrau, bem heil. Bincenj unb befonberS bem<br />

heil. 3ofeph iu banfen für ben ©tufe, ben ©r unferen Käufern,<br />

unferen ©tmeftern unb unferen Armen angebeten ließ.<br />

©ttoefter ©aftagnet,<br />

u. %. b. t- S. b. a.. Ä.<br />

fitma, ©anct AnbreaS, 13. April 1895.<br />

Unfere äußeren unb inneren Anftalten nehmen ungefähr<br />

bte fiälftebeS früheren 9JJännerfpitalS etn, baS fit jefet im<br />

£aufe „vom gmeiten 9Jtai" beftnbet; bie anbere £ätfte mürbe<br />

ber Regierung abgetreten, mette barauS eine ^afente matte.<br />

SDaS ift nun für uns eine gefähr lite Ratbarftaft, bie uns<br />

fton viel ©tteden verurfatt hat, entmeber im Kriege mit<br />

©hili, ober tn ben gahlreiten Revolutionen, bie fo oft in<br />

biefem Sanbe ausbrechen.<br />

Am 17. SDtärj fyoxtznmir mährenb ber heil. Sfefe ben<br />

Beginn beS ©emehrfeuerS, baS fit immer mehr unS näherte<br />

(bie $aferne mar faft teer); jebot nat ber Sanffagung frühftücften<br />

bie ^tnber not in aller ©ile, unb mir verfantmelten<br />

fie AHe in einem großen ©aale, ber am meiteften von ber<br />

Slaferne, aber am nätften ber SBohnung ber ©tmeftern liegt<br />

®iefer einzige ©aal hat über bem ®ate fein großes genfter.<br />

Bor einigen Monaten murte in biefem ©aale bie SDlauer burt 2<br />

broten, um il;n burdh eine Thüre mit einem anbern £aufe<br />

ju verbinben, baS ber SBohlthätigfeitSfommiffion gehört, unb<br />

melteS unfer 3nfpeftor für uns erlangen mollte, um ein Afpt<br />

einjuri tten.<br />

$aum hatten fit bie Einher gefefet, als bie Berbünbeten<br />

von allen ©eiten jugteit burt biefe Thür einbrangen. ©ie


— 427 —<br />

mußten früher von ber Anmefenheit biefer Shür unterriftet<br />

morben fein unb fflugen biefelbe nun in ©tüde, obgleif<br />

fie fehr ftarf mar. 3f habe nur foviel Seit, bie erff redten<br />

$inber fortzubringen. Sie ©olbaten bringen ein, ba« ©emehr<br />

in ff ußbereiter ©tellung, unb verlangen einen Surf gang, um<br />

jur Äaferne ju gelangen, mit ber Srohmtg, bie gegenüber?<br />

ftehenbe Shüre ju fprengen, bie if ihnen fogleif öffne,<br />

©benfo mie bie auf« Saf führenbe ©tiege. Run mürben fie<br />

ganj ©te verlangten ju trinfen, unb al« fie bei ber<br />

halb geöffneten Capelle vorbei gingen, beugten fie ba« Änie<br />

unb flehten gang laut bie feligfte Jungfrau um ihren ©f ufe<br />

an. Ueber bie Safer, bie allgemein flaf finb, vorbrtngenb,<br />

bemäftigten fie fif ber ^aferne. Aber faum hatten fie bie?<br />

felbe befefct, fo lehrten bie Regierung«truppen jurüd, unb ber<br />

$antpf begann von neuem. tynt, bie burf unfer Shor ge?<br />

brungen maren, befanben fif in SUlinberjahl unb verftedten<br />

ftf in ben Raf barhäuf ent unb in unferem ©arten. 2Bir<br />

hielten einige von ihnen bi« jum näfften Sage verborgen.<br />

SBenn fie fif bamal« gezeigt hätten, mären fte erff offen mor?<br />

ben; benn bie Regierung«partei verfährt auf biefe SBeife fogar<br />

mit ben Bermunbeten. Aber ba«, ma« für un« unb für alle<br />

Sene, melfe S^gen biefer ©reigniffe maren, ber offenbare<br />

33emei« be« befonberen ©fufee« ©otte« mar, ift ber Umftanb,<br />

baß ftf Riemanb zur Verfolgung aufmafte, al« ba« Shor<br />

gefprengt mürbe, baß bie verbünbeten ©olbaten einbraitgen<br />

unb mieber entfamen, ohne baß auf fie geff offen mürbe, ba<br />

man fie bof in allen Käufern, mo man fie eintreten fab,<br />

verfolgte unb töbtete unb fogar grauen erff offen mürben. @«<br />

mar auf mirfltf ffredlif, jmet Sage lang in ben ©traßen<br />

ba« ©emehrfeuer, bie 3Jlitrailleufen unb bie Kanonen ju hören;<br />

alle Käufer tragen bie ©puren bavon. ©ogar von ben Kirf?<br />

thürmen herab mürbe geff offen. Sobte ©olbaten unb tobte<br />

Sßferbe lagen auf ber ©traße ,burf etnanber. ©lüdlif ermeife<br />

ermirfte ber % Sofeph/ melfer ber £anbe«patron von Sßeru<br />

ift, am 19. einen SBaffenfttttftanb, morauf am 20. jmiffen


— 428 —<br />

ben 9ttiniflern ber auttoärtigen ^robingen unb unter beut Bor*<br />

ftfee bet apoftolifdhen Delegaten bie griebentberhanblungen<br />

begannen.<br />

©dhtoefter 9Jlarta Sßerrot,<br />

U. %. b.dfj. 8. b. a. K.<br />

©inige anbere Radhridhten fenbet unt £err SDtibielle, ©uperior<br />

unferet Raufet { n 2ima f bem et gelang, mährenb biefer<br />

fdhren ber Radfjt bom 16. auf ben 17. SDtärg feierte man<br />

im Regierungtpalafte ein $eft. 3Kan unterhielt fidh 6it gegen<br />

bier Uhr Söiorgent. 2llt ftdh bie ©äfte gurüdfgegogen hatten,<br />

ging ber Sßräfibent audh ju Bette, aber balb ttedfteihn ©etoehtfeuer.<br />

SBährenb man fidh int 5)3atafte unterhielt, hatten<br />

fidh bte Berbünbeten, metdje fchon bier SfJlonate Sima belagerten,<br />

in Belegung gefefet, bie SQBadhfamfeit ber auf ben Borpofien<br />

ftehenben Regierungttruppen getäufdht, unb maren unter<br />

bem ©dfjufee einet bidhten Rebelt an brei berfdhiebenen fünften<br />

in Sima eingebrungen. ©ie hatten fich berabrebet, auf bem<br />

Regierungtpla^e gufammengutreffen, um fidh Sßataftet gu<br />

bemädhtigen. Slber ba fie auf betriebenen fünften hart*<br />

näcfigen SBiberftanb fanben, lonnten bie 9JJeiften nicht borthin<br />

gelangen. 3llt bat bie Hauptmacht ber Berbünbeten unter<br />

ber Rührung bet gulünftigen Sßräfibenten fah, umgingen fie<br />

ben unb fdhlugen bat ^auptlager auf bem $ßla|e bor<br />

bem Spater auf, ber ungefähr 500 SDteter bon bem Sjßalafte<br />

entfernt ift unb burdh bie gmei Stürme ber 2luguftinerlirdhe<br />

unb ber Kirdhe be la 9Jiereeb, bereu fie fidh bemädhtigt hatten,<br />

befdhüfet mirb.<br />

SDer Kampf, ber ben gangen 17. SDtärg gebauert hatte,<br />

begann am folgenben Sage mit neuer Erbitterung. 3)ie


— 429 —<br />

©d)Weftent waren gang erfctyöpft, aber ni


— 430 —<br />

2lm 20. erfuhr Sirna, baß bte ©Breden beS BürgerfriegeS<br />

ju ©übe feien, ©in Vertrag mar unterzeichnet Worben; er be=<br />

fagte int älllgemeinen: „©acereS legt fein 2Imt nieber; er hat<br />

boHe Freiheit, baS Sanb ju bertaffen; feine ©olbaten werben<br />

t>erabfd)iebet, unb bie Truppen ber Berbünbeten werben bie<br />

^afernen einnehmen unb bie Drbnung aufregt erhalten. Sie<br />

Repubti! Wirb bon fünf 3Jlitgtiebern ber probiforifdhen 9te=<br />

gierung geleitet. Sarauf follen bie atigemeinen SBahten ftatt=<br />

finben, woraus bie 3lbgeorbneten unb bie Senatoren hetbor*<br />

gehen. Siefe Werben bann einen Sßräfibenten unb jwei 33ice=<br />

präfibenten ernennen.<br />

•fitöge ©ott bem armen Sßeru ben ^rieben wiebergeben.<br />

©. SPUoielle, i. s. c. m.


protnrt3 2lepuf>lif Tixgentixxim. -<br />

fatajuttf<br />

Brief 6es Htiffionspriefters ^errrt 3- 23. Delped) art<br />

f)errn 2t. $iat, ©eneralfuperior.<br />

gujan, 15. April 1895.<br />

£of mürbiger £err unb geehrtefter Bater!<br />

3f bitte um S^en heiligen ©egen!<br />

©oeben fomme if von ber Reife gurüd, auf ber if<br />

•Dlfgr. ©rouget bei feinem Befuf e unferer 3Jlitbrfiber in 5ßara?<br />

guaty begleitet habe. @« mar für mif eine ©hre m n<br />

b<br />

Vergnügen, bem ^od^iDärbigften £errn al« ©efretär unb<br />

manfmal auf al« Solmetff gu bienen.<br />

Um bie gmei großen glüffe ^arana unb $)3araguaty bi«<br />

Affuncion hwaufgufahren, brauften mir fieben Sage. Sie<br />

Reife mar fehr ermübenb megen ber großen ßt|e unb ber<br />

Snfeften, melfe ben Neuffen nift fflafen laffen, menn man<br />

auf ba« größte Bebürfniß naf Ruhe hat. Aber mit bem<br />

Ungemaf gibt ber liebe ©ott gemöhnlif auf eine greube,<br />

unb fo erhob ber Anbtid; ber reigenben £anbff aften an ben<br />

Ufern biefer bebeutenben glüffe unfere bergen gum Gimmel<br />

'unb ließ un« bie Unannehmlif feiten ber Reife vergeffen.<br />

3n Affuncion bei unferen SMtbrübern angefomme'n, hatten<br />

mir große greube. Anpalten gehen gut voran unb Ver?<br />

fpref en viel für bie gufunft. 3Jlfgr. Bogarin, ber nof nift<br />

lang gum Biffof gemeft ift, unb ber eingige Biffof in ber<br />

gangen Republif Sßaraguaty ift, hegt gegen bie 3JHffton«priefter<br />

ein befonbere« SBohlmollen. ©r befifct große Salente unb ift<br />

fehr eifrig, ohne Unterlaß für ba« SBohl fetner Siöcefe thätig.<br />

©r mill, baß unfere 5Jtitbrüber fif eingig unb äff ein mit<br />

feinem Keinen unb großen ©eminar beff äftigen unb tu ben<br />

Pfarreien 3)Uffionen halten. Bi« jefet haben fie nof feine<br />

SJiifftonen gehalten, aber SJifgr. ©rouget hat auf biefe« neue


— 432 —<br />

SBerf bauernb begrüttbet. Unfere 9Jiitbrüber finb leiber in<br />

fe^r geringer Angabt. Bon ben fets bort beftnbli ten $rie*<br />

ftern ift nur ©iner ein eigentlicher -äWiffionär, meiner 3ttfgr.<br />

Bogarin in bie Pfarreien begleitet; bie fünf Säubern finb im<br />

Meinen unb großen Seminar beftäftigt. ©ie haben 23 ©e*<br />

minariften, jmar wenig an fidh, aber hier ift baS fehr biet,<br />

ba in einem Sanbe wie Sßaraguaty bie Berufungen gum Sßrte*<br />

fterftanbe fo fetten ftnb.<br />

©S, ftnb auch brei Käufer von ©tweftern hier: baS ipauS<br />

von ber Borfehung, baS £ofpital unb baS 9lft>t, welche aut<br />

unfern -Dtitbrübern etwas gu thun geben. 9Jifgr. ©rouget hat<br />

biefe Käufer befugt, unb it glaube, baß er über treu blühen*<br />

ben Suftanb ^ r erfreut gewefen fein muß. SaS igauS ber<br />

Borfehung unterhält ungefähr 300 SKäbten, interne unb aus*<br />

wärtige. Sie ©tweftern int ^ofpital haben bie ©orge für<br />

ungefähr fünfgig Traufe unb gwangig fleine aßaifenmäbten;<br />

bie ©tweftern im 9Xtyt pflegen bie armen Unglüdliten, wette<br />

bie Rätftenliebe in ber ©tabt aufgelefen hat.<br />

* ©S befteht aut not ein SBerf, baS viel ©uteS wirft unb<br />

von £errn -äftontagne gegrünbet würbe, nämlit bie Binceng*<br />

©onfereng. 2tu einem 2Ibenbe Waren wir bei einer Berfamm*<br />

lung bon 24 SUHtglieberu gugegen. ®S War aut babei 3Wfgr.<br />

Bogarin mit feinem ©efretär, unb mir waren fehr erbaut.<br />

Biete arme Familien würben bon be.n -äJUtgliebern ber ©on*<br />

fereng befutt unb unterfiüfet. ©ie bleiben baburt aut felbft<br />

viel ftanbha[ter in ber ©rfüttitng ihrer religiöfen ^ftitten.<br />

©S befiehl ^ier aut ein Bereut ttiftliter Samen, welter<br />

ben 3me


Die fiovmel<br />

Ut fcierlidjeu Wtiii'e intfc Weberreidjnug ber<br />

tuimberbareu JtcbaiUebem<br />

titurgifdjen Officium ber wuuberbarert Mebaitte<br />

tyeißt eS, baß baS geft ber ©rffeinung ber feligften<br />

Jungfrau in ber 2lbfictyt eingelegt Worben fei, um bie wunber*<br />

bare Mebaitte ju gleiten ©tyren ju bringen, wie fie in ber<br />

Zeitigen Kirdje bem ©caputier unb bem Rofenfrattj erwiefeu<br />

werben.<br />

9Bie eS bejügtid) beS 9iofentranne» unb beS ©caputierS<br />

fctyon ber gatt ift, tyatbie tyeitigeRitencongregation auety eine<br />

«eigene gortnel für bie Sßeitye unb lleberreid)ung ber Wunber*<br />

baren Mebaitte gutgetyeißen. SDiefe gönnet fann, muß aber<br />

m


434 —<br />

Jltf tmb petfc bie tombexbaxe ^cbaiffe ju meinen mite<br />

jit nßettei^ett.<br />

pari M fyltmmwwtiM 19. Wl 1895<br />

für bie Kongregation ber üötiffion com ^eiligen SSinceng oott $aul.<br />

SDurdh bie befonbere ©nabe bet apoftotifdjen Stufet erlaubt<br />

ein SDecret bom 23. $uli 1894, bie ©rfdjeinung ber<br />

unbeftetften Jungfrau bon ber munberbaren 9ttebatHe mit eige=<br />

nem Formular für3DZefe unb Officium feftlidh - gu begehen;<br />

bethalb richtete ber hodjtoürbige ^err 2tnton $iat, ©eneralfupertor<br />

ber 9Jitffionäre bont ^eiligen Btngeng bon Sßaut an<br />

ben Eiligen Bater ^aipft Seo XIII. * bie bemitthige Bitte,,<br />

©e. ^eiligfeit möge eine liturgifche formet für bie SQBet^e<br />

unb bie Ueberreidjung ber genannten 3Jiebaitte genehmigen; fo<br />

mie bie gleiche ©nabe fchon öfter für bie ©capuliere unb bie<br />

SDlebaillen, befonbert gur @h*e btv feligften Jungfrau, gemährt<br />

mürbe.<br />

SDie formet ift fotgenbe:<br />

£)er $rtefter, toeld&erbie ÜKebaiOfen meihett feilt, beginnt, mit<br />

SHodjet uttb 6tota befteibet, fotgenbermafien:<br />

J. Unfere Hilfe ift im -Kamen bet Herrn,<br />

1$. SDer Hirowet unb @rbe gemacht hat<br />

Ritus benedictionis et impositionis Sacri numismatis<br />

Immaculatae Virginis Mariae.<br />

S. R, C., 19. april 1895.<br />

Congregationis Missionariorum S. Yincentii a Paulo.<br />

Quum de benignitate Apostolica per decretum diei 23. Jnlii<br />

anni 1894 concessa fuerit celebratio festi Manifestationis Immaculatae<br />

Virginis Marise a Sacro Numismate, cum officio et missa<br />

propriis, Beverendissimus Dominus Antonius Fiat, Superior Generalis<br />

Congregationis Missionariorum S. Vincentii a Paulo, Sauctissimum<br />

Dominum Nostrum Leonem Papam XIII. humillime rogavit<br />

ut quemadmodum pro sacris scapularibus et numismatibus praesertim<br />

Marialibus non semel indultum fuit, liturgicam formulam<br />

adprobare dignaretur in benedictione et impositione ipsius Sacri<br />

Numismatis adhibendam. —


— 435 -<br />

Saffet un« beten.<br />

Allmäf tiger unb barmbergiger ©ott, ber bu bif gemürbigt<br />

h


— 436 —<br />

£>amt fährt ber $riefter fort:<br />

£err, erbarme bid) unfer; ©Grifte, erbarme bich unfer.<br />

£err, erbarme btdh unfer. Batec unfer....<br />

J. Unb führe uns nicht in Berfudjung,<br />

I©onbern erlöfe uns von bem Uebet.<br />

J. D Königin, ohne 3Kafet ber ©rbfiinbe empfangen,<br />

fy Bitte für uns.<br />

f. £err, erhöre mein ©ebet,<br />

Unb laß mein Rufen gu bir fommen.<br />

®er £err fei nüt eudh,<br />

Unb mit beinern ©eifte.<br />

Saffet uns beten.<br />

D £err $efu ©hrifte, ber bu bie feligfte Jungfrau 3Jlaria,<br />

beine mafettoS empfangene Butter, burdh unzählige SBunber<br />

verherrlicht h


— 437 —<br />

getyeißen; unb tyat geftattet, baß bie MiffionSpriefier oom tyei*<br />

ligen Bincenz oon 5ßaul biefelbe gebraufen,<br />

19. 2tyril 1895.<br />

f<br />

©arb. Jlfoi(1-ÄfelTa, präf.<br />

9ltoifiu£ Secxetäx.<br />

Sa baS geft ber munberbaren Mebaitte mieber nahe ift,<br />

machen mir baraitf aufmerffam, baß man fid) in unferen beiben<br />

Mutterhäufew (rue de Sevres 95, ober rue du Bac 140)<br />

oerff äffen fann :<br />

1. SaS Officium ber munberbaren Mebaitte in ©horal<br />

gefegt; in 12° ober 18° gorntat; in einzelnen Blättern, um<br />

eS in bie ©efangSbüd;er einzufügen.<br />

2. Officium ber munberbaren Mebaitte. Sej:t unb Ueber*<br />

fefcuitg mit einer furjen ©rflärung. 3m gemöhnlif en gormat<br />

ber Meßbücher; baS ©feniplar 5 ©ent.<br />

SBir fyaUnfdjon ©rmähnung getban beS fdjöneu BufeS<br />

„bie munberthätige Mebaitte" oon Alabel. 10. Auflage.<br />

Sorgfältig burchgefehcn unb mit bem liturgifdjen Officium<br />

oermehrt (franjofiff).<br />

2Bir machen auch aufmerffam auf bie ittuftrirte Broffüre<br />

„Sie munberbare Mebaitte" 32 ©eiten mit 16 Sttuftrationen.<br />

SiefeBrofdjitre ift erfdjietten in beutfdjer, engliff e^franjöfiffer,<br />

fpanifdjer, flämifd)er, italienifd)er unb polniff er ©prache, SaS<br />

franjöfiffe ©^emplar foftet 10 ©ent.; baS beutffe ©jemplar<br />

6 Kreuger (=10 Pfennig); man möge fid) bieSbezüglidj an<br />

baS Mutterhaus in 5)3ariS ober bie ©entralhäufer ber barm*<br />

herzigen ©chmeftern in ben oerffiebenen Sßrooinzen menben.<br />

iäcet decreto, benigne precibus annuens adprobavit et a sacerdotibus<br />

Missionariis preefatae Congregationis Sancti Vincentii a Paulo<br />

adhiberi posse permissit. Contrariis non obstantibus quibuscumque.<br />

Die 19. Aprilis 189-5.<br />

(Loco f sie-illi )<br />

^<br />

Card ' Aloisi " Masella > P rsef -<br />

A. Tripepi, secretarius.


~itf<br />

.Die e~rwürdige :Uouife de .1l1arillac,.<br />

'unb .ern.e @btrtn ber bllrlltlJet!tgen ~dJlu.e~.er1t.<br />

~tt~tft.etln<br />

bie Statue ber feligftcn Jungfrau weifenb, tidltet fie an bic erften 5l1}tl'eftern<br />

bic IDode:<br />

1,Uieint [öd)tcrt baG ift 'brc alleinige mutter .~..


ptocef 5er Seligfptecfyung<br />

ber cljrtöttibtgett fotttfe be Jlartüac.<br />

- -••—<br />

Surd) eilt Secret beS ^eiligen BaterS vom 10. 3uni 1895<br />

imtrbe ber ©eligfpretungSproceß ber Souife be 3Karillac itt<br />

9tom eingeleitet unb wirb nun feinen regelmäßigen Bertauf<br />

nehmen.<br />

Bon jefet an erhält bie fromme Sienerin ©otteS ben Sitel<br />

-einer ^©httonrbigen".<br />

Decret<br />

für<br />

fmef irer Selig- uni fetligfjrMtiMig trer gtenerin ®0tte finutfeire<br />

Partitur, pttrae gt ®ra0 1 pttpttftertn irer lmrmljer?iöett gdjnrBflern.<br />

Unter ben vielfachen S£ugenben, mit benen bie Kirche<br />

geftmücft ift, nimmt bie Siebe beit erften 9fattg ein,<br />

ba fie ®h*iftuS ber £err aus bem 3nnern feines ^eiltgften<br />

.^erjenS ben 3Jlenf$en mitgeteilt §at; biefe Siebe teerte er<br />

burt SBort unb Beispiel; biefe Siebe nannte er ganj befonberS<br />

fein ©ebot unb bezeichnete fie als baS 3JlerfntaI, moran matt<br />

Decretum<br />

Parisien.<br />

tBeatifLcatioxiis et Canonizationis servse Dei Ludovicaes<br />

•cle Marillac<br />

vidiiselLe Gras, confundatriois 3?txellai?ixrri<br />

Cliaritatis.<br />

Inter omnigenas virtutes quibus vera Christi Ecclesia condecoratur,<br />

una supereminet Charitas, quam Christus Dominus<br />

e penetralibus Sacratissimi Cordis sui in homines effudit, exemplo<br />

et verbo doeuit praeeepto suo firmavit,et veluti tesseram ad suos


— 440<br />

feine erfennen follte; biefe Siebe follte in benfelbem<br />

nadh feinem äBittcn in folcher gütte borhanben fein, bafc fie<br />

fid) auch auf bie geringften Brüber, ja fogar auf bie $einbe<br />

erftredte unb bat 3lbbilb ber bottfommenften göttlichen Siebe<br />

märe. @t ift ferner befannt, baf) bie Kirche in granfreich etfidb<br />

befonbert angelegen fein läfct, biefe fo herrliche SDigenb<br />

im SBerfe gu üben, ©ott ber 3ltlerhöd;fte miirbigte fid), biefem<br />

Sanbe in ben SBirren unb ©türmen ber Reiten feine gang,<br />

befonbere Borfehung ängebeihen gu laffen, inbent er öfter<br />

•JJiänner ober grauen, bon aufterorbenttidjer Siebe befeelt, er=<br />

medte, bon benen genannt gu toerbenberbienen ber l;eilige<br />

Bineeng bon ^paut, ©tifter ber Kongregation ber Mffion unb<br />

ber barmhergigen ©djtoeftern, unb bie SDienerin ©ottet Souifebe<br />

3Raridac, Söitme Se ©rat, bie eifrige Nachahmerin biefet<br />

Heiligen unb 3Jfitftifterin ber genannten barmhergigen ©chme=<br />

ftern. ©ie mar am 12. 3luguft 1591 in ?parit aut einem:<br />

eblen ©efchted)te geboren, itnb geidhnete fidj burch bie herrtieften<br />

5£ugenben in ben brei Sebentftänben alt<br />

©attin unb SBüme aut, ntachte unter ber Seitung bet heiligen<br />

Bineeng auf bem SBege ber chriftli^en BoHfonunenheit<br />

munberbare $ortfdjritte, unb mit ben Jungfrauen, bie fie fid><br />

agnoscendos discipulos dedit; quamque in eisdem ita plenam manere<br />

voluit, ut fratres etiam minimos ipsosque inimicos comprehen<strong>der</strong>et<br />

et perfectissimse divinse charitatis esset imago. Compertum<br />

porro est huiusce prseclarissimae virtutis operibus, Ecclesiam<br />

in Gallia assidue ineumbere, quam Dens Optimus Maximus<br />

in turbulentissimis etiam temporum rerumque tempestatibus, singulari<br />

Providentia consolari dignatus est, excitando ssepe ssepiusviros<br />

et inulieres eximise, cliaritatis, inter quos iuvat recensere<br />

Sanctum Vincentium a Paulo Congregationis Missionis et Puellaruni<br />

Charitatis institutorem una cum Serva Dei Ludovica de<br />

Marillac, Yidua Le Gras, eiusdem saneti viri semula, imitatrice<br />

et prsefatarum puellarum confundatrice. Quse nobili genere nata<br />

Parisiis die XII Augusti anno MDXCL clarissima virtutibus in<br />

t.riplici statu virginitatis, coniugii et viduitatis, sub S. Vincentii<br />

diseiplina in viam christianse perfectionis mirabiliter progressa est,<br />

et cum puellis quas sibi sociaverat, in egenos, infirmos, errantes


— 441<br />

beigefellt hatte, gab fie fiäj ganj ben äßerfeu ber 33armherjig=<br />

feit im SDienft ber Sinnen, $ranfen, Dbbachlofen unb anberer<br />

Unglü


— 442 —<br />

„ob bie ©ommiffion zur gütyrung beS ^ßroceffe^ zu ernennen<br />

fei?" bejatyenb, Wenn eS feine £eiltgfeit beftätige.<br />

4. 3>uni 1895.<br />

©eine £eiligfeit, $a:pft Seo XIII. beftätigte bie @nt*<br />

ffeibung ber ©ongregation am 10. Suti 1895.<br />

f iajetan ©arb. Jtfoi|i-Pa(effa,<br />

präfect ber Hitencongregatton.<br />

SttoiftttS Srtyetn,<br />

Sccretär ber Bitencongregation.<br />

IJjiom.<br />

©eine ©mütenz, ber ©arbinal 3ttoifi=30?afeHa gerutyte felbft<br />

ben ©eneratfuperior oon biefem glüdtid) en ©reigniffe in Kennte<br />

nifj ju fefeen burdj einen Brief, batirt oon bemfetben Sage,<br />

an meld) em baS Secret Unterweid)net mürbe.<br />

Brief ©einer ©minenz beS ©arbinatS 2ltoift=MafelIa,<br />

fecten ber 9iitencongregation, an £errn 2lnton giat, ©eneratfuperior<br />

ber ©ongregation ber Mtffion unb ber barmtyergigen<br />

©fmeftern.<br />

om, 10. Sunt 1895.<br />

Sie geredeten SBünffe ber beiben gamitien beS tyeiligett<br />

Bincenj oon $aut finb erfüllt morben. 3n bet Berfammlung<br />

ber SRitencongregation am 4. biefeS Monats tyabe if ben 2ln=<br />

trag geftellt, ben ©eltgfprefungSprocejs ber Sienerin ©otteS,<br />

©fmefter Souife be Marillac, SBitme 2e ©ras, Mitftifterin<br />

unb erfte ©eneralfnperiorin ber Berfammlung ber barmtyergigen<br />

©f meftern einzuleiten. Sie ©arbinäte ftimmten alle bei, unb<br />

©eine £eitigfeit mirb felbft bie ©ommiffion ernennen.<br />

Sua sententiam Sacrse Congregationis ratam habuit et confirmavit,<br />

propriaque manu signare dignata est Commissionem Introductionis<br />

Causse prsedictse Servse Dei dieX. Junii MDCCCXCV.<br />

t Cajetanus Card. Aloisi-Masella,<br />

S. R. C. Prsefectus.<br />

(Loco f sigilli.) .<br />

Aloisius Tnpepi,<br />

S. IL C. Seeretarius.


443 —<br />

•Sic begreifen mohl, mit meldjjer greube idh biefe Seiten<br />

fdjreibe, tmb mie fehr idh ätnt^ett nehme an ber greube ber<br />

Söhne unb Södhter bet heiligen Bineeng bon Sßaut, unb mie<br />

glüdftidh iä) toäre, biefen fo fdjönen Sßrocefc menigftent gur<br />

©etigfpred&ung fommen gu fehen; aber idh &in ju alt, unb bie<br />

Kräfte laffen nadh. Jebenfallt freut et midh fehr, baß iie hodhgeehrte -Dtutter Satnartinie nadh<br />

