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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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WANDEL ALS KONSTANTE UNSERER ZEIT 91<br />

koppelungsprozesse <strong>im</strong> Verständnis eines Signals zur Gegenkopplung relevant sind. 215<br />

Dieser Feedbacklogik folgend, lassen sich zwei aus der systemtheoretisch orientierten<br />

Psychologie stammende Prinzipien zuordnen:<br />

1. Das Prinzip der Finalität (lat. „finis“: Zweck, Ende, Ziel) betont, verglichen mit<br />

der Suche nach Kausalitäten (lat. „causa“: Ursache, Grund), die Zweckbest<strong>im</strong>mtheit<br />

als handlungsleitendes Kriterium. 216<br />

2. Das Prinzip der Äquifinalität besagt, dass auf Basis des Regelkreisprinzips bei<br />

nicht-trivialen Systemen 217 wie bspw. <strong>Organisation</strong>en oder Menschen davon auszugehen<br />

ist, dass komplett Gleiches auf Basis jeweiliger Rückmeldungen und<br />

Interpretationen zu Unterschiedlichem i.V. interaktiver, partizipativer Lernprozesse<br />

218 führen kann und dass Unterschiedliches völlig Gleiches auslösen kann, 219<br />

sodass das Suchen nach Ursache-Wirkungszusammenhängen i.S. einer linearen<br />

Wenn-Dann Grammatik sinnlos wird.<br />

Übertragen auf Lernprozesse ergibt sich daraus die didaktische Konsequenz, dass<br />

Reaktionen und Verhalten zweckbest<strong>im</strong>mter Systeme durch verschiedene Ursachen<br />

bedingt dennoch ähnlich sein können, oder anders ausgedrückt, mehrere Wege zum<br />

selben Ziel führen. Anerkennt man diese Sichtweise, lassen sich zwei Implikationen<br />

ableiten: Erstens wird nebst der in TEIL I, Kap. 5.4. erwähnten begrenzten Rationalität<br />

des Individuums jene begrenzte Rationalität der <strong>Organisation</strong> erkennbar, die durch<br />

ihre teils bürokratischen <strong>St</strong>rukturen die für das Lernen notwendigen Freiheitsgrade<br />

verhindert (vgl. TEIL IV). 220 Zweitens wird durch die Methode des Erkennens und<br />

Beseitigens schädlicher Einflüsse das Anwenden heuristischer Prinzipien bedeutsamer,<br />

indem innerhalb festgelegter Rahmenbedingungen all jene Verhaltensweisen zulässig<br />

sind, die nicht explizit ausgeschlossen werden (vgl. ebenfalls TEIL I, Kap. 5.4.).<br />

215 Niemeyer, G. (Kybernetische Modelltheorie, 1977), S. 161f.<br />

216 Brunner, R. et al. (Individualpsychologie, 1983/1995), S. 156ff.<br />

217 Die Bezeichnung der nicht-trivialen Maschine ist von VON FOERSTER. Diese weist folgende Merkmale<br />

auf: „synthetisch-deterministisch“, „geschichtsabhängig“, „analytisch-indeterminierbar“ und „unvorhersagbar“,<br />

[vgl. Foerster von, H. (Gewissen, 1993), S. 251]. Durch die generelle Assoziation einer Maschine<br />

mit Mechanik werden wir anstelle des Terminus „nicht-triviale Maschine“ für das Bezeichnen von <strong>Organisation</strong>en<br />

i.V. von Organismen den Terminus „System“ verwenden.<br />

218 Baecker, D. (<strong>Organisation</strong>, 2003). S. 185.<br />

219 Vgl. Manella, J. (Führung, 2005), S. 371.<br />

220 Vgl. Morgan, G. (Images, 1986/2006), S. 116.

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