23.11.2013 Aufrufe

Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ORGANISATION ALS ORDNUNGSSCHAFFENDES ELEMENT 347<br />

3.2.2. Systemarchetyp II: Das begrenzte Wachstum<br />

»Wieso sollen wir uns über Probleme Gedanken machen, die wir nicht<br />

haben? Wir wachsen – momentan zwar etwas langsamer – aber<br />

<strong>im</strong>mernoch. Das ist ganz normal.«<br />

(Erweiterte Formulierung in Anlehnung an SENGE, 1990, S. 391)<br />

3.2.2.1.1. <strong>St</strong>rukturmuster<br />

Auf Wachstum ausgelegte Prozesse, die über lange Zeit erfolgreich sind und<br />

expandieren, werden durch eine Sättigung oder einen Ressourcenengpass begrenzt.<br />

Auf Abweichungen vom gewohnten Erfolg und Wachstum wird mit Erstaunen und der<br />

<strong>St</strong>rategie des „Mehr vom Selben“ (vgl. TEIL II, Kap. 2.2.2.) reagiert, jedoch schnell<br />

festgestellt, dass auch die erhöhte Anstrengung nicht das gewünschte Resultat (erhöhte<br />

Nachfrage, erhöhte Ressourcenverfügbarkeit) bringt. Die verwendeten Lösungen<br />

wandeln sich in sog. „versuchte Lösungen“ 943 und verursachen Frustration, Lethargie<br />

und Ratlosigkeit. Zugleich wird die Lage meistens durch einen verzerrten Rückschaufehler<br />

(engl.: „hindsight-effect“) verstärkt. Darunter wird verstanden, dass ohne<br />

sachlichen Bezug betroffene und beteiligte Personen behaupten, die sich ergebenden<br />

Folgen bereits <strong>im</strong> Vorfeld erkannt zu haben. 944<br />

Generell wird bei diesem Systemarchetyp zu spät erkannt, dass jedes Wachstum<br />

begrenzt ist und sich auch die meisten Ressourcen früher oder später erschöpfen. Im<br />

schl<strong>im</strong>msten Fall führt das Nichterkennen dieser Spirale dazu, dass <strong>Organisation</strong>en<br />

ihre Marktattraktivität und Produktivität sowie Personen ihre Leistungsfähigkeit<br />

einbüssen. 945<br />

3.2.2.1.2. Funktionsmechanismus<br />

Die diesem Ablaufmuster zugrunde liegenden Funktionsmechanismen entstehen durch<br />

einen zuerst lange Zeit allein agierenden Verstärkungsprozess. Dieser greift beständig<br />

auf eine begrenzte Ressource zurück und erzeugt langsam einen kompensatorischen<br />

Prozess. Bei der zwischen Erfolg und dem Eintreten eines Korrekturmechanismus<br />

943 Watzlawick, P. (Mehr des Guten, 2009).<br />

944 Vgl. Fischhoff, B. (Debiasing, 1982/2005), S. 427f.<br />

945 Im Zusammenhang mit Leistungsanforderung und Leistungsfähigkeit lässt sich i.w.S. hier auch das von<br />

PETER & HULL benannte Peter-Prinzip subsumieren, [vgl. Peter, L.J. et al. (Peter-Prinzip, 1972/2010), S.<br />

25]. Dieses besagt, dass man solange erfolgreich von einer Hierarchiestufe zur nächsten wächst, bis man jene<br />

<strong>St</strong>ufe erreicht hat, die nicht mehr äquivalent zur eigenen Leistungsfähigkeit ist: „In einer Hierarchie neigt<br />

jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner <strong>St</strong>ufe der Unfähigkeit aufzusteigen. […] Dieses Prinzip ist der<br />

Schlüssel zum Verständnis aller hierarchischen Systeme und damit gleichzeitig zum Verständnis der<br />

gesamten <strong>St</strong>ruktur unserer Zivilisation.“

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!