Notn begeben, um bent heiligen Bater bie innigfte SDanfbarfeit<br />

autgubräden, fomohl im Namen bet f)oä)Xo. He^n ©enerat^<br />

fuperiort alt auch im Namen ber beiben gfamilien bet heiligen


444<br />

33inceng. 35er h^l- Bater nahm fie farnmt ben fie begleitenben<br />

©fmeftern auf'« oäterlif fte auf, brücfte ihnen fein äßoblmotlcn<br />

an« unb fagte, baß er an ber greube ber barmhergigen<br />

©fmeftern innigen Anteil nehme.<br />

AI« bie hof geehrte Butter Samartinie von ihrer $Üger=<br />

fahrt naf Rom gurütfgefehrt mar, beftintmte ber hof m. $err<br />

©eneralfuperior ben 29. gur Abhaltung eine« feierlif en<br />

©egen« gur SDanffagurtg in ber Capelle be« 5Jhttterhaufe« ber<br />

barmhergigen ©fmeftern, mo bie ttcberrefteber ehrmürbigen<br />

Souife be SUlarillac .ruhen. ©eine (Sntineng, ber ©arbinafcffirjs<br />

biffof von ^?ari«, ber fein lebhafte« Sntereffe an bem glü


445<br />

Sagen 3$rent ßerjen entftrömen. 3ft beim Styre Mutter itif t<br />

auf bie unfrige? £atte fie nictyt für 6t. SajaruS unb für bie<br />

Miffionäre eine ganz mütterlidje Zuneigung? ©ie betete für<br />

biefetben in ©t. SazaruS unb, mie ityr ©efctyi


446 -<br />

über bie ©Triften ber ehrtoürbigen £e ©ras angeftetlt unb ift<br />

vbarüber ganj erflaunt, gibt ihr ben Xitel einer ©httoürbtgen<br />

unb empfehlt fie unferer Bemunberung, meint auch noch nicht<br />

unferer Verehrung.<br />

Unfere greube ift no


447<br />

35er hoch^* &err ©eneratfuperior tat baraitf bie lieber^<br />

fefcung bet Secretet, bann folgte bat Te Deum unb ber feierliche<br />

©egen.<br />

^Slonfpettter.<br />

Jn mehreren ©täbten granfreidjt mnrbe bei ber 33eröffentlid^ung<br />

bet 3)eeretet ein feierti^er SDanfgottetbienft abgehatten.<br />

Jn Montpellier erliefe ber hodhtoitrbigfte Bifdhof ein berebtet<br />

Htrtenfdjreiben, morin er an bie ©eiftlid&feit unb bat<br />

Bolf eine jmeifache ©intabung richtete. guerft lub er fie ein,<br />

©ott ju banfen für bat beeret betreffenb bie ehrmürbige Souife<br />

be 3Karittae, gtoeüent forberte er fie jum ©ebete auf für bie<br />

©eetenruhe einet tapferen Befehithabert, ber an ber Küfte<br />

bon 3Jtabagatfar einet chrifttichen Xobet ftarb. SBir geben<br />

hier jenen SCheil aut bem ^irtenfdhreiben 3Jlfgr't. be ©abrifere<br />

mieber, ber bie ehrmürbige ©tifterin ber barmherzigen ©djme*<br />

ftem betrifft.<br />

Montpellier, 29. 3uni 1895.<br />

geft ber heiligen Slpoftet s J3etrut unb $autut.<br />

®er ©eiftlidhfeit unb bem SSolfe bon Montpellier<br />

Heil unb ©egen bon unferem Herrn Jefut ©h*if*ut!<br />

SBichtige ©rünbe finb et, meine Steuern, mefihatb tdh an<br />

©udh bie Bitte ridfjte, am 3. Juli um fedht Uhr Slbenbt unb<br />

am 4. Juli um neun Ubr Bormittag ©udh mit Unt ju bereinigen,<br />

um ©ott unfere ©ebete in jtreifadher 2lbfidht barjubringen,<br />

bie jmar ber gorm nadh berfchieben finb, im ©runbe<br />

aber eng mit etnanber jufammenhängen.<br />

Jhr mifct, ioeldhen SDanf granfreidh, ja bie gange fat^olifdlje<br />

SBett ber frommen gamitie ber barmherzigen ©chmeftern<br />

fdhulbet. ©ibt et ja fein antgefefetet Kinb, feine arme, alte<br />

SBitme, fein hilftofet SBaifenfinb, bat nidfjt bie bemüthige


.... 448 -<br />

Meibtmg fenut, unter melfer in ber ©tunbe ber härteften<br />

9tof bie göttlife Borfehung erffeiut, um ihnen ein Dbbaf,<br />

eine Unterftiifeung, eine 3«fluf t«ftätte gu oerff äffen. SBo gibt<br />

e« Traufe, bie nift ben tarnen biefer friftlif en Jungfrauen<br />

f ernten, bie fif freiwillig in fo oiele £ofpitäler begeben, um<br />

bie ßranfen, felbft bie efelhafteften unb anftecfenbften gu pfle=<br />

gen? SDie ©olbaten miffen e«, bajj nift« bie mut^ige ©infalt<br />

biefer frommen Jungfrauen erff redt, bereu mei&e ©ornette,<br />

gmar beffeibener, aber ebenfo unerff roden mie ba« Banner<br />

^einrif« IV., bereit ift, überaß ber ©efabr entgegengugehen,<br />

berfelben gu trofeen, fie gu oeraften, in ber eingigen Slbfift,<br />

ben Bermunbeten auf ihrem Sager £roft gu bringen, il;nen<br />

einen £offnuug«ftrahl leuften gu laffen unb eine gärtlife<br />

Pflege gu mibmen, mte fie fonft nur im ©f oofee ber gamilie<br />

gu ftnben ift.<br />

SDiefen großen ©eelen, bie fo gang auf fif felbft oergeffeu<br />

unb bof fif felbft fo freigebig hingeben, fönnen mir für ge=<br />

möhnlif feinen Bemei« unferer Sanfbarfeit bieten, ©ie rif ten<br />

ihre Sitten nur an ©Ott, nur oon ©ott ermarteit fie aHe«.<br />

Sie ntenff lifen Belohnungen ff einen ihnen unmürbig auf<br />

nur einer oberfläflifen Beaftung. 3lber jefet bietet un« ber<br />

Gimmel felbft eine (Gelegenheit, ben barmhergigen ©fmeftern<br />

gu geigen, mie fehr mir fte bemunbern, mie fehr mir fie lieben,<br />

bajg mir bie gange ©röfee ihre« erhabenen Berufe« erfaffeit.<br />

„9?af einem ©tillffmeigeit ooit 235 Jahren oernimmt<br />

man beim ©rabe ber Souife be -äflaritlac, SBitme Se ©ra«<br />

„ber SRafeiferin be« ^eiligen Binceng oon *ßaul" in feinen<br />

guten SBerfen, „ber Slafahmerin feiner Sugenben" unb ber<br />

3Rxtftifterin ber barmhergigen ©fmeftern Sobfprüfe unb $reu=<br />

benrufe. Jnt Jahre 1660, al« bie fromme grau ftarb, Ratten<br />

bie Sobfprüfe, bie man fr mibmete, fo mohfoerbient fie<br />

maren, bof feinen anberen SBerf, al« ben bie -Dienffen in<br />

ihren ©efühlen au«brücfeit. £eute ift e« bie ©timme be« un=<br />

fehlbaren ©tatthalter« Jefu ©hnfti, melfe über biefem ©rabe<br />

fif oernehmen täfct, um ihren 9hfm gu feiern, um un« int


449<br />

Boraus baS zu geigen, maS mir beim legten ©erid^te työren<br />

merben, zum Sobe einer ber ebelften SBotylttyäterinnen ber<br />

a»enf^eit<br />

Surdty ein feierlichem Secret oom 10. Suni 1895 tyat<br />

©e. £eiligfeit ben 2luSfpructy ber 3tttencongregation, betreffenb<br />

bie ©inleitung beS SßroceffeS ber ©ctymefter Souife be 3Jtorillac,<br />

ju betätigen gerutyt. ©o ift fie alfo faft in bemfetben Satyre<br />

mie bie Martyrin-Sungfrau oon Sontr6mty unter bie ©tyrmürbigen<br />

geregnet, b. ty.unter jene ©eelen, beren emige ©eltgfeit<br />

fictyer ift, bie fie fidj burd) Sugenben, 2Bunber unb burcty ein<br />

langes Seben oerbient tyaben,baS bie ^irctye als tyeroifctyunb<br />

oott übernatürlicher igeiligfeit erflärt tyat.<br />

SBir äße alfo, Bielgeliebte, in Bereinigung mit ben ©ötynen<br />

unb Södjtern beS tyeil.Bincenz oon Sßaul, bereu Eingebung<br />

unb eifriges SBirfen SBir fo gut ju fdjäfcen miffen, in Ber^<br />

einigitng mit ben DrbenSleuten jebeS StamenS, für bie eS eine<br />

greube fein muß, menn ficty bie fdjon fo große $atyl ber Be*<br />

fctyüfeer unb Beninerinnen ber Kirche unb granfreichS Oer*<br />

größert, mir alle motten uns beftreben, am 3. $uli um fe


450 -<br />

Ute eljrumrbtfje tfoutfcbe MaMat,<br />

2Ttitftifterin uttö erfte Oberin 6er barmljerjigen Scfymeftern,<br />

IHärj )(660.)<br />

itiubfWf. — 5er 0etf. pncenj fagt ißt voxauz, was #otf mit<br />

t>orl)a6e.<br />

ßoutfe be 3Jlarittac war am 12. Sluguft 1591 in SßariS<br />

geboren. 9Zodh ganj jung verlor fie ihre SUlutter. 3h* Bater,<br />

Submig be 3ttaritlac, £err von gerriöreS, tiefe fie fehr forgfältig<br />

unb d^riftlicfe erjiehen, woburdj fie fdf?on frühzeitig ju ben<br />

Slbftdhten ©otteS tauglich mürbe, bie er mit ihr vorhatte, ©ie<br />

hatte fidh fdhon längft ben Uebungen eines SebettS voll 5ftädhften^<br />

liebe Eingegeben, als ber ^eilige Bincenj erfuhr, bafc fie tu<br />

?ßariS einen ^eftfranfen befugt habe. SDarauf fdjrieb er ihr:<br />

„gürdhten ©ie nichts; ©ott Witt fidh tyxzx31t etwas ©rofeent<br />

bebienen, baS feine betrifft, unb idh glaube, bafc er ©ie<br />

beShatb befehlen wirb."<br />

S)iefe pro^hetifchen SBorte fanben ihre fidhtbare ®rfftttung,<br />

als einige Sahre fpäter Souife be 3Jlarillac im ©inverftänbniffe<br />

mit bem heil. SSincenj unb unter feiner Seitung eine Berfammtung<br />

grünbete, bie heutzutage in allen ^heilen ber SBett unter<br />

bem 9tamett ber barmherzigen ©dhweftern verbreitet ift, fo wie<br />

furj vorher bie heil, granjisfa von ©hantal unter ber Seitung<br />

beS heiligen gfranj von ©aleS ben Drben ber £eimfudhung ge*<br />

ftiftet hatte.<br />

~ £t(ie 3


451 -<br />

3)er Hiwwel, ber fie gur Pflege ber 2lrmert beftimntte,<br />

führte fie in ben ©choofe einer gamilte, meldhe fich befonbert<br />

in ber Uebung ber Nächftenliebe autgeichnete. ©ott gab ihr<br />

gum ©emaht 2tnton Se ©rat, geboren in Montferranb bei<br />

€lermont in ber SStubergne.<br />

Slnton Se ©rat mar ©eheitnfeeretär ber Königin Maria<br />

Don Mebici; feine gantilie mar befannt burdh tyw Siebe gu<br />

ben ttnglücflichen,unb hatte audh in ber ©tabt ^Jub ein<br />

fpital gegrünbet.<br />

. Soutfe beMarillae mar bamatt 22 Jahre alt, alt fie in ber<br />

©t. ©erbafiutfirdhe in s £arit im Februar 1613 ben Brautfegen<br />

«mlpfing, ©ie hatte eine große $reube gunt geiftltdhen Seben<br />

unb bilbete fidh in bemfetben guerft unter ber Seitung einet<br />

^eiligmäfngen Drbentmannet, bet Äapuginerpatert §onoratu«<br />

bon ©hampignt;, bann unter Seitung bet berühmten Bifchoft<br />

bon Beileb, bet innigften greunbet bet heil, grang bon ©alet.<br />

„@t freut midh/' fo fd;rieb ber Bifchof bon Bellet;, „bafe bie<br />

Uebungen ber ©eiftetfammtung unb bie geiftlichen ©^ercitien<br />

für ©ie fo nüfeüch unb angiehenb finb." © ott bereitete fie ohne<br />

gmeifet auf bie Aufgabe bor, bie fie fpäter erfüllen follte. Jn<br />

ber $hat fah mau fpäter bie hö#geftellten SDameit bon 5parit<br />

in bat Haut ber barmhergigen ©chmeftern lommen, um bei<br />

ihr bie geiftlidhen @j:ercitien gu halten unb aut ihren SRath*<br />

fdjjlägeu unb ihrer Erfahrung Nufeen gu giehen.<br />

©ott fchenfte ihr einen ©ohn, ber fpäter eine Aufteilung<br />

im Müngantte erhielt unb immer ein fehr chriftlichet Seben<br />

führte, ©inige Jahre nadh ber Bermählung mürbe ihr @e=<br />

mahl burch ben S£ob hintoeggerafft. 2llt ein Borbitb bet<br />

ftarfen SBeibet fuchte Souife be Mariltac ihre ©tiifee nur in<br />

©ott. Bet biefer ©elegenheit beichtete unb communieirte fie<br />

nidht blofc, um fich burch bie ©egenmart urtferet Herrn gu<br />

ftärfen, fonbern audh, um ftdh i^nx alt bem eingigeit Bräutigam<br />

methen.<br />

Mfgr. ©amut, ihr S)irector, ber fie jefet gang entfchtoffen<br />

fah, fich ben SBerfen ber grömmigfeit hinjugeben, beftärfte fie<br />

30*


452<br />

nur in biefem Borfafce. Sa er felbft nia\$. — Prüfungen ttt Pafon*. —<br />

. jie Vereine bet cQrtflftcQet «fieflc.<br />

Ser tyeiligeBincenj errichtete entmeber felbft ober burch<br />

feine Miffionäre in ben Pfarren, mo fie prebigten, ben Berein<br />

ber (tyriftli(tyen Siebe. SaS maren Bereinigungen oon christlichen<br />

grauen, melche ficty bem Befuge unb ber Pflege ber Äranfen<br />

in ber Pfarrei mibmeten. Man mußte fie in ityrem ©ifer er=<br />

tyalten, bismeilen aucty metyr anfpowen: mit biefer Aufgabe<br />

betraute ber tyt.Binceng Souife be Marillac. Mit unbegrenztem<br />

©ifer machte fie futy an'S 2Berf. Siefen Befud) benüfete fie<br />

auch oft, um neben bem Bereine ein anbereS mictytigeS SBerf,<br />

nämlich baS ber Meinen ©ctyulen für bie Äinber aus bem<br />

Bolfe errichten.<br />

Biele Pfarreien in ber Umgebung oon SßariS unb bann<br />

auch M* benachbarten Siöcefen empfingen fo ityren Befucty.<br />

Bei ityrer Slnfunft in BeauOatS bereitete man ityr einen feierlichen<br />

©mpfang, aber fie fuchte babei nur bie ©tyre ©otteS 311<br />

förberm Bei biefer ©elegentyeit fchrieb ityr ber tyeil.Bincenj:<br />

„Man muß fo ttyu^ mie bie Biene, melche ityren £onig<br />

auS bem Styau gietyt, ber auf ben SBermutty fällt, als auch<br />

aus jenem, ber auf bie SKofe fällt." 2lu gerietty


453<br />

unter ba« Mab ihre« SBagen« unb mürbe mit fortgeff Uppt<br />

bitten in ber allgemeinen Angft oerriftete fie einige ©ebete,<br />

unb fogleif erhob fif ba« Stinb ohne jebe Berlefeung.<br />

An anberen Drten fanb fie SBiberfpruf. 311« ber Biffof<br />

oon ©hälon« jum erften SJiale oon biefer neuen Art, bie<br />

9iäfftenliebe gu üben, hörte, gerieth er in Aufregung unb liefe<br />

feine Abneigung bagegen auf naf Aufeen nterfen. SDer fyeU<br />

lige Binceng ffrieb nun feiner geiftlifen Softer: „©agen<br />

©ie ihm einfaf, ma«©ie thun; brücfen ©ie bem £errn 5ßrä=<br />

taten gegenüber Bereitmilligfeit au«, in Sfyxtv #anblung«*<br />

meife alle« gu unterlaffert, ma« ihm mifefällt, unb fogar alle«<br />

aufzugeben, menn er e« für gut finbet: ba« ift ber ©eift<br />

©otte«; nur barin finbe if ben ©egen." ©o geff ah e« auf.<br />

Souife entfagte lieber ihren heiligen Unternehmungen, al« bafe<br />

fie bem Prälaten ©runb gur Ungufriebeifeit gegeben hätte.<br />

@in anbere« 9M miberfefete fif ber Pfarrer oon Bittepreuj:<br />

ber ©rriftung eine« Bereine«, melfen Souife in ber<br />

Pfarrei einführen mollte. „©eben ©ie naf," ffrieb ihr ber<br />

heil. Binceng, „ein eingiger Act ber Untermürfigfeit ift mie ein<br />

fföner SDiamant, ber meit mehr merf ift, al« ein Berg oon<br />

©teinen, b. h- öl« üiele ^anblungen au« eigenem SBittett t>offbraft."<br />

Balb änberte ber Pfarrer feine ©efinnung unb liefe<br />

ihr aHe Freiheit, ben Berein ber f riftlif en Siebe unb bie<br />

©f ulen gu grünben.<br />

6rünbutig ber ^et(atmnftmg ber ßarmljerjtgen Stfweflttn.<br />

Souife h^tte fif an allen Sßerfen ber -Jtäfftenliebe be^<br />

theiligt, melfe ber fettige Binceng leitete. SDie hofgeftellten<br />

Tanten oon Sßari« hatten fif bereinigt, um bie $ranfen ber<br />

igofpitäler unb bie Armen ber ©tabt gu befuf en. Aber ba«<br />

mar eine grofee Aufgabe, unb oft mar e« ihnen ffmer, babei<br />

au«guharren. 3Jlan braufte Jungfrauen ooll ©elbflaufopferung,<br />

bie fif au« Siebe gu ©ott gang biefem SBBerfe mibmen moHten.<br />

®er heilige Binceng fanb eine folfe au«ermählte ©eele auf<br />

einer 9Jttffion in BiHepreuj:. @r fteHte biefe erfte barmhergige


454<br />

©dhwefter unter bie Seihtng SouifenS, „bie nie mübe mürbe",,<br />

mie er bon ihr fagte, Später fdhicfte er ihr nodh gwei utib<br />

barauf eine grofje $ahl anberer, bie fie alle in ber $ranfen=<br />

pflege unb im geiftlidjen Seben unterridhten fottte. SDaS ge?<br />

ffyal) gegen baS ^ahr 1633.<br />

Soutfe mar felbft ein Beifpiet in ber grömmigfeit unb<br />

in ber Arbeit 2lnt 25. 3Kärz 1634 weihte fie fidfj ©ott burdh<br />

eine eigene formet. Bon ba rührt ber ©ebrauch her, bafe bie<br />

barmherzigen ©chweftern gunt Stnbenfen an bie Sfißeihe ihrer<br />

frommen ©tifterin jebeS Saht am gefte 3Wariä Berfünbigung<br />

bie ©elübbe erneuern, woburdh fie fidh zum S)ienfte ©otteS<br />

unb ber Slrmen oerpflidhten. 2)er ^eilige Bincenz bon Sßaul<br />

Zeichnete ihnen Siegeln oor, mo er mit einem Bertrauen,<br />

baS burdh bie ©rfahrung nidht gu fdhanben mürbe, alle ihre<br />

anbem Xugenben unter bie Dbhut ber -Jlächftentiebe fteffte. @r<br />

gab feinen Xödhtem, nadh feinem eigenen 3luSbru


455<br />

fpäter. Jn AngerS mar bat erfte Haut, bat fie außer Sßarit<br />

annahmen. Balb nachher führte fie ihre Söchter in -Kantet<br />

ein, mo fie balb bie allgemeine Betounberung auf fidh gogert.<br />

Souife fdjjrieb bei biefer (Gelegenheit: „Sitte Samen ber ©tabt<br />

nahmen fich W* Mühe, unt gu befugen, Am Sage nach<br />

unferer Anfunft matten fidh unfere ©chmeftern mit großem<br />

©ifer an bie Arbeit unb in menigen Sagen mar bat ©pital<br />

fo umgeänbert, baß jebermann eine $reube hatte, hinein^<br />

fommen. Bei ber Armenfpeifung ftrömten fo biete Menfchen<br />

gufammen, baß mir faum gu ben Sifdfjen ober gu ben Traufenbetten<br />

fommen fonnten."<br />

Alt im Jahre 1652 bie Armeen fidh ^arit näherten,<br />

nahm bat ©lenb nur noch ju. Souife forgte burch fecht Monate<br />

für bie tlnterftüfcung bon 14,000 $J}erfonen; jeben Sag bertheilten<br />

ihre Södhter in ben berfchiebenen ©tabtbierteln an bie<br />

Armen Nahrungtmittel.<br />

©ie fdjidfte ihre Södhter in bie Umgebung ber ©tabt, um<br />

bie $ßefifranfen gu pflegen, ©alait mar belagert, unb auch<br />

borthin fdhitfte fie ©dhtoeftem gur Pflege ber ©olbaten. SDie<br />

gmei erften erlagen gmei Sage nad) ihrer Anfunft; fogleich<br />

boten fich an bereu ©teile gmangig anbere an. — SDie barm=<br />

bergigen ©dhtoeftern maren auf bie Aufforberung Mariat bon<br />

©ongaga, ber Königin bon Sßolen audh in biefet Sanb gegangen.<br />

Nadhbem fie auf bem ©chlachtfelbe bie Berbünbeten<br />

unb in Sffiarfdhau bie speftfranfen gepflegt hatten, eröffneten<br />

fie in lefeterer ©tabt ein Haut, um bie SBaifenfinber unb<br />

Dbbachlofen aufjuuehmen. Bor feiner Anftrengung fchrecften<br />

Souife unb ihre Södhter gurücf. Alt fie ©inige gur Sßftege ber<br />

©aleerenfträflinge abfenben follte, empfahl fie ihnen Befcheiben*<br />

heit imb ©anftmuth mitten unter ben unglüdflidhen Bemohnem<br />

ber Bagno't unb fagte bann, fie fottten nichtt fürdhten, „©Ott<br />

merbe fie mie bie brei Jünglinge int geuerofen bemahreu, ba<br />

fie fidh ja aut Nädhftentiebe unb ©ehorfam biefer Arbeit untergögen".<br />

SDat mar ihr großer ©runbfafe.


456<br />

&itU jut MtQt. - 3>er "gapft, $tattWtex grifft.<br />

Souife be Marillac liebte Sefum ©tyriftum in ben 2lrnten;<br />

fie liebte ityn aber auch in berSlirctye, too er im tyeil.fßetruS;<br />

in feinen -Jiachfolgem uttb in ber übernatürlichen ©etoalt ber<br />

Ißriefter lebt Boll Siebe ju bem Zapfte, ben fie „ben tyeiligen<br />

Bater ber ©tyriften" unb „ben toatyren ©tatttyalter Sefu ©tyrifti"<br />

nannte, erbat fte fich oft feinen ©egen. SDer ©laube Sßetri<br />

toar ttyr ©laube. ©ie brach ityre Begietyungett gu ityrer greunbüt,<br />

ber £ergogin oon Siancourt ab, toeil fid) biefe gur janfeniftifdjert<br />

£ärefie tyatte oerleiten laffen unb ficty nictyt bäOon trennen<br />

toollte. ©in anbereS Mal rief fie ityre ©djmeftem oon einer<br />

2lnftalt gurücf — auS ©tyarS nämlich — toeil ber Pfarrer<br />

oon ben Setyren ber janfeniftifchen ©ecte angeftecft toar, unb<br />

toeil fie fürchtete, baS fonnte aucty auf ityre %'oä)ter einen ©in*<br />

fluß tya&en.<br />

Styre grömmigfeit ertyieft reichliche Sftatyrung burch bte<br />

SBaUfatyrten, befonberS nach Montmartre, too fte ben tyeiligen<br />

SDiontyftuS oeretyrte, gu bem fie eine befonbere 2lnbactyt tyatte.<br />

^n einer ityrer Betrachtungen auf baS geft biefeS ^eiligen<br />

fdjrieb fie biefe Sffiorte: „©rtange biefem Bolfe, baS burch bein<br />

Blut für 3efu ©tyrifto gewonnen tourbe, baß biefer noch<br />

raudjenbe Berg bie glamme ber tyeiligenSiebe tyerabgietye;ent=<br />

^ünbe bte öergen," als ob fte im proptyetifctyen ©eifte oortyer*<br />

*gefagt tyättebaS SDenfntal beS ©iferS unb ber Siebe, baS im<br />

19. Satyrtyunbert auf bem ©tyfel oon. Montmartre erftetyen follte.<br />

jUtnett unfere Herren unb Reiftet.<br />

Boffuet fc^rteb eine feiner fctyönften SReben über bie SBürbe<br />

ber Slrmen in ber ^irctye ©otteS. ©o toie Boffuet burch fein<br />

©enie, fo letyrte Souife be Marillac burcty ityre Siebe ityre<br />

barmtyergigen ©chtoeftern baSfelbe. ©o tyeißt eS in einem<br />

alten Buche über bie ©ebräuche ber Berfammlung: „gräulein<br />

Se ©ras — biefen tarnen tyattefie unter ttyren Söchtern immer<br />

behalten — tyatte fo oiel Achtung unb ©tyrfurcht toor ben<br />

Ülrmen, baß fi* fchon feit ber erften ©rünbung ber Berfamm*


457 -<br />

lung ihren Softem anempfahl bie Armen mit grofeer Siebe unb<br />

Semuth gu behanbeln, unb biefetben al« ihre Herren unb 3Jteifter<br />

gu betrauten. Jn biefer Abfift mollte fte, bafe ba« erfie ©tücf<br />

Brob, ba« man beim grühftüde abff nitt unb bie erfte ©up£e<br />

beim -DUttageffen für bie Armen beftimmt merbe." ©ie pflegte<br />

biefetben eigenhänbig, mie fie e« einmal bei einem Spefifranfen<br />

fat, mofür fie ber heilige Binceng begtüdfmünffte; fie muff<br />

ben armen ©efangenen bie $üfee; beim Befufe in ben SDßrfern<br />

hielt fie ©fule, um bte Seherinnen, bie fie guritdliefe,<br />

einguüben. Bei Jolfen ©elegenheiten lebte fie oft fehr armlif,<br />

fo bafe fte manf mal mit ber fie begleitenben ©fmefter<br />

auf ein menig ©troh auf bem Boben fflafen mufete, SDtehr<br />

al« einmal mürbe fie megen ber Entbehrungen unb Anftrengungen<br />

franf.<br />

£ouift be Watiftat erßtärt, fie entfage bem Jtatte einer 0ßertn. —<br />

wirb vom binceng auf Jießett^eit jur ^ßerin öefftmmt.<br />

Am 30. 9Kat 1656 oeröffentlifte ber heil. Binceng bie;<br />

Siegeln ber Berfammlung ber barmhergigen ©fmeftern, inbent<br />

er bagu bie ©f mefiern mie gu einer gemöhnlif en©onfereng berief.<br />

„SDer erfte Sputxft ihrer Regeln," fo fagte er, „beftimmt,<br />

bafe bie Berfammlung au« 2Bitmen unb Jungfrauen beftehen<br />

mirb, melfe au« ihrer SDtitte eine Dberin für brei Jahre et*<br />

mahlen; bafe biefelbe Dberin ihr Amt burf brei naf einanber<br />

barauffolgenbe Jahre fortführen Jann, aber nift länger. Aber<br />

mohl gemerft," fügte ber Zeitige htnju, ,,ba« mirb erft ber gatt<br />

fein naf bem £inff eibett be« gräutein« (Se ©ra«)."<br />

Bei biefen SBorten marf fif Souife auf bie Äniee unb<br />

beffmor ben heil. Binceng, bie Anmenbung biefer SReget nift<br />

hinau«guffieben, unb fie eine« Amte« gu entheben, beffen fie<br />

fif unmürbig eraftete. Aber ber ^eilige liefe fie fogleif<br />

nieberfefeen unb meigerte fif entff ieben, auf ihr Anfinnen eingugehen,<br />

inbem er nof ben SBunff au«brüdte, ber liebe ©ott<br />

möge fte nof lange freu Xöftern al« gührerin laffen» ,,©r<br />

erhält gemöhnltffo fügte er bei, „burf- aufeerorbentlife


458<br />

Mittel jene ani Seben, meldhe gur Bollführung feiner SBerfe<br />

nothmenbig finb; unb menn ©ie barauf achten, mein $räulein,<br />

fo ifi et fchon über #ehn Jahre her, baß ©ie nicht mehr leben><br />

menigftent nidht auf bie gemöhnlidhe SBeife". Bei einer am<br />

beren ©elegenheit fpräd; er bat fdhon angeführte SBort, baß<br />

bie Wienerin ©ottet „nur burdh ein 2Bunber lebte";<br />

fob. —<br />

werben uns int ^iuttttef wieberfhtbett."<br />

JmMärg 1660 fühlte Souife beMariHac, baß ihre Ber><br />

bamtung hienieben gu ©übe gehe. 35er größte Sroft, um ben<br />

fie feit bielen Jahren ©ott gebeten hatte, mar ber, in biefem<br />

legten Augenblidfe ben Beiftanb ihre« Batert unb ©eelenführert,<br />

bet heil. Bineeng gu genießen. ©ott beraubte fie biefet<br />

Sroftet. 3)er heilige Bineeng mar bamalt 85 Jahre alt; er<br />

follte felbft einige Monate fpäter fein Seben befdhtießen; unb<br />

er mußte fidh bamit begnügen, feiner fterbenben Softer feinen<br />

©egen gu fehiefen. ©r ließ ihr, auf ein balbiget SBieberfehen<br />

hinmeifenb, folgenbe, in ihrer ©infalt fo erhabenen SBorte<br />

ntelben: ,,©ie gehen boran, mein $räuleiit, idh hoffe, baß mir<br />

unt balb im Himmel mieberfehen merben."<br />

SDie heilige «Sommtmion empfing fie aut ber Hanb bet<br />

5ßfarrert bon ©t. Saureng, ber ihr in ber kranfheit beiftanb;<br />

biefer forberte fie auf, ihren Stödhtern nodh einmal ^ren<br />

©egen<br />

gu geben, ©ie gehordhte. „Meine theuern ©chmeftern," fagte<br />

fie, inbem fie in biefem feierlichen Augenblide aßet gufammenfaßte,<br />

mat bat heißefie ©treben ihret gangen Sebent unb ber<br />

fehnlidhfte SButtfdh ihret Hergent gemefen mar, „idr mill fortfahren,<br />

©ott für ©ie um feinen ©egen gu bitten, unb idh bitte<br />

ihn, Jhnen bie ©nabe gu gemähren, in Jhrem heiligen Berufe<br />

äutguharren, um ihm in ber SBeife gu bienen, mie er et bon<br />

Jhnen berlangt; feien ©ie eifrig im ©teufte ber Armen, unb<br />

bor Allem leben fie mit einanber in großer ©intradht unb<br />

Hergltdhfeit, inbem ©ie fich unter einanber lieben, um fo bät<br />

Seben unferet Herrn nadjjguahmen, unb bitten ©te bie feligfte<br />

Jungfrau, fie möge Jhre eingige Mutter fein." ©ie fügte


459 -<br />

no


460 -<br />

burf aufeerorbentltfe $£hatjafen an ihrem ©rabe verbreiten<br />

mollte. Bon 3eit gu Seit entfirömt bemfelben ein füfeer SDuft,<br />

ber einen SBohlgeruf mie von Beiifen unb Sitten oerbreitet;<br />

viele 5ßerfonen fönnen bavon 3eugnife ablegen; unb, ma« nof<br />

überraffenber ift, bie barmhergigen ©fmeftern, melfe beim<br />

©rabe ihr ©ebet verrif ten, finb oft fo von biefem SBohtgeruf<br />

umgeben, bafe fie benfelben gu ben franfen ©fmeftern im<br />

Äranfengimnter be« £aufe« mitbringen. $f fönnte nof gum<br />

Bemeife bie ©rfahruug anführen, bie if felbft mehrmal« ge=<br />

maft habe. 3f fönnte anführen, bafe if alle möglif en Bor=<br />

fift«maferegeln angemenbet h^e, um mif gu itbergeugen, ob<br />

e« nift bie SBirfung einer natürlifen Urfafe fei; bafe if<br />

aber feine entbeden fonnte. Slber melf er Slrt immer ber 2Bohl s<br />

geruf fein mag, ber bem ©rabe biefer Wienerin ber 2lrmen<br />

entftrömt, e« erhebt fif immer ein gang geiftiger SBohlgeruf<br />

au« ben Beispielen ihre« Seben«, ber foftbarer ift al« jeber<br />

SBohlgeruf, ba er ein SBunbermerf ber ©nabe unb ba« fif erfte<br />

3eif en ihrer £eiligfeit ift, unb ber fif in ber gangen Ätrf e<br />

©otte« verbreitet hat.<br />


461<br />

legentyeit mätyrenb ber ©onfereng ober am ©chluffe berfelbeit<br />

fprach, unb bie fo gut an bie einfältigen unb boch fo erhabenen<br />

Unterrebungen ber Bäter in ber SBüfte erinnern, tobte ber<br />

^eilige unter anberen bie außergemötynliche ßlugtyeit SouifenS<br />

be Marillac, ityre 91äctyftenliebe unb ityre SReintyeit Unter<br />

anberm fagte er:<br />

„3


462 -<br />

gJariS 1676. — SDiefe SebeuSgefdjictyte, toelctye nur fedjjetyn<br />

gatyre nad) bem Sobe ber etyrtoürbigen Souife be -äÄarillac<br />

erfdjien, too nod) faft alle am Seben toaren, tyateine<br />

befonbere SBidjtigfeit. ©ine neue Auflage folgte im $atyre 1862.<br />

3)aS Bucty ift auch in'« ^io[nif


463<br />

be aWartllac, ©tifterin ber Berfammlung ber barmhergigen<br />

©fmeftern, vom ©rafen be Santbel.) Lille, Lefort, 1868.<br />

9ieue Auflage. 1884. @in Banb in 18°. 200 Seiten. —<br />

©paniffe Ueberfefeung. Paris, Garnier, 1887.<br />

Vie admirable de Louise de Marillac, servante de<br />

Dieu et des pauvres, fondatrice et premiere Superieure des<br />

Filles de la Charite. (SBunberbare« Seben ber Souife be<br />

SDlartltac, Wienerin ©otte« unb ber Armen, ©tifterin unb<br />

erften Dberin ber barmhergigen ©fmeftern.) Abbeville, Paillart,<br />

1890. JHuftrirte Broffüre itt 18°. 32 Seiten. Auf<br />

in Sßari«, bei Bic, 11 rue Cassette. — ©paniffe lieber*<br />

fefeung in berfelben Bufhanblung.<br />

Louisa de Marillac en hare deelneming aan de stichtingen<br />

en werken van den H. Vincentius ä Paulo. (Souife<br />

be 3JtartHac unb ihre 9)iitmirfung bei ben Anftalten unb<br />

Herfen be« hl. Binceng von «ßaut) Malines (9Kef ein), 1891.<br />

(Bon bem ^ßriefier Bau £oonafer, ^Srofeffor an ber Univerfüät<br />

in Sömen.) Süttif, Seffain, 1891.<br />

©eift ber ehrmürbigen Souife be Marillac ober ©ebanfen<br />

au« ihren Betraftungen unb Sieben gefammelt. 9Jiit einem<br />

furgen Seben«abriffe. Fünfen, ©tahl, 1863. 1 Bb. in 12°.<br />

162 ©eiten. — SDiefe« SBerE erff ien in 9)iünf en, mo unfere<br />

barmhergigen ©fmeftern feine Anftalt befifeen; e« mürbe herau«=<br />

gegeben von einer anberen Art barnfergiger ©fmeftern in<br />

SDtünf en, bie al« Patron ben heiligen Binceng verehren, unb<br />

immer eine grofee Berehrung für bie ehrmürbige ©tifterin<br />

Souife be SKariffac hatten.


