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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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EINLEITUNG 48<br />

be<strong>im</strong> Gestalten, Lenken, Entscheiden und Verändern. Sie verschaffen uns das Gefühl<br />

von Kontrolle, indem sie uns einen Überblick über die wichtigsten <strong>St</strong>ellhebel, deren<br />

Verbindungen sowie mögliche Rückwirkungen und Einflüsse geben. Zugleich erfüllen<br />

sie eine Schlüsselfunktion für das Lernen und den Aufbau eines Verhaltensrepertoires<br />

von Individuen, Gruppen und <strong>Organisation</strong>en. 90<br />

5.4. Heuristiken und Algorithmen<br />

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird durch die Pionierarbeiten des späteren<br />

Nobelpreisträgers HERBERT A. SIMON zwischen den Begriffen der begrenzten und<br />

unbegrenzten Rationalität unterschieden. Begrenzt bedeutet, dass entgegen dem<br />

Menschenbild des „Homo Oeconomicus“ oder „Homo Rationalis“ Menschen in<br />

Realsituationen vorwiegend nicht-rationale Entscheidungen treffen. 91 Die Beschränkungen<br />

auslösenden Faktoren beziehen sich dabei auf Umweltbedingungen,<br />

Informationskosten oder mentale L<strong>im</strong>itierungen i.V. einer begrenzten kognitiven Verarbeitungskapazität<br />

oder Erinnerungsvermögens. 92 Daraus folgt, dass wir in unstrukturierten<br />

und nichtvertrauten Situationen, die zu wenig Information und Wissen<br />

für ein algorithmisches Vorgehen beinhalten, nebst Rekognitionsstrategien durch<br />

Situationsvergleiche oder Mustererkennung bewusst oder unbewusst kognitive<br />

Heuristiken nutzen. Diese ermöglichen unter erhöhtem Zeitdruck oder Motivationsmangel<br />

schnelle und wirksame Entscheidungen in komplexen Situationen zu treffen. 93<br />

90<br />

91<br />

92<br />

93<br />

Schwaninger, M. (Modelle, 2004), S. 55.<br />

Während der von SIMON geprägte Begriff der „begrenzten Rationalität“ (engl.: „bounded-rationality“)<br />

heutzutage in der Forschung sowohl für die Untersuchung von Opt<strong>im</strong>ierungen unter Randbedingungen<br />

(engl.: „opt<strong>im</strong>ization under constraints“), für kognitive Täuschungen (engl.: „cognitive illusions“) als auch<br />

zur Untersuchung schneller und einfacher Heuristiken (engl.: „fast and frugal heuristics“) genutzt wird,<br />

werden wir <strong>im</strong> Rahmen dieses Kapitels das Begriffsverständnis auf letztere Bezugsebene einschränken. Dies<br />

auch vor dem Hintergrund des Verständnisses von SIMON, der mit dem Begriff der begrenzten Rationalität<br />

weder Opt<strong>im</strong>ierung unter Randbedingungen noch kognitive Täuschungen assoziiert, [vgl. Gigerenzer, G.<br />

(Rationality, 2004)].<br />

Todd, P.M. (Bounded Minds, 2001).<br />

Vgl. S<strong>im</strong>on, H.A. (Invariants, 1990), S. 8ff. Obwohl SIMON betont, dass es eine Vielzahl weiterer<br />

Techniken gibt, um unsere l<strong>im</strong>itierte kognitive Verarbeitungskapazität <strong>im</strong> Umgang mit komplexen<br />

Situationen zu unterstützen, erwähnt er: „They [The problem solving techniques, Anm. des Verf.] are not<br />

opt<strong>im</strong>izing techniques, but methods for arriving at satisfactory solutions with modest amounts of computation.“<br />

Dies <strong>im</strong>pliziert, dass eine Heuristik zwar unvollständig, aber inhaltlich sowie aus Sicht des Ressourcenverbrauchs<br />

nützlich ist. Weiter gilt zu erwähnen, dass sich die o.g. <strong>St</strong>rategien gegenseitig nicht<br />

ausschliessen. Ein hervorragender Überblick über das Werk von SIMON findet sich bei Augier, M. et al.<br />

(Man, 2004).

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