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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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WANDEL ALS KONSTANTE UNSERER ZEIT 60<br />

zwischen <strong>Organisation</strong>en, <strong>Organisation</strong>smitgliedern und dem Umfeld: 138<br />

1. Widersprüche, die durch Diskrepanzen zwischen individuellem Denken und Handeln<br />

zustande kommen und oftmals Folge zu starker Regelkonformität sind.<br />

2. Widersprüche, die sich aus Diskrepanzen individuell erkannter Handlungsbedarfe<br />

und organisatorisch gewähltem Antwortverhalten ergeben.<br />

3. Widersprüche, die durch Diskrepanzen zwischen Umweltbedingungen und organisatorischen<br />

Reaktionen entstehen, wobei letzteres häufig mit Ignoranz und damit<br />

verbundenem Pseudolernen verbunden ist.<br />

4. Widersprüche, die durch Diskrepanzen zwischen Umweltbedingungen und individuellen<br />

Perzeptionen und Apperzeptionen ausgelöst werden.<br />

Generell ist davon auszugehen, dass die Bereitschaft zur Veränderung umso grösser<br />

ist, je ausgeprägter die Situation als widersprüchlich dargestellt werden kann und je<br />

verlockender die Alternativen gegenüber der aktuellen Situation für die Betroffenen<br />

und die <strong>Organisation</strong> sind. 139<br />

Den erkannten Widersprüchen wird dabei häufig durch drei organisatorische Reaktionsmuster<br />

begegnet, welche von der gegebenen <strong>Organisation</strong>skultur als auch von<br />

den zugrunde liegenden Annahmen über <strong>Wandel</strong> beeinflusst sind: 140<br />

1. Verleugnung von Widersprüchen und Pseudo-Auseinandersetzungen. Die <strong>Organisation</strong><br />

wird gegenüber Veränderungen abgeschottet. Es erfolgt allenfalls eine Perfektionierung<br />

der aktuellen <strong>St</strong>ruktur oder eine Pseudo-Auseinandersetzung, die<br />

durch kosmetische Eingriffe marginale Veränderungen herbeiführt.<br />

2. Reaktive Ass<strong>im</strong>ilation oder regressive Akkomodation. Eine reaktive Ass<strong>im</strong>ilation<br />

bezeichnet <strong>St</strong>rukturanpassungen angesichts veränderter Umweltbedingungen,<br />

während eine regressive Akkomodation, eine Neudefinition der Umwelt i.S. einer<br />

Beschneidung des Aktionsfeldes vorsieht. Diese soll mit der gegebenen <strong>Organisation</strong>sstruktur<br />

bewältigbar sein. 141<br />

3. Joint opt<strong>im</strong>ization von Ass<strong>im</strong>ilation und Akkomodation. Unter einer „joint opt<strong>im</strong>ization“<br />

von Ass<strong>im</strong>ilation und Akkomodation wird eine vorausschauende Identi-<br />

138 Vgl. March, J.G. et al. (Ambiguity, 1976/1979), S. 12ff. MARCH & OLSEN bezeichnen ursprünglich die von<br />

uns benannten Widersprüche als L<strong>im</strong>itationen eines organisatorischen Lernzirkels. Wir werden uns mit dem<br />

Konzept der lernenden <strong>Organisation</strong> in Kap. 2. befassen.<br />

139 Frei, F. et al. (<strong>Organisation</strong>, 1992/1996), S. 142.<br />

140 Baitsch, C. et al. (Widersprüche, 1990), S. 247.<br />

141 Die Termini „Ass<strong>im</strong>ilation“ und „Akkomodation“ stammen von PIAGET, [vgl. Piaget, J. (Entwicklung,<br />

1970/2010). Sie werden hier von den Autoren in einem abweichenden Sprachgebrauch verwendet. Wir<br />

werden in Kap. 2.1. auf Piagets Verständnis eingehen.

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