$rartf r eicfy<br />

Brief 6er Scfymefter Ti. nad) einer erhaltenen ^lusjeicfyming<br />

an ^errn 2t. ^iat, ©eneralfuperior.<br />

«Sodhtoürbiger &err unb geehrtefter Bater!<br />

3dh bitte um heiligen ©egen!<br />

gang unmürbige Softer hat bis jefet nidht ben<br />

3Jluth gehabt, 3hnen ben großen ©dhmerg gu befdhreiben, ben<br />

ber gute üfteifter ihr hat gu werben laffen. D mein<br />

Bater, baS mar für mein £erg eine fehr große SDemiithigung.<br />

2lch, meine eigenen ©ünben haben mir baS verbient. $dh Dabe<br />

gu ben armen ©eelen im gegfeuer gebetet, ich habe -ätteffen<br />

lefen laffen auf biefe äJteinung, um nidht eine fo große<br />

Prüfung befielen gu müffen. gdfj habe ©ott gu fehr belei=<br />

bigt, als baß midh feine ©üte erhören fönnte. D mein Bater,<br />

idh Bitte aus bem tiefften ©runbe meines ^ergenS.um Bergeihung,<br />

baß idh meinen guten Verehrten Dberen bielleidht fo<br />

viel Äummer gemadht habe. verbiente aus ber Berf antutlung<br />

auSgeftoßen gu Werben.<br />

9lber, mein Bater, laffen ©ie midh bort am $uße beS<br />

SabernafelS Shnen fagen, baß idh nichts gethan habe, um<br />

biefe StuSgeichnung gu erlangen. habe in biefen gtoeiunfc<br />

breißig Sahnen in meinem 3lmte viel gu leiben gehabt; ber<br />

liebe ©ott unb ©ie, mein hochgeehrter Bater, maren bie ein=<br />

gigen Beugen; mein guter 3Mfter hat mir biefe ©nabe<br />

ermiefen.<br />

3ch bitte ©ie, mein hodhgeehrter Bater, fortzufahren, für<br />

ntidh gu beten, bamit idh eine gute barmhergige ©dhmeffer


465<br />

werbe, barnit idh midh auf eiueu ^eiligen £ob borbereite, aber<br />

befonbert, bamit idh mit ber größten ©rgebung gu leiben ber='<br />

fte^e. Jch bitte unferen Herrn, meine guten bereiten Oberen s<br />

unb meine treuere Berfammlung gu fegnen. äöenn et bem<br />

lieben ©ott augenehm ift, fo bringe ich ihm mit Jhrer ©r=<br />

taubniß bat Opfer meinet Sebent für bie ©rhaltung ber beiben<br />

gamitien bet heiligen Bineeng.<br />

Jd) toerfemidh noch einmal, mein hochgeehrter Bater, gu<br />

Jhren gaißen unb bitte ©ie bemüthig utn Bergeitjung für ben<br />

Kummer, ben iä) meinen guten bereiten Oberen bereitet<br />

haben fönnte.<br />

Jch h a &e bie ©hre ju fein, mein h^dhgeehrter Bater,<br />

Jhre bemüthigfte, ergebenfte Softer,<br />

©chmefter 91,<br />

u. %. b. d). S. b. a. St.<br />

f tu Jinbarhtobnd) für bie ^ögfinge ber großen<br />

$etninarien.<br />

Stach ber Stnfi^t bet heiligen Bineeng füllen bie 2)trec=<br />

toren ber ©eminarien befonbert bat ©tue anftreben, ihre 3%<br />

tinge gu einer „grünblichen gröntmigfeit" gu ergiehen. 1 ) ©er<br />

Heilige fdhrieb an ©inen aut ihnen am 13. Juli 1659: „Jn<br />

ber ©rgiehung ber ©etfilidjen müffen ©ie immer ben ©inen<br />

3ft>e


466<br />

ftanbe«, ben ©eift, ben man im ©entinare fyabm nutfe, bie<br />

Sugenben, bie man ba üben rnufe u. f. m. 1 )<br />

Serfelben Art ift auf ba« genannte Buf, unteren Reiten<br />

unb Umftänben angepaßt, mie man e« ffon fett Saugern in<br />

unferen ©eminarien münffte; beute fönnen mir enblif an=<br />

füubigen, bafe biefe« Buf foeben erff ienen ift unter bem Xitel:<br />

Manuel de piete ä l'usage des seniinaires de la Congregation<br />

de la Mission.<br />

3)er &err ©eneralfuperior riftete an ben Berfaffer fol*<br />

genben Brief:<br />

iPari«, 22. Auguft 1895.<br />

^ofmiirbiger &err unb theuerfter 3Jiitbruber!<br />

3Me ©nabe unfere« ißerm fei allezeit mit un«!<br />

„3n ber im Juli 1894 in unferem -Dtutterhaufe abgehaltenen<br />

Berfammlung mürbe bie Jbee au«getyrofen, ein<br />

Anbaft«buf jum ©ebraufe ber Zöglinge in ben grofeeu<br />

©eniinarien, beren Seitung unferer (Kongregation anvertraut<br />

ift, ju verfaffen. Bon bem SBunff e befeelt, biefen spian Oer*<br />

mirflift ju fehen, habe if ©ie gebeten, fif biefer Arbeit ju<br />

unterjiehen. -Keine @rmartung ift ntft getäufft morben:<br />

35a« £anbbuf, ba« ©ie mir jur Approbation vorlegen, ff eint<br />

voHfommen ben in unferer Berfammlung au«gefprofenen<br />

SBünffen ju entfprefen; if erfeite '3hnen alfo bie Bevoll*<br />

mäftigung, ba«felbe herau«jugeben, in ber Ueberjeugung, bafe<br />

e« ben ©eminariften, bie e« gebraufen merben, fehr nüfcltf<br />

fein merbe.<br />

3n ber Siebe unfere« £errn unb feiner unbefledften<br />

3Kutter u. f. m."<br />

A. giat, sup. gen.<br />

„An öerrn hoffet, 3Wi)fion«priefter im grofeeu ©eminar<br />

von Sa SftofeHe."<br />

©tefje barii&er Notices bibliographiques sur les Ecrivains de<br />

la Congregation de la Mission, Angouleme. 1878. p. 246.


— .467 —<br />

Um einen fcottftänbigen @tnblt. 3ur ©inteitung. — Siegeln ber ©eminarien ber<br />

Kongregation ber 9Wiffton.<br />

2lrt. I. Born ©eifte unb ben baufetfäcblid&ften Uebungen beS<br />

Seminars. 9lrt. II. Drbnung ber Uebungen. 3lrt. III. ?ltt*<br />

gemeine Berbaltung$ma§regeln. 2trt. IV. BeWeggriinbe itttb<br />

ÜÄittel, bte Siegeln gut au beobachten.<br />

1. Kap. SDlorgen^ unb 2lbenbgebet.<br />

«rt. I. 9Jforgengebet. Slrt. II. »enbgebet. «rt. in. 2Jtor=<br />

gern unb 2lbenbgebet Wäbrenb ber i$eit fcomSDlitttoodb in ber<br />

Kbarmodfje bis nach ber SDfefe beS KfjarfamftagS.<br />

2. Ka*>. BetradjtenbeS ©ebet.<br />

9lrt. I. 9?ottjtoenbigfeit, geid&tigfeit unb 9Wetbobe beSfelben.<br />

Irt. n. ©rflärung ber BetradhtungSmetbobe. 3lrt. IE. 2ßicb=<br />

tige Bewertungen über ba8 ©ebet.<br />

3. KaiBon ber beitigen SReffe.<br />

Slrt. I. Bon ben fcerfdjiebenenSteilen ber heiligen SReffe.<br />

2lrt. II. Slrt uttb SEBetfe, bem heiligen $Dlefjol>fer mit Frucht<br />

beizuwohnen.<br />

4. Kafc. Bon ber Beicht.<br />

2lrt. I. SBichtigfeit ber häufigen Beidht. 8rt II. 2Bte man<br />

fidh auf bie heil. Beicht vorbereiten fott. 3lrt. III. 3lrt unb<br />

äBeife, gu beizten.<br />

o. KaJ>. Bon ber heiligen Kommunion.<br />

3lrt. I. Sßidbttgfeit ber häufigen Kommunion. 2lrt. II. ©roger<br />

9lu^en ber heiligen Kommunion. 2lrt. III. Bon ber Borbereitung<br />

auf bie heilige Kommunion. 2lrt. IV. Bon ber<br />

®an!fagung nadh ber heiligen Kommunion.<br />

6. Ka*>. Bon bem ^articutare^amen.<br />

Irt. I. ©egenftanb unb äötd&tigfeit beSfetben. $lrt. IL<br />

$lrt unb Sßeife, baS Ißarticutare^amen anguftetten.<br />

7. Kap. Bon ber geiftlichen 8efung.<br />

8. Kafc. BonberBefudbnttg beS atterbeitigftenlltarS*<br />

f acrameitteS.<br />

2trt. I. 2Bie fehr biefe Uebung in ben ©entinarten hodhsnfebäfeen<br />

unb anzuempfehlen ift. Slrt. II. fehler, bte man<br />

babet su fcernteibenbat; 9lrt unb SBetfe, bie Befudbung in<br />

madben.<br />

31*


9. Kap. SSon bem SRofenfransgebet unb oon ber be~<br />

fonbern 9lnbad)t 31t bemfetben.<br />

10. ©ap. 93on bem 23reotergebet.<br />

2lrt. I. Mittel, um bie 2lufmerffamfeit imb Stnbad&t beim<br />

33reoiergebet maen geitung.<br />

12. ©ap. 93on beut Stubium.<br />

13. Sa*). 33on ben Mabljeiten.<br />

14. ©ap. SSon ber Stecreation.<br />

15. ©ap. 93on ben ©^ercitien.<br />

2lrt. I. ®ie jäbrltdjen ©yercitien. 9lrt. II. Die Drbinanben=<br />

©yercitien. 'ilrt. III. 3Son ben MonatS^Syercitien.<br />

16. ©afe. 5Son ben Serien.<br />

De Ordinibus conferendis (9luögug auS bem Pontificale Komanum).<br />

— De clerico faciendo. — De ordinatione ostiariorum.<br />

— De ordinatione lectorum. — De ordinatione exorcistarum. —<br />

De ordinatione acolythorum. — De ordinatione subdiaconi. — De<br />

ordinationi diaconi. — De ordinationi presbyteri.<br />

Monita ad neo-sacerdotes.<br />

Orationes dicendse cum clericus aut sacerdos sacra induit.<br />

paramenta.<br />

SaS £anbbucty ift im Berlag beim ^ßrocurator beS<br />

MutterbaufeS in SßariS, rue de Sevr.es 95. 1 Sb. iu 24°.<br />

SPreiS 75 ©ent<br />

©3 mürbe nur eine fleine ain^atyl ©semptare abgezogen;<br />

etmaige Semerfungen ober SBünfdje merben ju einer nädjfteu<br />

Sluflage gerne entgegengenommen.


prortrt5 (Defterreicfy<br />

per fünfjtgße 3aliresfag bet Ömtnbung be$ Kaufes bet<br />

ßattttpetjigett gtfwftexn in (#


470<br />

hunbert« mußten fte fif mie bie anberen Drben«teute 2>eutff *<br />

fanb« gerftreuen. 3l;re Älöfter mürben fäcnfarifirt, ihre ©üter<br />

verfauft, bie großartige Äirf e mürbe als itberflüffig betraf tet<br />

unb fottte niebergeriffeit merben. 2)a geff ah e« nun, bafe ber<br />

©arbinatfürfterzbiff of von Salzburg, griebrif VI. ©f marjen*<br />

berg, in beffen Siöcefe ©fmarjaf lag, baran bafte, melf<br />

grofeer 9frt|en au« bem früheren Seftfcthume ber Benebictiner<br />

für fein Botf ermaffen fönnte; er taufte atfo bie Sirfe unb<br />

ba« Mofter in ber Abfif t, ein £au« ber barmherzigen ©f me=<br />

ftern vom l)äl Bincenj von ^3aut bafelbft einjuriften, metf e<br />

bie Pflege eine« ^ofpital« übernehmen füllten, 3Me jmei ©e*<br />

bäube, bie ffon 40 Sahre leer ftanben, maren fehr verfallen<br />

unb faft unbemohnbar. Aber Sauf ber $reigebigfeit be« ©ar=<br />

binal« fonnte ba« Älofter fomeit ^ergefteCft merben, bafe bie<br />

Äranfen unb bie ©fmeftern, melfe biefetben bebienen feilten,<br />

fif er unb bequem Unterfunft fanben. Sßa« bie Äirf e betrifft,<br />

ntufete man fif für ben Augenblid: begnügen, bie äitfeeren 9?e*<br />

paraturen vorzunehmen, unb e« auf fpätere $üt verffieben,<br />

fr bie frühere ©fönheit mieber ju geben.<br />

SDiefe« fo reftaurirte Mofter fammt ber Äirfe nahmen<br />

7 barmherzige ©fmeftern am 20. Auguft 1844 in Beft$. ©ie<br />

maren au« bem ©entrathaufe ber Sßrobinj Salzburg gefom*<br />

nten; benn man mirb fif nof baran erinnern, bafe erft im<br />

Sahre 1882 unter unferm hof geehrten Bater ©eneral giat<br />

unb ber ©fmefter ^ragmarer, ber ©eneraloberin ber barm*<br />

herzigen ©fmeftern in Salzburg, biefer grofee gmeig ber<br />

gamilie be« ^eiligen Bincenz, fif mit ©inmiüigung be« $ürft*<br />

erzbiffof« von ©alzburg 3Jifgr. $ranz Albert ©ber beit gemein*<br />

famen Dbern unterftellte.<br />

Sa alfo am 20. Auguft 1894 feit ber Anfunft ber barm*<br />

herzigen ©fmeftern 50 $ahre verftoffen maren, ffien biefer<br />

benfmürbige Xag e« zu forbern, auf für bie innere 9teftau*<br />

rirung ber Äirfe etma« zu thun. ©f on im re 1859,<br />

hunbert ^a^te naf ihrer ©inmeihung, fonnte man SDanf ber


— 471- —<br />

grofemüttyigen ©penben ber ©laubigen bie SBänbe ber £ird)e<br />

ausmalen. 2lud) bie Slltäre maren tyergerid^tetmorben; aber<br />

36 f^päter oerlangten fie eine grünblictye SWeftaurirung,<br />

befonberS ber ^octyaltar. 3Jlan oerlangte alfo unb ertyielt am<br />

8. Februar 1893 bie ©rlaubniS, bie nötigen inneren 5Repara*<br />

turen oorgunetymen. Unb am 15. 9M beS folgenben SatyreS<br />

ma


472<br />

beS neuen £odhaltarS am 17. beS 3JtonatS unterbrochen mürbe,<br />

©nblidjj fam ber 20., ber fo taug erfehnte Sag, bei beffen<br />

Slnbenfen affer bergen Vor greube aufhüpften; bie -Jlatur felbft<br />

fdjien fidh fogeftf^mucf gefleibet ju haben. SDte fleine, neu=<br />

gezierte Äirdfje erftrahlte in ungemohntetn ©lange. ®ie ©ere^<br />

monie begann mit bem feierlichen ©inguge beS gfürft*©^<br />

bifdhofS Johann Raffer, ber von einer großen 3ahl geiftlidher,<br />

bürgerlicher unb mititärifcher SBürbenträger begleitet mar.<br />

©elbftverftänblidh maren alle baruthergigen ©dhweftern ans<br />

©chwargadj zugegen, ebenfo jene aus ©chermberg, 20 SRinuten<br />

von ©chmarjach, wo fie ein £auS für ©etfteSfranfe unb ein<br />

£auS für gurücfgegogene ^riefter beforgen. 2lußerbem ließ<br />

fich eine jebe von ben 67 Slnftalten ber ©chweftern, bie in ber<br />

großen SDiöcefe ©atgburg gerftreut liegen, burdh eine ©dhmefter<br />

vertreten. 5Der hodhwürbigftc ©rgbifchof cetebrirte bann baS<br />

Sßontiftcatamt, Worauf er bann unter bem ©etäute ber ©lodfen<br />

unb bem ©efchüfefeuer ber Strtillerie ben SanfhhmnuS Te Deum<br />

anftirnmte. SaS waren wohl bie ©efühle, bie in 2111er bergen<br />

vorherrfdhten, unb baS Sieb würbe von ber gahlretdhen Ber=<br />

fantmtung mit SBegetfternng weiter gefungen. 3)er verehrte<br />

Dberhirt gewährte ben ©dhweftern 3lubieng unb hielt an fie<br />

folgenbe 3lufpradhe:<br />

„•üteine ©dhweftern, gerne hätte ich einige SBorte in ber<br />

$irdf)e an ©ie gerichtet; aber idh für^tete, meine ©ttmme<br />

fönnte heute nidht ausreichen. Sebodh fann tdh nidht umhin,<br />

eS an biefem Drte gu thun, wo ich midh teidhter Verftänblxch<br />

machen fann. äßoher fommt benn bei Shnen T^eute biefe<br />

greube? SBofür biefe innige SDanfbarfeit? SBetd^e ©rünbe<br />

verpflidhten ©ie bagu? .... ©eit 50 Sahren ftnb hier triefe<br />

Traufe gepflegt worben, unb ©ie felbft haben nie aufgehört,<br />

fich ben anfteÄenben ^ranfhetten auSgufefcen. SSiele aus ^f)nm<br />

haben vieHeidht ben Äeim eines frühgeitigeit XobeS in fidh<br />

aufgenommen. $ür foldhe Singe gu banfen, ift in ber 2Belt<br />

nidht ©ebraudh- Unb bodh haben ©ie es gethan: ©ie haben<br />

baS Te Deum gefungen, unb warum? Sßeit ©ie bie ©adje


473<br />

in einem anberen (Seifte auffäffen, ©ie machen fich eine große<br />

Borftellung bon ihrem Berufe, ©ie erinnern fich an bie SBorte<br />

unferet götttidhen Heilanbet: ,,©etb barmhergig, unb ich merbe<br />

au


474<br />

Sßemt ffon bte ©ttern nift für fif felbft leben, fonbern in<br />

i^ren Äinbern unb Äinbe«finbern fortleben, umfonufr ift ba«<br />

mahr von einer ganzen Berfammlung.<br />

„fahren ©ie alfo in Sfoxtm 3Berfe fort, meine guten<br />

©fmeftern. SDte Zeitige Sieget, bie 3)emuth, Armutb unb bic<br />

Siebe jeigen ben magren 9Seg. Betraf ten ©ie S^e<br />

Dbern al« Stellvertreter ©otte« unb feien ©ie ihnen unter*<br />

than. Unb menn Ehrten bie Arbeit manfmal ffmer vor*<br />

fommt, ffauen ©ie auf bie herrlife Belohnung, bie 3h nen<br />

Oerheifeen ift, unb von ber e« heißt: „Äettt Auge bat e« ge*<br />

fehen, fein Dhr hat e« gehört, unb in feine« Neuffen fierj<br />

ift e« gebrungen, ma« ©ott benen bereitet hat, bie ihn lieben."<br />

bem göttltfen ©aftmahle, bei bem ©ie fo oft ba«<br />

©lü(f haben, fif ju nähren, merben ©ie Äraft, unb SDluth erhalten,<br />

um au«ztfarren. SD, entflammen ©ie immer mehr<br />

unb mehr ihren ©ifer in ber tyiL ©ommunion. ©er ©eift,<br />

ber fie jefet befeett, mirb auf auf jene übergehen, bie viel*<br />

leift 50 ooer 100 $ahre naf fommen merben. ©o<br />

haben auf biefe Anfeil an ber greube be« heutigen S£age«.<br />

Bemahren ©ie biefen guten ©,eift, unb menn ba« Seben manf*<br />

mal hart ift, benfen ©ie an bie ^errliffeit, bie 3hKen ver*<br />

heifeen ift; betraften ©ie, mie reifeenb ff nett bie ^errliffeit<br />

ber SSelt vorübergeht, unb benfen ©ie baran, bafe vielteift<br />

Mehrere unter früher al« fie felbft glauben, ben hintut*<br />

liff en Sohn empfangen merben. Bietleif t in einem ober jmet<br />

fahren mirb bie ©ine ober Anbere au« 3bnen ffon in bie<br />

emige &errlif feit 'eingegangen .fein."<br />

"£>iefe vortrefflifen, vom gürft*©rjbiff of fo tief gefühlten<br />

SBorte merben emig im £erjen ber Xöf ter be« heil- Binceng<br />

eingegraben bleiben, ©ie bilbeten fojufagcn ben ©flufe be«<br />

verfloffenen halben Sahrhunbert«^ unb bie neue Aufgabe, bte<br />

ihnen ihr verehrter Dberhirt ftellt, näntlif mit berfelben ^reue<br />

bie äßerfe ber Barmherzigfeit gegen ben ^äfften' z u üben.<br />

3n biefer ©efinnung zogen fie fif am Abenb biefe« ffönen


475 -<br />

£ageS gurüd; unb feilten ityren SRitfdtytoefiern, bie nic^t fo<br />

glü


proüin3<br />

Spanien*<br />

Brief öes ZfTifftonspriefters J}errn 3Hera an £)errn 2trnat5 r<br />

Difitator 6er fpattifcfyen Propiitj. Bericht über bas<br />

neue £)aus non £as Palmas (itrbiger £err unb geehrtefter Sfffitbruber!<br />

3)ie ©nabe unfereS £errn fei allezeit mit uns!<br />

mache mir eine Sßftidht barauS, Shnen unb ben Sefern<br />

ber Slnnalen ©inigeS mitgutheiten über bie apoftotifdhen 3lr=<br />

beiten unb bie SBerfe ber 3täd)ftenliebe, beneit fidh bie beiben<br />

gamilien beS heiligen SBinceng auf biefem 2lrdf)ipel mibmen.<br />

SDiefeS fo auSgebehnte unb toohlgepflegtegelb gehört uns<br />

gemtffermafjen fchon lange als ©igenthum an; eS gehört uns<br />

nidht bloß, meit einer unfer berühmtesten unb beliebtesten 3Jiit=<br />

brüber, 9Jlfgr. ©obina, SBifdhof oon SaS ^almaS in ©rofc<br />

©anaria, 1 ) bafetbft baS ©fcangeliutn oerfünbete, vor beffen<br />

Ueberreften mir baS ©tü


477<br />

•Mun einige SBorte über bie ßafy unb Sage ber Jnfelm<br />

Sie canarifche Jnfelgrnppe befinbet fich an ber SBeftfüfte<br />

2lfrifat, ungefähr 100 km bon ber großen SBüfte ©abara<br />

unb 1200 km bon ©abi£ entfernt. Sie Jnfetgruppe liegt in<br />

ber gemäßigten 3one unb heftest aut 13 Jnfetn, bon beneit<br />

7 bemohnt, bie übrigen 6 unbemohnt finb. Sie bemohnten<br />

Jnfetn finb: Teneriffa, ©roß-©anaria, Sßahna, Sangarofa,<br />

guertebentura, ©omera unb gerro. Siefe Jnfeln finb bon<br />

einanber burch mehrere 3Jieeretarme getrennt, bereu größter<br />

90^ km breit ift; fie haben gufammen einen glädbeninbatt<br />

boti 8830 km unb eine Bebölferung bon 280,000 (Sin*<br />

mohnern.<br />

Sie canarifchen Jnfeln gehören ben ©paniern. Ser<br />

Boben ift gebirgig unb fruchtbar, bat Klima angenehm unb<br />

gefunb. Befonbert finb 6 megen ihrer bortheithaften Sage<br />

im attantifdhen Deean fehr mistig. 2ßegen ihrer günftigcu<br />

Sage unb Berhältniffe mürben fie bon ben Sitten bie ©liidtts<br />

infein genannt, unb man glaubte, ba feien bie ethfäifdjen<br />

©efitbe bet ^arabtefet, mie et ftd) bie Reiben borfteUten. Sie<br />

Jnfeln finb in gmei Siöcefen getheilt, beibe bem ©rgbifdjof<br />

bon ©ebilla unterftehenb; bie eine Siöcefe ift Sat ^ßalmat,<br />

beftehenb aut ben Jnfeln ©roß-ßanaria, guertebentura, Sanga^<br />

rofa; bie anbere Siöcefe Teneriffa befielt aut ben Jnfeln<br />

Palma, ©omera unb $erro.<br />

9Jlit biefen ©ingelheiten an ber $anb mirb man bie gu<br />

ergählenben ^hatfa^en letzter berftehen. Berieten mir in<br />

einigen SBorten, mie bie SRifftonäre nadh bem SBiHen ©ottet<br />

ihren SBohnjife auf ©rofcßanaria auffdhlugen.<br />

Ueber fedljgig Jahre maren fchon bie barmhergigen ©d)me=<br />

ftern auf ©roß=©anaria unb ertrugen mit autbauernber ©e=<br />

bulb biete (Entbehrungen unb ©dhmierigfeiten, befonbert mat<br />

bie geiftige ©orge für ihre armen Krauten unb für fidh felbft<br />

betrifft, ©ie beteten inbrünftig gu ©ott, befonbert burdh ben<br />

glorreichen Patriarchen, ben heiligen Jofeph/ um burdh .feine


478<br />

gürbitte ben fo nottymenbigen geiftigen Beiftanb gu erhalten,<br />

unb bte ©rünbung eines £aufeS ber SDtiffionSpriefter auf ityren<br />

Unfein gu ermirfen: bem lieben ©ott tyateS nun gefallen, auf<br />

©rofcßanaria ein £auS ber -äJtiffton gu errieten.<br />

Das Sßerfgeug, beffen fidj ©ott bei ber 2luSfiityrung<br />

biefeS SBerfeS bebiente, mar ber achtbare £err Delgabo p Bera,<br />

Xtyeologe ber ^attyebrate oon SaS Sßatmctö. ©ctyon lange ßeit<br />

befdjäftigte ityn ein ©ebanfe, groß mie ade ©ebanfen, melctye<br />

bie ©tyre ©otteS unb baS £eil ber ©eefen betreffen. -Jfactybem<br />

er oor ©Ott SldeS reiflicty überlegt, unb metyrere tugenbtyafte<br />

^ßerfonen um 9?atty gefragt unb ityre S^w^ng ertyalten<br />

tyatte, manbte. er fid) an ben Bifitator ber fpanifcben Sßrooing<br />

unb ttyeilte itym feinen Pan mit, in SaS SßalmaS auf ©rofc*<br />

©anaria ein &auS ber -DiiffionSpriefter gu grflnben, baS er<br />

mit ä<strong>der</strong>n -Jtöttyigen oerfetyen mode. Der Bifitator mar fetyr<br />

