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Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

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EINLEITUNG 40<br />

5.2.3. Konzentration auf Systemstellhebel: Die Pareto-Logik<br />

Ein Denken in Systemen strukturiert Komplexität, indem es durch eine klare<br />

Terminologie dazu zwingt, komplexe Probleme in Bezug auf die Systeme<br />

<strong>Organisation</strong> und Umwelt abzugrenzen. Die Wahl des Systems resp. Systemausschnitts<br />

obliegt der Zweckmässigkeit der Betrachtung und somit dem Betrachter<br />

selbst. Trotz einer Systemabgrenzung und dem Festlegen des Systemfokus zeigt sich<br />

jedoch häufig, dass das System <strong>im</strong>mer noch zu dynamisch ist, um überblickt und<br />

gelenkt zu werden. Dies ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Elemente<br />

eines Systems meistens Menschen sind, die alleine bereits eine sehr hohe Verhaltensvarietät<br />

aufweisen. Ziel ist es deshalb, aus dem gewählten Systemausschnitt gemäss<br />

der Pareto-Regel jene 20 Prozent an Einflussvariablen (und ihr Zusammenwirken)<br />

herauszufinden, die 80 Prozent des Gesamtoutputs des Systems produzieren. 57 Diese<br />

20 Prozent müssen gestaltet, gelenkt und entwickelt werden, was die Funktion von<br />

Management ist (vgl. Kap. 2.1.). Um dies zu erfüllen, bedient sich das Management<br />

der o.g. Arbeit „am“ System, indem es kybernetischen Prinzipien folgt. Dazu ist die<br />

Kenntnis relevant, dass ein System i.S. der Selbstorganisation dazu tendiert, ein<br />

Fliessgleichgewicht aufrecht zu erhalten, wenn Abweichungen ausserhalb vorgegebener<br />

Grenzen entdeckt werden. Das Bestreben eines Systems, einen gewohnten Zustand<br />

beizubehalten, stellt für das bewusste Verändern von <strong>Organisation</strong>en eine Herausforderung<br />

dar. 58 Dies v.a. dann, wenn es sich nicht nur um Veränderungen innerhalb<br />

gültiger Systemgrenzen (i.V. organisatorischer Grenzen) handelt, sondern um<br />

Veränderungen, die die Grundsätze des Systems in Frage stellen. 59<br />

„Leaders who attempt organizational change often find themselves unwittingly caught in<br />

balancing processes. To the leaders, it looks as though their efforts are clashing with sudden<br />

resistance that seems to come from nowhere. In fact (…) the resistance is a response by the system,<br />

trying to maintain an <strong>im</strong>plicit system goal. Until this goal is recognized, the change effort is<br />

doomed to failure.“ 60<br />

57<br />

58<br />

59<br />

60<br />

Das Pareto-Prinzip ist ein Lehrsatz der traditionellen Wirtschaftslehre. Es besagt, dass sich nahezu alle<br />

Probleme (80 Prozent) auf 20 Prozent aller Einflussgrössen zurückführen lassen. Diese 80-20-Regel leitet<br />

sich ursprünglich von der Pareto-Verteilung (Pareto-Kurve) ab, die <strong>im</strong> Gegensatz zur glockenförmigen<br />

Normalverteilung das tatsächliche Gefälle der Wohlstandsverteilung innerhalb einer Bevölkerung dadurch erklärt,<br />

dass 80 Prozent des Wohlstands <strong>im</strong> Besitz von 20 Prozent der Bevölkerung sind. Forschungen zeigen,<br />

dass sich dieses Prinzip nicht nur auf die Wohlstandsverteilung, sondern grundsätzlich auf fast alle Problembereiche<br />

der Komplexitätsökonomik übertragen lässt, [vgl. für eine Vertiefung Beinhocker, E. (Origin,<br />

2006), S. 86].<br />

Beer, S. (Platform, 1975/1994), S. 227.<br />

Siehe Teil II, Kap. 2.2.2., in dem wir uns näher mit <strong>Wandel</strong> erster und zweiter Ordnung befassen werden.<br />

Senge, P.M. (Fifth Discipline, 1990), S. 88.

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