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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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EINLEITUNG 42<br />

bestätigt und zu vermehrter Reaktion der gleichen Handlung auffordert. Das Verhalten,<br />

das daraus resultiert, kann entweder permanent wachsend oder permanent<br />

schrumpfend sein. Positives Feedback wird deshalb gerne auch als amplifizierendes<br />

oder gleich gerichtetes Feedback bezeichnet. 62 Negatives Feedback führt hingegen<br />

dazu, dass derzeitige Handlungen resp. Aktivitäten verändert werden, da ausserhalb<br />

einer festgelegten Abweichungsgrenze ein zu grosser Unterschied zwischen Zielzustand<br />

und tatsächlich erreichtem Zustand besteht. Es wirkt stabilisierend und fördert<br />

eine Gegenreaktion zum bestehenden Verhalten in Form einer Zu- oder Abnahme. Es<br />

wird deshalb auch als kompensatorisch oder gegenläufig bezeichnet. 63 Ergänzend zu<br />

beiden Rückkopplungsmechanismen ist die Systemeigenschaft der verzögerten Antwortreaktion<br />

zu nennen, worin die Wirkung einer Aktion zeitlich verschoben auftritt<br />

und aufgrund fehlender Zielerreichung häufig – mit der Gefahr der Übersteuerung –<br />

nachgesteuert wird. Beide Feedbackformen entstehen aus expliziten oder <strong>im</strong>pliziten<br />

Zielen und haben sowohl Vor- als auch Nachteile. So kann ein positiver Verstärkungsprozess<br />

Motor für Wachstum sein, indem bspw. das Kaufverhalten durch Mundpropaganda<br />

beeinflusst wird. Zugleich kann es aber auch Grund für Teufelskreise wie<br />

selbsterfüllende Prophezeihungen 64 , dem Entstehen von Zinseszinsen oder einem fortwährenden<br />

Wettrüsten sein. Positive und negative Rückkoppelungsmechanismen sind<br />

somit als gegenseitige Zugkräfte zu verstehen, deren Dosierung und Zusammenspiel<br />

von der konkreten Situation abhängen. 65<br />

Zusammenfassend heisst ein System zu beherrschen, alle genannten Systemcharakteristika<br />

be<strong>im</strong> Managen und Gestalten von <strong>Organisation</strong>en zu berücksichtigen.<br />

Häufig bedienen wir uns hierzu unterschiedlichster Modelle, deren Zweck es ist, einen<br />

Überblick über die relevanten Einflussgrössen und ihr Zusammenspiel zu geben.<br />

62<br />

63<br />

64<br />

65<br />

Vester, F. (Vernetzt Denken, 2002/2005), S. 155.<br />

Ebd., S. 155.<br />

Der Begriff der selbsterfüllenden Prophezeihung (engl.: „self-fulfilling prophecy“) ist ein aus der Sozialpsychologie<br />

stammender Effekt, der besagt, dass die Erwartungshaltung, die eine Person in eine andere hat<br />

dazu führt, dass sich diese Person erwartungskonform verhält. I.S. eines selbstverstärkenden Prozesses kann<br />

dies bspw. bei Leistungserwartungen in eine gesundheitsschädliche Haltung ausarten. Dieser Effekt ist auch<br />

als Pygmalion-Effekt bekannt, [vgl. Merton, R.K. (Self-Fulfilling Prophecy, 1949), S. 179ff.]. Im erweiterten<br />

Sinn sind davon nicht nur Personen, sondern ganze Handlungsabläufe betroffen, die gezielt in eine Richtung<br />

entwickelt werden, um eigene Annahmen zu bestätigen.<br />

Forrester, J. (System Dynamics, 1971/1990), S. 2ff.; vgl. auch Beer, S. (Brain, 1972/1995), S. 32ff.

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