erbaut oon biefem fo freimidtgen unb grofemüttyigen 2lnerbieteu<br />

unb gab bem lobensmerttyen Sßunfdje nacty.<br />

Der Bifitator fam in eigener $erfon gur ©röffmtng beS<br />

neuen Kaufes. $n Begleitung beS £errn Sotyann Saume,<br />

©aoin Sopeg, 2lnton S<strong>der</strong>a unb ber Brüber Stgüenga unb<br />

Sarequi, melctye baS Sßerfonat beS neuen SßaufeS bilbeten,<br />

fctyiffte er ficty am 7. üttooember oorigen SatyreS auf bem Dam*<br />

pfer ber tranSatlantifdjen ©efedf(tyaft Ciudad de Cadiz ein,<br />

unb nacty einer furgen, glüdtictyen Ueberfatyrt langten mir am<br />

9. 2lbenbS im £afeit Se Sug in ber ©tabt SaS SßalmaS<br />

(©rof$*©anaria) an.<br />

2lde ©laffen ber ©efedfctyaft, befonberS bie ©eiftlictyfeit<br />

bereiteten uns ben feierlictyfteit ©mpfang. Sange 6eoor<br />

mir nocty ben SanbungSplafe erreichten, fonnten mir unter ben<br />

gatylreutyen auf uns marteitben Sßerfonen ben Decau unb bie<br />

meiften Sffiitglieber beS 9Ketropolitan*©apitelS, barunter aucty<br />

unferen ©tifter, ben £errn Styeologeit, bemerfen; ber ©eneral*<br />

Bicar, bie brei Pfarrer ber Äattyebrale, eine Deputation oon<br />

Damen unb oon oerfctytebenen Binceng*Bereinen, unb oiele


479<br />

barmljergige ©djmeftem aus ben brei Käufern ber £auptftabt<br />

hieben uns mitlfommen unb Ratten bie garte 2lufmerffamfeit,<br />

uns in unfere neue SBohnung gu geleiten.<br />

Bei einer geftlichfeit, meldte bie ©dhweftern beS £ofpitatS<br />

©anct Martin bei ©elegenheit unferer 2lnfunft veranstalteten,<br />

nahm ber ^oi^tüürbigftc Bifdhof vor einer gasreichen Berfammtung<br />

baS SBort unb in einet: berebten Slnfprache fdhilberte<br />

er baS Seben ber retigiöfen Bereine, brüdte feine £off=<br />

niutg aus, bie er für feine tt)eure Siöcefe nach ber ©rridhtung<br />

ber (Kongregation in SaS ^almaS hege, er begtü


480<br />

SBeife, unb eine Srabition, bie bi« zur (Eroberung ber Snfeln<br />

burf ba« fatholiffe ©panien hinauf reift, erzählt, bafe faum<br />

ba« glorretfe Seifen unferer ©rlöfung in biefen ©egenben<br />

flatterte, auf ffon SWaria, bie unbefletfte Jungfrau, von<br />

biefem Sanbe Befife ergriff unb ihren mäf tigen ©nabenthron<br />

aufriftete; fie erffien närnlif jmeimal, auf ©rofe*©anaria<br />

unb auf Teneriffa, unb feitbem mirb fie oerehrt unter beut<br />

doppelten Xitel: Notre-Dame du pin (Unfere Siebe grau Von<br />

ber gifte) unb Notre-Dame de la Chandeleur (9Jfaria=Sift=<br />

mefe). Unter biefen Sitein mirb -äJtaria fehr oerehrt, unb bie<br />

Bemohner ber Unfein unternehmen häufige SBaHfahrten naf<br />

ihren £eiligthümern.<br />

SDie ©fmeftern halten ffon lange im £ofpital bie 9io*<br />

vene auf ba« geft ber Unbeflecften ©mpfängnife mit grofeer<br />

^ßraft. Auf biefe« Sabr beobaftete man biefen löblifen<br />

©ebrauf. SDie $Eage«orbnmtg babei ift folgenbe: 9 Uhr Bor*<br />

mittag« ipofamt; 7 Uhr Abenb« 3iofenfranj, Sefung für bie<br />

9iovene, Untermeifung von £errn Sopej, ber biefelbe auf jur<br />

allgemeinen 3ufriebenheit ber anmefenbert ©laubigen hielt<br />

£err Sopej hat ben s $rieftern ffon jmeimal ©^ercitien<br />

gehalten.<br />

Unfer erfter Sßimff, naf bem mir un« eingerif tet hatten,<br />

mar, unferem grofeeu SBohlthäter unfere innige unb aufrif*<br />

tige SDanfbarfeit jit feigen unb ihm bie ©rftlinge unferer apo*<br />

ftoliffen Arbeiten ju mibmen. SBir hielten ju biefem $menfel<br />

guerteventura. Am 12. gebruar ffifften fif bie Herren<br />

Saume unb Sopej mit bem Bruber Sarequi auf bem SDam*<br />

pfer 5ßeres*©alboä ein unb fegelten auf bie genannte $nfel<br />

jü, bie ungefähr 18 9Äetlen von ©rofe*©anaria entfernt liegt,<br />

igerr SDelgabo hatte ben Bemohnent von $ampupenta jum<br />

Borau« bie ©nabe angefünbigt, bie ihnen ber £err ermeifen<br />

mollte. ®ie ©rfolge maren mirflif fehr erfreulif. Bom<br />

erften bi« junt legten £ag maren bte einfältigen Seute voll


«©ifer, aut ber SRiffiorx SKufeen gu giehen. Sie Ktrdje mar gu<br />

Kein, um bie fromme 3Jtenge gu faffen, bie bon affeu fünften<br />

ber Jnfel um ben Sßreit taufenbertei Ctyfer, trofe ber ©dhmierigfeiten<br />

bet Sßeget u. f. m., ^erbeietlte. Sie SUtiffion bauerte<br />

triergehn £age. Kein ©inniger in Hampu^enta unb Umgehung<br />

btteb bon ber Beizte fern; unb Stile maren burd) einige £age<br />

bei ben frommen Uebungen ber 3Jitffion gugegen.<br />

2lm 1. 9ftai feierten bie Herren Saume unb Sopeg boH<br />

greube nach ßat Patmat gurüd;, mo Herr Selgabo fidj fd^on<br />

mit ben -äftttbrübem bereinigt hatte, um fie gu empfahgen<br />

nnb ihnen feine greube unb 3 u f r^benheit autjubrütJen.<br />

(gortfefcung folgt.)<br />

Annale« LX. 32


protnrt3 £omf>ctr6ei<br />

gitte ^äföfe an* bem inneren ^etninat von g$teti.<br />

CErbattitäje iBentjertantgeit bzx 5>'£mmart(ien mit «Stubenteu tum Giriert<br />

über tat Clextker tfasaritg föameüa;geptorben tn ®uriit<br />

am 27. ODjctjobßr 1898.<br />

Sagarus ^ameHa mar auS einer fetyr d^riftlid^en gamilie<br />

in bem Meinen Dorf Borgoretto in ber Diöcefe 2llbenga an<br />

ber Mfte oon ©enua am 28. ^uni' 1872 geboren, ©ein<br />

Bater tyiefcSotyamt, feine 9Jlutter 3Jlaria $ili$ri. ©r ftanb<br />

im neungetynten ßebenSjatyre, als er (am 2. Dftober 1890) in<br />

bie ©ongregation ber 5Jliffion eintrat; aber fein giemlicty<br />

f


483<br />

Seele war; mit uns, feinen 3KitfGütern mar er einfältig, aber<br />

auch fing unb umficfytig, mie eS unfere beil. Siegeln verlangen,<br />

unb er vetfchmieg Sittel, was nidht nüfelich war, gu offenbaren;<br />

aber gegen feine Dbem tannte.ev feine anbere Klugheit, als<br />

fie gang offen in feinem £ergen lefen gu laffen. @r ^atte baS<br />

väterliche &auS mit feiner vielgeliebten (Kongregation ver=<br />

taufet, unb in feinen Dbern fanb er auch teidjt Bater unb<br />

9Jlutter wieber; mit ihnen war er wie ein gutes Äütb voll etn=<br />

fältigen Vertrauens unb finblicher Eingebung; fein reines 2luge<br />

unb feine von jebem SSerbacht freie ©eele fah an -Jtiemanb<br />

etwas SöfeS, unb er mitfete nicht, was murren fei.<br />

©eine Qemtltl) hatte wohl ben ©harafter eines ÄinbeS,<br />

baS fich unt nichts anbereS fümntert, als feinen ©Itern gu ge*<br />

fallen. @r liebte feine Sßflidht unb erfüllte fie, meil ©ott es<br />

fo wollte, unb wenig tag ihm baran, ob ihm Sob ober Säbel<br />

gu Sheil mürbe, SDagu verbarg fidh feine ®emuth felbft,<br />

fo bafe mir nidht viel barüber fagen fönnen; er mar ängftlich<br />

beforgt, fte gu verbergen, felbft vor feinen eigenen Singen, unb<br />

mit einer heiligen BerfteHung bebedte er fie mit bem -Stautet<br />

beS gemetnfdhaftlidhen SebenS. $n ber Shat floh er mit aller<br />

Sorge jebe ©onbertidhfeit, unb fuchte überall unbemerft ju<br />

bleiben, gebocb geigte fiel; feine Sugenb bei fonftigen taufenb<br />

unb taufenb ©elegenheiten mit unS, feinen 3Jiitbrübern; er<br />

war immer nachgiebig, gefällig unb voll herzlicher Achtung;<br />

wenn einige verlefeenbe SBorte ober anbere Beteibigungen ihn<br />

trafen, fenfte er baS ^aupt wie ein ©dhulbiger, würbe roth<br />

vor Befchäntung, aber bemahrte immer eine ungerftörbare SRuhe,<br />

ein liebenSWürbigeS Sädheln unb ein bemiithigeS ©^weigern<br />

SDer Beleibiger ober aufgeregte -Dütbruber war befehatb auch<br />

gleich befäuftigt, bereute feine Shat unb fam balb, um ihn um<br />

Beraeihung gu bitten gum grofeen ©rftaunen unfereS theuren SWit<br />

bruberS, ber fidh &ei folgen ©elegenheiten alles Unrecht gufchob.<br />

S)ie Sanftmutl) befafe er int gleiten 3Jtafee wie bie<br />

fchöne ©tnfalt, unb burch biefe beiben Sugenben unb beren<br />

beftätbige Uebung würbe er wie eine Saube ohne 2lrg unb<br />

32*


484<br />

ohne ©ade. Sie ©anftmuth feiner ©eele geigte fif tn feinem<br />

gangen Steueren unb mar immer auf feinem heiteren Singe*<br />

ficht, ba« immer unveränbert ffien, au«gebrü


485 -<br />

unb na^m nur aut ©ehorfamm bie bon ben Dberu borge*<br />

fchriebenen 2lutnahmen an. Saitgfam ^infie^enb unb hm £<br />

fdhminbenb, pßte fein leibenber Suftanb ^Ken 3JUtleib ein,<br />

aber bie 9tuhe biefer abgetöbteten, nadh Seiben bürftenben<br />

©eele berleugnete ftdh widht; fein Sfatüfc mieberftrahtte immer<br />

bon jener unfdhulbigen aufrichtigen $reube, bie unt alle ent*<br />

güdfte. Bei einer ©elegenheit geigte er, ohne et gu motten/in<br />

melchem ©eift er bat Seiben annahm unb erbulbete; alt er<br />

fidh einmal mit einem feiner Bermaubten, ber ebenfallt ©tu*<br />

bent $er ©ongregation, aber im Haufe bon Surin mar, auf<br />

bemSanbe befanb, unb biefer B^rmanbte, ber ihn fdhon lange<br />

nicht mehr gefehen hatte, burdh feine beränberten ©eftdhttgiige<br />

unb feine allgemeine ©dhmädjje fehr betroffen mar, unb in einem<br />

Sone freunblichen Bormurfet gu ihm fagte: „@ie fommen nur<br />

fehr teibenb bor; menn ©ie ein menig mehr Borfidjt gebraust<br />

hätten, mären ©ie nidht fo mett gefommen." — Sa ant*<br />

mortete unfer -JJtitbruber: „2lber, ift et benn etmat ftaunent*<br />

merthet, menn ich franf bin? ©agt nidht ber Herr, baß man<br />

leiben müffe, unt in ben Hüntel gu tommen? ©ie foHten<br />

eher erftaunt fein, midh immer gefunb gu fehen." SiefeSBorte<br />

geigen unt, mie fehr er fidh bemühte, feine eigenen Seiben gu<br />

berbergen« ©r litt für feinen ©ott im feitibliäauf ben feimmel,<br />

ohne irgenb metdhet 9JMeib bon ©eite aitberer gu fudhen.<br />

©ein großer ©eeienetfev unb feine 9tätyttn\itbt ber*<br />

bienten ihm mahrhaft ben Stauten einet ©ohnet bet heiligen<br />

Bineeng, biefet 2fyoftelt ber Siebe, ©ein ©eeleneifer geigte<br />

fich in feinen SBorten unb SBerfen. ©eine Unterhaltungen be*<br />

megten )iä) gemöhntidh nur über bie berfd&iebenen SBerle ber<br />

©ongregation, befonbert über bie 3Jiifftonen unb bie Drbütanben*<br />

©Eercitien; ba mürbe er bit gur Begeiferung entflammt unb<br />

theilte bat geuer feinet ©ifert audh ben Hergen feiner 3uhörer<br />

mit. SBenit man fidh über anbere ©egenftänbe unterhielt, fanb<br />

man ihn ohne SBorte, unb SlHet an ihm geigte, baß ber 3ög*<br />

ling bet Heiligthumet, ber nadfj bem Slpoftotate ftrebt, fidh nur<br />

für bat intereffiren muß, mat einet Saget feine ebelfte 2lrbeit


486 -<br />

unb feine (Styre fein toirb; fomie au


487<br />

gut, unb mit großer ©ewiffenhaftigfeit fud)te er mit allem,<br />

was ju feinem ©ebraudje biente, redfjt fparfam untgugehen.<br />

Bei thm fanb matt nicht ben bebauernSwerthen 3fiü(f^<br />

fdhritt, mie man ihn nur gu oft bei gottgeweihten 5perfonen<br />

finbet, bie ftch, nadhbem fie alle Sieidhthümer unb Bequemtichfeiten<br />

vertaffen haben, nichtigen Singen als ©flaven überlaffen.<br />

©eine bereitwillige, grofehergige greigebigfeit geigte<br />

beutlidh, mie fein £erg bon allem Srbifdfjen loSgefdhätt mar.<br />

©r beobadhtete audh auf baS genauefte bie Regeln, betreffenb<br />

bie heilige Statut.<br />

3)as gmeite ©eliibbe, bie ettgltfdfte Sugenb ietr Sfteins<br />

Ijeit, mar bei ihm nur ber reinfte äßohtgerudh biefer Blume<br />

ber Unfdhutb, bie mit ben Sahren nur nodh ntehr herangemachfen<br />

mar. @S fcheint, bafe ber verberbliche £auch ber SBBet<br />

ihn nidht erreidht hatte, uttb bafe er bie SBelt oerliefe, ohne<br />

ihre ©efahren gu fennen unb bie Bitterfeit ihrer Säufchungen<br />

gu verfoften. SDer göttlite greunb ber ©eelen, ber unter<br />

Silien meibet, gog ihn aus ber Sßelt unb führte ihn in unfere<br />

theure ©enoffenfdhaft; aber eiferfüdhtig auf biefeS reine £erg,<br />

unb gleidhfam ungebutbig, eS batb im Gimmel gu befifeeu,<br />

Ueh ©r eS uns nur, unb nadh faum brei fahren marb er uns<br />

entriffen. ®aS ift baS glüdfelige SooS jener beborgugten unb<br />

vorherbestimmten ©eelen, nadh beneu ben Gimmel gelüftet,<br />

unb bie fo gu fagen nur im Borübergehen auf ber ©rbe leben.<br />

©ein $eI)QVfftm war ein vottfomnteuer. @r übte ben=<br />

fetben mit einer Bereitwilligfeit unb ©etehrigfeit, bie unS in<br />

Staunen festen. ©ie Befehle, bie Slbfidhten, bie Stäthe uttb<br />

SBünfdhe feiner Oberen waren ihm heilig/ unb er fam ben=<br />

fetben btinblingS nadh, auf jein SBiberftreben, noch audh<br />

auf wirftidhe ober eingebilbete ©dhwierigfeiten gu adhten, bie<br />

ihm fein eigenes Urtheil vorftellen fonnte. 3)a er wirftidj<br />

©ott in feinen Oberen fah, geigte er gegen fie eine grofee<br />

Dffenhergigfeit, unb er war in ihren Rauben wie ein gelehriges<br />

SBerfgeug, baS nidhts anbereS verlangt als vom 3JteU<br />

fter verwenbet gu werben. SDtefen vollfommenen ©eift beS


488 -<br />

©.ehorfam« geigte er auf gegen int«,feine 3JUtbrüber, inbent<br />

er fif nie meigerte, etma« gu thun, ma« man von ihm Der*<br />

taugte, menn babitrf nur feine Siegel verlebt mürbe. SHart<br />

fühlte e«, mie fein ©eift be« ©tauben« ihm in ber Sßerfon<br />

be« Befehlenben ben 8lu«brucf be« göttlif en SBillen« geigte.<br />

SBir fönnen nift umhin, etma« gu fagert von feiner<br />

Stanb^aftigleit in feinem Beruf, ber fein größter ©fa&<br />

mar. ©eine biefebegiigtifen ©efpräf e maren von einem gemiffen<br />

©ifer unb einer Ueberrebung«fraft burfbrungen, fobafe<br />

2tHe, bie il;n hörten, fühlten, mie biefe ©efinnungen auf<br />

in ihren Sergen maf mürben.<br />

9iur ein SBort von feiner ^vwuntigfeU, fo eft 'unb<br />

einfältig, unb bof gu gteifer Sät fo mittheitfam unb voll<br />

tebenbigen ©tauben«. Beim ©ebet benahm er fif beffeibert,<br />

aber nift affectirt, er mar gefammett, aber ohne fif einen<br />

3mang anguthun, fein gange« 2leufeere mar nur ber 2tü«brud:<br />

feiner inneren 3lnbaft, unb einmal in ber ©egenmart ©otte«,<br />

fonnte ihn nift« mehr abgiehen. ©ein Bertrauen auf bie<br />

mirffame 3Jlaf t be« ©ebete« mar unbegrengt unb feine Siebling«antmort<br />

in allen ©f mierigfeiten mar: „Beten mir, beten<br />

* mir!" Sa« mar auf meiften« ber 3lbffieb«grufe, menn er<br />

feine greunbe ober Befannten verliefe. Unter feinen 3lnbaf ten<br />

nahm bie ätnbaft gur fefigften Jungfrau einen gang befonbereu<br />

3iang ein; feine Unffulb mufete ihn ja biefer unbeflecften<br />

äftutter fo theuer maf en! Sffienn er von ihr fpraf ,<br />

that er e« mit einer grofeeu ßättliffeit unb einem gang finb^<br />

lifen Bertrauen; bei jeber ©elegenheit nahm er gu ihr ferne<br />

Suftuft, er betete gerne gu fr, unb menn er e« fun fönnte,<br />

fuf te er al« Styoftel bie Anbaf t ju il;r gu verbreiten.<br />

©eine grofee ftiegeltreueenbtif mar mie ein ©f ufemall<br />

für alle feine anberen Tugenben. ©egen aHe Siegeln hatte er<br />

eine grofee ©hrfurf t, unb beobaf tete fie mit emfiger ©enauigfeit;<br />

er hätte fif ein ©emiffen barau« gemaft, oljneSioth jtt<br />

reben ober bie Slugen ju erheben gu 3eiten unb an Drten,<br />

mo mau biefetben beff eiben gefenft hatten foH. Beim erften


489<br />

©lodfenfchtage madjte er fidh auf ben SQBcg, um borten gu<br />

ge^en, mohin ber ©ehorfam ihn rief.<br />

@r mar für unt nidht bloß bat Borbilb ber ©emina*<br />

rifien, fonbern audh bat Sßorbitb ber ©tubenten. Bei biefen<br />

teueren berbtieb er nur fedfjt SKonate, mat aber fdhon genug<br />

mar, ihnen bie fdjönften unb erbautidhften Beifpiele gu hinter*<br />

tdffen. ©eine Siebe gum ©tubium mar für ihn eine heilige<br />

Seibenfdhaft gemorben; fein gleiß, fein ©ifer unb feine ©e*<br />

nauigfeit ließen nie nach. SDie grömmigfeit unb Slnbacht<br />

hielten in ihm immer gteidhen ©dhritt nüt bem ©tubium.<br />

©echt ober fieben SRonate bor fernem Sobe nötigten<br />

ihn bie gortf dritte feiner Kranfheit, bie ihn aHmählidh auf*<br />

gebrte, gu boltftänbiger Stühe; mat unt. bann am tneiften an<br />

ihnt erbaute, mar feine unbefiegbare ©ebulb, unb feine Heiter*<br />

feit, metdhe fidh audh bei bem ©ebanfen nidht berleugnete, baß<br />

er fo fdhneU ein Seben enben follte, bat er erft angefangen<br />

hatte, unb bat ihn mit einer fo großen greube erfüllte. \8u*<br />

erft glaubte er fich gmar nidht bem Sobe fo nahe; aber mir<br />

miffen, baß er fidh rücfhalttlot in ben SBitten ©ottet ergab,<br />

unb baß er für bat Seben ebenfo gteidhgiltig mar, mie für<br />

ben Sob. Sitte, bie ihn mährenb feiner Kranfheit befudhten,<br />

maren gerührt bon feiner ©ebulb, greunbtichfeit, ©infatt unb<br />

Dffenhergigfeit; auf Stile ntadhte er ben ©inbrud; einet £ei*<br />

Itgen. Stnmer lädhelnb unb bartfbar für bie geringften Sienft*"<br />

teiftungen, beftagte er fich nie über feine ©djmergen, unb menn<br />

man ihm SDtitleib begeigen mollte, antmortete er fanft, mat er<br />

leibe, fei nidhtt im Bergleidh mit bem, mat ^efut aut Siebe<br />

gu unt erbulben mollte. ©inige. Sage bor feinem frommen<br />

Sobe fuchte ihn ber ihm beiftehenbe 3Kiffionär gu bemegeit,<br />

freimittig bat Opfer feinet Sebent ju bringen, inbem er ihm<br />

fagte, eine folche Strt ermerbe unt nach bem heiligen Sllphont<br />

ein unenbiidhet Berbienft in ben Singen bet lieben ©ottet.<br />

Bei biefer Slufforberung fammelte ber ^ängling alle nod;<br />

übrigen Kräfte unb antmortete: „3a, idh toi® Opfer<br />

meinet Sebent bringen; idh toiß et; idh milt et." Unb bon


490<br />

biefer an M3 gu feinem legten 2lugenbli


proinn3 Portugal<br />

Brief 6es ZTCiffionspriefters f}errn 2tleyart6er


492 -<br />

Siefe« neue &au« lunrfee ant 4. Januar feierlif er*<br />

öffnet. Mehrere geitungen: „Sie Blume be« Tamaga", ba«<br />

„Blatt von gelgtteira«", „Sie Sßrovinj", ber „£anbel von<br />

gJorto", „Sa« SBort" unb ba« „Sahrhunbert", von benen legiere«<br />

Blatt in Siffabon be« Slericali«mu« nift verbäftig ift,<br />

braften bie Beffreibung biefer geiertiffeit. Jlafbem bie<br />

Seitung „Sa« Sßort" 'bie Sßohlth aten be« ©hriftenthume« ge*<br />

priefen hat, beffen ©inftufe fif auf fo verffiebenartige SBeife<br />

geigt, unb ba« allein burf Dpfer unb ©elbftverläugmmg<br />

belbenmüf ige Seelen hervorbringen fann, fährt e« bann fort:<br />

,,3Ba« hat ba« ©hriflenthum nift gethan burf einen heiligen<br />

Binceng von ^aul, melf er in feiner ßinbheit ein &irt, bann<br />

ein ©clave in Tuni«, gulefet ber Stifter ber barmhergigen<br />

©fmeftern unb ber 3Jtiffion«priefter mürbe! Unb mieviet hat<br />

nift bie ©ongregation ber 3Jiiffion ffon gemirft? SERit ihrem<br />

33?utterhau« in ^art« hat fie ftf über bie gange SBelt ver~<br />

breitet unb beginnt auf mieber in unfer theure« Baterlanb<br />

Portugal gurütfgufehren, mo fie bie ©hre ©otte« förbert, burf<br />

bie ©rünbung von ®rgiehung«häufern, mo bie portugiefiffe<br />

Sugenb mit einer griinblifen Bilbuitg auf bie forgfältigfie<br />

ntoraliffe unb religiöfe ©rgiehung empfängt. Serfelben 3lrt<br />

ift unb mirb auf ba« neue £au« ber Sagariften fein, beffen<br />

©röffnung tu allen Slnmefenben bie angenehmften ©iitbrüde<br />

hinterlaffen hat."<br />

3u ber That, unt 8 Uhr ant genannten Tage fam von<br />

gelgueira« mit gähne unb 3Jtufif ba« ©ollegium von ©anta<br />

Duiteria, melfe« von beut guten Gerrit grague«, einem Sanb«*<br />

mann unfere« heiligen ©tifter« fo trefflif geleitet mirb. Sa«<br />

©pllegium von ©an ©on9alo mar fm, geführt vom ©uperior<br />

Souifon unb vom Gerrit Bifitator au« Siffabon, entgegenge*<br />

fommen. Ser gange 3ug,. begleitet von ben hervorragenbften<br />

Sßerfönliffeiten ber ©tabt, begab fif in bie herrlife Äirfe<br />

von ©an ©ongalo, mo unfer feurer SUUtbruber £err ©ouga<br />

bie heilige 3Kefe für alle SBohlthäter ber neuen Anftalt la«.<br />

SRaf ber heil.3Keffe begab man fif unter 3Kufif unb pUer*


fdhüfferi in bat neue ©ollegiutu, mo gur Bemillfommuug<br />

Blumensträuße angeboten unb 3?eben gehalten mürben.<br />

2lm 2lbenb fanb eine miffenfdhaftliche unb mufifali|dhe<br />

©i^ung ftatt, an melier über 250 ber herborragenbften Per*<br />

fönen ber ©tabt teilnahmen. Herr 9Jtiel, ber Bifitator ber<br />

Probing, führte ben Borftfe; an feiner ©eite faß Herr ßouifon,<br />

©uperior bet Häufet, ber SRidhter, ber Stellvertreter bet fönig*<br />

liehen proeuratort, ber Untetpräfect u. f. m. Sie Zöglinge<br />

bon ©auta Duiteria begannen bie ©ifeung mit einem frönen<br />

mufifalifdhen ©tiidf, unb bat Kollegium ©an ©omjalo gab<br />

eine fehr gelungene Borftellung. Siefet Keine fjeft hat einen<br />

fehr guten ©inbrud: hervorgebracht, unb menn ber Herr feinen<br />

©egen bagu gibt, mirb et für bat Haut ben Anfang einer<br />

fehr erfolgreichen SBirlfamfeit begegnen.<br />

gdj fann biefen ohnehin fdhon langen Brief nicht f (fließen,<br />

ohne etmat über bat geft gu fagen, bat in Portugal bei ©e*<br />

legenheit bet 700. gahrettaget ber ©eburt bet heil. Slntoniut<br />

bon pabua gefeiert mürbe. Sat geft mar fehr glängenb unb<br />

bauerte einen gangen 2)ionat. ©in internationaler Kongreß<br />

tagte eine SBodje lang in Siffabon unter bent Borfifee bet<br />

©arbinalpatriardhen; auch ber apoftottfdje ^untiut unb atte<br />

Btfdjöfe portugalt, bie nidfjt burdh Kranfheit berhinbert maren,<br />

nahmen baran Sheit.<br />

Unter ihnen erhoben fidh äÄänner, meldhe mit großer Be*<br />

rebfatnfeit für bie ©iutradht unter ben Katholifen unb für bie<br />

SRüdffehr ber ©ongregationen nach Portugal f:prad)en. 3lber<br />

ber Seufel, mißgüuftig gegen bat biete ©ute, bat in biefen<br />

Sagen gefdijah, fonnte nicht gufehen, baß bat geft in 9luhe<br />

abginge. Freimaurer, ©ocialiften, Slnardhiften, berbanben fidh,<br />

um mährenb ber großen proceffion am 1. guli eine große<br />

Bermirrung gu berttrfachett. 3n einem gegebenen 2lugenbli


496 -<br />

©litdli^er maren mir in ber Jßräfectur $ient


497<br />

gang -DierfwürbigeS; aber bte Dbrigfeit war bavon bettad^<br />

ridfjtigt worben, eine Schaar ©olbaten bilbete eine SBadjje, ttnb<br />

fo nahmen fie von ihrer neuen Stuft alt Beftfc.<br />

Um fidh befannt gu machen, empfingen fie am nädhften<br />

Sage Äranfe, unb balb war eine foldhe SDtenge ba, bafe fie<br />

faft ©dhranfen unb Shore ber proviforifd^en 2Bohnung gefyreugt<br />

hätten.<br />

SDaS ift in meinen Slugen ein wichtige« ©reignife; bie<br />

Bevßlferung hat feine gurdht unb feinen SBiberWitlen gegen<br />

unfere guten ©dhweftern, obwohl fie gang unbefannt finb.<br />

Unfere ©dhweftern waren gang erftaunt über , ben wohl-<br />

Wollenben ©tmpfang bon ©eiten ber Bevötferung; ebenfo, als<br />

fie am Slbenbe ausgingen, um ihr ©igenthum gu befidhtigen,<br />

waren fie fehr erbaut von bem ehrfurchtsvollen ©Zweigen ber<br />

SRenge, bie ihr folgte; höd^ftenS ^örte man biefe SBorte: tso<br />

hao seu, „fie thün gute äBerfe."<br />

Unfere ©dhweftern haben fdjou einige ©inridhtungSftücfe<br />

bagetaffen, unb hoffen, ftch m( § *>en ©jercitien im Sluguft unb<br />

September bort bauernb niebergulaffen.<br />

Um baS gu thun, hofft bie Sdhwefter Bifüatorin, bafe ber<br />

liebe ©ott Sie, mein hod;geehrter Bater, in ben Stanb fefeen<br />

werbe, noch einige Schweftern in biefeS arme ©hina gu fchiden,<br />

baS ber liebe ©ott, wie eS fdheint, aus feinem Schlafe aufwedfen<br />

wiH.<br />

3n ber Siebe 3efu unb fetner unbeftecften SJlutter u. f. w.<br />

g. Sauberdhairi,<br />

i. s. c. m.<br />

Ritualen LX. 33


498<br />

ttßer bie piflwtte»<br />

von flerrtt -jBßttjewbourg, ©eneralpmurator ber (ftottgregatfon.<br />

1894,<br />

(gortfefcung.)<br />

1. &nft*lUn tat* Piffumiiv**<br />

Curmiai): 8 SRifftonäre; 3 Briiber; ©eminarien; ©fulen;<br />

SDftffionen; ®rucferet u. f. m.<br />

Sn biefem «gaufe refibirt Sttfgr. aJlontetp, 1 ) ber apofto^<br />

Itffe Delegat, ©eitbetu er an ber ©pifee ber 9Jtiffion fte^t,<br />

bat er fif bemüht, in biefer SReftbenj bie mif tigften Anftalten<br />

ju vereinigen, ©ie finb in einem fotfen $uftanbe, f( e<br />

in nift« ben Anftalten ber Sßroteftanten, bie fif in unferer<br />

•illäfje angefiebett fyaben, naf ftehen. berfetben Abfift, um<br />

bem ©tauben Verbreitung unb ©eltuug ju oerff äffen, tjmt er<br />

auf in ben 3eitungen naf irgenb einem faf otiff eit Arjte ge*<br />

forfft, ber fif in ^erften niebertaffen moltte; gemife fönnte<br />

bie -ätttffion feine Bufituft nift fif er ftetten, aber fie mürbe<br />

menigften« viel baju beitragen, unt at« Arjt ju ben t;öfftge=<br />

ftettten gantilten unb felbft ju einigen -Btitgtiebern ber faifer*<br />

lif eit gamilie ©ingang ju oerff äffen.<br />

Bon ßät ju h a * ntait oieUeift in beit gdttmgen<br />

gemiffe fürje, tafoniff e Telegramme getefen, bafe bie ff i«ma=<br />

tiffen Armenier mehrere Berbrefeit gegen bie $athotifen begangen<br />

hätten, j. B. ben -JJtorb an bem ©uperior ber ^atre«<br />

•ättefitariften. ©otfe Tfyatfafen finb leibet nift fo aHein=<br />

ftel;enb, mie man e« naf ben Seitungen glauben fönnte. SDte<br />

Klugheit oerlangt, bafe man barüber ff meige.<br />

3u ieber 3 e^ tow man überzeugt, bafe Siufelattb ben<br />

Sßlan ^ge, fif ^erften« ju bemäf tigen. Borau«fif t biefer<br />

') 2)er t)od)iüürbigfte ©r§bifd)of hat feitbem bie 9fleftben§ nad)<br />

£el)eran Dertegt.


499<br />

©reigniffe Oermanbteu unfere SUtttbrüber oon allem Slnfang an<br />

ityre ganje Sorgfalt barauf, einen eintyeimifctyen ©leruS tyeran*<br />

jujietyen, ber ernft feinen BerufSpflichteu jugettyan, unb im<br />

•Kotyfaffe fogar ju bem Sßartertobe bereit märe. bin eSber<br />

Sßatyrtyeit fctyulbig, ju fagen, ba£ metyrere aus bem ©emi*<br />

nare tyeroorgegangene^riefter in ber SCtyat bie großen auf fie<br />

gefefcten Hoffnungen nid^t getäufdf)t tyaben. ©inige finb in<br />

unfere ©ongregation eingetreten; ein foldjeS Beispiel ift fem<br />

Bebjan, melier burch bie Verausgabe oon (tyalbäifctyen SBerfen<br />

3ur Bematyrung beS fattyolifctyen ©laubenS unter feinen Saubs*<br />

teuten fetyr oiet mirft unb nocty ferner mirfen mirb.<br />

3Bel(tye Prüfungen aucty immer ben^irctyeit biefeS SaitbeS<br />

in ber Suftwft beoorftetyen, unfere 9)iitbrüber mactyen fi(ty mo<br />

möglich mit einem noch größeren ©ifer baran, bie $riefter<br />

unb ©tyriften in ityrer religiöfen Ueberjeugung ju beftärfen<br />

unb bie 3^ btx Kattyolifen jtt oerntetyren. 3u biefem 3mecfe<br />

tyaben fie eine Slrt Slormalfdtyule gegrünbet; barin merben bie<br />

jungen Setyrer tyerangebilbet,melctye einft bie über tyunbert<br />

jätylenben SDorffctyulen in ber ©bene oon Durmiaty oerfetyetx<br />

fotten. BiStyer tyabenbie befriebigenbften SRefuttate ben g(ei&<br />

nnferer -SUtbrüber belotynt; biefe jungen Setyrer finb fetyr be=<br />

liebt, mie eS fdjeint, erfüllen oollfommen ityre Pflichten unb<br />

3'ietyen jur Berjmeiflung ber $Proteftanten faft alle Kinber ber<br />

fattyolifctyen unb fctyiSmatifctyen gamilieit an fich.<br />

3 ^riefter; 2 Brüber.<br />

SDie ©tabt unb Umgebung gätylen über 3000 dfjalbäifctye<br />

^attyolilen. Siefen gu prebtgen, $atectyiSntuSunterri


500<br />

©chutunterridht ffls Knaben, ©otteSbienfi für bie europätf^ett<br />

©olonieit in ber ©tabt, bie geiftlidhe ©orge für bie ätoei Käufer<br />

ber ©dhmeftern unb bie retigiöfe ©rgiehung ber ben ©djmefterrt<br />

anvertrauten Einher.<br />

& gUtptalten bavml}tvfi#m<br />

Outmiafj: 8 ©cbtoeftern; 333aifenbauS; Slftyt unb auswärtige<br />

©dbute in ber ©tabt; 7 ®orffcbulen; Verberge, Slrmenapotbefe,<br />

36,000 Irnte aufgenommen unb gepflegt mürben; Befucbe in ben<br />

Käufern; fteineS^ofpitat; ^atecbiSmuSunterricht für grauen in ben<br />

gabtreicben Dörfern; „©djticbtung von ©treitigleiten gmifchen ben<br />

grauen."<br />

S)ie tteberfichtbiefer SBerfe geigt, melche mistige ©ienfte<br />

bie ©chmeftern in biefem Sanbe ber Religion leiften.<br />

fonnte leidht in intereffante örtlid^e ©injelnheiten eingeben, aber<br />

idh ioitt mich an ben Beridfjt ber Oberin hatten, ber am beftett.<br />

baS ©ute, baS gesehen ift, unb bie bringenbften Bebürfniffe<br />

bartegt: „SDaS £auS ber ©dhweftern," fo fchreibt fie, „liegt<br />

int chriftticheu ©tabtviertet, am äufeerften @nbe ber burchauS<br />

mufelntünnifdhen ©tabt; unfer ©gternat fann atfo nidht mehr<br />

©dhüter haben, als bie Einher ber dhriftlichen Bevötferung,.<br />

bie aber jeben %aq ambächft.<br />

SBaS baS Internat betrifft, verhält fid; bie ©adhe anberS;<br />

in ber ©berte von Ourmiah liegen mehr als fechjtg Sörfer,.<br />

bie von -Jleftorianern, 3lrmeniern unb katholifen bemohnt finb.<br />

Söir haben bei uns kinber biefer verriebenen Nationen; es<br />

finb meift vermaifte ober ausgefegte SUJäbdhen, ober auch kinber<br />

attS guten gamitien, bie fpäter einmal fehr viel ©uteS mirfeir<br />

fönnen. SDiefeS SBerf ift ml)l fehr anzuempfehlen, aber eS<br />

verlangt audh bte mei'ften äluSlagett für Nahrung unb Unter=<br />

halt, £ier fann man fetne 2lrbeit finben, um bie SluSgaben<br />

theitoeife aufzubringen. SBenn bie kinber nidht in ber ©dhule<br />

finb, befdhäftigen fie fidh mit blähen, SBafdhen, Bügeln, mit<br />

ber Seinenmäfdhe, mit ber kleibung für bie s Mffionäre unb<br />

bie Sögtinge unb mit ber Äirdhenmäfche.


501<br />

„Sie Slrmenapothefe, bie Befuche in ben Häufern füib<br />

nidht fo foftfpielig; unb mir erleben babei mehr greube, bot<br />

mir eine große Saht bon ©ngeltt in ben Himmel fchtcfen<br />

•fönnen, jebet 3al;r finb bie ©dhmeftern fo glüdflidh, über<br />

500 Kinber taufen gu fönnen.<br />

„Sat 2l|>l ift fehr befugt; et ift hier etmat gang Dienet,<br />

unb menn bie hohen Sßerfönltdhfeiten auf Befudh fommen, finb<br />

fie gang erftaunt, biefe Meinen Kinber frangöfifch fpredhen unb<br />

fingen gu hören.<br />

„Sa bat Hofpitat nicht funbirt ift, fönnen mir megen<br />

unferer fehr geringen bittet nidjt biete Kranfe aufnehmen.<br />

„Siefet $ahr berfudhten mir, einen Sheit unferet alten<br />

Raufet, bat fchon in Srümmer fiel, mieber aufgubaüen, aber<br />

faum rührten mir bie Stauern an, fo mürbe bat noch übrige<br />

'©ebäube ebenfallt erfchüttert. 3Jtan fann bie entftehenbeu<br />

©prünge nicht anfehen, ohne barüber gu erfdjrecfen, metdh<br />

großen ©chabeit unt bie SRegengeit berurfadhen fann. 2Bat<br />

th«n? 3Bir brandeten fehr nothmenbig eine außerorbentlidhe<br />

-Hilfe für bie Reparaturen bet fommenben Sahret; fonft fönnen<br />

mir bernünftiger SBeife nicht fortfahren, in unferm Haufe gu<br />

mohnen.<br />

„3Jlir liegt et audh fehr am Hetzen, in ben bebeutenbften<br />

Sörfern ©chulen gu errichten. Slber adh, unfere Hilfsmittel<br />

•geftatten mir bat nidht; unb bodj foftet jebe ©dhule nur<br />

'60 granfen im Surdhfdhnitt. SBenn idh bereu fünf erridhten<br />

taffe, fo haben mentgftent gehn anbere Drte batfelbe Bebürf*<br />

"niß. ©chon unterhatten bort bie anglieanifdhen Siaeoniffen,<br />

bie reidher ftnb alt mir, mehrere ©d&ullehrerinnen, um ben<br />

Srrthum autguftreuen; unfere ©chulen mürben fidher bett Bor*<br />

gug erhatten; aber et ift mir megen ber materiellen 9ioth un*<br />

möglich, biefen meinen Hergentmunfdh gu erfüllen."<br />

Siljodrotm: 7 ©chmeftern; externe ©dhuten für SWäbdhen unb<br />

Knaben; 933aifenhaut; Slrmenapothefe; Sefudhe in ben Käufern.<br />

Sie barmhergigen ©chmeftern mirfen ^ier mie in Dur*<br />

miah fehr biet ©utet; ohne ihre ©egenmart mären bie $rote*


502 -<br />

ftanten bie unbefiritteneit Herren von Äbo«rova. Bor ihrer<br />

Anfunft fonnten ftf bie 9Rifjtonfire megen ber hier herrffenben<br />

©Ute nift mit bem Unterrifte ber grauen abgeben.<br />

£eute geniefeen bie von ben ©fmeftern erlogenen SKäbfen<br />

nift blofe Unterrif t, foitbern fie^beftärfen auf fre gantiüeu<br />

im heiligen ©tauben unb meifeu mit bemunberuitg«mürbigent<br />

©ifer bie Sumuthungen ber Sproteftanten jurfttf. Sie im<br />

äBaifenhau« aufgenommenen 9)iäbf en gehören meift ber neftorianiffen<br />

ober armeniff en ©ecte an; ba merben fie gum<br />

tholici«mu« geführt; mehrere von ihnen mären in ben £arem<br />

eine« reifen 3Jto«lim gefontnten, menn fie nift bei ben ©fmeftern<br />

Aufnahme gefunben hätten.<br />

3m SBaifenhaufe von $hoSrova erhatten fie neben bem<br />

Unterrifte im ©tauben auf Unterrift im blähen, $ofen u. f. to.,<br />

um au« ihnen gute £au«frauen gu maf en. SBenn fie fif<br />

bann an einige gute ©hriften be« Sorfe« verheiraten, laffen<br />

fie fif gerne unb für bie geringfte Belohnung bagu herbei, in<br />

ihrem Sorfe ba« Amt einer ©fuHehrerin gu übernehmen.<br />

Sie anberen Anftatten, mie bie Armenapothefe, bie Befufe<br />

in ben Käufern it. f. m. mirfen fehr viel ©ute«; ber Langel<br />

an 3JKttetn ift ba« einzige £iitbewife, nof mehr gu thun.<br />

Aufeerbent, bafe bie ©fmeftern in ben beiben Säufern<br />

von Durmiah unb $h°3rova bamit beff äftigt finb, bie armen<br />

^afotifen in ihrem ©tauben gu beftärfen, bemühen fie fif<br />

auf eifrig, bie 9leftorianer unb Armenier von ihrer £ärefie<br />

gu befehren; if mufe fagen, bafe ihre mitbthätige unb auf=<br />

opfernbe SBirffamfeit bem fathotiffen ©tauben mirftif viele<br />

©eelen geminnt, befonber« unter ben grauen, auf melfe bie<br />

3Jliffionäre faft gar nift« einmirJen fönnen.<br />

£ef)er


503<br />

©chmeftern anfehnlidher mären. 3>dh erlaube mir beigufügeit,<br />

baß bie SDitffion in Sßerfien feine anbere Unterfinning er*<br />

hält, alt mat ihr bat SBerf ber ©laubentberbreitung gu*<br />

fommen läßt.<br />

Ueberau, #aut beim Satbine^Sborc: 5 ©dhmeftern; ©dhulen<br />

für Knaben unb SDJäbcben; 2lrbeittfd&ule; Slrmenapothefe.<br />

Siefet Haut mürbe befonbert für bie Slrmenter errietet;<br />

et liegt in il;tem ©tabtbiertel unb mirft unter ihnen<br />

fehr biel ©utet. Sie fdjitmatifcfyen 3lrmenier finb reidh,<br />

haben ©dhulen gegrünbet, unterftüfeen ihre Sanbtleute fo reiflich<br />

alt möglich; bat mar eine große ©efahr für ben ©tau*<br />

ben ber Katholifen, bie im 3Wgemeinen fehr arm finb. 3lußer<br />

ben fdhitmatifchen machen bie 3JHffionäre ber englifdhen Hoch*<br />

firche unerhörte Slnftrertgungen, um bie Armenier an fidh ju<br />

Riehen; unfere ©dhmeftern halten muthig in biefem Kampfe<br />

aut; aber ihr Vertrauen muß gehoben merben, benn bie ihnen<br />

gu ©ebote ftehenben aWittel finb burdfjaut nidht int Berhältniß<br />

mit bem 3ietchthunt ihrer ©egner; aber mat liegt baran?<br />

©ott fegnet fie in ihrer Strmuth; et gelingt ihnen, ben ©lau*<br />

ben in beit fatholifdjen 2lrmeniern gu bemahren unb jebet<br />

$ahr jählen fie einige (Eroberungen unter ben ©chitmatifew.<br />

Bebor ich nun biefen Bericht f fließe, geftatten ©te,<br />

meine Herren, baß idh 3hneu bon Beuern für bie großmütigen<br />

Unterftüfcungen banfe, bie ©ie ben Slnftatten ber SJtijfionäre<br />

unb ber barmhergigen ©cbmeftem in bett autmärtigen 3JUffionen<br />

haben gu Sheil merben laffen. Söir hoffen, baß bie Sefung<br />

biefet iiberfidhttidhen Beriftet über ihre apoftotiffen Arbeiten<br />

Shnen eine greube ntadheti mirb; ©ie merben übergeugt fein,<br />

baß bie Opfer, bie ©te fidh &it SU biefem Sage gu ©un*<br />

ften biefer -äfliffion auferlegt haben, nidht unfruchtbar ge*<br />

blieben ftnb.<br />

— • • < > • • —


21 m e r i f a<br />

^etehugte Staaten.<br />

Eröffnung be* neuen $


505<br />

cetebrirte ber hodhtoürbigfte ©rzbtfdhbf, umgeben von einem<br />

gtänjenben ©efolge ein Sßontificatamt. BefonberS erregten bie<br />

©efättge unb bie 3Kuftf allgemeine Bemunberung. 9ladh ber<br />

heiligen SUtefe befidjtigte man bie Slnftalt; bann verfammelten<br />

fidh bent ^odhmürbigften (Srjbifdhof viele Sßriefter, DrbenS=<br />

teute unb viele herborragenbe Säten, barunter viele Sßroteftam<br />

ten ju einem geftmahle. SDabei maren audh jugegen bte Herren<br />

Superioren unb mehrere 9Ritbrftber unferer jmei Käufer in<br />

Sain^SoutS, fomie auch £err Sennon, SDirector ber barm*<br />

bergigen Schmeftent in ben Bereinigten Staaten.'<br />

leben beß |od)iutirtig|tm Pfgr. Mjann plana @bin<br />

aus (Te (longvegatioaefee jflißion,<br />

OBribtrdtröf -öoit ffleu-GDrieans-1800—1870.<br />

ason<br />

JlBBe Jßotxt}.<br />

(gortfe^ung. 1 )<br />

IV. gapitet.<br />

Beruf 3um IHifftottär. — IHfgr. Dubourg itt £yon. — Srtef an feinen<br />

Dater itnb feine ITCutter. — Brief an feine Scfytoefter Benebtcta.<br />

Sie geilen, bie mir im vorigen kapitet aus bem an feine<br />

Sdhtoefter gerichteten Brief angeführt haben (morin er fie ermahnt,<br />

ihren ©ebanfen an ein klöfter aufzugeben, unb ©Ott<br />

in ber SEBet auf vottfontntene SBeife ju bienen), bezeugt, mie<br />

bie Seele unfereS Seminariften bereit mar, ©ott in allem ju<br />

bienen. ©ott ^atte it;n zur ©nabe beS SpriefterthuntS berufeu,<br />

fein Beruf mar offenbar, unb baS Subbiaconat hatte ihm eine<br />

bauernbe Pflicht auferlegt, bie feinen innigften Steigungen ganz<br />

entfpradh. ©äS mar aber nodh nidht genug; feine Neigung<br />

jur Kongregation ber SRifjton töurbe unmiberftehlidh. SDaS<br />

geigte ftdh bei fotgenber ©etegenheit. 2Jtfgr. ®übourg, einer<br />

•') (Siehe 3. §cft, ©eite 399.


