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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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WANDEL ALS KONSTANTE UNSERER ZEIT 99<br />

In Bezug auf Doppelschleifenlernen lässt sich festhalten, dass nebst individuellen<br />

Restriktionen auch Aspekte der <strong>Organisation</strong>sgrösse und -komplexität zu einer<br />

fehlenden Reflektion i.V. eines Doppelschleifenlernens beitragen. Zu individuellen<br />

Restriktionen zählen u.a. der Aufrechterhalt von Machtgefügen, Mangel an<br />

Verantwortungsabgabe, <strong>im</strong>plizite Annahmen in Form mentaler Modelle über die<br />

Richtigkeit des eigenen Handelns und ein Glaube an Erfolg durch reine einschleifenbezogene<br />

Zielverfolgung. Darüber hinaus sind beschönigende und unterdrückende<br />

Informationen, bürokratische <strong>St</strong>rukturen sowie das Erkennen, dass geforderte<br />

Meinungsäusserungen in Wahrheit negative Konsequenzen haben, Faktoren, die<br />

wesentlich zu jenem organisatorischen Verhaltensmodus beitragen, den WOLFE-<br />

MORRISON & MILLIKEN als „organizational silence“ bezeichnen. 247 Paradox ist,<br />

dass dieser Verhaltensmodus selbst Produkt eines Lernprozesses ist.<br />

Während sich in der Theorie jedoch leicht Unterscheidungen und daraus abzuleitende<br />

Lösungsansätze generieren lassen, zeigt die Praxis, dass nebst dem Bedarf nach<br />

Perspektivenwechsel, Austauschförderung und Partizipation seitens des Managements<br />

die Frage der qualitativen und quantitativen Einschränkung des Miteinbezugs<br />

unterschiedlicher Meinungen für das Festlegen organisatorischer Restriktionen gleichbedeutend<br />

ist (vgl. Kap. 1.1.2.3.). Eine <strong>Organisation</strong>, die ihre Entscheidungsfindungen<br />

nicht pr<strong>im</strong>är strategie- und strukturbedingt, sondern alleine am Kriterium<br />

hoher Beteiligung ausrichtet, leidet vermutlich weniger an „organizational silence“<br />

als an „organizational inertia“. 248<br />

Aus der bisherigen Diskussion ist erkennbar, dass sich das Konstrukt der lernenden<br />

<strong>Organisation</strong> gleichsam zwischen Vertretern von Bestand und <strong>Wandel</strong> resp. Vertretern<br />

unterschiedlicher <strong>Wandel</strong>ansichten bewegt. Es ist hierbei eine Machtfrage der einen<br />

bzw. der anderen Gruppe, inwieweit neue Umgangsformen in die <strong>Organisation</strong> eingebracht<br />

werden können. Daher ist Double-Loop-Lernen nicht zwangsläufig, sondern<br />

hängt von der Durchsetzungskraft der einen oder anderen Gruppe ab. 249<br />

Wo setzt nun aber das Konzept der lernenden <strong>Organisation</strong> zur Klärung dieser Frage<br />

an? Obwohl das Individuum nicht mit der <strong>Organisation</strong> gleichgesetzt wird, wird der<br />

institutionalisierte Entscheidungsträger i.V. einer Person, eines Gremiums oder Organs<br />

247 Wolfe-Morrison, E. et al. (Silence, 2000).<br />

248 Vgl. für Beispiele zu Auswirkungen organisatorischer Trägheit auf die <strong>Organisation</strong>sstruktur den Beitrag von<br />

Hannan, M.T. et al. (Organizations, 1977).<br />

249 Lembke, G. (Lernende <strong>Organisation</strong>, 2004), S. 75.

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