Organisation im Wandel - Universität St.Gallen

ORGANISATION ALS ORDNUNGSSCHAFFENDES ELEMENT 345
3.2.1. Systemarchetyp I: Der verzögerte Gleichgewichtsprozess
»Wir dachten, wir wären im Gleichgewicht, aber dann schossen wir zu
unserem Nachteil über das Ziel hinaus und benötigten lange, um die
Balance wiederzufinden.«
(Erweiterte Formulierung in Anlehnung an SENGE, 1990, S. 390)
3.2.1.1.1. Strukturmuster
Als ersten Systemarchetyp wird das Strukturmuster des verzögerten Antwortverhaltens
vorgestellt. Grundsätzlich handelt es sich um eine Organisation, eine Gruppe oder ein
Individuum, das aufgrund einer ausbleibenden Reaktion auf eine getätigte Handlung
mit einer erneuten Handlung reagiert. Dabei wird übersehen, dass es sich anstelle einer
ausbleibenden Reaktion um eine Zeitverzögerung im Antwortverhalten handelt. Folge
der verzögerten Reaktion und nachgeschobenen Handlung ist eine Übersteuerung.
Diese in den Griff zu bekommen, ist grundsätzlich möglich, erfordert aber mehr Zeit
und Aufwand als die Systemreaktion abzuwarten.
3.2.1.1.2. Funktionsmechanismus
Ein verzögertes Antwortverhalten ist Teil eines Kompensationsprozesses. Es entsteht,
indem die Dauer einer ausbleibenden Rückmeldung auf eine Aktion als störend
empfunden wird, weshalb mit einer erneuten Aktion reagiert wird. Die Konsequenz
dieser Nachbesserung ist eine Übersteuerung, die den Sollzustand überbietet. Durch
die Übersteuerung entstehen Probleme, die zusätzlichen Aufwand schaffen. Erst im
Nachhinein wird erkannt, dass man diese hätte vermeiden können, wäre man sich des
zugrunde liegenden Systemverhaltens bewusst gewesen.
Gefahr der
Übersteuerung
[-]
Korrigierende
Handlung
Aktion
Ist-Soll
Vergleich
Verzögertes
Antwortverhalten
[+]
Ist-Soll
Diskrepanz
Abb. 35: Das Strukturmuster des verzögerten Antwortverhaltens.
(Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an die Logik von SENGE, 1990, S. 389)