506<br />

ber Sßriejler, melfe fre Berbannung mähvenb ber frangöfiff en<br />

Sievolution bagu benüfcten, um in ben Bereinigten ©taaten<br />

ba« ©vangelium gu verfiinben, mar gum Biffof von Sleu^<br />

Drlean« ernannt unb im Qahre 1815 in Sloni confecrirt mor*<br />

ben. 3m $abre 1816 hatte er fif in Styon aufgehalten, ba«<br />

mit Sief t ba« Siom granfreif « heilst.<br />

©eine Berif te über bie fo beflagen«merthe religiöfe Sage<br />

in ben Bereinigten ©taaten hatten auf bie £ergen ©inbrucf<br />

gemaft. 3n ber ©tabt hatte er ben ©ifer gemecft, unb bei<br />

ber regelmäßigen Bermaltung be« SBerfe« ber ©lauben«ver*<br />

breitung mar fein ©influjs nift ohne ©rfolg geblieben. 3ttan<br />

hatte fif lebhaft mit ber Sage Souifiana'« beffäftigt, ba«<br />

gma'r für granfreif Verloren, aber bof von granfreif einft<br />

erobert morben mar. Sie barmhergigen ©fmeftern hatten<br />

reif lif e unb grojsmütbige ©penben gemaft; im ©eminart hat<br />

man nof mehr; 6—7 junge 3Witgtieber entffloffen fif gur<br />

Abreife. Unter ihnen finben mir gmei ffon befannte tarnen,<br />

nämlif £emt Blaue, ber in ©rmartung feiner Abreife unb<br />

gur Prüfung feine« Berufe« naf Ambierle geffidt morbeit<br />

mar, unb einen jungen ©lertfer au« 9ftontbrifon, £errn Sortier,<br />

ber feine ©tubien nof nift voHenbet hatte. Siefe Tanten<br />

merben in unferem Späteren Berif t nof häufig auf taufen.<br />

3Jlfgr. Subourg hinterließ im ©eminar einen fehr tiefen<br />

©inbrucf, unb bei feiner Abreife ließ er ben $eim für nof<br />

anbere Berufungen gurücf. 3n ben für ba« ©eräuff ber SBelt<br />

geffloffenen Käufern, mie e« ein ©eminar ift, fommen folfe<br />

©reigniffe feiten vor, unb menn etma« Aufjerorbentlife« ge=<br />

ffieht, mie e« ber Aufenthalt eine« amerifauiffen Biffof«<br />

ift, fo bilbet ba« Sahre lang ben ©egenftanb ber ©efpräfe<br />

unb Briefe. 3m 3ah*e 1822 mar SUlfgr. Subourg abermal«<br />

naf ©uropa gefommen. ©r fani burf Belgien, Defterreif,<br />

Italien, granfreif unb enblif mieber naf Styon, um ba viele<br />

©eelen gu treffen, bie fif für feine SJtiffionen intereffirten,<br />

unb ba« ©eminar, ba« fif fef« 3ah*e oorber fo grofemüthig<br />

gegeigt hatte, follte fm einen neuen, foftbaren SJlafmuf«


507 -<br />

liefern, Herr Dbin füllte ficty berufen, in biefen fernen ©e^<br />

genben baS ©oangeliunt gu oerfüuben.<br />

Unter melden Umfiänben tyattebie göttliche Borfetyuug<br />

getyeimnißoott gu biefer ©eele gefproben? SQBir miffen eSnictyt<br />

genau; aber baS miffen mir, baß eS mit bem Berufe beS Herrn<br />

Dbin ernft mar. Sie ©inbilbung oermoctyte itictyts über feinen<br />

©tyarafter.<br />

©r tyatte nictyt ©tyäteaubrianb gelefen, um nacty feinem<br />

Beifpiele in ben großen Sßüften ber neuen SBelt umtyer gu<br />

irren, tyingeriffenoon ber unferer alten ©ioilifation unbefannten<br />

9tatur, unb ber magifctye SBiberfctyein, ber ber geber biefeS<br />

fchmärmerifchen ©djriftfteUerS entftrömte, tyatte ityn nictyt ^<br />

blenbet. SaS Bufamntentreffen mit H^rn Blanc im $farr*<br />

tyofe oon Slntbierle unb bie Unterrebungen, bie fein apoftolifctyer<br />

©ifer intereffant gu machen mußte, bie ©egenmart beS BruberS<br />

beS £erw Blanc int ©entiitar, ber ebenfalls ein Slpoftel merben<br />

mollte, bte gatylreidjen Briefe, bie er aus 2lmerifa ertyielt, unb<br />

bie auch öon feinen greuubeit gelefen mürben, SltteS baS mar<br />

für femwDbin eine Borbereitung. SBir motten unS nictyt<br />

meiter an ber Slußenfeite feines Berufes auftyalten, mir fütyren<br />

lieber ben Brief an, ben fem Dbin auS SßariS an feine<br />

©Itern fdjrteb. ©r tyatteßtyon oerlaffen, otyne eS gu magen,<br />

feine ©Itern in 3lmbierle gu umarmen; ber ©ctymerg über bie<br />

Trennung märe beiberfeitS groß gemefen, otyne irgenb einen<br />

Sßufcen. 2Bir erinnern unS noch, mie er im 3


508<br />

grünben. ©ie maren ber Slnfift, ich follte biefe Aufgabe über*<br />

nehmen; et ift eine große ©nabe, bie mir ber liebe ©ott ge*<br />

mährt, unb bie ich in meiner Unmiirbigfeit nie gu hoffen<br />

gemagt hätte. 3lber bie $reube, bie mir biefe Rachrift hätte<br />

bereiten foHen, mürbe balb getrübt burf bie Befürchtung, baß<br />

fie Shneu nidht angenehm fein fönnte. 3uneigung gu<br />

mir ift fo groß, baß eine Trennung bon einigen fahren ©ie<br />

bietteift betrüben unb 3hneu Kummer bereiten mirb. Silber<br />

nein, ber SBiHe ©ottet mar Sbnen immer theuer, unb ©ie<br />

erfüllten benfelben ftett mit greube. Siefer ©ebanfe gibt mir<br />

3)iuth; benn, mein theurer Bater unb meine theure SUiutter,<br />

idh habe ben Borfflag angenommen, aber nur nadh reiflicher<br />

Ueberlegung, auf ben Rath meiner ßehrer unb meinet Sireetort<br />

nafbem tch erfannt hatte, baß ich midh ber Stufgabe nidht<br />

entgiehen fönne, ohne bem SBillen ©ottet gu miberftehen. 2Benn<br />

ich bei folfen ftaren Slngeidhen bet SMent ©ottet nodh ge*<br />

magt hätte, gu ffmanfen unb gu gaubern, hätte idh ba nidht<br />

gegen 3hreu aBitten unb Sh^e SBünffe gehanbett?<br />

Unb bann, melfe traurige Sufunft flettt fich mir in 2lut*<br />

ficht! Saufenbe bon Protestanten unb ©Öfeenbienern gehen<br />

jeben 2lugenbli


511<br />

Su mirft i^nen zeigen unb begreifltdh madhen, mie idh berpflidhtet<br />

mx, ben 2lbfidhten ber göttlichen Borfehung zu folgen.<br />

„5Bie rührt ©inen ber erbarniungSmürbige 3uftanb, in<br />

bem fidh bk armen Bemohner Sämerifa'S beftnben! ber<br />

einigen SDiöcefe, mohin idh berufen bin, jählt man SMionen<br />

von ©öfeenbienern unb Sßroteftanten; jeben £ag ftürjen biefe<br />

ungtüdKidhen ©eelen in |bie £ölle, unb nur fünfzig ^ßriefter<br />

fönnen ihnen einige £ilfe bieten. 3BaS fann eine fo fleine<br />

3ahl fton Slrbeitent in einer SDiöcefe ausrichten, bie größer<br />

ift, als halb ©uropa? Unb fönnte man fattbtütig bem Untere<br />

gange biefer armen ©eelen jufehen, bie ©ott um ben SßreiS<br />

feines foftbaren Blutes erfaufen mollte? ©S finb ja Brüber,<br />

bie ju ©runbe gehen, unb man follte feine Dpfer bringen, fie<br />

ju retten? D mie fehr müffen mir bie götttidhe Borfehung<br />

preifen, bie ihre barmherzigen Säugen auf ntidh gemorfen hat,<br />

um mich zu einem fo erhabenen Sienfte ju berufen! 2Bie fehr<br />

fürdhte idh, burdh meinen geringen ©ifer in ber ©rfütlung ber<br />

göttlidhen Slbfidhten, midi; eines fo fdhönen Berufes unmürbig<br />

ju madhen! fann nidht genug bemunbem, auf melche 2lrt<br />

unb SBetfe mich ©Ott ju Sern hat gelangen laffen, maS idh<br />

fdhon lange 3eit fo fehntidhft^münfdhte. ben gerien hatte<br />

idh SM* oft meine Suft unb Steigung für ©^itta auSgebrücft,<br />

mo idh *>aS Martyrium hätte finben fönnen. Sn einem Singenblicf,<br />

mo idh «tdht mehr an biefen Sßtan bachte, ju ber Rät,<br />

mo idh gebulbig martete, bis ©ott mir feinen heitigfteu SBillen<br />

ju erfennen gebe, merbe iä) auf einmal berufen, um in £oui*<br />

fiana Geologie vorzutragen. 3)ort ermartet midh mit ©ebn=<br />

fudht ein ^eifigmäfeiger Bifdjof. ©inige ehrmürbige Miffionäre,<br />

adhtungsmerth Durch ihre langen, mühevollen Arbeiten, harren<br />

mit Ungebulb auf bie 3lnfunft neuer Arbeiter.<br />

D meine gute Benebicta, ziehen mir nicht bie ©eftthte<br />

ber 9tatur zu 3tathe, hö*en mir nicht zu viel auf bie ©timme<br />

von gleifdh unb Blut, unb meit entfernt, uns über biefe £renn=<br />

ung zu betrüben, preifen mir vielmehr bafür unferen £erm.<br />

©rinnere ©idh, mit metdher greube, mit toeldhem SKitthe ber


- 512 —<br />

^eilige 2lloiftuS oon ©ongaga bie größten Dpfer. für feinen<br />

©ott braute. 3lffe Heiligen tyabengern bem Styeuerften ent^<br />

fagt, um ityrem ©rlöfer ityre Siebe unb Hingebung gu bemeifen.<br />

BefonberS am guße beS Brenges fütylt man fich oon bem<br />

eblen 3Bunf(tye burctybrungen, einige Dpfer für einen ©ott gu<br />

bringen, ber ficty felbft gang für uns tyingeopfert tyat2Benn<br />

man baS Blut eines ©otteS in ©trömen fließen fietyt, fann<br />

man ficty ba oon ben irbifctyeit Singen angegogen fütyten, unb<br />

follte man nictyt münfctyen, taufenb Seben gu tyaben, um fie<br />

alle tyinguopfern,um bie ©tyre eines fo guten SöleifterS gu<br />

förbern? teilte gute ©chmefter, icty befctymöre Sich, unterlaffe<br />

nictyts, um ben Kummer meiner armen ©Itern gu linbern.<br />

Sröfte meinen Bater unb meine gute -Kutter."<br />

V. galtet.<br />

2(bretfe. — Wie X?err ©bin ttt ben £?afen bu fytprefonimt. — Bericht<br />

über bte Ueberfafjrt. — ZTeu*(DrI6ans. — Das £oos ber Sclat>en. —<br />

Befud? in pointe«(£onp6e. — Seminar r>ott Barrens.<br />

Herr Dbin tyattefeine ^flictyt erfüllt, er tyattemit greuben<br />

ber ©timme ©otteS getyorcht, aber fein H^g blutete noch im*<br />

mer. Bbn SßariS nach Hcrt>re beftieg er einen ^oftmageit, ber<br />

ityn an ben ©infchiffungStyafen bringen follte. 2lber balb tyatte<br />

er baS ©


513 —<br />

©ipfel be« Berge« angelangt, ben SBagen nift mehr vorfanb><br />

ber ffon ohne ihn abgefahren mar. 5Zun mafte er fif mit<br />

ebenfoviel ©ifer an'« Saufen, al« menn e« fif um fein Ber*<br />

mögen ober um fein Seben gejubelt hätte, ©r mar 22 gahre<br />

alt, unb alfo fräftig; ben SBageit fonnte er nift-mehr er*<br />

reifen. Aber naf einem ftarfen 9Jiarffe von fünf bi« fef«<br />

©tunben hatte er bie greube, menn auf halb tobt, in &avre<br />

ankommen, eine halbe ©tunbe vor Abfahrt be« erfehnteit<br />

©fiffe«, ba« ihn meit von ber £eimath in bie milben Sänber<br />

führen foHte. ©ie fehen alfo, mie bie Siebe ©otte« fit<br />

brängte, unb mie er e« nift ermarten fonnte, bie Saufbahn<br />

feine« Apoftolate« anzutreten."<br />

Sie lleberfahrt mar fehr lang unb beffmerltf; fie bauerte<br />

über jmei -Dfonate. ©ang eingenommen von ber Aufgabe, bie<br />

fn fo meit vom Baterlanbe megrief, um ben SBilben in<br />

Amerifa ba« ©vangelium gu verfiinben, gibt er in feinen<br />

Briefen einen fehr nüf ternen Berif t über feine SReifeerlebniffe.<br />

„Am 11. 3uni," fo ffrieb er an feine ©Itern, „naf einer<br />

gahrt von gmei Sülonaten unb brei Sagen, liefen mir in beit<br />

£afen von 9ieu-'Drlean« ein. Sie erften breißig Sage auf<br />

bem 3Jleere verliefen giemlif glüäflif; aber bann mürben mir<br />

eine gange SBofe hinburf von mtbrigeit SBinben hemmge*<br />

morfen. ©ine breimaltge 3BiitbftiUe hielt unfere Steife auf, unb<br />

vier bi« fünf ©türme, bie mir gu befielen hatten, bemirften,<br />

baß unfere Anfunft ein mentg fpäter erfolgte, al« man hoffen<br />

fonnte. ©« maren mit un« nof fünf ©eiftlife an Borb."<br />

3n einem Briefe an feine ©fmefter, batirt vom 14. $uli<br />

1822, gibt er einige nähere SRafriften über bte au«geftau*<br />

benen ©efahren.<br />

„Am 14. Suni/ fagt er, „fahen mir verffiebene unbe*<br />

mohnte Snfelit. 2Bk hatten fünfzehn ©fiffe um un«. Am<br />

17., al« mir bie 3>nfel Drang«*fep in ©ift hatten, fam ein<br />

heftiger ©türm, fo baß aHe Sieifenben unb fogar bie Bernau*<br />

nung voll gurft maren. Aber bie Borfehung mafte über<br />

un« mitten in ben ©efahren, bie un« von allen ©eiten be*<br />

Slnnaten LX. 34


- 514 —<br />

breiten. Slnt 20. liefen mir im ©olf bon ÜKesico ein, mo<br />

mir nadh einanber bon SBinbfttffe, bon ©türmen unb bon fen*<br />

genber Hifee t>iel gu leiben hatten, fo baß mir immer in $urdjt<br />

unb tu ber peinlidhften Ungemißheit fdhmebten." ©eine ©eele,<br />

immer bott bon frommen ©efühlen, mußte bem Herrn nidht<br />

genug gu banfen, baß er ihn immer fo geführt unb gerettet<br />

hatte. „Mehrere Slftale," fo fährt er fort, „hat unt ©ott<br />

mitten unter ben gahffofen ©efahren, benen mir auf bem 9Äeeee<br />

autgefefct maren, in auffaKenber SBeife befd&üfet; benn menn<br />

man auf feine Borfehung bertraut, genießt man eine Ruhe unb<br />

einen großen ^rieben fogar inmitten ber fdjrecfltdhften ©türme."<br />

@r hatte bie autbruitboHe unb fitße SBahrheit erprobt, bie<br />

feinem ©eifte immer borffmebte. „Deus noster refugium et<br />

virtus, adjutor in tribulationibus, quae invenerunt nos<br />

nimis. ©ott ift unfere Suftudht unb Kraft, ein Helfer in ben<br />

Srübfalen, bie nur gu fehr über unt hereinbrechen"; ober mie<br />

et anbertmo heißt: „Unb menn felbft bie @rbe erbebte, unb<br />

bie Berge mitten in't 9Jteer ftürgten, mir mürben nidht fürd) 5<br />

ten." Slber bie poefte ber unermeßlichen ©emäffer, ber meite<br />

Horigont auf bem Dcean hatte bei ihm ber harten äBtrflich*<br />

feit einet Sebent pta| mafen müffen, mie et ein Reifertber,<br />

in ber Kajüte eingefperrt, unter ben phbfifchen 2lnftrengungeu<br />

feufgenb erfahren muß.<br />

Reu*Drleant augefomnten, mürbe fem Dbin mit<br />

bielen greunbfdhafttbegeugungen aufgenommen. Siefe ©tabt,<br />

befonbert im Anfange biefet ^ahrhuubertt faft gang ohne<br />

Priefter, mar ein ©ammetplafe .aller Safter unb ein Hevb ber<br />

©otttofigfeit gemorben. 9Jifgr. SDubourg, im Sah** 1815 gum<br />

Bifdjofe ernannt, unb 1817 alt Biffof aut Rom gurüdffeh*<br />

renb, fonnte gu feiner großen Ueberrafd)ung bon feinem btfdhöf*<br />

Itfen ©tuhle nicht Befife ergreifen. @ine mächtige, unberföhn*<br />

liehe ©egenpartei hatte ihn gegmungen, ben aufgebefcten Seiben*<br />

fdhaften gu meinen, unb er hatte fidh nach ©aint*Souit guritdS<br />

gegogen. Rur brei ^riefter hatten im Sahre 1822 bie geiftlidje<br />

©orge für mehrere Saufenbe bon Kathotifen, bie in allen


515 —<br />

Äänbern- jerftreut motten, mo bie granjofen unb Me£tfaner<br />

Herren maren.<br />

2ln ben Ufern beS Mifftffipi, ber an biefer ©teile einen<br />

Kilometer breit ift, gelegen, ift 9teu;DrteanS eine unruhige,<br />

^efdhäftige, geräufdhvolle ©tabt, mo fich bie £änbler aus allen<br />

•Kationen treffen, aber audh jnglei^ in gegriffen Stabtviertelu<br />

*ine ruhige, fchmeigfame Stabt, mo bie ßreolen ein behagliches,<br />

forgtofeS Seben fähren. Unfer Miffionär fümmerte fich ^enig<br />

barunt, bie ©dhönheit ber Sage ju bemunbern unb baS ange=<br />

neunte ^tima ju genießen. @r befdhäftigte fich bor 3ldem mit<br />

bem ©taube ber Religion, unb mar fehr betrübt über bie<br />

moralifche Sage, in bie man bie Jlegerfflaven verfefet hatte:<br />

„äBie hilf^öebitrftig finb bodj biefe armen Sänber," fo fdhrieb<br />

er. „SBenn man in granfreich ift, fann mau nur mit Mite<br />

leib bie Berbtenbung fo vieler ungtücftidher ©ünber mitan*<br />

fehen, bie fich ju ©runbe rtdhten, unb boef; ift bie fdjlechtefte<br />

Ißfarre in unferer Siöcefe ein Botf von Zeitigen, menn man<br />

fie mit ber Bevölferung von Steu-DrleanS vergleicht. &ier<br />

fennt man nur ben ©ott beS SteichthumS unb ber SBoHuft unb<br />

mit 3luSnahme einer fleinen gahl einigermaßen eifriger ©eelen,<br />

finb alle anbern in bie tieffte retigiöfe Uumiffenheit verfunfen."<br />

Ußir motten von biefem erften @inbru


516<br />

lernen, ba« fif al«überau« anftrengenb unb gefcfrlif barfteHte.<br />

©ie mußte, mie fe^r fr Bruber von Begierbe brannte,,<br />

fif ben ©eelen ^tojugeben, unb mie fein Seben in feinen<br />

Augen menig ÜBerth hatte, menn e« galt, ©eeleit gu retten.<br />

2ßa« auf £erm Dbin ben tiefften ®inbru


517 —<br />

3n ben erften Sagen beS Sluguft machte fich bie Keine<br />

Schaar oon SWiffionären auf ben SBeg nad; ©ainte*3Jicirie<br />

"be« 33arrenS in 3Jliffouri. Sie Steife mürbe gu SBaffer auf<br />

'kern 3ftiffiffipi guritdgelegt. Sie Ufer biefeS glttffeS finb ab<br />

mectyfelnb milb, großartig, begaubernb. Bis -Katcheg, 400 9Jleilen<br />

oon s Mt-DrteanS, finb bie ©benen feiten oon Meinen Högein<br />

unterbrochen. Sa fetyen mir am -Jianbe unermeßlicher SBälber<br />

ben catalpa, bie Bauntmollftaube, bie Sßeibe, bie Rappel, ben<br />

Maulbeerbaum fich mit einer überrafd)eitben gru


Seben bet Herrn Slnbreit haben mir nad) bem englifdhen<br />

Berichte bet Herrn Burtanbo bie beff eibenen 2lnfänge<br />

biefet Saufe« ergäbt. Ohne unt gu mieberholen, müffen mir<br />

bod) unfern Sefern gttnt letzteren Berftänbniffe ben Drt be*<br />

fdhretben, mo Herr Dbin fo biete 3at;re feinet 3Kiffiontlebent<br />

in 2lmerifa gubradhte. 2llt 2Kfgr. Subourg bon feiner erften<br />

Reife nach ©uropa guriicffam, bradjjte er einige italienifdjf<br />

priefter mit, bon ben en befonbert gmei, Herr be Slnbreit unb<br />

Herr Rofati, fidh burdh it>re Sugenben unb latente autgeidh*<br />

neten, unb an ber SBieberbelebung ber Religion in ben Bereinigten<br />

©taaten int Anfange bet neunzehnten 3ahrhunbert&<br />

fo großen 2lntheil hatten. Herr be Slttbreit unb Herr Rofati<br />

maren 9)Utglieber ber ©ongregation bet heiligen Bineeng.<br />

bon Paul.<br />

Sa, mie früher gefagt mürbe, ber Bifdhof feinen ©ifc in<br />

Reu*Drleant nidht auffdhlagen fonnte, ging er nach ©aint*<br />

Souit in 3Jiiffouri. Rafbetn Herr Sübourg ben religißfen<br />

Bebürfniffen einiger fathotiffer ©egenben, .ober mie man Rein<br />

3tmerifa nennt, „(Kongregationen", genügt hatte, mie in<br />

©ainte*©enebiebe, Katfatfta, pointe*©on!pee, petit*Rodher u. f. m.<br />

hielt er et, im ©inberftänbniffe mit Herrn be 2tnbreit unb<br />

einigen feiner 9Kitbrüber für unumgängtidh nothmenbig, ein<br />

©eminar gur Hei'anbilbung ber ©eiftlidhfeit gu griinben. 9)tehr<br />

alt alle anberen 2lnerbieten bemog it;n bagu bat fromme<br />

Srängen einiger Kathotifen, meldhe nicht meit bon ©aint*Souit<br />

an biefen müften Drten (Barrent genannt) gerftreut mohnten.<br />

©inige Duabratmeilen Sanb mürben bon biefen Katholifen bem<br />

Bifchof angeboten unter ber Bebingung, baß ein priefter<br />

unter ihnen mohne unb für bie religiöfen Bebürfitiffe ber<br />

gangen ©ongregation forge.<br />

Sie Slrntut mar unter biefen 2tnfteblern groß, aber be*<br />

munberungtmürbig mar ihr ©taube; bat mar ber tebenbige,<br />

eifrige, ftanbhafte ©laube ber Berfolgten. Shre Borfahren<br />

hatten mit Sorb Baltimore int 3fahre 1622 ben ©taat ÜDtarp*<br />

taub gegrünbet; aber nadh breißig fahren maren fie bon ben


519 —<br />

Sßroteftanten, bie von ben katholifen in ihre ©otonien aufge=<br />

nommen morben maren, vertrieben morben. 8n ber £hat<br />

hatte Sorb Baltimore, vor ben blutigen Berfotgungen gegen<br />

bie katholifen in ©ngtanb fliehenb, als ©runbtage [eines neuen<br />

©taateS bie Freiheit für alle ©Triften verfünbet SBährenb'in<br />

allen proteftantiften ©taaten ber neuen aBett eine ©ecte bie<br />

anbere vertrieb, übten bie katholifen allein bie meitgehenbfte<br />

Xolerang. Ser 3rrt^um ift feiner Statur nadh immer Ber=<br />

fotger, baS fonnte man jefct mieber fehen. 2>enn fobatb bie<br />

' ^roteftanten fidh ber Regierung -Btartylanb'S bemächtigen fönnten,<br />

erließen fie verabfdheuungsmürbige ©efefee gegen bie ka=<br />

tholifen, von benen fie früher' aufgenommen morben maren.<br />

SBenn man bie 3lrtifel lieft, fann man fehen, maS ber Un=<br />

banf ©dhänblidheS gegen feinen 2ßohlthäter thun fann. Bertreibung<br />

ber Sßriefter, ©injie^nng ber ©üter, Berbannung,<br />

©rbfdhaften, bei Sebjeiten ber ©ttem ben kinbern jugefprochen,<br />

menn biefe proteftantifdh mürben: baS ift ber Snhatt biefer<br />

©efe|e. SDiefe graufame ©efefegebung ^errf^te im ganzen<br />

achtzehnten $ahrhunbert. ©intge beraubte Familien Verließen<br />

baS Beftfcthum ihrer Bäter, um bie ©laubenSfreiheit ju be=<br />

mahren, unb flüdjteten nadh 3Ktffourt unb nach Souiftana, baS<br />

von granfreich gegen bie 5Dtitte beS fiebenjehnten SahrhunbertS<br />

cotonifirt morben mar. 3n Barrens hatte uxan ihnen meite<br />

Sänbereien bemiHigt, unb unter biefen ©Triften nun baute<br />

man eine kirdhe, ein ©eminar unb fpäter ein ©oHegium.<br />

S)aS ©eminar mar fehr primitiv unb behielt lange biefen<br />

©harafter. äßir merben fehen, meldhe Befdhreibung $err Dbirt<br />

bavon gibt, unb meldheS Seben er bort führte. 3m äiuguft 1822<br />

mar $err be 2lnbreiS geftorben, von ©ifer verehrt, 3lngefidhtS<br />

beS verheißenen SanbeS, mo nämlidh bie mitben BolfSftämme<br />

mohnten, von bereu Befehrung er fo lange geträumt hatte.<br />

UBenigftenS hatte er im ©eminar eine bemunberungsmürbige<br />

Drbnung eingeführt, bie Regeln unb heil. ©ebräu^e in Uebung<br />

gebradht, bie ©tubien georbnet; bie 15—20 3 ß gftnge nahmen<br />

mit greuben bie 2lrmuth unb bie ©ntbehrungen auf fidh. Be=


520 —<br />

fonber« ^intertie^ er ba« leuftenbe Beifpiet feiner reltgiöfett<br />

Sugenben, feine« apoftotiffen ©ifer«, feiner innigen Ber*<br />

ehruitg gur Butter ©otte«, moburf er bei Sitten für einen<br />

^eiligen galt ©ein Sob mar mie ber eine« ©eligen, unb<br />

gemiffe außerorbentlife 3eifett toaren gletffam ba« Sieget<br />

feiner £eitigfeit. ©ein Anbenfett mar alfo nof gang friff,<br />

al« £err Dbin, bem göttlif en Stufe folgenb, in Amerifa an*<br />

langte. @« ift eine große ©ttabe für einen jungen SKenff en,<br />

menn fn ©ott an Drte führt, bie früher ein ^eiliger be*<br />

mohnte. £err Sfofati mar £errn be Anbret« in ber Seitmtg<br />

be« ©eminar« naf gefolgt, unb er hatte gu feiner £itfe einen<br />

jungen Sagariften, -Sßerrn be SRe<strong>der</strong>e, beffen gtängenbe ©igen*<br />

ffaften bie ffönften prüfte für bie SüUffton verfprafen.<br />

3efet !am £err Dbin al« Sßrofeffor ber Sbeologie. Siefen<br />

Sitet hatte ihm SJlfgr. SDubourg naf feinen in Spon über<br />

fn eingegogenen ©rfwtbigungen gegeben. Bor Allem mußte<br />

er fif auf bie heiligen SBefen vorbereiten, ßaffen mir ihn<br />

felbft reben, um eine Borftellung von feiner neuen geben«*<br />

meife gu befommen. „9hm ein Sßort über unfer ©eminar,"<br />

ff reibt er. „©« liegt mitten in einem großen SBatbe, in<br />

einem Sanbe, ba« vor nift langer 3eit von ben SBilben be*<br />

mohnt mar. ©« ift au« £otg gebaut, unb in einigen ftimmem<br />

hört man nof ftarf ben SBiitb pfeifen. $ebof haben<br />

mir eine Capelle, einen ©tubienfaal unb einige anbere giem*<br />

lif reinlif e 3iwmer. Bergteif e gu ben erften hier an*<br />

gefommenen 3Jliffionärett haben mir eine fehr bequeme SBohnung.<br />

Steffen ©ie fif einige aufeütaitber gelegte Bäume vor,<br />

bie ein Biered von fefgehn guß bitben, ba« ift bie arme<br />

£ütte, in ber füitfunbgmangig -Btifftonäre fr -ftovigiat maf ten.<br />

SDiefe &ütte mar ihre Capelle, fr Sflafgimnxer, ihr 3Jefec*<br />

torium uttb' ihr Stubtenfaat. AI« gange 3t mm ereinriftung<br />

hatten fie einen fteinen Stff, einige Bänfe u. f. m. . . . Aber<br />

fie litten für ©ott unb für bie ©eelen, unb ba« mafte fte<br />

glüdlif. Dft fanbeit fie fif betnt ©rmaf en etiteit halben guß<br />

hof mit ©fnee bebedt, unb ttn Saufe be« Sage« mußten fie


- 521 —<br />

alle Unbilben ber Sahretgeit ertragen. 2Bat liegt baran?<br />

©ie beulen jefet nur mehr mit greuben an bie $eit, mo fie<br />

2We in biefem befchetbenen Raunte bereinigt maren, unb menn<br />

fie ©etegenheit haben, befufen fie ihn-mit ^eiliger $reube.<br />

Stuf unferent Sifche ftnben mir ©pedf, Rinbfleifdh, 9flildh unb<br />

SBaffer. aJtanfmal gehen mir in ben 2Balb, um für bett<br />

Radjtifcb mtlbe Srauben ju pflüdfen. 2lmertfa machfen<br />

meber Kirfchen nodh eine anbere 2trt ber mohlfdhntedfenben<br />

gtüdfjte ©uropat. 3ln mandhen Drten gibt et aber bodh Pftr*<br />

fidhe, gmetfdhfen unb einige fleine Birnen. ©entitfe finbet<br />

man fo fetten, baß man an ben ©antftagen unb bie gange<br />

gaftengett hiuburdh, mit 2lutnahme bon 3)tittmodh unb Freitag,<br />

$leifch effen muß. SDer priefter, ber bie geifttif e Seitung bet<br />

©eminart hat, muß audh für bie gmeitaufenb Perfonen for=<br />

gen, beren gamiltett in ben SBälbern biete -Steilen bon etn*<br />

anber gerftreut finb."<br />

3« biefer ©infantfett bereitete fidh £err DMn auf ben<br />

©ntpfang bet Siaconatt bor; ba befiel ihn eine Kranfheit:<br />

ein hefttget lieber quälte ihn mehrere Sage. SBie unt ein<br />

Brief bout 21. Dctober 1822 melbet, mürbe feine Drbinatioit<br />

etmat hinautgefch oben. „2Btr ftnb — im ©angen fedht —<br />

am 30. 3luguft hier angefommen. Herr SDttdhaub mürbe nadh<br />

einigen Sagen nadh ©aint*Souit gerufen unb gum priefter<br />

gemeiht. 3$ follte ebenfallt mitgehen, aber bat lieber hielt<br />

midh im ©eminar guriicf." 2tnt 10. Dctober fant Sttfgr. Su*<br />

bottrg nadh Barrent unb meihte Herrn 3oh- Blaue gunt<br />

priefter unb Herrn Dbin gutn Stacon, metdher über biefen<br />

Befudh unb über bie Sebentmeife ber üDtiffionäre folgenber*<br />

maßen an feine ©dhmefter fdhreibt: „3n ber ßeit unferer Re=<br />

creation finb mir gemöljmlich mit einer Hanbarbeit befdhäftigt,<br />

balb gehen mir H^lj fdhneiben, balb thun mir etmat 3lnberet<br />

ber 2lrt. Sie Priefter finb bie ©rfteit bei ber 3lrbeit, unb<br />

felbft bie Bifdfjöfe, menn fie in ihren ©eminarien finb, nehmen<br />

baran Sheit. — Kürgtidh empfingen mir ben Befudh unferet<br />

Bifdhofet; er geigte fidh gegen midh bott ©üte unb mar fehr


522 —<br />

erfreut über ben Weinen 3umad)S, ^n er befontmen tyatte.<br />

$cty fonnte nicht urntyin, feine Sugenben gu bemunbern. Dfc<br />

glei(ty fetyr leibenb, mar er bocty faft immer bei uns, unb ttyeilte<br />

bei Sifcty unfere ärmtictye Statyrung. ©eine Äleibung mar fo<br />

armfelig unb einfach, baß man ityn faunt für einen ^riefter<br />

getyalten tyätte. 2llS befonbereS ßzitym feiner BifctyofSmürbe<br />

tyatte er nur baS $reug. ©r tyat micty gum Siacon gemeityt,<br />

unb balb merbe icty gu bent ertyabeitert unb aucty fo furchtbaren<br />

Sßriefterttyum ertyobeit merben.<br />

Bon tyier ift er nacty Baitintore gereift, mo man ein<br />

©oncil tyalten miH, um ein ©djiSma gu befeitigen, baS ber<br />

Kirche /Oiel ©(haben bringt. 3luf meinen oerfchiebenen Steifen<br />

tyabe id) mit ben meiftert unferer Miffionäre Befanntfctyaft gemacht.<br />

©S ift fchön unb rütyrenb, bie ©efctyictyte ityrer ©riebitiffe<br />

gu työren. ©S fant oor, baß fie fich in SBälbern Oer*<br />

irrten, metyrere Sage unb Stäctyte auf ber Steife gubractyten,<br />

mo fie fein £auS unb faft auch feine Statyrung fanben. 3luf<br />

ityren Miffionen, fern oon ityrer gemötynlichen SRefibeng, tyaben<br />

fie als Sager bie bloße ©rbe unb als Sacty baS girmament.<br />

©inige tyabenfeine Siener, beforgen felbft ityre fleine Äüctyenmirttyfctyaft,<br />

ityre Sßferbe u. f. m. . . . Sie Seiben, bie einen<br />

in biefem Sanbe treffen, finb bie größte greube eines Miffio*<br />

itärS." — Siefe 2lrt unb SBeife, baS priefterlictye Seben auf*<br />

gufaffen, mar bei Herrn Dbin baS befte Reichen eines matyren<br />

Berufes gum Slpofiolate unb gum DrbenSftanbe.<br />

VI. £a?xUt.<br />

fjerr (Dbin wirb £aäarift uub barauf prieftcr. — Seine Frömmigkeit<br />

unb fein innerliches S£eben. — (Er freut ficty, ben IDilben bas €r»an«<br />

gelium 3U prebigen. — (Eifer ber Katfjolifen iu Barrens. — Belehrungen<br />

von proteftanten in Kmerifa um bas 3atyr<br />

Sie ©ongregation ber Miffion, oom tyeiligenBinceng gu<br />

bem $mede gegrünbet, ben arnten Sanbleuten baS ©oangelium<br />

gu oerfünbtgen, tyatte fich fcätyneU in ben fremben Säubern auS-


'<br />

523<br />

gebreitet. 3&ren gortfchritt fönnen mir aus jenen Briefen beS<br />

heiligen Bincenz erfehen, in melden er bie erhabene 2)enfungS=<br />

art beS ^eiligen, ben ©dharfblidt nnb bie Klugheit eiifeS BermatterS<br />

nnb noch mehr baS ©eine eines unvergleichlichen<br />

DrganifatorS an ben £ag legt. 3 fiebenjehnten 3ahrhunbert<br />

finb bie Sazariften fchon in 3*alieit, Sßolen, in ber Berberei<br />

unjo im Orient, ©ie ©ongregation blieb bis zur franjöfifchcn<br />

Revolution mürbig ihres ^eiligen ©tifterS, unb Rom treu,<br />

bemüthig, eifrig, jitriitfgebogen, beftrebt, baS ©ute nur im<br />

Berborgenen ju mirfen. SBährenb biefer f


- 524 —<br />

biefe £eben«fraft nur von einer einheitlichen Seitung au«*<br />

gehen fann.<br />

SDtefer Suftanb bauerte bi« 1828. SBährenb biefer 3eit<br />

hatten bie 9Rtffionäre von 9iom au« bie SRifftott in Amerifa<br />

gegriinbet, unb al« £err Dbin, Vom mahren Berufe ange*<br />

trieben, bafelbft eintraf, hatte er nof nift im ©ertngften an<br />

bie Sprtefter ber Kongregation ber 9ttiffton gebaf t. 3n Bar*<br />

reu« fah er ein, baß ba« Seben eine« 3Wiffionär« nur info*<br />

ferne fruftbringenb fein fönne, al« e« heilig fei, unb baß e«<br />

gu biefer ^eiligfeit viel fiferer in einem gemeinffaftlifen<br />

Seben gebraft merben Eönne.<br />

Unfere Sefer merben über biefe ©ntffiebenheit gar uif t<br />

ftaunen; bie Briefe, bie er naf feinem Aufenthalte im großen<br />

©eminar ffrieb, haben un« beutlif feine ©eiftelverfaffung<br />

gegeigt, um in feinem ©intritte in eine ©ongregation nur ben<br />

legten ©fritt gu fehen, ben feine ununterbrofen aufmärt«<br />

ftrebenbe ©eele fat.<br />

©in Brief an £errn Suplat; vom 30. Söfärg 1823 be*<br />

riftet barüber in furgen SBorten, al« menn e« etma« gang<br />

•ftatürtife« gemefen märe: „Bor fünf 9Jionaten binif tnba«<br />

Stovigiat ber ©ongregation ber 9JUffioit eingetreten," fo ffrieb -<br />

er, „närntif am 8. November 1822". SDie retigiöfe Bottfotn*<br />

ntenheit mußte er unter ben verffiebenften mühevollen Arbeiten<br />

gu erreifen fufen. .,,©« ff eint," fo fügt er bei, „baß if<br />

immer im ©eminar bleiben merbe. Alle Sage muß if in<br />

brei ©laffen Unterrift erfetlen, balb muß if einen unferer<br />

^rieftet erfefcen (ohne Steifet £errn be fe<strong>der</strong>e), ber fif einige<br />

9hf e gönnen muß; if merbe auf bie ^ranfenbefuf e gu maf en<br />

haben, unb von Seit gu Seit merbe if gu ben Sßroteftanten gehen.<br />

biefer Abfift arbeite if unb übe mif au« allen Gräften<br />

in ber ©ontroverfe. münffe fehnltfft, ben SBilben ba«<br />

©vangelium gu verfünbigeit, aber fo viele heilige 9ttifftonäre<br />

haben benfelben SBunff, fo baß if nift mage, auf eine<br />

folfe ©nabe gu refneu." SDer frühere ©eminarift in Spon<br />

fommt mieber in ben folgenben Seiten gum Borffeitt: ba«


525 —<br />

s $riefterttyum mar für ityn baS ertyabenfie 3*el feiner SBünfdje<br />

gemefen, aber er fiitylte fi(ty gu fetymaety, biefe Hötye gu erreichen<br />

unb bafelbft auSgutyarren. „Balb merbe id) Sßriefter fein/' fo<br />

f(tyrieb er, „ich fetye biefem Sag mit guretyt unb greube ent;<br />

gegen. SBaS muß eS für einen Miffionär für eine greube<br />

fein, jeben Sag gum 2lltare tyintretengn fönnen."<br />

Sret Monate fpäter ertytelt er in ©ainkSouiS bie tyeitige<br />

Spriefiermeitye. Sie füße greube, um bie er ©ott fo bemüttyig<br />

gebeten tyatte, mar itym alfo gu Styeil gemorben. Sit einem<br />

Briefe an feine ©Item, batirt oom 22. Mai 1823, fctyilbert er<br />

ben SBertty biefer ©nabe: „SBetcty' große ©nabe tyat mir ber<br />

Herr gemätyrt! 9tun bin iety ^riefter! SäHeSage fetye tety ©ott<br />

auf mein SBort auf ben Slltar tyerabfteigen,jeben Sag ben<br />

Herrn Himmels unb ber ©rbe in meinen Hänben. Mir, als<br />

beut Bermalter ber ©nabenfctyäfce fetner Barmtyerjigfeit, ift eS<br />

gegeben, bie ©ünber mit bent Himmel auSjitfötynen, bie burd)<br />

bie ©ürtbe oermunbeten ©eelen gu tyeilen. SBektye SBürbe,<br />

melctye ©tyre ift baS! 2lber aucty melctye Heiligfeit follte man<br />

tyaben, um ein fo ertyabeneS 2lntt mürbig auSguüben! SBie<br />

rein fofften bie Hdnbe fein, burcty bie ficty baS ntafeltofe Santm<br />

aufopfert, mie liebeglütyenb follte bie ©eele fein, bie ficty täglich<br />

am Stfdje ber ©ngel nätyrt! 3


526 —<br />

bie 3*it äur fettigen SReffe herannaht! 3$ habe um fo biete<br />

©naben gu bitten! Dbmol;t idh beim 2lltare gang fatt bin,<br />

fo verliere ich bod) nidht ben 9Jtuth." Radh biefen erften ©e*<br />

ftänbniffen feiner frommen ©eftnnungen fährt er fort:, „©leidh<br />

ant erften Sage nach tneiner prieftermeihe mußte ich mit ber<br />

Ausübung meinet heiligen 2lmtet beginnen unb gmar immer<br />

cngtifch. 2Bir haben in ber Radhbarfdhaft feinen eingigeit<br />

grangofen. Kaum fonnte idh einige engtifdhe SBorte ftammetn,<br />

fo mußte idh fchon beu ©terbenben beiftehen, Beichthören unb<br />

prebigen. 3$ mar fehr bermirrt unb bott gurdht. 3ebod) fefce<br />

ich wein ginget Vertrauen auf ©ott; er ift gu gut, alt baß<br />

er mir meine begangenen gehler nidht beleihen mürbe/' Siefet<br />

Vertrauen auf ©ott grünbete fidh auf eine fel;r gärtltche Siebe<br />

gu unferem Herrn: „©inet ift für midh iu Stutübung meinet<br />

heiligen 2lmtet eine große gfreube, nämlich ber Kranfenbefud;.<br />

3Jian ruft unt bon fehr meit her unb mir tragen immer bat<br />

allerhettigfte ©afratneut mit unt. ©o fam et, baß idh 9 a nge<br />

Sage unb Rächte mit meinem göttlichen Heilanbe bei mir reifte.<br />

D, mie bebauere iä) et, fein bon Siebe entflammtet £etg gu<br />

haben, um mich mit meinem ©otte unterhalten gu fönnen."<br />

(2. 2Iuguft 1822.)<br />

Um biefe heiligen ©efinnungen gu erfahren, müßte man<br />

auch, mie unfer -DWffionär, bon fich felbft lotgefdhält, "bon ber<br />

reinften Stbftcht befeett, in allen ©chmierigfetten bet 2lpoftolatet<br />

unb tu allen förperti($en Seiben nur ©ott unb feine ©hre<br />

fuchen, mit einem SBort, nur nach ber iunigften Bereinigung<br />

mit ihm ftreben.<br />

3n folgenben menigen geilen fdhitbert Herr Dbin bat<br />

3beal einet mahreit 3Jtiffionärt, bat er felbft gu erreichen<br />

fucfjte. „Buerft ift biel innerlicher ©eift nothmenbig, meil man<br />

hier nidht fo mie in ©uropa fo biete erbauliche Beifpiete unb<br />

Hilftmittel hat, um bie grömmigfeit gu nähren unb gu er*<br />

halten. 3)lau barf nicht barauf rechnen, biele greubeu gu er*<br />

leben; nur gu oft arbeitet man, ohne einen großen Rufcen git<br />

ergielen. Ridhttbeftomeniger fehen mir -Blifftonäre, boll bet


527 —<br />

apoftolifchen ©iferS, tu ben milbeften Säubern SBunber mtrfen.<br />

Ser liebe ©ott entfd^äbigt fie für allen 2Biberfprudh, ben fie<br />

Zu erbulben hatten.<br />

„UebrigenS ift baS Seben fehr anftrengenb nnb voll von<br />

©efahren. kaum finb mir jufammen fünfzig Miffionäre, um<br />

am £eile fo bieler uugtücftidher Seelen 31t arbeiten. Man<br />

hoffte, im nädbften grühiahre eine Miffion bei ben 2Bitben be*<br />

ginnen gu fönnen, aber ber £ob hat uns feit meiner 2iufuuft<br />

Zmei Miffionäre hinmeggerafft, unb ba für fie ein ©rfafc notymenbig<br />

ift, mirb es viettei^t nodh nidht möglich fein, ju biefen<br />

armen Reiben vorzubringen, ©iner biefer Miffionäre ftarb<br />

als Märtyrer ber Siebe. Sßeu-DrleanS mar von einer fdhrecf=<br />

tidhen ©pibemie ^eiingefxtd^t. ©r mürbe mit gtoet anberen<br />

Mifftonären beftimmt, ben ©terbenben zu £ilfe zu eilen. Balb<br />

mar einer von ihnen von ber kranfheit befallen unb zur<br />

2trbeit uutaugtidh; ba ber zmeite nidht engtifdh verftanb, fonnte<br />

er nur fehr mettig helfen, meßhalb faft alle 2lrbeit auf beit<br />

britten fam. geben Sag raffte ber £ob 40—50 Menfdhen<br />

bahin unb z^ar burdh mehrere Monate hinburdh; ©ott gab<br />

ihm kraft unb Muth z u arbeiten, bis bie kranfheit ertofdh;<br />

aber fauni mar feine £itfe meniger nothmenbig, fo befiel it;n<br />

felbft baS Uebel unb in einem Sllter von 29 fahren empfing<br />

er bie kröne beS Martyriums. Ser 3lnbere ftarb au einem<br />

heftigen lieber, in einem Sltter von 33 fahren, ©ott mirb<br />

fie in feiner anbetungSmürbigen Borfehung nidht ohne Räch 5<br />

folger laffen. Bitten ©ie ihn alfo, baß er Arbeiter in feine<br />

©rnte fenbe. D, mie traurig märe es, menn mir bie Miffion<br />

unter ben SBitben noch auf Rieben müßten, ©ie zeigen einen<br />

fo guten SBitlen. ©ie haben felbft unferen Bifdhof um Sßriefter<br />

gebeten, unb als ein Miffionär zweimal zu einigen BotfSftämmen<br />

fam, mürbe er fehr freunblich aufgenommen, taufte<br />

über 40 gSerfonen unb flößte ihnen ben SBunfdh ein, fidh uodh<br />

mehr unterridhten zu laffen. 216er er mar gezmungen, fie zu<br />

verlaffen, um fidh bon einem ftarfen lieber zu erholen, baS<br />

ihn mährenb ber ganzen $eit ber Miffion quälte. Sie 5pro*


528 —<br />

teftanten haben auf SKiffionäre htogeffidt, aber ber liebe<br />

©ott hat eS gefügt, baß fie nift« au«rif teten. Um fif von<br />

ihnen lo«zumafen, haben fif bie SBilben fehr meit zuritdge*<br />

Zogen. ©ie braufen, mie fie fagen, nur ©fmarzröäe."<br />

Balb fam für £erm Dbin eine gute Slafrift. -Dlfgr.<br />

Subourg hatte felbft bei ber Regierung ber Bereinigten ©taaten<br />

©fritte unternommen, um bie 9Jliffionen unter ben SBilben<br />

mieber aufzunehmen, £err Dbin ff reibt barüber an feine<br />

©Item:<br />

„Ser hofmiirbigfte Biffof ift naf einer fiebenmonatlifen<br />

Abmefenheü Anfang« SJJai in ©aint*2oui« eingetroffen. Auf<br />

ber -Keife hat er mit vielem ©rfolg zum Sinken ber Sieligion<br />

gearbeitet, ©f on lange hatte er bie Abftf t, unter ben SBilbeit<br />

eine SDliffion gtt grünben, aber bie Soften eine« folf en Unter*<br />

nehmen« maren mit feiner Armut unvereinbar. Sie Regierung<br />

mirb jmei Srittel ber Soften zahlen, um bie ©ebäube aufzu*<br />

führen. 9laf ©röffnung ber Sfliffion mirb fie bann für ben<br />

Unterhalt zweier -JUiffionäre unb frer Saienbrüber eine Sßeit*<br />

fion bemidigen. Sleun 3efutten arbeiten bei ben SBilben in<br />

•äJliffouri, unb mir anberen Sßriefter au« bem ©eminar in<br />

SJliffiffipi. Bor jvoei Sfflonaten mirb jebof feine 9Jliffion ge*<br />

halten merben. 9Jlan mirb fif megen unferer geringen Anzahl<br />

bamit begnügen, einige ^nbianer i n unferem ©ollegium auf*<br />

Zunehmen, fie zu unterrtf ten unb von ihnen bie ©prafe zu<br />

erlernen." (Brief vom 12. gebruar 1823.)<br />

Um biefelbe Seit ff reibt er in einem anberen Briefe:<br />

„Sie meiften 9Jliffionäre leben ärmlif, befonber« auf<br />

ben Sieifen. ©ie ntüffen bie Slaft unter Bäumen zubringen,<br />

aber ba« ift nof nift«. Sie größte, empfinbliffte ©nt*<br />

behrung ift bie ©infamfeit, in ber utan fif bi«meilen befinbet.<br />

Dft ift ein SUliffionär burf vier 9)ionate ganz allein; manfe<br />

finb über bunbert teilen von ihren SDlitbrübern entfernt.<br />

Bor einiger Seit mürbe tn ber Siöcefe Äentucft; ein armer<br />

s Mffionär auf feinem entfernten Sßoften frant. ©ett mehreren


529<br />

Satyren tyatte er feinen ^rieftet gefetyen, unb aucty im'fefetcn<br />

Slugenblicfe mar eS itym unmßglicty, einen gu ftch gu ritfen.<br />

©r ließ ftd) alfo in bie Äirdje tragen unb nadjbem er bort an<br />

bie oerfammetten ©laubigen eine fürje 3lnrebe getyatten tyatte,<br />

rei(tyte er ftch felbft bie tyeitige ©ommunion unb ftarb balb<br />

barauf ben Sob beS ©erectyten."<br />

' ©ie Miffionäre, SBettyriefter unb DrbenSleute famen<br />

bocty attntätylicty nacty Souifiana. Mfgr. Subourg fctyrieb tm<br />

SHuguft 1825 an feinen Bruber, ber in Borbeau^ motynte:<br />

„Sa iety für Miffouri einige $efuiten befommen (jabe, fo be=<br />

rutyigte miety baS fetyr begiiglicty jener entfernten Drte, Siefe<br />

guten Bäter beffen mein ^actytgut oon gloriffant. Um ficty<br />

batyin gu begeben, maetyten fie über oiertyunbert Meilen gu<br />

guß, baoon ungefätyr gmeityunbert burcty überfctymemntteS Sanb,<br />

mo fie oft bis an ben ©ürtel im SBaffer mateten. 3lber meit<br />

entfernt gu murren, priefen fie ©ott, baß er ityren Arbeiten<br />

einen fo apoftolifctyen Slnfang oerliety. . . . Ser Seiter ber<br />

inbianifctyeu 3lngelegentyeiten tyat fie mit tebtyaftem ^nteveffe<br />

unb liebeooH aufgenommen unb geigt ficty als entfetyiebeneu Be=<br />

fetyü^er ityrer Anftalt.' 7<br />

SlnbererfeitS fonnte ficty Mfgr. Subourg enblich in 9Jem-<br />

Orleans nieber laffen. @r mttrbe im Slnfange beS $atyreS 1824<br />

unter ben greubenbegeugungen ber gangen Beoölferung auf^<br />

genommen; benn ber Bifctyoffife oon 9Jem=DrleanS, ber burcty<br />

eine ipäpftlictye Bulle am 23. 2lprit 1793 errictytet morben<br />

mar, mar nur in ben %al)xm 1794 bis 1800 befefct. 2i(S<br />

Mfgr. Subourg ©aint-SouiS oerließ, ließ er bafelbft ben<br />

Sagariften, Herrn 9tofati, ben ©upertor oon Barrens, gurüd,<br />

ben er gu feinem ©oabjutor befam. $mei gefaxt fpäter, im<br />

^atyre 1826, mar irr einiger ©ntfernung oon SReo^DrleanS<br />

ber neue Bifctyoffifc oon Mobile errietytet morben unb tyatte<br />

gum Bifdjmf einen Mtjfionäv Mfgr'S. Subourg, nämlich Mfgr.<br />

Sortier, befommen, melctyer int ^afyxz 1817 ooit Styon abreifte<br />

unb fo Herrn Dbin in ben atnerifanifctyen Miffionen um fünf<br />

3fatyre oorauSging. Sa nun Souifiana fo gettyeilt mar, tyatten<br />

SImtalen LX. 35


- 530<br />

bic apoftolifchen Slrbeiter ein befchränftereS gelb. Sie gotg«<br />

baooit mußte fein eine größere Anzahl bon Mifftonären, aber<br />

auch eine größere Berantmorttidhfeit.<br />

Mfgr. Subourg allein ^atte in ben Sauren 1815<br />

bis 1825 füttfunbfiebenjig Mitarbeiter oerfatnmelt; aber audh<br />

ber £ob ^tte viele hinmeggerafft, unb zu biefer Seit maren<br />

nur mehr fed^ig übrig. 5tro| biefer Bertufte oermehrten fidh<br />

bo^ bie Miffionäre bon $ahr $ a hr. SaS Seminar bon<br />

Barrens mar eine frudhtbare ^ftanzftätte gemorben. 9tach ber<br />

©onfecration beS Mfgr. SRofati, meiner not immer ©uperior<br />

geblieben mar, hatte £err Dbiu bie mirftidhe Seitung ber<br />

Slnftatt übernommen. 2tußer ben theologifcheit Borlefungen,<br />

bie er im ©eminar hielt, hatte er audh bie Seitung beS<br />

Kollegiums, beffen materielle unb geiftige Sorgen auf ihn<br />

jurüdEftelen, gemiß biet für einen Mann oon bierunbjmanjig<br />

Sahren. äludh baS Bolf bon Barrens ftanb unter feiner get=<br />

ftigen Dbhut. biefer Seit bot bie Bebötferung ein fehr<br />

erbautidheS Sdhaufpiel. @r fpradj baoott mehrmals in feinen<br />

Briefen:<br />

„Ser ©ifer biefer guten Seute," fo fchrieb er, „erinnert<br />

tnidh an bie $römmigfeit ber ©lättbigen in ber erften kirdhe.<br />

Sitte Sonntage fommen fie bon fünf, fechS, ja zehn Meilen<br />

meit, um bie heilige Meffe ju hören. 2lffe empfangen fehr<br />

oft bie heiligen Safrainente unb leben in einer Unfchulb unb<br />

Sittenreinheit, bie einen um fo mehr in Staunen fefeen müffen,<br />

als eS unmöglidh märe, im ganzen übrigen Slmerifa einen,<br />

gtedf ©rbe zu finben, ber fo fehr bon bem Segen beS Rimmels<br />

befruchtet märe. SaS ift bem ©ifer eines £rappifien=<br />

miffionärS zu oerbanfen, ber einmal zufällig burdh biefe äBälbcr<br />

reifen mußte. 2ltS er ein Sti'nf SßegeS zurütfgelegt hatte,<br />

fanb er ein £auS unb trat ein. ©S mar gerabe bie Seit beS<br />

9lbenbgebeteS, unb ba er bie ganze gamilie auf ben knieen<br />

liegenb fanb, mar es ihm nidht ferner, Z u erfennen, baß er<br />

fidh unter katholifen befinbe. Man fagte ihm nun, eS gebe


531<br />

minbeftent 150 gamilien in biefen 2Bälbern. @r fu


532 —<br />

vier ^roteftanten unb beffämte einen protefiantiffen Sßrebtger,.<br />

inbern er fn gum ©eftänbniffe braute, baß er, menn er nift<br />

SBeib unb/Äinber hätte, fogleif bie fatholiffe Sieligion annehmen<br />

mürbe. SEBir fönnen nift ntübe merben, guguhören,<br />

ma« fie uns Ade« über bie gortff ritte unferer heiligen Religion<br />

unter ben ^roteftanten ergäben. Ueberall, mo fif ber<br />

fafotiffe Sßriefter geigt, erfolgen auf balb Befehrungen. 311«<br />

ber Biffof von ©incinnati, von einem einzigen Sßriefter begleitet,<br />

von feinem bifföftifen ©tuhle Befife nehmen moHte A<br />

fanb er fo menig Jtatholifen vor, baß nift einmal fie gmei<br />

genug Arbeit 'hatten. 9?utt hielten fie 3Jliffionen, unb jefct<br />

haben fif ffon große Pfarreien gebtlbet. fierr Äitt>.ber<br />

biefen Biffof begleitenbe Sßriefter, ift ein engliffer ©eneral A<br />

ber fif in allen ©f laften lefeterer Seit au«geif uete. Suerft<br />

mar er ^roteftant, aber al« er ba« ©lüd hatte, bie SBa^rhett<br />

lernen gu lernen, ffloß er fif ihr fogleif an, befehrte feine<br />

gange gamilie, mürbe Sßriefier unb mibtnete fif bann ben<br />

ajJiffionen Amerifa'«. ©eine großen latente unb bie mif tige<br />

Rolle, bie er in ber SBelt gefpielt hat, verffäffen fm bie<br />

Aftung Aller. ©r ift ber ©freden ber proteftantiffen<br />

biger gemorben. An einem einzigen Sage taufte er 72 häretiffe<br />

SUtethobiften, bte hartnäcfigften in biefem Sanbe, unb<br />

jebeit Sag ergielt er neue Befehrungen. Siefelben griifte<br />

unb ©rfolge bemerft man in anberen proteftantiff en ©taaten.<br />

Rur eine« fehlt: bte Arbeiter! Af, fo viele ^ßriefter finb in<br />

granfreif gang unnilfc, unb hiev gehen bie ©eelett gu ©rmtbe,<br />

meil fie feine Retter finbeit. Ste Sproteftanten felbft bitten<br />

um fafoliffe ^ßrebiger. AI« geftent ein Sßriefter unferer<br />

3Jtiffion in ba« ©eminar fam, traf er mit einem Suferaneu<br />

gufammen, ber ihn bringenb bat, iit einem Sorfe eine 3Wiffiott<br />

gu halten, mo über hwnbert proteftantiff e gamilien mohnten,<br />

unb fagte, baß fie eine Äirfe gebaut hätten, um ben erften<br />

Sßrebiger, ben fie fänbett, aufgunehnten. ©« mirb feine fatho*<br />

liffe $trf e gebaut, gu ber bie Sßrotefianten nift auf etma«<br />

besteuern. .©« ff eint, baß bie Seit ber Barnfergigfeit für


533 —<br />

tiefe armen Böller gefommen ift. ber Hauptftabt ber<br />

Bereinigten ©taaten maren oor einiger 3eit nur fetyr menige<br />

^attyolifen, tyeutegetyören gmei drittel ituferem ©tauben an.<br />

2Bir tyattenbie greube, oor einiger $tit einen jungen 22jätyrigen<br />

Mann gu taufen. SDie erften gmei Ätnber, bie tdty taufte,<br />

maren oier $atyre alt. @tn amerifanifd)er &onful, ber SBelt<br />

iiberbrüffig, miß ficty nacty einigen Sagen iu unfer ©eminar<br />

^urücfgietyen, um ba ben 9ieft feines SebeitS- in 2lbgefctyieben=<br />

tyeit gugubringen. ®ie reltgiöfen ©enoffenf(tyaften gewinnen<br />

Dort Sag gu Sag neue Mitglieber, unb fo finb faft 9ttte -bamit<br />

rci


534 —<br />

unferer. heiligen Religion mußten. Ser 2lnbli(f beS. kreuzcS :<br />

mar etmaS ganz ReueS unb SntereffanteS für fie. Rid)tS<br />

fonnte ihnen eine größere greube machen, als menn man ihneit<br />

ein »IIb ber feligften Jungfrau ober ein ©rucipE fchenfte..<br />

Sie motlten 2llIeS, fogar bie heiligen ©emänber fehen, unb<br />

tpir mußten ihnen 2ltteS aufzählen, maS mir zum ©otteSbienftebraudhen.<br />

SaS mar für uns eine greube, benn baS bot unfeine<br />

günftige ©elegenheit, fie ju unterridhten.<br />

„®S farnen uitS ganz merfmitrbige Singe vor. £err<br />

Simon fragte eine preSbhterianifdhe grau, ob fie in ihrer<br />

Radhbarfdbaft feine katholifen miffe. „Rein, mein £err,"<br />

antmortete fie; „o, ich liebe biefe katholifen nidht," fügte fie<br />

fogleich hzu. «SaS thut mir mirflidh leib," antmortete £err<br />

Simon, „bitrfte it ben ©runb ^xex geringen Zuneigung für<br />

biefelben erfahren?" „Sie finb ©ö|enbiener." — „@S ift<br />

f^abe, baß man einen foldhen Begriff beigebracht hat;<br />

in ber ganzen SBett gibt eS faft breihunbert Millionen katho=<br />

tifen unb unter ihnen eine große ga^I fehr erleuchteter, meifer<br />

Männer, fönneu ©ie glauben, baß biefe fo thöricht feien, baS<br />

SBerf ihrer £änbe anzubeten?" „@S märe vernünftig," antmortete<br />

bie grau, „menn fie eS nicht träten." ®r zeigte ihr<br />

nun baS kreuz, erftärte ihr ben ßmeef unferer Bilber u. f. m, :<br />

Sie grau mar ganz^erftaunt unb fragte lebhaft: „£at benn<br />

©hriftuS auf biefe Sßeife gelitten? D, mie viel muß er ge=<br />

litten haben!" Sann rief fie ihre kinber unb fagte: „kommet,<br />

meine kinber, fdhaut, mie biel ber liebe ©ott für eudh<br />

gelitten hat!" ©eit biefem 2lugenbticf mar fie mit bem fatho=<br />

lifcjhen Rainen auSgeföhnt.<br />

„©ine anbere Same betradhtete aufmerffam unfer kreuz A •<br />

ließ fidh ben 3^e(i beSfetben erflären unb rief bann auS:<br />

„D, menn £err R., ber fo bös ift, baS fähe, gemiß, er fönnte<br />

biefen 2lnbti


535 —<br />

„Siefe 2tmerifaner ftnb jebod) fe^r vernünftig, unb man<br />


536 —<br />

SBeib, $tnb, A<strong>der</strong>, um meine« Ramen« mitten verläßt, ber<br />

mirb ba« £unbertfaf e erhalten unb ba« emige Seben beftfeen."<br />

(mttf). 19, 29.)<br />

©r hatte gehöret, benn er mcttte bie« anbere SBort nift<br />

boren: „2Ber Bater unb Butter mehr liebt al« mtf , ift meiner<br />

nift merth."<br />

Siefe« ©efefc hat ju allen «geiten ben fleinen fetbftfftf*<br />

tigen ©eiftern hart geffienen, unb bof ift e« ba« große ©efefc<br />

ber ©elbftaufopferuug, melfe« gamtlien begrünbet unb Rationen<br />

beffirmt. 3)te Rothmenbigfett be« Dpfergeifte« fehen mir eiu><br />

menn ba« Baterlanb ba« Blut feiner Einher verlangt.<br />

Slbet bi^ SRenffheit brauft auf frieblife ©olbaten,.<br />

Slpoftel, um ben SBeg gü ©ott unb gunt emigen Seben gu<br />

finben; Knuten mir alfo unfere Bemunberung benen verfageit,'<br />

bie Sitte« hinopfern? Unb menn mir vietteift im Ranten ber<br />

gärtlifften ©efifle be« bergen« bagegen fpref en mottten, märe<br />

e« ein Seifte«, gu bemeifeit, baß ba« ©hriftenthum bie reft*<br />

mäßigen ©efühle nur nof mehr ftärft unb belebt, inbern fie<br />

biefelben bem ©efe|e ber Sßftift unb bem ^Bitten ©otte«<br />

untermirft. 2)ie Seben«geffifte be« §errn Dbin, bie mir<br />

ff reiben, hat ffon gegeigt, mie in feiner ©eele Sitte« in<br />

ffönfter UebereinfHmmung mar: ber göttlife Beruf unb bte<br />

finbltfe Siebe. SDiefer großmütige ©ehorfam, meit entfernt,<br />

ba« £erg au«gutroon Reu=Drlean«, nof immer von ben ff merglifen ©efühleit<br />

bei feiner Slbreife fpraf.<br />

. SBir haben mehrere ©tetten .au« feinen Briefen gebraft;<br />

mo er bemüht ift, Senett, bie er liebt, begreiflif gu maf eit,


537 —<br />

baß eS ber SBtHe ©otteS fei, unb baß fte mit itym baS Dpfer<br />

bringen follten.<br />

äBir fefcen nocty ben Styeil eines Briefes tyer,ben et ein<br />

Satyr nad) feiner 2lnfunft fctyrieb. Mitten in beu Borbereit:<br />

ungen auf bie 5prieftermettye, trofe feines fetynlidjen SBunfdjeS,<br />

ben .gäretifent unb ben SBilben baS ©oangelium gu oerftm^<br />

bigen, fiitylte er bennocty beim ©ebanfen an feine ©Item ben<br />

©ctynterg ber Trennung.<br />

„SDie gurctyt, Styuen bur(ty meine Slbreife einen Äurnmer<br />

bereitet gu tyaben,oerurfadjt mir oiele Unrutye unb Sraurtg*<br />

feit Dft entlocft mir bie ©rtmterung an Sie Styränen. Unfer<br />

Herr mißbilligt baS nictyt, er oerbanunt niemals bie redp<br />

mäßigen ©efütyte ber -Jiatur. 9lHe Seiben, bie man in einem<br />

auSmärtigen Sanbe auSguftetyen tyat,finb für nti


538<br />

unnüfe gemefen fein, mir hätten nnS nur fetten unb vorüberge^enb<br />

gefehen; h^* habe ich trofe meiner 2lrmfetigfeit unb<br />

©dhmäche bennodh bie Hoffnung, etmaS nü^en 31t fönnen, unb<br />

bann hege iä) bie fefte 3uberficht, baß alte Opfer, bie mir an<br />

biefem BerbanmmgSort, auf ber ©rbe, gebraut haben, uns baS<br />

®lücf verbienen merben, uns emig zu fehen..<br />

folgen mir jefct £errn Dbin auf feinen apoftotifdhen<br />

Reifen.<br />

©in Brief an fierrn ©holleton (1824) erzählt feine Mi);<br />

fion bei ben SBilben.<br />

„2Bir fönnten nur bie kapparS ober 2lrfanfaS befugen,<br />

bie an ben Ufern beS gleichnamigen ©tromeS in ber Räbe<br />

eines franzöftfchen SorfeS mohnen; nichts ift rührenber als<br />

bie greunbfdjaft, bie fie gegen uns zeigten. 2ltS einer ber<br />

"^^äupttinge, ein ehrmürbiger ©reis Ramens ©arrafin, von<br />

unferer Stnfunft im Sorfe kunbe erhielt, befugte er unS fo=<br />

gleich in Begleitung feineu ganzen gamilie. „D," fagte er,<br />

mir bie £änbe briiefenb, „jefct merbe iä) gerne fterben, meit<br />

idh meinen Bater, ben ©chmarjrotf aus granfreich, gefehen<br />

babe." SBir nahmen mit ihm baS Stbenbeffen ein, unb er er=<br />

Zählte uns burdh eiueu Solmetfdh bie ®efchid)te il;rer Religion<br />

unb ihrer Ration. 3lm fotgenben Sag, einem ©onntag, famen<br />

bie SBilben zahlreich zur ^eiligen Meffe. 35iefer große ©taut=<br />

meShäuptling rebete mich mit ben SBorten an: „Mein Bater,<br />

franzöfifdher ©dhmarzrocf, mein £erz ift ganz aufrieben," menn<br />

eS Sieh fleht." 3ä)• verfprach ihm bann, in feinem Sorfe bie<br />

heilige Meffe zu lefen.<br />

„Montag, als ber feftgefefete ftdtpmtthetangefommen<br />

mar, fcf)id;te uns ber gute Häuptling ©arrafin feine ©ohne,<br />

um uns beim Ueberfefeen beS gtuffeS zu tytfm; er felbft em=<br />

pfing unS in feinem großen koftüm vor feiner fifitteunb bat<br />

uns, auf ber Matte pafc ju nehmen, ©ogleidh mürben Saufboten<br />

entfanbt, um unfere Slnfunft bem großen Häuptling unb<br />

ben nidht zu meit entfernten ©tammgenoffen anzufünbigen; er<br />

hatte fchon früher einige Borbereitungen zur geier ber heiligen


539 —<br />

SäJtefe getroffen. 2Bir ftellten einen fteinen gelbaltar auf, ber<br />

i^nen gar nicht übel gu gefallen fdhien; - bie Häuptlinge ftellten<br />

fidh ringt herum auf, unb mir gaben ihnen eine furge<br />

Harting biefet großen ©eheimniffet; i^berfarach befonbert, fie<br />

bem großen ©eifte anzuempfehlen. SBetche freubige aber aud;<br />

traurige ©efühle mechfelten mährenb ber heiligen -JJieffe in<br />

meinem Hergen ab. Ridht ohne Rührung fonnte iä) biefe<br />

guten SBitben um midh her fehen, bie bem ©eheimniß mit<br />

ber größten 2lufmerffamfeit folgten; bat foftbare Dpfer mar<br />

am Kalbarienberge auch für fie bargebracht morben; aber menn<br />

iä) baran bachte, baß fie mahrfdheinlich nie bat ©lücf haben<br />

merben, bie mahre Religion fennen gu lernen, biefer ©ebanfe<br />

fdhnitt mir in't Herg. Sobalb ber 3Jießbiener nieberfniete,<br />

traten fie et gleidhfaHt, gemiß bat erfte 3Jlal. (St mar fehr<br />

rithrenb, fie in biefer Stellung gu fehen. $hre nacften Sfrüe<br />

hielten et aber nicht lange auf ber harten @rbe aut, unb fo<br />

fnieten fie ftdh &alb auf bat eine, balb auf bat anbere ßnie,<br />

ober fie lauerten nieber. Rad) ber heiligen SDiefe gab iä)<br />

ihnen einige Silber, bie fie mit ben 2lutbrüdfen ber größten<br />

SDanfbarfeit annahmen.<br />

„SBtr mürben bon ihnen in bie Hütte geführt, unb fogar<br />

in't heilige 9ltyl ber Sobten, mo et fonft nidht Sebent geftattet<br />

ift, eingutreten. ©ie geigten unt Met bit atif bie Sfafye<br />

(Kopfhäute) ihrer geinbe.<br />

„Sie befifeen eine ©antmlung fehr alter Srabitionen, bie<br />

ihre Religion autntadhen. Srei ober bier ber geadhtetften<br />

©reife finb bamit beauftragt, biefelben gu bemahren. Sie<br />

glauben, baß et eine 3eit gab, mo bie ©rbe gang überfchmemntt<br />

mar. (Sin meißgefteibeter ©ott mit einem fteinen Saeig int Schnabel


— 54Ö —<br />

Verfliegen- 2)er meiße ©ott verließ fie bann, naf bem er<br />

i^nen verfftebene Anmeifungett gegeben hatte. SDa« Sanb, ba«<br />

fie entbedten, mar fehr falt unb im Rorben gelegen: ©ie<br />

jogen bann immer fübmärt«, mobet fte mit vielen ©tätnmen<br />

ju fämpfen hatten, bevor fie fif an ben Ufern be« Arfanfa«<br />

nieberlaffeu fonnten. Außer bem £errn be« Seben«, b. h- beut<br />

großen ©eifte, ben fie dl« ben erften unb größten aller ©ötter<br />

anbeten, haben fie nof mehrere anbere ©ötter ntebrigereit<br />

Range«. Befonber« ift ihre Berehruttg gegen ben meißen Abler<br />

fo groß, baß, memt fie im Augenblid be« Aufbrufe« jum<br />

Kriege ober jur ^agb einen Abler um fif fretfen fehen, aHe<br />

ihre glätte vemiftet finb, unb fie fif fogleif jurüdgiehen.<br />

©ie ff einen auf eine Borftetlung ju haben vott einer Sex t,<br />

mo bie SRenff ett anfingen, in verff iebenen ©praf en ju rebeh.<br />

SBenn ber 2Jtai« unb bie -äMoncn reif finb, bringen fie bie<br />

©rftlinge bem Gerrit be« Seben« bar. ©ogar bie Einher<br />

mürben eher junger« fterben, al« prüfte anrühren, bevor<br />

biefe« Opfer gebraft morbett ift, ba« übrigen« mit fo nterf*<br />

mürbigen ©ebräufen verbunben ift, baß man an eine Ber*<br />

binbuttg jmiffen ihnen unb bem Seufel ju glauben geneigt<br />

ift. ©ie ffneiben ben SRai«, bie ^Motten u. f. m. in fletite<br />

©tüde auf einer 3Jtatte, itt ©egenmart mehrerer ©reife au«<br />

beut ©tamme, bte allem ba« Reft haben, biefer ©eremonie<br />

beijumohnen. Samt mirb ein £unb herbeigebraf t unb In'tieine<br />

©tüde jerffnitten, mobet matt meber bie £aut nof bie Äno*<br />

fen megnimmt, unb mifft AHe« untereinanber. Sie ©reife<br />

maf en bamt einige ©erentoniett uttb beginnen ju tanjen, ttnb<br />

fogleif ftärjen einige junge 5Räbfen mie von einem ©fminbel<br />

ergriffen, ober vielmehr mie von einem teuftiffen ©eift ge*<br />

trieben in bie £ütte auf bie Dpfergaben lo«> unb in einem<br />

Augenblid ift AHe« verffmmtben. SDattn ergreifen bie ©Mfe<br />

bie 3Jläbf en unb tauf en fie in ben Arfanfa«ftront, motauf fie<br />

auf einmal ihre frühere Ruhe mieber erlangen, ©ie glauben<br />

an ein. anbere« Seben; naf ihnen; ftirbt ba« gleiff, aber<br />

ber ©eift geht nift. jtt ©runbe; bie ©eele be« guten SBilben


getyt in ein Sanb, mo £irf


542 —<br />

Songreß nicht untergeidfjnet. SDer ©oubertteur bet Serritoriumt<br />

2lrfanfat, bem mir einen Befudh abftatteten, fagte unt, ber<br />

Präfibent motte ben Bertrag nidht annehmen, fonbern bie 2Bil*<br />

ben aufforbern, ihre Bedungen gu bertaffen unb an bie Ufer<br />

bet' rothen puffet gu ben ©abo/t£ gu gehen. Sie SBilbert<br />

merben nur ferner biefen Borfd)tag annehmen, fie haben<br />

mehrere -State erflärt, et fei beffer, menn bie SBeißen, gegen<br />

metdfje bie SBitben immer gut gemefen feien, fie ermftrgten,<br />

alt fie unter fetnbtid^e ©täntme gu fcbid:en, mo ein fixerer<br />

Sob ihrer martet. Unfere 2lbreife betrübte fie. ©ie lieben<br />

bie $rangofeu_ fehr; fie finb fanft unb gebutbig, bie Biet*<br />

meiberei finbet ftdh &et ihnen nidht; ohne Steifet merben fie<br />

ftdh Weht belehren.<br />

„SBir hatten unt borgenonttnen, bem rothen gluß entlang<br />

auf ber ©eite bon SBouachita, bei Babou£=©aint*pierre unb<br />

au berfdhiebeneu Drteit in ber Richtung gegen bie Slttaeapat<br />

hin biete (S^riften gu befudjen; mir mollten bann burdh bie<br />

milben ©hirofbt giehen; bon ba gegen ben ©tamm ber Dfagen,<br />

unb bam bent Sffliffifftyt entlang über ©aint*£ouit gurücf*<br />

lehren, aber ber fflechte 8 u fianb unferer Pferbe, ber fanget<br />

an ©etb unb ein ftarlet lieber, bat mich befiel, gerftörten alle<br />

Pläne; meine kranfheit mar gientlich ernft, fobaß mein Reife*<br />

geführte, ber ein meitig in ber üJlebicin bemanbert ift; für<br />

midh fürdhtete, baß idh fo ot;ne ben Beiftanb etnet prieftert<br />

fterben follte. 9)tan mußte menigftent 10 Sage reifen, um gum<br />

nächften SWifftonär gu gelangen. Sie götttidhe Borfehung fam<br />

mir gu Hilfe; nach einigen Sagen fühlte ich midh ftarl genug,<br />

benSBeg gum ©eminar fortfefeen; jebodh mollte mich bat gieber<br />

itod) einige Sage auf ber Reife begleiten.<br />

„D mein Herr, mie munberbar hat fidh bk Borfehung<br />

gegen unt gegeigt! Sie ©efahren, benen man auf langen<br />

Reifen autgefefet ift, ftnb fehr groß. SRandhrnal ftürgte bat<br />

Pferb unter unt 1 , marf unt gu Bobett ober in't SBaffer, unb<br />

nie ift unt babei ein Unglücf gefdhehen. 9)lanchmal mußten<br />

mir burdh fdhrecfliche SBüfteu giehen, mir irrten auft ©erabe-


- 543 —<br />

mohl innrer, ohne 2Beg, mitten burdh ©chilf, bidjjte SBälber<br />

ober Moraft, unb immer famen mir an einer giinftigeit ©teile<br />

heraus. Bon ber Radht überragt, ferne von ben SBohnungen,<br />

pßte.mir bie ginfterniß feine gurdht ein. D, idh muß gittern,<br />

menn ich einerfeits bie fo auffälligen Bemeife beS ©dhufeeS<br />

©otteS, unb anbrerfeits in mir ben geringen ©ifer betrachte,<br />

feine kemttniß ju oerbreiten!"<br />

®aS ©efühl biefer Berantmortlichfeit hielt bie ©eete beS<br />

MiffionärS immer mach unb bereit, bei anberen baS heraus*<br />

juftttben, maS ihn erbauen fonnte. $um BemeiS führen mir<br />

folgenben Brief an: „SDer liebe ©ott," fo fcbreibt &err Dbin,<br />

„hat uns einen fehr heiligen Sßriefter, einen großen Miffionär<br />

genommen, nämlidh £errn Rerinf^, ber aitS gtanbem ge*<br />

fontmen ift; er mar ber jmeite Mifftonär, ber vor ungefähr<br />

22 Sahnen nadh kentudfy vorbrang. @S ift uitglaublidh, mie<br />

viele Arbeiten er jur Berbreitung beS ©laubenS unternommen<br />

hat. ©r baute menigftenS 12 kirdhen, grünbete 5 klöfter, unb<br />

int 2lugenbltcf, mo ihn ber Sob bahinraffte, befdhäftigte er fidh<br />

mit bem ©ebanfen, eine Slnftalt für Männer ju grünben. 3)ie<br />

grüßte feines ©iferS merben noch lange nadj ihm bleiben;<br />

er mar in allen feinen Sßfltdhten fehr genau, fo piinftlidh in<br />

feinen 2lnbacf)tSübungen, baß ihn nichts bemegen fonnte, bie*<br />

fetben ju untertaffen. fünfmal hat er ben Dcean burdhfchifft<br />

unb faft alle älnftalten befudht; unb tvo% fo vieler Reifen mar<br />

er immer mit ©ott vereint. SBte Diele Rädjte verbrachte eu<br />

in ben SBälbern! ©emöhnlich trug er mit fich ein menig Brob<br />

für fidh felbft, etmaS gutter für fein $ferb, unb machte erft<br />

nadh einem Ritt von 30 Meilen £att. SBenn er bann ein<br />

£auS fanb, bat er um Unterfunft; mar er im SBalbe, fo mar<br />

eS ihm gteidhgittig: katholifen, Sßroteftanteu, Freimaurer, alle<br />

fdhäfcten unb liebten ihn. ©egen Mitte Sutt fam er, um<br />

unfere DrbenSfrauen ju befudhett. D, mie gerne mar ich &ei<br />

ihm! ©r empfahl mir allerlei fromme Hebungen jum Ru|en<br />

ber ©eelen, er theilte mir 2tlleS mit, maS nach feiner ©rfahrung<br />

pr Befehrung ber &ärettfer mtrffam mar, unb befonberS


544 —<br />

fpracty er mit mir oft über bie atterfeligfte Jungfrau Maria.<br />

@r üerließ uns unb ging nach ©ainteßouis, um 12 Heine<br />

SBilbe gu fuctyen, bie ita


545 —<br />

etma« feiner finb, jebof immer fehr bi(f für ein Sanb, mo<br />

bie übermäßig ift ©ie haben menige gafttage außer<br />

ben von ber $irfe vorgeff riebenen, aber ihr Siff ift immer<br />

fe^r einfaf. @« mirb VieHeif t gut fein, baß ©ie ben 3Käbfen,<br />

bie ©ie herff iden, fagen, baß bie gemöhnliffte Rahftmg<br />

ber ©ped ift; mit ber 3eit gemöhnt man fif an biefe Äoft. 55ie<br />

©fmeftern haben eine heiligmäßige Dberin; feit fünf Sahren<br />

ifi fie immer franf. SBährenb ber 2lbmefenheit be«<br />

bigften Biffof« glaubte man fie ffon oft bem Sobe nahe.<br />

3f hatte ba« ©lüd, fie ju fehen unb ihr in biefen für bie<br />

SBettleute fo furftbaren 2lugenbltden beijuftehen. D melf<br />

ein rührenber 2lnbüd! ©in Säf ein ff mebte auf ihren Sippen;<br />

fie füßte voll Siebe ba« touj ihre« ©rlöfer« unb genoß einen<br />

oottfommenen ^rieben, fragte man fie, ob fie etma« brauf e,<br />

bann fagte fie: „©ebet, ein heiliger Sob, ba« tft 2lHe«, ma«<br />

if münff e." •<br />

Rur ju viele Seute begreifen nift, melf* einen Rufeen<br />

biefe verborgenen Dpfer unb biefe innige Bereinigung mit<br />

©ott für bie 2Belt haben; £err Dbin gehörte nift unter ihre<br />

3ahl; er fannte ihren SBerf, unb in biefen geopferten Seben<br />

fah er. eine reif lif e Duelle von ©naben unb Befehrungen<br />

für feine ferne 3Jltffion. SDeßhalb erfufte er auf £erm<br />

©holleton, ©eelen au«finbig ju mafen, bie entff[offen feien,<br />

burf ba« Seiben 3lpoftel ju fein, unb er ff ließt feinen Brief<br />

mit ber folgenben praetiffen ©rmägung: „$f glaube, baß e«<br />

bie franjöfiff en -Dtäbf en am meiften gefoftet hat, fif an bie<br />

bie $ätte unb bie Rahrung ju gemöhnen; übrigen« finb<br />

bie ©fmierigfeiten nift unüberminblif. SBollen ©ie fif,<br />

mein £err, mit biefem äßerfe beffäftigen; menn ©ie Sung*<br />

frauen finben, bie fif er ben Beruf haben, laffen ©ie biefelben<br />

abreifen. ©« märe fehr gut, menn ©ie fif mit mehreren<br />

Slnbaft«= unb Unterrif t«büf em verfähen, unb einige fromme<br />

$Perfonen um Sßaramente für eine Capelle bäten."<br />

ffonalen LX. 36


- 546 —<br />

VIII. ^apifef.<br />

Das £eben in Barrens. — on UTtfftonären,<br />

bes £?erm Boullter unb feiner (Drbensfrauen.<br />

$err Dbin führte immer baS regelmäßige ©eminarleben<br />

von ©ainte^Marie meiter. Sie verriebenen Arbeiten im<br />

Unterricht, feine Sßfltäjten als Mitglieb ber ©ongregation beS<br />

^eiligen Bincenz von 5ßaul nnb einige Miffionen bei ben<br />

SBilben füllten feine Seit ans. @r felbft fdhilbert uns feine<br />

SebenSmeife (Brief an feine ©dhmefter/ 24. 3uti 1825): „Seit<br />

meiner 9lnfunft in Slmerifa mar baS ©eminar immer mein<br />

hauptfädhlidjer Sßohnfife. 3aS<br />

©lütf, baS heilige Meßopfer barjubringen. Sarauf madhen<br />

mir eine ©tunbe Betrachtung; bie anberen Uebungen finb faft<br />

biefelben mie in ben ©eminarien granfreicfjS. Man muß jeben<br />

SlugenblidE bereit fein, ju $ferb ju fteigen, um ben ©ter*<br />

benben beijuftehen. ©obalb man uns ruft, berlaffen mir<br />

fdhnell StHeS, um ihnen ju £itfe ju eilen, unb trofe aller<br />

©orgfalt haben mir oft ben ©dhmerz, fie fterbenb ober tobt<br />

ju finben." Sann fommt er mieber auf bie frommen ©e*<br />

fühle ju fpredhen, von benen mir früher ©rmähmmg traten,<br />

über baS ©lücf nämtidh, auf ber Reife baS aHerheitigfte ©a=<br />

crament bei fidh ju tragen; unb er fügt mieber hinju: „D,<br />

menn iä) nur mährenb biefer foftbaren 3eit midh mit unfereth<br />

£erm unterhatten fönnte, mie idh münfdhe, metdh' eine Duette<br />

' von ©naben fönnte idh in ihm finben! ... @S traf fidh,


547 —<br />

baß ich gange Rädhte bat afferheiligfte ©aerantent auf meinem<br />

Hergen trug; et bergest feine 2Bodhe, mo iä) nidht Traufe gu<br />

befugen ^ätte, oft fornmt et alle Sage oor; Sonnerftag ift<br />

immer für bie 3Jliffion unter ben ^roteftanten beftimmt; einer<br />

unferer ©eminariften, ein junger 2lmertfaner, boll Sugeitb,<br />

©ifer unb Salent, begleitet midh immer, unb gemöhntich pre=<br />

bigt er anä). 2ln biefen Sagen lefe iä) bie ^eiltge SReffe balb<br />

an biefem Drt, balb an einem anberen; ber meitefte Sßoften ift<br />

20 teilen entfernt.<br />

„©in Äathotif überläßt unt bort fein Haut. @m an*<br />

berer Soften liegt 14 leiten meiter. 2ln biefem le<strong>der</strong>en<br />

Drte borgt unt eine gamitie, mo 3)tamt unb grau ni$t ge=<br />

tauft finb, ein ^rnmer; mir ^offen jebodj, baß fie tu ben<br />

©djooß ber Ätrdje eintreten merben. ©te haben unt fchon<br />

besprochen, ihre ^inber gu taufen. 15 Sßerfonen haben bte<br />

Saufe fchon empfangen, unb anbere 15 beretten ftdh auf bte*<br />

fetbe bor.<br />

„Sie ©amftage unb ©onntage finb gang bagu beftimmt,<br />

bte Beichten ber ^atholifen in Barrent gu hören, ©ie tommen<br />

meiftent einmal monatlich! Um bie berfchiebenen Stationen<br />

gu befugen, muß man immer reiten; manchmal lege iä) auf<br />

biefe SBeife 50 9Mlen ohne ©rmübttng gurüdf. ©t ift fehr<br />

fdhmer, fidh in ben SBätbern gurecht gu fittben. SBenn matt<br />

ftdh berirrt, fo ift et bat Befte, bat ^ferb frei gehen gu laffen,<br />

unb ftdh in ber Rächt mie bie SBilben nadh ben ©ternen gu<br />

rieten, bie am anterifanifchen Himmel fehr heit fdhetnen. @t<br />

ift aber nidht fehr angenehm, menn in ben finfteren Rächten<br />

Regen unb ©türm herrfcht. Samt muß man abfteigen unb<br />

taftenb meiter marfd)iren ober fidh an einen Baum lehnen,<br />

©ott macht aber über unt mit foldher ©iite unb fobiel ©org*<br />

falt, baß unt nie ein Ungtücf gugeftoßen ift, mein Sßferb<br />

ftürgte oft, bie Baurngmeige hätten mir jeben Stugenblid bat<br />

Seben nehmen fönnen, oft fanben fidh ©drangen, bon benen<br />

et überall mimntelt, unter ben gäißen meinet erbet, Bären<br />

36*


548 —<br />

flohen vor mir, unb bei allen biefen ©efahren ift mir nift«<br />

geffehen. D, mie fehr foltten mif biefe Bemeife be« gött*<br />

lifen ©fufee« z u unferem £errn hinziehen unb mif an*<br />

treiben, fein Reif auszubreiten!<br />

„Run bin if ffon faft ein Sah* ganz allein mit 3Jion*<br />

feigneur Rofati, um ba« ©eminar zu leiten. 2Bie gliidtif bin<br />

if, mit einem fo guten unb heiligmäßigen Biffof zu leben!<br />

3n Allem ift er ber erfte in ber ©emetnbe. ©eine Rcfrung<br />

ift biefelbe mie bie unfrtge: SBir haben nur einen unb bem<br />

felben Siff. ©r befifct fein ©infontmen, unb auf unfer ©e*<br />

minar ift fehr ärmlif. Sie göttlif e Borfehwtg hat un« bis*<br />

her immer ba« Rothmenbige verff äfft; fie mirb un« nift ver*<br />

laffen; mir müffen auf fie refnen. ©eitbem if in Amerifa<br />

bin, habe if in ber Au«übung meine« prtefterlifen Amte«<br />

erft 10 Shaler erhalten; mir thun Alle« umfonft. Sa« ©e*<br />

minar liefert un« ba« Rofmenbige, Reibung, Rahrung,<br />

SBohnung u. f. m. . . .<br />

„Ser Shell von Souiftana, mo if bin, ff eint für bie<br />

Sufunft günftige Au«fif ten zu bieten. Sie meiften Bemohtter<br />

finb Amerifaner; fie geminnen bie Religion ganz natürlifer<br />

2Beife lieb, menn fie biefelbe fennen lernen, unb al« benfenbe<br />

Neuffen ff ließen fie fif ihr fogleif an. Bergangenen ©onn*<br />

tag tauften mir einen jungen Neuffen von 20 Sahren, beit<br />

©ohn eine« ntefobiftiffen Sßrebiger«. Bon Seit zu Seit haben<br />

mir ba« ©lüd, bte Saufe ©rmaffenen jebeu Atter« zu fyen*<br />

ben. ©o oft mir auf SRiffion gehen, ftnben fif viele £äre*<br />

tifer unb felbft Sßrebiger bei unferen Untermeifungen ein. SJian<br />

muß mit , ihnen lange Unterrebungen hatten, in melfen e«<br />

leift ift, fie zu übermeifeit, ober vielmehr fie zu beffätnen;<br />

aber e« ift ff mer, fie zu geminnen. Sie guten SBtlben um*<br />

ringen un« von allen ©eiten, unb mir miffen nift, mann mir<br />

ihnen ben ©lauben merben prebigen fönnen. ©ie tagern von<br />

Seit ju Seit beim ©eminar unb bringen un« ihr befie« SBitb*<br />

pret, mofür if ihnen Brob unb einige Anbaft«gegenftänbe


549 —<br />

gebe. ty a &e biefe armen SBiiben fetyr lieb, fie finb fo gut<br />

unb banfbar, menn man fie freunblicty betyanbelt. Man muß<br />

oiel für ityre Befetyrung beten." 3n bemfelben Briefe fpridjit<br />

er oon einem SBunber, baS in SRem=2)orf auf bie gürbitte beS<br />

dürften Hotyenlotye gemirft lourbe, unb in ben Sangen ber<br />

Bereinigten Staaten feiner Seit großes 2luffetyen mactyte. Herr<br />

Dbin fommt ntetyrere Male auf baSfetbe jurfidf. ©S ift unbe=<br />

redjjenbar, mie bei biefer ©eiegentyeit ber ÄattyoliciSmuS junatym<br />

in einem Sanbe, mo er bistyer nur eine oeractytete ©eete mar.<br />

3)aS Uebernatürlictye ertyob ficty aus feinem ©cbooße, unb bie<br />

gkoteftanten, meldte in ityrer Äirctye nur ein tobteS ©tyriften*<br />

ttyum otyne Ueberlieferung tyaben, maren 2tugenjeugen eines<br />

SBunberS, mie fie eS aucty in ber 2fyoftetgefctyi


550 —<br />

kranfen gerufen; eS mar ein junger Mann, fehr bem Srunfe<br />

ergeben; alle Sage tranf er eine große Menge von einem ftar*<br />

fen, beraufdhenben Siqueur, ben man in biefem Sanbe berettet;<br />

fein fdfjtedhtes Seben flößte unferen frommen katholifen<br />

Slbfdjeu ein.<br />

„©ineS SageS reifte er mit einem feiner greunbe. Sßlßfc*<br />

lid; fieht er fich von Seufetn ber verfchiebenften ©eftatten<br />

umgeben. 3uerft- ladete er nur. Site fte aber verfudhten,. fein<br />

$Pferb jum gaffe zu bringen, eS zu vermunben unb auf graufame<br />

SÖBeife zu quälen, mürbe er von ©Breden ergriffen unb<br />

begann zu beten. @r ritt bann gegen baS ©eminar ju, in<br />

ber 2lbficht, eine gute Beichte abzulegen, ©eine kräfte ver*<br />

ließen ihn aber, unb er fiel vor ber Shöre eines guten<br />

thotifen hin, ber ihn aufnahm, ©ein erfteS SBort mar, bafc<br />

er SBeihmaffer verlangte. Samt ergriff er ein ©rucifij unb<br />

einen Rofenfranz. SDarauf mürbe idh t


- 551 —<br />

©eifter nur burdh bie Anrufung ber ^eitigften Ramen Sefut,<br />

SDtarta unb SfafaP^ bertreiben fönne/'<br />

feiner großen Klugheit, fidh über einen galt teuf*<br />

lifdher Befeffenheit autjufpredhen, fdheint er fie bodh angu*<br />

nehmen. 3)at S^ugniß biefet fo gurüdljaltenben 3Jliffionärt<br />

bürgt audh füt bie ©emißheit äljnlidher S^atfadhen, meldte bon<br />

ben erften Styoftetn bet ^athoticitmut biefet Satyrhunbertt in<br />

ben Bereinigten ©taaten in ben „Innaten ber Berbreüung<br />

bet ©taubeut" beridhtet merben.


protuns 21Te£tco.<br />

Brief öes f)errn Bruno Jttoarej, Superior bes Seminars<br />

in ITtonterey (ZTCeyico), au t}errn 2t. ^iat, ©enerat*<br />

fuperior.<br />

Staub bes Kaufes unb ber Hnßaltetu<br />

•SRonterei), 10. ®ecember 1894.<br />

Hodhmürbiger Herr unb geehrtefter Bater!<br />

bitte um 3h*en heil, ©egen!<br />

9Bir finb hier für bat ©emiuar unb bie gu biefem Haufe<br />

gehörigen Slnftatten nur fünf priefter unb brei Brüber. 3m<br />

Bergteidfj mit ben jahlretdjen unt anvertrauten SBerfen ift bat<br />

' fehr menig.<br />

2UIet, mat bat große ©eminar betrifft, fogar bie ©in*<br />

theitung ber ©tubien mürbe bem Sirectorium für bie großen<br />

©eminarien entnommen, ©benfo ift et audh mit kern Knaben*<br />

feminar, mit 3lutnahm'e einiger fteinen Beränberungen, meldte<br />

megen ber Bereinigung bet Änabenfeminart mit einem ©olle*<br />

gium nothmenbig gemacht mürben. 2lber bat äBefenttiche, bie<br />

©int^eitung ber Staffen u. f. m. ift beibehalten.<br />

2tußer bem ©eminar haben mir auch eine ©


- 553 —<br />

ift übrigen« nift ffleft, nur baß bem Religionsunterricht<br />

gar fein Sßlafe gegönnt mirb. @« verfteht fif Von felbft, baß<br />

in ben fef« klaffen unferer ©fule bie Religion, ber Kate*<br />

fi«nut«, bie bibliffe ©effifte unb bie gemöhnüfen Semeife<br />

für unfern heiligen ©lauben allen anbem ©tubien vorangehen.<br />

Sie Söglinge unfere« großen ©eminar« finb nur 16, von<br />

benen 10 ba« britte unb vierte Sabr Rheologie, Sogmatif,<br />

SJioral unb Siturgie ftubiren; bie 6 anbem ftubiren Sog*<br />

matif, ^ernteneutif unb Kirf engef fif te. 2Bir motten auf<br />

ba« ©tubium ber Kanjel*ä3erebfamfeit einführen. Sie 3eit<br />

vom Sänner 1895 bi« Dftern mar mit ben feologiffen Siefen<br />

au«gefüttt; außerbem merben bie ©tubirenben ber 3Jloral jmei*<br />

mal vor ben übrigen Theologen prebigeit, bie anberen Zöglinge<br />

nur einmal. Sie Siacone müffen naf ber Anorbnung<br />

be« hofmürbigften ©rjbiffof« breimal ebenfatt« vor ben ©lau*<br />

bigen prebigen, bevor fie ju 5ßrieftern gemeft merben.<br />

Sie Knaben unfere« fleinen ©eminar«, bie nof nift<br />

fehr jahlretf finb, merben in fef« Klaffen eingeteilt, ©ie<br />

ftubiren Satein, ©riefiff, granjöfiff unb ©ngliff, melfe«<br />

lefctere hier befonber« nofmenbig ift; überbie« Religion,<br />

lofophie, ©hemie, SRafematif, ©eograpbie, Ko«mo*<br />

graphie, Siteratur, Rhetorif unb ©effifte, fomohl allgemeine<br />

al« Rationalgeff ifte. ©ie merben ju ihrer 3eit ebenfo mie<br />

bie Sfeologen in ber Stfeologie, bie literariffen Prüfungen<br />

ablegen.<br />

Sn biefem Sanbe haben bie Knaben einen guten ©ha*<br />

rafter. Sh*e Reigung zieht fie vietteift mehr ju phpfiff en<br />

Sßiffenff aften unb jur Siteratur hin, al« ju ben anbern 5Ra*<br />

terien. Sebof gibt e« auf unter ihnen einige, melfe fehr<br />

gute Anlagen für bie abftracten SBiffenffaften befifeen.<br />

Unfere ©fule mirb von fiebenjig Kinbem befuft.<br />

Affe ©amftage naf bem Rofenfranjgebet hält ein SRit*<br />

bruber eine moratiffe Untermeifung vor ben Sulingen be«


554<br />

©eminarS unb ben ©dhulfinbern. Sie fotogen haben eins<br />

mal tu ber SBodhe ©ebetsmieberho-fung unb ßonferenj. Unter<br />

ben ©eminariften unb©d)ütern Befielt ein Berein von Marien*<br />

finbern unb fogar eine 2lrt Bincenjconferena mit eigenen Regelm<br />

Sie Sünglinge, metdfje baju gehören, entziehen fidh einen Sheit<br />

beS ©elbeS, baS ihnen ihre ©Itern ju ehrbaren Unterhaltungen<br />

gegeben haben; fo ga^tt man bie Sßenfioit für einen .Bögling,<br />

man fauft ©


- 555 —<br />

SDaS geft ber munberbaren Mebaitte mürbe burcty ein<br />

feierliches BorbereitungS = Sribuüm begangen, mit Hochamt,<br />

Befper unb 5prebigt. 2lm 27. Slooember gingen Biete gur<br />

tyeiligen ©ommunioit. SD'aS iQoctyamt celebrirte ber 3lbmini*<br />

ftrator ber Siöcefe, ba ber tyochmiirbigfte ©rgbifctyof an biefem<br />

Sage abmefenb mar. SBätyrenb ber tyeiligen Meffe mürbe bie<br />

Sobrebe getyattem $u ber Befper ftrömte eine folche BolfS=<br />

menge,, baß bie Capelle, aucty menn fie größer märe, nicht Sitte<br />

tyätte fäffen fönnen. BefonberS machten fich bemerkbar breityunbert<br />

Marienftnber aus ben tyoctygeflettteftenFamilien. ©ie<br />

maren in meißer ©eibe mit einem blauen ©ürtel gefleibet.<br />

©benfo bemerfte man bie Samen ber ctyriftlichen Siebe oom<br />

tyeiligen Binceng oon Sßaut mit ityren befonbern Slbgeichen;<br />

Sitte trugen brennenbe bergen unb begleiteten bie Sßroceffion<br />

mit bem Slttertyeitigften, melche auf ben SKofenfrang, bie 5ßre=<br />

bigt unb ben ©egen folgte. 9?acty ber ^Sroceffion mürbe baS<br />

Sebeum gefungen, mätyrenb beffen bie Mäbctyen unb bie anbern<br />

^Serfonen ityre Äergen ber unbeflecften Jungfrau barbrachten;<br />

man gätylte bereu 600—650; anbere bractyten ©elb ober anbere<br />

©egenftänbe bar. Sitte, melctye gum geft gefommen maren,<br />

fetyrten mit großer greube nach £aufe gurücf unb fagten, fie<br />

tyätten noch nie ein fo fdjöneS, motylgeorbneteS geft gefetyen.<br />

SDaS Bilb ber munberbaren Mebaitte ftanb in ber Mitte beS<br />

SlltarS unter bem Batbaihin auS blauer ©eibe mit ©ilber<br />

geftidt, eine Slrbeit frommer $ßerfonen unb grucht ber bagu<br />

gefammelten Sllmofen. Ser ©eibenmantel tyatte 15 Qu.~M.<br />

®er Slnblid biefeS tyeiligenBilbeS gog Sitter bergen an. ©inige<br />

Marienftnber fragten, ob bie feligfte Jungfrau im £tmmel<br />

aucty fo fei. ©ie Beretyrung ber feligften Jungfrau tyatguge*<br />

nommen; oiele Sßerfonen bitten um munberbare Mebaitten,<br />

unb um ben frommen SBüufctyen ber ©läubigen gu genügen,<br />

mußten mir eine große Menge in ©ilber prägen laffen. Biele<br />

bitten nocty immer barum. SBir feiern in unferer Capelle nocty<br />

anbere gefte, menn auch nicht fo großartig, unb immer fommen<br />

bie ©täubigen in großer gatyl tyerbet. SBarum finb mir bocty


556 —<br />

nicht in größerer Singahl ba! Unfere SDtttbrüber prebigen<br />

manchmal in ber ©tabt, meil gu menig 2Beltyrtefier ba finb.<br />

SBähreitb ber gaftengeit mürben in öerfdhtebenen Ätrdj)en @£er*<br />

citien in ber $ornt einer 3Jliffion gehalten. 3m ©ommer<br />

fommen 2Belfyriefter, um ©jrercitien gu madhen. Um biefelbe<br />

3eit ^Iten auch bte 3Rarien!inber ihre geifttichen Uebungen.<br />

9Jtit ber Sitte um Shreit heiligen ©egen u. f. m.<br />

Bruno Sllbareg,<br />

i. s. c. m.


propitt3 ^cpublif ^Argentinien,<br />

Brief bes Zfifgr. (Eroujet an f}errn ITWon, ©eneralfecretär<br />

6er (Congregation 6er ZTtiffion.<br />

Pefudj in ben gäufern ber proutnj Republik Argentinien.<br />

Ucbcrfif t über bie mftaiten.<br />

SKariana, 14. JJuli 1895.<br />

£ofmürbiger £err unb theuerfter SRitbruber!<br />

Sie ©nabe unfere« £errn fei aliegeit mit un«!<br />

Bor einigen fahren bauten mir in ©aganeiti (Abpffinien)<br />

eine hetrtife Kirfe. Um bie Arbeiten in ©ang gu erhalten<br />

unb bie Koften gu beftreiten, hatte ber Häuptling be« Sanbe«<br />

ber fafotiffen Bahata folgenben Befftuß gefaßt: „Seber<br />

$rembe, ber bie ©tabt betritt, muß einen ©tein auf ben Bau*<br />

plafe bringen." ©in Seber tbat feine ©fulbigfeit; Männer,<br />

grauen, Kinber gahtten ihren Sribut.<br />

Auf if metnerfeit« miH S^men meinen Bauftein bringen,<br />

©r ift gmar nift groß, aber er fommt oon meit her.<br />

@« ift ftar, baß if 3fnen Biete« gu ergähten hätte, e«<br />

ift auf fif er, baß oiete Shatfafen ©rbaitung unb Sntereffe<br />

erregen mürben, aber finben ©ie nur eine Seit gum ©f reiben<br />

mährenb biefer ununterbrofenen Reife, mo bie eine Arbeit<br />

anfängt, beöor bie frühere ooHenbet ift. Auf 172 Sage ber<br />

Abmefenheit fommen 70 Reifetage. ©« ift mie ba« Seben auf


558 —<br />

bem 3)antyffchtff, menn auch ber SDampfer nur burch ein be*<br />

fdheibenet 3Kaulthter erfefet ift! D, mie gemimtt man bie<br />

©ongregation immer mehr lieb, je tiefer man in ihr leben*<br />

biget Sßirfen einbringt! SBie fül;lt man fidh glücflich, ein<br />

$inb bet heiligen Bineeng gu fein, menn man fehen unb er*<br />

fahren fann, mie biet ©utet ber tiebe ©ott burch unfere<br />

beiben Emilien gu thun fidh toürbigt.<br />

aßqhrhaft, et märe ein Berbrecheu, ben 9Jlutb gu ber*<br />

tieren, fich beim Slnbtidf ber fteinen ber menfdhtidhen ©djjmädhe<br />

anhängenben Slrmfeligfeiteu nieberfdhtagen gu laffen. 2Banbeln<br />

mir gerabaut in alter Sreue, unb menn mir fchon alt einzelne<br />

Sßerfonen nidht biet nüfee finb, menn mir unt aber alt Blätter<br />

unb Steige bet großen Baumet betrachten, fo berieft ber<br />

liebe ©ptt unferrn guten SBillen immer einige grudhtbarfeit.<br />

3dh mödhte burdh biefen Brief ein ftffenttidhet3eugniß<br />

geben, allen Senen, bie einet guten Sßitfent finb, allen ben<br />

opfermiHtgen SJtitgliebern, bie idh bemunbern fonnte, in bereu<br />

©egenmart idh widh bekämt fühlte, bie für midh eine beftän*<br />

bige ©etegenheit maren, bem götttidhen 9Mfter taufeubmat<br />

Sauf gu fagen; jener bereite 3Jtitbruber hatte Redht gu fdhrei*<br />

ben, baß mir in unfern beiben gamitien alle jene frönen unb<br />

anregenben Betfpiele ftnben, jene Beiftriele bon Sugenb unb<br />

©roßmuth, bie mir eher anbertmo alt bei unt felbft gu be*<br />

muttbern geneigt finb. ©ie finb ba, aber mir müffen Singen .<br />

haben, um fie gu fehen, einen Berftanb, um fie gu. begreifen,<br />

Äraft, ihnen gu folgen, ein großmiithiget £erg, um unt<br />

bariiber gu freuen, unb alle ©hre auf $enen gu begiehen, bon<br />

bem iebe gute ©abe fommt. @t fcheint mir, baß mir nur<br />

bat ©ine im Sluge behatten müßten: bat ©ute burch unfere<br />

SBerfe für ©ott gu thun, aber mohlgemerft, ohne unt burch<br />

einen fdhtechtgearteten ©goitmut abgufdhtießen. Slber mie idh<br />

mich berloren habe! $eboch ift et nidht gu ftaunen, mie. follte<br />

ich midh bon ^arit nadh Brafitien, bur


559 —<br />

•Jiachrictyten, unb i


560<br />

menn einmal ba« SBerf im (Sange, ber Antrieb gegeben ift,<br />

mie ein Stüdfflag auf au« biefen Bereinigungen ein er*<br />

muthigenber Antrieb au«geht, unb bann fann man ba« SBort<br />

begreifen, ba« if fo oft habe fagen hören: ,,©fideit©ie un«<br />

bof ein jahlreif e« Sßerfonal; helfen ©ie un«, mir haben nof<br />

Siefe« unb Sene«, aber bie armen ©fmeftern finb,ffon gang<br />

überlaben, fie fönnen ihrer Arbeit nift mehr genügen, mir<br />

oetlaffen un« auf Sie, um £ilfe gu befom^men."<br />

„Aber, geehrte grau... aber mein gräuletn!" — „Kein<br />

«aber»; menn man außerorbentlif er Bifitator ift, fo fann ba«<br />

nur be«megen fein, um Arbeiter borfin gu ffiden, mo fie<br />

fehlen!"<br />

2Ba« hätten ©ie an meiner ©teile gemaft? . .. Shun ©ie<br />

e« nun. 3f mußte nift, mohin if ben Kopf menben foHte.<br />

©o ging e« in Bueuo«*Aire« mit ben SKitgliebern ber<br />

Bincengconfereng, mit ben SDamen Dom heiligen Binceng, mit<br />

ben aJiarienfinbern! D biefe -Dlarienfinber, ffredlifer nof<br />

al« aHe anbem; if hatte bie größte 3Wife ber SBelt, mif<br />

burf Berufungen herau«gugiehen! Aber biefe« Berfprefen?<br />

Berfolgen mir ba« nift meiter.... ©ie begreifen e«, mie<br />

peinlif e« unferen SKitbrübern unb ©fmeftern gu SKufe fein<br />

muß, bei einem fo lebenbigen Aufff mung ...<br />

3f fehe nof, mie ber hofmürbige £err Bifitator in<br />

feinem geräumigen £aufe geigte: ®a« innere ©eminar, bie<br />

©tubenten, bie apoftoliff e ©fule, ba« ©ollegium, bie Armen*<br />

ffule mit ihren oierhunbert Kinbem, bie Kirfe, b,ie oiergehn<br />

Käufer ber ©fmeftern mit ihren Saufenben oon Söglingen,<br />

unb mie er bann einen fo traurigen Rüdbltd auf bie menigen<br />

Sßerfonen mafte, über bie er oerfügt.<br />

3f fehe nof, mie bte gute ©fmefter Soui« mit mir<br />

fyrif t Oon Anftalten, 9Baifenhäufern, §ofpitälem, Afplen, mie<br />

fie mir bie ©fmeftern geigt, bie für mehrere Aemter gugteif<br />

genügen müffen, unb mie fie mir bann fagt: „2Ba« thun?"


- 561<br />

©ine gute barmherzige ©dhmefter fanb bie regten SBortc:<br />

„D Monfeigneur, ©ie hätten ein einfadheS Mittel, ben Befuch<br />

in 24 ©tunben ju beenbigen! ©ie hätten ba^u bloß eine<br />

jahtreidhe karamane bon Miffionären unb barmherzigen ©dhme*<br />

ftern mitnehmen fetten, unb Stiles märe in Drbnung gemefen."<br />

SDiefetben Bemerfungen, biefelben fragen überall.<br />

Sn Slffomption fpradj fidh Mfgr. Sogar in, ein 3ögling<br />

unferer Mitbrüber, nodh ganz jung, aber ooll Talent unb<br />

©ifer, fehr lobenb über feine früheren SDirectoren unb über<br />

&errn Montagne aus, melier ber SDiöcefe einen fo auSgejeid^<br />

neten ©teruS gegeben hat.<br />

3dh mußte bem SBunfdhe, ben mir ber hod&mft. Bifchof<br />

auSbrüdfte, entsprechen nnb eine Miffion grünben unb fo ju<br />

ben fdhon beftehenben fruchtbaren SBerfen ber jmei Seminare<br />

nodh ein britteS hinzufügen.<br />

SDer SBatlfahrtSort bon Unferer lieben $rap bon Sujan<br />

bietet ebenfalls einen großartigen 2lnbti


562<br />

entfernt, unb megen einer herrfdhenben kranfheit mußten mir<br />

na^ einer Slrt bon Quarantäne gehn Sage auf ber $nfel<br />

gloret in einem Sagareth gubrittgen. $dh fage Shnen gleidf),<br />

baß biefe Snfet nidhtt poetifdhet $at alt ben Ramen. ©t<br />

fdfjeint, baß mir bie Sklera Ratten, unb idh hatte nidht bie<br />

geringfte Ahnung babon. ^dh Verlängerte meinen Aufenthalt<br />

in 33uenot*3liret um einige Sage, unb bat Genügte man, um<br />

mir bie Seitung ber ©jergitien gu übertragen.<br />

©üblich fam ber gute fem ©eorge, ©uperior unferet<br />

Häufet in ber Union, trofe peft unb ©hotera, midh abgubolen.<br />

©eine Reife brachte mir ©lücf. $aunt hatte er ben 33oben<br />

Slrgentinient betreten, fo erflärte ein Secret alle Häfen ber<br />

öfttidhen Repubtif für geöffnet.<br />

SBir nahmen auf bem fteinen Satmpfer Dt^mpe piafe,<br />

unb biergig ©tunben mußten mir SBinbftoß auf SBinbftoß aut*<br />

halten. Biergig ©tunben gu einer Ueberfahrt, moftir gemöhn*<br />

lidh eine Ra$t genügt! 2lHet gerieth in'« Sangen, bit gum<br />

Ißiano, meldet bon einem ©übe bet ©peifefaalet bit gum<br />

anbern allein umherfipagierte.<br />

Unfere 3Jtitbrüber befinben fidh in 9ttontebibeo in eitler<br />

gang autnahmtmetfen Sage. Sllt Pfarrer, SRiffionäre, ©eel*<br />

forger mußten fie fidh bit Sldhtung unb bat Vertrauen bet<br />

hodhmürbigften Bifdhoft, ber ©eiftlidhfeit unb bet Botfet gu<br />

Derbienen. Unfere guten ©dhmeftern finb bon Stilen geliebt<br />

nnb geadfjtet, unb genießen einen großen ©tnfluß, ben fie be*<br />

fonbert ihren Sirbetten berbanfem Slm 19. ^uli foff bie @r*<br />

Öffnung bet fchönen Pfarrhaufet ftattfinben, bat mir gang ber<br />

$reigebigfett einer gamitie berbanfen, bereu Rame in gotbenen<br />

33udhftaben in unferen Hergen eingetrieben bleiben mtrb.<br />

Siefe SBohlthäter thun bat ©ute in großem 9Jiaßftabe,<br />

ohne ©ucht gu glängen, mit einer He^entgüte unb ©infatt,<br />

mie fie ber erften 3eiten ber Kirche miirbig märe. 3jnt Beft|<br />

einet unermeßtidhen Bermögent bertheilen fie auch ftaunent*<br />

merthe Summen unb ihre linfe Hanb fdheint nidht gu miffen,


- 563 —<br />

ioaS bie redjte gegeben tyat. 3ty* 9tome ift mie gleieäjbebeu*<br />

tenb mit 9Botylttyätigfeit, unb bie göttlietye Borfetyung tyate£<br />

gefügt, baß biefe SBotytttyätigfeit fiety gum großen Styeil auf<br />

unfere Mitbrüber unb ©etymeftem erftredt. Mit greuben tyabe<br />

i


- 564 —<br />

fflefte«, unb bie Söfter ber herborragenbften gamilien über^<br />

geugen fif felbft, ob biefe Slnftalten in gutem Buftanbe finb.<br />

®ie feligfte Jungfrau muß mit biefen guten Sölaubänbem jufrieben<br />

fein.<br />

©o ffmer e« mir mar gu lauben, fo ffmer mar auf<br />

bie Abreife. SDrei 2Bof en mußte if auf ein ©f iff marten,<br />

benn auf. ba Ratten mir bie Sklera, unb Srafilien erlaubte<br />

un« nift, ben SBoben ber Republtf gu betreten, bevor mir<br />

un« nift eine SBofe lang be«inficirt Ratten.<br />

©nblif am 23. 3Wai fonnte if mif mit bem guten<br />

£errn ©eorge etnffiffen, ber mif gu meiner großen greube<br />

begleiten mollte. 3f Mn alfo in SBrafilien.<br />

3f empfehle mif 3$ren ©ebeten unb oerbleibe u. f. m.<br />

f g. ©rouget, C. M.


Peru.<br />

Brief 6es ZTEiffionspriefters f}errn Duhamel an E)errn<br />

2t. ^iat, ©eneralfuperior.<br />

2lrequt}>a, 1. Styrit 1895.<br />


- 566<br />

' ber traurigen blutigen ©reigniffe, bereu ©fauplafe.<br />

Arequipa mar, haben mir bie apoftoliff e ©fule nift ge*<br />

ffloffen. SBenn bie ©fule* geffloffen mürbe, mar e« häuften«<br />

für viergehu Sage. SBeit entfernt, abzunehmen, nimmt<br />

bie $ahl ber Söglinge, befonber« naf bem mir ein neue« Socal<br />

gemietet haben, immer gu.<br />

Stußer 12 Theologen unb 50 ©f iitern in ber 33orbereitung«ffute,<br />

haben mir nof 95 3&glinge in ber Sateinclaffe;.<br />

mehr fönnen mir au« fanget an Raum nift aufnehmen.<br />

SRit einer fotfen ^pflangffule fönnen mir koffert, ein gahlreif<br />

befefete« große« ©eminar gu haben, morau« gute 5ßrie*<br />

fter unb eifrige SRiffionäre hervorgehen merben. Aber mie<br />

viele Arbeit fam biefe« $ahr megen ber unvorhergefehenert<br />

Umftänbe, in benen mir un« befinben, bagu! 3m versoffenen<br />

3ahre begannen mir bie Sateinclaffen regelmäßig einguriften,<br />

bie bi«her ben älteften Möglingen be« ©ollegium« anvertraut<br />

maren. $err ©uiHen, @n«ler unb Runej hatten jeber eine<br />

Sateinclaffe übernommen, man erhoffte fif bie glücflifften<br />

©rfolge; aber ber Srang ber Umftänbe gmang un«, bie 3Ö0-'<br />

linge mieber al« Sßroffcfforen gu benign. Ser arme ©err<br />

Runeg mürbe ffmer frattf. Um £erw ©leniffon einige ©rleifterung<br />

gu verff äffen, glaubten mir, £err ©«cobar, merbe<br />

fm helfen fönnen burf bie Uebernahme einiger Rebenfäf er<br />

im großen ©eminar. Anbererfeit« mar einer von un« noth 5<br />

menbig gur Aufftft über bie fleinen Sßenfionäre be« Borbe*<br />

reitung«curfe«; £err ©leniffon übernahm mit greuben bie<br />

Auffift über biefe Keinen 3öglinge, ma« ihn aber heberte,<br />

aHe ©fulfhmben in ber Sateinclaffe gu halten. Auf biefe<br />

2Beife bin if faft allein mit ben fortgeffrittenften ©fülern<br />

für ben Unterrift ber 95 Sateinffüler ba. gmei unferer<br />

älteften Söglinge, melfe aHe ©tubien voßenbet haben, unb<br />

von benen einer ^riefter ift, fahen glüdlif er Sßeife bie Roth<br />

be« ©ollegium«, unb boten fif für biefe« 3ah* an, un« gu<br />

helfen; ber eine trägt Sßhitofophie vor, ber anbere bie höheren<br />

SBiffenffaften.


- 567 —<br />

©ie fönneu baraut erfe^eit, mein hochgeehrter Bater, mit<br />

melier Ungebulb mir auf bie Rüdffehr unferer gmei theureu<br />

Peruaner aut bem -Dtutterhaufe martett. @t märe mirflich<br />

SoHfühuheit unb Unftugheit gemefen, unferer Stnftalt eine<br />

fotche 3lutbehnung gu gehen, menn mir nidht auf bie Hilfe<br />

biefer gmei jungen SRitbrüber geregnet hätten, bereu ©ifer<br />

bagu beitragen mirb, bie grömmigfeit unb Regeltreue in<br />

unferem £aufe, unb gu gleicher 3eit ben ©rfolg unferer 2lr*<br />

beiten gu fiebern unb gu beförbern.<br />

2Bir fönnen nidht genug bie gärtlidhe ©orgfatt ber gött*<br />

liehen Borfehung für unfere apoftolifdhe ©dhule bemunbew.<br />

gn bem SRafce alt bie 3tnftatt mädhft unb bie Slutgaben ftei*<br />

gen, mehren fich auch bie ©innahmen. Sßir müffen jefct für<br />

ben Unterhalt bet ©ollegiumt fammt ber Äofi für bie Sheo*<br />

logen, monatlich 800 granlen au^hm; unb leidht bringen<br />

mir biefe ©umme gufammen aut ben 3ahlnngen unferer 3ög s<br />

linge unb aut ben 2ltmofen einiger grofmtiithiger perfonen.<br />

2Bir finb auch im ©taube, manche aufterorbenttiche Slutgaben<br />

gu bestreiten; fo merben mir in einigen Sßochen bie nötige<br />

©umme nach Parit fdhicfen, bamit unfere gmei Peruaner mie*<br />

ber gurüdffehren fönnen. @t ift mohl mahr, bafj mir fiparfam<br />

leben, menn unt auch bat unumgängluh Rothmenbige nicht<br />

abgeht.<br />

Helfen ©ie unt, mein hodhgeehcter Bater, ber göttlichen<br />

Borfehung für biefe befonbere gürforge banfen; u. f. m.<br />

H- ®uhamet, i. s. c. m.<br />

jugefdjrieben ber fiirbitte bts feit gen Soljatines ©abriel perbogre.<br />

Sffir erhatten folgenben Brief:<br />

8. Sunt 1895.<br />

SRein h^dhmürbiger Bater!<br />

Boriget Sahr um biefelbe 3eit h a &e t


568 —<br />

meines ©ohneS erlangte, ben bte 2lerjte fdhon aufgegeben<br />

Ratten.<br />

fdhidfe Sh^en alfo 20 graulen, bamit ©ie bafür ein<br />

ex-voto anf^affen, mit ber folgenben Snfdhrift:<br />

5Dan! bem feiigen Sßerbotyre. — gür eine Teilung. — ftuni1895.<br />

©enehtnigen ©ie, mein ho^toürbiger Bater, bie Ber*<br />

fidherung meiner $odhadhtung. —<br />

31. B.<br />

Br. (granfreidj.) ©rtangte ©naben: Öpfergabe für bie<br />

3Kifftonen. Brief oom 5. 3funi 1895.<br />

StuS mehreren ©täbten berietet man uns über merfmür*<br />

btge gute ©rfotge bei Prüfungen, jugefdhrieben bem fetigen<br />

^erbotyre, ber ju biefem gmecfe angerufen mürbe.<br />

Marek (Storb).<br />

Metropolis (Brafitien) u. f. m.<br />

Knaben,<br />

jugefdjrtebeit bem St. Pinren}=i0afler.<br />

©uatemala. — Leitung ber barmherzigen ©djmefter<br />

gaudheauj; bon einem. t^^öfen $ieber. — Brief oom<br />

25. gult 1895.<br />

£fcheng*ting=fou (fö^itxa). — Aufhören einer an*<br />

ftedfenben 2lugenfranfheit. — Brief ber barmherzigen ©dhme*<br />

fter ©uertain, 11. Suni 1895.<br />

Qttabe,<br />

{ugefdjrteben ber nmnberbaren Pebaille.<br />

3n £uirantba im ©taate Midhoacan (Mexico) mürbe<br />

baS Mäbdhen etp^ine ©armona, menige £age oor ihrer<br />

2tufnahme in ben Bereut ber Marienfinber, bon einer ferneren<br />

Äranfheit befallen, unb trofe aller £itfSmiteI ber ßunft nahte<br />

mit rafdhen ©dbritten ber £ob. ®er SDirector unb ber Sftath<br />

beS BereineS entfdjjloffen fidh, fie fobatb als mögltdh in ben


569<br />

Berein aufgunetymeu unb bic feierliche ©eremonie auf fpäter<br />

gu oerffiebern Unb, o 2Bunber, faum ftntrbebie Mebaitte<br />

ber Uranien umgetyängt, fo erlangte fie fogleiety bie ©efunb*<br />

tyeit mieber, gum großen Staunen unb gur Bemunberung ber<br />

gatylreietyen Anmefenben unb ber Soctoren, meletye bie Traufe<br />

betyanbelt tyatten, unb nictyt umtyin fonnten, taut gu erftären,<br />

„menfetyli


Infjaltsperjeidjmg,<br />

Sie Sfanalen<br />

Seite<br />

184<br />

Sic gfeftfidjfetten au ©f)rert ber rounber&aren 2KebaiHe . . 3<br />

Vorbereitung 4<br />

Iiivita sacro ©r. ©mirteng be3 (Sarbinaloicarg in 9tom . . 4<br />

gfeftlidjfeiten in SHutterljau« ber 3ttiffton«priefter . . 8<br />

äRutterfjauö ber Barmherzigen ©fweftern 9<br />

§omilie ©r. ©minenj beö ßarbinal« Sftdjarb, ©tg&ifcfyof von ^ßari« 16<br />

geftlidfjfeüen in ben Siöcefen granfreidjö . . . . 25, 135<br />

3n Defterreidj 51<br />

3n Belgien (Styeus) .137<br />

3n ©panien 144<br />

3n gtalien 145<br />

- 3n Portugal .157<br />

3n $olen . . . . . . . . . .157<br />

8n 2Ifien . . . . . . . . . .158<br />

3n Slfrifa . 160<br />

3n 9lorb=2lmerifa .161<br />

Sit


571 —<br />

«Seite<br />

Sie efjrto. Soutfe be 9JtoriHac. beeret betreffenb bie (Einleitung<br />

ihre3 ©eligfprechung§proceffe3 439<br />

Sörief ©r. ©tninenj be§ (Sarbinatö 2lloifis2)tafella über biefeä<br />

Secret 442<br />

2lnfprad)e be3 (SeneralfuperiorS §errtt 21. giat über biefeS Secret,<br />

gehalten Bei bem feierlichen ©egen in $ari3 . . . 444<br />

Hirtenbrief be§ 3ttfgr. ©abriere, $8ifd)of3 t>on Montpellier, 'über<br />

biefeä Secret 447<br />

Äurjer Slbrtfc be§ Sebent ber ehrwürbigen Souife be 9Jtarillac . 450<br />

Sie tyauptfäd&tichftenüber fie oerfaßten Sßerfe . . . . 461<br />

^ortiuncuta*2tblafc in ben Capellen ber bartn^erjigen ©dpeftern 275<br />

§uxopa.<br />

Sßariä. Slnfprache ©r. ©minenj be§ (Sarbinalg Söourret am gefte<br />

beS fei. ®abr. sperbogre, 7. STCooember 1894 . . 66<br />

— Sefuch ber SBaßfahrer auö Sllbi bei ben Reliquien be§ fyxl<br />

Sincenj tum ^aul 70<br />

— £ribuum für bie ©Epebition nach 3Jtobaga3far . . . 277<br />

—- Teilung, gugef^rieben bem ^eiligen Tineenj t)on $aul, bei<br />

feinem SReliquienfdjrein, 22. 2lpril 1894 . . . . 288<br />

Bericht über Seo lörancourt, (Slerifer ber 3Jliffton (f 20.2Ipril 1864) 298<br />

31. ©.<br />

s Ji. yiaä) einer erhaltenen Auszeichnung. 33rief ber<br />

©chwefter 9t. % . . . . • 464<br />

(£ hol et. SBunberbarer ©dju^, jugefchrieben ber wunberbaren .<br />

3ttebaiHe 293<br />

(Srenoble. Eröffnung beö neuen §aufeö ber barmherzigen<br />

©chweftern 287<br />

Hajebroucf. Heilung ber ©chwefter Secoopman, jugefchrieben<br />

ber gürbitte ber ehnt). Soutfe be 3flariHac . . . . 288<br />

Sa £eppe. £ob be§ Herrn S6on ^acob (22. gebruar 1894) . 294<br />

•JRontsbesaftarfan. ©nabe, jugefchrieben ber wunberbaren<br />

attebaille. ©chwefter $etit 74<br />

Semaine röligieuse d'Aix 191<br />

iprimecombe. ©sercitien. S. Sillieg . . . . 72<br />

©aints©ert)an. @Eercitien für bie ©eeleute . . . . 189


— 572 —<br />

©efterretd?.<br />

«Seite<br />

Güli. SöeridjtüBer*ben$ob beS3acoB £ort>at(f 9.TOrj 1891)<br />

SDtocur . 76<br />


573<br />

Jlfieti.<br />

(Ojina.<br />

©eite<br />

SBicariat Defütcheö $iang*fi.<br />

ÄioU'^o«. $eimfud&ungen. tarnet 495<br />

g)ao*td&eousgou. 2lnfunft ber Barmherzigen ©d&roeftern. §err<br />

©auoerd&ain 496<br />

Allgemeiner UeBerBIicf über bie Miffionen. SöettemBourg . 366<br />

SSicariat £fd)e*®iang.<br />

ÄranfenBefudfi) in ber ©Bene ©chmefter 9t. • 87<br />

SBicariat 9lörblidf)e3<br />

SDie fransöfifdfje Miffton in ^efing . , . . . . . 213<br />

^ef'ing. ßrieg mit Sapan. 2llph. parier . . . 84, 217<br />

©d&roefter Sauriaä 219, 362<br />

£ten*tfin. 3)er ßrieg unb bte SSermunbeten. ©d)n>. (Suertain 364<br />

perfien,<br />

Allgemeiner UeBerBIid üBer bie Slnftalten ber Miffionäre unb ber<br />

Barmherzigen ©chmeftern. SöettemBourg . . . . 498<br />

Syrien.<br />

SCtfgemeiner UeBerBIicf üBer bie Slnftalten ber Miffionäre unb ber<br />

Barmherzigen ©d&roeftern. SettemBourg . . . . 378<br />

21IB&3. geft ber nmnberB. Mebaitte; bie Slnftalten. (Stement 221<br />

Afrika.<br />

StütfBttcf auf bie Miffton in SÄB^ffinten 223<br />

Jl ni e x i ft a.<br />

£lorbamerifa.<br />

bereinigte ©taaten.<br />

SeBen beö gelis be 3lnbrei§ (gortfefcung unb ©cftfufj) . 93, 233<br />

SeBen be§ Mfgr. Sodann Maria Dbin, ©rjBifd&of won -Heu*<br />

Drltoi». 21BB6 Song .399<br />

©mmittöBurg. SBefudE) be§ D'ßattaghan in ber ^rooinj . 92<br />

©aint?Soui§ (Miffouri). ©röffmmg beö neuen ©ofpttatö für<br />

Srrftnntge (ben Barmherzigen ©chmeftern anvertraut) . . 504


574 —<br />

Sftontereg. ©tattb beä ©onctliarfeminar« unb ber anbern 2ln*<br />

ftalten. S3runo Slfoareg . . . . . . . 552<br />

£entralamerifa.<br />

Simon ((Sofia Sftica). ©taub ber Söerfe. ßrautnrig . . 272.<br />

Sübamerifa.<br />

33erid£)t üBer ben Sefudj be« SÄfgr. ©rouget. SWgemeiner Serid^t<br />

über bie SBerfe in ber argentinifd&en SftepuBlif: ^ßaraguag u. f. ro. 557<br />

Sßaraguag.<br />

3lf fomption; föeife;bie äßerfe. Selpecf) . . . . 431<br />

^ßeru.<br />

Sirna. Mrgerfrieg; ©inselljetten. ©d|)n). ©aftagnet . . . 424<br />

— ©djto. ?ßerrot 426<br />

— SDttoielle 428<br />

3lrequipa. 58ürgerfrieg; bie Sßerfe ber 3)liffionäre. Sufyamel 565<br />

SftepuBlif Sirgentinten,<br />

©an 3uan be ©u^o. ©rbBeBen. ®edP . . . . 121<br />

Saö SBerf oon ber ftobeSangft ©grifft. 33reoe Seo 1 « XIIL . 129<br />

Knaben, jugeft^rieBen ber giirBitte be§ feiigen goljanne« Gabriel<br />

«PerBo^re 123, 273, 569<br />

— jugeftrieben bem ©t. SSincengmaffer 568<br />

~ jugefdEjrieBen ber tounberBaren SKebaiHe . . . . 568<br />

Bibliographie.<br />

Sa« SeBen unb bie ©dEjriften be« tyeil.SUncenj oon $aul . . 188<br />

SeBenäBefd&reiBungen oott 2Jttffionären . . . . . 185<br />

Sie Ijauptjäd&licijften Sßerfe, oerfajt üBer bie e^rtoürbige Souife<br />

be 3)lariÄac 461<br />

§anbBud^ &um ©eBraucfye in ben ©eminarien ber ©ongregation<br />

ber 9Jliffion 465

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